2.2. ELEKTRISCHES FELD 2.2 9 Elektrisches Feld Coulomb Gesetz: Fi ∼ Qi Fi = Qi ! j+i " 1 Qj Ri − Rj 2 4π "0 Rij Rij #$ % (2.6) elektrisches Feld am Ort Ri Das elektrische Feld, das die Ladung am Ort Ri spürt - also das Feld, das von allen anderen Ladungen erzeugt wird - ist lediglich eine Funktion des Ortes Ri der Ladung, aber nicht der Ladung selbst an diesem Punkt. Elektrisches Feld, das eine individuelle Ladung Qj am Ort R erzeugt: E(R) = Qj R − Rj 4π "0 |R − Rj |3 (2.7) Man kann sehen, dass an jeder Stelle im Raum die Komponenten des E-Feldes kontinuierliche Funktionen sind und differenzierbar, außer an der Stelle, an der eine Punktladung Qj sitzt - dort divergiert das elektrische Feld - der Nenner der rechten Seite von Gleichung (2.7) ist null. Qj ist positiv positive Ladungen sind die Quellen des elektrischen Feldes Qj ist negativ negative Ladungen sind die Senken des elektrischen Feldes Wie man aus Gleichung (2.6) ablesen kann, ist die Richtung des elektrischen Feldes so defi- 10 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK niert, dass es in Richtung der Kraft zeigt, die es auf eine positive Ladung ausübt. Damit laufen die Feldlinien radialsymmetrisch aus einer positiven Punktladung heraus (Quelle) und in eine negative Punktladung (Senke) hinein. Allgemeine Eigenschaften von Feldlinien: • Feldlinien haben keine Start- oder Endpunkte ausser in Ladungen. • Feldlinien kreuzen sich nicht, da das E-Feld an jedem Punkt im Raum (in dem keine Punktladung sitzt) einen eindeutigen Wert hat und differenzierbar ist. Dipole und Dipolfelder Ein Dipol ist eine Ladungsverteilung, die aus zwei (oder auch mehreren) Ladungen besteht, die in der Summe neutral ist (und kein verschwindendes erstes Moment hat, siehe unten), also im Falle zweier Ladungen wiefolgt dargestellt werden kann: PSfrag replacements −Q +Q d Das Dipolfeld ergibt sich aus der Überlagerung der Felder der involvierten Ladungen. Es kann wiefolgt skizziert werden: PSfrag replacements +Q −Q d 2.2. ELEKTRISCHES FELD 11 Als idealen Dipol bezeichnet man den (hypothetischen) Grenzfall, in dem der Abstand zwischen den Ladungen d → 0 geht und Q → ∞, sodass p = Q · d konstant bleibt. In vielen Situationen kann man Dipole als ideal nähern, was deren mathematische Beschreibung ungemein vereinfacht, z.B. die Wechselwirkung von Wassermolekülen in der Gasphase. Eigenschaften von Dipolen: • Die Kraft, die ein Dipol auf eine Probeladung ausübt, ist in der Regel nicht in Richtung des Dipols gerichtet, d.h. der Dipol übt keine Zentralkraft aus. • Das Feld eines Dipols hängt offensichtlich von seiner Orientierung bzw. Richtung ab Daher ist er ein Vektor, der wiefolgt definiert ist (warum diese Definition sinnvoll ist sehen wir ! später): p = Qn Rn z.B. bei H2 O n y PSfrag replacements +Q −Q d x RO = 0; RH = (x0 , ±y0 , 0) ; p = QO ·0+QH ·((x0 , y0 , 0) + (x0 , −y0 , 0)) = 2QH x0 (1, 0, 0) Der Dipol liegt also auf der x-Achse und entspricht dem Dipol, den man hätte wenn beide H-Atome auf der x-Achse lägen. • Einheit des Dipols: [p] = C · m ”typische” molekulare Dipolmomente: ≈ 1, 6 · 10−29 Cm Angabe sehr unpraktisch ⇒ Einführung der Einheit Debye D 12 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK [p] = 1 D = 3, 336 · 10−30 Cm in der Gasphase: p = 0, 11 D " CO pH2 O = 1, 8 D (gas)/ 2, 3 D (liq) #$ pNaCl = 8, 5 D % Wir sehen, dass für die kondensierten Phasen (fest, flüssig) dieser Moleküle (die jeweils eine abgeschlossene Elektronenschale haben und daher miteinander weder eine kovalente noch eine metallische Bindung miteinander eingehen) die Schmelztemperatur und Siedetemperatur stark mit dem Dipol ansteigen. Der Dipol ist damit eine wichtige Größe zum Verständnis der Materialeigenschaften dieser und vieler anderer Substanzen. • Da der Dipol die Einheit C·m (statt [Q]=C) hat muss sein E-Feld für große Abstände wie 1/R3 abfallen - statt 1/R3 wie bei einer Punktladung. Anmerkung für Fortgeschrittene: Eine Ladungsverteilung, die sich aus zwei identischen aber entgegengesetz gerichteten Dipolen zusammensetzt, hat keinen (endlichen) Dipol. Die Ladungsverteilung wird dann in führender Ordnung als Quadrupol beschrieben, der die Einheit C·m2 hat und ähnlich wie das Trägheitsmoment in der Mechanik ein 2. Moment darstellt. Ein Quadrupol wird - wie das Trägheitsmoment auch - über eine Matrix (genau genommen einen Tensor zweiter Stufe) beschrieben. Das Feld eines Quadrupols muss aus Einheitengründen mit 1/R4 abfallen. Elektrisches Feld einer homogen geladenen Platte In Übungsaufgabe 1.3 haben wir das Feld eines geladenen Rings auf seiner Symmetrieachse berechnet: E(Achse) = Ex · ex Ex = 1 Q·x &√ '3 4π "0 R 2 + x2 Wir betrachten nun einen Ring endlicher Breite ∆R als Teil einer Ebene. Diese Ebene habe eine konstante (Flächen-)Ladungsdichte. σ= ∆Q = const. ∆A PSfrag replacements 2.2. ELEKTRISCHES FELD +Q −Q 13 y R + ∆R d R X x Die Ladung auf einem Ring ergibt sich damit zu: & 2 ' 2 ∆Q = σ πRaußen − πRinnen & ' = σπ (R + ∆R)2 − R2 & ' = σπ R2 + 2R · ∆R + O ∆R2 −R2 " #$ % Ordnung ≈ 2π R · ∆R · σ, (2.8) sprich die Fläche eines Rings in der Ebene ist Umfang mal Breite - von Korrekturen der Ordung Breite/Umfang abgesehen. ⇒ Beitrag zum Feld durch einen Ring mit Radius R und Breite ∆R: ∆E = 1 x R · ∆R (2π σ) · √ 3 4π "0 R 2 + x2 (2.9) Nun muss über unendlich vieler solcher Ringe addiert werden. Wir führen wie vorher auch schon den Übergang von einer Summation zu einem Integral via ! Ringe ∆R...... → . 0 ∞ dR......... 14 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK durch. Ex σ = 2 "0 . 0 ∞ √ xR R 2 + x2 3 dR R dR Substitution : r = ; dr = macht Integrationsvariable einheitenlos x . ∞ x σ r = √ 3 dr 2 "0 0 1 + r2 " #$ % rein numerischer Ausdruck N = 1 σ = 2 "0 ⇒ Feld der Platte wird nur über die Oberflächenladungsdichte definiert, also E∼σ [σ] = Q R2 Felder homogen geladener Platten: eplacements PSfrag replacements +Q +Q −Q −Q ≈ d PSfrag replacements +Q −Q d d d A = π · L2 2.2. ELEKTRISCHES FELD 15 An den Ecken des Kondensators im Bereich der Ordnung d wird es zu signifikanten Störfeldern. Ist d >> L ergibt sich ein Dipol. Felder an Metalloberflächen Metalle haben freie Ladungsträger, die sich so lange bewegen bis kein E-Feld mehr im Metall besteht. E-Feld bewirkt Ladungsfluss, sodass Feld einer Ladung vor Metalloberfläche rag replacements PSfrag replacements die transversale Komponente ver+Q +Q Q schwindet. −Q −Q d E-Feld Metall d Metall rag replacements +Q −Q E-Feld d • im Metall keine Feldlinien • ABER: Feldlinien laufen in die Ladung Metall ⇒ auf Metallen stehen Feldlinien senkrecht Das Feld vor einer Metallplatte sieht also ähnlich aus wie das Feld eines realen Dipols, der aus zwei Ladungen besteht. In der Tat sind die Felder sogar identisch, was relativ zwanglos mit Hilfe des Gaußschen Gesetzes, einer alternativen Formulierung des Coulombschen Gesetzes, gezeigt werden. Die Punktladung sitzt also in einem Feld, das genauso groß ist wie das Feld einer entgegengesetzten “Spiegelladung” im Metall. Daher werden Ladungen von Metalloberflächen angezogen. 16 KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK Bewegung einer Punktladung in einem externen E-Feld Zwei planparallele Platten sind auch als Plattenkondensatoren bekannt. Diese finden unzählige Anwendung in elektronischen Geräten. Eine ist die gezielte Ablenkungen von Elektronen oder anderen Ladungsträgern auf einen Schirm oder ein Target. Die Grundzüge der Dynamik dieser Ladungen werden hier kurz angerissen. PSfrag replacements +Q • Braunsche Röhre, Kathodenstrahlröhre −Q d v Schirm − e Lk Ls Die Überlegungen sind analog zum freien Fall ode zum schiefen Wurf in der Mechanik. Typische Fragestellung: Wie hängt die Position an der die Ladung auf den Schirm trifft von Ey , vx , Lk , Ls ab? Anfangsbedingungen: v = (vx , 0) a= ⇒ Zeit im Kondensator : q · (0, Ey ) m tkond = Lk vx Beim Austritt: 0 1 L 22 1 /q k y = Ey · 2 " m#$ % vx " #$ % a t2 /q 0 1L 2 k vy = Ey · m vx (2.10) (2.11)