KOnTAKTLInSe ANPASSFALL Versorgung mit Sklerallinsen Derzeit gibt es drei Kontaktlinsentypen aus stabilem Material, deren Durchmesser den Limbus erreicht oder diesen sogar deutlich überschreitet. Limbusnahe Linsen, Miniskleral- oder Corneosklerallinsen und Sklerallinsen sind ihre Typenbezeichnung. Im Mittelpunkt des vorliegenden Artikels steht ein praktischer Anpassfall, der mit einer Sklerallinse erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Sklerallinsen Genauer betrachtet hat die Kontaktlinsenanpassung mit der Sklerallinse begonnen. August Eugen Fick in Zürich, Eugen Kalt in Paris und genauso August Müller in Mönchengladbach haben Sklerallinsen erfunden und zur Anwendung gebracht. Heute, über 100 Jahre später, werden Sklerallinsen nur selten angepasst und so mancher Optometrist hat die Anpassung dieser Linsen nie gelernt, da dies schon lange von den Lehrplänen der Schulen gestrichen wurde. In der Praxis tritt jedoch immer wieder einmal der Fall ein, dass man bei der Kontaktlinsenanpassung mit den gängigen Linsen scheitert. Kippen, Verrutschen oder eine Dezentrierung der Linse sowie ein starkes Fremdkörpergefühl erfordern dringend eine vernünftige Abhilfe. Die Abb. 1: Schematische Darstellung einer Sklerallinse. Von innen nach außen reihen sich Optikzone, Transition und Haptik als Tragerand aneinander. 72 DOZ 03 | 2011 Ursache dieser Beschwerden liegt meistens in der irregulären Hornhautform, die so mancher Keratokonus und seine Sonderformen zu bieten haben. Auch der Zustand nach Keratoplastik oder einem refraktiv-chirurgischen Eingriff sowie Hornhautnarben führen manchmal zu unbefriedigendem Kontaktlinsensitz. Sehr oft liegt es einfach daran, dass die Sensibilität des Auges sehr hoch ist oder der Kunde in seinem Beruf permanent mit hohen Staubmengen konfrontiert ist. Die Idee eine weiche Linse anzupassen liegt nahe. Da Silikon-Hydrogellösungen bei Irregularitäten der Hornhaut nicht funktionieren und die individuellen weichen Linsen aufgrund ihrer geringen O2-Transmissibilität eher nicht in Betracht gezogen werden sollten, muss eine RGP-Lösung angestrebt werden, die die Größe einer weichen Linse und die optischen und physiologischen Vorteile einer harten Linse hat. Für die Keratoplastikversorgung stellt die Sklerallinse eine Möglichkeit dar, mit einer RGP-Linse eine operierte Hornhaut verantwortungsbewusst nachzuversorgen und eine gute „Staubabwehr“ durch den großen Durchmesser zu erreichen. Sklerallinsentypen Wir unterscheiden drei große Gruppen von Sklerallinsen Abb. 2: Grafische Darstellung einer Hornhaut nach Keratoplastik mit einer Minisklerallinse, die über den Limbus ragt. Gut zu sehen ist das relativ flache Transplantat, umgeben von einer extrem oblongen Peripherie. z Sklerallinsen bis 22 mm Durchmesser z Miniskleral- oder Cornealsklerallinsen bis 16 mm Durchmesser z Limbusnahe Linsen bis 12 mm Durchmesser. Sklerallinsen bis 22 mm Durchmesser Die klassische Sklerallinse misst üblicherweise einen Durchmesser von 18 bis 23 mm. Eine Sklerallinse hat üblicherweise eine große Optikzone, die ungefähr bis zum Limbus reicht. Daran schließt eine limbale Übergangszone an, die sogenannte Transition, die zur Haptik – dem großen skleralen Tragerand führt. Als Material können verschiedene hochgasdurchlässige RGP-Materialien eingesetzt werden; es hat sich aber das PMMAMaterial standhaft behauptet wofür die guten Benetzungs- und Nachbearbeitungsmöglichkeiten Gründe sein können. Da PMMA keine Sauerstoffdurchlässigkeit aufweist, sollte es nicht mehr verwendet werden. Vor allem angelsächsische Autoren vermelden damit aber große Erfolge und wenig Sauerstoffmangelprobleme. Miniskleral- oder Corneolsklerallinsen bis 16 mm Durchmesser Im deutschsprachigen Raum ist die kleinere Sklerallinse mit einem Durchmesser bis zu 16 mm häufiger in Gebrauch. Im Prinzip handelt es sich um eine über Abb. 3: Schematische Darstellung einer stabilen Cornealsklerallinse. Im Prinzip versucht man der klassischen Drei-Punkt-Anpassung treu zu bleiben. Sollten im Sulcusbereich Luftblasen entstehen sind mehrere Ventilations löcher oft eine gute Abhilfe. den Limbus ragende, hochsauerstoffdurchlässige, stabile Linse, die es in allen Geometrie und Materialvarianten gibt. Sie wird als stabile Corneosklerallinse oder häufig als Minisklerallinse bezeichnet. Die meisten Kontaktlinsen dieser Art haben einen Durchmesser von 12,5 bis 16,0 mm. Da diese Kontaktlinse in vielen hochsauerstoffdurchlässigen Materialien und Geometrien lieferbar ist, macht sie das zu einer sehr guten Variante, wenn man mit verschiedenen Corneallinsen nicht mehr zurecht kommt und weiche Linsen oder Duosysteme aus einem Grund nicht zielführend sein dürften. Um die erste Probelinse zu bekommen, kann man entweder mit einem Probesatz oder mit speziell vom Anpassprogramm gefertigten Probelinsen ans Werk gehen. So kann man z. B. bei der Firma Hecht solche Linsen über das Hecht-ExpertProgramm als ACL-Linse bestellen und kommt so über eine individuell gefertigte Probelinse sehr schnell zum Ziel. So erspart man sich den Probesatz und die Lagerverwaltung, denn Linsen dieses Typs werden nicht jeden Tag angepasst. Für den Probesatz gibt es je nach Hersteller verschiedene Standardvarianten in der Geometriegebung. Z. B. gibt die Falco als Probelinsen drei Geometrietypen an: a) Sklerallinse für Keratokonus ∆ = 14,0 mm / ε = 1,0 b) Sklerallinse für die „normale“ Hornhaut ∆ = 14,0 mm / ε = 0,6 c) Sklerallinse nach Keratoplastik ∆ = 14,0 mm / ε = 0,0 Die Kontaktlinsen können in vielen anderen Geometrievarianten, sowie randtorisch oder fronttorisch mit dynamischer Stabilisation geliefert werden. Es gibt auch die Möglichkeit eine handgemalte Irislinse zur Abdeckung von verletzten Augen zu bekommen. Limbusnahe Linsen bis 12 mm Durchmesser Die kleinste „Sklerallinse“ ist im Prinzip keine Sklerallinse, sondern eine Corneallinse. Es handelt sich bei diesem Linsentyp um eine nicht über den Limbus gehende, hochsauerstoffdurchlässige, stabile Linse, die es in allen Geometrien und Materialvarianten gibt. Sie wird als stabile Corneo sklerallinse oder Limbus-nahe Linse bezeichnet. Die meisten Kontaktlinsen dieser Art haben einen Durchmesser zwischen 11,2 mm und 12,5 mm. Schwierigkeit bei der Anpassung von Sklerallinsen Das häufigste Problem, dass bei der Anpassung von Sklerallinsen auftritt ist die schlechte Beweglichkeit der Linse. Ein breiter großer Bevel ist meist die beste Abhilfe. Auch das ovalisieren der Linse fördert die Beweglichkeit. Ist die Bewegung trotz allem immer noch zu gering, müssen Ventilationslöcher in die Linse gebohrt werden. Oft bilden sich auch Luftblasen in der mittleren Peripherie unter der Linse. Gegen die Luftblasen sind ebenfalls die Ventilationslöcher eine Abhilfe. Diese Ventilationslöcher sollten mit einem Bohrer (0,5 mm bis 0,8 mm) gemacht werden. Mit größeren Bohrern, oder mit einem Fräskopf muss dann die „Kante gebrochen“ und verblendet werden. Die Politur der Bohrung erfolgt mit einem gut gespitzten Bleistift. Graphit und Poliermittel bewirken eine gute Verblendung. Beim Keratokonus sollte eine sanfte Dreipunktanpassung angestrebt werden. Bei der Keratoplastik ist dies aufgrund der oblongen Peripherie nicht so leicht möglich. Die Auflage der Linse auf einem Hornhaut-Transplantat sollte so gut es geht parallel ausfallen. Knapp außerhalb des Sulcusbereiches kommt es dann zur Auflage und weiter zum sehr großzügigen Bevel. Gut geeignet haben sich Oblong-Linsen mit reverser Geometrie. Anpassung einer Sklerallinse Es ist vorteilhaft, mit den Sklerallinsen aus dem Probesatz zu beginnen. Darin findet man z. B. bei der Firma „Scleral Dynamics“ 20 Probelinsen: Zehn Sklerallinsen mit der Scheiteltiefe „N“ (normal) und zehn weitere mit der Scheiteltiefe „F“ (flach). Das Einsetzten erfolgt am besten mit einem Hohlgummisauger. Vor dem Einsetzten füllt man die Linse mit Kochsalzlösung oder Benetzungsmittel. Danach muss der Kopf des Kontaktlinsenträgers weit vornüber geneigt werden, damit die Sklerallinse von unten eingesetzt werden kann. Die Linse wird dabei unter das Oberlid soweit wie möglich nach oben geschoben. Anschließend muss das Unterlid so weit nach unten geschoben werden, bis es gelingt, dieses über den unteren Abb. 4: Sklerallinse mit Fluoreszein im Profil mit weißem Licht beleuchtet. Gut zu sehen ist die weiße Auflagefläche auf der Sklera. Abb. 5: Extreme Flachanpassung mit einer Sklerallinse. Zu sehen ist die durch die Linse extrem abgeflachte apikale Zone der Hornhaut. Im Limbusbereich entstand eine nierenförmige Luftblase. Rand der Sklerallinse zu bringen. Die Linse zentriert sich danach von oben kommend von selbst. Die Sitzbeurteilung auf der Hornhaut wird mit der Fluoreszeinprobe vorgenommen. Im peripheren Skleralteil beurteilt man die Auflageflächen anhand von weißen Flächen – also gegengleich zum Fluoreszeinbild auf der Cornea. Man unterscheidet zwischen zwei prinzipiellen Anpassvarianten, die Flachanpassung und überbrückende Anpassung (Glanzing). Flachanpassung Zentrale harte Auflage und großflächige Randunterspülung haben den Vorteil einer guten optischen Abbildung durch das „Plattdrücken“ der cornealen Irregularitäten. Nachteil sind die meist nierenförmigen Luftblasen im limbalen Bereich. Abhilfe bringen meist einige Ventilationslöcher. DOZ 03 | 2011 73 KOnTAKTLInSe ANPASSFALL „Glanzing“ – überbrückende Anpassung Bei dieser Anpassvariante wird eine zentrale Überbrückung angestrebt. Der Abstand der Überbrückung kann dabei zwischen 0,1 und 2,0 mm betragen. Der Vorteil ist die gute Unterspülung der Linse und keine Druckausübung auf die Hornhaut. Nachteilig sind oft der schlechtere Visus und häufig auftretende zentrale Luftblasen. Ventilationslöcher sind meist keine Abhilfe, vielmehr muss beim Einsetzen besonders darauf geachtet werden, dass die Sklerallinse mit NaCl-Lösung ausreichend gefüllt ist, damit beim Einsetzen alle Luftblasen verschwinden. Abb. 8: Steile Radien, eine oblonge Peripherie und ein hoher Astigmatismus sind die Auffälligkeiten dieser Hornhaut. Abb. 6: Das Herausnehmen der Sklerallinse durch den Kunden erfolgt am besten durch die Zuhilfenahme eines starken Hohlgummisaugers. Anschließend wird das Unterlid nach unten gezogen und die Linse mit dem Hohlgummisaugeraus dem Auge genommen. Kontrollintervall Natürlich muss wegen der geringen Beweglichkeit und des damit verbundenen geringen Tränenaustausch der Sklerallinse ein enges Kontrollintervall vereinbart werden. Es ist sicher vernünftig, alle zwei bis drei Monate eine Kontrolle durchzuführen. Da aufgrund der großen Fläche häufig über Benetzungsprobleme geklagt wird, ist es von Vorteil, den Kunden auch mit einem Ultraschallgerät auszustatten. Dazu nutzt man ein Microfleeze mit dem man die Linse vorher mit einem abrasiven Reiniger abreibt, und sie danach drei Minuten im Ultraschallgerät in einem Alkohol- und Tensidreiniger getaucht reinigen lässt. Das steigert die Benetzbarkeit und auf Dauer auch den Tragekomfort. konnte. Mit dem Videokeratographen gelang zwar eine Aufnahme mit rund 20 Prozent der Messpunkte, aber diese sollte sich später nicht als sehr hilfreich erweisen. Somit konnte nur mit Probelinsen und Fluobild an diesen Fall herangegangen werden. Ob diese Hornhautgeometrie als Keratokonus oder Keratoglobus einzustufen ist, war nur anhand subjektiver Profilansicht und einer gelungen Zeiss Visante OCT Aufnahme möglich. Die Keratometrie zeigt eine sich zur Peripherie versteilende Hornhautgeometrie. Im Profil gesehen sieht man ebenfalls die oblonge Peripherie, was eher auf einen Keratoglobus schließen lässt. In der OCT-Aufnahme ist ebenfalls die oblonge Peripherie zu sehen, es ist aber deutlich erkennbar, dass die Anpassfall Abb. 7: Linkes Auge ohne Kontaktlinse. Der Proband leidet unter extremer Photophobie und kann sein Auge nur kurze Zeit offen halten. Am Limbus sieht man bereits bei diffuser Beleuchtung die tiefen Vaskularisationen, die durch das jahrelange Tragen einer Skleral linse aus PMMA entstanden sind. 74 DOZ 03 | 2011 Der Kunde des nachfolgenden Sklerallinsenanpassfall kommt aus der Nähe von Zagreb in Kroatien. In der Vergangenheit fuhr er zur Sklerallinsenanpassung nach Tschechien. Nach Aussage von Herrn S. wurde seine PMMA-Skerallinse weitgehend per Hand angefertigt. Die getragene Sklerallinse war in der Zwischenzeit schon sieben Jahre alt. Topografie Mit einem Handkeratometer war eine Messung nicht möglich, da der Proband sein Auge nicht lange genug offen lassen Abb. 9: Profilansicht des rechten Auges ohne Kontaktlinse. Die oblonge Peripherie ist auch ohne aufwändiges Messinstrumentarium sichtbar. Abb. 10: Profilaufnahme der Hornhaut mit eigener Sklerallinse mit dem OCT. Deutlich sichtbar sind die zentral dünneren und peripher deutlich dickeren Hornhautbereiche. Ebenfalls zu erkennen ist die oblonge Hornhautgeometrie. Abb. 12: Die steilste Linse aus dem Sklerallinsen-Probesatz hatte immer noch nicht eine ausreichende Scheiteltiefe. Die peripheren Luftblasen waren für den Probanden als störende Reflexe sichtbar. Dicke der Hornhaut im eher zentralen Bereich deutlich dünner als in der Peripherie ist, das deutet wiederum eher auf einen Keratokonus hin. Somit haben wir es mit einem Keratokonus zu tun, der die Geometrie eines Keratoglobus hat. Die Profilaufnahme (Abb. 9) lässt die oblonge Peripherie erkennen, Abbildung 10 zeigt den Dickenverlauf der Hornhaut in der OCT-Aufnahme. Was auffällt, ist die extreme Vorderkammertiefe von 5,62 mm. Dieser muss auch in der Kontaktlinse Rechnung getragen werden, die Hornhautdicke muss addiert werden. Markant ist die extrem ausgedünnte Hornhaut nahe des Hornhautzentrums. An der dünnsten Stelle misst diese Hornhaut gerade noch 138 µm. Auffällig ist auch die extreme Dicke der bereits getragenen PMMA Kontaktlinse, die mit 558 µm fast vier mal dicker als die Hornhaut selbst ist. Zu Beginn der Anpassung wurde darauf Wert gelegt, dass die zukünftige Versorgung mehr Sauerstoffdurchlässigkeit und mehr Bewegung in die Linsenanpassung bringt. Der erste Versuch begann mit einer kleinen Linse mit einem hoch- Abb. 11: OCT Aufnahme – in OCT Falschfarbendarstellung. Der Schnitt wurde auf dem linken Auge im Meridian von 225° gemacht. Die einzelnen Messungen wurden mit dem Flap-Modul durchgeführt. Gut zu sehen ist die dünnste Stelle mit 138 µm leicht außerhalb des Zentrums und die deutlich dickere Hornhautperipherie. Mit 558 µm fällt die Sklerallinse relativ dick dazu aus. Abb. 13: Die erste bestellte Linse: links horizontale und rechts die vertikale Messung. Die gesamte Scheiteltiefe der Linse beträgt hier ca. 9,0 mm. Abb. 14: Endgültige Sklerallinse: links horizontale und rechts vertikale Messung. Die gesamte Scheiteltiefe der Linse beträgt hier ca. 12,0 mm. sauerstoffdurchlässigen Material. Die Linse aus Boston XO-2 Material mit einem Durchmesser von 10,0 mm war für den Kunden extrem spürbar, aber leider konnte diese kleine Linse nicht ein einziges Mal auch nur kontrolliert werden, weil sie nicht lange genug auf dem Auge verblieb. Selbst Minisklerallinsen zeigten sich als zu klein und instabil. Dem Wunsch des Kunden, wieder eine Sklerallinse zu bekommen, wurde schließlich entsprochen. Im Probesatz fand sich keine Sklerallinse, die gut für diesen extremen Anpassfall passte. Das Hauptproblem waren die peripheren, nierenförmigen Luftblasen die erstens spürbar und zweitens periphere Reflexe erzeugten. Nachdem im Probesatz keine Linse mit ausreichender Scheiteltiefe zu finden war, wurde anhand der OCT-Aufnahme die geforderte Scheiteltiefe der Cornea ermittelt. Diese 5,62 mm Scheiteltiefe wurden zwar durch das OCT exakt gemessen, sie sind aber kein hilfreicher Wert, wenn man das in den Zentral- und PeripherRadius einer Sklerallinse umgesetzt haben will. Es musste also eine einfache und relativ genaue Methode entwickelt werden, mit der man das Maß der Scheiteltiefe der Sklerallinse bestimmen konnte. Mit der vor der Spaltlampe montierten Sklerallinse und einem PD-Lineal in der Hand wurden anschließend Profilaufnahmen gemacht und daraus der Radius und der Durchmesser der Linse errechnet. DOZ 03 | 2011 75 KOnTAKTLInSe ANPASSFALL Abb 15.: Zu sehen ist die Sklerallinse mit der größeren Scheiteltiefe und mit deutlich weniger Luftblasen. Abb. 16: Sklerallinse mit engem Spalt beleuchtet. Es lässt sich leicht erkennen, wie die Hornhaut peripher oblong verläuft, während die Sklerallinse zum Übergang in die Sklera ansetzt. der Nachbearbeitungsmaschine einen flacheren Sitz zu erzielen. Dies gelang aufgrund der fehlenden Werkzeuge nur sehr mühsam. Aber doch verschwanden die Luftblasen und die Sklerallinse wurde beweglicher. Diese Sklerallinse aus einem hochsauerstoffdurchlässigen Material wies eine unzureichende Benetzung auf und führte zu einem permanenten Fremdkörpergefühl, sodass schließlich wieder eine Sklerallinse aus dem langjährig gewohnten PMMA-Material bestellt werden musste. Der Visus mit der neuen Linse war Vcc 0,5, die Verträglichkeit war sehr gut und der Kunde wieder zufrieden. Anpassung einer Minisklerallinse Abb. 17: Fluobild der endgültigen Sklerallinse. Zusätzlich wurde noch ein wenig geschätzt und dann die endgültige Sklerallinse bestellt. In den Abbildungen 13 und 14 sieht man, dass die Scheiteltiefe nun um gut 3,0 mm tiefer geworden war. Nun sollte die Fluoreszeinprobe zeigen, ob der Sitz besser war. Die folgenden Abbildungen zeigen das Ergebnis. Die nächste Linse hatte eine etwa 30 Prozent größere Scheiteltiefe und zeigte bereits deutlich weniger Luftblasen. Das Problem war nun, dass sie der Sklera zu fest auflag. Um nicht noch eine Linse bestellen zu müssen, wurde versucht mit 76 DOZ 03 | 2011 Minisklerallinsen sind Linsen aus stabilem hochsauerstoffdurchlässigem Material. Sie sind nicht so groß wie Sklerallinsen, aber deutlich größer als normale Corneallinsen. Die Durchmesser liegen zwischen 12,50 mm und 16,00 mm. Sie sind in fast allen Materialien lieferbar. Es gibt Ausführungen dieser Linse für: z Keratokonus z Keratoplastik z „normale“ Augen Hersteller dieser Linsen sind Falco, Hecht, Zenner und Galifa. Eine Haptik im engeren Sinn gibt es bei diesem Linsentyp nicht, sondern nur eine ringförmige Außenzone, die für den Sitz auf der Sklera verantwortlich ist. Die Zwischenzone zwischen Auflagezone und Optikzone soll den empfindlichen Limbusbereich vor Druck und Abrieb schützen. Zum besseren Tränenaustausch können hier Perforationslöcher gebohrt werden. Die optische Zone kann sphärisch, bitorisch und fronttorisch sein. Anpassung Die Anpassung dieser Linse ist nur mit einem speziellen Probesatz möglich. Im Prinzip ist diese Linse genau so anzupassen wie eine Corneallinse. Angestrebt werden sollte eine klassische Drei-PunktAnpassung, nur dass die Abmessungen bei Minisklerallinsen größer sind als bei klassischen Corneallinsen. Das Problem, vor dem man bei der Anpassung meistens steht, ist die schlechte Beweglichkeit dieser großen Linsen. In diesem Fall muss mit mehr Abflachung durch Randpolitur und durch Ventilationslöcher Abhilfe geschaffen werden. Anpassung einer Limbus-nahen Linse Die „Goldene Regel“ der Keratokonusanpassung lautet „Kleine Linsen“. Wer klein bleibt, erspart sich die „meist sehr unebene Peripherie“ sowie Benetzungsprobleme. Somit sind die meisten Keratokonuslinsen klein. Der kleine Gesamtdurchmesser hat aber auch einige Nachteile, zu nennen sind hier: z Kleine Linsen verrutschen leichter. z Die Ränder kleiner Kontaktlinsen sind deutlicher sichtbar. Abb. 18 und 19: Minisklerallinse im weißen und im fluoreszeierenden Licht auf einem Keratokonus. hier die erwünschte Abhilfe, weil sich dadurch die Linse oben und unten stärker dem Auge „anschmiegt“. Sie wird dadurch von den Lidern weniger gespürt und „schaukelt“ unten nicht mehr so weg von der Hornhaut, wodurch das Herauskippen verhindert wird. Abb. 20: Fluoreszeinbild einer limbusnahen Linse. Der Durchmesser der Hornhaut beträgt 11,5 mm, der Durchmesser der Kontaktlinse beträgt 11,2 mm. z Die Ränder von kleinen Kontaktlinsen sind deutlicher spürbar. z Bei kleinen Kontaktlinsen ist die Staubempfindlichkeit erhöht. Große Keratokonuslinsen, die immer wieder angeboten wurden, konnten sich nie wirklich durchsetzen. Die „Perit“ (Falco) hat den Durchbruch gebracht. Hierbei handelt es sich um eine periphertorische Linse mit standardmäßigem peripheren Astigmatismus von 2 dpt und einem Standard-Durchmesser von 11,2 mm. Und genau dieser Peripherastigmatismus dürfte das „Geheimnis“ sein. Wenn eine Linse einfach nur groß ist, dann steht sie oft oben und unten zu sehr ab. Das gibt Irritationen auf dem Unterlid und kann möglicherweise ein Herauskippen der Linse hervorrufen. Der Astigmatismus von 2,0 dpt bringt Anpassung Angestrebt wird bei der Anpassung einer limbusnahen Linse bei Keratokonus eine Drei-Punkt-Anpassung mit Gleichlauf. Um diesen zu erhalten, empfiehlt es sich einen Bevel von mindestens 0,6 mm anzustreben und die Linse in einem sehr gut benetzenden Material fertigen zu lassen. Sollte es zur Bildung von Luftblasen unter der Kontaktlinse kommen, kann man mit mindestens zwei oder mehreren gebohrten Ventilationslöchern entgegen wirken. Auch diese Linse hat einige Nachteile: z Mangel an Beweglichkeit, Festsaugen, z schlechtere Benetzung, z kompliziertere Geometrien, z hoher Preis für den Endkunden. Dem Risiko des Festsaugens wurde mit einem sehr großen Bevel entgegengewirkt. Die normale Bevelgröße ist bei Linsen zwischen 9,2 mm und 10,0 mm je nach Hersteller ca. 0,3 mm. Bei den limbusnahen Linsen ist der Standard 0,6 mm. Der schlechten Benetzung kann nur durch gut benetzende Materialien entgegen gewirkt werden (z. B Boston ES, Boston EO, Paragon HDS, Bo xo2, ONSI56, Contamac Optimum Extra, Optimum Extrem). Wer einen großen Durchmesser wählt, muss die bei Keratokonus und bei Keratoplastik übliche „unebene“ Peripherie mit in die Linsen integrieren. Das erfordert oft nicht nur den Standard Periphertorus, sondern manchmal auch zusätzlich eine quadrantenspezifische Geometrie. Aber der Aufwand lohnt sich, denn die Erfahrung zeigt, dass diese Linsen sehr gut vertragen werden. So mancher Kontaktlinsenkunde, der schon aufgeben wollte und einer Operation unausweichlich entgegen sah, konnte wieder ein zufriedener Kontaktlinsenträger werden, denn die großen Linsen werden weniger gespürt und verfügen durch den stabileren Sitz und die großen Optikzonen auch über sehr gute optische Eigenschaften. Fazit Auch wenn heute die limbusnahen Linsen und Miniskleral- oder Corneosklerallinsen aufgrund ihrer Geometrievielfalt deutlich häufigere Anwendung finden, so haben in manchen Fällen die „guten, alten“ Sklerallinsen immer noch ihre Berechtigung. Die meist gute Sehschärfe, die mit ihnen erreicht werden kann, und vor allem der hohe Tragekomfort, zeichnen sie aus. Die minimale Beweglichkeit, die schlechte Benetzung aufgrund der großen Fläche und der geringe Tränenaustausch drängen diese Linsenart in eine Nische der Kontaktlinsenanpassung und deren Träger in ein enges Kontrollsystem. n Dipl. Ing. Gustav Pöltner, Innsbruck Anzeige ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ignaz Alois Stütz LOGBUCH Foto- und Optometrie Vor allem im Bereich low vision greifen die gängigen Definitionen schlecht. Passend für die Korrektion rein Fehlsichtiger wurden sie unreflektiert auf Menschen mit bleibender Sehschwäche übertragen. Daher hat der Autor speziell für die low vision „das Rad neu erfunden“: Bisher schwer einsehbare Beziehungen werden klar und offenbar wie zwischen: z Auflösungskriterium fg Objektgesamtgröße (minimum discriminibile) z Grenz(flächen)winkeln fg umschlossener Raumwinkel (Gesichtsfeld) z Stereowinkel fg Objektentfernung + (stereoskopische) Raumtiefe z (Binokulare) Ablenkung + prismat. Korrektion [cm/m] fg Stereowinkel 29,70 € inklusive 7 % MwSt., zzgl. Porto und Verpackung So schließt sich der Bogen! 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