38 Volkswirtschaftslehre 1.8 Verschiedenes 1.8.1. Magisches Viereck, magisches Vieleck (Sechseck) Magisches Viereck: Vollbeschäftigung (hoher Beschäftigungsstand), Preisni­ veaustabilität, außenwirtschaftliches Gleichgewicht, angemessenes und steti­ ges Wirtschaftswachstum. Beim magischen Vieleck kommt noch dazu: Erhaltung der Umwelt (Ökologie), gerechte Verteilung der Einkommen. 1.8.2 Net Economic Welfare (NEW) Der Wohlstand wird über Sozialindikatoren gemessen, festgelegt von der OECD (Organization for Economic Cooperation and Development), z.B. Ge­ sundheit (Ärzte pro Kopf der Bevölkerung), Lernen und Ausbildung usw. Eine weitere Möglichkeit der Wohlstandsmessung ist der NEW. Bruttoinlandsprodukt (als Wert aller Sachgüter und Dienstleistungen) – soziale Kosten + private und soziale Dienste = NEW (wirtschaftlicher Nettowohlstand) 1.8.3 Grenznutzen, 1. Gossensches Gesetz, Gesamtnutzen, Sättigungsmenge Mit zunehmender Erfüllung eines Bedürfnisses durch ein Gut nimmt der Grenz­ nutzen ab, bis das Nutzenmaximum erreicht wird. Der Grenznutzen kann auch negativ werden. Gesamtnutzen Grenznutzen Nutzenmaximum 7 Gesa mtnu 6 tzen kurv 5 e 4 Gre 3 nzn 2 utz en 1 0 0 10 20 30 40 Sättigungsmenge Abnehmender Grenznutzen 50 Menge 39 Verschiedenes 1.8.4 Haushaltsoptimum, 2. Gossensches Gesetz, Haushaltsgleichgewicht, Nutzenmaximum Ein Haushalt ist zwischen den beiden Güterbündeln X und Y indifferent. Alle Güterbündel mit gleichem Nut­ zenindexwert werden durch eine In­ differenzkurve I erfasst. Die Nutzenfunktion U = X · Y ergibt den Nutzenindexwert. Die Fläche unter der Geraden zeigt die Budgetrestriktion des Haushalts. Der Tangentialpunkt G zeigt den größtmöglichen Nutzen (100 · X und 125 · Y), also das Haushaltsoptimum oder Haushaltsgleichgewicht. Die Steigungen von Budgetgerade und ­Indifferenzkurve stimmen überein. Y 250 200 150 G 100 I3 I2 50 I1 0 0 50 100 150 200 250 X Tipp! Die (absolute) Steigung der Indifferenzkurve ist das Verhältnis der Grenz­ nutzen von X und Y. Die (absolute) Steigung der Budgetgeraden entspricht dem Preisverhältnis der Güter X und Y. Im Haushaltsgleichgewicht entspricht das Verhältnis der Grenznutzen der beiden Güter ihrem Preisverhältnis. 1.8.5 Isoquante, Isokosten, Minimalkostenkombination Die Substitution von Produktionsfaktoren – meist Faktor Arbeit durch Faktor Kapital – lässt sich mithilfe der Isoquante darstellen. Die Isoquante zeigt unter­ schiedliche Faktoreinsätze bei gleicher Mengenausbringung. Arbeit in Mengen­ einheiten A 40 30 B 20 C 16 D 10 Die eingezeichnete Isoquante zeigt an den vier Punkten die Faktorkom­ binationen mit der jeweils gleichen Ausbringung. 40 Arbeit · 10 Betriebsmittel = 400 0 0 10 20 25 30 40 Betriebsmittel in Mengeneinheiten 20 Arbeit· 20 Betriebsmittel = 400 16 Arbeit · 25 Betriebsmittel = 400 10 Arbeit · 40 Betriebsmittel = 400 40 Volkswirtschaftslehre Arbeit in Mengen­ einheiten Isoquante 600 400 200 Gel Minimalkostenkombination Gel dei Gel nhe dei dei nhe nhe iten iten Isokosten iten Betriebsmittel in Mengeneinheiten Ein Unternehmer möchte möglichst günstig produzieren. Er sucht die kostengüns­ tigste Kombination der Produktionsfaktoren, die Minimalkostenkombination. Die ­Linien der Isokosten zeigen die gleichen Kosten bei unterschiedlichen Faktoreinsät­ zen. Die Minimalkostenkombination ist dort erreicht, wo die Isoquante eine Isokos­ tenlinie berührt (Tangentialpunkt). 1.8.6 Wirtschaftswachstum BIP BIP Trend konjunkturelle Abweichungen zyklisch Zeit BIP linear exponentiell BIP Zeit organisch Zeit Phase 1 Phase 2 Phase 3 Zeit überpro­ unterpro­ Nullportional portional wachstum 41 Verschiedenes ●● Zyklisches Wachstum: konjunkturelle Abweichungen vom Trend ●● Stetiges Wachstum: –– Exponentiell: Das reale Bruttoinlandsprodukt nimmt jährlich um eine bestimmte Wachstumsrate zu. –– Linear: Der absolute Zuwachs ist jedes Jahr gleich. Die Wachstumsra­ ten nehmen ab. ●● Organisches Wachstum (Ertragsgesetz): Das Wachstum steigt zunächst überproportional und dann unterproportional bis zum Nullwachstum (Sta­ gnation). 1.8.7 Preisbildung im Monopol Beim Angebotsmonopol kann der Monopolist Preis oder Menge autonom be­ stimmen. Er kann den Preis nicht beliebig erhöhen, da sonst die Nachfrage zu sinken beginnt. Der Cournot‘sche Punkt führt zur gewinnmaximalen Absatz­ menge (siehe Grafik). Tipp! Die Gewinnmaximierungsbedingung lautet: Grenzerlöse E‘ = Grenzkosten K‘ P E E’ KF KG K’ 13 12 11 10 9 8 1 7 Cournot‘scher Preis Cournot‘scher Punkt 6 5 2 3 Cournot‘scher Punkt Cournot‘sche Menge Menge 4 42 Volkswirtschaftslehre 1 Gewinnschwelle 8 Gesamterlöskurve 2 Gewinn-/Verlustkurve 9 Gewinngrenze 3 Schnittpunkt von Grenzerlös- und Grenzkostenkurve 10 Gesamtkosten 4 Grenzerlöskurve 11 Gewinnmaximum durch größten Ab­ stand von Erlös- und Kostenkurve 5 Grenzkostenkurve 12 Erlösmaximum 6 Die Preis-Absatz-Funktion zeigt, welche Mengen bei unterschiedli­ chen Preisforderungen absetzbar sind 13 Konstruktion durch Parallelverschie­ bung der Gesamtkostenkurve bis zum Tangentialpunkt 7 Fixe Kosten 1.8.8 Preisbildung bei vollkommen polypolistischer Konkurrenz Vollständige Konkurrenz = Polypol auf dem vollkommenen Markt = vollkommen polypolistische Konkurrenz Der Gleichgewichtspreis im vollkommenen Polypol bringt Angebot und Nach­ frage zum Ausgleich. Anbieter und Nachfrager können ihre Interessen realisie­ ren. Anbieter wollen möglichst hohe Preise erzielen. Nachfrager möchten die Güter zu möglichst niedrigen Preisen erhalten. Der Gleichgewichtspreis ist der Punkt, an dem sich Nachfragekurve und Angebotskurve schneiden. Preis € Angebot Nachfrage Nachfragekurve (sie zeigt die höhere Nachfragemenge bei niedrigerem Preis) und Angebotskurve (sie zeigt die höhere Angebotsmenge bei höhe­ ren Preisen) kreuzen sich im Gleichge­ wichtspreis. P0 Stehen Preis und Menge im gleichen Verhältnis zueinander, ergeben sich Geraden. x0 Menge x Gleichgewichtspreis p0 und Gleichgewichtsmenge x0 43 Verschiedenes Der polypolistische Anbieter erreicht das Gewinnmaximum an seiner Kapazi­ tätsgrenze. Voraussetzung ist ein proportionaler Verlauf der variablen Kosten und damit der Gesamtkosten. Ist es ihm nicht möglich, mehr als die Gewinn­ schwellenmenge abzusetzen, befindet er sich in der Verlustzone und scheidet früher oder später aus dem Markt aus. Die Gewinnschwelle wird auch Breakeven-point genannt. Er lö se Kosten Erlöse € n ste tko am Ges Gewinnschwelle Kapazitätsgrenze inn w Ge st rlu Ve en ost le K iab var Gewinnschwellenumsatz fixe Kosten Gewinnschwellenmenge Beschäftigungsgrad Stück 500 1000 50 % 100 % Gewinnschwelle, Break-even-Point, Gewinnschwellenumsatz, Gewinnschwellenmenge, Kapazitätsgrenze (= Gewinnmaximum) 1.8.9 Preisbildung bei unvollkommener polypolistischer Konkurrenz Unvollkommene polypolistische Konkurrenz = monopolistischer Wettbewerb = unvollkommene Konkurrenz = Polypol auf dem unvollkommenen Markt = polypolistische Konkurrenz Die Anbieter versuchen, die Unvollkommenheit des Marktes zu nutzen, um beispielsweise durch Produktdifferenzierung oder das Angebot besonderer Serviceleistungen bei den Nachfragern Präferenzen zu schaffen. Die auf dieser Basis geschaffene Möglichkeit der Preisdifferenzierung, also der autonomen Preisgestaltung, ermöglicht es den Anbietern sich einen monopolistischen ­Bereich zu schaffen. Die Nachfrage reagiert hier auf Preisänderungen relativ unelastisch. Die Kunden wechseln bei geringen Preiserhöhungen nicht den ­Anbieter. 44 Volkswirtschaftslehre Preis € P2 Nachfragekurve Konkurrenzbereich Monopolistischer Bereich P1 Konkurrenzbereich Menge Preisbildung bei unvollkommener polypolistischer Konkurrenz 1.8.10 Gleichgewichtspreis, Eingriffe des Staates in die Preisbildung Preis Nachfragekurve Angebotskurve Diese Anbieter können nichts verkaufen Gleichgewichts­ preis Diese Nachfrager können ­ihre Wünsche nicht erfüllen Gleichgewichtsmenge Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge Menge 45 Verschiedenes Preis Nachfragekurve Angebotskurve Gleichgewichts­ preis Höchstpreis Gleichgewichtsmenge Menge Nachfrageüberschuss Höchstpreis und Nachfrageüberschuss Preis Nachfragekurve Angebotskurve Mindestpreis Gleichgewichts­ preis Gleichgewichtsmenge Angebotsüberschuss Mindestpreis und Angebotsüberschuss Menge