1.Darstellung von Metallocen-Aminosäure-Verbindungen Untersuchung in Lösung und 2.Vergleichende Olefin-Metathese-Polymerisationsstudien mit den Nitrido-Verbindungen CoKatalysator WNCl3 und MoNCl3 mit Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Fakultät für Chemie- und Pharmazie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt von Diplom-Chemikerin Goranka Vujevic Juli 2000 MAO als ! " # $ % "&&& ! !! ! 3 Die vorliegende Arbeit entstand in der Zeit vom März 1997 bis Juli 2000 am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Albert-Ludwig-Universität Freiburg. Ich danke Herrn Prof. Janiak für sein Interesse, die ergebnisreichen Diskussionen und die stets intensive Betreuung der Arbeit. Herrn Prof. G.Thiele danke ich für die Übernahme des Koreferats. Ich danke Herrn Brecht für die Aufnahmen der 1H-NMR und 13C-NMR-Spektren, Frau Bär für die Durchführung der Elementaranalysen und Frau Dettinger für die schwingungsspektroskopischen Messungen. Ganz besonders danke ich Herrn Warth für die ESI-MS-Messungen. Ich danke Herrn Prof. H.Vahrenkamp für die Benutzung der potentiometrische Messapparatur. Ich danke Herrn Dr. W.Deck für die Aufnahmen der Röntgeneinkristalldaten. Mein Dank gilt der Arbeitsgruppe, besonders Herrn Dipl. Chemiker S. Temizdemir, für die kollegiale Unterstützung und die angenehme und anregende Arbeitsatmosphäre. 4 Diese Arbeit ist meinen Eltern, meinen Geschwistern Pero und Branka und besonders meinem Freund Dodger gewidmet, der viel Liebe und Geduld während der Anfertigung dieser Arbeit aufbringen musste. „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.“ Rainer Maria Rilke 5 Abstract 1.Darstellung von Metallocen-Aminosäure-Verbindungen und Untersuchung in Lösung 2.Vergleichende Olefin-Metathese-Polymerisationsstudien mit den Nitrido-Verbindungen WNCl3 und MoNCl3 mit MAO als CoKatalysator, Goranka Vujevic, Juli 2000 In dieser Dissertation wurden zwei Gebiete getrennt voneinander bearbeitet. Der erste Teil beschäftigt sich mit Metallocenen des Molybdäns und Titans mit Aminosäuren . Im zweiten Teil werden vergleichende Olefin-Metathese-Polymerisationsstudien von Norbornen mit Molybdän- und Wolfram-Nitridokatalysatoren und MAO als CoKatalysator durchgeführt. Die cytostatische Aktivität der Metallocene Cp2TiCl2 und Cp2MoCl2 ist schon länger bekannt. Titanocendichlorid befindet sich mittlerweile in der klinischen Phase II der Testung. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Darstellung und Charakterisierung von AminosäureKomplexen des Molybdocens und Titanocens, sowie die Untersuchung dieser Verbindungen in wässrigem oder wasser-ähnlichen Millieu. Es wurden Molybdocen- und TitanocenVerbindungen mit den Aminosäuren Phenylalanin, Leucin, Valin, Serin, Histidin, Prolin, und Tryptophan dargestellt. Der Schwerpunkt lag auf den Verbindungen mit Phenylalanin, Leucin und Valin. Es ist erstmals gelungen, Molybdocen-Verbindungen mit diesen drei Aminosäuren mittels Röntgenstrukturanalyse zu charakterisieren und als N,O-Aminosäurechelat der Form [Cp2MoAS]Cl *nH2O (AS = Aminosäure) zu identifizieren. Das Verhalten in Lösung wurde mit den Methoden der Potentiometrischen Titration, UV-VIS-Spektroskopie, 13C- und 1HNMR sowie ESI-MS als Funktion des pH-Wertes untersucht. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen in einem breiten pH-Bereich von 0.1-12.9 bis zu fünf Wochen stabil bleiben. Dann erst erfolgt die Abspaltung der CpLiganden, wobei der N.O-Chelat der Aminosäure an Molybdän gebunden bleibt. Die Titanocen-Aminosäure-Komplexe konnten nicht röntgenographisch charakterisiert werden. Sie ergeben aber aus dem Vergleich der strukturellen Daten mit bekannten Komplexen eine 1:2-Koordination über die Carboxylgruppe der Aminosäure an das Titan. Untersuchungen in Lösung belegen, dass sich die Titanocen-Aminosäure-Komplexe analog der Ausgangsverbindung Titanocendichlorid verhalten. Die erste Aminosäure wird sehr schnell abgespalten, so dass in Lösung nur eine [Cp2TiAS]+-Spezies nachweisbar ist, die nach ca einer Stunde zusammen mit den Cp-Liganden ebenfalls abgespalten wird. Der zweite Teil der Arbeit hatte als Schwerpunkte, die Überprüfung von Nitridoverbindungen des Molybdäns und Wolframs auf Metathese-Polymerisationsfähigkeit bei der ROMP von Norbornen. Zudem sollte MAO als CoKatalysator auf Wirksamkeit und Aktivität überprüft werden. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich bei den vergleichenden Polymerisationsstudien auf die beiden Größen „Aktivität“ und „Umsatz“, die beide über die Ausbeute des Polymers bestimmt werden können. Es wurden Standartpolymerisationsbedingungen entwickelt, die Vergleiche der Nitridverbindungen mit MAO einerseits und in der Metathese etablierten Katalysatorsystemen wie WCl6 und MoCl5 mit Et2AlCl andererseits erlauben, sowie aller Kombinationen zwischen Katalysatoren und CoKatalysatoren. An ausgesuchten Systemen wurden einzelne Parameter der Standardbedingungen variiert und die Auswirkungen auf Aktivität und Umsatz wurde beobachtet. Es konnte gezeigt werden, dass die molybdänhaltigen Verbindungen mit MAO die höchsten Aktivitäten und Umsätze aufweisen, während die Wolframverbindungen mit Et2AlCl die höchsten Werte erzielten. Die Nitridoverbindungen MoNCl3 und WNCl3 zeigen vergleichbar hohe Aktivitäten wie die Metathese-Katalysatoren MoCl5 und WCl6. 13C- und 1 H-NMR-Untersuchungen weisen darauf hin, dass in Abhängigkeit vom Katalysatorsystem unterschiedliche cis/trans -Anordnungen der Doppelbindungen im Polymer auftreten. MoNCl3 und MAO führen zu Polymeren mit Doppelbindungsanordnungen von 25% cis und 75% trans-Verteilung. Im Gegensatz dazu führt WNCl3 und MAO zu Polymeren mit 75% cis und 25% trans-Anteilen der Doppelbindungen. 6 Inhaltsverzeichnis 1 Metallocene und Aminosäuren .......................................................................................... 9 1.1 Einleitung ................................................................................................................... 9 1.1.1 Metallocene als Cytostatika ............................................................................... 9 1.1.2 Cisplatin und Titanocendichlorid - ein Vergleich............................................ 13 1.1.3 Hydrolyseverhalten von Titanocendichlorid.................................................... 14 1.1.4 Titanocendichlorid - ein Antitumor-Agens ...................................................... 15 1.1.5 Struktur-Wirkungsbeziehung ........................................................................... 15 1.1.6 Untersuchungen zum Wirkungsmechanismus ................................................. 16 1.1.7 Titanocendichlorid- Koordination mit Bausteinen der DNA........................... 17 1.1.8 Titanocen-Aminosäure-Komplexe................................................................... 18 1.1.9 Titan(IV)-Verbindungen und Protein-Modell-Komplexe................................ 20 1.1.10 Molybdocendichlorid ....................................................................................... 22 1.1.11 Molybdocendichlorid – Verhalten in wässriger Lösung.................................. 23 1.1.12 Molybdocendichlorid- Koordination an Mono-Nukleobasen.......................... 25 1.1.13 Koordination an Oligonukleotide..................................................................... 26 1.1.14 Molybdocendichlorid-Aminosäureverbindungen ............................................ 26 1.1.15 Anhang I........................................................................................................... 28 1.1.15.1 Aminosäurekomplexe mit Übergangsmetallen- ein kurzer Überblick..... 28 1.1.15.2 Metalle in der Medizin- ein kurzer Überblick.......................................... 34 1.2 Aufgabenstellung ..................................................................................................... 43 1.3 Ergebnisse und Diskussion ...................................................................................... 44 1.3.1 Allgemeines: .................................................................................................... 44 1.3.2 Aminosäureverbindungen des Molybdocens ................................................... 46 1.3.2.1 Verbindungen mit den Aminosäuren Phenylalanin, Leucin und Valin....... 46 1.3.3 Aminosäureverbindungen des Titanocendichlorid .......................................... 62 1.3.3.1 Verbindungen mit Phenylalanin, Leucin und Valin..................................... 62 1.3.3.2 Ausblick ....................................................................................................... 73 1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse ........................................................................... 75 1.5 Experimenteller Teil................................................................................................. 76 1.5.1 Allgemeine Arbeitstechnik............................................................................... 76 1.5.2 Analysenmethoden........................................................................................... 77 1.5.3 Synthesen der Ausgangsverbindungen ............................................................ 79 1.5.3.1 Aminosäureverbindungen des Molybdäns ................................................... 79 1.5.3.2 Aminosäureverbindungen des Titans........................................................... 86 1.6 Anhang II ................................................................................................................. 95 1.6.1 Zusammenfassung und Interpretation der analytischen Daten ........................ 96 1.6.1.1 Molybdocen-Verbindungen mit Serin, Histidin, Tryptophan und Prolin .... 96 1.6.1.2 Zusammenfassung........................................................................................ 97 1.6.1.3 Titanocen-Verbindungen mit Serin, Histidin, Tryptophan, Glycyl-Leucin . 98 1.6.1.4 Sonderfall Histidin ..................................................................................... 100 1.6.2 Röntgenstruktur Daten von Molybdocen mit Phenylalanin,Leucin, Valin.... 103 1.6.2.1 Molybdocen-Phenylalanin-Komplex ......................................................... 103 1.6.2.2 Molybdocen-Leucin-Komplex................................................................... 107 1.6.2.3 Molybdocen-Valin-Komplex ..................................................................... 110 1.6.3 Potentiometrische Titration............................................................................ 113 2 Olefin-Metathese............................................................................................................ 120 2.1 Einleitung ............................................................................................................... 120 2.1.1 Allgemeines.................................................................................................... 120 7 2.1.2 Historisches .................................................................................................... 121 2.1.3 Metathese-Mechanismen................................................................................ 123 2.1.4 Katalysatorsysteme ........................................................................................ 126 2.1.5 ROMP ............................................................................................................ 129 2.1.6 Technisch relevante Metathese-Reaktionen................................................... 131 2.1.7 Norbornen: Metathesereaktionen ................................................................... 134 2.1.8 Norbornen: ROMP und die verwendeten Katalysatorsysteme ...................... 136 2.1.9 Nitrido-Komplexe .......................................................................................... 140 2.1.10 Anorganische Nitrido-Komplexe ................................................................... 142 2.1.11 Der Nitrido-Ligand und seine Reaktionen: kurzer Überblick........................ 144 2.1.12 MAO- Struktur ............................................................................................... 145 2.1.13 MAO als Cokatalysator.................................................................................. 146 2.2 Aufgabenstellung ................................................................................................... 147 2.3 Ergebnisse und Diskussion .................................................................................... 148 2.3.1 Allgemeines.................................................................................................... 148 2.3.2 Aktivitätsvergleiche ....................................................................................... 150 2.3.2.1 Vergleich der Co-Katalysatoren MAO, EAO und IBAO mit WNCl3 ....... 150 2.3.2.2 Katalyse mit MAO als Co-Katalysator ...................................................... 152 2.3.2.3 Aktivitätsbetrachtungen mit MAO als Co-Katalysator.............................. 155 2.3.3 Katalyse mit Et2AlCl als Co-Katalysator....................................................... 157 2.3.3.1 Aktivitätsbetrachtungen der Et2AlCl-Polymerisationen ............................ 159 2.3.3.2 Zusammenfassung der Aktivitätsbetrachtungen mit MAO und Et2AlCl... 160 2.3.4 Aktivität und Umsatz in Abhängigkeit vom Al/Katalysatorverhältnis .......... 161 2.3.4.1 System MoNCl3/MAO ............................................................................... 161 2.3.4.2 System WNCl3/Et2AlCl ............................................................................. 163 2.3.4.3 Zusammenfassung der Aktivitäts - und Umsatzvergleiche nach Änderung des Al/Katalysator-Verhältnisses durch Erhöhung der Katalysatormenge 164 2.3.5 Aktivität und Umsatz in Abhängigkeit von der Erhöhung der CoKatalysatorMenge (Änderung des Al/M-Verhältnisses)................................................... 165 2.3.5.1 System MoNCl3/MAO ............................................................................... 165 2.3.5.2 System WNCl3/Et2AlCl ............................................................................. 167 2.3.5.3 Zusammenfassung der CoKatalysatorabhängiggen Aktivitäts- und Umsatzvergleiche durch Änderung der Al/Katalysator-Verhältnisse........ 169 2.3.6 Zeitabhängige Polymerisation des Systems MoNCl3/ MAO......................... 169 2.3.6.1 Zeitabhängige Aktivitätsbetrachtung der Polymerisation des Systems MoNCl3/ MAO........................................................................................... 169 2.3.7 Strukturbetrachtungen via 13C-NMR ............................................................. 171 2.3.7.1 Zusammenfassung der NMR-spektroskopischen Ergebnisse .................... 176 2.3.8 Fotografische Aufnahmen.............................................................................. 178 2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse ......................................................................... 181 2.5 Experimenteller Teil: Olefin-Metathese ............................................................... 183 2.5.1 Allgemeine Arbeitstechnik............................................................................. 183 2.5.2 Analysenmethoden......................................................................................... 184 2.5.3 Ausgangsverbindungen .................................................................................. 185 2.5.3.1 Nitride ........................................................................................................ 185 2.5.3.2 Metathese-Reaktionen: allgemeine Durchführung einer MetathesePolymerisation............................................................................................ 188 2.5.3.3 Vergleichende Katalyse mit den Co-Katalysatoren MAO, EAO und IBAO .................................................................................................................... 189 2.5.3.4 Katalyse mit MAO als Co-Katalysator ...................................................... 190 2.5.3.5 Katalyse mit Et2AlCl als Co-Katalysator................................................... 191 8 2.5.3.6 Katalyse mit Variation der Katalysatorkonzentration................................ 193 2.5.3.7 Katalyse mit Variation der CoKatalysator-Konzentration......................... 194 2.5.3.8 Zeitabhängiger Aktivitätsvergleich des Systems MoNCl3/ MAO ............. 195 2.6 Literaturliste: Olefin-Metathese ............................................................................. 196 3 Lebenslauf ...................................................................................................................... 199 9 1 Metallocene und Aminosäuren 1.1 Einleitung 1.1.1 Metallocene als Cytostatika Allgemeines: Bis zur Entdeckung von Cisplatin („cis“-Diamindichloroplatin(II)) als Cytostatikum1 (siehe Abb.2) bildeten organische Verbindungen vom Typ alkylierender Agensien, Antimetabolite, cytostatisch wirksame Antibiotika, Vince-rosea-Alkaloide sowie einige Naturstoffe die Substanzklasse, die für die Chemotherapie maligner Tumore als wirksam erachtet wurde2. Nun zeigte sich, dass tumorhemmende Aktivität nicht nur organischen Verbindungen eigen ist, sondern dass die breite Palette anorganischer und metallorganischer Verbindungen in Betracht gezogen werden sollte. Im Laufe der Untersuchungen stellte sich heraus, dass viele Metalle und Metalloide in der Lage sind, als Zentralatom in cytostatisch wirksamen Verbindungen zu fungieren. Abbildung 1 gibt einen kurzen Überblick einiger bekannter Nicht-Platinmetall-Cytostatika2. Die Verbindungen unterscheiden sich nicht nur in ihrem Zentralatom, sondern auch hinsichtlich ihrer übrigen strukturchemischen Eigenschaften. So können frühe Übergangsmetalle wie Titan, Vanadium, Molybdän oder Niob, mittlere Übergangsmetalle wie Eisen, Ruthenium oder Rhodium, späte Übergangsmetalle wie Kupfer und Gold aber auch Hauptgruppenelemente wie Zinn, + Cl Cl M O 3HC - Nb (BF4) Cl Cl O O Ti X X O M= Ti, V, Mo CH3 NH + Fe Cl Ru N L R N Cl - Cl Cl HN O O NH N+ H O R Abb. 1a Nicht-Platin-metallhaltige Cytostatica 1 2 B. Rosenberg, Naturwiss., 1973, 60: 399. P. Köpf-Maier, Naturwiss., 1986, 73: 239. O Rh Rh L O R O O O R 10 O Cu HC N OH H N C L O L + R X Sn P P X Cl- Au R OH P P [(GeCH2CH2COOH)2O3]n H3C H2 C Ge H3C N C H2 H2 H2 CH3 H2C C C N CH3 2HCl Abb. 1b Nicht-Platin-metallhaltige Cytostatica Germanium oder Gallium tumorhemmende Komplexverbindungen bilden3. Da das Interesse an Nicht-Platinmetall-Cytostatika nach wie vor ungebrochen ist, dauert die Suche und Entwicklung neuer anticancerostatischer metallorganischer Komplexverbindungen an. Carboplatin Cisplatin O NH3 Cl H3N Pt Pt NH3 O Cl H3N O O Abb. 2 Cisplatin und Carboplatin Im Bereich der Cytostatika werden die Verbindungen nach Wirkungsmechanismen und Angriffspunkten eingeteilt4,5. Bei Cisplatin (Abb. 2) handelt es sich um das erste rein anorganische Cytostatikum und aufgrund dieser Einteilung betrachtet man es als Pharmazeutikum in der Reihe der alkylierenden Agensien. Es vermag, ähnlich den bifunktionellen Alkylantien, eine irreversible Vernetzung der DNA-Stränge herbeizuführen, die eine Hemmung der DNA-Replikation und –Transkription bewirkt. Besondere Bedeutung scheint dabei den Verknüpfungen innerhalb 3 P. Köpf-Maier, H. Köpf, Titanocendichlorid: ein neuentwickeltes, metallorganisches Cytostatikum, in W.E. Berdel, J. Baumgart, F. Bach: Stand der präklinischen und klinischen Entwicklung eines neuen Cytostatikums, Zuckerschwert Verlag München, 1995, und dort zitierte Literatur. 4 H.G. Neumann, Entstehung und Behandlung von Tumoren, Immunrepressiva. In: W. Forth, D. Henschler, W. Rummel, K. Stark (Hrsg.), allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 6. Auflage, Mannheim: BIWissenschaftsverlag, 1992: 722. 5 Chemotherapie maligner Tumore, in: H. Auterhoff, J. Knake, H.-D. Höltje, Lehrbuch der pharmazeutischen Chemie, 13. Auflage, Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1994: 838. 11 einer der Doppelhelices- sogenannte „intrastrand cross-links“- zuzukommen6,7,8,9. Die cytostatische Aktivität wurde per Zufall von B.Rosenberg im Jahre 1969 durch Untersuchungen an Eschericea coli-Bakterien entdeckt10. Seither wird Cisplatin gegen maligne Tumore des Urogeniltraktes (Eierstock-, Hoden-, Prostata- und Harnblasenkrebs), der Lunge und des Kopf-Hals-Bereiches eingesetzt. Entscheidend für die tumorhemmende Wirkung ist die Metalldichloro-Gruppierung und die cis-Stellung der Aminliganden. Die analoge trans-Verbindung ist inaktiv. Nach der Diffusion der neutralen Platinkomplexmoleküle durch die Zellmembran in das Cytoplasma erfolgt die Hydrolyse der Chloridliganden als geschwindigkeitsbestimmender Schritt (siehe Abbildung 3). H3N H3N Pt Cl + H O 2 - Cl -Cl + H3N H3N Pt OH2 + H2O Cl - - Cl H3N Pt H3N OH2 2+ OH2 - H+ + H3N H3N Pt OH2 OH Abb. 3 Hydrolyse von Cisplatin Die unter Erhalt des Diaminplatinfragmentes entstandenen kationischen Komplexe diffundieren zum Polyanion der DNA. Dort bildet das Platinzentrum bivalente, verbrückende Bindungen zu nukleophilen Zentren der DNA, vor allen Dingen der darin enthaltenen Guanidin-Basen, aus11,3. Sowohl Quervernetzungen zwischen den Nucleobasen GuaninGuanin (GG) und Adenin-Guanin (AG) innerhalb eines Stranges der DNA-Doppelhelix, als auch inter-Strange-Verknüpfungen und DNA-Protein-Verknüpfungen scheinen dabei möglich zu sein (siehe Abbildung 4). Die strukturelle Aufklärung eines Cisplatin-DNA-Adduktes einer doppelsträngigen DNA via Röntgenstrukturanayse weist die Ausbildung einer WasserstoffbrückenBindung von einem Aminliganden zum terminalen Sauerstoffatom der dem einen Guaninrest benachbarten Phosphatgruppe auf. Abb. 4 Anbindungsarten von Cisplatin an DNA 6 L.L. Munchhausen, R.O. Rahn, Cancer Chemoth. Dep., 1975, 59: 643. I.A.G.Ross, Chem. Biol. Interact., 1977, 16: 39. 8 C.C. Chiang, T. Sorell, T.J. Kistenmacher, L.G.Marzilli, J.Am.Chem.Soc., 11978, 100: 5102. 9 H. Köpf, P. Köpf-Maier, Nachr.Chem.Tech.Lab., 1981, 3: 154. 10 B.Rosenberg, L. van Camp, J.E. troskow, V.H. Mansour, Nature, 1969, 222: 385. 11 Clarke et al, Chem. Rev., 1999, 99: 2511. 7 12 Durch die intra-Strange-Adduktbildung des Cisplatin-Fragments kommt es zu einer Krümmung des DNA-Doppelstranges, die aber nicht zur Zerstörung der Watson-CrickWasserstoffbrückenbindungen zwischen den Basenpaaren führt. Sowohl die Cisplatinmodifizierten Basen Guanin-Cytosin als auch die benachbarten Basenpaare bleiben Hverbrückend gebunden, werden jedoch um 8-37° verdreht63,64 ( siehe Abbildung 5). Zur Vermeidung oder Verringerung der Toxizität und Resistenz sind mittlerweile schon PlatinAmin-Komplexe in der klinischen Anwendung oder zumindest Testung, die man als wirksame Substanzen der zweiten und dritten Generation bezeichnet . Abb. 5 Cisplatin-Bindungstelle an Guanin Die therapeutische Verwendbarkeit und klinische Bewährung bei zahlreichen Indikationen führte zu umfangreichen Untersuchungen und Erforschungen weiterer, dem Cisplatin analoger Substanzklassen12. Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeiten von Cisplatin und Titanocendichlorid wurde die cytostatischen Wirksamkeit von Titanocendichlorid in Erwägung gezogen und bestätigt9. 63 P.M.Takahara, A.C.Rosenzweig, C.A.Frederick, S.Lippard, Nature, 1995, 377: 649. S.E.Shermann, D.Gibson, A.H.Wang, S.J.Lippard, J.Chem.Soc., 1988, 110: 7368. 12 Chemotherapie mit Verbindungen nicht-essentieller Elememente: Pt, Au und Li, in W.Kaim, B. Schwederski, Bioanorganische Chemie: Zur Funktion chemischer Elemente, 2. Auflage, Stuttgart, Teubner, 1995, 117: 369. 64 13 1.1.2 Cisplatin und Titanocendichlorid - ein Vergleich In Abbildung 6 sind strukturelle Vergleiche der beiden Verbindungen aufgezeigt. Am auffälligsten und für die cytostatische Wirksamkeit am bedeutendsten sind die leicht abdissoziierbaren Chloridliganden. Die naheliegende Vermutung, Titanocendichlorid habe einen, dem Cisplatin anologen Wirkungsmechanismus, erwies sich als falsch. Neuere Studien zeigen zwar, daß Titanocendichlorid, so wie andere Metallocene, u.a. Molybdocen auch, in vitro an DNA binden, aber es scheint dennoch keine Korrelation zwischen der Bindung an die DNA und der cytostatischen Aktivität zu bestehen11. Im Gegenteil, man kann nach dem bisherigen Kenntnissstand von unterschiedlichen Mechanismen der cytostatischen Aktivität ausgehen13,14,15,3. Cl Cl H3N Pt Ti Cl Titanocendichlorid H3N Cl Cisplatin Molekulargewicht: 250 - 300 g / mol zwei abspaltbare Chloridionen in "cis"-Position Titan: leichtes, frühes Übergangsmetall Platin: edles, schweres und spätes Übergangsmetall Oxidatinsstufe: IV Oxidationsstufe: II tetraedrische Molekülkonformation planare Molekülkonformation zwei organische Cyclopentadienylliganden zwei anorganische Ammoniakliganden Organometallkomplex anorganischer Komplex d (Ti-Cp) = 2.06 A d (Ti-Cl ) = 2.36 A d (Pt-NH3) = 1.05 A d (Pt-Cl) = 2.32 A Winkel (Cl-Ti-Cl) = 94° Winkel (Cl-Pt-Cl) = 92° harte Lewis-Säure weiche Lewis-Säure Abb. 6 Vergleich von Titanocendichlorid und Cisplatin 13 E. Tonew, M. Tonew, B. Heyn, H.P. Schröer, Zbl. Bakt. Hyg.,I.Abt.Orig.A., 1981, 250: 425. S.G.Ward, R.C. Taylor, P.Köpf-Maier, H.Köpf, J. Balzarini, E. DeClerque, Appl.Organom.Chem.,1989, 3: 491. 15 D.P. Fairlie, M.W. Wkitehouse, J.A. Broomhead, Chem.Biol.Interact., 1987, 61:277. 14 14 1.1.3 Hydrolyseverhalten von Titanocendichlorid Eingehende Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Hydrolyseverhalten der Metallocene nicht nur deutlich von dem des Cisplatin (hinsichtlich der Nicht-Chlorliganden) unterscheiden, sondern dass die hydrolytische Stabilität der M-Cp-Einheit abhängig ist vom Metall und dem pH- Wert der verwendeten Lösungen42. Die Hydrolyse der Chlorideinheiten wurde mittels chloridsensitiver Elektroden verfolgt und zeigte eine fast gleichzeitige Dissoziation der Chloridionen und dem Auflösungsprozess des Titanocendichlorids42. Tabelle 1 zeigt die Gleichgewichtskonstanten für die Chloridhydrolyse in Cisplatin, Titanocen- und Vanadocendichlorid. Tabelle 1 Komponenten K1, M K2, M Cis-Pt(NH3)2Cl2a 4.37 (13) * 10-3 1.88 (8) * 10-3 Cp2TiCl2b c 4.2 (2.7) * 10-3 b c 2.7 (1.2) * 10-3 Cp2VCl2 a bei 35°C, 0.318 M KNO3 b bei 37°C, 0.318 M KNO3 c konnte nicht gemessen werden 42. Die Halbwertszeit des ersten Hydrolyseschrittes bei den Metallocenen ist so kurz, dass sie mit chloridpotentiometrischen Methoden nicht erfasst werden konnte. Die Halbwertszeit der zweiten Chloriddissoziation ist etwa um das 20-40 fache geringer als bei Cisplatin. Die Cyclpentadienyl-Protolyse wurde mittels Hochfeld-1H-NMR verfolgt. Das Auftreten von freiem Cyclopentadien folgt der Kinetik erster Ordnung. Die Halbwertszeit von Cp2TiCl2 beim Ringverlust beträgt 57.0 ± 0.9 h bei 37° C (114 ± 11 h, wenn die Chloridionenkonzentration der des Blutplasmas entspricht)42. Das bedeutet, dass die M-Cp-Bindung in ungepufferter Lösung bei niedrigem pH und einer dem menschlichen Blutplasma vergleichbaren Chloridionenkonzentration in einem Zeitraum von ein paar Tagen stabil ist. Im Gegensatz dazu erfolgt eine raschere Hydrolyse bei pHWerten, die im physiologischen Bereichen relevant sind. Die beobachtete Labilität der M-Cp-Bindung in ungepufferter Cp2TiCl2-Lösung könnte unter anderem mit dem effektivem achtfach koordiniertem Ionenradius des Metalls erklärt werden: V(IV): 0.72 Å Ti(IV): 0.74 Å Zr(IV): 0.84 Å Möglicherweise erleichtern große und weniger koordinativ abgesättigte Metallkoordinationssphären die hydrolytische Cyclopentadienyl-Attacke42. In Tabelle 2 sind die pKa-Daten für die Aquo-Komplexe von Cisplatin und der Titanocenund Vanadocenverbinungen aufgeführt 42. Tabelle 2 Verbindungen pKa1 pKa2 Cis-Pt(NH3)2(H2O)22+ a Cp2Ti(H2O)22+ b b Cp2V(H2O)22+ 5.6 3.51 (5) 4.73 (3) 7.3 4.35 (9) 5.15 (13) Nachdem beobachtet wurde, dass sich ein Niederschlag bei der Behandlung von wässriger Cp2TiCl2-Lösung mit Base bildet, wurden Anstrengungen unternommen, um das Hydrolyseprodukt zu identifizieren. Dabei hat man eine Verbindung mit der empirischen 15 Formel „Ti(η5-C5H5)0.31O0.30(OH)“ identifiziert42,69. IR- und 13C-NMR-Untersuchungen zeigten die Existenz von Oligomeren, µ-OH oder µ-O-Komplexen mit magnetisch äquivalenten η5-C5H5-Liganden. Die chemische Verschiebung der Hydrolyseverbindung für den Cp-Liganden entspricht dem, der bei Cp2TiCl2 für Cp auftritt70. 1.1.4 Titanocendichlorid - ein Antitumor-Agens In den vergangenen Jahren konnte die cancerostatische Aktivität von Titanocendichlorid in präklinischen Studien gegenüber verschiedenen tierexperimentellen Tumoren (des MagenDarm-Traktes, der Lunge und der Mamma) und heterotransplantierten menschlichen Karzinomen (wie Kolon-38-Adenokarzinom, Melanom B 16, Lewis-Lung-Karzinom) mit Heilungsraten bis zu 100% bestätigt werden3,16,17. Neben den tumorhemmenden Eigenschaften konnten in Einzelbefunden auch antivirale Wirkungen gegen Vaccinia-, Influenza-B- und Herpes-Viren sowie signifikante antientzündliche und antirheumatische Wirkungen gezeigt werden3. 1.1.5 Struktur-Wirkungsbeziehung Cancerostatische Aktivitäten mit Heilungsquoten bis zu 100% gegenüber experimentellen Tumoren konnten auch bei anderen Metallocendihalogeniden von Typ [(C5H5)2MX2] sowie Organozinn-Komplexen erzielt werden3. Um eine Strukur-Wirkungsbeziehung für die Metallocenhalogenide zu untersuchen, wurde der Einfluss von Modifizierungsmöglichkeiten an drei Stellen des Molekülgerüsts auf die tumorhemmende Aktivität an Ehrlich-Ascites-Tumoren der Maus getestet9. In Abbildung 7 sind die Modifizierungsmöglichkeiten dargestellt. Die Variation des Zentralatoms belegte, dass lediglich Ti, V, Nb und Mo gute cytostatische Wirkung besitzen, wohingegen X Ta und W nur geringe und Zr und Hf gar keine Wirkung erzielen9,11. Dies Ergebnis und die diagonale Beziehung der aktiven M Zentralatome (siehe Abbildung 8) deuten auf eine Abhängigkeit der Antitumoraktivität X von den Atomradien und der daraus Zentralatom M resultierenden Strukturparameter in der Dichlorometall-Gruppierung hin. Die Elektronenkonfiguration der Metalle scheint Substituenten R1, R2 dabei keinen Einfluß auszuüben. In Abbildung 8 werden die Schrägbeziehungen verdeutlicht. Acide Liganden R1 R2 Abb. 7 Substitutionsmöglichkeiten 69 G.Doyle, R.S.Tobias, Inorg. Chem.,1967, 6 (6):1111-1115. P.Köpf-Maier, H.Köpf, Transition andd Main Group Metal Cyclopentadienyl Complexes: Pre-clinical Studies on Series of Antitumor Agents of Different Structural Types, in: H.J. Clark, J.A.Ibers, D.M.P. Mingos, G.A. Palmer, P.J. Sadler, R.J.P. Wiliams, Structur and Bonding, 70. Berlin: Springer, 1988: 103. 17 H.Köpf, P.Köpf-Maier, Chem.Rev., 1987, 87: 1137. 16 16 (C5H5)2MCl2 M= MIV : 6 4 5 Ti V Zr Nb Mo Hf Ta W d0 d1 d2 Die Variation der Halogenidliganden scheint eine wesentlich geringere Auswirkung auf die therapeutische Wirkung zu haben. Es ergaben sich bei Applikationen von optimalen Dosen von Bromid- und Iodid-Verbindungen die gleichen Heilungsquoten wie bei Titanocendichlorid18. Der Grund für die Unempfindlichkeit der therapeutischen Wirkung könnte in der pH-abhängigen Hydrolyse von Titanocendichlorid in wäßriger Lösung liegen19,20. Danach dissozieren bei pH ≤ 5.5 die schwach gebunden Chloridliganden ab und werden durch Oxobrücken ersetzt. Die Vermutung, dass es sich bei den Hydrolyseprodukten um das aktive Antitumoragens handelt, ist allerdings relativ umstritten11. Abb. 8 Schrägbeziehungen Die Bedeutung der Chlorliganden liegt aller Wahrscheinlichkeit nach in ihrer hohen Dissoziationsfähigkeit, da die hydrolytische Labilität des „cis“- konfigurierten MX2Bindungssystems eine entscheidende Voraussetzung für die zellwachstumshemmende Aktivität des Moleküls zu sein9 scheint. Die Modifizierung der Cp-Liganden bewirkt Verminderungen der Heilungsraten bis hin zur Untersuchungen der Hydrolyseprodukte von therapeutischen Unwirksamkeit9. Titanocendichlorid [(TiCp2Cl)2(µ2-O)] und Cyclopentadienyltitantrichlorid [{TiCoCl(µ2O)}4] widerlegen die Hypothese, die Hydrolyseprodukte stellten das eigentliche Agens dar21. Die Annahme, die Cyclopentadienylringe selbst induzieren die cytostatische Wirkung, erscheint aufgrund experimenteller Untersuchungen unwahrscheinlich, da weder Cyclopentadien (C5H6 = Cp) noch Dicyclopentadien (C10H12 = Cp2) tumorhemmende Aktivitäten aufweisen können22,23. Nach dem bisherigen Stand der Kenntnisse wird davon ausgegangen, daß die Cp-Liganden bei der Wanderung der Metallocene zum Wirkungsort als „carrier“, vergleichbar mit den Aminliganden in Cisplatin, fungieren9,11. 1.1.6 Untersuchungen zum Wirkungsmechanismus Bei der Suche nach Aufklärung des Wirkungsmechanismus der Antitumoraktivität des Titanocendichlorids wurden verschiedene analytische und biologische Methoden angewendet9. Mit Hilfe der elektronenmikroskopischen Methode konnten zelluläre Veränderungen nach Verabreichung von Titanocendichlorid beobachtet werden. Titankonzentrationen wurden u.a. mittels Atom-Absorptionsspektroskopie (AAS) ermittelt. Leber und Darm sind die Organe, in denen Titan hauptsächlich angereichert wird, wobei die titanhaltigen Metabolite vornehmlich über die Galle ausgeschieden werden. 18 P.Köpf-Maier, B.Hesse, R.Voigtländer, H.Köpf,J.Cancer Res.Clin.Oncol., 1980, 97:31. K.Döppert,J.Organomet. Chem., 1979, 178,:C3-C4. 20 U.Thewald, G.Schleusner, Angew.Chem., 1978, 7: 579. 21 P.Köpf-Maier, S.Grabowski, h.Köpf, Eur.J.Med.Chem., 1984,19:347. 22 K.Döppert, J.Organom.Chem., 1087,319:351. 23 P.Köpf-Maier, H.Köpf, J.Organomet.Chem.,1980, 67: 415. 19 17 Durch die Methode der Elektronen-Energie-Verlust-Spektroskopie (EELS) wurde intrazellulär die maximale Anreicherung von Titan in den Titanocendichlorid-sensiblen Tumoren lokalisiert. Titananreicherung findet dabei stets in DNA-reichen Zellbezirken statt. Die Anwendung der Vitalfärbemethode lässt auf einfache Weise Rückschlüsse auf die cytostatische Potenz zu, die direkt zum Absterben der Tumorzellen führt9. Die Frage nach dem Wirkungsmechanismus ist nach wie vor relevant. Inkorporationsstudien mit Tritium-markierten spezifischen Bausteinen des DNA-, RNA- und Proteinstoffwechsels lassen erkennen, dass bei der Applikation einer therapeutischen Dosis von Titanocendichlorid eine deutliche und langanhaltende Depression der DNA-Synthese, eine weniger ausgeprägte und reversible Hemmung der RNA-Synthese und eine unwesentliche, kurzzeitig nachweisbare Hemmung der Proteinbiosynthese belegt werden kann3,24. UV-spektroskopische Untersuchungen dokumentieren Wechselwirkungen zwischen Titanocendichlorid oder einem seiner Folgeprodukte mit der DNA ( siehe Abbildung 9). 1.1.7 Titanocendichlorid- Koordination mit Bausteinen der DNA Modellstudien haben gezeigt, daß Cp2M-Einheiten mit M= Ti, V, Mo , ähnlich wie Cisplatin, chelatartige Bindungen an die N7-Bindungstelle der Base Guanin eingehen65. In Methanol ist eine Komplexierung von Cp2Ti-Einheiten mit Mononukleotiden über die N-Ti-Koordination zu beobachten66 . Allerdings gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass sich analoge Cp2TiNukleotidkomplexe auch in Wasser ausbilden25. Eine solche Bindung ist lediglich bei den hydrolytisch stabileren Cp2Mo-Spezies beobachtet worden67 . Unter Einsatz der Induktiv-gekoppelten Plasmaspektroskopie (ICS) und von TritiumMarkierungsexperimenten konnte eine deutliche pH-Abhängigkeit der mit der DNA agierenden Spezies belegt werden25. Es bildeten sich in ungepufferter Lösung bei einem pH-Wert zwischen 5 und 7 DNA-Cp2Ti-Fragmente, die bis zu 48 h bei neutralem pH stabil sind. Diese Ergebnisse weisen auf die DNA als Zielmoleküle für Titanocendichlorid und seine Folgeprodukte hin3,9. Synthetisierte und strukturell aufgeklärte Modellkomplexe zwischen Titanocen und Bausteinen der Nukleinsäuren stützen diese Annahme26,27,28 Abb. 9 UV-VIS-Spektrum der Titanocendichlorid-DNA Anbindung 24 P.Köpf-Maier, H.Köpf, Naturwiss., 1980, 67:415. D.Cozak, A.Mardhy, M.J.Olivier, A.L.Beauchamp, Inorg. Chem. 1986, 25: 2600. 66 G.Pneumatikakis, A.Yannopoulos, J.Markopoulos, Inorg. Chim. Acta, 1988, 151: 112. 67 L.Y.Kuo, M.G.Kaaanatzidis, T.J.Marks, J.Am.Chem.Soc., 1987, 109: 7202. 25 M.L.McLaughlin, J.M.Conan, T.R.Schaller, R.B.Snelling, J.Am.Chem.Soc., 1990, 112: 8949. 26 A.L.Beauchamp, D.Cozak, A.Mahardy, Inorg.Chim.Acta, 1984, 92: 191. 27 A.L.Beauchamp, F.Belaner-Gariepy, A.Mahardy, D.Cozak, Inorg.Chim.Acta, 1986, 124: 223. 28 D.Cozak, A.Mahardy, M.J.Olivier, A.L.Beauchamp, Inorg.Chem., 1986,25: 2600. 65 18 Ihre Analogie zu tatsächlichen Bindungs- und Reaktionsverhältnissen, die sich unter physionomischen Bedingungen zwischen Krebszellen und dem Antitumoragens abspielen, ist begrenzt. Zum einen wurden die Synthesen der Modellverbindungen in organischen Lösungsmitteln, nicht in Wasser, durchgeführt und zum anderen wurden Ausgangsedukte mit dem Metall in niedrigeren Oxidationsstufen, beispielsweise Titan in den Oxidationsstufen (III) und (II) verwendet ( [Cp2TiCl]2 oder Cp2Ti(CO)2 )68 . Die in Abbildung 10 vorgestellte Modellverbindung demonstriert, dass eine prinzipielle Koordination zwischen Titanzentrum und Purinen oder Oxopurinen über Ti-N-Bindung oder aber auch O-Ti-N und N-Ti-N möglich ist. Allerdings besteht keine zwingende Korrelation zwischen DNA/Bausteine der DNAAnbindung der Metallspezies und der cytostatischen Aktivität. Es konnte bei dem aktiven Vanadocen mittels ICS keine DNA-Metalladduktbildung nachgewiesen werden, wohingegen die inaktiven Verbindungen Hafniumcen und Zirkonocen deutliche Hinweise darauf geben25. Abb. 10 Modellkomplex Bis(cyclopentadienyl)-(theophyllinato)titan(III) 1.1.8 Titanocen-Aminosäure-Komplexe Während Koordinationskomplexe von Platin mit α-Aminosäuren schon seit längerem bekannt sind und mittels multinuklearer NMR-Spektroskopie ausführlich untersucht wurden29,30, ist es erst Mitte der neunziger Jahre gelungen, Titanocendichlorid-Komplexe mit α-Aminosäuren darzustellen und strukturell zu charakterisieren31. Aminosäure-Komplexe des Platin (II) und Paladium (II) koordinieren in Abhängigkeit des pH-Wertes in wässriger Lösung sowohl über Stickstoff als auch über Sauerstoff oder als Chelatligand über beide gleichzeitig30.31. Aminosäuren als chelierende Liganden sind bei Organo-Osmium-Verbindungen, aber auch bei Molybdocendichlorid32 und bei Titan-AlkoxidVerbindungen des Typs [(EtO)3Ti(Gly`)]2 bekannt33,34. Im Gegensatz dazu koordinieren die Titanocen-Aminosäure-Komplexe des Typs [Cp2Ti(AS)2]Cl2 ausschließlich über den Sauerstoff31. 68 P.Köpf-Maier, Progress in Clinical Biochemistry ans Medicine, Vol. 10, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1989: 151. 29 T.G. Appleton, J.R.Hall, S.F.Ralph, Inorg.Chem., 1985, 24: 673. 30 T.G.Appleton, A.J.Bailey, D.R.Bedgood,jr., J.R.Hall, Inorg.Chem., 1994, 33: 317. 31 T.M.Klapötke, H.Köpf, I.C.Tornieporth-Oetting, P.S.White, Angew.Chem., 1994, 106:1587. 32 Gore, Green 33 H.Werner, T.Daniel, O.Nürnberg, W.Knaup, U.Meyer, J.Organomet.Chem.,1993, 445: 229. 34 U.Schuber, S.Tewinkel, F.Möller, Inorg. Chem., 1995, 34: 995. 19 Abbildung 11 zeigt die Strukur von [Cp2Ti(mAla)2][Cl]2. Die strukturelle Aufklärung mittels Röntgenstrukturanalyse weist auf eine starke Kation-AnionWechselwirkung im festen Zustand hin35. Dabei haben alle Wasserstoffatome der NH3+Gruppe Kontakt zu den Chlorid-Ionen, wobei der N-Cl-Abstand von 3.2 Å kleiner als die Summe der Van der Waals-Radien von N,H und Cl ist. Abb. 11 Struktur von [Cp2Ti(mAla)2][Cl]2 Zum Vergleich: Die Summe der Van der Waals-Radien von N,H und Cl beträgt 4.27 Å36, die Summe der kovalenten Radien beträgt 2.06 Å37. Diese Titanocen-Aminosäure-Komplexe zeichnen sich durch gute Wasserlöslichkeit, hohe thermische Stabilität und stabiles Verhalten an Luft aus. Erste mikrobiologische Untersuchungen weisen auf ähnliche zellwachstumshemmende Eigenschaften analog der Ausgangssubstanz Titanocendichlorid hin38. Durch den Austauch der Chlorid-Ionen durch große, schwere und wenig basiche AsF6- -Ionen in einer Metathese-Reaktion, erhält man Komplexe des Typs [Cp2Ti(AS)2][AsF6]2. Hier ist keine Kation-Anion-Wechselwirkung nachweisbar und die Komplexe sind thermisch weniger stabil, sehr schlecht bis gar nicht löslich in Wasser und zersetzen sich langsam an Luft38. Sie zeigen zwar weniger ausgeprägte, aber trotzdem registrierbare Wirkung auf Zellwachstum und DNA-Replikation von E.coli 38. 35 T.M.Klapötke, H.Köpf, I.C.Tornieporth-Oetting, P.S.White, Organomett., 1994, 13,: 3628. A.J.Bondi, Phys.Chem., 1964, 68: 441. 37 N.N.Greenwood, A.Earnshaw, Chemistry of Elements, Oxford, New York: Pergamon, 1984. 38 I.C.Tornieporth-Oetting, P.S.White, Organomet., 1995, 14:1632. 36 20 1.1.9 Titan(IV)-Verbindungen und Protein-Modell-Komplexe Da das Augenmerk der Forschung bis vor Ende der Neunziger Jahre auf dem Nachweis von Ti-DNA-Fragmenten ruhte, finden sich in der Literatur keine Hinweise auf spezifisch an Proteine gebundene Titanionen. Da Forschungen aus der Richtung von Ti-DNA-Anbindung aber zu keinen großen Fortschritten in der Erklärung zur Antitumorwirksamkeit führte, richtete sich der Blick nun auch auf andere Zielmoleküle für die aktive Spezies. Im Laufe der Neuorientierung wurde eine starke Koordination zwischen Ti(IV)-Ionen und dem humanen Serumtransferrin beobachtet, indem sie die Bindungsstellen von Fe(III)-Ionen besetzen71 . Transferrin ist ein Blutplasmaprotein, dass eine wichtige Rolle beim Transport und Verteilung von Metallionen an Tumorzellen spielt. Der Nachweis für Ga(III)- und Ru(III) wurde schon erbracht 72. Bei der Umsetzung von Titan(IV)-citrat mit Serum-apoTransferrin (apo-hTF) konnte mit UV-Differenzspektroskopie das Auftreten zweier scharfer Banden beobachtet werden, die charakteristisch für an Phenolatgruppen von Tyrosinseitenketten der spezifischen Bindungsstellen für Eisenzentren gebundene Metallionen sind71,73. Die Auswertung der Titrationskurve von Ti(IV)-citrat mit apo-hTR ergab eine Zusammensetzung von 2:1, dh. zwei Titanionen pro hTR-Einheit (eine Ti(IV)-Ion pro TransferrinDomäne). Die Wechselwirkung von Cp2TiCl2 mit hTF konnte nicht UV-Spektroskopisch verfolgt werden, da das Titanocen im zu untersuchenden Wellenlängenbereich absorbiert. Abb. 12 13C-NMR der Anbindung von Titan(IV) an (apo-hTF) Daher wurde die Wechselwirkung 1H- und 13C-NMR-spektroskopisch verfolgt (siehe Abbildung 12). Es wurde deutlich, dass die Ti(IV)-hTF-Bindung starke Änderungen in bestimmten Regionen hervorruft (in der N-Acetylregion und in der Hochfelregion)71. Außerdem verschwanden die Signale gebundener Cp-Liganden, dafür traten Signale freier Cp-Liganden auf. Da die Stärke der Bindung an das Transferrin mit der Acidität der Metallionen korreliert74, erwartet man eine stärkere Anbindung von Ti(IV) verglichen mit Fe(III). Tatsächlich stellt man fest, daß Fe(III) die Titanionen aus Transferrin verdrängen können, allerdings nur sehr langsam71. Aufgrund der Tatsache, daß das Blutplasma-Tranferrin nur zu 30% mit Fe(III) gesättigt ist75, ist es vorstellbar, dass von Antitumorkomplexen wie dem Titanocendichlorid stammende Titanionen leicht von Transfferrin gebunden werden können, zu Krebszellen transportiert werden und dort im Inneren der Zelle aufgrund von niedrigeren pH freigesetzt werden könnten. 71 H.Sun, H.Li, R.A.Weir, P.J.Sadler, Angew.Chem. ,1998, 110, Nr.11:1622. F.Kratz, M. Hartmann, B.K.Keppler, L.Messori, J.Biol.Chem.,1994, 269: 2581. 73 D.C.Harris, P.Aisen, Iron Carriers and Iron Proteins (Hrsg. T.M.Loehr), VCH, Weinheim, 1989: 69. 74 H.Sun, M.C.Cox, H.Li, P.J.Sadler, Struct. Bonding, 1997, 88: 71. 75 A.Leibmann, P.Aisen, Blood, 1979, 53: 1058. 72 21 Neuste Untersuchungen mit pH-abhängigen Transferreaktionen von Ti(IV)-Ionen durch Bindung an einen Transferrinsimulierenden Modellkomplex H4ehpg auf ATP-Moleküle zeigen neue Wege auf zum Verständniss der Wechselwirkung zwischen Ti(IV) und DNA76 in vivo (Abb.13: Modellkomplex). Bei der Verbindung H4ehpg handelt es sich um das chelierendes Agens N,N`-ethylen-bis-(ohydroxyphenylglycine), welches Donorgruppen enthält, die den aktiven Metallbindungs-Zentren von Transferrin ähneln (2Tyr, His, Asp und CO32-). ATP ist ein potentieller Akzeptorligand für von Transferrin in Zellen übertragene Metalle. Außerdem gehört es zur Klasse der Purinen, die als Phosphatester Bestandteile der DNA sind. Möglicherweise werden „harte“ Ti(IV)-Ionen durch Transferrin in die Zellen transportiert, wo sie dann anschließend an die DNA sowohl über die negativgeladenen Phosphatgruppen am „Gerüst“ (backbone) als auch über die N-Doneren der Basen koordinieren könnten 76. Die hohe DNA-Konzentration im Zellkern und wahrscheinlich niedrige pH-Wert nahe an der DNA-Oberfläche, favorisiert DNA als Zielmolekül für Ti(IV) unter diesen Bedingungen. Abb. 13 Modellkomplex zwischen Ti (IV) und N,N`-ethylen-bis-(o-hydroxyphenylglycine) Abb. 14 Modellmolekül H4ehpg 76 M.Guo, P.J.Sadler, J.Chem.Soc., Dalton Trans., 2000,7:9. 22 1.1.10 Molybdocendichlorid Molybdocendichlorid reiht sich ein in die Klasse der kleinen, hydrophoben metallorganischen Komplexe des Typs Cp2MX2 mit M = Ti, Mo, Nb, V und X = Halogenide, die hohe cancerostatische Aktivitäten gegenüber einer Vielzahl von malignen Tumoren, einschließlich Ehrlich-ascites, B16 Melanom, Colon 38 Carcinom, Lewis-Lung-Carcinom, lymphoide Leukemia L1210 und anderer humaner und in Mäuse heterotransplantierter Carzinome39,40,aufweisen. In Abbildung 15 werden die Ähnlichkeiten von Titanocendichlorid und Molybdocendichlorid bezüglich ihrer Antitumoraktivitäten dargestellt. In dieser Abbildung sind die „Wirkungsfenster“ der Metallocene dargestellt, die eine Balance bilden zwischen der wirksamen Dosis der Therapeutika und der tödlichen. Auffällig ist hier, dass der Austausch der Chloridliganden durch Trichloreesigsäure das Wirkungsfenster stark verbreitert. Die Trichloressigsäure ist über den Sauerstoff der Carboxylgruppe gebunden. Es konnte gezeigt werden, daß trotz ähnlich hoher tumorwachstumshemmender Effekte von Cisplatin und den Metallocenen keine mechanistischen Ähnlichkeiten in ihrem chemischen Verhalten und der Wirkungsweise vorhanden sind41. Beide Substanzklassen inhibieren die DNABisosynthese und die Bildung von DNAMetallocenkomplexen scheint ein Schlüssellprozess für die Wirksamkeit zu sein. Anders als bei Cisplatin sind die in vivo aktiven Spezies bei den Metallocenen noch nicht identifiziert. Abb. 15 Antitumorwirkungsfenster von Titanocendichlorid und Molybdocendichlorid Am auffälligsten ist das unterschiedliche Hydrolyseverhalten von Cisplatin und den Metallocenen. Unter physiologischen Bedingungen findet die Hydrolyse der Chloridionen der Metallocene schneller und extensiver statt, als dass bei Cisplatin zu beobachten ist42. Während die Ti-Cp-Bindung hydrolytisch instabil ist42, konnte gezeigt werden, dass die MoCp-Bindung unter physiologischen Bedingungen stabil bleibt41. Molybdocendichlorid ist 39 P.Köpf-Maier, H.Köpf, Drugs Future,1986, 11: 297. P.köpf-Maier, H.Köpf, in Metal Compounds in Cancer Chemotherapy; S.P.Fricker, Ed.: Chapman and Hall: London, 1994: 109. 41 L.Kuo, M.G.Kanatzidis, M.Sabat, A.L.Tripton, T.J. Marks,J.Am.Chem.Soc.,1991, 113: 9027. 42 J.H.Toney, C.P.Brock, T.J.Marks, J.Am.Chem.Soc., 1985, 107:947. 40 23 somit die einzige Metallocenverbindung, deren Cp-Ringe bei einem pH-Wert von ca. 7 an das Metall gebunden bleiben, während die Hydrolyse der Chloridionen vollständig stattfindet41. Weitere Studien des Hydrolyse- und Koordinationsverhaltens der Metallocene an DNA legen die Vermutung nahe, dass es sich bei der Wirkungsweise um jeweils unterschiedliche Mechanismen handelt25,43. 1.1.11 Molybdocendichlorid – Verhalten in wässriger Lösung Wie schon erwähnt, ist die Mo-Cp-Bindung unter physiologischen Bedingungen (dh. pH = 7.2-7.4) hydrolytisch stabil, während die Chloridionen vollständig und sehr schnell hydrolisieren. Dies steht im Kontrast zum leichten Ringverlust von Titanocen- und Zirkonocendichlorid. Möglicherweise ist der Grund hierfür eine Kombination aus einem kleineren Metallionenzentrum, besserer Metall/Cp-Ring-Überlappung und größerer elektronischer Dichte der Metall-Cp-Bindungsorbitale41. Das schnelle Hydrolisieren der Chloridionen bewirkt eine Absenkung des pH-Wertes von ca. 7 auf den einer sauren Lösung (pH ca. 2). Diese Eigenschaft kann nicht wirklich auf der Basis von Metallionengrößen und Orbitalüberlappungen erklärt werden, könnte aber seine Ursachen in der elektronischen Besetzung der Mo-Cl-Orbitale mit signifikantem Antibindungs-Charakter haben41. Diese Beobachtungen repräsentieren eine viel größere Abweichung Molybdocens von den Eigenschaften des Cisplatin, als sie bei den entsprechenden Titan- und Vanadiumverbindungen beobachtet wurden. Bei der Hydrolyse von Cp2MoCl2 in Wasser wird eine Verbindung der Form Cp2Mo(H2O)OH+ als vorherrschende Spezies angenommen41. Cp2MoCl2 + 2H2O → Cp2Mo(H2O)OH+ + HCl + Cl- Dabei wechselt die Farbe der wässrigen Molybdocendichloridlösung von olivgrün zu dunkelrot, dass der Farbe des Hydrolyseproduktes entspricht und der pH-Wert wird von 7 auf 2 abgesenkt. Die Hydrolyse der Cp-Ringe in dem pH-Bereich von 2.0-7.0 findet nur in einem vernachläßigbarem Grad statt, wie in den pH-abhängigen 1H-NMR-Studien von Harding54 und Kuo41 gezeigt werden konnte Die Hydrolyse-Studien verdeutlichen, daß bei einm pD-Wert von 2.0 auch nach 24 h keine signifikante Cp-Hydrolyse stattfindet, während es beim pD von 7 zu Intensitätsänderungen der metallgebundenen Cp-Signale kommt. Das Signal bei 6.0 ppm verkleinert sich, während eines bei 6.1 deutlich an Intensität gewinnt. Es konnten ebenfalls Peaks bei ca 6.6 ppm und kleiner bei ca 2.5-3.5 ppm beobachtet werden, was zum einen freiem Cyclopentadien und zum anderen dem korrespondierendem Dimer zugeordnet werden kann. Im Gegensatz dazu können die bei 8.0 und 8.5 ppm auftretenden und erstmals bei Hydrolyseexperimenten des Cp2MoCl2 beobachteten Signale nicht zugeordnet werden54. Bei einer Intensitätsintegration aller Signale des Spektrums (b) zeigt sich aber, dass es sich bei ca 70% der sich in Lösung befindlichen Spezies um metallgebundene Cp-Ringe handelt. Untersuchungen bei pD-Werten bis zu 9.5 weisen ähnliche Ergebnisse auf. 43 M.M.Harding, G.J.Harden, L.D.Field, FEBS Lett.,1993, 322: 291. 24 Tabelle 3: pKa-Werte der Titan-, Molybdän- und Vanadieum-Metallocen-HydrolyseProdukte im Vergleich zu Cisplatin Komplexe Cis-Pt(Nh3)2(H2O)22+ Cp2Ti(H2O)22+ Cp2V(H2O)22+ Cp2Mo(H2O)22+ pKa1 5.6 3.51 4.73 5.5 pKa2 7.3 4.35 5.15 8.5 Jensen, K.A., Z.Aorg.Allg.Chem., 1939, 242:87. Die in der Tabelle 3 zusammengefaßten pka-Werte einiger Metallocene und Cisplatin machen deutlich, dass sich die Acidität der Cp2M(H2O)2+ mit dem steigendem Elektronenreichtum des Metalls verringert. Dies bedeutet, daß Cp2VCl2 und Cisplatin unter physiologischen Bedingungen als neutral geladene Komplexe vorliegen, während CpMoCl2 als kationische Spezies vorliegt41. Dieser Unterschied könnte der Grund dafür sein, dass im Vergleich zu Cisplatin und Cp2VCl2 Molybdocendichlorid eine sehr hohe cytostatischen Aktivität gegenüber Hep-2-Carcinom in vitro und eine geringere Metallakkumulation in TA3Ha-Zellen in vitro aufweist44. 44 P.Köpf-Maier, H-Köpf, J.Organomet.Chem., 1988, 342: 167. 25 1.1.12 Molybdocendichlorid- Koordination an Mono-Nukleobasen Durch NMR-Experimente von wässriger Cp2MoCl2-Lösung mit Mononukleotiden wurde belegt, dass in Abwesenheit von anderen konkurierenden Bindungspartnern eine Koordination sowohl an die N-Funktion der Nukleobase als auch an die O-Funktion der Phosphatgruppe der Mononukleotide stattfindet41. Die kristallographische Aufklärung der Strukturen der Modelkomplexe von [Cp2Mo(9-Methyadenyl)][PF6], [Cp2Mo(1-Methylcytosyl)][PF6] und [Cp2Mo(2`-Deoxyguanosin-5`-monophosphat)]2, dargestellt in Abbilung16, weisen zum einen die chelierende Koordination von Molybdocen an zwei Stickstofffunktionen der Nukleobase (exo- und endocyclische N-Funktion) und zum anderen die Koordination sowohl an die NFunktion (N7) und O-Phosphatfunktion von Purin-Mononukleotiden41 auf. Beide Ergebnisse überraschen. Vorhergehende kristallographische Untersuchungen zeigten Beispiele für N7/OPhosphatkoordinationen an polynuklearen Strukturen, an denen das Metallzentrum an Stickstoff- und Sauerstofffunktionen verschiedener Nukleotidliganden bindet45,46. Der Modellkomplex ( [Cp2Mo(5`-dAMP)] ist ein seltenes Beispiel für die Koordination des Metallzentrums sowohl an Stickstoff als auch Sauerstoff (der Phosphatgruppe) an ein und dem selben Nukleotid41. Cp NH2 Cp Mo HO O N N O P N N O O H H H OH H 1 H Cp Cp Cp Mo NH HN N N N Mo N N N H Cp N N H 2 Abb. 16 Koordination von Cp2MoCl2 an Mono-Nukleobasen Die Strukturen der Komplexe 1 und 2 in Abbildung 16 zeigen einen scheinbar gespannten Vierring-Chelat von Mo (IV), entstanden durch die Deprotonierung der Aminogruppe und gleichzeitige Koordination zu sowohl den endo- als auch exocyclischen Stickstofffunktionen der Nukleobase. Für Pyrimidine ist jedoch die Korrdination von Metallzentren an den endocyclischen Stickstoff (N3) oder den Sauerstoff (O2) typisch. Exocyclischen Aminogruppen sind üblicherweise keine Metallbindungsstellen, es sei denn in stark basischem Millieu47,48. 45 R.W.Gellert, R.J.Bau, J.Am.Chem.Soc.,1975, 97:7379. G.Clark, J.D.Orbell, J.Chem.Soc., 1975: 697. 47 L.G.Marzilli, S.J.Lippard ,Ed., Prog.Inorg.Chem. , 1982, 23: 256. 46 26 Für Purinbasen gilt das endocyclische Stickstoffatom (N7) als bevorzugte Metallbindungsstelle. In den bisher bekannten Beispiele für eine gleichzeitige Koordination eines Metallzentrums an sowohl N1 als auch N7 von 9-Methyladenin binden Silber (I) und Cobalt (II) an die N-Funktionen von zwei 9-Methyladeneinliganden49,49. Eine N1Koordination an 9-Methyladenin ist kristallographisch für die Metalle Zink, Platin und Quecksilber charakterisiert worden50,51,52. Die Kristallstruktur von trans,trans-{Pt(NH3)2(1methyl-cytosyl)2}(NO3)·2H2O zeigt Parallelen zu den Komplexen 1 und 2 auf, da auch dort eine gleichzeitige Metallbindung an N3 und N4 von 1-Methylcytosin in einem Vierringchelat beobachtet werden kann53. 1.1.13 Koordination an Oligonukleotide 1 H-NMR und 31P-NMR-Studien geben keinerlei Hinweise darauf, dass es zur Ausbildung von stabilen Oligonukleotid-Addukten von Cp2MoCl2 in Wasser bei pH 7 kommt54. Die Ergebnisse der Oligonukleotid-Studien unterscheiden sich stark von denen mit den Mononukleotiden dAMP, dGMP, dCMP und dUMP41,55. Es scheint so, als ob die OPhosphatbindung dann favorisiert wird, wenn die Ausbildung eines stabilisierenden Chelates mit einem Nachbarheteroatom möglich ist55. Weiterhin zeigen diese Studien, dass zwar stabile Metallocen-Oligonukleotidaddukte bei pH ≤ 4 gebildet werden, jedoch keinerlei Hinweise auf stabile Metallocen-DNA-Addukte unter physiologischen Bedingungen, dh. bei pH ≥ 6 vorliegen. Dies bedeutet, dass nach neusten Studien die Bildung von MolybdocenDNA-Addukten in vivo nicht der Grund für die Antitumorwirksamkeit sein kann. Im Einklang dazu stehen neuere Studien, die Proteinkinase C und Topoisomerase II als potentielle Ziele des Molybdocendichlorids in vivo ausweisen56. Bei der Verwendung von größeren DNA-Fragmenten gewinnen sterischen Effekte an Bedeutung, da nun möglicherweise, im Kontrast zu den Mononukleotiden, nicht unbedingt die gleichen Koordinationsstellen zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund scheint es sinnvoll zu sein, das Reaktionsverhalten von Molybdocendichlorid mit Proteinen und erst einmal mit deren kleinsten Bausteinen, den Aminosäuren , in wässriger Lösung zu untersuchen. 1.1.14 Molybdocendichlorid-Aminosäureverbindungen Aminosäurekomplexe von Kupfer, Kobalt und Platin und die verwandten Komplexe mit Dipeptidderivaten mit Kobalt sind schon seit längerem bekannt57,58,60,59. Eine kurze Übersicht über Aminosäure-Übergangsmetallkomplexe wird im nächsten Abschnitt gegeben, ausführlicher wird dieses Thema in einem Aufsatz von Beck abgehandelt77. Mit den 48 W.S.Sheldrick, P.Bell, Inorg.Chim:Acta, 1986, 123: 181. P.C.Gagnon, A.L.Bauchamp, Acta Crystallogr., !977, B33: 1448. 49 P.De Meester, D.M.L.Goodgame, A.C.Skapski, Z.Warne, Biochim.Biophys.Acta, 1973, 324: 301. 50 M.J.McCall, M.R.Taylor, Biochim.Biophys.Acta, 1975, 390: 137. 51 F.Schwarz, B.Lippert, H.Schöllhorn, U.Thewalt, Inorg.Chim.Acta, 1990, 176: 113. 52 M.J.Olivier, A.L.Beauchamp, Inorg.Chem., 1980, 19: 1064. 53 H.Schöllhorn, R.Beyerle-Pfnur, U-Thewalt, B.Lippert, J.Am.Chem.Soc., 1986, 108: 3680. 54 M.M.Harding, G.Mokdsi, J.P.Mackay, M.Prodigalidad, S.W.Lucas, Ionorg.Chem.,1998, 37: 2432. 55 J.H.Murray, M.M.Harding, J.Med.Chem.,1994, 37: 1936. 56 L.Y.Kuo, A.H.Liu, T.J.Marks, Met.Ions Biol.Syst., 1996, 33: 53. 57 A.C.Kurtz, J.Biol.Chem., 1949, 180: 1253. 58 B.Halpern, A.M.Sargeson, K.R.Turnbull, J.Am.Chem.Soc., 1966, 88:4630. 60 L.E.Erickson, A.J.Dappen, J.C.Uhlenhopp, J.Am.Chem.Soc.,1969, 91: 2510. 59 R.D.Gillard, P.R.Mitchell, N.C.Payne, Chem. Comm., 1968: 1150. 77 W.Beck, K.Severin, R.Bergs, Angew.Chem., 1998, 110: 1722. 49 27 Aminosäuren Glycin, Alanin, Phenylalanin, Valin, Leucin, Isoleucin, Prolin, Methionin, Sarcosin und N-methylalanin wurden Umsetzungen mit Molybdocendichlorid gemacht, die zu Komplexen führten, die sowohl über die Sauerstofffunktion der Carboxylgruppe als auch über die Stickstofffunktion der Aminogruppe der Aminosäure führten und somit stabile Fünfringchelate ausbilden61. Die Aminosäuren mit einer Schwefelfunktion koordinieren mit dem Metallzentrum über Schwefel und Stickstoff. Der kristallographischen Beweis für das tatsächliche Vorliegen eines Chelates zwischen Molybdocendichlorid und den Aminosäuren wurde bisher noch nicht erbracht. Das Verhalten der Komplexe in wässriger Lösung und Betrachtungen der Stabilität wurden ebenfalls bisher noch nicht ausreichend untersucht. Dechelatisierungsexperimente mit Molybdocen-Aminosäurekomplexen in Gegenwart von Chloridionen ergaben eine sehr langsame Reaktionszeit (ca. 12 h). Es wird angenommen, daß die Bindung des Metalls an den Stickstoff der Aminofunktion erhalten bleibt und die Sauerstoffbindung unter Abspaltung von Wasser gelöst wird. Die Dechelatierung wird bei größeren und sterisch anspruchsvolleren Aminosäuren unterdrückt62. 61 E.S.Gore, M.L.H.Green, Inorg. Phys.Theor., 1970, X : 2315. 28 1.1.15 Anhang I 1.1.15.1 Aminosäurekomplexe mit Übergangsmetallen- ein kurzer Überblick1 Die Biometallorganischen Chemie stellt ein gutes Beispiel für den neuen Trend in den Naturwissenschaften dar, unterschiedliche Forschungsbereiche miteinander zu Verschmelzen. Hier führt die Kombination von Metallorganischen Komplexen mit biogenen Liganden zu Verbindungen mit speziellen chemisch-physikalischen Eigenschaften, deren Potential sich in der Vielfältigkeit ihrer Anwendungen wiederspiegeln. Es seien nur einige Stichpunkte aus diesem Bereich erwähnt: Synthese, Markierung und Stabilisierung von α-Aminosäuren und Peptiden mit speziellen Eigenschaften durch metallorganische Komplexe, Aktivierung durch diese. Anwendung finden diese beispielsweise in der enatiosellektiven Katalyse. Peptide und α-Aminosäuren mit ungewöhnlichen Seitenketten führen zur Entwicklung von Immunoassays auf der Basis von Carbonylkomplexen oder auch zur Entwicklung von „künstlichen Ribosomen“, dh zu einer templatgesteuerten Peptidsynthese an chiralen Halbsandwichkomplexen. Die α-Aminosäuren und Peptide sind chirale Verbindungen, die unterschiedlichste funktionelle Gruppen enthalten können, so dass sie im Rahmen der metallorganischen Komplexchemie vielseitige und überaus interessante Liganden darstellen. Dabei bestehen zwei Möglichkeiten zur Komplexbildung, zum einen eine Koordination der Aminosäure über Donatoratome funktioneller Gruppen an metallorganische Fragmente, beispielsweise die Ausbildung von N,O-Chelaten oder aber eine zusätzliche Koordination über eine funktionelle Gruppe aus der Seitenkette wie bei Histidin oder Cystein (hiebei fungiert die Aminosäure als ein dreizähniger Ligand). Zum anderen besteht auch die Möglichkeit einer KohlenstoffMetallbindung der Aminosäure mit dem Metallatom. Funktionelle Gruppen bestimmen ebenfalls das komplexchemische Verhalten von einfachen Peptiden und Aminosäurederivaten. Amidgruppen koordinieren bei Anwesenheit von stark Lewis-sauren Metallzentren oder bei Zugabe eines Überschusses an Base. Syntheseprinzipien der Aminosäure-Übergangskomplexe greifen auf Substitutionsreaktionen als einfachste Herstellungsmethode zurück, insbesondere bei Verbindungen, deren Liganden als „spectator ligands“ (Cp*, CO, η6-Arene etc.) fungieren. Chlorverbrückte Komplexe haben sich als besonders gut geeignet erwiesen. 1 K.Severin, R.Bergs, W.Beck, Angew. Chem.,1998, 110: 1722. 29 Carbonylkomplexe mit α-Aminosäuren Bei dem ersten isolierten und auf Grundlage von IR-spektroskopischen Daten charakterisierten α-Aminosäure-Carbonylkomplex handelt es sich um [Fe(CysO)2(CO)2]. Dieser Komplex wurde schon im Jahre 1929 beschrieben und es wurde eine N,SChelatstruktur vorgeschlagen2. Neuere Untersuchungen zeigten, dass es sich bei dem aktiven Zentrum der Ni/Fe-Hydrogebnase ebenfalls um einen Eisencarbonylkomplex handelt, wie in Abbildung 17.1, dargestellt3. Mittlerweile sind zahlreiche α-Aminocarboxylat-Carbonylkomplex der Übergangsmetalle Cr, Mo, W, Mn, Re, Fe, Ru, Os und Rh bekannt. Eine Zusammenfassung wird in dem Artikel von A.A Iogenson gegeben4. Aus [Cr(CO)6] und [W(CO)6] mit α-Aminosäure- oder Peptidestern entsteht durch photochemische Reaktion in Lösung relativ instabile η1- Aminkomplexe, wie in Abbildung 17.2, CN NC CO OC Fe Cys S S Cys M OC Ni S OC CO OC S NH2CHR1COR2 M= Cr, W OC OC H2 N n R M OC O OC O M= W, Re Cys Cys 1 2 3 Abb. 17 Carbonylkomplexe mit Aminosäuren dargestellt5. Aber die Umsetzung von Alkalimetall-α-Aminocarboxylaten mit [W(CO)5(thf)] ergibt N,O-Chelatkomplexe (s. Abbildung 17. 3)6. Cysteindianionen und Histidinate können als dreizähnige Liganden reagieren und ergeben mit Tricarbonylverbindungen des Cr, Mo, W und Mn Komplexe, wie sie in Abbildung 20 dargestellt werden7. Bemerkenswert ist dabei, dass das Histidinatanion vom komplexchemischen Verhalten vergleichbar ist mit dem Hydrotrispyrazolylborat- (Tp) und dem Cyclopentadienanion (Cp). Analog zu den [TpM(CO)3] und [CpM(CO)3]-Komplexen (M= Mo, W) reagieren die entsprechenden Histidinat-Tricarbonylmetallkomplexe des Mo und Cr mit Elektrophilen unter Substitution eines Carbonylliganden8. In jüngerer Zeit wurden wasserlösliche Tricarbonyldiiminorhenium(I)-Komplexe mit Histidinatliganden als Sensibilisatoren für photochemisch induzierte 9 Elektronentransferprozesse vorgeschlagen . 2 W.Cremer, Biochem. A.L.de Lacey, E.C. Hatcchikian 4 A.A.Iogenson, Russ.Chem.Rev.1985, 54: 277-292. 5 Y.G.Kovalev, A.A.Ioganson, J.Gen. Chem.USSR,1985, 55: 1081-1083. 6 D.J.Darensbourg, J.D.Draper, J.H.Reibenspies, ibid, 1997, 36: 3648-3656. 7 W.Beck, W.Petri, H.-J.Meder, J.Organomet.Chem.,1980, 191: 73-77. 8 H.-J-Meder, W.Beck,Z.Naturforsch.B,1986, 41: 1247-1254. 9 R.-J.Lin, K.-S.Lin, I.-J.Chang, Inorg.Chim.Acta, 1996, 242: 179-183. 3 30 Umsetzungen von α-Aminosäuren mit Metallcarbonylclustern ergeben seltene und interessante Koordinationsformen, wie beispielsweise die Umsetzung von dreikernigen Osmiumcarbonylclustern mit Aminosäureestern, die zu Thiolat- bzw. Alkoholat-verbrückten Spezies führen10 (s.Abb.18.1). Mit Rhutenium werden ähnliche Verbindungen erhalten11 . Die Umsetzung von heterodreikernigen, chiralen Hydridoclustern mit der prochiralen Alaninvorstufe Acetamidoacrylsäuremethylester erfolgt unter Insertion der M-H-Bindung und Substitution einer Carbonylgruppe. Es entstehen Komplexe, wie sie in Abbildung 18.2 dargestellt sind12. Die vollständige Charakterisierung einer zentralen Zwischenstufe in der katalytischen enantiosellektiven Hydrierung von Amidoacrylsäurederivaten gelang anhand eines solchen heterodreikernigem Carbonylclusters mit einer CoRuMo-Einheit. Hydrierungsreaktionen dieser Art gehören zu den Schlüsselmechanismen in der industriellen L-Dopa-Synthese aus den entsprechenden Dehydroaminosäuren. Auf weitere α-metallierte Aminosäurederivate und auf die Funktionalisierung elektronenreicher, phosphanhaltiger Catbonylkompexe der späten Übergangsmetalle wird in dem Übersichtsartikel von Beck ausführlicher eingegangen. R (CO)4 Os (OC)3Os H Os(CO)2 (OC)3 Co NH X Me M1Cp(CO)2 O HN CO2Et Me 1 Abb. 18 Carbonylcluster mit Aminosäuren M2 M1= Mo, W, M2= Ru, Os CO2Me 2 N-Acylaminosäuren reagieren in Abhängigkeit von dem Lewis-Säure-Charakter des Metallatoms (MoII, WII und RuII) durch Koordination der Carboxylgruppe ein(η1) - oder zweizähnig (η2) . Hierbei verhalten sie sich analog den einfachen Carbonsäuren13. Von RhI und PtII sind quadratisch planare α-Aminocarboxylatcarbonylkomplexe bekannt, dargestellt in Abbildung 19. H N OC R M L O O M= Rh, Pt L= CO, PPh3, Cl Abb. 19 N,O-Chelate von Aminosäuren mit Pt, Ru-Carbonylkomplexen 10 A.A Ioganson, Y.G.Kovalev, J.Gen.Chem.USSR, 1987, 57: 736-1739. G.Süss-Fink, T.Jenke, H.Heitz, M.A.Pellinghelli, A.Titpicchio, J.Organomet.Chem. 1989, 379: 311-323. 12 D.Mani, H.-T.Schacht, A.K.powell, H.Vahrenkamp, Chem.Ber., 1989, 122:2245-2251. 13 K.severin, S.Mihan, W.Beck, Chem.ber, 128: 1127-1130. 11 31 η1-Alkyl-, η2-Olefin und η3-Allylkomplexe Als Modellverbindung für das stark toxische [MeHg]+ in Wechselwirkung mit αAminosäuren und Peptiden wurde der Komplex 1, dargestellt in Abbildung 20.1 isoliert und röntgenstrukturell charakterisiert14. Diese ergab eine lineare koordination des [MeHg]+ an die Amino- bzw. Mercaptogruppe der jeweiligen Aminosäuren. Außerdem bestehen im Kristall intra- und intermolekulare Wechselwirkungen zwischen dem Hg- und Carboxylat-O-Atomen. Die Untersuchung solcher Wechselwirkungen ist aus physiologischer Sicht von besonderem Interesse, da Komplexierungsreaktionen die Bioverfügbarkeit von Hg stark beeinflussen können. Dimethyl-AuIII-Komplexe mit α-Aminosäuren entstehehen durch Umsetzung der Salze der entsprechenden Aminosäure mit [Me2Au(OH2)2]NO3. Es enstehen monomere, lichtempfindliche Komplexe, die N,O-Chelate ausbilden, wie in Abbildung 20.2 gezeigt wird15. Wird Cystein eingesetzt, so wird ein S,O-Chelat postuliert. H2 N Me H2 N Me R R Au Hg Me O O O O 2 1 Abb. 20 Hg- und Au-η1-Alkyl-N,O-Chelate mit Aminosäuren. Bisherige Studien von Platin-Aminosäureverbindungen haben sich bisher auf nichtmetallorganische Komplexe mit Platin in der Oxidationsstufe II wegen der pharmakologischen Bedeutung von Cisplatin konzentriert. In jüngerer Zeit wurden die Studien auf η1- Alkyl- und η2-Olefinkomplexe von Pt ausgedehnt. Oktaedrische Di- und Trimethylkomplexe von PtIV mit Glycinat ergeben ebenfalls N,OChelate16. Zu den bestuntersuchtesten α-Aminocarboxylat-Olefinkomplexen gehört der PtIIKomplex aus Abbildung 21.117, das in zwei stabilen Isomeren vorliegen kann. H N Cl R Ru Pt Cl O H N R O O O 1 2 Abb. 21 η2- und η3-gebundene Pt- und Ru-N,O-Aminosäurechelatkomplexe. 14 M.C.Corbeil, A.Beauchamp, S.Alex, R.Savoie, Can.J.Chem, 1986, 64: 1876. R.S.Tobias, C.E.Rice, W.Beck, B.Purucker, K.Bartel, Inorg.Chim.Acta, 1979, 35: 11. 16 T.G.Appleton, J.R.Hall, T.G.Jones, J.A.Sinkinson, Polyhedron, 1995, 14: 2613. 17 Y.Zhou, B.Wagner, K.Polborn, K.Sünkel, W.Beck, Z.Naturforsch. B,1994, 49: 1193. 15 32 Weitere η2-Olefinkomplexe mit chelatartiger Anbindung von Aminosäuren sind von Rh, Ir und Ru bekannt18,19 . Als Diene wurden Norbornadien oder Cyclooctadien eingesetz. Bei der Reaktion von Histidinat oder mit Anionen schwefelhaltiger Aminosäuren werden Komplexe gebildet, die eine zwei-, drei- oder vierzähnige Chelierung durch die entsprechenden Aminosäure (S,N,- S,N,O- N,N,O- S,S,N,O) aufweisen können20. In der Verbindung [{(η3:η3-C10H16)RuCl2}2] liegt RuIV vor und bei dem Chlorid-freien Kation handelt es sich um ein chirales Fragment. Die Umsetzung von Salzen von α-Aminosäuren führt zu neutralen, trigonal-bipyramidal koordinierten Komplexen21, dargestellt in Abbildung 21.2. Allyl-PdII-Komplexe mit Aminocarboxylatliganden sind schon seid längerem bekannt und verhalten sich in Lösung dynamisch22. Komplexe ähnlicher Struktur werden als Zwischenstufen bei der asymmetrischen α-Allylierung von Carbonylverbindungen diskutiert23. η5-Cyclopentadienyl- und η6-Arenkomplexe Der erste synhtetisierte Halbsandwichkomplex war ein η6-Benzol-η3-Allyl-Komplex des Mo mit einem α-Aminocarboxylatliganden24. Seitdem sind zahlreiche solcher Verbindungen synhtetisiert und charackterisiert worden, wobei das Zentralatom als ein zusätzliches chirales Zentrum wirkt. Dies macht solche Verbindungen im Hinblick auf ihr Potential für stereosellektive Synthesen interessant. Durch Umsetzung von [CpM(CO)3Cl] mit α-Aminocarboxylatkomplexen erhält man chirale Komplexe des Mo und W25. Ein Austausch der Carbonylliganden durch Nitrosyl- oder Iodidliganden ist möglich und man erhält auch hier Komplexe, die sich durch ihre „Klavierhocker“-Geometrie auszeichenen26 (siehe Abbildung 22.1). Durch Umsetzung von Aminocarboxylaten oder Aminosäure-N-Glycosiden mit halogenverbrückten Komplexen [{Cp*MX2}2] erhält man Verbindungen des Co, Rh, Ir und Ru, die sich stark im Hinblick auf Struktur und Reaktivität ähneln20,21,27( siehe Abbildung 22.2). M R N H OC CO 1 18 M= Co, Rh, Ir, Os NH X O M= Mo, W M R O O X= I, Cl, PR3 verschiedene aromatische Systeme O 2 Abb. 22 η5- Cyclopentadienyl- und η6-Aren-N,O-Aminosäurechelatkomplexe. C.Potvin, L.Davignon, G.Pannetier, Bull.Soc.Chim.Fr., 1975, 507. W.S.Sheldrick, R.Exner, Inorg.Chim.Acta, 1992, 195:1. 20 W.S.Sheldrick, R.Exner, Organomet. Chem.,1990, 386: 375. 21 K.Severin, S.Mihan, W.Beck, Chem.Ber., 1995, 128: 1117. 22 E.Schumann, C.Robl, W.Beck, Z.Naturforsch.B, 1994, 49:1569. 23 K.Hiroi, J.Abe, K.Suya, K.Sato, T.Koyama, J.Org.Chem., 1994, 59: 203. 24 M.L.H.Green, L.C.Mitchard, W.E.Silerthorn, J.Chem.Soc.Dalton Trans., 1973, 1403. 25 W.Petri, J.meser, M.Girnth-Weller, K.Bartel, V.Bejenke, G.Huttner, W.beck, Chem.Ber., 1982, 115: 846. 26 M.Maurus, B.Aechter, W.Hoffmüller, K.Polborn, W.Beck, Z.Anorg. Allg. Chem., 1997, 623: 299. 27 R.Bergs, K.Sünkel, C.Robl, W.Beck, J.Organomet.Chem.,1997, 533:247. 19 33 Mit einfachen Aminosäureanionen werden N,O-Chelate erhalten, während es bei Aminosäuren mit koordinierenden Seitenkette zu Mehrfach-Chelaten kommen kann. Bei Reaktionen mit Histidin können sich N,O,N- bei Asparagin und Asparaginsäure zu N,O,Ound bei Methionin und Penicillamin zu N,O,S-Chelate ausbilden28. Der {Cp*Co}Asparaginatkomplex co-kristallisiert mit Alkalimetallhalogeniden, wobei das 27 Asparaginatanion als bis zu achtzähniger Ligand wirken kann . Durch die cytostatische Aktivität liegt in letzter Zeit das besondere Augenmerk auf Bis(cyclopentadienyl)-Komplexen der frühen Übergangsmetalle, speziell auf Titanocendichlorid. Aminosäurekomplexe des Titanocendichlorids sind als IV Modellverbindungen für die Wechselwirkung mit biologisch relevanten Liganden des Ti synthetisiert und charakterisiert worden, die eine η1-Koordination der Carboxylatgruppe mit freien protonierten Aminogruppen aufweisen. Sie besitzen ebenfalls Antitumoraktivität29,30. Die analoge [Cp2NbCl2]-Verbindung weist in wässriger Lösung keine Wechselwirkung mit Aminosäuren auf31, während eine Koordination von C,N-geschützen α-Aminosäuren an {ZrCp2}-Fragmente stattfindet32. N,O-Chelate von Molybdänverbindungen mit Aminosäuren lassen sich aus [Cp2MoCl2] synthetisieren33,34. Wolfgang Beck stellt in seinem Aufsatz „Biometallorganische ChemieÜbergangsmetallkomplexe mit α-Aminosäuren und Peptiden“ eine Vielzahl von weiteren Verbindungen aus dem Gebiet der Aminosäuren und Peptide mit metallorganischen Seitenketten, mit metallorganischen Schutzgruppen, Synthese von α-Aminosäuren und Peptiden mit Hilfe metallorganischer Verbindungen, vor und geht auf die Verwendung von metallorganischen Aminosäurekomplexen als Markierungsreagentien und in der Katalyse ein. Hier wird auf diese Gebiete nicht weiter eingegangen. 28 W.S.Sheldrick, E.Hauck, S.Korn, J.Organomet.Chem., 1994, 467: 283. I.C.Tornieprth-Oetting, P.S.White, Organometatallics, 1995, 14: 1632. 30 P.Köpf-Meier, I.C.Tornieporth-Oetting, Biometals, 1996, 9: 267. 31 M.M.Harding, M.Pritigalidad, M.J.Lynch, J.Med.Chem., 1996, 9: 267. 32 M.Oberhoff, G.Erker, R. Fröhlich, Chem.Eur.J., 1997, 3: 1521. 33 E.S.Gore, M.L.H.Green, J.Chem.Soc. A, 1970, 2315. 34 H.Wautier, V.Daffe, M.-N.Smets, J.Fastrez, J:Chem.Soc.DaltonTrans., 1981, 2479. 29 34 1.1.15.2 Metalle in der Medizin- ein kurzer Überblick35 Das Forschungsgebiet der Bioanorganischen Chemie besitzt im Hinblick auf Anwedungsmöglichkeiten in der Medizin („elemental medicine“) ein großes Potential und erhielt großen Auftrieb durch den Erfolg von Cisplatin, dem weltweit meistverkauften Mittel gegen Krebs. Die „elemental medicine“ ist ein bedeutendes neues Gebiet in der Chemie, dass eine vielversprechende Perspektive im Bereich von Entwicklung neuartiger Therapeutica und Diagnostica und damit zum Verständniss und zur Behandlung von zur Zeit kaum behandelbaren Krankheiten, bietet. In Abbildung 23 sind die Kerngebiete der medizinisch ausgerichteten Anorganischen Chemie schematisch dargestellt. Spurenelemente Nahrungszusätze (zB. Fe, Cu, Zn, Se) Chelattherapie Diagnostica für MRI (zB. Gd, Mn) Röntgen (zB. Ba, I) medizinisch ausgerichtete Anorganische Chemie "Targeting der Elemente" Steuerung der Toxizität Therapeutica (zB. Li, Pt, Au, Bi) Enzyminhibitoren Radiopharmazeutica für die Diagnose (zB. 99mTc) für die Therapei (z.B.186Re) Abb. 23 Kerngebiete der medizinisch ausgerichteten Anorganischen Chemie 35 Z.Guo, P.J.Sadler, Angewe.Chem., 111: 1610. 35 MRI-Kontrastmittel Eine der aussagekräftigsten Untersuchungsmethoden in der klinischen Diagnostik ist die MRI („magnetic resonanz imaging“ = Magnetresonanz-Tomographie). Durch Verabreichung von Kontrastmitteln in Form von paramagnetischen Reagentien ist man in der Lage, durch Unterschiede in den 1H-NMR-Signalen (hauptsächlich von Wasser) normales und anomales Gewebe zu erkennen. Bei den Kontrastmitteln handelt es sich meistens um Verbindungen, die GdIII, MnII oder FeIII-Ionen mit mehreren ungepaarten Elektronen (7 bzw. jeweils 5) im Highspin-Zustand und mit langen Relaxationszeiten, enthalten36. Bisher sind vier GdIII-Komplexe zugelassen und werden intensiv zB. zum Aufspüren von Anomalien in der Blut-HirnSchranke genutzt37. Abbildung 24 zeigt ein Beispiel einer solchen angewendeten GdIIIVerbindung. Weitere Studien haben gezeigt, daß auf der Grundlage von derivatisierten löslichen und unlöslichen Polysacchariden der Einsatz von mehrkernigen paramagnetischen Verbindungen möglich ist38. COO- - OOC N N Gd3+ N - OOC N COO- Abb. 24 [Gd(dota)]- -Komplex als Kontrastmittel in der MRI Ein verzerrt oktaedrischer MnII-Komplex [Mn(dpdp)]4- wird zur Erhöhung des Kontrastes bei Leberaufnahmen eingesetzt und dient zum Aufspüren von Leberzellkarzinomen39. Weitere als MRI-Kontrasmittel eingesetzte Verbindungen sind superparamagnetische Nanopartikel aus mit Dextran überzogenem Eisenoxid40. 36 J.A.Peters, J.Huskens, D.J.Raber, Prog. Nucl. Magn. Reson. Spec., 1996, 28: 283. M.Schaefer, Met.Based Drugs, 1997, 4:159. 38 S.W.A.Blight, C.T.Harding, P.J.Sadler, R.A.Bulman, G.M.Bydder, J.M.Pennock, J.D.Kelly, I.A.Latham, J.A.Marriott, Magn. Reson. Med., 1991, 17: 516. 39 B.Gallez, G.Bacic, H.M.Swartz, Magn. Reson. Med., 1996, 35: 14. 40 I.Berry, S.Benederbous, J.P.Ranjeva, D.Graciameavilla, C.Manelfe, D.Lebihan, Magn.Reson.Med., 1996, 36: 415. 37 36 Radiopharmaka Starke γ-Strahler wie 201Tl, 111In, 67Ga, 51Co, 51Cr, 169Yb und insbesondere 99mTc haben nach wie vor große Bedeutung als Radionuclide zur Bildgebung bei der Diagnostik. Das Interesse liegt aber auch auf β-Strahlern wie 89Sr, 153Sm und 186Re für die Therapie41. Der 99mTcKomplex [99mTcIV(d,l-hm-pao)] ist ein zugelassenes Perfusionsmittel zur Diagnose von Schlaganfällen. Der Komplex wird vom Gehirn aufgenommen und dort in eine hydrophile Substanz mit längerer Verweilzeit umgewandelt42. Monoklonale Antikörper (mAbs) in Verbindung mit Radionucliden wie zB. das 111In, werden in der klinischen Diagnostik von Grimm/Mastdarm- und Eierstockkrebs eingesetzt43. Wesentliche Fortschritte konnte man mit der Weiterentwicklung rezeptorspezifischer Radiopharmaka mit 99mTc erzielen44. Ein weiteres vielversprechendes Forschungsgebiet ist der Einschluß von Radionekleotiden in Fulleren, die die Freisetzung am gewünschten Ort ermögliche sollen45. Antiinfektiva Schon seit längerer Zeit werden Silber und einige seiner Verbindungen gegen Mikroben eingesetzt. Silber wirkt schon in geringen Konzentrationen und hat keine ausgeprägte Toxizität aufzuweisen. Silbersulfadiazin wird in der Klinik gegen Mikroben und Pilzinfektionen eingesetzt. Es handelt sich um eine unlösliche, polymere Verbindung, die die AgI-Ionen langsam freisetzt und bei schweren Verbrennungen als Salbe zur Vorbeugung gegen bakterielle Infektionen lokal angewendet wird. Industrielle Anwedung findet auch die langsame Freisetzung von AgI-Ionen aus anorganischen und organischen Polymermatrices46. Wie genau AgI als Zellgift wirkt, ist unbekannt, aber möglicherwiese spielt die Zerstörung von Zellwänden ein Rolle. Man kennt auch Silberresistente Bakterien und ist auf dem Weg zum besseren Verständniss des Mechanismus47. Antimon gehört zu den Elementen, die schon sehr lange zu medizinischen Zwecken verwendet werden. Zwei SbV-haltige Arzneimittel, N-Methylglucaminantimonat (Glucantime) und Natriumstibogluconat (Pentostam), werden in der Klinik zur Behandlung von Leishmaniasis, einer von intrazellulären Parasiten verursachten Krankheit, eingesetzt48. Die darin enthaltenen Kohlenhydrate dienen wahrscheinlich dazu, SbV an die Makrophagen abzugeben. Die SbV-Komplexe sind möglicherwiese nur Vorstufen der toxischen SbIIIKomponenten, die dann in der Nähe des Wirkortes gebildet werden. Die Wirksamkeit von Desferrioxamin in der Malariabehandlung hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass es durch Eisenchelierung den FeIII-Metabolismus in den Verdauungsvakuolen von Malariaparasiten unterbricht49. Verschiedene Antisense-Oligonucleotide erwiesen sich als wirksame Inhibitoren der HIV-1Intergrase. Sie enthalten Desoxyguanosin und Thymidin und falten sich in Gegenwart von K+- 41 J.P.Sadler, Adv.Inorg.Chem., 1991,36: 1-4. P.F.Sharo, F.W. Smith, H.G.Gemmell, D.Lyall, N.T.S.Evans, D.Gvozdanovic,J.Davidson,D.A.Tyrell,R.D.Pickett,R.D.Neirinckx, J.Nucl.Med., 1986, 27:171. 43 R.T.Maguire V.L.Pascucci, A.N.Maroli, J.V.Gulfo, Cancer,1993, 72: 3453. 44 R.K.Hom, J.A. Katzenellenbogen, Nucl.Med.Biol., 1997, 24: 485. 45 D.W.cagle, T.P.Thrash, M.Alford, L.P.F.Chibante, G.J.Ehrhardt, L.J.Wilson, J.Am.Chem.Soc., 1997, 118: 8043. 46 S.P.Fricker, Toxicol. In vitro, 1994, 8: 8043. 47 A.Gupta, K.Matsui, J.F.Lo, S,Silver, Nature Med., 1999, 5: 183. 48 J.D.Berman, Clin. Infect.Dis., 1997, 24: 684. 49 Z.I.Cabantchik, H.Glickstein, J.Goldenser, M.Loyevsky, A.Tsafack, Acta Haematol., 1996, 95: 70. 42 37 Ionen zu Strukturen aus vier Strängen, die durch zwei parallele Schichten von Guaninquartetten ausgezeichnet sind50. Makrocyclische Bicyclam-Zinkkomplexe gehören ebenfalls zu den wirksamsten HIVInhibitoren. Sie scheinen dabei mit bestimmten Corezeptoren zu wechselwirken und so das Eindringen des HIV-1 und die Membranfusion in den frühen Phasen des Replikationscyclus des Retrovirus zu blockieren51. Mimetica für Superoxid-Dismutase Das von aktivierten Leukozyten und Endothelzellen gebildete Superoxid O2- ist ein freies Radikal, das man für ischämische Erkrankungen infolge von einer Reperfusion sowie für Entzündungen und Gefäßerkrankungen als Mediator verantwortlich macht. Mit NO reagiert es zum schädlichen ONO2- Peroxynitrit. Die Superoxid-Dismutase (SOD) ist ein Metallenzym, daß O2- zerstören kann. Im Cytoplasma von eukaryotischen Zelle wirken Cu, Zn-SOD-Komplexe, in Mitochondrien dagegen Mn-SOD-Komplexe. Durch die kurze Halbwertzeit des SOD im Plasma und ausschließliche extrazelluläre Aktivität (kann die Zellmembran nicht durchdringen), sind niedermolekulare SOD-Mimetica von großem pharmazeutischen Interesse52. MnII - und MnIII- Komplexe von Porphyrinen und anderen Makrocyklen scheinen dabei am vielversprechendsten zu sein53. Sie sind sowohl beim Schutz von Herzmuskeln und bei Erkrankungen des Gehirns wie Parkinson oder Alzheimer als Therapeutika denkbar54. 50 J.S.Bishop, J.K.Guycaffey, J.O.Ojwang, R.S.Smith, M.E.Hogan, P.A.Cossum, R.F.Rando, N.Chaudharxý, J.Biol.Chem., 1996, 271. 5698. 51 G.A.Donzella, D.Schols, S.W.Lin, J.A.Este, K.A.Nagashima, P.J.Maddon, G.P.Allaway, T.P.Sakmar, G.Henson, E.DeClerq, J.P.Moore, Nature Med., 1998, 4: 72. 52 M.M.Hardy, A.G.Flickinger, D.P.Riley, R.H.Weiss, U.A.Ryan, J.Biol.Chem., 1994, 269: 18535. 53 D.P.Riley, P.J.Lennon, W.L.Neumann, R.H.Weiss, J.Am.Chem.Soc., 1997, 119: 6522. 54 S.Melov, J.A.Schneider, B.J.Day, D.Hinterfield, P.Coskun, S.S.Mirra, J.D.Crapo, D.C.Wallace, Nature Genet., 1998, 151: 281. 38 Kardiovaskuläres System Der einzige klinisch eingesetzte Nitrosylkomplex ist der low-spin-FeII-Komplex Natriumnitroprussid, dargestellt in Abbildung 2555. Er wird zur Erniedrigung des Blutdrucks, bei akut auftretendem Bluthochdruck, bei Herzinfarkt und bei Operationen eingesetzt. Der therapeutische Effekt beruht auf der Freisetzung von Stickstoffmonoxid, was zur Entspannung der glatten Muskulatur der Blutgefäße führt. Es findet wahrscheinlich bei der invivo-Aktivierung ein Reduktion zu [Fe(CN)5(NO)]3- statt, was zunächsteinmal die Freisetzung von Cyanid unter Bildung von Fe(CN)4(NO)]2- und danach Stickstoffmonoxid bewirkt56. Rutheniumkomplexe wurden als NO-Fänger zur Kontrolle des NO-Spiegels vorgeschlagen. Die übermäßige Bildung von NO im Körper scheint nicht nur eine wesentliche Bedeutung bei septischem Schock zuhaben, sondern auch eine Rolle zu spielen bei Diabetes, Arthritis, Entzündungen und Epilepsie. 2NC NC NO CN Fe CN CN Abb. 25 Natriumnitroprussid, low-spin-FeII-Komplex 55 I.H.Tuzel, J.Clin.Pharmacol., 1974, 14: 494. A.R.Butler, A.M.Calsey-Herrison, C.Glidewell, I.L.Johnson, J.Reglinski, W.E.Smith, Inorg.Chim.Acta, 1988, 151: 145. 56 39 Insulinmimetica Vanadat(VV)- und Vanadyl(VIV)-Verbindungen sind in der Lage, Insulin bezüglich der Stimulierung der Aufnahme und Oxidation von Glucose sowie der Glycogensynthese nachzuahmen57. Durch Einsetzten von organische Liganden entstehen Vanadiumkomplexe, die weniger toxisch, besser wasserlöslich und lipophiler sind. Der Vanadiumkomplex aus Abbildung 26 wird oral verabreicht und ist in vivo als Insulimmimetikum dreimals so aktiv wie VOSO458. Bei einer weiteren Verbindung, die die Insulin-abhängige TyrosinkinaseAktivität der Insulinrezeptoren aktiviert, handelt es sich um ein niedermolekulares Oligopeptid, dass aus CrIII und den Aminosäuren Asp, Glu, Gly und Cys besteht. Die Aktivität der Verbindung ist dem Cr-Gehat des Oligopeptids proportional59. H3C O O O O V O O O CH3 Abb. 26 Bis(maltolato)oxovanadium (IV)-Komplex (BMOV), Insulinmimetikum Photodynamische Therapie Die photodynamische Therapie ist ein Methode, bei der krankes Gewebe und kranke Zellen mit einem Photosensibilator und sichtbare Licht behandelt werden60. Benötigt werden dabei Photosensibilatoren, die eine gewisse Selektivität für die lichtinduzierte Zerstörung von Tumorgewebe aufweisen. Das klinische Interesse konzentriert sich auf die Behandlung von Krebs, Porphyrias, hämatologische Krankheiten und auf verschiedene Formen der Gelbsucht. Bei der Verbindung Zinn(IV)-ethyltiopurpurin handelt es sich um einen Photosensibilisator der zweiten Generation. Der Komplex bindet bevorzugt an die Lipoproteine hoher Dichte im Blutplasma. Er befindet sich zur Zeit in klinischer Prüfung61. Komplexe der Texaphyrine (expandierte Porphyrine) mit CdII, LaIII und LuIII sind ebenfalls wirksame Photosensibilisatoren62. Durch intensive Absorption im physiologisch wichtigem Spektralbereich des fernen Rot (700-800 nm) liefern sie langlebige Triplettzustände und in der Folge eine hohe Ausbeute an cytotoxischem Singulettsauerstoff63. 57 Y.Schechter, S.J.D.Karlish, Nature, 1980, 286: 556. V.G.Yuen, C.Orvig, J.H.McNeill, Can.J.Physiol. Pharmacol., 1995, 73: 55. 59 C.M.Davies, J.B.Vincent, Biochemistry, 1997, 36 : 4382. 60 R.Bonnett, Chem.Soc.Rev.,1995: 19. 61 L.Polo, E.Reddi, G.M.Garbo, A.R.Meregan, G.Jori, Cancer Lett., 1992, 66: 217. 62 J.L.sessler, G.Hemmi, T.D.Mody, T.Murai, A.Burell, S.W.Young, Acc.Chem.Res., 1994, 27: 43. 63 S.W.Young, K.W.Woodburn, M.Wright, T.D.Moody, Q.Fan, J.L.Sessler, W.C.Dow, R.A.Miller, Photochem.Photobiol., 11996, 63: 892. 58 40 Organische Reagentien mit Affinität zu Metallen Bei den organischen Verbindungen Galardin (Glycomed), Ro33119790, Batimastat (BB-94) und BB-2222555516 handelt es sich um eine Verbindungsklasse, die als Inhibitoren der Matrix-Metalloproteinasen (MMPs) wirken. MMPs gehören zu einer Familie Zinkabhängiger Enzyme, die die Hauptkomponenten der extrazellulären Matrix abbauen. Sie werden mit verschiedenen Krankheiten wie Krebs, Arthritis und multipler Sklerose in Verbindung gebracht. Inhibitoren dieser Enzyme enthalten gewöhnlich eine Gruppe, die durch Chelatisierung an das Zink(II)-Ion im aktiven Zentrum binden kann, und ein zur Peptidspaltungsstelle komplementäres Peptidgerüst64(siehe Abbildung 27). Bleomycine (BLMs) sind Glycopeptid-Antibiotica mit cytostatischer Wirkung gegen eine Reihe von Tumoren65. Es wird angenommen, dass BML-Komplexe vermutlich auf delokalisierte π-Elektronen um das Eisen und die starke Eisen-Pyrimidin-π-Rückbindung zurückzuführen ist. Oxygeniertes BLM nimmt ein zusätzliches Elektron auf und bildet ein aktiviertes low-spin-Ferriperoxid-BLM (O2—FeIII-BLM)66. Es ist noch unklar, welche strukturellen Charakteristika des Fe-BLM-Komplexes für den DNA/RNA-Abbau verantwortlich sind. Tasche, wichtige Komponente für die Aktivität und Selektivität zinkbindende Gruppen R2 O O R4 H N HO N H N H R1 ein Substituent O R3 eine große Vielfalt an Gruppen Abb. 27 Das Peptidgerüst von Matrix-Metallproteinase-Inhibitoren. 64 R.P.Becket, A.H.Davidson, A.H.Drummond, P.Huxley, M.Whittaker, Drug Discovery Today, 1996, 1: 16. J.Stubbe, J.W.Kozarich, W.Wu, D.E.Vandervall, Acc.Chem.Res., 1996, 29: 322. 66 K.E.Loeb, J.M.Zaleski, T.E.Westre, R.J.Guajardo, P.K.Mascharak, B.Hedman, K.O.Hodgson, E.I.Solomon, J.Am.Chem.Soc., 1995, 117: 4545. 65 41 Metallhaltige Cytostatika auf Nicht-Platin Basis Über Cisplatin und einige Platinverbindungen der neueren Generation ist am Anfang dieser Einleitung schon näher eingegangen worden und wird hier nicht weiter vertieft. Ich verweise interessierte Leser auf die dort zitierte Literatur und selbstverständlich auf den Übersichtsartikel von Guo und Sadler, der sich sehr ausführlich mit diesem Thema beschäftigt. Das gleiche gilt für die Metallocene von Ti, Mo, V, Fe, Nb, Ge und Sn. Tetraedrische Bis(diphoshpanyl)gold(I)-Komplexe sind bei einer Reihe von Krebsmodellen wirksam, wobei sich der Wirkungsmechanismus stark von dem des Cisplatin unterscheidet. Hier sind die Mitochondreien die bevorzugten Angriffsstellen, in denen das Membranpotential zerstört wird. Allerdings erwies sich der Komplex auch als zu toxisch für das Herz. An der Modifizierung zur Verbesserung der Verträglichkeit wird noch gearbeitet67. Ebenfalls bekannt für ihre Krebswirksamkeit sind Galliumsalze. Dabei wird wahrscheinlich GaIII mit Hilfe des Serumproteins Transferrin in Tumorzellen hineintransportiert und entfaltet dort sein Wirksamkeit. Außerdem besteht großes Interesse an Galliumsalzen wegen ihres synergistischen Effekts mit Cisplatin bei der Behandlung von Lungenkrebs und Karzinomen des Urothels68. GaIII-Maltolat befindet sich momentan in klinischer Studie zur Behandlung von Erkrankungen des Knochens und seines Umfeldes69. Die Wirksamkeit von Ru(III)-Komplexen ist gegen Metastasen deutlich höher als gegen die Primärtumore. Auch hier wird angenommen, dass RuIII mit Hilfe von Transferrin in die Tumorzellen gelangt70. Möglicherweise findet in vivo eine Reduktion von RuIII zu RuII , das dann die aktive Spezies darstellt. Sowohl RuII als auch RuIII bilden bevorzugt an das N7-Atom von G-Resten. Es ist aber auch eine Anbindung an A- und C-Reste möglich71. Goldpräperate gegen Arthritis und Bismutpräperate gegen Ulcus Die Komplexe Natriumaurothiomalat 1, Aurothioglucose 2 und Natriumthiopropanolsulfonat 3 (siehe Abbildung 28) werden klinisch zur Behandlung von schweren Fällen von rheumatischer Arthritis durch Injektion verabreicht72. NaO 2HC OH O O S Au Au S HO S OH Au SO3Na n OH O OH ONa n n Abb. 28 Goldpräparate gegen Arthritis (Natriumthiomalat, Aurothioglucose, NatriumAurothiopropanolsulfonat). 67 S.J.Berners-Price, R.J.Bowen,P.Galettis, P.C.Healy, M-J-McKeage, Coord. Chem.Rev, 1999. R.Dreicer, K.J.propert, B.J.Roth, L.H.Einhorn, P.J.Loehrer, Cancer, 1997, 79: 110. 69 L.R.Bernstein(GeoMed), US-A 57474482, 1998. 70 F.Kratz, M.Hartmann, B.K.Keppler,L.Messori, J.Biol.Chem.,1994, 269: 2581. 71 M.J.Clarke, M.Stubbs, Met. Ions.Biol.Syst., 1996, 32: 727. 72 C.F.Shaw III in Gold-Progress in Chemistry, Biochemistry und Technology (Hrsg. H.Schmidtbauer), Wiley, New York, 1999: 259. 68 42 Bismutverbindungen nutzt man schon seid mehr als zwei Jahrhunderten zur Behandlung von Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes73. Verwendet werden die BiIII-Verbindungen als Nitrate, Salicylate und das kolloidale, basische Bismutcitrat. Im Übersichtsartikel von Guo und Sadler und der darin angegeben Literatur wird dieses Thema ausführlicher behandelt. Neuropharmakologie Die Rollen von Na+, K+ und Ca2+ in der Neurochemie sind wohlbekannt. Neu ist, dass offensichtlich Fe und Cu-Enzyme Biosythesewege für Neurotransmitter kontrollieren können. Daneben hat man herausgefunden, dass der Zn2+-Spiegel im Hippokampus während der Neurotransmission millimolar ist. Auch Mn kommt im Gehirn in Form von Enzymen wie der Glutamin-Synthase und der Superoxid-Dismutase in größeren Mengen vor. Es wird angenommen, dass die Steuerung der Neurochemie der Metalle entscheidend ist sowohl für die Hemmung einer Neurodegeneration, als auch zum besseren Verständnis und vielleicht auch zur wirksameren Behandlunge von Krankheiten wie Parkinson, senile Demenz, Alzheimer oder aber auch von Creutzfeld-Jakob (CJD). Bei dem wahrscheinlichen Auslöser von CJD handelt es sich um ein Cu-haltiges Protein74. 73 G.F.Baxter, Chem.Br.,1992, 28: 445. D.R.Brown, K.Qin, J.W.Herms, A.Madlung, J.Manson, R.Strome, P.E.Fraser, T.Kruck, A.von Bohlen, W.Schulz-Schaeffer, A.Giese, D.Westaway, H.Kretschmar, Nature, 1997, 390, 684. 74 43 1.2 Aufgabenstellung Im Rahmen dieser Arbeit sollen Aminosäure-Komplexe der beiden cytostatisch aktiven Metallocene des Molybdäns und Titans dargestellt werden. Alle Verbindungen sollen strukturell charakterisiert und auf ihr Verhalten in wässrigem oder wasserähnlichem Medium untersucht werden. Es sollen wenn möglich Stabilitätskonstanten der Verbindungen bestimmt werden. Durch den Einsatz von Methoden wie der Potentiometrischen Titration oder ESI-MS werden Aussagen über in Lösung vorliegende Spezies gemacht werden. Es wird ein Vergleich zwischen den beiden MetallocenAminosäure-Verbindungen des Molybdäns und des Titans bezüglich ihres Verhaltens in Lösung und ihrer Stabilitäten gezogen. 44 1.3 Ergebnisse und Diskussion 1.3.1 Allgemeines: Die Forschungen der jüngsten Zeit bringen Enzyme wie Transferrin, Proteinkinase und Topoisomerase C1,2 in Zusammenhang mit Fragen zum Wirkungsmechanismus der cytostatischen Aktivität der Metallocendichloride Cp2MoCl2 und Cp2TiCl2. Es erscheint daher sinnvoll, das Reaktions- und Koordinationsverhalten dieser Metallocendichloride mit αAminosäuren als kleinste Einheiten der Protein- und Enzymstrukturen näher zu betrachten. Schwerpunkte dieser Arbeit liegen zum einen in der Darstellung und Charakterisierung der Metallocen-Aminosäure-Verbindungen des Molybdäns und Titan, zum anderen in Untersuchungen der Verbindungen in Lösung. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich hierbei auf das Koordinationsverhalten der biologischen Liganden an die Metallocene und die Betrachtung der Stabilitäten in wässrigem und wasserähnlichem Medium, um möglichst große Ähnlichkeiten mit dem physiologischen Medium Wasser herzustellen. Einerseits sollen dadurch Kenntnisse über Bindungsverhältnisse im Feststoff und in Lösung gesammelt und miteinander verglichen werden. Andererseits soll am Ende dieser Diskussion eine „zaghafte“ Prognose bezüglich der cancerostatischen Wirksamkeit der biologisch modifizierten Metallocenverbindungen im Hinblick auf eine mögliche Verbesserung der Löslichkeiten und Toxicitäten gewagt werden. Bei den verwendeten Aminosäuren handelt es sich um Phenylalanin (Phe), Leucin (Leu), Valin (Val), Serin (Ser), Histidin (His), Prolin (Pro) und Tryptophan (Trp). Im Anhang II sind die Strukturen der verwendeten Aminosäuren ( = AS) dargestellt. Eingehender untersucht und diskutiert werden die Verbindungen mit den Aminosäuren Phenylalanin, Leucin und Valin (Abb.29). Sie besitzen im Rest R keine weiteren funktionellen Gruppen ( wie OH, SH oder NH2), so daß erst einmal lediglich die Aminosäurefunktion (Carboxyl- und Amingruppe) zur Koordination zur Verfügung steht. Die Intension ist, erst das Koordinationsverhalten der Aminosäuregruppe aufzuklären, bevor Untersuchungen an MetallocenAminosäureverbindungen, die weitere funktionelle Gruppen enthalten, durchgeführt werden können. Die nächst höhere Untersuchungsstufen wären kleine Peptide, zunächst ohne Aminosäuren mit zusätzlichen funktionellen Gruppen, dann welche mit funktionellen Gruppen bis hin zu kleinen Protein- und Enzymstrukturen, die möglichst genau die physiologischen Bedingungen simulieren könnten. Dies ist jedoch noch ein weites und bisher noch wenig bearbeitetes Feld der Forschung. In der vorliegenden Arbeit werden die ersten Grundlagen zur Bearbeitung dieses weiten, großen „Feldes“ gelegt. Gore und Green3 haben die ersten Molybdocen-Aminosäure-Verbidungen dargestellt und Tornieporth-Oetting die ersten Titanocen-Aminosäure-Verbindungen4. Die röntgenographischen Strukturaufklärung der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen ist Gore und Green nicht gelungen, während es von den ausgesuchten Titanocen-Aminosäure-Verbindungen charakterisierte Kristallstrukturen gibt. Aber beide Metallocen-Aminosäure-Verbindungen wurden bisher nur spärlich in Bezug auf ihr Verhalten in Lösung untersucht. Im ersten Abschnitt dieses Kapitels werden die Molybdocen-Verbindungen von Phenylalanin, Leucin und Valin vorgestellt und ihr Verhalten als Feststoff und in Lösung besprochen. Die analytischen Daten der Molybdocen-Verbindungen mit Histidin, Serin, Prolin und Tryptophan werden in Anhang vorgestellt und ausgewertet, ebenso wie die Titanocen1 H.Sun, H-Ki, R.A. Weir, P.J.Sadler, Angew. Chem, 1998, 110, Nr.11: 1622. M.Guo, P.J.Sadler, J.Chem.Soc., Dalton Trans., 2000:7. 3 E.S.Gore, M.L.H.Green, Inorg.Phys.Theor., 1970(A): 2315. 4 T.M.Klapötke, H.Köpf,I.C.Tirnierorth-Oetting, P.S.White, Organomet., 1994, 13: 3628. 2 45 Verbindungen dieser vier Aminosäuren. Es ist trotz intensivster Bemühungen nicht gelungen, von diesen Verbindungen für die Röntgenanalyse taugliche Kristall zu erhalten. Im zweiten Abschnitt werden die analogen Titanocen-Aminosäure-Verbindungen mit Phenylalanin, Leucin und Valin bearbeitet. Im dritten Abschnitt wird ein Vergleich der beiden MetallocenAminosäure-Verbindungen im Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede bezüglich ihres Verhalten als Festststoff und in Lösung gezogen. Der vierte Abschnitt stellt eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse dar, gibt Ausblick auf eine Auswahl an zukünftig lohnenswerten Forschungsaufgabenstellungen und es wird eine Prognose in Zusammenhang mit der möglichen cytostatischen Tauglichkeit der beiden biologisch modifizierten Metallocen-Verbindungen gewagt. Die Untersuchung der Feststoffe erfolgte hauptsächlich mit IR-Spektropskopie, Elemetaranalyse und wo eine Züchtung von Kristallen erfolgreich war, mit röntgenkristallographischer Strukturanalyse. Das Verhalten in Lösung wurde NMR-Spektroskopisch verfolgt. Desweiteren fand ESI-MS bei diesen Verbindungen breite Anwendung und brachte interessante Erkenntnisse. Betrachtungen der Stabilitäten durch potentiometrische Titrationen werden ebenfalls vorgestellt. Im Anhang II werden die Prinzipien der Potentiometrischen Titration und die Anwendung kurz skizziert. Einige ausgewählte Verbindungen wurden UV-VISSpektroskopisch untersucht. H2N CH C O O O OH CH2 H2N CH C OH H2N CH2 CH CH3 CH C CH CH3 CH3 CH3 Phenylalanin (Phe) Leucin (Leu) Abb. 29 Verwendete Aminosäuren Valin (Val) OH 46 1.3.2 Aminosäureverbindungen des Molybdocens 1.3.2.1 Verbindungen mit den Aminosäuren Phenylalanin, Leucin und Valin 1.3.2.1.1 Darstellung und Eigenschaften der Verbindungen Die Präparation der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen mit Phenylalanin, Leucin und Valin (Struktur siehe Abbildung 29) erfolgt nach eine Vorschrift von Gore und Green3, die in den Siebziger Jahren die ersten Molybdocen-Verbindungen mit den Aminosäuren Glycin, Alanin, Phenylalnin, Valin, Leucin, Isoleucin, Prolin und Methionin dargestellt haben. Danach wird Dicyclopentadienylmolybdändichlorid (Cp2MoCl2) in entgastem Wasser unter Schutzgasatmosphäre suspendiert, mit gleichen Äquivalenten Aminosäure und Hilfsbase (Triethylamin = NEt3) versetzt und bis zur intensiven Rotfärbung der Reaktionslösung zum Rückfluß erwärmt. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur wird die dunkelrote Suspension filtriert und das Filtrat wird vom Lösungsmittel befreit. Der Rückstand wird in wenig Methanol aufgenommen, auf eine Alumni B Säule aufgetragen und mit Dichlormethan, Ether und anschließend Methanol eluiert. Die tiefrote methanolischen Lösung wird im dynamischen Vakuum bis zum dunkelroten Feststoff getrocknet. In Abbildung 30 ist die Reaktionsroute dargestellt. Reaktionsroute: + HO Cl Mo C O + Cl 2HN C R H O NEt3 in H2O C O Mo H2N C H Cl- R Abb. 30 Reaktionsroute der Umsetzung von Molybdocendichlorid mit Aminosäuren Die Verbindungen sind luft- und feuchtigkeitsstabil, sehr gut in Wasser und Methanol löslich und weniger gut in organischen und chlorierten Lösungsmitteln. 47 1.3.2.1.2 Untersuchungen am Feststoff 1.3.2.1.2.1 Röntgenstrukturanalyse Die Züchtung von röntgentauglichen Kristallen gelang durch Kühlung der Dichlormethanfraktion nach dem Säulen bei -18° C nach ca. 4 Tagen. Es war auch möglich, geeignete Kristalle durch Abdampfen einer methanolischen Lösung zu erhalten. Bei den Verbindungen mit Histidin und Serin entdstanden leider durch die gleiche Methode verwachsene oder für die Analyse zu kleine Kristalle. In der folgenden Aufstellung sind die relevanten Mo-N- und Mo-O-Bindungslängen und die O-Mo-N-Winkel aufgelistet. Zusammenstellung der relevanten Bindungslängen und Winkel : [Cp2MoPhe]Cl [Cp2MoLeu]Cl [Cp2MoVal]Cl Mo-O [Å] Mo-N [Å] O-Mo-N [°] Kristallsystem Raumgruppe 2.099 (4) 2.216 (4) 76.17 (17) monoclin 2.102 (3) 2.198 (3) 75.12 (11) tetragonal C2 P4/n 2.097 (17) 2.216 (19) 75.40 (7) triclin P-1 In der Literatur lassen sich nur wenige Beispiele für kristallographisch charakterisierte Metallocen-Aminosäure-Verbindungen finden. Es sind Titanocen-Aminosäure-Komplexe4 und Titan-Komplexe der Zusammensetzung [Cp2Ti(O2CCHR1NHCOR2]5 bekannt. Weiterhin sind in der Literatur [Cp2Zr]-Fragmente bekannt, die an OCNCHR1COR2-Verbindungen koordinieren6, aber ohne kristallographisch analysiert worden zu sein. MolybdocenAminosäure-Verbindungen sind schon 19970 sythetisiert worden, jedoch ohne dass röntgenographische Strukturbestimmung möglich war. Halbsandwich-Komplexe (d.h. mit nur einem Cp-Liganden am Metall gebunden) mit N,OChelat-gebundenen Aminosäuren und den Metallen Osmium, Ruthenium, Iridium, Kobalt usw. sind von Beck, Severin und Sheldrick Mitte der Neunziger Jahre publiziert worden7,8,9. Bei diesen Komplexen beträgt beispielsweise der O-M-N-Winkel (M = Metall) zwischen 77.5-80.9°, im Gegensatz zu den 75-76° bei den Molybdocen-Aminosäuren, die hier vorgestellt werden. Die M-N-Bindungslänge beträgt beim Co-Komplex 1.9956 (8) Å, beim Ruthenium-Komplex 2.021 (13) Å und beim Iridium-Komplex 2.087 (4) Å. Die Bindungslängen der Molybdocen-Aminosäure-Komplexe sind um ca. 0.1 Å größer. Die CoO-Bindung ist nur geringfügig kleiner als die der Molybdän-Verbindungen (1.962 Å). In den folgenden Abbildungen werden die Molekül-Strukturen der Molybdocen-AminosäureVerbindungen gezeigt. 5 E.Schumann, C.Robl, W.Beck, Z.Naturforschung, 1994, B, 49: 1569. M.Oberhoff, G.Erker, R.Fröhlich, Chem.Eur.J., 1997, 3:1521. 7 R.Lampeka, R.Bergs, R.F.de Bobadilla, K.Polborn, S.Mihan, W.Beck, J.of Oraganomt. Chem., 1995, 491: 203. 8 W.Sheldrick, E.Hauck, S.Korn, J. of Organomet.Chem., 1994, 467: 283. 9 W.S.Sheldrick, A.Gleichmann, , J. of Organomet.Chem., 1994, 470: 183. 6 48 Abb. 31 Molybdocen-Leucin-Komplex Abb. 32 Gitterstruktur vom Molybdocen-Leucin-Komplex 49 Abb. 33 Molybdocen-Valin-Komplex Abb. 34 Gitterstruktur vom Molybdocen-Valin-Komplex 50 Abb. 35 Molybdocen-Phenylalanin-Komplex 1.3.2.1.2.2 IR-Spektroskopische Untersuchungen Die IR-Spektren aller drei Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen weisen eine starke bis mittelstarke, breite Bande im Bereich von ca. 3420 cm-1 auf. Es handelt sich hierbei um Wasser-Banden, zumal die kristallographischen Untersuchungen mindestens ein koordinierendes Wassermolekül pro Verbindungsmolekül aufweisen. Die IR-Spektren der reinen Aminosäuren und des Cp2MoCl2 zeigen keine solche Bande. Ebenfalls allen Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen gemeinsam sind mittlere bis schwache Banden im Bereich von 3100-2950 cm-1. Sie werden den νCH,Cp, νCH, νNH-Schwingungen zugeordnet. In Tabelle 1 sind die relevanten IR-Banden der drei Verbindungen aufgeführt. Die asymmetrischen Schwingungen der Carboxylatgruppe ( νas,CO2) sind bei der MolybdocenPhenylalanin-Verbindung, verglichen mit der reinen Aminosäure, stark zu höheren Wellenzahlen verschoben, während sie bei der Molybdocen-Valin-Verbindung nur eine sehr schwache Verschiebung erfahren. Die asymmetrische (νNH) Schwingung der Amingruppe wird bei der Molybdocen-Phenylalanin-Verbindung stärker zu niedrigeren Wellenzahlen verschoben, als die entsprechende Valin-Verbindung (immer im Vergleich zu den reinen Aminosäuren). Bei der Molybdocen-Leucin-Verbindung fallen die Schwingungen der Carboxylat- und der Amingruppe bei einem Wert von 1646 cm-1 zusammen. Die symmetrischen Schwingungen (νsym, CO2) der Carboxylatgruppen bewegen sich bei allen drei Verbindungen im Bereich von ca. 1360 cm-1. Eine weitere Gemeinsamkeit der drei Verbindungen sind γCH,Cp-Schwingungen bei Wellenzahlen von ca 840 cm-1. Tabelle 1: Relevante IR-Daten der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen IR-Banden [cm-1] [Cp2MoPhe]Cl*H2O [Cp2MoLeu]Cl*H2O [Cp2MoVal]Cl*H2O H2O 3422 3420 3426 51 νCH; CH,Cp; NH νas, CO2 νas, NH2 νsym, CO2 γCH,Cp/NH 3057 2950 1647 1577 1357 825 3093 2954 1646 1646, sh 1366 840 3086 2962 1644 1598 1363 847 Die drei Banden νas,CO2, νsym, CO2 und νNH stimmen in etwa mit den in der Literatur3 angegebenen überein. Es gibt darin aber keine Aussagen über die Wasser-Banden noch über die γCH,Cp-Schwingungen bei Wellenzahlen von ca 840 cm-1. 1.3.2.1.2.3 Zusammenfassung der Erkenntnisse aus den analytischen Daten der Festkörperuntersuchungen Die Auswertung der Daten der Festkörperuntersuchungen zeigen ganz eindeutig das Vorliegen eines N,O-gebundenen Aminosäure-Fünfring-Chelates an die Molybdocen-Einheit, wie es Gore und Green postuliert haben aber nicht den kristallographischen Beleg aufweisen konnten (Abb 36). Die Kristallstrukturen und IR-spektroskopischen Daten weisen ferner auf koordinierende Wassermoleküle in verschiedenen Zusammensetzungen an die Verbindungen hin. + O C O Mo H2N C H Cl- * (H2O)n R Abb. 36 Schematische Struktur der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen 1.3.2.1.3 Untersuchungen in Lösung 1.3.2.1.3.1 1 H-NMR-Spektroskopie Alle Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen weisen am αH eine relativ starke Hochfeldverschiebung zu niedrigeren Werten der chemischen Verschiebung δ, verglichen mit den jeweiligen ungebundenen Aminosäuren, hin. Desweiteren sind in allen Spektren entweder zwei eindeutige Singulett-Signale, die die Protonen der beiden Cp-Ringe repräsentieren, oder zwei nur sehr leicht verschobene Singulett-Signale zeigen eine unterschiedliche chemische Umgebung für die Protonen der Cp-Ringe. Diese unterschiedliche chemische Umgebung kommt durch die Koordination der Amino-Gruppe an das Molybdän und die Ausbildung des Fünfring-Chelates über eine N,O-Bindung der Aminosäure. Es sind auch Spuren von Triethylamin, der zugesetzten Hilfsbase, in Spektren zu finden (t bei 1.2 und q bei 3.1 ppm). Bei den Molybdocen-Leucin und Valin-Verbindungen ist ein Methanol-Signal bei 3.25 ppm zu sehen. In der Tabelle 2 sind die wichtigsten NMR-Daten der drei Verbindungen aufgeführt. 52 Tabelle 2: 1 H-NMR-Daten der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen, D2O, δ in ppm [Cp2MoPhe]Cl [Cp2MoLeu]Cl [Cp2MoVal]Cl 2.95-3.25 m, Hβ (J1= 3 Hz; J2= 5 Hz) 0.85 dd, Hδ (J= 3.5 Hz) 1.40-1.70 m,Hβ,γ (J= 6 Hz) 0.80 dd, Hγ (J= 7 Hz) 0.95 d, Hγ ( J= 7Hz) 2.20 m, Hβ (J1= 7 Hz; J2= 3 Hz) 3.15 t, Hα (J= 5 Hz) 3.05 t, Hα (J= 3.3 Hz) 3.45 t , Hα (J= 5 Hz) 7.20 d , Hγ (J1= 2 Hz ; J2= 7.7 Hz) 7.30 m, Hγ (J1= 2.3 Hz; J2= 7.5 Hz) 5.75 s, HCp (klein) 5.80 s, HCp 5.80 s, H Cp(klein) 5.85 s, HCp 5.40 s, HCp 5.80 s, HCp α, β und γ : Bezeichnungen der jeweiligen Protonen- siehe Anhang und Strukturen der Aminosäuren Die Daten stimmen in etwa mit denen von Gore und Green veröffentlichten überein. 1.3.2.1.3.2 ESI-Massenspektroskopie Die ESI-Massenspektroskopie (Elektronen-Spray-Ionisation) ist eine sehr gute Methoden, um Verbindungen in Lösung zu untersuchen. Die Messungen erfolgen in Lösungen mit mindestens 10% Methanol-Anteil. Die ESI-MS-Messungen der Molybdocen-AminosäureVerbindungen wurden in einem Wasser-Methanol-Gemisch mit ca 10% Methanol, aufgenommen. Zum Unterschied zur EI-Massenspektroskopie (Elektronen Ionisation) werden beim ESI-MS keine charakteristischen Fragmentierungsreaktionen registriert, sondern es zeigt an, welche Spezies sich in Lösung befinden. Dabei ist oft Adduktbildung zwischen verschiedenen Komponenten der Verbindungen und Lösungsmittel zu beobachten. Die jeweiligen Signal-Lagen verteilen sich oftmals über einige Massenzahlen (m/z). Der Übersicht und Einfachheit halber wurden statt Massenzahlen-Bereichen (z.B.bei [Cp2MoVal]: 342-346 m/z) herausragende Massenzahlen verwendet, die die höchste absolute Intensität aufweisen. Da Molybdän eine charakteristisches Isotopenmuster im ESI-MS aufweist, ist sehr leicht zu erkennen, bei welchen Signalen es sich um Molybdän-haltige Addukte handelt. In Abbildung 37 ist das Isotopenmuster der Molybdocen-Valin-Verbindung etwas gespreizt, um es besser erkennen zu können. In Abbildung 38 wird das ESI-MS-Spektrum der MolybdocenValin-Verbindung gezeigt und verdeutlicht, wie gut Molybdän-Anteile in den ESI-Spektren zu sehen sind. Die Spektren der drei Verbindungen weisen ein sehr starkes Signal, das dem jeweiligen Molekül-Peak entspricht, auf. In der Tabelle 4 sind die charakteristischen Signale und deren Zuordnung aufgelistet. Interessant ist dabei, das es weder Hinweise auf freie Aminosäure oder Aminosäure-Addukte, noch auf Molybdocen-Spezies ohne gebundene Aminosäure, gibt. Lediglich bei der Molybdocen-Phenylalanin sind „zweikernige“ Spezies im Bereich von 780815 M/z mit dem typischen Molybdän-Muster zu beobachten. Dies hängt aber mit der ESIMS-Meßmethode zusammen. Solche „Zweikerner“ sind oft direkt nach dem Einspritzen der methanolische Lösungen zu beobachten. Die Spektren weisen zudem Signale auf, die der 53 Hilfsbase Triethylamin (ca 102 M/z) und deren Addukten ( 239 M/z: [(NEt3)2Cl] ) zugeordnet werden können. Tabelle 3: ESI-MS-Daten der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen Verbindung [Cp2MoPhe]Cl Molekül-Peak [M]+ in M/z 392 NEt3 und Addukte in M/z 239 Frei Aminosäure oder Addukte - [Cp2MoLeu]Cl 358 - - [Cp2MoVal]Cl 344 102 239 - Aus den ESI-Massenspektroskopischen Untersuchungen ist ganz klar ersichtlich, dass die Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen in Lösung als Spezies eindeutig dominieren und es nicht zu anderen Kombinationen und Adduktbildungen kommt. Abb. 37 ESI-MS-Spektrum mit Isotopenmuster von Molybdän 54 Abb. 38 ESI-MS-Spektrum der [Cp2MoVal]-Spezies 55 1.3.2.1.3.3 Zusammenfassung der 1H-NMR und ESI-MS Untersuchungen in Lösung Die Auswertung der 1H-NMR- und ESI-MS-Untersuchungen zeigen deutlich, daß die Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen des Phenylalanins, Leucins und Valins in Lösung genau wie im Feststoff vorliegen. Es findet weder Abdissoziation der Cp-Liganden noch der Aminosäuren statt. 1.3.2.1.4 Stabilitätsuntersuchungen in Lösung Für Stabilitätsuntersuchungen der Molybdocen-Aminosäure-Komplexe wurden folgende Meßmethoden angewandt: Potentiometrische Titration UV-VIS-Spektroskopie 13 C-NMR-Spektroskopie ESI-MS-Spektroskopie. Die Potentiometrische Titration ist eine sehr gute Methode zur Ermittlung von Stabilitätskonstanten und Spezies-Verteilung in Lösung. Ausführlichere Erläuterungen des Prinzips dieser Methode, der Messbedingungen und der einzelnen durchgeführten Messungen finden sich im Anhang II. Es wurden die drei Molybdocen-Aminosäure-Komplexe auf pH = 2.3 eingestellt und mit 0.1 molarer Natronlauge titriert. Um Zuge der Auswertung stellte sich heraus, dass es nicht möglich war, Stabilitätskonstanten zu ermitteln. Offensichtlich ist bei der Säurezugabe und Einstellung des pH-Wertes auf ca 2.3 der Komplex stabil geblieben, so dass keine Konkurrenzreaktion zwischen den Protonen und der positiv geladenen Metall-Spezies stattfinden konnte. Die Auswertung der inversen Titrationen, bei denen pH-Wert-Einstellung mit Natronlauge auf 11.5 erfolgte und mit 0.1 molarer Salzsäure titriert wurde, ergaben die gleichen Ergebnisse. Aus den Ergebnissen der Potentiometrischen Titrationen läßt sich schließen, dass die Komplexe in einem pH-Bereich von ca. 2.3-11.5 stabil bleiben. Es findet weder eine Abspaltung der Aminosäuren noch der Cp-Liganden statt. Dies führt zu der Annahme, es könnte sich um Komplexe mit kinetischer Stabilität handeln. Weitere Methoden wurden angewandt, um das zu bestätigen. Der Reaktionsverlauf bei Zugabe von Salpetersäure zu den Komplexen in wässriger Lösung wurde UV-VIS-Spektroskopisch verfolgt. Der zuvor gemessene pH-Wert betrug 1.0. Es wurden Messungen vor Säurezugabe und dann in definierten Zeitabständen nach Säurezugabe gemacht. In Abbildung 39 und 40 sind zwei Spektren dargestellt, wobei die oberen Kurven jeweils die wässrige Verbindung ohne Säurezugabe darstellt, und die unteren Kurven im Fall a) nach einer Stunde Säurezugabe und im Fall b) nach einem Tag (24h) aufgenommen wurden. Im Fall a), nach einer Stunde Säurezugabe sind zwei schwache Peaks bei 450 und 500 nm zu beobachten, die aber nach 24 h (b) nicht mehr zu finden sind. Die Kurve nach 24h Säurezugabe ist fast identisch mit der Kurve ohne Säurezugabe. Das bedeutet, dass mit UVVIS-Messungen keine wesentliche Änderungen vor und nach der Säurezugabe zu beobachten sind eine kinetische Stabilität des Komplexes wahrscheinlich erscheint. 56 Abb. 39 [Cp2MoVal]Cl in wässriger Lösung, vor und nach Zugabe von HNO3 (pH= 1.0) (obere Kurve: ohne Säurezugabe; untere Kurve: 1h nach Säurezugabe) (a) Abb. 40 [Cp2MoVal]Cl in wässriger Lösung, vor und nach Zugabe von HNO3 (pH= 1.0) (obere Kurve: ohne Säurezugabe; untere Kurve: 1d nach Säurezugabe) (b) Es wurden Experimente unternommen, um den Reaktionsverlauf vor, während und in definierten Zeitabständen nach der Säurezugabe über 1H-NMR-Messungen zu verfolgen. Dabei konnte ein Übergangsmetall-katalysierter Austausch von Protonen des Komplexes und den deuterierten Protonen des Lösungsmittels (D2O) beobachtet werden. Dies führte dazu, dass eine Auswertung der Spektren nicht möglich war. Es konnte nicht geklärt werden, ob bevorzugt die Cp-Protonen oder die der Aminosäure ausgetauscht werden oder ob überhaupt eine „Bevorzugung“ besteht. Allerdings wurde dahingehend auch nicht näher geforscht. Stattdessen konzentrierte sich das Interesse auf der Beobachtung des Reaktionsverlaufes via 13 C-NMR-Spektroskopie, bei der dieser Austauscheffekt keine Rolle spielt. Wie auch bei den bisherigen Methoden wurden Messungen vor und in definierten Abständen nach der Säurezugabe durchgeführt. Der pH-Wert wurde mit konzentrierter Salzsäure auf einen pHWert von 0.08 gebracht. Die Spektren befinden sich im Anhang II. Sie zeigen 13C-NMR- 57 Messungen ohne Säurezugabe, nach einer, zwei und 25 Stunden Säurezugabe . Es ist deutlich zu sehen, dass sich weder die Signallage ändert, noch dass neue Signale von beispielsweise freier Aminosäure oder den Cp-Liganden dazukommen. Einzig die Intensitäten verändern sich, wie auf dem Spektrum nach einer Stunde Säurezugabe beobachtet werden kann. Die 13C-NMR-Messungen bestätigen die Beobachtungen und Ergebnisse aus der Potentiometrischen Titration und den UV-VIS-Messungen, es handele sich um kinetisch stabile Komplexe. Als letzte Methode zur endgültigen Bestätigung der bisher gewonnen Erkenntnisse wurde die ESI-Massenspektroskopie herangezogen. Auch hier wurden Messungen ohne Säurezugabe in wässrig-methanolischer Lösung durchgeführt und anschließend nach Säurezugabe (pH= 0.08) in definierten Zeitabständen. Die Messungen erstreckten sich auf 7 Tage. Dabei konnte ganz eindeutig beobachtet werden, daß erst nach einer Woche Säurezugabe außer dem MolekülPeak bei 344 M/z ( für [Cp2MoVal]+) noch weiter Peaks auftauchen, die nach dem Isotopenmuster zu urteilen, ebenfalls Molybdän enthalten. Allerdings sind die Intensitäten verglichen mit dem Molekül-Peak, sehr klein. Sie bewegen sich im 12%-Bereich. Es handelt sich dabei um einen Peak bei 260 m/z, der ein [MoVal](OH)(OMe)-Addukt repräsentiert und einen weiteren Peak bei ca. 400 m/z, der ein Molekül-Methanol-Addukt darstellt ( [Cp2 MoVal](MeOH)2 ). Freies Valin ist hier mit einer Intensität von ca. 6 % (verglichen mit der absoluten Intensität) zu beobachten. Bei den übrigen Spektren (1h, 2h, 1 Tag, 2, Tage) sind keine weiteren Molybdän-Addukte außer dem Molekül-Peak zu beobachten. Es treten auch keine freien Aminosäuren oder deren Addukte auf. Lediglich die Peaks, die die Hilfsbase Triethylamin und deren Addukte repräsentiert ( 102 M/z; 239 M/z) verändern sich in ihren Intensitäten. In Abbildung 41-43 wird der Reaktionsverlauf nach der HCl-Zugabe mittels ESIMS dargestellt. Abb. 41 ESI-MS von [Cp2MoVal]Cl ein Tag nach Säurezugabe (1d) 58 Abb. 42 ESI-MS von [Cp2MoVal]Cl sieben Tage nach Säurezugabe (7d) Abb. 43 ESI-MS von [Cp2MoVal]Cl fünf Wochen nach Säurezugabe Eine einmalige Messung nach fünf Wochen ergab, dass sich [Cp2MoVal]+ noch zu ca 9 % (vgl. mit der Absolutintensität) in der sauren, methanolischen Lösung (die nun grün statt 59 dunkelrot ist) befindet. Das intensivste Signal kommt jedoch von freien Cp-Liganden. Hier ist verstärkt das Signal bei 260 m/z zu beobachten, dass dem [MoVal](OH)(OMe) zugeordnet werden kann. Es ist mit 15 % auch deutlich intensiver als das ursprüngliche Molekülsignal (342 m/z). Freies Valin ist bei dieser Messung mit kaum nenenswerten Intensitäten in der Meßliste gar nicht aufgeführt worden. Das gleichzeitig intensivste Signal bei 65 m/z (100 % absolute Intensität) und der Peak bei 260 m/z, der dem Mo-Valin-Lösungsmittel-Addukt zugeordnet werden kann, lassen darauf schließen, dass die Mo-Cp-Bindung vor der N,OChelat-Bindung unter den angegeben Bedingungen gelöst wird. In Tabelle 5 werden die Daten der ESI-MS-Messung nach fünf Wochen Säurezugabe mit den entsprechenden Intensitäten aufgelistet. Tabelle 4: ESI-MS-Daten von [Cp2MoVal]Cl in H2O/MeOH bei pH= 0.1 nach 5 Wochen Spezies Cp-Ligand m/z Intensität [%] 65 100 Cp-MeOH Addukt 97 46 [MoVal](OH)(OMe) Spezies 260 15 [Cp2MoVal]Spezies 342 9 60 Die Peaks der Hilfsbase Triethylamin und deren Adukte sind ebenfalls zu beobachten, werden aber in der Tabelle nich aufgelistet. Das ESI-MS-Spektrum wird im Anhang gezeigt. Inverse ESI-MS-Messungen, analog zur inversen Potentiometrie, wurden bei einem pH-Wert von 12.91 durchgeführt. Die Messungen wurden nach einer halben Stunde, 3h, 19h und 2 tagen nach Basen-Zugabe und pH-Einstellung auf 12.91 durchgeführt. Die Spektren zeigen neben dem Molekülpeak, der das intensivste Signal darstellt (100 %), auch nach zwei Tagen keine weiteren Molybdän-haltigen Addukte. Außer diesem Signal sind nur noch Peaks der Hilfsbase (NEt3) und freies, protoniertes Valin (199 m/z mit 20 % Intensität) zu erkennen. In Abbildung 44 ist das ESI-MS-Spektrum der inversen Messung bei pH= 12.91 nach 2 Tagen Basen-Zugabe dargestellt. Abb. 44 ESI-MS von [Cp2MoVal]Cl zwei Tage bei pH=12.9 Aus den ESI-MS-Messungen bei pH= 12.91 ergibt sich ebenfalls, dass der MolybdocenValin-Komplex auch unter basischen Bedingungen mindestens zwei Tage stabil bleibt und keine Abspaltung weder der Aminosäure noch der Cp-Liganden erfolgt. 1.3.2.1.4.1 Zusammenfassung der Stabilitätsuntersuchungen in Lösung Die Verbindungen des Molybdocens mit den Aminosäuren Phenylalanin, Leucin und Valin sind nach den Auswertungen der Potentiometrischen Titrationsmessungen, der UV-VISMessungen, der Beobachtung durch 13C-NMR und durch ESI-MS-Messungen in einem pHBereich von ca. 0.1-12.9 für bis zu eine Woche stabil. Nach einer Woche beginnt laut ESI-MS Adduktbildung der Molybdän-Valin-Einheit mit Lösungsmittel (Methanol). Nach fünf Wochen liegt in Lösung immer noch zum Teil die Verbindung als [Cp2MoVal]-Spezies vor. Aber es sind nun auch Molybdän-Valin-Lösungsmittel-Spezies und freie Cp-Liganden und deren Adukte zu beobachten. Es konnten aber keine Cp-Molybdän-Addukte ohne Valin 61 beobachtet werden. Das lässt darauf schließen, dass bei dem unter extremen Bedingungen stabile Molybdocen-Valin-Komplex erst nach fünf Wochen die Cp-Abspaltung erfogt, der Aminosäure-Chelat jedoch weiterhin gebunden bleibt. Laut Gore und Green hat der vergleichbare Molybdocen-Cystein-Komplex einen pka-Wert von 2.9. Ermittelt wurde dieser Wert durch Potentiometrische Titration. In Abbildung 45 sind der Einkernige (A) und der Zweikernige (B) Cystein-Komplex dargestellt. S Mo N H CH2 O CH C OH S S 2HC CH2 Mo Mo CH COO N H H OOC HC N H Abb. 45 Molybdocen-Cys-Verbindungen Recherchen in der SC-Database haben ergeben, dass keine Stabilitätskonstanten von Molybdän-Aminosäuren mit Phenylalanin, Leucin und Valin bekannt sind. Im Folgenden wird exemplarisch für Phenylalanin eine kleine Zusammenfassung der Metalle und Bereiche, in denen sich die ermittelten Stabilitätskonstanten bewegen, gegeben. CuII 7.5 NiII 5.0 ZnII 4.6 AgI 5.3 CdII 4.0 CoII 4.0 FeIII 10.0 HgII 12.4 Stabilitätskonstanten mit Aminosäure-Komplexe, bei denen die Metallen in der Oxidationsstufe IV vorliegen, sind von Th, V und Zr bestimmt worden. Sie liegen im Bereich von 8.510. Literatur zu den einzelnen Stabilitätskonstanten der Metall-AminosäureVerbindungen können aus der SC-Database entnommen werden. 10 C.B.Konunova, A.S.Vernichenko, M.S. Popov, Zh.Neorg.Khim., 1976, 21:100. 62 1.3.3 Aminosäureverbindungen des Titanocendichlorid 1.3.3.1 Verbindungen mit Phenylalanin, Leucin und Valin 1.3.3.1.1 Darstellung und Eigenschaften der Verbindungen Die Darstellung der Titanocen-Aminosäure-Komplexe erfolgt nach Vorschriften von Tornieporth-Oetting4,11, die Mitte der Neunziger Jahre die ersten Titanocen-AminosäureKomplexe mit Glycin, Methylalanin und Alanin dargestellt hat. Danach wird Titanocendichlorid in wenig Methanol suspendiert und mit jeweils zwei Äquivalenten der Aminosäuren Phenylalanin, Leucin und Valin versetzt und bei Raumtemperatur zwischen 13h gerührt. Es ist im Gegensatz zu den entsprechenden Molybdocen-Verbindungen nicht nötig, unter Schutzgasatmosphäre zu arbeiten. Das Lösungsmittel wird im dynamischen Vakuum entfernt und der Rückstand wird mehrmals mit Dichlormethan oder Pentan gewaschen und im dynamischen Vakuum getrocknet. Es entstehen intensiv orangefarbene Feststoffe, die luftstabil sind, nicht-hygroskopisch, gut löslich in Wasser und sehr gut in Methanol und kaum löslich in organischen und chlorierten Lösungsmitteln. Sie sind bis zu 150-170°C temperaturstabil. In Abbildung 46 ist die Reaktionsroute dargestellt. Cl Ti HO + 2 Cl O H C C O H C O C R 2+ R NH3 2Cl- Ti NH2 H O C C O NH3 R Abb. 46 Reaktionsroute 1.3.3.1.2 Untersuchungen am Feststoff Trotz intensiver Bemühungen ist es nicht gelungen von den Verbindungen röntgentaugliche Kristalle zu züchten und die Strukturen dadurch zu belegen. Allerdings ist es TornieporthOetting gelungen, von den Titanocen-Verbindungen mit Glycin und Methylalanin, durch Röntgenstrukturanalyse eine 1:2: Koordination über die Carboxylatgruppe der Aminosäuren, wie sie in der Reaktionsroute dargestellt sind, zu beweisen11. Es existiert auch eine Röntgenstrukturanalyse von Titanocen-Phenylalanin-Komplex, bei dem der Phenylring der Aminosäure Tetrafluoro substituiert ist und mit Hexafluorophosphat statt Chlorid als Gegenion11. Durch den Vergleich charakteristischer Daten der Verbindungen von Tornieporth-Oetting mit den Phenylalanin-, Leucin- und Valin-Komplexen des Titanocens wird ebenfalls eine 2:1 Koordination der Aminosäuren über den Sauerstoff der Carboxylatgruppe gefolgert. 11 I.C.Tornieporth-Oetting, P.S.White, Organomet., 1995, 14: 1632. 63 1.3.3.1.2.1 IR-Spektroskopische Untersuchungen Die IR-Spektren aller drei Titanocen-Aminosäure-Komplexe weisen ebenso wie die entsprechenden Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen breite, relativ intensive Banden bei ca. 3400 cm-1 auf. Es handeln sich hier aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls um Wasserbanden. Es lassen sich außerdem für eine Koordination der Aminosäure an das Titanocen-Fragment typische IR-Banden erkennen, wie z.B. die ν CH, Cp und ν CH-Banden bei 3100 cm-1 bzw. 2950 cm-1. Es tritt eine Verschiebung der asymmetrischen CO2Schwingung zu höheren Wellenzahlen auf, während die symmetrische CO2-Schwingung bei niedrigeren Wellenzahlen, verglichen mit den freien, unkoordinierten Aminosäuren, auftritt. In der Tabelle 5 sind die charakteristischen Daten aus den IR-Messungen zusammengefasst. Tabelle 5: Charakteristische IR-Banden der Titanocen-Aminosäure-Komplexe IR-Banden [cm-1] H2O νCH; CH,Cp; NH νas, CO2 νas, NH νsym, CO2 γCH,Cp/ NH [Cp2TiPhe2]Cl2 3400 3100 1652 1600 1375 829, sh [Cp2TiLeu2]Cl2 [Cp2TiVal2]Cl2 3400 3100 1653 1613 1368 819 3400 3100 1655 1593 1376 828 1.3.3.1.2.2 Raman-Spektroskopie Die Raman-Spektren der drei Titanocen-Aminosäure-Komplexe zeigen typische Banden der CH-Streckschwingungen sowohl der Aminosäure (ca. 2900 cm-1) als auch der Cp-Liganden (> 300 cm-1). Zusätzlich dazu sind Banden der Cp-Ring-Schwingungen (ca. 1130 cm-1) zu beobachten. Auffällig ist das Auftreten einer sehr intensiven Bande im Bereich von 255-280 cm-1, die nicht zugeordnet werden konnte, aber durchaus als charakteristisch für die (1:2)Titanocen-Aminosäure-Komplexe betrachtet werden kann. In Tabelle 6 sind signifikante Raman-spektroskopische Daten der drei Verbindungen zusammengestellt. Tabelle 6: Signifikante Raman-Banden der Titanocen-Aminosäure-Komplexe Raman-Banden [cm1] [Cp2TiPhe2]Cl2 [Cp2TiLeu2]Cl2 [Cp2TiVal2]Cl2 CH, Cp CHgesättigt Cp-Ring ?? 3120 2934 1133 260 3122 2964 1133 255 3099 2919 1136 282 Der Vergleich der IR- und Raman-Daten mit den analogen, kristallographisch charakterisierten Titanocen-Verbindungen lässt den Schluß zu, dass es sich bei den drei Verbindungen um die gleiche Komplex- und Bindungsart handelt, zumal der TitanocenPhenylalanin-Komplex in etwas abgewandelter Form strukturell eindeutig charakterisiert ist11. Aus diesem Grund wird im weiteren Untersuchungsverlauf die Struktur der TitanocenAminosäure-Verbindungen mit Phenylalanin,. Leucin und Valin als 1:2 über den Sauerstoff der Carboxylatgruppe koordinierte Aminosäuren an die Titanoceneinheit, postuliert (siehe Abb.31). 64 1.3.3.1.3 Untersuchungen in Lösung- Stabilitätsuntersuchungen 1.3.3.1.3.1 1H-NMR-Untersuchungen Alle drei Titanocen-Aminosäure-Verbindungen zeigen eine deutliche Tieffeldverschiebung des am α-C-gebundene Protons (Hα) und je ein deutlich ausgeprägtes Signal für die Protonen der Cp-Ringe. Hier ist keine Spur von leichter Singulett-Aufspaltung oder gar zwei Signalen für die Cp-Ringe, wie sie bei den Molybdocen-Verbindungen auftreten, zu finden. Bei keiner der Verbindungen konnten im 1H-NMR-Spektrum Signale der freien, unkoordinierten Aminosäuren beobachtet werde. Durch Lösungsexperimente der Verbindungen in Dichlormethan (Titanocendichlorid löst sich sehr gut in CH2Cl2) und 1H-NMR-Messungen in CDCl3 konnte ausgeschlossen werden, dass sich noch Spuren von Titanocendichlorid in den Produkten befinden. Die Protonen der Ammoniumgruppen konnten im 1H-NMR nicht beobachtet werden. In der Tabelle 7 sind die charakteristischen Protonensignale der Verbindungen aufgeführt. Tabelle 7: Charakteristische 1H-NMR-Daten der Titanocen-Aminosäure-Komplexe, in D2O, δ in ppm Verbindungen [Cp2TiPhe2]Cl2 [Cp2TiLeu2]Cl2 [Cp2TiVal2]Cl2 Hα 4.15 t 3.95 t 3.75 t H,Cp 6.70 s 6.65 s 6.55 s Hα (frei Aminosäure) 3.90 t 3.65 t 3.50 t Wenn die Reaktionsbedingungen zur Darstellung der Titanocen-Aminosäure-Komplexe dahingehend modifiziert werden, dass die drei-vierfache Menge an Methanol eingesetzt wird und statt 1-3 h Reaktionszeit auf bis zu 15 h erhöht wird, so erhält man hellorange bis gelborange Feststoffe, die in den 1H-NMR-Spektren keine Spuren von den Cp-Protonen aufweisen (Variante A der Darstellungen von Titanocendichlorid mit Aminosäuren). Stattdessen sind ausgeprägte Methanol-Signale zu finden, die sich auch nach längerem Trocknen (bis zu 18 h) im dynamischen Vakuum nicht wesentlich verändern. Die Signale für die Hα-Protonen bleiben verglichen mit den Titanocen-Aminosäure-Komplexen im wesentlichen unverändert. In Tabelle 8 ist eine Zusammenstellung der Signale zu sehen. Tabelle 8: Signifikante 1H-NMR-Signale der Titan-Aminosäure-Verbindungen ohne CpLiganden Verbindungen [TiPhe2]Cl2*(MeOH)2 [TiLeu2]Cl2*(MeOH)2 [TiVal2]Cl2*(MeOH)2 Hα 4.10 t 3.90 t 3.75 t H,MeOH 3.3 3.3 3.3 Hα (frei Aminosäure) 3.90 t 3.65 t 3.50 t Die Ergebnisse der Elementaranalysen ähneln in den Abweichungen den Ergebnissen der Titanocen-Aminosäure-Komplexen mit Cp-Liganden, nur das hier Methanol koordiniert ist. In der folgenden Tabelle (Tabelle 10) sind die IR-Daten der Verbindungen ohne Cp-Liganden zusammengefasst. Die Unterschiede der relevanten Schwingungsbanden zu den entsprechenden Titanocen-Aminosäure-Verbindungen sind minimal. Auch hier sind zum einen ausgeprägte breite Banden im Bereich von 3400 cm-1 zu erkennen, zum anderen die symetrischen und asymetrischen Schwingungend er Carboxylatgruppe, die auf eine Koordination des Sauerstoffs an Titan hindeuten. Die Signale im Bereich von 814-833 cm-1 65 können nun nicht mehr den Cp-Schwingungen zugeordnet werden, sondern sie gehören wahrscheinlich zu den γNH-Schwingungen. Tabelle 9: Zusammenfassung Verbindungen IR-Banden [cm-1] H2O νCH; NH νas, CO2 νas, NH νsym, CO2 γNH der signifikanten IR-Daten der Ti-Aminosäure- [(MeO)2TiPhe2]Cl2 [(MeO)2TiLeu2]Cl2 [(MeO)2TiVal2]Cl2 3419 2950 1633 1600 814 3424 2960 1599 1599 1349 814 3419 2971 1611 1600 1353 833 Durch weitere Experimente, bei denen die Lösungsmittelmenge zum einen und die Reaktionszeit zum anderen variiert wurden, stellte sich heraus , dass nur beide Faktoren zusammen zur vollständigen Abspaltung der Cp-Liganden führen. In der folgenden Tabelle (Tabelle 10) sind die Ergebnisse, die anhand von 1H-NMR-Spektroskopie verfolgt wurden, zusammengefasst. Ausschlaggebend war hierbei die Existenz und „Intensität“ des Cp-Signals. Zusätzlich wurde über 1H- und 13C-NMR-Spektroskopie der Reaktionsverlauf verfolgt, um direkt aus der Reaktionslösung heraus Aussagen machen zu können, ob eine Koordination von Aminosäure und Titanocendcihlorid stattfindet. Falls keine Koordination erfolgt oder wenn die Aminosäure nach einer gewissen Zeit abgespalten wird, so hätte dies zur Konsequenz, dass in den NMR-Spektren unterschiedliche Signale des α-Protons der Aminosäure zu sehen sein müssten. Tabelle 10: Ergebnisse aus der Variation der Lösungsmittelmenge und Reaktionszeit bei der Reaktion von Cp2TiCl2 mit Valin (Reaktionsbedingungen: 2 mmol Cp2TiCl2 , 4 mmol L-Val in Methanol/ 1H-NMR in D2O) 1 Charge LM [mL] Reaktionszeit [h] H-NMR (Cp-Signal) [ppm] / Intensität* Val 4 a 5 mL 2 6.58 / groß (10 H) Val 4 b 18 mL 15 Val 4 c 5 mL 2 6.58 / klein Val 4 d 18 mL 15 6.58 / klein (* Die Intensitäten der Cp-Signale wurden noch „optischer“ Größe des Signals und des Integrals bestimmt. Es erfolgte keine „mathematische“ Bestimmung.) Die 1H-NMR-Untersuchungen ergaben , dass sich den Integralen und demzufolge Intensitäten nach zu urteilen, die Signale der Cp-Liganden nach etwa 16 h verkleinern. Am Anfang der Messung sind „Signal-Berge“ im Bereich von 6.3-6.8 ppm zu sehen, die den nichtkoordinierten Titanocen-Cp-Liganden und den schon zum Teil an Aminosäure koordnierten Titanocen-Cp-Fragmenten entsprechen. Es ist auch nach zwei Tagen kein Signal des α-Protons der freien Aminosäure zu beobachten. Leider waren die 1H-NMRMessungen nicht so aussagekräftig und interpretierbar, wie erhofft. Aus diesem Grunde wurde der Reaktionsverlauf, der zum Cp-Ringverlust führt, zusätzlich mit 13C-NMR verfolgt. Im Anhang II sind die zeitabhängigen 13C-NMR-Studien der Reaktion dargestellt. 66 Aus den 13C-NMR-Spektren geht hervor, dass nach 24 h nur noch ein sehr kleines Cp-Signal beobachtet werden kann. Es sind keine zusätzlichen Signale zu sehen, die auf freie Aminosäure oder freie Cp-Liganden hinweisen. Dazu müssen folgende Dinge berücksichtigt werden: Die Aminosäure (Valin) ist in Methanol nicht löslich genug, um ein 13C-NMR-Spektrum unter den hier angewandten Bedingungen (Messzeiten von ca. 10-30 Minuten, RT) aufnehmen zu können. Das bedeutet, dass auch wenn freie Aminosäure auftritt, sie mit 13CNMR nicht registriert werden kann. Die freien Cp-Liganden dimerisieren wieder und verdampfen höchstwahrscheinlich, da hier nicht mit luftdicht verschließbaren NMR-Röhrchen gearbeitet wurde. 1.3.3.1.3.2 Zusammenfassung der NMR-Studien mit den Titanocen-AminosäureVerbindungen Aus den NMR-Spektren der dargestellten Verbindungen geht hervor, dass nach der Umsetzung von Titanocendichlorid mit zwei Äquivalenten Aminosäure in wenig*(* = 5 mL) Methanol eine Koordination über mindestens den Sauerstoff der Carboxylgruppe erfogt, da eine ausgeprägte chemische Verschiebung des α-Protons und ein deutliches Signal der CpLiganden bei Messungen in D2O zu erkennen sind. Rückstände von Titanocendichlorid, die dann zu dem Cp-Signal in wässriger Lösung führen, können ausgeschlossen werden. Die Produkte wurden mehrmals mit Pentan oder Dichlormethan gewaschen, um Reste unumgesetzten Titanocendichlorids zu entfernen. An ausgesuchten Verbindungen wurden zur Kontrolle 1H-NMR-Spektren in Chloroform aufgenommen (Titanocendichlorid löst sich sehr gut in Chloroform), um die Wirksamkeit des Waschprozesses zu testen. Sie wiesen kein Spuren mehr auf vonTtitanocendichlorid. (Bei den Beobachtungen des Reaktionsverlauf via NMR im NMR-Röhrchen haben diese „Waschprozesse“ nicht stattgefunden.) 1 H- und 13C-NMR-Studien des Reaktionen, die zum Cp- Ringverlust führen, belegen zwar diesen, geben aber keine eindeutigen Hinweise auf freie Cp-Liganden oder Aminosäuren. Die Gründe dafür liegen in der „schlechten“ Löslichkeit der verwendeten Aminosäuren in Methanol, so dass geringe Mengen an freier Säure mit 13C-NMR nicht erfasst werden können. Im 1H-NMR sind Spuren der freien Aminosäure am Anfang der Reaktion zu erkennen. Es ist jedoch nicht möglich gewesen, die genaue Signallage zu bestimmen, da sie sehr klein sind. Den NMR-Studien zufolge, koordiniert die Aminosäure an das Titanocendichlorid und nach ca. 12 Stunden können Cp-Ring-Verluste belegt werden. Die Aminosäure bleibt aber der Signallage des α-Protons nach zu urteilen an das Titanocenfragment gebunden. Der Austausch der Cp-Ringe bei längeren Reaktionszeiten (bis zu 12 h) durch Lösungsmittelanbindung kann mit der ohnehin labilen Cp-Ti-Bindung erklärt werden. Wie in der Einleitung schon erwähnt wurde, beträgt die Halbwertszeit des Cp-Ring-Verlustes zwischen 54-114 h, bei niedrigen pH-Werten. Die Oxophilie des Titans beschleunigt wahrscheinlich den Ringverlust, da nun zwei Ti-Sauerstoffbindungen die beiden Cp-TiBindungen ersetzen. Neuste Ergebnisse aus der Forschung berichten von ähnlichen Effekten. Guo und Sadler berichten über die Umsetzung von Titanocendichlorid mit dem sechszähnigen Liganden N,N`ethylenbis(ο-hydroxyphenylglycin) (H4ehpg) in wässriger Lösung, die zu Komplexen der Zusammensetzung [Ti(ehpg)(H2O)]ּ(11/3)H2O, oder auch zu den entsprechenden Oxo-verbrückenden Dimeren Komplexen, führt2 (siehe Einleitung). Die Reaktion erfolgt auch hier unter Cp-Ringverlust. 67 1.3.3.1.3.3 Potentiometrische Messungen Um weitere Aussagen über das Verhalten der Titanocen-Aminosäure-Verbindungen in Lösung treffen zu können, wurden potentiometrische Titrationsmessungen durchgeführt. Die Intension war, Stabilitätskonstanten ermitteln zu können, die Aussagen über die Bindung der Aminosäure an Titanfragmente treffen können. Dies sollte zu Erkenntnissen führen, welche Spezies in Lösung vorliegen. Die Titanocen-Aminosäure-Verbindungen wurden in Wasser gelöst. Dabei stellt sich durch Hydrloyse der Chlorid-Gegeionen automatisch ein pH-Wert im Bereich von 2 ein. Die für die Messung entsprechend vorbereitete Lösungen (siehe Experimental-Teil: Potentiometrie) wurden mit 0.1 molarer Natronlauge titriert. Dabei konnte bei allen Verbindungen beobachtet werden, dass ab einem pH-Wert von ca. 2.5-3.0 zuerst eine leichte milchige Trübung auftritt, die im Zuge der Titration und weiterer NatronlaugeZugabe zu einem feinen weißen Niederschlag führt. Der gleiche Effekt tritt auf, wenn man statt Wasser in Methanol-Wasser-Mischungen arbeitet. Handversuche, bei denen nur Methanol oder Ethanol als Lösungsmittel verwendet wurden und mit 0.1 molarer Natronlauge titriert wurde, führten zu gleichen Ergebnissen. Der Versuch, durch Retro-Titration den feinen weißen Niederschlag wieder aufzulösen, führten nicht zum gewünschten Ergebnis. Die während der Messung der Titanocen-Valin-Verbindung aufgezeichnete Titrationskurve (Abbildung 47) zeigt gegenüber der theorethisch errechneten eine Verschiebung in den sauren pH-Bereich und simuliert einen „Protonen-Überschuß“. Bei der potentiometrische Titration der Ausgangsverbindung Titanocendichlorid unter den gleichen Bedingungen konnten die gleichen Beobachtungen gemacht werden: - es tritt ab pH = 2.5-3.0 eine milchige Trübung auf, die sich bei weitere Zugabe von Natronlauge zu einem feinen, weißen Niederschlag entwickelt - dieser lässt sich durch inverse Titration mit 0.1 molarer salzsäure nicht wieder auflösen - die aufgezeichnete Titrationskurve der Titration mit 0.1 molarer Natronlauge zeigt im Vergleich zur theorethisch errechneten eine Verschiebung in den sauren pH-Bereich, so dass auch hier ein „Protonen-Überschuß“ simuliert wird. Diese Beobachtungen führen zu den Schluß, dass es sich bei den Titrationsmessungen im Falle der Titanocen-Aminosäure-Verbindungen und der Ausgangsverbindung Titanocendichlorid um die gleichen Vorgänge in Lösung handelt. Aus Literaturkenntnissen über das Hydrolyseverhalten des Titanocendichlorids wird geschlossen, dass bei der Titration der Titanocen-Aminosäure-Verbindungen mit Natronlauge das Hydrolyse-Produkt mit der Zusammensetzung „Ti(η5-C5H5)0.31O0.30(OH)“ entsteht. Dies erklärt auch die Verschiebung der gemessenen Titrationskurve verglichen mit der theorethischen in den sauren Bereich. Durch Entzug der OH--Ionen ( Titration mit NaOH) aus der Lösung und Entfernung ais dem Lösungsgleichgewicht durch Einbindung in das Hydrolyse-Produkt, entsteht der Eindruck eines „Protonen-Überschusses“ und die Titrationskurve verschiebt sich in den sauren Bereich. 68 Abb. 47 Titrationskurve 1.3.3.1.3.4 Zusammenfassung aus den Potentiometrischen Titrationen Diese Erkenntnisse implizieren, dass die Aminosäuren als Liganden keinen Einfluß auf das Hydrolyseverhalten des Titanocen-Fragmentes ausüben. Im Gegenteil, es entsteht der Eindruck, dass sich die Aminosäuren bezüglich des Dissoziationsverhaltens analog den Chloridionen bei der Ausgangsverbindung Titanocendichlorid verhalten. 1.3.3.1.3.5 ESI-MS-Messungen Um weitere Aufschlüsse über das Verhalten der Titanocen-Aminosäure-Verbindungen in Lösung zu erhalten, wurden ESI-MS-Messungen durchgeführt. Wie im Abschnitt 1.3.2.1.3.2 erwähnt wurde, ist diese Methode besonders gut geeignet, um Aussagen über in Lösung vorliegende Spezies zu treffen. Die Titanocen-Aminosäure-Komlexe wurden kurz vor den jeweiligen Messungen in Methanol gelöst und vermessen. Weitere Messungen wurden nach ca. 5 Minuten und 45-50 Minuten durchgeführt. Außerdem liegen Messergebnisse vor, bei denen die Verbindungen ca. 4-5 h vor Messbeginn in Methanol gelöst wurden. Es konnte beobachtet werden, dass sich die methanolischen Lösungen der Verbindungen innerhalb von ca. 1 h von orange-gelb nach farblos entfärben. In der volgenden Tabelle 11 sind die ESI-MSDaten aufgeführt, die direkt nach dem Lösen (t = 0) beobachtet werden konnten. Titan zeigt im ESI-MS-Spektrum ein ausgeprägtes Isotopenmuster, dass in Abbildung 48 berechnet und in Abbildung 49 für die Titanocen-Valin-Verbindung gemessen wurde. 69 Tabelle 11: Relevante ESI-MS-Daten bei t = 0 der Titanocen-Aminosäure-Komplexe Spezies Freie Aminosäure (AS) [As-MeOH] [Cp2TiOMe] [Cp2Ti(OMe)2] [Cp2TiAS] Ti-MeOH/H2OAddukte [Cp2TiAS]+ [Cp2TiOMe] [Cp2TiPhe2]Cl2 m/z (Intensitäten %) 166 (80) [Cp2TiLeu2]Cl2 [Cp2TiVal2]Cl2 132 (66) 118 (34) 198 (17) 209 (25) 241 (24) 342 (100) 335 (23) 164 (23) 209 (14) 241 (12) 308 (100) 335 (31) 150 (10) 209 (14) 241 (12) 294 (100) 335 (34) 550 (22) 516 (21) 502 (42) (Bei den Zahlenangaben der ESI-MS-Daten muß beachtet werden, dass sich die Titan/Chlorid-und Kohlenstoffhaltigen Peaks über mehrere Massenzahlen m/z erstrecken und hier nur die ausgeprägtesten, Intensität-stärksten herausgegriffen und aufgeführt werdenanalog zu den ESI-MS-Daten der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen). Bei den Messungen mit t = 5 Minuten vergößern sich sowohl die Intensitäten der Signale der freien Aminosäuren und deren Addukte, als auch der Peak bei 335 m/z. Gleichzeitig verleinern sich die Intensitäten der [CpTiAS]-Signale. Nach ca. 45-50 Minuten sehen die Spektren der drei Verbindungen fast identisch aus. Sie unterscheiden sich lediglich in den entsprechenden Aminosäure/Aminosäure-Addukt-Signalen. Der jeweils intensivste Peak ist unabhängig von der Aminosäure der 335 Peak, der als [OMeTiCl]2Cl-Addukt interpretiert werden kann. Da auch die ESI-MS-Spektren der Titanverbindungen ohne Cp-Liganden immer alle ebenfalls diesen Peak aufweisen, unabhängig davon, welche Aminosäure eingesetzt wurde, kann diese Spezies weder Cp-Liganden enthalten, noch Aminosäure. In den Abbildungen 50-52 sind die zeitabhängigen ESI-MS-Messungen für die Valin-Verbindung dargestellt (mit t = 0, t = 5 Minuten und t = 50 Minuten). Auffällig ist, dass bei den Messungen mit t = 0 aller drei Aminosäure-TitanocenVerbindungen kein Signal für die 2:1-koordinierten Komplex zu sehen ist, sondern lediglich die [Cp2TiAS]-Spezies. Dies deutet entschieden darauf hin, dass die Dissoziation der ersten Aminosäure so schnell ist, dass es messtechnisch nicht möglich ist, den Komplex als [Cp2TiAS2]-Spezies zu erfassen. Bei weiterem Verbleib der Verbindungen in Lösung spaltet auch die zweite Aminosäure ab und es bilden sich Ti-Lösungsmittel-Addukte. Dieser Vorgang ist mit der Entfärbung der Lösungen von orange/gelborange zu farblos verbunden und dauert in etwa 1 h. Abb. 48 Theoretisches Isotopenmuster von Titan 70 Abb. 49 Gemessenes Isotopenmuster von Titan Abb. 50 ESI-MS-Spektrum vom Titanocen-Valin-Komplex (t=0) 71 Abb. 51 ESI-MS-Spektrum vom Titanocen-Valin-Komplex (t=5 min.) Abb. 52 ESI-MS-Spektrum vom Titanocen-Valin-Komplex (t=50 min.) 1.3.3.1.3.6 Zusammenfassung der ESI-MS-Untersuchungen Die ESI-MS-Messungen zeigen, dass kurze Zeit nach dem Lösen der Verbindungen in Methanol (t = 0) die [Cp2TiAS]-Spezies vorliegen. Es konnten keine [Cp2TiAS2]-Spezies in 72 Lösung beobachtet werden. Nach ca. 45-50 Minuten ist der Dissoziationsvorgang sowohl der zweiten Aminosäure als auch der Cp-Liganden fast abgeschlossen und in Lösung herrscht eine Titan-Lösungsmittel (MeOH/H2O)-Spezies vor. Diese Spezies (335 m/z) ist bei allen Aminosäure-Verbindungen unabhängig von der Identität der Aminosäure und unabhängig von der Anwesenheit der Cp-Liganden vorhanden und dominiert nach ca 50 Minuten in Lösung. Sie ist ebenfalls bei der Messung der Ausgangsverbindung Titanocendichlorid zu beobachten. 1.3.3.1.3.7 Zusammenfassung der Komplexe in Lösung Untersuchungen der Titanocen-Aminosäure- Aus den Feststoffuntersuchungen durch IR- und Raman-Spektroskopie und durch den Vergleich mit Titanocen-Aminosäure-Komplexen mit kristallographisch belegten Strukuren wird eine 1:2-Koordination der Aminosäuren über den Sauerstoff der Carboxylgruppe geschlossen, wie in der nächsten Abbildung 53 dargestellt. Cl Ti HO + 2 Cl O C H C C O H C O R 2+ R NH3 2Cl- Ti NH2 H O C C O NH3 R Abb. 53 Schematische Struktur der Titanocen-Aminosäure-Verbindungen Von der Titanocen-Phenylalanin-Verbindung exestiert von Tornieporth-Oetting in etwas abgewandelter Form eine Kristallstruktur 11. NMR-, ESI-MS-Spektroskopische und potentiometrische Titrationsmessungen belegen, dass sich die Titanocen-Aminosäure-Verbindungen in Lösung analog der Ausgangsverbindung Titanocendichlorid verhalten. Potentiometrische Titrationen mit Natronlauge ergeben unabhängig von der Aminosäure das Hydrolyseprodukt des Titanocendichlorids, welches in der Literatur mit folgender Zusammensetzung angegeben wird: „Ti(η5-C5H5)0.31O0.30(OH)“. Längere Reaktionszeiten und ein „Überschuß“ an Lösungsmittel führen zum Austauscht der Cp-Liganden durch Lösungsmittel (OMe). Die „Labilität“ der Cp-Ti-Bindung ist in der Literatur bekannt12 und wird mit einer Halbwertszeit für den Ringverlust mit 54-117 h angegeben. In diesem Falle wird es durch die Möglichkit des Titans, zwei weitere Sauerstoffbindungen einzugehen, auf ca 12-15 h beschleunigt. Aus Zeitabhängigen ESI-Studien ist ersichtlich, dass die erste Aminosäure so schnell dissoziiert, dass sie fast sofort nach dem Lösen in Methanol nicht mehr als an den Komplex gebunden, messtechnisch erfasst werden kann. Es ist aber die [Cp2TiAS]-Spezies für alle drei Aminosäure-Verbindungen eindeutig identifizierbar. Innerhalb von ca. 1 h spalten sowohl die zweite Aminosäure als auch die Cp-Ringe vom Titan ab und es bilden sich TitanLösungsmittel-Addukte, die ein ausgeprägtes Signal bei 335 m/z aufweisen. Dieses Signal ist unabhängig von der eingesetzten Aminosäure und unabhängig vom Vorhandesein von CpLiganden in allen Messungen der Verbindungen nach ca 1 h zu finden. 12 J.H.Toney, C.P.Brock, T.J.Marks, J.Am.Chem.Soc., 1985, 107: 947. 73 Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, daß sich die Aminosäuren als Liganden für das Titanocen ähnlich verhalten wie die Chloridliganden. Auch da ist bekannt, dass die Dissoziation des ersten Chloridliganden so schnell verläuft, dass es meßtechnisch nicht erfasst werden kann (siehe Einleitung: Hydrolyse-Verhalten des Titanocendichlorids)13. Die zweite Aminosäure wird nach spätestens 1 h abgespalten. Eine der wichtigen Vorausetzungen für die cytostatische Wirksamkeit sowohl des Cisplatins als auch des Titanocens ist die leichte Dissoziationsfähigkeit der Chloridliganden. Sie ist im Falle der Aminosäureliganden nachweislich ebenfalls gegeben. Der eindeutige Vorteil der Titanocen-Aminosäure-Komplexe gegenüber dem Cytostatikum Titanocendichlorid liegt in der weitaus besseren Löslichkeit im physiologischem Medium Wasser und in der möglicherweise geringeren Toxizität, da Aminosäure körpereigene Bausteine sind. Zusätzlich dazu ist bekannt, dass der Austausch der Chlorid-Liganden durch Trichloressigsäure eine starke Verbreiterung des „Wirkungsfensters“ des Cytostatikums bewirkt (siehe Einleitung: Vergleich der cytostatischen Aktivitäten von Titanocendichlorid und Molybdocendichlorid). Die Essigsäure ist über den Sauerstoff der Carboxylgruppe an das Titanocenfragment gebunden. Ähnliche Wirkungseffekte könnten die Titanocen-Aminosäure-Komplexe haben. Erste Experimente zur Untersuchung der antimikrobialen Aktivität der TitanocenPhenylalanin-Verbindungen mit tetrafluorosubstituiertem Phenylring zeigten Erfolge11. An der Stelle muß nachdrücklich darauf hingewiesen werden, dass die Untersuchungen der Titanocen-Aminosäure-Verbindungen in Lösung bisher nur mit Aminosäuren ohne funktionelle Gruppen im Rest R durchgeführt wurden. Sowohl die Bindungsverhältnisse als auch das Verhalten der Komplexe in Lösung könnten sich durch die Existenz von weiteren funktionellen Gruppen ändern. Die bisherigen Erkenntnisse über das Verhalten dieser Komplexe im physiologischen Medium sind noch nicht übertragbar auf das Verhalten möglicher Titanocen-Peptid- oder Protein-Verbindungen. Aus SC-Database-Recherchen geht hervor, dass bisher keine Stabilitätskonstanten von Titan(IV)-Aminosäure-Verbindungen mit den Aminosäuren Phenylalnin, Leucin und Valin ermittelt wurden. Lediglich Verbindungen mit Ti(III) und Alanin, Leucin und Valin werden aufgeführt und die Stabilitätskonstanten werden in einem Bereich von 8.5-9.7 angegeben14. 1.3.3.1.4 Vergleich der Molybdocen- und Titanocen-Aminosäure-Verbindungen Die Metallocen-Aminosäure-Verbindungen des Molybdäns und Titans, die in dieser Arbeit vorgestellt wurden, stellen bezüglich der Stabilitäten und Verhalten in Lösung zwei Extreme dar. Die Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen sind in einem breiten pH-Bereich (0.112.9) bis zu einer Woche stabil. Auch nach fünf Wochen sind immer noch bei pH 0.1 signifikante Anteile der Molekül-Spezies in Lösung. Auf der anderen Seite findet die Abspaltung der ersten Aminosäure der Titanocen-Aminosäure-Komplexe sofort nach dem Lösen der Komplexe in Methanol oder Methanol/Wasser-Gemischen, statt. Die zweite Aminosäure wird innerhalb einer Stunde abgespalten, unter gleichzeitigem Austausch der CpLiganden durch Sauerstoffhaltiges Lösungsmittel. Das Liganden-Verhalten der Aminosäuren steht in Analogie zu dem Verhalten der Chloridionen als Liganden für das Titanocen. 1.3.3.2 Ausblick Wie in der Einleitung und am Anfang dieses Kapitels schon erwähnt wurde, befindet sich die Forschung, die die cytostatisch aktiven Metallocene in Zusammenhang mit Proteinen und Enzymen bringen, noch in den Anfängen. In dieser Arbeit wurden einige Kenntnisse bezüglich der Stabilitäten und Verhalten von Metallocen-Aminosäure-Komplexen des Titans 13 14 G.Doyle, R.S.Tobias, Inorg.Chem., 1967,6 (6): 1111. O.Farooq, A.U. Malik, N.Ahmad, S.H.F.Rahmann, J.Electroanal.Chem., 1970, 24: 464. 74 und Molybdäns erweitert. Viele Fragen bleiben jedoch offen und bilden interessante Aufgaben für weitere Forschungsarbeiten. Im folgenden sind einige davon stichpunktartig aufgeführt: - Untersuchung der Kinetik der Molybdocen-Aminosäure-Komplexe, zB. via UV-VISSpektroskopie (Farbänderung von rot zu grün nach 5 Wochen bei pH 0.1) - für die Titanocen-Aminosäure-Komplexe Lösungsmittel suchen, in denen die Dissoziationen der Aminosäure-und Cp-Liganden nicht so schnell stattfindet, um dann über potentiometrische Titration Stabilitäten zu betrachten (dazu müsste entsprechend eine neue Meß- und Auswertungsmethode für nicht-wäßrige Medien entwickelt werden) - modifizierte Reaktionrouten zur Darstellung von 1:2 Molybdocen-AminosäureVerbindungen, die lediglich über O oder N koordinieren und auf Stabilitäten und Verhalten in Lösung prüfen - analog dazu modifizierte Reaktionsrouten zur Darstellung von N,O-chelierenden Aminosäure-Titanocen-Verbindungen entwickeln und diese Verbindungen auf Stabilitäten und Verhalten in Lösung untersuchen - Umsetzungen der beiden Metallocene mit Peptiden bekannter Sequenzen und Untersuchung auf Bindungsart im Fesstoff und auf Verhalten in wässrigem oder wasserähnlichem Medium. Es ist wohl noch ein weiter Weg, bis die mechanistischen Effekte der Wirkungsweise der Metallocen-Cytostatika vollständig verstanden werden können. Durch die Beschäftigung mit diesem Gebiet könnte die eine oder andere Verbindungsklasse als potentielle Cytostatika näher in Augenschein genommen werden, wie zum Beispiel die Titanocen-AminosäureKomplexe. 75 1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse Im Mittelpunkt dieser Arbeit standen Metallocen-Aminosäure-Verbindungen des Molybdäns und Titans, ihre strukturelle Charakterisierung und Untersuchungen in wässriger und wasserähnlicher Lösung. Im Rahmen der Dissertation ist es gelungen, die MolybdocenAminosäure-Komplexe mit den Aminosäuren Phenylalanin, Leucin und Valin darzustellen und erstmals via Röntgenkristallstrukuranalyse zu charakterisieren. Die Darstellung erfolgt in entgastem Wasser unter Schutzgasatmosphäre durch Zugabe von gleiche Äquivalenten Cp2MoCl2, Aminosäure und der Hilfsbase Triethylamin (NEt3). Die Strukturanalyse zeigt, wie von Gore und Green postuliert, einen N,O- koordinierenden Fünfringchelat der Aminosäure an die Molybdoceneinheit der Form [Cp2MoAS]+Cl- (AS = Aminosäure) mit angelagerten Wassermolekülen. Mit den Aminosäuren Histidin und Tryptophan wurden neue Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen dargestellt, die in der Literatur noch nicht beschrieben wurden. Ihre Charakterisierung erfolgte über IR-, NMR- und ESI-MSSpektroskopie. Die Zusammenfassung und Interpretation der analytischen Daten befindet sich im Anhang II. Die Molybdocen-Aminosäure-Komplexe mit den Aminosäuren Phenylalanin, Leucin und Valin wurden mittels Potentiometrischer Titrationsmessungen, UV-VISMessungen, 1H-NMR- und 13C-NMR- sowie ESI-MS-Spektroskopischer Messungen auf Stabilitäten und Verhalten in Lösung untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass diese Verbindungen in einem breiten pH-Bereich (von 0.1-12.9) bis zu einer Woche kinetisch stabil sind. Erst dann sind weitere Molybdän-Addukte registrierbar, wobei die MolekülSpezies “[Cp2MoAS]“ bis zu fünf Wochen bei pH = 0.1 als eine der dominierenden Spezies in Lösung nachweisbar ist. Dann erst erfolgt die Abspaltung der Cp-Liganden, wobei der N,OChelat der Aminosäure an Molybdän gebunden bleibt. Ganz anders verhalten sich die Titanocen-Aminosäure-Verbindungen mit den analogen Aminosäuren mit der Strukturformel [Cp2TiAS2]Cl2. Sie wurden in Methanol durch Zugabe von Titanocendichlorid und zwei Äquivalenten Aminosäure durch Rühren bei Raumtemperatur hergestellt. Es ist nicht gelungen, für die Röntgenstrukturanalyse taugliche Kristalle zu erhalten . Daher wurden die neuen Verbindungen mit denen von TornieporthOetting strukturell charakterisierten Titanocen-Aminosäure-Verbindungen verglichen. Aus dem Vergleich der IR- , Raman- und NMR-Spektroskopischen Untersuchungen kann darauf geschlossen werden, dass diese Verbindungen ebenfalls in einer 1:2 Koordination über die Sauerstoffe der Carboxylgruppen vorliegen. NMR-, ESI-MS- und Potentiometrische Titrationsmessungen belegen, dass sich die Titanocen-Aminosäure-Verbindungen in Lösung analog der Ausgangsverbindung Titanocendichlorid verhalten. Sobald sie in Lösung gehen, stellt sich durch Hydrolyse der Chloridgegenionen ein pH-Wert von ca. 2 ein. Eine Erhöhung des pH-Wertes durch Zugabe von Natronlauge (Potentiometrische Titration) führt unabhängig von der jeweiligen Titanocen-Aminosäure-Verbindung zum Hydrolyseprodukt des Titanocendichlorids. Dieses wird in der Literatur mit folgender Zusammensetzung angegeben : „Ti(η5C5H5)0.31O0.30(OH)“. Durch Reaktionszeiten von 12 bis 15 h und einem „Überschuß“ an Lösungsmittel (Methanol/Ethanol/Wasser) wird die ohnehin schwache Cp-Titan-Bindung gebrochen und die Cp-Liganden werden durch Lösungsmittel ersetzt. Zeitabhängige ESI-MSMessungen zeigen eindeutig, dass die erste Aminosäure so schnell abgespalten wird, dass sie sofort nach dem Lösen in Methanol nicht an den Titanocen-Aminosäure-Restkomplex gebunden registriert werden kann. Die [Cp2TiAS]-Spezies ist aber für alle drei Aminosäuren eindeutig identifizierbar. Innerhalb von ca. 1 h spalten sowohl die Cp-Ringe als auch die zweite Aminosäure ab und es bilden sich Ti-Lösungsmittel-Addukte. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass sich die Aminosäuren als Liganden für das Titanocen ähnlich verhalten 76 wie die Chloridliganden. Die leichte Dissoziationsfähigkeit der Chloridliganden ist bei den beiden Cytostatika Cisplatin und Titanocendichlorid von entscheidender Bedeutung zur Entfaltung ihrer Antitumor-Wirksamkeit. Sie ist im Falle der hier untersuchten TitanocenAminosäure-Komplexe für die Dissoziation der Aminosäure-Liganden nachweislich ebenfalls gegeben. Diese Verbindungen haben zusätzlich den Vorteil gegenüber der Ausgangsverbindung Titanocendichlorid, dass sie sehr gut löslich sind im physiologischem Medium Wasser und wahrscheinlich eine geringere Toxicität besitzen, da Aminosäuren körpereigene Bausteine sind. 1.5 Experimenteller Teil 1.5.1 Allgemeine Arbeitstechnik Die Synthese der Ausgangsverbindung Molybdocendichlorid wurden unter Schutzgasatmosphäre durchgeführt. Als Schutzgas wurde Argon R (Schweißargon, 5.0) verwendet. Als Reaktionsgefäße dienten zuvor im Hochvakuum mehrmals ausgeheizte und entsprechend mit Argon gespülte Glaskolben und Glasfritten mit Hahnansätzen nach Schlenk. Arbeiten an offenen Apparaturen erfolgten im Schutzgasgegenstrom. Flüssigkeiten wurden mittels Spritzen über Septen eingebracht. Die verwendeten Lösungsmittel wurden durch Rückflußkochen mit Trocknungsmitteln unter Argon absolutiert, destilliert und bis zur Verwendung unter Argon aufbewahrt. Als Trocknungsmittel dienten: • Kalium für Pentan, Tetrahydrofuran, Hexan • Phosphorpentoxid oder Molekularsieb für Chloroform, Dichlormethan • Molekularsieb für Ethanol, Methanol Die folgenden Chemikalien wurden wie folgt bezogen oder vorbehandelt: • Aminosäuren • Cyclopentadienylnatrium •Cyclopentadien • MoCl5 Cp2TiCl2 Aldrich, Deisenhofen durch Reaktion von Cyclopentadien mit Natrium in THF Aldrich, Deisenhofen Fluka /Merck Aldrich, Deisenhofen Die Synthese der Ausgangsverbindung Cp2MoCl2 wird im 2.Teil der Arbeit (OlefinMetathese: Experimentalteil) beschrieben. 77 1.5.2 Analysenmethoden Elementaranalyse Die verbrennungsanalytische Bestimmung von Kohlenstoff- Wasserstoff- und Stickstoffgehalten erfolgte mit Hilfe eines Vario EL der Firma Elementaranalysen-System GmBH. Infrarot-Schwingungsspektroskopie Die Aufnahme der IR-Schwingungsspektren erfolgten mit einem Bruker IFS 25 Spektrometer. Die Proben wurden als KBr-Preßlinge (2-4 mg Substanz pro 300 mg KBr) bei Raumtemoeratur vermessen. Die Auswertung erfogte an einem PC mit Hilfe des Programmes OPUS. Verwendete Abkürzungen: w (weak), m (medium), s (strong), sh (shoulder), vs (very strong). Raman-Spektroskopie Die Ramanspektren konnten mit einem RFS 100 der Firma Bruker (Titanaminosäureverbindungen) aufgenommen werden. Die Messungen erfolgten bei einer Spaltbreite von 2.4 mm mit einer Laserleistung von 260 mW und 500 Scans pro Probe. Die Spektren wurden mit Hilfe des OPUS21 an einem PC ausgewertet. Massenspektrometrie Die ESI-massenspektrosopischen Untersuchungen wurden an einem Finnigan TSQ 7000Spektrometer durchgeführt. Die Verbindungen wurden in Methanol oder Methanol-Wasser gelöst und vermessen. Die angegeben Massenzahlen beziehen sich auf Fragmente mit den Isotopen 1H, 12C, 16O, 35Cl, Mo, Ti, die in der Regel das Maximum der Peakgruppe darstellen. Kernresonanzspektroskopie Die 1H-, 13C-, -NMR-Spektren wurden an einem mit einer Multikernsonde ausgerüstetem ARX 300 (MHz)-Spektrometer der Firma Bruker aufgenommen. Die Proben wurden in 5 mm-Röhrchen abgefüllt und größtenteils bei Raumtemperatur vermessen. Die Referenzierung erfogte gegen das jeweilige Lösungsmittel. UV-VIS-Spektroskopie Die UV-VIS-Messungen wurden mit Hilfe einer UV-Mini-Tauchsonde (Schichtdicke 10 nm) am Gerät Dioenarray Spektralphotometer X-dab der Firma Polytec durchgeführt. Die Messungen erfolgten in einem Bereich von 300-1000 nm. Für die Aufnahme und Bearbeitung der Spektren wurde die Software XLAB (Version 3.11) der Firma IKS Optoelektronik verwendet. 78 Potentiometrische Titration Die Potentiometrischen Titrationen wurden mit Hilfe eines Metrohm 665 Dosimaten mit 1mL-Wechseleinheit Metrohm 535-138 und einer kombinierten pH-Glas-Elektrode Metrohm Nr. 6.0203.100 durchgeführt. Zur Steuerung und Auswertung der Messungen wurde das Programm Titfit verwendet. Einkristallstrukturuntersuchungen Zur Röntgen-Einkristalldiffraktometrie wurde das Gerät Bruker AXS CCD mit Mo-KαStrahlung und Graphit-Monochromator verwendet. Die Lösung und Verfeinerung der Röntgenstrukturen erfolgte mit dem Programm SHELXS 97. 79 1.5.3 Synthesen der Ausgangsverbindungen 1.5.3.1 Aminosäureverbindungen des Molybdäns 1.5.3.1.1 Phenylalanin (Phe4,Mo) In 40 mL entgastem Wasser wird 0.83 g D-Phenyalanin (5 mmol) unter Schlenkbedingungen suspendiert und löst sich nach der Zugabe von 0.7 mL Triethylamin (5 mmol) vollständig auf. Nach zehnminütigem Rühren bei RT wird zur farblosen Lösung 1.5 g Cp2MoCl2 dazugegeben und die olivgrüne Suspension wird zwei Tage am Rückfluß erhitzt, bis eine dunkelrote Lösung mit braunem Niederschlag entstanden ist. Das Reaktionsgemisch wird durch ein Papierfilter filtriert und das dunkelrote wäßrige Filtrat wird im dynamischen Ölpumpenvakuum vom Lösungsmittel befreit. Der Rückstand wird in Methanol aufgenommen, wiederum filtriert und im dynamischen Vakuum etwas eingeengt. Die methanolische Lösung wird auf eine mit Dichlormethan suspendierte Alumni B-Säule aufgetragen und mit Dichlormethan, Diethylether und Methanol eluiert. Das Produkt befindet sich in der dunkelroten methanolischen Fraktion. Das Lösungsmittel wird im dynamischen Vakuum entfernt. Es entsteht ein dunkelroter, pulveriger Feststoff, der luft- und feuchtigkeitsstabil ist. C19H20ClNO2Mo ( 425.76 g/mol) Cber.: 53.60 % Cgef.: 50.68 % Hber.: 4.76 % Hgef.: 6.32 % Ausbeute: Elementaranalyse: 1 Nber.: 3.39 % Ngef.: 4.22 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 1.2 (t ,NEt3), 2.95-3.25 (m, 2Hβ; J1= 3Hz; J2= 5Hz), 3.2 (q, NEt3), 3.45 (t, 1Hα; J= 5Hz), 5.48 (s, 5H, Cp), 5.8 (s, 5H,Cp), 7.2 (dd, 3Hγ; J1= 2Hz; J2= 7.7Hz), 7.4(m, 2Hγ; J1= 2.3Hz; J2= 7.5Hz). IR (in KBr): ν in cm-1 = 3422 s, 3071m, 3056 m, 22950 w, 2678 w, 2496 w, 2380 w, 2250 w, 1647 vs, 1595 s, 1577 m, 1433 w, 13357 m, 1312 w, 1262 w, 1172 w, 1035 w, 886 w, 825 w, 749 w, 701 m. ESI-MS: m/z (%) = 239 (20), 392 (100). Röntgenstrukturanalyse: siehe Anhang 80 1.5.3.1.2 Leucin (Leu1,Mo) 0.44 g L-Leucin (3.36 mmol) werden in 25 mL entgastem Wasser unter Schlenkbedingungen bei Zusatz von 0.47 mL Triethylamin (3.36 mmol) vollständig gelöst und nach zehnminütigem Rühren bei Raumtemperatur wird 1.0 g Cp2MoCl2 (3.36 mmol) dazugegeben. Die olivgrüne Suspension wird 24 h zum Rückfluß erhitzt, bis sich eine dunkelrote Lösung mit braunem Niederschalg gebildet hat. Das dunkelrote Reaktionsgemisch wird über ein Papierfilter filtriert und das wäßrige Filtrat wird im dynamischen Ölpumpenvakuum vom Lösungsmittel befreit. Der Rückstand wird in Methanol aufgenommen, erneut über ein Papierfilter filtriert. Das eingeengte methanolische Filtrat wird auf eine, mit Dichlormethan suspendierte Aluminiumoxidsäule (Alumni B) aufgetragen und nacheinander mit Dichlormethan, Diethylether und Methanol eluiert. Das Produkt befindet sich in der dunkelroten methanolischen Fraktion. Das Lösungsmittel wird im dynamischen Vakuum entfernt. Der entstandene dunkelrote fesstoff ist luft- und feuchtigkeitsstabil. C16H22ClNO2Mo (391.73 g/mol) Cber.: 49.06 % Cgef.: 51.87 % Hber.: 5.66 % Hgef.: 6.57 % Ausbeute: Elementaranalyse: 1 Nber.: 3.57 % Ngef.: 3.08 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 0.85 (dd, 6Hδ; J= 3.5 Hz), 1.2 (t, NEt3), 1.4-1.7 (m, 1Hγ,2Hβ; J = 6Hz) 3.1 (m, NEt3), 3.15 (t, 1Hα; J= 5 Hz), 3.2 (s, MeOH), 5.8 (s,s 10H,Cp). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3421 m,, 3093 m, 2954 m, 1647 vs, 1600 m,sh, 1468 w, 1422 w, 1366 m, 1331 m, 1244 w, 1211 w, 1070 w, 992 w, 917 w, 841 m, 559 m. ESI-MS: m/z (%) = 351 (100), 369 (11). Röntgenstrukturanalyse: siehe Anhang 81 1.5.3.1.3 Valin (Val2,Mo) 0.2 g D,L-Valin (1.69 mmol) werden in 20 mL entgastem Wasser unter Schlenkbedingungen suspendiert und lösen sich nach der Zugabe von 0.23 mL Triethylamin (1.68 mmol) vollständig. Nach zehnminütigem Rühren bei Raumtemperatur wird 0.5 g Cp2MoCl2 (1.68 mmol) zugegeben und die nun olivgrüne Suspension wird über Nacht (18 h) am Rückfluß erhitzt. Das dunkelrote Reaktionsgemisch wird über ein Papierfilter filtriert und das Filtrat wird im Ölpumpenvakuum bis zur Trockne eingeengt, mit etwas Methanol suspendiert und wiederum über Papierfilter filtriert. Die methanolische Lösung wird etwas eingeengt und auf eine Alumni B-Säule aufgetragen. Die Eluierung erfolgt mit Diethylether, Dichlormethan und Methanol. Sowohl die Diethylether- als auch die methanolische Fraktion waren dunkelrot gefärbt. Die Dichlormethanphase blieb farblos. Das Lösungsmittel wurde aus der dunkelroten, methanolischen Produktfraktion entfernt. Der entstandene dunkelrote Fesstoff ist luft- und feuchtigkeitsstabil. C15H22ClNO3Mo (395.72 g/mol) Cber.: 45.53 % Cgef.: 45.62 % Hber.: 5.60 % Hgef.: 5.78 % Ausbeute: Elementaranalyse: 1 Nber.: 3.54 % Ngef.: 3.76 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 0.80 (d, 3Hγ; J= 7 Hz), 0.95 (d, 3Hγ; J= 7Hz), 1.3 (t, NEt3), 2.2 (m, 2Hβ; J1= 7 Hz; J2= 3 Hz), 3.1 (q, NEt3), 3.25 (s, MeOH), 3.05 (d, 1Hα; J= 3.3 Hz), 5.83 (s, 5H, Cp), 5.85 (s, 5H, Cp). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3426 m, 3087 m, 2962 w, 1644 vs, 1599 m, 1421 w, 1364 m, 1338 s, 1310 m, 1255 m, 1222 m, 1009 m, 903 w, 847 m, 797 w, 554 w, 475 w. ESI-MS: m/z (%) = 102 (30), 239 (5), 344 (100). Röntgenstrukturanalyse: siehe Anhang 82 1.5.3.1.4 Prolin (Pro1,Mo) 0.23 g L-Prolin (2 mmol) werden in entgastem Wasser unter Schutzgasatmosphäre suspendiert und lösen sich nach der Zugabe von 0.28 mL Triethylamin (2 mmol) vollständig auf. Die klare Lösung wird zehn Minuten bei Raumteperatur gerührt. 0.3 g Dicyclopentadienylmolybdändichlorid (1 mmol) werden zugegeben und nach halbstündigem Rühren bei RT wird das Reaktionsgemisch zum Rückfluß ca. fünf Stunden erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wird das Gemisch über ein Papierfilter filtriert, das Lösungsmittel wird im dynamischen Ölpumpenvakuum entfernt,. Der Rückstand wird in Methanol aufgenommen und wiederum mittels Papierfilter filtriert. Die methanolische, klare auberginenfarbene Lösung wird etwas eingeengt und auf eine mit Dichlormethan aufgeschlemmte Alumni BSäule aufgetragen. Die Eluierung erfolgt mit Dichlormethan, Diethylether und Methanol. Die gereinigte methanolische Phase wird zum Teil für Kristallisationszwecke verwendet und zum Teil bis zum Feststoff im dynamische Vakuum getrocknet und zu Analysezwecken verwendet. Es ist ein dunkelroter Fesstoff mit Lila-Stich (auberginenfarben) entstanden, der weder luft- noch feuchtigkeitsempfindlich ist. C15H20ClNO3Mo ( 393.70 g/mol) Elementaranalyse: 1 Cber.: 45.76 % Cgef.: 45.19 % Hber.: 5.12 % Hgef.: 5.17 % Nber.: 3.56 % Nber.: 3.43 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 1.2 (t, NEt3), 1.5-2.0 (m, 2Hγ; Jβ,γ= 8 Hz; Jγ,δ= 11 Hz ), 2.2 (t, 2Hδ; Jγ,δ= 11 Hz), 2.5 (m, 2Hβ; Jβ, α= 11 Hz; Jβ,γ= 8 Hz), 3.1 (m, NEt3), 3.2 (s, MeOH), 3.6 (t, 1Hα; Jα,β= 11), 5.95 (s, 10H, Cp). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3419 m, 3079 m, 2977 m, 2942 m, 27739 w, 2676 m, 2603 s, 2530 w, 2496 s, 2356 w, 1644 s, 1475 m, 1444 m, 1397 m, 1383 m, 1363 m, 1298 m, 1266 mw, 1172 m, 1072 w, 1036 m, 922 w, 850 m, 807 w, 629 w. ESI-MS: m/z (%) = 229 (84), 245 (34), 260 (6), 242 (100), 679 (29), 715 (6). ( alle Peaks sind Molybdänhaltig) 83 1.5.3.1.5 Serin (Ser2,Mo) 0.26 g L-Serin (2.5 mmol) werden in entgastem, destilliertem Wasser suspendiert und lösen sich vollständig nach der Zugabe von 0.4 mL Triethylamin (ca 2.5 mmol). Nach zehnminütigem Rühren bei RT wird 0.75 g Cp2MoCl2 (2.5 mmol) zugegeben und das olivgrüne Reaktionsgemisch wird zwei Tage zum Rückfluß erhitzt. Die nun dunkelrote Suspension wird nach Abkühlen auf RT über ein Papierfilter filtriert. Das Lösungsmittel wird im dynamischen Vakuum entfernt und der Rückstand wird in Methanol aufgenommen. Nach wiederholten Filtrieren wird die klare, dunkelrote Lösung etwas eingeengt und auf eine Alumni B-Säule aufgetragen. Die Eluierung erfolgt mit Dichlormethan, Diethylether und Methanol. Die orangefarbene methanolische Lösung wird bis zur Trockne eingeengt und für Analysezwecke verwendet. Lediglich Kristallisationsansätze in Methanol und Abdampfen ergeben Kristalle, die aber bisher nicht röntgentauglich sind. C14H19NO4Mo Ausbeute: 0.71 g (78 %) Elementaranalyse: Cber.: 46.55 % Cgef.: 45.62 % 1 (361.24 g/mol) [Cp2MoSer](OCH3) Hber.. 5.30 % Hgef.: 5.78 % Nber.: 3.87 % Ngef.: 3.76 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 1.2 (t, NEt3), 3.1 (m, NEt3), 3.35 (t, 1Hα; J= 7.6 Hz), 3.85 (d 2Hβ; J= 7.5 Hz), 5.75 (s, klein, HCp), 5.8 (s, HCp). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3421 m, 3091 w, 2369 w, 2342 w, 1645 vs, 1425 w, 1326 w, 1263 w, 1237 w, 1191 w, 1072 w, 1019 w, 841 w. ESI-MS : m/z (%) = 102 (100), 239 (14), 332 (93), 485 (5). 84 1.5.3.1.6 Histidin (His1,Mo) 0.26 g L-Histidin (1.67 mmol) werden in entgastem Wasser suspendiert, 0.2 mL Triethylamin (ca 1.67 mmol) wird zugegeben und die klare, farblose Lösung wird nach zehnminütigem Rühren bei RT mit 0.5 g Cp2MoCl2 (1.67 mmol) versetzt. Die olivgüne Suspension wird über Nacht (18 h) zum Rückfluß erwärmt. Das dunkelrote Reaktionsgemisch wird filtriert und das Filtrat wird vom Lösungsmittel befreit. Der Rückstand wird in etwas Methanol aufgenommen. Nach wiederholtem Filtrieren wird die rote Lösung etwas eingeengt und auf eine Alumni B-Säule aufgetragen. Die Eluierung erfolgt mit Dichlormethan, Diethylether und Methanol. Die rote methanolische Fraktion wird zur Trockne eingeengt und der Feststoff wird zu Analysezwecken und Kristallisationsansätzen verwendet. Lediglich das Abdampfen der methanolischen Lösung ergibt kristallines Produkt, daß aber aufgrund von Verwachsungen nicht röntgentauglich ist. C17H21Cl3N3O2Mo (501.49g/mol) Ausbeute: 0.62 g (74 %) Elementaranalyse: Cber.: 40.70 % Cgef.: 40.54 % 1 Hber.: Hgef.: [Cp2MoHis]Cl·CH2Cl2 4.22 % 4.28 % Nber.: 8.37 % Ngef.: 8.40 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 1.2 (t, NEt3), 3.2 (m, 2H,β, NEt3), 3.3 (s, MeOH), 3.5 (t, 1H,α), 5.75 (s, H,Cp), 5.95 (s, H,Cp), 7.1 (s, 1H,γ), 7.85 (s, 1H,δ). IR (in KBr) : ν in [cm-1] = 3419 s, 3094 s, 2976 m, 2603 m, 2495 m, 1652 s, 1475 w, 1429 w, 1383 w, 1309 w, 1267 w, 1171 w, 1079 w, 1035 w, 849 w, 622 w, 559, 493 w. 85 1.5.3.1.7 Tryptophan (Try2,Mo) Zu einer olivgrünen Suspension von 2.0 g Cp2MoCl2 (6.76 mmol) in entgastem Wasser werden gleiche Äquivalente L-Tryptophan (6.76 mmol, 1.37g) und Triethylamin ( ca. 6.76 mmol, 0.94 mL) zugegeben. Das Reaktionsgemisch wird mehrere Stunden zum Rückfluß erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wird die dunkelrote Suspension filtiriert und das Lösungsmittel wird entfernt. Der Rückstand wird in Methanol gelöst. Nach erneuter Filtration wird die rote, klare Lösung etwas eingeent und auf eine Alumni B-Säule aufgetragen. Die Eluierung erfolgt mit Dichlormethan, Diethylether und Methanol. Sowohl die Dichlormethan als auch die methanolische Phase sind rot gefärbt. Die methanolische Phase wird zur Trockne eingeengt und zu Analysezwecken und für Kristallisationsansätzen verwendet. Aus der Dichlormethanphase entstehen beim Abdampfen lange, dunkelrote verwachsene, nicht röntgentaugliche Nadeln. C21H21ClN2O2Mo ( 463.78 g/mol) Es wurde keine Elementaranalyse durchgeführt. 1 H-NMR (300 MHz, D2O) :δ in [ppm] = 1.2 (t, NEt3), 2.1 (s, Aceton), 3.1-3.3 (m, q, NEt3, 1Hγ), 3.5 (dd, 2Hβ), 3.4 (t, 1Hα), 5.1 (s, HCp), 5.8 (s, HCp), 7.2 ( m, Hδ), 7.6 (m, Hδ). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3417 m, 3095 m, 2283 w, 1645 s, 1425 m, 1374 m, 1342 m, 1316 m, 1254 m, 1010 w, 842 m, 740 m, 557 m. ESI-MS : m/z (%) 119 (25), 183 (5), 430 (100). ( nur der Molpeak bei 430 ist Molybdan-haltig) = 86 1.5.3.2 Aminosäureverbindungen des Titans 1.5.3.2.1 Umsetzung mit Phenylalanin Variante a (Phe4,Ti) Zu einer roten Suspension aus 0.5 g Titanocendichlorid ( 2 mmol) in 18 mL Methanol werden 0.66 g L-Phenylalanin (4mmol) zugegeben und 20 h bei Raumtemperatur gerührt. Die gelborange, klare Lösung wird im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und 2 h getrocknet. Der gelborange, glänzende Feststoff ist luftstabil, sehr gut löslich in Methanol und Wasser, weniger gut löslich in i-Propanol. C20H28Cl2N2O6Ti Ausbeute: 0.88 g Elementaranalyse: Cber.: 46.98% Cgef.: 46.59 % 1 (M: 511.21 g/mol) [(MeO)2TiPhe2]Cl2 Hber.: 5.52 % Hgef.. 5.50 % Nber.: 5.47 % Ngef.: 6.76 % (86 %) H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 3.1 (m, 2Hβ ), 3.3 (m, 2Hβ ), 3.75 (s,OMe), 4.1 (t, 1Hα), 7.3 (m, 5Hγ ). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3419 m, 3027 vs, 2950 s, 1957 w, 1683 s, 1596 m, 1496 s, 1479 s, 1447 m, 1217 w, 1138 w, 1081 w, 814 s, 744 s, 701 s, 642 m, 563 m, 481 w, 420 w. ESI-MS: m/z (%) = 166 (40), 335 (100), 340 (11), 342 (7). Variante b (Phe3,Ti) Zu einer roten Suspension von 0.5 g Titanocendichlorid ( 2 mmol) in 5 mL Methanol wird 0.66 g L-Phenylalanin (4 mmol) zugegeben und zwei Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Die orange, klare Lösung wird im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und mehrmals mit Pentan oder Dichlormethan gewaschen, um überschüssiges Titanocendichlorid zu entfernen. Der Rückstand wird zwei Stunden im dynamischen Vakuum getrocknet. Der tief-orange, pulverige Feststoff ist luftstabil und sehr gut löslich in Methanol und Wasser, weniger gut in i-Propanol. C28H32Cl2N2O4Ti Ausbeute: 0.98 g (84 %) Elementaranalyse: Cber.: 58.05 % Cgef.: 54.48 % 1 H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = (M: 579.33 g/mol) Hber.: 5.56 % Nber.: 4.83 % Hgef.: 5.68 % Ngef.: 4.62 % 87 3.2 (m, 2Hβ + s, MeOH), 3.3 (m, 2Hβ), 4.75 (t, Hα), 6.7 (s, 5HCp), 7.45 (m, 5Hγ). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3439 m, 291 m, 2921 m, 2359 w, 1739 w, 1652 vs, 1630 s, 1496 s, 1440 m, 1375 s, 12222265 vs, 1130 m, 1017 w, 983 w, 830 s, 744 m, 701 m, 624 w, 590 w, 542 w, 420 w. ESI-MS: m/z (%) = 166 (80),172 (11), 198 (17), 209 (25), 241 (24), 335 (25), 342 (100), 550 (21). 1.5.3.2.2 Umsetzung mit Leucin Variante a: Leu5,Ti 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) werden in 18 mL Methanol suspendiert und 0.52 g LLeucin (4 mmol) werden zur roten Suspension zugegeben. Nach 20 h Rühren bei Raumtemperatur wird die gelbe, klare Lösung im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und ca. 2 h getrocknet. Das orangegelbe pulverige Produkt ist luftstabil, sehr gut löslich in Wasser und Methanol, weniger gut in i-Propanol und chlorierten Lösungsmitteln. C14H32Cl2N2O6Ti Ausbeute: 0.81 g (92 %) Elementaranalyse: Cber.: 37.94 % Cgef.: 38.98 % 1 (443.17 g/mol) [(MeO)2TiLeu2]Cl2 Hber.: 7.28 % Hgef.: 7.32 % Nber.: 6.32 % Ngef.: 6.48 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 0.9 (dd, 6Hδ, J= 3.7 Hz), 1.6-1.8 (m, 2Hβ, Hγ), 3.8 (s, OMe), 3.9 (t, Hα, J= 4.6 Hz) IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3424 s, 2960 s, 1599 m, 1506 m, 1436 m, 1387 w, 1349 w, 1172 w, 1133 w, 1021 w, 814 m. ESI-MS: m/z (%) 132 (35), 164 (18), 308 (22), 335 (100). = Variante b: Leu4,Ti Zu einer roten Suspension aus 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) in 5 mL Methanol wird 0.52 g L-Leucin (4 mmol) zugegeben. Nach 2h Rühren bei Raumtemperatur wird die dunkelorange Suspension filtriert, der Rückstand wird mehrmals mit Pentan gewaschen (um mögliche überschüssige Reste von Titanocendichlorid zu entfernen) und im dynamischen Vakuum getrocknet. Der orangefarbene pulverige Feststoff ist luftstabil und sehr gut löslich in Wasser und Methanol, weniger gut in i-Propanol und chlorierten Lösungsmitteln. C22H36Cl2N2O4Ti (M: 511.32 g/mol) 88 Ausbeute: 0.73g (71.6 % ) Elementaranalyse: Cber.: 51.68 % Cgef.: 46.59 % 1 Hber.: 7.10 % Nber.: 5.48% Hgef.: 6.80 % Ngef.: 5.38 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 1.0 (m, 6Hδ; J= 4 Hz), 1.6-2.0 (m, Hγ, 2Hβ; J1= 4.5 Hz; J2= 6 Hz), 3.2 (s, MeOH), 3.95 (t, Hα; J= 7 Hz), 6.65 (s, 5HCp). IR (in KBr): ν in cm-1 = 3443 w, 3100 m, 2954 m, 2357 w, 2338 w, 1694 m, 1681 m, 1651 m, 1633 m, 1557 w, 1505 w, 1487 m, 1471 w, 1455 w, 1386 w, 1368 w, 1282 m, 1182 w, 1137 m, 818 s, 667 m, 582 m, ESI-MS: m/z (%) = 132 (66), 164 (23), 209 (15), 241 (12), 308 (100), 335 (30), 516 (20). Raman: ν (cm-1) = 3122 (3), 2901 (3), 1445 (2), 1365 (2), 1133 (10), 1075 (1), 835 (2), 417 (2), 394 (2), 303 (10), 255 (5), 203 (2), 166 (2), 137 (2). 1.5.3.2.3 Umsetzung mit Valin Variante a: Val4,Ti b 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) werden in 18 mL Methanol suspendiert und 0.47 g L-Valin werden zugegeben. Die rote Suspension rührt bei Raumtemperatur 20 h. Die orangefarbene, klare Lösung wird im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und der hellorange pulverige Feststoff wird getrocknet. Das Produkt ist luftstabil, sehr gut löslich in Methanol und Wasser, weniger gut in i-Propanol und chlorierten Lösungsmitteln. C12H28Cl2N2O6Ti Ausbeute: 0.74 g (89 %) Elementaranalyse: Cber.: 34.72 % Cgef.: 34.82 % 1 (415.13 g/mol) [(MeO)2TiVal2]Cl2 Hber.: 6.79 % Nber.: 6.74 % Hgef.: 6.52 % Ngef.: 6.40 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 0.95 (dd, 3Hγ; J1= 7 Hz; J2= 2 Hz), 2,25 (m,Hβ; J2= 3 Hz; J3= 4 Hz), 3.25 (s, MeOH), 3.75 (d, Hα¸J3= 4.5 Hz ). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3419 m, 2971 s, 2359 w, 1959 w, 1729 s, 1611 m, 1487 s, 1435 m, 1353 w, 1220 s, 1168 w, 1063 w, 1030 w, 833 m, 576 w. ESI-MS: m/z (%) 118 (10), 335 (100). Variante b: Val4,Ti a = 89 Zu einer roten Suspension aus 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) in 5 mL Methanol wird 0.47 g L-Valin gegeben. Das Reaktionsgemisch wird zwei Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Die orangefarbene Suspension wird filtriert, in Methanol aufgelöst, wiederum filtriert. Nach mehrmaligem Waschen mit Pentan wird der Rückstand im dynamischen Vakuum getrocknet. Das orangefarbene, glänzende Produkt ist luftstabil, sehr gut löslich in Wasser und Methanol, weniger gut in i-Propanol und chlorierten Lösungsmitteln. C20H32Cl2N2O4Ti Ausbeute: 0.62g (64 %) Elementaranalyse: Cber.: 49.71 % Cgef.: 45.87 % 1 (M: 483.27 g/mol) Hber.: 6.67 % Nber.: 5.80 % Hgef.: 6.70 % Ngef.: 5.87 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 0.95 (dd, 6Hγ), 2.25 (m, Hβ), 3.25 (s, MeOH) 3.75 (d,Hα), 6.4 (s, klein, Cp), 6.55 (s, 5HCp). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3444 m, 2966 s, 2360 w, 1662 s, 1600 m,sh, 1521 s, 14423 w, 1376 s, 1157 w, 1104 w, 1017 w, 827 s, 769 w, 631 w, 588 w, 481 w, 420 w. ESI-MS: m/z (%) = 118 (34), 150 (10), 209 (14), 241 (11), 292 (100), 335 (34), 502 (40). Raman: ν (cm-1) = 3132 (2), 3099 (2), 2966 (4), 2919 (5), 1448 (2), 1364 (1), 1136 (9), 1071 (1), 834 (2), 282 (10), 244 819, 190 819, 147 (1). 1.5.3.2.4 Umsetzung mit Prolin Variante a: Pro2,Ti 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) werden in 18 mL Methanol suspendiert. Zur roten Suspension wird 0.46 g L-Prolin (4 mmol) gegeben und nach 20 h Rühren bei RT wird die gelbe, klare Lösung im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel getrennt und getrocknet. Es entsteht ein gelboranger, glänzender Fesstoff, der luftstabil ist. Das Produkt ist sehr gut löslich in Wasser und Methanol, weniger gut in iPropanol und chlorierten Lösungsmitteln. C12H24Cl2N2O6Ti Ausbeute: 0.72g (88 % ) Elementaranalyse: Cber: 35.06 % Cgef.: 37.85 % 1 (411.10 g/mol) [(MeO)2TiPro2]Cl2 Hber.: 5.88 % Hgef.: 5.08 % Nber.: 6.81 % Ngef.: 8.02 % H-NMR (300 MHz, D20): δ in [ppm] = 1.95 (m,2Hγ), 2.4 (m, 2Hβ), 3.3 (m, 2Hδ + s MeO), 4.2 (t, Hα). 90 IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3421 s, 2950 m, 2369 w, 1736 m, 1617 m, 1439 m, 1038 w, 812 m, 669 m. Variante b: Pro3,Ti Zu einer roten Suspension aus 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) in 5 mL Methanol wird 0.46 g L-Prolin (4 mmol) zugegeben und zwei Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Die klare rote Lösung wird im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit, mehrmals mit Pentan gewaschen und zwei Tage getrocknet. Der entstandene rotbraune, glänzende Feststoff ist hygroskopisch und wird unter Schlenkbedingungen aufbewahrt. C15H28Cl2N2O4Ti Ausbeute: 0.69g (82 %) Elementaranalyse: Cber.: 42.98 % Cgef.: 44.68 % 1 ( 419.155 g/mol) Hber.: 6.73 % Hgef.: 5.87 % Nber.: 6.68 % Ngef.: 5.62 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 2.0 (m,2Hγ), 2.2 (m,2Hβ), 3.3 (m, 2Hδ+ s, MeOH), 3.75 (s) 4.2 (t, Hα), 6.4 (s, kleinCp), 6.55 (s, 5HCp). IR (in KBr). ν in [cm-1] = 3420 s, 2954 m, 1734 w, 1618 s, 1439 m, 1384 m, 1018 w, 830 s, 654 s. 1.5.3.2.5 Umsetzung mit Serin Variante a: Ser4,Ti 0.5g Titanocendichlorid (2mmol) werden in 18mL Methanol suspendiert und 0.42g L-Serin (4mmol) werden zur roten Suspension zugegeben. Nach 34 h Reaktionszeit bei RT wird die nun orangefarbnene Lösung im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und zwei Tage am ölpumpenvakkum getrocknet. Der rotbraune glänzende Fesstoff ist hygroskopisch und wird unter Schlenkbedingungen aufbewahrt. Er ist sehr gut löslich in Methanol und Wasser, weniger gut in i-Propanol und chlorierten Lösungsmitteln. C8H20Cl2N2O8Ti Ausbeute: 0.46g (59 %) Elementaranalyse: Cber.: 24.57 % Cgef.: 30.45 % 1 H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm]= (391.05 g/mol) [(MeO)2TiSer2]Cl2 Hber.: 5.15 % Hgef.: 5.05 % Nber.: 7.15 % Ngef.: 6.06 % 91 3.25 (s, MeO), 3.80 (s), 3.95 (dd, 2Hβ; J= 5 Hz), 4.00 (t, 1Hα; J= 5 Hz). IR (in KBr): ν in [cm-1] ESI-MS: m/z (%) = 3419 s, 2950 m, 2359 w, 1746 w, 1616 m, 1506 m, 1439 w, 1244 m, 1023 w. = 106 (14), 335 (100). Variante b: Ser3,Ti Zu einer roten Suspension von 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) in 5 mL Methanol wird 0.42 g L-Serin (4 mmol) zugegeben und vierzig Minuten bei RT gerührt. Die hellorange Suspension wird filtriert und der Rückstand wird mehrmals mit Pentan gewaschen. Der hellorangefarbene pulverige Feststoff wird mehrere Stunden im dynamischen Vakuum getrocknet. Er ist sehr gut in Wasser und Methanol löslich, gut in DMSO (wobei er sich in der Hitze zersetzt und es nicht auszuschließen ist, daß er sich grundsätzlich nach einiger Zeit in DMSO zersetzt), weniger gut in i-Propanol und chlorierten Lösungsmitteln, gar nicht in THF und Acetonitril. C16H24Cl2N2O6Ti Ausbeute: 0.56g (61 %) Elementaranalyse: Cber.: 41.80 % Cgef.: 41.37 % 1 (M: 459.16 g/mol) Hber.: 5.27 % Hgef.: 5.25 % Nber.: 6.10 % Ngef.: 6.34 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 4.05 (m, Hα+ 2Hβ), 6.58 (s, klein), 6.7 (s, HCp). IR ( in KBr): ν in [cm-1] ESI-MS: m/z (%) Raman: ν (cm-1) = 3426 m, 2927 m, 1979 w, 1664 vs, 1596 m, 1498 m, 1458 w, 1442 w, 1366 m, 1337 m, 1315 m, 1291 s, 1266 s, 1149 m, 1085 w, 1027 m, 831 s, 627 m, 573 w, 526 w, 423 m. = = 106 (17), 335 (100), 676 (11). 3124 (3), 2952 (2), 2889 (1), 1672 (1), 1440 (1), 1130 (10), 1069 (1), 833 (1), 424 (2), 373 81), 258 (9), 146 (1). 1.5.3.2.6 Umsetzung mit Histidin (His,Ti) Zu einer roten Suspension aus 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) in 5 mL Methanol wird 0.62 g L-Histidin zugegeben und bei RT gerührt. Schon nach ein paar Minuten beginnt sich die rote Suspension zu einer milchig-weißen Suspension zu entfärben. Nach ca 30 Minuten ist die Reaktion beendet. Die Suspension wird filtriert, mehrmals mit Pentan gewaschen und im dynamischen Vakuum mehrere Stunden getrocknet. 92 Das cremeweiße pulverige Produkt ist mäßig löslich in Wasser und ansonsten in allen gängigen Lösungsmitteln schwer bis gar nicht löslich. C12H18Cl2N6O4Ti Ausbeute: 0.72 g (84 %) Elementaranalyse: Cber.: 33.75 % Cgef.: 33.97 % 1 (M: 427.08 g/mol) Hber. : 3.78 % Hgef.: 5.69 % Nber.: 19.69 % Ngef.: 18.01 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 3.3 (m, 2Hβ), 3.95 (t, Hα), 7.35 (s, Hγ), 8.6 (s, Hδ). IR (in KBr): ν in [cm-1] ESI-MS: m/z (%) = Raman: ν (cm-1) = = 3412 vs, 3240 s,sh, 3157 vs, 3108 vs, 3083 vs, 3022 vs, 2940 vs, 2890 vs, 2790 s, 2740 s, 2713 s, 2625, 2560 m,sh, 2460 m,sh, 2012 m, 1639 vs, 1606vs, 1582 vs, 1500 s, 1478 s,sh, 1450 s, 1431 s, 1415 s, 1336 vs, 1311 s, 1287 s, 1272 m, 1261 m, 1248 m, 1187 m, 1169m, 1144 s, 1124 m, 1087 m, 1064 m, 979 m, 961 s, 918 m, 867 s, 824 s, 806 m, 652 m, 626 s, 537 m. 3158 (2), 3126 (4), 3109 (4), 2970 (6), 2947 (10), 2895 (4), 1483 (5), 1448 (5), 1431 (4), 1360 (3), 1317 (3), 1261 (4), 1189 (3), 1160 (4), 1127 (5), 1065 (3=, 975 (3), 961 (2), 874 (2), 823 (2), 804 (4), 605 (3), 382 (2), 266 (4), 155 (8), 132 (6), 115 (2). 1.5.3.2.7 Umsetzung mit Tryptophan Variante a: Try1,Ti 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) werden in 18 mL Methanol suspendiert und 0.82 g LTryptophan (4 mmol) werden dazugegeben. Nach 20h Rühren bei RT wird die klare rotbraune Lösung im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und mehrere Stunden am Ölpumpemvakuum getrocknet. Der eigelbfarbene pulverige Feststoff ist ausgezeichnet löslich in Methanol und Wasser, weniger gut in i-Propanol und gar nicht bis kaum in chlorierten Lösungsmitteln. C24H30Cl2N4O6Ti Ausbeute: 1.11g (95 %) Elementaranalyse: Cber.: 48.92 % Cgef.: 48.26 % 1 H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = (589.28 g/mol) [(MeO)2TiTry2]Cl2 Hber.: 5.13 % Hgef.: 4.38 % Nber.: 9.50 % Ngef.: 8.08 % 93 3.25 (s, OMe), 3.3 (dd, 2Hβ; J= 7 Hz), 3.5 (m, Hγ), 4.25 (t, 1Hα; J= 7 Hz), 7.25 (m, Hδ; J= 8 Hz), 7.45 (dd, Hδ; J= 7.8 Hz). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3390 vs, 2937 s, 1736 s, 1581 m, 1459 m, 1433 m, 1349 w, 1233 w, 1193 m, 1096 w, 1057 w, 1013 w, 812 w, 750 s. Variante b: Try2,Ti Zu einer roten Suspension aus 0.5 g Titanocendichlorid (2 mmol) in 5 mL Methanol wird 0.82 g L-Tryptophan (4 mmol) zugegeben und die zunächst orange Suspension wird zwei Stunden bei RT gerührt. Das Lösungsmittel wird von der nun orangroten klaren Lösung im dynamischen Vakuum entfernt. Der rückstand wird mehrmals mit Pentan gewaschen. Anschließend wird der tieforange glänzende Feststoff mehrere Stunden am Ölpumpenvakuum getrocknet. Er ist sehr gut löslich in Wasser und Methanol, weniger gut in i-Propanol und schlecht bis gar nicht in chlorierten Lösungsmitteln. C32H34Cl2N4O4Ti Ausbeute: 1.21g (92 %) Elementaranalyse: Cber.: 58.46 % Cgef.: 56.45 % 1 (657.35 g/mol) Hber.: 5.21 % Hgef.: 4.77 % Nber.: 8.52 % Ngef.: 8.51 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 3.20 (s, MeOH), 3.30 (dd, Hβ, J= 7.5 Hz), 3.45 (dd, Hβ; J1= 7.7 Hz; J2= 5.3 Hz), 4.15 (t, Hα; J= 5.6 Hz), 6.55 (s, HCp), 7.2 (m, Hδ; J1= 7.6 Hz; J2= 5.6 Hz), 7.45 (d, Hδ; J= 8 Hz), 7.65 (d, Hδ; J= 8 Hz). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3404 m, 2919 m, 2360 w, 1647 s, 1491 m, 1458 m, 1438 m, 1382 m, 1276 m, 1100 w, 1014 w, 829 m, 744 w, 553 s, 424 vs. 1.5.3.2.8 Umsetzung mit Glycyl-L-Leucin Variante a: GL2,Ti 0.25 g Titanocendichlorid (1 mmol) werden in 18 mL Methanol suspendiert und 0.37 g Glycyl-L-Leucin (2 mmol) werden dazugegebn. Die rote Suspension wird 34 h bei RT gerührt. Die d gelbe klare Lösung wird im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und der Rückstand wird mehrere Stunden am Ölpumpenvakuum getrocknet. Der feine, gelborange glänzende Feststoff ist sehr gut löslich in Methanol und Wasser, weniger gut in iPropanol und schlecht bis gar nicht in chlorierten Lösungsmitteln. 94 C18H36Cl2N4O10Ti Ausbeute: 0.43g (73 %) Elementaranalyse: Cber.: 36.81 % Cgef.: 37.70 % 1 (587.25 g/mol) [(MeO)2TiGL2]Cl2 Hber.: 6.18 % Hgef.: 6.57 % Nber.: 9.53 % Ngef.: 9.66 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 0.8 (dd, 6Hleu; J= 6 Hz), 1.6 (m, Hleu; J= 6.6 Hz), 3.6 (s, 2Hgly), 3.8 (s), 4.3 (t, Hα; J= 7 Hz). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3450 m, 3250 m, 3100 m, 2959 s, 1681 s, 1557 s, 1471 m, 1434 m, 1272 w, 1157 w, 1125 w, 911 w. Variante b: GL1,Ti Zu einer roten Suspension aus 0.5g Titanocendichlorid (2mmol) in 5 mL Methanol wird 0.75g Glycyl-L-leucin zugegeben und zwei Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Die dunkelorange klare Lösung wird im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und der rotbraune, glänzende Feststoff wird mehrere Stunden getrocknet. Er ist sehr gut löslich in Methanol und Wasser, weniger gut in p-Propanol, Ethanol, Toluol, Chloroform, Dichlormethan, THF, Acetonitril und gar nicht löslich in Pentan und Heptan. C26H40Cl2N4O8Ti Ausbeute: 0.97g (74 %) Elementaranalyse: Cber.: 47.64 % Cgef.: 44.59 % 1 (655.35 g/mol) Hber.: 6.18 % Hgef.: 6.33 % Nber.: 8.54 % Ngef.: 9.04 % H-NMR (300 MHz, D2O): δ in [ppm] = 0.8 (dd, 6Hleu; J= 6 Hz), 1.6 (m, Hleu; J= 6.6 Hz), 3.6 (s, 2Hgly), 3.8 (s), 4.3 (t, Hα; J= 7 Hz), 6.5 (s, HCp). IR (in KBr): ν in [cm-1] = 3420 m, 3200m, 3100 m, 2957 s, 1681 vs, 1556 s, 1470 m, 1439m, 1368 m, 1158 m, 1124 w, 1019 w, 914 w, 821 m, 589 m, 457 w. 95 1.6 Anhang II Die Aminosäuren O H2N CH O C OH H2N CH2 CH CH C CH CH3 O OH H2N CH C OH CH2 CH3 CH3 CH3 Valin (Val) Leucin (Leu) Phenylalanin (Phe) O H2N CH C OH CH2 OH Serin (Ser) O O H2N CH C H2N OH CH C OH CH2 CH2 N HN NH Tryptophan ( Try) Histidin (His) H N C OH O Prolin (Pro) Anhang Abb. 1 Verwendete Aminosäuren 96 1.6.1 Zusammenfassung und Interpretation der analytischen Daten 1.6.1.1 Molybdocen-Verbindungen mit Serin, Histidin, Tryptophan und Prolin 1.6.1.1.1 Darstellung und Eigenschaften der Verbindungen Die Darstellung der Verbindungen erfolgt gemäß der Vorschrift von Gore und Green. Cp2MoCl2 wird in entgastem Wasser unter Schutzgasatmosphäre suspendiert, mit gleichen Äquivalenten Aminosäure und Triethylamin versetzt und bis zur intensiven Rotfärbung der Reaktionslösung zum Rückfluß erwärmt. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur wird die dunkelrote Suspension filtriert. Das Filtrat wird im dynamischen Vakuum vom Lösungsmittel befreit und in wenig Methanol aufgenommen. Die methanolische Lösung wird auf eine Alumni B Säule aufgetragen und mit Dichlormethan, Diethylether und anschließend mit Methanol eluiert. Die tiefrote methanolische Lösung wird vom Lösungsmittel befreit und im dynamischen Vakuum 3-5 h Stunden getrocknet. Der dunkelrote Feststoff ist luft- und feuchtigkeitsstabil, sehr gut in Wasser und Methanol löslich, weniger gut in Dichlormethan. Kristallisationsversuche aus Dichlormethan und Abkühlen ergaben bei den Histidin- und Serin-Verbindungen zwar Kristalle. Sie waren jedoch nicht röntgentauglich. Kristallisationsansätze aus Methanol und langsam Abdampfen lassen, führten zu verwachsenen oder zu kleinen Kristallen, die nicht für die Strukturanalyse geeignet waren. Die Tryptophan- und Prolin-Verbindungen ließen sich gar nicht kristallisieren. Die Reaktionsroute ist in Kapitel 1.3: Ergebnisse und Diskussion dargestellt. 1.6.1.1.2 IR-Spektroskopische Untersuchungen In der folgenden Tabelle 1 sind die relevanten IR-Spektroskopischen Daten der MolybdocenAminosäure-Verbindungen aufgelistet. Sie stimmen im wesentlichen mit den Daten der strukturell charakterisierten Verbindungen des Phenylalanins, Leucins und Valins überein. Tabelle 1: Relevante IR-Daten der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen mit Serin, Histidin, Prolin und Tryptophan IR-Banden [cm-1] H2O νCH; CH,Cp; NH νas, CO2 νas, NH2 νsym,CO2 γCH,Cp/NH [Cp2MoSer]Cl [Cp2MoHis]Cl [Cp2MoPro]Cl [Cp2MoTry]Cl 3419 2297 1644 1363 807 3421 3091 1645 1326 841 3419 22976 1652 1309 849 3417 3095 1645 1316 842 97 1.6.1.1.3 1 H-NMR-Spektroskopie Die 1H-NMR-Spektren dieser Verbindungen weisen ebenfalls am α-Proton relativ starke Hochfeldverschiebungen zu niedrigeren Werten der chemischen Verschiebung δ hin (im Vergleich zu den freien, nicht gebundenen Aminosäuren). Die Signale der Cp-Ring-Protonen zeigen zum Teil zwei ausgeprägte Singulett-Signale, oder sind nur sehr leicht verschieden. Auch hier kommt die unterschiedliche chemische Verschiebung durch die unterschiedliche chemische Umgebung, die durch den N,O-Chelat zustande kommt. In der Tabelle 2 sind die signifikanten 1H-NMR-Signale zusammengestellt. Tabelle 2: 1 H-NMR-Daten der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen Histidin, Prolin und Tryptophan (D2O, δ in [ppm]) Verbindungen Hα H,Cp [Cp2MoSer]Cl [Cp2MoHis]Cl [Cp2MoPro]Cl [Cp2MoTry]Cl 3.35 t, J = 7.6 Hz 3.5 t 3.60 t, J = 11 Hz 3.4 t 5.75 s, 5.8 s 5.75 s, 5.95 s 5.95 s 5.1 s. 5.95 s mit Serin, 1.6.1.1.4 ESI-Massenspektroskopie Einige Verbindungen wurden mittels ESI-Massenspektroskopie untersucht. Hier konnte ebenfalls beobachtet werden, dass das Molekül-Signal der Zusammensetzung [Cp2MoAS]+, das am stärksten ausgeprägte Signal darstellt (AS = Aminosäure). Freie Aminosäure, Aminosäure-Addukte oder andere Molybdäns-Spezies ohne Aminosäure konnten nicht beobachtet werden. Eine Ausnahme bildet die Prolin-Verbindung. Da sind alle Signale Molybdän-haltig. In der Tabelle 3 sind charakteristische Signale und deren Zuordnung aufgelistet. Tabelle 3: ESI-MS-Daten der Molybdocen-Aminosäure-Verbindungen Verbindung Molekül-Peak Freie Aminosäure NEt3 und Addukte in + [M] in M/z M/z oder Addukte [Cp2MoSer]Cl 332 102, 239 [Cp2MoHis]Cl [Cp2MoPro]Cl * 242 109, 239 [Cp2MoTry]Cl 430 * weiter Mo-haltige Signale sind im Spektrum erkennbar, Auflistung siehe Experimentalteil 1.6.1.2 Zusammenfassung Aus dem Vergleich der IR-, NMR- und ESI-Massenspektroskopischen Daten wird für die Molybdocen-Verbindungen mit Serin, Histidin, Prolin und Tryptophan ebenfalls eine N,OChelatstruktur der jeweiligen Aminosäure an das Molybdocenfragment gefolgert ( siehe Kapitel 1.3: Ergebnisse und Diskussion). Leider ist es bisher nicht gelungen, für die Röntgenstrukturanalyse geeignete Kristalle zu züchten. Die Serin- und Histidin-MolybdocenVerbindungen scheinen dabei aber am vielversprechendsten zu sein. Sie kristallisieren sowohl aus Dichlormethan beim Kühlen auf ca. –18 ° C oder aus Methanol beim langsamen 98 Abdampfen, aber bisher nicht als Einkristalle. Modifizierungen der Kristallisationsbedingungen könnten erfolgreich sein. Bei den Tryptophan- und ProlinMolybdocen-Verbindungen ist es bisher nicht gelungen, kristallines Material zu erhalten. Die Tryptophan- und Histidin-Molybdocen-Verbindungen sind erstmals in dieser Arbeit dargestellt und strukturell beschrieben worden. Die hier vorgestellten Verbindungen sind bisher nicht auf ihr Verhalten in Lösung untersucht worden. 1.6.1.3 Titanocen-Verbindungen mit Serin, Histidin, Tryptophan, Glycyl-Leucin 1.6.1.3.1 Darstellung und Eigenschaften Die Darstellung erfolgt nach der Vorschrift von Tornieporth-Oetting für die Aminosäuren Glycin und Alanin. Die hier vorgestellten Verbindungen mit Serin, Histidin, Prolin, Tryptophan, Leucin und Valin sowie dem Mini-Peptid Glycyl-Leucin wurden erstmals von mir während der Diplomarbeit an der TU-Berlin oder im Rahmen dieser Dissertation dargestellt und strukturell beschrieben. Titanocendichlorid wird in wenig Methanol suspendiert, mit zwei Äquivalenten Aminosäure versetzt und 1-3 h bei Raumtemperatur gerührt. Das Lösungsmittel wird entfernt und der Rückstand wird mehrmals mit Pentan oder Dichlormethan gewaschen und anschließen ca. 3 h im dynamischen Vakuum getrocknet. Es entstehen luftstabile intensiv-orange gefärbte Feststoffe, die sehr gut in Methanol, gut in Wasser und kaum in organischen und chlorierten Lösungsmitteln löslich sind. Eine Ausnahme bildet die Histidin-Verbindung, die in allen bisher ausprobierten Lösungsmitteln schwer löslich ist. Sie sind bis zu 150-170° C temperaturstabil. Die Reaktionsroute ist in Kapitel 1.3: Ergebnisse und Diskussion, dargestellt. 1.6.1.3.2 IR- und Raman-Spektroskopische Untersuchungen In Tabelle 4 sind die relevanten IR-Spektroskopischen Daten der Titanocen-AminosäureVerbindungen aufgelistet. Sie stimmen im wesentlichen mit den Daten der strukturell charakterisierten Verbindungen von Tornieporth-Oetting (bei den Glycin-, Alanin- und Phenylalanin-Komplexen) überein. Tabelle 4: Relevante IR-Banden der Titanocen-Aminosäure-Verbindungen IR-Banden [cm-1] H2O νCH; CH,Cp; NH νas, CO2 νas, NH2 νsym,CO2 γCH,Cp/NH [Cp2TiSer2]Cl2 « Ti-His » [Cp2TiPro2]Cl2 [Cp2TiTry2]Cl2 3420 2954 1618 1384 830 3426 2927 1664 1337 831 3412 2940 1639 1582 1336 824 3404 2919 1647 1382 829 Von den Titanocen-Verbindungen mit Histdin und Serin wurden Raman-Spektren aufgenommen. In der Tabelle 5 sind signifikante Raman-spektroskopische Daten der Verbindungen zusammengestellt. Auffällig ist auch hier das Auftreten einer sehr intensiven 99 Bande im Bereich von 255-280 cm-1, die nicht zugeordnet werden konnte. Sie kann aber als charakteristisch für die (1:2)-Titanocen-Aminosäure-Komplexe betrachtete werden. Tabelle 5: Signifikante Raman-Banden der Titanocen-Aminosäure-Verbinduingen mit Histidin und Serin Raman-Banden [cm-1] CH, Cp CHgesättigt Cp-Ring ??? 1.6.1.3.3 1 [Cp2TiSer2]Cl2 3124 2952 1130 258 “Ti-His2 ” 3126 2970 266 H-NMR-Untersuchungen Alle Titanocen-Aminosäure-Verbindungen zeigen deutliche Tieffeldverschiebungen des am α-C gebundenen Protons und mit Ausnahme der Histidin-Verbindung je ein deutlich ausgeprägtes Signal für die Cp-Ring-Protonen. Es konnten keine Signale der freien, unkoordinierten Aminosäuren beobachtet werden. Auch hier konnte durch mehrmaliges Waschen mit Pentan oder Dichlormethan ausgeschlossen werden, dass sich unumgesetztes Titanocendichlorid in den Produkten befindet. In der Tabelle 6 sind charakteristische Protonensignale der Verbindungen aufgeführt. Tabelle 6: Charakteristische 1H-NMR-Daten der Titanocen-Aminosäure-Komplexe (D2O, δ in [ppm] Verbindungen [Cp2TiSer2]Cl2 “Ti-His2” [Cp2TiPro2]Cl2 [Cp2TiTry2]Cl2 Hα 4.05 t 3.95 t 4.20 t 4.15 t, J = 5.6 Hz H,Cp 6.70 s 6.55 s 6.55 s Durch Variation der Reaktionsbedingungen („Überschuss“ an Methanol, Reaktionszeiten von 12-15 h) erhält man auch hier hellorange bis gelbe Feststoffe, die im 1H-NMR keine CpSignale mehr aufweisen und stattdessen ausgeprägte Merthanol-Signale zu erkennen sind. Die Signale für die Hα-Protonen bleiben, verglichen mit den Titanocen-Aminosäure-Komplexen, im wesentlichen unverändert. In der Tabelle 7 ist eine Zusammenstellung der 1H-NMRSignale zu sehen. Tabelle 7: Hα-Signale der Titan-Aminosäure-Verbindungen ohne Cp-Liganden Verbindungen [(MeO)2TiSer]Cl2 [(MeO)2TiPro]Cl2 [(MeO)2TiPro]Cl2 Hα 4.00 t 4.00 t 4.25 t H, MeO 3..3 s 3.25 s 3.25 s 100 Einige der Verbindungen wurden mit ESI-Massenspektroskopischen Methoden untersucht. Da diese Verbindungen mindestens 1-2 h nach dem Lösen in Methanol/Wasser vermessen wurden, konnten keine [Cp2TiAS]-Spezies in den Spektren (AS = Aminosäure) beobachtet werden. Stattdessen zeigten die Spektren die freien Aminosäuren, deren Addukte, und TiLösungsmittel-Addukte als ausgeprägtesten Signale. 1.6.1.3.4 Zusammenfassung Aus dem Vergleich der IR-, Raman-, 1H-NMR- und ESI-MS-Daten kann für die Verbindungen mit den Aminosäuren Serin, Prolin und Tryptophan auf ähnliche Bindungsund Koordinationsverhältnisse wie die von Tornieport-Oetting charakterisierten TitanocenAminosäure-Komplexe geschlossen werden (Schematische Struktur siehe Abbildung in Kapitel 1.3: Ergebnisse und Diskussion). Das gilt nicht für die Histidin-Verbindung. Sie wird im nächsten Abschnitt getrennt betrachtet. Sie verhalten sich, mit Ausnahme der Histidin-Verbindung in Lösung analog den TitanocenAminosäure-Verbindungen mit Phenylalnin, Leucin und Valin. Allerdings wurden hier keine intensiveren Studien betrieben. 1.6.1.4 Sonderfall Histidin Nach Auswertung des 1H-NMR-Spektrums zeigt sich eine starke Tieffeldverschiebung des αProtons, der Ringprotonen und ebenfalls eine signifikante Tieffeldverschiebung der Protonen der CH2-Gruppe (siehe Abbildung 1). O H2N CH C OH CH2 N NH Anhang Abb. 2 Histidin Struktur Das 14N-NMR-Spektrum zeigte, dass die Aminogruppe der Aminosäure unverändert, d.h. nicht-koordinierend vorliegt. Aber es lässt durch Änderung der Signalform darauf schließen, dass eine Veränderung im Bindungsverhalten bei den Stickstoffatomen des Fünfringes stattgefunden hat. Die Annahme, es handele sich hier um die spontan Bildung eines Doppelchelates aus zwei Histidin-Molekülen, die sowohl über den Sauerstoff der Carboxylgruppe als auch über einen der Ring-Stickstoffe an das Titan koordiniert, erwies sich leider als nicht zutreffend. Die Röntgenstrukturanalyse zeigt (Abbildung 3), dass es sich bei den Kristallen (aus einem Methanol/Wasser-Gemisch durch langsames Abdampfen gezüchtet) um protonierte Histidin-Chlorid-Verbindungen handelt, die kein Titan enthalten. Der N-Ring ist protoniert und das Chlorid-Anion geht Wechselwirkungen mit der Aminogruppe der Aminosäure-Funktion, ein. Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass die Kristallstruktur lediglich Aufschluss darüber gibt, was von der Verbindung in Lösung gegangen ist und daher kristallisiert werden konnte. Bei der Umsetzung von Titanocendichlorid mit zwei Äquivalenten Histidin verfärbt sich die Reaktionssuspension innerhalb kürzester Zeit von rot 101 nach weiß. Das als Feststoff isolierte Produkt ist optisch homogen (die Kristalle wurden aus der Reaktionslösung mit Zusatz von Wasser gezüchtet). Der Feststoff ist sehr schwer löslich in allen gängigen Lösungsmitteln. Daher ist immer noch nicht geklärt, welche Zusammensetzung der weiße Feststoff hat und warum es zu diese spontanen Reaktion (die zur Entfärbung der Reaktionssuspension führt) kommt. Anhang Abb. 3 ESI-MS-Spektrum der Umsetzung von Titanocendichlorid mit Histidin Anhang Abb. 4 Kristallstruktur von Histidin-Chlorid 102 In Abbildung 2 ist das ESI-MS-Spektrum der Histidin-Verbindung dargestellt. Es zeigt weder, dass Ti-His-Spezies vorliegen, noch wiest es den für alle Titanocen-Aminosäureverbindungen typischen Peak bei 335 M/z auf. Lediglich Histidin und seine Addukte sind zu erkennen. Tabelle 8: wichtige Daten zum Kristall und zur Strukturbestimmung von „His“ 'C6 H10 N3 O2, Cl, (H2 O)' Chemische Formel M = 419.27 molare Masse g/mol Kristallgröße 0.5 x 0.4 x 0.3 Kristallsystem orthorhombic Raumgruppe P212121 Gitterparameter a = 6.85592(11) Å α = 90° b = 8.9057(14) Å β = 9o° c = 15.2540(2) Å γ = 90° Zellvolumen 931.8 (3) Å3 Dichte (berechnet) 1.494 g/cm3 Anzahl der Formeleinheiten pro Zelle 2 F(000) 440 µ 0.391 mm-1 Röntgenstrahlung Mo-Kα = 0.71073 2Φ-Bereich 1.23 ≤ 2 Φ ≤ 28.24° hkl-Grenzen -5 ≤ h ≤ 9, -11 ≤ k ≤ 11, -19 ≤ l ≤ 18 Temperatur 180(2) K Gesamtzahl der gemessenen Reflexe 5746 davon Symmetrieunabhängig 2188 beobachtete Reflexe [F02 ≥ 3σ02)] 2056 Parameterzahl 154 maximaler Shift im letzten Verfeinerungszyklus <0.001 1.6.1.4.1 Umsetzung mit dem Mini-Peptid Glycyl-Leucin Titanocendichlorid wurde mit dem Mini-Peptid Glycyl-Leucin umgesetzt. Die experimentellen Daten befinden sich in Kapitel 1.4. Es wurden weder Interpretationen der gesammelten Daten, noch intensiver Untersuchungen der Bindungsverhältnis oder des Verhalten in Lösung unternommen. Kristallisationsversuche ergaben lediglich, dass beim Abdampfen von Methanol oder Wasser ein klebriger, gelleartiger Rückstand entsteht. 103 1.6.2 Röntgenstruktur Daten von Molybdocen mit Phenylalanin,Leucin, Valin 1.6.2.1 Molybdocen-Phenylalanin-Komplex Tabelle 9: wichtige Daten zum Kristall und zur Strukturbestimmung von Phe,Mo Chemische Formel C19H20ClNO2Mo·1.5 H2O molare Masse M = 452.77 g/mol Kristallgröße 0.320 x 0.136 x 0.124 Kristallsystem monoklin Raumgruppe C2 Gitterparameter a = 34.965(4) Å α = 90° b = 6.4547(7) Å β = 91.842° c = 16.560(3) Å γ = 90° Zellvolumen 3735.5(8) Å3 Dichte (berechnet) 1.61 g/cm3 Anzahl der Formeleinheiten pro Zelle 8 F(000) 1848 µ 0.866 mm-1 Röntgenstrahlung Mo-Kα = 0.71073 2Φ-Bereich 1.23 ≤ 2 Φ ≤ 28.24° hkl-Grenzen -29 ≤ h ≤ 33, -8 ≤ k ≤ 7, -21 ≤ l ≤ 10 Temperatur 173(2) K Gesamtzahl der gemessenen Reflexe 5676 davon Symmetrieunabhängig 5042 beobachtete Reflexe [F02 ≥ 3σ02)] 4074 Parameterzahl 493 maximaler Shift im letzten Verfeinerungszyklus <0.003 Ra, Rwb 8.88 %, 8.34 % Goodness-of-fit, GOFc 0.9851.062 a ∑F −F R= ∑F 0 c b 0 R= ∑w ⋅ F − F ∑w ⋅ F 0 2 2 c c GOF = 0 ∑w F 0 − Fc n−p Tabelle 10: Positionen und äquivalente isotrope Temperaturfaktoren der Nichtwasserstoffatome Mo1 0.603390(16) 0.38606(7) z 0.96927(3) Beq/Å2 0.02069(18) C1 0.5454(2) 0.2482(14) 0.9334(5) 0.041(2) C2 0.5452(2) 0.3132(18) 1.0156(5) 0.050(3) C3 0.5478(2) 0.5290(16) 1.0164(4) 0.044(3) C4 0.5494(2) 0.5962(15) 0.9377(5) 0.038(2) C5 0.5480(2) 0.4298(13) 0.8879(4) 0.035(2) C6 0.6634(2) 0.3225(12) 1.0115(3) 0.0313(19) C7 0.6465(2) 0.1242(11) 1.0044(4) 0.0323(18) C8 0.6177(2) 0.1133(13) 1.0613(4) 0.046(2) C9 0.6184(2) 0.3044(14) 1.1049(3) 0.043(2) C10 0.6455(2) 0.4333(12) 1.0750(3) 0.044(2) O1 0.62758(13) 0.6659(7) 0.9314(2) 0.0302(11) C11 0.63958(19) 0.6918(10) 0.8578(3) 0.0248(15) O2 0.65163(14) 0.8561(8) 0.8331(3) 0.0340(13) C12 0.63629(18) 0.5049(10) 0.8026(3) 0.0203(14) C13 0.6732(2) 0.4668(12) 0.7556(3) 0.0273(16) C14 0.7074(2) 0.4170(12) 0.8108(3) 0.0244(17) C15 0.7286(2) 0.5719(12) 0.8464(4) 0.0303(19) C16 0.7590(2) 0.5275(14) 0.9007(4) 0.037(2) C17 0.7682(2) 0.3263(14) 0.9185(4) 0.040(2) Atome x y 2 104 C18 0.7477(3) 0.1698(14) 0.8830(5) C19 0.7172(2) 0.2116(12) 0.8282(4) 0.039(2) 0.030(2) N1 0.62443(14) 0.3138(8) 0.8476(2) 0.0195(11) Mo2 0.896948(16) 0.29535(6) 0.52773(3) 0.02082(18) C21 0.8557(2) 0.3627(14) 0.4229(4) 0.047(2) C22 0.8348(2) 0.2802(13) 0.4883(4) 0.034(2) C23 0.8452(2) 0.0716(12) 0.4983(4) 0.0377(19) C24 0.8731(2) 0.0263(13) 0.4432(4) 0.043(2) C25 0.8783(2) 0.2069(15) 0.3960(3) 0.049(2) C26 0.9527(2) 0.1270(14) 0.5625(4) 0.030(2) C27 0.9541(2) 0.3266(12) 0.5995(4) 0.0288(19) C28 0.9556(2) 0.4781(14) 0.5387(5) 0.037(2) C29 0.9535(2) 0.3777(15) 0.4637(4) 0.037(2) C30 0.9519(2) 0.1610(16) 0.4772(4) 0.039(2) O3 0.87906(13) 0.5850(7) 0.5696(2) 0.0279(11) 0.0257(16) C31 0.86737(19) 0.6130(10) 0.6424(3) O4 0.85587(14) 0.7804(8) 0.6666(2) 0.0346(13) C32 0.86980(19) 0.4264(10) 0.6985(3) 0.0238(16) C33 0.8330(2) 0.3996(13) 0.7469(3) 0.0307(17) C34 0.7978(2) 0.3494(11) 0.6948(3) 0.0257(18) C35 0.7776(2) 0.5093(13) 0.6568(4) 0.033(2) C36 0.7466(3) 0.4653(15) 0.6054(5) 0.042(2) C37 0.7353(2) 0.2630(16) 0.5919(4) 0.042(2) C38 0.7550(3) 0.1048(12) 0.6302(5) 0.041(2) C39 0.7861(2) 0.1496(12) 0.6814(4) 0.0331(19) N2 0.87847(15) 0.2363(8) 0.6517(2) 0.0199(12) O5 0.93143(16) 0.0424(9) 0.7608(3) 0.0379(13) O6 0.48228(19) 0.2596(9) 0.6985(3) 0.0489(15) O7 0.5521(2) -0.1893(12) 0.7592(4) 0.075(2) Cl1 0.57212(5) 0.2430(3) 0.68507(8) 0.0402(5) Cl2 0.96876(6) 0.4325(3) 0.83257(9) 0.0453(5) Tabelle 11: Anisotrope Temperaturfaktoren der Nichtwasserstoffatome in Å2 Atom Mo1 U11 0.0171(5) U22 0.0278(3) U33 0.0173(2) U23 -0.0006(2) U13 0.0037(2) U12 0.0004(3) C1 0.007(6) 0.037(5) 0.079(6) -0.007(4) -0.003(4) 0.001(4) C2 0.014(6) 0.087(7) 0.051(4) 0.035(5) 0.014(3) 0.008(5) C3 0.023(7) 0.069(7) 0.040(4) -0.017(4) 0.005(4) 0.019(5) C4 0.029(6) 0.042(5) 0.042(4) 0.005(3) 0.000(4) 0.010(4) C5 0.018(5) 0.059(6) 0.029(3) -0.003(3) 0.004(3) 0.008(4) C6 0.011(5) 0.057(5) 0.027(3) 0.005(3) 0.001(3) 0.007(4) C7 0.031(6) 0.035(4) 0.030(3) 0.001(2) -0.009(3) 0.013(3) C8 0.041(6) 0.053(5) 0.043(4) 0.027(3) -0.012(4) -0.009(4) C9 0.032(6) 0.075(6) 0.021(3) 0.012(3) 0.004(3) 0.018(5) C10 0.068(7) 0.040(4) 0.023(3) -0.008(3) -0.016(3) 0.001(4) O1 0.032(3) 0.034(2) 0.0257(19) -0.0031(17) 0.0103(18) -0.008(2) C11 0.014(5) 0.034(4) 0.027(3) 0.001(2) 0.005(2) -0.001(3) O2 0.028(4) 0.032(3) 0.043(2) 0.004(2) 0.014(2) -0.006(2) C12 0.007(4) 0.034(3) 0.021(2) 0.002(2) 0.003(2) -0.003(3) C13 0.016(5) 0.045(4) 0.022(3) -0.002(3) 0.007(3) -0.003(3) C14 0.016(5) 0.037(4) 0.021(2) -0.002(3) 0.010(2) -0.006(4) C15 0.017(6) 0.036(4) 0.039(4) -0.008(3) 0.001(3) -0.001(4) C16 0.025(6) 0.045(5) 0.041(4) -0.003(4) -0.008(4) -0.001(4) C17 0.017(6) 0.065(6) 0.038(3) -0.004(4) 0.002(3) 0.009(4) C18 0.043(7) 0.033(4) 0.042(4) 0.005(3) 0.009(4) 0.008(4) C19 0.024(6) 0.039(4) 0.028(3) -0.005(3) 0.008(3) -0.013(4) N1 0.013(4) 0.025(3) 0.021(2) -0.001(2) 0.0047(18) 0.004(3) 105 Mo2 0.0181(5) 0.0282(4) 0.0162(2) -0.0010(2) 0.0031(2) 0.0002(3) C21 0.059(7) 0.051(5) 0.029(3) 0.007(3) -0.019(3) -0.007(5) C22 0.002(5) 0.064(6) 0.037(3) -0.017(4) 0.000(3) -0.006(4) C23 0.036(6) 0.047(4) 0.030(3) -0.003(3) -0.005(3) -0.015(4) C24 0.023(6) 0.058(5) 0.050(4) -0.031(4) -0.005(3) -0.002(4) C25 0.035(7) 0.095(7) 0.018(3) -0.017(4) 0.005(3) -0.026(5) C26 0.012(5) 0.048(5) 0.029(3) 0.011(3) 0.003(3) 0.003(4) C27 0.003(5) 0.052(5) 0.031(3) -0.005(3) 0.003(3) -0.002(4) C28 0.001(5) 0.047(5) 0.064(5) 0.005(4) 0.001(4) -0.008(4) C29 0.018(6) 0.061(5) 0.032(3) 0.018(3) 0.010(3) -0.003(4) C30 0.021(6) 0.074(7) 0.023(3) -0.007(4) 0.007(3) 0.010(5) O3 0.030(3) 0.031(2) 0.0233(18) 0.0004(16) 0.0062(18) 0.003(2) C31 0.017(5) 0.034(4) 0.026(3) -0.005(2) 0.001(3) -0.002(3) O4 0.036(4) 0.029(3) 0.039(2) -0.009(2) 0.010(2) 0.003(3) C32 0.017(5) 0.037(4) 0.018(2) -0.005(2) 0.003(2) 0.001(3) C33 0.028(5) 0.049(4) 0.016(2) 0.000(3) 0.008(2) 0.000(4) C34 0.018(5) 0.040(4) 0.020(2) 0.002(3) 0.010(2) 0.005(3) C35 0.027(6) 0.032(4) 0.040(4) -0.003(3) 0.007(4) 0.006(4) C36 0.032(7) 0.053(6) 0.042(4) 0.011(4) 0.008(4) 0.012(5) C37 0.022(6) 0.062(6) 0.043(4) -0.015(4) -0.001(3) -0.002(5) C38 0.035(7) 0.028(4) 0.061(5) -0.010(4) 0.006(5) -0.004(4) C39 0.030(6) 0.034(4) 0.036(4) 0.003(3) 0.009(3) 0.000(4) N2 0.011(4) 0.029(3) 0.019(2) 0.001(2) 0.0051(19) 0.000(2) O5 0.038(4) 0.044(3) 0.031(2) 0.002(2) -0.002(2) 0.003(3) O6 0.048(4) 0.052(4) 0.047(3) -0.007(2) 0.000(3) 0.013(3) O7 0.073(6) 0.062(5) 0.091(4) 0.033(4) 0.026(4) 0.019(4) Cl1 0.0474(16) 0.0476(11) 0.0258(7) -0.0026(6) 0.0048(7) -0.0149(9) Cl2 0.0560(17) 0.0455(11) 0.0352(8) -0.0084(7) 0.0130(8) -0.0058(10) Tabelle 12: Ausgewählte Bindungslängen (Å) in Mo1 O1 2.099(4) Mo1 N1 2.216(4) Mo1 C6 2.229(7) Mo1 C2 2.247(8) Mo1 C10 2.271(6) Mo1 C1 2.275(8) Mo1 C3 2.309(8) Mo1 C7 2.327(7) Mo1 C5 2.339(7) Mo1 C9 2.350(5) Mo1 C4 2.371(8) Mo1 C8 2.371(7) 106 Tabelle 13 : Ausgewählte Bindungswinkel (°) O1 Mo1 N1 76.17(17) O1 Mo1 C6 82.4(2) N1 Mo1 C6 84.8(2) O1 Mo1 C2 131.3(3) N1 Mo1 C2 126.7(3) C6 Mo1 C2 135.1(3) O1 Mo1 C10 81.8(2) N1 Mo1 C10 120.2(2) C6 Mo1 C10 37.1(2) C2 Mo1 C10 109.6(3) O1 Mo1 C1 128.5(3) N1 Mo1 C1 90.0(3) C6 Mo1 C1 146.3(3) C2 Mo1 C1 36.7(3) C10 Mo1 C1 143.5(3) O1 Mo1 C3 96.2(3) N1 Mo1 C3 134.3(2) C6 Mo1 C3 139.6(3) C2 Mo1 C3 35.7(3) C10 Mo1 C3 102.5(3) C1 Mo1 C3 59.5(3) O1 Mo1 C7 115.8(2) N1 Mo1 C7 81.0(2) C6 Mo1 C7 36.1(3) C2 Mo1 C7 110.4(3) C10 Mo1 C7 60.4(3) C1 Mo1 C7 110.3(3) C3 Mo1 C7 138.7(3) O1 Mo1 C5 93.3(2) N1 Mo1 C5 78.1(2) C6 Mo1 C5 163.0(2) C2 Mo1 C5 58.7(3) C10 Mo1 C5 158.7(3) C1 Mo1 C5 35.2(3) C3 Mo1 C5 57.1(2) C7 Mo1 C5 138.5(3) O1 Mo1 C9 113.5(3) N1 Mo1 C9 138.7(2) C6 Mo1 C9 58.7(2) C2 Mo1 C9 78.6(3) C10 Mo1 C9 34.3(3) C1 Mo1 C9 109.4(3) C3 Mo1 C9 86.0(3) C7 Mo1 C9 58.3(2) C5 Mo1 C9 137.1(2) O1 Mo1 C4 76.6(3) N1 Mo1 C4 101.9(2) C6 Mo1 C4 155.5(3) C2 Mo1 C4 58.1(3) C10 Mo1 C4 125.8(3) C1 Mo1 C4 57.9(3) C3 Mo1 C4 34.2(3) C7 Mo1 C4 167.5(3) C5 Mo1 C4 33.4(3) C9 Mo1 C4 119.4(3) O1 Mo1 C8 138.8(2) 107 N1 Mo1 C8 111.0(2) C6 Mo1 C8 59.0(3) C2 Mo1 C8 78.5(3) C10 Mo1 C8 59.1(3) C1 Mo1 C8 92.6(3) C3 Mo1 C8 104.0(3) C7 Mo1 C8 34.7(2) C5 Mo1 C8 127.8(3) C9 Mo1 C8 35.2(3) C4 Mo1 C8 135.8(3) C5 C1 C2 105.7(7) C5 C1 Mo1 74.9(5) C2 C1 Mo1 70.5(5) 1.6.2.2 Molybdocen-Leucin-Komplex Tabelle 14: wichtige Daten zum Kristall und zur Strukturbestimmung von Leu,Mo Chemische Formel C16 H26 Cl Mo N O4 molare Masse M = 427.77 g/mol Kristallgröße 0.3 x 0.3 x 0.2 mm Kristallsystem tetragonal Raumgruppe P4/n Gitterparameter a = 18.3294(9) Å α = 90° b = 18.3294(9) Å β = 90° c = 11.3000(8) Å γ = 90° Zellvolumen 3796.4(4) Å3 Dichte (berechnet) 1.497g/cm3 Anzahl der Formeleinheiten pro Zelle 8 F(000) 1760 µ 0.849 mm-1 Röntgenstrahlung Mo-Kα = 0.71073 2Φ-Bereich 1.57 ≤ 2 Φ ≤ 28.33° hkl-Grenzen -24 ≤ h ≤ 24, -23 ≤ k ≤ 22 , -14 ≤ l Temperatur 180(2) K Gesamtzahl der gemessenen Reflexe 33410 davon Symmetrieunabhängig 4677 beobachtete Reflexe [F02 ≥ 3σ02)] 2745 Parameterzahl 259 maximaler Shift im letzten Verfeinerungszyklus <0.001 Ra, Rwb 14.55 %, 12.71 % Goodness-of-fit, GOFc 0.914 a ∑F −F R= ∑F 0 c b 0 R= ∑w ⋅ F − F ∑w ⋅ F 0 2 c c 2 GOF = ∑w F 0 ≤ 14 − Fc n−p 0 Tabelle 15: Positionen und äquivalente isotrope Temperaturfaktoren der Nichtwasserstoffatome Mo x 0.847607(17) y 0.050613(17) z 0.75388(3) Beq/Å2 0.02571(13) C1 0.7531(3) 0.1349(3) 0.7940(4) 0.0480(12) C2 0.8154(3) 0.1752(3) 0.7682(4) 0.0407(11) C3 0.8693(2) 0.1569(2) 0.8514(4) 0.0331(9) C4 0.8394(2) 0.1058(2) 0.9343(3) 0.0342(9) C5 0.7671(2) 0.0928(3) 0.8978(4) 0.0411(11) C6 0.8251(3) -0.0685(3) 0.7962(5) 0.0489(12) C7 0.7591(3) -0.0354(3) 0.7632(5) 0.0624(17) C8 0.7657(3) -0.0139(3) 0.6402(5) 0.0656(17) Atome 2 108 C9 0.8336(3) -0.0392(3) 0.6060(5) 0.0593(16) C10 0.8684(3) -0.0697(3) 0.6972(5) 0.0544(14) O1 0.90626(15) 0.09524(16) 0.6113(2) 0.0346(7) O2 1.00785(16) 0.10358(17) 0.5090(3) 0.0434(8) C11 0.9754(2) 0.0844(2) 0.5980(3) 0.0315(9) C12 1.0136(2) 0.0422(2) 0.6964(3) 0.0330(9) C13 1.0851(2) 0.0774(3) 0.7308(4) 0.0416(11) C14 1.1356(2) 0.0308(3) 0.8087(4) 0.0422(11) C15 1.1979(3) 0.0772(4) 0.8522(6) 0.084(2) C16 1.1625(4) -0.0367(4) 0.7470(5) 0.082(2) N 0.96292(19) 0.03365(19) 0.7996(3) 0.0269(7) Cl 0.98438(6) -0.11316(6) 0.95616(9) 0.0381(3) O3 0.82223(19) 0.17934(19) 0.4579(3) 0.0470(8) O4A 0.2500 0.2500 0.2499(8) 0.044(3) O4B 0.2500 0.2500 0.335(5) 0.039(16) O5 1.1750(4) 0.2246(3) 0.5428(6) 0.0548(18) O6 1.2810(13) 0.236(3) 1.0103(14) 0.063(4) Tabelle 16: Anisotrope Temperaturfaktoren der Nichtwasserstoffatome in Å2 Atom Mo U11 U22 0.02436(19) 0.0335(2) U33 0.0193(2) U23 U13 U12 -0.00145(14) 0.00080(13) 0.00350(12) C1 0.033(3) 0.063(3) 0.048(3) -0.017(2) -0.006(2) 0.017(2) C2 0.053(3) 0.040(2) 0.029(2) -0.0004(18) 0.0061(19) 0.022(2) C3 0.036(2) 0.029(2) 0.034(2) -0.0039(17) 0.0026(18) 0.0027(17) C4 0.043(3) 0.038(2) 0.0218(19) -0.0044(17) 0.0034(17) 0.0056(18) C5 0.037(3) 0.045(3) 0.042(2) -0.016(2) 0.017(2) -0.001(2) C6 0.059(3) 0.041(3) 0.047(3) -0.002(2) -0.007(2) -0.013(2) C7 0.043(3) 0.070(4) 0.074(4) -0.045(3) 0.031(3) -0.028(3) C8 0.065(4) 0.062(4) 0.070(4) -0.019(3) -0.043(3) 0.011(3) C9 0.085(4) 0.055(3) 0.038(3) -0.017(2) 0.013(3) -0.010(3) C10 0.048(3) 0.045(3) 0.070(4) -0.027(3) 0.000(3) -0.002(2) O1 0.0304(16) 0.0478(18) 0.0257(14) 0.0096(12) 0.0037(11) 0.0096(13) O2 0.0385(17) 0.061(2) 0.0310(15) 0.0133(14) 0.0085(13) 0.0090(15) C11 0.032(2) 0.036(2) 0.0256(19) -0.0006(17) 0.0025(16) 0.0050(17) C12 0.031(2) 0.042(2) 0.026(2) 0.0049(18) 0.0045(17) 0.0060(18) C13 0.031(2) 0.056(3) 0.037(2) 0.009(2) 0.0027(19) -0.003(2) C14 0.028(2) 0.063(3) 0.036(2) 0.007(2) -0.0026(19) 0.009(2) C15 0.055(4) 0.124(6) 0.072(4) 0.011(4) -0.014(3) -0.015(4) C16 0.081(5) 0.104(5) 0.061(5) 0.005(4) 0.002(3) 0.056(4) N 0.0296(18) 0.0300(18) 0.0212(15) 0.0009(14) 0.0000(13) 0.0049(15) Cl 0.0482(6) 0.0328(6) 0.0334(5) -0.0041(4) -0.0099(5) 0.0065(5) O3 0.049(2) 0.053(2) 0.0384(17) 0.0091(15) -0.0014(15) 0.0084(17) O4A 0.042(3) 0.042(3) 0.048(6) 0.000 0.000 0.000 O5 0.061(4) 0.040(4) 0.064(5) 0.020(3) 0.006(4) -0.009(3) O6 0.024(13) 0.048(16) 0.118(11) -0.013(15) 0.019(8) 0.007(12) Tabelle 17: Ausgewählte Bindungslängen (Å) Mo O1 2.102(3) Mo N 2.198(3) Mo C7 2.265(5) Mo C6 2.273(5) Mo C3 2.273(4) Mo C4 2.281(4) Mo C8 2.303(5) Mo C10 2.328(5) 109 Mo C5 2.328(4) Mo C9 2.360(5) Mo C2 2.364(4) Mo C1 2.365(4) Tabelle 18: Ausgewählte Bindungswinkel (°) O1 Mo N 75.12(11) O1 Mo C7 132.29(16) N Mo C7 125.4(2) O1 Mo C6 128.87(16) N Mo C6 89.36(16) C7 Mo C6 36.0(2) O1 Mo C3 87.04(13) N Mo C3 80.74(14) C7 Mo C3 134.40(16) C6 Mo C3 138.86(16) O1 Mo C4 123.10(13) N Mo C4 85.20(14) C7 Mo C4 102.71(16) C6 Mo C4 103.07(17) C3 Mo C4 36.70(14) O1 Mo C8 96.07(19) N Mo C8 133.27(18) C7 Mo C8 37.0(2) C6 Mo C8 60.4(2) C3 Mo C8 145.54(18) C4 Mo C8 133.1(2) O1 Mo C10 94.23(16) N Mo C10 76.88(17) C7 Mo C10 58.0(2) C6 Mo C10 34.67(19) C3 Mo C10 156.42(18) C4 Mo C10 132.61(19) C8 Mo C10 57.8(2) O1 Mo C5 136.90(15) N Mo C5 119.49(14) C7 Mo C5 75.23(17) C6 Mo C5 93.29(18) C3 Mo C5 59.18(16) C4 Mo C5 35.54(15) C8 Mo C5 98.5(2) C10 Mo C5 127.65(18) O1 Mo C9 77.55(15) N Mo C9 99.92(18) C7 Mo C9 57.94(18) C6 Mo C9 57.25(18) C3 Mo C9 163.77(18) C4 Mo C9 159.26(18) C8 Mo C9 34.50(19) C10 Mo C9 33.08(18) C5 Mo C9 131.11(18) O1 Mo C2 78.71(13) N Mo C2 111.13(15) C7 Mo C2 119.4(2) C6 Mo C2 150.27(19) C3 Mo C2 35.18(15) C4 Mo C2 59.59(15) 110 C8 Mo C2 111.81(19) C10 Mo C2 167.11(18) C5 Mo C2 58.20(16) C9 Mo C2 134.05(18) O1 Mo C1 105.49(15) N Mo C1 138.75(15) C7 Mo C1 85.5(2) C6 Mo C1 117.05(19) C3 Mo C1 58.36(16) C4 Mo C1 59.38(16) C8 Mo C1 87.98(19) C10 Mo C1 142.35(19) C5 Mo C1 35.42(16) C9 Mo C1 120.78(19) C2 Mo C1 34.21(17) 1.6.2.3 Molybdocen-Valin-Komplex Tabelle 19: wichtige Daten zum Kristall und zur Strukturbestimmung von Val,Mo Chemische Formel C15 H22 Cl Mo N O3 molare Masse M = 395.73 g/mol Kristallgröße 0.24 x 0.20 x 0.12 mm Kristallsystem triclinic Raumgruppe P-1 Gitterparameter a = 7.6736(6) Å α = 103.058(10) b = 10.4488(8)Å c = 10.7914(8) Å 787.66(10) Å3 1.669g/cm3 2 404 1.011 mm-1 Mo-Kα = 0.71073 1.97 ≤ 2 Φ ≤ 28.30° -10 ≤ h ≤ 10 , -13 ≤ k 180(2) K 7090 3578 3320 256 0.000 9.03 %, 0.08.86 % 1.048 Zellvolumen Dichte (berechnet) Anzahl der Formeleinheiten pro Zelle F(000) µ Röntgenstrahlung 2Φ-Bereich hkl-Grenzen Temperatur Gesamtzahl der gemessenen Reflexe davon Symmetrieunabhängig beobachtete Reflexe [F02 ≥ 3σ02)] Parameterzahl maximaler Shift im letzten Verfeinerungszyklus Ra, Rwb Goodness-of-fit, GOFc a ∑F −F R= ∑F 0 c b 0 R= ∑w ⋅ F − F ∑w ⋅ F 0 2 c 2 0 c GOF = β = 94.861(10) γ = 108.522(10) ≤ 13 , -13 ≤ l ≤ 13 ∑w F 0 − Fc n−p Tabelle 20: Positionen und äquivalente isotrope Temperaturfaktoren der Nichtwasserstoffatome Mo x -0.04604(2) y 0.243735(17) z 0.326090(17) Beq/Å2 0.02071(9) C1 -0.0245(4) 0.0436(3) 0.3596(3) 0.0282(5) C2 -0.1331(3) 0.0875(3) 0.4471(3) 0.0326(5) C3 -0.0216(4) 0.2162(3) 0.5358(3) 0.0328(5) C4 0.1602(4) 0.2499(3) 0.5078(3) 0.0318(5) C5 0.1590(3) 0.1468(3) 0.3981(2) 0.0287(5) Atome 2 111 C6 -0.2272(4) 0.2935(4) 0.1755(3) 0.0414(7) C7 -0.3237(4) 0.1609(3) 0.1908(3) 0.0382(6) C8 -0.3614(4) 0.1827(5) 0.3166(4) 0.0565(10) C9 -0.2832(6) 0.3283(6) 0.3787(3) 0.0708(15) C10 -0.2079(5) 0.3929(3) 0.2878(5) 0.0587(11) O1 0.1706(2) 0.43393(18) 0.34724(19) 0.0315(4) C11 0.3010(3) 0.4440(3) 0.2774(3) 0.0297(5) O2 0.4370(3) 0.5514(2) 0.2958(2) 0.0420(5) C12 0.2809(3) 0.3144(2) 0.1709(2) 0.0253(4) N 0.0944(3) 0.2045(2) 0.1576(2) 0.0217(4) C13 0.3255(3) 0.3521(3) 0.0446(3) 0.0323(5) C14 0.3343(4) 0.2273(4) -0.0568(3) 0.0431(7) C15 0.1924(4) 0.4174(4) -0.0068(4) 0.0443(7) Cl 0.20751(8) -0.07808(7) 0.12205(6) 0.03223(15) O3 0.4230(4) 0.8357(3) 0.3507(3) 0.0468(5) Tabelle 21: Anisotrope Temperaturfaktoren der Nichtwasserstoffatome in Å2 Atom U11 U22 U33 U23 U13 U12 Mo 0.02013(12) 0.01932(12) 0.02329(13) 0.00706(9) 0.00067(8) C1 0.0349(12) 0.0214(11) 0.0284(12) 0.0094(10) -0.0044(9) 0.00750(8) 0.0104(9) C2 0.0264(11) 0.0378(13) 0.0403(15) 0.0263(12) 0.0037(10) 0.0097(10) C3 0.0397(13) 0.0399(14) 0.0273(13) 0.0145(11) 0.0065(10) 0.0213(11) C4 0.0305(12) 0.0334(13) 0.0277(13) 0.0114(11) -0.0061(9) 0.0068(10) C5 0.0257(11) 0.0385(13) 0.0292(12) 0.0160(11) 0.0028(9) 0.0168(10) C6 0.0357(13) 0.0586(19) 0.0500(18) 0.0319(16) 0.0104(12) 0.0306(13) C7 0.0252(11) 0.0351(13) 0.0473(17) -0.0018(12) -0.0125(11) 0.0145(10) C8 0.0298(13) 0.092(3) 0.083(3) 0.065(2) 0.0233(15) 0.0370(16) C9 0.082(3) 0.118(4) 0.0319(16) -0.008(2) -0.0092(17) 0.085(3) C10 0.0426(17) 0.0326(15) 0.095(3) 0.0059(18) -0.0202(18) 0.0205(13) O1 0.0323(8) 0.0215(8) 0.0354(10) 0.0053(7) 0.0026(7) 0.0045(7) C11 0.0255(10) 0.0241(11) 0.0369(14) 0.0113(10) -0.0027(9) 0.0049(9) O2 0.0317(9) 0.0262(9) 0.0564(13) 0.0097(9) 0.0009(9) -0.0032(7) C12 0.0191(9) 0.0255(10) 0.0315(12) 0.0125(10) -0.0004(8) 0.0057(8) N 0.0204(8) 0.0199(8) 0.0258(10) 0.0107(8) 0.0015(7) 0.0056(7) C13 0.0224(10) 0.0380(13) 0.0384(14) 0.0229(12) 0.0044(9) 0.0042(10) C14 0.0328(13) 0.0591(19) 0.0355(16) 0.0147(15) 0.0072(11) 0.0115(13) C15 0.0363(14) 0.0472(17) 0.0555(19) 0.0364(16) 0.0015(13) 0.0084(13) Cl 0.0299(3) 0.0324(3) 0.0329(3) 0.0043(3) 0.0009(2) 0.0131(2) O3 0.0527(13) 0.0444(12) 0.0447(13) 0.0114(11) 0.0085(10) 0.0192(11) Tabelle 22: Ausgewählte Bindungslängen Mo O1 2.0967(17) Mo N 2.2160(19) Mo C1 2.254(2) Mo C7 2.270(2) Mo C8 2.285(3) Mo C2 2.288(2) Mo C5 2.295(2) Mo C6 2.302(3) Mo C9 2.320(3) Mo C3 2.344(3) Mo C10 2.362(3) Mo C4 2.389(2) 112 Tabelle 23: Ausgewählte Bindungswinkel: O1 Mo N 75.40(7) O1 Mo C1 127.96(8) N Mo C1 86.77(9) O1 Mo C7 126.73(10) N Mo C7 89.48(10) C1 Mo C7 100.96(10) O1 Mo C8 133.66(11) N Mo C8 124.83(12) C1 Mo C8 96.67(11) C7 Mo C8 35.67(13) O1 Mo C2 135.92(9) N Mo C2 122.52(9) C1 Mo C2 36.05(10) C7 Mo C2 95.39(11) C8 Mo C2 72.80(10) O1 Mo C5 91.37(8) N Mo C5 77.78(8) C1 Mo C5 36.70(9) C7 Mo C5 135.43(10) C8 Mo C5 131.00(10) C2 Mo C5 59.40(9) O1 Mo C6 91.03(10) N Mo C6 80.05(9) C1 Mo C6 133.91(11) C7 Mo C6 35.72(11) C8 Mo C6 58.48(11) C2 Mo C6 129.39(10) C5 Mo C6 156.32(11) O1 Mo C9 99.49(16) N Mo C9 137.82(11) C1 Mo C9 124.39(17) C7 Mo C9 59.64(12) C8 Mo C9 35.88(17) C2 Mo C9 90.65(16) C5 Mo C9 144.32(12) C6 Mo C9 57.99(12) O1 Mo C3 102.14(9) N Mo C3 136.34(8) C1 Mo C3 59.97(10) C7 Mo C3 121.98(11) C8 Mo C3 88.93(11) C2 Mo C3 35.58(10) C5 Mo C3 58.60(9) C6 Mo C3 143.23(10) C9 Mo C3 85.83(12) O1 Mo C10 77.31(10) N Mo C10 106.34(14) C1 Mo C10 154.37(12) C7 Mo C10 58.27(11) C8 Mo C10 57.72(13) C2 Mo C10 124.57(14) C5 Mo C10 166.24(12) C6 Mo C10 34.09(14) C9 Mo C10 34.22(17) C3 Mo C10 115.70(14) 113 O1 Mo C4 78.69(8) N Mo C4 105.66(9) C1 Mo C4 59.55(9) C7 Mo C4 153.63(11) C8 Mo C4 123.37(11) C2 Mo C4 58.29(9) C5 Mo C4 34.87(10) C6 Mo C4 166.31(12) C9 Mo C4 114.42(11) C3 Mo C4 34.48(9) C10 Mo C4 133.13(13) 1.6.3 Potentiometrische Titration1 Bei der Potentiometrie handelt es sich um ein elektrochemisches Verfahren, dass die Konzentratiosabhängigkeit der relativen Elektrodenspannung einer Indikatorelektrode als analytisches Signal benutzt. Potentiometrische Messungen werden mit ionensellektiven Elektroden durchgeführt. Seine größte Anwendung hat dieses Messprinzip in der pHMesstechnik. Eine Glaselektrode dient als Indikatorelektrode. Im Idealfall ergibt sich ein linearer Zusammenhang zwischen Potential der Glaselektrode und dem pH-Wert, der dem dekadischen Logarithmus der Konzentration der zu bestimmenden Spezies gemäß der Nernst`schen Gleichung entspricht. Nernstsche Gleichung: U = Uo+ 2.3 RT/ zjF * log aj Die potentiometrische Messanordnung besteht aus der Messzelle mit kombinierter Indikatorund Bezugselektrode und einem hochohmigen Millivoltmeter. Wird die Potentiometrie zur Endpunktserkennung herangezogen, so spricht man von potentiometrischer Titration. Der Äquivalenzpunkt ist durch eine sprunghafte Änderung des Elektrodenpotentials der Indikatorelektrode gekennzeichnet. Es ist möglich, mit der potentiometrischen Titration Stabilitätskonstanten von Spezies in wässriger Lösung zu bestimmen. Das Prinzip der Methode liegt in der Bestimmung des Gleichgewichtes, dass sich zwischen den protonierten und metallierten Formen eines Liganden einstellt. Dieser stellt definitionsgemäß eine LewisBase dar. Es entsteht eine Konkurrenzsituation zwischen Protonen und Metallionen um den Liganden. Das Metallion verdrängt Protonen, so dass es ein Absinken des pH-Wertes registriert werden kann (pH-Depression). Diese Vorgänge können durch Messungen der Protonenaktivität erfasst werden. Die Messung und Auswertung wird durch Anwesenheit zusätzlicher Komplexe, durch mehrere verschiedene Liganden (gemischte Komplexe) oder durch polynukleare Komplexe erschwert. Messung Vor Beginn der täglichen Messung wird die pH-Elektroden durch Standard-PufferMessungen (7 und 4) geeicht . In einem auf 25° C vortemperiertem Reaktionsgefäß wird eine „Eichmessung“ durchgeführt. Dazu wird eine exakte Menge an 1.1.1-Tris-(hydroxymethyl)methylamin (Tris-Lösung) mit einem bekannten pKa-Wert titriert. Anhand des täglichen 1 R.Vogler, Potentiometrie , 9.Auflage :Januar 2000, Laborexemplar. 114 Bestimmens des pKa-Wertes der Tris-Lösung werden alle darauffolgenden Messungen in Relation dazu gesetzt. Eine andere Methode wäre die „Blanktitration“, bei der Salzsäure bekannter Konzentration mit Natronlauge bekannter Konzentration titriert wird. Anhand dieser Daten erfolgt dann die „Eichung“ der übrigen Messungen. Jede Messung wird mit einem Volumen von 50 mL durchgeführt. In der Lösung befindet sich folgende Zusammensetzung: 10 mL zu titrierende Substanz 10 mL HNO3, 0.01M 5 mL Elektrolyt KNO3, 1M 25 mL H2O, bidest. Die Messung erfolgt immer unter Einleiten von Schutzgas, da aus der Luft aufgenommenes CO2 zu starken Störrungen der Messung führen kann. Die Titration erfolgt mit 0.1 molarer Natronlauge. Aufnahme der Messpunkte, Steuerung der Messung und Auswertung wurde mit dem Programm TITFIT durchgeführt. 115 13 C-NMR-Studien der pH-abhängigen Stabilitätsmessungen von Molybdocen-ValinChlorid 116 13 C-NMR-Studien der pH-abhängigen Stabilitätsmessungen von Molybdocen-ValinChlorid (pH = 0.01) 117 13 C-NMR der Umsetzung von Titanocendichlorid mit Valin bei einem Lösungsmittelüberschuß und bis zu 24 h Reaktionszeit 118 13 C-NMR der Umsetzung von Titanocendichlorid mit Valin bei einem Lösungsmittelüberschuß und bis zu 24 h Reaktionszeit 119 120 2 Olefin-Metathese 2.1 Einleitung 2.1.1 Allgemeines Der aus dem Griechischen stammenden Begriff „Metathesis“ setzt sich aus den beiden Wörtern „meta“ (Veränderung) und „tithemi“ (Platz, Ort) zusammen und bedeutet im Grammatikalischem die Veränderung von Betonung oder Buchstaben in einem Wort. In der Chemie wird dieser Begriff für die Umstellung oder den Austausch von Atomen zwischen zwei Molekülen verwendet. Im Falle der Olefin- oder Alken-Chemie wird der reversible, katalytische Austausch von Alkylidengruppen zwischen zwei Olefinen als Metathese beschrieben. Die olefinischen Metathese-Reaktionen werden in drei große Gruppen, dargestellt in den Gleichungen 1-3, eingeteilt. Metathese-Reaktionen sind sowohl bei terminalen (Ri = H) als auch bei internen Olefinen möglich. PhCH CHPh Gleichung 1 + + CH2 CHPh PhCH CH2 CH2 CH2 Abb. 1 [ CHCH2CH2CH2CH ] Gleichung 2 Abb. 2 + Abb. 3 Gleichung 3 121 2.1.2 Historisches Der Begriff der „Olefin-Metathese“ wurde als erstes von Calderon im Jahre 1967 verwendet. Bis zu diesem Zeitpunkt entwickelte sich die Chemie von „Umstellungsreaktionen“ (Gl.1) und Polymerisationen (Gl. 2) unabhängig von einander. Überhaupt waren beide Reaktionstypen „Spätstarter“ auf der Bildfläche der modernen Chemie. Die ersten Arbeiten zu diesem Thema wurden von Truett 1960 (Gl. 4) und Banks 1964 (Gl. 5) publiziert. [ Gleichung 4 CH ] CH Abb. 4 CH3CH CH2 + CH3CH CH2 CH2 CH3CH CH3CH + Gleichung 5 CH2 Abb. 5 Die Verknüpfung dieser beiden Reaktionstypen schien auf den ersten Blick nicht zwingend, da sie recht unterschiedliche Konditionen für die Reaktionsführung aufweisen und unterschiedliche Katalysatoren verwendet werden. Zum einen handelt es sich um Disproportionierungs- oder Dismutations-Reaktionen von acyclischen Olefinen, die üblicherweise bei hohen Temperaturen (ca 160°C) und mit OxidKatalysatoren wie MoO3/Al2O3 durchgeführt werden, zum anderen um ringöffnende Polymerisation von Cycloalkenen, die von Kataysatoren des Ziegler-Natta-Typs, beispielsweise MoCl5/Et3Al , bei Raumtemperatur und darunter initiiert werden. Die Entwicklung des Katalysatorsystems WCl6/EtAlCl2/EtOH stellte die Brücke dar, da es sowohl die schnelle Polymerisation von Cycloocten und Cycloocta-1,5-dien (Calderon, 1967c) katalysiert als auch bei der Disproportionierung von Pent-2-en eingesetzt werden kann (Calderon 1967a,b, 1968). Es zeigte sich, daß beide katalytischen Typen Aspekte eines chemischen Reaktionsprinzipes sind. Die Reaktion zwischen But-2-en und But-2-en-d8, die zur Ausbildung von But-2-en-d4 führt (Calderon), zeigt auf, daß dies das Prinzip sowohl bei cyclischen als auch acyclischen katalytischen Reaktionen ist . Die in Abbildung 6 dargestellte Reaktion wird seitdem als allgemeine „Olefin-Metathese-Reaktion“ bezeichnet. CH3CH CHCH3 + CD3CD WCl6/ EtAlCl2/ EtOH CH3CH CD3CD CDCD3 Abb. 6 CHCH3 + Gleichung 6 CDCD3 122 Metathese Reaktionen mit Dreifachbindungen unter Erhalt der Dreifachbindung sind erstmals von Mortreux (1972) mittels 14C-Isotopenmarkierungen nachgewiesen worden (Gl. 8). 14 CH BuC MoO3/SiO2/ 350° + BuC 14 CH 14 BuC + BuC CH Gleichung 8 14 CH Abb. 7 Seit 1970 wurden dann immer mehr Polymerisationen von Acetylenen mit für Metathese typischen Katalysatoren, wie z.B. MoCl5 oder WCl6/Ph4Sn, dokumentiert (Woon 1974, Masuda 1974, 1976). Im Zuge der dann einsetzenden intensiven Forschungen fand man heraus, daß Metallcarbenkomplexe zur Polymerisation von Me3CC≡CH bei 60°C verwendet werden konnten. (Katz 1980a). Bei Polymeren von PhC≡CPh wurden Endgruppen solcher Initiatoren detektiert (Kunzler 1988b). Ferner entdeckte man die Möglichkeit „triblockcoplymere“ durch successive Addition von Norbornen, Acetylen und Norbornen mit Hilfe solcher Initiatoren darzustellen (Schlund 1989). 123 2.1.3 Metathese-Mechanismen Die acyclische Olefin-Metathese stellt eine fast energieneutrale chemische Reaktion dar, so daß man als Produkte statistische Gemische erhält. Wie aus Gleichung 1 zu ersehen ist, kommt es bei der Metathese von zwei Olefinen mit verschiedenen Resten Ri zur Bildung aller Kombinationen Ri-CH=CH-Rj, so daß sechs verschiedene Olefine im Gleichgewicht vorliegen. Diese Metathese-Art findet in der SHOP ( Abb. 8) als ein Teilschritt Anwendung. Bei den meisten anderen Metathese-Reaktionen werden Olefine mit höchstens drei verschiedenen Alkyliden-Einheiten eingesetzt. Bei monomeren Edukten und Produkten stellt die =CH2-Gruppe eine Einheit dar, so daß entweder zwei α-Olefine und/oder Ethen an der Reaktion beteiligt sind, wie am Beispiel der Phillips Triolefin- und Neohexen-Prozesse zu sehen ist (Abb. 9 und 10). H2C SHOP: CH2 Ni a-Olefingemisch katalytische Isomerisierung internes Olefingemisch, davon: ( allg C>20) H21C10CH CHC10H21 H21C10 CH + ( allg. C4-C6) H3CCH H3CCH CHCH3 + HCC10H21 HCCH3 Abb. 8 Shop Prozess Phillips-Triolefin-Prozeß: CH3 H2C CH CH2 + H2C CH3 CH2 CH CH3 Abb. 9 Phillips-Triolefin-Prozeß + HC HC CH3 124 Neohexen-Prozeß: CH3 CH3 H3C CH3 H C C CH3 CH3 C CH3 C + H2C C + CH CH3 CH3 H3C CH2 CH2 CH2 Abb. 10 Neohexen-Prozeß Die vollständige Verschiebung der Reaktion auf die Produktseite gelingt durch Entfernen des flüchtigen Coprodukts Ethen. Beim Prozess der Ethenolyse findet ebenfalls eine Gleichgewichtsverschiebung hin zu den Produkten durch Einsatz von hohen Ethendrucken bei der Umsetzung oder Spaltung eines internen Olefins mit Ethen zu α-Olefinen statt. Bei der Alken-Metathese werden Metallcarbenkomplexe als katalytisch aktive Spezies postuliert, die in einer [2+2]-Cycloaddition ein Olefin unter Bildung eines Metallacycolbutanrings addieren. In Abbildung 11 ist dieser Mechanismus, auch ChauvinMechanismus genannt, dargestellt. CHR LnM LnM + H2C CH3 CHR CHR LnM CHR H2C CHR + CHR Abb. 11 Chauvin-Mechanismus Dabei kann die Reaktion von Carbenkomplexen mit Olefinen in zwei Richtungen ablaufen. Zum einen kann eine Carbenübertragung stattfinden, die zur Bildung von Cyclopropanderivaten führt. Zum anderen ist eine [2+2]-Cycloaddition des Olefins und Ringöffnung des Metallacyclobutan-Intermediates möglich, was zu einem neuen Carbenkomplex und einem neuen Olefin führt. Das Symmetrieverbot, welches an sich für eine [2+2]-Cycloaddition zweier Alkene zu Cyclobutan besteht, wird durch die dOrbitalbeteiligung des Metalls entschärft. In den Abbildungen 12 und 13 sind die beiden Möglichkeiten aufgeführt. Die Olefin-Metathese kann sowohl homogen als auch heterogen geführt werden. In der Industrie überwiegt die heterogene Reaktionsführung. Me H (OC)5W C + Ph H2C + CMe2 Ph Abb. 12 [2+2]-Cycloaddition zu Cyclobutan Me [W(CO)5] 125 Ph (OC)5Cr Ph (OC)5Cr C + H2C C OMe CHOEt HC OMe CH2 EtO H (OC)5Cr + C OEt Abb. 13 Chrom-Carbonyl-Komplex H2C CPhOMe 126 2.1.4 Katalysatorsysteme Die Katalysatorsysteme, die in der Metathese Verwendung finden, beinhalten immer Übergangsmetallkomplexe als zentralen Bestandteil. In einigen Fällen sind diese allein aktiv, aber meistens ist die Anwesenheit von weiteren Komponenten nötig. Am häufigsten werden Chlorid- und Oxidverbindungen der Übergangsmetalle verwendet. Mo, Ru, W, Re Os, Ir Ti, V Cr Co, Nb, Rh, Ta Co-Katalysatoren EtAlCl2, R3Al, R4Sn Promotoren O2, EtOH, PhOH Abb. 14 Katalysatorkomponenten für die Metathese In Abbildung 14 werden die drei verwendeten Komponenten mit den Übergangsmetallgruppen gezeigt. Bei den gängigen Katalysatorsystemen handelt es sich um MoCl5, WCl6, RuCl3/HCl , Re2O7, WO3, aber auch Komplexe des Typs [Mo(NO)2Cl2(PPh3)2 ] und M(=O)(acetylacetonat)2 finden Anwendung. Aktiviert werden diese Katalysatoren durch Alkylierungsmittel, die man allgemein als Cokatalysator bezeichnet. Typische Cokatalysatoren sind EtAlCl2, R4Sn oder N2=CR2 (Diazoalkane). In vielen Fällen ist auch die Anwesenheit einer dritten Komponente, den sogenannten Promotoren erforderlich. Diese setzen sich aus der Substanzklasse der Ether, Nitrile und Alkohole zusammen. Die aufgeführten Beispiele für die drei Komponenten werden auch als Katalysatorsysteme der ersten Generation bezeichnet. Oftmals werden auch Trägermaterialien wie Al2O3 und SiO3 verwendet. Klassische Beispiele für industriell angewandte Metathesekatalysatoren sind WCl6/SnMe4 oder Re2O7/Al2O3. In den letzten Jahren ist die Darstellung zahlreicher, gut definierter Metallcarbenkomplexe gelungen, die mittlerweile als Kataysatoren der „zweiten Generation“ gelten. Sie können direkt als Initiatoren für alle Typen der Olefin-Metathese-Reaktionen eingesetzt werden. Sie erlauben eine größere Kontrolle und ein besseres Verständnis der mechanistischen Aspekte der Metathese-Reaktion. Die initiierende und aktive Spezies kann deutlicher verfogt werden. In manchen Fällen ist es auch möglich, den als Intermediat agierenden MetallacyclobutanKomplex zu beobachten. Gut charakterisierte Metallacyclobutene werden zum Teil ebenfalls in der Metathese-Reaktion eingesetzt. Die Funktion der Cokatalysatoren besteht zum einem in der Bindung einer MetallcarbenSpezies als Startgruppe. Zum anderen stabilisieren sie die katalytischen Spezies und unterdrücken Olefin-Dimerisierungs- und Polymerisierungsprozesse an den katalytischen Zentren. In Abbildung 15 ist die Bildung von Katalysator-Cokatalysatorsystemen am Beispiel von Zinntetramethyl und Diazoalkanen dargestellt. 127 Die Aktivitätsreihenfolge der technischen Metalloxid-Katalysatoren sieht folgendermaßen aus: Re> Mo >> W. Allerdings besitzen die Wolframkatalysatoren eine höhere Resistenz gegenüber Katalysatorgiften, was sie trotz ihrer geringeren Aktivität für die Metathese attraktiv bleiben läßt. Protonen- und Elektonendonor-Reagenzien sowie Sauerstoff wirken in höheren Konzentrationen als Katalysatorgift, so daß gereinigte Olefinkomponenten verwendet werden müssen und unter Inertgasbedingungen gearbeitet werden muß. Bezüglich der Alkylidengruppen setzt sich die Reaktivitätsreihen wie folgt zusammen: =CH2 > =CHR > =CH-CHR2 > =CR2 Cl Cl WCl6 + Sn(CH3)4 Cl4W Cl4W -ClSn(CH3)3 CH3 CH2 H + Sn(CH3)4 - ClSn(CH3)3 CH3 Cl4W CH2 Cl4W CH2 - CH4 Abb. 15 Bildung von Ktakysator/CoKatalysatorsystemen H Im Allgemeinen sind konjugierte Olefine und Diolefine weniger reaktiv. Bei der industriellen Metathese von funktionalisierten Olefinen tritt eine Desaktivierung durch Hydroxyl-, Aldehyd-, Carboxyl- und andern Gruppen auf. Aktuellere Forschungsrichtungen befassen sich mit der Entwicklung von Metallkomplexen, die gegenüber protischen Reaktionsmedien wie Wasser stabil sind und gleichzeitig eine lebende Polymerisation von Monomeren mit polaren funktionellen Gruppen erlauben. In Abbildung 16 sind zwei Beispiele der neueren Katalysatorgeneration dargestellt. 128 PR3 i i Pr Pr Cl Ru Ph PR3 Ph N Cl i M RO Bu RO M= Mo, W R= Cyclohexyl R= Alkyl, Aryl Abb. 16 Katalysatoren der neuen Generation für die Metathese Als Nebenreaktionen bei der Olefin-Metathese können Doppelbindungsisomerisierungen, Polymerisation und Hydrierung/Dehydrierung auftreten. 129 2.1.5 ROMP Einen besonderen Aspekt der Metathese-Reaktionen stellt die ringöffnende Polymerisation, deren Resultat ungesättigte Polymere sind, dar. Diese werden Polyalkenamere [Poly(1alkenylen)] genannt. Hierbei handelt es sich um vulkanisierbare, ungesättigte Elastomere mit Kautschuk-Charakter. Der Vorgang der Darstellung wird ringöffnende Metathesepolymerisation oder Ringöffnungspolymerisation (engl.: Ring Opening Metathesis Polymerisation = ROMP) genannt. Dabei verläuft die Polymerisation kontrolliert in der Koordinationssphäre eines Metalls, weswegen sie zum Typ der Ziegler-NattaPolymerisationen gezählt wird. Bei der Ziegler-Natta-Polymerisation von Cycloolefinen sind also abhängig vom Katalysator zwei verschiedene Reaktionstypen denkbar. Die eine Route umfaßt die Polymerisation über die Doppelbindungen wie sie z.B. beim Einsatz von Metallocenen stattfindet. Bei der anderen handelt es sich um Ringöffnung, was einen äquivalenten Vorgang zur Öffnung von Doppelbindungen darstellt. Die Zahl der eigentlichen Dopppelbindungen der Eduktmoleküle bleiben im Produktpolymer bestehen, wie in Abbildung 17 zu sehen ist. p (CH2)n (CH2)n p (CH2)n p (CH2)n (CH2)m p (CH2)m Abb. 17 Schematisches Beispiel für ROMP Die Doppelbindungen, die Teile der Hauptkette bilden, weisen cis/trans-Isomerien auf. Zusätzlich dazu liegen bei prochiralen Monomeren, wie sie Bicyclen darstellen, Taktizitäten als Stereoisomere vor. Alle Arten von ringöffnenden Polymerisationen werden für 3-, 4-, 8-, und noch größere Ringe thermodynamisch favorisiert (Iving, 1974, 1991). Tabelle 1 gibt einen Überblick über die polymerisierbaren und nicht-polymerisierbaren Ringsysteme. Zum Beispiel ist das nichtgespannte System Cyclohexen weder für ROMP geeignet, noch läßt es sich über die Doppelbindung polymerisieren. Ein wesentlicher Unterschied zu Gleichgewichts-Metathese-Reaktionen acyclischer Olefine liegt darin, daß ROMP bei hochgespannten cyclischen Systemen eine irreversible Reaktion darstellt. Abbildung 18 zeigt die polymerisierbaren und nicht-polymerisierbaren Systeme. 130 polymerisierbar nicht-polymerisierbar Me Pri Me Me OEt X Y CH CH2 Si Me Me Me Si Me Si Me Me Abb. 18 Polymerisierbare und nicht-polymerisierbare Cycloalkene In der Tabelle 1 sind einige thermodynamische Daten für die ROMP von Cycloalkenen zusammengestellt (Iving, Mol). Für Cyclohexen wurden die thermodynamischen Daten für das Polymer anhand von Daten verwandter Polymere abgeschätzt. Tabelle 1: Thermodynamische Daten ∆H°, ∆S° und ∆G° für ROMP von Cycloalkenen Monomer Polymer Cyclobuten Cyclopenten cis cis trans cis trans 70 % trans 48 % trans cis trans 45 % trans Cyclohexen Cyclohepten Cycloocten Cycloocta-1,5dien Norbornen -∆H° kJ mol-1 121 15.4 18 -2 2 18 13 25 33 62.2 -∆S° J K-1 mol-1 52 51.8 52 31 28 37 9 5 5 50 -∆G° kJ mol-1 105 0.3 2.6 -6.2 -7.3 7 13 19 24 47 Die thermodynamischen Daten gelten für die Umwandlung von flüssigem Polymer in den festen, amorphen Zustand bei 25°C (Lebedev 1992, 1994; Kranz, 1972; Lebedev 1977 a,b; Cherednichenko 1979; Hocks 1975 a). Die trans-Form der Polymere liegt grundsätzlich energetisch niedriger als die cis-Form. 131 2.1.6 Technisch relevante Metathese-Reaktionen Bei den acyclischen Olefinen sind der Neohexen- und der Philips-Triolefin-Prozeß die technisch relevanten Metathese-Reaktionen, dargestellt in Abbildung 9 und 10. Der Philips-Triolefin-Prozeß, der die erste technische Anwendung der Olefinmetathese darstellt, diente ursprünglich zur Disproportionierung von Propen in Ethen und 2-Buten. Dies erlaubte eine bessere Raffinerieflexibilität und eine Erhöhung des Ethenanteils in NaphtaCrackgemischen auf Kosten von Propen. Im Zeitraum von 1966-1972 wurde es in einem Umfang von 30000 Jahrestonnen betrieben, wurde dann aber wegen einer veränderten wirtschaftlichen Rohstoffsituation eingestellt. Allerdings wurde es in neuerer Zeit auf Grund von wachsender Propennachfrage aus Ethen in umgekehrter Richtung wiederbelebt. Die Firma ARCO betreibt in den USA eine Anlage mit einer 136000 Jahrestonnen-Kapazität. Das benötigte 2-Buten wird durch Ethendimerisierung erhalten. In diesem Falle ist der PhilipsTriolefin -Prozeß auch ein Beispiel für angewandte Ethenolyse. Der Neohexen-Prozeß ist ein Beispiel für die Spaltung eines höheren Olefins mit innenständiger Doppelbindung im Zusammenspiel mit Ethen in endständige Olefine. Dabei wird Neohexen aus technischem Di-iso-buten und Ethen dargestellt. Verwendung findet es in Weiterverarbeitung zu Duftstoffen. In einem Teilschritt des Shell higher olefins process (SHOP) liegt die mit Abstand größte technische Anwendung der Olefinmetathese. Dabei werden in einem mehrere hunderttausend Jahrestonnen Maßstab Olefingemische im C4-C6-Bereich und oberhalb des C20-Bereiches zu Mischungen mit beträchtlichen Anteilen im gewünschten C10-C18-Bereich umgesetzt. Diese werden durch Destillation abgetrennt und als Edukte in der Hydroformylierung eingesetzt. Da der Anteil der gewünschten Olefinzusammensetzung in dem Gemisch nur 10-15% beträgt, werden die höheren und niedrigeren Olefine wieder in den Metathese-Prozeß zurüchgefahren. Die so erhaltenen C10-C18-Olefine fallen jedoch als interne Olefine an und werden einem Prozeß der Rückisomerisierung unterworfen, um zur Weiterreaktion im Rahmen der Hydroformylierung zu n-Aldehyden und Alkoholen für die Tensidherstellung eingesetzt werden zu können. Eine weitere Anwendung der Metathese-Reaktion ist der Shell FEAST (further exploitation of advanced Shell technology)-Prozeß. Hierbei werden α,ω-Diolefine durch Ethenolyse von Cycloolefinen erhalten. Bei den verwendeten Cycloolefinen handelt es sich vorwiegend um Cycloocten, Cyclooctadien und Cyclodedecen, die in hohen Ausbeuten zu 1,5-Hexadien, 1,9Decadien und 1,13-Tetradecadien umgesetzt werden. Das technische Interesse an α,ω-Dienen liegt in ihrer Verwendbarkeit als Vernetzer bei Olefinpolymeristationen oder bei der Herstellung von bifunktionellen Verbindungen. Das Reaktionsprinzip ist in Abbildung 19 dargestellt. CH2 + CH2 Abb. 19 Shell FEAST-Prozeß CH2 CH2 132 H2C + CH2 CH2 2 CH2 + H2C CH2 Abb. 20 2H2 H2C CH2 H2C CH(CH2)12CH CH2 1,5,9-CDT Abb. 21 Technische Anwendung findet die ringöffnende Metathesepolymerisation (ROMP) in den drei Prozessen Norsorex, Vestanamer und Metton, dargestellt in Abbildung 9. In allen drei Fällen werden auf Wolframverbindungen basierende Katalysatoren verwendet. Im VestanamerProzess wird von der Firma Hüls aus Cycloocten ein Polyoctenamer produziert, daß als vulkanisierbares Elastomer ähnlich wie Polynorbornen im Kautschukbereich eingesetzt werden kann. Im Metton-Prozess wird via ROMP Dicyclopentadien (DCPD) zu stark quervernetzten Produkten polymerisiert. Die Quervernetzung kommt durch die Beteiligung der zweiten Doppelbindung zustande. Eingesetzt werden die so entstandenen Polymere für versteifungsfeste Formkörper und Gehäuseteile. DCPD ist ein Nebenprodukt beim Crackprozess von Öl. Im Norsorex-Prozess wird Norbornen via ROMP mit einem 90%igem trans-Anteil der Doppelbindungen zu Polynorbornen umgesetzt und ist das älteste produzierte Polyalkenamer. Es wurde 1976 durch CdF Chimie in Frankreich auf den Markt gebracht und wird heute von der ELF Atochem (Frankreich) mit einem RuCl3/HCl-Katalysatorsystem in Butanol dargestellt. Das unter dem Namen Norsorex vertriebene pulverige Polymer enthält geringe Mengen an nichtfärbenden Antioxidantien. Es hat ein hohes Molekulargewicht und ist in der Lage bis zu einer 400fachen Menge seines Eigengewichtes Ölmengen zu absorbieren, weswegen es bei Ölpest-Bekämpfungen verwendet wird. Das vulkanisierte gummiartige Polymer wird bei Schwingung- und Geräuschdämpfungsproblemen eingesetzt, z.B für Einfassung von Maschinen, bei schwingungsfreien Halterungen, bei Stoßstangen und beweglichen Kupplungen. Durch die Möglichkeit aus Norbornen besonders weiche Gummiarten herzustellen, wird das Polymer auch für Armlehnen, Dichtungsringe und Druckwalzen verwendet. 133 Norsorex-Prozeß n n Abb. 22 Norsorex-Prozeß (ROMP) Vestanamer-Prozeß CH-(CH2)6-CH n n Abb. 23 Vestanamer-Prozeß (ROMP) Metton-Prozess n n + m n m Abb. 24 Metton-Prozeß 134 2.1.7 Norbornen: Metathesereaktionen Norbornen (Bicyclo[2.2.1]hept-2-en) ist ein C7-einfach ungesättigtes, gespanntes bicyclisches System, daß zusammen mit seinen Derivaten auf drei unterschiedliche Arten polymerisiert werden kann. Es wird in einer Diels-Alder-Reaktion aus Cyclopentadien und Ethen gewonnen. vinylisch n n ROMP n kationisch/ radikalisch n Abb. 25 Polymerisationsarten von Norbornen In Abbildung 25 sind die unterschiedlichen Polymerisationsrouten des Norbornens dargestellt. Die Wahl der Polymerisationsroute und damit die Beeinflussung sowohl der Struktur als auch der gewünschten Eigenschaften des Polymers ist von den verwendeten Katalysator/Cokatalysator-Systemen abhängig. Bei der vinylische Polymerisation wird über die Doppelbindung unter Erhalt des gespannten bicyclischen Systems polymerisiert. Das so entstehende Polymer ist bezüglich seiner Rotation stark eingeschränkt und weist aufgrund dessen interessante Eigenschaften auf. Es zeichnet sich durch hohe Dichte, hohe Glastemperatur, großen Brechungsindex, geringe Doppelbrechung und große chemische Resistenz aus (Lasshan-Bericht). Als Katalysatoren werden üblicherweise Metallkomplexe des Nickels, Cobalts, Chroms, Zirkoniums und des Palladiums, aktiviert durch MAO (Methylalumoxan) als Co-Katalysator, eingesetzt (Dehnicke 1999). Einen besonderen Aspekt der vinylischen Polymerisation stellt die Copolymerisation von Norbornen mit acyclischen Olefinen (Ethylen und Propen) unter Verwendung von Metallocenen und Aluminoxan als Katalysator/ Cokatalysator-Systeme, dar (Hoechst). Darüber existieren eine Reihe von Patenten der Firma Hoechst. Da das Norbornen-HomoPolymer thermisch sehr stabil ist, aber eine thermoplastisch schwierigen Verarbeitungvorgang aufweist, ist man auf der Suche nach Abhilfe auf die Copolymerisation mit α-Olefinen 135 gestoßen. Damit läßt sich die Einfriertemperatur des Polymers deutlich absenken und dadurch die Verarbeitung verbessern. Durch den Einsatz von Metallocen-Katalysatoren läßt sich die Herstellung von sowohl amorphen als auch teilkristallinen Copolymeren steuern. Die Polymere sind thermoplastisch verarbeitbar und eignen sich zur Herstellung von Folien, Schläuchen, Rohren, Stangen und Fasern zur Herstellung von Spritzgußartikeln. (Hoechst, Lasshan). Durch den hohen Brechungsindex können die Copolymere auch als Glasersatz für Linsen, Prismen, Trägerplatten und –folien für optische Datenspeicher, für Videoplatten und Copact Discs, als Deck- und Fokussierscheiben für Solarzellen, als Deck- und Streuscheiben für Leistungsoptiken, als Lichtwellenleiter in der Form von Fasern und Folien eingesetzt werden. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Herstellung von Polymerlegierungen, die sowohl in der Schmelze als auch in der Lösung darstellbar sind. Das mit Nickel- und Palladium-Katalysatoren und Aluminoxan als Cokatalysator gebildete vinylische Polynorbornen der Firma Idemitsu Kosan Co (Japan) weist ein hohes Molekulargewicht, gute mechanische Eigenschaften, Hitzebeständigkeit und gute Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln auf. Es hat eine sehr gute Transparenz und eignet sich als Kondensator- oder Isolatorschicht. Die kationische oder radikalische Polymerisation von Norbornen ist bisher noch nicht in dem Umfang wie die ROMP- oder vinylische Polymerisation, untersucht worden. Daher wird sie in der Literatur auch selten erwähnt. Sie liefert 2,7-verknüpftes Polynorbornen. Über eine industrielle Anwendung dieser Polymerart ist bisher noch nichts bekannt. vinylisch Norbornen kationisch/ radikalisch ROMP Zr, Co, Cr Ni, Pd ??? Ti, Ta, W, Mo Re, Ru, Os, Ir Abb. 26 Katalysatoren für die Polymerisationsarten von Norbornen In Abbildung 26 sind noch einmal die verschiedenen Polymerisationsrouten und die dabei verwendeten Metalle für die Katalysatoren aufgeführt. 136 2.1.8 Norbornen: ROMP und die verwendeten Katalysatorsysteme Im Jahr 1969 veröffentlichte Truett die ersten Arbeiten über ROMP mit Norbornen, in denen er TiCl4 / LiAl(C7H15)4 als Katalysatorsystem benutzte. Die Strukuraufklärung erfolgte durch Ozonolyse des Polymers zu cis-Cyclopentan-1,3-dicarboxylsäure und später durch 13C-NMRSpektroskopie. In Abbildung 27 ist sowohl das Polymer als auch das Ozonolyse-Produkt dargestellt. Ozonolyse ROMP CH CH HOOC COOH Abb. 27 ROMP von Norbornen Wird TiCl4/ i-Bu3Al im Verhältnis 2:1 verwendet, führt es zu ungesättigten Polymeren, aber schon die Umkehrung der Verhältnisse (1:2) bewirkt ringöffnende Polymerisation. In der Folge wurden Titanacyclobutan-Komplexe dargestellt, die ebenfalls zur lebenden ROMP von Norbornen führen (Gilliom 1986, 1988; Petasis 1993). Diese Komplexe können auch zur Darstellung von Block-Polymeren verwendet werden (Cannizzo 1988), deren „living-ends“ mit Benzophenon verknüpft werden können, um eine Ph2C= Endgruppe zu erhalten (Cannizzi, 1987). Die Verknüpfung mit Terphtalaldehyd ergibt eine =CHC6H4(CHO)-4 Endgruppe (Risse 1989). Der Einsatz von Tantal-Komplexen führt zu den aktiven Spezies Tantal-Carbenkomplex (siehe Abbildung 28), die im Zusammenspiel mit koordinativen Basen wie THF und Py große Effektivität unabhängig von der Monomerkonzentration zeigen. Ta(=CHCMe3)(OC6H3-i-Pr2-2,6)3(THF) a Ta(=CHCMe3)(SC6H2-i-Pr3-2,4,6)3(Py) b (Me3SiCH2)4(Ta2(u-CSiMe3)2 c Hierbei wird die Polymerisationsrate durch die Bildung der Tantalcarben-Spezies aus zB. Tanatalcyclobutan kontrolliert (siehe a). Im Fall b is die Polymerisationsrate erster Ordnung bezüglich des Initiators und des Monomers und der Carbenkomplex fungiert als stabiler Ketten-„carrier“. In beiden Fällen wird das Polymer mit Benzaldehyd vom Metall abgespalten und zeigt nahezu monosdisperse Eigenschaften (Wallace 1987, 1988). Der DitantaldicyclocyclobutadienKomplex (siehe c) zeigt ebenfalls ROMPAktivität, jedoch lediglich in Anwesenheit von einem Äquivalent Sauerstoff. Abb. 28 Tantal-Katalysatoren für ROMP Hier entspricht die Polymerisationrate der nullten Ordnung (Eillerts 1992). Ebenfalls hohe Effektivität zeigt der [Ta (CH2Ph)2]-Komplex (Mashima 1996). 137 Bei dem als erstes verwendeten Molybdän-Katalysator handelte es sich um Mo/γAl2O3 (Eleutrio 1957), das jedoch zu niedrigen Polymerisationraten führte. MoCl2(PPh3)2(NO)2 (Larroche 1982) [Mo2(MeCN)8](BF4)2 (McCann 1991) (Bu4N)2(Mo6O19) (McCann 1993) (C4H7)4Mo (Kormer 1972) Mo(CO)5(py) (Johnston 1991) MoCl5 (Sartori 1963) Mo(CO)6 (Green 1986) In Abbildung 29 sind einige auf „Nicht-Carbenen„basierende Molybdän-Komplexe dargestellt. Als sehr effektiv stellten sich MolybdänCarbenkomplexe des Typs Mo(=CHR)(=NAr)(OCMe3)2 heraus (Schrock 1988c). Ihr großes Potential liegt darin, daß sie mit KettenTransfer-Agentien (chain transfer agents ), wie z.B. Penta-1,3-dien oder Styren, das PolymerMolekulargewicht reduzieren könnnen, ohne die enge Verteilung zu beeinträchtigen. Zum anderen können sie mit substituierten Benzaldehyden als terminale Agentien zu Polymeren mit einer variablen Bandbreite an funktionalen Endgruppen eingesetzt werden (Mitchell 1991; W. Fischer 1993). Abb. 29 Molybdän-Katalysatoren für ROMP Molybdän-Carbenkomplexe mit dreizähnigen Liganden wie [Tris(pyrazolyl)Borat] stellen in Anwesenheit von AlCl3 ebenfalls hochaktive Katalysatorsysteme dar (Vaughan 1995). Durch Zugabe von einer toluolischen Lösung von EtAlCl2 zu (Bu4N)2(Mo6O19) entsteht ein heterogenes Katalysatorsystem, daß zu einer sofortigen Polymerisation führt. Das entstandene Polymer ist gelartig, teilwiese löslich in Chloroform und besitzt zu 33% cisDoppelbindungen. Das Katalysatorsystem ändert seine Farbe von gelb zu dunkelbraun, was mit einer Oxidationsstufenänderung von Mo(VI) zu Mo (V) und Mo(IV) korrespondiert. Durch anschließende atmosphärische Oxidation kann die ursprüngliche Katalysatorform ohne Aktivitätsverlust wiederhergestellt werden (McCann 1993, 1995). 138 Die Wolfram-Katalysatoren für die ROMP von Norbornen könne in drei große Gruppen eingeteilt werden, die in Abbildung 30 dargestellt sind. WCl6 + CoKat. (H.T.Ho 1982, Bespalova 1994a) andere nicht-Carbenkompexe. zB mit Aryloxy-Liganten (Barnes 1994) mit CoKat. (Dietz 1993) Wolfram-CarbonylKomplexe (Bencze 1984, 1996) Wolfram-CarbenKomplexe mit einzähnigen Liganden (Kress 1985, Schrock 1988, Green 1989) W-Kompl. mit zweizähnigen Liganden (Couturier 1992, 1994) 1,3- DiwolframcyclobutadienKomplex (Eilerts 1992) W-Kompl. mit dreizähnigen Liganden (Blosch 1991) W[=C(OMe)Ph](CO)5 W(=CPh2)(CO)5 (Thoi 1982) Abb. 30 Wolfram-Katalysatoren für ROMP Die meisten Rhenium-Katalysatoren basieren auf ReCl5 und führen zu Polymeren mit hohen cis-Anteilen (Oshika 1968, Iving 1977, 1979; Green 1986). Das System Re2O7/ Al2O3 bewirkt die Darstellung von Polymeren mit reinem cis-Charakter. Wird es jedoch mit Me4Sn vorbehandelt, entstehen Polymere mit gleichen cis/trans-Doppelbindungs-Anteilen, was einen Hinweis darauf liefert, daß es sich um unterschiedliche aktive Spezies handelt (Moloy, 1994). Von Rhenium ist lediglich ein aktiver Carben-Komplex bekannt (Toreki 1993). Katalysatoren, die auf Ru, Os oder Ir-Komponenten basieren, unterscheiden sich stark von den bisher vorgestellten Katalysatoren. Sie initiieren ROMP von Norbornen nicht nur wie üblicherweise in nicht-polaren oder schwach-polaren Lösungsmitteln, sondern auch in ethanolischen oder sogar wäßrigen Lösungsmitteln (Rinehart 1965, 1968). Es konnte gezeigt werden, daß diese Katalysatoren in Form ihrer Hydrat-Trichloride in Ethanol wirksam sind (Michalotti 1965b). Die Hydratverbindung von Ru(Ots)2 z.B. ist bei 50°C hochaktiv und liefert Polymere mit hohem trans-Doppelbindungsanteil in protischen Lösungsmitteln (France 1993a, Mühlebach 1994). Behandelt man Aren-Komplexe dieses Salzes mit UV-Strahlung, erweisen sie sich ebenfalls als hochaktiv (Karlen 1995). In Anwesenheit von Sauerstoff und bei 20°C sind RuCl2(PPh3)2(Py)2 und verwandte Komplexe aktiv (Iving 1981b). Dabei wird das Monomer zuerst einer katalytischen Epoxidation unterworfen, gefolgt von der Bildung eines Oxaruthencyclobutans, aus dem dann die eigentlich katalytisch wirksame CarbenSpezies entsteht. Ein ähnlicher Mechanismus wird für OsO4 bei einer Temperatur von 60°C angenommen (Hamilton 1990 a). Durch den Zusatz von Ethyldiazoacetat kann die Effektivität von Ruthenium-Katalysatoren gesteigert werden (Demonceau 1992). Weitere aktive Ruthenium-Komplexe sind in Abbildung 31 dargestellt. 139 Ru(=CHCH=CPh2)(Cl)2(PPh3)2 (Schwab 1995) (RuClCp)2(=CHCH=CPh2) nicht sehr aktiv (Gagne 1992) Ru(=CHR)(Cl)2(PPh3)2 R= Me, Et, Ph Abb. 31 Ruthenium-Katalysatoren für ROMP Einen weiteren interessanten Aspekt stellt der Zusatz von Dienen dar. Dieser führt zu einer Koordination des Diens an das Metallzentrum, was signifikante Effekte zur Folge hat. Zum Beispiel kann man durch Zusatz von Isopren zu einer durch WCl6/Me4Sn katalysierten Polymerisation von Norbornen vollständig die Ausbildung von cylischen Oligomeren verhindern (Reif 1983). Ferner ist die Aktivität von RuCl3 durch den Zusatz von endoDicyclopentadien beeinträchtigt und führt zusätzlich zu unterschiedlichen Stereoselektivitäten, verglichen mit der Selektivität ohne Anwesenheit des Diens (Gillian 1988). Ähnliche Effekte ergeben sich beim Einsatz von OsCl3 als Katalysator, jedoch nicht ganz so stark ausgeprägt (Green 1986, Gillan 1988). 140 2.1.9 Nitrido-Komplexe Nitrido-Komplexe M≡N und Imido-Komplexe mit einer M=N-R-Gruppe (mit R= Aryl, Alkyl oder H) sind in einer Vielzahl von wichtigen Prozessen als Katalysatoren, stöchiometrische Reagentien oder als Schlüsselintermediate involviert. Nitrido-Komplexe mit einer terminalen Metall-Stickstoff-Dreifachbindung bilden eine besonders interessante Unterklasse der Übergangsmetallkomplexe mit mehrfach gebundenen Liganden (.Nugent, Mayer 1988). Der erste terminale Nitrido-Komplex wurde schon 1847 von J.Fritsche und K.Struwe dargestellt. Es handelt sich um das sogenannte Kaliumosmiamat, dargestellt in Abbildung 32. - N K+ Os O O O Abb. 32 Kaliumosmiamat-Komplex Eine große Rolle spielen terminale Nirtido- und Imido-Komplexe in der biologischen Stickstofffixierung. Es werden überbrückende Hydrazido-Komplexe als aktive Spezies bei der enzymatischen Stickstofffixierung angesehen (J.Chatt, Dilworth, Richard, 1978). Mit synthetischen Modellkomplexen (siehe Abbildung 33) konnten einzelen Teilschritte der biologisch in 107-108-Jahretonnenmaßstab ablaufenden Reduktion von molekularem Luftstickstoff zu Ammoniak nachvollzogen werden (Rocklage, Turner, Fellmann, Schrock 1985). Cp* Me W Me Cp* NN Me Me W Me Me Abb. 33 Modellkomplexe für Reduktion von molekularem Luft-Stickstoff zu Ammoniak In der Nuklearmedizin werden terminale Nitrido-Komplexe wegen ihrer Bedeutung als Radiotracer intensiv untersucht. Die Technetium-99-Nitridoverbindung, dargestellt in Abbildung 34 A, ist hierbei von großem Interesse. Der Molybdän-Imido-Komplex aus Abbildung 34 B wird als wichtiger Bestandteil der C-NVerknüpfungsreaktion für die Übertragung eines Allyl-Radikals auf dessen Oberfläche im Zuge der heterogen katalysierten Oxidation von Propen mit Sauerstoff in Gegenwart von Ammoniak zu Acrylnitril, diskutiert (Burrington, Grasselli 1979). Bei dem Prozeß der Denitrohydrogenierung von aromatischen Stickstoffverbindungen zu stickstofffreien Kohlenwasserstoffen haben die Funktionen von Oberflächen-Mo-N-Einheiten große Bedeutung. Es werden Molybdännitridphasen (Mo2N/MoN) als heterogene Katalysatoren verwendet (Nagai, Miyao, 1992). 141 O N NH Tc S R2NC S S S Mo Bi CNR2 NH O A O B Abb. 34 A. Technetium-99-Nitridoverbindung und B. Molybdän-Imido-Komplex Sterisch gehinderte Imido-Komplexe zeigen hohe Reaktivitäten bezüglich der Funktionalisierung von organischen Substraten. An den Komplexen des Typs von 1 und 2 aus Abbildung 35 konnte die C-H-Aktivierung sowohl von aromatischen als auch von aliphatischen Kohlenwasserstoffen beobachtet werden (A: Walsh, B: Cummins). SiN H Zr NR Zr N Si SiNH 1 2 Abb. 35 Komplexe zur Verwendung für CH-Aktivierung Ein weiteres großes Gebiet der Chemie, in dem Imido- und Nitrido-Komplexe intensiv untersucht werden, ist die Verwendung in der Metathesereaktion als Katalysatoren. Einer der am besten untersuchten molekular definierten Metathesekatalysatoren ist der ArylimidoKomplex, dargestellt in Abbildung 36. N RO Mo RO CHiBu Abb. 36 Arylimido-Komplex des Molybdän 142 Es wird angenommen, daß der Imido-Ligand hierbei die Rolle eines „non-innocent spectator ligand“ spielt, indem er die Energie des Metallacyclobutan-Zustandes absenkt (Rappe, Goddard,1982). Die Rolle von terminalen Nitrido-Liganden von alkylierten Molybdännitrido-Komplexen im Bereich der Olefin-Metathese ist bisher noch wenig aufgeklärt (Bogdanivic, 1994). 2.1.10 Anorganische Nitrido-Komplexe Seit 1965 wurden von den Stammvätern der Nirtido-Chemie K.Dehnicke und J.Strähle eine Reihe von Methoden zur Herstellung von Nitrido-Übergangsmetall-Halogeniden ausgearbeitet. Hierbei wurde auch nicht vor der Verwendung von explosiven Reagentien wie Chlorazid (ClN3) und Iodazid (IN3) gescheut (Dehnicke 1992, Dehnicke, Strähle 1981). So wurde die Stammverbindung der Nitrridomolybdän(VI)-Reihe, das Nitridomolybdäntrichlorid (siehe Abbildung 37), durch die Umsetzung von Molybdänpentachlorid mit Chlorazid 1965 dargestellt. Die strukturelle Aufklärung erfolgte 1971 und wies eine tetramere Struktur mit verbrückenden Nitrido-Liganden auf (Strähle 1971). In jüngerer Zeit ist auch der Einsatz von weniger oder nicht explosiven Aziden, wie Natriumazid und Trimethylsilylazid (Dehnicke, Weiher, 1977), sowie das in verdünnter Lösung gut handhabbare Stickstofftrichlorid (NCl3) zur Darstellung etabliert worden (siehe Abb.39). In den folgenden Abbildungen 37-40 werden unterschiedliche Darstellungsrouten für Mo- und W-Nitrido-Halogenkomplexe kurz vorgestellt. Cl Cl Cl Mo MoVICl5N3 MoCl5 + ClN3 -1/2 Cl2 Cl -Cl2 -N2 Mo Cl Mo N Cl N Cl N N Mo Cl Cl Cl Cl Abb. 37 Darstellung über die Clorazid-Route Cl MoCl5 CH3CN MoCl4(CH3CN)2 1. NaN3 CH3CN Cl3Mo N + N - NaCl - N -N2 2. THF 1/4 [ NMoCl3(THF)]4 Abb. 38 Azid-Route mit Mono-THF-Addukt N≡MoCl3(THF) 2 [Mo(CO)6 + 4 NCl3 [{Cl4MN-Cl}2] [{Cl4MN-Cl}2] + N2 + Cl2 + 12 CO 2 MNCl3 + 2 Cl2 Abb. 39 Darstellung über Stickstofftrichlorid 143 2 WCl6 + N(SiMe3)3 WCl6 + N(SiMe3)3 T< 20°C [W2NCl9] + 3 ClSiMe3 T=20°C WNCl3 + 3 ClSiMe3 Abb. 40 Darstellung mit silylierten und stanylierten Aminen (Godemeyer, Dehnicke 1985) Weitere Synthesemöglichkeiten bestehen aus der Oxidation von koordinierten AmmoniakLiganden von Chrom(III)und Mangan(III)-Porphinato und –N,N`ethylenbis(salicylaldiminato)-Komplexen mit NaOCl oder anderen starken Oxidationsmitteln (Buchler 1983; DuBois 1997; Chang 1998). Desweiteren ist es möglich, Zugang zu Nitrido-Komplexen über Thermolyse oder Photolyse von Azido-Komplexen unter Stickstoffabspaltung zu erhalten. Die ersten Nitridokomplexe, die durch Photolyse von Aziden dargestellt wurden, sind Chrom- und Osmiumverbindungen (Arshankow, 1981). Die Reaktionsroute ist an Beispiel der Chromverbindung dargestellt. [CrIII(N3)(salen)]*2H2O → [CrVN(salen)]*H2O + N2 + H2O salen= Salicylaldiminato-Ligand (Photolyse-Route) Als letztes soll das Reagenz 2,3:5,6-Dibenzo-7-aza-bicyclo[2.2.1]hepta-2,5-dien, verkürzt dhabh genannt, als elegante Umgehung der Azidierungs- und anschließenden Abspaltungsreaktion zur Herstellung von Nitrido-Metallkomplexen genannt werden. Sie wirkt einerseits als Nitridostickstoffquelle, bewirkt durch sterische Schutzfunktion eine selektivere Substitution und ist anders als die meisten Azide gefahrloser einsetzbar (Mindiola 1998). 144 2.1.11 Der Nitrido-Ligand und seine Reaktionen: kurzer Überblick Mit Ausnahme der Fischer`schen Carben- und Carbin-Komplexe und der aromatischen Ringsysteme ist die Chemie der π-gebundenen Liganden eng verknüpft mit der Chemie hoher Oxidationsstufen der Metalle. Zu den Hauptfunktionen dieser Liganden zählt die Stabilisierung dieser hohen Oxidationsstufen. Dies beruht auf einem synergistischen Effekt, da durch Mehrfachbindungen des Liganden an das Metall durch π-Donation eine Wechselwirkung mit unbesetzten d-/p-Orbitalen vorausgesetzt wird. Dies ist gleichbedeutend mit einem hohen Metall-Valenzzustand. Letztendlich beruht die Wirkung von mehrfachbindenden Liganden auf das Metall auf einer Verringerung der hohen Partialladung. In Abbildung 41 sind die Bindungsverhältnisse in terminal gebundenen Stickstoff-Metall-Komplexen dargestellt. Hochvalente Metallkomplexe sind wegen ihren katalytischen Aktivitäten im Rahmen von Reaktionen mit ungesättigten Substraten oder in Kombination mit Oxidationsmitteln in der Oxidationskatalyse sehr beliebt. Besondere Bedeutung kommt dabei den Komplexen des Rheniums, Wolframs, Molybdäns, Chroms und Osmiums zu (Strukul 1992). M + + - N + - - + + M N Der Nitrido-Ligand hat einen formalen Bindungsgrad einer Dreifachbindung, die durch eine σ- und zwei π-Bindungen gebildet wird. Die π-Bindungen entstehen durch Überlappung besetzter p-Orbitale des Stickstoffs mit bezüglich der Symmetrie geeigneten d-Orbitalen des Metalls. Chemische Reaktionen von terminalen MetallnitridoKatalysatoren können zwei verschiedene Routen einschlagen. Zum einen sind Reaktionen unter Erhalt der Nitrido-Funktion möglich, z.B bei der Addition von Verbindungen aus der Reihe der Lewis-Säuren. Dies führt zu Addukt-Verbindungen mit „Nitrido-Brücken“. Abb. 41 Bindungsschema der Metall-Nitrid-Bindung Bisher sind jedoch nur wenige Verbindungen diesen Typs strukturell charakterisiert. Eine der wenigen bekannten Reaktionen ist die Umsetzung von Tris(pentaflourophenyl)bor mit einem Rhenium(V)-Nitrido-Komplex (Litstelle?????) Green...). Die andere mögliche Route sind chemische Reaktionen mit der Nitrido-Funktion als reaktive Gruppe. Sie liefert eine Vielzahl von Reaktionen, die aber hier nicht weiter erwähnt werden sollen. Einen ausgezeichneten Überblick liefern Dehnicke und Strähle in einem ReviewArtikel ( Dehnicke, Strähle 1992). 145 2.1.12 MAO- Struktur Schon in den frühen Sechzigern wurde die hohe Aktivität von MAO (Methylalumoxan) im Zusammenspiel mit Metallocenkatalysatoren für die Olefin-Polymerisation erkannt (Vandenberg, Longiave, Castelli 1960-1963). Aber bis heute ist der Mechanismus der katalytischen Wirksamkeit des MAO nicht vollständig bekannt. Alumoxane werden im Allgemeinen als oligomere Aluminiumoxid-Gerüste mit organischen oder anorganischen Gruppen beschrieben. Diese Reste R können aus Alkyl-, Alkoxyl- und Siloxylkomponenten oder Halogeniden bestehen. Es wurde sowohl eine kettenförmige aber auch eine cyclische zweidimensionale Anordnung für möglich gehalten (siehe Abbildung 42). Es ist erst 1995 gelungen, eine Me Al O AlMe2 Alkylalumoxanverbindung durch Röntgenstrukturanalyse strukturell aufzuklären. Das n durch Hydrolyse bei tiefen Temperaturen aus AlR3 Me entstandene Alkylalumoxan ist als Verbindung mit der Formel (RAlO)n charakterisiert worden (Barron linear 1995), mit einer dreidimensionalen Käfigstruktur. Als Alkylrest ist eine t-Butylgruppe verwendet worden. R Die Struktur zeigt außerdem, daß das Aluminiumzentrum vierfach koordiniert ist und die Al O R Sauerstoff-Koordination so angeordnet ist, daß sie zu O drei Aluminiumzentren bindet. Al Im Allgemeinen gestaltet sich die Charakterisierung von Alumoxanen durch ihre extreme Reaktivität O Al bezüglich Wasser und Sauerstoff als sehr schwierig. Al O R Dies ist für MAO noch nicht gelungen und es wird m angenommen, daß in Lösung cyclische und/oder R lineare Spezies mit hoher Lewis-Acidität vorliegen, cyklisch die ineinander umwandelbar sind. Abb. 42 MAO-Struktur 146 2.1.13 MAO als Cokatalysator MAO hat sich als Cokatalysator in der α-Olefin-Polymerisation mit Metallocenen der vierten Gruppe, hauptsächlich Zirkonocenen, seit ca 30 Jahren fest etabliert (Janiak). Der Mechanismus der Alumoxane ist jedoch immer noch nicht vollständig geklärt. Ansätze von Barron gehen von einem Konzept der „latenten Lewis-Acidität“ (latent Lewis acidity) aus (Barron 1995). Er hat in seinen Arbeiten herausgefunden, daß nicht die ungesättigten dreifach-koordinierten Aluminiumzentren die aktive Rolle besetzen, sondern die vierfachkoordinierten, in dreidimensionalen Käfig-Strukturen angeordneten Aluminiumzentren hohe katalytische Effektivität aufweisen (Barron, 1995). MAO selbst erfüllt mehrere Funktionen. Zum einen alkyliert es den Metallocenkomplex durch Ligandenautausch und bewirkt eine Ligandeabstraktion. Zum anderen stabilisiert es den „kationischen Metallocen-Alkylkomplex“ als Gegenion und beugt einer bimolekularen Reduktion des Katalysators vor (P.C. Möhring, N.J.Coville, J.Organomet.Chem. 1994, 479:1). Außerdem wird es auch zur Reinigung des Reaktionsmediums von Wasser und Sauerstoff („scavenger“) verwendet, um so den Katalysator zu schützen und eine ungehinderte Bildung des Katalysator/Cokatalysatorsystems zu gewährleisten. Die wesentliche Bedeutung des MAO bleibt aber die Erzeugung der aktiven Spezies zur Polymerisation, die jedoch erst bei relativ hohen MAO-Überschüssen gelingt. In Abbildung 43 ist das Aktivierungsgleichgewicht der MAO/Metallocen-Katalysatoprsysteme dargestellt. + R M Me MAO/AlMe3 R M Abb. 43 Mechanismus des Metallocen-MAO-Katalysator-Systems [MAO]x- 147 2.2 Aufgabenstellung Nitrido-Komplexe des Molybdäns und Wolframs sind in der Metathese-Polymerisation als Katalysatoren bisher noch wenig eingesetzt worden. In dieser Arbeit sollen die NitridoVerbindungen MoNCl3 und WNCl3 im Hinblick auf ihre Polymerisationfähigkeit für die ROMP (Ring Opening Metathesis Polymerisation) von Norbornen untersucht werden. Als CoKatalysator wird MAO eingesetzt, daß in der Metathese noch wenig etabliert ist, jedoch in der Olefin-Polymerisation mit Metallocenen ein große und bedeutende Rolle spielt. Schwerpunkte der Arbeit sind vergleichende Metathese-Polymerisationen mit Norbornen als Monomer. Dazu werden die Nitrido-Komplexe des Molybdäns und Wolframs und die analogen, als Metathese-Katalysatoren der ersten Generation geltenden Halogenide (WCl6, MoCl5), verglichen. Als CoKatalysatoren sollen sowohl MAO als auch Aluminiumorganyle, die üblicherweise mit den Wolfram- oder Molybdänhalogeniden aktive Katalysatorsysteme bilden, eingesetzt werden. Hierzu wurde Diethylaluminiumchlorid (Et2AlCl). Für vergleichende Polymerisationsstudien sollen Bedingungen für Standartpolymerisationen entwickelt werden. Sie sollen zum einen Resourcen schonen, zum anderen aber aussagekräftige Ergebnisse liefern. Es sollen einzelne Parameter der Standartbedingungen an ausgesuchten Katalysatorsystemen varriert und die Änderungen der „Aktivitäten“ und „Umsätze“ betrachtet werden. Als variable Parameter kommen zum einen die Polymerisationszeiten, die Änderungen der CoKatalysator-Konzentrationen oder die Katalysator/CoKatalysator-Verhältnisse in Betracht. Die entstehenden Polymere sollen nach Möglichkeit auf strukturelle Unterschiede in Abhängigkeit von dem eingesetzten Katalysatorsystem untersucht werden. 148 2.3 Ergebnisse und Diskussion 2.3.1 Allgemeines Die Schwerpunkte dieser Arbeit liegen zum einen in den vergleichenden MetathesePolymerisationen von üblicherweise angewendeten Metallkatalysatoren der sechsten Gruppe (Wolfram- und Molybdänhalogenide) und den entsprechenden Nitridoverbindungen, zum anderen liegt das Augenmerk auf MAO (Methylalumoxan), dessen „Karriere“ als CoKatalysator in der Metathese noch sehr jung ist. Es wurden die fünf Katalysatoren MoCl5, WCl6, MoNCl3, WNCl3 und Cp2MoCl2 mit den Co-Katalysatoren Et2AlCl und MAO kombiniert und auf ihre Aktivität bezüglich der ringöffnenden Metathese-Polymerisation von Norbornen getestet. Desweiteren wurden Aktivitätsvergleiche zwischen MAO und seinen analogen Alkylalumoxanen EAO (Ethylalumoxan) und IBAO (Isobutylalumoxan) in Kombination mit WNCl3 angestellt. Die Aktivität wurde neben dem Umsatz als herausragende Größe zum Vergleich herangezogen. Definition Aktivität: [mmol Produkt]/ [mmol Katalysator] pro Stunde = [h-1] Definition Umsatz: [mmol Produkt]/ [mmol Monomer] * 100 = [%] Um eine Vergleichbarkeit dieser beiden Größen zu gewährleisten, wurden Standardbedingungen für die Polymerisationen entwickelt. Die Standardpolymerisationen wurden unter folgenden Bedingungen durchgeführt: Katalysatormenge CoKatalysatormenge Momomermenge Lösungsmittelvolumen Reaktionszeiten Abbruchbedingungen : : : : : : ca 0.0215 mmol ca 1.84 mmol 13 mmol 50 mL Toluol 1 h (üblicherweise) mit MeOH/ HCl Durch die hohe Luft- und Feuchtigkeitsempfindlichkeit der Katalysatorverbindungen erfolgte das Abwiegen der Katalysatormenge unter Schutzgasatmosphäre in der Glove-Box in 100 mL-Weithals-Schlenkkolben. Die Kolben wurden zuvor über Nacht im Trockenschrank bei 120°C aufbewahrt und anschließend je dreimal an einer kombinierten Argon-VakuumSchlenkanlage im dynamischen Vakuum ausgeflammt und mit Argon gespült. Pro Polymerisationsversuch wurden drei „identische“ Ansätze gemacht und aus den Ergebnissen der Mittelwert gebildet. Nach dem Abwiegen des Katalysators in der Glove-Box, wurden das Lösungsmittel (außerhalb der Box) und der CoKatalysator im Argongegenstrom dazugegeben und dem System wurde durch Rühren bei Raumtemperatur die Möglichkeit zur Ausbildung der aktiven Spezies gegeben. Durch Zugabe des Monomers wurde die Polymerisation gestartet und durch ein Gemisch aus Methanol und Salzsäure (10:1) abgebrochen. Überschüssiges Lösungsmittel und nicht umgesetztes Monomer wurden, wenn möglich, abpipettiert, das Polymer wurde ein bis zwei Tage stehen gelassen und anschließend entweder in Trockenschrank bei ca 45°C zwei Tage getrocknet oder im dynamischen Vakuum 12-18 h von restlichen Lösungsmittelmengen befreit. 149 Die Auswertung und damit die Betrachtung der Aktivitäten und Umsätze erfolgte über die Bestimmung der Ausbeuten. Außerdem interessierten die jeweiligen CoKatalysator/Katalysator-Verhältnisse, in den Tabellen als Al/W bzw. Al/Mo angegeben, und die Monomer/Katalysator-Verhältnisse (Norbornen/W oder Norbornen/Mo). Die graphische Auftragung in den Abbildungen gibt Aussagen über die Aktivitäten oder Umsätze in Abhängigkeit von der jeweiligen variablen Größe (Katalysator/CoKatalysator-System, Konzentration, Zeit usw.). Verwendet wurden die gerundeten Mittelwerte aus den dazugehörigen Tabellen. Abschnitt 1 : Aktivitätsvergleich der CoKatalysatoren MAO, EAO und IBAO mit WNCl3 Abschnitt 2 : Aktivitätsvergleich der Katalysatoren WNCl3, WCl6, MoNCl3, MoCl5 und Cp2MoCl2 mit MAO Abschnitt 3 : Aktivitätsvergleich der Katalysatoren WNCl3, WCl6, MoNCl3, MoCl5 und Cp2MoCl2 mit Et2AlCl Abschnitt 4 : Aktivität und Umsatz in Abhängigkeit von der Katalysatorkonzentration der Systeme MoNCl3/MAO und WNCl3/Et2AlCl Abschnitt 5 : Aktivität und Umsatz in Abhängigkeit von der CoKatalysatorkonzentration der Systeme MoNCl3/MAO und WNCl3/Et2AlCl Abschnitt 6 : Aktivität und Umsatz in Abhängigkeit von der Polymerisationszeit des Systems MoNCl3/MAO Es wurden folgende Systeme auf ihre Aktivitäten und Umsätze bei der ROMP von Norbornen miteinander verglichen: WNCl3/MAO WCl6 / MAO MoNCl3/MAO MoCl5 /MAO Cp2MoCl2/MAO WNCl3/Et2AlCl WCl6 /Et2AlCl MoNCl3/Et2AlCl MoCl5 /Et2AlCl Cp2MoCl2/Et2AlCl WNCl3/EAO WNCl3/IBAO Es sei an dieser Stelle noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, daß die Schwerpunkte dieser Arbeit in dem Vergleich der Aktivitäten und Umsätze der jeweiligen Katalysatorsysteme lagen und nicht in der Betrachtung des Polymers. Im Abschnitt 7 wird jedoch der Vollständigkeit halber kurz auf Aussehen und Struktur des Polymers in Abhängigkeit vom Katalysatorsystem eingegangen. Die Abbildung 44 zeigt zur Erinnerung die ROMP von Norbornen und das entstehende Polymer. ROMP CH Abb. 44 ROMP mit Norbornen CH 150 2.3.2 Aktivitätsvergleiche 2.3.2.1 Vergleich der Co-Katalysatoren MAO, EAO und IBAO mit WNCl3 Tabelle 1: Auswertung der MAO/WNCl3-Polymerisationen Nr. M1 M2 M3 Mittelwert Kat. [mmol] 0.0164 0.0164 0.0167 0.0165 MAO [mmol] 0.550 0.550 0.550 0.550 Al/W 33.5 33.5 33.0 33.3 Norbornen/ Ausbeute W [mmol] 2878 13.8 2878 13.4 2826 16.3 2860 14.5 Aktivität [h-1] 421 408 490 440 Umsatz [%] 30 28 35 31 Aktivität [h-1] 78 63 91 77 Umsatz [%] 5.3 4.2 6.3 5.3 Aktivität [h-1] 22 29 20 24 Umsatz [%] 1.6 2.0 1.4 1.6 Tabelle 2: Auswertung der EAO/WNCl3-Polymerisationen Nr. E1 E2 E3 Mittelwert Kat. [mmol] 0.0164 0.0161 0.0164 0.0163 EAO [mmol] 0.550 0.550 0.550 0.550 Al/W 34 34 34 34 Norbornen/ Ausbeute W [mmol] 2878 2.5 2931 2.0 2878 3.0 2896 2.5 Tabelle 3: Auswertung der IBAO/WNCl3-Polymerisationen Nr. I1 I2 I3 Mittelwert Kat. [mmol] 0.0167 0.0167 0.0164 0.0166 IBAO [mmol] 0.550 0.550 0.550 0.550 Al/W 33 33 34 33.3 Norbornen/ Ausbeute W [mmol] 2826 0.74 2826 0.96 2878 0.64 2843 0.81 Der Einfachheit halber wurden die Mittelwerte der Aktivitäten, der gerundeten Norbornen/Metall-Verhältnisse und der Aluminium/Metall-Verhältnisse miteinander verglichen. Tabelle 4 und die Kurve in Abbildung 45 veranschaulichen das Ergebniss, daß MAO mit WNCl3 bei gleichen Reaktionsbedingungen eine um eine Zehnerpotenz höhere Aktivität in der Norbornenpolymerisation via ROMP aufweist, als die analogen Alkylalumoxane mit WNCl3. Je größer und sperriger der Alkylrest ist, der an der Alumoxangruppe gebunden ist, desto kleiner wird die Aktivität. Die Vermutung liegt nahe, daß aus sterischen Gründen durch die sperrigeren Alkylreste bei EAO und vor allen Dingen bei IBAO die Ausbildung der aktiven Katalysator-CoKatalysator-Spezies erschwert wird, was zur Minderung der Aktivitäten und Umsätze führt. In Abbildung 46 ist zur Erinnerung eine der möglichen Strukturen des MAO dargestellt. Tabelle 4: Vergleich der Aktivität der Cokatalysatoren MAO, EAO und IBAO Komplex WNCl3 WNCl3 WNCl3 Cokat EAO IBAO MAO Al/MNCl3 34 33.3 33.3 Norb/M 3000 3000 3000 Aktivität 77 h-1 24 h-1 440 h-1 151 lg Aktivitäten 4 3 2 1 MAO IBAO EAO Cokatalysator Abb. 45 Graphische Darstellung der Aktivitäten in Abhängigkeit vom Co-Katalysator Me Al O AlMe2 n Me linear Abb. 46 Lineare Struktur von MAO 152 2.3.2.2 Katalyse mit MAO als Co-Katalysator Verwendete Abkürzungen: a1h; b3h; c20h; d24h (Reaktionszeiten). Tabelle 5: Auswertung der MAO/WNCl3-Polymerisationen Nr. Kat. [mmol] 16a 0.0124 a 17 0.0216 18d 0.0213 d 19 0.0213 20a 0.0210 a 21 0.0210 a 22 0.0233 23a 0.0220 a 51 0.0213 a 54 0.0216 57a 0.0216 c 63 0.0220 c 64 0.0220 MWa 1 0.0216 MWc 2 0.0220 MWd 3 0.0213 a c d 1h, 20h, 24h Co-Kat. [mmol] 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 Al/ W Norb./ W 148 85 86 86 88 88 82 84 86 85 85 84 84 85 84 86 1048 602 610 610 620 620 583 591 610 602 602 591 591 604 591 610 Ausbeute [mmol] 2.02 2.23 6.48 7.12 1.38 2.44 1.91 2.44 2.23 2.23 2.97 10.09 8.39 2.23 9.24 6.8 Aktivität 163 103 13 14 66 116 86 111 105 103 138 23 19 104 21 14 Umsatz [%] 15.5 17.1 49.8 54.8 10.6 18.8 14.7 18.8 17.2 17.2 22.8 77.6 64.5 17 ± 7 71 ± 6 52 ± 2 2.3.2.2.1 Reproduzierbarkeit von Polymerisationen Abweichungen in den Aktivitäten und Umsätzen bei gleichen Standardbedingungen kommen zumeist durch zeitliche Abstände der Versuche (an den Versuchsnummern ersichtlich) zustande. Das bedeutet, dass trotz „gleicher“ Reaktionsbedingungen unterschiedliche MAOoder/und unterschiedliche Katalysator-Chargen verwendet wurden. Die MAO-Lösung „altert“ trotz Aufbewahrung und sorgfälltiger Handhabung unter Schutzgas. Eine weiter Fehlerquelle ist das Lösungsmittel (Toluol). Toluol wird über Kalium unter Schuzgas mindestens 12 h absolutiert und auch weiterhin unter Schutzgasatmosphäre verwendet und aufbewahrt. Aber auch da kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass nach mehrmaligem Öffnen des Vorratsbehälters nicht doch Spuren von Sauerstoff eindringen, die während der Polymerisation zum Katalysatortod führen können. Eine andere Fehlerquelle ist das Trocknen des Polymers. Es findet bei Standardbedingungen im dynamischen Vakuum für ca. 12 Stunden statt. Bei eingen Polymerisationsansätzen reicht diese Zeit allem Anschein nicht aus, um auch die letzten Reste des Lösungsmittels zu entfernen. Ein weiteres Problem stellt das Abwiegen der sehr kleinen Katalysatormengen dar. Es ist nicht trivial, 4-6 mg Katalysator in der Glove-Box abzuwiegen. Am genausten und reproduzuierbarsten sind die Versuche, die von einer Person in einem Ansatz abgewogen und durchgeführt werden. Gleicher Ansatz bedeutet, dass drei Polymerisationsversuche gleichzeitig und unter gleiche Standardbedingungen durchgeführt werden. Daher werden höhere Ausbeuten vorgetäuscht. Die Versuche, bei denen es sich offensichtlich um Ausreißer handelt, wurden nicht in der Berechnung der Mittelwerte berücksichtigt. Abbildung 47 stellt die graphische Reproduzierbarkeit bei Reaktionszeiten von 1 h beim System MAO/WNCl3 dar. 153 Abb. 47 graphische Darstellung der Reproduzierbarkeit der Polymerisation mit WNCl3/MAO Abb. 48 graphische Darstellung der Reproduzierbarkeit der Polymerisation mit WCl6/MAO In Abbildung 48 wird die graphische Reproduzierbarkeit der Polymerisation mit WCl6/MAO bei einer Stunde Reaktionszeit dargestellt. 154 Tabelle 6: Auswertung der MAO/WCl6-Polymerisationen Nr. 25a 26a 27d 30d 105a 106a 107a MWa MWd a 1h, d24h Kat. [mmol] 0.0215 0.0211 0.0215 0.0216 0.0216 0.0215 0.0216 0.02155 0.0215 Co-Kat. [mmol] 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 Al/ W Norb./ W 86 87 86 85 85 86 85 86 86 605 616 605 602 602 605 602 606 603 Ausbeute [mmol] 2.76 2.55 7.43 7.22 3.40 2.23 3.19 3.5 7.3 Aktivität 128 121 14 14 157 104 148 132 14 Umsatz [%] 21.2 19.6 57.1 55.5 26.1 17.1 24.5 22 ± 4 56 ± 1 Tabelle 7: Auswertung der MAO/MoNCl3-Polymerisationen Nr. Kat. [mmol] 52a 0.0217 a 55 0.0217 56a 0.0208 c 62 0.0208 95a 0.0212 a 96 0.0212 a 97 0.0221 103d 0.0226 104d 0.0231 a MW 0.0214 MWc 0.0208 d MW 0.0228 a c d 1h, 20h, 24h Co-Kat. [mmol] 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 Al/ Mo 85 85 88 88 87 87 83 81 80 86 88 81 Norb./ Mo 599 599 625 625 613 613 588 575 563 606 625 570 Ausbeute [mmol] 3.40 3.40 2.55 9.88 2.76 2.97 3.50 10.41 10.41 3.10 9.88 10.41 Aktivität 157 157 123 24 130 140 159 19 19 144 24 19 Umsatz [%] 26.1 26.1 19.6 76.0 21.2 22.8 26.9 80.1 80.1 24 ± 4 76 ± 0 80 ± 0 Tabelle 8: Auswertung der MAO/ MoCl5-Polymerisationen Nr. Kat. Co-Kat. Al/ Mo Norb./ Ausbeute Aktivität Umsatz [mmol] [mmol] Mo [mmol] [%] 34d 0.0215 1.84 86 605 7.12 13 54.8 36a 0.0215 1.84 86 605 4.25 198 32.7 d 37 0.0215 1.84 86 605 6.80 13 52.3 98a 0.0226 1.84 81 575 5.52 244 42.3 a 99 0.0223 1.84 82 583 4.99 224 38.4 108d 0.0215 1.84 86 605 11.26 22 86.6 MWa 0.0221 1.84 84 595 4.90 222 38 ± 4 d MW 0.0215 1.84 86 605 6.97 13 53 ± 2 a 1h, d24h (Reaktionsversuch 108d wurde nicht in der Mittelwertberechnung berücksichtigt) 155 Tabelle 9: Auswertung der MAO/ Cp2MoCl2-Polymerisationen Nr. Kat. Co-Kat. Al/ Mo Norb./ Ausbeute Aktivität Umsatz [mmol] [mmol] Mo [mmol] [%] a 50 0.0222 1.84 83 586 2.44 110 19.0 a 53 0.0222 1.84 83 586 2.87 130 22.1 61a 0.0215 1.84 86 605 2.55 113 19.6 d 65 0.0215 1.84 86 605 3.5 7 26.9 d 66 0.0222 1.84 83 586 8.60 16 66.1 67d 0.0212 1.84 87 613 2.76 6 21.2 a MW 1 0.0220 1.84 84 592 2.62 118 20 ± 2 d MW 2 0.0213 1.84 87 609 3.13 7 24 ± 3 a 1h, d24h (Reaktionsverusch 66 wird nicht in der Mittelwertberechnug berücksichtigt) Bei dem System Cp2MoCl2/MAO fällt auf, dass sich der Umsatz nach 24 h Polymerisationszeit nicht wesentlich erhöht, verglichen mit dem Umsatz von 1 h Polymerisationszeit. Das deutet darauf hin, dass das Katalysatorsystem nach einer Stunde nicht mehr aktiv ist, d.h. es ist der „Katalysatortod“ eingetreten. Diese Phänomen ist bei Metallocen/MAO-Systemen in der Olefin-Polymerisation bekannt.. 2.3.2.3 Aktivitätsbetrachtungen mit MAO als Co-Katalysator Tabelle 10: Aktivitätsbetrachtungen der Polymerisationen mit MAO als Co-Katalysator Aktivität 1h Rkt. (a) 20h Rkt.(c) 24h Rkt.(d) MoCl5 MoNCl3 WCl6 Cp2MoCl2 WNCl3 222 144 132 118 104 24 21 13 19 14 7 14 156 Abb. 49 Vergleich der Aktivitäten aller Katalysatoren mit MAO als CoKatalysator bei einer Stunde Polymerisationszeit Bei der Betrachtung der Aktivitäten der Katalysatoren mit MAO als CoKatalysator wird deutlich, daß die Verbindungen mit Molybdän die höheren Aktivitäten besitzen. Sowohl MoCl5 als auch die Nitridoverbindung MoNCl3 weisen mit MAO höhere Aktivitäten auf, als die entsprechenden Wolframverbindungen. WNCl3 bildet beim Aktivitätsvergleich sogar das Schlußlicht. Auffällig ist außerdem, daß unter den Standardbedingungen die Molybdänverbindungen mit MAO als CoKatalysator dünne, durchsichtige Polymerfolien auszubilden vermögen, während die Polymere, die durch die entsprechenden Wolframverbindungen unter gleichen Bedingungen entstanden sind, äußerlich eher klassische Polymerformen annehmen. 157 2.3.3 Katalyse mit Et2AlCl als Co-Katalysator Tabelle 11: Auswertung der Et2AlCl/WNCl3-Polymerisationen Nr. Kat. [mmol] 24d 0.0210 32d 0.0210 a 33 0.0210 a 74 0.0236 75a 0.0193 b 76 0.0213 77d 0.0223 d 78 0.0233 89b 0.0213 b 90 0.0213 d 110 0.0207 111d 0.0216 a MW 0.0213 MWc 0.0213 d MW 0.0218 a c d 1h, 3h, 24h Et2AlCl [mmol] 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 Al/ W Norb./ W 87 87 87 77 95 86 82 78 86 86 88 85 86 86 84 619 619 619 551 674 610 583 558 610 610 628 602 615 610 596 Ausbeute [mmol] 7.22 7.22 3.50 5.10 5.31 10.73 5.20 5.20 9.66 6.90 4.35 4.99 4.64 9.10 5.69 Aktivität 14 14 162 216 275 168 10 9 151 108 9 10 218 142 11 Umsatz [%] 55.5 55.5 26.9 39.2 40.8 82.5 40 40 74.3 53.1 33.5 38.4 36 ± 9 70 ± 10 44 ± 10 Hier fällt auf, daß Umsätze bei 3h Reaktionszeit höher sind als die bei 24 h. Das hängt anscheinend mit der Konzentration des Katalysators zusammen. Bei den Versuchen76, 89 und 90 wurde lediglich 25 mL Toluol verwendet und die Reaktionszeit betrug 3 h. Die Konzentration des Katalysators bewegte sich hier im Bereich von ca. 0.85*10-3 [mmol/mL]. Dieser Effkekt wurde nicht näher untersucht. Tabelle 12: Auswertung der Et2AlCl/WCl6-Polymerisationen Nr. 28a 29d 31a 112a 109d 113d MWa MWd a 1h, d24h Kat. [mmol] 0.0216 0.0216 0.0219 0.0224 0.0219 0.0219 0.0220 0.0218 Et2AlCl [mmol] 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 Al/ W Norb./ W 85 85 84 82 84 84 83 84 602 602 594 580 594 594 592 597 Ausbeute [mmol] 3.93 9.45 3.61 4.88 9.03 7.01 4.14 8.56 Aktivität 182 18 166 218 17 13 187 16 Umsatz [%] 30.2 72.7 27.8 37.5 69.5 53.9 32 ± 4 65 ± 7 158 Tabelle 13: Auswertung derEt2AlCl/MoNCl3-Polymerisationen Nr. Kat. Et2AlCl Al/ Mo Norb./ Ausbeute Aktivität [mmol] [mmol] Mo [mmol] a 70 0.0235 1.83 78 553 0.53 23 71d 0.0203 1.83 90 640 2.12 4 d 72 0.0203 1.83 90 640 4.46 9 73d 0.0226 1.83 81 575 0.74 2 b 86 0.0217 1.83 84 599 4.88 75 b 87 0.0221 1.83 83 588 3.93 60 88b 0.0212 1.83 86 613 3.19 50 b 91 0.0212 1.83 86 613 3.29 52 b 92 0.0208 1.83 88 625 4.57 73 93d 0.0217 1.83 84 599 6.48 13 a MW 0.0225 1.83 81 578 0.53 23 b MW 0.0214 1.83 85 607 3.97 62 MWd 0.0210 1.83 87 620 5.7 11 a 1h, b3h, d24h (Bei den Veruchen 68 und 69 konnte die Ausbeute nicht bestimmt werden. Für die Mittelwertsberechnung wird der Versuch 73 ausgelassen.) Umsatz [%] 4.1 16.3 34.3 5.7 37.5 30.2 24.5 25.3 35.1 49.8 4 30 ± 5 42 ± 8 Aus der Tabelle 12 ist zu entnehmen, dass die Umsätze bei drei Stunden Reaktionszeit höher sind als bei 24 Stunden. Auch hier handelt es sich allem Anschein nach um Konzentrationseffekte. Alls Lösungsmittelmenge wurde bei den Versuchen 86, 87 und 92 nur 25 mL Toluol eingesetzt ( unter Standardbedingungen: 50 mL) und die Reaktionszeit betrug 3 Stunden. Die Auswirkungen der Konzentrationsänderungen wurden nicht näher untersucht. Tabelle 14: Auswertung der Et2AlCl/MoCl5-Polymerisationen Nr. 34d 36a 37d 100a 101a 102d MWa MWd a 1h, d24h Kat. [mmol] 0.0223 0.0223 0.0219 0.0219 0.0215 0.0215 0.0219 0.0219 Et2AlCl [mmol] 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 Al/ Mo 82 82 84 84 85 85 84 84 Norb./ Mo 583 583 594 594 605 605 594 594 Ausbeute [mmol] 4.46 3.29 4.78 2.23 3.72 4.46 3.08 4.56 Aktivität Umsatz [%] 34.3 25.3 36.8 17.1 28.6 34.3 24 ± 5 35 ± 2 8 147 9 102 173 9 141 9 Tabelle 15: Auswertung der Et2AlCl/Cp2MoCl2-Polymerisationen (3h Reaktionszeit) Nr. 80 81 82 Kat. [mmol] 0.0225 0.0212 0.0095 Et2AlCl [mmol] 1.83 1.83 1.83 Al/ Mo 82 87 196 Norb./ Mo 578 613 1383 Ausbeute [mmol] 3.82 - Aktivität 61 - Umsatz [%] 29.4 - 159 2.3.3.1 Aktivitätsbetrachtungen der Et2AlCl-Polymerisationen Tabelle 16: Gesamtvergleich der Aktivitäten mit Et2AlCl als CoKatalysator Aktivität 1h Rkt. 3h Rkt. 24h Rkt WNCl3 WCl6 MoCl5 Cp2MoCl2 MoNCl3 218 187 141 23 142 61 62 11 16 9 11 In der nächsten Abbildung werden lediglich die Aktivitäten bei Polymerisationen Reaktionszeit von einer Stunde miteinander verglichen. Abb. 50 Vergleich der Aktivitäten der Katalysatoren mit Et2AlCl als CoKatalysator bei einer Stunde Polymerisationszeit. Durch Verwendung des CoKatalysators Et2AlCl mit den gleichen Katalysatoren wie in Abschnitt 2, verändern sich die Aktivitätsverhältnisse. Hier wird deutlich, daß die Wolframverbindungen mit Et2AlCl deutlich aktiver sind als die analogen Molybdänverbindungen und als das mit MAO als CoKatalysator der Fall war. Die WolframNitridoverbindung nimmt eindeutig die Spitzenreiterfunktion ein, während die analoge Molybdännitridverbindung eine fast um das Zehnfache niedrigere Aktivität aufweist. Erstaunlich ist hierbei auch, daß statt des WCl6/ Et2AlCl- Systems, das in der Literatur eher als übliches Metathese-Katalysatorsystem angegeben wird, das WNCl3/ Et2AlCl-System bei gleichen Bedingungen eine höhere Aktivität aufweist. 160 2.3.3.2 Zusammenfassung der Aktivitätsbetrachtungen mit MAO und Et2AlCl Tabelle 17 : Vergleich aller Katalysatorsysteme (außer Cp2MoCl2) MAO = 1 Et2AlCl = 2 Systeme WNCl3 WNCl3 WCl6 /2 /1 /2 Aktiv. 218 109 187 Umsatz 36 17 32 Aktivität: [h-1] Umsatz: [%] WCl6 /1 132 22 MoNCl3 MoNCl3 MoCl5 /2 /2 /1 23 144 141 4 24 24 MoCl5 /1 222 38 Abb. 51 Vergleich aller Katalysatorsysteme (mit Ausnahme von Cp2MoCl2) mit den CoKatalysatoren MAO (1) und Et2AlCl (2) bei einer Stunde Polymerisationszeit. 161 2.3.4 Aktivität und Umsatz in Abhängigkeit vom Al/Katalysatorverhältnis Hier sollen die Veränderungen der Aktivitäten und Umsätze in Abhängigkeit von der Änderung des Al/Katalysator -Verhältnisses und gleichzueitigem Monomer/KatalysatorVerhältnisses untersucht und bewertet werden. An dieser Stelle wird lediglich dem Al/Katalysator-Verhältniss Beachtung geschenkt. Es soll die Frage geklärt werden, ob eine Erhöhung der Katalysator-Verhältnisses eine positive Auswirkung auf den Umsatz der Polymerisation hat und ob es daher als sinnvoll erachtet werden kann. Da ein Schwerpunkt dieser Arbeit auf den Untersuchungen von Nitridoverbindungen bezüglich ihrer Metathesetauglichkeit lag, konzentrierten sich die Aktivitätsvergleiche auf die beiden Systeme MoNCl3/MAO und WNCl3/Et2AlCl. Als CoKatalysatoren wurden diejenigen ausgesucht, mit denen die jeweiligen Nitridoverbindungen die höchsten Aktivitäten aufweisen. (Abkürzung: M = Metall, Katalysator) 2.3.4.1 System MoNCl3/MAO Tabelle 18 : Auswertung der Polymerisationen bezüglich der Aktivitäten und Umsätze in Abhängigkeit vom Al/Katalysator-Verhältniss des Systems MoNCl3/ MAO durch Erhöhung der MoNCl3-Menge Reaktionszeit: 1h Nr. Kat. [mmol] 132 (10) 0.2150 133 (10) 0.2150 134 (10) 0.2150 135 (5) 0.1075 136 (5) 0.1075 137 (5) 0.1075 MW 1 0.2150 (10) MW 2 0.1075 (5) Reaktionsvolumen: 50 mL CoKat. Al/Mo Norb./ [mmol] Mo 1.84 8.6 60.5 1.84 8.6 60.5 1.84 8.6 60.5 1.84 17.0 121.0 1.84 17.0 121.0 1.84 17.0 121.0 1.84 8.6 60 1.84 17.0 120 Monomer: 13 mmol Ausbeute Aktivität Umsatz [mmol] [h-1] [%] 6.16 28.6 47.4 5.63 26.1 43.3 5.42 25.2 41.7 2.87 26.7 22.1 3.50 34.6 28.6 3.29 30.6 25.3 5.73 26.6 44.1 3.22 30.6 25.3 Mit (1) wird die Katalysatorkonzentration aus der Standardpolymerisation festgesetzt. Das bedeutet hier eine Katalysatorkonzentration von 0.0215 mmol MoNCl3. Mit (5) ist die fünffache Katalysatorkonzentration der Standardpolymerisationsbedingungen und mit (10) die entsprechend zehnfache Konzentration gemeint. Die Abschnitts- und Tabellenangaben weisen darauf hin, wo die genauen Polymerisationsbedingungen (im Experimental-Teil) und die entsprechende Auswertung zu finden sind. Die in der Tabelle 18 verwendeten Abkürzungen bedeuten folgendes: 1Al/Mo-Verhältniss entspricht den Standardbedingungen, d.h. ca. 1.83 mmol MAO auf 0.00215 mmol MoNCl3 1/5- fünffache Menge von MoNCl3, bezogen auf Standardbedingungen, d.h. 1.83 mmol MAO auf 0.1075 mmol MoNCl3 1/10- zehnfache Menge MoNCl3, bezogen auf Standardbedingungen, d.h. 1.83 mmol MAO auf 0.2150 mmol MoNCl3 162 Tabelle 19 : Aktivitäts- und Umsatzvergleich in Abhängigkeit von der MoNCl3-Menge mit MAO als CoKatalysator Abkürzungen (Al/Mo) 1 (Standardbedingungen) 1/5 1/10 Al/Mo-Verhältniss Aktivität [h-1] Umsatz 85 144 24 17 8.6 30.6 26.6 25.3 44.1 [%] Abb. 52 Aktivitäts- und Umsatzvergleich in Abhängigkeit von der Katalysatormenge des Systems MoNCl3/ MAO Erwartungsgemäß sinkt die Aktivität mit steigender Katalysatorkonzentration, wenn die Konzentration des Monomers konstant gehalten wird. Die Aktivität ist per Definition [mmol Polymer]/ [ mmol Katalysator] pro Zeiteinheit. Interessanter ist es, die Umsätze in Abhängigkeit von der Katalysatorkonzentration zu betrachten, wie in der gleichen Abbildung gezeigt wird. Es ist zu erkennen, daß eine Erhöhung der Katalysatormenge um das Zehnfache ( hier: 0.2150 mmol anstatt 0.0215 mmol nach StandardpolymerisationsBedingungen) nur eine Verdopplung des Umsatzes bewirkt. Die fünfache Menge an Katalysator hat nur eine sehr geringfügige Steigerung des Umsatzes zur Folge. Das bedeutet, daß bei dem System MoNCl3 mit MAO genau abgeschätzt werden muß, ob eine Erhöhung des Umsatzes über die Katalysatorkonzentration tatsächlich sinnvoll ist. 163 2.3.4.2 System WNCl3/Et2AlCl Tabelle 20 : Auswertung der Polymerisationen bezüglich der Aktivitäten und Umsätze bei dem System WNCl3/ Et2AlCl nach Erhöhung der WNCl3-Menge Reaktionszeit: 1h Reaktionsvolumen: 50 mL Monomer: 13 mmol Nr. Kat. CoKat. Al/ W Norb./ W Ausbeute Aktivität [mmol] [mmol] [mmol] [h-1] 138 (10) 0.2170 1.84 8.5 60 14.66 60 139 (10) 0.2170 1.84 8.5 60 13.59 60 140 (10) 0.2170 1.84 8.5 60 15.29 60 141 (5) 0.1085 1.84 17.0 120 18.80 120 142 (5) 0.1085 1.84 17.0 120 15.72 120 143 (5) 0.1085 1.84 17.0 120 15.61 120 MW 1 0.2170 1.84 17.0 120 14.5 60 (10) MW 2 (5) 0.1085 1.84 8.5 60 16.71 120 (Die Zahlen in den Klammern bedeuten auch hier : 10 steht für zehnfache Menge an Katalysator/ 5 für fünffache Menge, verglichen mt der Menge, die unter Standardbedingungen eingesetzt wird. Die Katalysatormenge unter Standardbedingungen wird als 1 festgesetzt.) Wie in Tabelle 19 zu erkennen ist, reagiert unter diesen Polymerisationsbedingungen das gesamte Mnomer zum Polymer, so dass hier der Umsatz von 100 % errreicht wird. Die in der Tabelle 20 verwendeten Abkürzungen bedeuten folgendes: 1Al/Mo-Verhältniss entspricht den Standardbedingungen, d.h. ca. 1.83 mmol Et2AlCl auf 0.00215 mmol WNCl3 1/5- fünffache Menge von WNCl3, bezogen auf Standardbedingungen, d.h. 1.83 mmol Et2AlCl auf 0.1075 mmol WNCl3 1/10- zehnfache Menge WNCl3, bezogen auf Standardbedingungen, d.h. 1.83 mmol Et2AlCl auf 0.2150 mmol WNCl3 Tabelle 21: Vergleich der Aktivitäten in Abhängigkeit von der Katalysatormenge beim System WNCl3/ Et2AlCl Abkürzungen (Al/W) Al/W-Verhältniss Aktivität [h-1] 1 (Standardbedingungen) 1/5 1/10 85 218 17 8.6 120 60 164 Abb. 53 Umsattz- und Aktivitätsvergleich in Abhängigkeit von der Katalysatorkonzentration beim System WNCl3/ Et2AlCl Es ist eine deutliche Abnahme der Aktivität mit der Erhöhung der Katalysatorkonzentration zu beobachten, allerdings nicht so stark wie bei dem vorherigen System MoNCl3/ MAO. Es ist auch deutlich zu erkennen, daß schon bei einer Verfünffachung der Katalysatorkonzentration ein rasanter Anstieg des Umsatzes erfogt, was auf eine sehr starke Erhöhung der Polymerisationsaktivität (nicht verwechseln mit Größe „Aktivität [1/h]) hindeutet. Schon nach einer Stunde Polymerisationszeit ist das gesamte Monomer aufgebraucht und zum Polymer reagiert. Es kommt wahrscheinlich zu Lösungsmitteleinschlüssen im Polymer, so daß der Eindruck erweckt wird, es handele sich um Umsätze, die über 100% liegen. Das bedeutet, daß schon eine Verfünffachung der Katalysatorkonzentration beim System WNCl3/ Et2AlCl dazu führt, daß das gesamte Monomer aufgebraucht wird und es zu vollständigen Umsetzung kommt ( Umsatz 100 %). Es wäre interessant zu sehen, wie sich der Effekt auswirkt, wenn gleichzeitig eine größere Menge an Monomer verwendet wird. Allerdings wäre es selbstverständlich nötig, die Standardbedingungen zu ändern und das entsprechend andere System ( MoNCl3/ MAO) ebenfalls damit zu vergleichen. Dies wird aber in dieser Arbeit nicht weiter verfolgt, da der qualitative Vergleich der Aktivitäten und Umsätze im Vordergrund steht. 2.3.4.3 Zusammenfassung der Aktivitäts - und Umsatzvergleiche nach Änderung des Al/Katalysator-Verhältnisses durch Erhöhung der Katalysatormenge Bei dem System MoNCl3/ MAO bewirkt ein Veränderung der Al/Mo-Verhältnisse durch Erhöhung der Katalysatormenge wie erwartet eine Erniedrigung der Aktivitäten, ohne eine gleichzeitige deutliche Erhöhung der Umsätze zu erreichen. Erst eine Verzehnfachung der MoNCl3-Menge bewirkt eine knappe Verdoppelung des Umsatzes. Ganz anders beim System WNCl3/ Et2AlCl. Hier bewirkt schon eine Verfünffachung der WNCl3-Menge einen Umsatzanstieg auf 100 %. Die Aktivität wird auch hier herabgesetzt, aber nicht in so einem starken Maße wie beim ersten System. 165 Das bedeutet, zur Erreichung höherer Umsätze mit dem System MoNCl3/ MAO ist die Erhöhung der MoNCl3-Menge keine sinnvolle Variante, da sie eher zur Resourcenverschwendung führt, denn zum Ziel. Für das System WNCl3/ Et2AlCl stellt die Erhöhung der WNCl3-Menge und dadurch Veränderung des Al/W-Verhältnisses durchaus ein erfolgreiches Mittel dar, um die Umsätze zu erhöhen. 2.3.5 Aktivität und Umsatz in Abhängigkeit von der Erhöhung der CoKatalysator-Menge (Änderung des Al/M-Verhältnisses) 2.3.5.1 System MoNCl3/MAO Tabelle 22: Auswertung der Polymerisationen bezüglich Aktivität und Umsatz in Abhängigkeit der MAO-Konzentration beim System MoNCl3/MAO Nr. Kat. CoKat. [mmol] [mmol] 144 (2.5) 0.0215 4.6 145 (2.5) 0.0215 4.6 146 (2.5) 0.0215 4.6 147 (5) 0.0215 9.2 148 (5) 0.0215 9.2 149 (5) 0.0215 9.2 MW1(2.5) 0.0215 4.6 MW2 (5) 0.0215 9.2 Al/ Mo 214 214 214 428 428 428 214 428 Norbor./ Ausbeute Aktivität Umsatz Mo [mmol] [h-1] [%] 605 9.66 450 74.3 605 8.71 405 67.0 605 9.13 425 70.2 605 9.45 440 72.7 605 9.77 454 75.1 605 8.39 390 64.5 605 9.17 427 70.5 605 9.20 428 70.8 Die mit (2.5) und (5) gekennzeichneten Polymerisationen beziehen sich auf die StandardPolymerisationsbedingungen und bedeuten, daß bei den Versuchen 144, 145 und 146 jeweils die zweieinhalbfache Menge an CoKatalysator eingesetzt wurde. Bei den Nummern 147, 148 und 149 bedeutet es, daß die fünfache Menge, bezogen auf die Standardbedingungen, an CoKatalysator eingesetzt wurde. Die in den Standardpolymerisationen übliche CoKatalysatormenge beträgt 1.84 mmol. Tabelle 23: Aktivitäts- und Umsatzvergleich in Abhängigkeit von der MAO-Konzentration beim System MoNCl3/MAO (Mo wird als 1 fesstgesetzt. Es iszt die bei Standartbedingungen übliche Katalysatormenge und wird hier nicht variiert.) Abkürzungen Al/ Mo-Verhältniss Aktivität [h-1] Umsatz [%] (Al/Mo) 1 85 144 24 (Standardbedingungen) 2.5 214 427 70.5 5 428 428 71 166 Abb. 54 Umsatz- und Aktivitätsvergleich in Abhängigkeit von der MAO-Konzentration beim System MoNCl3/MAO Die in der Abbildung 54 dargestellte Graphik zeigt deutlich, daß eine zweieinhalbfache Menge an MAO eine Verdreifachung der Aktivität bewirkt. Gleichzeitig wird daraus ersichtlich, daß eine Verfünffachung für die Aktivität kein/kaum weiteres Anwachsen bedeutet. Dies ist erstaunlich, weil es bei den Olefinpolymerisationen mit Metallocenen und MAO fast keine Obergrenze für die Erhöhung der MAO-Konzentration gibt und gleichzeitig immer noch ein Anstieg der Aktivität zu beobachten ist. Die Auftragung des Umsatzes in Abhängigkeit von der MAO-Konzentration zeigt ein ähnliches Bild. Die Erhöhung der Konzentration um das zweieinhalbfache der StandardCoKatalysator-Konzentration bewirkt eine Verdreifachung des Umsatzes. Eine weitere Erhöhung hat aber hier keinerlei Effekt, obwohl noch Monomer in Lösung ist und somit verfügbar wäre. Es scheint hier eine maximale MAO-Konzentration zu geben, deren Überschreitung dann nur noch Resourcenverschwendung ohne Effekte auf Umsatz und Aktivität zu sein scheint. 167 2.3.5.2 System WNCl3/Et2AlCl Tabelle 24: Auswertung der Polymerisationen bezüglich Umsatz und Aktivität in Abhängigkeit von der Et2AlCl-Konzentration beim System WNCl3/Et2AlCl Reaktionszeit: 1h Nr. Kat. [mmol] 150 (2.5) 0.0215 151 (2.5) 0.0215 152 (2.5) 0.0215 153 (5) 0.0215 154 (5) 0.0215 155 (5) 0.0215 MW 1 0.0215 (2.5) MW 2 0.0215 (5) Reaktionsvolumen: 50 mL Monomer: 13 mmol CoKat. Al/W Norb./W Ausbeute [mmol] [mmol] 4.6 214 605 27.60 4.6 214 605 25.27 4.6 214 605 31.01 9.2 428 605 36.21 9.2 428 605 34.21 9.2 428 605 34.83 4.6 214 605 27.96 9.2 428 605 35.22 Mit (2.5) ist die zweieinhalbfache Et2AlCl-Menge, verglichen mit der Standardpolymerisationsmenge, gemeint. Die (5) bedeutet dementsprechend die fünffache Menge der CoKatalysator-Konzentration, die hier üblicherweise unter Standardpolymerisationsbedingungen verwendet wird. Aus dieser Tabelle wird sehr deutlich, daß der Anstieg der CoKatalysator-Konzentration beim System WNCl3/Et2AlCl sehr starke Konsequenzen sowohl auf die Aktivität des Systems als auch auf dem Umsatz der Polymerisation hat. Die Aktivitäten und Umsätze erreichen ihre maximalen Werte. In der nächsten Tabelle und Abbildung wird dies noch deutlicher dargestellt. Tabelle 25: Vergleich der Aktivitäten und Umsätze in Abhängigkeit von der Et2AlClKonzentration beim System WNCl3/Et2AlCl Abkürzungen (Al/W) W =1 nach Standard 1 2.5 5 Al/W-Verhältnisse 85 214 428 Aktivität 218 604 604 [h-1] Umsatz [%] 34 100 100 Aus dieser Tabelle ist ganz klar ersichtlich, daß eine Erhöhung der CoKatalysatorKonzentration auch eine sehr starke Erhöhung der Aktivität bedeutet. Die Polymerisation ist sogar so vollständig, daß alles Monomer aufgebraucht wird und durch die rasche Polymerisation ( innerhalb einer Stunde vollständige Monomerumsatz) wahrscheinlich in die Polymerlücken Lösungsmittel eingelagert wird, das durch die in der Standardpolymerisation üblichen Trocknungsarten- und Zeiten nicht entfernt werden konnte. Zwar kann man hier nicht die Zahlenwerte der Umsätze miteinander vergleichen, jedoch kann eine qualitative Aussage gemacht werden. Sie lautet, daß schon eine zweieinhalbfache Erhöhung der Et2AlCl-Konzentration eine vollständige Umsetzung des Monomers zum Polymer bewirkt. Wie schon im Abschnitt 4 B diskutiert wurde, wird auch hier der Eindruck erweckt, es handle sich um Umsätze über 100 %. Das bedeutet, daß beim System 168 WNCl3/Et2AlCl die maximale CoKatalysatorkonzentration noch nicht erreicht und somit ausgeschöpft ist. Um dies zu erreichen, müßten entsprechend die Monomerkonzentrationen erhöht werden, was aber dann auch eine Änderungen der Standardbedingungen in mindestens zwei Faktoren bedeuten würde. Wie aber schon erwähnt, reichen diese Ergebnisse für einen qualitativen Vergleich aus, was hier auch beabsichtigt war. Abb. 55 Aktivität in Abhängigkeit von der Et2AlCl-Konzentration beim System WNCl3/Et2AlCl 169 2.3.5.3 Zusammenfassung der CoKatalysatorabhängiggen AktivitätsUmsatzvergleiche durch Änderung der Al/Katalysator-Verhältnisse und Bei dem System MoNCl3/MAO bewirkt schon eine leichte Erhöhung der CoKatalysatorKonzentration und damit eine Änderung der Al/Katalysatormenge einen starken Anstieg sowohl der Aktivitäten als auch der Umsätze. Allerdings ist hier relativ schnell eine gewisse „Absättigunggrenze“ an CoKatalysator-Konzentration erreicht, deren Überschreitung keinen positiven Effekt auf Aktivität und Umsatz hat. Die Erhöhung der CoKatalysator-Konzentration beim System WNCl3/Et2AlCl bewirkt ebenfalls, dass die maximalen Werte für Aktivität und Umsatz erreicht werden. 2.3.6 Zeitabhängige Polymerisation des Systems MoNCl3/ MAO Tabelle 26 : System MoNCl3 /MAO Reaktionszeit: 3h Nr. Kat. [mmol] 0.0217 0.0217 0.0212 0.0215 129 130 131 MW Reaktionsvolumen: 50 mL CoKat. [mmol] 1.84 1.84 1.84 1.84 Al/ Mo Norb./ Mo 600 600 613 604 85 85 87 86 Ausbeute [mmol] 6.69 7.11 6.48 6,76 Aktivität [h-1] 103 109 102 106 Umsatz [%] 51 55 50 52 2.3.6.1 Zeitabhängige Aktivitätsbetrachtung der Polymerisation des Systems MoNCl3/ MAO Tabelle 27: Aktivitäts- und Umsatzvergleich in Abhängigkeit von der Zeit Reaktionszeit [h] 1 3 20 24 Aktivität [h-1] 144 106 24 19 Umsatz [%] 24 52 76 80 170 Abb. 56 Auftragung der Aktivität und des Umsatzes gegen die Zeit (Polymerisation des Systems MoNCl3/MAO) Bei der Zeitabhängigen Polymerisation des Systems MoNCl3 mit MAO ist nicht nur die Aktivitätsbetrachtung interessant, sondern auch die Umsatzänderungen. Hierbei stellt sich heraus, daß der Umsatz mit steigender Polymerisationszeit ebenfalls ansteigt und schon nach drei Stunden Reaktionszeit die fünfzig Prozent überschreitet ( Definition des Umsatzes: [mmol Produkt]/ [mmol Monomer] in %). Das ist umso erstaunlicher, da es üblicherweise nach einiger Zeit zum sogenannten “Katalysatortod” kommt, dh ab einem bestimmten Zeitpunkt kein aktives Katalysatorsystem mehr vorhanden ist und der Polymerisationsumsatz nicht mehr gesteigert werden kann. Das tritt auch bei der vinylischen NorbornenPolymerisation mit Ni-Katalysatoren und MAO auf (Paul Lassahn). Bei diesem System läßt sich der Umsatz auch nach 20h noch keicht steigern und hat dann 80% erreicht. Dies bedeutet, daß zu dem Zeitpunkt immernoch ein aktives Katalysator/ CoKatalysator-System wirksam ist. 171 2.3.7 Strukturbetrachtungen via 13C-NMR Es wurden von den beiden Systemen MoNCl3/MAO und WNCl3/MAO in Toluol und Tetrachlorethan 13C-NMR-Spektren bei 400 K aufgenommen. Dazu muß bemerkt werden, daß auch bei diesen hohen Temperaturen die Löslichkeit der Polymere nicht optimal war. Die Polymere waren in den üblichen organischen Lösungsmitteln nicht löslich. Es hat sich herausgestellt, daß die Polymere, die mit MAO als CoKatalysator hergestellt wurden, besser löslich sind, als die mit Et2AlCl als CoKatalysator. Von den Polymeren, die mit den Systemen MoNCl3/MAO, WNCl3/MAO, WCl6/MAO, MoCl5/MAO und MoNCl3/Et2AlCl hergestellt wurden, exestieren aussagekräftige 1H-NMR- oder 13C-NMRSpektren. Abbildung 57 stellt schematisch die Struktur von Polynorbornen mit den cis/transDoppelbindunganteilen. tc 6 ct 5 cc cc 34 cc cct tcc 1 2 7 ct tt ctt ttc tt c = cis t = trans tt - bezogen auf die Stereochemie der benachbarten Doppelbindungen Abb. 57 Schema eines 13C-NMR von Polynorbornen mit WNCl3/MAO Abb. 58 NMR-Spektrum von Polynorbornen mit WNCl3/MAO(in C2D2Cl4, 400K) 172 Abb. 59 NMR-Spektrum von Polynorbornen mit MoNCl3/MAO(in C2D2Cl4, 400K) Abb. 60 Vergleich der beiden Spektren Das obere Spektrum stellt Polynorbornen via MoNCl3 und MAO dar, das untere entspricht dem von Polynorbornen via WNCl3 mit MAO. Die Auswertung beider Spektren ergab für Polynorbornen via WNCl3/MAO zu 75% eine cis-Anordnung und für Polynorbornen via MoNCl3/MAO zu 75% eine trans-Anordnung der Doppelbindungen. Die Verhältnisse wurden anhand der Peakintensitäten ermittelt, unter der Annahme, dass die Intensitäten proportional zu den entsprechenden Mengen an cis/trans-Anteilen sind Polynorbornen, das unter dem Namen Norsorex vertrieben wird und mit RuCl3/HCl in Butanol hergestellt wird, besteht zu 90% aus dem trans Polymer. Für Polynorbornen, welches mit dem Katalysator-System Cp*2Os2Br4 und MAO hergestellt wurde, ergibt sich nach 13CNMR- und IR-Auswertungen eine Verteilung von 61% cis-Produkt (Brumaghim, Girolami; 1999). Es besteht also eine Korrelation zwischen Katalysator-CoKatalysatorsystem und der Struktur des daraus resultierenden Polymers. Im folgenden werden die 1H-NMR- oder13C-NMR-Spektren von Polynorbornen, hergestellt mit MoCl5/MAO, WCl6/MAO und MoNCl3/Et2AlCl, dargestellt. 173 Abb. 61 13C-NMR von Polynorbornen via WCl6/MAO Abb. 62 13C-NMR von Polynorbornen via WCl6/MAO 174 Abb. 63 13C-NMR von Polynorbornen via WCl6/MAO Aus dem qualitativen Vergleich der Spektren 61-63 (Abbildungen 62 un 63 stellen das gespreizte und vergößerte Spektrum von 61 dar) mit den Spektren 59 (MoNCl3/MAO) ergibt sich sowohl für Polynorbornen via MoCl5/MAO (Spektrum 64) als auch für WCl6/MAO (Spektrum 61) eine überwiegende trans-Anordnung der Doppelbindungen im Polymer. Polynorbornen mit MoNCl3 und Et2AlCl als Katalysator-CoKatalysator-System weist im 1HNMR-Spektrum (Spektrum 68) einen größeren cis-Anteil der Dopplebindungen im Polymer auf. Es ergibt sich in etwa eine Zusammensetzung von 58% trans- und 42% cisDoppelbindungsanteil. In der unteren Abbildung 67 ist ein 1H-NMR-Vergleichsspektrum von Polynorbornen in CCl4/CDCl3 mit TMS als Standart aufgeführt, an Hand dessen der Vergleich mit dem Spektrum 68 erfolgte. Abb. 64 13C-NMR von Polynorbornen via MoCl5/MAO 175 Abb. 65 13C-NMR von Polynorbornen via MoCl5/MAO Abb. 66 13C-NMR von Polynorbornen via MoCl5/MAO 176 Abb. 67 1H-NMR von Polynorbornen, Vergleichsspektrum ( 75% trans, 25% cis ) (Sakurai, 1993) Abb. 68 1H-NMR von Polynorbornen mit MoNCl3/Et2AlCl 2.3.7.1 Zusammenfassung der NMR-spektroskopischen Ergebnisse Polynorbornen, das mit Hilfe der Systeme MoNCl3/MAO, MoCl5/MAO und WCl6/MAO, weist zu über 70% trans-Anordnung der Doppelbindungen auf. Das cis/trans-Verhältniss ändert sich, wenn als Katalysator-CoKatalysator-System MoNCl3 und Et2AlCl eingesetzt werden. Da ergeben sich trans-Anordnungen von ca. 58% und die cisAnordnung der Doppelbindung steigt auf ca 42 % an. Wenn Norbornen mit dem System WNCl3/MAO polymerisiert wird, entsteht ein Polymer mit 75% cis-Dopplebindungen und nur noch 25% trans-Doppelbindungen. 177 Es scheint die Kombination aus Katalysator und CoKatalysator zu sein, der den Einfluß auf die Stereochemie der Doppelbindungen im Polymer ausübt und nicht eines der Komponenten. In den Arbeiten von Brumaghim und Girolami (1999) wird berichtet, dass der cis-Anteil je nach verwedetem Lösungsmittel und CoKatalysator varrieren kann. Toluol und MAO als CoKatalysator ergeben mit dem Katalysator Cp*2Os2Br4 einen cis-Anteil von 59 %. Tabelle 28: Überblick über die Stereochemie der Doppelbindungen bei PN in Abhängigkeit vom Katalysatorsystem Cp*2Os2Br4 einen cis-Anteil von 59 %. Polynorbornen (PN) Katalysatorsystem cis trans PN PN 10 % 25 % 90 % 75 % PN RuCl3/HCl MoNCl3, MoCl5, WCl6 mit MAO MoNCl3/ Et2AlCl 42 % 58 % PN PN Cp*2Os2Br4/ MAO WNCl3/MAO 60 % 75 % 40 % 25 % Polynorbornen, das mit Et2AlCl als CoKatalysator hergestellt wurde, besitzt äußerst schlechte Lösungseigenschaften, so daß es außer beim System MoNCl3/Et2AlCl nicht möglich war, das Polymer soweit in Lösung zu bringen, um spektroskopische Untersuchungen durchführen zu können. Die Vermutung liegt nahe, daß bei diesen Polymeren nicht mehr nur kettenförmige Strukturen unter Erhalt der Doppelbindungen vorliegen, sondern daß durch die hohe „Polymerisationsaktivität“ (nicht zu verwechseln mit der Vergleichsgröße „Aktivität“) auch die Doppelbindungen angegriffen wurden, so daß Quervernetzungen und dadurch dreidimensionale Polymer-Strukturen entstanden sind, die die ohnehin schlechte Löslichkeit des Polymers drastisch absenken. Es ist denkbar, dass es zuLösungsmitteleinschlüssen in die Hohlräume des Polymers kommt, die durch Ausbildung von dreidimensíonalen, vernetzen Strukturen zustande kommen könnten. Der Versuch, eventuelle dreidimensionele Netzstrukturen per Transmissions-Elektronenmikroskopie zu erfassen, gelang leider nicht. Die Polymere, bei denen der Verdacht auf die Quervernetzungen besteht, ließen sich leider nicht für die Messung entsprechend präparieren Im Anschluß an diesen Abschnitt werden fotografischen Aufnahmen von ausgewählten Polymeren, die durch unterschiedliche Klatalysatorsysteme hergestellt wurden, gezeigt. Es wurden Aufnahmen der Polymere gemacht unter dem Mikroskop gemacht. 178 2.3.8 Fotografische Aufnahmen Abb. 69 Elektronenmikroskopische Aufnahme von Polynorbornen aus WNCl3/MAO (Mikroskop-Aufnahme siehe Abbildung 73) Abb. 70 Mikroskopaufnahme von Polynorbornen mit WNCl3/Et2AlCl 179 Abb. 71 Mikroskopaufnahme von Polynorbornen mit WNCl3/MAO (hohe MAO-Konzentrationen) Abb. 72 Mikroskopaufnahme von Polynorbornen mit MoNCl3/MAO 180 Abb. 73 Mikroskopaufnahme von Polynorbornen mit WNCl3/MAO (Elektronenmikroskop-Aufnahme siehe Abb. 69) 181 2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse Schwerpunkte und Ziele dieser Arbeit waren zum einen, das Überprüfen von MetathesePolymerisationstauglichkeiten bei der ROMP von Norbornen mit Nitridoverbindungen des Molybdäns und Wolframs im Vergleich zu gängigen Metathese-Katalysatoren (den Halogenidverbindungen MoCl5 und WCl6). Zum Anderen sollte überprüft werden, welche Möglichkeiten MAO als CoKatalysator für diese Verbindungen in der Metathese bieten könnte. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich dabei auf die beiden Größen „Aktivität“ ([mmol Produkt]/ [mmol Katalysator] pro Zeiteinheit) und „Umsatz“ ( [mmol Ausbeute *100/ [mmol Monomer]). Um diese beiden Größen zu erhalten und die jeweiligen System miteinander vergleichen zu können, wurden Standardpolymerisationsbedingungen für die ROMP von Norbornen entwickelt. Aufgrund der zum Teil sehr schlechten Löslichkeit der Polymere gestaltete sich die Polymeranalyse äußerst schwierig. Gängige Methoden der Polymeranalyse wie die GPC konnten bisher nicht angewendet werden. 1H- und 13C-NMR konnte in einigen Fällen zur Analyse herangezogen werden. Getestet wurden die Verbindungen MoNCl3, WNCl3, MoCl5, WCl6 und Cp2MoCl2 sowohl mit MAO als auch mit Et2AlCl als CoKatalysatoren. Beim Vergleich der Aktivitäten der Verbindungen mit MAO als CoKatalysator, erreichten die Molybdänverbindungen MoCl5 und MoNCl3 die höchsten Werte. Die Wolframverbindungen WNCl3 und WCl6 wiesen mit Et2AlCl die höchsten Aktivitäten auf. Die beiden aktivsten Systeme MoCl5/MAO und WNCl3/Et2AlCl haben vergleichbare Aktivitätswerte. Es wurden Aktivitäten und Umsätze in Abhängigkeit der Katalysator-Menge und damit Änderung des Al/Katalysator-Verhältnisses an den Systemen MoNCl3/MAO und WNCl3/Et2AlCl untersucht. Die Erhöhung der Katalysator-Menge bewirkt beim System MoNCl3/MAO ein starkes Absenken der Aktivität und gleichzeitig eine vergleichsweise geringere Steigerung des Umsatzes. Beim System WNCl3/Et2AlCl sinkt die Aktivität durch die Erhöhung der Katalysator-Menge ebenfalls, jedoch in geringerem Umfang als beim vorherigen System. Gleichzeitig ist ein sehr starkes Anwachsen des Umsatzes beobachtbar. Als nächste Variable wurde die CoKatalysator-Konzentration und entsprechend auch das Al/Katalysator-Verhättniss verändert und die Aktivitäten und Umsätze der Systeme MoNCl3/MAO und WNCl3/Et2AlCl untersucht. Das System MoNCl3/MAO weist eine „Sättigungsgrenze“ an CoKatalysator-Konzentration auf, ab der weitere Erhöhungen keine Veränderungen oder Steigerungen der Aktivitäten und Umsätze bringen. Im Gegensatz dazu steigen mit der Erhöhung der CoKatalysator-Konzentration die Aktivitäten und Umsätze des Systems WNCl3/Et2AlCl und erreichen die unter diesen Bedingungen maximalen Werte. Das System MoNCl3/MAO wurde auf zeitabhängigen Aktivitäten- und Umsatzveränderungen untersucht. Dabei wurde festgestellt, daß die Aktivität mit steigender Polymerisationszeit definitionsgemäß sinkt, daß aber ein stetiges Anwachsen des Umsatzes beobachtet werden kann. Dies deutet darauf hin, daß es bei diesem System nicht zum Phänomen des „Katalysatortodes“ kommt, welches z.B. bei der vinylischen NorbornenMetathesepolymerisation beobachtet werden kann. Die 13C- und 1H-NMR-Untersuchungen des Polymers weisen darauf hin, daß in Abhängigkeit vom Katalysatorsystem unterschiedliche cis/trans-Anordnungen der Doppelbindungen im Polymer auftreten. Die Systeme MoNCl3/MAO, MoCl5/MAO, WCl6/MAO ergeben eine Anordnung der Doppelbindungen von 75% trans und 25% cis. Bei dem System MoNCl3/Et2AlCl erhöht sich der cis-Anteil der Doppelbindungen auf 35% zu 65% trans. Polynorbornen, daß durch das Sytem WNCl3/MAO polymerisiert wird, weist eine Doppelbindungsverteilung von 75% cis und 25% trans auf. Bei den 182 Polynorbornverbindungen, die mit dem CoKatalysator Et2AlCl (außer MoNCl3) polymerisiert werden, sinkt die Löslichkeit verglichen mit den „MAO-Produkten“ drastisch ab, so daß keine NMR-spektroskopischen Untersuchungen durchgeführt werden konnten. Das Polymerisationsverhalten und Umsatzuntersuchungen in Abhängigkeit von der Erhöhung des Katalysators/CoKatalysator-Konzentration wiesen darauf hin, daß bei diesen Systemen nicht nur eine polymere Kette des Polynorbornens ausgebildet wird, sondern daß hier wahrscheinlich auch die Doppelbindungen angegriffen werden und sich dreidimensionale Vernetzungen ausbilden, die die Absenkung der Löslichkeit und den Einschluß von Lösungsmittel in den Polymerhohlräumen erklären. Versuche, dies mit TransmissionsEletronenmikroskopie nachzuweisen gelangen leider nicht, da es nicht möglich war, die Polymere in entsprechend dünne Schichten zu schneiden. Im folgenden werden die Ergebnisse stichpunktartig zusammengefaßt: 1) MoCl5 und MoNCl3 mit MAO WNCl3 und WCl6 mit Et2AlCl → → höchsten Aktivitäten höchsten Aktivitäten 2) WNCl3 und MoNCl3 → vergleichbare hohe Aktivitäten wie gängige Metathese-Katalysatoren MoCl5 und WCl6 3) MAO → als CoKatalysator für MoCl5 vergleichbar hohe Aktivität wie gängiges Katalysatorsystem WCl6/Et2AlCl 4) MoNCl3/MAO → „Sättigungsgrenze“ bezüglich der CoKatalysator-Konzentration und der daraus resultierenden Aktivitäten und Umsätze kein Auftreten des Phänomen des „Katalysatortodes“ bei Verlängerung der Polymerisationszeiten: stetiges Anwachsen des Umsatzes 75% trans-Doppelbindungsanordnung → → 5) WNCl3/ Et2AlCl → stetige Erhöhung der Aktivitäten und Umsätze durch Erhöhung der Konzentrationen : keine „Sättigung“ 6) mit Et2AlCl als CoKatalysator → Polymere bilden möglicherweise Quervernetzungen über Doppelbindungen 7) Unterschiedliche cis/trans-Verhältnisse Abhängigkeit von den Katalysatorsystemen der Doppelbindungsanordnungen in 183 2.5 Experimenteller Teil: Olefin-Metathese 2.5.1 Allgemeine Arbeitstechnik Die Synthesen der zum großen Teil hochempfindlichen Molybdän- und Wolframverbindungen wurden unter Schutzgasatmosphäre duchgeführt. Als Schutzgas wurde Argon R (Schweißargon, 5.0) verwendet. Als Reaktionsgefäße dienten zuvor im Hochvakuum mehrmals ausgeheizte und entsprechend mit Argon gespühlte Glaskolben und Glasfritten mit Hahnansätzen nach Schlenk, die jeweils mindestens eine Nacht im Trockenschrank bei 130°C gelagert wurden. Arbeiten an offenen Apparaturen erfolgten im Schutzgasgegenstrom. Flüssigkeiten wurden mittels Spritzen über Septen eingebracht, wobei vor dem Einbringen die leere Spritze mehrmals mit Argon gespült wurde. Das Auswiegen der hochempfindlichen Molybdän- und Wolframhalogenide erfolgte in einer Glove-Box der Firma Braun unter kontrollierter Argonatmosphäre. Die verwendeten Lösungsmittel wurden durch Rückflußkochen mit Trocknungsmitteln unter Argon absolutiert, destilliert und bis zur Verwendung unter Argon aufbewahrt. Als Trocknungsmittel dienten: Natrium oder Kalium für Toluol Phosphorpentoxid oder Molekularsieb Tetrachlorkohlenstoff Kalium für Pentan und Tetrahydrofuran für Chloroform, Chemikalien wurden wie folgt bezogen oder vorbehandelt: MoCl6 Fluka/ Merck WCl6 Fluka/ Merck W(CO)6 Fluka/ Merck Mo(CO)5 Fluka/ Merck Chlor Aldrich, Deisenhofen Cyclopentadien Aldrich, Deisenhofen Cyclopentadienylnatrium durch Reaktion mitCyclopentadien mit Natrium in THF [ ] N(SiMe3)3 Aldrich, Deisenhofen Reinigung durch Destillation (NH4)2CO3 Aldrich, Deisenhofen (NH4)2SO4 Aldrich, Deisenhofen CaCl2 Aldrich, Deisenhofen Dichlormethan und 184 2.5.2 Analysenmethoden Elementaranalyse Die verbrennungsanalytische Bestimmung von Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Stickstoffgehalten erfolgte mit Hilfe eines Parkin-Elmer 2400 Series II CHNS/O-Analyzers und eines Variol EL der Firma Elementaranalysensystem GmBH. Infrarot-Schwingungsspektroskopie Die Aufnahme der IR-Schwingungsspektren erfolgte mit einem Bruker IFS 25 Spektrometer. Die Proben wurden als KBr-Preßlinge (2-4 mg Substanz pro 300 mg KBr) bei Raumtemperatur vermessen. Die Auswertung erfolgte an einem PC mit Hilfe des Programmes OPUS. Kernresonanzspektroskopie Die 1H- und 13C-NMR-Spektren wurden an einem mit einer Multikernsonde ausgerüstetem ARX 300 (MHz)-Spektrometer der Firma Bruker aufgenommen. Die Proben wurden in 5 mm-Röhrchen abgefüllt und größtenteils bei Raumtemperatur vermessen. Die Ausnahme bilden einige Polynorbornenproben, die bei 70°C vermessen wurden. Die Referenzierungen erfolgten gegen das jeweilige Lösungsmittel (C2D2Cl4, Toluold8). 185 2.5.3 Ausgangsverbindungen 2.5.3.1 Nitride 2.5.3.1.1 Darstellung von WNCl3 via N(SiMe3)3 WCl6 + N(SiMe3)3 → WNCl3 + Me3SiCl Alle Reaktionsschritte werden unter Argonschutzgasatmosphäre durchgeführt. 8.5 g WCl6 (21.4 mmol) werden in 50 mL Me3SiCl suspendiert und unter Rühren bei RT tropfenweise mit einer Lösung von 5 g N(SiMe3)3 (21.4 mmol) in 25 mL Me3SiCl versetzt. Nach 24 h Rühren wird der ockerfarbene Niederschlag filtriert, zur Reinigung mit Dichlormethan extrahiert und im Vakuum getrocknet. Es ist ein ockegelbes, pulveriges, in höchstem Maße luftempfindliches Produkt entstanden. Ausbeute: 2.6 g ( = 8.55 mmol) = 40 % Elementaranalyse: Nber.: 4.6 % Ngef.: 4.4 % IR (in KBr):ν in [cm-1] = 1203 m ( νWN); 218 m (δClWN) [K.-P.Frank, J.Strähle, J.Weidlein, Z. Naturforsch. B35, 300 (1980)] 2.5.3.1.2 Darstellung von WNCl3 via NCl3 in CCl4 Darstellung von NCl3 In einer Lösung von 9.6 g Ammoniumcarbonat (100 mmol) in 30 mL Wasser und 25 mL CCl4 wird unter kräftigem Rühren mittels einer Gaseinleitungsapparatur solange unter Eiskühlung Chlorgas eingeleitet, bis keine CO2-Entwicklung mehr feststellbar ist und die Lösung sich kräftig gelb gefärbt hat. Nach anschließendem viertelstündigen Rühren der gelben Lösung wird die organische Phase abgetrennt, zwei- bis dreimal mit einer angesäuerten 5 %igen Ammoniumsulphatlösung und anschließend mit Wasser ausgeschüttelt und zuletzt über CaCl2 getrocknet. Dieser Ansatz ergibt eine etwa 16 %ige NCl3-Lösung in CCl4. [L.Bayersdorfer, U.Engelhardt, J.Fischer, K.Höhne, J.Jander, Z.Anorg.Allg.Chem. 366, 1969: 169] Darstellung von WNCl3 über WCl4(NCl) W(CO)6 WCl4(NCl) + NCl3 → → WCl4(NCl) WNCl3 + CO + Cl2 + N2 + Cl2 Zu einer auf 0°C gekühlten blaugrauen Suspension von 5 g W(CO)6 (14.2 mmol) in ca 30 mL CCl4 wird langsam unter Rühren ca 60 mL einer 16 %igen NCl3-Lösung in CCl4 zugetropft. Dabei wird die Gasentwicklung beobachtet. Nach Beendigung des Zutropfens und der Gasentwicklung (Cl2, N2, CO) erwärmt man die Reaktionsmischung langsam zum Sieden und hält drei Stunden bei dieser Remperatur. Der rotbraune Niederschlag wird unter Schutzgas 186 abfiltriert, mehrmals mit CCl4 gewaschen und anschließend im Vakuum getrocknet. Das rotbraune WCl4(NCl) wird im dynamischen Vakuum mindestens 8 h bei 200°C (Metallbad) erhitzt, wobei das abgespaltenen Chlor in den mit flüssigem Stickstoff gekühlten Vorlagen aufgefangen wird. Es entsteht ein ockergelbes, pulveriges und äußerst luftempfindliches Produkt. Ausbeute: 3.04 g (=10 mmol) 60 % Elementaranalyse: Nber.: 4.6 % Ngef.: 4.8 % IR (in KBr): ν in [cm-1] = 1203 m (νWN); 218 m (δClWN). [K.Dehnicke, U.Weiher, J.Strähle, Z.Naturforsch., 32b, 1977: 1484] 2.5.3.1.3 Darstellung von WNCl3 via NaN3 und CH3CN 3.35 g WCl6 (8.45 mmol) werden in 40 mL CH3CN suspendiert und 20 h bei RT gerührt. Die zunächst grau-blaue dunkle Suspension wird mit 0.55 g NaN3 (8.45 mmol) versetzt und ca. 12 h bei RT gerührt. Die nun rotbraune Suspension wird über eine Schlenkfritte filtriert und das Lösungsmittel wird entfernt. Der bourdeux-braune dunkle Feststoff wird im dynamischen Vakuum getrocknet. Ausbeute: 2.95 g (= 8.54 mmol) (bezogen auf M= WNCl3*CH3CN) 100 % [Allen, Bisdon, Fowles/ Young, Janos, Bruck, Wexler: aust. J. Chem. ,43,1990: 1347-1355.] 2.5.3.1.4 Darstellung von MoNCl3 via N(SiMe3)3 MoCl5 + N(SiMe3)3 → MoNCl3 + (Me3Si)Cl Alle Reaktionsschritte werden unter Argonschutzgasatmosphäre durchgeführt. 5.84 g MoCl5 (21.4 mmol) werden in 50 ml Me3SiCl suspendiert und unter Rühren bei RT tropfenweise mit einer Lösung aus 5 g N(SiMe3)3 (21.4 mmol) in 25 mL Me3SiCl versetzt. Nach 24 h Rühren wird der kupferfarbene Niederschlag mittels Schlenkfritte filtriert, mit Dichlormethan extrahiert und im dynamischen Vakuum mehrere Stunden getrocknet. Es ist ein kupferfarbenes, pulveriges und äußerst luftempfindliches Produkt entstanden. Ausbeute: 2.28 g (= 10.54 mmol) 50% Elementaranalyse: Nber.: 6.5 % Ngef.: 6.1 % IR (in KBr): ν in [cm-1] = 1145 m (νMoN), 368 ms (νMoCl) [ Darstellung in Analogie zu : K.-P.Frank, J.Strähle, J.Weidlein, Z.Naturforsch. B35, 1980: 300] 187 2.5.3.1.5 Darstellung von MoNCl3 via NCl3 2.64 g Mo(CO)6 (10 mmol) werden in 20 mL CCl4 suspendiert und unter Rühren und Eisbadkühlung bei 10°C tropfenweise mit einer ca 16 %igen NCl3-Lösung in CCl4 versetzt. Bei stärkerer Kühlung springt die Reaktion nicht an, bei höheren T verläuft sie zu heftig. Man filtriert den braunen, hygroskopischen Niederschlag mittels einer Schlenkfritte ab und überführt in nach Trocknung im Vakuum in einen Schlenkkolben mit 20 ml CCl4, worin 5 h am Rückfluß erwärmt wird. Es ist Cl2-Entwicklung beobachtbar. Man filtriert erneut, wäscht mit CCl4 und sublimiert MoNCl3 bei ca 130°C im dynamischen Vakuum. Es entsteht eine kupferfarbene, pulverige und hochempfindliche Substanz. Ausbeute: 1,24 g (= 5.73 mmol) 58 % Elementaranalyse: Nber.: 6.48 % Ngef.: 6.29 % IR (in KBr): ν in [cm-1] = 1145 m (νMoN); 368 ms (νMoCl). [K.Dehnicke, A.Frankenau, Z.Naturforsch. 44b, 1989: 493-494] 2.5.3.1.6 Darstellung von MoNCl3 via NaN3 in CH3CN 3.36 g MoCl5 (12.29 mmol) werden in 60 mL CH3CN suspendiert und bei RT 20 h gerührt. Zu der nun rotbraunen Suspension wird 0.799 g NaN3 (12.29 mmol) gegeben und weitere 12 h bei RT gerührt und über eine Schlenkfritte filtriert. Die nun dunkle, weinrote Lösung wird vom Lösungsmittel befreit und im dynamischen Vakuum getrocknet. Es ist ein schwarzroter, glänzender Feststoff entstanden. Ausbeute: 3.08 g (= 11.98 mmol) 97 % (bezogen auf M= MoNCl3* CH3CN 257.33 g/mol) [Young, Janos, Bruck, Wexler; Aust. J.Chem., 43, 1990:1347-1355] 2.5.3.1.7 Darstellung von Cp2MoCl2 3 NaCp + MoCl5 + NaBH4 → Cp2MoH2 Cp2MoH2 → Cp2MoCl2 + CHCl3 + Nebenprodukte Alle Reaktionsschritte werden unter strikten Inertgasbedingungen durchgeführt. 11.5 g MoCl5 (41.6 mmol) werden in 60 mL THF unter Trockenseis/Aceton-Kühlung suspendiert. Die Reaktion verläuft sehr heftig und es ist braune Gasentwicklung zu beobachten. Nach Beendigung der Reaktion wird die nun smaragdgrüne Suspension zu einer mittels Trockeneis/Aceton-Mischung gekühlten Lösung aus 22 g NaCp (220 mmol) und 4.2 g NaBH4 (111 mmol) in 200 mL THF langsam und unter kräftigem Rühren zugetropft. Anschließend wird das Reaktionsgemisch eine halbe Stunde bei tiefer Temperatur gerührt, langsam auf Raumtemperatur gebracht und nach ca 1 h zum Rückfluß erwärmt. Es wird ca. 12 h am Rückfluß erhitzt, das Lösungsmittel wird entfernt und der Rückstand wird im dynamischen 188 Vakuum getrocknet. Nach mehrmaligem Waschen mit Pentan oder Hexan wird der schwarze, zum Teil teerig-klebrige Festtoff im dynamischen Vakuum bei ca 70°C sublimiert. Das gelbe, kristalline Cp2MoH2 wird in Chloroform aufgenommen und mehre Stunden zum Rückfluß erhitzt. Die olivgrüne Reaktionslösung wird vom Lösungsmittel befreit und der Rückstand wird einige Stunden im dynamischen Vakuum getrocknet. Es ist ein olivgrüner, pulveriger Fesstoff entstanden, der an Luft relativ stabil ist, aber trotzdem unter Argon aufbewahrt wird. Ausbeute: 3.4 g (= mmol) 2.5.3.2 Metathese-Reaktionen: allgemeine Durchführung einer Metathese-Polymerisation Die Katalysatoren werden aufgrund Ihrer Luft- und Feuchtigkeitsempfindlichkeit und den geringen benötigten Mengen unter Schutzgasatmosphäre in der Glove-Box abgewogen. Um möglichst exakte Reaktionsbedingungen zu gewährleisten, werden von jedem Polymerisationsversuch drei Ansätze durchgeführt. Das bedeutet, es werden drei 100 mLWeithals-Schlenkkolben, die über Nacht bei 130°C gelagert wurden, an einer kombinierten Argon-Vakuum-Anlage je dreimal unter Vakuum ausgeflammt und je dreimal begast. Nach dem letzten begasen werden die Schlenkolben unter Vakuum gesetzt, in die Glove-Box eingeschleust und dort wird der Katalysator eingewogen. Nach dem Ausschleusen aus der Box wird in jeden Kolben 50 mL frisch absolutiertes Toluol eingefüllt und es wird der CoKatalysator zugegeben. Nun wird 30 Minuten bei Raumtemperatur gerührt, um die Ausbildung des Katalysator/Co-Katalysator-Systems zu ermöglichen. Anschließend wird durch die Zugabe der toluolischen Norbornen-Lösung die Polymerisation gestartet. Der Abbruch der Polymerisation erfolgt durch Zugabe eines Methanol-Salzsäure-Gemisches (10:1). Nach Entfernen der Lösung, die sich aus Toluol, nicht umgesetztem Monomer, in Lösung befindlichem Katalysatorsystem und der Polymrisationsabbruch-Reagenz zusammensetzt, wird das Produkt entweder im Trockenschrank bei 45°-50°C ca. 24 h oder im dynamischen Vakuum 12-18 h bei Raumtemperatur von Lösungsmittelresten befreit. Definition Aktivität : [mmol Produkt]/ [mmol Katalysator] pro Zeiteinheit = [h-1] Definition Umsatz : [mmol Ausbeute] * 100/ [mmolMonomer] Konzentrationsangaben in den Tabellen beziehen sich auf den Katalysator. = [%] 189 2.5.3.3 Vergleichende Katalyse mit den Co-Katalysatoren MAO, EAO und IBAO Tabelle 1: MAO/ WNCl3 Nr. M1 M2 M3 Kat. Kat. MAO Norb. [g] [mmol] [mmol] [mmol] 0.0050 0.0164 0.550 47.20 0.0050 0.0164 0.550 47.20 0.0051 0.0167 0.550 47.20 LM [mL] 50 50 50 c* 10-3 [g/mL] 0.328 0.328 0.334 Rkt. [h] 2 2 2 Ausb. [g] 1.3 1.26 1.54 Aktiv. [h-1] 421 408 490 LM [mL] c* 10-3 [mmol/ mL] 0.328 0.322 0.328 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 2 2 2 0.24 0.19 0.28 78 63 91 c*10-3 [mmol/ mL] 0.334 0.334 0.328 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 2 2 2 0.07 0.09 0.06 22 29 20 Tabelle 2: EAO/WNCl3 Nr. Kat. [g] E1 E2 E3 0.0050 0.0049 0.0050 Kat. EAO Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0164 0.0161 0.0164 0.550 0.550 0.550 47.20 47.20 47.20 50 50 50 Tabelle 3: IBAO/WNCl3 Nr. Kat. [g] I1 I2 I3 0.0051 0.0051 0.0050 Kat. IBAO Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0167 0.0167 0.0164 0.550 0.550 0.550 47.20 47.20 47.20 LM [mL] 50 50 50 Um bei den anschließenden Polymerisationsreaktionen eine bessere Handhabbarkeit der Produkte zu gewährleisten und um Resourcen zu schonen, wurden die Mengen der Katalysator/Co-Katalysator-Systeme und des Monomers reduziert (darauf wird im Kapitel 2 näher eingegangen). 190 2.5.3.4 Katalyse mit MAO als Co-Katalysator Tabelle 4: WNCl3 Nr. Kat. [g] 16 17 18 19 20 21 22 23 51 54 57 63 64 0.0038 0.0066 0.0065 0.0065 0.0064 0.0064 0.0068 0.0067 0.0065 0.0066 0.0066 0.0067 0.0067 Kat. MAO Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0124 0.0216 0.0213 0.0213 0.0210 0.0210 0.0223 0.0220 0.0213 0.0216 0.0216 0.0220 0.0220 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 c*10-3 [mmol/ mL] 0.248 0.432 0.426 0.426 0.420 0.420 0.446 0.440 0.426 0.432 0.432 0.440 0.440 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 1 1 24 24 1 1 1 1 1 1 1 20 20 0.19 0.21 0.61 0.67 0.13 0.23 0.18 0.23 0.21 0.21 0.28 0.95 0.79 163 103 13 14 66 116 86 111 105 103 138 23 19 c*10-3 [mmol/ mL] 0.430 0.422 0.430 0.432 0.432 0.430 0.432 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 1 1 24 24 1 1 1 0.26 0.24 0.70 0.68 0.32 0.21 0.30 128 121 14 14 157 104 148 c*10-3 [mmol/ mL] 0.434 0.434 0.416 0.416 0.424 0.424 0.442 0.452 0.462 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 1 1 1 20 1 1 1 24 24 0.32 0.32 0.24 0.93 0.26 0.28 0.33 0.98 0.98 157 157 123 24 130 140 159 19 19 Tabelle 5: WCl6 Nr. Kat. [g] 25 26 27 30 105 106 107 0.0085 0.0084 0.0085 0.0086 0.0086 0.0085 0.0086 Kat. MAO Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0215 0.0211 0.0215 0.0216 0.0216 0.0215 0.0216 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 13 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 50 Tabelle 6: MoNCl3 Nr. Kat. [g] 52 55 56 62 95 96 97 103 104 0.0047 0.0047 0.0045 0.0045 0.0046 0.0046 0.0048 0.0049 0.0050 Kat. MAO Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0217 0.0217 0.0208 0.0208 0.0212 0.0212 0.0221 0.0226 0.0231 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 13 13 13 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 50 50 50 191 Tabelle 7: MoCl5 Nr. Kat. [g] 34 36 37 98 99 108 0.0059 0.0059 0.0059 0.0062 0.0061 0.0059 Kat. MAO Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0215 0.0215 0.0215 0.0226 0.0223 0.0215 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 c*10-3 [mmol/ mL] 0.430 0.430 0.430 0.452 0.446 0.430 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 24 1 24 1 1 24 0.67 0.40 0.64 0.52 0.47 1.06 13 198 13 244 224 22 c*10-3 [mmol/ mL] 0.444 0.444 0.450 0.430 0.444 0.424 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 1 1 1 24 24 24 0.23 0.27 0.24 0.33 0.81 0.26 110 130 113 7 16 6 c*10-3 [mmol/ mL] 0.420 0.420 0.420 0.472 0.386 0.426 0.446 0.466 0.460 0.426 0.426 0.414 0.432 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 24 24 1 1 1 3 24 24 24 3 3 24 24 0.68 0.68 0.33 0.48 0.50 1.01 0.49 0.49 0.91 0.65 0.41 0.47 14 14 162 216 275 168 10 9 151 108 9 10 Tabelle 8: Cp2MoCl2 Nr. Kat. [g] 50 53 61 65 66 67 0.0066 0.0066 0.0067 0.0064 0.0066 0.0063 Kat. MAO Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0222 0.0222 0.0225 0.0215 0.0222 0.0212 1..84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 2.5.3.5 Katalyse mit Et2AlCl als Co-Katalysator Tabelle 9: WNCl3 Nr. Kat. [g] 24 32 33 74 75 76 77 78 79 89 90 110 111 0.0064 0.0064 0.0064 0.0072 0.0059 0.0065 0.0068 0.0071 0.0070 0.0065 0.0065 0.0063 0.0066 Kat. Et2AlCl Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0210 0.0210 0.0210 0.0236 0.0193 0.0213 0.0223 0.0233 0.0230 0.0213 0.0213 0.0207 0.0216 1..83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 50 50 50 25 25 50 50 192 Tabelle 10: WCl6 Nr. Kat. [g] 28 29 31 112 109 113 0.0086 0.0086 0.0087 0.0089 0.0087 0.0087 Kat. Et2AlCl Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0216 0.0216 0.0219 0.0224 0.0219 0.0219 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 c*10-3 [mmol/ mL] 0.432 0.432 0.438 0.448 0.438 0.438 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 1 24 1 1 24 24 0.37 0.89 0.34 0.46 0.85 0.66 182 18 166 218 17 13 c*10-3 [mmol/ mL] 0.416 0.462 0.470 0.406 0.406 0.452 0.868 0.848 0.848 0.848 0.832 0.868 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 1 1 1 24 24 24 3 3 3 3 3 24 Nix nix 0.05 0.20 0.42 0.07 0.46 0.37 0.30 0.31 0.43 0.61 23 4 9 2 75 60 50 52 73 13 c*10-3 [mmol/ mL] 0.446 0.446 0.438 0.438 0.430 0.430 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 24 1 24 1 1 24 0.42 0.31 0.45 0.21 0.35 0.42 8 147 9 102 173 9 Tabelle 11: MoNCl3 Nr. Kat. [g] 68 69 70 71 72 73 86 87 88 91 92 93 0.0045 0.0050 0.0051 0.0044 0.0044 0.0049 0.0047 0.0048 0.0046 0.0046 0.0045 0.0047 Kat. Et2AlCl Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0208 0.0231 0.0235 0.0203 0.0203 0.0226 0.0217 0.0221 0.0212 0.0212 0.0208 0.0217 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 25 25 25 25 25 25 Tabelle 12: MoCl5 Nr. Kat. [g] 34 36 37 100 101 102 0.0061 0.0061 0.0060 0.0060 0.0059 0.0059 Kat. Et2AlCl Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0223 0.0223 0.0219 0.0219 0.0215 0.0215 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 1.83 13 13 13 13 13 13 LM [mL] 50 50 50 50 50 50 193 Tabelle 13: Cp2MoCl2 Nr. 80 81 82 Kat. [g] Kat. Et2AlCl Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.0067 0.0225 0.0063 0.0212 0.0028 0.0094 1.83 1.83 1.83 13 13 13 LM [mL] 50 50 25 c*10-3 [mol/m L] 0.450 0.424 0.376 Rkt. [h] Ausb. [g] Aktiv. [h-1] 3 3 3 0.36 - 61 - 2.5.3.6 Katalyse mit Variation der Katalysatorkonzentration 2.5.3.6.1 System MoNCl3/ MAO Tabelle 14: Variation der Katalysatorkonuentration beim System MoNCl3/ MAO Reaktionszeit: 1h Nr. Kat. [g] 132 133 134 135* 136* 137* MW1* MW2 0.0470 0.0470 0.0470 0.0235 0.0235 0.0235 0.0235 0.0470 Reaktionsvolumen: 50 mL Kat. MAO Norb. C (Kat.) Ausbeute Aktiv. Umsatz [mmol] [mmol] [mmol] *10-3 [g] [h-1] [%] [mol/ml] 0.2170 1.84 13 4.34 0.58 28.4 47.4 0.2170 1.84 13 4.34 0.53 25.9 43.3 0.2170 1.84 13 4.34 0.51 24.9 41.7 0.1085 1.84 13 2.17 0.27 26.4 22.1 0.1085 1.84 13 2.17 0.35 34.3 28.6 0.1085 1.84 13 2.17 0.31 30.3 25.3 0.1085 1.84 13 2.17 0.31 30.3 25.3 0.2170 1.84 13 4.34 0.54 26.4 44.1 2.5.3.6.2 System WNCl3/ Et2AlCl Tabelle 15: Variation der Katalysatorkonzentration beim System WNCl3/ Et2AlCl Reaktionszeit : 1h Nr. Kat. [g] 138 139 140 141* 142* 143* MW1* MW2 0.0650 0.0650 0.0650 0.0325 0.0325 0.0325 0.0325 0.0650 Reaktionsvolumen: 50 mL Kat. CoKat. Norb. [mmol] [mmol] [mmol] 0.2150 0.2150 0.2150 0.1085 0.1085 0.1085 0.2150 0.1085 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 1.84 13 13 13 13 13 13 13 13 C(Kat) Ausbeute Aktiv. Umsatz *10-3 [g] [h-1] [%] [mol/mL] 4.26 1.38 68.2 112.7 4.26 1.28 63.2 104.6 4.26 1.44 71.1 117.6 2.13 1.77 174.8 144.6 2.13 1.48 146.2 120.8 2.13 1.47 145.2 120.1 2.13 1.57 155.4 128.5 4.26 1.37 67.5 111.6 194 2.5.3.7 Katalyse mit Variation der CoKatalysator-Konzentration 2.5.3.7.1 System MoNCl3/ MAO Tabelle 16: Variation der CoKatalysatorkonzentration beim System MoNCl3/ MAO Reaktionszeit: 1h Nr. Kat. [g] 144* 145* 146* 147 148 149 MW1* MW2 0.0047 0.0047 0.0047 0.0047 0.0047 0.0047 0.0047 0.0047 Reaktionsvolumen: 50 mL Kat. CoKat. Norbor. c (Kat) Ausbeute Aktivität Umsatz [mmol] [mmol] [mmol] *10-3 [g] [h-1] [%] [mmol/ mL] 0.0217 4.6 13 4.34 0.91 450 74.3 0.0217 4.6 13 4.34 0.82 405 67.0 0.0217 4.6 13 4.34 0.86 425 70.2 0.0217 9.2 13 4.34 0.89 440 72.7 0.0217 9.2 13 4.34 0.92 454 75.1 0.0217 9.2 13 4.34 0.79 390 64.5 0.0217 4.6 13 4.34 0.86 427 70.5 0.0217 9.2 13 4.34 0.87 428 70.8 2.5.3.7.2 System WNCl3/ Et2AlCl Tabelle 17: Variation der CoKatalysatorkonzentration beim System WNCl3/ Et2AlCl Reaktionszeit : 1h Nr. Kat. [g] 150* 151* 152* 153 154 155 MW1* MW2 0.0065 0.0065 0.0065 0.0066 0.0065 0.0065 0.0065 0.0065 Reaktionsvolumen: 50 mL Kat. CoKat. Norbor. C(Kat) Ausbeute Aktivität Umsatz [mmol] [mmol] [mmol] *10-3 [g] [h-1] [%] [mmol/ mL] 0.0215 4.6 13 4.30 2.60 1284 212 0.0215 4.6 13 4.30 2.38 1175 194 0.0215 4.6 13 4.30 2.92 1442 238 0.0215 9.2 13 4.30 3.41 1684 278 0.0215 9.2 13 4.30 3.26 1610 266 0.0215 9.2 13 4.30 3.28 1620 268 0.0215 4.6 13 4.30 2.63 1300 215 0.0215 9.2 13 4.30 3.32 1640 270 195 2.5.3.8 Zeitabhängiger Aktivitätsvergleich des Systems MoNCl3/ MAO Tabelle 18: Polymerisation mit MoNCl3/ MAO mit t = 3h Reaktionszeit: 3h Nr. Kat. [g] 129 130 131 MW 0.0047 0.0047 0.0046 0.0047 Reaktionsvolumen: 50 mL Kat. MAO Norb. C(Kat.) Ausbeute Aktivität Umsatz [mmol] [mmol] [mmol] *10-3 [g] [h-1] [%] [mmol/ mL] 0.0217 1.84 13 4.34 0.63 103 51 0.0217 1.84 13 4.34 0.67 109 55 0.0212 1.84 13 4.24 0.61 102 50 0.0215 1.84 13 4.30 0.64 106 52 196 2.6 Literaturliste: Olefin-Metathese Arshankow, S.I., Poznjak, A.L. (1981). Z. anorg. Allg. Chem., 481, 201. Banks, R.L., Bailey, G.C.(1964). Ind. Eng. Chem., Prod. Res. Dev., 3, 170. 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