Übungen zur Einführung in die Topologie Uni Frankfurt, SoSe 2009 Prof. Dr. A. Werner Dipl.-Math. M. Häbich Klausurvorbereitungsblatt Aufgabe K1: Topologische Räume I Seien K = { n1 : n ∈ N} ⊂ R und B = {]a, b[ : a, b ∈ R} ∪ {]a, b[ ∩ (R \ K) : a, b ∈ R}. Zeigen Sie, dass B die Basis einer Topologie auf R ist. Wir nennen diese die K-Topologie. Zeigen Sie, dass die K-Topologie feiner als die Standard-Topologie auf R ist. Finden Sie eine Menge, die abgeschlossen bezüglich der K-Topologie ist, aber nicht bezüglich der Standard-Topologie. Lösungsvorschlag Zu zeigen ist, dass der Schnitt von zwei Elementen aus B wieder Vereinigung von Elementen in B ist. Seien also B1 , B2 ∈ B. Wir unterscheiden folgende Fälle: 1. B1 und B2 sind Intervalle, also Bi = ]ai , bi [. Der Schnitt von zwei offenen Intervallen ist entweder leer oder wieder ein offenes Intervall, also entweder die leere Vereinigung von Elementen in B oder selbst wieder in B. 2. Bi = ]ai , bi [ ∩ (R \ K) für i = 1, 2. Dann ist B1 ∩ B2 = ]a1 , b1 [ ∩ (R \ K) ∩ ]a2 , b2 [ ∩ (R \ K) = (]a1 , b1 [ ∩ ]a2 , b2 [) ∩ (R \ K) = U ∩ (R \ K), wobei U als Schnitt zweier offener Intervalle wie oben entweder die leere Menge oder wieder ein offenes Intervall ist, sodass B1 ∩ B2 selbst entweder leer ist oder von der Form ]a, b[ ∩ (R \ K), wie gefordert. 3. Ist B1 = ]a1 , b1 [ und B2 = ]a2 , b2 [ ∩ (R \ K) oder umgekehrt B1 = ]a1 , b1 [ ∩ (R \ K) und B2 = ]a2 , b2 [, so argumentiert man wie im Fall 2. Die K-Topologie ist feiner als die Standard-Topologie auf R, denn die offenen Intervalle ]a, b[, a, b ∈ R, welche eine Basis dieser Topologie bilden, sind per Definition auch offen in der K-Topologie, und damit ist jede bezüglich der Standard-Topologie offene Menge (als Vereinigung solcher Intervalle) offen in der K-Topologie. Die Menge K ist abgeschlossen in der K-Topologie, denn das Komplement R \ K lässt sich schreiben als Vereinigung von Basismengen [ [ ∪ ]k, k + 1[ . R \ K = (]−1, 2[ \ K) ∪ ]k − 1, k[ k∈Z k≤0 k∈Z k≥1 Übungen zur Einführung in die Topologie Uni Frankfurt, SoSe 2009 Prof. Dr. A. Werner Dipl.-Math. M. Häbich K ist jedoch nicht abgeschlossen in der Standard-Topologie, denn es ist 0 ∈ / K, aber 0 ∈ K, da jede -Umgebung ]−, [ um 0 (und somit jede Umgebung um 0) Punkte in K enthält, nämlich alle n1 mit n ∈ N und n > 1 . Aufgabe K2: Topologische Räume II Bestimmen Sie alle Topologien auf der Menge X = {1, 2}. Lösungsvorschlag Jede Topologie auf X ist eine Teilmenge der Potenzmenge P(X) = {∅, X, {1}, {2}} und enthält ∅ und X. Neben der diskreten Topologie Tdiskret = P(X) und der trivialen Topologie Ttrivial = {∅, X} sind die beiden einzigen weiteren Teilmengen von P(X), die ∅ und X enthalten, T1 = {∅, X, {1}} und T2 = {∅, X, {2}}, und man verifiziert sofort, dass dies tatsächlich Topologien sind. Aufgabe K3: Stetigkeit Zeigen Sie: Die Abbildung f : R → R definiert über ( 1 x∈Q f (x) = 0 sonst ist in jedem Punkt unstetig. Lösungsvorschlag Sei zunächst x ∈ R irrational. f ist stetig in x genau dann, wenn für jede Umgebung U von f (x) auch f −1 (U ) eine Umgebung von x ist. Da x irrational ist, ist f (x) = 0, und U = − 21 , 21 ist eine Umgebung von 0. aber f −1 (U ) = R \ Q ist keine Umgebung von x, da jedes offene Intervall ]x − , x + [ um x auch rationale Punkte enthält, und somit f −1 (U ) keine offene Umgebung um x enthalten kann. Also ist f nicht stetig in x. Ist x rational, argumentiert man analog: Es ist dann f (x) = 1 und U = 0, aber f −1 (U ) = Q keine Umgebung von x. ,3 2 2 1 eine Umgebung von Aufgabe K4: Gröber und feiner Sei (X, T ) ein zusammenhängender topologischer Raum, und sei T 0 eine weitere Topologie auf X, die gröber ist als T . Zeigen Sie, dass dann auch (X, T 0 ) zusammenhängend ist. Übungen zur Einführung in die Topologie Uni Frankfurt, SoSe 2009 Prof. Dr. A. Werner Dipl.-Math. M. Häbich Lösungsvorschlag Sei X = U ∪ V mit U 6= ∅, V 6= ∅, und U und V offen bezüglich T 0 . Weil T 0 gröber als T ist, also T 0 ⊂ T , sind U und V dann auch offen bezüglich T , und weil (X, T ) zusammenhängend ist, folgt, dass U ∩ V 6= ∅ ist. Also ist (X, T 0 ) zusammenhängend. Aufgabe K5: Rand, Inneres, Abschluss Wir betrachten R, versehen mit der kofiniten Topologie. Berechnen Sie ∂ (R \ {0, 1}), ]0, 1[◦ , Z. Lösungsvorschlag Die Menge Y1 := R \ {0, 1} ist als Komplement endlich vieler Punkte offen, also Umgebung jedes ihrer Punkte. Damit ist kein Punkt in Y1 ein Randpunkt. 0 und 1 sind jedoch Randpunkte, denn jede Umgebung um einen dieser Punkte enthält alle Punkte in R bis auf endlich viele, hat also auf jeden Fall nichtleerren Schnitt mit Y1 . Somit ist ∂ (R \ {0, 1}) = {0, 1}. Die Menge Y2 := ]0, 1[ enthält keine offene Menge, denn für alle Teilmengen Z ⊂ Y2 ist R \ Z ⊃ R \ Y2 unendlich, sodass Z nicht offen sein kann. Damit enthält die Menge Y2 um keinen ihrer Punkte eine Umgebung, also ist ]0, 1[◦ = ∅. Für jeden Punkt x ∈ R enthält jede Umgebung U von x alle reellen Zahlen bis auf endlich viele, also auf jeden Fall sowohl eine ganze Zahl als auch eine Zahl, die nicht ganz ist. Damit ist Z = R . Aufgabe K6: Quasi-Kompaktheit Seien X ein topologischer Raum, ∼ eine Äquivalenzrelation auf X. Zeigen Sie: Ist X quasi-kompakt, so auch X/∼. Lösungsvorschlag Die Projektion X → X/∼ ist stetig und surjektiv. Somit ist X/∼ als Bild eines quasi-kompakten Raumes unter einer stetigen Abbildung quasi-kompakt.