Laborwerte verstehen und interpretieren www.crohn-colitis-online.de Naturheilpraxis Ulmicher http://www.crohn-colitis-online.de © 2014 Andreas Ulmicher, Heilpraktiker Diese Infobroschüre ist kostenlos Und kann beliebig weiterverbreitet werden Die Inhalte dieser Broschüre sind urheberrechtlich geschützt. Veränderungen, die dritte glauben lassen, ein anderer als Andreas Ulmicher wäre der Autor und Urheber der Broschüre, sind nicht gestattet und werden strafrechtlich verfolgt! Der Verkauf oder die kommerzielle Vermarktung dieser Broschüre sind nicht gestattet! Bitte beachten: die auf dieser Seite und diesen Infobroschüren vorgestellten Tipps, Therapien, Nahrungsergänzungen und Ernährungsratschläge können einen Dialog, eine Diagnostik oder Therapie beim Arzt oder Heilpraktiker nicht ersetzen. Bitte nehmen Sie keine Medikamente oder Nahrungsergänzungen ein, verändern deren Dosierung oder setzen diese ab, ohne vorher einen Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker zu Rate gezogen zu haben! Liebe Leserinnen und Leser! Ich bin mir sicher, dass Sie mit diesem Gefühl vertraut sind: Sie machen eine Untersuchung beim Arzt und bekommen mit viel Glück eine Kopie Ihrer Laborergebnisse in die Hand gedrückt. Aber wer interpretiert sie dann? In der Praxis sehe ich mich öfter mit der Rolle konfrontiert, Laborergebnisse für den Patienten interpretieren zu müssen. Wenn Sie zwei oder vielleicht drei Dutzend konkrete Werte vorliegen haben und das Einzige, was Ihnen über diese Werte gesagt wird, ist, „dass Ihr Darm gerade entzündet ist“, dann ist das für Sie mit Sicherheit äußerst unbefriedigend. Denn nur die Aussage „Sie haben eine Entzündung“ sagt Ihnen noch nichts darüber aus, ob die Entzündung gerade im Zunehmen begriffen ist oder rückläufig, die Aussage über eine Blutarmut sagt noch nichts darüber aus, ob Sie mit Eiseninfusionen oder mit Vitamin B12-Spritzen besser bedient sind, ob die Therapie mit Immunsuppressiva anschlägt oder ob hier eventuell sogar etwas schiefläuft. Gerade bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die ja oft schon in jungen Jahren beginnen und langfristig Beschwerden machen, ist man psychologisch so unter Druck, dass man viel stärker das Bedürfnis hat, zu wissen, woran man ist, als beispielsweise bei einer degenerativen Alterserkrankung. Darum habe ich mich entschlossen, ein EBook zum Thema kostenlos auf meine Seite, www.crohn-colitis-online.de zu stellen. Es soll Ihnen, dem Patienten helfen, Ihre Situation besser zu verstehen, Sie beruhigen, wenn ein paar lapidare Worte des Arztes Sie in einen emotionalen Aufruhr versetzt haben sollten, Ihnen aber auch Probleme bewusst machen, um die Sie sich kümmern sollten – und die Ihr Arzt vielleicht nicht beachtet oder nicht mit Ihnen anspricht. Bis heute ist es meiner Erfahrung nach in der Praxis eher die Ausnahme, dass ein Arzt anhand der Laborwerte Probleme wie Vitamin B12-Mangel, Gallensäureverlustsyndrom, Probleme mit der Bauchspeicheldrüse, Dysbiose oder Eiweißfäulnis anspricht. Ich bin mir sicher, dass Ihnen dieses EBook zumindest ein bisschen weiter helfen kann, wenn Sie aufgrund von nicht oder unvollständig interpretierten Werten verunsichert sein sollten. Ich möchte Fachbegriffe erklären und Details, wie z.B. beim Differenzialblutbild, interpretieren. Außerdem möchte ich Grundkenntnisse in der mikrobiologischen Stuhldiagnostik vermitteln, die hilfreich sein kann, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verstärkt von einer ganzheitlichen Seite zu betrachten. Leider werden insbesondere erweiterte mikrobiologische Stuhldiagnostiken im außerklinischen Bereich nur im Rahmen so genannter „IGEL-Leistungen“ angeboten, im klinischen Bereich beschränkt man sich fast immer auf die Bestimmung pathogener (krankmachender) Keime und Mikroorganismen. Sehen Sie dieses E-Book als eine Hilfestellung, „mehr Licht in das Dunkel Ihrer Eingeweide“ zu bringen. Herzlich, Ihr Andreas Ulmicher Inhalt Liebe Leserinnen und Leser! Inhalt Die „roten“ Blutkörperchen Die „weißen“ Blutkörperchen Interessantes zum Thema „Differenzialblutbild“ Leberwerte Entzündungswerte aus dem Blut (CRP und BKS / BSG) Immunglobuline (s)IgA IgD IgE IgG IgM ANCA α-1-Antitrypsin Stuhldiagnostik pH-Wert Physiologische (gesunde) Darmbakterien Pathogene Erreger Clostridium difficile Camphylobacter Yersinien Girardia lamblia Candidosen Noro- und Rotaviren Entzündungsmarker im Stuhl Referenzen und Quellen Über Andreas Ulmicher und Crohn-Colitis-online Seite… …4 …5 …6 …8 …10 …11 …12 …13 …13 …14 …14 …14 …15 …16 …16 …16 …16 …18 …21 …22 …22 …22 …22 …23 …23 …24 …25 …26 Die „roten“ Blutkörperchen Wenn man sich mit der Blutdiagnostik für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und hier insbesondere mit den roten Blutkörperchen befasst, kommt sofort ein Schlagwort in den Fokus: Anämie. Anämie bedeutet nichts anderes als Blutarmut und bezeichnet einen Mangel an roten Blutkörperchen, oder eine Veränderung, die ihre Funktion einschränkt. Die Ursachen sind recht schnell bestimmt: Blutverluste durch blutige Durchfälle – ein Arzt spricht von „gastrointestinalen Blutungen“, und fehlende Nährstoffaufnahme, etwa von Eisen oder Vitamin B12, aufgrund der Entzündung der Darmschleimhaut. Blutarmut wird allein am Hämoglobinbzw. Hämatokrit-Wert festgemacht, aber dabei wird übersehen, dass andere Werte des roten Blutbildes eine bestimmte Aussagekraft bezüglich spezieller Problematiken bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben. Aber der Reihe nach. Hier zunächst einmal die Referenzwerte für Hämoglobin und Hämatokrit für Männer und Frauen: Hämoglobin Männer 14-18 Frauen 12-16 Hämatokrit Männer 40-54% Frauen 37-47% Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, und der Wert sagt etwas über die absolute Fähigkeit des Körpers aus, alle Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Das Hämatokrit bezeichnet den relativen Anteil an Erythrozyten (roten Blutkörperchen) am Gesamtvolumen des Blutes. Dieser Wert muss bei Blutarmut nicht zwangsläufig erniedrigt sein, da bei Blutverlusten sowohl Erythrozyten als auch Plasma zu gleichen Teilen verloren gehen können. Eine Erhöhung bezeichnet man als Polyglobulie. Bei einem längeren Aufenthalt in größeren Höhen – in aller Regel ist der Effekt ab etwa 1600 bis 1800 Metern zu beobachten – stellt sich häufig ein erhöhter Anteil an roten Blutkörperchen im Blut ein, zum Einen, da der Sauerstoffbedarf erhöht ist und die Produktion angepasst wird, zum Anderen, da Höhenluft häufig sehr trocken ist und dem Körper vermehrt Flüssigkeit entzieht. Kommt eine Polyglobulie bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa vor (selten), dann deutet das auf eine Austrocknung und einen Flüssigkeitsmangel hin. Da meist von vornherein Blutarmut besteht, ist der Relativanteil an Erythrozyten meist nicht erhöht. „Erythrozyten-Verteilungsbreite“, ist das? was Erythrozyten-Verteilungsbreite ist ein Messstandard für die Größenverhältnisse der roten Blutkörperchen zueinander. Nicht alle Blutkörperchen sind gleich groß, aber aufgepasst heißt es, wenn die „größten“ Blutkörperchen „sehr viel größer“ als die „kleinsten“ sind – und diese Unterschiede werden statistisch durch die ErythrozytenVerteilungsbreite bestimmt. Der Referenzwert liegt übrigens zwischen 11,5 und 14,5% - höhere Werte sind ein Zeichen für verschiedene Formen von Anämie, also Blutarmut. Im Englischen wird diese Größe auch als RDW (Red Cell Distribution Width) bezeichnet. MCV, MCH, MCHC… Jetzt wird’s spannend: diese Werte, mit denen sich wohl kaum jemand näher befasst (Ärzte kaum, Patienten verstehen meist „Bahnhof“) können Ihnen erklären, ob Ihre Blutarmut mit bestimmten Nährstoffmängeln zusammenhängt oder mit Verlustsyndromen. MCV ist eine Einheit für das mittlere Zellvolumen von Erythrozyten. MCV Referenzbereich 85-101 fl (=femtoliter) Die Erythrozyten können zu groß, zu klein oder normal sein, und in allen drei Fällen kann eine Anämie herrschen, also eine Blutarmut. Nur dass man anhand der Zellgröße Rückschlüsse auf die Ursache der Anämie ziehen kann. Bei „zu großen Erythrozyten“ spricht man von einer makrozytären Anämie, bei „zu kleinen Erythrozyten“ von einer mikrozytären Anämie, bei „normal großen“ von einer normozytären Anämie. Zellen… …zu groß …zu klein …normal Ursachen: Vitamin B12-, FolsäureMangel, Alkoholismus, Mangel an Magensäure, Crohn des letzten Dünndarmabschnitts, Schilddrüsenunterfunktion, Vergiftungen, auch mit Medikamenten. Eisenmangel, chronische Entzündung, Rheuma, Niereninsuffizienz, die Erbkrankheit Thalassämie, Kupfermangel und Mangel an Vitamin B6 Starke Blutungen, Morbus Addison oder Nebennierenschwäche, chronische Erkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen, Zerstörung v. Blutkörperchen Denken Sie daran, wenn der MCV zu hoch ist, eventuell eine Kur mit Vitamin B12 / Folsäure zu machen, wenn der MCV erniedrigt ist, sehen Sie nach Eisen und Vitamin B6! MCH ist ein Wert dafür, wie viel Hämoglobin absolut gesehen in einem roten Blutkörperchen vorhanden ist. MCH Referenzbereich 26-34 picogramm Da der MCH den Absolutgehalt an Hämoglobin in einer roten Blutzelle bezeichnet, gibt es fast immer eine Korrelation zwischen der Größe des roten Blutkörperchens und seinem Hämoglobingehalt. MCHC bezeichnet die Konzentration von Hämoglobin in einem roten Blutkörperchen, sprich: wie viel Hämoglobin im Verhältnis zur Größe sich in den Erythrozyten befindet. MCHC Referenzbereich 32-36 g/dl Erythrozyten Da dieser Wert so stabil ist, wird er oft in Labors als „Kalibrierungswert“ bestimmt. Achtung: sollte der Wert tatsächlich erniedrigt sein, deutet das auf eine schwere Eisenmangelanämie hin. Die Erhöhung des Wertes findet sich bei einer schweren Austrocknung (Medizinerlatein: „Exsikkose“!). Die „weißen“ Blutkörperchen Obwohl den weißen Blutkörperchen bei der Bestimmung des Blutbildes mehr Bedeutung zugemessen wird als den roten, wird für eine Bestimmung der Entzündung fast immer die absolute Leukozytenzahl herangezogen. Dabei kann die Betrachtung des so genannten Differenzialblutbildes Aufschluss über die Art der Entzündung und Ihr Stadium geben. Manche Veränderungen in den Werten geben auch Auskunft darüber, ob eventuell Nebenwirkungen von eingenommenen Medikamenten vorliegen. Bevor ich Ihnen die verschiedenen Werte des Differenzialblutbildes vorstelle, hier noch eine Kuriosität, die mir in den letzten Monaten öfters ins Auge gefallen ist: Patienten, die das Immunsuppressivum Azathioprin einnehmen, sollten eigentlich mit einer Reduktion der GesamtLeukozytenzahl reagieren. Doch merkwürdigerweise erhöht sich bei manchen Patienten die Zahl der Leukozyten deutlich, sobald sie beginnen, Azathioprin einzunehmen. Ich kann mir das im Moment nur so erklären, als dass der Körper eine immunologische Reaktion gegen das Medikament auslöst. So, nun aber zum weißen Blutbild… Gesamt-Leukozyten Leukozyten Referenzbereich 4000-9500 / µl Bei Schulkindern, erst recht bei Kleinkindern, erstreckt sich der Referenzbereich eher von ca. 5000 bis 6000 Einheiten bis etwa 15000 Einheiten pro millionstel Liter Blut. Der gesamte Leukozytengehalt ist ein recht wenig aussagekräftiger Wert in Bezug auf eine Entzündung. Zum Beginn einer Entzündung beziehungsweise eines Schubs ist der Wert bei Erwachsenen oft, nicht immer, in Regionen von 9500 bis 12000 erhöht, bei einer entzündungshemmenden Therapie hingegen nimmt der Wert (normalerweise!) ab. Wie ich eben am Beispiel eines der bekanntesten Immunsuppressiva dargestellt habe, ist dies jedoch nicht immer der Fall. Im weiteren Verlauf eines Krankheitsschubs nimmt die Gesamt-Leukozytenzahl langsam ab und ordnet sich meiner Erfahrung nach im oberen Referenzbereich ein – meist zwischen 9000 und 9600 Einheiten pro millionstel Liter Blut. Die Gesamt-Leukozytenzahl ist weniger interessant für die Diagnose als das Differenzialblutbild. Neutrophile Granulozyten Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Leukozyten ist der höchste, aber relativ: er liegt meist zwischen 50 und 75%. Neutrophile sind ein Zeichen für eine akute Infektion, beziehungsweise einen septischen Prozess. Im Falle von Morbus Crohn könnte das beispielsweise ein Abszess oder eine Fistel sein, im Falle von Colitis ulcerosa ein toxisch aufgeblähter Dickdarm, ein so genanntes „Megakolon“. Wird es schlimm, kann das Knochenmark nicht genug „Nachschub“ liefern, was zu einem vermehrten Auftreten unreifer Granulozyten führt. Das nennt man dann „Linksverschiebung“. Eine Linksverschiebung ist daher ein recht deutliches Zeichen für einen akuten Schub oder einen akuten, entzündlichen Prozess im Körper. Und dann gibt es natürlich auch das Gegenteil davon, eine so genannte „Rechtsverschiebung“. Das bedeutet, dass Granulozyten vermehrt gealtert sind. Das Problem tritt auf, wenn über einen längeren Zeitraum Kortison genommen wurde und das Immunsystem auf diese Weise unterdrückt wurde. Monozyten Die Fresszellen stellen die größten unter den Leukozyten dar und für sie gibt es eine sehr simple Faustregel: je höher ihr prozentualer Anteil, umso stärker die Entzündung. Eosinophile Granulozyten Monozyten Es sind wenige, aber sie sind wichtig: mit einem relativen Anteil von nur 1-4% der Gesamt-Leukozyten sind sie ein Zeichen für allergisches- und Autoimmungeschehen, wenn erhöht, oder aber für einen „Überschuss“ an Kortison/Kortisol, wenn erniedrigt. Sie sind auch ein Hinweis auf die Tätigkeit der Nebennierenrinde, in der ja Kortisol hergestellt wird. Lymphozyten Eosinophile Granulozyten Bei allergischen- und AutoErhöht Erniedrigt immunprozessen, bei Schwäche der Nebennierenrinde. Bei längerfristiger KortisonTherapie und bei Überschuss der Kortisolproduktion (selten). Basophile Granulozyten Sie machen in Etwa das Gegenteil von eosinophilen und stellen den geringsten Anteil aller weißen Blutkörperchen im Blut dar: die basophilen Granulozyten. Ihr Anteil am Blut kann bei 0% liegen, das heißt „erniedrigte“ Werte in diesem Sinn gibt es nicht. Bei einer Bluterkrankung, der „hämolytischen Anämie“, können die Werte zu hoch sein. Erhöhte Werte finden sich bei Colitis ulcerosa im Schub häufiger als bei Morbus Crohn. Außerdem kommt es zu einer Erhöhung bei Entfernung der Milz. „Erhöht“ ist alles über 1% Anteil. Referenzbereich % 3-7% von Gesamt Die Zellen des Immunsystems machen in aller Regel zwischen 25 und 45% der Gesamt-Leukozytenzahl aus und bilden das spezifische und unspezifische Immunsystem. Man unterscheidet B-, TLymphozyten und natürliche Killerzellen. Im Laufe einer Infektion oder Entzündung nimmt der Gesamtwert der Leukozyten ab, der Relativanteil der Lymphozyten hingegen zu. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kommt es gelegentlich zu einer ungenügenden Ausbildung und Differenzierung der T-Lymphozyten. Interessantes zum Thema Differenzialblutbild Man kann zwar nicht unbedingt sagen, „Laborwerte sind Schall und Rauch“, allerdings konnte ich durch langjährige Beobachtung feststellen, dass sich zwischen Laborwerten-„SOLL“, dem Laborwert„IST“ und der Realität des Befindens oft Abgründe auftun. Laborwerte sind bedingt aussagekräftig über den eigentlichen Zustand eines Patienten. Mit folgenden Überraschungen muss man rechnen. 1. Laborwerte verdächtig – aber kein Schub! Das ist etwas, das ich schon sehr oft festgestellt habe: jemand hat erhöhte Laborwerte – z.B. eine massive Leukozytose…aber nicht eine Spur von Darmentzündung im Körper bei der anschließenden Spiegelung. 2. Die Leukozyten reagieren überhaupt nicht, wie sie auf Medikamente reagieren sollten Normalerweise sollten Immunsuppressiva aller Art eine Abnahme der GesamtLeukozytenzahl bringen. Aber ich habe Dutzende Blutbilder gesichtet, bei denen sich nach der Einnahme von z.B. Azathioprin die Gesamt-Leukozytenzahl erhöht hat – u.U. sogar beträchtlich. Nicht immer korrespondierte das auch mit dem Befinden, aber ich habe im Laufe meiner Praxisjahre mindestens 10 Patienten kennen gelernt, bei denen der Organismus eine Immunreaktion gegen die Immunsuppressiva entwickelt hat! Das muss man sich mal vorstellen! 3. Laborwerte nicht verändert – trotzdem Schub! Auch das Gegenteil passiert, wenn auch seltener – allerdings tut sich ein Problem auf. Da Ärzte zumeist erst die Blutwerte ermitteln und sich in aller Regel nach ihnen richten, erlebe ich, wenn auch selten, dass Patienten trotz 10 oder 12 blutiger Stühle pro Tag nach der Blutuntersuchung mit „alles in Ordnung!“ nach Hause geschickt werden. 4. Alles deutete auf einen Schub hin – doch der Grund der veränderten Werte ist eine simple Erkältung! Hier heißt es aufpassen! Nicht nur beim Differenzialblutbild, sondern bei vielen Entzündungswerten – auch Stuhlmarker wie Calprotectin – kommt es zur Entgleisung der Werte, wenn eine Entzündung im Körper vorliegt, die mit der chronischentzündlichen Darmerkrankung gar nichts zu tun hat! So erlebte ich bei einem Kind von damals 7, 8 Jahren einen „abnorm erhöhten Laktoferrin-Wert“, worauf die behandelnde Ärztin „dringend eine Therapie mit Azathioprin“ angemahnt hat. Ich empfahl den Eltern, drei Tage zu zu warten, und das „Problem“ löste sich unkompliziert: das Kind bekam eine simple Erkältung, und der Laktoferrin-Wert ging nur wenige Tage später auf den Normalwert zurück. Leberwerte Die Leber ist mit dem Darm über den „enterohepatischen Kreislauf“ verbunden. Ist der Darm in seiner Funktion auf irgendeine Weise beeinträchtigt, hat das auch Konsequenzen für die Stoffwechselarbeit der Leber, auch wenn sich dies nicht unmittelbar an Laborwerten zeigt. Bei mir persönlich ist die Leber – ein Irisdiagnostiker wird mir da Recht geben – nach vielen Jahren der chronischen Darmerkrankung ein schwaches Organ, und bei mindestens zwei Drittel meiner Patienten muss die Leber in irgendeiner Form gestärkt werden, damit sich auch die Darmfunktion bessert. Insbesondere dann, wenn in der Vorgeschichte vor der Erkrankung Antibiotika oder andere Medikamente mit im Spiel sind, zeigt sich häufig eine Leberbelastung. In der Medizin sieht das Ganze anders aus: hier werden aus den Leberwerten überwiegend akute Zustände abgeleitet, insbesondere bestimmte Entzündungszeichen und Vorgänge, die außerhalb des Magen-DarmTraktes stattfinden, aber indirekt mit der chronischen Darmentzündung zu tun haben. Hier eine kleine Übersicht über die für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wichtigen Leberwerte. Aspartataminotransferase GOT) (AST, alt: Die Medizin leitet das eher nicht aus diesem Wert ab, aber ein erhöhter Wert dieses Enzyms ist ein Verdachtszeichen für eine erheblich veränderte Darmflora. Darmverpilzung und Gärungsdyspepsie reagieren mit einer besonders empfindlichen Erhöhung des Werts. Tipp: Sollte dieser Wert bei Ihnen erhöht sein, achten Sie doch bitte einmal darauf, ob „dichte“ Kohlehydrate (Stärke und Zucker) säuerlich riechende, durchfällige und spritzende Stühle fördern. Falls ja, empfehle ich eine kohlehydratarme Diät, eventuell zusammen mit einer Darmsanierung! Alaninaminotransferase GPT) (ALT, alt: Der Wert sagt ähnliches aus wie der AST, mit dem Unterschied, dass er zusätzlich noch gelegentlich ein Marker für eine „Primär sklerotisierende Cholangitis“ ist, eine Gallenwegsentzündung, die meiner Beobachtung nach bei Colitis ulcerosa häufiger auftritt als bei Morbus Crohn. Γ-Glutamyltransferase (sprich: „Gamma-Glutamyltransferase“) – γ-GT Dieser Faktor ist ein noch stärkerer Marker für eine primär-sklerotisierende Cholangitis, kann aber auch vor Belastungen durch Medikamente im Körper warnen. Wenn Sie also ein Immunsuppressivum einnehmen sollten, keine positiven Effekte, wohl aber Nebenwirkungen bemerken, und dieser Faktor ist erhöht, legt das nahe, dass Sie sich mit Ihrem Arzt über das Absetzen dieses Medikamentes unterhalten sollten. Der Quick-Wert (Thromboplastinzeit) Der Wert, der eigentlich die Blutgerinnung bestimmt, ist ebenfalls ein Leberwert: eine verschlechterte Blutgerinnung deutet auf eine verschlechterte Synthese der Gerinnungsfaktoren durch die Leber hin. Und damit auf eine Leberfunktionsstörung. Alkalische Phosphatase Hat nur am Rande mit der Leber zu tun – hat nichts mit dem Darm zu tun? Nein, ganz so ist es nicht! Denn der ALP (oder AP) ist auch ein Wert, der wichtig werden kann, wenn der Kalziumstoffwechsel nicht mehr in Ordnung ist – und das ist oft nach langfristiger Einnahme von KortisonPräparaten der Fall. Auch und vor allen Dingen bei Morbus Crohn, wenn dieser schon seit Langem besteht, kann der Kalziumstoffwechsel erheblich aus dem Tritt geraten sein. Feststellbar an einer erhöhten Aktivität der Nebenschilddrüse. Dieses kleine Organ koordiniert den Kalziumstoffwechsel hormonell. Ist der ALP erhöht, kann das neben einer Leberfunktionsstörung auf Probleme mit der Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse und Nebenschilddrüse hinweisen – und damit auf Kalkstoffwechselstörungen! Bilirubin Wenn sich’s in der Galle staut, weil die Gallenwege verlegt sind, erhöht sich der Bilirubinwert. Ein Hinweis auf Ikterus – erkennbar auch am gelben Auge und unter Umständen am dunklen Urin. Im Rahmen einer primär sklerotisierenden Cholangitis kann das (selten) vorkommen… Zusammengefasst: die Leberwerte! Wert AST / GOT ALT / GPT γ-GT Normbereich < 52 Einheiten/l < 50 Einheiten/l < 42 E/l (Frau) < 60 E/l (Mann) Thromboplastinzeit 70-120 % (Erwachsener) (INR / TPZ) 55-170E/l – Frau ALP 70-175E/l - Mann < 1,1 mg / dl Bilirubin Entzündungswerte aus dem Blut Blutsenkungsgeschwindigkeit Zur Bestimmung eines möglichen Entzündungsvorgangs im Körper wird die Blutsenkungsgeschwindigkeit hergezogen. Zu ihr, abgekürzt BSG oder BKS, ist allerdings zu sagen, dass sie eine Entzündung nicht sicher anzeigt. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit ermittelt sich aus der Rate, mit der rote Blutkörperchen zu Boden sinken, nachdem man dem Blut ein gerinnungshemmendes Mittel zugesetzt hat. Dazu nimmt man die Blutprobe, gibt sie in ein dünnes Röhrchen und stellt sie erschütterungsfrei auf. Durch die Schwerkraft beginnen die Blutkörperchen langsam abzusinken. Liegt eine Entzündung im Körper vor, lagern sich Eiweiße an die Blutkörperchen an, sie ballen sich zusammen und sinken dadurch schneller zu Boden. Allerdings können auch eine Blutarmut, die Einnahme von Hormonen („Pille“) sowie eine verstärkte Menstruation den Wert erhöhen. Blutsenkung Männer Frauen Normwert 3-10 mm / 1 h 6-20 mm / 1 h „Krankhafte“ Ursachen für eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit sind: Schilddrüsenerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Tumorerkrankungen, Niereninsuffizienz, Blutarmut, Rheuma und Leberstoffwechselstörungen. Dann sind die Werte erhöht. Bei einer Erhöhung der roten Blutkörperchen („Polyglobulie“) sind die Werte erniedrigt. Achten Sie bei diesem Wert immer auch auf Ihren Hämoglobinwert und allgemein das rote Blutbild! C-reaktives Protein Immunglobuline Das C-reaktive Protein ist so etwas wie die „heilige Kuh“ bei der Ermittlung des Status einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung aus dem Blutbild. Doch nicht immer geht ein erhöhter CRP-Wert mit einer aktiven chronisch-entzündlichen Darmerkrankung einher. Immunglobuline sind ein anderer Ausdruck für Antikörper. Diese werden wiederum von Lymphozyten gebildet. In der Diagnostik der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind sie insofern wichtig, als dass sie immunologische Reaktionen in der Darmschleimhaut anzeigen, auf mögliche Allergien hinweisen oder auch auf bakterielle Fehlbesiedelungen hindeuten. Aber nicht nur dort, sondern auch bei Problemen der Leberfunktion sind die Werte von Immunglobulinen verändert. C-reaktives Protein (CRP) Normwert Unter 5 mg /l Üblich sind Werte bei einer aktiven chronisch-entzündlichen Darmerkrankung von 20 bis 70 mg/l, bisher registrierte Extremwerte um die 200 mg/l. Allerdings: das Creaktive Protein kann auch bei einer simplen Erkältung auf bis zu 50 mg/l ansteigen, wie ich schon des Öfteren beobachtet habe. Der CRP-Wert ist mit Vorsicht zu genießen, zumal Ärzte leider dazu neigen, jedes Missbefinden eines Crohn- oder ColitisPatienten auf die chronisch-entzündliche Darmerkrankung zu schieben. Besonders „leichtfertig“ geht man dann mit Verordnungen um, teilweise auch dann, wenn gar keine Darmsymptome erhoben werden können. Ich werde das im weiteren Verlauf dieses E-Books noch anhand eines Beispiels des Entzündungsmarkers „Laktoferrin“ auf-zeigen. Der CRP-Wert macht nur Sinn unter einer Betrachtung des Gesamt-Zustandes. Ich finde ich als Basis für eine Differenzierung empfehlenswert, in etwa so: wenn sich ein Patient in Remission befindet, der CRPWert aber dennoch erhöht ist, lohnt es sich, eine Spiegelung zu machen. Ist der CRPWert normal oder nicht nennenswert erhöht, kann und sollte man darauf verzichten. Immunglobulin IgA IgE IgG IgM Referenzwert 0,75 – 4,07 g / l < 100 IU / ml 6,8 – 14,5 g / l 0,34 – 2,48 g / l (s)IgA Sekretorisches Immunglobulin A „kleidet“ hauptsächlich die Schleimhaut des MagenDarm-Traktes aus und bildet eine „first line defense“, eine Abwehr an der vordersten Linie. Es kann sowohl das Eindringen von Erregern (Bakterien und Viren) in die Darmschleimhaut verhindern als auch Bakteriengifte neutralisieren. Ein selektiver Mangel an diesem Immunglobulin ist eine der am weitesten verbreiteten Erkrankungen des Immunsystems. Da IgA die Schleimhäute im Allgemeinen auskleidet, kann ein Mangel sowohl in Erkrankungen der Atemwege (wie beispielsweise chronischen Nebenhöhleninfekten, aber auch Allergien) als auch solchen des Verdauungstraktes resultieren: immer wiederkehrende Magen-DarmInfekte, aber auch chronische Erkrankun- gen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. len die Ausschüttung von Histamin veranlassen. Was hat das mit Crohn beziehungsweise Colitis zu tun? Mehr als man annehmen mag. Die Abwehr der Schleimhaut ist geschwächt. Bakterientoxine können die Darmschleimhaut angreifen und lockern. Ein „Leck-Darm-Syndrom“ entsteht. Dadurch können mehr Antigene (schädliche Stoffe), auch „Makromoleküle“, die in dieser Größe gar nicht durch die Darmschleimhaut durchtreten dürften, eindringen, und Abwehr- und Entzündungsreaktionen auslösen. Menschen mit einem (s)IgA-Mangel sind gegenüber entzündlichen Veränderungen der Darmschleimhaut wesentlich sensibler als solche, die normale Werte an diesem Immunglobulin haben. Bei einer Langzeitbeobachtung von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zeigten sich bemerkenswerterweise kaum Unterschiede bei den einzelnen Patienten zwischen Ruhephasen und Krankheitsschüben, auch nicht (nennenswert) zwischen Behandlung mit Immunsuppressiva und ohne dieselbe. Aber: signifikante Unterschiede zeigten sich zwischen Patienten, die Überempfindlichkeitsreaktionen gegen bestimmte Nahrungsmittel etc. zeigten, und solchen, die es nicht taten: die Patienten mit einer CED, die zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten neigten, wiesen stark erhöhte IgE-Werte auf, wohingegen die Patienten ohne solche Überempfindlichkeitsreaktionen keine erhöhten Werte hatten, weder in Ruhephasen noch in Schüben der Erkrankung. IgD Ich erwähne das Immunglobulin D nur am Rande, da es erstens nur in sehr geringen Mengen vorkommt, man zweitens noch nicht viel über seine Funktion weiß und drittens erst recht im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. IgD findet sich auf den BLymphozyten und Plasmazellen, die auf Antikörperproduktion spezialisierte Zellen des Abwehrsystems sind. Tipp: Eine Auslassdiät kann bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen manchmal helfen. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, lässt sich recht sicher durch die Messung vom IgESpiegel bestimmen: ist er erhöht, macht eine Auslassdiät Sinn, um die Darmsymptome zu lindern! IgE IgG Immunglobulin E ist das Immunglobulin mit der geringsten Konzentration im Körper und zugleich das Bedeutendste beim Thema Allergien (vom Soforttyp) und Belastungen mit Parasiten (die auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gelegentlich vorkommen. Immunglobulin E ist zellgebunden. Es bindet sich an Mastzellen und Granulozyten. Reagiert es einmal auf ein Allergen, kann es bei Mastzel- Immunglobulin G ist der häufigste Antikörper, er macht bis zu 80% aller im Körper zirkulierenden Immunglobuline aus. IgG ist generell ein Immunglobulin, das im Verlauf einer Infektion gebildet wird und bei der gleichen Infektion, wenn diese ein weiteres Mal auftritt, sofort und in großer Menge zur Verfügung steht. Eine Unterklasse von Immunglobulin G, das IgG4, ist ein Streitpunkt zwischen der „wissenschaftlichen Medizin“ und der Naturheilkunde / Alternativmedizin. Denn IgG4, ist ein Marker für zeitverzögerte Allergien, da es wie IgE Histaminausschüttung veranlasst. Allerdings bezieht sich diese Eigenschaft auf „in Vitro“ Untersuchungen, also auf das Reagenzglas. Allergologen, die Verfechter der wissenschaftlichen Medizin sind, halten es nach derzeitigem Kenntnisstand für nicht nachweisbar, dass bestimmte Nahrungsmittel den Gehalt des Blutes an IgG4Antikörpern erhöhen. Bei einem IgG4-Test bekommt man in aller Regel eine (umfangreiche) Liste mit Nahrungsmitteln, die es zu meiden gilt – und eine Auslassdiät im Rotationsverfahren wird empfohlen. Da diese Tests bereits unter „IGEL“-Leistungen fallen und recht teuer sind (ab 200 Euro aufwärts), sollte man vorher die Möglichkeit einer zeitverzögerten Nahrungsmittelallergie mit persönlichen Tests abklären. Dazu ist es nötig, verdächtige Nahrungsmittel für eine Woche aus der Ernährung zu eliminieren. Ich habe nach meinem gegenwärtigen Kenntnisstand den Eindruck, als dass das Einhalten einer Auslassdiät nach dem IgG4-Testverfahren bei rund 60% aller Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen einen Unterschied macht, jedoch ohne sagen zu können, dass eine Auslassdiät dann bei diesen Personen auch zu kompletter Beschwerdefreiheit führt. Deswegen halte ich es für wichtig, sich vorher ein wenig mit dem Thema Auslassdiäten zu beschäftigen. Eine Liste mit Nahrungsmitteln, die häufig in solchen IgG4-Tests als unverträglich auftreten: - Erdbeeren Weizen Roggen Milchprodukte Meeresfrüchte (aller Art) Thunfisch, aber immer wieder auch andere Fische Hülsenfrüchte, v.a. Bohnen Nüsse, v.a. Haselnüsse Nachtschattengewächse, v.a. Tomaten, Paprika Bananen Noch eine Beobachtung meinerseits: in manchen Fällen helfen Enzyme und enzymanregende Stoffe, Unverträglichkeitsreaktionen zu mildern. Auch dieses würde ich vor einem IgG4-Test empfehlen, zu versuchen! Die Sache ist also nicht ganz so eindeutig wie bei den IgE-vermittelten Allergien! IgM Das Immunglobulin M kann im Einzelfall wichtig werden, denn seine Erhöhung deutet auf eine entzündliche Gallenwegserkrankung hin, z.B. eine primärsklerotisierende Cholangitis, die vor allem bei Colitis ulcerosa als Komplikation öfter vorkommt. Normalerweise deutet ein erhöhter IgM-Spiegel auf den Beginn einer akuten- bzw. Infektionskrankheit hin. Liegt ein akuter Schub einer chronischentzündlichen Darmerkrankung vor, dann sind neben IgM auch andere Immunglobuline erhöht. Übrigens: IgM kann vor allem bei Morbus Crohn auch erniedrigt sein: nämlich dann, wenn ein Eiweißverlustsyndrom auftritt. ANCA ASCA Vom „antineutrophilen zytoplasmatischen Antikörper“ gibt es mehrere Varianten. Für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind zwei von Bedeutung: erstens p-ANCA (Antikörper gegen das Enzym „Myeloperoxidase“, das durch Bindung an Fette von sterbenden Zellen Entzündungen im Organismus kontrolliert) und zweitens BPI-ANCA, ein Antikörper für ein Antigen, das antibakteriell wirkt und damit eine Kontrolle von Bakterienpopulationen bewirken kann. „ASCA“ ist eine Abkürzung für „AntiSaccharomyces Cerevisiae Antibody“, Also Antikörper gegen einen Hefepilz der Brau- und Bäckerhefe. Um das Ganze nicht zu kompliziert werden zu lassen: p-ANCA sorgt indirekt für eine erhöhte Entzündungsneigung, BPI-ANCA indirekt dafür, dass Bakterienpopulationen nicht in Schach gehalten werden können. Bei einigen Patienten mit Morbus Crohn und bei noch erheblich mehr Patienten mit Colitis ulcerosa ist p-ANCA beziehungsweise BPI-ANCA nachweisbar, und zwar: Bei Crohn Bei Colitis p-ANCA 20% 75% BPI-ANCA 23% 43% Hingewiesen werden muss darauf, dass bei BPI-ANCA die Datenlage möglicherweise unzureichend ist! (s. Referenzen). α-1-Antitrypsin Dieser Entzündungsmarker ist spezifischer als CRP, vor allen Dingen zur Bestimmung akuter Schübe bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Die Normwerte betragen: α-1-Antitrypsin 80-200 mg /dl Diese findet sich überraschenderweise bei 70-80% aller Morbus Crohn-Patienten, wohingegen das Vorkommen des Antikörpers bei Colitis ulcerosa gegenüber der gesunden Bevölkerung nicht oder nur kaum erhöht ist. Ist ASCA nachgewiesen, empfehle ich in der Praxis eine überschaubare Periode mit glutenfreier Kost, etwa für vier Wochen. Laut einer Hypothese einiger Naturheilkunde-Experten hängen die immer stärker werdenden und häufiger vorkommenden Allergien gegen Weizen mit neuen Züchtungen zusammen (seit etwa den 60er / 70er Jahren), die in einem nicht genauer geklärten Zusammenhang mit der Brauhefe stehen. Wie bei so vielen „überwiegend immunologisch-allergischen Reaktionen“ liegt die Wurzel des Problems im Dünndarmbereich, da wo das lymphatische System seine größte Stärke erreicht und direkt an den Darm angrenzt. ASCA-positive Morbus-Crohn-Patienten reagieren nicht notwendiger Weise immer negativ auf Getreide und Backwaren, aber auffällig oft negativ auf Probiotika, die Saccharomyces-Stämme enthalten, wie beispielsweise Perenterol / Yomogi. Stuhldiagnostik Von der akuten, klinischen Stuhldiagnostik abgesehen, gehört die Stuhldiagnostik überwiegend zu den IGeL-Leistungen. Das hat natürlich den Nachteil, dass die Patienten für die (z.T. nicht unerheblichen) Kosten selbst aufkommen müssen. Aber IGeLLeistungen haben auch einen Vorteil: Üblicherweise erhält der Patient umfangreiches Infomaterial und Interpretation zu seinen Laborergebnissen. Und das ist etwas, was ich bei den Kassenleistungen vermisse. Allerdings kann die Fülle an Informationen auch verwirrend sein. Eine gute Stuhldiagnostik liefert eine Fülle von Informationen über den immunologischen Status des Darms, und kann aufschlussreich sein, um neben Magen-DarmStörungen auch sonstige Gesundheitsstörungen abzuklären. Sogar zentralnervöse Störungen haben ihre Ursache nicht zuletzt in Veränderungen des Darmmilieus und der Darmflora. In diesem E-Book kann ich über eine kleine Einführung leider nicht hinausgehen. Allerdings sollen die Informationen auch helfen, die teilweise verwirrende Informationsfülle sinnvoll zu ordnen! Stuhl-pH-Wert Da der pH-Wert des Stuhlgangs – der Säure-Base-Wert – ein, wenn nicht der wichtigste Marker für das Milieu des Dickdarms ist, setze ich ihn an den Beginn des Kapitels über Stuhl-Laboranalyse. Über den pH-Wert-Bereich oberhalb des Dickdarms sagt der Dickdarmwert wenig aus, wenn auch diese Werte Einfluss auf den pH-Wert des Dickdarms haben. Übersicht: durchschnittliche pH-Werte im Verdauungstrakt pH-Wert 1,0-2,8 (sehr sauer) Magen Zwölffingerdarm 7,5-8,8 (leicht basisch) 7,0-8,5 (leicht basisch) Dünndarm 6,2-6,8 (leicht sauer) Dickdarm In einem gesunden Verdauungstrakt ist der pH-Wert des Magens sehr sauer, der des Zwölffingerdarms wiederum basisch, da die Enzyme der Bauchspeicheldrüse und der Gallensaft basisch sind (pH bis 8,8). Auch die Enzyme der Dünndarmzellen, die Saccharidasen, sind leicht basisch, aber nicht so sehr wie die von Galle und Pankreas. Der Dickdarm-pH-Wert ist bei optimaler Darmflora leicht sauer. Das leicht saure Milieu erklärt sich durch die Verstoffwechslung von Ballaststoffen zu kurzkettigen Fettsäuren. PH-Werte von unter 6,0 (sauer) sowie über 7,0 (basisch) im Dickdarm sind als krankhaft anzusehen. Ein „zu saurer“ Stuhl und ein „zu basischer“ Stuhl haben folgende Ursachen: Zu viel Säure (pH-Wert 6,0 oder niedriger) „Kohlehydrat-Malassimilation“: Stärke und Mehrfachzucker werden im Dünndarm nicht richtig abgebaut und gelangen unverdaut in den Dickdarm. Es kommt zu „Gärungsdyspepsie“. Lactobazillen, Enterokokken, Bacteriodes, aber auch Hefe (Candida) treten verstärkt in der Darmflora auf. Candida, insbesondere die „gefährlichen“ wie albicans und crusei, gedeihen besonders in einem Milieu zwischen einem pH-Wert von 5,5 bis 6,0. Durch die Gärung wird die Darmschleimhaut gereizt, aus dem Lymphsystem wird Wasser ins Darmlumen gezogen, es kommt zu Durch- fällen mit einem typischerweise sauren Geruch, im Extremfall so genannte „Gärungsstühle“, die säuerlich riechen, beim Abwischen brennen und stark spritzen. Abhilfe schafft hier in den meisten Fällen eine kohlehydrat- und ballaststoffreduzierte Kost. Auch auf Fruchtsäuren und Zucker (aller Art) sollte möglichst verzichtet werden. Seien Sie zurückhaltend mit Getreide! Zu basischer pH-Wert (höher als 7,0) Ab einem pH-Wert von 7,0 verändern sich die Milieubedingungen so abrupt, dass die säureliebenden, kurzkettige Fettsäuren produzierenden Bifido- und Lactobazillen stark zurücktreten und stattdessen Clostridien, Pseudomonas und verschiedene ColiStämme verstärkt auftreten. Sie lösen Eiweiß auf, machen es aber für den Körper nicht nutzbar, sondern benötigen es für ihren eigenen Stoffwechsel. Da der Hauptgrund für einen erhöhten pH-Wert („zu basischer Dickdarm“) ist, dass Eiweiß unverdaut in ihn gelangt, wird das Eiweiß nun von diesen Bakterienstämmen zersetzt. Dabei entstehen Schwefelwasserstoff- und Ammoniakverbindungen, die für den menschlichen Stoffwechsel giftig sind und in der Leber abgebaut werden müssen. Clostridien zersetzen zudem ranzige Fette (denaturierte ungesättigte Fettsäuren), die ebenfalls den Stoffwechsel belasten. Unter nicht-entzündlichen Bedingungen besteht bei basischem Dickdarm eine Neigung zu Darmträgheit, Verstopfung, bei leichter Entzündung Neigung zu so genannten „Kittstühlen“ (schwer abwischbar, klebrig, auch weicher Stuhl ist schlecht auszuscheiden). Bei einer Dickdarmentzündung kommt es mit der Reizung durch oben erwähnte Stoffwechselprodukte zu faulig stinkenden, spritzenden Durchfällen. Ursachen für zu basischen Stuhl - Schlechte Eiweißverdauung - Bauchspeicheldrüseninsuffizienz - Plasmaeiweißverlust in den Darm - Flächige Darmentzündungen (M. Crohn) – Resorption von Aminosäuren gestört - Säurehemmende Medikamente (Protonenpumpenhemmer, Basenpulver etc.) - Erhöhte Aufnahme, mehrere tierische Eiweiße in Kombination (z.B. Fleisch und Käse) Als erste-Hilfe-Maßnahme sollten Sie auf eine überwiegend vegetarische Ernährung übergehen und den Enzymhaushalt mit geeigneten Präparaten anregen: Bitterstoffe, Magensäure anregende Mittel wie Betain-HCl. Eventuell abklären lassen, ob ein Protonenpumpenhemmer notwendig ist! (Wird oft verordnet, wenn längerfristige Kortisoneinnahme notwendig ist). „Stark schwankender pH-Wert“ Auch das gibt es, und ich konnte mir nie so recht einen Reim darauf machen, warum der pH-Wert des Stuhls binnen weniger Wochen um mehr als 2 schwanken kann (z.B. pH-Wert 5,9, was zu sauer ist, und pH-Wert 8,0, was viel zu basisch ist). Die einzige Erklärung, die ich derzeit anbieten kann, ist die, dass größere Flächen im unteren Dünndarmabschnitt entzündet sein müssen, so dass weder Kohlehydrate noch Eiweiß „vernünftig“ resorbiert werden können und es je nach genossenen Speisen zu stärkeren pH-Wert-Schwankungen kommt, je nachdem ob Stärke oder Mehrfachzucker unverdaut in den Dickdarm gelangen oder Eiweiße. Physiologische terien (gesunde) Darmbak- Gärung im Dickdarm ist ein sehr wichtiger Vorgang, da dabei kurzkettige Fettsäuren gewonnen werden, welche die Darmschleimhaut direkt nähren. Ist der Prozess aufgrund einer veränderten Darmflora nicht gegeben, kommt es zu Nährstoffdefiziten in der Darmschleimhaut und damit zu Durchlässigkeit und Anfälligkeit, was wiederum Entzündungen fördern kann. Die wichtigsten Bestandteile einer gesunden Dickdarmflora (denn um die geht es im Labor!): Bakterienart Bifidobakterien Bacteroides Enterobakterien Enterokokken Lactobazillen Clostridien Fusobakterien Veillonen Staphylokokken Anzahl / g Stuhl 1-10 Milliarden 1-10 Milliarden 100.000-10 Millionen 100.000-10 Millionen 1.000-1 Million 1.000-100.000 1.000-100.000 Ca. 1000 Ca. 1000 Bifidobakterien sind der wichtigste Bestandteil der Darmflora des Dickdarms. Sie machen rund 25% der Gesamt-Keimzahl im Dickdarm aus und zählen zur Gärungsflora. Sie sorgen für ein saures Darmmilieu. Ballaststoffe, vor allen Dingen lösliche Ballaststoffe, sorgen für eine hohe Keimzahl, Mangel an Ballaststoffen für eine erniedrigte Keimzahl. Bedeutung: Bifidobakterien vergären Zucker zu Milchsäure und Essigsäure. Dadurch schaffen Sie ein saures Darmmilieu. Ihre Nahrung stellen langkettige Kohlehydrate dar, wie z.B. Inulin (in Chicorée, Topinambur) oder Pektin. Diese werden wegen ihrer positiven Wirkung oft auch als Präbiotika bezeichnet. Die Stoffwechselprodukte von Bifidobakterien hemmen die Zellteilung von E. Coli (der schädlichen Form!), Clostridien, Listerien und Camphylobacter. Eiweißfäulnis wird reduziert. Ist ihre Gesamtzahl erniedrigt, hat dies größtenteils die gleichen Gründe wie ein zu basischer pH-Wert im Dickdarm: Eiweißfäulnis, zu stark eiweißlastige Ernährung, Fehlen von eiweißspaltenden Enzymen bzw. Magensäure, Entzündungen (in erster Linie im Dünndarm, eine Enddarmentzündung ist dann die Folge im Dickdarm – Morbus Crohn zeichnet sich oft dadurch aus, dass ein Entzündungsherd im terminalen Ileum und ein weiterer im Enddarmbereich – dem Rektum – besteht!), sowie das Fehlen von Ballaststoffen. Dass ihre Gesamtzahl erhöht ist, kommt eigentlich eher selten vor. Im Rahmen einer Gärungsdyspepsie mit Stuhl-pHWerten unter 6,0, bei einem Übermaß an Ballaststoffen, Zucker, Säure und Rohkost. Oder eben, wenn aufgrund einer Dünndarmentzündung Kohlehydrate und Zucker nicht richtig verdaut werden können. Bacteroides sowie Prevotella-Porphyromonas-Gruppe: Diese Gruppe von Bakterien mit dem unaussprechlichen Namen ist die zweitwichtigste Gattung im Dickdarm. Wenn man sie zusammen zählt, machen sie fast so viele Individuen aus wie die Gruppe der Bifidobakterien, doch untereinander sind ihre Anteile sehr verschieden. So sind Bacteroides bei Fleischessern dominant und Prevotella bei Vegetariern, die sich ballaststoffreich ernähren. Die Bakteriengruppen haben zudem unterschiedliche Fähigkeiten. Während die „vegetarischen“ Prevotella Glykoproteine abbauen und Vitamin B1 und Folsäure syn- thetisieren können, haben die „fleischfressenden“ Bacteroides ganz andere Stoffwechselfunktionen: sie bauen Mehrfachzucker, Eiweiß und Fett ab und synthetisieren Vitamin B2, B5 und sogar Vitamin C. Anders als in früheren Veröffentlichungen behauptet kann der Mensch tatsächlich – wenn auch nur in geringen Mengen – sein eigenes Vitamin C herstellen! Physiologisch sind sie alle. Derzeit kann man noch nicht sagen, ob sie sich den Ernährungsgewohnheiten ihres Wirts anpassen oder ob sie mehr oder weniger statisch sind und zum Teil die Stoffwechseltypen erklären können, wo der Eine viel Eiweiß und Fett und wenig Kohlehydrate benötigt und der Andere nur wenig Eiweiß und Fett, aber mehr Kohlehydrate. Wenn allerdings eine Anpassung erfolgt, dann ist diese sehr langfristig. Ein Aspekt scheint sich kurzfristiger beeinflussen lassen: werden wenig „dichte“ Kohlehydrate (wie z.B. Getreide) verzehrt, scheinen sich Arten zu vermehren, die den Darm zu einer geringeren Kalorienaufnahme verleiten. Sind die Bacteroides in ihrer Gesamtheit erniedrigt, deutet das auf Belastungen durch Medikamente oder immunologischer Art hin. Auch Umweltgifte kommen Infrage. Die Folge: die Synthese von organischen Säuren, Fettsäuren und Antioxidantien ist gestört, die Darmschleimhaut stärker oxidativem Stress ausgesetzt, die Verdauungsleistung herabgesetzt und das Immunsystem geschwächt. Enterobakterien bilden eine etwas kleinere Gruppe, die organische Säuren wie z.B. die Bernsteinsäure, Essigsäure, Milchsäure durch Gärung herstellen, oder aber 2,3Butandiol. Ist letzteres der Fall, hat das praktisch gesehen Auswirkungen auf die Gasbildung im Dickdarm. Als solche ist sie nicht „ungesund“, denn 2,3-Butandiol ist ein Energieträger. Die Verwandten dieser Substanz sind allerdings mit mehr Vorsicht zu genießen: sie sind „psychoaktiv“, können also Stimmungen verändern! Ist der Spiegel der Enterobakterien erniedrigt, so hat das gesundheitliche Bedeutungen. Es besteht die Möglichkeit, dass sich Autoantikörper gegen die Keime richten (nachgewiesen bei chronischem Erschöpfungssyndrom), oder dass Medikamente die gramnegativen Enterobakterien zerstören / zerstört haben. Das ist insofern wichtig, als dass diese Keimstämme bei ihrem Absterben Toxine freisetzen, welche die Darmschleimhaut schädigen. Es lohnt sich durchaus, den Spiegel bei Morbus Crohn / Colitis ulcerosa zu bestimmen, denn sind die Enterobakterien in ihrer Zahl erniedrigt, liegt sehr wahrscheinlich ein „LeckDarm-Syndrom“ vor (Leaky Gut). Enterokokken sind grampositive Kugelbakterien, die ähnlich wie Coli-Bakterien physiologische (gesundheitsfördernde) und pathologische (krankmachende) Eigenschaften haben können. Bestimmte Unterarten dieses Stammes bilden ein Enzym namens „Gelatinase“, das mit dazu beitragen kann, dass chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ausbrechen, falls die Veranlagung dazu besteht. Falls Ihre Anzahl erhöht ist, kann das folgende Konsequenzen haben: eine erhöhte Verwundbarkeit und Angreifbarkeit der Schleimhaut, verstärkte Bildung von Blähungen und ab einer bestimmten Anzahl auch vermehrte Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen. Eine erhöhte Enterokokken-Zahl trägt gelegentlich zum Auftreten eines Reizdarmsyndroms bei. Doch in „ihrer Anzahl“ sind Enterokokken durchaus positiv zu werten: sie tragen nämlich zu einer Stabilisierung des DarmpH-Werts bei. Erniedrigte Enterokokkenzahlen können eine verstärkte Anfälligkeit der Darmschleimhaut für Fremderreger aller Art (Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten) darstellen. Wenn Sie eine Stuhluntersuchung machen, achten Sie vor allen Dingen auf eine erniedrigte Enterokokken-Zahl in Kombination mit einem hohen Stuhl-pH-Wert, vor allem über 7,5! Laktobazillen bilden die letzte Gruppe von überwiegend „guten“ Darmbakterien, die ich hier an dieser Stelle besprechen möchte. Erstaunlich ist, dass sie gar nicht in so großer Anzahl vorkommen. Pro Gramm Stuhl sind es nur rund 10.000 bis 1.000.000 Individuen, im Vergleich etwa mit Bifidus ist die Anzahl geradezu lächerlich gering. Aber dennoch haben Sie eine wichtige Bedeutung. Sind Sie in der Darmflora in normalen Mengen vorhanden, stellt dies einen gewissen Schutz vor Infektionen aller Schleimhäute da, insbesondere auch der Vagina der Frau. Mit deutlich erniedrigten Keimzahlen an Laktobazillen geht daher eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte und Pilzinfektionen (Candida) an anderen Schleimhäuten einher. Da auch sie den Darm-pH-Wert stabilisieren, kann ihr Fehlen letztendlich zu einem zu sauren Darm genauso wie zu einem zu basischen Darm beitragen, wenn auch nicht in dem Maß wie größere Entzündungen im Dünndarmbereich. Escherichia Coli Als eines der besten Probiotika-Präparate kennen Sie vielleicht „Escherichia Coli Nissle 1917“, aber nicht alle ColiKeimstämme sind wirklich so nützlich wie dieser. Es kommt bei diesem Stamm mehr noch als bei den meisten anderen auf die Menge an. Die ideale Menge pro Gramm Stuhl wird mit ca. 100.000 bis 10 Millionen angegeben. Genauso wie Laktobazillen den SäureBase-Wert im Dickdarm stabil halten, halten die „guten“ Escherichia Coli das ökologische Milieu stabil. Sie sorgen durch verschiedene Faktoren dafür, dass sich fremde, womöglich schädigende Keimstämme nicht im Dickdarm etablieren können. Escherichia Coli Nissle 1917 z.B. setzt sich an der Grenze zwischen Schleimhaut und Darmwand fest und sorgt dafür, dass im Dickdarm ein überwiegend „Anaerobes“ Milieu vorherrscht, damit die Gärungsflora (z.B. Bifidobakterien) gestärkt wird und so das leicht saure Milieu erhalten bleibt. Außerdem übernehmen Coli-Bakterien die Nährstoffversorgung der Schleimhautzellen. Sie bilden ein immunologisches Bollwerk gegen alles, was sich nicht in das Spektrum der Darmflora (die ja sehr individuell ist) einordnen lässt. Zu wenig Escherichia Coli gehen mit einer verminderten „Kolonisationsresistenz“ einher, also einer Abwehrschwäche des Darms. Zu viele, auch von den „guten“, kommen bei einem „Overgrowth-Syndrom“ vor, einer Überwucherung von Darmabschnitten vor. „Overgrowth“ kennt man normalerweise, wenn der Dünndarm (aus welchen Gründen auch immer) mit Dickdarm-Keimen besiedelt ist. Es kommt aber auch vor, dass einfach ein „zu viel“ an bestimmte Bakterien bestimmte Darmabschnitte „überwuchern“. Wenn zu viele E. Coli-Keime vorhanden sind, kann das folgende Ursachen haben: Ursachen für zu viele E. Coli Unverdautes weiß Ei- Die Coli-Bakterien übernehmen dann Eiweiß zersetzende Eigenschaften. Coli-Keime wandern Überwucherung den Dickdarm hinauf, befallen u.U. den Dünndarm, was zu starken Beschwerden führt. Befall mit krank- Hämorrhagische E. machenden Stäm- Coli im Rahmen einer schweren Darmen minfektion. Durch ImmunsuppMedikamentenression können sich einnahme E.Coli auf Kosten anderer Keime ausdehnen. Die Folgen einer Überbesiedlung mit „normalen“ Escherichia Coli sind Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten, breiige Stühle, Krämpfe an bestimmten Darmabschnitten. Wird der Darm mit krankmachenden E. Coli-Erregern infiziert, können massive Durchfälle, blutige Stühle, Krämpfe und Fieber die Folge sein! Pathogene bakterien (krankmachende) Darm- Krankmachende Bakterien (und andere Erreger) befallen den Darm nicht nur im Rahmen von Infektionen, sondern sind oft in sehr geringen Mengen vorhanden und können sich bei Problemen im Darm, z.B. immunologischer Natur oder bei Fehlernährung, erheblich ausdehnen. Vor allem bei Dickdarmentzündung sind sie nachweisbar. Clostridium difficile ist ein Erreger, der bei rund 2% aller Erwachsenen in sehr geringen Keimzahlen nachweisbar ist. Wird mit Antibiotika behandelt, wird die normale Darmflora dezimiert und Clostridien kön- nen sich auf Kosten der normalen Darmflora stark ausbreiten, was eine antibiotikainduzierte Colitis („Colitis pseudomembranacea“) zur Folge haben kann. Nachgewiesen wird C. difficile durch Nachweis des Clostridium-Difficile-Toxins A. Camphylobacter sind Durchfallerreger, die eine infektiöse Dünndarmentzündung auslösen. Dazu genügen bereits einige hundert Erreger. In roher (nicht pasteurisierter) Milch und in nicht durchgegartem Geflügelfleisch finden sich die meisten. Normalerweise verläuft die Erkrankung unkompliziert, aber gelegentlich kann Wochen nach der Durchfallerkrankung eine Arthritis mit Entzündung der großen Gelenke auftreten. Auch Hautentzündungen wie das Erythema Nodosum treten auf. Von diesen Ausnahmen abgesehen verläuft die Krankheit nicht chronisch, kann aber bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen einen Schub auslösen. Das ist insbesondere deswegen wichtig, da die meisten Durchfallinfektionen auf Reisen in warme Länder durch Camphylobacter ausgelöst werden. Yersinien sind nach Salmonellen und Camphylobakter jejuni die wichtigsten Erreger bakterieller Magen-Darm-Infekte. Ihre Haupt-„Quelle“ vermutet man in Schweinefleisch, das unzureichend gegart wurde. Eventuell kommt auch Schweinefleisch aus Massentierhaltung in Betracht, wo die Schweine durch Enge und Medikamentengaben immunschwach sind. Unter anderem ist dies einer der Gründe, warum ich grundsätzlich jedem Kranken ans Herz lege, Schweinefleisch zu meiden, wenn auch nicht der einzige Grund. Zu den Yersinien zählen auch die Pest-Erreger. Grundsätzlich können Yersinien, auch die „enterocolica“-Art, ziemlich viele unterschiedliche Symptome verursachen. So können Yersinien beim Erwachsenen Erscheinungen auslösen, die durchaus vom klinischen und pathologischen Befund starke Ähnlichkeit mit Morbus Crohn haben – vor allen Dingen können auch diese Beschwerden sich bei entsprechender (schwacher) Abwehrlage chronifizieren, daher mein Tipp: Auch bei jüngeren, auf jeden Fall aber bei Patienten über 25 empfehle ich bei einer „Diagnose Crohn“ in jedem Fall auf einem YersinienNachweis zu bestehen. Die Therapie fällt nämlich in diesem Falle völlig anders aus als bei „echtem“ Crohn! Giardia lamblia ist im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen nicht so interessant, ich erwähnte ihn deshalb, da die Infektion mit diesem Parasiten den Dünndarm betrifft und neben Durchfällen auch zu Aufnahmestörungen von Nährstoffen führen kann, wie dies ja auch bei Morbus Crohn sein kann. Der Unterschied: im Gegensatz zu Morbus Crohn kann eine Infektion mit Lamblien nicht über die Oberfläche der Darmschleimhaut hinaus reichen. Die Ursache für diese Infektionen ist oft in fehlender Hygiene, Genuss von verunreinigtem Wasser und rohem Obst zu sehen. Darm-Candidosen, also Pilzbefall z.B. mit Candida albicans (der häufigste) oder crusei, sind hingegen eine typische Zivilisationserscheinung. Sie resultieren vor allen Dingen aus zwei Ursachen heraus: erstens das Vordringen von Mehrfach- zuckern bis in den Dickdarm und zweitens der Einsatz von Antibiotika, und meiner Erfahrung nach auch wenn er lange zurückliegt. Antibiotika können, wie bereits an anderer Stelle von mir geschrieben, die Darmflora für einen langen Zeitraum aus dem Gleichgewicht bringen. Unter Umständen sogar für Jahre. Wenn aber Zucker (und Kohlehydrate allgemein) nicht richtig verdaut werden oder der Organismus mit „dichten“ Kohlehydraten überfrachtet wird, ist das eine der Hauptursachen für Candida-Befall des Darms. Ich war selbst mal von einer DarmCandidose betroffen während meiner Morbus-Crohn-Zeit und kann heute nicht mehr genau sagen, ob diese zu einem Schub, der sich etwa ein halbes bis ein Jahr später einstellte, beigetragen hat (ich war in dieser Zeit auch einer sehr hohen Stressbelastung ausgesetzt). Aber da immer wieder Darmpatienten berichten, dass es ihnen mit einer kohlehydratarmen Diät besser geht, liegt nahe, dass Patienten chronischentzündlicher Darmerkrankungen besonders auf eine Infektion mit Candida achten sollten. Labortechnisch werden heute ca. 1.000 Individuen pro Gramm Stuhl als normal angesehen, was sehr viel weniger ist als die meisten Keimstämme (meist ab 100.000 aufwärts). Wenn die Stühle oft „vergoren“ riechen, also säuerlich, stark spritzen, schlecht abwischbar sind und breiig oder dünnbreiig, und sich die Situation nach Weglassen von Getreide und Zucker bessert, lohnt eine Testung auf Candida. Ursachen für Candidosen Antibiotika Unverdaute Kohlehydrate Die Darmflora wird verändert, Candida können sich auf Kosten anderer Spezies ausbreiten. Das Milieu im Dickdarm wird saurer (< 6,0), Candida besetzen die ökologische Nische. Noro- und Rotaviren lösen eine akute (unter Umständen blutige) infektiöse Durchfallerkrankung aus. Manche Morbus Crohn- und Colitis-ulcerosa-Patienten sind empfindlich und empfänglich für diese Art von Viruserkrankungen. Ich habe gelegentlich bereits beobachten müssen, dass eine Virusinfektion schubauslösend war, und, was noch viel wichtiger ist, den Verlauf einer Erkrankung häufig verändert hat. Bei einigen Patienten hat sich ein „normaler“ schubweiser Verlauf durch eine solche Infektion in einen chronisch-aktiven Verlauf verwandelt, die Schübe wurden verstärkt und der Verlauf insgesamt verschlechtert. Meine Vermutung dazu ist, dass, wenn das Immunsystem einmal verändert ist oder gar durch Immunsuppressiva belastet, der Organismus mit der Erkrankung nicht mehr fertig wird. Es stellt sich ein Phänomen ein, das in der Naturheilkunde als Erregertoxikose bezeichnet wird, welche den Verlauf (u.U. dramatisch) verändern oder verstärken kann. In der akuten Diagnostik einer Durchfallerkrankung werden diese beiden Erreger kontrolliert, um eine chronischentzündliche Darmerkrankung auszuschließen (Differenzialdiagnostik). Entzündungsmarker im Stuhl Seit etwa 5 Jahren haben sich zwei „neue“ Entzündungsmarker im Stuhl in der Labordiagnostik durchgesetzt: Laktoferrin und Calprotectin. Vorher wurde zur Überprüfung der Entzündungsaktivität bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen überwiegend die „PMN-Elastase“ (ein Enzym) herangezogen. Laktoferrin und vor allen Dingen Calprotectin sind recht genau, korrelieren in Empfindlichkeit und Ansprechen etwa zu 85% mit der Aktivität chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen, allerdings sind sie nicht absolut genau (s. Seite 9, rechte Spalte!). Die PNMElastase als Entzündungsmarker korreliert nur zu rund 75% mit der Entzündungsaktivität, außerdem ist der Wert bei Reizdarmsyndrom meist erhöht, was für Calprotectin und Laktoferrin nicht gilt. Normwerte < 50 µg / g Stuhl Calprotectin < 7 µg / g Stuhl Laktoferrin < 60 µg / g Stuhl PNM-Elastase Referenzen und Quellenangaben Die folgenden Internetseiten wurden für die Erstellung des E-Booklets „Laborwerte verstehen und Interpretieren“ genutzt: http://www.labor-blutwerte.de/rotes-blutbild.php http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/b/Blutbild_klein.htm http://www.labormedizin.at/laborbefunde/lbef_ery_indizes.htm http://www.onmeda.de/behandlung/entzuendungswerte-blutsenkungsgeschwindigkeit4439-2.html http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/027050l_S2k_Diagnostik_Prim%C3%A4re_Immundefekte_2011-12.pdf http://www.naturheilpraxis.de/nh/index.html?http://www.naturheilpraxis.de/nh/archiv/ 1999/nhp05/a_nh-sp05.html http://www.netdoktor.de/Diagnostik+Behandlungen/Laborwerte/Immunglobuline-IgAntikoerper-1286.html http://www.antikoerper-online.de/resources/16/676/antiImmunglobulin+A+IgA+sekundre+Antikrper/ http://www.histaminbase.at/igAMangel.php http://opus4.kobv.de/opus4-fau/frontdoor/index/index/docId/1946 http://www.apotheken-umschau.de/Laborwerte/IgM--Immunglobuline-M-220681.html http://www.biovis.de/resources/Darm-Stuhldiagnostik_web.pdf http://www.laborzentrum.org/dokumente/i-stuhldiagnostik.pdf http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF03042568 http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/g/Granulozyten-CytoplasmaAntikoerper.htm http://www.enterosan.de/ie/html/therapeuten/einsteiger/3_7_main.html http://www.welt.de/gesundheit/article13580687/Und-zu-welchem-Darmtyp-gehoerenSie.html (Anmerkung: auch für Laien sehr lesenswert!) http://www.cfs-aktuell.de/oktober06_4.htm http://symbiopharm.de/de/home/enterococcus-faecalis-ohne-gelatinase.html http://nutritionfacts.org/video/tipping-the-balance-of-firmicutes-to-bacteroidetes/ http://www.angewandtehygiene.com/gesetze/download/campylobacter.pdf http://www.inform24.de/candida.html http://www.labor-enders.de/367.html …und außerdem noch das Buch des „Labors der Dres. Hauss“: LaborbenutzerHandbuch. Im Eigenverlag Labor Dres. Hauss, Kieler Straße 71, 24340 Eckernförde. Über Andreas Ulmicher und www.crohn-colitis-online.de Andreas Ulmicher, Jahrgang 1970 ist niedergelassener Heilpraktiker in Bad SodenSalmünster, einem hessischen Kurort. In 1987, einen Monat vor seinem 17. Geburtstag, erlitt er einen schweren Schub und wurde mit der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn diagnostiziert. Mit nur noch knapp über 50 kg bei 1,87m Körpergröße begann ein wochenlanger Kampf ums Überleben. Eine sehr wechselvolle Krankheitsgeschichte begleitete Andreas Ulmicher bis ins Jahr 1997, in dem er einen Schub mit einem Abszess erlitt und nach einem Behandlungsfehler mit dem Krankenhaus brach und sich auf der Suche nach Möglichkeiten machte, seine Erkrankung zu kurieren oder wenigstens zu verbessern. Heute ist Ulmicher seit über 15 Jahren beschwerdefrei und nimmt seit dem gleichen Zeitraum keine Medikamente gegen die chronisch-entzündliche Darmerkrankung mehr. Ein Ausschnitt aus dem Krankenbericht von 1987: Andreas Ulmicher – damals und heute! Andreas Ulmicher Ende der 80er mit weniger als 60kg Andreas Ulmicher Mitte 2013 mit ca. 95 kg Über http://www.crohn-colitis-online.de http://www.crohn-colitis-online.de ist ein deutsch- und englischsprachiges Infoportal über ganzheitliche Aspekte chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa). Die Seite wurde im Mai 2012 von Heilpraktiker Andreas Ulmicher online gestellt. Es geht überwiegend um Naturheilkunde, Homöopathie, Entgiftung, Ernährung und psychosomatische Aspekte. Medizinische Entwicklungen werden im Blog angesprochen und kommentiert. Über die Seite können Infobroschüren, E-Booklets, ein Newsletter und natürlich Andreas Ulmichers Bücher über chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bezogen werden. Andreas Ulmichers Morbus Crohn-Colitis ulcerosa Ratgeber stellt auf 328 Seiten die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vor, ebenso grundlegende Entzündungsparameter und Laborwerte und Therapien in der Medizin, die kommentiert werden. Den größeren Teil des Buches widmet Ulmicher seinem Krankheitsverständnis, verschiedenen Therapiemöglichkeiten in der Naturheilkunde sowie auch dem Thema Nahrungsergänzung. Ein umfangreiches Linkverzeichnis und eine Literaturliste runden das Buch ab! Buch bestellen! Andreas Ulmichers Ratgeber Ernährung bei Morbus Crohn – Colitis ulcerosa stellt sein Ernährungskonzept, aufbauend auf dem Konzept der Stoffwechseltypisierung vor, darüber hinaus werden weitere alternative Ernährungskonzepte bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vorgestellt und kommentiert. Listen mit zu vermeidenden Nahrungsmitteln und ein umfangreiches, kommentiertes E-Nummern-Verzeichnis ergänzen den Ernährungsratgeber, der 218 Seiten lang ist. Buch bestellen! Iron Warrior – eine Geschichte über Morbus Crohn ist die Geschichte des Studenten Gordon Stein, der sich mit Anfang 20 mit einer lebensgefährlichen Form von Morbus Crohn mitten aus dem Leben gerissen sieht und nach Jahren der Qual, mit dem Aspekt der Unheilbarkeit konfrontiert, seine Leben ein Ende setzen möchte. Doch das Schicksal will es anders und spielt Gordon einem alten, pensionierten Naturheilarzt in die Hände, der es noch einmal wissen will. Die etwas übertriebene Handlung lebt stark von Symbolen und Metaphern. Buch bestellen! Social media… Wenn Ihnen http://www.crohn-colitis-online.de gefällt, teilen Sie die Seite mit Freunden! Die Seite einem Freund mitteilen: Hier klicken! Die Seite über Facebook teilen: Hier klicken! Die Seite twittern: Hier klicken!