Arbeitskreis Lebensmittelhygiene 53. DVG Arbeitstagung 25-28. September 2012 Workshop ,,Lebensmittelketten- orientierte Schlachttier- und Fleischuntersuchung“ Ergebnisse eines mehrphasigen Projektes zur standortübergreifenden Standardisierung der amtlichen Organbefundung nach Anlage 3 der AVV LmH 1 1 2 3 4 5 Steinmann, T., Meemken, D., Meermeier, D., Müther, T., Haneke, M., Mischok, D. und Blaha, T. 1. Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover -Außenstelle für Epidemiologie2. Kreis Paderborn 3. Stadt Hamm 4. Kreis Coesfeld 5. Westfleisch e.G. 1 Standortübergreifende Standardisierung: Wieso? Weshalb? Warum? 1. Vergleichbare Messung bestandsspezifischer Häufigkeiten von krankheitsbedingten Organbefunden Voraussetzung für kontinuierliche Verbesserung der Tiergesundheit und damit gleichzeitig der Lebensmittelsicherheit 2. Ausgangspunkt für präventive Maßnahmen für die folgenden Mastdurchgänge 3. Qualitätssichernde Maßnahme im Rahmen amtlicher Schlachttier- und Fleischuntersuchungen 4. Kritik der Landwirte an der nicht Vergleichbarkeit der Befunde an verschiedenen Schlachthöfen Standortübergreifende Standardisierung: Grundlage AVV LmH (2009) Anl.3 zu § 8 o.b.B. = PN0 Standortübergreifende Standardisierung: Projektphasen Phase 1: Status Quo Erhebung (2011) mit parallel vergleichender Doppelbefundung (kumulativ pro Schlachttag) an drei Projektschlachthöfen (die eigenen Befunde fungieren dabei als standortübergreifende Referenzwerte) Phase 2: Standardisierung (2012) d.h. die Erarbeitung einer präzisieren Entscheidungsgrundlage für die Lunge und Training im Rahmen einer Schulung an einem Projektschlachthof Phase 3: Untersuchung des Verbesserungspotentials nach der Trainingsphase (2012) durch erneute Doppelbefundung (kumulativ) an einem Projektschlachthof Ergebnisse und Erkenntnisse aus Phase 1 kumulative Häufigkeit in % Befundergebnisse von 665 parallel untersuchten Tieren an einem Tag 100% 90% 80% 70% 60% 50% Steinmann 25.07.2011 aFa 25.07.2011 40% 30% 67,7% 38,5% 20% 22,9% 32,8% 10% 5,3% 23,6% 4,2% 5,6% 0% PN 0 I. PN 1 PN 2 PN 3 Grad Große Unterschiede bei den Lungenbefunden an einzelnen Tagen, hier insbesondere bei PN 2! Ergebnisse und Erkenntnisse aus Phase 1 kumulative Häufigkeit in % Befundergebnisse von 5.183 parallel untersuchten Tieren an 8 Tagen 100% 90% 80% 70% 60% Steinmann 50% aFa 40% 65,4% 65,2% 30% 20% 22,2% 17,7% 10% 7,3% 12,8% 4,8% 4,2% 0% PN0 PN1 PN2 PN3 Grad Ergebnisse und Erkenntnisse aus Phase 1 Relative Differenzen (8 Tage) 30% Steinmann 20% 10% 0,3% 11,4% 6,2% 0% PN 0 PN 1 PN 2 PN 3 -10% -27,3% -20% aFa -30% 0 % = max. Übereinstimmung (Steinmann mit aFa) + Bereich = > Befunde Steinmann - Bereich = > Befunde aFa II. Auch wenn die absoluten Abweichungen geringer als erwartet sind, zeigen die relativen Abweichungen, dass Verbesserungsbedarf besteht! Mögliche Ursachen für Unterschiede in der Befunderfassung 1. Erschwerte Befunderhebung bei der Lunge durch schlachttechnische Veränderungen (Betäubungsverfahren & Brühverfahren) 2. Faktor Zeit pro Untersuchung und Tier / Organ (Schlachtbandgeschwindigkeit) (ca. 5-6 sek. / Lunge) 3. Personenbezogene individuelle Bewertungsunterschiede 4. Kein einheitlicher standortübergreifender Standard der Organbefundung an Schlachthöfen vorhanden (die AVV Anlage 3 führt nicht automatisch zu einer Standardisierung) Phase 2 Standardisierung und Schulung Konzept 1. Säule Vereinheitlichung des Flächenverständnisses 2. Säule Veränderungen der Organe am Schlachtband • Flächenschema • Aufklärung über Differenzierung zwischen pathologisch-anatomischen, d.h. krankheitsbedingten Veränderungen und schlachttechnischen Veränderungen • Festlegung von Unter-(1Euro) und Obergrenzen (Anlage 3 AVV LmH) im Rahmen der Erfassung • Anwendungsbeispiele für das Schema • Erläuterung häufiger Veränderungsmuster Ist eine Optimierung möglich? Phase 2: Standardisierung und Schulung praktische Durchführung Theorie mit Power Point Demonstration am Schlachtband Vereinheitlichung des Flächenverständnisses an der Schweinelunge anhand eines zweidimensionalen Schemas für eine standardisierte Befundaufnahme: Lobus caudalis Pars cranialis 06,85 Pars caudalis 09,67 24,14 % % % • Rechts: Lobus cranialis Lobus medius Lobus caudalis 13,17 09,02 24,06 % % % • Rücks.re.:Lobus accessorius 13,07 % • Links: Lobus cranialis Hier nur ein Beispiel einer anhand von Millimeterpapier ausgewerteten Lunge. Vereinheitlichung des Flächenverständnisses an der Schweinelunge anhand eines zweidimensionalen Schemas für eine standardisierte Befundaufnahme: • li . Lobus cranialis Pars cran. Pars caud. Lobus caudalis 10 10 25 % % % • re. Lobus cranialis Lobus medius Lobus caudalis 10 10 25 % % % • Rücks. Lobus accessorius 10 % Hier meine standortübergreifende flächenmäßige Bewertungsgrundlage. Betrachtung der Vorder- und Rückseite der Oberflächen. Angedachte Zielfunktion: Hilfswerkzeug am Schlachtband als homogene Graduierungsgrundlage. Ausgangsschema Anwendungsbeispiel im Rahmen der Schulung Die quantitativ veränderte Fläche ist entscheidend! Diana Meemken © Diana Meemken © Entzündliche Veränderungen im Grad PN 2 ca. 20% verändertes Gewebe Phase 3: Ist eine Optimierung gelungen? Gegenüberstellung der Doppelbefundergebnisse vor und nach der Schulung Vorher 2011 (5.183 Tiere parallel untersuchte Tiere) Nachher 2012 (4.646 Tiere parallel untersuchte Tiere) 40% 40% 35% 35% 30% 30% 25% 25% 31,0% 27,0% 20% Steinmann 20% Steinmann aFa 15% aFa 15% 22,3% 17,7% 10% 10% 5% 5% 9,8% 11,3% 7,3% 12,9% 4,8% 4,2% 0% 3,9% 3,5% 0% PN1 PN2 PN3 PN1 PN2 PN3 Relative Differenz Gegenüberstellung der Doppelbefundergebnisse vor und nach der Schulung Vorher (2011) Nachher (2012) (5.183 Tiere) (4.646 Tiere) 30% 25% 30% 25% Steinmann 20% 20% 15% 15% 10% 10% 5% 11,4% 6,2% 0% -5% PN 1 6,1% PN 2 PN 3 -5% PN 1 PN 2 -7,1% -10% -27,3% -15% -20% -30% 6,9% 0% -10% -25% 5% Steinmann -15% -20% aFa -25% aFa -30% 0 % = max. Übereinstimmung (Steinmann mit aFa) + Bereich = > Befunde Steinmann - Bereich = > Befunde aFa PN 3 Fazit • Schulung und Training am Schlachtband haben auf allen Graduierungsebenen zu einer Annäherung geführt • Insbesondere der Flächenstandard verhalf zu schnellerer Erkennung und Einordnung im Rahmen der Befunddatenerfassung • Auch für PN 2 konnten an diesem Schlachtstandort gravierende Unterschiede in der Graduierung ausgeräumt werden • Wiederholende Schulungen in dieser Form sind geeignet um langfristig, nicht nur standortinterne sondern auch standortübergreifende, objektive und reproduzierbare Befundermittlungen gewährleisten zu können! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!!