Zwischen Einsamkeit und Hoffnung: Depressive Störungen im Kindes- und Jugendalter Helmut Remschmidt* 1. 2. 3. 4. Definition, Symptomatik und Häufigkeit Ursachen und Hintergründe Was können und was sollten wir tun? Die subjektive Seite der Depression * [email protected] Krankheiten Krankheiten, über die man nicht spricht 1. AIDS 2. Bulimie 3. Magersucht 4. Impotenz 5. Pilzerkrankungen 6. Gelbsucht 7. Unterleibskrankheiten 8. Hepatitis B 9. Lungenkrebs 10. psychiatrische Erkrankungen Krankheiten, über die man spricht 1. Knochenbruch 2. Angina 3. Blinddarmentzündung 4. Grippe 5. Blutvergiftung 6. Karies 7. Masern 8. Nierenentzündung 9. Windpocken 10.Kurz- bzw. Weitsichtigkeit Warum man über bestimmte Krankheiten nicht spricht Aids Bulimie Impotenz Gelbsucht Unterleibskrankheiten Psychiatrische Erkrankungen, Depression •peinlich, •es wird gelästert, •hätte verhütet werden können, •andere haben Angst vor mir, •hätte keine Drogen spritzen sollen, •Einsamkeit, •Angst vor dem Tod •eklig, •peinlich, •es wird gelästert, •dumm •peinlich •ansteckend •Schamgefühl wird verletzt, •psychische Belastung: Ich bin nichts wert... •peinlich, „Ich werde als Psychopath hingestellt“, •„Klapse“ •Fazit: „Irgendwie hat doch jeder eine Macke; nur, wenn man mit der Macke nicht mehr zurecht kommt, braucht man Hilfe“. Einsamkeit Einsam wie ein Vogel im Käfig Einsam wie ein Pilger in der Wüste Einsam wie ein Elefant in Deutschland Einsam wie ein Sklave an der Kette Einsam wie ein Schwanenlied im Tode Einsam wie der Tag im Abendgrauen Einsam wie ein Bettler auf der Heide Einsam wie eine Maus in der Kralle der Katze Einsam wie ein Porsche in der Steinzeit Einsam wie ein Schiff in wüsten Meeren Einsam wie ein Vogel der nicht fliegen kann Einsam wie eine Maus im Schlangenbauch Einsam wie ein Baum im Hinterhof Einsam wie ein Ertrinkender im See Einsam wie ein Kind allein zu Hause Einsam wie JESUS am Kreuz Einsam wie ein einziger Fisch im Aquarium Gründe für die Einsamkeit Gegenmaßnahmen - Wenn man Freunde verloren hat oder überhaupt keine besitzt - Man hat einen Unfall gehabt oder man leidet an einer schweren Krankheit - Alte Menschen die ins Altenheim gesteckt werden, fühlen sich auch einsam - Armut kann auch zu Einsamkeit führen - Einsamkeit bedeutet wenn man sich von allem ausschließt - - - Man muss unter Leute gehen und auch auf diese zugehen Man darf nie aufgeben, wenn man die Krankheit bekämpfen will Alte Menschen sollten in der Familie bleiben Man sollte versuchen eine Arbeit zu finden Wenn möglich, sollte man sich eine neue Familie suchen Merkmale depressiver Störungen • Ausgeprägte Veränderung der Stimmungslage und des Antriebs, mit oder ohne Angstbeteiligung • Körperliche Symptome und Symptome im emotionalen und kognitiven Bereich • Wiederholungsneigung, vielfach Chronifizierung Depressive Störungen: Körperliche Symptome • • • • • Schlafstörungen Appetitverlust Gewichtsverlust Müdigkeit Vegetative Beschwerden • Psychomotorische Einengung oder Agitation • Libidoverlust • Hypochondrische Beschwerden Depressive Störungen: Emotionale Symptome • Traurige Grundstimmung • Antriebshemmung • Schuldgefühle • Interessenverlust • Angst / Irritierbarkeit • Erschöpfung • Gefühl der Gefühllosigkeit • Stimmungsschwankungen • Suizidalität Depressive Störungen: Kognitive Symptome • Denkhemmung / Grübeln • Konzentrationsstörung • Selbstherabsetzung / Selbstkritik • Hilflosigkeit • Insuffizienzgefühle • Düsterne Zukunftserwartung • Todesgedanken • Negative Einstellung zur eigenen Person • Katastrophenerwartung • Versündigungsideen • Verarmungsideen • Misserfolgsorientierung Häufigkeit depressiven Störung bei Kindern und Jugendlichen Bevölkerungsstudien: Schwere depressive Episoden • Leichte depressive Episoden 2 % (bei Schulkindern und Adoleszenten) 4 % (bei Schulkindern und Adoleszenten) Klinische Studien: • in der Präpubertät • in der Adoleszenz 8 - 10 % ~ 25 % Gründe für den Häufigkeitsanstieg depressiver Störungen in der Pubertät und Adoleszenz 1. Hormonelle Veränderungen 2. Geschlechtsspezifische genetische Einflüsse 3. Neue Belastungsfaktoren und Belastungstoleranz 4. Kognitive Vulnerabilität 5. Emotionale Vulnerabilität 6. Unterschiedliche Fähigkeiten, Emotionen auszudrücken Ursachen depressiver Störungen Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter: Säkulare Trends Zunahme: aggressives Verhalten Alkohol- und Drogenkonsum Delinquenz / Kriminalität Depression suizidales Verhalten Essstörungen Adipositas Keine Zunahme: Zwangsstörungen Angststörungen Autismus Schizophrenie organische Störungen Eine Depression kommt selten allein (Komorbidität) Schizophrenie Essstörungen Zwangsstörungen Angststörungen Störung des Sozialverhaltens ADHS Epilepsie Diabetes 20 – 40 % ~ 60 % ~ 40 % ~ 50 % ~ 40 % ~ 20 % ~ 30 – 40 % ~ 20 % Zusammenhänge zwischen Psychopathologie und Entwicklungsaufgaben (modifiziert nach Garber 1984) Psychopathologische Störung Trennungsangst Depression Suizid/Suizidversuch Störungen des Sozialverhaltens: nicht sozialisiert sozialisiert Impulsivität Entwicklungsaufgaben Objekt-Permanenz, Bindung und Ablösung Differenzierung des Selbst, Selbstkonzept, sozialer Vergleich, Selbstwertgefühl Todesvorstellungen, Zeit und Zukunftsperspektive Moralische Entwicklung Perspektivenwechsel, Empathie und Loyalität Gratifikationsaufschub Risikofaktoren für die Manifestation einer depressiven Störung 1. Hohe familiäre Belastung in der Familie 2. Vorangegangene depressive Episoden 3. Belastende Lebensereignisse (Verlusterlebisse, Misshandlung, sexueller Missbrauch) 4. Andere psychiatrische Erkrankungen (z. B. Essstörungen, Angststörungen) Hauptkomponenten therapeutischer Maßnahmen bei depressiven Störungen 1. Psychotherapie mit dem Patienten (Kinder / Jugendliche) 2. Funktionelle Übungsbehandlung mit dem Patienten 3. Eltern- und familienbezogene Intervention 4. Andere umfeldbezogene Interventionen (Heime, Schulen, Ämter etc.) 5. Medikamentöse Behandlung Psychosoziale Beeinträchtigungen durch depressive Störungen • Soziale Isolation • Niedriges Selbstvertrauen • Leistungsversagen • Beziehungsstörungen gegenüber Gleichaltrigen • Alkohol- und Zigarettenkonsum • Drogenkonsum • Delinquenz • Beziehungsstörungen gegenüber Erwachsenen