Konkretes Beispiel mit Lösungsschritten, bearbeitet von Paul Meulenbroek und Christian Glantschnigg, Jänner 2004 Aufgabenstellung: Gegeben ist ein gleichschenkliges Dreieck mit der Basis AB [A(-1/2), B(3/-2)]; die Spitze r 1 2 C liegt auf der Geraden g : x = + λ ; − 1 6 Berechne die Koordinaten des Punktes C und den Umfang des Dreiecks. Erläuterungen zu den Lösungsschritten Das gegebene Beispiel gehört zum Themenbereich „analytische Geometrie im R2“: auf rechnerischen Wege sind die Koordinaten der Spitze C und der Umfang eines gleichschenkligen Dreiecks zu ermitteln. Mathematische Kompetenzen: Grundsätzliche Zielstellungen innerhalb der analytischen Geometrie verstehen; Begriffe „gleichschenkliges Dreieck“ und „Umfang eines Dreiecks“ kennen und damit arbeiten können; Man fängt am besten mit einer Skizze an. Anhand einer Skizze kann man einerseits rechnerisch erhaltene Lösungen auf ihre Richtigkeit hin überprüfen. Andererseits gewinnt man während der Anfertigung der Skizze in der Regel Hinweise auf erfolgsversprechende rechnerische Lösungswege „von der konstruktiven zur rechnerischen Lösung“ ! Beachte: Die Gerade g ist in Vektorform (auch Parameterdarstellung bzw. Punkt-Richtungs-Form genannt) gegeben. Der Vektor 1 entspricht dem 6 Ortsvektor eines Punktes auf g ( „Einstiegspunkt“, „Bahnhof“), der Vektor 2 zeigt die Richtung der − 1 Geraden an ( „Richtungsvektor“) ! Da das Dreieck gleichschenklig ist, verläuft die Höhe auf die Seite c = AB durch den Mittelpunkt dieser Seite. Die Spitze C liegt einerseits auf der Höhe hc , andererseits gemäß Angabe auf der Geraden g. Folglich muss C der Schnittpunkt von g mit der Trägergeraden von hc sein. Koordinaten des Mittelpunktes M der Strecke AB: Gemäß der Mittelpunktsformel gilt wobei r b r a r r r a +b m= 2 dem Ortsvektor des Punktes A und dem Ortsvektor des Punktes B entsprechen. − 1 3 2 + r 2 − 2 0 1 ; also: M(1/0) Also: m = = = 2 2 0 Mathematische Kompetenzen: Punkte auf Grund ihrer Koordinaten im 2-dimensionalen Koordinatensystem einzeichnen können; Geraden ausgehend von ihrer Vektorform einzeichnen können; Wissen, dass die Höhe hc einer Symmetrieachse des Dreiecks entspricht, also durch den Mittelpunkt der Basis AB verläuft; Den Schnittpunkt zweier Geraden anhand einer Skizze bestimmen können; Beginnen wir nun damit, diese Ideen rechnerisch umzusetzen: Da es sich um ein gleichschenkliges Dreieck handelt, muss die Höhe hc durch den Mittelpunkt der Strecke AB gehen (natürlich verläuft sie als Höhe normal zur Dreiecksseite c = AB). Also brauchen wir zuerst die Koordinaten des Mittelpunktes der Seite AB. Diesen können wir am schnellsten mit Hilfe der Mittelpunktsformel ermitteln. Diese besagt: die Koordinaten des Mittelpunktes erhält man, indem man zuerst die Koordinaten der Eckpunkte im Sinne von (Orts-) Vektoren addiert und das Ergebnis dann halbiert, also beide Koordinaten des Zwischenergebnisse durch 2 rechnet ! Mathematische Kompetenzen: Koordinaten des Mittelpunktes einer Strecke rechnerisch bestimmen können; Gleichung der Trägergeraden der Höhe hc : r r 3 − 1 4 1 AB = b − a = − = // − 2 2 − 4 − 1 r 1 ⇒ n = 1 1 r 1 ⇒ hc : x = + λ ⋅ 1 0 1 r hc in Normalvektorform: n = ⇒ − 1 hc : 1⋅x – 1⋅y = c Wegen M(1/0) ∈ hc : 1 – 0 = c, also c = 1 und x=1 y=0 somit hc : x – y = 1 ; 1 2 g : x = + λ ⇒ 6 − 1 1 n = 2 ⇒ g: x + 2y = 13 g: x + 2y = 13 hc : x – y = 1 / ⋅ (-1) 3y = 12 y=4 Einsetzen von y = 4 bei g (oder hc) liefert: x + 2⋅4 = 13 ⇒ x = 5 und somit lautet C (5/4) ! Die Trägergerade der Höhe hc können wir nun wie folgt in Vektorform aufstellen: Als Einstiegspunkt verwenden wir M, als Richtungsvektor verwenden wir den Normalvektor zum Vektor dass hc normal auf die Seite AB steht !). AB (beachte, Zur Erinnerung: Die Koordinaten eines Vektors von einem zu einem anderen Punkt bekommt man mit Hilfe der „Spitze minus Schaft – Regel“; Den Normalvektor eines Vektors erhält man, indem man die Koordinaten des Ausgangsvektors vertauscht und dann noch ein Vorzeichen ändert. Zum Weiterrechnen mit der Geraden hc ist es uns persönlich nun aber lieber, sie in Normalvektorform umzuwandeln ! Zur Erinnerung: Die Normalvektorform einer Geraden lautet allgemein a⋅x + b⋅y = c, wobei a und b den Koordinaten eines zur Geraden normal stehenden Vektors entsprechen. Die rechts stehende Zahl c erhält man, indem man für x und y die Koordinaten eines auf der Geraden liegenden Punktes einsetzt. Mathematische Kompetenzen: Eine Gerade in Vektorform aufstellen und in die Normalvektorform umwandeln können; Als nächstes wandeln wir die Gerade g in die Normalvektorform um. Dabei gehen wir gleich wie oben vor ! Nun zur Berechnung des Punktes C. Wie bereits eingangs erläutert, entspricht C dem Schnittpunkt der beiden Geraden g und hc. Die Koordinaten (x/y) des Punktes C müssen also beide Geradengleichungen erfüllen und somit der Lösung jenes Gleichungssystems entsprechen, welches aus den beiden Gleichungen von g und hc besteht ! Für die Lösung eines solchen Gleichungssystems existieren nun mehrere Lösungsmöglichkeiten, etwa das Eliminationsverfahren. Dabei multipliziert man die beiden Gleichungen mit passenden Zahlen so, dass bei ihrer anschließenden Addition eine Unbekannte wegfällt (eliminiert wird). Als Ergebnis erhält man eine Gleichung mit nur mehr einer Unbekannten, aus welcher diese dann mit einfachen Äquivalenz Umformungen ermittelt werden kann. Die zweite Unbekannte erhält man durch Einsetzen der bereits ermittelten Unbekannten in eine der beiden Gleichungen. Mathematische Kompetenzen: Zwei Geraden rechnerisch miteinander schneiden können; Ein Gleichungssystem mit Hilfe des Eliminationsverfahrens (auch Additionsverfahren genannt) lösen können; U=a+b+c U = AB + BC + CA U = / AB / + / BC + / CA / Nun steht nur mehr die Berechnung des Umfang des Dreiecks aus. Bekanntlich entspricht der Umfang eines Dreiecks der Summe der drei Seitenlängen. Also müssen wir diese Seitenlängen berechnen und dann addieren: U=a+b+c U= 4 2 + ( −4 ) 2 + 2 2 + 6 2 + 6 2 + 2 2 Die Seitenlängen können wir nun wiederum als Beträge der entsprechenden „Seitenvektoren“ berechnen. U= 32 + 40 + 40 Beträge von Vektoren berechnet man schließlich, indem man ihre Koordinaten quadriert, dann addiert und zuletzt die Wurzel zieht: Somit: U = 18,31 x = x 2 + y 2 y Mathematische Kompetenzen: Wissen was Beträge von Vektoren bedeuten und man sie berechnet; Seitenlängen von Dreiecken als Beträge entsprechender Vektoren berechnen können; Begriff „Umfang“ eines Dreiecks kennen und damit arbeiten können;