1 Atombau und Periodensystem – ein untrennbarer Zusammenhang 1 Vorstellungen über den Bau der Atome Der griechische Philosoph DEMOKRIT (um 460 – 380 v.Chr.) begründete auf rein empirischem Wege den Begriff des Atoms (griech. atomos = das Unteilbare). Seine Leistung beruht auf der Überlegung, dass ein Körper nicht unbegrenzt teilbar sein kann, da am Ende eine kleinste Einheit übrig bleiben muss. Entscheidender Grundgedanke seiner „Atomistik“ ist demzufolge die Annahme der Existenz kleinster, unteilbarer Körper. Über viele Jahrhunderte gab es keine neue Theorie oder gar ein Modell zur Beschreibung des Aufbaus der Materie. Erst im 18. Jahrhundert führte die Entwicklung der Chemie als selbstständige Naturwissenschaft wieder zur Beschäftigung mit der Frage, wie Materie aufgebaut ist. 1.1 Erste Atommodelle – Entwicklung aus Grundgesetzen und Versuchen Quantitative Untersuchungen chemischer Reaktionen führten am Ende des 18. Jahrhunderts zur Formulierung von drei immer noch gültigen Gesetzmäßigkeiten: • Das Gesetz von der Erhaltung der Masse besagt, dass bei einer chemischen Reaktion die Masse der Edukte gleich der Masse der Produkte ist (1789, Antoine Laurent de LAVOISIER). • Joseph-Louis PROUST formulierte 1794 das Gesetz der konstanten Proportionen: Elemente in einer chemischen Verbindung kommen immer im gleichen konstanten Massenverhältnis vor. Reagieren z. B Eisen und Schwefel zu Eisen(II)-sulfid (FeS), so stets im Massenverhältnis m(Fe) : m(S) = 7 : 4 = 1 : 0,571. 88 g Eisen(II)-sulfid bestehen also immer aus 56 g Eisen und 32 g Schwefel. • Dieses Gesetz konnte von dem englischen Chemiker und Physiker John DALTON 1808 zu dem Gesetz der multiplen Proportionen erweitert werden: Manche Elemente können miteinander eine Reihe verschiedener Verbindungen eingehen. Die Massen desselben Elements in den verschiedenen Verbindungen stehen zueinander im Verhältnis kleiner ganzer Zahlen. 2 Atombau und Periodensystem – ein untrennbarer Zusammenhang Chlor bildet verschiedene Oxide, so z. B. ClO : m(Cl) : m(O) = 1 : 0,451 ⋅ 1 ClO2 : m(Cl) : m(O) = 1 : 0,902 = 1 : 0,451 ⋅ 2 ClO3 : m(Cl) : m(O) = 1 : 1,353 = 1 : 0,451 ⋅ 3 In gleich großen Massen der drei Oxide ist im Chlordioxid genau die doppelte Masse und im Chlortrioxid genau die dreifache Masse an Sauerstoff im Vergleich zu Chlormonoxid enthalten. Das Atommodell von Dalton – Atome sind verschieden Als theoretische Grundlage zur Erklärung dieser Gesetze schuf Dalton das erste Atommodell, das folgende Eigenschaften vereinte: • Atome sind die kleinsten Teilchen aller Elemente und sind unveränderlich. • Jedes Element besteht aus einer anderen Atomsorte, folglich gibt es so viele Atomsorten wie Elemente. • Jede Atomsorte besitzt eine ganz bestimmte Masse. • Atome verbinden sich bei chemischen Reaktionen in bestimmten Zahlenverhältnissen miteinander. Das Atommodell von Thomson – das „Rosinenkuchenmodell“ Die Entdeckung des Elektrons veranlasste den aus England stammenden Joseph J. THOMSON (1856 –1940) zur Modifizierung des bestehenden Modells dahingehend, dass das Atom aus einer positiv geladenen Masse besteht, in der die negativ geladenen Elektronen gleichmäßig verteilt sind („Rosinenkuchenmodell“) und die positive Ladung kompensieren. Thomson bestimmte die Masse des Elektrons zu: m(e–) = 0,000 000 000 000 000 000 000 000 000 911 g = 0,911 ⋅ 10 –27 g ≈ 1 ⋅ 10 –30 kg Die Quelle der positiven Ladung kannte Thomson jedoch nicht. Das Atommodell von Rutherford – das „Kern-Hülle-Modell“ Der neuseeländische Physiker Ernest RUTHERFORD (1871–1937) konnte 1910 mit seinem berühmt gewordenen Streuversuch nachweisen, dass positive und negative Ladungen im Atom voneinander getrennt sind. In einem kleinen Atomkern befindet sich die positive Ladung des Atoms, während sich die Elektronen in einer im Vergleich zum Kern riesigen Hülle ungeordnet bewegen.