Prof. Dr. H.-D. Hardes FB IV – VWL/APO WS 2002/03 Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Transferbeispiel 5-4 „Empirische Elastizitäten“ Schätzung von Nachfragekurven mit konstanter Preiselastizität Eine häufig verwendete Funktionsgleichung einer Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität lautet: x = a · pε Hier bezeichnet x die nachgefragte Menge, p den Preis; a und ε sind konstante Parameter. Es kann gezeigt werden, dass der Exponent ε des Preises in dieser Funktion die Preiselastizität der Nachfrage misst. Standardmethoden der Statistik zur Anpassung von Kurven an empirische Daten erfordern, dass die geschätzten Kurven selbst linear sind. Das ist im Fall einer Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität problematisch, da diese Kurven konvex zum Ursprungspunkt verlaufen. Die Lösung dieses Problems liegt darin, dass die Ursprungsfunktion log-linear ist. Eine einfache lineare Funktion kann ermittelt werden, indem man die Funktion in eine loglineare Funktion mit natürlichen Logarithmus-Größen transformiert: ln(x) = ln(a) + ε · ln(p) Angenommen sei, die beobachteten Kaufmengen eines Gutes entsprechen der effektiven Marktnachfrage. Dann kann eine Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität einfach geschätzt werden, indem man die zu verschiedenen Zeitpunkten beobachteten Preise und zugehörigen Mengen logarithmiert und eine lineare Kurve an die transformierten Daten anpasst (Abb. 4-18). Der Schnittpunkt der geschätzten Gerade mit der Ordinate ergibt in delogarithmierter Form den Lageparameter a; das Steigungsmaß der geschätzten Gerade entspricht dem Wert der Preiselastizität. ... (Empirische Preis- und Einkommenselastizitäten lassen sich berechnen, wenn man die obige Nachfragefunktion mit konstanter Preiselastizität durch eine weitere Variable, die Pro-KopfEinkommen der Haushalte, erweitert.) Die preisbereinigten Ausgaben für eine bestimmte Gütergruppe werden in Abhängigkeit zweier unabhängiger Variablen, der Entwicklung der Pro-Kopf-Einkommen aller Haushalte (YPOP) und der spezifischen Preisentwicklung (pi) der Gütergruppe, betrachtet. xi = a ⋅ YPOPb + pic Durch log-lineare Transformation erhält man den Typ einer Regressionsfunktion mit transformierten Variablen, deren Parameter als Schätzwerte der empirischen Einkommens(εY) und Preiselastizitäten (ε) der Gütergruppe zu interpretieren sind. 2 ln(xi) = ln(a) + b ⋅ ln(YPOP) + c ⋅ ln(pi) ↓ εY ↓ ε Die Schätzungen der empirischen Einkommens- und Preiselastizitäten erfordern für jeweilige Gütergruppen drei Datenreihen eines Untersuchungszeitraums, die Entwicklung − preisbereinigter Ausgaben der Haushalte (xi), − der Pro-Kopf-Einkommen (YPOP) und − der Güterpreise (pi). Abb. 4-18: Schätzung einer Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität p (a) Nachfragekurve ln (p) (b) Transformierte Nachfragekurve 1000 800 600 7 6 5 400 4 200 3 D‘ D 200 400 600 800 1000 x 3 4 5 6 7 ln (x) Lageparameter und Preiselastizität einer Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität können statistisch ermittelt werden, indem man die Daten der Ausgangskurve durch eine log-lineare Transformation ersetzt. Quelle: Hardes/Schmitz/Uhly, Grundzüge der VWL, 8.Aufl., München,Wien 2002, S.158 ff. Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 5-4 (1) Reflektieren Sie die Vorgehensweise zur Ermittlung empirischer Preis- bzw. Einkommenselastizitäten! Angenommen, Sie stehen vor der Aufgabe, empirische Elastizitäten für bestimmte Gütergruppen zu schätzen, wie würden Sie hierzu verfahren? Transferbeispiel 5-5 WS 02-03.doc