Serieller Wohnungsbau. Standardisierung der Vielfalt.

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IBA Berlin 2020
Studie
Serieller Wohnungsbau
Standardisierung der Vielfalt
SERIELLER WOHNUNGSBAU
STANDARDISIERUNG DER VIELFALT
®
Dr. Andrea Benze
Dr. Julia Gill
Dr. Saskia Hebert subsolar* architektur & stadtforschung
Studie und Projektrecherche für die IBA Berlin 2020
im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
2
IMPRESSUM
Serieller Wohnungsbau. Standardisierung der Vielfalt
Studie und Projektrecherche für die IBA Berlin 2020
im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Berlin 2013
Verfasserinnen
Dr. Andrea Benze
Dr. Julia Gill
Dr. Saskia Hebert
subsolar* architektur und stadtforschung
Pfarrstr. 139
10317 Berlin
Ansprechpartnerin
Dr. Julia Gill
[email protected]
Mitarbeit
Diana Bico
Matthias Lohmann
Layout
Ana Halina Ringleb
Susanne Stahl
Dr. Andrea Benze
ist Architektin und Stadtforscherin. Gemeinsam mit Anuschka
Kutz leitet sie offsea - office for socially engaged architecture,
London/Berlin - eine Zusammenarbeit an der Schnittstelle
zwischen Architektur, Gesellschaftskritik, Stadt und Forschung.
Mit Urban Portraits untersuchen sie persönliche Alltagsorte und
biografische Ortsbindungen bei älteren Menschen. (Pilotstudie
im Rahmen des Stipendiums auf der Akademie Schloss Solitude 2012) Andrea Benze lehrt an der TU Berlin und zuvor an der
University of Brighton und der Hochschule Johanneum, Graz.
www.offseaworks.com
Dr. Julia Gill
ist freiberufliche Architektin und Wissenschaftlerin in Berlin.
Sie promovierte bei Karin Wilhelm und Thomas Sieverts über
Individualisierung und Standard im kommerzeillen Eigenheimbau und forscht überwiegend im Bereich randstädtischer
Alltagsphänomene. Sie ist Mitglied im Netzwerk Architekturwissenschaft und lehrt/lehrte Entwerfen und Architekturtheorie an
verschiedenen deutschen Hochschulen, darunter an der TU
Braunschweig und an der UdK Berlin.
www.juliagill.de
Dr. Saskia Hebert
ist Architektin und gemeinsam mit Matthias Lohmann Geschäftsführerin von subsolar* architektur und stadtforschung in
Berlin. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die ambivalente Relation
zwischen gelebten und gebauten städtischen Räumen. Diese
steht auch im Fokus des von ihr gegründeten lived/space/lab
an der UdK Berlin, das derzeit im Auftrag des Bezirks Lichtenberg ein experimentelles Beteiligungsverfahren im Sanierungsgebiet Frankfurter Allee Nord durchführt.
www.subsolar.net & www.lived-space-lab.org
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert 3
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
INHALTSVERZEICHNIS
0 EINLEITUNG (5)
Anlass
Experimentierfeld IBA
1 SERIELLER WOHNUNGSBAU (8)
1.1 Geschichtlicher Überblick 1.2 Aktuelle Strategien (9)
(8)
2 STANDARDISIERUNG (11)
2.1 Standardisierung der Planung(11)
Grundlagenermittlung (LP 1 HOAI)
Entwurfsplanung (LP 2 und 3 HOAI)
Genehmigungsplanung (LP 4 HOAI)
Ausführungsplanung (LP 5 HOAI)
Ausschreibung und Vergabe (LP 6 und 7 HOAI)
Bauleitung (LP 8 HOAI)
Objektüberwachung und -dokumentation (LP 9 HOAI)
2.2 Standardisierung der Produktion (12)
3 FALLBEISPIELE (14)
3.1. Referenzprojekte und Untersuchungsmethode (15)
3.2. Aufbau der Steckbriefe (15)
3.3 Kriterien der Beurteilung (16)
Zeitersparnis
Kostenersparnis
Energieeffizienz
Flexibilität (Varianz / Aneignungspotenzial)
Vorfertigung
Innovationspotenzial und architektonische Qualität
3.4 Projektsteckbriefe (18)
P01 Wohnsiedlung Amegerfaelledvej (19)
P02 Case Study #1 (25)
P03 System 3 (31)
P04 Wohnsiedlung Triemli (37)
P05 Top Wall (Wohn- und Geschäftshaus Badener Str.) P06 Ultradünne Fassadenelemente (Prototyp) (49)
P07 Flexible Strukturen (Forschungsprojekt) (55)
P08 Housing Block 10 (61)
P09 23 Dwellings (67)
P10 Grundbau und Siedler (73)
P11 Tila (79)
P12 Pile Up® Stack Up® (85)
Projektübersicht - Zusammenstellung Kriterien (91)
4 ERGEBNISSE, AUSBLICK UND FAZIT (93)
4.1 Die Fallbeispiele im Einzelnen (93)
Zeitersparnis
Kostenersparnis
Energieeffizienz
Flexibilität (Varianz / Aneignungspotenzial)
Vorfertigung
Innovationspotenzial
4.2 Empfehlungen an die IBA Berlin 2020 (95)
4.3 Fazit (97)
Anhang: Literatur- und Abbildungsverzeichnis (99)
(43)
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
5
0 EINLEITUNG
Anlass
Die vorliegende Studie wurde von der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung Berlin als fachliche Vertiefung zur Profilschärfung der Internationalen Bauausstellung Berlin 2020 (IBA Berlin 2020) im September 2012 beauftragt. Unter der Maßgabe,
dass sich auch diese IBA, wie ihre Vorgängerin 1987, dem
noch immer aktuellen Thema der sozial, kulturell, strukturell
und funktional gemischten Stadt widmen will, kommt dem
Wohnen als Funktion und Motor der Stadtentwicklung große
Bedeutung zu. Die für die IBA formulierten Leitfragen fokussieren dabei einerseits auf den Erhalt und die infrastrukturelle,
energetische und räumlich-gestalterische Aufwertung bestehender Quartiere. Andererseits wird nach Lösungen gesucht,
um unter den Bedingungen von Klimawandel, Energiewende
und demografischer Entwicklung preiswerten Wohnraum neu
zu schaffen.1 Denn die Einwohnerzahl Berlins steigt bis zum
Jahr 2030 von derzeit 3,515 Mio2 auf 3,639 Mio Einwohner an
– zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung vom 26.10.2011 zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland.3 Die Zahl errechnet sich aus einer Wachstumsrate durch
Zuwanderung (überwiegend Junge und Kreative) abzüglich
der demografisch bedingten Schrumpfungsrate. Der stärkste
Anstieg (auf 3.608 Mio) wird bis zum Jahr 2020 erwartet. Doch
bereits jetzt spricht man in Berlin von Wohnungsmangel: der
Leerstand bei marktfähigen Wohnungen beträgt nach Berechnungen des Berliner Mietervereins nur 1,72 Prozent (vgl. Keillani 2011) und liegt damit bereits unter der Fluktuationsgrenze
von 3 Prozent, die für Umzüge und zur Vermeidung von Mietwucher als notwendig erachtet wird. (vgl. Paul 2009).
Vor diesem Hintergrund kommt der Forderung nach bezahlbarem Wohnraum bereits in nächster Zeit erhöhte Bedeutung zu:
Schließlich spiegeln die im Vergleich zu anderen europäischen
Metropolen günstigen Lebenshaltungskosten Berlins, maßgeblich bedingt durch niedrige Mieten und Immobilienpreise, nicht
nur das niedrige Einkommensniveau der Haushalte wider. Sie
sind auch ein wesentlicher Standortfaktor der Stadt, tragen
sie doch maßgeblich zur Entwicklung des Innovations- und
Kreativ-Potenzials bei, welches die Stadt so attraktiv macht.
Dieses Potenzial ist ursächlich mit dem erwarteten Bevölkerungswachstum verknüpft: Es gilt als Hauptmotor für die erwartete Zuwanderung (vgl. Rada 2011). Angesichts des aktuell
zu verzeichnenden Anstiegs der Mieten für Wohn- und Gewerbeimmobilien ist die Kreativbranche allerdings zunehmend von
sozialer Verdrängung bedroht.
In der Koalitionsvereinbarung vom 23.11.2011 wurde der
„Stadtentwicklungsplan Wohnen“ beschlossen, der den
Neubau von 30.000 Wohnungen bis zum Jahr 2016 festlegt (vgl. IBB 2011, S. 4). Mit Blick auf die beschriebenen
Entwicklungen am Immobilienmarkt gilt es, diese möglichst
preiswert zu errichten. Dies stellt unter Berücksichtigung der
Anforderungen des energieeffizienten Bauens eine besondere
Herausforderung dar – kommt doch der erhöhte Aufwand für
Hochbaukonstruktionen und technische Gebäudeausrüstung
einer Umschichtung der Betriebskosten hin zu den Baukosten gleich. Die Investitionsbank Berlin ermittelt für einen nach
gültiger EnEV errichteten Neubau mit Gesamtbaukosten von
1.500 €/qm brutto eine Gesamtmiete (Kostenmiete) von 11,50
€/qm und für einen höheren Energiestandard (Effizienzhaus
70) von 12,30 €/qm. (vgl. Blocksdorf et al. 2012, S. 5 f.) Für
eine 70-qm-Wohnung ergibt sich hieraus eine Warmmiete von
805 € bzw. 861 €, das sind über 50 Prozent des durchschnittlichen Haushalts-Nettoeinkommens in Höhe von 1.541 € (2009)
(vgl. Kutch et al. 2011, S. 48).
Angesichts dieser Zahlen scheint es geboten, die Potenziale
einer möglichen Senkung der Bauksten im Wohnungsbau
durch Standardisierungsprozesse in Planung und Produktion
zu prüfen. Der Serienbau gilt seit jeher als Möglichkeit der
Kostenreduktion im Bauen, wird jedoch historisch bedingt
gemeinhin häufig mit mangelnder Flexibilität und gestalterischer Monotonie konnotiert (vgl. Kap. 1.1). Inwieweit moderne
Technologien heute – besonders vor dem Hintergrund von
Klimawandel und Energiewende und dem sorgfältigen Umgang
mit der Ressource Raum – in der Lage sind, dieses Image zu
überwinden und welche Möglichkeiten serielle Bauweisen im
Wohnungsbau für die Bereitstellung preisgünstigen Wohnraums in der Stadt bergen, soll in dieser Studie diskutiert
werden. Die dargestellten Referenzprojekte (vgl. Kap. 4) aus
dem In- und Ausland eröffnen ein weites Spektrum an interessanten Lösungsansätzen, die mit unterschiedlichen fachlichen
Positionen einhergehen. Die Auswertung der Beispiele dokumentiert den aktuellen Forschungsstand und verdeutlicht auch
die Fragestellungen, die sich aus der praktischen Umsetzung
der Ideen ergeben. Damit bietet vorliegende Studie eine Diskussions- und eine erste Entscheidungshilfe für die inhaltliche
Ausgestaltung der IBA Berlin 2020.
Experimentierfeld IBA
Eine Internationale Bauausstellung behandelt lokale Problemstellungen so, dass daraus Antworten oder auch neue
Fragestellungen von internationaler Relevanz erwachsen. Weiterhin sollten bauliche mit gesellschaftlichen Fragen verknüpft
diskutiert werden. Für den Kontext dieser Studie bedeutet das,
dass die mit dem seriellen Bauen verbundenen Zielsetzungen,
nämlich primär Zeit- und Kostenersparnis, ergänzt werden
müssen um Betrachtungen bezüglich zeitlicher und räumlicher
Flexibilität, Nachhaltigkeit und energetischer Leistungsfähigkeit
der Gebäude. Wesentlich erscheint auch die Frage nach den
Entstehungsbedingungen der Bauten, die aus den verschiedenen Kombinationen von Aspekten der Standardisierung und
der Individualisierung der Fallbeispiele resultieren – und eine
Eignung für unterschiedliche Eigentums- oder Mietmodelle
implizieren.
1
2
3
vgl. Angebotsaufforderung IBA_S12_08 vom 13.7.2012, S. 1.
Zahl nach amtlicher Bevölkerungsfortschreibung vom 31.05.2012.
http://www.wegweiser-kommune.de/datenprognosen/prognose/Prognose.
action, 05.11.2012.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Durch ihre Selbstverpflichtung zum Experiment und zu baulicher und prozessualer Qualität kann eine IBA darüber hinaus
die Gültigkeit bestehender Standards, Regelwerke und Traditionen (Material- und Energiesparverordnungen, Brandschutzvorgaben etc.) überprüfen – und verfügt auch über das nötige
Instrumentarium, diese temporär außer Kraft zu setzen. Damit
bietet die IBA 2020 einen geeigneten Rahmen, exemplarische
Lösungen für bauliche und städtebauliche Herausforderungen
aufzuzeigen und modellhafte Antworten auf die gestellten
Fragen zu liefern. Darüber hinaus sollten in einem offenen
und dynamischen Lernprozess innovative Erkenntnisse und
übertragbare Lösungen gefunden werden.
6
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
8
1 SERIELLER WOHNUNGSBAU
Der Terminus Serieller Wohnungsbau kann auf unterschiedliche Weise interpretiert werden und bedarf begrifflicher
Klärung. Er kann einerseits verweisen auf ein typologisches
Programm, nach dem unabhängig von der Bauweise eine große Anzahl standardisierter Wohnungen erstellt werden. Andererseits kann er eine Bauweise bezeichnen, in der mehr oder
weniger standardisierte oder auch individuelle Wohnungen aus
seriell oder industriell (vor-) gefertigten Teilen errichtet werden.
Standardisierung kann sich demnach auf unterschiedliche
Aspekte des Bauens beziehen: den Planungsprozess, den
Bauprozess oder das „Produkt“ Wohnung. Diese unterschiedlichen Ebenen der Standardisierung können einzeln oder in
Kombination zum Einsatz kommen und dienen verschiedenen
Zielsetzungen. Neben der mit Typung und Serienbau originär
verknüpften Intention, qualitätvollen Wohnraum vor allem
schnell und kostengünstig zu errichten, werden mit Standardisierung und Vorfertigung heute zum Teil auch andere Ziele verfolgt. Häufig geht es beispielsweise um Ausführungsstandards,
die in Bezug auf ihre baukonstruktive und energetische Leistungsfähigkeit und gestalterische Präzision mit konventionellen
Bauweisen nicht in derselben Qualität zu erreichen sind. Oder
aber Standardisierung bezieht sich nur auf bestimmte Bauteile
(ein Fassadensystem, ein System für die Tragstruktur oder der
Einsatz bereits auf dem Markt erhältlicher Industrie-Bauteile)
oder Bauphasen (den Rohbau), während die jeweils anderen –
mit Blick auf die Anpassungsfähigkeit des jeweiligen Systems
an Ort oder Nutzung – einer zunehmenden Individualisierung
unterliegen. Auf eine Betrachtung der hierin enthaltenen Potenziale verweist der Untertitel der Studie „Standardisierung der
Vielfalt“, denn Wohnungs- und Gebäudevielfalt gelten heute
gemeinhin als attraktiv, während gestalterische und funktionale
Monotonie – meist als Hauptkritikpunkt der Standardisierung
im Wohnungsbau angeführt – vermieden werden soll.
1.1 GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK
Die Anwendung serieller Bauweisen im verdichteten Wohnungsbau wurde im Rahmen der Urbanisierungsprozesse zu
Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals in größerem Umfang
realisiert: Im Serienbau sollten sich schnelle und preisgünstige
Fertigung mit hohen gestalterischen Standards verbinden, um
qualitätvollen Wohnraum jedermann zugänglich zu machen.
Während dieser Zeit entstanden bis in die 1930er Jahre zunächst Flachbausiedlungen mit standardisierten Grundrissen
unter Erprobung erster industrialisierter Bauweisen (Typung,
Normung, Vorfertigung). Als Beispiele einer solchen durch
Standardisierung optimierten Planung im Siedlungsbau der
1920er und 1930er Jahre wären beispielsweise zu nennen
die Römerstadt (1926–1928, Ernst May und Andere) oder die
Heimatsiedlung (1927–1934, Ernst May und Andere) in Frankfurt, die Siedlung Dessau-Törten (1926–1928, Walter Gropius)
oder, für Berlin, z.B. die Siedlungen Onkel Toms Hütte (1926–
1932, Bruno Taut) oder Siemensstadt (1929–1931, Martin Wagner und Andere), um nur einige zu nennen. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurden in Westdeutschland serielle Bauweisen
vor allem für den Bau von Großsiedlungen eingesetzt. Diese
entstanden in den sechziger und siebziger Jahren unter dem
Leitbild der funktionsentmischten Stadt vor dem Hintergrund
von Bevölkerungswachstum und -wanderung insbesondere in
den Agglomerationsräumen. Prominente Beispiele für Bauten
dieser Zeit finden sich beispielsweise in den Berliner Großsiedlungen Gropiusstadt (1962–1975) oder Märkisches Viertel
(1963–1974), am Münchner Hasenbergl (1960–1971), in der
Neuen Vahr Bremen (1957–1962) oder in Hamburg Steilshoop
(1969–1975). Der Einsatz industrialisierter Bauweisen für die
Realisierung der auf Standardgrundrissen entwickelten Wohnungen reichte aufgrund des technischen Fortschritts sehr viel
weiter als noch vor dem Krieg (Vorfertigung, Systembauweisen). Nicht zuletzt aus Brandschutzgründen kamen für den
Geschosswohnungsbau in der Regel Verfahren der schweren
Vorfertigung zum Einsatz (überwiegend Beton-Fertigteilbau),
während der Leichtbau (überwiegend Holz-Fertigteilbau) eher
im kleinmaßstäblicheren Eigenheimbau oder für provisorische
Bauten Anwendung fand. Für die Innenausstattung experimentierte man vereinzelt auch mit neuen Materialien (Kunststoffen)
für dreidimensional vorgefertigte Raummodule, beispielsweise
für Nasszellen (Studentenwohnheim „Affenfelsen“, Braunschweig 1976).
In Ostdeutschland wurden typisierte Wohnungszuschnitte, ab
etwa 1960 kombiniert mit Serienbau und Vorfertigung (Großtafelbauweise P 2, WBS 70, etc.), bis in die 80er Jahre landesweit noch mit weitaus größerer Konsequenz realisiert, um die
Bevölkerung „besser, billiger und schneller“4 mit Wohnraum
versorgen bzw. an Industriestandorte umsiedeln zu können.
Die Großtafelbauweise aus Betonfertigteilen weist einen besonders hohen Standardisierungsgrad auf. Für ihre Errichtung
wurden oftmals eigens industrielle Infrastrukturen vor Ort
installiert (Betonwerk, Taktstraße). Plattenbauten finden sich
in inner- wie in randstädtischen Lagen der Neuen Bundesländer, zu den größten und bekanntesten Beispielen gehören die
Siedlungen Halle Neustadt (1964–1968, Erweiterungen bis
1989), Leipzig-Grünau (1976–1988) und in Berlin Hellersdorf
Marzahn (1976–1978, Erweiterungen bis 1989) sowie mehrere
Siedlungen im Bezirk Lichtenberg.
In den vergangenen 20 bis 30 Jahren spielten serielle Bauweisen im Wohnungsbau eine untergeordnete Rolle, gerieten
doch die Großsiedlungen in Ost und West spätestens seit
Ende der 1970er Jahren in harsche (West) oder doch vorsichtige (Ost) Kritik – und mit ihnen, für die meisten Bürgerinnen
und Bürger und auch viele der an Planung und Bau Beteiligten
unmittelbar damit verbunden, auch serielle Bauweisen. Diffus
4
„Besser, billiger und schneller bauen“ ist der deutsche Titel einer Rede
Nikita Chruschtschows vom 07.12.1954 in Moskau über die Einführung
industrieller Methoden, die Verbesserung der Qualität und die Senkung
der Kosten im Bauwesen. Vgl. Chruschtschow 1954.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
verknüpft mit den Problemen der Siedlungen (soziale Segregation, Leerstand, Verwahrlosung und Vandalismus) diente auch
der Serienbau als „dankbare Kontrastfolie, auf der wir all jene
Defizite an Wohn- und Lebensqualität infolge fehlgeleiteter Planung vermeinten ablesen zu können“ (Kraft 2011, S. 48). Bis
heute werden vielfach mangelnde Flexibilität und Monotonie
mit seriellen Bauweisen assoziiert, oftmals auch technische
und baukonstruktive Mängel, die altersbedingt durchaus bestehen und aufgrund der großen Gebäudestrukturen in komplexen Eigentumsverhältnissen zuweilen schwierig zu beheben
bzw. aktuellen Anforderungen anzupassen sind (vgl. Harnapp
2012, S. 36-48).
1.2 AKTUELLE STRATEGIEN
9
Wenngleich Standardisierung im Wohnungsbau aufgrund
der erwähnten Defizite also nach einer kritischen Revision
verlangt, macht das Versprechen einer preiswerten Realisierbarkeit anspruchsvoller gestalterischer und energetischer Lösungen durch den intelligenten Einsatz von Standardisierung
und neuer Fertigungstechniken Vorfertigung und Systembau
heute wieder attraktiv. Die Vorteile in Bezug auf Kosten- und
Zeitersparnis, Ausführungsqualität und Arbeitsbedingungen
sowie die durch Fabrikfertigung erreichbaren energetischen
und baukonstruktiven Standards sind dabei den Anforderungen
an die funktionale und gestalterische Qualität und Flexibilität,
die sich durch die Anpassung an den jeweiligen Ort und die
Nutzerinnen und Nutzer ergeben, gegenüber zu stellen. Damit
kann letztlich die Gültigkeit bestehender Vorannahmen (hohe
Wirtschaftlichkeit und geringe Flexibilität) überprüft werden.
Heute erlangt die Frage nach der Eignung serieller Bauweisen
– auch Leichtbauweisen – für den verdichteten Wohnungsbau
(nicht nur) vor dem Hintergrund der „Neuen Wohnungsnot“
und der damit verbundenen Forderung nach bezahlbarem
Wohnraum neue Aktualität (vgl. Einführung). Das gilt ganz besonders auch für den spezifischen Kontext der IBA Berlin, die
sich unter dem Leitbild „Draußenstadt wird Drinnenstadt“ die
Entschleunigung von Gentrifizierungsprozessen als zentrales
Ziel gesetzt hat.
Um den finanziellen Druck auf Berlins beliebte GründerzeitQuartiere zu reduzieren und die derzeitigen Bewohner vor Verdrängung zu schützen, bedarf es der Schaffung von neuem,
preiswertem und zugleich attraktivem Wohnraum in allen Teilen
der Stadt in Verbindung mit differenzierten Steuerungsinstrumenten der Wohnungs- und Liegenschaftspolitik. Dies gilt nicht
nur für die Erschließung von Neubaugebieten, sondern auch
für die Aufwertung randstädtischer oder auch gefühlt peripherer, wenngleich geografisch innerstädtisch gelegener Gebiete.5
Vor dem Hintergrund dieser wirtschaftlichen Herausforderungen in Verbindung mit den hohen Anforderungen des energieeffizienten Bauens sind hierfür innovative Konzepte gefragt.
Die in dieser Studie vorgestellten Ansätze unterschiedlicher
Strategien der Standardisierung zur Etablierung neuer Standards im Wohnunsbau bieten dafür mögliche Ansatzpunkte.
Für eine nachhaltige Stadtentwicklung ist die Schaffung neuen
Wohnraumes allerdings nicht losgelöst von Überlegungen zu
attraktiven Wohnumfeldern und Wohnmodellen zu betrachten.
Demzufolge lässt sich die Frage danach, ob und wie der Serielle Wohnungsbau eine Antwort auf die „Neue Wohnungsnot“
geben kann, nicht losgelöst von der Frage nach Gestaltungsmöglichkeiten und Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner in Bezug auf Wohnung und Wohnumfeld, aber auch
den Planungs- und Bauprozess diskutieren: Mitsprache und
Selbstverwaltung können Zuständigkeiten, Verantwortungsgefühl und Aneignungsspielräume schaffen (vgl. Benze, Gill,
Hebert 2013).
5 vgl. hierzu auch die Diskussion um „Drinnenstadt“ und „Draußenstadt“ im
Rahmen der Vorbereitung der IBA Berlin 2020, vgl. auch Benze, Hebert,
Gill 2013.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
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11
2 STANDARDISIERUNG
Die Frage, wie sich Standardisierungsprozesse im Planungsund Bauprozess kostensenkend auswirken können, ohne zu
monotonen und wenig flexiblen Ergebnissen zu führen, erfordert eine differenzierte Betrachtung möglicher Strategien der
Standardisierung im Wohnungsbau, wie im folgenden Kapitel
dargelegt wird. Inwieweit die unterschiedlichen Ansätze geeignet sind, neue, bessere Wohn-Standards für heutige und künftige Bedürfnisse zu etablieren, ließe sich im Experiment ihrer
Realisierung nachweisen – für das die IBA Berlin 2020 einen
geeigneten Rahmen darstellen kann.
Beschäftigt man sich Standardisierung im Wohnungsbau, muss
bei genauerer Betrachtung zwischen vielfältigen Möglichkeiten,
bezogen auf die verschiedenen Aspekte des Bauens, unterschieden werden. So beinhaltet beispielsweise eine Standardisierung
in der Planung durch Typung des Produktes „Wohnung“ nicht
immer eine Standardisierung der Produktion (z.B. durch Vorfertigung). Es kann unter Umständen sinnvoll sein, für die Errichtung
auf konventionelle Bauweisen zurückzugreifen. Umgekehrt führen serielle Bauweisen dank moderner und computergestützter
Verfahren nicht mehr zwangsläufig zu immer gleichen Ergebnissen: Die Anwendung von Systembauweisen lässt heute oftmals
eine große Bandbreite an Lösungen zu. Vor diesem Hintergrund
wird im Folgenden zwischen Standardisierung der Planung,
meist einhergehend mit einer Standardisierung des „Produktes“
Wohnung, und serieller Produktion unterschieden.
Für die in dieser Studie vorgestellten Projekte spielt Standardisierung in der Planung eine unterschiedlich große Rolle. Das
Spektrum reicht vom völligen Wegfall von Planungsleistungen für
die Serienproduktion (mit Ausnahme der Genehmigungsplanung
und eventueller individueller Anpassungen) bis hin zu einem
gegenüber dem konventionellen Bauen vergleichbaren oder gar
erhöhten Aufwand, der für die Errichtung singulärer Bauten mit
seriellen Bauweisen nicht nur für den Prototypen erforderlich
bleibt. Ziel der Bemühungen um eine Standardisierung in der
Planung ist dabei nicht immer die Reduktion der Baukosten.
Oftmals wird das eingesparte Budget für erhöhte Entwicklungskosten im Dienste innovativer konstruktiver, energetischer oder
gestalterischer Lösungen reinvestiert.
2.1
STANDARDISIERUNG DER PLANUNG
Ein wichtiger Ansatzpunkt für Standardisierung im Wohnungsbau
besteht in der Anwendung fordistischer Prinzipien in der Planung. Ziel dabei ist eine Reduktion des Planungsaufwandes. Die
üblichen Planungsaufgaben im Hochbau bestehen in der Grundlagenermittlung, der eigentlichen Entwurfsplanung (d.h. der funktionalen Organisation des Gebäudes und der Wohneinheiten),
der behördlichen Abstimmung, den Überlegungen zu Aufbau und
Fügung der Bauelemente, der Ausschreibung und Vergabe der
Bauleistungen, der Planung und Überwachung des Bauablaufs
und der Objektbetreuung und -dokumentation.6 Grundsätzlich
ist anzumerken, dass aus einer effizienten Organisation der Pla-
nung nicht unmittelbar auch eine Kostenersparnis
resultiert, da Kosten für Planungsleistungen gemäß HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) auch nach der
Novelle 2009 immer noch vor allem bezogen auf die Bausumme
bemessen werden. Andererseits lässt sich eine Reduktion der
Gesamtbaukosten nicht zuletzt durch eine effiziente Planung –
z.B. auch durch Standardisierungsprozesse in der Planungsphase selbst – erreichen, da hierdurch Potenziale für die Entwicklung innovativer und damit Kosten sparender Ansätze freigesetzt
werden. Mittelbar können also durch Aspekte der Standardisierung in der Planung sehr wohl Kostenvorteile entstehen (vgl.
auch Kempe, Thill 2012, S. 365-368).
Grundlagenermittlung (LP 1 HOAI)
Die Entwicklung eines prototypischen, im weitesten Sinne auf
eine Serie übertragbaren Ansatzes stellt den wichtigsten Aspekt
im standardisierten Bauen dar und ist mit einem vergleichsweise
hohen Planungsaufwand verbunden. Hier birgt die enge Zusammenarbeit mit der Bauindustrie großes Potenzial und ist für die
Erarbeitung effizienter und innovativer Konzepte unerlässlich.
Entwurfsplanung (LP 2 und 3 HOAI)
In Bezug auf die Entwurfsplanung liegt das größte Einsparpotenzial im Prinzip der Wiederholung, also einer Typung der
Wohneinheiten in Bezug auf Funktionalität und Gestaltung.
Typen- oder Standardwohnungen werden heute unter dem
Primat spezifischer Nutzungsansprüche unserer ausdifferenzierten Gesellschaft zunehmend und zum Teil undifferenziert
kritisiert – schließlich zeichnet das Prinzip einer geschossweisen
Wiederholung von Grundrissen (und sogar ihrer typologischen
Wiederholung über ganze Stadtquartiere) im innerstädtischen
Wohnungsbau auch die beliebten Berliner Gründerzeit-Altbauten aus. Wirklich problematisch dagegen erscheinen sich
wiederholende Wohnungszuschnitte mit geringer typologischer
Vielfalt ab einer gewissen Projektgröße und in Übertragung auf
beliebige Standorte, wie beispielsweise in den Plattenbausiedlungen der ehemaligen DDR. Heutige Strategien zielen dagegen
eher darauf, Gebäude als Unikate im jeweiligen städtebaulichen
Kontext zu begreifen und durch ein Angebot unterschiedlich
großer (durchaus typisierter) Wohnungen innerhalb der Projekte
ein gewisses Maß an Vielfalt zu erzeugen. Nutzungsneutrale
Wohnungsgrundrisse ermöglichen zusätzlich räumliche und
zeitliche Veränderungen. Weitere Anpassungsspielräume unter
Beibehaltung serieller Produktion bieten computergestützte Verfahren zur Individualisierung der Wohnungen. Diese Verfahren
bedeuten jedoch bei aller Effizienz einen gewissen planerischen
Mehraufwand.
6
entspricht den Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI): 1 Grundlagenermittlung, 2 Vorplanung,
3 Entwurfsplanung, 4 Genehmigungsplanung, 5 Ausführungsplanung,
6 Vorbereitung der Vergabe, 7 Mitwirkung bei der Vergabe,
8 Objektüberwachung (Bauüberwachung oder Bauoberleitung),
9 Objektbetreuung und Dokumentation.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion des Planungsaufwandes
liegt in der Übergabe der Wohnungen als (veredelte) Rohbauten. Dieser Ansatz erfordert großes Eigenengagement nicht
nur der Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch auf Seiten der
Projektentwicklung. Er birgt jedoch auch großes Einsparpotenzial: Der Rohbau kann weitestgehend standardisiert werden
und in Kombination mit den individuellen Ausbauten dennoch
eine große Vielfalt unterschiedlich zugeschnittener Wohnungen
erzeugen. Durch Reduktion der für die Planungsleistungen
anrechenbaren Bausumme (nur Rohbau) und die Übertragung
von Planungsleistungen in den Verantwortungsbereich der Nutzerinnen und Nutzer können durch Eigenleistung für die (in der
Regel selbst nutzenden) Bauherrinnen und Bauherren spürbare
Kostenvorteile entstehen.
Genehmigungsplanung (LP 4 HOAI)
Der Aufwand für die behördliche Abstimmung kann durch Serialisierung ebenfalls optimiert werden, allerdings erst für die Serienproduktion. Aufgrund des meist hohen Innovationspotenzials
fällt für Prototypen durch Prüfzeugnisse für Produkte und / oder
Zulassungen im Einzelfall in der Regel ein Mehraufwand an.
Ausführungsplanung (LP 5 HOAI)
In der Ausführungsplanung und der konstruktiven Durchbildung bietet das Prinzip der Wiederholung (Wiederkehrende
Ausführungsdetails, Verwendung von seriell gefertigten Industrieprodukten) großes Einsparpotenzial. Zusätzlich kann der
Planungsaufwand durch die Verwendung möglichst großer
Bauteile – und damit einer Reduktion der Anzahl der zu detaillierenden Anschlusspunkte – optimiert werden (vgl. auch Kempe, Thill 2012, S. 365-368).
Ausschreibung und Vergabe (LP 6 und 7 HOAI)
Insbesondere für diesen Teil der Planungsleistung können
sich durch frühzeitige Einbindung der Bauindustrie in die Entwicklung und vor allem durch Wiederholung spürbare Vorteile
ergeben.
Bauleitung (LP 8 HOAI)
Im konventionellen Bauen bringt die Koordination und Überwachung der Einzelgewerke auf der Baustelle einen hohen Organisations- und Planungsaufwand mit sich. Die Verlagerung
eines großen Teils der Bauarbeiten in die Fabrik birgt also nicht
nur in Bezug auf die Fertigung selbst, sondern auch in Bezug
auf die Koordination der Bauabläufe großes Einsparpotenzial.
Objektüberwachung und -dokumentation (LP 9 HOAI)
Der Erkenntnisgewinn aus dieser Leistungsphase kann für die
Weiterentwicklung der Konzepte genutzt werden.
2.2 STANDARDISIERUNG DER PRODUKTION
Eine Standardisierung der Produktion geht mit der Verwendung von Industrieprodukten einher und beinhaltet in der Regel
12
Methoden der Vorfertigung. Bereits seit dem 19. Jahrhundert
kommen auch im konventionellen Bauen überwiegend industrialisierte, vorgefertigte Produkte zum Einsatz. Ziegelsteine,
Fenster- und Türprofile oder -beschläge ebenso wie Stuckelemente wurden schon vor über 100 Jahren in der Fabrik vorgefertigt, um dann auf die Baustelle geliefert und dort verarbeitet
zu werden. Heute haben sich die Produkte und ihre Einsatzmöglichkeiten vervielfacht. Die Grenze zwischen konventionellem und seriellem Bauen mit Elementen ist immer schwieriger
zu ziehen.
Ziel der Standardisierung der Produktion ist in der Regel, die
Fertigung möglichst großer Bauteile – oftmals in Kombination
mit einem möglichst hohen Fertigstellungsgrad – in die Fabrik
zu verlagern. Dies kann geschehen, um durch Serienfertigung
einerseits Produktionskosten einzusparen und andererseits
den Montageaufwand vor Ort und damit die Bauzeit zu verkürzen, also mittelbar auch Finanzierungskosten zu sparen.
Vorfertigung ermöglicht aber auch, durch wetterunabhängige
Produktionsbedingungen (Lufttemperatur und -feuchtigkeit) Effizienz und Präzision in der Ausführung zu erhöhen. Weiterhin
können bestimmte Produktionstechniken, wie beispielsweise
computergestützte Verfahren (CAD/CNC/Plot) oder der Einsatz
bestimmter Materialien (VIP, Kunststoffbewehrung) überhaupt
nur durch entsprechendes technisches Gerät in der Fabrik
erfolgen. Schließlich werden häufig auch die Arbeitsbedingungen (Sicherheit, Temperatur) als Argument für Fabrikfertigung
angeführt.
Grundsätzlich ist zwischen element- und modulbasierter Vorfertigung zu unterscheiden. Erstere sieht die Fabrikfertigung
meist zweidimensionaler Bauteile vor, letztere die von dreidimensionalen Raumeinheiten. In beiden Fällen kann der Grad
der Vorfertigung differieren. Er reicht von der Vorfertigung
einzelner Elemente (Fenster, Türen, Teile eines Baukastensystems) über Halbzeuge (Stützen, Träger, Decken, Wände
im Rohbau) bis hin zu Wänden oder Modulen mit Innen- und
Außenverkleidung, eingebauten Fenstern und vorbereiteter Installationsführung. Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit ergeben
sich vor allem durch die Rahmenbedingungen von Transport
und Montage, die abhängig von Transportweg und -art Grenzen bezüglich Gewicht, Abmessungen und Robustheit der vorgefertigten Bauteile setzen.
Verfahren der Vorfertigung sind heute auch in Bezug auf ihre
Gestaltung sehr flexibel einsetzbar, führen dann jedoch nicht
immer zu kostengünstigen Lösungen. Denn wie in der Planung
basiert Standardisierung in der Produktion auf dem Prinzip der
Wiederholung und lässt sich am effizientesten im Kontext von
Typung und Normung anwenden. Dies wiederum steht, wie
oben erläutert, dem Wunsch nach Flexibilität der Systeme und
nach Individualität der Wohnungen entgegen. Ein Versuch zur
Individualisierung im Serienbau liegt in der Anwendung von
Prinzipien der Mass Customization. Die hierin enthaltene Verbindung der Begriffe „Mass Production“ und „Customization“
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
13
ließe sich in etwa mit „kundenindividueller Serienproduktion“
übersetzen. Das Prinzip basiert auf einer computergestützten
Fertigungstechnik. Es entstammt der Automobil-, Möbel- und
Bekleidungsindustrie und dient dem Ziel, unter Beibehaltung
serieller Produktion ein individualisiertes Produkt ähnlich
schnell und preiswert herzustellen wie ein standardisiertes.7
Doch auch wenn Vorfertigung im Bau durch digitalisierte Produktionstechniken heute bereits für Kleinserien und Unikate
wirtschaftlich sein kann (vgl. Blocksdorf et al. 2012, S. 7), birgt
ein höherer Wiederholungsfaktor ein vergleichsweise höheres
Einsparpotenzial – wenn nicht primär für die Fertigung, so doch
für Planung und Montage.
7 zum Diskurs über Mass Customization im Wohnungs- und Eigenheimbau
vgl. Gill 2012, Gill 2010, Kuhnert, Schindler, 2001, Beck 2001, Lootsma
2001, Koolhaas 1995, S. XIX.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
15
3 FALLBEISPIELE
3.1. REFERENZPROJEKTE UND
UNTERSUCHUNGSMETHODE
Die Auswahl der Referenzprojekte erfolgte auf der Grundlage
einer differenzierten Betrachtung von Möglichkeiten der Standardisierung in Planung und Produktion. Alle vorgestellten Beiträge eröffnen interessante Perspektiven auf unterschiedliche
Ansätze der Standardisierung im Wohnungsbau. Die Beispiele
wurden so gewählt, dass eine möglichst große Bandbreite von
Ansätzen deutlich wird. Jedes der beschriebenen Projekte
basiert auf unterschiedlichen Methoden der Standardisierung
in Planung und Produktion, die jeweils anderen Zielsetzungen
dienen. Auch der Grad der (element- oder modulbasierten)
Vorfertigung variiert. Bei der Projektauswahl wurde zudem darauf geachtet, gleichermaßen Leicht- und Massivbauweisen zu
berücksichtigen. Bei den gezeigten Beispielen handelt es sich
zum größten Teil um realisierte Bauten, die ihre Eignung entweder durch eine bereits etablierte Serienfertigung oder doch zumindest durch die Realisierung eines Prototypen unter Beweis
gestellt haben. Vereinzelt werden zudem Forschungsprojekte
betrachtet, um auf noch in der Entwicklung befindliche innovative Ansätze aufmerksam zu machen.
Für die Studie standen wunschgemäß aktuelle Beispiele mit
hohem Innovationspotenzial im Fokus der Betrachtung. Daher
wurde die Suche auf internationale Beiträge ab dem Jahr 2000
eingegrenzt. Mit Blick auf eine mögliche Übertragbarkeit für die
IBA liegt der Schwerpunkt dabei auf Beiträgen aus Ländern mit
einem ähnlichen Klima und vergleichbaren Wohnstandards.8
Für die Recherche wurden Publikationen zu Element- und Systembauweisen, Vorfertigung und Digitalisierung (nicht nur) im
Wohnungsbau sowie aktuelle bzw. aktualisierte Standardwerke
zum Wohnungsbau9 berücksichtigt. Interessante Hinweise
lieferten zudem die Ausstellungen „Home Delivery. Fabricating
the Modern Dwelling“10 des MoMA, „Wendepunkt(e) im Bauen.
Von der seriellen zur digitalen Architektur“11 des Architekturmuseums der TU München sowie die kurz vor der Fertigstellung
stehende IBA Hamburg12. Schließlich boten Vortragsreihen der
TU Berlin13 und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu
den Schwerpunktthemen der geplanten IBA Berlin 202014 einen
guten Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion.
Nach Sichtung des Materials wurde in Absprache mit der Auftraggeberin eine Vorauswahl getroffen und zu den ausgewählten Projekten Interviews mit den verantwortlichen Planerinnen
und Planern und ggf. weiteren Projektbeteiligten geführt. In den
Gesprächen konnten gezielte Fragen bezogen auf den Kontext
dieser Studie formuliert werden. Neben detaillierten Nachfragen
zur Bedeutung von Standardisierung und Serienfertigung standen vor allem die Erfahrungen und die Einschätzung der Potenziale zu den unterschiedlichen Herangehensweisen im Fokus
der Betrachtung. Oftmals ergaben sich durch die Interviews
neue Sichtweisen auf einzelne Aspekte des diskutierten Projektes, aber auch auf Inhalte der gesamten Untersuchung.
3.2. AUFBAU DER STECKBRIEFE
Es wurden 12 Projekte ausgewählt, die in den Steckbriefen
(Kap. 3.4) vorgestellt werden. Betrachtet man die Auswahl
nach dem Grad der Vorfertigung, lassen sich vier Kategorien
unterscheiden, die sich in der farblichen Gestaltung der Steckbriefe abbilden. Drei Bauten basieren auf Methoden weitestgehender, zumindest teilweise modulbasierter Vorfertigung.
(WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #
1, SYSTEM 3). Vier Projekte nutzen sehr flexible Systeme aus
vorgefertigten Halbzeugen unterschiedlicher Größe (TRIEMLI, FLEXIBLE STRUKTUREN, TOP WALL, ULTRADÜNNE
FASSADENELEMENTE). Zwei Ansätze verwenden große vorgefertigte Bauteile aus preiswerten Industriematerialien, zum
Teil aus anderen Bau-Kontexten, wie dem Industrie-, Landwirtschafts- und Gewächshausbau (HOUSING BLOCK 10, 23
DWELLINGS). Für drei Projekte spielt Vorfertigung keine Rolle:
Zwei davon kombinieren einen standardisierten Rohbau mit einem nutzerindividuellen Ausbau, ein letztes benutzt standardisierte Parameter in der Planung (GRUNDBAU UND SIEDLER,
TILA, PILE UP® STACK UP ®).
Die Steckbriefe dienen der sachlichen Erläuterung der Fallbeispiele. Sie stellen die jeweils unterschiedlichen Formen
von Standardisierung heraus, die für Planung oder Bau der
vorgestellten Projekte relevant sind. Auf der Titelseite jedes
Steckbriefes sind die in Planung oder Produktion standardisierten Aspekte grafisch hervorgehoben. Titel und ein Kurztext erläutern Intention und Konzeption unter den unten angeführten
Kriterien (vgl. Kap. 3.3). Fünf wiederkehrende Piktogramme
indizieren zudem, ob für das beschriebene Projekt primär Kostenersparnis, Zeitersparnis, Energieperformance, Flexibilität
oder Vorfertigung wichtig sind (vgl. ebenfalls 3.3).
Die zweite Seite enthält die wichtigsten Kenndaten des Projektes zu Standort und Realisierungszeitraum, Projektgröße,
Bauweise und Baukosten15. Auch wenn die Kosten für fast alle
Projekte ermittelt werden konnten, ist eine Vergleichbarkeit nur
bedingt gegeben: Zum einen differieren die Erstellungskosten
8
9
10
11
12
13
14
15
zu Beiträgen für wärmere Klimazonen vgl. z.B. diverse Beiträge in
HoCo 2009. Innovative Ideen für ebenfalls überwiegend wärmere
Gegenden finden sich außerdem in der Dokumentation des «housing
contest», einem in Mailand von Architektenverbänden und Bauindustrie
ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zu kostensparendem und
energieeffizientem Bauen (www.housingcontest.com).
vgl. Ebner et al. 2009: typologie+. Innovativer Wohnungsbau; Neufert,
Kister et al. 2012: Bauentwurfslehre. 40. Auflage.
Katalog zur Ausstellung vgl. Bergdoll 2008.
Katalog zur Ausstellung vgl. Nerdinger 2010.
vgl. verschiedene Publikationen der IBA Hamburg GmbH (Hrsg.) 2012.
Forum Architektur: READY. Veranstalter: TU Berlin (A13) und Wüstenrot
Stiftung 2012
Die gemischte Stadt gestalten: Wohnen ökonomisch bauen,
IBA-Symposium in Berlin am 23.04.2012.
In der Regel Kostengruppen 300 und 400 (Deutschland) oder analog
(z.B. Schweiz: BKP2, etc.). Erläuterung: Kostengruppen nach DIN 276:
200 Herrichten und Erschließen, 300 Bauwerk - Baukonstruktionen, 400
Bauwerk - Technische Anlagen, 500 Außenanlagen, 600 Ausstattung und
Kunstwerke, 700 Baunebenkosten.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
abhängig von Materialpreisen und Lohnniveau des jeweiligen
Herstellungslandes, zum anderen sind die Berechnungsgrundlagen international verschieden. Außerdem sagen die Realisierungskosten der zum Teil prototypischen Gebäude wenig über
die Produktionskosten für eine mögliche, größere Serienproduktion aus.
Auf den jeweils vier darauf folgenden Seiten wird das Projekt
beschrieben. Der Text fokussiert auf die jeweiligen Aspekte der
Standardisierung und gliedert sich in die Abschnitte Planung,
Prinzip, Produktion, Performance und Potenzial. Fotografien
und Grundriss-, Schnitt-, Detail- oder Konzeptzeichnungen
illustrieren den jeweiligen Ansatz. Eine weitere Grafik (jeweils
Seite 3) fasst die wesentlichen Aspekte des Textes zusammen
und erläutert, ob große, geringe oder keine Kosten- und Zeitersparnis in Planung und Produktion zu erwarten sind – und wie
dies jeweils erreicht wird.16
3.3
KRITERIEN DER BEURTEILUNG
Da mit den unterschiedlichen vorgestellten Ansätzen ganz
verschiedene Zielsetzungen verfolgt werden, ist die Einführung
differenzierter Beurteilungskriterien notwendig, die im Folgenden vorgestellt werden. Diese Kriterien dienen eher einer Beschreibung als einer Bewertung der Projekte.
Zeiteffizienz
Zeitersparnis in Planung und Bau ist eine der Hauptintentionen
in der Entwicklung des industriellen Bauens und damit sicherlich ein wichtiges Kriterium. Allerdings lassen sich für die oftmals erst prototypischen Realisierungen hier nur Vermutungen
über die Leistungsfähigkeit einer potenziellen Serienfertigung
anstellen. Die diesbezüglichen Grafiken in den Steckbriefen
bilden ab, in welchen Bereichen von Planung und Bau Einsparungen erreicht werden können und stellen vor allem das
intendierte Einsparpotenzial dar. Grundsätzlich steigt die Zeitersparnis proportional zum Grad der Vorfertigung. Interessante
Ansätze hierzu finden sich vor allem in den Fallbeispielen
WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1,
SYSTEM 3, HOUSING BLOCK 10 und 23 DWELLINGS.
Kosteneffizienz
Das Gleiche gilt für die Kostenersparnis, die unmittelbar über
die industrielle Produktion und mittelbar über die Zeitersparnis
(Finanzierungskosten) erreicht werden kann. Auch hier kann
aufgrund des überwiegend prototypischen Charakters oftmals
nur auf Potenziale für die Serienproduktion hingewiesen werden. Einige Projekte erzielen jedoch bereits Einsparungen, die
als repräsentativ gelten können (WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, HOUSING BLOCK 10, 23 DWELLINGS). Mögliche Einsparungen im Bereich der Planungskosten können sich
durch die übliche Kopplung der Honorarordnung (HOAI) an die
Bausumme statt an den Planungsaufwand nur bedingt auf die
Gesamtbaukosten auswirken (vgl. auch Kap. 2.1). Die entspre-
16
chende Grafik in den Steckbriefen beziffert hier also ein eher
theoretisches Einsparpotenzial.
Energieeffizienz
Eine mindestens ebenso wichtige Rolle für die Leistungsfähigkeit der Konzepte spielt heute ihre Energieeffizienz. Für
die Bewertung sind nicht nur die Kennwerte bezüglich der
Betriebs- und Instandhaltungskosten maßgeblich, sondern
auch der Gesamtenergiebedarf zur Erstellung des Gebäudes – die so genannte „Graue Energie“17. Hier weisen die
Gebäude in Holzbauweise eine positive Energiebilanz auf
(WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, SYSTEM 3, TOP
WALL). Einen besonders interessanten Ansatz stellt in diesem
Kontext das System TOP WALL dar, das nach den Maßgaben der 2000-Watt-Gesellschaft entwickelt wurde. Der Begriff
beschreibt ein energiepolitisches Modell, das im Rahmen des
Programms „Novatlantis“ an der Eidgenössischen Technischen
Hochschule Zürich (ETHZ) entwickelt wurde. Es propagiert
das Ziel einer gerechten Verteilung von Energie und damit
einen ausgeglichenen Energieverbrauch für alle Menschen.
Dieser dürfte im Sinne eines verantwortlichen Umgangs mit
Ressourcen eine durchschnittliche Dauerleistung von 2000
Watt pro Person nicht übersteigen. Der derzeitige durchschnittliche Energieverbrauch in Westeuropa beträgt ca. 6000 Watt
pro Person, ca. 50% davon werden für Bauen und Wohnen
(einschließlich Mobilität am Wohnort18) verbraucht. Um dem
Anspruch einer 2000-Watt-Gesellschaft gerecht zu werden, gilt
es, neben einer optimalen Energie-Performance in Bezug auf
die Nutzung des Gebäudes auch einen möglichst geringen Anteil an Grauer Energie für die Erstellung zu beanspruchen.
Flexibilität (Varianz / Aneignungspotenzial)
Auch der Begriff der Flexibilität verlangt nach weiterer Differenzierung. Er kann sich zum einen auf die Anpassungsfähigkeit
eines Systems an unterschiedliche Orte beziehen, um ein
Gebäude trotz Serienfertigung in Bezug auf Form und ggf.
Materialität als „Unikat“ im jeweils spezifischen städtebaulichen Kontext gestalten bzw. eine typologische Vielfalt von
Wohnungen anbieten zu können. Eine solche Varianz bieten
vor allem die Projekte TRIEMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE
FASSADENELEMENTE, FLEXIBLE STRUKTUREN und PILE
UP® STACK UP®. Flexibilität im Sinne einer Adaptionsfähigkeit
in der Benutzung dagegen bezieht sich auf das jeweilige räumliche und zeitliche Aneignungspotenzial für verschiedene, sich
evtl. ändernde Wohnbedürfnisse. Hierzu leisten die Projekte
23 DWELLINGS, GRUNDBAU UND SIEDLER sowie TILA interessante Beiträge.
16
17
18
Zur Kostenersparnis in der Planung vgl. Kap. 2.1 und 3.3
Als graue Energie wird die Energiemenge bezeichnet, die für Herstellung,
Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt
wird, inklusive aller Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung und des
Energieeinsatzes aller angewandten Produktionsprozesse.
In die Energiebilanz ist auch der Aufwand für die Mobilität der
Beohnerinnen und Bewohner mit einzukalkulieren. Aus diesem Grund
wirkt sich innerstädtisches Wohnen bereits an sich positiv auf die
Gesamt-Energiebilanz aus.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Vorfertigungsgrad
Der Grad der Vorfertigung wurde nicht als Kriterium der Beurteilung angesetzt, da er – für sich genommen – noch keine
Qualität darstellt. Art und Grad der Präfabrikation stellen jedoch
im Kontext dieser Studie eine wichtige Information dar und sind
einer Klassifizierung und Kategorisierung der Projekte dienlich.
Daher findet sich auch hierzu eine Angabe auf den Titelseiten.
Innovationspotenzial und architektonische Qualität
Alle Projekte verfügen über einen sehr hohen Innovationsgrad.
Zur Vermeidung von Redundanzen wurde daher Innovation
nicht als Index auf den Titelseiten angeführt. Zu unterscheiden
allerdings sind technische und konzeptuelle Innovation – hierzu finden sich Erläuterungen in den Projektbeschreibungen.
Auffällig ist, das lässt sich bereits an dieser Stelle bilanzieren, dass Projekte mit hohem technischem Anspruch oftmals
konventionelle Wohnkonzepte bedienen, während innovative
Wohn- und Aneignungskonzepte vielfach eine einfache Bautechnik zugrunde legen. Ebenso wenig wie Innovation wurde
architektonische oder räumliche Qualität als Bewertungskriterium herangezogen. Sie war vielmehr Grundvoraussetzung für
die Auswahl der Projekte.
17
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
18
PROJEKTSTECKBRIEFE
KRITERIEN
Zeiteffizienz
Kosteneffizienz
Energieeffizienz
Flexibilität
Vorfertigungsgrad
ERSPARNIS
Weiß
Standardisierung für Ersparnis wesentlich
Transparent
Standardisierung für Ersparnis nicht wesentlich
Keine Ersparnis
Geringe Ersparnis
Große Ersparnis
STANDARDISIERUNG
Weiß Standardisierung in Planung oder Produktion wesentlich
Transparent
Standardisierung in Planung oder Produktion nicht wesentlich
Serieller Wohnungsbau
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2013
19
01 WOHNSIEDLUNG AMAGERVAELLEDVEJ
GESTAPELTE REIHENHÄUSER
Kurzbeschreibung Sehr hoher Vorfertigungsgrad zur radikalen Reduktion der
Fertigungs- und Montagezeiten sowie zur Sicherung der
Ausführungsqualität.
(Holzständerbauweise)
Serieller Wohnungsbau
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1
Projektdaten
Wohnsiedlung Amagervalledvej
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Anzahl Wohneinheiten
53
Fassade:
Holzständerbauweise vorgefertigt
Rohbau:
Holzständerbauweise vorgefertigt
Ausbau:
Leitungsführung, Wand- und
Bodenbeläge weitestgehend vorgefertigt
Bauherr / Bauherrin
Größe Wohneinheiten
Bauzeit
Eigentümer / Eigentümerin
Anzahl Geschosse
Kopenhagen (DK) / 2012
ONV architects
–
Jönsson
Housing Authority 3B
Bauweise
8.400 qm
5.100 qm
90 qm — 130 qm
2010 — 2012 (18 Monate für mehrere
Bauabschnitte)
3 — 4 (bis zu 6 Geschosse möglich)
Baukosten KG 300/400
1.100 € pro qm BGF
Energiestandard
Dänischer Standard
1
Gartenansicht
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Ze i t e rs p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Der Planungsaufwand liegt durch die jeweils projektspezifische Anpassung (Topografie, Fassade, Geschosszahl, etc.) insgesamt nur geringfügig unter dem
einer konventionellen Gebäudeplanung.
Eine Reduktion erfolgt durch Rückgriff
auf wiederkehrende Wohnungstypen und
die Standardisierung gewisser Planungsparameter: die Außenabmessungen der
Module, die Bäder und Küchen sowie die
Konstruktionsweise und ein Teil der Anschlussdetails.
Ze i t e rs p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Eine deutliche Reduktion der Bauzeiten
wird durch die weitestgehende Standardisierung der Produktionsabläufe und die
Verlagerung fast der gesamten Fertigung in
die Fabrik erreicht (80– 90%).
Der Montageaufwand auf der Baustelle
beschränkt sich auf die horizontale bzw.
vertikale Anordnung der Module und ihrer
Verbindung. Es verbleiben zudem geringfügige Ausbau- und Fassadenarbeiten (Fugenabdichtung, etc.).
21
Kosten ersparnis in der Planung
Durch die beschriebene Reduktion des
Planungsaufwandes kann eine gewisse
Reduktion der Planungskosten erreicht
werden.
Kosten ersparnis in der Produktion
Durch eine teilweise Standardisierung der
Produktionsabläufe und die Verlagerung
der Fertigung zu 80–90% in die Fabrik ist
eine geringfügige Reduktion der Produktionskosten möglich. Weitere Kostenersparnis ergibt sich durch die kurze Montagezeit
und eine dadurch mögliche Reduktion der
Finanzierungskosten. Dem entgegen stehen
die Kosten für Transport- und Montage.
Planung
Das System baut auf einem hohen Grad an Vorfertigung auf.
Ausgehend von möglichen Transportmaßen (LKW) wurden
dreidimensionale, vorgefertigte Raummodule mit maximalen
Außenmaßen von 4,20m*11,00m entwickelt und mitsamt
Installation, Wand- und Bodenbelägen in der Fabrik vorgefertigt. Die Raummodule mit einer Wohnfläche von jeweils max.
35 qm sind stapelbar konzipiert. Sie können einzeln als kleine
Apartments dienen oder – zu zwei bis drei Modulen nebeneinander oder übereinander angeordnet – zu größeren Wohnungen zusammengefügt werden. Diese werden dann wiederum in
Wohngebäuden zusammengefasst, in der Regel zu zweifach
oder dreifach gestapelten Reihenhäusern (4– 6 Etagen) mit
Laubengang-Erschließung. Zusätzlich sind Küchen, Bäder und
Heizungsinstallation als besonders kostenintensive Bereiche
des Wohnungsbaus in Planung und Ausführung weitestgehend standardisiert, um Kosten zu sparen und durch hohe
Stückzahlen günstige Einkaufspreise zu erzielen.
Ansonsten sind die Grundrisse innerhalb der maximalen Außenmaße flexibel gestaltbar. Auch die Durchbildung der Fassaden lässt unterschiedliche Ausführungen in Materialität und
Gliederung zu. Der Vorfertigungsgrad der Gebäude beträgt
durchschnittlich 80– 90%. Alle bisher realisierten Projekte wurden im suburbanen Kontext „auf der Grünen Wiese“ realisiert.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
22
4
2
5
3
6
Prinzip
Grundsätzlich erlaubt das System innerhalb der Vorgaben
(Außenmaße, Küchen, Bäder) eine große Bandbreite an
Lösungen. Innerhalb eines Projektes können mehrere Wohnungstypen kombiniert werden. Auf diese Weise werden innerhalb der einzelnen Projekte unterschiedlich große Wohnungen
verschiedener Standards (Größe, Zuschnitt, Kosten, Barrierefreiheit, etc.) für verschiedene Zielgruppen kombiniert. Das
Referenzprojekt beispielsweise verfügt über 43 Wohnungen in
4 verschiedenen Wohnungstypen. Das System ist nach Einschätzung der Architekten grundsätzlich etwa ab einer Stückzahl von ca. 50 Wohneinheiten rentabel. Die Transportkosten
innerhalb Dänemarks liegen nach Aussage von ONV architects
bei etwa 800 € pro Modul, für einen Transport nach Deutschland schätzungsweise bei 2.500 €, ggf. wäre projektabhängig
eine Zusammenarbeit mit Unternehmen vor Ort zu erwägen.
7
2/3
4/5
6/7
Gesamtanlage
Wohnungsanordnung
Systemschnitt gestapelte Reihenhäuser
Serieller Wohnungsbau
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11
8 / 9 / 10 / 11
Außenaufnahmen
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12
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Produktion
Die dreidimensionalen Volumen-Raummodule werden zu
80 – 90% in der Fabrik vorgefertigt. In der Regel besteht eine
Wohnung aus zwei oder drei dieser Module, die wiederum in
4 – 6-geschossigen Gebäuden zusammengefasst sind. Die
einzelnen Module sind in Holz-Ständerbauwiese vorgefertigt.
Die ca. 40 cm dicken Außenwände enthalten bereits Fenster
und Türen sowie Elektro- und Heizungsinstallation. Objekte
für Küche und Badezimmer sind vollständig eingebaut oder
weitestgehend vorbereitet. Die einzelnen Module werden per
Schiff oder mit dem LKW zur Baustelle gebracht und dort mit
Hilfe eines Krans auf bauseits erstellten Bodenplatten oder
Kellern montiert. Vor Ort müssen die Module dann nur noch
verfugt und einzelne Ausbau- und Fassadenarbeiten vorgenommen werden.
Performance
Das Modell eignet sich gleichermaßen für Miet- wie für Eigentumsmodelle. Die meisten der bereits ausgeführten Projekte
bieten eine gewisse Bandbreite an Wohnungstypen. Reihenhäuser bzw. gestapelte Reihenhäuser sind auch für private
Einzeleigentümerinnen und -eigentümer sehr attraktiv. In der
Regel erfolgt die Entwicklung und Realisierung der Gesamtprojekte jedoch über Inverstorinnen oder Investoren, die die
Vorfertigung und Montage der großen Zahl an Wohnungen
vorfinanzieren. Sehr kurze Bauzeiten vor Ort ermöglichen relevante Einsparungen bezüglich der Ffinanzierung, der Aufwand
für Transport und Montage jedoch ist vergleichsweise hoch.
Der energetische Standard für die Unterhaltung der Gebäude entspricht im Fallbeispiel den dänischen Richtlinien.In
der Gesamtenergiebilanz sind die Vorteile der Verwendung
nachwachsender Baustoffe (Holz) und der (Fabrik-)Fertigung
(Optimierung der Arbeits- und Produktionsbedingungen) dem
logistischen Aufwand für den Transport der Module gegenüberzustellen.
Potenzial
Das Büro ONV konnte bereits 9 Bauvorhaben mit einfachen
Reihenhäusern und 3 Bauvorhaben mit gestapelten Reihenhäusern realisieren, ein weiteres ist in Planung. Daher sind
Kosten und Praktikabilität zumindest für den skandinavischen
Kontext als realistisch einzuschätzen.
Der Erfolg der Bauweise basiert eher auf technischer und weniger auf konzeptueller Innovation. Bezogen auf Gestaltung
und Vermarktung wird im Gegenteil auf bewährte Typologien
und Strategien zurückgegriffen. Die Realisierung mit Methoden
der Vorfertigung dient vor allem der Verkürzung der Bauzeit vor
Ort, der Qualitätssicherung der Produkte und der effizienten
Gestaltung der Bauabläufe. In Deutschland wären aufgrund
der Holzbauweise im mehrgeschossigen Wohnungsbau individuelle Brandschutz-Gutachten erforderlich.
12 / 13 / 14 / 15 Produktion, Transport und Montage
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
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02 CASE STUDY #1
VERDICHTETER FERTIG-WOHNUNGSBAU
Kurzbeschreibung Im innerstädtischen Kontext flexibel kombinierbare Wohneinheiten aus weitestgehend vorgefertigten Wänden,
Decken und Raummodulen, Vorfertigungsgrad 80 – 100%.
(Hybride Bauweise, IBA Hamburg Kategorie Smart Price
House)
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
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1
Projektdaten
Case Study #1
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Anzahl Wohneinheiten
Hamburg Wilhelmsburg (D) / 2012
Fusi & Ammann, Hamburg (D)
Schwörer Gruppe
Kastell:
Deckenelemente
Schwörer Bausysteme:
Beton-Fertigteile als Hohl- und
Vollbetonwände für die
Tragkonstruktion des Gebäudes
SchwörerHaus:
vorgehängte wärmegedämmte
Holzfassadenelemente
Schwörer Bauindustrie:
Fertigbad-Module mit vorgefertigten
Installationssystemen
Schwörer Komplettbau:
Projektbetreuung, „alles aus einer Hand“
Bauweise
1.176 qm
45 qm — 140 qm
Fassade:
Beton-Fertigteile mit vorgehängten,
wärmegedämmten Holzelementen
Rohbau:
vorgefertigte Hohl- bzw. Vollbetonwände
und Spannbeton-Decken mit integrierter
Fußbodenheizung
Ausbau:
konventionelle Bauweise,
Fertigbad-Module
Anzahl Geschosse
Bauzeit
550 qm
6
Größe Wohneinheiten
4
12/2011 — 08/2012 (6 Wochen Rohbau +
6 Wochen Ausbau angestrebt)
Baukosten KG 300/400
1.411.200 (600 € Rohbau +
600 € Ausbau pro qm BGF angestrebt)
Energetischer Standard
KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2009)
Bauherr / Bauherrin
SchwörerHaus
Eigentümer / EIgentümerin
Einzeleigentümer und -eigentümerinnen
1
Gartenansicht
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Die Reduktion des bautechnischen Planungsaufwandes erfolgt durch Rückgriff
auf im Einfamilienhausbau bewährte
Produkte und Fertigungsmethoden. In
Bezug auf die Grundrisse erleichtert die
Anwendung eines modularen Systems die
Planung.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Durch umfangreiche element- und modulbasierte Vorfertigung können Bauzeiten
deutlich verküzt werden.
27
Kostenersparnis in der Planung
Durch den Einsatz von bewährten Produkten und Fertigungsprozessen aus dem
Eigenheimbau sind Vorteile im Planungsprozess zu erwarten. Damit verbundene
EInsparungen können jedoch durch die
hohen Overhead-Kosten des kommerziellen
Anbieters nur zum Teil an die Kundinnen
und Kunden weitergegeben werden.
Kostenersparnis in der Produktion
Durch den Einsatz von im Einfamilienhaus
bewährten Produkten und Fertigungsmethoden sind hier Preisvorteile zu erwarten.
Durch die kurzen Bauzeiten können zudem
mittelbar Finanzierungskosten gespart
werden.
Planung
Das System basiert auf horizontal und vertikal kombinierbaren
Wohnmodulen mit einer Grundfläche von jeweils ca. 45 qm, die
wie im Einfamilien-Fertighausbau aus großen, vorgefertigten
Wänden und zum Teil sogar dreidimensional vorgefertigten
Raumeinheiten errichtet werden. Durch Zusammenschalten
der Wohnmodule entstehen unterschiedliche, auch geschossübergreifende Wohnungszuschnitte, die zu verschiedenen
innerstädtischen Wohnhaustypologien (Blockrandbebauung,
verdichtete Stadtgewebe, Reihenhausbebauung, freistehendes
Mehrfamilienhaus) zusammengefügt werden können.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
28
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Typologisches Konzept
Grundelemente
Kompositionsmöglichkeiten
Vorfabrizierte Betonelement
Erschliesung - Haustechnick
Typologisches Konzept
2
Vorfabrizierte Holzelement
Wohnen - Arbeiten - Schlafen
Grundelemente
Kompositionsmöglichkeiten
Vorfabrizierte Betonelement
Typologische
Struktur
Kompositionsmöglichkeiten
Erschliesung - Haustechnick
nt
ck
Vorfabrizierte Holzelement
Wohnen - Arbeiten - Schlafen
Typologische Struktur
fen
eil eines
Montage
Stadthaus in Blockstruktur
Stadthaus als Solitär
Kompositionsmöglichkeiten
eilen und das kollektive
eil eines
3
Montage
Stadthaus in Blockstruktur
Stadthaus als Solitär
Ausstattung garantieren
Stadthaus als Solitär
eilen und das kollektive
orfabrizierung mit massiven
erbundsystemen umgesetzt
Ausstattung garantieren
orfabrizierung mit massiven
erbundsystemen umgesetzt
4
Typologisches Konzept
Stadthaus als Solitär
Grundelemente
Kompo
Vorfabrizierte Betonelement
Erschliesung - Haustechnick
6
Vorfabrizierte Holzelement
Wohnen - Arbeiten - Schlafen
Typologische Struktur
5
Prinzip
Die als „Mikro-“, „Meso-“ und „Makrolofts“ bezeichneten Wohnungen sind aus 1– 4 Wohnmodulen horizontal und / oder vertikal zusammengesetzt. Sie sind klar strukturiert, minimal gestaltet und können flexibel genutzt werden. Mit Ausnahme der
als Raumeinheit bereits dreidimensional vorgefertigten Badeeil eines
zimmer gibt es zunächst keine abgeteilten Innenräume. Diese
können aber auf Wunsch eingebaut werden. Ansonsten dienen
allein Möbel und/oder Schiebeelemente zur Definition unterschiedlicher Raumbereiche. Auch der Trockenbau-Schacht,
der alle haustechnischen Installationen bündelt,
eilengliedert
und das die
kollektive
Wohnfläche räumlich. Die als FlyingSpaces bezeichneten
Mini-Apartments auf dem Dach des Gebäudes sind zu 100%
vorgefertigt.
Ausstattung garantieren
Montage
7Stadthaus
2/3/4/5
6
7
in Blockstruktur
Komponenten (vorgefertigte Treppenkerne und Wohnmodule)
und Kompositionsmöglichkeiten
Grundrisse
Typologische Struktur
Stadtha
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
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8
8
Straßenansicht
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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9
10
Produktion
Das System überträgt Technologien, die heute im EinfamilienFertighausbau Standard sind, auf ein mehrgeschossiges innerstädtisches Wohngebäude. Für die Wände, Decken und Fassaden kommen vorgefertigte Elemente mit Abmessungen von
12,5 m Länge und ca. 3 m Höhe (je Element) zum Einsatz. Die
Wände sind je nach statischer oder konstruktiver Erfordernis
als Hohl- und Vollbetonwände ausgeführt. Fenster und Türen
ebenso wie Wasser- und Elektroinstallationen werden weitestgehend im Werk eingebaut. Die Deckenkonstruktion besteht
aus Spannbeton-Fertigdecken. Die Fassade aus Betonelementen mit vorgehängter wärmegedämmter Holzkonstruktion
entspricht den deutschen Brandschutztanforderungen. Die
Badezimmer und die FlyingSpaces (max. 4,35 m x 12,50 m x
4,00 m) auf dem Dach werden als 3D-Raummodule komplett
vorgefertigt auf die Baustelle geliefert. Alle Fertigteile sind von
Unternehmen der Schwörer Gruppe entwickelt und gefertigt.
Auf der Baustelle fallen nach Montage der Elemente noch wenige Ausbauarbeiten an (Verfugen der Fassade, Verlegen der
Fußbodenbeläge, Malern der Wände und Decken).
Im vorgeschalteten Wettbewerbsverfahren gingen die Projektverantwortlichen von Bauzeiten von jeweils 6 Wochen und
Baukosten von jeweils 600 Euro / qm BGF für Rohbau und
Ausbau aus (gesamt 1.200 Euro / qm BGF). Eine Bilanz der
tatsächlich angefallenen Baukosten und -zeiten lässt sich erst
nach Fertigstellung ziehen.
Performance
Sowohl aus dem Konzept der kombinierbaren Raummodule
(Standardisierung in der Planung) als auch aus der sehr weit
gehenden Vorfertigung auf der Grundlage bewährter Produktionsmethoden aus dem Eigenheimbau ergeben sich vielfältige
Lösungsansätze, um Vorfertigung zeit- und kostensparend
auch im verdichteten innerstädtischen Wohnungsbau anwenden zu können.
Potenzial
Daten über den tatsächlichen Zeit- und Kostenrahmen liegen
noch nicht vor, da sich das Gebäude noch im Bau befindet.
Doch selbst wenn die angestrebten Größen für den Prototypen
nicht eingehalten werden können, sieht die Firma SchwörerHaus großes Potenzial für die Serienfertigung und möchte auf
der Grundlage dieses Ansatzes weitere Projekte realisieren.
9 / 10
FlyingSpaces Grundrissvarianten und Lieferung
Serieller Wohnungsbau
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03 SYSTEM 3
STAPELBARES WOHNMODUL
Kurzbeschreibung Kombination eines komplett vorgefertigten, dreidimensoíonalen Moduls mit einem elementbasierten System aus
großen, vorgefertigten Wand- und Deckenscheiben, verschiffbar in Industriecontainern.
(Holzmassivbauweise)
Serieller Wohnungsbau
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1
Projektdaten
System 3 (Prototyp MoMA)
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
NY (NY) / 2008 (Prototyp)
Oskar Leo Kaufmann
Albert Rüf Ziviltechniker GmbH
Dornbirn (A)
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Kaufmann Zimmerei Tischlerei,
Reuthe (A)
Bauherr / Bauherrin
MoMA (NY)
Eigentümer / Eigentümerin
ZT GmbH (A)
ca 60 qm für 2 Module
48 qm für 2 Module
Anzahl Wohneinheiten
1
Bauweise
Fassade:
Holz-Massivbau
Rohbau:
Holz-Massivbau
Ausbau:
Holz-Massivbau
Bauzeit
Montage der Einheit auf die vorbereiteten Auflager: 4,5 Stunden
Größe Wohneinheiten
möglich:
48 qm
84 qm
120 qm
156 qm
Baukosten KG 300/400
270.000 € (netto)
Energetischer Standard
Anzahl Geschosse
1 pro Modul (stapelbar)
1
für den Prototypen keine Wärmedämmung
Grundsätzlich ist die Anpassung an
ortsübliche Standards möglich
Prototyp Ausstellung „Home Delivery“ (MoMA 2008)
Serieller Wohnungsbau
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2013
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Die Entwicklung des Prototypen für die
Ausstellung „Home Delivery“ MoMA NY
erfordert einen hohen Planungsaufwand.
Dafür entfällt für die Serienfertigung des
Moduls die Planungsphase komplett – mit
Ausnahme der Arbeit für die behördlichen
Genehmigungen und, wenn gewünscht,
einer spezifischen Anpassung der Fassadengestaltung, Oberflächen und Einbauelemente.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Durch weitestgehende Standardisierung
der Produktionsabläufe und Verlagerung
der gesamten Fertigung in die Fabrik kann
der Produktionsaufwand stark reduziert
werden. Ein minimaler Montageaufwand auf
der Baustelle verbleibt durch die Kombination modularer und elementbasierter Vorfertigung. Diese wurde zugunsten einer Optimierung des Transportaufwandes gewählt.
33
Kostenersparnis in der Planung
Die Planungskosten für die Serienfertigung
beschränken sich auf behördliche Abstimmungen und, wenn gewünscht, eine spezifische Anpassung der Fassadengestaltung,
Oberflächen und Einbauelemente.
Kostenersparnis in der Produktion
Durch den hohen Ausstattungsstandard
ist für die Produktion selbst lediglich eine
geringe Ersparnis zu erwarten. Großes Einsparpotenzial liegt jedoch in der radikalen
Reduktion der Bauzeit und eine dadurch
mögliche Reduktion der Finanzierungskosten.
Planung
System 3 ist einer von fünf Beiträgen, die im Jahr 2008 im
Rahmen der Ausstellung „Home Delivery“ im Hof des Museum
of Modern Art in New York als Prototypen realisiert wurden. Die
Planung sieht eine sehr weitgehende Vorfertigung horizontal
wie vertikal kombinierbarer Raummodule vor, deren Außenmaße so berechnet sind, dass sie in Industriecontainern verschifft
und auf diese Weise sehr einfach und kostengünstig transportiert werden können.
Serieller Wohnungsbau
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3
4
Prinzip
Der Prototyp besteht jeweils aus einer komplett vorgefertigten
„service unit“ und einer ebenso großen „naked space unit“,
die – in wenige große Wandteile zerlegt – in demselben Container mit verschifft wird. Die „service unit“ enthält alle Leitungen und Installationen für Küche und Bad sowie Einbaumöbel,
die Anschlüsse an eine mögliche Vertikalerschließung sind
vorbereitet. Die zweite Einheit besteht aus drei Seitenwänden
mit bereits eingebauten Fenster- und Türelementen, Decke
und Fußboden und umschreibt einen nicht weiter untergliederten Wohnraum. Die zwei Einheiten werden horizontal zu einer
Wohnung mit 48 qm verbunden, durch die Addition weiterer
„naked space unitsˮ ergäben sich auch größere Wohnungen
mit 84 qm, 120 qm und 156 qm.
Die Module sind stapelbar konzipiert. Die Statik des Prototypen
ist auf drei Geschosse ausgelegt, es sind jedoch theoretisch
auch größere Geschosszahlen möglich. Bis zu sieben Geschosse hält das Planerteam für realistisch.
Aufgrund der sehr geringen Breite der Service-Einheit ist die
Anordnung der Funktionsbereiche und Einbaumöbel dort bereits optimiert und festgelegt. Alle übrigen Räume sind frei und
offen angelegt. Während die einzelnen Module in ihrer Kubatur
nicht veränderbar sind, lässt die Stapelung unterschiedlich
kombinierter Einheiten durchaus vielfältige Möglichkeiten zu.
5
2
3
4/5
Baukasten bestehend aus 3D-Modul und 2D-Elementen
Wohnmodul fertig montiert
Anordnung horizontal und vertikal
Serieller Wohnungsbau
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Montage
Innenraum
Serieller Wohnungsbau
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10
Produktion
Der Prototyp besteht aus Massivholzelementen für Wände und
Decken mit maximalen Abmessungen von 2,88 m auf 11,64 m.
Auf diese Weise kann jedes Element in einem Stück gefertigt
werden. Mit CNC Technik wurden für den Prototypen regelmäßige runde Öffnungen gefräst und Glaszylinder eingesetzt.
Es sind jedoch auch rechteckige oder frei wählbare Öffnungsformen möglich, in die entsprechend gefertigte Fenster- und
Türelemente bereits im Werk eingebaut werden. Einbaumöbel
(im Prototyp aus Edelstahl), Leitungen, Elektroinstallation und
Leuchten der „service-unit“ sind ebenfalls Bestandteil der Vorfertigung.
Das verwendete Holz sollte mit dem Ziel kleiner Produktionskreisläufe aus örtlichen Beständen stammen. Fassade und
Dach sind durch einen speziell geschichteten Anstrich witterungsbeständig behandelt, Farben sind frei wählbar. Wärmedämmung wird abhängig von den thermischen Erfordernissen
dimensioniert ebenfalls im Werk eingebracht.
Alle Bauteile passen in einen Industriecontainer, der Aufbau
der Einheiten vor Ort auf die vorbereiteten Auflager dauerte im
Fall des Prototypen 4,5 Stunden.
Performance
Die voll ausgestattete Wohneinheit kann sofort nach dem Aufbau bezogen werden. Sie ist innerhalb des Systems erweiterbar und damit in den erwähnten Abstufungen auch auf zeitliche
Sicht flexibel. Damit eignet sich das Modell sowohl für kurzfristige als auch für langfristige Miet- oder Eigentumsverhältnisse.
Die kurze Montagezeit erlaubt eine Errichtung auch auf schwer
zugänglichen oder innerstädtischen Grundstücken, hier stößt
das System jedoch durch seine starre Geometrie an Grenzen.
Potenzial
Die Kombination einer komplett vorgefertigten Box („service unit“) und weiteren vorgefertigten Elementen („naked
elements“) verbindet die Vorteile der von modul-basierter
Vorfertigung (komplette Vorfertigung, kurze Aufbauzeiten
vor Ort) mit der Flexibilität und den Transport-Vorteilen von
element-basierten Systemen. Der Prototyp besitzt als Exponat
der Ausstellung „Home Delivery“ einen sehr hohen Ausführungsstandard, woraus die vergleichsweise hohen Baukosten
resultieren. Grundsätzlich sind jedoch auch einfachere Ausführungen denkbar. Bisher fand sich kein Investor, um das das
System in einem größeren Kontext mit gestapelten Einheiten
zu erproben.
10
Lieferung
Serieller Wohnungsbau
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04 WOHNSIEDLUNG TRIEMLI
FASSASDENSYSTEM
Kurzbeschreibung Gestalterisch anspruchsvolles und langlebiges, hoch
differenziertes Fassadensystem aus tragenden und nicht
tragenden Beton-Sandwich-Elementen, basierend auf
computerbasierte Fertigung.
(Beton-Vorhang- und Sandwich-Bauteile)
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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1
Projektdaten
Wohnsiedlung Triemli
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Zürich (CH) / 2011
von Ballmoos Krucker Architekten,
Zürich (CH)
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Fassade:
Element AG , Veltheim
Bauherr / Bauherrin
Baugenossenschaft Sonnengarten,
Zürich
Eigentümer / Eigentümerin
Baugenossenschaft Sonnengarten,
Zürich
Bauweise
35.800 qm
Tragstruktur:
Ortbeton
Treppen und Liftkerne:
Beton-Fertigteilbau
Fassade:
Beton-Fertigteilbau
19.500 qm (nach SIA)
Anzahl Wohneinheiten
192
Größe Wohneinheiten
Bauzeit
1,5 Zi-Whg (8): 41 — 58 qm
2,5 Zi-Whg (41): 65 — 76 qm
3,5 Zi-Whg (42): 88 — 98 qm
4,5 Zi-Whg (69): 104 — 116 qm
5,5 Zi-Whg (32): 27 — 138 qm
Pfegewohnung mit 9 Plätzen,
Gemeinschaftsräume
Anzahl Geschosse
6 — 7
2008 — 2012
inkl. Abriss der bestehenden Siedlung
11/2009 — 12/2010
Rohbau und Fassade (zeitgleich)
Baukosten KG 300/400
58.825.000 € (CHF 70.870.000)
Energetischer Standard
Minergiestandard
1 Gesamtanlage Innenansicht
Serieller Wohnungsbau
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Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Aus dem hohen gestalterischen Anspruch
resultiert ein Planungsaufwand, der trotz
der Anwendung digitaler Planungs- und
Fertigungsmethoden etwa dem einer konventionellen Gebäudeplanung entspricht.
Das gilt aufgrund des hohen Individualisierungsgrades des Systems voraussichtlich auch für evtl. Folgeprojekte. Eine
Optimierung der Planung erfolgt durch
wiederkehrende Wohnungstypen und durch
die Standardisierung der Anschlussdetails
der Fassade. Hoher Aufwand entfiel auf die
Entwicklung des Fassadensystems in enger
Zusammenarbeit mit der Bauindustrie.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Eine Reduktion des Montageaufwandes
wird durch den Einsatz großer vorgefertigter
Elemente erreicht. Durch den zeitgleichen
Einbau der Fertigteile mit dem konventionell erstellten Rohbau resultiert daraus
jedoch nur eine geringe Zeitersparnis.
39
Kostenersparnis in der Planung
Der Planungsaufwand lässt durch den hohen gestalterischen Anspruch und den Individualisierungsgrad der „Serie“ keine
Kostenersparnis im Bereich der Planung
erwarten.
Kostenersparnis in der Produktion
Aufgrund des bautechnisch und gestalterisch sehr hohen Ausführungsstandards
sind in Herstellung und Montage keine
Preisvorteile zu erwarten, wohl aber für
Unterhalt und Pflege des Gebäudes (Nachhaltigkeit).
Planung
Die unregelmäßige Baukörperform der 6 – 7-geschossigen,
mehrfach geknickten Gebäudeschlangen ist städtebaulich motiviert und ergibt sich aus den besonderen Anforderungen des
abfallenden Grundstücks an einer stark befahrenen Straße.
Will man für die Realisierung einer derart komplexen Gebäudeform auf vorgefertigte Elemente zurückgreifen, erfordert
dies die Entwicklung eines hoch differenzierten Systems. Die
Entscheidung zugunsten der Verwendung einer energetisch
leistungsfähigen Beton-Fertigteilfassade fiel aufgrund von
Erwägungen bezüglich der Nachhaltigkeit des Gebäudes in
Kombination mit einem hohen gestalterischen Anspruch: Die
Planerinnen und Planer erhoffen sich eine gegenüber einer
hochgedämmten Putzfassade langlebigere Lösung, die aufgrund ihrer Materialität und ihrer patinierten Oberfläche keinen
weiteren Unterhaltungsaufwand in konstruktiver wie ästhetischer Hinsicht erfordert.
Serieller Wohnungsbau
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5
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Prinzip
Vorgefertigte Sandwichpaneele bilden die Hauptelemente der
Fassade. Insgesamt kamen ca. 3.000 einzelne Elemente in
600 verschiedenen Typen zum Einsatz. Die große Anzahl unterschiedlicher Bauteiltypen ergibt sich aus den Sonderformaten für die Gebäudeecken und für die an das stark modulierte
Gelände anschließenden Sockelgeschosse. Letztere wurden
baukonstruktiv bedingt zudem als vorgehängte Fassadenteile
ausgeführt – im Gegensatz zu den tragenden SandwichElementen in den Obergeschossen. Die Elemente fügen sich
zu einem Fassadenrelief, das tragende und lastende Bauteile
strukturell voneinander abhebt. Für die Oberfläche des Betons
ergibt sich durch eine gerillte Struktur und wechselnde Farbtöne von rötlich-beige bis schwarz eine unregelmäßige Patina.
Das Wohnungsangebot bedient ein großes Spektrum von kleinen 41 qm großen 1,5-Zimmerwohnungen bis zu 138 qm großen 5,5-Zimmer-Wohnungen in unterschiedlichen Varianten.
Als Zielgruppe nennt die Bauherrin vor allem Familien.
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Luftbild / Lageplan
Regelgrundriss / Fassadenabwicklung
Bauteilfügung
Serieller Wohnungsbau
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Fassadenelemente
Innenräume
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Produktion
Die vorgefertigten Fassadenelemente sind als Sandwichkonstruktion mit tragenden, wasserführenden und wärmedämmenden Schichten ausgebildet. Nur im Sockelbereich griff man
aus Gründen der Abdichtung auf vorgehängte Bauteile zurück.
Die Fertigteile wurden von der Element AG mit Toleranzen von
maximal 15 mm vorgefertigt. Sie wurden frühzeitig hergestellt
und auf dem Werksgelände (Veltheim) bis zum Abruf durch
den Bauleiter gelagert, um dann zeitgleich mit dem Rohbau
versetzt zu werden. Der Anteil der Präfabrikation beschränkt
sich auf die Fassade, Liftkerne und Treppenläufe. Fenster und
Fugenabdichtung wurden nachträglich eingebracht. Auch der
Innenausbau erfolgte in konventioneller Bauweise.
Performance
Die hohe gestalterische Qualität zieht sich durch alle Maßstäbe
der Bearbeitung von der städtebaulichen Disposition bis ins
Detail der Bauteilfügung, die energetische Leistungsfähigkeit
und die Präzision des Systems sind ausgeprochen hoch. Dieser Anspruch führte allerdings zu relativ hohen Baukosten
(2.900 € / 3.503 CHF Gesamtbaukosten pro qm Wohnfläche).
Durch die zeitliche Kopplung an einen konventionellen Bauprozess für den Rohbau und die anschließend anfallenden
Ausbauarbeiten sind auch die Möglichkeiten der Zeitersparnis
gering. Mit Mieten zwischen umgerechnet 1.077 € (1.300
CHF) für eine 2,5-Zimmer-Wohnung bis zu 2.117 € (2.550
CHF) für eine 5,5-Zimmer-Wohnung entsprechen die Mieten
dem Durchschnitt für vermietete Neubauten in städtischen
Gebieten der Schweiz (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/
index/themen/05/06/blank/key/einfuehrung.html, 11.11.2012).
Nach Aussage der Projektverantwortlichen entspricht die Belegung mit Bewohnern aus dem Kreis des medizinischen und
des Pflegepersonals der nahe gelegenen Klinik und überdurchschnittlich vielen Akademiker(-familie)n – darunter auch einige
Architektinnen und Architekten – einer für Genossenschaften
eher untypischen Klientel. Durch die hochwertige Gestaltung
der Gebäude konnten neue Interessentengruppen für das
bewährte Wohn- und Eigentumsmodell der Genossenschaft
gewonnen werden.
13
Potenzial
Das System stellt eine Weiterentwicklung des Fassadensystems der Wohnbebaung Stöckenacker desselben Architekturbüros dar. Die dort noch flächenbündig gefügten Fassadentafeln wurden nun in ein strukturell stärker gegliedertes System
aus tragenden und lastenden Bauteilen übersetzt.
Die Stärken des Fassadensystems liegen in seiner gestalterischen Durchbildung und in seiner Flexibilität sowohl in Bezug
auf die Form als auf auch die Oberflächenbeschaffenheit der
einzelnen Bauteile. Kosten- und Zeitersparnis lassen sich in
der im Referenzprojekt angewandten Verbindung mit konventionellen Bauweisen für die Roh- und Ausbaugewerke nicht erreichen, wohl aber eine hohe gestalterische und baukonstruktive Ausführungsqualität. Mögliches Einsparpotenzial könnte in
einem weiter reichenden Einsatz vorgefertigter Bauteile über
das Fassadensystem hinaus liegen.
11 / 12 / 13 Fassadenelemente Montage
Serieller Wohnungsbau
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05 TOP WALL
MASSIVHOLZ-SYSTEMBAUWEISE
Kurzbeschreibung Nachhaltiges, ganzheitliches Energiekonzept nach den
Richtlinien der 2000-Watt-Gesellschaft in Verbindung mit
hohen gestalterischen und räumlichen Standards, moderate Vorfertigung.
(Holzmassivbauweise)
Serieller Wohnungsbau
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Projektdaten
Wohn- und Geschäftshaus Badener Str.
Standort / Jahr
Zürich (CH) / 2010
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Anzahl Wohneinheiten
pool Architekten (Mathias Heinz)
Top Wall (Urs Frei, Hermann Blumer),
Waldstatt
Bauherr / Bauherrin
Baugenossenschaft Zurlinden
Eigentümer / Eigentümerin
Baugenossenschaft Zurlinden
Bauweise
13.876 qm
Fassade:
Tragstruktur: Holz-Massivbau
Verkleidung: Faserzement
Rohbau:
Sockelgeschoss/Tiefgarage: Ortbeton
Obergeschosse: Holz-Massivbau
Ausbau:
Gipskarton/Putz
7.050 qm
54
Größe Wohneinheiten
2.5 Zi-Whg (24): 65 — 75 qm
3.5 Zi-Whg (21): 85 — 88 qm
4.5 Zi-Whg (6): 98 qm
5.5 Zi-Whg (3): 132 qm
Anzahl Geschosse
2 (Sockel Massivbau/Ortbeton) +
6 (Top Wall)
Bauzeit
gesamt:
2008 — 2010 (18 Monate)
Obergeschosse:
Montage Holzbau 9 Wochen,
Fertigung Bohlen 8 — 9 Wochen
Baukosten
Gesamtbaukosten Wohnen 3.240 €
(3.900 CHF) pro qm Wohnfläche
(Gesamt-Investitionsvolumen Gebäude
27.800.000 € (33.500.000 CHF)
Energetischer Standard
nach Vorgaben der 2000 Watt
Gesellschaft
1
Straßenansicht
Serieller Wohnungsbau
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2013
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Der Planungsaufwand entspricht in etwa
dem einer konventionellen Gebäudeplanung. Das gilt aufgrund des hohen Individualisierungsgrades des Systems voraussichtlich auch für evtl. Folgeprojekte. Eine
Optimierung des Aufwandes erfolgt durch
wiederkehrende Wohnungstypen und durch
die Standardisierung der Anschlussdetails.
Die Entwicklung des sehr einfachen Systems erfolgte mit relativ geringem Aufwand
in Zusammmenarbeit mit örtlichen kleinen
und mittleren Unternehmen (KMU).
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Die kleinformatigen Holz-Fertigelemente für
das Wandsystem sind einfach herzustellen
und auch für den Einbau leicht zu handhaben: Sie ermöglichen eine rasche Montage
ohne aufwendige Baustellen-Infrastruktur.
Dadurch lässt sich der Rohbau schnell, einfach und ohne Trocknungszeiten errichten.
Es verbleibt jedoch ein vergleichsweise
hoher Fertigungsaufwand für die Ausbaugewerke auf der Baustelle.
45
Kostenersparnis in der Planung
Da Vorfertigung nur für die tragenden
Wandschichten eine Rolle spielt, bleiben
Planungsaufwand und damit Planungskosten konventionellen Bauweisen vergleichbar.
Kostenersparnis in der Produktion
Durch die einfache Produktion und Montage ergeben sich günstige Herstellungspreise. Für Produktion und Montage sind weder
spezifisches Fachwissen nach besondere
Werkbedingungen erforderlich, wodurch
der Wettbewerb (in der Region ansässiger)
KMU gefördert wird. Durch die anschließende Verkleidung der Fertigteile können auch
minderwertige Hölzer verbaut werden.
Planung
Ziel bei der Planung und Umsetzung dieses Projektes war es,
im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft (vgl. hierzu Kap. 3.3) den
Gesamt-Energieverbrauch für die Errichtung und das Bewohnen des Gebäudes zu reduzieren. Für diese Bilanz wird neben
dem Energieverbauch für Heizung und Strom auch der Aufwand für die Mobilität der Bewohnerinnen und Bewohner sowie
für die Errichtung des Gebäudes berücksichtigt, also auch für
Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung der
Baustoffe inklusive aller Vorprodukte und des Energieeinsatzes
aller angewandten Produktionsprozesse.
Das hier besprochene Referenzprojekt mit sechs Wohngeschossen in Holzbauweise ist das erste Gebäude, das in Zürich nach den Richtlinien der 2000-Watt-Gesellschaft errichtet
wurde. Es ist individuell im städtischen Kontext geplant. Als
Konstruktionssystem kommt ein Massiv-Holzbausystem mit
dem Namen „Top Wall“ zum Einsatz, das auf der Vorfertigung
raumhoher Holzbohlen und hölzerner Schwellen und Stürze
beruht, die auf der Baustelle gefügt werden. Das System ist
ähnlich flexibel wie das Bauen mit Ziegelsteinen, weist aber
eine deutlich bessere Energiebilanz auf: nicht nur in Bezug auf
die Dämm-Eigenschaften, sondern auch auf die Herstellung
(nachwachsender Rohstoff, CO2-Bilanz) und die Verarbeitung
auf der Baustelle (Größe und Gewicht).
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
46
2
4
3
Prinzip
Der Wohnungsbau mit insgesamt 54 eher kleinen Wohneinheiten (2,5 und 3,5 Zimmer) ging aus einem Wettbewerb hervor.
Es kommen überwiegend 2, insgesamt 4 verschiedene Wohnungstypen zum Einsatz. Das System ist jedoch so flexibel
angelegt, dass es sich grundsätzlich für viele Bauaufgaben
im Wohnungsbau in innerstädtischen Lagen ebenso wie am
Stadtrand eignet.
2
3
4
Regelgrundriss und Systemschnitt
Lageplan
Konstruktionssystem
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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Rückansicht / Fassadenelemente / Innenraum
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Produktion
„Top Wall“ ist ein Massivholz-Bausytem aus stockwerkshohen
Holzbohlen mit einem Querschnitt von 10 auf 20 cm. Die 10
cm dünnen Massivholzwände werden konventionell gedämmt
und verkleidet (Wandstärke insgesamt ca. 40 – 50 cm) und
sind sehr tragfähig. Bis zu 20-geschossige Gebäude halten die
Entwickler �����������������������������������������������
Urs Frei (auch Vorstand der Bauherrin Baugenossenschaft Zurlinden) und Hermann Blumer für möglich. So
ergaben Versuche an der Berner Fachschule Architektur, Holz
und Bau viermal höhere Stabilitätswerte als die einer konventionellen Wand aus Ziegelsteinen. (http://www.bgzurlinden.ch/
html/fileadmin/user_upload/PDFs/Medien/Medienmitteilungen/
Sihlbogen/Faktor__240kb_.pdf)
Die Abmessungen der Bohlen resultieren aus den üblichen
Stammdicken des Nutzholzanbaus: aus einem Fichtenstamm
können jeweils zwei Bohlen gesägt werden. Da der Holzbau
als solcher nicht in Erscheinung tritt, kann auch minderwertiges
Holz mit Ästen und Rissen verwendet werden. Die Hölzer kommen aus der Region, die Entfernung zum Fertigungsbetrieb
bzw. zur Baustelle sollte unter 20 km liegen. Die Holzbohlen
können ohne Kran von einer Person auf der Baustelle montiert
werden. Im konkreten Fallbeispiel wurde täglich ein Geschoss
durch drei Zimmerleute errichtet. .
Da auch kleine Handwerksbetriebe (vor Ort) zur Fertigung in
der Lage sind, erhöht das System die Möglichkeit zur Einbindung regionaler Betriebe und reduziert die Abhängigkeit von
der Bauindustrie, wirkt also einer Monopolbildung mit entsprechender Preisentwicklung entgegen. Im konkreten Fallbeispiel
arbeitete man mit kleinen und mittleren Betrieben aus Zürich
und Umgebung zusammen.
Performance
Durch die wenigen Produktionsschritte, die kurzen Kreisläufe
und den geringen Transportaufwand ist ein energetisch höchst
nachhaltiges innerstädtisches Gebäude entstanden, das hohen
gestalterischen Ansprüchen genügt.
Energetische Nachteile entstehen durch die lange Fassadenabwicklung, bedingt durch die Vor- und Rücksprünge der Gebäudekubatur. Diese waren nötig, um damit den extrem tiefen
Zuschnitt der Parzelle zu bewältigen und private Ausblicke, Außenbereiche und Durchwohnen zu ermöglichen. Die energetischen Nachteile wurden zugunsten der Wohnqualität bewusst
in Kauf genommen.
48
8
Potenzial
Der Ansatz basiert auf einem vielschichtigen und umfassenden
Verständnis von Nachhaltigkeit, das sich durchaus auf den
Berliner Kontext übertragen ließe. Das System ist nicht unbedingt kostensparend, ermöglicht aber kurze Montagezeiten
und ist in vielerlei Hinsicht energieeffizient. Die Erfahrungen
der Architektinnen und Architekten mit der Bauweise und die
Einschätzung ihrer Zukunftsfähigkeit sind sehr positiv. Die Bauherrin errichtet gerade ein Folgeprojekt in derselben Bauweise.
In Deutschland wären für mehrgeschossige Wohngebäude in
Holzbauweise individuelle Brandschutz-Gutachten erforderlich.
8
Rohbau Holzmassivbau
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
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06 ULTRADÜNNE BETONELEMENTE
GROSSTAFELBAUWEISE
Kurzbeschreibung Ultradünne, hochisolierte, tragende Beton-Sandwichelemente zur Reduktion der Konstruktionsfläche und damit
zur effizienteren Ausnutzung von Grundstücksflächen z.B.
in teuren Innenstadtlagen.
(Betonsandwichelemente, Forschungsprojekt)
Serieller Wohnungsbau
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2013
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Projektdaten
Prototyp
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Werksgelände Prelco, Genf (CH) / 2012
Bassi Carella Architectes
Andrea Bassi
Roberto Carella
Stefano Marello
Bruno Duarte
Thierry Voellinger
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Wärmedämmung:
Swisspor
Beton:
Prelco
Produktion der Sandwichelemente:
Prelco
557 qm (davon 178 qm UG)
375 qm
Anzahl Geschosse
2
Bauweise
Rohbau:
Beton-Fertigteile
Ausbau:
überwiegend Beton-Fertigteile
Fassade:
Beton-Sandwich-Elemente
Bauzeit
Produktion: 1 Element pro Tisch und
Tag, entsprechend der Ausstattung des
Werkes derzeit 35 Elemente pro Tag
Anzahl Wohneinheiten
1
Größe Wohneinheiten
375 qm
Baukosten KG 300/400
2.150.000 € (brutto)
Energiestandard
Minergie P
Bauherr / Bauherrin
Prelco
Entwickler:
Ecole Polytechnique Fédérale
de Lausanne (EPFL),
Förderagentur des Bundes KTI (CH)
Eigentümer / Eigentümerin
privat
1
Außenansicht Prototyp
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Hoher Aufwand entfällt auf die Entwicklung
des Fassadensystems in Zusammenarbeit
mit der Bauindustrie und universitären
Forschungseinrichtungen. Aus dem hohen
gestalterischen Anspruch und dem Individualisierungsgrad der „Serie“ resultiert ein
Planungsaufwand, der trotz Anwendung digitaler Planungs- und Fertigungsmethoden
etwa dem einer konventionellen Gebäudeplanung entspricht. Das gilt aufgrund des
hohen Individualisierungsgrades des Systems voraussichtlich auch für evtl. Folgeprojekte. Standardisierte Wohnungstypen
und Anschlussdetails der Fassade können
die Planung vereinfachen.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Durch den Einsatz der Großtafelbauweise
für Fassade und Gebäudestruktur reduziert
sich der Fertigungs- und Montageaufwand
beträchtlich. Allerdings handelt es sich bei
den Fertigteilen um Halbzeuge, so dass für
die Ausbaugewerke noch Montageaufwand
auf der Baustelle verbleibt.
51
Ko stenersparnis in der Planung
Aufgrund des hohen gestalterischen Anspruchs werden Einsparungen durch eine
Reduktion der Fügungsdetails und deren
standardisierte Durcharbeitung zum Teil
wieder aufgehoben.
Kostenersparnis in der Produktion
Aufgrund des bautechnisch und gestalterisch sehr hohen Ausführungsstandards
und des durchgängigen Einsatzes sehr
hochwertiger Materialien sind in Herstellung und Montage keine Preisvorteile zu
erwarten. Diese können sich allerdings aus
der optimierten Grundstücksausnutzung
durch Verschlankung der Konstruktion und
damit einem höheren Ertrag an Wohnfläche
ergeben.
Planung
Flächensparendes Bauen spielt im Kontext der Verdichtung
von Städten eine zunehmend große Rolle. Unter der Maßgabe
energetischer Standards verlangen die neuen Energiesparverordnungen immer höhere Dämmwerte, was zu einem Anwachsen der Wandstärken durch immer dickere WärmedämmSchichten geführt hat. Vor dem Hintergrund des sparsamen
Umgangs mit den Ressourcen Boden und Raum wirkt sich der
größere Flächenbedarf für die Konstruktion nicht nur in Regionen mit hohen Grundstückspreisen zunehmend negativ aus.
Das hier beschriebene Forschungsprojekt zielt daher auf eine
Minimierung von Wanddicken. Diese wird erreicht durch ultradünne Sandwich-Elemente aus hochwertigem Beton und einer
hocheffizienten Kombination aus verschiedenen Dämm-Materialien. Diese können aus technischen Gründen (Fertigungsbedingungen, Anschlussdetals, etc.) nur mit Methoden der Vorfertigung hergestellt werden. Die laborähnlichen Bedingungen im
Werk sind Voraussetzung für eine fehlerfreie Verarbeitung der
sensiblen Materialien.
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Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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3
2
4
Prinzip
Das vorgeschlagene System orientiert sich an der als „Plattenbau“ bekannten Großtafelbauweise, ist allerdings durch den
Rückgriff auf digitale Planungs- und Fertigungsmethoden weitaus flexibler. Es lassen sich auch nicht orthogonale und sogar
gekrümmte Tafeln fertigen. Die großen Tafeln reduzieren den
Produktions-, Transport- und Montageaufwand und die Anzahl
der Anschlussdetails.
Für den Prototyp kamen raumhohe Elemente mit einer Länge
von bis zu 7,5 Metern zum Einsatz. Dieses Maß entspricht
einer günstigen Bauteillänge für verschiedene Typologien des
großmaßstäblichen Wohnungsbaus, technisch sind noch größere Abmessungen möglich. Durch verschiedene Zuschläge
aus Granulaten, Sandsorten und Pigmenten lassen sich für
den Blend-Beton vielfältige, feine Oberflächen erstellen.
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6
7
5
9
8
10
5/6/7
8 / 9/ 10
Wohnungsbau Genf La Chapelle (im Bau)
Bio-Technologiezentrum Genf (im Bau)
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11
12
12
14
Produktion
Die Wandstärken der Elemente sind definiert, um den Planungssaufwand zu minimieren – und um bereits in der Vorentwurfsplanung weitgehend verbindliche Wirtschaftlichkeitsberechungen anstellen zu können: Den kalkulierten Baukosten
kann dadurch eine genau ermittelbare Wohnfläche gegenübergestellt werden. Zudem ermöglicht die Festlegung der Wandstärken eine Standardisierung der Anschlussdetails und damit
eine Vereinfachung der Fertigung. Schließlich reduziert die
Reduktion der Wandstärken das Transportvolumen und vereinfacht die Montage.
Die Sandwich-Elemente des Prototypen haben eine Stärke von
32 cm. Sie setzen sich zusammen aus einer tragenden Betonscheibe (13 cm), einer Schicht aus einer Kombination verschiedener Isolationsstoffe (12 cm, klassische Dämmstoffe
und Vacuum Insulated Pannels (VIP) mit einer gegenüber herkömmlichen Produkten etwa 3.5 fach höheren Leistung) und
einer Aussenverkleidung aus Beton (7 cm). Die nichttragende
Aussenschicht erhält statt einer Eisenarmierung eine Bewehrung aus Kunststoff, die Anschlüsse der Betonscheiben sind
ebenfalls in Kunststoff ausgeführt. Eine günstige Zusammenstellung der Dämmstoffe nach Aspekten von Leistungsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Preis ist Teil des Forschungsprojektes.
Performance
In der Entwicklung des Systems geht es um die Vereinbarkeit
von ökologischen und thermischen Anforderungen, wirtschaftlicher Bauweise und architektonischer Gestalt. Die gestalterische Freiheit bezüglich Form und Oberfläche wird durch den
Einsatz digitaler Vorfertigungsmethoden und der innovativen
Verwendung hochentwickelter Materialien erreicht. Diese Flexibilität ist nötig, um das System auch auf Grundstücken in
Innenstadtlagen anwenden zu können, für die sich der Einsatz
der dünnen Wandelemente besonders eignet.
Potenzial
Hochisolierende Dämmstoffe sind noch wenig erprobt. Der
Prototyp soll zeigen, ob sich die in den Labortests gemachten
Erfahrungen in der Praxis bewähren. Die Planer sind überzeugt, dass sich die Risiken in der Produktion zunehmend kontrollieren und minimieren lassen.
Die Bauweise ist schnell, jedoch noch nicht preisgünstig. In
Bezug auf die Kosten wirkt sich nicht zuletzt die Monopolstellung der VIP-Anbieter negativ auf die Kostenbilanz aus (die
Entwickler hoffen diesbezüglich mittelfristig auf eine Entspannung der künstlich hochgehaltenen Marktpreise). Doch bereits
jetzt lassen sich durch Zeitersparnis und die flächensparende
Konstruktion die derzeit noch materialbedingten Mehrkosten
voraussichtlich mindestens neutralisieren.
Der Ansatz wurde für den Bau großer Wohnsiedlungen entwickelt, denn die Effizienz der Großtafelbauweise und auch die
mögliche Flächenersparnis steigt mit zunehmender Stückzahl.
Aktuell realisieren Bassi Carella Archiectes einen Wohnungsbau aus 4 Wohngebäuden mit 6 – 8 Etagen (ca. 184 Wohnungen) in Genf. Wie auch in den in diesem Steckbrief abgebildeten weiteren Referenzprojekten desselben Architekturbüros
kommt hier eine noch nicht ganz so schlanke Konstruktion zum
Einsatz. Die Bauteildicke für diesen Wohnungsbau beträgt 44
cm (8 cm + 22 cm + 14 cm). Nach Angaben des Büros beläuft
sich die Bauzeit für die 4 Wohngebäude nach Fertigstellung
des Untergeschosses auf 7 Monate (= 140 Arbeitstage). Pro
Tag werden rund 8 der vorfabrizierten Beton-Fassadenelemente mit einer Höhe von 2,85 m und einer Länge von bis zu 8,50
m hergestellt und auf der Baustelle mithilfe eines Krans auf
Schienen von rund 20 – 30 Arbeitskräften gesetzt und montiert.
Die Errichtung der ebenfalls vorgefertigten Innenwände und
Stützen kann parallel dazu erfolgen.
11 / 12 / 13 / 14 Fertigteile Produktion, Transport und Montage
Serieller Wohnungsbau
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07 FLEXIBLE STRUKTUREN
HYBRIDES FERTIGTEILSYSTEM
Kurzbeschreibung Gestalterisch anspruchsvolles, flexibles System aus Betonfertigteilen mit bis zu 9,50 m Spannweite und integrierten technischen Infrastrukturen sowie hybriden Systemen
für Solarfassaden
(Hybride Bauweise, Forschungsprojekt)
Serieller Wohnungsbau
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1
Projektdaten
Forschungsprojekt
Standort / Jahr
Berlin (D) / 2013
Architekt / Architektin
Forschungsprojekt der TU Berlin
(A13, Prof. Ute Frank)
und ZukunftBau
(Forschungsantrag in Vorbereitung),
Bearbeitung: Anca Timofticiuc,
Helga Blocksdorf, Marius Mensing
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
N.N.
Bauherr / Bauherrin
BGF
Bauweise
–
Wohnfläche
1.000 qm für Versuchsbau intendiert
Anzahl Wohneinheiten
–
Tragstruktur:
Betonfertigteile
Fassade:
Solar-Fassade,
verschiedene Ausführungen
Bauzeit
–
Größe Wohneinheiten
–
Baukosten KG 200 – 700 (vgl. Kap. 3.3)
1.200 € pro qm BGF intendiert
Anzahl Geschosse
–
Energetischer Standard
Plusenergie-Haus, Heizung bzw.
Kühlung über Bauteilaktivierung,
Solarenergiegewinn aus der Fassade
N.N.
Eigentümer / Eigentümerin
N.N.
1
Betonfertigteile im Hochhaus Fakultät Architektur, TU Berlin
Serieller Wohnungsbau
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Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Durch die hohe Flexibilität in Struktur,
Gestalt und Materialität, die zur Erzeugung
von Gebäude-Unikaten benötigt wird, entspricht der Planungsaufwand in etwa dem
einer konventionellen Gebäudeplanung.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Die Fertigung basiert auf digitalen Technologien unter Anwendung heute im
Industriebau bereits üblicher Verfahren.
Trotz der Beschränkung der Vorfertigung
auf Kleinserien und Unikate ist mit den
heutigen Produktionsverfahren eine Zeitersparnis zu erwarten. Sollte die Entwicklung
eines integralen Systems gelingen, das
gleichermaßen alle Bauteile und Bauphasen
einbezieht, ist weitere Zeitersparnis in der
Montagephase möglich.
57
Kostenersparnis in der Planung
Durch die individuelle Ausgestaltung der
Entwürfe sind nur geringe Kostenvorteile in
der Planung zu erwarten.
Kostenersparnis in der Produktion
Mit erwarteten Baukosten von 1.200 € brutto für die Kostengruppen 200 – 700 (vgl.
Kap. 3.3) werden große Einsparungen in der
Produktion erwartet. Ein entsprechender
Nachweis ist noch zu erbringen.
Planung
Das Forschungsprojekt zielt auf ein neuartiges Konzept zur
Präfabrikation im Geschosswohnungsbau. Entwickelt wird ein
System, welches die Verwendung großer vorgefertigter Bauteile für die Gebäudestruktur vorsieht. Als Forschungsziel ist die
Realisierung eines innerstädtischen Geschosswohnungsbaus
zu einem Baupreis von 1.200 EUR brutto Gesamtbaukosten
(KG 200 – 700) benannt. Dies soll durch die Reduktion der
Bauzeiten und die Ausnutzung kostengünstiger Produktionstechniken (Beton-Fertigteilbauweise für die Gebäudestruktur
und entwurfsabhängig Beton- oder Holzfertigteile für die
Fassade) erreicht werden. Die Projektverantwortlichen gehen
davon aus, dass dieses Ziel schon bei einem prototypischen
Versuchsbau umsetzbar ist, dessen Realisierung für 2013
geplant ist. Große Spannweiten von bis zu 9,50m erlauben
flexible Raumstrukturen, die geeignet sind, neue, nachhaltige
technische Infrastrukturen aufzunehmen. Kombiniert mit Individualisierungsmöglichkeiten im Ausbau soll auf diese Weise
gestalterisch hochwertiger Geschosswohnungsbau für heutige
und zukünftige Nutzerinnen und Nutzer entstehen.
Die erste Realisierungsphase des Projektes sieht die Entwicklung prototypischer Knotenpunkte und Muster im Maßstab 1:1
vor. In der zweiten Phase werden die hieraus gewonnenen
Erkenntnisse in einen innerstädtischen Versuchsbau (ca. 1.000
qm Wohnfläche) übertragen.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
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2
Prinzip
Für den Rohbau werden industriell vorgefertigte Bauteile (Stützen, Träger, Decken, Wände etc.) verwendet. Diese RohbauElemente nehmen bereits technische Installationen auf, stromführende Leitungen sind im Fertigteil integriert. Die Fertigteile
enthalten zudem Verrohrungen zur Bauteilaktivierung: Um die
massiven Bauteile besser zur Regulierung des Raumklimas
einsetzen zu können, werden in den Bauteilen wasserführende
Kapillarmatten oder Kunststoffrohre verlegt. Das Wasser kann
anschließend als Heiz- oder Kühlmedium verwendet werden.
Das Material für die Fertigteilfassade ist nicht festgelgt und
kann nach städtebaulicher Erfordernis unterschiedlich sein,
sollte jedoch solare Gewinne erwirtschaften. Intendiert ist ein
Plusenergiehaus-Standard.
Die in diesem Projektsteckbrief zusammengestellten Studienarbeiten wurden von Studierenden der TU Berlin im Rahmen
eines Entwurfsseminars angefertigt, um die Varianz des Systems zu erproben.
2
Städtebauliche Einbindung studentischer Entwürfe
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
3
Brüstungsabdeckung
aus Stahlblech 4mm
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
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Bodenaufbau:
Dachbegrünung
Vegetationstrennschicht
zweilagige Dachabdichtung
(Bitumenschweißbahn)
250mm Dämmung
Dampfsperre
300mm Spannbeton Hohlplatte
Brüstungsabdeckung
aus Stahlblech 4mm
Bodenaufbau:
Dachbegrünung
Vegetationstrennschicht
zweilagige Dachabdichtung
(Bitumenschweißbahn)
250mm Dämmung
Dampfsperre
300mm Spannbeton Hohlplatte
Brüstungsfassadenanker
Brüstungsabdeckung
aus
Stahlblech 4mm
Brüstungsfassadenanker
Bodenaufbau:
Dachbegrünung
Vegetationstrennschicht
zweilagige Dachabdichtung
(Bitumenschweißbahn)
250mm Dämmung
Dampfsperre
300mm Spannbeton Hohlplatte
DELTA-Beam
Brüstungsfassadenanker
Isokorb 160mm
DELTA-Beam
Isokorb 160mm
Handlauf aus Rundstahl
Durchmesser 50mm
DELTA-Beam
Isokorb 160mm
Bodenaufbau:
55mm Estrich gestrichen
35mm Trittschalldämmung
300mm Spannbeton Hohlplatte
Handlauf aus Rundstahl
Durchmesser 50mm
Bodenaufbau:
55mm Estrich gestrichen
35mm Trittschalldämmung
300mm Spannbeton Hohlplatte
4
Handlauf aus Rundstahl
Durchmesser 50mm
Bodenaufbau:
55mm Estrich gestrichen
35mm Trittschalldämmung
300mm Spannbeton Hohlplatte
Aufgeständertet
Estrichplatten 30mm
5
Gitterrost
Aufgeständertet
Estrichplatten 30mm
Gitterrost
Aufgeständertet
Estrichplatten 30mm
Gitterrost
8
7
6
3/4/5
6/7/8
Studienarbeit Goldstein, Goldschmidt, Papadis
Studienarbeit Hahn, Mehlich, Staib
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
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11
9
Produktion
Die auf digitalen Technologien basierende industrielle Herstellung und die Bedingungen der Transportlogistik werden von
Beginn an als Entwurfsparameter in das Forschungsvorhaben
integriert. Das zu entwickelnde System zielt auf die Kombination unterschiedlicher Fertigteil-Systeme, um unabhängig von
Hersteller-und Materialvorgaben kostengünstigste, nachhaltige,
energieeffiziente Lösungen realisieren zu können.
Dafür wind zum einen auf nachwachsende Rohstoffe (Holzrahmenbau), als auch auf mineralische, eventuell wiederverwertbare Bauteile (Betonfertigteile) zurückgegriffen. Die großen
Spannweiten von bis zu 9,50 m und geometrisch anpassungsfähige Herstellungsverfahren ermöglichen flexible
Raumstrukturen.
Performance
Dem System werden Bauweisen zugrunde gelegt, die den
höchsten Anforderungen der Energieeinsparverordnung gerecht werden. Durch die Verlagerung der Produktion von der
Baustelle in die technologisch hoch ausgerüstete Werkhalle
sollen effiziente, preiswerte und überdurchschnittlich präzise
Bauteile mit Toleranzen von +/-3mm gleichermaßen für Fassade, Tragstruktur und räumlich-technischen Ausbau produziert
werden.
Kosteneinsparungen versprechen sich die Entwicklerinnen und
Entwickler von der Verkürzung der Bauzeiten (Finanzierungskosten belaufen sich in der Regel auf ca. 5% der Baukosten)
und den Entfall von Margen des Zwischenhandels beim Vertrieb von Rohstoffen, Halbwaren und Halbfertigteilen an die
Kleinunternehmer der Einzelgewerke.
10
Potenzial
Die Übertragung von Konstuktionstechniken und -maßen aus
dem roboterisierten Industriebau soll die Erstellung preiswerten
Wohnraums unter der Maßgabe großer gestalterischer Freiheit ermöglichen. Die Projektinitiatorinnenen und -initiatoren
planen, den eng an die Realisierung eines Versuchsbaus geknüpften Forschungsantrag im März 2013 einzureichen. Hierfür wird derzeit mit möglichen Partnerinnen und Partnern in der
Industrie verhandelt. Der Prototyp soll die Machbarkeit und die
Leistungsfähigkeit des Systems nachweisen.
9 / 10 / 11
Studienarbeit Frommel, Turowski, Falk, Brillowski
Serieller Wohnungsbau
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08 HOUSING BLOCK 10
FASSADENELEMENTE
Kurzbeschreibung Hohe gestalterische Standards in sehr engem Kostenrahmen (Sozialer Wohnungsbau) durch Standardisierungsprozesse in Planung und Produktion: hohe Stückzahl
gleicher Wohnungen und Verwendung großer (Fassaden-)
Elemente mit wenigen Anschlussdetails.
(Hybride Bauweise)
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
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1
Projektdaten
Housing Block 10 (Apartmentgebäude)
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Anzahl Wohneinheiten
Den Haag (NL) / 2012
Atelier Kempe Thill
Fassade:
Schüco und De Groot + De Visser
Bauweise
–
9.132 qm
88 Sozialwohnungen
Größe Wohneinheiten
Bauherr / Bauherrin
Vestia Wohnungsbaugesellschaft
2,5 Zi-Whg: 85 qm
3,5 Zi-Maisonettewhg: 118 qm
Eigentümer / Eigentümerin
Anzahl Geschosse
Vestia Wohnungsbaugesellschaft
Fassade:
große vorgefertigte SandwichFassadenelemente (Metall) und
großflächige Sonnenschutzverglasung
(raumhoch und achsbreit)
Rohbau:
vorgefertigte, wiederverwendbare
Schalung
Ausbau:
reduzierter Standard
Bauzeit
09/2010 — 01/2012
6
Baukosten KG 300/400:
9.478.500 € (netto)
Energetischer Standard
hochgedämmte Fassade,
Passive Solarnutzung, Erdwärme
1
Straßenansicht
Serieller Wohnungsbau
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2013
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Eine Reduktion des Aufwandes ergibt
sich durch die Minimierung der Anzahl an
Konstruktionsdetails, die wiederum durch
die Verwendung weniger, großer Bauteile
erreicht wird. Weiterhin wird der Planungsaufwand durch die hohe Anzahl gleicher
Wohnungen optimiert. Ein hoher Planungsaufwand resultiert aus der Entwicklung der
innovativen Fassadendetails in enger Zusammenarbeit mit der Bauindustrie.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Auch hier ergibt sich eine Reduktion des
Aufwandes durch die hohe Anzahl gleicher
Wohnungen und durch die Verwendung
weniger, großer Bauteile. Dies ermöglicht
eine schnelle und einfache Fertigung und
Montage. Für den Rohbau konnte massive
Zeitersparnis durch eine wiederverwendbare, vorgefertigte Umsetz-Schalung erreicht
werden, für die Fassade durch große, vorgefertigte Fassadenelemente und für den
Ausbau durch sehr einfache Ausführungsstandards.
Planung
Die Architekten André Kempe und Oliver Thill vertreten die
Auffassung, dass qualitätvoller und dabei kostengünstiger
Wohnungsbau nur durch eine konsequent fordistische Entwurfs- und Produktionsweise zu erreichen ist. Sie sehen daher
Standardisierung als Wesenszug des modernen Wohnungsbaus, um bspw. auch unter den begrenzten finanziellen und
planerischen Rahmenbedingungen des niederländischen Sozialen Wohnungsbaus (hier sind bestimmte Raumgrößen und
eine Raumhöhe von max. 2,60m gesetzlich festgelegt) idealtypische Wohnungen zu entwickeln: „gute“ Massenprodukte mit
„objektiven“ Wohn-Qualitäten.
Als neuen gesellschaftlichen Standard definieren sie auf der
Grundlage ihrer langjährigen Erfahrung im Wohnungsbau das
nutzungsneutral angelegte „Non-Loft“ mit einem großen Wohnbereich, der über 50% der Wohnfläche ausmacht, und abgetrennten Schlafzimmern.
Zweigeschossige Bereiche und fließende Raumübergänge
ermöglichen eine gute Belichtung der Wohnungen und
erzeugen – in Kombination mit einem starken Außenraumbe-
63
Kostenersparnis in der Planung
Der Mehraufwand für die Entwicklung der
innovativen und gestalterisch anspruchsvollen Fassade wird durch die Reduktion
der Anzahl der Detaillierungspunkte ausgeglichen.
Kostenersparnis in der Produktion
Eine Reduktion der Kosten wird vor allem
durch Verwendung von Industriematerialien
„von der Stange“ erreicht, die häufig aus
Produktionsbereichen außerhalb des normalen Wohnungsbaus stammen, z.B. aus
dem Industrie-, Gewerbe- oder Landwirtschaftsbau.
zug durch flächige Panorama-Vergasungen – ein großzügiges
Raumgefühl auch in kleinen Wohnungen. Ein hoher gestalterischer Standard mündet in einer nicht-spezifischen Architektur,
die durch die Reduktion des Ausbauaufwandes (keine Bodenbeläge, Wandoberflächen, etc.) die Basis für die räumliche
Inszenierung der Bewohner bietet.
Erreicht wird die kostengünstige Realisierung der gestalterisch
innovativen und anspruchsvollen Gebäude durch eine Reduktion des Planungsaufwandes: Standardisierung des Produktes
„Wohnung“ (88 Wohnungen, 2 Wohnungstypen) und Einsatz
möglichst großer Bauteile (Plattengröße bei Festverglasungen
bis zu 6,00 m auf 3,00 m, Aluminiumverblechungen bis zu 7,00
m Länge). Dies ermöglicht eine Konzentration auf wenige Details. Die Bauteile werden vorgefertigt und auf der Baustelle in
kurzer Zeit montiert. Es kommen überwiegend günstige Industriematerialien zum Einsatz – teilweise aus anderen Einsatzbereichen wie dem Landwirtschafts- oder dem Industriebau. Dies
erfordert technische Neuerungen und Entwicklungen in enger
Zusammenarbeit mit der Industrie. Weitere Kostenersparnis
wird durch die überwiegende Verwendung standardisierter Einbauelemente für den Ausbau erreicht.
Durch schmale Achsmaße, große Gebäudetiefen und die Vermeidung von Vor- und Rücksprüngen entsehen zudem sehr
kompakte Baukörper, deren günstiges Verhältnis von Nutzfläche zu Fassadenfläche (die Kosten für die Fassade belaufen
sich im Durchschnitt auf 33% der Gebäudekosten) sich ebenfalls positiv auf die Kostenbilanz auswirken – und zusätzlich
auch auf die Energieperformance der Gebäude.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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64
2
4
3
Prinzip
Mit diesen Planungsgrundsätzen hat das Büro Atelier Kempe
Thill verschiedene Projekte im Wohnungsbau realisiert. In
diesem Fallbeispiel handelt es sich um einen aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Wohnungsbau mit insgesamt 88
jeweils gleich geschnittenen 2,5- und 3,5-Zimmer-Apartments
und 27 ebenfalls identischen Reihenhäusern (im Bau, nicht
Gegenstand dieses Steckbriefes). Zielgruppe für die Sozialwohnungen waren junge Familien und die Generation 55+.
Grundsätzlich sind die Wohnungen jedoch nutzungsneutral
gestaltet, so dass auch andere Zielgruppen in Frage kommen.
Auf der Grundlage der genannten Planungsmaximen lassen
sich für Wohnungsbauten in innerstädtischen wie in RandLagen architektonisch anspruchsvolle Lösungen erarbeiten.
5
2/3
4
5
Lageplan / Systemschnitt
Fassadenschnitt
Fassadendetail
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
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6
7
9
8
6
7/8/9
Rückansicht
Fassadenelemente
Serieller Wohnungsbau
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10
Produktion
Die Fassadenpaneele wurden als große raumhohe SandwichElemente mit einer Oberfläche aus feingerippten Wellblechplatten vorgefertigt. Fertigung und Montage der Fassade erfolgten
jeweils in einem Zeitraumvon 4 Monaten (die Entwicklung
der Fassade dauerte etwa 1 Jahr inkl. Mock-up und diverser
Tests). Der Rohbau konnte durch vorgefertigte, wiederverwendbare Umsetz-Schalungen ebenfalls innerhalb von 4
Monaten realisiert werden. Für den Ausbau kommen standardisierte Einbauelemente zum Einsatz.
Performance
Durch die kompakte Baukörperform verfügt das Gebäude
bereits über günstige Bedingungen für eine positive EnergiePerformance. Zusätzlich sieht das Energiekonzept eine
hochgedämmte Fassade und eine optimale Ausnutzung des
Sonneneinfalls durch sonnenschutzbeschichtetes Glas vor,
weiterhin Wärmerückgewinnung und mechanische Lüftung.
Dadurch kann die gesamte benötigte Heizenergie über eine
geothermische Anlage gewonnen werden (Erdwärme).
Die projektspezifischen Zielgruppen wurden hier durch die
Bauherrin und die Auflagen des Sozialen Wohnungsbaus definiert. Die Attraktivität und die Belegungsmischung anderer
Projekte des Büros belegen jedoch, dass die nach diesen
Maßgaben geplanten Wohnungen für unterschiedlichste soziale Zielgruppen und für Miet- wie für Eigentumsmodelle gleichermaßen attraktiv sind. Aufgrund der konzeptuell bedingten
Realisierung einer großen Zahl von Wohnungen eignet sich
der Ansatz besonders für Investorinnen und Investoren sowie
für Wohnungsbaugesellschaften und -Genossenschaften.
Potenzial
Atelier Kempe Thill konnte bereits verschiedene Projekte unter
den beschriebenen Planungsmaximen sowohl im Sozialen als
auch im frei finanzierten Wohnungsbau realisieren. Aufgrund
ihrer hohen räumlichen und gestalterischen Qualitäten zu niedrigen Preisen (ca. 1.000 € / qm BGF) und insbesondere unter
den restriktiven Bedingungen des niederländischen Sozialen
Wohnungsbaus ließen sich die Wohnungen bislang sehr gut
vermarkten.
12
11
10 / 11
12
Laubengangerschließung / Innenraum
Fertigung Fassadenelemente
Serieller Wohnungsbau
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09 23 WOHNEINHEITEN
PREFAB SPACE
Kurzbeschreibung Pragmatische Verwendung großformatiger, industriell
gefertigter Bauelemente aus anderen Bau-Kontexten
(Gewächshausbau, Industriebau) zur preiswerten Erstellung von großzügigem Wohnraum.
(Hybride Bauweise, Sozialer Wohnungsbau)
Serieller Wohnungsbau
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1
Projektdaten
23 Wohneinheiten Trignac
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Saint Nazaire (F) / 2010
Lacaton Vassal Architectes, Paris (F)
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Gewächshäuser:
Gilloots, Egreville
Wärmeschutzvorhänge:
Renovinyl, Locariaquer
Bauherr / Bauherrin
Silene Habitat, HLM de St Nazaire
Eigentümer / Eigentümerin
Silene Habitat, HLM de St Nazaire
Bauweise
–
23
Obergeschosse:
Gewächshauselemente,
Polycarbonatplatten, Aluminiumpaneele
Sockelgeschosse:
Beton-Fertigteilbau (Stahlbetonskelett),
raumhohe Fenster- und Türelemente
Ausbau:
Rohbau-Standard
Größe Wohneinheiten
Bauzeit
2.862 qm inkl.
Wintergärten und Garagen
Anzahl Wohneinheiten
2-Zimmer: 70 qm
3-Zimmer: 100 qm
4-Zimmer: 140 qm
5-Zimmer: 170 qm
09/2009 — 11/2010
Baukosten KG 300/400
2.300.000 € (netto)
Anzahl Geschosse
Energetischer Standard
2 — 3
ungeheizte Gebäudebereiche als
Klimapuffer (mediterranes Klima)
1
Gebäudeensemble
Serieller Wohnungsbau
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Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Eine Reduktion des Aufwandes ergibt sich
durch die Verwendung großer Bauteile, die
nicht eigens für das Projekt entwickelt, sondern aus der Industrie eingekauft werden.
Der Planungsaufwand der Sockelgeschosse
wurde durch einen sehr einfachen Rohbau
(regelmäßiges Stahlbeton-Skelett), eine
radikale Reduktion des Ausbaustandards
(Rohbaustandard) und ein beschränktes
Angebot an Wohnungstypen, die jedoch
durch ihre Größe vielfältige Aneignungsspielräume bieten, minimiert. Durch die
Verwendung bereits erprobter Elemente
entfällt die bautechnische Entwicklung eines Prototypen.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Auch hier ergibt sich eine Reduktion des
Aufwandes durch die Verwendung von Bauteilen aus der Industrie. Es handelt sich um
wenige, großformatige Bauteile aus dem
Gewächshausbau. Für die Sockelgeschosse konnte durch Rückriff auf ein Skelett aus
Beton-Fertigteilen und sehr einfache Ausführungsstandards ebenfalls Zeit gespart
werden.
69
Kostenersparnis in der Planung
Durch die Verwendung bereits erprobter
Bauelemente und die Reduktion der Ausbaustandards können Planungskosten
gespart werden.
Kostenersparnis in der Produktion
Die Reduktion der Kosten wird vor allem
durch Verwendung großformatiger Bauteile
„von der Stange“ und die Reduktion der
Ausbaustandards erreicht und in eine
spürbare Vergrößerung der Wohnfläche
reinvestiert.
Planung
Ziel der Architektinnen und Architekten war es, durch eine
spürbare Reduktion der Baukosten innerhalb der engen finanziellen Rahmenbedingungen des Sozialen Wohnungsbaus ein
Plus an Wohnfläche zu generieren, um den Bewohnerinnen
und Bewohnern mehr Raum zur individuellen räumlichen und
funktionalen Aneignung zur Verfügung zu stellen (vgl. Lacaton
Vassal 2004). Die Kostenreduktion wird erreicht durch eine
sehr einfache Konstruktion. Die Sockelgeschosse bestehen
aus einem 3 m (eingeschossiges Gebäude) bzw. 6 m (zweigeschossiges Gebäude) hohen Stahlbeton-Skelett, ausgefacht
mit raumhohen Fenster-Elementen aus Glas oder einfachen
Industrie-Metallgittern im Bereich der Garagen. Das darüber
liegende Geschoss wurde mit großformatigen Bauteilen aus
dem Gewächshausbau errichtet. Durch geschosshohe Polycarbonat-Platten und textile Elemente räumlich untergliedert befinden sich hier die ungeheizten Wintergärten und – durch ebenfalls konstruktionshohe Aluminiumpaneele thermisch getrennt
– weitere Wohnräume. Sehr einfache Ausführungsstandards in
allen Teilen des Gebäudes (keine Wand- oder Boden-Beläge,
dafür Sichbetondecken, Bodenbelag aus geöltem Beton) erlaubten eine zusätzliche Reduktion der Baukosten.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
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3
2
4
Prinzip
Alle Wohnungen werden erdgeschossig direkt von außen erschlossen. Sie sind als zwei- oder dreigeschossige Maisonette-Wohnungen konzipiert. Die zweigeschossigen Wohnungen
machen die gesamte, außerordentlich große Gebäudetiefe von
19,80 m erfahrbar, die dreigeschossigen Maisonettes sind über
die Ecken des ebenfalls 19,80 m tiefen, quadratischen Baukörpers organisiert.
Die Wohnungen verfügen außer für die Nasszellen (Bäder,
WCs) über keinerlei innere Trennwände. Je nach Wunsch des
Nutzers können Leichtbauwände bspw. aus Gipskarton unabhängig von der Tragstruktur eingezogen werden – oder der
großzügige Loft-Charakter beibehalten werden. Eine möglichst
freie Raumeinteilung wird durch ein Überangebot von Wasserund Elektroanschlüssen erleichtert.
Die leichte und offene Konstruktion der Gewächshaus-Elemente bringt eine geringe klimatische, akustische und visuelle
Abschottung nach außen und zu den Nachbarn mit sich. Die
ungeheizten Wintergärten dienen als Klimapuffer im Sommer
und im Winter. In Kombination mit den thermisch umhüllten
Bereichen entstehen auf diese Wiese verschiede Klimazonen
innerhalb der Wohnung.
Die angebotenen Wohnungen liegen mit Quadratmeterzahlen
von 70 qm für 2 Zimmer, 100 qm für 3 Zimmer, 140 qm für 4
Zimmer und 170 qm für 5 Zimmer flächenmäßig weit oberhalb
üblicher Neubau-Standards – und erst recht oberhalb derer
des Sozialen Wohnungsbaus. Die Mieten betragen abhängig
von der Wohnungsgröße zwischen 300 € und 550 € im Monat.
5
2/3
4
5
Lageplan / 3D-Systemzeichnung
Dreigeschossiges Gebäude Grundrisse und Schnitt
Zweigeschossiges Gebäude Grundrisse und Schnitt
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6/7
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Zweigeschossiges Gebäude Fassaden und Innenräume
Dreigeschossiges Gebäude Fassaden und Innenräume
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10
11
Produktion
Das Besondere dieses Ansatzes liegt im Rückgriff auf industriell gefertigte, große Bauelemente, die nicht eigens für das
geplante Gebäude angefertigt, sondern aus einem anderen
baulichen Kontext – z.B. dem Gewächshausbau – preisgünstig
eingekauft wurden. Damit entfällt der Aufwand für Planung,
Produktion und Vorfertigung dieser Bauteile. Die Abmessungen der Wohnungen, der Konstruktion der Sockelgeschosse
aus Betonfertigteilen und weiteren Industriebau-Elementen
für die Wandausfachungen richten sich nach dem System der
eingekauften Gewächshaus-Elemente. Durch den innovativen
Materialeinsatz konnten Baukosten von ca. 800 € / qm (inkl.
Wintergarten und Garage) erzielt werden.
Performance
Die durch den intelligenten und pragmatischen Einsatz von
Materialien und Bauteilen eingesparten Kosten wurden in ein
Plus an Wohnfläche reinvestiert. Die Verwendung von Bauelementen aus dem Gewächshausbau in den dort verfügbaren
Abmessungen führte zu für den Wohnungsbau unüblichen Gebäudetiefen – und damit zu ungewöhnlichen Raumzuschnitten,
aber auch Raumqualitäten. Diese verlangen eine neuartigen
Interpretation der (Wohn-)Räume und Wintergartenbereiche
durch die Bewohnerinnen und Bewohner. Befragungen zufolge
ist dies gelungen: Die Flexibilität, leichte Anpassbarkeit und vor
allem das Überangebot an Fläche fördern die Auseinandersetzung der Nutzerinnen und Nutzer mit dem Raum und führen
zu einer sehr großen Wohnzufriedenheit (vgl. Dana 2012,
S. 36 f.).
Negativ zu bewerten wäre allein der durch die einfache Bauweise erhöhte Bedarf an Heizenergie – im Fallbeispiel ca. um
10% gegenüber dem örtlichen Durchschnitt, (vgl. Dana 2012,
S. 36 f.). Dieser nachteiligen Energieperformance in der Unterhaltung sollte jedoch – zusätzlich zu der hohen Wohnqualität
– der sehr geringe (auch energetische) Aufwand für die Errichtung gegenübergestellt werden.
Potenzial
Die klimatischen Bedingungen in Deutschland ließen – ebenso
wie die hier gültigen Wärmeschutzbestimmungen – eine
analoge Übertragung des Modells nicht ohne weiters zu. Es
wäre im Einzelfall zu prüfen, wie sich die zahlreichen interessanten Aspekte dieses Ansatzes im Kontext der IBA –
insbesondere vor dem Hintergrund der Schaffung bezahlbaren Wohnraumes – adaptieren ließen (vgl. Kap. 4.2).
10 / 11
Gewächshauselemente Montage
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
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#10 GRUNDBAU UND SIEDLER
ROH-EBENEN UND SELBSTBAU
Kurzbeschreibung Zeit- und Kostenreduktion und vielgestaltiges, selbstbestimmtes Wohnen durch Kombination eines standardisierten Grundbaus (Wärmegedämmter Rohbau aus Stützen
und Decken mit Installation und Balkongeländern zur
Absturzsicherung) mit individuellem Nutzerausbau
(Hybride Bauweise ohne Vorfertigung, IBA Hamburg Kategorie Smart Price House)
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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1
Projektdaten
Grundbau und Siedler
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
Anzahl Geschosse
Bauherr / Bauherrin
Anzahl Wohneinheiten
Hamburg Wilhelmsburg (D) / 2013
BeL Architekten
Ytong, Delmes Heitmann Baumarkt
Projektgesellschaft Grundbau u. Siedler
GmbH&Co KG
Eigentümer / Eigentümerin
Einzeleigentümer und
Projektgesellschaft Grundbau u. Siedler
GmbH&Co KG
Bauweise
1.670 qm inkl. Parken
872 realisiert, 915 möglich
5
Grundbau:
Ortbeton
Ausbau:
individuell (Außenwand Ytong)
Fassade:
Großblocksteine
Bauzeit
Grundbau:
01/2012 — 11/2012
Ausbau:
11/2012 — 03/2013
(und während der IBA)
12
Größe Wohneinheiten
32 — 230 qm möglich
Baukosten KG 300/400
Grundbau (EG — 4OG):
700.000 € inkl. Pfahlgründung
Ausbau (1OG — 4OG):
275.000 € Selbstbau
613.000 € ohne Selbstbau
Energiestandard
EnEV 2009 minus 30%
(entspricht KFW 55 Effizienzhaus)
1
Perspektive Grundbau
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Für den Grundbau wird die radikale Reduktion des Aufwandes durch das Angebot
gleicher (standardisierter) Wohnebenen
und durch einen Ausführungsstandard auf
Rohbau-Niveau durch die Notwendigkeit
einer thermischen Verkleidung für den
sukzessiven Nutzerausbau teilweise wieder
aufgehoben. Die Planung des Ausbaus ist
Eigenleistung der Nutzer. Hoher Aufwand
entfällt insbesondere für den Prototypen
auf die Entwicklung des innovativen Ansatzes, die behördliche Abstimmung und die
Nutzerkoordination.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Durch die Standardisierung der Wohnebenen und einen radikal einfachen Ausführungsstandard können die Bauzeiten für
den Grundbau zunächst reduziert werden.
Dieser Vorteil relativiert sich jedoch durch
den thermischen Ausbau zur Gewährleistung eines sukzessiven Ausbaus. Weiteres
Einsparpotenzial durch den Einsatz von
Methoden der Vorfertigung für den Rohbau
wäre für evtl. Folgeprojekte zu prüfen. Der
zeitliche Aufwand für den Ausbau ist abhängig vom Umfang an Eigenleistung (evtl.
verlängerte Bauzeit) bzw. der Koordination
und Vergabe der Arbeiten an Fremdfirmen.
75
Kostenersparnis in der Planung
Für die Planungskosten ergeben sich bezogen auf den Grundbau Einsparmöglichkeiten nicht nur durch die Vereinfachung der
Planung, sondern vor allem durch die geringeren anrechenbaren Kosten (nur Rohbau). Durch die Notwendigkeit einer thermischen Verkleidung für den sukzessiven
Ausbau erhöhen sich jedoch die Baukosten
für den Grundbau und die Vorteile werden
teilweise wieder aufgehoben. Für den Ausbau kann auf Vorschläge im Handbuch zurückgegriffen werden, so dass hierfür keine
weiteren Planungskosten anfallen müssen.
Ggf. ist dafür mit Kosten für die Moderation
Nutzerkoordination zu rechnen.
Kostenersparnis in der Produktion
Auch hier relativieren sich für den Grundbau die möglichen Vorteile durch die
thermischen Anforderungen. Zusätzliches
Einsparpotenzial durch den Einsatz von
Fertigteilen für den Grundbau wäre für evtl.
Folgeprojekte zu prüfen. Für den Ausbau
können abhängig vom Umfang der Eigenleistung (Muskelhypothek) Kosten eingespart werden (bis zu 55% der Ausbaukosten
bzw. 15% der gesamten Baukosten).
Planung
Das Gebäude ist als solitäres Wohngebäude im IBA- Gebiet
Hamburg Wilhelmsburg situiert. Der Entwurfsansatz sieht vor,
Baukosten sowohl für Investorinnen oder Investoren als auch
für die späteren Nutzerinnnen und Nutzer, hier „Siedler“ (BeL)
genannt, durch einen hohen Selbstbau-Anteil zu reduzieren.
Die Bauarbeiten wurden in zwei Abschnitte unterteilt, den Rohbau (Grundbau) und den Ausbau (Selbstbau).
In Rückriff auf Le Corbusiers Konzept des Domino-Hauses
wird bauseits ein fünfgeschossiger Grundbau als tragendes
Skelett mit Erschließung, Grundinstallation, Abstellräumen und
Balkonbrüstungen, die gleichzeitig als Absturzsicherung für die
Zeit des Ausbaus dienen, errichtet. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner leisten die Errichtung der Innen- und
Außenwände sowie den Wohnungsausbau (Wand- und Bodenbeläge, Küchen, Badezimmer). Die „Siedler“ können die
Bauarbeiten entweder in Eigenregie beauftragen oder selbst
ausführen und durch Eigenleistung Kosten einsparen (Muskelhypothek).
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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3
3
Prinzip
Die räumliche Ausgestaltung ist unabhängig von der Tragstruktur. Diese ist komplett wärmegedämmt, um in Verbindung mit
einem Überangebot an haustechnischer Versorgung einen zeitlich und räumlich unabhängigen und individuellen Ausbau der
Wohnungen zu ermöglichen. Die Aufteilung der Geschosse in
die einzelnen Wohnungen lässt unterschiedlichste Wohnungsgrößen (von 32qm bis 230 qm) in zahlreichen Varianten zu. Die
Unterteilung erfolgt in Absprache zwischen den „Siedlern“ und
wird in der Teilungserklärung festgeschrieben. Innerhalb der
so definierten „Baufelder“ können die Wohnungsgrundrisse frei
gestaltet werden. Damit wird der stark standardisierte Grundbau durch einen stark individualisierten Ausbau ergänzt.
Zur einfacheren Umsetzung der Eigenleistungen wurden
seitens der Architektinnen und Architekten Muster-Grundrissvorschläge erarbeitet, die eine nutzungsneutrale Aufteilung
der Räume vorsehen. In Zusammenarbeit mit einer BaumarktKette wurden standardisierte Bausätze zur Herstellung einer
typischen Wohnung zusammengestellt. In den Bausätzen ist
neben dem gesamten Baumaterial auch ein detailliertes Handbuch zur Ausführung der Arbeiten enthalten. Der Siedlerausbau wird durch Moderation und technische bzw. planerische
Unterstützung begleitet – ein Aufwand, der gegenüber den
Einsparungen in der Ausbauplanung abzuwägen ist.
4
2
3
4
Städtebauliches Konzept
Mögliche Grundrisseinteilungen
Handbuch zum Ausbau (Auszug)
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5
6
7
8
5
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8
Konzeptidee zum Wettbewerb (BeL, Zeichnung: A.B Walker)
Grundbau Mögliche Formen der Besiedlung
Fassadengestaltung durch mögliche Besiedlung
Serieller Wohnungsbau
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10
9
Produktion
Trotz des hohen Grades an Standardisierung des Grundbaus
erwies es sich für den Prototyp in Hamburg Wilhelmsburg als
günstiger, diesen in Ortbeton zu errichten. Je nach Bauvolumen können für den Grundbau auch Fertigteile rentabel sein.
Für die ebenfalls im Selbstbau zu errichtenden Außenwände
kamen für den Prototypen großformatige Porenbeton-Steine
mit hochdämmenden Eigenschaften zum Einsatz, um die Verarbeitung auf der Baustelle zu erleichtern. Vorfertigung spielte
demnach im Fallbeispiel eine untergeordnete Rolle: Standardisierung wurde für den Grundbau allein durch die weit gehende
Reduktion des Ausbaustandards erreicht. Grundsätzlich lassen
sich dadurch in der Projektentwicklung in hohem Maße Zeit
und Kosten sparen. Der Wunsch nach der Möglichkiet einer
sukzessiven Besiedlung und einer nicht vorbestimmten Lage
der Außenwände jedoch erhöht die Baukosten für den Grundbau gegenüber einem konventionllen Rohbau deutlich: Um
Energieeffizienz in jedem Ausbaustadium zu gewährleisten,
musste der Rohbau ist thermisch verkleidet werden.
Für den Ausbau können die „Siedler“ auf standardisierte Bausätze zurückgreifen, es sind jedoch auch sehr individuelle und
aufwendige Lösungen denkbar. Durch Eigenbeteiligung an den
Bauarbeiten können im Vergleich zur konventionellen Herstellung durch Firmen 55% der Ausbaukosten bzw. 15% der nach
örtlichen Durchschnittswerten für diesen Bau hypothetisch
kalkulierten regulären Baukosten eingespart werden (im überschlägigen Vergleich des Anteils der Lohnkosten an den Herstellungskosten nach Aussage der Projektverantwortlichen).
Performance
Das Modell eignet sich für besonders für selbst nutzende
Wohneigentumsgemeinschaften (Baugruppen) sowie für Mietmodelle, die auf eine langfristige Bindung angelegt sind (z.B.
Genossenschaften). Im Fallbeispiel befindet sich ein Teil der
Wohnungen im Besitz von privaten Einzeleigentümerinnen und
Eigentümern, ein anderer wird durch die Projektgesellschaft
Grundbau u. Siedler vermietet. Grundsätzlich funktioniert das
Modell sehr gut auch ohne zwischengeschaltete Investorinnen oder Investoren, da durch die vergleichsweise niedrigen
Kosten für den Grundbau das obligatorische Investitionsvolumen für die Projektbeteiligten gering bleiben kann. Über
Ausbaustandard der Wohnungen und den variablen Anteil an
Fremd- bzw. Eigenleistungen kann das finanzielle und zeitliche Budget dann optimal an die individuellen Möglichkeiten
angepasst werden. Eine hohe Attraktivität liegt darüber hinaus
in den sukzessiven Ausbaumöglichkeiten und dem großen Aneignungspotenzial. Es macht Wohneigentumsbildung auch bei
geringeren Kapitalressourcen möglich, wie die Wohnungsbelegung im Fallbeispiel (Krankenschwester, Studierenden-Wohngemeinschft, Geschäftsführerin) belegt. Der hier vorstädtisch
konzipierte Prototyp ist grundsätzlich auch auf Innenstadtlagen
anwendbar (bspw. um hohe Grundstückspreise auszugleichen). Der energetische Standard der Realisierung liegt bei
EneV 2009 minus 30 %.
Erfahrungen/Potenziale
Beim Prototypen gab es seitens der „Siedler“ einige Vorbehalte
und Ängste. Diese betrafen insbesondere den Selbstbau der
Außenwände – aus dem auch die meisten Schwierigkeiten und
Nachteile für das Projekt resultieren. Für eventuelle Folgeprojekte wäre daher der Nutzen eines sukzessiven Ausbaus, der
auch die Errichtung der Außenwände mit einschließt, gegenüber den Nachteilen für Baukosten, Bauzeiten und Bauabläufe
zu überdenken. Abhängig von Zielgruppe und Trägerschaft
schätzen die Projektverantwortlichen das Potenzial des Modells insgesamt jedoch als sehr hoch ein.
9 / 10
Baustellenfotos
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
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#11 TILA
ROH-RAUM UND SELBSTBAU
Kurzbeschreibung Zeit- und Kostenreduktion und vielgestaltiges, selbstbestimmtes Wohnen durch Kombination eines standardisierten Grundbaus (wärmegedämmter Rohbau aus Stützen
und Decken mit Installation und Balkongeländern zur Absturzsicherung) mit individuellem Nutzerausbau.
(Hybride Bauweise, zum Teil vorgefertigte Raummodule,
Selbstbau)
Serieller Wohnungsbau
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1
Projektdaten
Tila
Standort / Jahr
BGF
Architekt / Architektin
Wohnfläche
Helsinki (SF) / 2011
Talli Oy (Pia Ilonen)
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
–
Bauherr / Bauherrin
SATO-Rakennuttajat, Helsinki
Eigentümer / Eigentümerin
Einzeleigentümer
Bauweise
4.360 qm (ohne Galerieebenen)
3.050 qm
(+ max. 1.780 auf den Galerieebenen)
Anzahl Geschosse
5 (10 mit Galerieebenen)
Anzahl Wohneinheiten
50
Rohbau:
konventionelle Bauweise
(Ziegel, Beton-Fertigteile, Stahl)
Ausbau:
individuell
Fassade:
konventionelle Bauweise
(Ziegel, Beton-Fertigteile, Stahl)
Badezimmer:
vorgefertigte 3D-Raummodule
Bauzeit
Grundbau:
2007 — 2008
Nachbesserungen bis 2010
Ausbau:
2010 — 2011
Größe Wohneinheiten
50 — 200 qm möglich
Baukosten KG 300/400
Rohbau (EG — 4OG):
keine Angabe
Selbstbau:
nicht ermittelbar
Energiestandard
hoch gedämmt entsprechend den
finnischen Normen, mechanische
Lüftung, Heizenergie aus örtlichem
Wärmenetz
1
Außenansicht
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Für den Rohbau wird die radikale Reduktion
des Aufwandes durch das Angebot von drei
verschiedenen Typen (standardisierter), 5 m
hoher, leerer Raumeinheiten erreicht. Die
Ausbau-Planung erfolgt in Eigenleistung
der Nutzerinnen und Nutzer und wird
durch die Bereitstellung dreidimensional
vorgefertigter Badezimmer-Raummodule
erleichtert. Hoher Planungsaufwand entfällt
insbesondere für den Prototypen auf die
Entwicklung des innovativen Ansatzes, vor
allem auf die behördliche Abstimmung.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Die Bauzeiten für den Rohbau können aufgrund der radikalen Reduktion der anfallenden Bauarbeiten und der Koordinierung der
Gewerke stark reduziert werden. Durch die
Vorfertigung der Badezimmer-Raummodule
wird eine zusätzliche Zeitersparnis erreicht.
Weiteres Einsparpotenzial durch den Einsatz von Methoden der Vorfertigung für den
Rohbau wäre für evtl. Folgeprojekte zu prüfen. Der zeitliche Aufwand für den Ausbau
ist abhängig vom Umfang der Eigenleistung
(dadurch evtl. sogar verlängerte Bauzeit)
oder der weiteren Koordination und Vergabe der Ausbauarbeiten an Fremdfirmen.
81
Kostenersparnis in der Planung
Abhängig von den geringen Baukosten und
der Reduktion des Planungsaufwandes
lassen sich bereits in der Planung spürbar
Kosten sparen. Auch die Kosten für die
Ausbauplanung können durch Eigenleistung der Endnutzerinnen und -nutzer deutlich reduziert werden.
Kostenersparnis in der Produktion
Auch die Kosten für die Errichtung des
Rohbaus lassen sich aufgrund der radikalen einfachen Ausführung reduzieren. Weiteres Einsparpotenzial gegenüber dem
hier vorgestellten Prototypen durch den
Einsatz von Methoden der Vorfertigung für
den Rohbau wäre für evtl. Folgeprojekte
zu prüfen. Durch den Nutzerausbau kann
abhängig vom Umfang der Eigenleistung
(Muskelhypothek) oder der weiteren Vergabe an Fremdfirmen ein beträchtlicher Teil
der Ausbaukosten eingespart werden.
Planung
Das Gebäude ist Bestandteil einer Neubausiedlung am Stadtrand von Helsinki. Wie bei dem zuvor besprochenen Fallbeispel „Grundbau und Siedler“ von BeL Architekten sieht auch dieser Entwurfsansatz eine Reduktion der Baukosten sowohl für
die Projektentwicklung als auch für die späteren Einzeleigentümerinnen und -eigentümer durch einen hohen Selbstbau-Anteil
vor. Die Bauarbeiten erfolgten auch hier in zwei Abschnitten,
dem Rohbau und dem Ausbau.
Der Rohbau besteht aus 5 Meter hohen, leeren „Roh-Räumen“
zur individuellen Ausgestaltung mit Grundflächen von 50 bzw.
102 qm, die sich über die gesamte Gebäudetiefe erstrecken.
Mit Ausnahme eines bauseits erstellten Badezimmers pro
„Roh-Raum“ gibt es keine weitere Raumaufteilung, lediglich die
Installationsführung ist vorbereitet. Die künftigen Bewohnerinnen oder Bewohner leisten den Wohnungsausbau (Konstruktion der Galerieebenen, Errichtung der Innenwände, Verlegen
der Wand- und Bodenbeläge, Einbau der Küchen) entweder in
Eigenleistung, um Kosten zu sparen (Muskelhypothek), oder
sie beauftragen Fremdfirmen in eigener Verantwortung. Im
konkreten Fallbeispiel fand die Realisierung überwiegend im
Selbstbau statt. Gemeinsame Materialbeschaffung, gegenseitige Hilfe und Erfahrungsaustausch wurden als Gemeinschaft
stiftend erlebt und von den Beteiligten abschließend sehr positiv bewertet (vgl. Mukala 2012, S. 47).
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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2
3
4
Prinzip
Die standardisierten, 5 Meter hohen „Roh-Räume“ lassen
durch unterschiedliche Gestaltung der Galerieebenen, der
Raumaufteilung, der Wand- und Bodenbeläge, etc. einen
räumlich individuell gestalteten Ausbau der Wohnungen zu.
Wie beim zuvor besprochenen Projekt „Grundbau und Siedler“
kann der Beitrag als urbane Antwort auf den Wunsch nach einem Eigenheim betrachtet werden, wobei insbesondere durch
die Zweigeschossigkeit der angebotenen „Roh-Räume“ eine
große räumliche Vielfalt und interessante Raumqualitäten erreicht wurden. Der Ausbau wurde von der Architektin begleitet,
die den späteren Bewohnerinen und Bewohnern in technischen und Genehmigungsfragen beratend zur Seite stand.
2
3
4
Darstellung der Projektkonzeption
Systemschnitt mit den realisierten Ausbauvarianten
Regelgrundriss mit den realisierten Ausbauvarianten
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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6
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Innenraumfotos selbst ausgebaute „Roh-Räume“
Serieller Wohnungsbau
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Produktion
Trotz des hohen Grades an Standardisierung wurde der Rohbau überwiegend in konventioneller Bauweise errichtet. Für
die Tragkonstruktion kamen nur zum Teil Beton-Fertigteile zum
Einsatz. Die Badezimmer dagegen kamen als komplett vorgefertigte, dreidimensionale Raummodule auf die Baustelle. Die
Nutzerinnen und Nutzer konnten zwischen 9 verschiedenen
Ausführungen wählen. Für eventuelle Folgeprojekte wäre die
Rentabilität eines weiter gehenden Einsatzes industrieller Bauweisen zu prüfen.
Performance
Durch die Reduktion des Ausbaustandards können grundsätzlich Baukosten in spürbarem Umfang gespart werden. Der
Rohbau kann preiswert erstellt und verkauft werden, bezüglich
des Ausbaus lassen sich über den jeweiligen Ausbaustandard
und Grad an Eigenleistung die Gesamtkosten an individuelle
Budgets anpassen. Die Bauzeiten verkürzen sich nur für die
Bereitstellung des Rohbaus. Die Ausbauarbeiten dagegen
beanspruchen voraussichtlich viel Zeit – besonders bei hohem
Selbstbau-Anteil. In diesem Kontext erscheint die Vorfertigung
standardisierter Raummodule für Funktionsbereiche, die im
Selbsbau schwierig zu realisieren sind (wie die Badezimmer im
Fallbeispiel), besonders sinnvoll.
Wie beim Fallbeispiel zuvor eignet sich auch dieses Modell
besonders für Eigentumsgemeinschaften (Baugruppen) und
für auf eine langfristige Bindung angelegte Mietmodelle. Im
konkreten Projekt sind alle Wohnungen im Besitz von Einzeleigentümerinnen und -eigentümern. Der Rohbau wurde durch
einen Bauträger errichtet. Da durch den begrenzten Umfang
der Bauleistungen die Gewinnspannen für eine kommerzielle
Projektentwicklung jedoch gering sind, eignet sich der Ansatz
grundsätzlich besser für direkt finanzierende WEGs bzw. Baugruppen, nicht zuletzt um durch die eigene Entwicklung weitere
Kosten zu sparen.
Der energetische Standard des Gebäudes entspricht im Fallbeispiel den strengen finnischen Vorgaben.
10
Potenzial
Das Projekt fand von Beginn an sehr viele interessierte Bauwillige (vgl. Mukala 2012, S. 49) und wird von den Bewohnerinnen und Bewohnern abschließend sehr positv bewertet,
wie Interviews der Finnischen Architekturzeitschrift Arkkitehti
belegen (vgl. ARK 2011, S. 34). Raumaufteilung und Charakter der Wohnungen sind im Ergebnis sehr vielfältig, das Ziel
einer individuellen Wohnraumgestaltung wurde erreicht. Beim
Prototypen gab es aufgrund des hohen Innovationsgrades
einige genehmigungsrechtliche Hürden, außerdem zunächst
Schwierigkeiten bei der Investorensuche und schließlich auch
Probleme bei der Realisierung des Rohbaus, die umfangreiche Nachbesserungen erforderlich machten und zu erhöhten
Baukosten und einer Verzögerung der Bauabläufe führten. Aus
diesem Grunde waren die tatsächlichen Erstellungskosten für
den Rohbau im Rahmen dieser Studie nicht recherchierbar.
Die Zahlen wären jedoch auch nicht repräsentativ, da die Probleme in der Ausführung nicht ursächlich mit der Konzeption des
Bauvorhabens verknüpft sind.
8
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Badezimmer vorgefertigtes Raummodul
„Roh-Raum“ Ausbau
Serieller Wohnungsbau
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#12 PILE UP® UND STACK UP®
MARKENARCHITEKTUR
®
Kurzbeschreibung Etablierung hoher räumlicher und gestalterischer
Standards über eine Marke als Vermarktungsinstrument,
konventionelle Bauweise, moderate Standardisierungsprozesse in der Planung
(Hybride Bauweise ohne Vorfertigung)
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
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1
Projektdaten
Pile Up® Stack Up® Am Quellengarten
Standort / Jahr
Rheinfelden (CH) / 2008, 2012
Architekt / Architektin
Zapco Ltd AG,
Basel mit Zwimpfer Partner AG,
Basel, Zürich
Partner / Partnerin in der Bauindustrie
BGF
Anzahl Geschosse
11.100 qm
3 — 6
Wohnfläche
8.000 qm inkl. Aussenräume
(zweigeschossige Loggien 100% — eingeschossige Loggien 50%)
Zapco Ltd AG, Basel
Eigentümer / Eigentümerin
Größe Wohneinheiten
Bauherr / Bauherrin
Einzeleigentümer
konventionelle Bauweise in
verschiedenen Ausführungen
Bauzeit
Anzahl Wohneinheiten
Pile Up®:
18 Whg. in 2 Gebäuden
Stack Up®:
42 Whg. in 2 Gebäuden
keine
Bauweise
Pile Up®:
01/2007 — 07/2008
Stack Up®:
02/2010 — 04/2012
Baukosten KG 300/400
Pile Up®:
117 — 191 qm plus jeweils
20 qm Außenraum/Loggia
Stack Up®:
86 – 215 qm plus jeweils
16 qm Aussenraum/Loggia
Pile Up®:
2.170 € (2.615 CHF) netto
(Gesamtbaukosten 7.653.000 €)
Stack Up®:
2.010 € (2.422 CHF)
(Gesamtbaukosten 12.785.000 €)
Energetischer Standard
Minergie®
(durch unterschiedliche Ausführung
anpassbar an örtliche Standards)
1
Pile Up® am Quellengarten
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P l a n u n g
Der Aufwand reduziert sich für die Entwurfsplanung durch die definierten räumlichen Parameter und in der Ausführungsplanung durch den Rückgriff auf Erfahrungen
mit bereits realisierten Projekten. Für beide
Planungsphasen verbleibt Aufwand durch
die individuelle Anpassung an Ort und Zielgruppe.
Ze i t e r s p a r n i s i n d e r P r o d u k t i o n
Für die Produktion kommen im Fallbeispiel
keine standardisierten Fertigungsmethoden
zum Einsatz. Dies ist allerdings grundsätzlich denkbar. Eine eventuelle Zeitersparnis
durch Vorfertigung ist für den Einzelfall zu
prüfen.
87
Kostenersparnis in der Planung
Durch definierte Planungsparameter kann
sich eine Kostenersparnis ergeben. Die
Lizenzgebühren betragen 0,5 – 0,75% der
Anlagekosten.
Kostenersparnis in der Produktion
Für die Produktion kommen im Fallbeispiel
keine standardisierten Fertigungsmethoden
zum Einsatz. Dies ist allerdings grundsätzlich denkbar. Eine eventuelle Kostenersparnis durch Vorfertigung ist für den Einzelfall
zu prüfen.
Planung
Pile Up® und Stack Up® sind Markennamen für stapelbar
konzipierte Geschosswohnungen mit hohen räumlichen und
gestalterischen Standards. Diese bestehen im Wesentlichen
darin, unterschiedliche Raumhöhen für die verschiedenen Nutzungsbereiche der Wohnungen vorzusehen und großzügige
Außenbereiche (Loggien) anzubieten. Die Wohnräume sind
offen und mit fließenden Übergängen zueinander angeordnet,
gut belichtet und besitzen eine modern-repräsentative Raumwirkung. Die genaue Ausführung in Bezug auf die räumliche
Anordnung und die Materialität der Gebäudestruktur und -fassaden sowie der Oberflächen ist jedoch flexibel. Dadurch lässt
sich das Modell auf verschiedene, auch innerstädtische Situationen anwenden und wird unterschiedlichen Nutzeransprüchen
gerecht (Größe, Ausführungsqualität, Preis). Es geht also nicht
um eine Standardisierung von Wohnungen oder Gebäuden,
sondern von Eigenschaften, die sich mit den patentierten Markennamen Pile Up® und Stack Up® verbinden. Damit zielt der
Ansatz weniger auf Rationalisierung in der Fertigung, sondern
eher in der Planung ab. Intendiert ist nicht primär Kostenersparnis, sondern die Etablierung einheitlicher gestalterischer
und räumlicher Standards für Wohnangebote. Diese Standards
können auch andere Planer übernehmen und unter dem Namen Pile Up® bzw. Stack Up® – am Schweizer Wohnungsmarkt
nach Aussage der Projektverantwortlichen bereits etablierte
und stark nachgefragte Namen – vermarkten. Zusatzkosten
durch Lizenzgebühren entstehen in Höhe von 0,5 – 0,75% der
Anlagekosten.
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Prinzip
Die Wohnungen können unterschiedliche Gestalt annehmen,
weisen aber immer dieselben Charakteristika auf: verschiedene Geschosshöhen, eine großzügige, fließende Raumanordnung mit Integration einer zweigeschossigen Loggia und eine
modern-repräsentative Gestaltung.
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2/3/4/5
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Pile Up®-Wohnungen ineinander verschachtelt
Grundriss-Varianten Pile Up®
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Pile Up® am Rhein
Pile Up® am Quellengarten
Stack Up® am Quellengarten
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Produktion
Standardisierung der Produktion ist ebensowenig wie Vorfertigung integraler Bestandteil der Konzeptidee von Pile Up® und
Stack Up®. Die bisher realisierten Gebäude wurden in konventioneller Bauweise erstellt. Ob der Einsatz von Methoden
des industriellen Bauens im Einzelfall lohnend ist, hängt ab
von den spezifischen Rahmenbedingungen und der Größe der
Projekte.
Performance
Das Konzept zielt nicht primär auf Rationalisierung von Planungs- oder Bauvorgängen ab, wohl aber auf eine Optimierung
von Planungs- und Bauprozessen im Sinne einer Qualitätssicherung. Mehrkosten der räumlichen Qualitäten (unterschiedliche Raumhöhen), werden durch eine Systematisierung in
Planung und Realisierung aufgewogen. Die Verkaufspreise
von umgerechnet 3.500 € – 4.400 € pro qm Wohnfläche entsprechen den üblichen Größenordnungen für Neubauten in
vergleichbarer Lage in der Schweiz.
Potenzial
Der Ansatz zeigt eine Möglichkeit auf, wie durch standardisierte Parameter in der Planung auf sehr flexible Weise qualitätvoller und attraktiver Wohnraum auch für innerstädtische Projekte
erzeugt und vermarktet werden kann.
16
18
13 / 14 / 15 Pile Up® Baarerstrasse Innenraum / Systemschnitt / Grundriss
16 / 17 / 18 Stack Up® Quellengarten Innenraum / Systemschnitt / Grundriss
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PROJEKTÜBERSICHT
ZUSAMMENSTELLUNG KRITERIEN
01 WOHNSIEDLUNG AMAGERVAELLEDVEJ
GESTAPELTE REIHENHÄUSER#02
02 CASE STUDY #1
VERDICHTETER FERTIG-WOHNUNGSBAU
03 SYSTEM 3
STAPELBARES WOHNMODUL
04 WOHNSIEDLUNG TRIEMLI
FASSASDENSYSTEM
05 TOP WALL
MASSIVHOLZ-SYSTEMBAUWEISE
06 ULTRADÜNNE BETONELEMENTE
GROSSTAFELBAUWEISE
07 FLEXIBLE STRUKTUREN
HYBRIDES FERTIGTEILSYSTEM
08 HOUSING BLOCK 10
FASSADENELEMENTE
09 23 WOHNEINHEITEN
PREFAB SPACE
10 GRUNDBAU UND SIEDLER
ROH-EBENEN UND SELBSTBAU
11 TILA
ROH-RAUM UND SELBSTBAU
12 PILE UP® UND STACK UP®
MARKENARCHITEKTUR
Serieller Wohnungsbau
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2013
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4 ERGEBNISSE, AUSBLICK UND FAZIT
Die eingangs gestellte Frage nach der Eignung serieller Bauweisen im Wohnungsbau für die Bereitstellung preiswerten
und zugleich qualitätvollen Wohnraums in der Stadt unter Berücksichtigung der Maßgaben des energieeffizienten Bauens
kann grundsätzlich positiv beantwortet werden. Die gezeigten
Projekte belegen, dass Standardisierung im Wohnungsbau
heute keineswegs mehr mit Einschränkungen bezüglich Nutzung oder Gestaltung verbunden sein muss. Im Gegenteil: In
den Fallbeispielen führt der Einsatz serieller Bauweisen oder
Planungsmethoden oft erst zu innovativen Lösungen. Denn
durch die effiziente Organisation von Planung und Produktion
eröffnen sich finanzielle und gedankliche Spielräume für die
Umsetzung neuer Ideen. Aus der technischen Innovation resultiert oftmals auch eine konzeptuelle. So entstehen gestalterisch
anspruchsvolle Gebäude mit attraktiven Wohnungen – auch
auf innerstädtischen Grundstücken.19 Durch die technischen
Möglichkeiten der Vorfabrikation lassen sich unter Verwendung
neuer Materialien in Leicht- und Massivbauweisen20 zudem
energetisch hoch leistungsfähige Konstruktionssysteme für
Gebäudeinfrastruktur und Fassade entwickeln.
4.1 DIE FALLBEISPIELE IM EINZELNEN
Die Referenzprojekte zeichnen sich aus durch einen jeweils
unterschiedlichen Umgang mit Möglichkeiten der Standardisierung in Planung oder Produktion, womit jeweils andere Zielsetzungen verfolgt werden: Keines der Projekte fokussiert gleichermaßen auf Zeit- und Kosteneffizienz, Adaptionsfähigkeit
in Bezug auf Ort oder Nutzer, energetische Leistungsfähigkeit
und architektonische Qualität. Die jeweiligen Schwerpunkte
sind in der nebenstehenden Projektübersicht zusammen- und
gegenübergestellt. Weiterhin ist zu konstatieren, dass sich der
Grad an Standardisierung in Planung oder Produktion nicht
proportional an Einschränkungen bezüglich der Varianz oder
der Aneignungsspielräume eines Systems gebunden ist. Genauso wenig bewirkt ein hoher Grad an Standardisierung automatisch Gewinne durch Kosten- und Zeitersparnis.
Spezifische Qualitäten machen die Modelle für unterschiedliche Gruppen von Nutzerinnen und Nutzern attraktiv. Unterscheidet man nach Standardisierung in Planung und Produktion, so lässt sich bilanzieren, dass Projekte mit einem Fokus
auf Standardisierung in der Produktion (Vorfertigung) vielfach
konventionelle Wohnmodelle bedienen (WOHNSIEDLUNG
AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1, TRIEMLI, TOP
WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, HOUSING
BLOCK 10), während solche mit einem Schwerpunkt auf Standardisierungsprozessen in der Planung (zum Teil sehr wohl unter Rückgriff auf industriell vorgefertigte Bauelemente) oft auch
auf der Ebene innovativer Wohn- oder (Selbst-)Baumodelle
agieren (23 DWELLINGS, GRUNDBAU UND SIEDLER, TILA).
Dabei ist die Zuordnung innovativer Technik zu konventionellen
Wohnmodellen und umgekehrt keineswegs zwingend, wie im
Rahmen einer IBA nachgewiesen werden könnte.
Die zuerst genannten Projekte zielen eher auf den klassischen
Wohnungsmarkt (Wohnungsbaugesellschaften, kommerzielle
Investorinnen und Investoren), wobei Ansätze wie FLEXIBLE
STUKTUREN und HOUSING BLOCK 10 durch die niedrigen
Preise auch für den Sozialen Wohnungsbau und Genossenschaften interessante Modelle darstellen. 23 DWELLINGS,
GRUNDBAU UND SIEDLER und TILA dagegen eignen sich
nur für sehr spezifische Nutzergruppen. Dies gilt insbesondere für die zwei letztgenannten, in denen Kostenersparnis vor
allem durch einen hohen Selbstbau-Anteil zustande kommt.
Beide Konzepte sind aufgrund des hohen Individualisierungsgrades der Wohnungen primär für Wohnmodelle in selbst genutztem Wohneigentum (insbesondere Baugruppen) attraktiv.
Weiterhin scheint für die Zusammenfassung der Ergebnisse
der Hinweis wichtig, dass für die hier unter dem Begriff „Serieller Wohnungsbau“ subsummierten Fallbeispiele eine Unterscheidung in Prototyp und Serie nicht eindeutig zu treffen
und heute wohl auch nicht mehr sinnvoll ist. Ein solches Verständnis der Serienfertigung hatte in den 1960er und 1970er
Jahren vielfach zur unterschiedslosen Verbreitung einheitlicher
Wohngebäude aus vorgefertigten Teilen mit immer gleichen
Wohnungszuschnitten geführt, deren monotone Gestalt und
mangelnde Flexibilität und Adaptionsfähigkeit zurecht kritisiert
wurde.
Doch Standardisierungsprozesse in Planung und Produktion
bergen auch – und heute mehr denn je – großes Potenzial zur
Sicherung architektonischer und konstruktiver Qualitäten bei
gleichzeitig kosten- und zeiteffizienter Bauweise. Tatsächlich
wurden die in dieser Studie erläuterten, verschiedenen Strategien der Standardisierung mit dem Ziel entwickelt, die Vorteile
der Standardiserung mit dem Wunsch nach einer Vielfalt an
Lösungen in Übereinstimmung zu bringen und Gebäude und
Wohnungen für verschiedene Projektanforderungen und oftmals einen jeweils spezifischen urbanen Kontext zu erzeugen.
Die so entstandenen Bauten sind daher im Ergebnis Unikate,
obwohl sie auf Prinzipien der Standardisierung in Planung und
/ oder Prodution rekurrieren. Die Vielfalt der Ansätze spiegelt
dabei das Bemühen der Planenden wieder, den stetig steigenden Anforderungen mit verscheidenen Strategien (nicht nur mit
wachsenden technischen Möglichkeiten) zu begegnen.
Die Fallbeispiele WOHNSIEDLUNG AMEGERFAELLEDVEJ,
TRIEMLI, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, TOP
WALL, HOUSING BLOCK 10, 23 DWELLINGS und PILE UP®
STACK UP® sind als Unikate im beschriebenen Sinne zu verstehen und stellen Stationen innerhalb einer jeweils bereits
19
20
In der Vergangenheit basierten serielle Bauweisen in der Regel auf
einer ausschließlich orthogonal konzipierten Bauteilfügung. Damit waren
sie für innerstädtische Grundstücke mit häufig nicht orthogonalem
Zuschnitt ungeeignet. Vor allem durch computergestütze Verfahren ist
heute eine sehr viel größere Formenvarianz im Serienbau möglich.
Beton mit spezifischen Zuschlägen, Holz-Massivbauweisen, Vacuum
Insulates Pannels (VIP), Verbundsysteme.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
mehrfach erfolgreich realisierten Reihe ähnlich konzipierter
Projekte dar.
Bei den Fallbeispielen CASE STUDY #1, GRUNDBAU UND
SIEDLER und TILA handelt es sich um Ansätze, die bislang
zwar jeweils erst ein enziges Mal realisiert wurden, aber auf
Wiederholung angelegt und daher prototypisch sind. Allerdings
geht es dabei nicht um eine identische Reproduktion, sondern
um die wiederholte Anwendung einer Strategie. Daher handelt
es sich eher um Pilotprojekte als um Prototypen (dasselbe gilt
auch für den sich noch in der Entwicklung befindenden Ansatz
FLEXIBLE STRUKTUREN). Tatsächlich sind die Projektverantwortlichen in allen drei Fällen überzeugt, dass es Folgeprojekte
geben wird. Aus den Interviews ging hervor, dass vor allem für
die beiden zuletzt genannten die Schwierigkeit für die Realisierung einer „Serie“ darin liegt, geeignete Projektpartner in der
Entwicklung zu finden, da für kommerzielle Wohnungsbauunternehmen durch den Selbstbau zu geringe Gewinnspannen
zu erwarten sind. Umso mehr Potenzial bergen die Ansätze
z.B. für direkt beauftragende Baugruppen.
Einen Prototypen im klassischen Sinne ausgelgt stellt allein
das Projekt SYSTEM 3 dar. Dass dieser bisher nicht in Serie
ging, liegt wohl in der Tatsache begründet, dass es sich primär
um einen singulären Beitrag zur Ausstellung Home Delivery im
MoMA 2008 handelt, und eine große Serienproduktion nicht im
Fokus der Entwickung stand – was nicht bedeutet, dass eine
solche nicht erfolgreich sein könnte.
Zeiteffizienz
Als besonders zeiteffizient erwiesen sich erwartungsgemäß
Projekte mit hohem Vorfertigungsgrad. Das sind vor allem die
Beispiele, die auf Methoden modulbasierter Präfabrikation –
zum Teil kombiniert mit elementbasierten Systemen – unter
Miteinbezug der Ausbaugewerke basieren (WOHNSIEDLUNG
AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1 und SYSTEM 3).
Der Vorfertigungsgrad für diese Fallbeispiele beträgt 80%
bis 100%. Für CASE STUDY #1 erscheint zudem besonders
die Kooperation von Architekturbüro und Fertighausbranche
vielversprechend, da hier bewährte Methoden aus dem Eigenheimbau auf das innerstädtische Wohnen übertragen werden.
Im „Fertighaus auf der Etage“ sehen kommerzielle Hausbaufirmen der Eigenheimbranche durchaus einen wichtigen
Markt der Zukunft. Entsprechende Modelle bergen daher in
gestalterischer wie in konzeptioneller Hinsicht ein wesentliches
Potenzial. SYSTEM 3 dagegen verbindet einen hohen Vorfertigungsgrad mit einem intelligenten Transportkonzept. Die
auf Industriecontainer abgestimmten Gebäudeabmessungen
ermöglichen eine preiswerte und sichere Lieferung und einen
globalen Einsatz.
Doch auch andere Strategien erwiesen sich als zeitsparend,
so z. B. die Vorfertigung großformatiger Fassadenelemente in
Kombination mit einer intelligenten Logistik für einen Rohbau
in Ortbeton (HOUSING BLOCK 10) oder die Verwendung von
Bauelementen „von der Stange“, die nicht spezifisch für das
94
jeweilige Gebäude geplant und gefertigt, sondern (wie im Fall
23 DWELLINGS) aus einem anderen Baukontext übertragen
wurden.
Die wenigsten der besonders zeiteffizienten Ansätze wurden
für innerstädtische Lagen konzipiert. Scheinbar wird das Potenzial minimierter Montagearbeit für Baustellen in der Stadt
unterschätzt und weit reichende Präfabrikation – vielleicht
aufgrund der besonderen Herausforderungen des Transportes – oftmals erst gar nicht erwogen: Durch einen hohen
Vorfertigungsgrad lassen sich Belastungen für Nachbarn und
Infrastruktur, in städtischen Lagen meist besonders relevant,
minimieren. In der Verbindung weitreichender Vorfertigung mit
Varianz in der Fertigung (auch das Forschungsprojekt FLEXIBLE STRUKTUREN konzipiert keinen sehr hohen Vorfertigungsgrad) liegt noch Entwicklungspotenzial.
Kosteneffizienz
Die Frage, ab welcher Projektgröße oder Wohnungsanzahl
Standardisierungsprozesse sinnvoll sind, hängt vom jeweiligen
Ansatz ab und lässt sich nicht verallgemeinernd feststellen.
Während einige der befragten Projektverantwortlichen eine
kostenneutrale Fertigung von Kleinserien oder gar Unikaten für
möglich halten, die durch computergestützte und roboterisierte
Methoden möglich sei, gehen andere erst ab einem Wiederholungsfaktor von 50 und mehr von einer wirtschaftlichen bzw.
kostensparenden Produktion aus.
Jedenfalls erwiesen sich die Projekte, die unmittelbar auf fertige Produkte (großformatige, vorgefertigte Bauteile) oder doch
auf Produktionsweisen aus dem Industrie-, Landwirtschaftsoder Gartenbau zurückgreifen (FLEXIBLE STRUKTUREN,
HOUSING BLOCK 10, 23 DWELLINGS), als nicht nur zeit-,
sondern auch als sehr kosteneffizient. Eine hohe Wohnqualität wird dabei durch die Definition gestalterisch-räumlicher
Parameter garantiert (vgl. Kempe, Thill 2012). Letztere führen
mitunter auch zu innovativen Wohnformen (23 DWELLINGS).
Die genannten Projekte weisen zudem mittelbar Kostenvorteile durch ihre schnelle Fertigung und die dadurch mögliche
Reduktion der Finanzierungskosten auf. Dasselbe gilt auch für
die anderen oben beschriebenen Beispiele mit hohem Vorfertigungsgrad, die in der Produktion allein eher geringe Preisvorteile erwirtschaften.
Kostensparendes Bauen ermöglichen zudem Ansätze, die
standardisierte Rohbauten mit individuellen Nutzerausbauten kombinieren. Wenngleich eine Ersparnis dadurch nicht
automatisch gegeben ist (im Gegenteil entstehen durch die
anteilige Übergabe der Planungs- und Bauleistungen in den
Verantwortungsbereich von Laien mitunter auch Mehrkosten),
so kann – durch unterschiedliche Ausbaustandards und das
jeweilige Maß an Eigenbeteiligung – das Budget doch den
individuellen finanziellen Möglichkeiten der Nutzer angepasst
werden.
Energieeffizienz
Die Analyse der Fallbeispiele lässt schlussfolgern, dass ein
hoher Grad an Vorfertigung aufgrund optimierter Herstellungs-
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
bedingungen in der Fabrik einer leistungsfähigen Energiebilanz
zuträglich ist. Fast alle gezeigten Beispiele erfüllen hohe energetische Standards. Dass dies nicht immer zu preisgünstigen
Lösungen führt, ergibt sich zum Teil aus den hohen Kosten für
die hochwertigen Materialien und differenzierten Fertigungsverfahren (TRIEMLI, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE).
Oftmals war Kosteneffizienz in der Produktion daher nicht
primäre Zielsetzung. Vielmehr ging es um eine nur durch Fabrikfertigung zu erreichende Ausführungsqualität zugunsten gestalterischer und baukonstruktiv anspruchsvollen Lösungen für
ein Fassadensystem mit wenig Wartungsaufwand. Hierdurch
können nicht in der Produktion, wohl aber in der Unterhaltung
Kosten gespart werden und nachhaltige Lösungen realisiert
werden. Oder aber die Produktionskosten amortisieren sich
(wie im Fall ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE) über
eine Vergrößerung der Wohnfläche, ermöglicht durch eine Verschlankung der Bauteile als Ergebnis der Fabrikfertigung.
Eine besondere Hervorhebung in Bezug auf einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen verdient das Projekt TOP WALL
durch sein umfassendes Energiekonzept (vgl. Kap. 3.3). Sein
moderater Vorfertigungsgrad macht das System höchst flexibel – nicht nur in Hinblick auf das gebaute Ergebnis, sondern
auch auf die Herstellung: Es zielt in der Fertigung auf eine Zusammenarbeit mit lokalen kleinen und mittleren Unternehmen,
wodurch Wettbewerb gefördert und Abhängigkeiten von der
Industrie vermieden werden.
Eine alternative Interpretation innovativer Energiekonzepte im
Wohnungsbau liefert das Projekt 23 DWELLINGS durch die
Definition unterschiedlich temperierter „Klimazonen“ innerhalb
der Wohnungen (vgl. Kap. 4.2).
Flexibilität (Varianz / Aneignungspotenzial)
Naturgemäß sind Systeme ohne oder mit einem moderaten
Grad an Vorfertigung sehr flexibel auf verschiedene Gebäudekonzeptionen anwendbar (TOP WALL, PILE UP® STACK UP®).
Doch auch Methoden der Vorfertigung ermöglichen heute eine
große Varianz der Systeme und sind damit geeignet, Gebäude
als Unikate für ihren jeweiligen städtebaulichen Kontext zu
entwerfen (TRIEMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, FLEXIBLE STRUKTUREN). Die industrielle
Produktion von Kleinserien ist allerdings weniger wirtschaftlich
als eine Fertigung hoher Stückzahlen für die Realisierung
großer Bauvorhaben auf der (mehr oder weniger) „grünen Wiese“ (WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, HOUSING
BLOCK 10, 23 DWELLINGS). In der Tat wurden Methoden
der Vorfertigung z.B. für die Projekte TRIEMLI, TOP WALL,
ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE weniger aus Kostengründen angewandt. Vielmehr ging es wie oben erläutert um
eine hohe Ausführungsqualität in Bezug auf gestalterische und
energetische Standards oder um zeitliche Vorteile.
Eine Varianz der Wohnungen wird in den Projekten WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1,
SYSTEM 3, TRIEMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, HOUSING BLOCK 10 und PILE UP® STACK
UP® durch eine mehr oder weniger große typologische Vielfalt
95
erreicht. GRUNDBAU UND SIEDLER, TILA und FLEXIBLE
STRUKTUREN zielen dagegen auf Vielfalt durch individuelle
Nutzerausbauten. In 23 DWELLINGS ist eine räumlich und
zeitlich tatsächlich flexible Benutzung durch ein Überangebot
von Wohnfläche mit differenzierten räumlichen Qualitäten intendiert.
Innovationspotenzial
Alle ausgewählten Fallbeispiele sind auf ihre Weise innovativ.
Technisch stellen dabei vor allem die Projekte TRIELMLI, TOP
WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE und HOUSING
BLOCK 10 vielversprechende Ansätze dar. In Bezug auf Transport und Montage erscheint SYSTEM 3 ein sinnvoller Ansatz.
In Bezug auf die jeweilige Kooperationen mit Partnern in Forschung und Industrie bergen die Ansätze CASE STUDY #1,
TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, FLEXIBLE
STUKTUREN und HOUSING BLOCK 10 viel Potenzial. Innovativ in Bezug auf die Wohnformen dagegen erscheinen vor allem
23 DWELLINGS, GRUNDBAU UND SIEDLER sowie TILA. Das
Modell PILE UP® STACK UP® leistet durch den Versuch der Etablierung von Wohnstandards durch eine Marke ebenfalls einen
Beitrag zu Gestaltungs- und Vermarktungsfragen im Wohnungsbau.
4.2. EMPFEHLUNGEN AN DIE IBA BERLIN 2020
Die dargestellten Projekte belegen, dass Standardisierung in
Planung und Bau vielfältiges Potenzial für Zeit und Kosten sparendes und zugleich individuelles und qualitätvolles Bauen mit
hohen energetischen Standards bergen. Damit stellt der Serielle
Wohnungsbau einen relevanten Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger Wohnkonzepte für heutige und künftige Standards dar.
Das Negativ-Image, das der Bauweise zum Teil noch anhängt,
verlangt angesichts der nachgewiesenen Flexibilität und der
hohen architektonischen, räumlichen und baukonstruktiven Qualität dringend nach einer Revision. Die IBA Berlin 2020 könnte
den geeigneten Rahmen bieten, um anhand entsprechender
Programme und beispielhafter Projekte Übertragbarkeit und Entwicklungspotenzial der vorgestellten Lösungen auf den hiesigen
Kontext zu überprüfen. Dass Berlin damit nicht nur international
wegweisende Konzepte im Wohnungsbau aufzeigen, sondern
auch langfristig davon profitieren könnte, zeigt der Erfolg der vorausgegangenen Berliner Bauausstellungen.
Durch regional und international unterschiedliche Produktionsmöglichkeiten – ebenso wie durch gesellschaftliche und juristi21
22
Für die IBA 84 wurden unter der Zielsetzung der „Behutsamen
Stadterneuerung“ zwei Handlungsfelder definiert. Unter der Maßgabe
der Erhaltung, Stabilisierung und Weiterentwicklung der vorhandenen
sozialen und funktionalen Strukturen der Stadt wurden Neubauten in
das vorhandene/historische Stadtgewebe integriert (IBA NEU)
und Altbauten unter Förderung von Prozessen wie Selbsthilfe- und
Mietermodernisierung saniert (IBA ALT). Dadurch konnte die illegale
(Instand-) Besetzung zahlreicher leerstehender Wohnhäuser (vor allem
in Kreuzberg) legalisiert werden.
Es wurde in einer Region mit mediterranem Klima errichtet.
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
sche Rahmenbedingungen – ist eine unmittelbare Übertragung
der vorgestellten Modelle nicht immer vorbehaltlos möglich. So
ist bspw. in Bezug auf die Produktion insbesondere für Projekte
mit hohem Vorfertigungsgrad im Einzelfall zu überprüfen, inwieweit die Konzepte auch für eine Realisierung durch ortsansässige Firmen geeignet sind. Dies ist ohne weiteres denkbar für
Ansätze wie z.B. WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ,
CASE STUDY #1, SYSTEM 3, TOP WALL oder HOUSING
BLOCK 10. Andere Modelle dagegen sind stark auf die Zusammenarbeit mit im Ausland ansässigen Unternehmen angewiesen
(TRIEMLI, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE). Ihre Wirtschaftlichkeit müsste, in Abwägung des Transportaufwandes,
für den konkreten Fall zu geprüft werden. Oder aber es wäre
nach Partnerinnen oder Partnern vor Ort zu suchen, um nicht
zuletzt auch die örtliche Bauwirtschaft zu stärken. Hier könnten,
wie bei der IBA Hamburg praktiziert, Kooperationen zwischen
Architekturbüros und Bauindustrie gefördert und gefordert werden. Besonders vielversprechend für eine Zusammenarbeit mit
Akteuren vor Ort erscheinen Systeme wie TOP WALL, die die
Einbindung kleiner und mittlerer Unternehmen in die Rohstoffgewinnung, Fertigung und Montage vorsehen – und zudem auf
lokale, nachwachsende Baustoffe (Holz) zurückgreifen. Für
eine Übertragung dieses Ansatzes auf den Berliner Kontext
ist, wie bei alle Projekten mit tragender Holzkonstruktion (hier
WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ , SYSTEM 3) nach
örtlicher Bauordnung allerdings mit genehmigungsrechtlichen
Hürden zu rechnen. Zwar wurden in Berlin in den vergangenen
Jahren bereits einige mehrgeschossige Wohngebäude mit tragender Holzkonstruktion errichtet; baulicher Brandschutz war
hier jedoch stets mit zeit- und kostenintensivem Planungsaufwand verbunden. Aufgrund der lokal und international gemachten positiven Erfahrungen im Holzbau wäre hier angesichts
des enormen Potenzials des nachwachsenden Baustoffs eine
Revision der bestehenden Verordnungen wünschenswert –
und im Rahmen einer IBA denkbar.
Auch für Projekte mit hohem Selbstbauanteil (GRUNDBAU
UND SIEDLER, TILA) stellt die IBA Berlin 2020 eine geeignete
Plattform dar. Während für die Referenzprojekte mangelnde
Erfahrung der Behörden oder Entwickler zu Verzögerungen in
den Abläufen führten, kann man in Berlin bezüglich Selbstorganisation und Eigenbeteiligung im Bau an eine etablierte Kultur
anknüpfen, die sich nicht zuletzt durch die Strategien der IBA
84 (insbesondere IBA-ALT) entwickeln konnten.21 Seitdem
gehören Selbstorganisation und Eigenbeteiligung im Bau zu
den Stärken der Stadt und legen daher die Übertragung von
Konzepten basierend auf baulicher Selbsthilfe nahe. Die Kombination standardisierter Rohbauten mit individuellem Ausbau
durch die Nutzerinnen und Nutzer bietet demnach ein ideales
Experimentierfeld für die IBA: Die Verbindung der wirtschaftlichen Vorteile der Standardisierung im Rohbau mit denen einer
selbstbestimmten Gestaltung des Ausbaus kann als urbane
Antwort auf den Wusch nach dem Eigenheim verstanden werden. Die Optimierung der in den Fallbeispielen vorgestellten
Modelle, bspw. durch eine weiter reichenden Einsatz von Me-
96
thoden der Vorfertigung (im Projekt TILA durch eine Ergänzung
des Rohbaus durch modular vorgefertigte Badezimmer angedacht) scheint hier lohnend.
Ein weiteres Fallbeispiel verdient hier besondere Erwähnung,
da es eine alternative Perspektive innerhalb der wichtigen
Diskussion zum energetischen Bauen eröffnet. Es handelt
sich um das Projekt 23 DWELLINGS. Obwohl (oder gerade
weil) das Fallbeispiel in energetischer Hinsicht als einziges
nicht den deutschen Richtlinien entspricht,22 liefert es einen
übertragbaren Beitrag zu einer differenzierten Betrachtung
von Energiesparmodellen. Im gezeigten Projekt in Trignac
wird die Wohnfläche in Bereiche unterschiedlicher Temperierung unterteilt. Weniger temperaturdichte Bereiche dienen als
Klimapuffer für höher isolierte. In dieser Zonierung liegt das
Potenzial für eine mögliche Übertragung. Denn während die
gültige EnEV maximale Transmissionswärmeverluste über
die gesamte Außenhülle des Gebäudes zugrunde legt und
damit eine rundum hoch wärmegedämmte Gebäudehülle
vorschreibt (und dadurch die Erstellungskosten und auch den
Energieaufwand für energieeffizientes Bauen enorm erhöht23),
könnte eine nur anteilig gut isolierte Wohnfläche die Kosten
für Errichtung und Unterhaltung deutlich senken. Zudem ist
der Energieverbrauch nach EnEV auf die bewohnte Fläche
bzw. das bewohnte Volumen bezogen, was bedeutet, dass
für große Wohnungen ein größerer Energiebedarf angesetzt
wird als für kleine. Dies ist angesichts einer stetig steigenden
Pro-Kopf-Wohnfläche durchaus kritisch zu hinterfragen. Durch
die Einführung verschieden dichter Klimazonen im Gebäude
ließe sich der Energieverbrauch an vielleicht nachhaltigeren
und „gerechteren“ Pro-Kopf-Modellen orientieren, wie z.B. dem
der 2000-Watt-Gesellschaft (vgl. Kap. 3.3 und TOP WALL).
In großen Wohnungen wäre dann nicht mehr die gesamte
Fläche gleichermaßen zu isolieren – was schließlich auch der
Gesamtenergiebilanz eines Gebäudes zugute kommt, in die
auch der Energiebedarf für Produktion und Entsorgung der
Baumaterialien (inklusive Dämmstoffe) einfließen sollte. Verkürzt gesagt impliziert eine mögliche Übertragung dieses Modells die Forderung, der Mensch möge statt ganzer Gebäude
einfach sich selbst wärmer anziehen. Auch zu dieser derzeit in
verschiedenen Foren diskutierten Debatte könnte die IBA beispielhaft Lösungsansätze zu einer flexibleren Handhabung von
Energiesparverordnungen aufzeigen.24
Solche und andere Innovationen verlangen nach planerischem
Engagement. In der Tat zeigt die Analyse der Fallbeispiele,
dass sich die Planungsleistung des Architekten durch Serialisierung nicht erübrigt – im Gegenteil: der intelligente Einsatz
von Methoden der Präfabrikation erfordert mitunter sogar
23
24
Zur Diskussion um die Vereinbarkeit von energieeffizientem und
kostengünstigem Bauen vgl. u.a. http://bkult.de/de_DE/457.schliessen_
sich_energiewende_und_bezahlbares_wohnen_aus/472.arno_
brandlhuber.pro (06.11.2012)
vgl. ebenfalls z.B. http://bkult.de/de_DE/457.schliessen_sich_
energiewende_und_bezahlbares_wohnen_aus/ (20.11.2012).
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
erhöhten Planungsaufwand, insbesondere für die Entwicklungsarbeit für prototypische Projekte. Hier wäre anzuregen, im
Rahmen der IBA ein besonderes Augenmerk auf die Leistungsphase der Entwicklung, einer in der HOAI nicht vorgesehenen
Phase 0, zu legen.
Doch auch außerhalb dieser Entwicklungsarbeit verbleibt
Planungsaufwand, auch für die Serienfertigung, will man
die Gebäude auf ihren städtebaulichen Kontext bezogen als
Unikate entwerfen. Die kontextlose und nutzerunspezifische
Übertragung eines Konzepts auf beliebige Standorte nämlich
ist im bestehenden Stadtgefüge oftmals gar nicht möglich und
erscheint – gemessen am artikulierten Wunsch nach einer sozial, kulturell, strukturell und funktional gemischten Stadt25 – als
nicht zielführend. Während Varianz in Bezug auf die städtebauliche Einbindung von Gebäuden demnach wünschenswert
ist, ist die Forderung nach größtmöglicher Individualität der
Wohnungen mitunter kritisch zu hinterfragen. Allzu spezifische
Lösungen im Sinne einer Mass Customized Architecture, heute
oftmals als „Garant“ für eine gewünschte Wohnungsvielfalt
verstanden (vgl. Kap. 3.1), sind nur auf die Erstbewohnerinnen
und -bewohner abgestimmt und in der Regel mit finanziellem
Mehraufwand verbunden. Über eine günstiger herzustellende
typologische Vielfalt von gut geplanten, nutzungsneutral konzipierten und unterschiedlich großen Wohnungen kann eine
differenzierte Nachfrage ebenso, vielleicht nachhaltiger abgedeckt werden.
97
innovative Ausschreibungs- und Vergabeverfahren, modifizierte Zugangsbedingungen zu Wettbewerben und Verpflichtungen
zur interdisziplinären Kooperation unter Miteinbezug von Forschungseinrichtungen experimentelle Freiräume für die Weiterentwicklung dieser Ideen bieten.
Doch in einer IBA geht es außer um die gebauten Ergebnisse
immer auch um die begleitenden (Kommunikations-) Prozesse
(IBA als Instrument einer nachhaltigen Stadtentwicklung26). Die
breit angelegte Vermittlung der relevanten Fragestellungen und
Inhalte der IBA in Verbindung mit einer prozessbegleitenden,
wissenschaftlichen Analyse kann hier ein geeignetes Instrument zur Erzeugung von Identifikation und Teilhabe darstellen.
In diesem Kontext sind schließlich auch das Land Berlin und
seine Bezirke gefragt – nicht nur als Akteure, sondern auch
als Eigentümer von Grund und Boden. Denn eine umsichtige
Liegenschaftspolitik ist für die nachhaltige Entwicklung von
Wohnraum unerlässlich. Im Rahmen der geplanten IBA könnte
die bewusste Auswahl von Partnerinnen und Partnern auf Bauherrenseite und die Förderung alternativer Eigentumsmodelle
(Erbpachtverträge, Genossenschaften) dazu beitragen, den
als bezahlbar erstellten Wohnraum langfristig als solchen zu
sichern.
Der Nachweis, dass typologische Vielfalt auch unter Bedingungen einer Standardisierung von Wohnungen zu erreichen
ist, wäre in entsprechend ausgeschriebenen Wettbewerben
zu erbringen. Vor dem Hintergrund der IBA als Ausstellung
herausragender architektonischer Beispiele sollten hierzu einerseits Beiträge von Architekturbüros willkommen sein, die
bereits über Erfahrungen auf dem Gebiet verfügen. Angesichts
der anhaltenden Diskussion um Vergabeverfahren in Deutschland wären jedoch unbedingt alternative Wettbewerbsformate
zu empfehlen, die auch weniger bekannte und kleinere Planungsteams berücksichtigen. Eine Zusammenarbeit mit der
Bauindustrie scheint in jedem Fall unerlässlich.
4.3
FAZIT
Zusammenfassend lässt sich bilanzieren, dass sich Serielle
Bauweisen als Experimentierfeld einer neuen IBA eignen.
Sie bergen enormes Potenzial für die Erstellung preiswerten
und zugleich qualitätvollen Wohnraums und zeigen innovative
Ansätze zum energieeffizienten Bauen auf. Dabei besteht der
Widerspruch zwischen einer intendierten architektonischen
Leistungsschau (IBA als Bau-Ausstellung) und dem vermeintlich anonymen Serienbau nur scheinbar, wie aus den in dieser
Studie gezeigten Ansätzen hervorgeht. Eine IBA kann durch
25 vgl. Angebotsaufforderung IBA_S12_08 vom 13.7.2012, S. 1.
26 Stadtentwicklung wird hier nicht nur als ein baulicher, sondern auch
als ein sozialer Prozess verstanden (vgl. auch Benze, Gill, Hebert 2013).
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
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98
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
99
Weiterführende Literatur Fallbeispiele
01 Wohnsiedlung Amaergendevej
ONV Architects
Rasmussen, Søren: Substainable Industrial
Architecture, Vortrag im Rahmen des IBASymposiums Wohnen Ökonomisch Bauen am
23.04.2012 in Berlin
http://onv-prefab.dk/
02 Case Study #1
SchwörerHaus
IBA Hamburg GmbH (Hrsg:) Smart Price House,
Hamburg 2012
http://www.iba-hamburg.de/themen-projekte/
bauausstellung-in-der-bauausstellung/smartprice-houses/case-study-1/projekt/case-study-1.
html
http://www.schwoererhaus.de/de/aktuelles/firmennachrichten
http://www.schwoererhaus.de/de/aktuelles/ibahamburg
03 System 3
OLK Architekten
Bergdoll, Berry (Hrsg.): Home delivery - Fabricating the Modern Dwelling, Basel 2008
Nerdinger, Winfried (Hrsg.): Wendepunkt(e) im
Bauen. Von der seriellen zur digitalen Architektur, München 2010, S. 180-183
04 Siedlung Triemli
von Ballmoos Krucker Architekten
Hofer, Andreas: Dichte statt Zwang, in: TEC21
2007/46 Siedlungsplanung
Kossovskaja, Elena: Nachdem ich durch das
Triemli gegangen bin. Von Ballmoos Krucker
Architekten: Wohnsiedlung Triemli, Zürich in:
Archithese 1/2012, S. 34-37
Nerdinger, Winfried (Hrsg.): Wendepunkte im
Bauen. Von der seriellen zur digitalen Architektur, S. 184-187
Simon, Axel: Der Ersatzneubau, in: Bauwelt
45/2011, S. 26-33
Simon, Axel; Weg und Neu. Zürich wird Ersatzneugebaut , in: Hochparterre 19/2011, S
18-28
http://www.wbg-schweiz.ch
http://www.wbg-schweiz.ch/zeitschrift_wohnen/
archiv/1167/mut_zur_maechtigkeit.html
http://www.bg-sonnengarten.ch
05 Wohn- und Geschäftshaus Badener Str.
pool Architekten (Mathias Heinz)
Wieser, Christoph: Befreite Systembauweise in:
werk, bauen+wohnen 1-2/2011, S.18-25
06 Ultradünne Fassadenelemente (Prototyp)
Bassi Carella Architectes
Bassi, Andrea: Energieeffiziente Fassadenelemente aus Beton, Vortrag 3. Schweizer Betonforum, 27.04.2009, http://www.betonsuisse.ch/
betonsuisse/angebot/schweizer_betonforum/
referate/index.html?lang=de
Voellinger, Thierry: Le mur à haute performance
thermique. Evolution et perspectives de la façade porteuse en béton préfabriqué à Genève
dès 1973 (Diss.) 2012, http://library.epfl.ch/en//
theses/?nr=5401
Voellinger, Thierry: Schlank und effizient, in:
werk, bauen + wohnen 1-2/2011
07 FLEXIBLE STRUKTUREN
A13, TU BERLIN
A13, TU Berlin (Hrsg.): adreizehn 2008-2010,
Technische Universität Berlin, o.J. [2011]
A13, TU Berlin (Hrsg.) READY SUMMER 12,
Technische Universität Berlin, o.J. [2012]
Blocksdorf, Helga; Mensing, Marius; Timofticiuc,
Anca: Flexible Strukturen 1 [Begleittext zum
Literaturverzeichnis
geplanten gleichnamigen Forschungsantrag ZukunftBau], Berlin 2012 [1]
Blocksdorf, Helga; Mensing, Marius; Timofticiuc,
Anca: Flexible Strukturen 4, [Begleittext zum
geplanten gleichnamigen Forschungsantrag ZukunftBau], Berlin 2012 [2]
2G Books 60/2012 Lacaton & Vassal
08 Housing Block 10
Atelier Kempe Thill
Atelier Kempe Thill (Hrsg.): Atelier Kempe Thill,
Ostfildern 2012, S. 136-149, S. 326-347, S. 360327
Dana, Karine: Entdecke die Möglichkeiten. 23
Wohneinheiten in Trignac (F), in: Deutsche
Bauzeitung 1/2012, S.32-37
o.N.: Atelier Kempe Thill: 23 Stadthäuser in
Amsterdam-Osdorp, in: Arch+ 203/2011
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(05.11.2012)
http://www.baunetz.de/meldungen/MeldungenWohnungsbau_von_Kempe_Thill_in_Den_
Haag_2925289.html (05.11.2012)
http://www.baunetz.de/meldungen/MeldungenStart_fuer_Wohnungsbau_von_Kempe_Thill_in_
Den_Haag_1115283.html (05.11.2012)
A13, TU Berlin (Hrsg.) READY SUMMER 12,
Technische Universität Berlin, o.J. [2012]
09 23 Dwellings Trignac
Lacaton Vassal Architectes
Dana, Karine: Entdecke die Möglichkeiten. 23
Wohneinheiten in Trignac, in: Deutsche Bauzeitung 01/2012, S. 32-37
Durot, Fédéric; Lacaton, Anne; Vassal, JeanPhilippe: PLUS. Les grands ensembles de logements - Territoires d’exception, Barcelona 2004
Violeau, Jean-Louis: “Lacaton-Vassal à SaintNazaire. Des logements hors norme”, in: AMC
213/2012, S. 14-17
a+u 498/2012 Lacaton & Vassal
2G Books 60/2012 Lacaton & Vassal
10 Grundbau Siedler
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http://www.iba-hamburg.de/themen-projekte/
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11 TILA
Pia Ilonen, Talli OY
Mukala, Jorma: Setzkasten im Praxistext, in:
Deutsche Bauzeitung 1/2012, S. 45-51
o.N: Housing Genres [Interview mit der Architektin und BewohnerInnen] in: ARK Arkkithetti.
Finnish Architectural Review 4/2011, S. 29-35
12 Pile Up ® Stack Up ®
Zapco Lt.
o.N.: PileUp ®: Wohnbaukasten, in: Arch+ 176177/2006, S. 53, 62-65
Walser, Daniel: Das gestapelte Einfamilienhaus.
Wohnungsbau “Quellengarten” in Rheinfelden
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a+u 498/2012 Lacaton & Vassal
A13, TU Berlin (Hrsg.): adreizehn 2008-2010,
Technische Universität Berlin, o.J. [2011]
Arch+ 158, 2001: Houses on Demand
Arch+ 176-177/2006: Wohnen. Wer mit wem, wo,
wie, warum?
Arieff, Alison; Burkhart, Bryan: Prefab, 2002
Atelier Kempe Thill (Hrsg.): Atelier Kempe Thill,
Ostfildern 2012, S. 136-149, S. 326-347, S. 360327
Atelier Kempe Thill (Hrsg.): Atelier Kempe Thill,
Stuttgart 2012
Bassi, Andrea: Energieeffiziente Fassadenelemente aus Beton, Vortrag 3. Schweizer Betonforum, 27.04.2009, http://www.betonsuisse.ch/
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Beck, Ulrich: Individualisierung, Globalisierung
und Politik in: Arch+ 158/2001
Benze, Andrea; Gill, Julia; Hebert, Saskia: Urbane Lebenswelten. Studie und Projektrecherche zur IBA Berlin 2020, Berlin 2013
Bergdoll, Barry: Home Delivery. Fabricating the
Modern Dwelling [Katalog der gleichnamigen
Ausstellung im MoMA, NY 2008], Basel 2008
Bergdoll, Berry (Hrsg.): Home delivery - Fabricating the Modern Dwelling, Basel 2008
Blocksdorf, Helga; Mensing, Marius; Timofticiuc,
Anca: Flexible Strukturen 1 [Begleittext zum
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Blocksdorf, Helga; Mensing, Marius; Timofticiuc,
Anca: Flexible Strukturen 4, [Begleittext zum
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Chruschtschow , Nikita: Besser, billiger und schneller Bauen, Berlin 1955.
Dana, Karine: Entdecke die Möglichkeiten. 23
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Deutsche Bauzeitung 1/2012: Wohnkonzepte
Durot, Fédéric; Lacaton, Anne; Vassal, JeanPhilippe: PLUS. Les grands ensembles de logements - Territoires d'exception, Barcelona 2004
Ebner, Peter; Herrmann, Eva; Röllbacher, Roman; Kuntscher, Markus; Wietzorrek, Ulrike: typologie+. Innovativer Wohnungsbau, Basel 2009
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Elser, Oliver: In with the Old, out with the New,
Serieller Wohnungsbau
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2013
100
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Staib, Gerald: Elemente + Systeme: Modulares
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Violeau, Jean-Louis: "Lacaton-Vassal à SaintNazaire. Des logements hors norme", in: AMC
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Voellinger, Thierry: Le mur à haute performance
thermique. Evolution et perspectives de la façade porteuse en béton préfabriqué à Genève
dès 1973 (Diss.) 2012, http://library.epfl.ch/en//
theses/?nr=5401
Voellinger, Thierry: Schlank und effizient, in:
werk, bauen + wohnen 1-2/2001
Walser, Daniel: Das gestapelte Einfamilienhaus.
Wohnungsbau "Quellengarten" in Rheinfelden
(CH), in: Deutsche Bauzeitung 1/2012, S. 26-31
werk, bauen+wohnen 1-2/2011: Vorgefertigt
Wieser, Christoph: Befreite Systembauweise in:
werk, bauen+wohnen 1-2/2011, S.18-25
Serieller Wohnungsbau
Benze, Gill, Hebert
Studie zur IBA 2020 Berlin
2013
101
Abbildungsverzeichnis
01 Wohnsiedlung Amaergendevej
ONV Architects
01.01 ONV Architects
01.02 ONV Architects
01.03 ONV Architects
01.04 ONV Architects
01.05 ONV Architects
01.06 ONV Architects
01.07 ONV Architects
01.08 ONV Architects
01.09 ONV Architects
01.10
ONV Architects
01.11
ONV Architects
01.12
ONV Architects
01.13
ONV Architects
01.14
ONV Architects
01.15
ONV Architects
06 Ultradünne Fassadenelemente (Prototyp)
Bassi Carella Architectes
06.01 Bassi Carella Architects
06.02 Bassi Carella Architects
06.03 Bassi Carella Architects
06.04 Bassi Carella Architects
06.05 Bassi Carella Architects
06.06 Bassi Carella Architects
06.07 Bassi Carella Architects
06.08 Bassi Carella Architects
06.09 Bassi Carella Architects
06.10 Bassi Carella Architects
06.11
Bassi Carella Architects
06.12 Bassi Carella Architects
06.13 Bassi Carella Architects
06.14 Bassi Carella Architects
02 Case Study #1
SchwörerHaus
02.01 SchwörerHaus KG
Architektur & Marketing
02.02 Fusi & Ammann Architekten
02.03 Fusi & Ammann Architekten
02.04 Fusi & Ammann Architekten
02.05 Fusi & Ammann Architekten
02.06 Fusi & Ammann Architekten
02.07 Fusi & Ammann Architekten
02.08 SchwörerHaus KG
Architektur & Marketing
02.09 SchwörerHaus KG
Architektur & Marketing
02.10 Fusi & Ammann Architekten
03 System 3
OLK Architekten
03.01 Oskar Leo
03.02 Oskar Leo
03.03 Oskar Leo
03.04 Oskar Leo
03.05 Oskar Leo
03.06 Oskar Leo
03.07 Oskar Leo
03.08 Oskar Leo
03.09 Oskar Leo
03.10 Oskar Leo
Kaufmann
Kaufmann
Kaufmann
Kaufmann
Kaufmann
Kaufmann
Kaufmann
Kaufmann
Kaufmann
Kaufmann
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Albert
Albert
Albert
Albert
Albert
Albert
Albert
Albert
Albert
Albert
Rüf
Rüf
Rüf
Rüf
Rüf
Rüf
Rüf
Rüf
Rüf
Rüf
04 Siedlung Triemli
Ballmoos Krucker Architekten
04.01 © Georg Aerni
04.02 von Ballmoos Krucker Architekten
04.03 von Ballmoos Krucker Architekten
04.04 von Ballmoos Krucker Architekten
04.05 von Ballmoos Krucker Architekten
04.06 von Ballmoos Krucker Architekten
04.07 © Georg Aerni
04.08 © Georg Aerni
04.09 © Georg Aerni
04.10 © Georg Aerni
04.11
© Georg Aerni
04.12 von Ballmoos Krucker Architekten
04.13 von Ballmoos Krucker Architekten
05 Wohn- und Geschäftshaus Badener Str.
pool Architekten (Mathias Heinz)
05.01 © Giuseppe Micciché
05.02 pool Architekten
05.03 pool Architekten
05.04 pool Architekten
05.05 © Giuseppe Micciché
05.06 © Giuseppe Micciché
05.07 © Giuseppe Micciché
05.08 © Giuseppe Micciché
05.09 pool Architekten
07 FLexiBLe STrUKTUreN
A13, TU BerLiN
07.01 Hochhaus der Fakultät Architektur,
TU Berlin (Bernahrd Hermkes, Hans
Scharoun), Baustellenfoto 1965,
Foto: Werner Baues,
© Architekturarchiv Hamburg
07.02 Studienarbeiten, in: A13 2012, S. 5
07.03 Studienarbeit Pavel Goldstein,
Tim Goldschmidt, Konstantinos
Papadis, in: A13 2012, S. 10
07.04 Studienarbeit Pavel Goldstein,
Tim Goldschmidt, Konstantinos
Papadis, in: A13 2012, S. 11
07.05 Studienarbeit Pavel Goldstein,
Tim Goldschmidt, Konstantinos
Papadis, in: A13 2012, S. 15
07.06 Studienarbeit Dorothee Hahn,
Daniela Mehlich, Ellen Staib,
in: A13 2012, S. 41
07.07 Studienarbeit Dorothee Hahn,
Daniela Mehlich, Ellen Staib,
in: A13 2012 S. 44
07.08 Studienarbeit Dorothee Hahn,
Daniela Mehlich, Ellen Staib,
in: A13 2012, S. 46
07.09 Studienarbeit Sophia Frommel,
Friedolin Turowski, Romina Falk,
Josephine Brillowski,
in: A13 2012, S. 49
07.10
Studienarbeit Sophia Frommel,
Friedolin Turowski, Romina Falk,
Josephine Brillowski,
in A13 2012, S. 50, 53
07.11
Studienarbeit Sophia Frommel,
Friedolin Turowski, Romina Falk,
Josephine Brillowski, in: A13 2012, S. 54
08 Housing Block 10
Atelier Kempe Thill
09.01 Atelier Kempe
09.02 Atelier Kempe
09.03 Atelier Kempe
09.04 Atelier Kempe
09.05 Atelier Kempe
09.06 Atelier Kempe
09.07 Atelier Kempe
09.08 Atelier Kempe
09.09 Atelier Kempe
09.10 Atelier Kempe
09.11
Atelier Kempe
09.12 Atelier Kempe
Thill,
Thill
Thill
Thill
Thill
Thill
Thill,
Thill,
Thill,
Thill,
Thill
Thill,
© Ulrich Schwarz
©
©
©
©
Ulrich
Ulrich
Ulrich
Ulrich
Schwarz
Schwarz
Schwarz
Schwarz
© Ulrich Schwarz
09 23 Dwellings Trignac
Lacaton Vassal Architectes
08.01 Lacaton Vassal Architectes
08.02 Lacaton Vassal Architectes
08.03 Lacaton Vassal Architectes
08.04 Lacaton Vassal Architectes
08.05 Lacaton Vassal Architectes
08.06 Lacaton Vassal Architectes
08.07 Lacaton Vassal Architectes
08.08 Lacaton Vassal Architectes
08.09 Lacaton Vassal Architectes
08.10 Lacaton Vassal Architectes
08.11
Lacaton Vassal Architectes
10 Grundbau Siedler
BeL Architekten
10.01 BeL Architekten
10.02 BeL Architekten
10.03 BeL Architekten
10.04 BeL Architekten
10.05 Walker, A.B.: Reproduction of the
ground, in: BeL Architekten: Grundbau
und Siedler [Präsentation zum
Wettbewerb IBA Hamburg-Wilhelms
burg], S. 3 (erstmals veröffentlicht in Life
Magazine„RealEstateNumber“,
NY 1909)
10.06 BeL Architekten
10.07 BeL Architekten
10.08 BeL Architekten
10.09 subsolar*
10.10
subsolar*
11 TiLA
Pia ilonen, Talli Oy
11.01
Pia Ilonen, © Kuvio
11.02 Modellfoto, Le Corbusier: Unité
d’Habitation Quelle: http://aiacc.
org/2012/05/09/architecture-as-theframe-not-the-picture-really/
11.03 Pia Ilonen
11.04 Pia Ilonen
11.05 aus: Deutsche Bauzeitung 1/2012, S. 51
11.06 aus: Deutsche Bauzeitung 1/2012, S. 49
11.07
Pia Ilonen, © Stefan Bremer
11.08 Pia Ilonen, © Stefan Bremer
11.09 Pia Ilonen, © Stefan Bremer
11.10
Pia Ilonen, © Stefan Bremer
12 Pile Up ® Stack Up ®
Zapco Lt.
12.01 Zapco Ltd. AG,
12.02 Zapco Ltd. AG
12.03 Zapco Ltd. AG
12.04 Zapco Ltd. AG
12.05 Zapco Ltd. AG
12.06 Zapco Ltd. AG
12.07 Zapco Ltd. AG,
12.08 Zapco Ltd. AG
12.09 Zapco Ltd. AG,
12.10
Zapco Ltd. AG
12.11
Zapco Ltd. AG,
12.12
Zapco Ltd. AG
12.13
Zapco Ltd. AG,
12.14
Zapco Ltd. AG
12.15
Zapco Ltd. AG
12.16
Zapco Ltd. AG,
12.17
Zapco Ltd. AG
12.18
Zapco Ltd. AG
© Johannes Marburg
© Johannes Marburg
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