Zwillingsschwangerschaft mit vitrifizierten Eizellen nach ICSI mit

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Zwillingsschwangerschaft mit vitrifizierten Eizellen nach ICSI mit
testikulärem Samen
Fallbericht
A.Schütz,K. Lietz
Institut Adebar, Wien
In den letzten Jahren wurde die Kryokonservierung von Eizellen aus verschiedensten Gründen
zu einem wichtigen Bestandteil einer IVF-Behandlung. Einerseits ergibt sich die
Notwendigkeit des Tieffrierens aufgrund einer männlichen Problematik – am Tag der
Follikelpunktion sind keine Samenzellen vorhanden – andererseits auch aus LifestyleGründen: junge Frauen möchten einen Vorrat an Eizellen anlegen auf den sie später
zurückgreifen können.
Die erste Schwangerschaft mit tiefgefrorenen Eizellen wurde 1986 von Chen beschrieben. Es
folgten weitere Berichte, jedoch eher nur sporadisch (Al-Hasani et al., 1987; Van Uem et al.,
1987; Gook et al., 1994, 1995; Porcu et al., 1997, 2000; Kuleshova et al., 1999; Levi Setti et
al., 2004, 2005; Borini et al., 2004).
Die Kryokonservierung von Eizellen sollte folgende Anforderungen erfüllen: hohe
Überlebensraten, gute Fertilisierungsraten nach ICSI und respektable Teilungsraten. Die
Überlebensrate der Eizellen nach Kryokonservierung hängt stark von der verwendeten
Einfriermethode ab. Kam in früheren Jahren vorwiegend das langsame Tieffrieren zum
Einsatz, so wird heute vor allem die Technik der Vitrifikation verwendet.
Das Phänomen der Vitrifikation ist bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt (Tammann
G., 1898). Die Vitrifikation ist ein Prozess, der einen glasähnlichen Zustand der Zelle bewirkt
und dabei die Eiskristallbildung während des Abkühlens vollständig verhindert. Dieser
glasähnliche Zustand wird durch die Kombination von hohen Konzentrationen der
Einfrierlösungen und extrem raschen Absenkraten der Einfriertemperatur erreicht.
Wir berichten von einer 38-jährigen Patientin mit drei vorangegangenen ICSI-Zyklen mit
folgendem Ergebnis:
1. Zyklus: Partus November 1998
2. Zyklus: Partus Mai 2004
3. Zyklus: Abortus 10. Schwangerschaftswoche
Der Ehepartner zeigt folgende Anamnese:
Diabetes mellitus Typ II
Hepatitis C (Hep. C Antikörper positiv, Hep. C Virus qualitativ positiv)
Nach Durchführung einer Interferon-Therapie beim Mann entwickelte er eine ausgeprägte
Kryptozoospermie. Das Ehepaar entschloss sich zu einem neuerlichen ICSI-Versuch. Dabei
wurden vier reife Eizellen gewonnen, aber es konnten keine Samenzellen trotz wiederholter
Samenabgabe gefunden werden. Wir entschlossen uns zur Vitrifikation der Eizellen.
Ein Jahr später nahm das Paar erneut Kontakt mit unserem Institut auf und berichtete uns von
einem erfolgreichen Versuch einer diagnostischen Hodenbiopsie. Dies gab dem Paar die
Hoffnung, einen erneuten ICSI-Versuch mit den vitrifizierten Eizellen durchführen zu lassen.
Nach hormoneller Vorbereitung und zeitlich entsprechend abgestimmter Hodenpunktion
wurden die vier Eizellen aufgetaut. Alle vier Eizellen überlebten den Auftauvorgang und
konnten mit testikülärem Samen injiziert werden. Am nächsten Tag zeigten zwei Eizellen
regelrechte Vorkerne. Diese konnten am dritten Tag im Vielzellstadium mit optimaler
Qualität transferiert werden. Drei Wochen später wurde eine intakte Gemini-Schwangerschaft
diagnostiziert werden!
Literatur
Al-Hasani S, Diedrich K, Van der Hen H, Reineke A, Hartje M and Krebs D (1987)
Cryopreservation of human oocytes. Hum Reprod 2, 695-700.
Borini A, Bafarao MG, Bonu MA, Di Stratis V, Serini E, Sciaino R and Serrao L (1998)
Pregnancies after oocyte freezing and thawing: preliminary data: Hum Reprod 13 (Abstract
Book 1, 124-125).
Chen C (1986) Pregnancy after human oocyte cryopreservation. Lancet 1, 884-886.
Gook DA, Osborn SM, Bourne H and Johnston WI (1994) Fertilization of human oocytes
following cryopreservation: normal karyotypes and absence of stray chromosomes. Hum
Reprod 9, 684-691.
Gook DA, Schiewe MC, Osborn SM, Asch RH, Jansen RPS and Johnston WIH (1995)
Intracytoplasmic sperm injection and embryo development of human oocytes cryopreserved
using 1,2-propanediol. Hum Reprod 10, 2637-2641.
Kuleshova L, Gianaroli L, Magli C, Ferraretti A and Trounson A (1999) Birth following
vitrification of a small number of human oocytes: case report. Hum Reprod 14, 3077-3079.
Levi Setti PE, Albani E, Morreale G, Bianchi S, Novara P, Cesana A, Parini V, Marras A,
Zannoni E, Baggiani AM, Colombo GV and Alagna F (2004) Supernumerary oocyte
cryopreservation in 303 IVF/ICSI cycles. Hum Reprod 19 Suppl 1, i78-79.
Levi Setti PE, Albani E, Novara PV, Cesana A, Bianchi S and Negri L (2005) Normal birth
after transfer of cryopreserved human embryos generated by microinhection of cryopreserved
testicular spermatozoa into cryopreserved human oocytes. Fertil Steril 83, e9-e10.
Porcu E, Fabbri R, Seracchioli R, Ciotti PM Magrini O and Flamigni C (1997) Birth of a
healthy female after intracytoplasmic sperm injection of cryopreserved human oocytes. Fertil
Steril 68, 724-726.
Porcu E, Fabbri R, Damiano G, Giunchi S, Fratto R, Ciotti PM, Venturoli S and Flamigni C
(2000) Clinical experience and applications of oocyte cryopreservation. Mol Cell Endocrinol
169, 33-37.
Tammann G (1898) Über die Abhängigkeit der Zahl der Kristalle, welche sich in
verschiedenen unterkühlten Flüssigkeiten bilden, von der Temperatur. Z Phys Chem 25, 441479.
Van Uem JFHM, Siebzehnrübl ER, Schuh B, Koch R, Trotnow S and Lang N (1987) Birth
after cryopreservation of unfertilized oocytes. Lancet I, 752-753.
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