Information und Betreuung des Patienten

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Zollernalb-Klinikum gGmbH, Innerbetriebliche Fortbildung (IBF)
Termine:
KH Albstadt
KH Hechingen
11.02.2010
22.03.2010
Pflege bei
Nausea und Emesis
unter Chemotherapie und in der
palliativen Situation
Referentin: Ingrid Kimmich
Krankenschwester für Onkologie, Zusatzqualifikation Palliative Care
Krankenhaus Albstadt
Inhalt
Allgemeine Ursachen für Nausea und Emesis
Pathophysiologie von Nausea und Emesis
Nausea und Emesis beeinflussende Faktoren
Strahlentherapie
Zytostatika
Persönliche Risikofaktoren
Antiemetika
Pflegerische Intervention
Komplementäre Therapieoptionen
Besonderheit bei Nausea und Emesis in der
Palliativmedizin
2
Allgemeine Ursachen
von Nausea und Emesis
Sehr vielfältig! z.B.:
Erkrankungen des Verdauungstrakts
Mechanische Hindernisse durch Tumore oder Darmverschluss
Schwere Erkrankungen oder Verletzungen z.B. Herzinfarkt, Gehirnerschütterung
Sonnenstich
Migräne
Medikamente
Schwangerschaft
Infektionskrankheiten
Stoffwechselerkrankungen
Gleichgewichtsstörungen, Reiseübelkeit
Psych. Erregung
Lebensmittelvergiftung
Übermäßiger Alkoholgenuss
Tumorerkrankung an sich und / oder Auswirkungen von
Metastasen
3
Pathophysiologie
Chemorezeptoren-Trigger-Zone (CTZ)
Gastrointestinaltrakt
Brechzentrum
Transmitter
Sonstige Einflüsse
4
5
Nausea / Emesis
(therapieinduziert)
Nausea (griechisch; Übelkeit)
Emesis (griechisch; sich erbrechen)
Akute Nausea/Emesis
Verzögerte Nausea/Emesis
Innerhalb der ersten 24 h nach CHT auftretend
Hauptsächlich durch Serotonin-Freisetzung aus enterochromaffinen
Zellen vermittelt
Nach 24 h bis 5 Tagen nach CHT auftretend
Hauptsächlich durch Substanz-P-Vermittlung
Antizipatorische Nausea/Emesis
Auftreten erst nach erfolgter CHT möglich
Folge klassischer Konditionierung nach vorausgeggangener Übelkeit
und Erbrechen
Medikamentös nicht gut behandelbar
6
Nausea und Emesis
beeinflussende Faktoren
Strahlentherapie
Inzidenz von Nausea und Emesis unter
Strahlentherapie ist abhängig von:
Bestrahlungsvolumen
Bestrahlungsort
Strahlendosis
Individuelle Risikofaktoren
7
Nausea und Emesis
beeinflussende Faktoren
Stahlentherapie
Zytostatika
8
Nebenwirkungen der Chemotherapie
aus Patientensicht*
Müdigkeit („Fatigue“)
Haarausfall
Übelkeit
Schlafstörungen
Gewichtsabnahme
Durchfall
Mundschleimhautentzündungen
Schmerzen
Veränderungen der Finger- /Zehennägel
Erbrechen
Übermäßiges Schwitzen
Gewichtszunahme
Atemnot
Potenzstörungen /Libidoverlust
Charakterveränderungen
Blutungen der Haut
Andere Nebenwirkungen
0
10
20
30
40
50
60
Problemhäufigkeit in %
*
PASCQOC® 2004 (Patient Satisfaction and Quality in Oncological Care)
9
Zytostatika
Beeinflussende Faktoren:
emetogenes Potential (im Folgenden
noch erklärt)
Dosierung
Applikationsform
Applikationszeitpunkt
Applikationsgeschwindigkeit
Mono- oder Kombinationstherapie
Anzahl der Therapiezyklen
10
Zytostatika
Einteilung der Zytostatika nach emetogenem
Potential
(Emesisrisiko ohne antiemetische Prophylaxe):
Hoch
Moderat
Gering
Minimal
Risiko
Risiko
Risiko
Risiko
>90 %
30% - 90%
10% - 30%
<10%
11
Zytostatika
Emetogenes Potential (Auswahl)
Hoch: Cisplatin, Cyclophosphamid (>1500m²)
Carmustin, Dacarbacin, DTIC,
Moderat: Carboplatin, Cyclophosphamid (<1500
m²), Doxorubicin, Epirubicin, Ifosfamid, Irinotecan,
Oxaliplatin, Treosulfan
Gering: Bortezomib, Cetuximab, Docetaxel, 5-FU,
Gemcitabine, Paclitaxel, Pemetrexed, Topotecan,
Trastuzumab
Minimal: Bevacizumab, Fludarabin, Hormone,
Rituximab, Vinblastin, Vincristin, Vinorelbin
12
Nausea und Emesis
beeinflussende Faktoren
Strahlentherapie
Zytostatika
Individuelle Risikofaktoren des
Patienten
13
Individuelle Risikofaktoren
Emesisverringerung:
Alkoholabusus
-Emesissteigerung:
-schlechte Erfahrungen während früherer
Chemotherapie (antizipatorische N/E)
-Alter unter 35 Jahre (bzw. 50 Jahre)
-Geschlecht weiblich
-bekannte Reisekrankheit in der Anamnese
-Hyperemesis gravidarum in der Anamnese
-schlechter Allgemeinzustand
-fortgeschrittenes Tumorstadium
-ängstliche Persönlichkeit
14
Nausea und Emesis
beeinflussende Faktoren
Strahlentherapie
Zytostatika
Individuelle Risikofaktoren des Patienten
Antiemetika
15
Antiemetika
Antihistaminika
Benzodiazepine
Dopaminrezeptor-Antagonist
Glukokortikoide
5-HT3-Rezeptor-Antagonist
NK-1-Rezeptor-Antagonist
Cannabinoide
Komplementärmedizin
16
17
Anwendungsempfehlung
(im Folgenden kurz aufgezeigt)
Nach den Perugia-Leitlinien 2004
Im Juni 2005 in Genf durch eine
internationale Konsensuskonferenz unter
Federführung der MASCC aktualisiert.
Erneut aktualisiert März 2009
http://data.memberclicks.com/site/mascc/
MASCC_Guidelines_Update.ppt
18
Hohes Emesisrisiko
Prävention der akuten N/E
Kombinationsschema: 5-HT3-Rezeptor-Antagonist
Dexamethason 12 mg p.o./i.v.
und NK1-Rezeptor-Antagonist Aprepitant 125 mg p.o.
(oder Fosaprepitant 115 mg i.v.)
Prävention der verzögerten N/E
Dexamethason 8 mg p.o. für 3 d
und NK1-Rezeptor-Antagonist Aprepitant 80 mg p.o.
für 2 d
19
Moderates Emesisrisiko
Bei AC-basierten Chemotherapien wie bei hoch emetogener
Chemotherapie!
Prävention der akuten N/E
5-HT3-Rezeptor-Antagonist
Dexamethason 8 mg i.v./p.o.
Prävention der verzögerten N/E
Dexamethason 8 mg p.o. für 2 d
oder 5-HT3-Rezeptor-Antagonist (nicht
1.Wahl)
oder alternativ Metroclopramid 3-4xtgl. 30-40
Trpf.
20
Geringes / minimales Emesisrisiko
Geringes Emesisrisiko
Prävention der akuten N/E:
Dexamethason 8 mg p.o./i.v.
Prävention der verzögerten N/E
keine Routineprophylaxe
Minimales Emesisrisiko
Prävention der akuten und verzögerten N/E:
keine Routineprophylaxe!
21
Antizipatorische Nausea und Emesis
Zur Kontrolle sollten psychologische Methoden
angewendet werden (z.B. progressive
Muskelrelaxation, Hypnose, kognitive
Distraktion) alternativ oder zusätzlich wird der
Gebrauch von Benzodiazepinen empfohlen.
Die beste Prophylaxe ist die bestmögliche
Kontrolle sowohl der akuten als auch der
verzögerten N/E vom 1. Zyklus der
Chemotherapie an!
22
Pflegerische Intervention
Einschätzung des persönlichen
Risikos
(Individuelle Risikofaktoren und…)
-Hat der Patient Schmerzen?
-Wie steht der Patient zu seiner Therapie?
-Wie ist seine Einstellung zu unterstützenden
Maßnahmen?
-Wie sieht das soziale Umfeld aus?
Häusliche Versorgung gewährleistet?
Medikamenteneinnahme gesichert?
Lebensgewohnheiten, Schlafgewohnheiten?
23
Pflegerische Intervention
Einschätzung des persönlichen Risikos
Information und Betreuung des
Patienten
24
Information und Betreuung des Patienten
Information patienten- und situationsbezogen
Bezüglich:
- Ablauf der Chemotherapie
Zeitlich
Örtlich
- Mögliche Nebenwirkungen
Infusion
Ausscheidung
Geschmack
Müdigkeit
Mundtrockenheit
Mukositis (evtl. Kryotherapie)
25
Information und Betreuung des Patienten
Nausea / Emesis
Ehrliche Aufklärung der zu erwartenden NW
Antiemeseplan erklären
Notwendigkeit der regelm. Einnahme aufzeigen,
eventuell Medikamentenplan erstellen.
Bedarfsmedikation vorsehen und im Plan vermerken.
Häusliche Versorgung mit Antiemetika sicherstellen.
Jederzeitige Kontaktaufnahme anbieten (Tel.Nr.)
Evtl. Informationsmaterial anbieten
Patientenfragebogen ?
Patient in seiner Sorge ernst nehmen
26
Pflegerische Intervention
Einschätzung des persönlichen Risikos
Information und Betreuung des Patienten
Ernährungsempfehlung
27
Ernährungsempfehlung
Aufklärung Chemotherapie-induzierter Nausea/ Emesis
gegenüber einer Magenverstimmung.
Weitere Ernährungsempfehlung u.a.:
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
Wunschkost (nicht unbedingt Lieblingsspeise)
Keine Zwangsdiät
Kleine, leichte Mahlzeiten werden besser vertragen
Essen, auf was Appetit besteht
Kleine appetitlich hergerichtete Speisen
Trockenes Brot, Brezel, Gebäck bei leichter Nausea
Vor Chemotherapie leichtes Frühstück einnehmen
Bei anhaltender Appetitlosigkeit Trinkzusatznahrung;
Rückmeldung an Arzt dringend erforderlich, besonders
auch dann, wenn Flüssigkeitszufuhr nicht gewährleistet ist
28
Pflegerische Intervention
Einschätzung des persönlichen Risikos
Information und Betreuung des Patienten
Ernährungsempfehlung
Gestaltung der Umgebung
29
Pflegerische Intervention
Einschätzung des persönlichen Risikos
Information und Betreuung des Patienten
Ernährungsempfehlung
Gestaltung der Umgebung
Vorgehen bei Nausea
30
Vorgehen bei Nausea
Für Frischluft sorgen, Gerüche vermeiden
Alle verstärkenden Faktoren ausräumen.
Kalter Waschlappen reichen für Gesicht und Hände.
Zuwendung geben, Patient beruhigen, ihm Sicherheit
vermitteln.
Tief durchatmen lassen.
Nierenschalen und Papiertücher in Reichweite stellen.
Die Versorgung des Patienten mit Antiemetika
überprüfen. Intravenöse bzw. rektale Antiemetikagabe
statt oraler Gabe bevorzugen!
32
Pflegerische Intervention
Einschätzung des persönlichen Risikos
Information und Betreuung des Patienten
Ernährungsempfehlung
Gestaltung der Umgebung
Vorgehen bei Nausea
Vorgehen bei und nach Emesis
32
Vorgehen bei und nach Emesis
Nierenschalen und Zellstoff reichen.
Für Sichtschutz sorgen.
Patient Verständnis und Mitgefühl zeigen.
Wenn Patient es wünscht, durch Berührung Nähe vermitteln.
Für Frischluft sorgen.
Benutzte Brechschalen, Laken etc. rasch austauschen,
Sicherheitsvorschriften beachten.
Patient Gelegenheit geben, sich frisch zu machen und Mund
auszuspülen.
Überprüfung der Antiemetika. Wurden sie art- und zeitgerecht
verabreicht?
Gibt es eine Bedarfsmedikation, die verabreicht werden kann?
Evtl. Antiemetika erhöhen nach Rücksprache mit Arzt.
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Pflegerische Intervention
Einschätzung des persönlichen Risikos
Information und Betreuung des Patienten
Ernährungsempfehlung
Gestaltung der Umgebung
Vorgehen bei Nausea
Vorgehen bei und nach Emesis
Auswirkungen anhaltender Emesis
34
Auswirkungen anhaltender Emesis
Mallory-Weiss-Syndrom
Aspirationspneumonie
Als Folge von Dehydration:
Hypotonie, Verwirrtheit
Verstärkung der Nierentoxizität mancher
Zytostatika
Elektrolyteverschiebungen
Mangelernährung
Weiterführung der Therapie kann gefährdet sein.
35
Pflegerische Intervention
Einschätzung des persönlichen Risikos
Information und Betreuung des Patienten
Ernährungsempfehlung
Gestaltung der Umgebung
Vorgehen bei Nausea
Vorgehen bei und nach Emesis
Auswirkung anhaltender Emesis
Erfassung und Beurteilung von Nausea u.
Emesis
36
Erfassung und Beurteilung von
Nausea u. Emesis
Schweregrad von Nausea u. Emesis nach WHO
- Nausea
-
Grad I
Grad II
Grad III
gering, normale Nahrungsaufnahme mgl.
mäßig, Nahrungsaufnahme reduziert
stark, Nahrungsaufnahme nicht möglich
Emesis
Grad
Grad
Grad
Grad
I
II
III
IV
gering, 1 x/d
mäßig, 2-5 x/d
stark, 6-10 x/d
bedrohlich, >10 x/d
37
Komplementäre Therapieoptionen
Entspannungstechniken
Anwendung von ätherischen Ölen
Nadel- und Zitrusöle sehr gut geeignet. Patientenwünsche
berücksichtigen!
Akupunktur und Akupressur
Muskelentspannung nach Jacobsen, Phantasiereisen, Autogenes
Training, Atemtechnik, Ablenkung u.a.
P6 –oder Neiguan (Neukuan)-Punkt auf der Innenseite des
Handgelenks, 3 Finger breit über der distalen Hautfalte des
Handgelenks
Ingwer http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/3
6603/
38
Palliativsituation
Inzidenz von Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen sind bei Patienten mit
fortgeschrittener Tumorerkrankung häufige
Symptome.
Die opioidunabhängige Inzidenz liegt bei 40 – 70 %.
Die Datenlage zum spezifischen Einsatz von
Antiemetika in der Palliativmedizin ist noch
unzureichend. Es gibt bisher noch keine offiziellen
Leitlinien. Es haben sich jedoch unterschiedliche
„Stufenschemata“ als Basismaßnahmen zur
Antiemese bewährt
39
Palliativsituation
Mögliche Ursachen von Nausea u. Emesis I
Gastrointestinale Funktionsbeeinträchtigung
Pharyngeale Erkrankungen
z.B. tumorbedingte Gastrostase oder Obstruktion,
Magenirritationen, Obstipation, Lebermetastasen
z.B. Candidainfekton, exulzerierende Tumore,
Soor, Schleimhautulzerationen
Arzneimittel, toxische Ursachen
z.B. Opioide, Antiphlogistika, Bestrahlung,
Chemotherapie, paraneoplastisch,
40
Palliativsituation
Mögliche Ursachen von Nausea u. Emesis II
Metabolische Ursachen
Neurokinine
Gestörte Funktion der neuronalen Steuerung
ZNS-Veränderungen
z.B. Hypercalzämie, Urämie
Hirndruck, Meningeosis carcinomatosa, Menigitis,
Psychische Ursachen
Angst, Stress, Erinnerung, Schmerzen
41
Palliativsituation
Grundlagen zur Diagnose und Therapie
Anamneseerhebung und klinische Untersuchung
Bildgebung (ggf. radiologische Diagnostik)
Laborkontrolle
Wenn immer möglich sollte eine kausale Therapie
erfolgen. Z.B. Korrektur der metabolischen
Entgleisung, Radiatio des Neurocraniums, falls möglich
Absetzen auslösender Medikamente, Opioidwechsel.
42
Palliativsituation
Regeln der Therapie
Antiemetikumwahl erfolgt nach
Pathophysiologie der Ursache
Applikationsschema entsprechend der
Wirkdauer
Bedarfsmedikation zur Dosisanpassung
dazuverordnen
Initial: (oral), rektal, subkutan, intravenös
Additives Antiemetikum, wenn nach 24 h
keine Besserung
43
Palliativsituation
Basisantiemetikum und Ort des Einsatzes
Metroclopramid erzielt Wirkung am Darm.
Haloperidol setzt an der ChemorezeptorenTriggerzone an.
Cyclizin / Dimenhydrinat blockieren die
Rezeptoren des Brechzentrums
44
Anatomische Strukturen und (Patho-) Physiologie von Übelkeit und Erbrechen
Vestibularapparat
Zerebraler
Kortex
N.vagus
Pyloruskonratraktion
Magenerschlaffung
Retroperistalitk
ChemoRezeptorenTriggerzone
Brechzentrum
Motorische
Efferenzen
Fixierte Atmung
in Inspiration
Bauchpresse
Arzneimittel
Toxine
Metaboliten
über systemische
Blutzirkulation
Vagale Afferenzen
durch Reizung von
Chemo- und Mechanorezeptoren
von Kopf, Hals, Thorax, Abdomen,
Becken – insbesondere
Leber und Darm
45
Metroclopramid
Ist als Antagonist an zentralen und peripheren
D²-Rezeptoren bei Reizung der CTZ durch Exound Endotoxine wirksam.
Fördert die Peristaltik sowie die intestinale
Sekretion von Wasser und Elektrolythe im
oberen GI-Trakt und bessert somit auch die
Aufnahme einiger Medikamente.
Passiert die Blut-Hirn-Schranke und kann sowohl
ein akutes als auch ein verzögertes
extrapyramidalmotorisches Syndrom auslösen.
(Gegenmittel Biperiden)
Dosierung: 10 mg bis zu 4x tgl.
46
Domperidon
D²-Rezeptorantagonist.
Wirkt auf Ösophagus, Magen und das
Duodenum motilitätsfördernd, indem es die
dopaminerge Bremse des Magens inaktiviert.
Da es die Blut-Hirnschranke nicht passiert, ist es
zwar an der Are postrema wirksam, jedoch ohne
extrapyramidalmotorische Symptome
hervorzurufen.
Die Dosierung beträgt 3-4x tgl. 10 (-20) mg p.o.
47
Dimenhydrinat
Entfaltet seine Hauptwirkung am Brechzentrum,
vorrangig als H1-Rezeptor-Antagonist
Ist bei Engwinkelglaukom kontraindiziert
Anpassung empfohlen bei Leber-und
Nierenversagen sowie Epilepsie
NW: Schläfrigkeit, selten Agitiertheit,
Hebt die prokinetische Wirkung von MCP auf!
Dosierung: oral 50-100 mg 1-4xtgl., i.v. max.
400 mg/d
48
Haloperidol
Ist in niedriger Konzentration ein hochpotenter
Antagonist am D²-Rezeptor in der CTZ.
Hervorragend geeignet bei Nausea aufgrund
einer Opioidtherapie, Niereninsuff.,
Hyperkalzämie, Elektrolytestörungen.
Wahrscheinlichkeit einer schwerwiegenden
extrapyramidalmotorischer NW nimmt >5 mg/d
zu.
Typische antiemetische Einzeldosis beträgt 0,5-1
mg.
49
Andere Neuroleptika
Andere niedrig dosierte Neuroleptika wie Levomepromazin,
Promethazin sind die Antiemetika mit dem breitesten
Wirkungsspektrum.
Sie sind antidopaminer, antihistaminerg und antiserotoninerg
wirksam.
Ihr Einsatz in der Palliation komplizierter Fälle von Übelkeit und
Erbrechen daher oft wirksamer als Kombinationstherapien.
Dosierung von Levomepromazin (Neurocil®):
5 (-10) mg 2mal tgl. per os, sc oder bukkal
Olanzapin (Zyprexa®) ist ein atypisches Neuroleptikum mit
antagonistischer Wirkung an verschiedenen D- sowie 5-HTRezeptoren. Es bindet aber auch an H1- und Muskarinrezeptoren.
Dosierung zur Antiemese:
1,25-2,5 mg initial bis 5mg dauerhaft sl. Oder p.o
50
5HT³-Blocker
Wesentlicher Einsatz in der prophylaktischen
Behandlung des chemotherapieinduzierten
Erbrechens
Wirken an den 5-HT³-Rezeptoren der CTZ und
üben eine vagale 5-HT³-Rezeptorblockade aus
Wirkung als Prophylaxe ausgezeichet, bei
eingetretenem Erbrechen eher unzureichend.
Mgl. NW: Kopfschmerzen, Obstipation,
Müdigkeit.
Die „Setrone“ spielen in der Palliation der
opioidinduzierten Übelkeit so gut wie keine
Rolle.
51
Neurokinin-1-Rezeptorantagonist
NK1-Rezeptorantagonisten
spielen bisher nur eine untergeordnete Rolle
bei der Therapie von Übelkeit und Erbrechen
in einer palliativen Situation. Der Wirkstoff
Aprepitant kommt zum Einsatz vor allem für
die Kombinationstherapie mit anderen
Antiemetika zur Prävention der akuten und
verzögerten Nausea und Emesis bei Therapie
mit hoch emetogenen Zytostatika
52
Cannabinoide
Wirken kortikal antiemetisch durch Besetzung
von CB1-Rezeptoren.
Aufgrund ihrer gleichzeitigen peripher
anticholinergen Wirkung sind sie immer dann,
wenn gastrointestinale Motilitätsstörungen
beteiligt sind und aufgrund des in der zur
Palliation von Übelkeit und Erbrechen
erforderlichen Dosen (4-6x 5mg Dronabinol)
nicht unerheblichen überwiegend psychotropen
NW-Spektrums nicht empfehlenswert.
53
Übelkeit/Erbrechen
Medikamentöse Therapie
Basismedikamente mit Rezeptorbindung und Wirkort
Name
Wirkstoff
Rezeptoren
Wirkort
Paspertin,
Metoclopramid
5 HT 3(5 Hydroxytryptamin T3 )
5 HT4
Dopamin Typ 2 (D2)
Haldol,
Haloperidol
D2
Vomex
Zofran
Atosil
Dimenhydrinat
Ondensatron
Promethazin
H1 (Histamin 1)
5 HT3
H1
mAch (muscarinerger Acetylcholin)
Neurocil
Levomepromazin D2
Chemorezeptoren Triggerzone. (CTZ)
Magen Darm Trakt (MDT)
CTZ,
MDT
Chemorezeptoren Triggerzone,
MDT
Brechzentrum
CTZ,
Brechzentrum
Brechzentrum
Vestibularapparat
CTZ
MDT
Brechzentrum
Brechzentrum
Vestibularapparat
Brechzentrum
Vestibularapparat
H1
mAch (muscarinerger Acetylcholin)
5 HT2
54
Palliativsituation
Stufenschema der Antiemese bei Gastrostase:
1. Metroclopramid
2. Domperidon
Stufenschema der Antiemese bei Gabe von
Opioiden:
1. Haloperidol
2. Metroclopramid
3. Haloperidol + Metroclopramid
4. Haloperidol + Domperidon
5. Haloperidol + Domperidon + Ondansetron
55
Palliativsituation
Opioidbedingte Übelkeit tritt bei etwa 20%
der Patienten auf und kann etwa 7-10 Tage
anhalten [102]. Aufgrund der starken Belastung
für den Patienten und der häufig damit
verbundenen Ablehnung, das Opioid weiter
einzunehmen, ist bei allen Patienten für diesen
Zeitraum eine antiemetische Behandlung
indiziert.
56
Palliativsituation
Stufenschema der Antiemese bei
gastrointestinaler Obstruktion
1. Spezifische Maßnahmen
(Butylscopolamin, Buscopan, Octreotid,
Dexamethason)
2. Haloperidol (Wirkung auf CZT)
3. Cyclizin/Dimenhydrinat
(Wirkung auf das Brechzentrum)
4. 5-HT³-Antagonist
(vagale Rezeptorblockade)
5. Levomepromazin
ist als Breitsprektrum Antiemetikum die letzte
medikamentöse Therapiemöglichkeit.
57
Antiemetika Gastrointestinaltrakt
Wirkmechanismus
Prokinetika
Gruppe
Wirkstoff
5HT4-Agonist
Metoclopramid (MCP)
Dopaminantagonisten
MCP, Domperidon
Vagale 5HT3Blockade
5HT3-Antagonist
Ondansetron
Sekretions hemmung
Anticholinergika
Hyoscinbutylbromid
Somatostatinanaloga
Octreotid
Steroide
Dexamethason
Reduktion von
Entzündung
58
Literaturverzeichnis
Das Literaturverzeichnis wird extra
ausgelegt.
Besonderes empfehlenswert ist folgender
Beitrag:
Empfehlung zur Therapie von Nausea und
Emesis in der Palliativmedizin
www.netzwerk-palliativmedizin-essen.de
59
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