1. Gutartige Tumoren der Leber Leberadenom Das Leberadenom stellt die häufigste gutartige Raumforderung der Leber dar. Sie tritt vor allem bei jungen Frauen auf und ist assoziiert mit der Einnahme von oralen Kontrazeptiva. Da ein Adenom sich in einen bösartigen Leberkrebs umwandeln kann, müssen regelmäßige Kontrollen erfolgen. Fokale noduläre Hyperplasie Die fokale noduläre Hyperplasie tritt ebenfalls häufig bei Frauen nach Einnahme oraler Kontrazeptiva auf. Sie besitzt keine Entartungstendenz. Hämangiom Hämangiome (Blutschwämmchen) stellen ebenfalls gutartige Tumoren der Leber ohne Entartungstendenz dar. Komplikationen treten sehr selten, hauptsächlich bei oberflächlicher Lage, auf. Zysten Zysten können sowohl einzeln als auch multipel in der Leber vorkommen. In der Regel sind Zysten ungefährlich. Gelegentlich lösen Sie Schmerzen und Verdauungsbeschwerden aus, wenn sie oberflächlich lokalisiert sind. Selten kann eine polyzystische Lebererkrankung vorliegen, bei der die Leber komplett mit Zysten unterschiedlicher Größe durchsetzt ist. Dies ist meistens mit einer polyzystischen Nierendegeneration verbunden. 2. Bösartige Tumoren der Leber Hepatozelluläres Karzinom Das hepatozelluläre Karzinom („Leberkrebs“; HCC) ist eine bösartige Erkrankung, welche von den Leberzellen ausgeht. Es ist zurzeit die fünfthäufigste bösartige Erkrankung in Deutschland. Risikofaktoren Patienten mit einer Leberzirrhose haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem HCC zu erkranken. Risikofaktoren für die Entstehung einer Leberzirrhose stellen neben chronischen Virusinfektionen der Leber (chronische Hepatitis B, chronische Hepatitis C) auch ein überhöhter Alkoholkonsum sowie eine Fettlebererkrankung dar. Ein erhöhtes Risiko auch ohne Leberzirrhose besteht bei einer chronischen Hepatitis-B-Virusnfektion und einer Fettlebererkrankung. Diagnostik Zur Sicherung der Diagnose eines HCC werden die Computertomografie (CT), die Magnetresonanztomografie (MRT) sowie der Ultraschall, jeweils mit Kontrastmittel, empfohlen. Durch diese Untersuchungen soll die typische Gefäßversorgung eines Leberkarzinoms festgestellt werden Bei nicht eindeutigen Befunden wird entweder die Durchführung einer Biopsie zur feingeweblichen Untersuchung oder eine weitere Bildgebung mit Kontrastmittel empfohlen. Eine Übersicht über den empfohlenen Diagnosealgorithmus gibt Abbildung 1. Allgemein Jeder Patient mit einem neu diagnostizierten HCC wird zur Planung der optimalen Therapie im sogenannten HCC-Board vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine wöchentlich stattfindende Konferenz von Fachärzten aus unterschiedlichen Disziplinen (Onkologen, Radiologen, Internisten, Chirurgen, Strahlentherapeuten) mit Erfahrung in der Behandlung von Lebertumoren. Gemeinsam wird mit Rücksicht auf das Tumorstadium, die Leberfunktion und des Allgemeinbefinden des Patienten ein individuelles Behandlungskonzept erstellt. Das Barcelona-Clinic-Liver-Cancer(BCLC)-Klassifikationssystem (Abb. 2) gibt einen Überblick über die Stadieneinteilung, und die Behandlungsmöglichkeiten in Abhängigkeit vom Stadium der Erkrankung werden in Abbildung 3 aufgezeigt. Operative Therapien 1. Lebertransplantation Voraussetzung für eine Lebertransplantation ist die Erfüllung der sogenannten MilanKriterien (3 Herde kleiner 3 cm oder 1 Herd kleiner 5 cm Durchmesser). Sie ist für Patienten mit einer Leberzirrhose im BCLC-Stadium 0 und 1 die Therapie der Wahl. 2. Resektion Bei Patienten mit guter Leberfunktion, fehlender oder minimaler portaler Hypertension (Pfortaderhochdruck) mit einem BCLC-Stadium 0 oder 1, für die eine Lebertransplantation nicht infrage kommt, stellt die Resektion des Tumors eine prinzipiell kurative Behandlungsmöglichkeit dar. Interventionelle Therapien 1. Radiofrequenzablation Bei der Radiofrequenzablation wird durch eine Sonde direkt im Tumor eine Zerstörung des Tumorgewebes mit Hitze herbeigeführt. Sie kann unter der Kontrolle von Ultraschall und CT durchgeführt werden. Die Therapie eignet sich unter anderem für Patienten im BCLCStadium 0 und 1, die für eine Transplantation oder Resektion nicht infrage kommen. Der Einsatz der Radiofrequenzablation zur Überbrückung der Zeit bis zur Lebertransplantation ist ebenfalls möglich. 2. Transarterielle Chemoembolisation Die transarterielle Chemoembilsation ist ein Verfahren, bei der die Gefäßversorgung und somit die „Ernährung“ des Tumors unterbrochen wird. Diese Therapieform wird in der Abteilung für Radiologie durchgeführt. Über ein Gefäß in der Leiste wird ein Katheter bis in das Gefäß vorgeschoben, welches den Tumor mit Blut versorgt. Durch die Injektion von einer Emulsion, eines Chemotherapeutikums oder von Plastikkügelchen soll das Gefäß verschlossen werden. Meist sind mehrere Sitzungen erforderlich, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. 3. Selektive interne Radiotherapie Die selektive interne Radiotherapie ist ein strahlentherapeutisches Verfahren. Über einen Leistenkatheter werden Mikrokügelchen, welche die radioaktiven Isotope Ytrium-90 enthalten, in das Gefäß injiziert, welche den Tumor versorgen. Die Kügelchen verhindern einerseits die weitere Versorgung des Tumors mit Blut und zerstören ihn durch Strahlung von Innen. Das gesunde Gewebe wird dabei geschont, da die Reichweite der Strahlung maximal 11 mm beträgt. 4. Medikamentöse Therapie In Deutschland ist das Medikament Sorafenib zur Behandlung des HCC zugelassen. Es gehört zu der Gruppe der Tyrosinkinaseinhibitoren und verlangsamt einerseits das Wachstum des Tumors, andererseits werden die Gefäßneubildung und damit die Versorgung des Tumors behindert. Diese Therapie ist für fortgeschrittene Stadien vorgesehen und kann auch in Kombination mit radiologischen und strahlentherapeutischen Verfahren eingesetzt werden. Cholangiozellulläres Karzinom Das cholangiozelluläre Karzinom (CCC) ist eine seltene, bösartige Erkrankung, welche von den Gallengangszellen ausgeht. Man unterscheidet intra- und extrahepatische Tumoren der Leber (intrahepatisches CCC, Klatskin-Tumor, distales CCC, Gallenblasenkarzinom). Risikofaktoren Risikofaktoren sind neben einer primär sklerosierenden Cholangitis chronische Gallengangsentzündungen, parasitäre Erkrankungen und Virusinfektionen der Leber (z.B. Hepatitis B und C). Diagnostik Symptome treten in der Regel erst spät auf und umfassen einen schmerzlosen Ikterus (Verschluss der Gallengänge) oder Oberbauchschmerzen. Eine feingewebliche Untersuchung wird in der Regel mittels ERCP (endoskopisch-tetrograde ChlangioPankreatografie, Gallengangsdarstellung) oder Leberbiopsie erzielt. Zusätzlich sollte durch Schittbildgebung (CT oder MRT) eine weitere Ausdehnung des Tumors untersucht werden. Behandlungmöglichkeiten Auch die Behandlung eines CCC sollte in einem interdisziplinären Tumorboard festegelegt werden. Therapiemöglichkeiten je nach Ausdehnungsgrad umfassen Operation, lokale ablative Therapieoptionen oder auch Chemotherapie mit Gemcitabine/Cisplatin. Abb. 1: Diagnostik des HCC. Abb. 2: Stadieneinteilung Klassifikationssystem. des HCC gemäß Barcelona-Clinic-Liver-Cancer- Abb. 3: Stadiengerechte Behandlung des HCC.