C California Enzephalitis Virus Bunyaviren Campylobacter Erregerbezeichnung Campylobacter Synonym Entfällt Morphologie Gebogene, spiral- oder S-förmige gramnegative Stäbchen, 0,2–0,9 µm dick, 0,5–5 µm lang, von älteren Kulturen auch kokkoid. Bei Phasenkontrastbetrachtung gut beweglich. Taxonomie Familie: Campylobacteriaceae Gattungen: Campylobacter, Arcobacter Spezies: C. coli, C. concisus, C. curvus, C. fetus ssp. fetus, C. fetus ssp. venerealis, C. gracilis, C. helveticus, C. hominis, C. hyointestinalis ssp. hyointestinalis, C. hyointestinalis ssp. lawsonii, C. jejuni ssp. doylei, C. jejuni ssp. jejuni, C. lanienae, C. lari, C. mucosalis, C. rectus, C. showae, C. sputorum biovar paraureolyticus, C. sputorum biovar sputorum, C. upsaliensis Historie 1886 wurden von Th. Escherich erstmals spiralförmige Bakterien bei durchfallkranken Säuglingen und Katzen beobachtet. Erste Beschreibung eines vibrioähnlichen Erregers (wahrscheinlich C. fetus ssp. fetus) bei Schafen durch McFadyean und Stockmann 1909. Erstisolation beim Menschen durch Vinzent 1947 („Vibrio fe- tus“). 1963 Einführung der Gattungsbezeichnung durch Sebald und Veron. Erkrankungen/Symptome Die einzelnen Spezies der Gattung Campylobacter führen zu unterschiedlichen Krankeitsbildern. Enteritis. Bakterien der Gattung Campylobacter werden als die weltweit häufigsten Enteritiserreger angesehen. In Deutschland liegen sie zurzeit an zweiter Stelle hinter den Salmonellen. Am häufigsten werden hier C. jejuni (ca. 90% der Fälle) und C. coli (ca. 5% der Fälle) isoliert, seltener auch C. lari, C. upsaliensis und C. fetus sowie in Einzelfällen C. hyointestinalis, C. concisius und C. mucosalis. Inkubationszeit 2–10 Tage, Prodromalstadium mit Kopfschmerzen, Myalgien, Arthralgien. Nach 12 - 24 Stunden Fieberanstieg bis über 40°C, abdominelle Krämpfe, wässrige Diarrhöen, in bis zu 50% der Fälle auch schleimig oder mit Blutauflagerungen, selten Erbrechen. Üblicherweise selbstlimitierender Verlauf von 3–7 Tagen Dauer. Extraintestinale Prozesse. Hier ist neben C. jejuni vor allem C. fetus ssp. fetus von Bedeutung. Bakteriämie, Sepsis, Harnwegsinfekte, Meningitis, Endokarditis Peritonitis, Pankreatitis, reaktive Arthritis, Abort und Neugeborenensepsis sind beschrieben. Assoziation von C. jejuni (v.a. Penner Serotyp O:19) mit Guillain-Barré-Syndrom. C. sputorum wurde aus Abszessen isoliert, während C. concisus und C. rectus mit der Pathogenese der Periodontitis in Zusammenhang gebracht werden. Bei C. helveticus und C. showae handelt es sich um Arten von fraglicher humanpathogener Bedeutung. Differenzialdiagnose Enteritis: Bakterielle (z.B. Salmonellen, Shigellen, Yersinien) und virale (z.B. Rotavirus, Norwalkvirus) Enteritiserreger, Parasiten. Bei ex99 Campylobacter traintestinalen Prozessen Differenzialdiagnose in Abhängigkeit von der Erkrankung. Labordiagnostik Extraintestinale Infektionen und Bakteriämie. Therapie der Wahl sind ebenfalls Makrolide. Bei sehr schweren Verläufen auch Gentamicin plus Cefotaxim oder Carbapeneme. Mikroskopie. Siehe Morphologie. Kulturelle Anzüchtung. Erfolgt über Filtration auf Blutplatten oder spezielle bluthaltige oder blutfreie Selektivmedien. Inkubation für 48 h bei 37°C in mikroaerobem Milieu (5% O2, 10% CO2, 85% N2), für einige Campylobacter spp. (C. sputorum, C. concisus, C. mucosalis und C. hyointestinalis) kann H2-Zusatz erforderlich sein. C. curvus, C. rectus und C. gracilis wachsen bevorzugt anaerob. Biochemische Differenzierung. Nachweis von Oxidase und Katalase, Fehlen von Glukosespaltung. H2S-Bildung, DNAse, Hippurathydrolyse, Indoxylacetathydrolyse, Nitratreduktion und Wachstum bei 15, 25 und 42°C. Die Prüfung des Resistenzverhaltens gegen Nalidixinsäure kann bei zunehmender Chinolon-Resistenz nicht mehr als Differenzierungsmerkmal empfohlen werden. Weitere Differenzierungsmethoden: Aufgrund der geringen Anzahl zur Verfügung stehender biochemischer Reaktionen sind weitere Differenzierungsmethoden wie die gaschromatographische Auftrennung der Gesamtzellfettsäuren und molekularbiologische Verfahren (PCR, Hybridisierung) von Bedeutung. Serotypisierung. Nach den Schemata von Lior und Penner, molekularbiologische Typisierung mittels Pulsfeld-Gelelektrophorese, RFLP u.a. Antikörpernachweis (ELISA, Western Blot). Nur bei Folgeerkrankungen (reaktive Arthritis, Guillain-Barré-Syndrom) indiziert. Therapie Enteritis. Bei unkompliziertem Verlauf lediglich symptomatische Therapie (Volumen- und Elektrolytsubstitution). Bei schwerem und langanhaltendem Verlauf Gabe von Makroliden (z.B. oral Clarithromycin 2mal täglich 250– 500mg, Kinder 2mal täglich 8–12mg/kg; parenteral Erythromycin-Lactobionat 1,5–2g, Kinder 50mg/kg täglich in 3 Einzeldosen für 5–7 Tage). Alternativ Ciprofloxacin 2mal 500mg/Tag (häufiger Resistenzen!) oder Tetrazyklin. 100 Guillain-Barré-Syndrom. Gabe von Immunglobulinen, Plasmapherese. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Infektionsdosis ab ca. 1.000 Bakterien. Über die Pathogenese ist relativ wenig bekannt, Adhäsion und Kolonisation scheinen eine Rolle zu spielen, z.T. gefolgt von Invasion oder Translokation. Über Campylobacter-Toxine wurde eine Vielzahl oft widersprüchlicher Arbeiten publiziert. Die hohe Antigenvariabilität wird bei der Serotypisierung basierend auf hitzelabilen (HL-) Antigenen nach Lior und O-Antigenen nach Penner genutzt (über 100 HL- und 60 OSerotypen, s.a. Labordiagnostik). Transmission Campylobacter werden vorwiegend über Nahrungsmittel wie nicht durchgegartes Geflügelfleisch oder Rohmilch, durch Kreuzkontamination bei der Nahrungszubereitung sowie durch kontaminiertes Trinkwasser übertragen. Selten fäkal-orale Übertragung durch Infizierte. Außer bei Immunsupprimierten kaum Dauerausscheider. Vermehrung und Inkubationszeit Vermehrung im Gastrointestinaltrakt koloniesierter Tiere, selten Vermehrung im kontaminierten Lebensmittel. Inkubationszeit 2–10 Tage (siehe Erkrankungen /Symptome). Resistenz Ca. 90% der C. coli- und über 95% der C. jejuniIsolate sind sensibel gegen Makrolide. In den letzten Jahren Zunahme der Resistenz gegen Chinolone, oft resistent gegen Penicilline und Cephalsoporine. Immunantwort Anstieg von spezifischen IgG, IgM und IgA-Antikörpern im Serum sowie von IgA-Antikörpern im Stuhl nach Infektion. Abfall auf Ausgangswerte bei unkompliziertem Verlauf innerhalb von ca. 4 Wochen (s.a. Labordiagnostik). Campylobacter Wirtsbereich Wichtigstes Erregerreservoir und häufigste Infektionsquelle sind besiedelte, meist asymtomatische Tiere, v.a. Geflügel, aber auch Rind, Schwein, Schaf, Hund, Katze und Vögel. Risikogruppen Risikogruppen sind Kleinkinder, junge Erwachsene, Touristen v.a. bei Reisen in warme Länder mit niedrigem hygienischen Standard sowie Beschäftigte in Tierzucht- oder tierverarbeitenden Betrieben. Epidemiologie In Deutschland werden bei 5–10% der mikrobiologisch untersuchten Durchfallerkrankungen C. jejuni bzw. C. coli gefunden. Neben sporadischen Fällen sind nahrungsmittel- oder trinkwasserassoziierte Ausbrüche von Bedeutung. In den Entwicklungsländern häufige Erkrankung des frühen Kleinkindesalters mit zunehmend asymptomatischen Verläufen etwa ab dem 5. Lebensjahr. Genetik Anfang 2000 wurde die Sequenzierung des Genoms von C. jejuni NCTC 11168 abgeschlossen (EMBL: CJ11168; accession number AL111168). Prävention Verwendung von einwandfreiem Trinkwasser, strenge Küchenhygiene, Durchgaren von Fleisch und Verzicht auf Rohmilch. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Campylobacter-freie Nutztierbestände werden z.T. angestrebt, sind aber in der Praxis nur schwer zu verwirklichen (s.a. Prävention). Meldepflicht Der direkte oder indirekte Nachweis darmpathogener Campylobacter ist nach § 7 (1) IfSG namentlich zu melden. Weiter ist nach § 6 (1) IfSG der Verdacht auf oder die Erkrankung an einer Campylobacter-Enteritis meldepflichtig, sofern eine Person betroffen ist, die in lebensmittelverarbeitenden Bereichen beschäftigt ist oder zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemiologischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen ◗ Konsiliarlabor für Campylobacter: Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universität Freiburg, Prof. Dr. M. Kist, Hermann-Herder-Str. 11, D-79104 Freiburg, Tel. 0761/203-6590, -6510, Fax 0761/203-6562, E-Mail: [email protected] ◗ Nationales Referenzzentrum für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger: Robert Koch-Institut (Bereich Wernigerode), Burgstr. 37, 38855 Wernigerode; Leitung: Herr Prof. Dr. H. Tschäpe, Tel.: 03943/679–206, Fax: 03943/679–207, E-Mail: tschä[email protected] und ◗ Hygiene-Institut der Universität Hamburg, Abteilung Bakteriologie, Prof. Dr. J. Bockemühl, Marckmannstr. 129a, D-20539 Hamburg, Tel. 040/42837-201, Fax 040/42837-483, E-Mail: [email protected] ◗ Ratgeber Infektionskrankheiten: http://www.rki.de ◗ Standardization of molecular typing methods for Campylobacter: http://www.svs.dk/campynet/contents.htm ◗ Campylobacter jejuni genome: http://microbios1.mds.qmw.ac.uk/ campylobacter, http://www.sanger.ac.uk/ Projects/C_jejuni/ ◗ U.S. Food & Drug Administration: http://vm.cfsan.fda.gov/~mow/chap4.html ◗ Centers for disease control and prevention: http://www.cdc.gov/ncidod/dbmd/ diseaseinfo/campylobacter_g.htm Schlüsselliteratur 1. Allos BM, Taylor DN. Campylobacter infections. In: Evans AS, Brachman PS, eds. Bacterial Infections of Humans. New York: Plenum Medical, 1998:169–90. 2. Kist M. Campylobacter- und Arcobacter-Infektionen. In: F. Hofmann (Hrsg.) Infektiologie. Ecomed Verlag, Landsberg, 1996 3. Nachamkin I. Campylobacter and Arcobacter. In: P.R. Murray, E.J. Baron, M.A. Pfaller, F.C. Tenover, R.H. Yolken (Hrsg.) Manual of Clinical Microbiology. 7. Edit., ASM Press, Washington, 1999 4. Nachamkin I, Blaser MJ (Hrsg.). Campylobacter. ASM Press, Washington, 2000. 101 C Candida 5. Parkhill J, Wren BW, Mungall K, Ketley JM, Churcher C, Basham D, Chillingworth T, Davies RM, Feltwell T, Holroyd S, Jagels K, Karlyshev AV, Moule S, Pallen MJ, Penn CW, Quail MA, Rajandream MA, Rutherford KM, van Vliet AHM, Whitehead S, Barrell BG. The genome sequence of the foodborne pathogen Campylobacter jejuni reveals hypervariable sequences. Nature 403, 665–668 (2000). Candida Erregerbezeichnung Candida albicans, Candida dubliniensis, Candida tropicalis, Candida parapsilosis, Candida guilliermondii, Candida glabrata, Candida krusei, sonstige Candida species Synonym Mehr als 150 Synonyme für C. albicans, C. tropicalis, ca. 20–50 Synonyme für C. parapsilosis, C. guilliermondii und C. krusei. Bekanntestes Synonym für C. glabrata: Torulopsis glabrata. Morphologie C. albicans: Auf Sabouraud-Glucose-Agar (SGA) bei 37°C cremefarbene, meist glatte Kolonien. Mikroskopisch: Sprossende Hefezellen 3– 8×2–7 µm. Auf zuckerarmen Substraten bei 24°C: Reichlich Pseudomyzel, echtes Myzel und Chlamydosporen. C. dubliniensis: Kulturmorphologie wie C. albicans, jedoch auf Guizotiaabbyssinica-Kreatinin-Agar (Staib-Agar) rauhe Kolonien mit reichlich Chlamydosporen. C. tropicalis und C. parapsilosis: Auf SGA bei 37°C Kolonien, Hefezellen und Pseudomyzel ähnlich wie C. albicans; kein echtes Myzel, keine Chlamydosporen. C. guilliermondii: Auf SGA bei 37°C Kolonien ähnlich wie C. albicans. Sprossende Hefezellen 3–6×2–4 µm. Pseudomyzel spärlich. C. glabrata: Auf SGA bei 37°C Kolonien ähnlich wie C. albicans. Sprossende Hefezellen 2–4×3–6 µm. Kein Pseudomyzel.C. krusei: Auf SGA bei 37°C cremefarbene, rauhe Kolonien. Hefezellen deutlich ellipsoid bis zylindrisch, 4– 5×2–5 µm. Pseudomyzel robust. Wirtsgewebe: Rundzellen mit Sprossungen, meist größer als in Kultur; Pseudomyzel, bei C. albicans und C. dubliniensis auch echtes Myzel. 102 Taxonomie Division: Ascomycota Klasse: Endomycetes Familie: Endomycetaceae Gattung: Candida Arten: Candida albicans (Robin) Berkhout. Teleomorph nicht bekannt. Candida tropicalis (Castellani) Berkhout. Teleomorph nicht bekannt. Candida parapsilosis (Ashford) Langeron & Talice. Teleomorph nicht bekannt. Candida guilliermondii (Castellani) Berkhout var. guilliermondii. Teleomorph: Pichia guilliermondii Wickerham. Candida guilliermondii var.membranifaciens Lodder & Kreger-van Rij. Teleomorph: Pichia ohmeri. Candida glabrata (Anderson) S. A. Meyer & Yarrow. Teleomorph nicht bekannt. Candida dubliniensis. Teleomorph nicht bekannt. Familie: Sacharomycetaceae: Candida krusei (Castellani) Berkhout. Teleomorph: Issatchenkia orientalis Kudryavtsev. Historie Erste Erwähnung des Mundsoor von Hippocrates im 4. Jahrhundert vor Christus. Erste Beschreibung der Ösophagus-Candidose 1835 von Véron, der zerebralen Candidose 1862 von Zenker. Abgrenzung der Art C. dubliniensis von C. albicans 1995 durch Sullivan. Erkrankungen/Symptome C. albicans und C. species verursachen opportunistische Infektionen verschiedenster Lokalisationen. Candidose der Haut und Nägel. Intertriginöse, genitale, perineale, interdigitale Dermatitis, Onychomykose. Candidose der Schleimhaut. Soor der Mundschleimhaut, Oesophagitis, Vulvitis und Kolpitis, Balanitis; Harnweginfektionen. Systemisch disseminierte Candidose. Sepsis mit möglicher Absiedelung in Auge (Endophthalmitis, Chorioretinitis), Hirn (basale Meningitis, Meningitis mit intraparenchymalen Abszessen, Enzephalitis), Knochen (Osteomyelitis), Leber (chronische Entzündung mit multiplen Abszessen), Nieren (interstitielle Nephritis), Herz (Endokarditis mit Besiedelung der Herzklappen, Perikarditis). Candida Besiedelung von Plastikimplantaten (Katheter, Herzklappen etc.) mit Gefahr der Dissemination. Tieflokalisierte Candidose. intraabdominelle Candidose (Peritonitis, Organinvasion). Differenzialdiagnose Ausschlüsse von Erkrankungen bakterieller, parasitärer oder viraler Genese sind bei oberflächlichen wie disseminierten oder tieflokalisierten Candidosen notwendig, da die Krankheitsbilder wenig spezifisch sind. Die Art der Grundkrankheit kann richtungsweisend sein. Labordiagnostik Histopathologischer und kultureller Pilznachweis aus Sterilkompartimenten ist pathognomonisch. Ätiologische Bedeutung aus Nichtsterilkompartimenten ist wegen des Candida-Kommensalismus beim Menschen kritisch zu bewerten, hier Quantifizierung sinnvoll. Untersuchungsmaterial: Je nach Infektlokalisation. Bei Materialien aus nichtsterilen Kompartimenten muss bakterielle Begleitflora eliminiert werden (Antibiotika im Kulturmedium). Kultur und Mikroskopie. Siehe Morphologie. Artdifferenzierung nach mikroskopischen und biochemischen Merkmalen. Antigen-Nachweis im Blut: Kommerzialisierter Test, Detektion von zirkulierendem β-1,5 Oligomannosid von C. albicans; für Screening von Risikopatienten einsetzbar, negativer Testausfall schließt disseminierte bzw. Organmykose aber nicht aus. Antikörper-Nachweis. Kommerzialisierte Teste: Indirekter Hämagglutinationstest (HAT), Indirekter Immunfluoreszenz (IFT). HAT und IFT erfassen wegen Antigengemeinschaft Antikörper gegen Zellwandmannane von C. albicans, C. dubliniensis, C. tropicalis, C. parapsilosis und C. glabrata. Präzipitationsreaktionen weisen AK gegen intrazelluläres Proteinantigen nach. Candida-Serologie ist zum Monitoring von lebensbedrohlichen Candidosen bei Patienten mit regelrechter Immunantwort hilfreich, bei immunsupprimierten Patienten sowie in der Dermatologie und Gynäkologie verzichtbar. Therapie Candidosen der Haut. Lokal Nystatin, Azole (Clotrimazol, Miconazol, Bifonazol u.a.), Ciclopiroxolamin, Naftifin; begünstigende Faktoren beseitigen (abgeschlossenes feucht-warmes Milieu). Genitalcandidose. Lokal Nystatin, Azole, Ciclopiroxolamin, Povidon-Jod; systemisch Fluconazol (1 x 150mg) oder Itraconazol (2 x 200mg). Partnermitbehandlung. Mundsoor: Lokal Nystatin-Suspension (100.000 E alle 3–6 Stunden), Lutschtabletten mit Amphotericin B oder Miconazol. Bei AIDS und Soor-Oesophagitis systemische Therapie mit Fluconazol oder Itraconazol, Dosierung in Abhängikeit von nachgewiesener Species und Azol-Empfindlichkeit. Systemisch disseminierte Candidosen. Amphotericin B parenteral (0,5–1,0mg/kg/die) kombiniert mit Flucytosin (150mg/kg/die bei nachgewiesener Empfindlichkeit). Fluconazol (400mg/ die) oder Itraconazol (400mg/die) bei C. albicans u.a. empfindlichen Spezies. Fluconazol (600–800mg/die) bei C. tropicalis, C. lusitaniae, C. parapsilosis und C. glabrata, später Korrektur entsprechend Antimykogramm. C. krusei ist Fluconazol- und oft Flucytosin-resistent. Neue Azole und Glukansynthesehemmer (Echinocandine, Pneumocandine etc.) zukünftig einsetzbar bei Azolresistenz. Besiedelte Plastikimplantate (Herzklappen, Katheter) entfernen. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Opportunistische Krankheitserreger. C. albicans besitzt das größte Pathogenitätspotenzial. Zur Virulenz beitragende Eigenschaften: Dimorphismus (C. albicans, C. dubliniensis); Adhäsion an Epithel- und Endothelzellen, Plastikadhärenz; Sekretion lytischer Enzyme: Aspartatproteinasen, Phospholipasen, Lipasen; Variation von Oberflächenantigenen (Phenotypic Switching); Expression wirtsähnlicher Moleküle wie Komplementrezeptoren (Antigenic Mimikry). Expression der einzelnen Faktoren variabel, z.T. in Abhängigkeit der Erregerlokalisation und Infektionsphase. 103 C Candida Transmission Candidosen entwickeln sich bei Störungen der Barrierefunktion von Haut bzw. Schleimhaut größtenteils aus dem patienteneigenen kommensalen Reservoir (endogene Infektion), seltener durch Einbringen extern kontaminierter Materialien (z.B. Infusionslösungen) oder durch andersartige Schmierinfektionen (exogene Infektion). Vermehrung und Inkubationszeit Vermehrung erfolgt intra- und extrazellulär; Generationszeiten von C. albicans kürzer als von anderen Spezies. Inkubationszeit aufgrund des Kommensalismus nicht bestimmbar. Resistenz C. albicans persistiert im Verdauungstrakt von Mensch und einigen anderen Warmblütern lebenslang, überlebt aber auch in der Natur. Andere C. species vorwiegend in der Natur lebend, meist feuchtigkeitsliebend. Immunantwort Granulozyten wichtige Abwehrzellen, mit entscheidend für Prävention der systemischen Dissemination. Mononukleäre Phagozyten müssen aktiviert werden (IFNγ hauptsächlich aus CD4+, aber auch CD8+ und NK-Zellen), um phagozytierte Candidazellen abtöten zu können. Reduktion der CD4+ Zellen mit Auftreten von Soor Oesophagitis korreliert. Antikörperproduktion bei immunkompetenten Menschen vorhanden, Unterscheidung zwischen Schleimhautbesiedelung, Infektion und Dissemination kaum möglich, Protektion durch Antikörper fraglich. Wirtsbereich C. albicans und wahrscheinlich auch C. dubliniensis existiert auf Haut und Schleimhaut des Menschen als Kommensale. C. guilliermondii, C. tropicalis, C. parapsilosis, C. krusei und C. glabrata primär in der Natur vorkommend, zeitweilig Kommensalen bei Mensch und anderen Warmblütern. Terrestrisches und aquatisches Habitat vieler C. species außer C. albicans. Risikogruppen Für Haut- und Schleimhaut-Candidosen: Frühund Neugeborene, Kleinkinder (Windelbereich), Patienten mit konsumierender Grundkrankheit und/oder Abwehrschwäche, unter 104 Antibiotikatherapie, mit großflächigen Hautverletzungen (bes. Verbrennung), Diabetiker, Atopiker. Für tieflokalisierte und disseminierte Candidosen: Neutropenie jedweder Genese, infektabwehrgeminderte Patienten vielfältiger Genese (bes. Transplantierte), Patienten in Intensivtherapie mit Antibiotikatherapie, Beatmung und / oder zentralem Venenkatheter, Herzchirurgie (künstliche Klappen), Abdominalchirurgie, CAPD. Epidemiologie Besiedelung des Menschen mit C. albicans während und kurz nach Geburt beginnend. Infektion erfolgt deshalb meist endogen bei entsprechender Disposition. Oft nosokomiale Infektionenen, bei prädisponierender Grundkrankheit hohe Morbidität und Mortalität. Genetik Diploider Chromosomensatz bei C. albicans; ca. 800–900 Gene; ein sexueller Vermehrungszyklus wird heute angenommen. Chromosomen bei C. albicans: R,1, 2, 3, 4, 5, 6, 7. Von C. albicans ist das komplette mitochondriale Genom sequenziert. Candida species meist haploid, sexuelle Vermehrungszyklen zum Teil bekannt, weshalb Zuordnung zu den Ascomyceten erfolgte. ◗ C. albicans Gene für 18S rRNA, ITS1, 5.8S rRNA: AB054032 ◗ C. albicans SC5314 Candida albicans cDNA, mRNA Sequenz: AF035758 ◗ C. albicans DNA, RPS Region: D63856 ◗ C. albicans mRNA für Antigenpeptid: E17071 ◗ C. albicans Mitochondrion, komplettes Genom: NC_002653 ◗ C. albicans kleine UE rRNA: M60302 ◗ C. albicans 18S rRNA Gen: E15168 ◗ C. albicans 5.8S rRNA Gen, 28S rRNA Gen, 5' Ende: L47111 ◗ C. albicans Regulatorgen für filamentöses Wachstum (RFG1): AF330198 ◗ C. albicans EFG Gen für putativen Transkriptionsfaktor: Z32687 ◗ C. albicans Aspartylproteinase Gene (SAP46):: AF043547, AF043549, AF043548 ◗ C. albicans Gen für Phospholipase B: AB010809 ◗ C. albicans Gen für Heat Shock Protein (HSP70B): X97723 Capnocytophaga Prävention Bei Risikopatienten, Fieber unklarer Genese und Nichtansprechen auf Antibiotika, zusätzlich Therapie mit Antimykotika (Amphotericin B oder Azol). Prophylaxe in Neutropeniephase (<1.000/mm3) und in anderen Risikosituationen (z.B. Abdominalchirurgie) mit Fluconazol 400mg/die. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Erfassung nosokomialer Infektionen in Intensivtherapieeinheiten mit Nachweis von Candida aus dem Blut durch multizentrische Studien in den USA (Pfaller MA et al. 1998. J. Clin. Microbiol.; 36: 1886–9) und in Europa (Vincent, J.L. et al. 1995. JAMA; 274: 639–44). 3. Odds FC 1988. Candida and Candidosis. 2nd Ed. Ballière Tindall. London. 4. Graser, Y et. al. 1996. Molecular markers reveal that population structure of the human pathogen Candida albicans exhibits both clonality and recombination. Proc Natl Acad Sci U S A 93(22):12473–7. 5. Tzung KW et al. 2001. Genomic evidence for a complete sexual cycle in Candida albicans. Proc Natl Acad Sci U S A 98(6):3249–3253. Candiru Virus Bunyaviren Capillaria hepatica Nematoden, seltenere Meldepflicht Keine Meldepflicht des Erregers. Ausnahme: besondere Antimykotikaresistenzen. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Kein Referenzzentrum in Deutschland (Stand April 2001) ◗ Kultur und Mikromorphologie: http://www.cathouse4.freeserve.co.uk/ mycol.htm ◗ Genetik: http://alces.med.umn.edu/ candida.htm ◗ DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Artenliste: ◗ http://www.dsmz.de/species/gn300167.htm ◗ Informationen über Candida-Infektionen: http://www.nlm.nih.gov/medlineplus/ candidiasis.html ◗ HIV-Infektion und Candida: University of California San Francisco and San Francisco General Hospital: http://hivinsite.ucsf.edu ◗ Neuentwicklungen von Antimykotika: http://www.current-drugs.com/news/ ICAAC40R9.htm ◗ Weitere Informationen: http://www-cme.erep.uab.edu/ onlineCourses/fungal/ID0047.html Capillaria philippinensis Nematoden, seltenere Capnocytophaga Erregerbezeichnung C. ochraceae, C. gingivalis, C. sputigena, C. haemolytica, C. granulosa, C. canimorsus und C. cynodegmi. Synonym Keine Daten verfügbar. Morphologie Schlankes, fusiformes oder fadenförmiges, gramnegatives Stäbchen, teilweise gebogen oder kokkoid. Keine Geißeln, aber gleitende Motilität im Dunkelfeldpräparat. Taxonomie Die Gattung Capnocytophaga besteht aus 7 Arten: C. ochraceae, C. gingivalis, C. sputigena, C. haemolytica, C. granulosa, C. canimorsus und C. cynodegmi. Schlüsselliteratur Historie 1. Kurtzman, CP & Fell, JW. 1998, The Yeasts, A Taxonomic Study. Elsevier Science B.V., Amsterdam. 656pp. 2. Coleman, DC, Sullivan, DJ, Bennett, DE, Moran, GP, Barry, HJ, and Shanley, DB. 1997. Candidiasis: the emergence of a novel species, Candida dubliniensis. AIDS. 11:557–567 Von Prévot 1956 an zwei Isolaten aus eitrigem Sputum und aus dem Abszeß einer Katze erstmals beschrieben und Fusiformis nucleatus var. ochraceus genannt; danach verwirrende Ent105 C Capnocytophaga wicklung der Taxonomie: Ristella ochracea, Bacteroides oralis var. elongatus, Bacteroides ochraceus, CDC-Gruppe DF-1. C. canimorsus und C. cynodegmi besiedeln bei Hunden den Rachenraum und werden häufig über Bissverletzungen übertragen. Erkrankungen/Symptome Vermehrung und Inkubationszeit Dentalinfektionen (Periodontitis) und extraorale Manifestationen, u.a. Sepsis, Endokarditis, pulmunale Infekte, Arthritis, Abszess, Wundinfektionen und Kolpitis. Bebrütung in Anwesenheit von 5–10% CO2 bzw. anaerob. Wachstum nach 2–4 Tagen. Resistenz Keine Daten verfügbar. Differenzialdiagnose Erreger der HACEK-Gruppe (Hämophilus, Actinobacillus, Cardiobacterium, Eikenella und Kingella), Fusobacterium nucleatum (strikt anaerob). Labordiagnostik Langsames Wachstum auf Blut- oder KochblutAgar in anaerober oder mikroaerophiler Atmosphäre (5–10% CO2). Nach 2–4 Tagen kleine, flache, rauhe, teilweise gelblich pigmentierte Kolonien, in den Agar eingesunken, mit unregelmäßigem Rand und Schwärmzonen oder mit glattem Rand und glatter Oberfläche. Bittermandelgeruch der Kultur. Kein Wachstum auf McConkey-Agar. Biochemische Differenzierung schwierig, schwache Fermentation von Kohlenhydraten, Oxidase- und, Katalase-Reaktion variabel, Indol-negativ. Capnocytophaga kommt häufig in einer Mischkultur vor. Immunantwort Keine Daten verfügbar. Wirtsbereich C. ochraceae, C. gingivalis, C. sputigena, C. haemolytica, C. granulosa gehören zur physiologischen Standortflora des oberen Respirationstrakts des Menschen, C. canimorsus und C. cynodegmi kommen vor allem im Rachenraum von Hunden vor. Risikogruppen Immunsupprimierte, vor allem Patienten mit Granulozytopenie oder Asplenie. Infektion wird begünstigt durch Ulzerationen der Mundschleimhaut. Personen mit Hundebissverletzungen. Epidemiologie Der Erreger kommt weltweit vor. Therapie In vitro häufig empfindlich gegen Breitspektrum-Cephalosporine, Carbapeneme, Fluorchinolone, Chloramphenicol, Erythromycin, Clindamycin. Wirksamkeit von Cotrimoxazol und Aminoglykoside variabel. Resistent gegen Metronidazol und Aztreonam. Genetik Komplette Sequenz des 16S rRNA-Gens bekannt, NCBI-Accession-No. von Capnocytophaga ochracea: L14635. Prävention Keine Daten verfügbar. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Weniger spezifische Virulenzfaktoren wie Proteasen, die Zellproliferation und die zelluläre Abwehr hemmende Stoffe beschrieben, Endotoxin. Keine Daten verfügbar. Transmission Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Einige Arten sind Bestandteil der physiologischen Rachenflora beim Menschen, die Infektion durch diese Erreger erfolgt i.d.R. endogen. 106 Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht. Keine Referenzzentren und Expertenlaboratorien verfügbar. Cardiobacterium hominis Dictionnaire de bactériologie vétérinaire: http://www.bacterio.cict.fr/c/ capnocytophaga.html Schlüsselliteratur 1. Mutters R. Actinobacillus, Capnocytophaga, Eikenella, Kingella, and other fastidious or rarely encountered gramnegative rods. In: Murray PR, Baron EJ, Pfaller MA, Tenover FC, Yolken HY (eds), Manual of Clinical Microbiology, 2000, 7th. edition, ASM Press, Washington D.C. 2. Gill VJ. Capnocytophaga. In: Mandell, Douglas and Bennett´s (eds) Principles and Practice of Infectious Diseases, 1995, 4th. edition, Churchill Livingstone, New York. 3. Boltze H.-J. Sonstige, überwiegend langsam wachsende gramnegative Stäbchen. In: Burkhardt F. (ed), Mikrobiologische Diagnostik, 1992, Thieme Verlag, Stuttgart. 4. Martino R, Ramila E, Capdevila JA, Planes A, Rovira M, Ortega Md, Plume G, Gomez L, Sierra J. Bacteremia caused by Capnocytophaga species in patients with neutropenia and cancer: results of a multicenter study. Clin Infect Dis 2001 Aug 15;33(4):E20–2 Caraparu Virus Bunyaviren Erkrankungen/Symptome C. hominis ist ein typischer Erreger der Endokarditis, vor allem bei vorgeschädigten Herzklappen. Der Erreger wurde ferner aus dentalen Plaques und bei Periodontitis isoliert. Selten Meningitis. Differenzialdiagnose Andere Erreger der HACEK-Gruppe (Hämophilus, Actinobacillus, Cardiobacterium, Eikenella und Kingella) und Suttonella indologenes. Labordiagnostik Anzucht in mikroaerophiler Atmosphäre (5– 10% CO2) auf Blut-, Kochblut-, Mueller-Hinton-, Tryptikase-Soja-Agar, nicht oder schlecht auf McConkey-Agar. Nach 2–4 Tagen kleine konvexe, runde Kolonien, opaleszierend ohne oder mit leichter α-Hämolyse, die später flach und trocken werden, netzartig konfluieren und in den Agar einsinken. Oxidasereaktion positiv, Katalasereaktion negativ, Indol wird produziert (teilweise nur schwach), Glukose und andere Kohlenhydrate werden fermentiert. Therapie Cardiobacterium hominis Erregerbezeichnung Cardiobacterium hominis Synonym Keine. Morphologie Schlankes gramnegatives Stäbchen (0,5×1– 3 µm) mit grampositiv erscheinenden Polkappen, auch pleomorph, in Paaren, Ketten, Haufen oder Rosetten gelagert, auch Filamente. C. hominis ist in der Regel in vitro empfindlich auf Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme, Tetrazykline und Chlorampenicol. Penizillin G, häufig kombiniert mit Aminoglykosiden, wurde bisher meist für die Therpie der Endokarditis eingesetzt. In der letzten Zeit wurden β-Laktamase-produzierende Stämme beschrieben, die ein alternatives Vorgehen erforderlich machen. Deshalb sollte die Therapie nach Anfertigung eines Antibiogramms und nach Rücksprache mit einer/m klinischen Mikrobiologin/en bzw. Infektiologin/en erfolgen. Spezifische Merkmale Taxonomie Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Cardiobacterium hominis ist der einzige Vertreter des Genus Cardiobacterium und gehört, zusammen mit Suttonellen, der Familie Cardiobacteriaceae an. Keine Daten verfügbar. Transmission Es ist anzunehmen, dass es sich bei C. hominisInfektionen um endogene Infektionen handelt. Historie C. hominis wurde aus einer Blutkultur bei Endokarditis isoliert und 1964 von Slotnick und Dougherty benannt. Vermehrung und Inkubationszeit Langsames Wachstum. Inkubationszeit 2–7 Tage. 107 C Cardioviren Resistenz Keine Daten verfügbar. Immunantwort 3. Boltze H.-J. Sonstige, überwiegend langsam wachsende gramnegative Stäbchen. In: Burkhardt F. (ed), Mikrobiologische Diagnostik, 1992, Thieme Verlag, Stuttgart. Keine Daten verfügbar. Wirtsbereich Der Erreger kommt natürlicherweise beim Menschen auf den Schleimhäuten des oberen Respirationstrakts vor. Cardioviren Erregerbezeichnung Personen mit vorgeschädigten Herzklappen bzw. Vitien. Encephalomyocarditis Virus (EMCV), Theiler's Murine Encephalomyelitis Virus (TMEV) und Vilyuisk Human Encephalomyelitis Virus (VHEV) Epidemiologie Synonym Bis zu 4,8% der Endokarditiden durch gramnegative Erreger werden durch C. hominis hervorgerufen. Keine Synonyme bekannt. Risikogruppen Genetik Komplette Sequenz des 16S rRNA-Gens bekannt, NCBI-Accession-No.: M35014. Prävention Endokarditisprophylaxe bei zahnärztlichen Eingriffen bei Patienten mit vorgeschädigten Herzklappen. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Siehe Prävention. Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Keine Referenzzentren und Expertenlaboratorien verfügbar. Schlüsselliteratur 1. Mutters R. Actinobacillus, Capnocytophaga, Eikenella, Kingella, and other fastidious or rarely encountered gramnegative rods. In: Murray PR, Baron EJ, Pfaller MA, Tenover FC, Yolken HY (eds), Manual of Clinical Microbiology, 2000, 7th. edition, ASM Press, Washington D.C. 2. McGowan JE, Steinberg JP. Other gram-negative bacilli. In: Mandell, Douglas and Bennett´s (eds) Principles and Practice of Infectious Diseases, 1995, 4th. edition, Churchill Livingstone, New York. 108 Morphologie Cardioviren sind wie alle anderen Picornaviren kleine, sphärische und unbehüllte RNA-Viren (Durchmesser 30 nm, 156S, 1,34g/ml Dichte in CsCl). Das Viruskapsid mit seinen vier nichtglykosylierten Viruskapsidproteinen VP1–VP4 umgibt ein Molekül der genomischen PlusStrang-RNA (einzelsträngig), die auch als mRNA dient (siehe auch Kapitel: Polioviren). Die Kapsidoberfläche wird durch die Proteine VP1–VP3 gebildet, wobei die Proteine VP1 und VP3 zusammen ein Loch (Pit, 2,2 nm tief und 3 nm breit) als Erkennungsstelle für den virusspezifischen Rezeptor bilden. Die Genomorganisation gleicht im Wesentlichen der von den Entero- und Rhinoviren, die Cardioviren enthalten jedoch zusätzlich eine Leadersequenz (Abbildung 1). Die virale RNA kodiert als polycistronische mRNA für ein Leader(L-) Protein, die Kapsidproteine VP4, VP2, VP3 und VP1 sowie funktionelle Proteine mit Polymerase- und Proteaseaktivität(en). Die genomische RNA von Encephalomyocarditis Virus (EMCV) ist ca. 7840 Nukleotide und die von Theiler’s Murine Encephalomyelitis Virus (TMEV) ca. 8100 Nukleotide lang. In der 5’-terminalen nichttranslatierten Region (5’-NTR, 833 Nukleotide bei EMCV und 1064 Nukleotide bei TMEV) hat Encephalomyocarditis Virus einen Poly-Cytosin-Abschnitt (Poly-C-Tract; 80–250 Cytosine). Cardioviren Kapsidproteine Funktionelle Proteine P1 VPg VP4 (Cn) L VP2 VP0 VP3 P2 VP1 2A 2B P3 2C 5’-NTR 3A 3B 3C 3D AAAn 3’-NTR Abb. 1 Genomorganisation von Cardioviren. Die Genomkarte zeigt die einzelsträngige virale Plus-Strang-RNA (EMCV ca. 7840 Nukleotide, TMEV ca. 8100 Nukleotide) mit den kodierenden Bereichen (Kästen) und den nichttranslatierten Regionen am 5´- und 3´-Terminus (5´-NTR und 3´-NTR) (siehe Rueckert, 1996). An das 5´terminale Uracil der RNA ist das kleine hydrophobe Protein VPg (Virus Protein Genome Linked, 2,4 kDa) kovalent gebunden. In der 5´-NTR (EMCV 833 Nukleotide und TMEV 1064 Nukleotide) befindet sich mit einer ausgeprägten Sekundärstruktur der Initiationsort der Translation (Internal Ribosome Entry Site = IRES) und bei EMCV eine Poly-Cytosin-Region (Poly-C-Tract; 80–250 Cytosine). Die 3´-NTR ist in unterschiedlicher Länge polyadenyliert. Während der Proteinbiosynthese wird der kodierende Bereich der polycistronischen mRNA in ein Polyprotein übersetzt, das im Vergleich zu den Enteroviren am N-Terminus zusätzlich ein Leader-Protein aufweist. Die Region P1 enthält die Kapsidproteine VP0 (Vorläufer von VP4 und VP2), VP3 und VP1. Die Regionen P2 und P3 enthalten funktionelle Proteine (u.a. 2A = Protease, 3B = VPg, 3C = Protease, 3D = RNA-Polymerase). Die Prozessierung der Proteine wird durch 3 Proteasen bewirkt. Protease 2A (Pfeil; nur zusammen mit 2B proteolytisch aktiv) setzt ein Vorläuferprotein L-P1-2A frei. Die Protease 3C spaltet das Vorläuferprotein an den L-P1 und P1-2A Schnittstellen und setzt das Vorläuferprotein P1 für die Kapsidproteine frei. Die Protease 3C übernimmt auch die meisten übrigen proteolytischen Spaltungen vor dem Zusammenbau des Virus (Assembly). Im Viruskapsid wird nach Aufnahme der viralen RNA das Vorläuferprotein VP0 in die Kapsidproteine VP2 und VP4 gespalten, wobei für Enteroviren eine Beteiligung der RNA postuliert wird. Die Enteroviren (Poliovirus, Coxsackieviren, ECHO Viren und Enteroviren 68–71) und die humanen Rhinoviren haben eine gleiche Genomorganisation, besitzen jedoch keine Leader (L)-Sequenz und können in der Länge der kodierenden und nichtkodierenden Bereiche der jeweiligen RNAs voneinander abweichen (siehe Kapitel: Polioviren) Taxonomie Genus Cardiovirus in der Familie der Picornaviridae mit den weiteren Genera: Enterovirus, Rhinovirus, Aphthovirus, Hepatovirus und Parechovirus. Mit dem Seventh Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses (2000; http://life.bio2.edu/Ictv/) wurde eine neue Einteilung in die Spezies Encephalomyocarditis Virus (EMCV; 1 Serotyp) und Theilovirus vorgenommen. Zur Spezies Encephalomyocarditis Virus zählen die Stämme Encephalomyocarditis Virus, Mengovirus, Columbia SK Virus, Maus Elberfeld Virus und MM Virus. Zur Spezies Theilovirus gehören die Stämme Theiler’s Murine Encephalomyelitis Virus (GDVII, FA, Ask1, TO, BeAn, DA), Vilyuisk Human Encephalomyelitis Virus und Rat Encephalomyelitis Virus. Die Grundlage für diese Einteilung waren u.a. Aminosäure-Identitäten in den Regionen P1 so- wie 2C und 3CD (jeweils >70%). Bezogen auf das gesamte Virusgenom besteht zwischen den einzelnen Spezies des Genus Cardiovirus eine Sequenzhomologie von >50%, wobei für bestimmte Genomabschnitte die Homologien größer oder geringer sein können. Basierend auf biologischen Eigenschaften, serologischer Typisierung und Homologievergleichen von RNA- und Proteinsequenzen werden die Cardioviren von den übrigen Picornaviren abgegrenzt. picorna: von pico = piccolo, klein; rna = RNA, ribonucleic acid; cardio: von griech. kardia = Herz Historie Im Rahmen der Anstrengungen von Patienten mit Poliomyelitis, den Erreger durch Anzüchtung im Tier zu charakterisieren, wurden ab 1939 u.a. von Jungeblut, Sanders und Dalldorf verschiedene tierpathogene Viren gefunden, die 109 C Cardioviren in Mäusen, Hamstern, Affen und anderen Tieren Erkrankungen des ZNS (Enzephalitis und Paralyse) hervorrufen. 1945 isolierten in den USA Helwig und Schmidt von kranken Affen, die in Gefangenschaft an einer Myokarditis verstorben waren, ein Virus, das in inokulierten Mäusen eine tödlich verlaufende Paralyse und Myokarditis hervorrief. Diese neuen Virusisolate wurden als Encephalomyocarditis Viren (EMCV) bezeichnet und ließen sich durch ihre gemeinsamen antigenen Eigenschaften als eigener EMCV-Serotyp von den Theiloviren abgrenzen. 1948 und 1949 wurden zwei weitere EMCV-Stämme gefunden: Das Mengovirus wurde in Entebbe (Mengo District, Uganda) aus gefangenen Rhesusaffen isoliert, die an einer Paralyse litten. In Elberfeld (Deutschland) wurde aus Mäusen das Mouse Encephalomyelitis Virus (= Maus Elberfeld Virus) nachgewiesen. Max Theiler isolierte 1933 ein Virus, das in Mäusen eine Enzephalomyelitis hervorruft. Dieses Virus wurde ursprünglich als murines Poliovirus und später als Theiler’s Murine Encephalomyelitis Virus (TMEV) bezeichnet. Später wurden von Theiler ursprünglich gefundene Isolate als TO (Theiler’s original) Stämme bezeichnet. Vilyuisk Human Enzephalomyelitis Virus (VHEV) wird für ein gehäuftes Auftreten von neurodegenerativen Erkrankungen bei der yakutischen Bevölkerung im Vilyuy-Flußtal in Sibirien verantwortlich gemacht. VHEV gehört zu den Theiloviren und wurde zwischen 1954 und 1957 aus dem Liquor eines Patienten isoliert und in Mäusen vermehrt. Erkrankungen/Symptome Bei den Cardioviren handelt es sich primär um Viren von Nagetieren, die auf den Menschen und andere Säugetiere wie Affen, Schweine, hasenartige Tiere, Pferde und Rinder übertragen werden können. Cardiovirus-Infektionen können vereinzelt beim Menschen nach direktem Kontakt mit infizierten Tieren auftreten und verlaufen überwiegend asymptomatisch. Einige Fälle von klinisch apparenten Cardiovirus-Infektionen beim Menschen sind für Viren des EMCV-Serotyps und für das Vilyuisk Human Encephalomyelitis Virus beschrieben und beziehen sich hauptsächlich auf Untersuchungen in den vierziger und fünfziger Jahren (Tabelle 1). In den letzten Jahren sind Cardiovirus-Infektionen nicht mit Erkrankungen beim 110 Menschen assoziiert worden, jedoch sind EMCV-spezifische neutralisierende Antikörper bei Tierpflegern nachzuweisen, die Kontakt zu Nagetieren haben. Im Gegensatz zu den humanpathogenen Enteroviren (Polioviren, Coxsackieviren, ECHO Viren und Enteroviren 68–71) ist über die Verteilung, Pathologie und Histopathologie von EMC Viren beim Menschen wenig bekannt. In Analogie zu infizierten Affen ist davon auszugehen, dass auch beim Menschen viszerale Organe die Hauptvermehrungsorte für EMC Viren darstellen. Fieberhafte Infekte und Erkrankungen des zentralen Nervensystems beim Menschen. Infektionen mit Encephalomyocarditis Viren können zu fieberhaften Erkrankungen führen. 1945 bis 1946 trat bei Soldaten der US-Truppen auf den Philippinen gehäuft ein „Drei-Tage-Fieber“ auf, das (ohne kardiale Beteiligung) mit starken Kopfschmerzen, erhöhten Temperaturen für 2– 3 Tage, Pharyngitis, steifem Nacken und Starre der Gesäß- und Oberschenkelmuskeln (Kernig Zeichen) einherging. Neutralisationsteste mit Serumpaaren zeigten einen Titeranstieg bei den Erkrankten. G. Dick, der als erster 1948 in Uganda das Mengovirus bei gefangenen paralytischen Rhesusaffen isolierte, erkrankte selbst an einer akuten fieberhaften Erkrankung mit Enzephalitis, wobei das Virus aus dem Blut nachgewiesen und ein signifikanter Titeranstieg von neutralisierenden Antikörpern im Serum bestimmt wurde. In den folgenden Jahren wurde mehrfach EMC Virus bei Patienten nachgewiesen, die an aseptischer Meningitis, einer Poliomyelitis-ähnlichen Paralyse oder Guillain-Barré Syndrom litten. Das Vilyuisk Human Enzephalomyelitis Virus (VHEV) wird für ein gehäuftes Auftreten von neurodegenerativen Erkrankungen in Sibirien bei Yakuten verantwortlich gemacht. Differenzialdiagnose Fieberhafte Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung wie aseptische Meningitis und Poliomyelitisähnliche Paralyse können auch durch Enteroviren hervorgerufen werden. Zur Differenzialdiagnostik siehe die Kapitel: Polioviren, Coxsackieviren, Echoviren und Parechoviren sowie Enteroviren 68–71. Zur Differenzierung von Meningitis bzw. Paralyse, für die an- Cardioviren Tabelle 1 Klinische Syndrome der Infektionen mit Cardioviren beim Menschen Klinische Syndrome beim Menschen (selten) Viren (Stämme) Drei-Tage-Fieber Aseptische Meningitis, polioähnliche Paralyse Guillain-Barré Syndrom Fieberhafte Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung (Enzephalitis) Neurodegenerative Erkrankungen EMCV EMCV EMCV Mengovirus VHEV dere Viren verantwortlich sein können, sind Mumpsvirus, Herpes-simplex-Virus und (seltener) andere Viren der Herpesvirusfamilie sowie das Lymphozytäre Choriomeningitis Virus in Betracht zu ziehen. C Auftretens von EMC Virus-Infektionen beim Menschen sind Virus- und Antikörpernachweise weltweit auf wenige Speziallaboratorien beschränkt und keineswegs Routinemethoden. Therapie Labordiagnostik Nachweis von Virus und Antikörpern. Zur Virusisolierung eignen sich je nach Organmanifestation Liquor und Serum, die in der akuten Krankheitsphase gewonnen werden, und bei fatalen Fällen weiterhin Biopsie-/Autopsiematerialien von Gehirn, Rückenmark, Myokard und Milz. Die klassische Virusanzüchtung ist durch intrazerebrale Inokulation von Mäusen oder Beimpfung von embryonierten Hühnereiern möglich. Die Anzüchtung kann außerdem in Zellkulturen von Mensch und Nagetieren vorgenommen werden. Beispiele für humane Zelllinien: HeLa- und HEp-2-Zellen. Beispiele für Nagerzelllinien: Primäre murine embryonale Fibroblasten, Ehrlich oder Krebs Aszites Tumorzellen von murinen L-929 Fibroblasten, Baby Hamster Kidney (BHK) Zellen. Die Virustypisierung erfolgt im Neutralisationstest (NT). Zusätzliche Untersuchungen können mit modernen molekularbiologischen Methoden wie Polymerase-Kettenreaktion (PCR), Restriktionsfragmentanalyse, Hybridisierung und Sequenzierung vorgenommen werden. Virusspezifische Antikörper lassen sich im Neutralisationstest (NT), in der Komplementbindungsreaktion (KBR), im Hämagglutinationshemmtest (HAH) und Enzymimmunoassay (EIA) bestimmen. Auf Grund der hohen Sequenzhomologie der Kapsidproteine von Viren des EMCV-Serotyps mit Viren des TMEV-Serotyps ist bei EIA und KBR eine immunologische Kreuzreaktion zwischen den Cardioviren zu beobachten. Wegen des seltenen Eine antivirale Therapie steht nicht zur Verfügung. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilitä Der Reproduktionsmechanismus von Cardioviren ist erst ansatzweise aufgeklärt. Da Cardioviren in ihren strukturellen und funktionellen Eigenschaften teilweise den Enteroviren gleichen, ist für Cardioviren eine Vermehrungsstrategie wie bei Enteroviren anzunehmen (siehe Kapitel: Polioviren). Der Zelltropismus wird durch virusspezifische Rezeptoren geregelt. Für EMC Viren sind Glycophorin A auf Erythrozyten und VCAM-1 (Vascular Cellular Adhesion Molecule1, Immunglobulin-Superfamilie) auf Endothelzellen als Rezeptoren charakterisiert worden. Für TME Viren kommt ein bislang nicht näher untersuchtes 34 kDa Protein als Rezeptor in Betracht. In Analogie zu Polioviren und humanen Rhinoviren der Major Gruppe dient das Loch (Pit), das auf der Kapsidoberfläche durch die Virusproteine VP1 und VP3 gebildet wird, als Anhaftungsstelle für den Rezeptor. Die wesentlichen Schritte des viralen Reproduktionszyklus mit Adsorption, Penetration, Freisetzung der viralen RNA (Uncoating), viraler Protein- und RNA-Synthese, Virusreifung (Assembly) zeigen für EMC Virus Übereinstimmung mit dem Vermehrungsmechanismus von Polioviren. Der zytopathische Effekt (z.B. durch Maus Elberfeld Virus) zeigt sich durch extreme Membranausstülpungen der Zelloberflächenmembran. Die 111 Cardioviren Stärke der Neurovirulenz von EMC Viren ist von der Länge vom Poly-C-Tract in der 5’-NTR abhängig. Über den Reproduktionsmechanismus von TME Viren ist vergleichsweise wenig bekannt. Erkrankungen bei Nagetieren, Affen und Schweinen. Encephalomyocarditis Viren rufen in oral infizierten Mäusen, Ratten und Meerschweinchen häufig Infektionen hervor, die asymptomatisch oder mit geringen klinischen Zeichen verlaufen. Orale Infektionen mit hohen Virusdosen und vor allem intrazerebrale Inokulationen führen zu starken ZNS-Manifestationen mit Enzephalitis sowie Paralyse (schlaffe Lähmungen der hinteren Extremitäten) und in der Folge zum Tode. Anders als beim Menschen sind EMC Viren bei der Maus auch für eine Myokarditis verantwortlich. EMC(D), das eine Variante von EMCV ist, infiziert in Labormäusen die Insulin-produzierenden B-Zellen des Pankreas und induziert Diabetes mellitus. EMC(D) hat im Vergleich zum Wildtypvirus eine Mutation im Viruskapsidprotein VP1. Es wird postuliert, dass EMC(D) dadurch für einen Rezeptor auf B-Zellen erkennbar wird. Folge sind Virusaufnahme und Virusvermehrung mit zytopathischem Effekt der B-Zellen. Bei Affen rufen verschiedene Stämme der EMC Viren eine Paralyse und Myokarditis hervor. Bei erwachsenen Schweinen steht die Myokarditis im Vordergrund. Intrauterine Infektionen können beim Schwein zu Totgeburten führen. Lebendgeborene Schweine versterben i. Allg. an einer interstitiellen Pneumonie, Meningoenzephalitis und/oder Myokarditis. Die Virusstämme von Theiler's Murine Encephalomyelitis Virus sind für Mäuse neurovirulent und werden in hochvirulente und schwachvirulente Stämme unterteilt. Die hochvirulenten Stämme (z.B. GDVII, FA, Ask-1) vermehren sich in Mäusen nach intrazerebraler Inokulation in Gehirn und Rückenmark und rufen eine Enzephalitis oder Enzephalomyelitis mit nachfolgender Paralyse hervor. Zielzellen sind Neuronen und Gliazellen. Die schwachvirulenten Stämme (z.B. TO, BeAn, DA, Vilyuisk) führen zu einer biphasischen ZNS-Erkrankung. Zu Beginn zeigt sich ein Poliomyelitis-ähnliches Krankheitsbild mit Paralyse (schlaffe Lähmung der hinteren Extremitäten), weshalb die Erkrankung auch als Mäuse-Poliomyelitis bezeichnet 112 wird. Während dieser frühen Krankheitsphase sind vor allem die motorischen Neuronen im Hirnstamm und Rückenmark betroffen. Wochen später kommt es zu einer chronischen und entzündlichen Erkrankung mit demyelinisierenden Prozessen. Die weiße Substanz von Gehirn und Rückenmark zeigen Infiltrate, wobei zuerst Lymphozyten und danach Makrophagen auftauchen. Mit der Infiltration von Makrophagen beginnt der Myelinzerfall. Als Ursache für den chronischen Verlauf wird u.a. die Persistenz von TMEV in Makrophagen angesehen. Wie Lipton (1994) zusammenfasst, ist die TMEV-induzierte demyelinisierende Erkrankung der Maus ein anerkanntes Tiermodell für die Multiple Sklerose (MS). Dafür spricht weiterhin, dass die Krankheit unter Kontrolle von Genen des Haupt-Histokompatibilitäts-Komplexes (MHC II) steht und der Myelinzerfall durch einen Immunpathogenitätsmechanismus hervorgerufen wird. Transmission Tierexperimente ergaben, dass Cardioviren enteritisch übertragen werden. Für EMC Viren wurde gezeigt, dass oral infizierte Schweine EMCV im Darm vermehren und über Fäzes ausscheiden. Auch Mäuse und Ratten sind oral infizierbar und werden als Hauptüberträger von EMCV-Infektionen angesehen. In diesem Zusammenhang wird der epizoonotische Ausbruch von EMCV-Infektionen gesehen, die in New South Wales (Australien) 1986 in Schweinezuchten vorkamen. Infektionen über Ausscheidungen von Nagetieren werden für das „Drei-Tage-Fieber“ verantwortlich gemacht, das 1945 bis 1946 bei Soldaten der US-Truppen auf den Philippinen auftrat (siehe auch Abschnitt: Erkrankungen/Symptome). Vermehrung und Inkubationszeit Da Infektionen mit Cardioviren beim Menschen selten auftreten, fehlen detaillierte Angaben über Vermehrung und Inkubationszeit. Die enteritische Übertragung und die Organmanifestation im ZNS legen eine Virusvermehrung im Darm mit nachfolgender Virämie und im ZNS nahe. Resistenz Cardioviren sind wie Enteroviren an die Bedingungen bei der Passage des Magen-Darmtraktes Cardioviren angepasst und bleiben bis pH 3 stabil. Viren des TMEV-Serotyps sind über den gesamten Bereich von pH 3–9,5 resistent. Viren des EMCVSerotyps sind dagegen im pH-Bereich 5–7 sehr labil, wenn das umgebende Medium 0,1 M Chlorid oder Bromid enthält. Cardioviren sind wegen der fehlenden Lipidhülle resistent gegen lipidlösende Mittel (Äther, Chloroform und Detergenzien) und werden bei neutralem pH-Wert bei Temperaturen über 50°C zerstört. Zur chemischen Inaktivierung eignen sich Formaldehyd (0,3%), Salzsäure (0,1 M) und halogenabspaltende Mittel (siehe aktuelle Desinfektionsmittelliste der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und des Robert KochInstituts). Immunantwort Für die Antigenität und Immunantwort bei Cardiovirus-Infektionen des Menschen liegen nur sehr wenige Ergebnisse vor. Es zeigt sich, dass nach Infektion mit EMC Viren die humorale Immunantwort ähnlich wie nach Poliovirus-Infektionen abläuft (siehe Kapitel: Polioviren). Im Tiermodell wurde für Mengovirus gezeigt, dass Epitope der Virusproteine VP1, VP2 und VP3 auf der Kapsidoberfläche für die Erkennung durch neutralisierende Antikörper verantwortlich sind. Für die zellvermittelte Immunität sind Bereiche von VP2 und VP3 als T-ZellEpitope bekannt. TME Viren induzieren in Mäusen lebenslang nachweisbare neutralisierende Antikörper. Murine CD4+ T-Zellen (Th1) sind für eine Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ (DTH = Delayed Type Hypersensitivity) verantwortlich (MHC II-Restriktion), die durch Epitope von VP2 bewirkt wird. Die virusspezifische T-Zellantwort, DTH und Makrophagen-vermittelte Demyelinisierung werden für die Multiple Sklerose-ähnliche Krankheit in Mäusen verantwortlich gemacht. Als Ursache für die dauerhafte Persistenz von TMEV werden zwei Mechanismen vorgeschlagen: In Makrophagen persistiert TMEV mit herunterregulierter Virusvermehrung. TMEV unterläuft in infektiösen Virus-Antikörper-Komplexen bzw. Virusaggregaten oder an zelluläre Membranen gebunden die Immunüberwachung. Wirtsbereich Als natürliches Reservoir für Cardioviren werden Nagetiere (vor allem Maus und Ratte) angesehen. Der Wirtsbereich der Theiloviren ist im Wesentlichen auf Nager beschränkt. Eine Ausnahme bildet das Vilyuisk Virus, das auch Menschen infiziert. Viren des EMCV-Serotyps können auch auf Menschen, Affen, hasenartige Tiere, Schweine und andere Haustiere sowie Vögel übertragen werden. Als mögliche Träger von EMCV werden u.a. auch Moskitos diskutiert. Maus oder Ratte werden für ausgewählte Fragestellungen zum Nachweis von EMC Viren durch Anzüchtung verwendet. Zelllinien von Mensch und Nagetieren eignen sich zur Propagierung von EMC Viren (siehe Abschnitt: Labordiagnostik). Der Nachweis von TME Viren in Zellkulturen ist problematisch. Risikogruppen Da in den letzten Jahren keine Cardiovirus-assoziierten Erkrankungen beim Menschen berichtet wurden, ist das Risiko für den Menschen als gering anzusehen. Personen, die mit Ausscheidungen infizierter, freilebender Tiere in Kontakt kommen (z.B. Soldaten) oder Materialien mit konzentrierten EMC Viren bearbeiten (z.B. Personal in wissenschaftlichen Laboratorien), können sich infizieren. Epidemiologie EMC und TME Viren sind in ihren natürlichen Wirten weltweit verbreitet. Die Epidemiologie von Cardiovirus-Infektionen beim Menschen ist nur wenig untersucht. Eine Prävalenzstudie für EMCV in Hawai 1978 ergab, dass Ratten zu 36% sowie Schweine und Kühe zu ca. 20% durchseucht waren. Für Menschen wurde eine Durchseuchung von 6% festgestellt. Genetik Für die Genomorganisation von Cardioviren siehe Abschnitt: Morphologie, und Kapitel: Polioviren. Die Accession-No. der Nukleinsäure- und Proteinsequenzen sind zu finden unter: http://life.bio2.edu/Ictv/ und http://www.iah.bbsrc.ac.uk/virus/ Picornaviridae/picornavirus.htm. 113 C Catu Virus Tabelle 2 Klinische Syndrome der Infektionen mit Cardioviren beim Tier (Syndrome bei 1Affe, 2Maus, 3Ratte, 4Meerschweinchen, 5Schwein) Klinische Syndrome beim Tier Encephalomyocarditis Virus (Stämme) Pneumonie, pulmonales Ödem2,5 EMCV EMCV, Columbia SK, Mengovirus MM-Virus EMCV EMCV EMCV (D) EMCV Theiler´s Murine Encephalomyelitis Virus (Stämme) Paralyse1,2,4 Enzephalitis2 Meningoenzephalitis5 Myokarditis1,2,5 Diabetes mellitus2 Totgeburt5 Klinische Syndrome beim Tier Intestinale Infekte2,3 Paralyse2 Enzephalitis2 Enzephalomyelitis2 Mäuse-Poliomyelitis Demyelinisierung (Multiple Sklerose-ähnlich)2 Prävention Eine aktive und passive Immunisierung gegen Cardioviren sowie eine antivirale Therapie stehen nicht zur Verfügung. Hochvirulente Stämme: GDVII, FA, Ask-1 Schwachvirulente Stämme: TO, DA, Vilyuisk The Picornavirus Homepage: http://www.iah.bbsrc.ac.uk/virus/ Picornaviridae Schlüsselliteratur Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Die Vermeidung von Kontakten mit infizierten Tieren (speziell Nagetieren) dient der Krankheitsvorbeugung. Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Web-Adressen The International Committee on Taxonomy of Viruses: http://www.ncbi.nlm.nih.goc/ICTV/ All the virology on the WWW: http://www.virology.net The big picture book of viruses: http://www.virology.net/Big_Virology/ BVHomePage.html 114 1. King, A.M.Q. et al., Picornaviridae. In: Virus Taxonomy, Classification and Nomenclature of Viruses, Seventh Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses, edited by van Regenmortel, M.H.V. et al., Academic Press, San Diego, (2000) 657–678. 2. Lipton, H.L., Theiler’s Viruses. In: Encyclopedia of Virology, edited by Webster, R.G. and Granoff, A., Academic Press Inc., San Diego, Vol. 3, (1994) 1423–1430. 3. Racaniello, V.R., Picornaviridae: The Viruses and Their Replication. In: Fields Virology, Fourth Edition, edited by Knipe, D.M. et al., Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia, Vol. 1, (2001) 685–722. 4. Scraba, D.G., Cardioviruses. In: Encyclopedia of Virology, edited by Webster, R.G. and Granoff, A., Academic Press Inc., San Diego, Vol. 1, (1994) 205–213. 5. Warren, J., Miscellaneous Viruses: Encephalomyocarditis. In: Diagnostic Procedures for Viral, Rickettsial and Chlamydial Infections, Fifth Edition, edited by Lennette, E.H. and Schmidt, N.J., American Public Health Association, Inc., (1979) 1010–1013. 6. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio Catu Virus Bunyaviren Cestoden (seltenere Cestoden-Infektionen) CDC coryneform group 2 Arcanobakterien CDC coryneform group E partial_1 Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus CDC coryneform group E partial_2 Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Central European encephalitis virus Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus und Russisches Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus Ceropithecine herpesvirus 1 B-Virus Cestoden (seltenere CestodenInfektionen) Neben den weitverbreiteten und häufigen Infektionen mit humanspezifischen CestodenArten kann es gelegentlich auch zum Befall des Menschen mit solchen Bandwürmern kommen, die Tierparasiten sind und deshalb hier nur tabellarisch aufgelistet werden. Für die Epidemiologie dieser Spezies spielt der Mensch keine Rolle. Für Taenia multiceps stellt er sogar einen Fehlzwischenwirt dar, da sich die Finne im Zentralnervensystem ansiedelt und von ihr keine Infektion der Endwirte (Hunde) ausgehen kann. Die Finne wird als Coenurus cerebralis bezeichnet, das von ihr hervorgerufene Krankheitsbild als Coenurose. Bei den anderen in der Tabelle 1 angeführten Arten handelt es sich um Darmhelminthen, die als Adultwurm im Menschen parasitieren und unklare Bauchbeschwerden hervorrufen können. Die Differenzialdiagnose dieser Bandwürmer bleibt parasitologischen Speziallaboratorien vorbehalten. Über die Therapie liegen keine Erfahrungen vor. Es ist anzunehmen, dass als Breitspektrumanthelminthikum das Praziquantel wirksam ist. Tabelle 1 Seltenere Cestoden-Arten des Menschen Erregerbezeichnung Natürliche Endwirte Transmission Verbreitung Diphyllobothrium pacificum Meeressäugetiere oral (Fische) Bertiella studeri Affen, Hunde oral (Milben) Pazifikküste (Südamerika, Japan) Süd- und Südostasien, Inermicapsifer madagascariensis Mesocestoides spec. Nagetiere Vögel, Säugetiere Dipylidium caninum Raillietina celebensis Hunde, Katzen Ratten oral (Arthropoden?) oral (Vögel, Reptilien, Amphibien) oral (Flöhe, Mallophagen) oral (Ameisen) Hymenolepis diminuta Taenia multiceps (Coenurose) Nagetiere Hunde oral (Arthropoden) oral (Hundekot) Ostafrika, Karibik Afrika, Karibik, Südamerika weltweit weltweit Ost- und Südostasien, Australien weltweit weltweit 115 C Chagres Virus Chagres Virus Bunyaviren Chandipuravirus Vesiculovirus Chigoe Tunga penetrans Chikungunya Virus Alphaviren sich durch Teilung und sind empfindlich gegen bestimmte Antibiotika. Nach Abschluss der Vermehrungsphase kondensieren die RK wieder in EK, die nach Freisetzung aus der Zelle einen weiteren Infektionszyklus in Gang setzen können. Chlamydien können nur in der Zellkultur oder im bebrüteten Hühnerei angezüchtet werden. Wegen dieser Eigenschaften wurden Chlamydien früher fälschlicherweise für „große Viren“ gehalten. Taxonomie Familie: Chlamydiaceae Gattung: Chlamydia (Chlamydophila gen. nov.) Art: Chlamydia pneumoniae (TWAR) (Chlamydophila pneumoniae comb.nov.) Historie Chilomastix mesnili Darmflagellaten Chinesischer Leberegel Opisthorchis Chlamydia pneumoniae (TWAR) Erregerbezeichung Chlamydia pneumoniae (TWAR) Synonym TWAR; Chlamydophila pneumoniae (neu vorgeschlagene, aber noch nicht allgemein verwendete Bezeichnung) Morphologie Chlamydien sind Bakterien mit obligat intrazellulärer Vermehrung. Sie durchlaufen einen typischen Vermehrungszyklus: Die 300 nm kleinen Elementarkörperchen (EK) sind die extrazelluläre infektiöse Form des Erregers; sie werden in eine geeignete Wirtszelle aufgenommen und wandeln sich in die ca. 1000 nm großen intrazellulären Retikularkörperchen (RK) um; diese RK sind metabolisch aktiv, vermehren 116 Das erste Isolat (TW-183) wurde 1965 aus dem Konjunktivalabstrich eines Kindes in Taiwan angezüchtet und als atypischer „Chlamydia psittaci“-Stamm betrachtet. Während einer Pneumonie-Epidemie in Finnland im Jahre 1978 fiel auf, dass die Patienten einen erhöhten Antikörper-Titer in der Chlamydien-Komplementbindungsreaktion aufwiesen. Zwei Jahre später konnte mit dem Mikroimmunfluoreszenztest (MIF) gezeigt werden, dass es sich bei den Antikörpern der finnischen Patienten um IgM-Antikörper gegen TW-183 handelte. 1983 wurde in Seattle, USA erstmalig ein Stamm aus dem Rachenabstrich eines Studenten mit Pharyngitis angezüchtet (AR-39). Der Name TWAR leitet sich aus den Bezeichnungen der ersten Isolate ab. 1989 wurde Chlamydia pneumoniae (TWAR) als dritte Spezies der Gattung Chlamydia anerkannt. 1999 wurde von K. D. E. Everett et al. (1) eine neue Taxonomie der Familie Chlamydiaceae auf der Basis von 16S rRNA-Untersuchungen vorgeschlagen, die bisher aber noch nicht allgemein gebräuchlich ist. Erkrankungen/Symptome Infektionen der Atemwege, Krankheiten wie Sinusitis, Pharyngitis oder Otitis media und seltener schwere systemische Infektionen; eine Assoziation mit der Arteriosklerose (Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt) wurde beschrieben. Chlamydia pneumoniae (TWAR) Atemwegsinfektionen. Am häufigsten sind asymptomatische Infektionen oder leichter verlaufende atypische Pneumonien und Bronchitiden. Chlamydia pneumoniae gilt als Ursache von ca. 15% aller ambulant erworbenen Pneumonien und von ca. 5% der Bronchitiden und Sinusitiden im Erwachsenenalter. Keine typischen klinischen Befunde oder Leitsymptome; häufig sind: Subakuter Beginn, Halsschmerzen, Heiserkeit oder trockener, lange anhaltender Husten. Andere Erkrankungen. Daneben kommen Otitis media, Sinusitis oder Pharyngitis vor, sehr selten wurden auch Endokarditis, Myokarditis, Meningoradikulitis, Erythema nodosum und reaktive Arthritis beschrieben. Eine Assoziation mit dem Asthma bronchiale wurde ebenfalls beschrieben. Schwere systemische Infektionen. Gelegentlich sowohl im Erwachsenenalter als auch bei Kindern schwere systemische Infektionen, zum Beispiel als „Fieber unklarer Genese“ (FUO = fever of unknown origin). Besonders bei Patienten mit schweren Grundkrankheiten wurden lebensbedrohliche Verläufe beobachtet. ◗ Antigen-Nachweis-Verfahren (Immunfluoreszenz, ELISA) sind wegen zu geringer Sensitivität und Spezifität nicht empfehlenswert. ◗ DNA-Nachweis: Verschiedene Primer zum Nachweis von C. pneumoniae-Nukleinsäure nach Vermehrung in der PCR sind beschrieben. Allerdings bestehen noch Unklarheiten in Bezug auf Standardisierung und Wahl des Untersuchungsmaterials. Serologie. Auf Grund der Schwierigkeiten beim Erregernachweis ist der serologische Nachweis von Antikörpern zurzeit die für das Routine-Labor am besten geeignete Methode. Gattungsspezifische serologische Tests wie z.B. die KBR messen Antikörper gegen alle Chlamydien-Arten, während mit Spezies-spezifischen Tests wie z.B. dem Mikroimmunfluoreszenztest Antikörper gegen die einzelnen Chlamydien-Arten unterschieden werden. Bei der akuten Primär-Infektion ist in der Regel die KBR positiv, und es sind IgM- und IgG-Antikörper im MIF-Test nachweisbar. Dagegen ist bei den im Erwachsenenalter häufigen akuten Reinfektionen die KBR meist negativ, und es findet sich im MIF lediglich ein IgG-Titer-Anstieg bei negativem IgM-Titer. Therapie Koronare Herzkrankheit. Eine Assoziation zwischen Chlamydia pneumoniae-Infektion und Koronarer Herzkrankheit wurde sowohl durch serologische Studien als auch durch Nachweis des Erregers in arteriosklerotisch veränderten Gefäßen gezeigt. Welche Rolle Chlamydia pneumoniae in der Pathogenese der Arteriosklerose spielt, ist bis heute ungeklärt. Differenzialdiagnostik Respiratorische Infektionen durch andere Erreger wie Mycoplasma pneumoniae, Chlamydia psittaci, Coxiella burnetii, Legionellen oder Viren. Labordiagnostik Erregernachweis. ◗ Anzüchtung in der Zellkultur: Die Anzüchtung des Erregers aus Rachenabstrichen oder aus Bronchioalveolärer Lavage-Flüssigkeit in der Zellkultur ist zeit- und arbeitsaufwändig und an Spezial-Laboratorien gebunden. In vitro empfindlich gegen Tetrazykline (Doxycyclin), Makrolide (Erythromycin und besonders neuere Derivate wie Clarithromycin, Azithromycin) und Gyrase-Hemmer (Ofloxacin, Ciprofloxacin). In vivo kommen trotz antibiotischer Behandlung häufig Rezidive vor. Deshalb soll die Dauer der Behandlung mit Doxycyclin oder Erythromycin auf zwei bis drei Wochen ausgedehnt werden. Azithromycin wird bei Erwachsenen in einer Gesamtdosis von 1,5 g verteilt auf 5 Tage empfohlen. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Die Zellwand von Chlamydien ist wie bei gramnegativen Bakterien aufgebaut, sie enthält neben Lipopolysaccharid (LPS) zahlreiche Proteine, darunter das MOMP (major outer membrane protein). Chlamydien besitzen gattungsspezifische Antigene (z.B. LPS) und art- bzw. serovarspezifische Antigene (Proteine). Von Chlamydia pneumoniae ist bisher nur ein Sero117 C Chlamydia pneumoniae (TWAR) typ (TWAR) bekannt, unterschiedliche Isolate wiesen eine DNA-Homologie untereinander von 94–100% auf. Transmission Es wird angenommen, dass Chlamydia pneumoniae von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die Verbreitung der Infektion erfolgt langsam mit einem durchschnittlichen Fall-zu-Fall-Intervall von 30 Tagen. Möglicherweise spielen asymptomatische Träger eine Rolle bei der Verbreitung der Infektion. Vermehrung und Inkubationszeit Die Inkubationszeit beträgt mehrere Wochen (im Mittel ca. 21 Tage). Im Tiermodell wurde eine Dissemination respiratorisch aufgenommener Chlamydien durch Alveolarmakrophagen beobachtet. Resistenz C. pneumoniae kann experimentell in einem Aerosol bei Raumtemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit einige Zeit überleben, die Infektiosität nimmt jedoch schnell ab (um die Hälfte innerhalb der ersten 30 Sekunden). Die Überlebenszeit auf Laborflächen betrug bis zu 30 Stunden, auf menschlicher Haut 15 bis 30 Minuten. Immunantwort Die Infektion mit C. pneumoniae führt zur Bildung vom IgM-, IgG- und IgA-Antikörpern. In der Zellkultur weisen die Antikörper teilweise neutralisierende Eigenschaften auf. Es entwickelt sich jedoch keine vollständige Immunität. Re-Infektionen kommen häufig vor und sind durch einen erneuten Anstieg des IgG-Antikörper-Titers zu erkennen. Im Tiermodell ist eine T-Zell-vermittelte zelluläre Immunität für die Kontrolle einer Chlamydien-Infektion von großer Bedeutung. Wirtsbereich Menschen stellen das Reservoir dar, die Wertigkeit einzelner Isolate tierischer Herkunft ist noch ungeklärt. Risikogruppen Die Durchseuchung mit Chlamydia pneumoniae im Erwachsenenalter ist hoch (50% und höher), so dass davon auszugehen ist, dass na118 hezu jeder Mensch im Laufe seines Lebens Chlamydia pneumoniae-Infektionen und -Reinfektionen durchmacht. Enger Kontakt mit Kindern kann ein höheres Risiko einer Chlamydia pneumoniae-Infektion bedeuten. Epidemiologie Chlamydia pneumoniae-Antikörper sind bei Kleinkindern unter 5 Jahren sehr selten, im Alter zwischen 5 und 14 Jahren steigt die Prävalenzrate steil an und erreicht im Alter von 20 Jahren Werte von über 5%. Im Erwachsenenalter ist die Seroprävalenz bei Männern höher als bei Frauen. Chlamydia pneumoniae kommt weltweit vor, in tropischen Ländern erfolgt die Primärinfektion häufiger schon im Alter unter 5 Jahren. Genetik Die Genomsequenz ist bekannt: Accession-No. der Nukleinsäuren- und Proteinsequenzen: Gen Bank Accession # AE 001363 http://chlamydia-www.berkeley.edu:4231 Nature Genetics 21: 385 Prävention Gezielte Präventionsmöglichkeiten sind nicht bekannt. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle An Impfstoffen wird experimentiert, bisher sind keine Strategien zur gezielten Vorbeugung oder Kontrolle verfügbar. Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Konsiliarlaboratorium für Chlamydien: Institut für Medizinische Mikrobiologie am Klinikum der FSU Jena, Semmelweisstr. 4, 07740 Jena. Schlüsselliteratur 1. Everett KDE, RM Bush, AA Andersen. Emended description of the order Chlamydiales, proposal of Parachlamydiaceae fam.nov. and Simkaniaceae fam.nov., each containing one monotypic genus, revised taxonomy of the family Chlamydiaceae, including a new genus and five new species, and standards for the identification of organisms. International Journal of Systematic Bacteriology, 1999; 49: 415–440. Chlamydia psittaci 2. Kuo CC, LA Jackson, LA Campbell, JT Grayston. Chlamydia pneumoniae (TWAR). Clinical Microbiology Reviews, 1995; 8: 451461. 3. JT Grayston. Chlamydia pneumoniae (TWAR). In: Mandell GL, JE Bennett, R Dolin (ed). Principles and practice of infectious diseases. 4. Auflage, Vol. 2, 1995. Churchill Livingstone, New York. 4. Freidank H. Akute respiratorische Infektionen durch Chlamydia pneumoniae. DMW 117 (1992), 187191. 5. Kauppinen M, P Saikku. Pneumonia due to Chlamydia pneumoniae: prevalence, clinical features, diagnosis, and treatment. Clinical Infectious Diseases 1995; 21: S24452. schlagen, die noch nicht allgemein verwendet wird ( C. pneumoniae). Erkrankungen / Symptome Das von Chlamydia psittaci verursachte Krankheitsbild wird als Psittakose (auch Papageienkrankheit) oder Ornithose bezeichnet. Man unterscheidet pulmonale und systemische Infektionen. Eine C. psittaci-Infektion kann subklinisch, als „grippaler“ Infekt, Mononukleoseartig, Typhus-artig oder als atypische Pneumonie verlaufen. Chlamydia psittaci Erregerbezeichnung Chlamydia psittaci Synonym Chlamydophila psittaci Morphologie C. pneumoniae Taxonomie Familie: Gattung: Art: Chlamydiaceae Chlamydia (Chlamydophila gen.nov.) Chlamydia psittaci (Chlamydophila psittaci comb.nov.) Historie Die Psittakose wurde zum ersten Mal 1879 in der Schweiz von Ritter beschrieben, der mehrere Fälle einer ungewöhnlichen Pneumonie nach Kontakt mit tropischen Vögeln beobachtet hatte. 1894 erkannte Morange bei einer Häufung von Krankheitsfällen in Paris Papageien als Ursache. Er benannte die Erkrankung „Psittakose“ nach dem griechischen Wort für Papagei (psittakos). Nachdem der Besitz tropischer Vögel in Mode gekommen war, traten 1929 bis 1930 Pandemien mit einer Letalität von ca. 20% auf. 1930 wurde der Erreger in mehreren Laboratorien isoliert: von Bedson während einer Epidemie im Londoner Zoo, von Kromwede in den USA und von Levinthal in Deutschland. Die Bezeichnung „Ornithose“ (nach dem griechischen Wort für Vogel, ornithos) wurde 1941 von K. F. Meyer geprägt, weil inzwischen bekannt war, dass die Erkrankung auch von anderen Vogelarten übertragen werden kann. 1999 wurde von Everett et al. eine neue Taxonomie der Chlamydien vorge- Atypische Pneumonie. Häufig plötzlicher Beginn, Schüttelfrost, hohes Fieber, trockener Husten, Kopfschmerzen. Der Schweregrad reicht von inapparenter oder leichter Erkrankung bis zur tödlich verlaufenden systemischen Infektion, bei der respiratorische Symptome im Vordergrund stehen. Systemische Infektionen. Anhaltender Husten, Kopfschmerzen, Krankheitsgefühl, Muskelund Gelenkschmerzen, Hepatomegalie, manchmal gastrointestinale Beschwerden und Bewusstseinsstörungen. Häufige Symptome: Fieber (z.B. „Fieber unklarer Genese“, FUO = fever of unknown origin), Husten (häufig erst im späteren Verlauf), Rötung des Rachenraums, pathologische Auskultationsbefunde und Hepatomegalie. Selten wurden Meningitis, Enzephalitis, Endokarditis, Myokarditis, Konjunktivitis, reaktive Arthritis, Haut-Exantheme, Hepatitis, Nierenbeteiligungen, Venenthrombosen, Pankreatitis oder Thyreoiditis beschrieben. Nach dem Bundesseuchengesetz meldepflichtig, in Deutschland unter 250 Fälle pro Jahr bei unbekannter Dunkelziffer. Differenzialdiagnostik Andere atypische Pneumonien durch Mycoplasma pneumoniae, Chlamydia pneumoniae, Coxiella burnetii, Legionellen oder Viren (z.B. Influenza), Pilzinfektionen, Tuberkulose, Brucellose, EBV-Infektion. Labordiagnostik Die Anzucht von Chlamydia psittaci in der Zellkultur ist prinzipiell möglich, wegen des Risikos schwerer Laborinfektionen jedoch nur in Laboratorien der Sicherheitsstufe III zugelassen. Deshalb wird die Diagnose in der Regel serolo119 C Chlamydia psittaci gisch durch Nachweis von Antikörpern gestellt. Mit der gattungsspezifischen Komplementbindungsreaktion findet man einen Titer-Anstieg oder einen erhöhten Antikörper-Titer. Dieser kann allerdings auch auf akuten Infektionen durch andere Chlamydien-Arten (Chlamydia pneumoniae, Chlamydia trachomatis) beruhen, die mit artspezifischen Tests (Mikroimmunfluoreszenz-Test) abgegrenzt werden können. Kreuzreagierende Antikörper wurden auch in diesen Tests beschrieben. Resistenz Die Erreger sind resistent gegen Austrocknung und können mehrere Monate lang infektiös bleiben. Immunantwort Die humorale Immunantwort führt zur Bildung von gattungsspezifischen Antikörpern gegen das Lipopolysaccharid, die mit der Komplement-Bindungsreaktion nachgewiesen werden können. Daneben werden auch spezies-spezifische Antikörper produziert. Therapie Mittel der Wahl sind Tetrazykline: Doxycyclin 2×100mg/d, 10–21 Tage lang. Alternative: Erythromycin. Unter antibiotischer Behandlung sinkt die Letalität von 20% auf 1%. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Chlamydia psittaci weist die bei Chlamydia pneumoniae beschriebenen, für Chlamydien typischen Eigenschaften auf. Die Anzahl der Serotypen von Chlamydia psittaci ist unbekannt. Es liegen auch keine Kenntnisse darüber vor, welche Serotypen in Deutschland und welche bei menschlichen Infektionen vorkommen. Die Psittakose ist primär eine Zoonose. Wichtig ist daher die anamnestische Angabe eines VogelKontakts, allerdings findet sich bei bis zu 25% der Patienten keine entsprechende Exposition. Eine Übertragung durch andere Tierarten (Haustiere) ist sehr selten. Die Erreger sind gegen Austrocknung resistent und können tagelang infektiös bleiben. Wirtsbereich Chlamydia psittaci wurde bei mehr als 130 Vogelarten und bei vielen Haustieren (z.B. Kühe, Ziegen, Schafe, Katzen) gefunden. Besonders häufig kommen als Überträger Papageien, Wellensittiche, Tauben und Geflügel (Truthähne) vor. Risikogruppen Vogelbesitzer, Tierpfleger, Tierärzte, Angestellte in Tierhandlungen, Geflügelfarmen (z.B. Truthahnfarmen), Schlachthöfen. Epidemiologie Infizierte Vögel können völlig asymptomatisch oder schwer krank sein. Sie scheiden die Erreger mit dem Nasensekret, Kot und Urin aus. Unbehandelt werden 10% der infizierten Vögel zu chronischen asymptomatischen Trägern. Genetik C. pneumoniae Prävention Transmission Durch Einatmen von erregerhaltigem Staub (aus getrocknetem Vogelkot, Sekret oder Staub in Vogelkäfigen) oder über Mund-SchnabelKontakt. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen wurden sehr selten beschrieben, sie sollen zu schwereren Verläufen führen. Behandlung infizierter Vögel mit Tetrazyklinen (mind. 45 Tage lang). Importüberwachung von Papageien und Sittichen nach tierseuchenrechtlichen Vorschriften. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Keine Daten verfügbar. Vermehrung und Inkubationszeit Im Labor lässt sich C. psittaci in einer Vielzahl von Zellkultur-Linien anzüchten. Die Inkubationszeit beträgt ca. 5–14 Tage. 120 Meldepflicht IfSG § 7 (1): namentliche Meldung bei Nachweis einer akuten Infektion mit C. psittaci. Chlamydia trachomatis Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Keine Daten verfügbar. Schlüsselliteratur 1. Schlossberg D. Chamydia psittaci (psittacosis). In: Mandell GL, JE Bennett, R Dolin (ed). Principles and practice of infectious diseases. Vol 2, 1995. Churchill Livingstone, New York. 2. Oehme A, PB Musholt, K Dreesbach. Chlamydiae as pathogens- an overview of diagnostic techniques, clinical features, and therapy of human infections. Klin. Wochenschr. 1991; 69: 463–473. 3. Rolle M, A Mayr: Medizinische Mikrobiologie, Infektionsund Seuchenlehre für Tierärzte, Biologen, Agrarwissenschaftler und Interessierte aus benachbarten Fachgebieten. 6. Auflage. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1993. Chlamydia trachomatis gesehen, die denen beim Trachom ähnelten. In der Folge wurden dann vergleichbare Einschlüsse auch in Abstrichen von Zervix bzw. Urethra der Eltern infizierter Kinder gefunden. 1935 konnten Chlamydien erstmals im Hühnerembryo und seit den 60er Jahren auch in Zellkulturen angezüchtet werden. Erst durch diese Nachweismöglichkeit wurde in den frühen 70er Jahren die Bedeutung dieser Keime als Ursache von Urogenitalinfektionen erkannt. Heute ist Chlamydia trachomatis der häufigste bakterielle Erreger sexuell übertragbarer Infektionen. Erkrankungen/Symptome Chlamydia trachomatis-Infektionen können in vier Gruppen eingeteilt werden: 1. Trachom, 2. Lymphogranuloma venereum, 3. Andere Urogenital- und Augeninfektionen bei Erwachsenen und deren Komplikationen, 4. Neugeborenen-Infektionen. Erregerbezeichung Chlamydia trachomatis Synonym Entfällt. Morphologie C. pneumoniae Taxonomie Familie: Chlamydiaceae Gattung: Chlamydia Art: Chlamydia trachomatis Serotypen: A-C (Trachom-Erreger), D-K (Erreger von Urogenital- und Augeninfektionen), L1-L3 (Lymphogranuloma venereum-Erreger) Historie Eines der Krankheitsbilder, das Trachom, ist seit dem Altertum bekannt. Bereits im 4. Jahrh. vor Christus wurden Therapie und Komplikationen dieser Erkrankung in Griechenland beschrieben. Der Begriff „Trachom“ (von dem griechischen Wort für Rauhigkeit abgeleitet) wurde 60 n. Chr. geprägt. 1907 gelang es Halberstaedter und v. Prowazek, mit einer Giemsafärbung punktförmige Einschlüsse in Epithelzellen darzustellen, die sie „Chlamydozoa“ (von griechisch chlamys für Mantel) nannten. 1909 wurden in Konjunktivalabstrichen von Neugeborenen Zellen mit zytoplasmatischen Einschlüssen Trachom. In tropischen Ländern mit mangelhaften hygienischen Verhältnissen endemisch. Die Erstinfektion erfolgt meist im Kindesalter und verursacht eine chronische Infektion mit follikulärer Keratokonjunktivitis. Häufig sind Reinfektionen und bakterielle Superinfektionen. Im Endstadium kommt es zu Vernarbungen, Gefäßeinsprossungen, Pannusbildung, Entropium und Erblindung. Die Erkrankung ist in Deutschland extrem selten. Lymphogranuloma venereum. In tropischen Ländern (Asien, Afrika, Südamerika) endemische Geschlechtskrankheit. Am Infektionsort zunächst schmerzloses Bläschen, dann oberflächliches Geschwür (Primärläsion). 1–8 Wochen später schmerzhafte Schwellung der regionären Lymphknoten (Bubo), die aufbrechen können. Abheilung unter Bildung bindegewebiger Narben, Verlegung der Lymphgefäße mit nachfolgenden Abflussstörungen, Fisteln. In Deutschland extrem selten. Urogenital- und Augeninfektionen bei Erwachsenen Genitalinfektionen bei Männern. STD-Erkrankungen (sexually transmitted disease): Urethritis (NGU = nicht-gonorrhoische Urethritis, PGU = post-gonorrhoische Urethritis nach Therapie einer Gonorrhoe bei Mischinfektion mit Chlamydia trachomatis), Epididymitis 121 C Chlamydia trachomatis (Chlamydia trachomatis häufigster Erreger bei Männern unter 35 Jahren), Proktitis, reaktive Arthritis (bei 1% der Patienten mit Chlamydia trachomatis-Urethritis, 80% HLA-B27 positiv), Reiter-Syndrom. Die C. trachomatis-Infektion kann auch asymptomatisch sein. Genitalinfektionen bei Frauen. Asymptomatische Infektion oder nur geringe Symptomatik bei ca. 70% der infizierten Frauen; STD-Erkrankungen: Urethritis, Urethralsyndrom, Bartholinitis, Zervizitis, Salpingitis (akute Salpingitis bei ca. 8% der Patientinnen mit Chlamydia trachomatis-Zervizitis, häufiger subakute, klinisch inapparente Salpingitis), Endometritis (bei ca. 40% der Patientinnen mit Chlamydia trachomatis-Zervizitis), PID (pelvic inflammatory disease), Perihepatitis, Sterilität durch Tubenverschluss (Risiko bei einmaliger C. trachomatis-Infektion ca. 10%, nach 3 und mehr Infektionen 40–60%), Extrauterin-Gravidität, reaktive Arthritis. Augeninfektionen: Follikuläre Konjunktivitis, früher auch als „Schwimmbad-Konjunktivitis“ bezeichnet, besteht unbehandelt monatelang. Neugeborenen-Infektionen. Bei Neugeborenen infizierter Mütter: Infektion in ca. 60%, Einschlusskonjunktivitis 2 bis 25 Tage nach der Geburt bei bis zu 40% (Blennorrhoea neonatorum), Pneumonie 3 bis 19 Wochen nach der Geburt bei ca. 20 %. Andere Erkrankungen. Sehr selten Pneumonie, Meningoenzephalitis, Myokarditis, Endokarditis. (Spezifität 97–99%, bei Patientengruppen mit niedriger Prävalenzrate häufiger falsch positive Befunde, positive Ergebnisse sollten deshalb mit einem zweiten Test bestätigt werden). Nukleinsäure-Nachweis-Verfahren (Hybridisierung). Amplifikationsverfahren (PCR, LCR): sehr hohe Sensitivität und Spezifität, aber auch hoher Aufwand und höhere Kosten. Antikörper-Nachweis. Gattungsspezifische Tests (KBR, ELISA) erfassen Antikörper gegen alle Chlamydien-Arten, z.B. auch gegen die weit verbreitete Art Chlamydia pneumoniae. Mit artspezifischen Tests (Mikroimmunfluoreszenztest) lassen sich Antikörper gegen die einzelnen Chlamydien-Arten unterschieden. Nach Chlamydia trachomatis-Infektionen können die Antikörper monate- oder sogar jahrelang persistieren, so dass häufig nicht zwischen zurückliegenden und bestehenden Infektionen unterschieden werden kann. Deshalb sollte die serologische Diagnostik Fragestellungen nach Folge- oder chronischen Zuständen (wie z.B. reaktive Arthritis, Sterilität) vorbehalten bleiben, während zum Nachweis einer bestehenden Infektion der Erregernachweis die Methode der Wahl ist. Therapie Genitalinfektionen bei Erwachsenen: Doxycyclin (100mg oral, 2×tgl., 7 Tage) oder Azithromycin (Einmalgabe von 1g) oder Erythromycin (500mg oral, 4×tgl., 7 Tage) oder Ofloxacin (300mg oral, 2×tgl., 7 Tage). Die Partnerbehandlung sollte mit eingeschlossen werden. Spezifische Merkmale Differenzialdiagnostik Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Gonorrhoe, Lues, Herpes genitalis; bei Konjunktivitis andere bakterielle, virale oder allergische Konjunktivitiden; bei Arthritis andere reaktive Arthritis-Formen (z.B. nach Streptokokken-, Yersinien-, Shigellen-, Campylobacter-Infektion), Borreliose, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Chlamydia trachomatis weist die bei Chlamydia pneumoniae beschriebenen, für Chlamydien typischen Eigenschaften auf. Chlamydia trachomatis-Infektionen verlaufen sehr oft asymptomatisch oder mit wenig ausgeprägten, uncharakteristischen Beschwerden. Auch asymptomatische Infektionen können zu schweren Folgezuständen wie zum Beispiel Tubenverschluss und daraus resultierender Sterilität führen. Chlamydia trachomatis-Infektionen verlaufen häufig chronisch, die Erreger können unbehandelt lange Zeit persistieren. Für das Zustandekommen der Folgezustände spielen Labordiagnostik Erregernachweis. Anzucht in der Zellkultur aus Zervix-, Urethra-, Rektum- oder Konjunktivalabstrichen (Spezifität 100%). Antigen-Nachweis durch ELISA oder Direkte Immunfluoreszenz 122 Chlamydophila pneumoniae Reinfektionen und eine Hypersensibilisierung durch Antikörper gegen das Heat-shock-Protein von Chlamydia trachomatis eine Rolle. Genetik Transmission Prävention Geschlechtsverkehr, Augeninfektionen durch Schmierinfektion, Infektion des Neugeborenen bei der Geburt. Präventionsmaßnahmen wie bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (z.B. Kondom), Nachweis und Behandlung der Infektion. Prävention der Neugeborenen-Infektionen: Seit April 1995 Untersuchung auf Chlamydia trachomatis routinemäßig im Rahmen der Schwangerenvorsorge. Prophylaxe der Konjunktivitis durch lokale Anwendung von Erythromycin nicht immer effektiv. Vermehrung und Inkubationszeit Die Inkubationszeit beträgt mehrere Wochen, die Infektiosität Wochen bis Monate (unbehandelt Jahre). Resistenz C. trachomatis konnte nach 2 und mehr Tagen aus Dottersack-Material bei Temperaturen zwischen 4 und 20oC nachgewiesen werden. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infektiösen Genitalsekreten. Immunantwort C. trachomatis-Infektionen können die Bildung von gattungsspezifischen Antikörpern gegen das Lipopolysaccharid des Erregers und von speziesspezifischen Antikörpern gegen ProteinAntigene hervorrufen. Bei der Mehrzahl der Patienten persistieren die Antikörper über Monate bis Jahre. Die Genomsequenz ist bekannt. C. pneumoniae Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle An einem Impfstoff wird gearbeitet, bisher stehen keine Vakzine zur Verfügung. Durch Screening-Programme konnte in einigen nordeuropäischen Ländern die Prävalenz gesenkt werden. Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen C. pneumoniae Wirtsbereich Chlamydia trachomatis ist nur für Menschen pathogen. Risikogruppen ◗ Chlamydia trachomatis-Infektionen kommen häufiger bei jüngeren Erwachsenen vor (Altersgipfel 15–25 Jahre). ◗ Sexualpartner infizierter (auch asymptomatisch infizierter) Personen. ◗ Neugeborene infizierter Mütter. Epidemiologie Trachom: Weltweit die häufigste Ursache für vermeidbare Blindheit, ca. 500 Millionen Infizierte, wovon etwa 7–9 Millionen erblinden. Chlamydia trachomatis Serotyp D-K: Häufigste sexuell übertragbare, bakterielle Infektion. Schätzungsweise 300.000 Infektionen im Jahr in Deutschland, Prävalenz in der Durchschnittsbevölkerung ca. 4–5%. Schlüsselliteratur 1. Jones RB. Chlamydia trachomatis (trachoma, perinatal infections, lymphogranuloma venereum, and other genital infections). In: Mandell GL, JE Bennett, R Dolin (ed). Principles and practice of infectious diseases. Vol 2, 1995, Churchill Livingstone, New York. 2. Centers for Disease Control. Recommendations for the prevention and management of Chlamydia trachomatis infections. 1993. Morbidity and mortality weekly report, August 6, 1993/Vol. 42/No. RR-12. 3. Petersen EE, A Clad. Genitale Chlamydien-Infektionen. Deutsches Ärzteblatt Heft 5, A: Seite 277–282, 3. Februar 1995. 4. Dieterle S. Chlamydieninfektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe. Geburtsh. u. Frauenheilk. 55 (1995) 510–517. 5. Black CM. 1997. Current methods of laboratory diagnosis of Chlamydia trachomatis infections. Clinical Microbiology Reviews 10:160–184. Chlamydophila pneumoniae Chlamydia pneumoniae 123 C Chlamydophila psittaci Chlamydophila psittaci Differenzialdiagnose Keine Daten verfügbar. Chlamydia psittaci Labordiagnostik Kulturelle Anzüchtung. fakultativ pathogene E. coli. Citrobacter Erregerbezeichnung Citrobacter (C.) freundii, (C. freundii Komplex mit 8 Spezies), C. coseri, C. amalonaticus Synonym Keine Daten verfügbar. Morphologie Gramnegative Stäbchenbakterien, 1,0 µm im Durchmesser und 2,0–6,0 µm Länge. Beweglich durch peritriche Begeißelung. Taxonomie Familie: Gattung: Enterobacteriaceae Citrobacter Biochemische Differenzierung. ◗ Citrat kann als alleinige Kohlenstoffquelle verwertet werden. ◗ Nitrat wird zu Nitrit reduziert ◗ Glukose wird abgebaut zu Säure und Gas ◗ Methylrotreaktion ist positiv ◗ Anwesenheit von Betagalaktosidase ◗ Fermentation von Arabinose, Zellobiose, Maltose, L-Rhamnose, Trehalose, D-Xylose, D-Mannit, D-Sorbit, Glycerol ◗ H2S-Bildung durch C. freundii Serologische Differenzierung. Bei Citrobacter freundii können 42 O- und mehr als 90 H-Antigene unterschieden werden. Therapie Erstbeschreibung durch Werkmann und Gill 1932: Bacteria producing trimethylene glycol. J. Bacteriol. 1932, 23, 167–182. Der Name leitet sich ab von Citrus (Zitrone), Bacter (griech.: Stäbchen). Mehrfach-resistente Stämme werden beobachtet. Die Therapie entsprechend dem Antibiogramm wird empfohlen. Wirksam sind häufig Ureidopenicilline, Cefotaxim, Cefmenoxim, Ceftriaxon, Carbapeneme, Chinolone und Aminoglykoside. Erkrankungen/Symptome Spezifische Merkmale Historie Citrobacter spp. können lokalisierte, generalisierte und durch Toxine hervorgerufene Erkrankungen verursachen. Lokalisierte Prozesse. In warmen Klimazonen, sporadisch bei kleinen Kindern Diarrhö, Erreger von Harnwegsinfektionen (selten), Wundinfektionen, Infektionen des Respirationstraktes, Meningitis, Otitis, Citrobacter coseri ist ein häufiger Erreger von Meningitiden und Hirnabszessen bei Neugeborenen. Generalisierte Prozesse. Durch Einschwemmen von Citrobacter sp. in die Blutbahn kann es zur Sepsis und extrem selten zur Endocarditis kommen. 124 Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Von Citrobacter freundii wurden hitzelabile und hitzestabile Enterotoxine beschrieben. Die Wirkungsweise der Enterotoxine ist jedoch noch nicht so gut erforscht wie bei E. coli, Endotoxin. Bei Citrobacter diversus, der bei Patienten mit Meningitis isoliert wurde, wurde ein äußeres Membranprotein beobachtet, das bei anderen Citrobacter-Stämmen nicht vorhanden ist. Transmission Citrobacter spp. werden durch direkten Kontakt oder auch indirekt über Gegenstände oder Lebensmittel übertragen. Clostridien der Gasbrand-Gruppe 4. Konemann, E.W., H.D. Allen, W.M. Janda, P.C. Schreckenberger, W.C. Winn (Eds.) Diagnostic Microbiology, 5th Ed., Lippincott, Philadelphia, New York, 1997 5. Mandell, G.L., J.E. Bennett, R. Dolin (Eds.) Mandell, Douglas, and Bennett’s Principles and Practice of Infectious Diseases. 5th Ed. Churchill-Livingstone, Philadelphia, London, Toronto, Montreal, Sydney, Tokyo, Edinburgh, 2000 Vermehrung und Inkubationszeit Keine Daten verfügbar. Resistenz Keine Daten verfügbar. Immunantwort Keine Daten verfügbar. Wirtsbereich Angehörige des Genus Citrobacter finden sich in Fäzes von Menschen und Tieren, sie werden auch aus Wasser, Abwasser und Abfall isoliert. Risikogruppen Säuglinge, Immunsupprimierte, und Transplantationspatienten. Karzinom- Clostridien der Gasbrand-Gruppe Erregerbezeichnung Clostridium perfringens, Clostridium septicum, Clostridium histolyticum, Clostridium novyi, einige andere sehr selten Synonym Eine epidemische Ausbreitung von Citrobacter sp. im Rahmen von nosokomialen Infektionen wurde bisher nicht beobachtet. C. perfringens: Clostridium welchii, WelchFraenkel-„Bazillus“ C. septicum: Pararauschbrand-„Bazillus“ C. novyi: Clostridium oedematiens Genetik Morphologie Keine Daten verfügbar. Meldepflicht C. perfringens: Grampositive „plumpe“ Stäbchen, unbeweglich, in Präparaten von Kulturen und vom Patientenmaterial keine Spore sichtbar C. septicum: Grampositive, mittelgroße Stäbchen, stark beweglich, subterminale ovale Spore C. histolyticum: Grampositive, kleine Stäbchen, beweglich, subterminale ovale Spore C. novyi: Grampositive, lange, schlanke Stäbchen, beweglich, subterminale ovale Spore § 23 IfSG Abs. 1: Multiresistenz ist zu dokumentieren. Taxonomie Epidemiologie Prävention fakultativ pathogene E. coli. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Keine Daten verfügbar. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen http://www.cdc.gov/ Schlüsselliteratur 1. Blaser, M.J., Ph.D. Smith, J.I. Ravdin, H.B. Greenberg, R.L. Guerrant (Eds.) Infections of the Gastrointestinal Tract, Raven Press New York, 1995 2. Hahn, H., D. Falke, S.H.E. Kaufmann, U. Ullmann (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. 4. Auflage, Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York, Barcelona, Hongkong, London, Mailand, Paris, Singapur, Tokyo, 2001 3. Kist, M., J. Bockemühl, S. Aleksic, M. Altwegg, I.B. Autenrieth, W. Bär, L. Beutin, B. Gerten, E. Heintschel von Heinegg, H. Karch, A. Lehmacher, F. Mehnert, U. Sonnenborn, H. Tschäpe, Chr. V. Eichel-Streiber: Infektionen des Darmes: MiQ 9, Urban und Fischer, München, Jena, 2000 Familie: Gattung: Bacillaceae Clostridium (anaerob) Historie 1892 fanden Welch und Nuttal in den Blutgefäßen Verstorbener grampositive, gasbildende Stäbchen, die sich schnell vermehrten; Welch und Flexner erkannten 1896 die ätiologische Bedeutung dieses Erregers für verschiedene Krankheitsbilder, insbesondere für Gasbrand; die mikrobiologische Erstbeschreibung von Clostridium perfringens (C. welchii) erfolgte 1898 durch Veillon und Zuber. Gasbrand (Gasödem) war schon im Altertum bekannt; vor der antiseptischen Ära war er als „Hospitalbrand“ gefürchtet. Zum gehäuften Auftreten 125 C Clostridien der Gasbrand-Gruppe kam es in Kriegszeiten, vor allem im ersten Weltkrieg (100.000 Tote). Erkrankungen/Symptome Gasbrand = Gasödem ist eine Weichteilinfektion, die klinisch als Zellulitis mit Gasbildung ohne systemische Toxizität auftritt, oder als schweres Krankheitsbild in Form einer Myonekrose mit Toxinämie. Die klinische Symptomatik beginnt mit Schmerzen und ödematöser Schwellung, es kommt zur Gasbildung im Gewebe, die mit bildgebenden Verfahren sichtbar gemacht werden kann und bei Berührung als „Knistern“ wahrnehmbar ist. Die Haut ist blass, später bronzefarben, die Muskulatur sieht wie gekochter Schinken aus; ein süßlicher Geruch kann wahrgenommen werden; weitere Symptome sind Tachykardie ohne entsprechende Temperaturerhöhung; Ängstlichkeit des Patienten; später: intravasale Hämolyse, Hypotonie, Nierenversagen. Die Letalität beträgt 20–25%. Eine Nahrungsmittelvergiftung kann durch enterotoxinbildende Clostridium perfringens-Stämme hervorgerufen werden. Symptome: Durchfall für 1–2 Tage mit Übelkeit und Bauchschmerzen ohne Fieber. Durch Clostridium perfringens Typ C kann die Enteritis necroticans (Darmbrand) verursacht werden, bei der es sich um eine nekrotisierende Infektion des Jejunum handelt. Symptome: Schmerzen, blutiger Stuhl, Erbrechen. Clostridium septicum ist der zweithäufgiste Gasbranderreger; wegen seiner hohen Invasivität kommt er vor allem beim nichttraumatischen, spontanen Gasbrand vor. Heute wird er als Erreger der neutropenischen Enterocolitis häufiger aus Blutkulturen nachgewiesen. Dieses Krankheitsbild tritt bei Patienten mit einer Barrierestörung des Darmes aufgrund einer Mukositis bei angeborener Neutropenie, bei Leukämien, bei Neutropenie durch zytostatische Chemotherapie oder bei Vorliegen eines KolonKarzinoms auf. Symptome: Bauchschmerzen, Fieber, blutiger Durchfall. Clostridium histolyticum: Gefährlichster Gasbranderreger; bewirkt durch seine Toxine Verflüssigung des Gewebes. Clostridium novyi: Inkubationszeit 5 Tage und länger; Ödembildung steht im Vordergrund, Gas tritt im Gewebe nur selten auf. 126 Differenzialdiagnose Differenzialdiagnose des Gasbrandes: Nekrotisierende Fasziitis, Streptokokken-Fasziitis, Infektion mit anderen gasbildenden Bakterien (Enterobacteriaceae). Bei der Nahrungsmittelvergiftung kommen alle anderen Erreger dieses Krankheitsbildes differenzialdiagnostisch in Betracht. Labordiagnostik Gasbrand durch Clostridium perfringens: Neben den oben beschriebenen klinischen Symptomen: Im Grampräparat vom tief entnommenen Wundsekret Nachweis grampositiver plumper Stäbchen ohne Vorhandensein von Leukozyten; die Stäbchen weisen keine Sporen auf; kulturelle Anzüchtung des Erregers im anaeroben Milieu; starke Gasbildung in flüssigen Kulturen, Doppelhämolyse auf anaerob bebrütetem Blutagar; biochemische Identifizierung. Nahrungsmittelvergiftung durch Clostridium perfringens: Toxinnachweis im Stuhl mittels EIA oder VeroZellkultur. Enteritis necroticans: In endemischen Gebieten aufgrund des klinischen Bildes. Neutropenische Enterocolitis: Nachweis von Clostridium septicum aus Blutkulturen. Gasbrand durch Clostridium histolyticum oder Clostridium novyi: Im Grampräparat kleinere bzw. schlankere grampostitive Stäbchen, evtl. Sporen erkennbar. Sonst wie bei Clostridium perfringens. Therapie Gasbrand durch Clostridium perfringens: Am wichtigsten ist das chirurgische Vorgehen: breite Eröffnung der Wunde bzw. großzügiges Debridement, evtl. frühzeitige Amputation bzw. Hysterektomie; Antibiotika: Penicillin G 10–30 Millionen Einheiten pro Tag, dazu Metronidazol und/oder Clindamycin bzw. Tetrazykline, Erythromycin oder Rifampicin; bei Penicillinunverträglichkeit: Imipenem. Die Effektivität der hyperbaren Sauerstofftherapie wird nicht einheitlich beurteilt, sie hat sich jedoch in manchen Fällen als vorteilhaft erwiesen. Nahrungsmittelvergiftung: Keine antibiotische Therapie, selbstlimitierend. Enteritis necroticans: Penicillin G plus Metronidazol. Neutropenische Enterocolitis durch Clostridium septicum: Penicillin G, evtl. chirurgische Maßnahmen. Gasbrand durch Clostridium histolyticum oder Clostridium novyi: Chirurgisches Vorgehen, passive Im- Clostridien der Gasbrand-Gruppe munisierung mit spezifischem Antiserum, Penicillin G. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Immunantwort Es kommt im menschlichen sowie auch im tierischen Organismus zur Antikörperbildung gegen die verschiedenen Exotoxine (Exoenzyme); daher ist prinzipiell die Gabe eines polyvalenten Antiserums möglich. Die Pathogenität der Gasbranderreger ist durch Exotoxine (Exoenzyme) bedingt, die gewebsschädigende Wirkung haben und zu Muskelzerfall mit Ödem- und Gasbildung führen und die Zerstörung von Leukozyten und Erythrozyten bewirken. Haupttoxin ist die Phospholipase C (= Lezithinase), daneben werden Kollagenase, Hyaluronidase, Hämolysine und weitere Enzyme gebildet. Clostridium perfringens kommt im Boden und vor allem im Darm von Menschen und Tieren vor; 90% der Menschen haben C. perfringens in hoher Zahl im Darm. Die übrigen Clostridien sind überwiegend Umweltbakterien, im Darm sind sie seltener zu finden, z.B. Clostridium septicum bei 2% der Menschen. Transmission Risikogruppen Die Infektion durch Gasbranderreger erfolgt in der Hälfte der Fälle exogen traumatisch bei schweren Unfällen mit Gewebszertrümmerung, offenen Frakturen, Schusswunden; die meisten anderen Fälle entstehen postoperativ nach Colonchirurgie oder nach Amputationen sowie infolge intramuskulärer oder subkutaner Injektionen; früher häufig nach kriminellem Abort. Endogene Entstehung von Gasbrand vor allem bei Patienten mit diabetischem Fuß, arteriellem Verschlussleiden sowie auch bei Kolon-Karzinom. Zur Kontamination von Wunden kommt es häufig, das klinische Bild des Gasbrandes ist demgegenüber selten. Vermehrung und Inkubationszeit Das klinische Bild des Gasbrandes entwickelt sich nur in hypoxischem Gewebe, da sich die Clostridien nur unter diesen Bedingungen vermehren können. Ursachen für die Hypoxie sind schlechte Durchblutung aufgrund von Gefäßerkrankungen, Kälte, Schock, straffen Verbänden oder Abschnüren, eingedrungene Fremdkörper sowie Mischinfektionen mit anderen Bakterien. Die Inkubationszeit beträgt meist 1–4 Tage, sie kann aber auch kürzer oder länger sein. Wirtsbereich Risikogruppen für Infektionen mit den Gasbranderregern sind Schwerverletzte, Patienten mit Durchblutungsstörungen, Patienten nach Colon-Chirurugie sowie neutropenische Patienten. Epidemiologie In Deutschland treten ca. 100 Gasbrandfälle pro Jahr auf, bei denen als häufigster Errger Clostridium perfringens nachgewiesen wird. Clostridium perfringens kommt in fünf Typen vor, von denen zwei für den Menschen pathogen sind: Typ A verursacht Gasbrand und Nahrungsmittelvergiftung, Typ C die Enteritis necroticans (Darmbrand). Bei der Nahrungsmittelvergiftung durch Clostridium perfringens erfolgt die Enterotoxinbildung im Darm, wenn 106 bis 107 enterotoxinbildende Clostridium perfringensZellen mit einem schlecht gekühlten Nahrungsmittel, z.B. Hackfleisch, Fleischpasteten, Geflügel, Bohnen, aufgenommen werden. Die Enteritis necroticans (Darmbrand) tritt bei Tieren häufig auf, Menschen erkranken nur bei Fehlernährung. So war diese Erkrankung in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg sehr häufig, jetzt kommt sie nur noch in Papua-Neuguinea vor. Resistenz Clostridium perfringens weist in ca. 40% eine Resistenz gegen Tetrazykline auf; andere Resistenzen spielen bisher keine Rolle, insbesondere sind die Clostridien der Gasbrandgruppe weiterhin empfindlich für Penicillin G. Genetik Keine Daten verfügbar. Prävention Siehe Strategien zur Krankheitsvorbeugung. 127 C Clostridium botulinum Für die Prävention des Gasbrandes gibt es außer adäquater Wundversorgung keine anderen Maßnahmen; die Nahrungsmittelvergiftung durch Clostridium perfringens kann nur durch gute Nahrungsmittelhygiene und Kühlung verhindert werden. des Patienten, der nach Verzehr des Schinkens verstorben war. Symptome entsprachen der durch Kerner 1820 beschriebenenen und Botulismus = Wurstvergiftung genannten Erkrankung, deshalb „Clostridium botulinum“. Erstbeschreibung des Wundbotulismus 1943, des Säuglingsbotulismus 1976 und des Botulismus ungeklärter Ursache 1986. Meldepflicht Erkrankungen/Symptome Keine Meldepflicht mehr. Botulismus ist eine Intoxikation durch das von dem Erreger gebildete Neurotoxin; die Toxintypen A, B, E und F sind für den Menschen pathogen. Drei Erkrankungsformen werden unterschieden: Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Konsiliarlaboratorium für Clostridien: Thüringer Medizinal-, Lebensmittel- und Veterinäruntersuchungsamt (TMLVUA) Herr Dr. habil. H. P. Schau, Abteilung Medizinaluntersuchung Erfurt, FB Medizinische Mikrobiologie, Nordhäuser Str. 74, Haus 6, 99089 Erfurt, Tel.: 0361 740910. Schlüsselliteratur 1. Brandis, H., H. J. Eggers, W. Köhler, G. Pulverer (Hrsg) Lehrbuch der Meizinischen Mikrobiologie 7. Auflage, Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1994 2. Mandell, G. L., J. E. Bennett, R. Dolin (Editors) Principles and Practice of Infectious Disease 4th ed., Churchill Livingstone Inc. London 1995 3. Murray, P. R., E. J. Baron, M. A. Pfaller, F. C. Tenover, R. H. Yolken (Editors) Manual of Clinical Microbiology 6th ed. ASM Press Washington 1995 Clostridium botulinum Erregerbezeichnung Clostridium botulinum Synonym Keine Daten verfügbar. Morphologie Grampositive relativ kurze Stäbchen mit subterminaler Spore. Taxonomie Familie: Bacillaceae Gattung: Clostridium (anaerob) Historie Erster Nachweis 1896 durch van Ermengen aus ranzigem Schinkenrest und dem Mageninhalt 128 1. Lebensmittelvergiftung durch Aufnahme des im Nahrungsmittel unter anaeroben Bedingungen (die in dicken Würsten oder Schinken, hausgemachten Konserven mit Bohnen, Erbsen, Fleisch, vakuumverpacktem Fisch etc. vorliegen) gebildeten Toxins; 2. Wundbotulismus: Toxinbildung bei Vermehrung der Bakterien in der infizierten Wunde; diese Form tritt vor allem bei Drogenabhängigen auf; 3. Säuglingsbotulismus: Sporen von Clostridium botulinum werden mit der Nahrung (mit Honig gesüßter Tee) aufgenommen, die Toxinbildung erfolgt im Darm. Außerdem gibt es den „Botulismus ungeklärter Ursache“, der wahrscheinlich ähnlich wie der Säuglingsbotulismus entsteht. Symptome der Lebensmittelvergiftung: 8 Stunden bis wenige Tage nach Aufnahme des Toxins treten Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden, Augenmuskellähmung (Doppelbilder, Lichtscheu, Flimmern, Pupillenstarre) auf, dann kommt es zu symmetrisch absteigender schlaffer Lähmung; kein Fieber; das Bewusstsein bleibt erhalten; der Tod tritt durch Lähmung der Atemmuskulatur ein. Wundbotulismus geht meist von kleinen Wunden aus, auch Septumverletzungen bei „Schnupfern“; hierbei keine gastrointestinalen Symptome, aber Fieber durch die Wundinfektion, Lähmungserscheinungen wie beschrieben. Säuglingsbotulismus sowie auch Botulismus ungeklärter Ursache: Obstipation, Mattigkeit, Schluckschwierigkeiten, Muskelschwäche, plötzlicher Tod durch Atemstillstand. Clostridium botulinum Differenzialdiagnose Intoxikation durch Atropin oder Methylalkohol, paralytische Polio. Labordiagnostik Versuch des Toxinnachweises im Tierversuch (Maus) aus dem Patientenserum, bei Verdacht auf Lebensmittelvergiftung außerdem nach Aufarbeitung des Materials aus Mageninhalt, Erbrochenem und/oder Nahrungsmittel; kulturelle Anzüchtung des Erregers unter streng anaeroben Bedingungen bei Lebensmittelvergiftung aus Mageninhalt, Erbrochenem, Stuhl, Nahrungsmittel, bei Wundbotulismus aus Abstrichen, Gewebe, Exsudat, bei Säuglingsbotulismus aus dem Stuhl; biochemische Identifizierung schwierig, Nachweis der Toxinbildung aus dem Kulturüberstand. Therapie Bei allen Formen sofortige i.v.- und i.m.-Gabe von poylvalentem Antitoxin vom Pferd, bei Lebensmittelvergiftung außerdem Magenspülung, Abführen; keine Antibiotika. Bei Wundbotulismus: Nach Antitoxingabe breite Eröffnung der Wunde, 10–20 Millionen Einheiten Penicillin G pro Tag. Wichtig ist der rechtzeitige Beginn der künstlichen Beatmung. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Das Toxin wirkt durch Hemmung der Acetylcholinfreisetzung. Somit wird die neuromuskuläre Erregungsübertragung blockiert und es kommt zu den schlaffen Lähmungen. Das Botulismus-Toxin Typ A ist das stärkste mikrobiell gebildete Toxin: die letale Dosis für den Menschen beträgt 1µg. Transmission Da die Sporen von Clostridium botulinum ubiquitär verbreitet sind, erfolgt die Kontamination von Nahrungsmitteln bzw. von Wunden aus der Umwelt. Vermehrung und Inkubationszeit Clostridium botulinum hat unter optimalen Bedingungen eine Generationszeit von 18 bis 20 Stunden. Bei seiner Vermehrung im Nahrungsmittel bzw. im Wirtsorganismus bildet es das Exotoxin. Bei der Aufnahme des Toxins mit dem Nahrungsmittel beträgt die Zeit bis zum Auftreten der Symptome („Inkubationszeit“) 8 Stunden bis einige Tage. Bei den anderen oben erwähnten Formen des Botulismus lässt sich eine Inkubationszeit nicht angeben. Resistenz Clostridium botulinum ist empfindlich für Penicillin G; eine antibiotische Therapie ist jedoch nur beim Wundbotulismus indiziert, nicht bei der Intoxikation. Immunantwort Es kommt im tierischen und im menschlichen Organismus zu einer humoralen Immunität; die Antikörperbildung in Tieren wird für die Produktion der therapeutisch und auch diagnostisch verwendeten Antiseren benutzt. Wirtsbereich Clostridium botulinum Typen A, B, E, F und G sind primär Bodenbakterien, die Typen C und D kommen bei Tieren vor und führen insbesondere bei Wassergeflügel auch zur Erkrankung, die sich in Form einer Erschlaffung der Halsmuskulatur zeigt. Typ E wird auch in Fischen gefunden. Risikogruppen In Bezug auf den Wundbotulismus stellen Drogenabhängige eine Risikogruppe dar. Menschen, die eigene Konserven im Haushalt herstellen, sind als eine weitere Riskogruppe anzusehen. Epidemiologie Clostridium botulinum Typen A und B sind vor allem für die Lebensmittelvergiftung und den Wundbotulismus verantwortlich, beim Säuglingsbotulismus wurde vor allem Typ F gefunden. Die Typenverteilung weist geographische Unterschiede auf, in Deutschland kommt überwiegend Typ B vor. Die Anzahl der gemeldeten Fälle in Deutschland beträgt jährlich 10 bis 20, im Jahr 2000 gab es drei Fälle nach Verzehr von vakuumverpackten, unsachgemäß gelagerten Forellenfilets. In Russland wurden 1998 500 Fälle mit 48 Toten registriert. Auch in anderen Ländern treten sporadisch Ausbrüche auf; in den USA ist eine Zunahme des Wundbotulismus vor allem bei Drogenabhängigen festzustellen. 129 C Clostridium difficile Genetik Keine Daten verfügbar. Prävention Eine spezifische Prävention im Sinne einer Impfung gibt es nicht. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Für die Prävention ist es am wichtigsten, verdächtige Speisen zu meiden, auch nicht probieren(!); Konservendosen, die eine Bombage aufweisen, nicht öffnen. Zuverlässigster Schutz für vakuumverpackte Nahrungsmittel, insbesondere Fisch, ist die durchgängige Einhaltung von Temperaturen unter 7°C besser unter 3°C bei Lagerung und Transport. Alle Toxintypen sind hitzelabile Proteine, sie werden durch 15minütiges Kochen zerstört, aber verdächtige Speisen sollten trotzdem keinesfalls aufbereitet werden! Die Toxinbildung in den Nahrungsmitteln kann nur bei pH-Werten über 4,6 erfolgen. Bei den Laborarbeiten mit dem auf BotulismusToxin zu untersuchenden Material und mit den Kulturen sind besondere Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Aufgrund der genannten Eigenschaften fällt das Botulismus-Toxin unter die biologischen Waffen und die für „Bioterrorismus“ missbrauchten Agenzien. Meldepflicht Nach dem Infektionsschutzgesetz besteht Meldepflicht für Verdacht, Erkrankung und Tod an Botulismus sowie für den Nachweis des Erregers und/oder des Botulismustoxins. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Konsiliarlaboratorium für Clostridium botulinum: Thüringer Medizinal-, Lebensmittel- und Veterinäruntersuchungsamt (TMLVUA) Herr Dr. habil. H. P. Schau, Abt. Medizinaluntersuchung Erfurt FB Medizinische Mikrobiologie Nordhäuser Str. 74 Haus 6; 99089 Erfurt Tel.: 0361 740910 Schlüsselliteratur 1. Brandis, H., H. J. Eggers, W. Köhler, G. Pulverer (Hrsg.) Lehrbuch der Medizinischen Mikrobiologie 7. Auflage, Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 1994 2. Mandell, G. L., J. E. Bennett, R. Dolin (Editors) Principles and Practice of Infectious Disease 4th ed. Churchill Livingstone Inc. London 1995 130 Clostridium difficile Erregerbezeichnung Clostridium difficile Synonym Keine Daten verfügbar. Morphologie Gampositive mittelgroße Stäbchen, subterminale Spore. Taxonomie Familie: Gattung: Bacillaceae Clostridium (anaerob) Historie Seltene Fälle von antibiotikaassoziierter Kolitis wurden von 1960 bis 1970 bei Patienten beobachtet, die mit Lincomycinen oder Breitspektrum-β-Laktamantibiotika behandelt waren, sie traten seit 1970 häufiger auf und 1977 wurde erkannt, dass ein Exotoxin von Clostridium difficile für dieses Krankheitsbild verantwortlich ist. Erkrankungen/Symptome Die antibiotikaassoziierte Kolitis beginnt meist während oder kurz nach einer antibiotischen Therapie, kann aber auch noch Wochen danach auftreten. Symptome: leichte bis schwere z.T. blutig-schleimige Durchfälle mit Fieber und krampfartigen Bauchschmerzen; schwerste Form: pseudomembranöse Kolitis. Die klinische Verdachtsdiagnose wird aufgrund des endoskopischen Bildes gestellt. Es zeigt eine ödematös veränderte Darmschleimhaut mit charakteristischen gelblich-weißen Plaques und Pseudomembranen. Entstehung eines toxischen Megakolon sowie Darmperforation möglich. Differenzialdiagnose Differenzialdiagnostisch kommen die enteropathogenen Erreger in Betracht. Labordiagnostik Nachweis des Toxins mittels EIA-Test in Stuhlproben; er hat aber nur in Verbindung mit der Clostridium difficile klinischen Symptomatik Aussagewert, da das Toxin auch bei gesunden Menschen vorhanden sein kann. gen die zur Therapie eingesetzten Antibiotika Metronidazol bzw. das in der Regel nicht mehr empfohlene Vancomycin sind bisher keine Resistenzen aufgetreten. Therapie Eventuell kann allein das Absetzen einer noch laufenden antibiotischen Therapie die Symptome stoppen, bei schwerer Symptomatik muss jedoch Metronidazol gegeben werden; Vancomycin soll für diese Indikation nicht mehr verwendet werden. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Clostridium difficile kommt in geringer Zahl im Darm des Menschen vor und kann aufgrund seiner Resistenzeigenschaften selektioniert werden, wenn durch eine antibiotische Therapie die übrige Darmflora zerstört wird. Sein Exotoxin bewirkt einen vermehrten Flüssigkeitsaustritt aus den Zellen der Darmschleimhaut und nachfolgend die übrigen oben genannten Symptome. C Immunantwort Keine Daten verfügbar Wirtsbereich Clostridium difficile kommt in geringer Zahl im Darm von Tieren und Menschen vor. Es wird bei 3–10% der erwachsenen Menschen, jedoch bei 25–60% der Säuglinge gefunden. Außerdem kann dieses Bakterium auch im Boden und in Gewässern nachgewiesen werden. Risikogruppen Risikogruppen sind vor allem ältere Patienten und Kinder unter antibiotischer und evtl. auch unter antineoplastischer Therapie. Epidemiologie Keine Daten verfügbar. Genetik Transmission In der Regel handelt es sich um ein endogenes Geschehen, jedoch ist eine nosokomiale Übertragung im Sinne von cross infection möglich z.B. durch die Hände des Pflegepersonals. Ausbrüche auf Stationen werden hin und wieder beobachtet. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Sporen von C. difficile sehr resistent gegen Umwelteinflüsse und auch gegen Desinfektionsmittel sind. Vermehrung und Inkubationszeit Wie bereits erwähnt, kann es zur Vermehrung von Clostridium difficile kommen, wenn die normale Darmflora durch eine antibiotische Therapie zerstört wird. Eine Inkubationszeit im eigentlichen Sinne lässt sich nicht angeben. Das Krankheitsbild tritt meist noch während der Gabe des Atnbiotikums auf, es wurden aber auch Fälle beschrieben, bei denen sich erst 1–2 Wochen nach dem Absetzen des Antibiotikums eine pseudomembranöse Colitis entwickelte. Resistenz Die Resistenzeigenschaften von Clostridium difficile sind die Ursache für seine Selektionierung und somit für die Erkrankung überhaupt. Ge- Keine Daten verfügbar. Prävention Siehe Strategien zur Krankheitsvorbeugung. Strategien zur -Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Um dieser schweren Erkrankung vorzubeugen, ist es wichtig, dass Antibiotika nur unter strenger Indikationsstellung gegeben werden. Patienten mit nachgewiesener pseudomembranöser Colitis müssen isoliert werden, um eine weitere Übertragung zu vermeiden. Meldepflicht Es beseht keine Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz außer, wenn es sich um einen nosokomialen Ausbruch handelt. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Konsiliarlaboratorium für Clostridium difficile: Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Herr PD Dr. Chr. Von Eichel-Streiber; Obere Zahlbacher Str. 63; 55101 Mainz; Tel.: 0631 173310 E-Mail: veichel@mail. Uni-Mainz.de 131 Clostridium novyi Schlüsselliteratur 1. Brandis, H., H. J. Eggers, W. Köhler, G. Pulverer (Hrsg.) Lehrbuch der Medizinischen Mikrobiologie 7. Auflage, Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 1994 2. Mandell, G. L., J. E. Bennett, R. Dolin (editors) Principles and Practice of Infectious Diseases 4th ed. Churchill Livingstone Inc. 1995 Clostridium novyi Clostridien der Gasbrand-Gruppe Clostridium oedematiens Clostridien der Gasbrand-Gruppe Clostridium perfringens Clostridien der Gasbrand-Gruppe Clostridium septicum Clostridien der Gasbrand-Gruppe nachweis durch Faber und Gewinnung von antitoxischem Tetanusserum von Pferden und Kaninchen durch Faber, von Behring, Kitasato. Erkrankung/Symptome Tetanus = Wundstarrkrampf kann in vier verschiedenen klinischen Verlaufsformen auftreten: der generalisierte Tetanus ist die häufigste Form, weiterhin kommen lokalisierter Tetanus, cephaler Tetanus und Nabelschnur-Tetanus vor. Symptome des generalisierten Tetanus: Tonuserhöhung der Muskulatur, zuerst der Kaumuskulatur: Mund kann nicht geöffnet werden, Sprech- und Schluckschwierigkeiten, grinsendes Aussehen (Risus sardonicus) durch Kontraktion der mimischen Muskulatur; Opisthotonus; tonisch-klonische Krämpfe, die durch optische, akustische und taktile Reize ausgelöst werden. Das Bewusstsein bleibt ungetrübt. Erstickungstod durch Lähmung von Glottis, Schlundmuskulatur, Zwerchfell. Beim lokalisierten Tetanus: nur Muskelstarre beim Neugeboreren-Tetanus: Schwäche, Unfähigkeit zu trinken, später Spasmen. Differenzialdiagnose Differenzialdiagnostisch kommt eine Strychninvergiftung in Frage. Clostridium tetani Labordiagnostik Keine Daten verfügbar Tetanus ist vor allem eine klinische Diagnose. Laboruntersuchungen können ihn weder beweisen noch ausschließen. Prinzipiell ist ein Toxinnachweis im Tierversuch (Maus) möglich, bleibt aber meist erfolglos. Die kulturelle Anzüchtung des Erregers hat keine Bedeutung. Morphologie Therapie Grampositive, schlanke, lange Stäbchen, beweglich, terminale „auftreibende“ Spore, daher die Bezeichnung trommelschlegelform. Wichtig ist eine sorgfältige Wundtoilette. Wenn der Impfstatus unklar ist, muss auch bei kleinen Verletzungen so früh wie möglich eine passive Immunisierung mit 500 Einheiten Tetanus-Antitoxin i.M. und gleichzeitig die aktive Immunisierung durchgeführt werden („Simultanimpfung“). Symptomatische Therapie mit Benzodiazepinen; intensivmedizinische Maßnahmen. Erregerbezeichnung Clostridium tetani Synonym Taxonomie Familie: Gattung: Bacillaceae Clostridium (anaerob) Historie Tetanus war schon im Altertum bekannt (Berichte aus Ägypten und Griechenland); erste Beschreibung der Stäbchen in menschlichem Untersuchungsmaterial 1886 durch Rosenbach, Anzüchtung 1889 durch Kitasato; 1890 Toxin132 Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Tetanus ist eine Toxiinfektion. Das Toxin (Tetanospasmin) wird nach Infektion der Wunde bei Coccidioides immitis der lokalisiert bleibenden Vermehrung der Bakterien gebildet und breitet sich entlang der Nervenbahnen bis zu den Vorderhörnern des Rückenmarks aus. Es blockiert die Freisetzung von erregungshemmenden Transmittersubstanzen (Glycin, Gammaaminobuttersäure). Transmission Die Sporen von Clostridium tetani dringen über Wunden in den Körper ein. Auch Bagatellverletzungen können mit Tetanussporen infiziert sein. Die vegetative Form des Erregers wird auch durch Tierbisse übertragen. Vermehrung und Inkubationszeit Der Erreger vermehrt sich nur an der Eintrittsstelle, das Toxin breitet sich im Körper aus. Die Inkubationszeit beträgt 4–14 Tage; je kürzer sie ist, umso schlechter ist die Prognose. Resistenz Da eine antibiotische Therapie beim Tetanus keine Rolle spielt, liegen zu den Resistenzeigenschaften dieses Erregers keine Daten vor. Immunantwort Es entwickelt sich eine antitoxische Immunität aufgrund einer humoralen Immunantwort. Grundimmunisierung (3 Impfungen im Abstand von 4 Wochen, 4. Impfung nach einem Jahr) alle 10 Jahre wiederholt werden. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle C Bei adäquat durchgeführter Impfung sind andere Maßnahmen zur Krankheitsvorbeugung nicht erforderlich. Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Konsiliarlaboratorium für Clostridien: Thüringer Medizinal-, Lebensmittel- und Veterinäruntersuchungsamt (TMLVUA), Herr Dr. habil. H. P. Schau, Abt. Medizinaluntersuchung Erfurt, FB Medizinische Mikrobiologie, Nordhäuser Str. 74, Haus 6; 99089 Erfurt; Tel.: 0361 740910 Schlüsselliteratur 1. Brandis, H., H. J. Eggers, W. Köhler, G. Pulverer (Hrsg) Lehrbuch der Medizinischen Mikrobiologie 7. Auflage, Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1994 2. Mandell, G. L., J. E. Bennett, R. Dolin (Editors) Principles and Practice of Infectious Disease 4th ed. Churchill Livingstone Inc. London 1995 Wirtsbereich Clostridium tetani kommt im Darm von Tieren, selten auch des Menschen vor sowie im Boden und im Staub. Clostridium welchii Clostridien der Gasbrand-Gruppe Risikogruppen Risikogruppen sind alle nicht oder unvollständig geimpften Menschen. Epidemiologie In Deutschland kommt Tetanus wegen des guten Impfstatus der Bevölkerung nur noch selten vor, in anderen Ländern jedoch auch heute noch häufig; insbesondere tritt in den Entwicklungsländern Asiens und Afrikas noch der Nabelschnur-Tetanus auf. Coccidioides brasiliensis Paracoccidioides brasiliensis Coccidioides immitis Erregerbezeichnung Coccidioides immitis Rixford & Gilchrist 1896 Genetik Synonym Keine Daten verfügbar Posadasia esteriformis, Geotrichum immite, Trichosporon proteolyticum u.a. Prävention Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist die aktive Immunisierung. Sie soll nach erfolgter Morphologie Dimorph. 133 Coccidioides immitis Wirtsgewebe. Sphärulen 30–60 µm Durchmesser, nach Reifung vielkernige Sporangiosporen freisetzend 2–5 µm Durchmesser, die durch Plasmaportionierung entstehen. Kultur. 37°C: Wachsartige Kolonien durchsetzt mit Myzelsektoren. Keine Konversion in die Hefephase auf Herz-Hirn-Agar. 24°C: Watteähnliches, grau-braunes Myzel mit wachsartigen Anteilen. Rückseitig cremefarben, später bräunlich. Hyphen hyalin; jede zweite Zelle wandelt sich zu Arthrokonidien um, kurz-zylindrisch bis tonnenförmig, glattwandig, mäßig dickwandig, 3–8×3,5–4,5 µm. An beiden Enden rüschenartige Reste der benachbarten, zugrundegegangenen Disjunktorzellen, die die Verbreitung durch die Luft begünstigen. Taxonomie Klasse: Ordnung: Familie: Gattung: Hyphomycetes Onygenales Onygenaceae Coccidioides, Teleomorph: Nicht bekannt. Historie Erste Fallberichte aus Argentinien von Posadas und Wernicke 1892, aus Kalifornien von Rixford und Thorne 1894. Identifizierung als Pilz durch Ophuls & Moffitt 1900. Erste Isolierung aus dem Erdboden durch Stewart & Mayer 1932. Erkrankungen/Symptome Synonyme. Coccidioidomykose, San Joaquin Valley Fever, Wüstengrippe, Wüstenrheumatismus, Posadas-Wernicke-Krankheit. Primäre pulmonale Form. Einfache „Grippe“ bis schwere Bronchopneumonie mit Pleurabeteiligung, Chronifizierung möglich. Remittierendes Fieber, Schüttelfrost, Unwohlsein, intensive Thoraxschmerzen, Kopfschmerzen, Husten meist trocken. Gelenkschmerzen seltener, ebenso Erythema nodosum und Erythema multiforme, Urtikaria sowie Konjunktivitis. Meist gutartiger Verlauf mit Ausheilung. Primäre kutane Form. Selten nach Trauma. Disseminierte Form. Disseminierung hämatogen aus aktivem, latentem oder residualem Lungenherd: Hauteffloreszenzen bis zu wu134 cherndem Granulationsgewebe, Abszesse, fistelnde Gummata. Osteo-artikuläre Veränderungen mit Entkalkung und knocheneinschmelzenden, fistelnden Abszessen. ZNS-Befall mit meningitischen Symptomen. Nach relativ langer Wahrung des Allgemeinzustandes letaler Ausgang. Differenzialdiagnose Pulmonale Form: Infektiöse Lungenerkrankungen, insbesondere Tuberkulose, Histoplasmose, Blastomykose, Paracoccidioidomykose, Pneumocystis carinii Pneumonie bei AIDS. Tumoren, Erkrankungen des lymphatischen Systems. Kutane Form: Syphilitische, tuberkulöse, sporotrichöse Ulzera. Disseminierte Form: Systemische, infektiöse, granulomatöse und neoplastische Erkrankungen. Labordiagnostik Sicherheitsmaßnahmen beachten, biologische Sicherheitsstufe III! Untersuchungsmaterial. Sputum, Bronchialsekret, Magensaft, Eiter, Liquor, Punktate, Biopsiematerial, OP-Material. Verdacht ist zu deklarieren! Direktmikroskopie. Nachweis von Sphärulen ist pathognomonisch. Kultur. 24°C, nach 3–7 d auf Herz-Hirn-Agar watteartige Myzelkulturen, siehe Morphologie. 37°C: Nach 3–7 d auf Herz-Hirn-Agar lederartige Kulturen, siehe Morphologie. Serologie. Antikörpernachweis im Konsiliarlabor (KBR im Akutstadium und für Verlaufskontrolle, Immundiffusion, Western blot). Therapie Primär pulmonale Form oft selbstlimitierend und nicht behandlungsbedürftig. Bei chronischem Verlauf: Itraconazol (400 mg/die) oder Fluconazol (400–800mg/die). Bei schwerem Verlauf und Disseminierung: Amphotericin B (1,0–1,5mg/kg/die), zusätzlich Fluconazol bei ZNS Manifestation. Lebenslange Suppressionstherapie mit Fluconazol (200–400mg/die) für Immunsupprimierte, besonders HIV+ Patienten. Coccidioides immitis Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Arthrosporen sind hochinfektiös, Infektion erfolgt bei hoher Erregerdichte in der Luft unabhängig vom Immunstatus. Mit Virulenz assoziierbare Faktoren: Chitinasen (Zellwandlyse bei Endosporulation), Ornithindecarboxylasen (Morphogenese), Proteinasen (Gewebelyse). Transmission Inhalation bodenbürtiger Arthrokonidien. Inokulation der Sporen in die Haut durch Mikrotrauma selten. Keine Übertragung von Mensch zu Mensch. Laborinfektion durch kultivierte Sporen bei Nichtbeachtung der Sicherheitsbestimmungen. Genetik Coccidioides immitis hat eine Genomgröße von ca. 28 Mb; 4 Chromosomen. Ein sexueller Vermehrungszyklus ist nicht bekannt. ◗ Coccidioides immitis Gen für Chitin Synthase (chs1): AJ292088 bis 89 ◗ Coccidioides immitis Gen (pyrG) für Orotidin 5'-monophosphat Decarboxylase (OMPD): AJ292100 ◗ Coccidioides immitis Komplementfixation/ Chitinase Antigen mRNA: U33265 ◗ Coccidioides immitis Chitin Synthase Klasse I u. II (CHS3 u. 2) Gen, partial cds: U60212 u. U60213 ◗ Coccidioides immitis mRNA für 34 kD Chymotrypsin-like Serin Proteinase: X63114 Prävention Vermehrung und Inkubationszeit Inkubationszeit 1–4 Wochen. Resistenz Arthrokonidien überleben bei extremer Hitze und Trockenheit jahrelang im Erdboden und tolerieren hohe Salzkonzentrationen. Inaktivierung 15 min bei 121°C. Immunantwort Zellwandantigene induzieren humorale und zelluläre Immunantwort. Nach überstandener Infektion lebenslange Immunität, Reaktivierung alter, nicht austherapierter Herde bei eintretender Immunschwäche möglich. Coccidioidin-Hauttest induziert Antikörperproduktion. Wirtsbereich Mensch, Haus-, Wild- und Zootiere, Seeottern. Risikogruppen Aufenthalt in Endemiegebieten (Landarbeiter, Archäologen, Touristen), besonders bei Sandstürmen. Immunsupprimierte Patienten, insbesondere AIDS Patienten zeigen schwere Verläufe. Epidemiologie Streng umschriebene Endemiegebiete: Wüsten im Südwesten der USA (St. Joaquin-Valley/Kalifornien), Mexiko, Venezuela, Paraguay, Argentinien. Inzidenz ca. 15 Fälle pro 100.000 Einwohner in Arizona. Bis 50% der Bewohner von Endemiegebieten zeigen positiven Hauttest. Meidung von Endemiegebieten, Mundschutz bei Erdarbeiten. Bei Hochrisikopatienten in Endemiegebieten mit CD4+ Zellen <250/µl ist Itraconazol als Prophylaxe erwägenswert. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Nationales Surveillance (NETSS) seit 1995 in den USA. Feststellung des Durchseuchungsgrades in Endemiegebieten mit Coccidioidin-Hauttest. Meldepflicht Keine. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen ◗ Konsiliarlabor: Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, FG212, D-13353 Berlin: http://yellow-fever.rki.de/INFEKT/STECKBRF/ STBR.HTM ◗ National Centers for Disease Control, Mycotic Diseases Branch, Atlanta, GA 30333, USA. ◗ Centers for disease control: http://www.cdc.gov/ncidod/dbmd/ diseaseinfo/coccidioidomycosist.htm ◗ Links to further information: http://www.astdhpphe.org/infect/ valley.html, http://vfce.arl.arizona.edu/vermain.htm ◗ HIV-Infektion und Coccidioidomykose: University of California San Francisco and San Francisco General Hospital: http://hivinsite.ucsf.edu 135 C Cohnistreptothrix israeli Schlüsselliteratur 1. Kwong-Chung, KJ & Bennett, JW. 1992, Medical Mycology. Lea & Febiger, Philadelphia. 356 pp. De Hoog GS, Guarro J 1995. Atlas of Clinical Fungi, p. 122. CBS, Baarn. 2. Müller, J. 1992. Dimorphe Pilze. In: Burkhardt F. (Ed.): Mikrobiologische Diagnostik. G. Thieme Verlag, Stuttgart, New York, pp. 478–486. 3. Kappe, R. & Seeliger, HPR. 1993. Chapter 10: Serodiagnosis of deep-seated fungal infections. In: Borgers M, Hay R & Rinaldi MG (Eds.): Current topics in medical mycology, Vol V, Prous Science, Barcelona, Spain, pp. 247–280. 4. Galgiani, JN. 1999. Coccidioidomycosis: a regional disease of national importance. Rethinking approaches for control. Ann Intern Med. 130, 293–300. Cohnistreptothrix israeli Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Colorado Tick Fever Virus Coltiviren Coltiviren Erregerbezeichnung Colorado Tick Fever Virus Synonym Die Morphogenese und Ausbildung neuer Viruspartikel findet im Zytoplasma der infizierten Zelle statt, was an den Einschlusskörperchen zu erkennen ist. Diese Einschlusskörper sind Orte der Virusreplikation und des Zusammenbaus von neuen Viruspartikeln. Das virale Genom besteht aus zwölf doppelsträngigen RNA Segmenten. Taxonomie Aufgrund morphologischer, serologischer und physikochemischer Eigenschaften dieser Virusgruppe wurde das Genus Coltivirus eingeführt. Im Gegensatz zu anderen Reoviren sind Coltiviren relativ labil gegenüber Säuren. Die Einführung eines neuen Genus innerhalb der Familie Reoviridae wird auch durch die Übertragung dieser Viren durch Arthropoden untermauert. Coltiviren werden in 13 verschiedene Serogruppen eingeteilt, diese Serogruppen werden nochmals in verschiedene Serotypen untergliedert. Als wichtigste Serogruppen sind hier das humanpathogene Colorado Tick Fever Virus und das Eyach Virus zu nennen. Historie Ursprünglich wurde diese Gruppe von Reoviren als Arboviren klassifiziert, weil sie von Arthropoden übertragen werden. Allerdings unterscheiden sie sich stark von Arboviren in ihrer Resistenz gegen organische Lösungsmittel. Ein Synonym ist nicht bekannt. Erkrankungen/Symptome Morphologie Coltiviren sind sphärische Partikel mit ikosaedrischer Symmetrie, ihr Durchmesser liegt bei ca. 60–80 nm. Das Virion besteht aus einer äußeren Hülle und einem inneren Core. Dieses Core besteht aus den fünf Proteinen VP 1, VP 3, VP 4, VP 6 und VP 7. Das Nukleokapsid ist von einer diffusen Proteinschicht aus VP 2 und VP 5 umgeben. Dieses äußere Kapsid besitzt keine klaren morphologische Untereinheiten. Der Durchmesser des Colorado Tick Fever Virus beträgt 80 nm bei negativer Färbung, die Kapsomere sind bei dieser Art der Darstellung ringförmig angeordnet. Die äußere Kapsidhülle ist eine diffuse Schicht, die im Vergleich zu anderen Reoviren eher zerbrechlich wirkt. Coltiviren ähneln in ihrer Morphologie stark den Reoviren, d.h. sie besitzen kein Envelope, aber ein segmentiertes doppelsträngiges RNA Genom. 136 Coltiviren sind in der Natur sehr weit verbreitet und wurden von vielen Tierspezies und dem Menschen isoliert. Sie werden durch Zecken, Stechmücken und Culiciden übertragen und replizieren auch in diesen Vektoren. Das Colorado Tick Fever Virus (CTFV) ist der humanpathogene Vertreter der Coltiviren. CTFV verursacht eine febrile Erkrankung und Enzephalitis beim Menschen. Dermacentor andersoni ist die Zecke, die dieses Virus in den Rocky Mountains und in Nordwestkanada überträgt. Die Krankheit, die durch das Colorado Tick Fever Virus beim Menschen hervorgerufen wird, wird wegen der recht unspezifischen Symptome auch als Bergfieber bezeichnet und wird immer noch mit einer Anzahl von anderen Erkrankungen verwechselt. Zu Beginn dieses Jahrhunderts beschrieben Ärzte in Montana und Colorado eine mild verlaufende Krankheit ohne Aus- Coltiviren schlag, die dort nach Zeckenstich auftrat. Erst 1930 beschrieb Becker das Colorado Tick Fieber. Florio isolierte das Virus 1944 aus menschlichem Blut. Dieser Virusstamm ist der Prototyp des Colorado Tick Fever Virus. Freiwillige wurden mit Seren von infizierten Personen inokuliert und zeigten die gleiche Symptomatik wie natürlich infizierte Personen. Danach wurde das Virus an Mäusen und Hühnerembryonen adaptiert und konnte durch Inokulation von Babymäusen isoliert werden. Die Krankheit beginnt mit Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerz, Myalgien und Photophobie, unter Umständen Diarrhö. Die akute Krankheitsphase dauert fünf bis zehn Tage. Differenzialdiagnose Das Colorado Tick Fieber kann wegen der Übertragung durch Zecken mit einer Lyme Borreliose verwechselt werden. Bei europäischen Formen der Infektion kommt differenzialdiagnostisch eine Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) in Betracht. Labordiagnostik Das Colorado Tick Fever Virus kann leicht aus infizierten Patienten isoliert werden. Infektiöses Virus ist in zirkulierenden Erythrozyten nachweisbar. Das am besten geeignete Untersuchungsmaterial ist Heparinblut, da das Virus zellassoziiert ist. Erythrozyten müssen vor einer Untersuchung gut gewaschen werden, um sie vom Serum und den darin enthaltenen Antikörpern zu befreien. Die Probe sollte gekühlt transportiert und gelagert werden, Einfrieren ist zu vermeiden. Das sensitivste Nachweissystem zur Isolierung des Virus ist die intrazerebrale Inokulation von Babymäusen. Ein Antigennachweis mittels Immunfluoreszenz ist auch möglich. Zum serologischen Nachweis einer Colorado Tick Fieber Infektion werden die Komplementbindungsreaktion und der IgM-Nachweis eingesetzt. Komplementbindende Antikörper werden bei einem Viertel der Patienten nicht gebildet. Neutralisierende Antikörper werden spät, d.h. etwa zwei bis drei Wochen nach Beginn der Symptomatik gebildet. Infizierte Verooder BHK-21-Zellen werden zum Nachweis von Antikörpern gegen das CTFV in der Immunfluoreszenz benutzt. Die IgM-Antikörperantwort, die ca. vier bis fünf Wochen nach der In- fektion ihren höchsten Titer erreicht, wird im ELISA gemessen. Therapie Es gibt keine spezifische Behandlung. Eine Therapie kann daher nur die Senkung des Fiebers und das Lindern der Schmerzen zum Ziel haben. Ribavirin inhibiert das Wachstum des CTFV in Zellkultur und schützt Mäuse gegen eine Infektion durch intrazerebrale Inokulation. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität CTFV verursacht eine febrile Erkrankung und Enzephalitis beim Menschen. Über die Pathologie beim Menschen ist nur sehr wenig bekannt. Leukopenie mit einer Abnahme von Granulozyten und Lymphozyten sowie Thrombozytopenie sind die häufigsten hämatologischen Veränderungen. Zwei fatale Fälle mit Enzephalitis und Nierenversagen mit Hämorrhagien wurden bei Kindern berichtet. Symptome waren hier Petechien der Haut, Schwellen des Endothels sowie Nekrosen der Leber, Milz und des Gehirns. Transmission Coltiviren werden durch Zecken, Stechmücken und Culiciden übertragen und replizieren auch in diesen Vektoren. Dermacentor andersoni ist die Zecke, die dieses Virus in den Rocky Mountains und in Nordwestkanada auf den Menschen überträgt. Es wurde ein Fall berichtet, bei dem eine Person über eine Bluttransfusion infiziert wurde. Ixodes ricinus ist der Vektor für das Eyach Virus, eine spezifische Serogruppe der Coltiviren, die in Frankreich und Deutschland nachgewiesen wurde. Vermehrung und Inkubationszeit Infektionen mit dem Colorado Tick Fever Virus sind mit einer Virämie assoziiert, die mehrere Monate dauern kann. Das Virus befindet sich in Erythrozyten und ist somit für eine Immunantwort schlecht zugänglich. Die Morphogenese und Ausbildung neuer Viruspartikel findet im Zytoplasma der infizierten Zelle statt, was an den Einschlusskörperchen zu erkennen ist. Diese Einschlusskörper sind Orte der Virusreplikation und des Zusammenbaus von neuen Vi137 C Coltiviren Da keine antivirale Therapie existiert, sind keine Angaben zur Resistenz gegen Virostatika möglich. verbreitet sind als bisher angenommen. Bei Personen in Südkorea wurden ebenfalls neutralisierende Antikörper gegen CTFV nachgewiesen. Das Colorado Tick Fieber tritt vor allem zwischen April und Juli auf. Im Mai und Juni, wenn die adulten Zecken am aktivsten sind, ist die Inzidenz am höchsten. Immunantwort Genetik ruspartikeln. Die Inkubationszeit beträgt ungefähr vier Tage. Resistenz Patienten mit CTF zeigen eine verminderte Produktion des koloniestimulierenden Faktors, der zirkulierende Inhibitor könnte Interferon sein. Ein großer Teil der CTF Patienten haben einen hohen Spiegel an zirkulierendem Interferon-alpha während der ersten zehn Tage der Erkrankung. Der Interferonspiegel korreliert mit dem Fieber aber nicht mit der Häufigkeit oder dem Schweregrad der Symptome. Komplementbindende und neutralisierende Antikörper werden spät, d.h. etwa zwei bis drei Wochen nach Beginn der Symptomatik gebildet. Wirtsbereich Coltiviren sind in der Natur sehr weit verbreitet und wurden von vielen Tierspezies und dem Menschen isoliert. Sie werden durch Zecken, Stechmücken und Culiciden übertragen und replizieren auch in diesen Vektoren. Das Colorado Tick Fever Virus ist der humanpathogene Vertreter der Coltiviren. Risikogruppen Insbesondere Personen, die sich häufig im Freien in den Rocky Mountains und im Nordwesten Kanadas aufhalten, sind durch die vermehrte Exposition zu infizierten Zecken stärker gefährdet. Hierzu zählen in erster Linie Jäger, Camper und Bergsteiger. Über 70% der Colorado Tick Fieber Fälle werden bei Erwachsenen verzeichnet, die höchste Inzidenz liegt in der Altersgruppe von 20–29 Jahren. Unter den Infizierten sind etwa dreimal mehr Männer als Frauen. Coltiviren besitzen in der Regel zwölf doppelsträngige RNA Moleküle, das Genom des CTFV hat eine Masse von 18×106 Dalton und ist damit größer als das Genom anderer Reoviren. Sieben Polypeptide wurden in gereinigten Virionen nachgewiesen. VP 2 und VP 5 bilden das äußere Kapsid, das Core besteht aus den beiden Hauptproteinen VP 3 und VP 7 und den drei Proteinen VP 1, VP 4 und VP 6, die mengenmäßig weniger stark vertreten sind. Durch Entfernen der beiden Proteine VP 2 und VP 5 wird das Core freigelegt und die virale RNA-abhängige RNA-Polymerase aktiviert. Accession No. der Nukleinsäuresequenz des CTFV: Segment 9: AF007172, Segment 10: AF000720 Prävention Der beste Schutz gegen eine Infektion durch das CTFV ist das Tragen einer sachgemäßen Bekleidung für diejenigen Personen, die häufig in den genannten Gebieten diesen Zecken exponiert sind. Dieser Personenkreis sollte auf jeden Fall darauf achten, dass Zecken, die sich auf der Haut anheften, sofort entfernt werden. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Mit Formalin inaktiviertes Virus, das in Mäusehirnen angezüchtet wurde, induzierte bei Freiwilligen einen lang anhaltenden Schutz. Die Entwicklung einer Vakzine wurde aber nicht weiter verfolgt. Epidemiologie Das Colorado Tick Fieber Virus kommt in den Rocky Mountains und im Nordwesten Kanadas in einer Höhe zwischen 1000 und 3000 m vor. Dies entspricht der natürlichen Verbreitung des Vektors, Dermacentor andersoni. Da das Eyach Virus, eine bestimmte Serogruppe der Coltiviren, auch in Europa nachgewiesen wurde, liegt die Vermutung nahe, dass diese Erreger mehr 138 Meldepflicht Nach dem Infektionsschutzgesetz besteht keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Ein Referenzzentrum für Coltivirus in der Bundesrepublik Deutschland ist nicht bekannt. Conidiobolus Web-Adresse: http://www.iah.bbsrc.ac.uk/virus/Reoviridae/ Schlüsselliteratur 1. Roy, P. Orbiviruses and their replication. In Fields, B.N., Knipe, D.M., Howley, P.M. Virology, Raven-Lippincott Publishers, Philadelpia, New York 1995, 1709–1734. Conidiobolus sennebenhöhlen und Pharynx aus. Die Erkrankung kann mit nasalen Symptomen oder einem Knoten in der Nasenhaut in Erscheinung treten. Das häufigste nasale Symptom ist Obstruktion, aber auch Rhinorrhoe und Epistaxis können auftreten. Wie bei der Basidiobolomykose bleibt auch hier der Knochen verschont und die Haut intakt. Eine hämatogene Aussaat ist sehr selten, der Allgemeinzustand bleibt unbeeinträchtigt. Erregerbezeichnungen Differenzialdiagnose Conidiobolus coronatus, Conidiobolus incongruus. Histologisch kein Unterschied zur Basidiobolomykose. Synonym Labordiagnostik C. coronatus: Boudierella coronata, Delacroixia coronata, Entomophthora coronata. Röntgenaufnahmen der Nasennebenhöhlen zeigen das Ausmaß des Befalls dieser Region. Rhinoskopie mit Biopsie oder Hautbiopsie sind die angezeigten diagnostischen Maßnahmen. Histopathologie: Färbung mit Hämatoxilin und Eosin sowie mit Perjodsäure-Schiff-Reagenz (PAS). Die Kultur erfolgt auf Sabouraud-Glucose-Agar bei 37°C mit einer Woche Bebrütungszeit. Es gibt keine serologischen Tests. Morphologie Wirtsgewebe (Nasenschleimhaut). Selten septiertes Myzel, rechtwinklige Verzweigungen, wie Basidiobolomykose. Kultur. Kolonie: Raumgreifend, hyalin, bald mit unregelmäßigen radialen Ausblühungen. Mikroskopisch: Hyphen 6–15 µm breit. Sporophoren 60–90 µm hoch, basales Septum, sich zur Spitze hin leicht verjüngend, apikale Produktion einzelner Konidiosporen. Primäre Sporen 40 µm groß, mit herausragender, warzenförmiger Basis, später haarähnliche Anhängsel ausbildend. Die Konidien werden aktiv in Richtung von Lichtquellen abgestoßen. Therapie Die Therapie der Wahl ist Itraconazol, 400mg pro Tag per os, über mehrere Monate. Submucosektomie schafft nur zeitweilige Erleichterung. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Taxonomie Abteilung: Klasse: Ordnung: Familie: Gattung: Zygomycota Zygomycetes Entomophthorales Entomophthoraceae Conidiobolus Eingeordnet in Risikogruppe 2. Ansonsten keine Daten verfügbar. Transmission Inhalierte Sporen von Conidiobolus spp. penetrieren traumatisch veränderte Nasenschleimhaut. Historie Die erste humane Conidiobolomykose wurde 1965 von Bras et al. bei einem Mann aus der Karibik berichtet. Vermehrung und Inkubationszeit Keine Daten verfügbar. Resistenz Erkrankungen/Symptome Flucytosin und Fluconazol sind unwirksam. Die Infektion beginnt in der Submukosa der Nase und breitet sich nach beiden Seiten auf die Haut von Nase, Glabella, Wange, Oberlippe, Na- Immunantwort Keine Daten verfügbar. 139 C Conidiobolus coronatus Wirtsbereich Conidiobolus-Arten kommen in abgestorbener Vegetation und im Erdboden vor. Conidiobolus coronatus wurde in Insekten und im Darminhalt von Eidechsen und Kröten gefunden. Nasale Infektionen wurden auch bei Pferden, Hunden und Wild beschrieben. Risikogruppen Im Gegensatz zur Basidiobolomykose sind überwiegend männliche Erwachsene betroffen. Es sind keine prädisponierenden Grunderkrankungen oder berufliche Risikofaktoren bekannt. Insbesondere haben die Patienten keine Anamnese einer allergischen Rhinitis. Epidemiologie Bis 1977 wurden mehr als 55 Fälle von Conidiobolomykose beschrieben. Geographische Verbreitung: Zentralamerika, Äquatorialafrika, Indien. Genetik Conidiobolus spp. sind eukaryonte Organismen, über deren Genomgröße und Chromosomenzahl noch keine Daten vorliegen. Es sind bisher nur Teile der Genome sequenziert. Für die taxonomische Einordnung wichtige Sequenzen sind: C. coronatus: D29947 (Sequenz des 18S ribosomalen RNA Gens); AJ345094 (18S, 5,8S, 28S rRNA-Gen, interne transkribierte Spacer 1 und 2). C. incongruus: AF113457 (partielle Sequenz des 28S rRNA-Gens), AF113419 (partielle Sequenz des 18S rRNA-Gens). Proteinsequenzen sind nur bei C. coronatus bekannt: AAF14274 und AAF14273 (Beta-Tubuline 1 und 2). Humangenetik, Abteilung Mykologie, GeorgAugust-Universität, Kreuzbergring 57, 37075 Göttingen. ◗ National Center of Biotechnology Information: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ Schlüsselliteratur 1. De Hoog GS, Guarro J, Gene J, Figuera MJ. 2000. Atlas of Clinical Fungi, 2nd ed. Conidiobulus, pp. 118–122. Centraalbureau voor Schimmelcultures, Utrecht. 2. Walsh TJ, Renshaw G, Andrews J, Kwon-Chung J, Cunnion RC, Pass HI, Taubenberger J, Wilson W, Pizzo PA. 1994. Invasive zygomycosis due to Conidiobolus incongruus. Clin Infect Dis 19: 423–30. 3. Drouhet E, Ravisse P. 1993. Entomophthoromycosis. In: Borgers M, Hay R, Rinaldi MG (eds): Current topics in medical mycology, chapter 9, pp. 215–245. Prous Science Publ, Barcelona, Spanien. 4. Kwon-Chung KJ, Bennett JE. 1992. Medical Mycology, 2nd ed, chapter 17: Entomophthoramycosis, pp. 447–463. Lea & Febiger, Philadelphia, London. Conidiobolus coronatus Conidiobolus Cordylobia anthropophaga Fliegenmaden Coronavirus, humanpathogenes Erregerbezeichnung Humanpathogene Coronaviren HCoV-229E und HCoV-OC43 SARS-CoV Prävention Synonym Keine Daten verfügbar. Keine gebräuchlich. Urbani-Virus. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Keine Daten verfügbar. Meldepflicht Nicht meldepflichtig. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen ◗ Expertenlaboratorium für Zygomyzeten: Prof. Dr. R. Rüchel, Zentrum für Hygiene und 140 Morphologie Die Virionen von Coronaviren sind umhüllt, von pleomorpher, in der Regel spärischer Struktur (120–160 nm). Das virale Genom (ssRNA, Plus-Strang, ca. 30 kb) bildet mit dem viralen Nukleokapsidprotein (N) ein helikales Nukleokapsid. Mit der Virushülle sind zwei bis vier Proteine assoziiert, das S-Protein, das sich zu trommelschlegelförmigen Oligomeren assoziiert, das M-Protein, und bei verschiedenen Coronavirus, humanpathogenes Spezies und Serotypen (z.B. HCoV-OC43) das Hemagglutinin-Esterase-Protein. Taxonomie Genus Coronavirus in der Familie Coronaviridae; als Mitglieder der Ordnung Nidovirales klassifiziert. Spezies: zwei humanpathogene Serotypen HCoV-229E und HCoV-OC43. Als TypSpezies gilt das Coronavirus der Aviären infektiösen Bronchitis (IBV). SARS-CoV ist mit dem „severe acute respiratory syndrome“ assoziiert und stellt eine neue, eigenständige Spezies dar. Historie Erstbeschreibung animaler Coronaviren (IBV) durch Schalk und Hawn (1931), Erstisolation durch Beaudette und Hudson. Erstbeschreibung humanpathogener Coronaviren (B814) durch Tyrrell und Bynoe (1965), Erstisolation und Kultivierung durch Hamre und Procknow (1967). Klassifikation als Coronaviridae aufgrund der Morphologie und der charakteristischen Anordnung von Oligomeren des S-Glykoproteins (ähnlich der solaren „Korona“). Die Genome der Prototypen sind mittlerweile sequenziert durch Herold und Mitarbeiter (1993). SARS-CoV wurde erstmals 2003 isoliert und sequenziert. Das Virus konnte charakterisiert werden, nachdem Tausende von Patienten am SAR-Syndrom im Rahmen einer ersten Epidemiewelle erkrankten und Hunderte verstarben. Das Tierreservoir ist nicht bekannt. Erkrankungen/Symptome HCoV-229E und HCoV-OC43 führen zu akuten Erkrankungen des oberen Respirationstraktes, die saisonal gehäuft im Winter und Frühjahr als banale Erkältungskrankheiten auftreten. Je nach Erhebung wird davon ausgegangen, dass 10–25% aller Erkältungskrankheiten durch Coronaviren hervorgerufen werden. Als Komplikationen sind Erkrankungen des unteren Respirationstraktes, Bronchitis, sowie Pneumonien bei Kindern beschrieben. Letzteres kann ebenso wie Myokarditis bei Immunsupprimierten auftreten. Die Beteiligung von Coronaviren an enterischen Infektionen beim Menschen wird sehr kontrovers diskutiert. Coronavirus-Like-Particles (CVLP) findet man in den Fäzes von Diarrhö-Patienten ebenso wie bei Gesunden. Gelegentlich treten bei Säuglingen und Kleinkindern Gastroenteritiden, bei Neugeborenen nekrotisierende Enterocolitiden auf. Eine ätiologische Rolle von Coronaviren bei der Entstehung neurologischer Erkrankungen, u.a. der Multiplen Sklerose, wird ebenfalls kontrovers diskutiert; Vermutungen hierauf stützen sich vor allem auf die Beobachtung von Demyelierungen, hervorgerufen durch das Maus Hepatitis Virus nach Infektionen in der Maus. Aus dem Hirn einiger MS-Patienten konnte Humanes Coronavirus isoliert, oder CVLP durch Elektronenmikroskopie dargestellt werden. Das Auftreten des SAR-Syndroms wurde 2003 erstmals beschrieben. Die Patienten erkranken an einer viralen Pneumonie, die mit Fieber, trockenem Husten, Kurzatmigkeit und Hypoxämie einhergeht. SARS-Symptome treten nach einer Inkubationszeit von 2–10 Tagen auf. Prodromale Anzeichen, wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Myalgien, treten zu Beginn der Erkrankung auf, ebenso wie milde respiratorische Symptome und vereinzelt Diarrhöen während der frühen febrilen Phase. Die Falldefinition für den Verdacht auf ein schweres akutes respiratorisches Syndrom unklarer Ursache (SARS) ist nach WHO-Kriterien erfüllt, wenn Fieber oberhalb 38˚C feststellbar ist, der Erkrankungsbeginn nach dem 1. Februar 2003 datiert, mindestens ein respiratorisches Symptom auftritt, enger Kontakt innerhalb von 10 Tagen vor Beginn der Symptome mit einem wahrscheinlichen Fall von SARS, oder Aufenthalt in einer Region mit gehäuftem Auftreten von SARS gegeben ist. Ein wahrscheinlicher Fall von SARS ist gegeben, wenn die Kriterien für einen Verdacht erfüllt sind und ein Röntgenbefund auf eine Pneumonie oder ein aktues Atemnotsyndrom (ARDS) hinweist; ferner, wenn eine ungeklärte Atemwegserkrankung mit Todesfolge, oder ein Autopsiebefund mit Hinweisen auf ein akutes Atemnotsyndrom vorliegt. Etwa 90% der infizierten Personen mit SARS erholen sich innerhalb einer Woche nach Krankheitsbeginn. Die Mortalitätsrate beträgt ca. 5%. Differenzialdiagnose Die Symptomatik und der klinische Verlauf einer respiratorischen Coronavirus Infektion ähnelt stark einer solchen mit Rhinoviren und anderer Erreger des oberen Respirationstraktes und kann durch klinische Diagnostik nicht klar 141 C Coronavirus, humanpathogenes differenziert werden. Die Inkubationszeit ist mit 2–5 Tagen geringfügig länger als die von Rhinoviren, die Dauer der Erkrankung ist mit 2–20 Tagen vergleichbar. Allgemein können Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Husten, Schnupfen, rauer Hals, Halsschmerzen, Schüttelfrost, vereinzelt Fieber auftreten. Ein schwererer Verlauf der Erkältungskrankheit ist in 5– 10% der Fälle beobachtbar. Eine Beteiligung des unteren Respirationstraktes wird nur selten beobachtet. Ein schwererer Verlauf chronischer Bronchitiden bei Erwachsenen und die Induktion von Asthmaanfällen bei Kindern kann infolge einer akuten Coronavirusinfektion beobachtet werden. Labordiagnostik Aufgrund des überwiegend leichten Verlaufs der Erkrankungen erfolgt in der Regel keine Labordiagnose. Für die Diagnostik stehen Hämagglutinationshemmtest (cave: erfasst nur HCVStämme mit Hämagglutinin) und KomplementBindungsreaktions-Test zur Verfügung. Die Virusanzucht ist in der Regel für die diagnostische Routine zu aufwändig und schwierig. Im Stuhl können Coronavirus-Partikel mit dem EM nachgewiesen werden. Der Nachweis von Antigen aus Nasensekret und Rachenspülwasser kann durch EIA erfolgen. Ein marktfähiger ELISA-Test für die Routine-Diagnostik zum Nachweis von Antigen im Rachen oder Bronchialsekret ist zurzeit nicht verfügbar. Ebenso wenig ist ein Immuno-Fluoreszenztest kommerziell verfügbar. Ein Nachweis über RT-PCR und nested RT-PCR oder quantitative PCR ist möglich, in der Regel jedoch zu aufwändig. Zum Nachweis von SARS-CoV werden gegenwärtig kommerzielle serologische und molekularbiologische Tests bereitgestellt. ELISA-Tests erlauben den Nachweis einer SARS-Erkrankung etwa drei Wochen nach Krankheitsbeginn. Der molekularbiologische Nachweis des SARS-Erregers ist innerhalb der ersten 10 Tage nach Beginn der Erkrankung mittels nested RT-PCR möglich. Dabei findet das vom BernhardNocht-Institut, Hamburg veröffentlichte Protokoll zum Nachweis von SARS-CoV breite Verwendung. Während der akuten Phase der Erkrankung ist in etwa 50% der Fälle eine Leukopenie und Thrombozytopenie nachweisbar. Erhöhte Werte der Kreatin-Phosphokinase und der Transaminasen sind oft während der frühen 142 respiratorischen Phase der Erkrankung feststellbar. Therapie Die respiratorischen Erkrankungen nach Coronavirusinfektion verlaufen in der Regel mild, sodass sich therapeutische Maßnahmen erübrigen. Bei schwereren Verläufen erfolgt die Therapie symptomatisch, die Gabe von Analgetika sollte sparsam erfolgen. Maßnahmen, die den Sekretfluss fördern und zum Abschwellen der Nasenschleimhäute führen, sind empfehlenswert. Die Therapie von SARS erfolgt symptomatisch – unter Kontrolle der Blutgaswerte. Bei einem Teil (10–20%) der Erkrankten ist Intubation erforderlich. Zusätzlich werden Antibiotika, antivirale Agenzien, wie Oseltamivir und Ribavirin, sowie Steroide, auch in Kombination mit antiviralen Agenzien, eingesetzt. Die Effizienz dieser Therapiemaßnahmen wird unterschiedlich eingeschätzt. Spezifische Merkmale Coronaviren sind weltweit bei einer Vielzahl von Säugern nachgewiesen worden. Sie zeichnen sich durch strenge Wirtsspezifität aus und verursachen eine Vielzahl respiratorischer Erkrankungen, Enteritiden, Hepatitiden und neurologischer Erkrankungen. Das Genom ist eine positiv-Strang RNA mit Cap und und Polyadenylierung, die per se infektiös ist. Die Genome verschiedener Coronaviren sind gut charakterisiert. Für die Transkription wird die genomische RNA durch die virale RNA abhängige RNA-Polymerase im Zytoplasma in negativStrang RNA umgeschrieben, die als Matrize für die m-RNAs der jeweiligen viralen Gene dient. Die Struktur des Virions wird durch vier Proteine determiniert, dem N-Protein, ein Phosphoprotein (50–60 kDa), das mit der genomischen viralen RNA assoziiert ist, dem S-Glykoprotein, das sich, wie erwähnt zu Oligomeren aggregiert und die Coronastruktur ausprägt, das M-Protein, das eine dominante Rolle bei der intrazellulären Virusreifung innehat, vor allem bei der Passsage durch das Endoplasmatische Retikulum und den Golgiapparat (Cisternae). Die Virusfreisetzung erfolgt durch Exozytose. Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Coronaviren werden über den Respirationstrakt verbreitet. Zellen, wie respiratorische, in- Coronavirus, humanpathogenes testinale und myelotische Zellen, die an der apikalen Seite die humane Aminopeptidase N exprimieren, sind suszeptibel für das HCoV-229E. Mehr als 50 Prozent der Infizierten entwickeln klinische Symptome. Exazerbationen während des klinischen Verlaufs sind bei Immunkompetenten selten. Reinfektionen treten häufig, bedingt durch die große genetische Variabilität der humanpathogenen CoV auf. Die Pathogenese von SARS-CoV ist noch unklar. Die Morbilität und Mortalität des SARS betrug bei Redaktionsschluß des Lexikons am 21. April 2003 allein in Hong Kong 1402 zu 94. Transmission Die Transmission erfolgt durch Aerosole bzw. Tröpfcheninfektion. Bei SARS wird auch die Übertragung durch Schmierinfektionen und verunreinigtes Wasser nicht ausgeschlossen. Vermehrung und Inkubationszeit Das Virus repliziert in den Epithelialzellen des oberen Respirationstraktes und verbreitet sich von dort bis in den enterischen Trakt, die Inkubationszeit beträgt 2–5 Tage. In der Regel ist 4– 6 Tage nach Auftreten klinischer Symptome kein Virus in den Sekreten des respiratorischen Apparates mehr nachweisbar. Resistenz Isolate humanpathogener Coronaviren unterschiedlicher Herkunft zeigen starke genetische Variabilität, sodass nur ein zeitlich sehr begrenzter Schutz durch neutralisierende Antikörper gegen den jeweiligen identischen Serotyp gegeben ist. Immunantwort Mehr als 80 Prozent der infizierten Personen entwickelten neutralisierende Antikörper, davon sind 60 Prozent erneut mit dem gleichen Virus reinfizierbar. Eine verringerte Sekretion von Interferon-alpha scheint eine erhöhte Suszeptibilität gegenüber Neuinfektionen zu bedingen. Wirtsbereich Coronaviren sind Spezies-spezifisch, eine Übertragung auf andere Spezies ist bisher nicht beobachtet worden. Bei SARS-CoV wird vermutet, dass der Erreger mutiert und aus dem Tierreich auf den Men- schen übertragen worden ist. Das Tierreservoir ist noch unbekannt. Phylogenetisch steht der neue Erreger aviären Coronaviren am nächsten. Risikogruppen Erkrankungen treten bei Personen aller Bevölkerungsschichten und jeden Alters auf. Komplikationen nach Coronavirusinfektionen treten selten, aber gehäuft bei Kindern, älteren Personen, sowie Personen mit unzureichendem Immunstatus auf. SARS-Infektionen sind bisher überwiegend bei Erwachsenen aufgetreten. Risikopatienten sind vor allem Diabetiker, Immunsupprimierte und Menschen mit koronarer Grunderkrankung. Epidemiologie Coronaviren sind weltweit verbreitet. Die Seroprävalenz in der Bevölkerung in gemäßigten Zonen ist geringfügig höher gegenüber der in wärmeren Regionen. Je nach untersuchter Population sind 20–80% der Bevölkerung weltweit seropositiv für Antikörper gegen Coronaviren. Für verschiedene Coronavirus-Serotypen kann mehr oder weniger ausgeprägt ein 2-Jahres-Zyklus mit hohem Auftreten von Infektionen beobachtet werden. Coronavirusinfektionen treten saisonal gehäuft während der kalten Jahreszeit auf. SARS-CoV ist wahrscheinlich Ende 2002 in China zum ersten Mal aufgetreten. Als epidemiologische Schwerpunkte gelten bisher China (Hong Kong, Guangdong, Peking), Singapur, Kanada (Ontario). Bisher wurden mehrere Tausend Patienten klinisch apparent infiziert. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Virus weltweit ausbreitet. Genetik Coronaviren besitzen ein einzelsträngiges RNAGenom mit Plusstrangpolarität, das eine Größe von ca. 30 kbp aufweist. Das virale Genom besitzt am 5´Ende eine Cap-Strukur und ist am 3´Ende polyadenyliert. Die komplette Ribonukleotidsequenz und Proteinsequenz des HCoV-229E ist abrufbar unter GENBANK # AF304460; NCBI # NC002645; Medline 21262210; Pubmed 11369870 Die komplette Nukleotidsequenz des SARSCoV wurde durch Virologen in Vancouver, Kanada, und der CDC, Atlanta, USA analysiert. Sie 143 C Corynebacterium diphtheriae ist abrufbar unter http://www.cdc.gov/ncidod/ sars/sequence.htm http://www15.bni-hamburg.de http://www.who.int Prävention Schlüsselliteratur Eine wirksame Immunprophylaxe steht zurzeit nicht zur Verfügung. Natürliche Infektionen mit Coronaviren verleihen einen bedingten Schutz über einen Zeitraum von etwa 1 Jahr gegenüber einer Reinfektion mit dem betreffenden Coronavirus-Serotyp. Prophylaktische intranasale Applikation mit alpha-Interferon führt zu einer Reduzierung der Virusreplikation und einer scheinbaren Verminderung klinischer Symptome, jedoch ist mit allergischen Reaktionen zu rechnen 1. Holmes, K.V. and Lai, M.M.C. Coronaviridae: The Viruses and their Replication. In: Fields Virology, Fourth Edition, P.M. Holey, D.M. Knipe (Eds.) Lippincott-Raven Publ. 2001, pp. 1163–1186. 2. Mc Intosh, K: Coronaviruses. In: Fields Virology, Fourth Edition, B.M. Fields, D.M. Knipe (Eds.) Lippincott-Raven Publ. 2001, pp 1187–1204. 3. Coronaviridae. In: Medical Virology, White, D.O. and Fenner, F.J. (Eds.), Academic Press, San Diego, 1994, pp. 451–455. 4. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Die Entwicklung einer Immunprophylaxe ist schwierig, da Schutzimpfungen nur einen zeitlich sehr begrenzten Schutz gegen Viren des gleichen Serotyps bewirken. Experimentelle Therapieansätze mit Inhibitoren gegen die virale RNA-Polymerase zeigen ansatzweise eine positive Beeinflussung des klinischen Verlaufs einer Coronavirus-Erkrankung. Hospitalisierte SARS-Verdachtsfälle sind einzeln oder isoliert unterzubringen. Geeignete Hygiene- und Personenschutzmaßnahmen (Schutzkittel, Einweghandschuhe, Atemschutzmaske FFP3) für das Pflegepersonal sind nach den Empfehlungen des Robert Koch Institutes einzuleiten. Kontaktpersonen müssen medizinisch überwacht werden. Meldepflicht Es besteht Meldepflicht: Bei Verdacht auf Erkrankung oder Tod infolge einer SARS-Infektion ist das zuständige Gesundheitsamt unverzüglich telefonisch unter namentlicher Nennung der betroffenen Person zu informieren. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Es gibt keine Referenzzentren in der Bundesrepublik Deutschland. Spezialisierte Labors für SARS beherbergt das Bernhard-Nocht-Institut, Hamburg. Web-Adressen http://www.cdc.gov http://www.virology.net 144 Corynebacterium diphtheriae Erregerbezeichnung Corynebacterium diphtheriae Synonym Diphtheriebacterium Morphologie C. diphtheriae-Bakterien sind – wie praktisch alle anderen Corynebakterien – grampositive, unbewegliche, schlanke Stäbchen, oft leicht gekrümmt und mit keulenförmiger Auftreibung. Auch kurze und coccoide Formen sind möglich. Charakteristisch ist die V- oder Y-förmige Lagerung. Mit der Färbung nach Neisser stellen sich im Präparat von auf Blutagar oder Loeffler Serum gezüchteten C. diphtheriae in den gelbbraun gefärbten Stäbchen schwarz-blaue Polkörperchen, sog. methachromatische Granula dar. Sie sind aber auch bei anderen Stäbchenbakterien, Kokken und Hefen zu finden, also nicht spezifisch für C. diphtheriae. Taxonomie Familie: Gattung: Actinomycetales Corynebacterium Historie Das Krankheitsbild der Diphtherie mit Halsschmerzen, Bildung von Pseudomembranen auf der Rachenschleimhaut und Tod durch Ersticken, ist bereits im Corpus Hippocraticum beschrieben worden. Epidemien von „Halskrankheit“ größeren Ausmaßes und in Intervallen von etwa 25 Jahren wurden aber erst im 16. Jahr- Corynebacterium diphtheriae hundert beschrieben. 1821 beschrieb Bretonneau erstmals die typischen klinischen Merkmale und grenzte sie damit von anderen Erkrankungen des oberen Respirationstraktes ab. Klebs wies 1883 in mikroskopischen Präparaten von diphtherischen Membranen, Kokken in Ketten, sowie Stäbchen nach, und 1984 isolierte Loeffler das Diphtheriebakterium erstmals in Reinkultur. Mit der Übertragung dieses Keimes auf Meerschweinchen induzierte er experimentell eine Diphtherie und bewies damit die Aethiologie der Diphtherie. Roux und Yersin zeigten 1888, dass selbst bakterienfreie Kulturfiltrate für Meerschweinchen tödlich waren, und gaben damit den ersten Hinweis auf die Wirkung des Diphtherietoxins, was durch von Behring über den Nachweis des Antiserums gegen das Toxin und dessen Schutzwirkung im Tierversuch gegen die tödlich wirkende Intoxikation eine Bestätigung fand. Roux konnte 1894 durch die therapeutische Applikation von Pferdeimmunserum gegen Diphtherietoxin bei Diphtherieerkrankten die Letalität um 50% reduzieren. Smith und von Behring gelang die erfolgreiche aktive Immunisierung von Kindern erstmals mit einer Mischung von Toxin und Antitoxin. 1923 wurde von Ramon formalininaktiviertes Toxin („Toxoid“) für die aktive Impfung eingeführt, und in der Folge zwischen 1930 bis 1945 in den meisten westlichen Ländern im Rahmen von Impfprogrammen bei Kindern verwendet, was zu einer deutlichen Reduktion der Inzidenz der Diphtherie führte. Erkrankungen/Symptome Die klinischen Manifestationen der Diphtherie treten nach einer Inkubationszeit von 2–4 Tagen auf und können lokal begrenzt bleiben, typischerweise in Form von Pseudomembranen im Nasopharyngealraum, laryngeal oder tracheobronchial. Lokal treten Nekrotisierung, Gefäßdilatation, Ödembildung, Blutungen und Fibrinausscheidung auf. Die dadurch entstehenden Pseudomembranen enthalten Fibrin, Leukozyten, Erythrozyten, abgetötete Epithelzellen und Bakterien. Unter den Membranen ist die Submukosa ödematös geschwollen. Eine toxische Fernwirkung kann die Organe Herz (Myocarditis), Nervensystem (Demyelinisierung) und die Niere (tubuläre Nekrose) betreffen. Die tödliche Dosis des Toxins beträgt 0,1mg pro Kilogramm Körpergewicht. Wesentliche Symptome sind: ◗ Tonsillitis oder Pharyngitis mit grau-braunen Belägen mit Ausdehnung auf die Uvula und den weichen Gaumen ◗ Lymphknoten- und Halsschwellung, verbunden mit einer pseudomembranösen Pharyngitis und Zeichen einer systemischen Toxizität (Blässe, Ödeme, Erbrechen) ◗ Heiserkeit und Stridor ◗ Gaumensegellähmung ◗ Blutig seröser Nasenausflussmit Schleimhautbelägen Die Hautdiphtherie bleibt in der Regel lokalisiert und kommt vor allem in den Tropen, aber auch in westlichen Ländern, insbesondere bei gesellschaftlichen Randgruppen (Obdachlose, Alkoholiker, Drogensüchtige) vor. Differenzialdiagnose Differenzialdiagnostisch kommen andere Erkrankungen des Rachenraumes in Betracht: ◗ Infektiöse Mononukleose: im Unterschied zur Diphtherie breiten sich die Membranen nicht über die Tonsillen hinaus aus, bleiben hell und bluten nicht. ◗ Streptokokkenangina: es treten keine Membranen auf, der Rachen ist stark gerrötet und es besteht hohes Fieber ◗ Angina Plaut-Vincenti: meist einseitige, nekrotisierende Angina, die sich mikroskopisch durch den Nachweis von Schraubenbakterien und Fusobakterien abgrenzen lässt. ◗ Epiglottitis: in der Regel durch Haemophilus hervorgerufen, verläuft sie akuter, die Epiglottisis ist hellrot ohne Membranauflagerung Labordiagnostik Mikroskopie. Ein Direktnachweis von Corynebakterien aus dem Originalmaterial ist nicht diagnostisch verwertbar, da der Erreger mikroskopisch von anderen apathogenen Corynebakterien nicht abgegrenzt werden kann. Kultur. Abstrichmaterial wird auf Schafblutagar (optimalerweise mit einem FosfomycinBlättchen zwecks Hemmung der Begleitflora) auf Rinderserum-Platten nach Loeffler, dem Cystein und Tellurit enthaltenden TinsdaleAgar oder auf Clauberg-III-Agar, einem selektiven Medium zur Unterdrückung der Begleitflora, ausgestrichen. Der Clauberg-Agar nutzt die 145 C Corynebacterium diphtheriae Telluritresistenz von C. diphtheriae aus; verdächtig sind die durch Telluriteinlagerung schwarz gefärbten Kolonien, die von einem blauen Hof umgeben sind. Idendifikation. Verdächtige Kolonien (gräuliche Kolonien mit evtl. schwachem Hämolysehof auf Blutplatten, schwarze oder braune Kolonien auf Tellurit-haltigen Medien) werden nach gram gefärbt. Liegen grampositive coryneforme Stäbchen vor, werden Subkulturen auf Blutagar und Loefflerserum angelegt. Die biochemische Identifikation erfolgt über die positive Katalasereaktion und die negative Ureasereaktion (im Gegensatz zu C. ulcerans und C. pseudodiphtheriticum) dem fermentativen Abbau von Glukose (nicht Saccharose) und die Nitradreduktion. Aufgrund der unterschiedlichen Koloniemorphologie, dem Hämolysevermögen, und der Fähigkeit Glykogen und Dextrin abzubauen werden die drei Biovare mitis, intermedius und gravis unterschieden. Toxinnachweis. C. diphtheriae hat (von seltenen Fällen bei C. ulcerans und C. pseudotuberculosis abgesehen) die einzigartige Fähigkeit, das Diphtherietoxin zu produzieren. Der Nachweis der Toxinbildung erfolgt im Präzipitationstest nach Elek: Mit Diphtherie- Antitoxin getränkte Filterpapierstreifen werden in den Agar eingelegt und der zu prüfende Stamm aufgeimpft. Wenn er Toxin bildet, diffundiert es in den Nährboden und reagiert mit den Antikörpern, was zur Bildung einer weißen Präzipitationslinie führt. Eine weitere Möglichkeit ist der Nachweis des Toxin-Gens mittels PCR. toxin pro kg Körpergewicht zu erfolgen. Eine bereits vorliegende Allergisierung gegen tierisches Serum muss durch einen Intrakutantest ausgeschlossen werden. Erst an zweiter Stelle steht die Gabe von Antibiotika (Penicillin G. oder Erythromycin). Bei der Larynx-Diphtherie ist unter Umständen nur die rechtzeitige Intubation und die operative Entfernung der verlegenden Membranen lebensrettend. Spezifische Merkmale C. diphtheriae zeigt die typischen Merkmale von Corynebakterien. Es unterscheidet sich aber von den meisten übrigen Corynebakterien indem es durch sog. Lysogenisierung mit einem Phagen die Fähigkeit zur Toxinbildung erlangen kann, wodurch es erst zur Diphtherieerkrankung (Intoxikation) kommt. Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität C. diphtheriae ist nicht invasiv. Seine Pathogenität beruht auf dem Diphtherietoxin, einem Exotoxin als alleinigem Virulenzfaktor. Die genetische Information für die Toxinbildung liegt auf dem Genom eines Bakteriophagen, der sich in die DNA der Wirtszelle integriert. Nur lysogene Stämme haben die Fähigkeit zur Toxinbildung und können sie bei Verlust des Phagen verlieren. Das Diphtherietoxin ist ein sehr potenter Inhibitor der Proteinsynthese in eukaryontischen, nicht aber in prokaryontischen (Bakterien-) Zellen. Zusammen mit einer Induktion der Apoptose führt seine Wirkung zum Zelltod. Transmission Therapie Bei Vorliegen einer klinischen Diphtheriesymptomatik ist der Patient zunächst nach seinem Impfstatus zu befragen. Ist dieser unklar, oder liegt definitiv keine Auffrischungsimpfung vor, so muss zur schnellen Eindämmung der Toxinwirkung eine passive Immunisierung, d.h. die Gabe von Diphtherieantitoxin, in Form von humanem Diphtherieantiserum oder Pferdehyperimmunglobulin erfolgen. Diese ist so früh wie möglich durchzuführen, da nur freies, extrazelluläres, noch nicht von der Zielzelle aufgenommenes Toxin durch Antiserum inaktiviert werden kann. Je nach Schwere des Krankheitsbildes hat eine Therapie mit 500–2000 IE Anti146 C. diphtheriae wird v.a. durch Aerosole, die von hustenden Diphtherieerkrankten, oder asymptomatischen Trägern ausgestossen werden, oder über die Hände übertragen. Bei der Hautdiphtherie steht die Übertragung durch Schmierinfektion im Vordergrund. Vermehrung und Inkubationszeit Nach einer Inkubationszeit von 2–5 Tagen erkranken ca. 20% der nicht immunen infizierten Personen. Resistenz C. diphtheriae ist relativ resistent gegen Umwelteinflüsse; es kann sich daher einige Zeit an Corynebacterium diphtheriae Eine überstandene Diphtherie hinterlässt in der Regel eine langanhaltende Immunität. zu beobachten, jedoch die Krankheit immer noch endemisch. In Russland und Teilen der früheren Sowjetunion ist in den letzten Jahren ein beunruhigender Anstieg zu verzeichnen gewesen. Raten von bis zu 17 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr wurden in Moskau und in Sankt Petersburg verzeichnet, wobei Erwachsene und Kinder gleichermaßen betroffen waren. Die Ursache mag ein unzulänglicher Impfschutz sein. Wirtsbereich Genetik Das Erregerreservoir für C. diphtheriae ist ausschließlich der Mensch. Das Diphtherietoxingen ist mittels PCR nachweisbar. Risikogruppen Prävention Obwohl die Impfung das Risiko an Diphtherie zu erkranken nicht völlig eliminiert, sind v.a. ungeimpfte Individuen, oder solche, bei denen der Impfschutz im Erwachsenenalter nicht aufgefrischt wurde, gefährdet. Ca. 50% der deutschen Bevölkerung weist im Erwachsenenalter einen ungenügenden Impfschutz auf. In westlichen Ländern sind v.a. in Armut und schlechten hygienischen Verhältnissen lebende Menschen sozialer Randgruppen (Alkoholiker, Drogensüchtige) gefährdet an Diphtherie zu erkranken. Aber auch Reisende in tropische und subtropische Länder oder Russland, oder mit Asylbewerbern in Kontakt kommende Bürger westlicher Länder haben ein erhöhtes Risiko. Die Prophylaxe gegen Diphtherie besteht in einer aktiven Immunisierung mittels formalinbehandeltem Toxin (Toxoid). Zum Aufbau der Immunität beginnt man im Säuglingsalter mit zwei intramuskulären Injektionen im Abstand von vier Wochen und einer Booster-Impfung nach etwa einem Jahr. Alle zehn Jahre wird eine Auffrischimpfung empfohlen. trockenen Gegenständen halten, was für die Erregerübertragung von Bedeutung ist. Bezüglich der Antibiotikatherapie besteht eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Penicillin bzw. Erythromycin, aber auch gegen andere Antibiotika, wie Tetracycline, Rifampicin und Clindamycin. Immunantwort Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Bei Auftreten von Erkrankungen müssen die Infizierten bis zum Nachweis der Elimination von C. diphtheriae isoliert werden. Keimträger werden in Umgebungsuntersuchungen identifiziert und saniert. Epidemiologie C. diphtheriae ist der Erreger einer der klassischen Seuchen der Menschheitsgeschichte. Bei einem saisonalen Morbiditätsgipfel im Winter und im Frühjahr trat die Diphtherie mit einer Periodizität alle 30–40 Jahre in seuchenhafter Dimension auf. Während noch zu Anfang des letzten Jahrhunderts v.a. Kinder unter 15 Jahren betroffen waren, sind in neueren Epidemien Erkrankungen bei Erwachsenen vorherrschend. Infektionen durch C. diphtheriae können weltweit beobachtet werden. Die asymptomatischen Träger perpetuieren die endemische wie die epidemische Form der Diphtherie. Die Inzidenz und das Muster des Auftretens der Diphtherie hat sich in den letzten 50–75 Jahren dramatisch verändert. In der östlichen Welt sank sie von 150 pro 100.000 Einwohner pro Jahr auf weit unter eine Erkrankung pro 100.000 Einwohner pro Jahr. In der Dritten Welt ist zwar ein Rückgang Meldepflicht Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod an Diphtherie, sowie der direkte und indirekte Nachweis von toxinbildenden C. diphtheriae meldepflichtig. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Dr. G. Funke, Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich, Gloriastrasse 32, CH-8028 Zürich http://www.astdhpphe.org/infect/dip.html http://www.cdc.gov/nip/publications/pink/ dip.pdf http://www.emedicine.com/EMERG/ topic138.htm http://www.nfid.org/factsheets/ diphtadult. html 147 C Corynebacterium israeli Schlüsselliteratur 1. Köhler W., H.J. Eggers, B. Fleischer, R. Marre, H. Pfister, G. Pulverer (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage, Urban und Fischer, München, Jena, 2001 2. Friedrich Burkhardt (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1992 3. Mandell G.L., Douglas R.G. Bennett J.E. (Hrsg.) Principles and Practice of Infectious Diseases, 4th Edition, Churchill Livingstone, New York 1995 4. Murray P.R., E.J. Baron, M.A. Pfaller, F.C. Tenover, R.H. Yolken (Hrsg.) Manual of Clinical Microbiology, 6th Edition, ASM Press Washington D.C., 1995 Corynebacterium israeli Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Corynebacterium jeikeium Erregerbezeichnung Corynebacterium jeikeium Synonym Corynebakterien der JK-Gruppe (weitere Erreger dieser Gruppe sind: Actinomyces (Corynebakterium) pyrogenes, Arcanobacterium (Corynebacterium) hämolyticum, Rhodococcus (Cory-nebacterium) equi) schädigten Patienten, sowie bei Endocarditis und nach Herzoperationen isoliert. Differenzialdiagnose Wegen der geringen Häufigkeit von Erkrankungen im Menschen keine Aussage möglich. Labordiagnostik Mikroskopie. Wegen der Ähnlichkeit mit coryneformen Mikroorganismen lässt sich das mikroskopische Präparat aus dem Primärmaterial nicht für eine Differenzialdiagnose verwenden. Kultur. Langsames Wachstum auf Blut- Agar in kleinen grau-weiß glänzenden Kolonien ohne Hämolyse. Auf Tinsdale-Medium Wachstum ohne schwarz-braunen Hof. Identifikation. Glukose wird erst nach mehrtägiger Bebrütung im serumhaltigen Milieu gespalten. Weitere Zucker werden nicht gespalten. Urease negativ, Nitrat negativ, Katalase positiv, Betahämolyse negativ und Hof auf Tinsdale negativ. Therapie Auffallendes Merkmal ist die Mehrfachresistenz gegen praktisch alle Antibiotika mit Ausnahme von Vancomycin, das bei der Therapie als Mittel der Wahl gilt. Morphologie Grampositive, kokkoide Kurzstäbchen Spezifische Merkmale Taxonomie Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Familie: Gattung: Actinomycetales Corynebacterium Nicht bekannt. Transmission Historie Seit einigen Jahren wiederholt beschriebene Gruppe, coryneformer Mikroorganismen, die als Teil der Hautflora in der Inguinal- und Perinealregion besonders bei hospitalisierten Patienten gefunden wurden. Mögliche Besiedlung von Katheter- oder anderen Plastikmaterialien als Ausgangspunkt für eine Infektion. Vermehrung und Inkubationszeit Nicht bekannt. Resistenz Erkrankung/Symptom Die Keime wurden verschiedentlich aus Blut, Liquor und infizierten Wunden von abwehrge148 Hohe primäre Antibiotika-Resistenz. Einzige antibiotische Therapie durch Glykopeptidantibiotika möglich. Corynebacterium pseudotuberculosis Immunantwort Nicht bekannt. Wirtsbereich Menschliche Hautflora. Risikogruppen Immunsupprimierte, abwehrgeschädigte Patienten nach operativen Eingriffen, insbesondere nach Herzoperationen. Corynebacterium pseudotuberculosis Erregerbezeichnung Corynebacterium pseudotuberculosis C Synonym Corynebacterium ovis Morphologie Epidemiologie Nichts bekannt. Grampositive, coccoide bis pleomorphe Stäbchen in der Färbung nach Loeffler oder Neisser mit metachromatischen Granula Genetik Nichts bekannt. Taxonomie Prävention Familie: Gattung: Actinomycetales, Corynebacterium Nichts bekannt. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Häufiger Katheterwechsel bei immunsupprimierten und abwehrgeschädigten Patienten. Meldepflicht Keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Dr. G. Funke, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universität Zürich, Gloriastrasse 32, CH-8028 Zürich http://www.astdhpphe.org/infect/dip.html http://www.cdc.gov/nip/publications/pink/ dip.pdf http://www.emedicine.com/EMERG/ topic138.htm http://www.nfid.org/factsheets/ diphtadult.html Schlüsselliteratur 1. Köhler W., H.J. Eggers, B. Fleischer, R. Marre, H. Pfister, G. Pulverer (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage, Urban und Fischer, München, Jena, 2001 2. Friedrich Burkhardt (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1992 3. Mandell G.L., Douglas R.G. Bennett J.E. (Hrsg.) Principles and Practice of Infectious Diseases, 4th Edition, Churchill Livingstone, New York 1995 4. Murray P.R., E.J. Baron, M.A. Pfaller, F.C. Tenover, R.H. Yolken (Hrsg.) Manual of Clinical Microbiology, 6th Edition, ASM Press Washington D.C., 1995 Historie Der Keim wurde erstmals Anfang der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts aus den nekotischen Nieren eines Schafes isoliert und nach ihren Entdeckern Preiß-Nocard-Bazillus genannt. Man weiß seit langem, dass C. pseudotuberculosis bei verschiedenen Tieren (Pferde, Rinder, Ziegen und Wild) käsig-eitrige granulomatöse Infektionen verursacht. Der Erreger produziert ein dermonekrotisches Toxin, das bereits 1912–16 gefunden, und eingehend untersucht wurde. Eine Infektion beim Menschen wurde erstmals 1966 von Lopez beschrieben. Erkrankung/Symptome Eitrige, abszedierende Infektionen beim Rind, Pferd, Schaf, Ziege, Wild, und sehr selten beim Menschen. Bisher wurden wenige Fälle mit eitriger granulomatöser Lymphadenitis, bzw. von eosinophiler Pneumonie beschrieben. Differenzialdiagnose Tuberkulose, abszedierende Infektionen, bedingt durch andere Erreger. Labordiagnostik Mikroskopie. Das mikroskopische Präparat aus dem Primärmaterial lässt sich wegen der Übereinstimmung der Erregermorphologie mit anderen Corynebakterien nicht zur Diagnostik verwenden. 149 Corynebacterium pseudotuberculosis Kultur. Wachstum auf Blut-Agar in kleinen, trockenen, gelblichen Kolonien mit meist schwacher Betahämolyse, auf Tinsdale in schwarzen Kolonien, gelegentlich mit braunem Hof, ähnlich C. ulcerans. Wirtsbereich Infektionen, verursacht durch C. pseudotuberculosis, kommen bei Schafen, Ziegen, Pferden, Rindern, Wild und selten bei Menschen vor. Risikogruppen Identifikation. C. pseudotuberculosis ist Katalase-positiv, Urease-positiv, fermentiert Glukose und Maltose. Die Nitratreduktion ist variabel. Wie C. ulcerans – und im Unterschied zu den übrigen Corynebakterien – produziert C. pseudotuberculosis eine Phospholipase D. (dermonekrotisches Toxin), zudem zeigt es ein umgekehrtes CAMP-Phänomen. Stärke wird nicht fermentiert. Therapie Antibiotische Therapie mit Erythromycin oder Tetracyclin, sowie chirurgischer Intervention. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Praktisch alle Isolate produzieren ein dermonekrotisches Toxin (Phospholipase D.), vereinzelt sogar Diphtherietoxin. Diphtherieerkrankungen, assoziiert mit diesem Keim, wurden allerdings nie beschrieben. Transmission Die Übertragung der Krankheit erfolgt unter Tieren, wahrscheinlich durch ihre Ausscheidungen, während Menschen durch direkte Berührung erkrankter Tiere, oder von Teilen davon (Schlachtabfälle, Tierhäute, Genuss roher Milch) angesteckt werden. Vermehrung und Inkubationszeit C. ulcerans Resistenz Wenig bekannt. Wirksamkeit von Makroliden, bzw. Tetracyclinen beschrieben. Immunantwort Zumindest bei Schafen scheint die Erkrankung zu einer Immunität zu führen, zumal diese Tiere möglicherweise durch Impfung gegen die Erkrankung geschützt werden können. 150 In der Landwirtschaft tätige Menschen, Metzger, Jäger, die mit erkrankten Tieren, Schlachtabfällen, oder Tierhäuten in Berührung kommen, oder frische Milch erkrankter Tiere trinken. Epidemiologie Infektionen, hervorgerufen durch C. pseudotuberculosis sind Zoonosen. Sie kommen typischerweise bei Nutztieren und Wild vor. Infektionen des Menschen sind selten und wurden v.a. in Australien beschrieben. Genetik Corynebacterium diphtheriae Prävention Möglicherweise können Tiere (Schafe) durch Impfung mit entsprechenden Toxoiden gegen die Erkrankung geschützt werden. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Nicht bekannt. Meldepflicht Corynebacterium diphtheriae (bei Di-Toxinnachweis) Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Dr. G. Funke, Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich, Gloriastrasse 32, CH-8028 Zürich http://www.astdhpphe.org/infect/dip.html http://www.cdc.gov/nip/publications/pink/ dip.pdf http://www.emedicine.com/EMERG/ topic138.htm http://www.nfid.org/factsheets/ diphtadult. html Corynebacterium ulcerans Schlüsselliteratur 1. Köhler W., H.J. Eggers, B. Fleischer, R. Marre, H. Pfister, G. Pulverer (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage, Urban und Fischer, München, Jena, 2001 2. Friedrich Burkhardt (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1992 3. Mandell G.L., Douglas R.G. Bennett J.E. (Hrsg.) Principles and Practice of Infectious Diseases, 4th Edition, Churchill Livingstone, New York 1995 4. Murray P.R., E.J. Baron, M.A. Pfaller, F.C. Tenover, R.H. Yolken (Hrsg.) Manual of Clinical Microbiology, 6th Edition, ASM Press Washington D.C., 1995 nung zur Gruppe der diphtherischen Corynebakterien jedoch sinnvoll. Erkrankungen/Symptome C. ulcerans verursacht hauptsächlich Mastitiden bei Rindern. Infektionen bei Menschen verlaufen überwiegend als milde, manchmal diphtherieähnliche Rachenentzündung Schwere diphtherieähnliche Erkrankungen wurden jedoch beschrieben. Differenzialdiagnose Corynebacterium diphtheriae Corynebacterium pyogenes Arcanobakterien Corynebacterium ulcerans Erregerbezeichnung Corynebacterium ulcerans Synonym Nicht bekannt Labordiagnostik Mikroskopie. Aufgrund der morphologischen Ähnlichkeit der Corynebakterien ist das mikroskopische Präparat zur spezifischen Diagnostik nicht verwendbar. Kultur. Gutes Wachstum auf Loeffler- und Tinsdale- Medien, sowie Tellurit-Agar. Auf Blutagar sind die Kolonien etwas größer und opaker als jene von C. diphtheriae. Sie haben häufig eine feine Hämolyse-Zone. Auf Tinsdale-Agar sind die von einem bräunlichen Hof umgebenen braun-schwarzen Kolonien nicht von C. diphtheriae zu unterscheiden. Morphologie Grampositive pleomorphe-Stäbchen ähnlich wie C. pseudotuberculosis, evtl. dominieren coccoide Formen. In der Färbung nach Loeffler oder Neisser sind nur wenig metachromatische Granula vorhanden. Identifikation. C. ulcerans ist Katalase-positiv und, im Gegensatz zu C. diphteriae, Urease-positiv, reduziert Nitrat nicht, und spaltet Aeskulin. Es fermentiert Glukose, Maltose und (langsam) Trehalose. Taxonomie Therapie Familie: Gattung: Actinomycetales Corynebacterium Historie C. ulcerans (lat. Ulcerare = geschwürig/zerfallen) wurde erstmals 1926 von Gilbert und Stewart beschrieben, als sie eine der Diphtherieähnliche Krankheit untersuchten. Später wurde seine Pathogenität beim Menschen, sowie die Fähigkeit, u.a. Diphtherie-Toxin zu produzieren, nachgewiesen. Taxonomisch wird C. ulcerans keine eigenständige Spezies zuerkannt. Unter dem klinischen Aspekt ist seine Zuord- Wenn klinisch eine Diphtherie vorliegt, oder die Bildung von Diphtherietoxin nachgewiesen wurde, muss Antitoxin gegeben werden. Der Keim ist gegenüber den meisten Antibiotika sensibel. Aufgrund klinischer Erfahrung scheint Erythromycin das Therapeutikum der Wahl zu sein. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Die meisten Stämme bilden ein dermonekrotisches Toxin (Phospholipase D.) und können – 151 C Corynebacterium vaginale unabhängig davon – manchmal auch Diphtherietoxin bilden. Prävention Aktive Immunisierung gegen das Diphtherietoxin. Transmission Infektionen bei Menschen mit C. ulcerans, meist Pharyngitiden sind Anthropozoonosen. Die Übertragung erfolgt gewöhnlich vom Rind über kontaminierte Milch auf den Menschen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nicht beschrieben worden. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Genuss von ausschließlich pasteurisierter, gekochter Milch. Meldepflicht Wie bei C. diphtheriae (bei Di-Toxinnachweis) Vermehrung und Inkubationszeit Entspricht der bei Erkrankung durch C. diphtheriae Resistenz Keine Besonderheiten bekannt. Immunantwort Eine Erkrankung hinterlässt eine langjährige Immunität, sowohl gegenüber dem dermonekrotischen Toxin, wie auch dem Diphtherietoxin. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web- Adressen Dr. G. Funke, Institut für Medizinische Mikrobiologie Zürich, Gloriastrasse 32, CH-8028 Zürich http://www.astdhpphe.org/infect/dip.html http://www.cdc.gov/nip/publications/pink/ dip.pdf http://www.emedicine.com/EMERG/ topic138.htm http://www.nfid.org/factsheets/ diphtadult. html Wirtsbereich Reservoir für diese Krankheitserreger sind Rind und Pferd. Das Vorkommen des Keimes beim Menschen, z.B. bei asymptomatischen Trägern ist äußerst selten. Risikogruppen Ländliche Bevölkerungen mit Kontakt zu Vieh, v.a. bei fehlender Immunität gegen das Diphtherietoxin. Schlüsselliteratur 1. Köhler W., H.J. Eggers, B. Fleischer, R. Marre, H. Pfister, G. Pulverer (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage, Urban und Fischer, München, Jena, 2001 2. Friedrich Burkhardt (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1992 3. Mandell G.L., Douglas R.G. Bennett J.E. (Hrsg.) Principles and Practice of Infectious Diseases, 4th Edition, Churchill Livingstone, New York 1995 4. Murray P.R., E.J. Baron, M.A. Pfaller, F.C. Tenover, R.H. Yolken (Hrsg.) Manual of Clinical Microbiology, 6th Edition, ASM Press Washington D.C., 1995 Epidemiologie C. ulcerans ist gewöhnlich ein Kommensale bei Rind, Pferd und beim Menschen. Infektionen des Menschen treten bei uns selten auf. C. ulcerans kann auch aus dem Rachen asymptotischer Träger isoliert werden, weshalb die klinische Relevanz nicht immer eindeutig ist. Genetik Diphtherietoxin Corynebacterium diphtheriae 152 Corynebacterium vaginale Gardnerella vaginalis Corynebakterien Corynebacterium diphtheriae Coxsackieviren Corynebakterien der JK-Gruppe Corynebacterium jeikeium Cowpoxvirus Pockenviren, andere humanpathogene animalische Coxiella burnetii Rickettsien Coxsackieviren Erregerbezeichnung Coxsackievirus Gruppe A, Typen 1–22 und 24; Coxsackievirus Gruppe B, Typen 1–6 Synonym Humanes Coxsackievirus A1–A22 und A24; Humanes Coxsackievirus B1–B6 Morphologie Humane Coxsackieviren sind wie alle anderen Picornaviren kleine, sphärische und unbehüllte RNA-Viren (Durchmesser 30 nm, 156S, Dichte 1,34 g/ml in CsCl). Das Viruskapsid mit seinen vier nichtglykosylierten Viruskapsidproteinen VP1–VP4 umgibt ein Molekül der genomischen Plus-Strang-RNA (einzelsträngig), die auch als mRNA dient. Coxsackieviren ähneln in Struktur, Genomorganisation und physikochemischen Eigenschaften stark den Polioviren sowie den anderen Enteroviren. Für eine detaillierte Beschreibung siehe Kapitel: Polioviren. Abweichungen können für die Länge der genomischen RNA (z.B. 7395 Nukleotide für Coxsackievirus B3) und die Molekulargewichte der einzelnen Virusproteine auftreten. Taxonomie Genus Enterovirus in der Familie der Picornaviridae mit den weiteren Genera: Rhinovirus, Cardiovirus, Aphthovirus, Hepatovirus und Parechovirus. Historisch wurden Coxsackieviren u.a. wegen ihrer Krankheitsbilder von den übrigen Enteroviren abgegrenzt (siehe Abschnitt: Historie). Coxsackieviren wurden aufgrund von Klinik und Histopathologie der experimentellen Krankheit in der Maus in die Gruppen A und B eingeteilt. Die Gruppe A der Coxsackieviren umfasst die Serotypen 1–22 und 24. Coxsackievirus A23 wurde als ECHO Virus 9 reklassifiziert. Coxsackievirus A24 gleicht ECHO Virus 34, das bei den ECHO Viren nicht mehr als eigener Serotyp geführt wird. In der Gruppe B der Coxsackieviren werden die Serotypen 1–6 unterschieden. Die Unterscheidung der Coxsackieviren in die Gruppen A und B basiert auf der experimentellen Infektion in neugeborenen Mäusen. Coxsackieviren der Gruppe A führen in diesen Mäusen im Allgemeinen zu einer generalisierten Myositis und dadurch bedingter Lähmung. Infektionen mit Viren der Gruppe A führen in der Maus selten zu Veränderungen im ZNS. Bei den Coxsackieviren der Gruppe B stehen der Befall des ZNS mit Enzephalitis und Infektionen des Herzens, des Pankreas und des braunen Fetts im Vordergrund. Eine Myositis ist häufig herdförmig. Beim Menschen können Infektionen mit einigen Coxsackieviren der Gruppen A und B bei der ZNS-Manifestation ähnliche histopathologische Veränderungen wie Poliovirus hervorrufen (u.a. Befall der motorischen Vorderhornzellen und verschiedener Hirnzentren; weiteres siehe Kapitel: Polioviren). Infektionen mit Viren der Gruppe B führen bei Säuglingen oft zu generalisierten, schweren Krankheitsverläufen. Charakteristische pathologische Veränderungen bestehen in fokalen Nekrosen einhergehend mit Infiltrationen von Lymphozyten und polymorphkernigen Leukozyten. Läsionen sind häufig im Herzen und auch in Gehirn, Rückenmark, Leber, Niere und Nebenniere zu finden. Mit dem Seventh Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses (2000; http://life.bio2.edu/Ictv/) wurde eine neue Einteilung für Enteroviren und damit für Humane Coxsackieviren der Gruppen A und B in die Spezies Humanes Enterovirus A (Humanes Coxsackievirus A2, A3, A5, A7, A8, A10, A12, A14, A16), Humanes Enterovirus B (Humanes Coxsackievirus B1–B6, A9) und Humanes Enterovirus C (Humanes Coxsackievirus A1, A11, A13, 153 C Coxsackieviren A15, A17–22, A24) vorgenommen. Die Grundlage dafür waren vor allem Aminosäure-Identitäten in den Regionen P1 sowie 2C und 3CD (jeweils >70%) sowie der Wirtsbereich und die virusspezifischen Wirtszellrezeptoren. Bezogen auf das gesamte Virusgenom besteht zwischen den einzelnen Enteroviren untereinander sowie zwischen den beiden Genera Enterovirus und Rhinovirus eine RNA-Sequenzhomologie von >50%. picorna: von pico = piccolo, klein; rna = RNA, ribonucleic acid entero: von griech. enteron = Darm, Eingeweide; Coxsackie: Ort im Staat New York, USA Historie Coxsackieviren wurden erstmalig von Dalldorf und Sickles (1948) aus dem Stuhl von zwei Kindern mit einem Poliomyelitis-ähnlichen Krankheitsbild isoliert. Das Virus wurde in neugeborenen Mäusen angezüchtet, war jedoch durch Poliovirus-spezifische Patientenseren nicht zu neutralisieren. Dieses neue Virus wurde nach dem Ort der Erstisolierung in Coxsackie (N.Y., USA) benannt und stellte das erste Coxsackievirus der Gruppe A dar. Das erste Coxsackievirus der Gruppe B wurde 1949 von Melnick und Mitarbeitern isoliert. Erst durch die Einführung der Zellkulturtechnik durch Enders und Mitarbeiter (1949) war die Viruscharakterisierung möglich geworden. Die Krankheitsbilder der Pleurodynie (= epidemische Myalgie) wurde bereits 1930 bis 1932 nach epidemischem Auftreten auf der Insel Bornholm von Sylvest als BornholmKrankheit beschrieben. Über die Herpangina berichtete Zahorsky 1920 in den USA. 1969 bis 1971 verursachte eine Variante von Coxsackievirus A24 epidemische Ausbrüche von akuter hämorrhagischer Konjunktivitis, die von Singapur und Hongkong ausgehend sich über Südostasien ausbreitete und 1986 über Amerikanisch-Samoa in die westliche Hemisphäre eingeschleppt wurde. Weiteres siehe Abschnitt: Erkrankungen/Symptome. den Blutkreislauf gelangen und zu einer zyklischen Infektion mit Virämie sowie Ausbreitung auf die Zielorgane führen. Im Vergleich zu Polioviren haben Coxsackieviren einen verminderten Neurotropismus, zeigen jedoch ein breiteres Krankheitsspektrum. Coxsackieviren können neben dem Verdauungstrakt, die Meningen, das ZNS, das Myokard und Perikard, die quergestreifte Muskulatur, den Respirationstrakt und die Haut infizieren. Paralysen sind im Allgemeinen seltener und weniger stark ausgeprägt als nach Poliovirus-Infektionen. Coxsackieviren sind meistens stärker pathogen als ECHO Viren. Die mittlere Inkubationszeit beträgt 7–14 Tage (2–35 Tage). Für Coxsackieviren der Gruppen A und B sind persistierende Infektionen beobachtet worden. Tabelle 1 zeigt die Virustypen, die unter den Coxsackieviren Hauptverursacher der folgenden klinischen Syndrome sind, wobei die einzelnen Viren mehrere Syndrome gleichzeitig verursachen können: Meningitis und Paralyse. Mit nahezu allen Coxsackieviren der Gruppen A und B können Infektionen mit Meningitis und (seltener) Parese bzw. Paralyse auftreten. Die Krankheit kann Poliomyelitis-ähnlich sein, die Prognose ist jedoch im Allgemeinen besser als nach Poliovirus-Infektionen. Schwere Paralyse kann durch Coxsackievirus A7 und A9 sowie Coxsackievirus B2– B5 hervorgerufen werden. Erkrankungen/Symptome Pleurodynie (epidemische Myalgie, BornholmKrankheit). Pleurodynie wird hauptsächlich durch Coxsackievirus B1–B5 ausgelöst. Rasch ansteigendes Fieber, Myalgie und stechende Schmerzen im Thorax (Teufelsgriff) und Bauchbereich (besonders beim Einatmen) sind charakteristisch. Eine generalisierte Muskelhypotonie ist häufig. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche. Nach Epidemien (1930– 1932) auf der Insel Bornholm wird die epidemische Pleurodynie oder Myalgie auch als Bornholm-Krankheit bezeichnet. Epidemien treten vor allem im Spätsommer und Frühherbst auf. Coxsackieviren verursachen wie alle anderen Enteroviren überwiegend asymptomatische Infektionen (90–95%) unter Ausbildung von neutralisierenden Antikörpern (stille Feiung). Nach der Vermehrung im Intestinaltrakt kann das Virus durch die abführenden Lymphbahnen in Herpangina. Die Herpangina wird vor allem durch Coxsackievirus A2–A6, A8 und A10 hervorgerufen. Die Krankheit tritt häufig bei Kleinkindern auf und zeigt sich durch plötzliches Fieber, Schluckbeschwerden, Erbrechen und abdo- 154 Coxsackieviren Tabelle 1 Klinische Syndrome der Coxsackievirus-Infektionen (nach Pallansch and Roos, 2001). Klinische Syndrome Coxsackievirus A Typen Herpangina (vesikuläre Pharyngitis) Akute lymphatische Pharyngitis (Lymphknotenbeteiligung) Aseptische Meningitis Paralyse (selten) Myokarditis, Perikarditis Exantheme Hand-, Fuß- und Mundkrankheit Pneumonitis bei Kindern Common Cold und Sommergrippe Hepatitis Diarrhö (vor allem bei Kindern) Akute hämorrhagische Konjunktivitis Uncharakteristische fieberhafte Erkrankung Klinische Syndrome Pleurodynie Bornholm-Krankheit (epidemische Pleurodynie oder akute epidemische Myalgie) Aseptische Meningitis Paralyse (selten) Schwere systemische Infektion bei Kindern, Meningoenzephalitis und Myokarditis Myokarditis, Perikarditis Infektionen des oberen Respirationstraktes und Pneumonie Exanthem Hepatitis Pankreatitis Diabetes Uncharakteristische fieberhafte Erkrankung 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10 10 2, 4, 7, 9, 10 7, 9 4, 14, 16 4, 5, 6, 9, 16 5, 10, 16 9, 16 21, 24 4, 9 18, 20, 21, 22, 24 24 verschiedene Typen Coxsackievirus B Typen 1, 2, 3, 4, 5 1, 2, 3, 4, 5 minale Beschwerden. Typisch sind stecknadelbis linsengroße Bläschen, die auf dem vorderen Gaumenbogen, an der Uvula, den Tonsillen und manchmal am Pharynx, am weichen Gaumen und an der Zunge auftreten können. Eine lymphatische Pharyngitis kann durch Coxsackievirus A10 verursacht werden. Hand-, Fuß- und Mundkrankheit. Vor allem Coxsackievirus A5, A10 und A16 rufen die Hand-, Fuß- und Mundkrankheit hervor, die durch ein vesikuläres Exanthem an Händen und Füßen gekennzeichnet ist. Neben einer Herpangina können auf der Mundschleimhaut genera- C 1, 2, 3, 4, 5, 6 2, 3, 4, 5 1, 2, 3, 4, 5 1, 2, 3, 4, 5 4, 5 5 5 1, 2, 4 4 1, 2, 3, 4, 5, 6 lisierte vesikulo-ulzerierende Läsionen auftreten. Infektionen des Respirationstraktes und uncharakteristische fieberhafte Erkrankung. Verschiedene Typen der Coxsackieviren A und B führen zu Infektionen mit schwachen Krankheitszeichen im oberen und unteren Respirationstrakt. Vereinzelt sind fatale Pneumonien beschrieben. Häufig werden uncharakteristische fieberhafte Erkrankungen u.a. mit Schnupfenähnlichem Bild (Common Cold) im Sommer durch Coxsackieviren hervorgerufen und deshalb als Sommergrippe bezeichnet. Selten kön155 Coxsackieviren nen Influenza-ähnliche Krankheitsbilder durch das Swine Vesicular Disease Virus, das dem Coxsackievirus B5 verwandt ist, hervorgerufen werden (siehe Abschnitt: Spezifische Merkmale). Konjunktivitis. Konjunktivitis kann durch Coxsackievirus A24 verursacht werden. Es handelt sich i. Allg. um eine lokale Infektion. Eine vorübergehende epitheliale Keratitis kann auftreten. 1969 bis 1971 führte eine Variante von Coxsackievirus A24 zu einer Epidemie von akuter hämorrhagischer Konjunktivitis vor allem in Singapur und Hongkong. Nach Ausbreitung in Südostasien trat die akute hämorrhagische Konjunktivitis 1986 erstmals außerhalb von Asien in Amerikanisch-Samoa auf (47% der Population infiziert). Eine akute hämorrhagische Konjunktivitis kann auch durch Enterovirus 70 hervorgerufen werden (siehe Kapitel: Enteroviren 68–71). Myokarditis und Perikarditis. Vor allem Infektionen mit Coxsackieviren der Gruppe B können zu Myokarditis, Perikarditis oder dilatativer Kardiomyopathie führen, jedoch sind auch Fälle beschrieben, in denen Coxsackieviren der Gruppe A (z.B. A4, A14, A16) oder ECHO Viren beteiligt waren (siehe Kapitel: Echoviren und Parechoviren). Coxsackieviren können im Myokard, Endokard und in der Perikard-Flüssigkeit nachgewiesen werden. Das Myokard zeigt Ödeme, diffuse fokale Nekrosen und Zeichen einer akuten Entzündung. Gelegentlich kommt es zu Meningismus und Konvulsionen. Für Säuglinge hat die Myokarditis in etwa 50% der Fälle einen letalen Ausgang. Die Perikarditis tritt überwiegend bei älteren Kindern und jungen Erwachsenen auf und zeigt einen günstigeren Verlauf. Begleitend können Pleuritis oder Pleuro-Pneumonie auftreten. Chronisch kardiovaskuläre Erkrankung. Es können chronische Coxsackievirus-Infektionen (vor allem B2–B5) mit rekurrenter Perikarditis auftreten, wobei persistierende virusspezifische IgM-Titer nachgewiesen werden. Fibroblasten im Myokard gelten als Ort der Viruspersistenz. Die Viruspersistenz kann eine andauernde Nekrose des Myokards bedingen. 156 Neonatale Erkrankungen. Gefährdet sind Neugeborene unter anderem durch nosokomiale Coxsackievirus-Infektionen, die zu einer generalisierten Erkrankung führen können (vor allem Gruppe B-Viren; siehe: Risikogruppen). In schweren Fällen kommt es innerhalb von 8 Tagen nach der Geburt zu fulminanten Infektionen mit viraler Sepsis, akuter Myokarditis oder Perikarditis sowie Enzephalitis. Eine Hepatitis, einhergehend mit Hämorrhagien und Nierenversagen verläuft häufig tödlich. Durchfälle bewirken bei den Kindern massive Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes, was häufig zum Tode führt. Intrauterine Infektionen durch transplazentale Übertragung und eine Infektion des Kindes im Geburtskanal wird diskutiert. Nach bisher nicht generell bestätigten Beobachtungen werden Infektionen mit einigen Coxsackieviren (A9, B2, B3 und B4) im ersten Trimenon der Schwangerschaft mit Fehlbildungen beim Föten (z.B. urogenitale, gastrointestinale, kardiovaskuläre und zentralnervöse Defekte) assoziiert. Das potenzielle teratogene Risiko wird kontrovers diskutiert, jedoch als eher gering eingeschätzt. Gastrointestinale Erkrankungen. Coxsackievirus-Infektionen können neben anderen unspezifischen klinischen Symptomen zu einer Diarrhö führen. Eine Hepatitis kann Folge einer generalisierten Coxsackievirus-Infektion sein. Gefürchtet ist die Hepatitis bei Neugeborenen. Verschiedene Coxsackieviren der Gruppe B werden mit Pankreatitis in Verbindung gebracht. Exantheme. Ein Röteln-ähnliches Exanthem kann durch verschiedene Coxsackieviren der Gruppen A und B vor allem bei Kleinkindern hervorgerufen werden. Diabetes. In einigen Fällen wird eine Coxsackievirus B-Infektion mit juvenilem Insulin-abhängigem Diabetes mellitus in Zusammenhang gebracht, was vor allem durch tierexperimentelle Ergebnisse unterstützt wird. Differenzialdiagnose Wie einige Coxsackieviren der Gruppen A und B können auch Polioviren und die meisten ECHO Viren eine Meningitis und eine Paralyse bewirken. Coxsackie- und ECHO Viren führen Coxsackieviren verschiedentlich zu gleichen Krankheitsbildern. Neben Coxsackievirus A24 kann auch Enterovirus 70 für eine akute hämorrhagische Konjunktivitis verantwortlich sein. Zur Differenzialdiagnostik siehe Kapitel: Polioviren, Echoviren und Parechoviren sowie Enteroviren 68– 71. Zur Differenzierung von Meningitis bzw. Paralyse, für die andere Viren verantwortlich sein können, sind Mumpsvirus, Herpes-simplex-Viren und (seltener) andere Viren der Herpesvirusfamilie sowie das Lymphozytäre Choriomeningitis Virus in Betracht zu ziehen. Labordiagnostik Virusnachweis. Zum Routinenachweis von Coxsackieviren wird wie bei allen anderen Enteroviren Rachenabstrich und Stuhl verwendet (siehe Kapitel: Polioviren sowie Echoviren und Parechoviren). In Abhängigkeit der Organmanifestation eignen sich zusätzlich Konjunktival-, Rektal- und andere Abstriche, Rachenspülwasser, Nasensekret, Urin, Liquor, Biopsieoder Autopsiematerialien von Herz und/oder Gehirn. Zur Virusisolierung werden Monolayer-Zellkulturen vom Menschen und Affen verwendet. Beispiele für humane Zelllinien: Primäre embryonale Haut- und Lungenfibroblasten, permanente Fibroblasten (z.B. MRC-5-Zellen), permanente Amnionzellen (z.B. FL-Zellen) und transformierte Zellen (z.B. KB-, HeLa-, HEp-2Zellen). Beispiele für Affen-Zelllinien: Primäre oder permanente Affennieren-Zelllinien vor allem von Rhesusaffen und afrikanischen grünen Meerkatzen (z.B. BGM- und Vero-Zellen). Alle Coxsackieviren der Gruppe B und einige der Gruppe A (A7, A9, A11, A13, A15, A16, A18, A20, A21, A24) lassen sich in einer oder mehreren der o.g. Zelllinien propagieren. Verschiedene Coxsackieviren der Gruppe A replizieren sich nur in humanen Rhabdomyosarkom-Zellen oder neugeborenen Mäusen. Zum Nachweis der Coxsakkieviren A1, A19 und A22 ist die Anzüchtung in neugeborenen Mäusen notwendig. Verschiedene Coxsackieviren der Gruppen A und B haben hämagglutinierende Eigenschaften und lassen sich im Hämagglutinationstest und Hämagglutinationshemmtest nachweisen. Die Virusidentifizierung erfolgt im Neutralisationstest mit Antiseren bekannter Spezifität, z.B. mit 8 Hyperimmunserum-Pools nach LimBenyesch-Melnick (LBM-Antiserum-Pools, erhältlich über WHO Kopenhagen, siehe Ab- schnitt: Referenzzentren). Für Coxsackieviren der Gruppe A existieren zusätzliche SerumPools zur Differenzierung von 19 Serotypen. Eine Sonderstellung nimmt der Nachweis von Coxsackievirus A24 bei Patienten mit akuter hämorrhagischer Konjunktivitis ein. Dabei wird der Virusnachweis vornehmlich in abgeschabtem Konjunktivalmaterial mittels indirektem Immunfluoreszenztest durchgeführt. Coxsackievirus A21 lässt sich besonders effizient aus Nasensekret nachweisen. Molekularbiologische Methoden wie die in situ-Hybridisierung und die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) verbunden mit der Restriktionsfragmentanalyse (RFLP = Restriktionsfragmentlängen Polymorphismus), Hybridisierung und Sequenzierung finden immer breitere Anwendung. Wegen der hohen Sequenzhomologie der Enteroviren ist die alleinige Anwendung der PCR zur Typisierung schwierig. Antikörpernachweis. Zur Serodiagnostik werden der Neutralisationstest (NT), die Komplementbindungsreaktion (KBR) und ggf. der Enzymimmunoassay (EIA) eingesetzt. Zum serologischen Nachweis einer frischen Infektion ist entweder die Untersuchung eines Serumpaares (min. 4facher Titeranstieg im NT bei zwei Seren, die im Abstand von 7–14 Tagen gewonnen sind) oder die Bestimmung virusspezifischer IgMAntikörper notwendig. Eine partielle Kreuzreaktion im NT tritt zwischen den Coxsackieviren Typ A3 und A8, Typ A11 und A15 sowie Typ A13 und A18 auf. Weiteres siehe Kapitel: Polioviren. Therapie Eine in vivo-Therapie mit antiviralen Substanzen ist nur begrenzt möglich. Die Substanz Pleconaril zeigte in randomisierten, doppelblind und Placebo-kontrollierten Phase 3 Studien für Enterovirus-bedingte Meningitis eine Reduzierung der mittleren Infektionsdauer. Diese Substanz basiert auf Untersuchungen in Zellkulturen, in denen hydrophobe Substanzen (z.B. WIN-Substanzen) durch Interkalation im Viruskapsidprotein VP1 eine Kapsidstabilisierung bewirken und so zu einer Blockierung des viralen Uncoatings und/oder der Rezeptorerkennung führen. Erste klinische Studien zeigen, dass eine Coxsackievirus-bedingte dilatative Kardiomyopathie mit Interferon therapierbar 157 C Coxsackieviren ist. Wie bei Polioviren und einigen ECHO Viren besteht bei verschiedenen Coxsackievirustypen der Gruppen A und B die Möglichkeit einer experimentellen Therapie in Zellkultur wie z.B. mit Guanidin-HCl und 2’-(α-Hydroxybenzyl)benzimidazol. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Der Pathogenitätsmechanismus ist wie bei den Polioviren und den anderen Enteroviren vor allem durch den Zelltropismus bedingt, wobei die Viruserkennung durch spezifische Rezeptoren geregelt wird. Bislang ist erst für einige Coxsackievirustypen der Rezeptor bekannt. Darunter sind: Intercellular Adhesion Molecule-1 (ICAM1, CD54, Immunglobulin-Superfamilie) für Coxsackievirus A13, A18 und A21; Vitronectin (αvβ3, Integrin) für Coxsackievirus A9; Decay Accelerating Factor (DAF, CD55) für Coxsackievirus B3. ICAM-1 ist auch der Rezeptor für die Major Gruppe der humanen Rhinoviren. Die anderen Rezeptoren werden auch von einigen ECHO Viren benutzt. Die wesentlichen Schritte des viralen Reproduktionszyklus mit Adsorption, Penetration, Freisetzung der viralen RNA aus dem Viruskapsid (Uncoating), viraler Protein- und RNA-Synthese, Virusreifung (Assembly) und Virusfreisetzung sowie der zytopathische Effekt zeigen Übereinstimmung mit dem Vermehrungsmechanismus von Polioviren. Weiteres siehe Kapitel: Polioviren. Transmission Coxsackieviren werden wie die anderen Enteroviren hauptsächlich fäkal-oral übertragen. Schon kurz nach Infektionsbeginn kommt es zu massiver Virusausscheidung im Stuhl, die mehrere Wochen andauern kann. Fäkale Kontaminationen (Finger, Gegenstände, Lebensmittel) sind die Hauptursachen für die Virusverbreitung. Wegen der primären Virusvermehrung in den Rachenepithelien wird das Virus auch respiratorisch kurz nach Infektion übertragen. Bei der durch Coxsackievirus A24 bedingten hämorrhagischen Konjunktivitis besteht eine erhöhte Übertragungsgefahr durch Schmierinfektion mit Konjunktivalflüssigkeit. Coxsackievirus-Infektionen sind in Ländern mit niedrigem sozioökonomischen Status besonders häufig, wobei die Übertragung durch kontaminiertes 158 Abwasser eine wesentliche Bedeutung hat. Weiteres siehe Kapitel: Polioviren. Vermehrung und Inkubationszeit Coxsackieviren vermehren sich in den Epithelien und lymphoiden Organen des Rachens und Darms und in allen Organen, in denen die Infektion zu Krankheitszeichen führt (siehe Erkrankungen/Symptome). Die mittlere Inkubationszeit beträgt 7–14 Tage (2–35 Tage). Resistenz Coxsackieviren sind wie Polioviren und alle anderen Enteroviren als Voraussetzung für die Magen-Darmpassage säurestabil (pH <3) und gegen eine Vielzahl von proteolytischen Enzymen resistent. Hinsichtlich ihrer Stabilität und Inaktivierbarkeit entsprechen die Coxsackieviren den Polioviren. Zur chemischen Inaktivierung eignen sich u.a. Formaldehyd (3%), Salzsäure (0,1 M) und halogenabspaltende Mittel (siehe aktuelle Desinfektionsmittel-Liste der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und des Robert Koch-Instituts). Weiteres siehe Kapitel: Polioviren. Immunantwort Antigene Determinanten der Virusproteine auf der Kapsidoberfläche (u.a. VP2) sind für die Serotypspezifität der einzelnen Coxsackieviren verantwortlich. Einige Coxsackieviren zeigen untereinander partielle Kreuzreaktion (Typen A3 und A8, Typen A11 und A15 sowie Typen A13 und A18). Coxsackievirus B5 zeigt antigene Verwandtschaft mit dem Swine Vesicular Disease Virus, einem tierpathogenen Enterovirus. Die humorale Immunität wird durch serotypspezifische Antikörper der IgG-, IgM- und IgA-Klassen bedingt, wodurch die hämatogene Virusausbreitung zu den jeweiligen Zielorganen verhindert wird. 7–10 Tage nach der Infektion erscheint typspezifisches IgM und persistiert mindestens 4 Wochen (in 90 % der Fälle). Einige Tage verzögert werden typspezifisches IgG und IgA gebildet, wobei das IgG häufig für Jahre nachweisbar ist. Die Immunantwort gleicht der von Polioviren (siehe Kapitel: Polioviren). Wegen des Vorhandenseins diaplazentar übertragbarer Antikörper der IgG-Klasse sind Säuglinge seropositiver Mütter in den ersten Lebensmonaten gegen eine Infektion mit dem entsprechenden Coxsackievirustyp geschützt. Für die Coxsackieviren durch Coxsackie B Viren bedingten Kardiomyopathien wird Autoimmunität durch „Molecular Mimicry“ als Ursache diskutiert. Danach kann durch ähnliche antigene Determinanten von Coxsackievirus B3 und Myozyten eine immunologische Kreuzreaktion und dadurch eine Abwehrreaktion gegen Herzgewebe bewirkt werden. Epidemiologie Reservoir für Coxsackieviren ist der Mensch. In ihrem Wirtsbereich unterscheiden sich Coxsackieviren untereinander und von anderen Enteroviren. Charakteristisch für alle Coxsackieviren ist ihre Infektiösität für neugeborene Mäuse, wobei Viren der Gruppen A und B Unterschiede in den Krankheitsverläufen zeigen. Coxsackievirus A7, A9 und andere sind für Affen pathogen. Vor allem Coxsackievirus A7 ruft in Affen eine schwere polioähnliche Enzephalomyelitis hervor. Zelllinien vom Mensch und Affen werden zur Virusanzüchtung verwendet (siehe Abschnitt: Labordiagnostik). Coxsackievirus-Infektionen kommen weltweit vor. In den gemäßigten Zonen findet die Mehrzahl der Infektionen im Sommer, in wärmeren Ländern das ganze Jahr über statt. Wegen des fehlenden Immunschutzes sind Kleinkinder Hauptausscheider. Ungünstige hygienische und sozioökonomische Bedingungen führen zu einem hohen Infektionsrisiko. CoxsackievirusInfektionen können gleichzeitig mit anderen Enterovirus-Infektionen auftreten (z.B. Polioviren und ECHO Viren), wobei die Virusreproduktion eines der Viren durch Interferenz unterdrückt sein kann. Studien in verschiedenen Ländern zeigten, dass Infektionen mit Coxsackievirus B2, B4 und B5, aber auch A9 besonders häufig nachgewiesen wurden. Zur Epidemiologie der Bornholm Krankheit durch Coxsackieviren der Gruppe B und der akuten hämorrhagischen Konjunktivitis durch Coxsackievirus A24 (siehe Abschnitte: Historie und Erkrankungen/ Symptome). Ein Ausbruch mit Coxsackievirus B5-bedingter Meningitis (> 220 erkrankte Personen) trat 1996 auf Zypern auf. Risikogruppen Genetik Wirtsbereich Von Coxsackievirus-Infektionen sind Kinder am häufigsten betroffen. Bei immunsupprimierten Patienten sind die Krankheitszeichen verstärkt. Infektionen mit Coxsackieviren der Gruppe A zeigen bei Kindern im Allgemeinen einen leichteren Verlauf als bei Erwachsenen. Durch Infektionen mit Coxsackieviren der Gruppe B sind Kinder vergleichsweise stark gefährdet. Bei Neugeborenen können diese Infektionen zu einer viralen Sepsis mit tödlichem Verlauf führen (u.a. mit Myokarditis oder Enzephalitis). Coxsackieviren der Gruppe B stehen im Verdacht bei Neugeborenen eine Myokarditis durch intrauterine Infektion hervorzurufen. Ausbrüche mit Coxsackieviren können vor allem auf Neugeborenenstationen vorkommen. Nach bisher nicht generell bestätigten Beobachtungen werden Infektionen mit einigen Coxsackieviren im ersten Trimenon der Schwangerschaft mit Fehlbildungen beim Föten assoziiert. Das potenzielle teratogene Risiko wird kontrovers diskutiert, jedoch als eher gering eingeschätzt (siehe Abschnitt: Erkrankungen/Symptome). Für die Genomorganisation von Humanen Coxsackieviren der Gruppen A und B siehe Abschnitt: Morphologie, und Kapitel: Polioviren. Die Accession-No. der Nukleinsäure- und Proteinsequenzen sind zu finden unter: http://life.bio2.edu/Ictv/ und http://www.iah.bbsrc.ac.uk/virus/ Picornaviridae/picornavirus.htm. Prävention Eine aktive Immunisierung gegen Coxsackieviren kann nicht durchgeführt werden. Zur passiven Immunisierung stehen verschiedene Gamma-Globulinpräparate aus Rekonvaleszentenseren zur Verfügung, die Antikörper gegen einige Coxsackieviren enthalten. Eine Verabreichung der Gamma-Globuline ist innerhalb von 72 Stunden nach Kontakt sinnvoll. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Nosokomiale Coxsackievirus-Infektionen können von klinischem Personal durch Vernachlässigung der üblichen Hygiene übertragen werden. Wegen der fulminanten Verläufe sind Infektionen mit Coxsackieviren der Gruppe B auf 159 C Cryptococcus capsulatus Neugeborenenstationen besonders gefürchtet. Wesentliche Präventionsmaßnahme ist die fachgerechte Windelentsorgung. Gegebenenfalls ist eine räumliche Trennung der infizierten Patienten vorzunehmen. Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Nationales Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren ◗ Prof. Dr. E. Schreier, Robert Koch-Institut, Nordufer 20, D-13353 Berlin; Tel.: 030-45472379 /-2378, Fax: 030-4547-2617, E-Mail: [email protected]. U.a. zuständig für: Anzucht und Typisierung von Enteroviren, intratypische Differenzierung von Virus-Isolaten, Feststellung der individuellen Immunität, molekularbiologische Feincharakterisierung, Führung und Abgabe von Referenzvirusstämmen. ◗ WHO Collaborating Center for Virus Reference and Research. Dr. B. F. Vestergaard, Statens Seruminstitut, Artillerivej 5, DK-2300 Kopenhagen S, Dänemark; Tel.: 0045-3268 3453, Fax: 0045-3268 3148, E-Mail: [email protected]; http://www.ssi.dk. U.a. zuständig für den Bezug von Lim-Benyesch-Melnick-AntiserumPools zur Virustypisierung. 2. Pallansch, M.A. and Roos, R.P., Enteroviruses: Polioviruses, Coxsackieviruses, Echoviruses and, Newer Enteroviruses. In: Fields Virology, Fourth Edition, edited by Knipe, D.M. et al., Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia, Vol. 1, (2001) 723–775. 3. Racaniello, V.R., Picornaviridae: The Viruses and Their Replication. In: Fields Virology, Fourth Edition, edited by Knipe, D.M. et al., Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia, Vol. 1, (2001) 685–722. 4. Zeichhardt, H., Enteroviren einschließlich Hepatitis-AVirus. In: Mikrobiologische Diagnostik, herausgegeben von Burkhardt, F., Georg Thieme Verlag, Stuttgart, (1992) 345–358. 5. Zeichhardt, H. and Grunert, H.-P., Enteroviruses. In: Clinical Virology Manual, Third Edition, edited by Specter, S., Hodinka, R.L. and Young, S.A., ASM Press, Washington, D.C., (2000) 252–269. 6. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio Cryptococcus capsulatus Histoplasma capsulatum Cryptococcus gilchristi Blastomyces dermatitidis Cryptococcus meningitidis Cryptococcus neoformans Web-Adressen The International Committee on Taxonomy of Viruses: http://www.ncbi.nlm.nih.goc/ICTV/ All the virology on the WWW: http://www.virology.net The big picture book of viruses: http://www.virology.net/Big_Virology/ BVHomePage.html The Picornavirus Homepage: http://www.iah.bbsrc.ac.uk/virus/ Picornaviridae Cryptococcus neoformans Erregerbezeichnung Cryptococcus neoformans (Sanfelice 1895) Vuillemin 1901 Cryptococcus neoformans var. grubii ist Serotyp A. Cryptococcus neoformans var. neoformans ist Serotyp D. Cryptococcus neoformans var. gattii Vanbreuseghem & Takashio 1970, Serotypen B und C. Schlüsselliteratur 1. King, A.M.Q. et al., Picornaviridae. In: Virus Taxonomy, Classification and Nomenclature of Viruses, Seventh Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses, edited by van Regenmortel, M.H.V. et al., Academic Press, San Diego, (2000) 657–678. 160 Synonym Saccharomyces neoformans, Torulopsis neoformans, Cryptococcus meningitidis, Blastomyces lithogenes, Debaryomyces hominis u.a. Cryptococcus neoformans Morphologie Wirtsgewebe und Liquor. Kugelige Hefezellen (3–8 µm) mit Sprossungen, umgeben von einer unterschiedlich ausgeprägten, meist prominenten Polysaccharidkapsel. Kultur 35°C. Auf Sabouraud-Glucose-Agar nach 2–3 d cremefarbene bis bräunliche, schleimige, glattrandige Hefekolonien. Auf Guizotia-abbyssinica-Kreatinin-Agar (Staib-Agar) braune Kolonien aufgrund Phenoloxidasereaktion. Ausbildung der Polysaccharidkapsel in vitro am besten auf Reisagar bei 28°C. Taxonomie Klasse: Heterobasidiomycetes Ordnung: Filobasidiales Familie: Filobasidiaceae Gattung: Cryptococcus Art: Cryptococcus neoformans (Sanfelice) Vuillemin Cryptococcus neoformans var. neoformans und var. grubii, Teleomorph: Filobasidiella neoformans Kwon-Chung var. neoformans; Cryptococcus neoformans var. gattii Vanbreuseghem & Takashio, Teleomorph: Filobasidiella bacillispora Kwon-Chung. Historie Erste Fallbeschreibung und Erregerisolierung von O. Busse 1894 in Greifswald, weitere Arbeiten von A. Buschke 1895 und F. Sanfelice 1895. Wichtige systematische Arbeiten wurden von K. J. Kwon-Chung durchgeführt. Erkrankungen/Symptome Synonyme. Kryptokokkose, Busse-Buschkesche Krankheit, Europäische Blastomykose. Pulmonale Kryptokokkose. Erste Organmanifestation nach Erreger-Inhalation. Meist flüchtig und symptomarm; variable und uncharakteristische klinische und röntgenologische Symptomatik. Verlauf: akut, subakut oder chronisch. Zerebrale Kryptokokkose. Symptome einer diffusen Meningoenzephalitis, schleichend oder hochakut, oder Symptomatik wie bei Hirntumor mit intrakranieller Drucksteigerung mit sensiblen und motorischen Ausfällen, heftigen Kopfschmerzen, psychischen Veränderungen und Hörstörungen. Unbehandelt tödlicher Verlauf. Mukokutane Kryptokokkose. Meist sekundäre Absiedlung aus Primärherd, selten primär kutan. Dermo-epidermale oder subkutane Papeln, Pusteln, Ulzera. Disseminierung in Knochen, Knochenmark, selten in Augen. AIDS-assoziierte Kryptokokkose. Pathogenetischer Synergismus des HIV mit Cryptococcus neoformans (Kapselbestandteile sind immunsuppressiv). Schwerste Krankheitsbilder, häufige Disseminierung (ZNS, Lunge, Myokard, Knochenmark, Skelett, Leber, Milz, Haut, Urogenitalsystem, Prostata u.a.). Höchste Antigentiter. Erregerpersistenz lebenslang auch bei Suppressionstherapie nach klinischer Heilung. Differenzialdiagnose Lungen- und ZNS-Manifestation: Tuberkulose, Histoplasmose, Kokzidioidomykose, Brucellose, Tumoren, Toxoplasmose. Hauteffloreszenzen: Varizellen, Karzinome, Mollusca contagiosa. Labordiagnostik Untersuchungsmaterial. Liquor, Blut, Urin, Prostataexprimat, Sputum, Bronchialsekret, Punktate, Biopsiematerial. Kultureller Nachweis. Pathognomonisch. Makroskopische und mikroskopische Merkmale siehe Morphologie. Mikroskopie. Von Liquorsediment: Darstellung der Polysaccharidkapsel mit Tusche. Antigen-Nachweis. Cryptococcus-Kapselantigen in Liquor und Serum pathognomonisch bedeutsam und praktisch wichtig; Antigen-Titerkinetik im Serum ermöglicht Therapiekontrolle und prognostische Aussagen. Serologie. Antikörper-Bildung nicht regelhaft oder unterdrückt. Therapie Amphotericin B (0,3–0,6mg/kg/die) kombiniert mit Flucytosin (100–150mg/kg/die in 4 Einzeldosen) und Fluconazol (400–800mg/die) oder Itraconazol (400g/die). Nach klinischer Ausheilung Erhaltungsdosis von 100–200mg/die Fluconazol oder Itraconazol. 161 C Cryptococcus neoformans Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Nach Inhalation gelangen Pilzzellen bis in die Alveolen, dort erfolgt Adaptation an Körpertemperatur (temperaturabhängiger Dimorphismus). Polysacchridkapsel aus Glucuroxylomannan, Galactoxylomannan und Mannoprotein schützt vor Phagozytose und Abtötung durch Alveolarmakrophagen und andere Phagozyten und ermöglicht Dissemination. Regeneration der Kapsel erfolgt in vivo nach Inhalation. Kapselbestandteile werden ständig in Körperflüssigkeiten abgegeben und haben immunsuppressive Wirkung. Melanin- und Mannitolproduktion verleiht Schutz vor oxidativen Abwehrmechanismen. Osmotische Wirkung von Mannitol verursacht zerebrales Ödem. Während chronischer Infektion: Antigenvariabilität (Veränderungen der Kapselstruktur und Membransterole) und genetische Variabilität (Instabilität des Karyotypes). Transmission Inhalation von Cryptococcus-Zellen, aus dem natürlichen Habitat. Keine Übertragung der Kryptokokkose von Mensch zu Mensch. Vermehrung und Inkubationszeit Inkubationszeit mehrere Wochen, Persistenz und Vermehrung im ruhenden Phagozyten. Resistenz Wärmetolerant, austrocknungsresistent. Immunantwort Reduzierte Wirtsantwort aufgrund verminderter Migration von Granulozyten zum Infektionsort, supprimierter T-Lymphozytenaktivierung und Antikörperproduktion durch zirkulierende Kapselbestandteile (bes. Glucuroxylomannan). Risikogruppen Menschen mit vorgeschädigtem T-Zellsystem, insbesondere AIDS im Vollstadium, außerdem Patienten unter immunsuppressiver und Kortikosteroid-Therapie einer Grundkrankheit bzw. nach Organtransplantation. Infektion mit Var. gattii ist auch bei Immunkompetenz möglich. Epidemiologie Var. grubii und var. neoformans sind weltweit verbreitet, aus Vogel-, speziell Taubenkot und aus mit Vogelkot kontaminierter Erde isolierbar. Var. gattii in Zentralafrika, Australien, Kalifornien, Südostasien und Mittelmeerländern vorkommend, natürliches Habitat: Eucalyptusbäume und andere Gehölze. Inzidenz in der Gesamtbevölkerung der nördlichen Hemisphäre 0,5 Fälle pro Mio. Bevölkerung pro Jahr. Inzidenz der AIDS-Kryptokokkose: 5% (Deutschland) bis 10% (USA) bis 30% (Zentralafrika). Genetik Ein sexueller Vermehrungszyklus von Cryptococcus neoformans ist bekannt, weshalb die Zuordnung zu den Basidiomyceten erfolgte. Klinische und Isolate aus der Umwelt sind entweder haploid und heterothallisch oder diploid. Das Genom hat eine Größe von ca. 23 Mb; 13 Chromosomen bei Var. neoformans, 13–14 Chromosomen bei Var. gattii. ◗ Filobasidiella neoformans 5S rRNA Gen: L14753 ◗ Filobasidiella neoformans 18S ribosomal RNA: L22641 ◗ Filobasidiella neoformans var. neoformans Stamm CBS882 26S rRNA Gen: AF189845 ◗ Filobasidiella neoformans var. neoformans Stamm IUM 90-0243, Genomsequenz: AF205270 ◗ Filobasidiella neoformans var. neoformans Stamm NIH B3502, Genomsequenz: AF205260 Wirtsbereich Mensch und breites Spektrum von Wirbeltieren. Vögel sind in ihren Luftwegen nur kommensal mit Cryptococcus neoformans besiedelt, scheiden die Pilze aber mit dem Kot aus und sind daher ein wichtiges epidemiologisches Reservoir. 162 Prävention Expositionsprophylaxe kaum möglich; bei Patienten mit <50 CD4+ T-Lymphozyten/ mm3 Prophylaxe mit Fluconazol (200mg/ die) erwägenswert. Cryptosporidium parvum Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Erfassung und Auswertung der Kryptokokkosen im Rahmen des Surveys „Cryptococcosis in Europe“ der European Confederation of Medical Mycology seit 1997. Meldepflicht Keine. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen ◗ Konsiliarlabor: Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, D-13353 Berlin: http://yellow-fever.rki.de/INFEKT/ STECKBRF/STBR_PI/KRYPTO.HTM ◗ Institut Pasteur, Unité de Mycologie, 25, rue du Docteur Roux, F-75724 Paris Cedex 15, France. ◗ Epidemiologie, Klinik, Diagnostik, Therapie: http://hivinfo.de/handbuch/kryptok.htm ◗ DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Artenliste: http://www.dsmz.de/species/gn300332.htm ◗ Centers for disease control and prevention: http://www.cdc.gov ◗ HIV-Infektion und Kryptokokkose: University of California San Francisco and San Francisco General Hospital: http://hivinsite.ucsf.edu ◗ Literaturüberblick: http://www.uni-leipzig.de/~immun/ scrypto.htm Schlüsselliteratur 1. Kwong-Chung, KJ & Bennett, JW. 1992, Medical Mycology. Lea & Febiger, Philadelphia. 397 pp. 2. Casadevall, A & Perfect, JR. 1998, Cryptococcus neoformans. American Society for Microbiology, Washington DC. 3. Kurtzman, CP & Fell, JW. 1998, The Yeasts, A Taxonomic Study. Elsevier Science B.V., Amsterdam. 656pp. 4. Müller, J. 1994, Pathogenese, Immunbiologie und Epidemiologie der Kryptokokkose. Mycoses 37 Suppl. 1, 34–42. 5. Sia, RA, Lengeler, KB, Heitman, J. 2000. Diploid strains of the pathogenic basidiomycete Cryptococcus neoformans are thermally dimorphic. Fungal Genet Biol 29; 153–163. Cryptosporidium parvum Erregerbezeichnung Cryptosporidium parvum Synonym Keine Daten verfügbar. Morphologie Intrazelluläre, jedoch extrazytoplasmatische Protozoen, die in ihrer Entwicklung als Sporozoit, Schizont, Merozoit, Mikro- und Makrogamont, Mikro- und Makrogamet und Oozyste auftreten. Schizont, Gamonten und Oozysten liegen in einer von den Mikrovilli der Epithelzellen des Dünndarms gebildeten parasitophoren Vakuole und sind an der Anheftungsstelle durch spezielle Strukturen mit der Wirtszelle verbunden. Die mit dem Stuhl ausgeschiedenen Oozysten haben einen Durchmesser von 4–5 µm und enthalten eine Sporozyste mit 4 Sporozoiten. Taxonomie Protozoa Stamm: Klasse: Ordnung: Familie: Apicomplexa Sporozoa Eucoccidiida Cryptosporidiidae Historie Cryptosporidien wurden erstmals 1907 durch Tyzzer als Parasiten von Labormäusen nachgewiesen. In der Folge stellte sich heraus, dass es sich um ein weitverbreitetes Genus handelt, das bei Fischen, Reptilien, Vögeln und Säugetieren parasitiert. 1976 erfolgten die Erstnachweise beim Menschen durch Meisel et al. und Nime et al., wobei sich später Hinweise dafür ergaben, dass Cryptosporidien als Opportunisten bei AIDS auftreten können. Die Validität der zahlreichen beschriebenen Spezies ist unsicher; bei der humanpathogenen Art handelt es sich um C. parvum. Erkrankungen/Symptome Die Schwere und der Verlauf einer Cryptosporidiose werden durch die Immunkompetenz des Wirtes bestimmt. Bei immunkompetenten Personen handelt es sich um eine selbstlimitierende Diarrhö von wenigen Tagen. Einen lebensbedrohlichen Verlauf mit großen Flüssigkeitsverlusten können die Durchfälle dagegen bei AIDSPatienten nehmen. Dasselbe gilt für Kinder, die an Malnutrition oder ernsteren Erkrankungen leiden. 163 C Cryptosporidium parvum Differenzialdiagnose Wirtsbereich Im Vordergrund der Cryptosporidiose – vor allem von Personen mit Immundefizienz – stehen schwere Diarrhöen. Nausea, Erbrechen, Oberbauchbeschwerden und respiratorische Symptome können bei extraintestinalem Befall auftreten. Neben dem Menschen dienen zahlreiche Säugetierarten als Wirt von C. parvum. Es besteht also ein umfangreiches Parasitenreservoir. Labordiagnostik Der Nachweis einer Cryprosporidiose erfolgt anhand der mit dem Stuhl ausgeschiedenen 4– 5 µm großen Oozysten, die nur eine Sporozyste mit 4 Sporozoiten aufweisen. Als Verfahren kommen mit modifizierter Ziehl-Neelsen-Färbung behandelte Stuhlausstriche, der direkte Immunfluoreszenztest sowie ein Enzymimmuntest in Frage. Risikogruppen Wegen der hohen Cryptosporidienprävalenz unter Kälbern sind alle in der Rinderzucht tätigen Personen einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt. Das Risiko, schwerer an Cryptosporidiose zu erkranken, trifft im Wesentlichen nur auf nicht immunkompetente Menschen zu (HIV-Infizierte, Kleinkinder mit herabgesetztem Immunstatus). Epidemiologie Spezifische Merkmale Cryptosporidien sind weltweit verbreitet. Vor allem die Kontamination von Trinkwasser aus Oberflächenwässern mit Oozysten hat mehrfach zu größeren Durchfallepidemien geführt, so in Milwaukee, USA, mit mehr als 300.000 Fällen. (Oozysten überstehen die Trinkwasseraufbereitung durch Filtration und Chlorierung.) Transmission Prävention Therapie Bisher ist kein kausal wirkendes Therapeutikum verfügbar, so dass lediglich symptomatisch behandelt werden kann. Die Übertragung der Cryptosporidien erfolgt durch orale Aufnahme dickwandiger Oozysten über kontaminierte Nahrungsmittel und Trinkwasser oder auch durch direkten Kontakt mit einer infizierten Person. Vermehrung Cryptosporidien sind einwirtige Parasiten. Infektiöses Agens sind die mit dem Stuhl ausgeschiedenen Oozysten: Orale Aufnahme von Oozysten → Freisetzung der Sporozoiten im Darm → Anheften an Epithelzellen des Dünndarms (u.a. Organe) → Einschluss des Parasiten in einer parasitophoren Vakuole der Wirtszelle → Entwicklung zu Schizonten I → Bildung von 6– 8 Merozoiten → Freisetzung und Befall neuer Zellen → Entwicklung zu Schizonten II → Bildung von 4 Merozoiten → Freisetzung und Befall neuer Zellen → Entwicklung zu Gamonten → Gamogonie → Bildung von dick- und dünnwandigen Oozysten → Sporogonie. Dickwandige Oozysten (80%) werden mit dem Stuhl ausgeschieden, während die 20% dünnwandigen die Sporozoiten bereits im Darmlumen freisetzen und zur Endoautoinfektion führen können. 164 Neben den üblichen Maßnahmen der Stuhlhygiene gilt es, vor allem die Kontamination von Trinkwasserreservoiren durch tierische Oozystenausscheider und damit Masseninfektionen beim Menschen zu verhindern. Meldepflicht Für den Nachweis des Erregers besteht nach § 7 Abs. 1 eine namentliche Meldepflicht durch das Laboratorium. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche parasitologische und tropenmedizinische Institutionen. Expertenlaboratorien ◗ Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Parasitologie, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg Cyclospora cayetanensis ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Tropenmedizin, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg ◗ Institut für Medizinische Parasitologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn ◗ Institut für Parasitologie, Rudolf-BuchheimStr. 2, 35392 Gießen ◗ Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559 Hannover ◗ Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Königsweg 65, 14163 Berlin ◗ Institut für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Institut für Tropenmedizin, Wilhelmstr. 31, 72074 Tübingen ◗ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart ◗ Landesinstitut für Tropenmedizin, Engeldamm 62/64, 10179 Berlin Cyclospora cayetanensis Erregerbezeichnung Cyclospora cayetanensis C Synonym Keine Daten verfügbar. Morphologie Intrazelluläre, in den Enterozyten von Duodenum und Jejunum parasitierende Protozoen, die im Zuge ihrer Entwicklung als Sporozoit, Schizont, Merozoit, Mikro- und Makrogamont, Mikro- und Makrogamet und Oozyste auftreten. Die mit dem Stuhl ausgeschiedenen Oozysten sind unsporuliert und haben einen Durchmesser von 8–10 µm. Nach Sporulation im Freien enthalten sie jeweils 2 Sporozysten mit je 2 Sporozoiten. Web-Adressen für Parasiten ◗ Deutsche Gesellschaft für Parasitologie: http://www.dgp.parasitologie.de ◗ Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft: http://www.dvg.net u.a. Infos zur Fachgruppe „Parasitologie und parasitaere Krankheiten“ ◗ Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit: http://www.dtg.mwn.de ◗ British Society for Parasitology: http://www.abdn.ac.uk/bsp/ ◗ American Society of Parasitologists: http://www.museum.unl.edu/asp ◗ Universität Berlin: Lehrstuhl für molekulare Parasitologie: http://www.biologie.hu-berlin.de/molpara ◗ CDC-Center for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/ ◗ WHO-World Health Organization: http://www.who.int/ Schlüsselliteratur 1. Ackers JP (1997) Gut coccidia - Isospora, Cryptosporidium, Cyclospora and Sarcocystis. Sem Gastrointest Dis 8: 33–44 2. Despommier DD, Gwadz RW, Hotez PJ (1995) Parasitic Diseases. 3rd Edition. Springer-Verlag, New York etc. 3. Fayer R (ed) (1997) Cryptosporidium and cryptosporidiosis. CRC Press, Boca Raton 4. Petry F (ed) (2000) Cryptosporidiosis and microsporidiosis. Contributions to Microbiology 6. Karger, Basel 5. Tzipori S (ed) (1998) Opportunistic Protozoa in humans. Adv Parasitol 40 Taxonomie Protozoa Stamm: Klasse: Ordnung: Familie: Apicomplexa Sporozoa Eucoccidiida Eimeriidae Historie Die Gattung Cyclospora wurde 1881 als Tierparasit durch Schneider etabliert, jedoch erst ab 1985 wurden auch im Stuhl des Menschen Erreger nachgewiesen, die man zunächst als Cyanobakterien-ähnliche Organismen auffasste, ehe sie 1993/94 (als eine Spezies des Genus Cyclospora erkannt) bei den Coccidien eingeordnet werden konnten. Erkrankungen/Symptome Entzündliche Prozesse an der Darmschleimhaut, Kryptenhyperplasie und Villusatrophie sind Folgen eines Cyclospora-Befalls. Die Erkrankung äußert sich bei Immunkompetenten in einer über durchschnittlich 7 Wochen anhaltenden Diarrhö sowie Nausea, Anorexie und Abdominalkrämpfen. Bei AIDS-Patienten ist der Befall massiver, und die Diarrhö kann wesentlich länger andauern. Differenzialdiagnose In der akuten Phase andere typische Reisedurchfälle. 165 Cyclospora cayetanensis Labordiagnostik Der Nachweis von C. cayetanensis erfolgt anhand der mit dem Stuhl ausgeschiedenen Oozysten, die sich nach Anreicherung oder im Stuhlausstrich durch eine modifizierte Ziehl-Neelsen-Färbung oder eine modifizierte Karbolfuchsinfärbung darstellen lassen. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche parasitologische und tropenmedizinische Institutionen. Expertenlaboratorien Therapie Als einziges Mittel hat sich bisher Trimethoprim-Sulfamethoxazole als wirksam erwiesen (5mg/kg KG/d für 7 Tage bei Erwachsenen oder 3–5 Tage bei Kindern). Spezifische Merkmale Transmission Die Übertragung erfolgt wahrscheinlich auf fäkal-oralem Wege, entweder direkt oder über kontaminiertes Trinkwasser, Gemüse etc. Vermehrung C. cayetanensis ist ein einwirtiger Parasit. Der Entwicklungszyklus ist noch nicht vollständig aufgeklärt, folgt vermutlich aber dem üblichen Eucoccidien-Schema mit Schizogonie, Oogonie und Sporogonie. Wirtsbereich C. cayetanensis wurde bisher lediglich als Parasit des Menschen beschrieben. Ein tierisches Reservoir ist nicht bekannt. Risikogruppen Besondere Risikogruppen sind nicht bekannt. Die Cyclosporiasis stellt lediglich für immundefiziente Personen wegen monatelanger Diarrhöen ein Problem dar. Epidemiologie C. cayetanensis ist vermutlich weltweit verbreitet. Auffallend ist eine strenge, bisher nicht erklärbare Saisonalität im Auftreten der Infektion. Prävention Ordnungsgemäße Beseitigung menschlicher Fäkalien ist wichtigste Voraussetzung zur Unterbrechung einer Übertragung. Welche Maßnahmen erforderlich sind, um Cyclospora-Oozysten im Trinkwasser abzutöten, ist unbekannt. 166 ◗ Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Parasitologie, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Tropenmedizin, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg ◗ Institut für Medizinische Parasitologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn ◗ Institut für Parasitologie, Rudolf-BuchheimStr. 2, 35392 Gießen ◗ Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559 Hannover ◗ Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Königsweg 65, 14163 Berlin ◗ Institut für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Institut für Tropenmedizin, Wilhelmstr. 31, 72074 Tübingen ◗ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart ◗ Landesinstitut für Tropenmedizin, Engeldamm 62/64, 10179 Berlin Web-Adressen für Parasiten ◗ Deutsche Gesellschaft für Parasitologie: http://www.dgp.parasitologie.de ◗ Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft: http://www.dvg.net u.a. Infos zur Fachgruppe „Parasitologie und parasitaere Krankheiten“ ◗ Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit: http://www.dtg.mwn.de ◗ British Society for Parasitology: http://www.abdn.ac.uk/bsp/ ◗ American Society of Parasitologists: http://www.museum.unl.edu/asp ◗ Universität Berlin: Lehrstuhl für molekulare Parasitologie: http://www.biologie.hu-berlin.de/molpara Cytomegalie Virus ◗ CDC-Center for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/ ◗ WHO-World Health Organization: http://www.who.int/ Taxonomie Das humane Cytomegalievirus gehört zur Familie Herpesviridae, Genus Betaherpesviridae. Sub- oder Serotypen werden nicht unterschieden. Schlüsselliteratur 1. Ackers JP (1997) Gut coccidia - Isospora, Cryptosporidium, Cyclospora and Sarcocystis. Sem Gastrointest Dis 8: 33–44 2. Ortega YR, Sterling CR, Gilman RH (1998) Cyclospora cayetanensis. In: Tzipori S (ed) Opportunistic Protozoa in humans. Adv Parasitol 40: 399–418 Cysticercus bovis Taenia saginata Historie Mit der Entwicklung von Zellkulturtechniken gelang es erstmals 1956, das Cytomegalievirus (griech. kytos, Zelle und megas, groß) zu isolieren. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts sind die typischen Eulenaugenzellen mit ihren charakteristischen Einschlusskörpern von Histopathologen in fetalen Geweben beschrieben worden, wurden aber irrtümlich Protozoen zugeschrieben. Erkrankungen/Symptome Cysticercus cellulosae Taenia solium Cysticercus racemosus Taenia solium Cytomegalie Virus Erregerbezeichnung Humanes Cytomegalie Virus (HCMV) Synonym Humanes Herpesvirus 5 (HHV5) Morphologie Das Virion weist die typische Struktur der Herpesviren aus Kapsid, Tegument und äußerer Membranhülle auf. Dementsprechend ist das Kapsid ikosaedrisch, besteht aus 162 Kapsomeren und enthält ein doppelsträngiges DNA-Genom mit 235 kb. Das Kapsid wird von dem amorph erscheinenden Tegument umgeben. In die äußere Membranhülle sind virale Glykoproteine integriert, die für die Anheftung und die Fusion der Virushülle mit der Wirtszelle verantwortlich sind. Für das Verständnis der CMV Infektion ist die Unterscheidung der symptomatischen CMVErkrankung mit vielfältigen klinischen Manifestationsmöglichkeiten einerseits von der CMV-Infektion mit Virusausscheidung, jedoch ohne klinische Symptomatik andererseits notwendig. Ausmaß und Verlauf der aktiven CMVInfektion sind in hohem Maße vom Immunstatus des Patienten bestimmt. Dabei kommt der zellulären Immunität die entscheidende Rolle zu. Primär asymptomatische Infektionen können bei ungenügender immunologischer Kontrolle im weiteren Verlauf zu allgemeinen und organspezifischen Symptomen führen. Von klinischen CMV-Erkrankungen sind daher v.a. immunsupprimierte, immundefiziente oder immunologisch unreife Personen betroffen. Nach Organtransplantationen sind CMV-Infektionen häufig Auslöser akuter oder chronischer Abstoßungsreaktionen, nach allogener Knochenmarktransplantation Auslöser der Graftversus-Host-Erkrankung. Erhält ein seronegativer Empfänger ein Organ eines seropositiven Spenders, kommt es infolge der Übertragung latenter CMV-Genome in der Posttransplantationsphase häufig zur CMV-Primärinfektion. Diese verläuft in der Regel schwerwiegender als die Reaktivierung vorbestehender CMV-Infektionen oder die Superinfektionen eines seropositiven Transplantatempfängers mit neuen CMV-Stämmen. Neben verschiedenen wenig spezifischen Symptomen (z.B. Fieber, Blutbildveränderungen, Transaminasenanstieg) lassen sich die folgen167 C Cytomegalie Virus den CMV-verursachten Krankheitsbilder zusammenfassen: besondere zur HIV-Enzephalopathie bzw. AIDS dementia complex, ist schwierig. CMV-Pneumonie. Die CMV-Pneumonie tritt besonders bei knochenmarktransplantierten Patienten auf und stellt sich röntgenologisch als interstitielle Pneumonie dar. Klinische Symptome sind Fieber, nichtproduktiver Husten und Dyspnoe. Die Prognose ist in Abhängigkeit von der eintretenden Hypoxie und dem Behandlungsbeginn mit Virostatika insgesamt eher schlecht. Kongenitale CMV-Infektion. Bei CMV-Primärinfektionen in der Schwangerschaft resultiert in 40–50% eine diaplazentare Übertragung des Virus. Diese führt in ca. 25% zum kongenitalen Zytomegaliesyndrom. Symptome sind Hepatosplenomegalie, intra- oder extrahepatische Gallengangsatresie, Chorioretinitis, Mikrozephalie, Enzephalitis (mit oder ohne periventrikulären Verkalkungen), Thrombozytopenie, Anämie und offenbar auch kardiovaskuläre Defekte. Oligosymptomatische Formen mit passagerer viszeraler Symptomatik sind häufiger als das Vollbild. Fetopathien sind häufiger als Embryopathien, das Risiko einer schwerwiegenden Infektion scheint in der ersten Schwangerschaftshälfte erhöht. Die Spätschäden sind in Form von geistigen und körperlichen Entwicklungsrückständen, Intelligenzdefiziten, Taubheit und Sprachstörungen erheblich. Auch CMV-seropositive Schwangere können das Virus intrauterin übertragen. Die infizierten Neugeborenen sind praktisch nie symptomatisch. Die Entstehung von sensoneuronalen Spätschäden ist unter diesen Bedingungen offenbar möglich, Häufigkeit und Prognose dieser Manifestationen sind aber noch nicht sicher geklärt. CMV-Chorioretinitis. Es handelt sich um die typische und häufigste Organmanifestation HIVpositiver Patienten. Die CMV-Retinitis kommt jedoch auch bei kongenitalen CMV-Infektionen vor. Funduskopisch imponieren weiße exsudativ und schließlich nekrotische Netzhautbezirke (DD: Cotton-wool spots). Dazu können perivaskuläre Hämorrhagien treten. Die CMV-Infektion des Auges ist schmerzlos und kann bei peripherer Netzhautlokalisation lange unbemerkt bleiben. Ohne rechtzeitige Behandlung tritt die Erblindung ein. CMV-Colitis/Ösophagitis. Die CMV-Infektion bestimmter Abschnitte des gesamten Gastrointestinaltraktes, z.B. von Ösophagus, Magen, Duodenum, Gallenblase, Pankreas und Colon wird bei Patienten mit Immundefekten oder HIV-Infektion beobachtet. Die Folgen sind Erosionen der Mukosa, submuköse Ulzerationen und gelegentlich Perforationen. Als Symptome treten Schmerzen, Diarrhö und gegebenenfalls Blutungen auf. CMV-Hepatitis. Ein transienter Transaminasenanstieg ohne Cholestasezeichen wird fast regelmäßig bei immunkompetenten Personen mit unkomplizierter CMV-Infektion gefunden. Bei Immunkompromittierten Patienten, insbesondere nach Lebertransplantation, werden schwere Verläufe mit Cholestase beobachtet. CMV-Meningoenzephalitis. Die CMV-Infektion des ZNS kommt am häufigsten bei kongenitaler Infektion vor. Bei immunsupprimierten Patienten mit enzephalitischen Symptomen kann CMV auch im Liquor gefunden werden, insbesondere bei HIV-Infizierten. Die klinische Differenzialdiagnose zu anderen Ursachen, ins168 Subpartale/frühpostnatale CMV-Infektion. Die CMV-Infektion des reifen Neugeborenen verläuft in der Regel asymptomatisch, obwohl infizierte Säuglinge und Kleinkinder über Jahre Virus im Urin und Speichel ausscheiden können. Bei Frühgeborenen kommt es vermutlich durch die immunologische Unreife bedingt zu symptomatischen Verläufen unterschiedlicher Schweregrade. Es wurde ein sepsis-like-syndrome mit fatalem Ausgang sowie Pneumonie, Hepatitis und Anämie beobachtet. CMV-Mononukleose. Die CMV-Primärinfektion verläuft in der großen Mehrzahl der Fälle asymptomatisch. Treten bei sonst immunkompetenten Personen doch Symptome auf, sind diese eher uncharakteristisch: Fieber, Lymphknotenschwellungen, Hepatosplenomegalie. In seltenen Fällen kann die CMV-Infektion durch Komplikationen wie eine Myokarditis oder ein Guillain-Barré-Syndrom in Erscheinung treten. Cytomegalie Virus Gefäßerkrankungen. Verschiedene epidemiologische Studien sowie experimentelle Befunde aus Tiermodellen haben die CMV-Infektion mit verschiedenen Gefäßerkrankungen und Arteriosklerose in Zusammenhang gebracht. Klar scheint zu sein, dass CMV ein entscheidender pathogenetischer Faktor bei verschiedenen Formen beschleunigter Gefäßerkrankungen (z.B. Transplantatvaskulopathie) ist. munfluoreszenztest und Komplementbindungsreaktion. Bei immunkompromittierten Patienten mit akutem Infektionsverdacht ist jedoch den direkten Nachweisverfahren der Vorrang zu geben. Neugeborene mit kongenitaler CMV-Infektion können serologisch unauffällig sein, so dass im Krankheitsverdacht die Virusisolierung innerhalb der ersten beiden Lebenswochen angestrebt werden muss. Differenzialdiagnose Therapie In Abhängigkeit der klinischen Situation und der vorliegenden Symptome müssen sehr unterschiedliche Differenzialdiagnosen erwogen werden, bei Retinitis von HIV-Infizierten z.B. Toxoplasmose, bei Mononukleose immunkompetenter Patienten z.B. Epstein-Barr Virus etc. Als therapeutisch bzw. prophylaktisch wirksam erwiesen sich bei definierten Patientenkollektiven: i) Die antivirale systemische Chemotherapie mit Ganciclovir, Foscarnet und Cidofovir bei lebens- oder organbedrohenden CMV-Infektionen immunkompromittierter Patienten; ii) die Gabe von CMV-Hyperimmunglobulin bei knochenmarktransplantierten Patienten; iii) die Übertragung in vitro-sensibilisierter CMVspezifischer zytotoxischer T Zellen vom HLAkompatiblen Knochenmark-Spender bei knochenmarktransplantierten Empfängern. Für die spezifische Behandlung kongenital infizierter Neugeborener bestehen noch keine allgemein akzeptierten Therapieempfehlungen. Verschiedene Berichte deuten darauf hin, dass die virostatische Therapie mit Ganciclovir erfolgreich sein kann. Labordiagnostik Die Labordiagnostik der CMV-Infektion ist weit entwickelt und muss entsprechend der klinischen Verdachtssituation gezielt eingesetzt werden. Bei akutem Infektionsverdacht gefährdeter Patienten sind direkte Verfahren zum Virusnachweis angezeigt: Direkte Verfahren zum Virusnachweis. Hierzu zählen die Virusisolierung, der qualitative und quantitative Nukleinsäurenachweis durch Polymerasekettenreaktion und der Antigennachweis durch monoklonale Antikörper („early antigen“ in der Fibroblastenkultur in vitro, „pp65 antigen“ in peripheren Blutlymphozyten des Patienten). Als Untersuchungsmaterial kommen polymorphnukleäre Zellen des peripheren Blutes (virämische Infektion), Trachealsekret (bei V.a. Pneumonie), Liquor (bei V.a. ZNS-Infektion), Kammerwasser, Vitrektomiematerial (V.a. Retinitis), Nabelschnurblut und Fruchtwasser (bei V.a. pränatale Infektion), Biopsiematerial sowie Urin und Rachenspülwasser in Frage. Bei Neugeborenen mit dem Verdacht der angeborenen CMV-Infektion sollte innerhalb der ersten zwei Lebenswochen Virus nachgewiesen werden, vorzugsweise aus Urin. Der spätere Virusnachweis lässt keine Abgrenzung zur subpartal oder frühpostnatal erworbenen Infektion mehr zu. Indirekte Verfahren. Nachweis virusspezifischer Antikörper der Subklassen IgM, IgA und IgG aus Serum und Liquor mittels Elisa, Im- Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Die CMV-Infektion zeichnet einen breiten Zelltropismus aus, der Epithel-, Endothel-, glatte Muskelzellen, Fibroblasten und myelomonozytäre Zellen (Monozyten, Makrophagen, Granulozyten, CD34+ Vorläuferzellen, Megakaryozyten) einschließt. In produktiv infizierten Zellen wirkt die CMV-Infektion direkt und indirekt lytisch. Bei schlechtem zellulären Immunstatus kommt es zu Veränderungen einzelner Zellen (z.B. „Eulenaugenzellen“) und von Zellverbänden (z.B. Endothelschäden durch die Ablösung infizierter Endothelzellen). Für die Immunkontrolle der CMV-Infektion sind die zelluläre Immunabwehr und von T-Lymphozyten produzierte Faktoren des Immunsystems entscheidend, Antikörper haben nur eine unterstützende Funktion. Multiple genetische Funktionen befähigen das Virus, sich der Immunkontrolle partiell zu entziehen. Die virale Immunevasion 169 C Cytomegalie Virus kann durch spezifische Funktionen des Immunsystems wiederum kompensiert werden, setzt aber eine intakte zelluläre Immunität voraus. Die Antigenität von HCMV ist stabil. Sub- und Serotypen werden nicht unterschieden. Mit Hilfe von molekulargenetischen Analysen und gegebenenfalls auch serologischen Methoden lassen sich gleichwohl HCMV-Isolate grundsätzlich unterscheiden. HCMV Ausscheidung während der Schwangerschaft und Stillperiode. Resistenz Resistenzbildung von HCMV kann nach Anwendung virostatischer Medikamente eintreten. Die Resistenzentstehung gegen Ganciclovir, Foscarnet und Cidovofir geht mit Mutationen in spezifischen Genen (UL97 Kinase bzw. UL54 DNA Polymerase) einher. Transmission CMV wird bei intimen Körperkontakten durch Sekrete (Muttermilch, Speichel, Zervixsekret, Sperma, Urin), iatrogen durch Transfusion von weißen Blutzellen und Organtransplantation sowie diaplazentar übertragen. Zur Vermeidung der CMV-Übertragung durch Leukozyten sind Filter wirksam, die Leukozyten zurückhalten. Vermehrung und Inkubationszeit HCMV kann in vitro nur in Fibroblastenkulturen effizient vermehrt werden, der Replikationszyklus des Virus beansprucht hierfür mindestens 3 Tage. Dabei durchläuft HCMV wie alle Herpesviren drei Replikationsphasen („immediate early“, „early“ und „late“). Bei der Primärinfektion des Patienten kann keine genaue Inkubationszeit angegeben werden. Das Auftreten von Symptomen und der Beginn der Virusausscheidung kann variabel zwischen wenigen Wochen und Monaten liegen. Wie alle Herpesviren kann HCMV in vivo eine latente, nichtproduktive Infektionsform mit episomaler Lokalisation der viralen DNA etablieren, aus der die produktive Virusvermehrung reaktiviert werden kann. Das intakte Immunsystem kann die CMV-Replikation beenden, das Virus jedoch grundsätzlich nicht aus dem Organismus eliminieren, da dieses in seiner latenten Form für das Immunsystem unsichtbar bleibt. Als Latenzort von CMV werden unterschiedliche Zelltypen diskutiert, u.a. monozytäre Vorläuferzellen und Endothelzellen. Exogene Faktoren, die zur Reaktivierung der CMV-Replikation führen sind bisher schlecht definiert (z.B. Stress), Immundefizienz begünstigt zumindest die Ausdehnung der reaktivierten Infektion. Die CMV-Reaktivierung führt zur Virusausscheidung über Körpersekrete. Vermehrt findet man Episoden der 170 Immunantwort Die Immunantwort gegen HCMV umfasst praktisch alle Komponenten der angeborenen und der antigenspezifischen Immunität. Von zentraler Bedeutung für die immunologische Kontrolle der Virusreplikation ist die zellvermittelte Immunität, hierbei stehen CD8+ T Lymphozyten und Natürliche Killerzellen im Vordergrund. Antikörper können einige Wochen nach Infektion nachgewiesen werden. Die Messung der Avidität von CMV-spezifischen IgG erlaubt im Einzellfall Rückschlüsse auf den Infektionszeitpunkt. HCMV-spezifische Antikörper sind jedoch nicht immer in der Lage, die Superinfektion mit neuen Virusstämmen zu verhindern. Wirtsbereich Das Humane Cytomegalievirus ist strikt spezies-spezifisch und infiziert ausschließlich den Menschen. Risikogruppen 1. Immunsupprimierte und immundefiziente Patienten, 2. (seronegative) Schwangere, 3. Föten 4. Frühgeborene. Epidemiologie In der Bundesrepublik sind ca. 50% der Erwachsenen in Abhängigkeit von sozioökonomischem Status und anderen Faktoren seropositiv. In anderen Gesellschaften beträgt die Seroprävalenz bis zu 95%. Neuinfektionen werden insbesondere im frühen Kindesalter und später mit der Aufnahme sexueller Beziehungen beobachtet. Bei CMV-Infektionen von Kleinkindern kommt es mit 50% Wahrscheinlichkeit innerhalb von 6 Monaten zur Infektion der seronegativen Mutter. HCMV ist die häufigste Ursache prä- und perinataler Virusinfektionen in der Bundesrepublik Cytomegalie Virus Deutschland. Legt man Untersuchungen aus den USA zugrunde, muss die Zahl der Neugeborenen mit kongenitalem CMV-Syndrom in Deutschland auf bis zu 800/Jahr, die Gesamtzahl kongenitaler CMV-Infektionen auf ca. 6800/Jahr veranschlagt werden. Medikamenten wie z. B. Ganciclovir. Ihre Anwendung erfolgt systemisch, bei CMV-Retinitis aber auch durch lokale Applikation. Genetik Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Das virale Genom ist ein lineares, doppelsträngiges DNA-Molekül mit ca. 235 kb. Es besteht aus zwei kovalent miteinander verbundenen Komponenten, UL und US. Der G+C Gehalt der CMV-DNA liegt bei 58%. Das CMV-Genom beinhaltet ca. 200 offene Leserahmen, wobei die Funktion der meisten exprimierten Genprodukte bisher noch unbekannt ist. Im Vergleich zu Laborstämmen weisen Wildisolate zusätzliche Genfunktionen auf. Gensequenz von HCMV Stamm AD169 Acc. No. NC_001347 Prävention Eine CMV-Vakzine für den klinischen Einsatz ist bislang nicht verfügbar. Die Infektionsgefahr bei gefährdeten seronegativen Schwangereren (z.B. Kindergärtnerinnen oder Mütter mit Kindergartenkindern) kann durch Aufklärung und Hygienemaßnahmen reduziert werden. Routineuntersuchungen im Rahmen der Schwangerenvorsorge werden in Deutschland bisher nicht durchgeführt. Bei besonders gefährdeten Patienten wie Immunsupprimierten kann durch Auswahl von seronegativen Blutspendern bzw. durch die Gabe von gefilterten Blutkonserven die Virusübertragung vermieden werden. Die Übertragung auf Frühgeborene durch virushaltige Muttermilch kann durch die Auswahl seronegativer Ammen oder durch die Virusinaktivierung HCMV-positiver Milch vermieden werden. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Patienten mit dem Risiko einer CMV-Erkrankung (z.B. nach Organtransplantation) müssen einer engmaschigen diagnostischen Kontrolle unterliegen, die eine frühzeitige Einleitung virostatischer Maßnahmen erlaubt (preemptive therapy). Alternativ besteht auch die Möglichkeit einer Dauerprophylaxe mit virostatischen Meldepflicht C Eine Meldepflicht nach IfSG besteht nicht. Konsiliarlaboratorium: Prof. Dr. Thomas Mertens, Universität Ulm, Abteilung Virologie, Albert-Einstein-Allee 11, 89081 Ulm; Tel. 0731/5023341, Fax: 0731/502-3337: Konsiliarlaboratorium für congenitale Virusuntersuchungen: Prof. Dr. G. Jahn, Universität Tübingen, Institut für Med. Virologie, Calwerstr. 7/6, 72076 Tübingen, Tel. 07071/29-84921, Fax: 07071/29-5790. Web-Adressen ◗ Introduction to virology: http://www-micro.msb.le.ac.uk/109/ Introduction.html ◗ All the virology on the WWW: http://www.virology.net ◗ Virus databases on-line: http://life.anu.edu.au/viruses/ ◗ The big picture book of viruses: http://www.virology.net/Big_Virology/ BVHomePage.html ◗ National center of biotechnology information: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ ◗ Links to further information on viruses: http://www2.rki.de/INFEKT/ENIVD/RS1.HTM ◗ The International Committee on Taxonomy of Viruses: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ICTV/ ◗ The World of Human Cytomegalovirus (HCMV) and the Human Cytomegalovirus webring: http://www.biografix.de/cmv/ welcomeie.htm Schlüsselliteratur 1. Mandell, G.L., Bennett, J.E., Dolin, R. (eds) Principles and Practice of Infectious Diseases, Churchill Livingstone 1995. 2. Mocarski, E.S. Cytomegaloviruses and their Replication. In: Virology, Third Edition, edited by Fields, N., et al., Lippincott-Raven Philadelphia, Vol 2, (1996) 2447–2492. 3. 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