AKTUELL BUNDESTAG Streit über Ausschreibung für Zytostatika RANDNOTIZ Die Bundesregierung will den Krankenkassen künftig die Ausschreibung von Zytostatika untersagen. Die geplante Neuregelung im Kabinettsentwurf des „Gesetzes zur Stärkung der Arzneimittelversorgung in der GKV“ führt zu heftigem Streit zwischen Kassen, Apothekern und Ärzten. In einer Expertenrunde im Gesundheitsausschuss machten die Vertreter der an dem Prozess beteiligten Stellen ihre gegensätzlichen Auffassungen zu dem Thema deutlich. Onkologen und Apotheker wehren sich vehement gegen die Ausschreibungen, weil sie befürchten, dass darunter die flächendeckende Versorgungsqualität leidet. Stephan Schmitz, Vorstandschef beim Berufsverband der niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (BNHO), sagte im Ausschuss, die Thorsten Maybaum Herstellung von Zytostatika sei ausgesprochen komplex. Mit den Ausschreibungen werde die ganze bewährte Prozesskette ausgeschaltet. Vertreter der Krankenkassen widersprachen der Darstellung. Der Vorstandsvorsitzende des AOKBundesverbandes, Martin Litsch, sagte, es entscheide weiter der Arzt, was verordnet werde. In dessen Entscheidungshoheit werde nicht eingegriffen. Immer mehr Kassen gehen dazu über, die Herstellung und Lieferung der Zytostatika mit Hilfe von Ausschreibungen an Apotheken zu vergeben, die den günstigsten Preis bieten. In Deutschland gibt es nach Angaben der Pharmazeuten rund 300 speziell ausgerüstete Apotheken, die in der Lage sind, Zytostatika herzustellen. hib/may BAUCHAORTEN ANEURYSMEN Ultraschall zur Früherkennung künftig GKV-Leistung Foto: 123RF Gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren haben künftig Anspruch auf ein einmalig durchgeführtes Ultraschallscreening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen. Dies beschloss der Gemeinsa- Die Versicherteninformation zur Früherkennung soll die ärztliche Aufklärung unterstützen. me Bundesausschluss (G-BA). Die notwendige ärztliche Beratung zur Früherkennungsuntersuchung soll durch eine begleitende Versicherteninformation unterstützt werden, die der G-BA derzeit vorbereitet. Harald Deisler, unparteiisches Mitglied im G-BA, wies darauf hin, Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 43 | 28. Oktober 2016 dass zwar bei gefährdeten Patienten durch eine frühzeitige Operation Rupturen vermieden werden könnten. Dies sei aber nicht risikolos. Eine gute Aufklärung des Patienten und eine informierte Entscheidungsfindung seien deshalb ausgesprochen wichtig. Die Details zur neuen Früherkennungsuntersuchung will der G-BA in der Erstfassung der Richtlinie Ultraschallscreening auf Bauchaortenaneurysmen regeln. Unter anderem sind dort Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Durchführung der Ultraschalldiagnostik vorgesehen. Zudem ist eine Evaluation nach drei Jahren geplant. Die Patientenvertretung im G-BA zeigte sich zwar im Kern zufrieden mit dem Beschluss, hätte sich Ergänzungen gewünscht, mit denen sie sich aber nicht durchsetzen konnte. So lehnte der G-BA etwa die Forderungen ab, bei einem auffälligen Befund die Überweisung zu einem Facharzt zur weiteren Beratung, Aufklärung und Therapieentscheidung vorzuschreiben. EB Multiresistente Erreger sind ein großes Problem im Gesundheitswesen. Sie bereiten Kliniken und Praxen ebenso Sorgen wie Patienten, Ökonomen und Gesundheitspolitikern. Nun könnte Mutter Natur – wie schon so oft in der Wissenschaft – den Anstoß dazu geben, multiresistente Erreger besser bekämpfen zu können. Helfen könnte der Tasmanische Teufel, genauer genommen, die Beutelteufel tötet Erreger Muttermilch des auch Beutelteufel genannten Tieres, das vom Aussterben bedroht ist. Forscher der Universität Sydney untersuchten in einer Studie, die in Scientific Reports (doi:10.1038/srep35019) veröffentlicht wurde, die Tiere und fanden dabei heraus, dass die in der Muttermilch vorhandenen Peptide besonders widerstandsfähige Bakterien abtöten – darunter Staphylokokken und Enterokokken, die gegen starke Antibiotika resistent sind. Den Forschern zufolge gab es ähnliche Ergebnisse auch bei Untersuchungen von Wallabies und Opossums. Derzeit wird die Muttermilch von Koalas erforscht. Die Wissenschaftler glauben, dass die Art, wie die Tiere ihren Nachwuchs großziehen, die Grundlage bildet. Sie tragen ihren Nachwuchs, der mit einem unterentwickelten Immunsystem zur Welt kommt, in ihrem Beutel, bis die Entwicklung abgeschlossen ist. Auch dort befinden sich Bakterien. Dies könne zu einer Ausbreitung der Peptide bei den Beuteltieren geführt haben, vermuten die Forscher, die die Peptide künstlich herstellten, nachdem sie die dafür nötige Sequenz aus dem Erbgut des Tasmanischen Teufels gewonnen hatten. Das Ergebnis: Die Peptide hätten „resistente Bakterien und andere Bakterien getötet“. Die Forscher hoffen nun, dass die Erkenntnisse in die Entwicklung von Antibiotika einfließen. A 1897