Aus der Klinik Innere Medizin, Kardiologie, Charité, Campus Virchow Klinik, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin In Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum Berlin DISSERTATION Phänotypische Charakterisierung von Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie und Varianten im β-MHC-Gen und αTropomyosin-Gen Zur Erlangung des akademischen Grades Doctor medicinae (Dr. med.) vorgelegt der Medizinischen Fakultät Charité der Humboldt-Universität zu Berlin von Monika Heydenreich aus Bochum, 2001 Dekan: Prof. Dr. Dr. h. c. R. Felix Gutachter: 1. Prof. Dr. med. V. Regitz-Zagrosek 2. Prof. Dr. med. Osterziel 3. PD Dr. med. Kaab eingereicht: 19.06.2001 Datum der Promotion: 24.05.2002 Zusammenfassung Die hypertrophe Kardiomyopathie ist eine autosomal dominant vererbte Herzmuskelerkrankung. Es kommt zu einer asymmetrischen Hypertrophie insbesondere des Herzmuskels. Symptome sind unspezifisch und reichen von Dyspnoe bis hin zu Synkopen. Gelegentlich ist der plötzliche Herztod die erste Manifestation der Erkrankung. Molekulargenetische Untersuchung des Genomes dieser Patienten zeigten, dass diese Patienten Mutationen im Proteinen des Sarkomers aufwiesen. Hierunter fällt das β-MHCGen und α-Tropomysin-Gen. Wir untersuchten 45 nicht miteinanderverwandte Patienten auf Mutationen im β-MHCGen und im α-Tropomysin-Gen. Folgende molekulargenetische Untersuchungen wurden angewendet: Polymerase-Ketten-Reaktion, Single-Strand-Polymorphismus-Anlyse und Sequenzierung. Bei 6 Patienten (13%) fanden wir eine Mutation im β-Myosin-Gen. Kein Patient hatte eine Mutation im α-Tropomyosin-Gen. In der Literatur wird eine Mutation im β-MHC-Gen in bis zu 35% und im α-Tropomyosin-Gen in bis zu 3% der Fälle angenommen. Unsere Patienten hatten die Mutationen: Exon 13 Arg403Trp und Val411Ile, Exon 19 Arg719Trp, Exon 20 Ile736Thr, Exon 21 Leu796Phe und Exon 23 Cys905Phe. Die Mutationen Arg403Trp und Arg719Trp waren vorher bereits bekannt. Die Mutationen, Ile736Thr, Val411Ile, Leu796Phe und Cys905Phe wurden in der Form von uns erstmals ermittelt. Offensichtlich besitzen unsere Patienten überdurchschnittlich häufiger Mutationen in anderen Genen, die in dieser Studie nicht untersucht wurden. Der Phänotyp der Krankheit der HCM war bei unserem Patientenkollektiv sehr heterogen, und es ließen sich keine signifikanten Unterscheidungen feststellen. So haben wir uns darauf beschränkt, bei den 6 Patienten mit Mutationen nur nach den von Burn et al. (1997) aufgestellten Risikofaktoren zu suchen, die einen plötzlichen Herztod herbeiführen können, und haben sie danach in Patienten mit einem höheren oder niedrigeren Risiko eingestuft. Kriterien für ein erhöhtes Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden, wurden von Patienten mit den Mutationen: Exon 13 Arg403Trp, Exon 13 Val411Ile, Exon 19 Arg719Trp, Exon 20 Ile736Thr und Exon 21 Leu796Phe erfüllt. Mutationen an diesen Positionen sind auch in der Literatur mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod assoziiert worden. Der Patient mit der Mutation im Exon 23 Cys905Phe wies wenige Risikofaktoren auf und unterscheidet sich somit nicht von den in der Literatur beschriebenen Patienten. Wir konnten dies mit unseren Ergebnissen bestätigen. Abstract Hypertrophic Cardiomyopathy is disease of the cardiac muscle which results in an asymmetric hypertrophy especially of the interventricularseptum of the heart.. It is transmitted in an autosomal dominant way. The symptoms are unspecific reaching from dyspnoe to syncopes. Sometimes the sudden death is the first manifestation of the disease. Molekular genetic researches showed that in the patients genes Mutations in proteins of the sarkomer were detectable. Two of them are α-Tropomyosin and β-Myosin Heavy Chain. We examined 45 unrelated Patient of the existence of Mutations in α-Tropomyosin and βMyosin Heavy Chain. We used following Examinations: PCR, SSCP, Sequencing. A mutation in the β-Myosin Heavy Chain were found in 6 Patients (13%), non in αTropomyosin. Generally mutations are expected in 35% in β-Myosin Heavy Chain and 3% in αTropomyosin. Our patients seem to have mutations in genes we did not examine in this study. We detected Mutations in: Exon 13 Arg403Trp and Val411Ile, Exon 19 Arg719Trp, Exon 20 Ile736Thr, Exon 21 Leu796Phe und Exon 23 Cys905Phe. Mutation Arg 403Trp and Arg719Trp have been known in this form before, the others were new. As the phenotypes of our patients were heterogenous and not significantly to be distinguished we looked for risk factors for sudden death as described by Burn et al. 1997 within our group of patients with mutations. Five Persons showed risk factors as discribed: Exon 13 Arg403Trp and Val411Ile, Exon 19 Arg719Trp, Exon 20 Ile736Thr, Exon 21 Leu796Phe. The person with the mutation Exon 23 Cys905Phe showed no risk factors for sudden death. Our results correlate with those of earlier studies. The patient with the mutation Exon 23 Cys905Phe was classified as a low risk patient while the other mutations correlate with a further high risk. Schlagwörter: Hypertrophe Kardiomyopathie, β-MHC-Gen, α-Tropomyosin, Genetik Keywords: Hypertrophic cardiomyopathy, β-MHC, α-Tropomyosin, genetics Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1.1 Phänotyp der hypertrophen Kardiomyopathie 1 1.2 Häufigkeit der HCM in der Bevölkerung 1 1.3 Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie 2 1.4 Genetik der HCM 4 1.5 Molekulare Pathomechanismen 8 1.6 Häufigkeit der HCM bei Patienten ohne nachweisbare FHCM 8 1.7 Einfluß modifizierender Gene 9 1.8 Fragestellung 10 2 Methoden 11 2.1 Auswahl der Patienten 11 2.2 Anamnese 12 2.3 Methoden zur Diagnose der hypertrophen Kardiomyopathie 12 2.3.1 Echokardiographie 12 2.3.2 Perkutane transluminale Angiographie 12 2.4 Datenbank der 45 Patienten 13 2.5 Statistik 15 2.5.1 Deskriptive Statistik 15 2.5.2 Hardy-Weinberg-Gesetz 16 2.5.3 Analytische Statistik 17 2.6 Materialien 18 2.6.1 Geräte 18 2.6.2 Chemikalien 19 2.6.3 Enzyme und Längenstandards 20 2.6.4 Sonstiges 20 2.6.5 Synthetische Oligonukleotide (Primer) 21 2.7 Isolierung und Aufarbeitung menschlicher genomischer DNA 24 2.8 Polymerase-Kettenreaktion von genomischer DNA 24 2.9 SSCP-Analyse 26 2.10 Klonierung und Sequenzierung 29 2.10.1 Klonierung des PCR-Produktes 29 2.10.2 Hitze-Schock-Transformation kompetenter Zellen 30 2.10.3 Minipräparation von Plasmid DNA 30 2.10.4 Sequenzierung der DNA 31 2.11 Restriktionsfragment-Längen-Polymorphismus-Analyse 34 3 Resultate 36 3.1 Auswertung der klinischen Befunde des Patientenkollektivs mit HCM 36 3.1.1 Patientenkollektiv 36 3.1.2 Familienanamnese 36 3.1.3 Symptome 37 3.1.4 Echokardiographie 40 3.1.5 Elektrokardiographie 41 3.1.6 Medikamentöse Therapie 45 3.2 Mutationen im β-MHC-Gen 45 3.3 Klinische Parameter bei Patienten mit Mutationen im β-MHC-Gen 47 3.3.1 Exon 13 - Arg403Trp bei Lab-Nr. 27 47 3.3.2 Exon 13 - Val411Ile bei Lab-Nr. 11 48 3.3.3 Exon 19 - Arg719Trp bei Lab-Nr. 90 49 3.3.4 Exon 20 - Ile736Thr bei Lab-Nr. 53 50 3.3.5 Exon 21 - Leu 796-Phe bei Lab-Nr. 10 53 3.3.6 Exon 23 - Cys905Phe bei Lab-Nr. 4 54 3.3.7 Zusammenfassender Vergleich der 6 Patienten mit und der 39 Patienten ohne Mutation im β-MHC-Gen 55 3.4 Untersuchungen im α-Tropomyosin-Gen 57 3.5 Zusammenhang von ACE-D/I-Polymorphismus und hypertropher Kardiomyopathie und ACE-D/I-Polymorphismus und Rhythmusstörungen bei Patienten mit HCM 58 3.5.1 ACE-D/I-Polymorphismus und Allelfrequenz bei HCM-Patienten 58 3.5.2 ACE-D/I-Polymorphismus und Arrhythmien der Klasse Lown 4b bei HCM-Patienten 3.5.3 61 ACE-D/I-Polymorphismus und alle Formen von Rhythmusstörungen bei HCM-Patienten 63 4 Diskussion 67 4.1 Sensitivität der SSCP-Analyse für den Nachweis von Mutationen 67 4.2 Auswirkungen der Mutationen im β-MHC-Gen und α-TropomyosinGen durch molekularbiologische Krankheitsmechanismen 68 4.2.1 Mutationen im β-MHC-Gen 69 4.2.2 Mutationen im α-Tropomyosin-Gen 70 4.3 Problematik der Prognose des Krankheitsverlaufes 70 4.4 Zusammenhänge zwischen klinischen Parametern von Patienten und Mutationen im β-MHC-Gen 4.5 72 Zusammenhang der klinischen Parameter von HCM-Patienten und Mutationen im α-Tropomyosin-Gen 86 4.6 Bedeutung der Genotypisierung für die Diagnostik der HCM 87 4.7 Zusammenhang von ACE-D/I-Polymorphismus und HCM und ACE- 5 D/I-Polymorphismus und Rhythmusstörungen 89 Zusammenfassung 92 1 1 Einleitung 1.1 Phänotyp der hypertrophen Kardiomyopathie Kardiomyopathien wurden 1995 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als primäre Erkrankungen des Herzmuskels definiert, die mit einer kardialen Funktionsstörung einhergehen. Nach hämodynamischen Kriterien unterscheidet man dilatative, hypertrophe, restriktive, arrhythmogene rechtsventrikuläre und nichtklassifizierbare Kardiomyopathien. Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), die hier untersucht wird, zeichnet sich durch eine Hypertrophie der Ventrikelmuskulatur aus, die meist asymmetrisch ist und insbesondere das Kammerseptum betrifft (Richardson et al. 1995). Dabei kann es während der Ventrikelsystole zu einer Obstruktion des Ausflußtraktes des linken, des rechten oder beider Ventrikel kommen. Gelegentlich sind die Patienten mit HCM beschwerdefrei, häufiger finden sich jedoch Symptome, die auf die Krankheit hinweisen wie Dyspnoe, Leistungsminderung, Müdigkeit, Angina-Pectoris-Anfälle, ventrikuläre Arrhythmien bis hin zu ventrikulären Tachykardien mit Schwindel und Synkopen. Allerdings führt nicht selten erst der plötzliche Herztod zur ersten Manifestation der Krankheit. Das Manifestationsalter reicht von der frühen Kindheit bis zum siebten Lebensjahrzehnt (Schwarz et al. 1995). Die jährliche Mortalität der an hypertropher Kardiomyopathie Erkrankten liegt bei ca. 1% (Maron et al. 1987, Spirito et al. 1994/1997). Das Risiko eines plötzlichen Herztodes wird bei HCM-Patienten auf 3% pro Jahr geschätzt. Man vermutet, daß die plötzlichen Todesfälle durch Rhythmusstörungen ausgelöst werden. 1.2 Häufigkeit der HCM in der Bevölkerung In einer 1989 von Codd et al. veröffentlichten Arbeit wird von einer Inzidenz von 2,5/100.000 Personen pro Jahr in dem untersuchten Gebiet in Minnesota, USA berichtet. Es wird eine Häufigkeit von 1 : 5000 angenommen. Als Prävalenz wird von 2 19,7/100.000 Personen pro Jahr gesprochen. In jener Studie wurden hauptsächlich Patienten mit einem schweren Krankheitsbild berücksichtigt, d.h. diejenigen, die sich in einem kardiologischen Zentrum vorgestellt hatten. Werden dagegen, wie es in einem Bevölkerungsscreening geschieht, auch leichtere und asymptomatische Fälle der Krankheit mit eingeschlossen, erhöht sich die Prävalenz der HCM auf etwa 1 : 500 (Spirito et al. 1989, Maron et al. 1995). Damit gehört die hypertrophe Kardiomyopathie zu den häufigsten autosomal dominant vererblichen Gesundheitsrisiken. 1.3 Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie Das wesentliche morphologische Merkmal der Erkrankung ist die Hypertrophie vor allem des Myokards mit Einzelzellhypertrophie und Bindegewebsvermehrung (Schwartz et al. 1995). Der zugrundeliegende pathophysiologische Mechanismus ist nicht eine systolische, sondern eine diastolische Funktionsstörung, die durch eine eingeschränkte Dehnbarkeit des hypertrophierten Muskels erzeugt wird. Diese Störung führt trotz eines hyperdynamen linken Ventrikels zu einem erhöhten diastolischen Füllungsdruck, der sich retrograd in die Vorhöfe, Lungenstrombahn bzw. in das zentrale Venensystem fortsetzt (Harrison et al. 1996). Der Nachweis und die Lokalisation einer myokardialen Hypertrophie können mit Hilfe der Echokardiographie erfolgen. Sie ist als nicht-invasive Untersuchungsmethode die Methode der Wahl. Asymmetrische Hypertrophien des Septums und der Hinterwand können zuverlässig erkannt und beurteilt werden. Eine Septumdicke größer als 13 mm gilt als krankheitsverdächtig. Das Verhältnis von Septum- zu Hinterwanddicke kann errechnet und zur Bestätigung der HCM herangezogen werden. Ein Quotient größer als 1,3 gilt bei Fehlen anderer Ursachen der Hypertrophie als pathologisch (Maron et al. 1981). 3 Patienten, die an einer Hypertonie leiden, weisen im Gegensatz zu HCM-Patienten eine symmetrische Hypertrophie des linken Ventrikels auf. Werte größer 20 mm für das IVS werden nicht erreicht, ebenso findet man nur selten eine Septum/Hinterwandratio größer 1,5 (Schwartz et al. 1995, Masuda et al. 2000). In der zweidimensionalen Echokardiographie können das kleine endsystolische Ventrikelcavum und das hyperdyname Ejectionsverhalten dargestellt werden. Die MMode-Untersuchung gibt vor allem die Dynamik des Herzmuskels wieder. Die systolische Vorwärtsbewegung des vorderen Mitralsegels (SAM) ist ein Hinweis auf eine Ausflussbahnobstruktion. Durch eine Doppler-Echokardiographie können sowohl eine funktionelle Obstruktion erkannt als auch ein intrakavitärer Druckgradient gemessen und gegebenenfalls eine Mitralinsuffizienz ausgeschlossen werden (Maron et al. 1981, McKenna et al. 1988). Ein Viertel der Patienten mit HCM zeigt einen Ausstromgradienten, der auf eine Obstruktion hinweist. Die Radionuklidventrikulographie mit Thallium-201 kann den Nachweis eines Myokardperfusionsdefekts auch bei asymptomatischen Patienten erbringen. Die perkutane transluminale Angiographie und die Druckmessung ermöglichen eine detailierte Darstellung des Cavums, des linken und rechten Ventrikels und des Kontraktions- und Relaxationsablaufes. Die Ventrikelhöhle ist bei der hypertrophen Kardiomyopathie in der Angiographie endsystolisch eng. Die Auswurffraktion ist 7080% hoch (Norm 55-75%). Die Füllungsdrücke in den Herzabschnitten werden gemessen, um einen möglichen intrakardialen Druckgradienten zu erfassen, und die vorderen Herzkranzarterien werden dargestellt, um eine koronare Herzkrankheit auszuschließen. Diese invasive Untersuchungsmethode ist zur Diagnosestellung meist nicht notwendig und wird nur bei strenger Indikation durchgeführt, z.B. zum Ausschluß einer koronaren Herzkrankheit und anderer zusätzlicher Herzerkrankungen. Eine sichere Diagnose durch das Elektrokardiogramm ist nicht möglich, da Zeichen der linksventrikulären Hypertrophie, die bei einer HCM im EKG auftreten, nicht spezifisch für die HCM sind, sondern auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Ebenso kann eine pathologische Q-Zacke in den rechts- und linkspräkordialen Ableitungen 4 sowohl bei der HCM als auch beim Myokardinfarkt beobachtet werden. Etwa 85% der HCM-Patienten weisen pathologische Veränderungen im Ruhe-EKG auf. Nach ventrikulären Tachykardien, die auf einen zunehmend schwerwiegenden Verlauf vieler Herzerkrankungen wie auch der HCM hinweisen (McKenna et al. 1989), wird im Langzeit-24h-EKG gesucht. Je nach Zustand des Patienten führt man zunächst eine konservative Therapie durch. Die Patienten sollen schwere körperliche Belastungen vermeiden. Beim Auftreten von Vorhofflimmern wird eine Antikoagulantientherapie eingesetzt und in Abhängigkeit von der Vorhofgröße wird versucht, einen Sinusrhythmus zu erlangen. Die medikamentöse Therapie der HCM stützt sich auf den Einsatz von β-Blockern und Kalziumantagonisten, die die Belastungsfähigkeit von Patienten mit HCM steigern. Relativ günstige Erfahrungen liegen mit Kalziumantagonisten vom Verapamiltyp vor. Die noch nicht etablierte Therapie mit DDD-Schrittmachern stimuliert das Ventrikelseptum, so daß es sich kurz vor der übrigen Kammermuskulatur kontrahiert. Dies soll zu einer günstigeren Ejektionsdynamik führen. Ein relativ großer Teil der Patienten spricht auf eine medikamentöse Therapie an. Selten muß die septale Myotomie-Myektomie durchgeführt werden. Hierbei wird entweder transaortal oder transventrikulär ein Teil des hypertrophierten Ventrikel-Septums entfernt. Diese Operation bewirkt eine symptomatische Verbesserung der Patienten, die Mortalität liegt jedoch bei 5% (Harrison et al. 1996). Alternativ kann heute eine transarterielle Okklusion eines Septalastes mit Instillation von reinem Alkohol (TASH) zur Verbesserung der Klinik des Patienten führen (Faber et al. 1998). 1.4 Genetik der HCM In den 60er Jahren wurde vermehrt von Großfamilien berichtet, in denen diese Krankheit gehäuft auftrat (Hollmann et al. 1960, Pare et al. 1962). Seither wird ein Gendefekt als Ursache dieser Krankheit in Betracht gezogen. Seit 1987 (Maron et al.) wird von einer familiären hypertrophen Kardiomyopathie (FHC) gesprochen, wenn bei einem Patienten mit primärer myokardialer Hypertrophie mit Hilfe der Familienanamnese mindestens ein weiteres betroffenes Familienmitglied identifiziert 5 werden kann. Die Penetranz, die die Tendenz zur Ausprägung von typischen Symptomen bei genetischen Merkmalsträgern bezeichnet, ist bei jungen Patienten inkomplett, erreicht jedoch mit zunehmendem Alter der Patienten nahezu 100%. Der Erbgang der HCM ist in den meisten Fällen autosomal dominant. Neben der familiären Form kann eine hypertrophe Kardiomyopathie auch „sporadisch“ auftreten. Dies soll bei bis zu 44% der Fälle mit HCM auftreten (Maron et al. 1984, Watkins et al. 1992, Greve et al. 1994). Zum Zeitpunkt der Untersuchung im Jahre 1996 waren Mutationen in vier verschiedenen Genen als Krankheitsverursacher identifiziert (β-MHC, Troponin T, MyBP-C, α-TM). Im Gen der schweren Kette des β-Myosins (β-MHC) waren 20 verschiedene Mutationen bekannt und daher wurde das Gen als Hauptverursacher der Krankheit anerkannt. Inzwischen konnten mit Hilfe von Kandidatengenen und Kopplungsanalysen in Familien insgesamt zehn Gene ermittelt werden, die die HCM hervorrufen, von denen zwei Gene erst vor kurzem ermittelt wurden, das α-Aktin (Morgensen et al. 1999) und das Titin (Satoh et al. 1999). Bei sieben veränderten Proteinen (β-MHC, Troponin T, MyBP-C, α-TM, Troponin I, ELC, RLC) handelt es sich um Proteine mit myokardialer Motorfunktion oder um Proteine, die diese Funktionen kontrollieren. Somit kann die HCM heute als eine Krankheit des Sarkomers definiert werden (Thierfelder et al. 1996, Vosberg et al. 1998). Proteine, die bei Mutationen zur Ausprägung der HCM führen, haben unterschiedliche Eigenschaften und Aufgaben im funktionellen Apparat des Herzmuskels. Einige haben eher eine enzymatische und krafterzeugende Aufgabe (β-MHC), andere spielen eine strukturelle Rolle (MyBP-C) und wiederum andere übernehmen eine regulatorische Rolle (Troponin I, T und α-Tropomyosin) im funktionellen Apparat. Trotzdem führen sie alle zu dem Hauptmerkmal der HCM, der Hypertrophie des linksventrikulären Myokards. Jarcho et al. 1989 fanden die ersten die HCM verursachenden Gendefekte im Gen der schweren Kette des β-Myosins (β-MHC) auf dem Chromosom 14q1. Das β-MyosinGen gehört zu einer Multigenfamilie für die schwere Kette der Skelett- und 6 Herzmuskelmyosine auf den Chromosomen 17 und 14. Die auf dem Chromosom 14 lokalisierten kardialen Myosingene vom Typ α und β werden im Herzen differentiell exprimiert, α-Myosin in der Vorhof- und β-Myosin in der Kammermuskulatur (Saez et al. 1987, Epp et al. 1993, Jaenicke et al. 1990, Liew et al. 1990). Mutationen im βMHC-Gen sind die häufigste Ursache der HCM (ca. 35%). Das β-Myosin-Gen besteht aus einer N-terminalen Kopf- und einer C-terminalen Schwanzregion. Die meisten Mutationen befinden sich im Bereich des Kopfes oder im Übergang von Kopf- zu Schwanzregion, jedoch selten im Schwanzbereich. Zur Zeit sind über 50 verschiedene Mutationen im β-MHC-Gen detektiert, das sind etwa 50% aller Mutationen, die bisher für die HCM verantwortlich gemacht werden. Es handelt sich hierbei um Punktmutationen mit Basenaustausch (Vosberg et al. 1998, Redwood et al. 1999). Bereits 1993 berichteten Thierfelder et al. über Familien mit Mutationen in dem αTropomyosin-Gen auf dem Chromosom 15q2. Hierbei handelt es sich um ein dimeres langgestrecktes Protein, das mit Aktinfilamenten Komplexe bildet. Das Gen besteht aus mindestens 9 Exons. Bisher sind 3 verschiedene „missense mutations“ beschrieben worden; man erwartet in circa 3% eine der bisher beschriebenen Mutationen in diesem Gen (Vosberg et al.1998). Ebenfalls im Jahr 1993 berichteten Watkins et al. von krankheitsverursachenden Mutationen im kardialen Troponin T auf Chromosom 1q3. Troponin T ist eine Untereinheit des heterotrimeren Troponinkomplexes, der in den Sarkomeren an Aktinfilamente gebunden ist. Es tritt in Wechselwirkung mit Tropomyosin und kontrolliert so die Reaktion zwischen Aktin und Myosin in Abhängigkeit von Calzium. In diesem Gen sind 11 Mutationen bekannt. Das sind 11% aller bisher beschriebenen Mutationen (Thierfelder et al. 1994, Moolman et al. 1997). Bei den Mutationen handelt es sich überwiegend um „missense mutations“, die zum Aminosäureaustausch führen. In manchen Fällen gibt es Insertionen und Deletionen sowie Punktmutationen an Spleiß-Donor- bzw. Akzeptorpositionen. Durch Mutationen an diesen Positionen kommt es zu aberrantem „Spleißen“ (Vosberg et al. 1998, Redwood et al. 1999). Auf dem Chromosom 11 liegt das kardiale Myosin-Bindungs-Protein-C (MyBP-C) (Watkins et al. 1995, Bonne et al. 1995). Mit seinem C-Terminus bindet sich das 7 Myosin-Bindungs-Protein-C an die C-terminale Region der schweren Myosinketten und an Titin. Seine Funktion ist nicht restlos geklärt. Bisher sind 25 Mutationen beschrieben worden (25% aller bisher beschriebenen Mutationen in den Genen für HCM), wobei auch seltene Mutationen wie Veränderungen von Spleißsignalsequenzen und Insertion bzw. Deletion im Gen gesehen wurden. Die erwartete Synthese von grob fehlerhaften und erheblich verkürzten Myosin-Bindungs-Proteinen blieb jedoch aus. Statt dessen war die Anzahl funktionstüchtiger Proteine geringer als normal. Man nimmt an, daß diese Veränderung – in der Literatur als Haploinsuffizienz bezeichnet – zur Entstehung der Krankheit führt (Vosberg et al. 1998, Redwood et al. 1999). Auf Chromosom 3 befindet sich das Gen für die leichte Myosinkette vom Typ ELC (essential light chain), und auf Chromosom 12 liegt das Gen für die leichte Myosinkette vom Typ RLC (regulatoric light chain) (Poetter et al. 1996). Beide leichten Myosinketten binden sich gemeinsam an die schweren Ketten des β-Myosins in einer αhelikalen Region am C-Terminus der S1 Domäne. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Kontraktion des Herzmuskels. Bisher sind drei Punktmutationen im RLC-Gen und zwei im ELC-Gen identifiziert worden. Insgesamt kommen Mutationen in diesen Genen mit einer Häufigkeit von 2-4% vor (Vosberg et al. 1998). Mutationen werden außerdem auf dem Chromosom 19 in dem kardialen Troponin I Gen beschrieben (Kimura et al. 1997). Bei dem Troponin I Gen handelt es sich um eine Untereinheit des Tropomyosinkomplexes. Bisher sind 6 Mutationen beschrieben worden, bei denen es sich um 4 Punktmutationen sowie eine Kodondeletion handelte. Ca. 7% der bisher beschriebenen Mutationen befinden sich in diesem Gen (Vosberg et al. 1998). Jüngste Berichte beschreiben das α-Aktin (Morgensen et al. 1999) und das Titin (Satoh et al. 1999) als krankheitsverursachende Gene. Bei einer Familie mit HCM und Wolf-Parkinson-Syndrom konnte ein positiver Kopplungsbefund auf dem Chromosom 7 nachgewiesen werden. Das der Erkrankung 8 zugrundeliegende Gen konnte allerdings bislang noch nicht identifiziert werden (MacRae et al. 1995). 1.5 Molekulare Pathomechanismen Auch wenn verschiedene Gene und Mutationen als Verursacher der HCM identifiziert worden sind, so sind die Zusammenhänge zwischen der Mutation und der Ausprägung der Krankheit bei den Patienten noch unklar. Die heutige Meinung ist, daß die Hypertrophie des Myokards aus einem Kontraktionsdefizit resultiert, das durch die im Mikroskop sichtbare „Disarray“ der Myofibrillen entsteht. Die Kraftübertragung wird gestört durch die „Disarray“ als Folge der fehlerhaften Zusammensetzung des Sarkomers. Allerdings unterscheiden sich die molekularen Krankeitsmechanismen in den einzelnen Gendefekten. Durch die Gefügestörung des Myokards sollte man Unterschiede in der Ausprägung der Hypertrophie erklären können. Die Gefügestörung und die Hypertrophie sind für die linksventrikuläre Füllungsbehinderung und für die Arrhythmien ursächlich verantwortlich zu machen. Sie beeinflussen wesentlich den klinischen Verlauf, das Erkrankungsalter und die Penetranz bei der HCM. Sind die Gendefekte im einzelnen bekannt, könnte der Verlauf der Erkrankung prognostiziert werden. 1.6 Häufigkeit der HCM bei Patienten ohne nachweisbare FHCM Annahmen zur Häufigkeit der unterschiedlichen Gendefekte stützen sich bisher nur auf die Zahl der aufgefundenen Familien. Bei Familienscreening ist der Krankheitsnachweis unabhängig vom Schweregrad der Krankheit. In Familienuntersuchungen werden die ca. 50% sporadisch auftretenden Fälle nicht berücksichtigt. Im Gegensatz zu vielen bisher veröffentlichten Untersuchungen zur FHC sind unverwandte HCM- Patientenkollektive wenig untersucht worden. Demzufolge bleibt unklar, welche 9 Genmutationen den Krankheitsbildern dieser Patienten zugrunde liegen, die klinisch auffällig geworden sind. 1.7 Einfluß modifizierender Gene Neben den krankheitsverursachenden Mutationen finden sich in den HCM verursachenden Genen zahlreichen Polymorphismen. Wenn in einer menschlichen Population für einen Lokus mehr als eine Variante (ein Allel) mit einer Häufigkeit von über 0,01 nachweisbar ist, wird dieses Phänomen als Polymorphismus bezeichnet. Polymorphismen können mit Funktionveränderungen und damit mit Erkrankungen assoziiert sein, entweder weil sie selbst zu einer funktionellen Veränderung im Gen führen oder mit funktionellen Varianten gekoppelt sind. Aufgrund ihrer Häufigkeit kommen Polymorphismen jedoch nicht als Ursache seltener Erkrankungen in Betracht. Seltene Varianten werden als Mutationen bezeichnet die als Verursacher monogener Erkrankungen in Betracht kommen (Strachnan et al. 1994). Polymorphismen in HCM verursachenden Genen wurden bislang nicht systematisch untersucht. In jüngster Zeit konnte gezeigt werden, daß das klinische Bild auch in Familien mit identischen Genmutationen unterschiedlich ist. Dies wird auf den modifizierenden Einfluß der Umwelt und den anderer Gene, die mit Hypertrophie und zellulärer Organisation zusammenhängen, zurückgeführt. Insbesondere das ACE-Gen, das Wachstumsprozesse beeinflußt, wurde als modifizierendes Gen postuliert. Die erhöhte Serumkonzentration von ACE wird mit mehreren kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung gebracht. Rigat et al. untersuchten 1990 den Polymorphismus des Angiotensin-I-Converting-Enzym-Gens. Mit dem D-Allel fanden sie einen Marker, der mit einem erhöhten Serumspiegel von ACE im Blut korreliert. Der Polymorphismus besteht aus einer Insertion bzw. Deletion eines 287bp DNA Fragmentes. 1993 untersuchten Marian et al. ein Kollektiv von 100 Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie. Sie verglichen diese Gruppe mit einer Gruppe gesunder Patienten 10 und fanden bei HCM-Patienten einen häufigeren D/D-Genotyp, der vor allem in Familien mit einem hohen Risiko für einen plötzlichen Herztod nachgewiesen wurde. Yoneyga et al. (1995) kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Auch Osterziel et al. (1996) bestätigten die Assoziation zwischen ventrikulärer Tachykardie und D/D-Genotyp. Rhythmusstörungen und insbesondere die ventrikulären Rhythmusstörungen stellen ein erhöhtes Risiko für den Patienten dar, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. Das Risiko wäre leichter erkennbar, wenn ein erhöhtes D-Allel einen Marker darstellen würde. Dann könnte das D-Allel als risikoerhöhender Faktor bei der Diagnostik der HCM eingesetzt werden. 1.8 Fragestellung Wir haben in der vorliegenden Arbeit untersucht, wie häufig Varianten im β-MyosinGen und α-Tropomyosin-Gen in dem unverwandten Patientengut eines tertiären Referenzzentrums auftreten, wie die entsprechenden Patienten klinisch und phänotypisch charakterisiert sind und ob sich eine Beziehung zwischen Genotypisierung und Phänotypisierung zeigen läßt. Außerdem sollte der Frage nachgegangen werden, ob das D-Allel des ACE-D/I-Gens bei unseren HCM-Patienten bzw. HCM-Patienten mit Rythmusstörungen häufiger als bei einer gesunden Vergleichsgruppe nachzuweisen war und sich somit ein modifizierender Einfluß des ACE-D/I-Genotyps erkennen läßt. Die genauere Kenntnis der Beziehung zwischen Genotyp und Klinik bei Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie könnte es erlauben, eine Risikostratifizierung von Patienten mit HCM anhand genetischer Parameter durchzuführen. Diese würde gestatten, das Risiko für einen plötzlichen Herztod besser abschätzen und eine die Prognose verbessernde Therapie gezielter einsetzen zu können. 11 2 Methoden 2.1 Auswahl der Patienten Aus dem Patientengut des Deutschen Herzzentrums Berlin wurde konsekutiv den 60 Patienten mit HCM, die von 1990 bis 1996 diagnostiziert wurden, eine Untersuchung auf Bestimmung des Genotyps vorgeschlagen. Die Patienten wurden über den Ablauf der Untersuchung aufgeklärt und gaben schriftlich ihr Einverständnis zur Genotypisierung und detaillierten Erfassung des Phänotypes. Über 80% der Patienten erklärten sich zur Untersuchung bereit. Den Patienten wurde jeweils 5ml Blut für die Genotypisierung abgenommen. Die klinische Diagnose erfolgte nach international anerkannten Methoden (Maron et al. 1981, McKenna et al. 1988). 45 Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie im Alter von 15-74 Jahren konnten eingeschlossen werden. Von allen Patienten wurden mit der Erfassung des Phänotyps die Daten folgender Untersuchungen aufgenommen: Ruhe-EKG, 24h-EKG, Echokardiographie in 2D-Mode und Dopplerechokardiographie, Angiographieuntersuchungen. Die Krankheit Herzkatheter- war bei allen und Patienten echokardiographisch diagnostiziert und zusätzlich bei 31 Patienten (67,4%) mittels Herzkatheter bestätigt. Als Kriterium für die Aufnahme in das Untersuchungskollektiv waren eine Interventrikularseptumdicke (IVS) von mehr als 13 mm und eine Septum/Hinterwandratio von mehr als 1,3 ausschlaggebend. In unklaren Fällen bewiesen die Befunde der Herzkatheteruntersuchungen das Vorliegen der Krankheit. Klinische Befunde, Elektrokardiogramme und in 30 Fällen Langzeit- Elektrokardiogramme dieser Patienten wurden systematisch analysiert. Da sich 5 Patienten einer Muskelteilresektion hatten unterziehen müssen und sich damit ihre Septumdicke fast normalisiert hatte, wurden sie in die statistische Auswertung der Echokardiographie-Daten (Mittelwerte und Standardabweichung von IVS, HW, IVS/HW, LVEDD, LVESD, FS) nicht einbezogen. Die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät Charité, Campus Virchow Klinik hat die Untersuchung genehmigt. 12 2.2 Anamnese In der detaillierten Anamnese wurden die Patienten nach Symptomen der Krankheit (Dyspnoe, AP-Symptomatik, Präsynkopen und Synkopen), der Einnahme von Medikamenten und insbesondere dem eventuellen Vorkommen der hypertrophen Kardiomyopathie in ihren Familien befragt. 2.3 Methoden zur Diagnose der hypertrophen Kardiomyopathie 2.3.1 Echokardiographie Mit der nicht-invasiven Methode der Echokardiographie wurde die hypertrophe Kardiomyopathie ambulant diagnostiziert. Kardiologen wandten bei unseren Patienten die 2-Dimensionale- und Doppler- Echokardiographie an. Folgende Schnitte wurden standardgemäß durchgeführt: parasternale lange Achse, parasternale kurze Achse in Höhe der Aortenklappe, der Mitralklappe und der Papillarsehnen und der apikale zweiund vier- Kammerblick. Es wurden die Dicke des Interventrikularseptums und der Hinterwand des linken Ventrikels, der linksventrikuläre endsystolische – und enddiastolische Druck und die Verkürzungsfraktion bestimmt. 2.3.2 Perkutane transluminale Angiographie Die perkutane transluminale Angiographie (PTA) ist eine invasive Untersuchungsmethode. Die Indikation zur Untersuchung muß streng gestellt werden, ist aber oft nach Zusatzfragen indiziert. Es wurde die Einführung des Katheters nach der Seldinger Technik durchgeführt (Seldinger-Nadel PG 160 bzw. 205). Zugangsweg ist die Arteria femoralis. Nach Lokalanästesie wird die Arterie punktiert. Sodann wird durch die liegende Nadel ein Führungsdraht mit einer flexiblen Spitze in die Arterie eingefügt. Die Nadel wird entfernt und über den liegenden Mandrin wird ein Oedman- 13 Katheter aufgezogen und in das Gefäß eingeführt. Der Mandrin wird entfernt. Unter Bildverstärkerfernsehkontrolle wird die Spitze des Katheters an die Stelle des Gefäßsystems oder des Herzens gebracht, an der das Kontrastmittel injiziert werden soll. Bei dem Oedman-Katheter tritt das Kontrastmittel üblicherweise durch seitliche Perforationen aus, um durch den Drüsenstrahl die Gefäßwand nicht zu verletzen. Als Kontrastmittel werden trijodierte, wasserlösliche Mittel wie z. B. Angiographin (Schering AG) und Conray (Byk-Gulden) verwendet, da diese bei hoher Kontrastmitteldichte sehr rasch durch die Nieren ausgeschieden werden und kaum toxische Reaktion zeigen. 31 unserer Patienten wurden mit der PTA untersucht. Folgende Parameter wurden in die Auswertung einbezogen: Linksventrikuläres endsystolisches und enddiastoliches Volumen, linksventrikuläre Ejektionsfraktion, enddiastolicher Druck, pulmonalarterieller Druck, aortaler Druck in der Systole. 2.4 Datenbank der 45 Patienten Zur Erfassung und Auswertung unserer Patienten haben wir eine Datenbank erstellt. Als klinische Daten wurden aufgenommen: • Stammdaten (Alter, Geschlecht, Alter bei Diagnosestellung, Familienanamnese, Symptome), • Elektrokardiogramm Daten ( Rhythmus, LVH, HF, VES, SVES, Couplets) • Echokardiographische Daten ( LVEDD, LVESD, IVS, HW, FS) • Herzkatheterdaten (LVEDV, LVEF, EDP, PAP, AoPS) • medikamentöse Therapie, Muskelresektion, implantierbarer Kardioverter Folgende Informationen genetischer Daten jeder Probe wurden erfaßt: • Standort der DNA • die Qualität und Quantität der DNA • die Genotypisierung 14 Folgende Genotypisierungsdaten sind vorhanden: ACE: I/D Polymorphismus α-Tropomyosin /β-MHC Komplettes Mutationsscreening in allen Exons und Exon-Intron- Übergängen PDB-GeEx-Software Die Datenbanken unserer Patienten wurden mit der PDB-GeEx-Software erstellt Programmstruktur Das Programm dient der Erfassung der erhobenen Forschungsdaten und gliedert sich in zwei Programmteile. Der erste Programmteil dient der täglichen Dateneingabe sowie der direkten und schnellen Einsicht in die Daten eines Patienten oder einer Probe. Dieser Programmteil wurde als Intranetanwendung plattformunabhängig realisiert. Der zweite Programmteil ermöglicht den Import größerer Datenmengen und bietet die Möglichkeit, einen Befundbericht zu drucken. Diese Funktionen wurden mit einem Visual Basic V6.0 Programm erstellt. Als Datenbank dient MS Access 97. Systemanforderungen Die Systemanforderungen müssen in Hardware, Software und Internet den neuesten Anforderungen genügen. Datenbankaufbau Das Programm verwendet zwei Datenbanken. Die eine Datenbank enthält Userdaten. Mit dieser können durch entsprechende Modifikationen einzelne Bereiche vor unerlaubtem Zugriff gesichert werden. Die zweite Datenbank beinhaltet die Patienten-Daten. Die einzelnen Tabellen der Patienten-Datenbank hierarchisch gegliedert. sind durch Schlüsselfelder miteinander verbunden und 15 Datenimport Der Import umfaßt fünf verschiedene Importdateien: HK-Import, Echoimport, Stammdaten-Import, EKG-Import, Therapie-Import. Alle Importtabellen sind mittels einer intern vom Programm vergebenden PIN an die Datenbank angebunden. Jede beliebige Kombination von Parametern (klinische Daten, Genotypen, Probeeigenschaften) kann abfragt werden. 2.5 Statistik 2.5.1 Deskriptive Statistik Zur Charakterisierung des Patientengutes wurden der Mittelwert und die Standardabweichung folgender echokardiologischer Ableitungen ermittelt: die Größen der Interventrikularsepten und der Hinterwände sowie der Quotient aus beiden Werten, des linksventrikulären endsystolischen- und enddiastolischen Druckes und der Verkürzungsfraktion der Patienten. Mittelwert Das arithmetische Mittel ist definiert als Summe aller Meßwerte, dividiert durch deren Anzahl. n ∑x i x= i =1 n 16 Standardabweichung Die mittlere Abweichung vom Mittelwert bezeichnet man als Standardabweichung. n ∑ (x − x) i s= 2 i =1 n 2.5.2 Hardy-Weinberg-Gesetz Zur Analyse der Verteilung des ACE-Polymorphismus in unseren Patienten mit HCM wurde das Hardy-Weinberg-Gesetz angewendet. Das Hardy-Weinberg-Gesetz drückt die Beziehung zwischen Allelfrequenzen und Frequenzen der Genotypen in einer stabilen homogenen Population aus. Daraus können Mutationsraten ermittelt und die Häufigkeit von Genträgern errechnet werden. Die Voraussetzung ist, daß beide Gene einer Person unabhängig voneinander und nach dem Zufallsprinzip im Erbgut vorkommen können. Sind D und I die einzigen Allele an einem Lokus, so gilt p+q = 1, sind noch andere Allele und Genotypen vorhanden, gilt p+q < 1 (Strachnan et al. 1994). Die beobachteten absoluten Häufigkeiten lassen sich aus den Untersuchungsergebnissen ablesen: Anzahl der jeweiligen Allele Die relativen Häufigkeiten können daraus wie folgt errechnet werden: relative Häufigkeit (Allelfrequenz) p − Allele p = alleAllele q= q − Allele alleAllele Aus den Allelfrequenzen lassen sich die Erwartungshäufigkeiten für die einzelnen Genotypen mit folgender Formel: p²+2pq+q² = 1 bestimmen. Für den ACEPolymorphismus ergibt sich daraus: DD = p², DI = 2pq, und II = q². Die errechneten erwarteten Häufigkeiten werden wie folgt ermittelt: Erwartungshäufigkeiten x Anzahl der Individuen 17 2.5.3 Analytische Statistik Mit Hilfe des χ² Testes kann allgemein ermittelt werden, ob sich beobachtete Werte (B) von (unter der Hypothese H0) erwarteten Werten (E) signifikant unterscheiden. Der Testwert für die Anwendung des χ²-Test und der Freiheitsgrad werden folgendermaßen ermittelt: Testwert: n ∑ i =1 ( E − B)² E Freiheitsgrad: f = n-1 In Statistiktabellen für den χ²-Test ermittelt man durch den Vergleich von Freiheitsgrad und Testwert die Irrtumswahrscheinlichkeiten (α). Signifikant ist ein Wert zwischen 0,05 und 0,001 (Sachs et al. 1999). 18 2.6 Materialien 2.6.1 Geräte Autoklav Varioklav Typ 500, H+P Labortechnik, München Brutschrank Heraeus Instruments UT 20, Berlin Elektophoresekammern GNA 200, Pharmacia LKB, Freiburg Horizon 58, Gibco BRL, Eggenstein Multigel-Long, Biometra, Göttingen Geldokumentationsanlage TI; BioDoc H; BioDoc CCD-Camera, Biometra, Göttingen Geltrockner Geldryer Model 583; VaporTrap; Vacuum Pump, Bio-Rad; Richmond, USA Laborwaage Typ 1712004, Sartorius, Göttingen Magnetrührer MR 3001 K, Heidolph, München Mikrowelle Micromat, AEG PCR-Gerät Gene Amp PCR System 9600, Perkin Elmer, Weiterstadt pH-Meter Delta 320, Mettler Photometer Lumat LB 9501, Berthold, Bad Wildbad Schüttelinkubator Model 3033, GFL, Burgwedel Schüttler SM 25, Bühler, Tübingen Sequenzierer ABI Prism 377 DNA-Sequenzierer, Perkin Elmer, Weiterstadt Spannungsgeräte Elektrophoresis Power Supply EPS 200, Pharmacia Biotech, Freiburg Sterile Werkbank Lamin AirHBB 2448, Heraeus, Berlin Vortex Mixer Reax 2000, Heidolph, München Wasserbad Typ WB 7, Memmert, Schwabach Zentrifuge Centrifuge 5417 C, Eppendorf, Hamburg 19 2.6.2 Chemikalien Es wurden nach Möglichkeit Chemikalien mit der Qualitätsbezeichnung “p.a.” verwendet. Amresco, Ohio Acryl- 40 Solution, Bis- 2 Solution Biozym, Hameln Agarose universal Bohrender, Mannheim Braun, Melsungen dNTPs (Desoxy-Nukleotidtriphosphate) Aqua ad injectabilia Gibco BRL, Eggenstein LBAgar (lennox L Agar), S.O.C. Medium ulta Pure Merck, Darmstadt Borsäure, Essigsäure, Ethanol, Natriumbicarbonat, Salpetersäure, Silbernitrat, Tris Base [(Trishydroxymethyl)Aminomethan], Tritriplex III Ethylendinitrilotetraessigsäure, Dinatriumsalz- Dihydrat) Pharmacia, Freiburg Ficoll 400 Sigma- Chemie, Taufkirchen Ampicillin, Bromphenolblau, 5-Bromo-4Chloro-3-Indolyl β-D-Galactopyranosid, DMSO (Dimethylsulfoxid), Ethidiumbromid, Formaldehyd, N,NDimethylformamid, Temed (N,N,N,NTetramethylethylenediamin), X- Gal 20 2.6.3 Enzyme und Längenstandards Biolabs, Schwalbach/Ts BstNI, BstYI, DraI, NlaIII, SspI, AflII Gibco BRL, Eggenstein 50Bp DNA Ladder, 100Bp DNA Ladder, Taq-DNA-Polymerase, Taq- DNA Polymerase (recombinant) MBI Fermentas, Vilnius 100Bp DNA Ladder, BseNI, HinfI 2.6.4 Sonstiges Filterpapier Whatman 3MM GF/C Filter Whatman Nr. 1822915, Maidstone, England Gelfilter Sephacryl S-200 von Pharmacia Biotech, Freiburg Quiagen-tip 20 von Quiagen, Hilden Kits PRISMDNA Sequencing Kit Dye Terminator Cycle Sequencing Ready Reaction von ABI Perkin-Elmer, Weiterstadt Quiagen Plasmid Mini Kit von Quiagen, Hilden SureClone Ligation Kit von Pharmacia Biotech, Freiburg Kompetente Zellen Epicurian Coli XL1-Blue Competent Cells von Stratagene Vektor pUC18 Vektor von Pharmacia Biotech, Freiburg 21 2.6.5 Synthetische Oligonukleotide (Primer) Tab. 1: Synthetische Oligonukleotide (Primer) zum Nachweis des ACE-Polymorphismus Intron Sequenz Größe AnnealingTemperatur Intron 16 5’ - GCTGGAGACCACTCCCATCCTTTCT - 3’ 493 bp oder 781 5’ - TAGACCTCCACGACCCCTGCAT -3’ bp 60°C Tab. 2: Synthetische Oligonukleotide (Primer) zur Amplifikation des α-Tropomyosin-Gens Exon Sequenz Annealing-Temperatur Exon 1 5‘- CCG GAA TTC TGC TGC AGG CCC AGG CCC C –3‘ 62°C 5‘- GGT GCC AGG CTC GAG TCC CG –3‘ Exon 2 5‘- TCC CTG TAC CCC CTG GCC AA –3‘ 66°C 5‘- CGC GGA TCC GGG AAG CAG TGT GAG CGT GC –3‘ Exon 3 5‘- CCC AGC CAT TTC CTG AAG CTA CCA –3‘ 66°C 5‘- CCA CCA GGA AAG GCA GCT GCA AAA G –3‘ Exon 4 5‘- GGC CAC AGC AGT GCA GTG TGC ATT T –3‘ 66°C 5‘- GGC TGT CCT GAA GGC CAC TGC T –3‘ Exon 5 5‘- CCA TGC CCT TCT GTT ACA CAA AGC –3‘ 56°C 5‘- TGC CAG AAG GTC ATG CTG TTT AGT C –3‘ Exon 6 5‘- TTG GCT TGT CTC CCA CCC TT –3‘ 58°C 5‘- GGC CTC TTT TGA GCA GCT CTT AAA AG –3‘ Exon 7 5‘- GAG TAG ATT GAG CAG CAG CTT GAC A –3‘ 58°C 5‘- ATG AAA AGG CCT GAC CGG TTC CAT G –3‘ Exon 8 5‘- CCC TAT GTT TGT AGC TAC AGG AAA C –3‘ 62°C 5‘- AGT GCA AAG GAG CGT ATC AAT GTG G –3‘ Exon 9 5‘- TCT GCC TTC CAC TTC CTG GT –3‘ 5‘- CAA GGA GGC ATG GTG GTG AGT TTA –3‘ 58°C 22 Tab. 3: Synthetische Oligonukleotide (Primer) zur Amplifikation des β-MHC-Gens Exon Sequenz Position Größe AnnealingTemperatur 1 2 3 4 5 6 7 8+9 10 11 12 13 14 5´-TGC TGC CCC ATA TAT ACA GC-3 2500 5`-GCA TGA AGT CCT GCA TGA AG-3 2683 5`-AAG CAG GAA GGT GGG ACT GGT-3 3809 5`-GCT CTA ATG CCC AGT CTT AC-3 3986 5`-CCA GGG AGG GAA GGG AAG A-3 4325 5´-TGT ACA GGT GGC CAG GGT GGA-3 4638 5´-AAC CCT CTT GAG GAA GGA GG-3 4833 5´-TGG ATG GAG CAA GAA CAG AG-3 5091 5´-CTC TAA CTC CCA AAA TCA CC-3 5257 5´-TAT CCC AGT TCC CTT CAG GAA-3 5525 5´-CAC GAG AGC ATC CTG TGC A_-3 5562 5´-CTG GGA TCA GGG AGA TTC TG-3 5691 5´-GGT CTC CAG TAG TAT TGT TC-3 6197 5´-TCT TCT CCC TCC CTT CTG CG-3 6403 5´-TGT ACC GCA GAA GGG AGG G-3 6378 5´-GGT GAG CTT AGG CTG AGC CT-3 6733 5´-TTT CCT TGT GCC CAA ACC CT-3 7098 5´-AGT TGG TCT CAG TCG GTG GC-3 7263 5´-GCT TGT GTC CCC TAA CCA TGT-3 7427 5´-CCT CAC TGC CAA TCC TCC C-3 7614 5´-AGG GAT CTC ACT TAC CCA TC-3 8152 5´-CCA AGA ATC CCT GCC TCC CAC-3 8374 5´-CCA GCA GTC ATC TCT TTA CC-3 8733 5´-ATG CCA GTC TCC CTA CTA CCC T-3 8948 5´-CCT GCT CAA TAT GGG TCT CTC-3 8988 5´-AAT GTG GGA GCG AGT GAG TG-3 9226 184 60° 178 60° 314 62° 259 55° 269 60° 130 55° 207 55° 356 60° 165 60° 188 60° 223 55° 216 60° 239 60° 23 Exon Sequenz Position Größe AnnealingTemperatur 15 16a 16b 17 5´-CCA CTC ACA CCC ACT TTC TG-3 9406 5´-CAA GGG CTC GGA TCC TTC AG-3 9751 5´-CCT GTG TGA AGG CTC AG-3 10176 5´-CGG CAT AGT GGA TCA GGG AG-3 10391 5´-TGT TTG ACA ACC ACC TGG GC-3 10296 5´-CTG GCT CAG AAC CTT GGC AGA 10593 5´-CCT ACC TCC CCA CAC TAG TG-3 10761 346 57° 216 55° 298 57° 147 58° 226 55° 220 60° 225 55° 187 60° 369 60° 339 60° 5´-GCC AAG TTG GCT GGG GCT GTG TC-3 10907 18 19 20 5´-TC CTG CAT CTC TTT CTG GC-3 11192 5´-TAG GGA GAT GTC CTA GGA GG-3 11417 5´-CTC ACA GAC TCC TCC TAC TT-3 12003 5´-ATC CCA TTC CCA TCA GG CAG-3 12222 5´-CAG AGC AGA TCA CTG CAG AGC-3 12251 5´-GGA GTC AAT GGA AAA GAG ATG GC-3 12475 21 5´-CCATCT CTT TCC CTC GTA CC 12692 5´-AAC CAG CCT GGG CCT CAA GAG AA-3 12879 22 23 5´-ACC TCA GGT AGG AAG GAG GC-3 13030 5´-TGT GGG AAG TGA AGG CAG AGC-3 13398 5´-CCT GCA AGA ATG G AGG ACC T-3 13907 5´-AGA CCC GGG CTG GAG CCA AA-3 14245 24 2.7 Isolierung und Aufarbeitung menschlicher genomischer DNA Hochmolekulare menschliche DNA wurde aus kernhaltigen Leukozyten isoliert, die von eingefrorenem oder frischem Blut stammten, dem EDTA als Antikoagulanz zugesetzt war (Miller et al. 1988). Die Bestimmung der Konzentration und Reinheit der isolierten DNA erfolgte anschließend durch spektrometrische Messung bei 260 nm und 280 nm. 2.8 Polymerase-Kettenreaktion von genomischer DNA Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) ist eine durch Mullis et al. (1987) eingeführte Methode. Ein beliebiger Abschnitt eines Gens kann durch die PCR, ein System aufeinander folgender DNA-Synthesen, enzymatisch vervielfältigt werden. So entstehen etwa 105 Kopien der DNA-Ziel-Sequenz (Strachnan et al. 1994). Es können Fragmente von 100 bp (Basenpaare) bis auf über 10 kb vermehrt werden. (Cheng et al. 1994). Dafür werden zwei Oligonukleotide (Primer) benötigt, die an komplementäre Sequenzen der DNA binden und den zu amplifizierenden Teil der DNA jeweils vom 5‘Ende zum 3‘-Ende einrahmen. Der Vorwärts- (forward-) Primer wird komplementär zur Sequenz am 3‘-Ende des Gegensinnstranges (antisense strand) und der Rückwärts(reverse-) Primer komplementär zur Sequenz am 5‘-Ende des Sinn-Stranges (sense strand) ausgewählt. Weiterhin benötigt man eine ausreichende Menge Desoxynukleosidtriphosphate (dNTPs) und eine hitzebeständige DNA-Polymerase, in diesem Fall die Taq- (Terminus aquaticus) Polymerase. Die entstandenen Amplifikate können für die verschiedenen Methoden des Mutationsnachweises eingesetzt werden. 25 Ein PCR-Standardansatz mit einem Gesamtvolumen von 25µl enthält folgende Reagentien: 2,5 µl PCR-Puffer 4 µl dNTPs (je 200M von ATP, CTP, GTP, TTP) 0,2 µl Taq-Polymerase ( 1U/µl) 3 µl DNA (20ng/ ml) 3 µl Forward-Primer (10 pmol/µl) 3 µl Reverse-Primer (10 pmol/µl) ad 25 µl Aqua inject. Die isolierte DNA der Patienten wurde als Template für die PCR verwendet. Die Primer lassen sich aus den vorangegangenen Tab. 1, 2 und 3 entnehmen. Die PCR wurde dann in dem Thermozykler Perkin Elmer Gene Amp 9600 nach folgendem Standardprotokoll durchgeführt: I II III 5 min 94°C initialer Denaturierungsschritt 20 sec 94°C Denaturierung 20 sec (Tabelle) Primer-Annealing 20 sec 72°C Primer-Verlängerung 5 min 72°C in 35 Zyklen finaler Verlängerungsschritt Die PCR-Produkte wurden anschließend in einer Gibco BRL Horizon 58 Elektophorese-kammer auf ihre Fragmentlänge geprüft. Es wurde ein 2%iges Agarosegel (20ml) mit 2 µl Ethidiumbromid (10mg/µl) in 1fach TBE (0,1M Tris Base; 0,1M Borsäure; 0,002M Tritriplex III) verwendet. 26 Jeweils 4 µl des PCR-Produktes gemischt mit 2 µl Agaroseladepuffer (5fach TBE; 20% Ficoll 400; Bromphenolblau (0,1%ige Lsg.); Aqua dest.) wurden auf das Gel aufgetragen und mit einer Spannung von 100V elektrophoretisch aufgetrennt. Als Längenstandard diente ein 100 bp DNA Leiter. Die mit Ethidiumbromid gefärbte DNA wurde auf einem Transluminator unter UV-Licht sichtbar gemacht und das Ergebnis mittels einer Videodokumentationsanlage der Firma Biometra, Göttingen aufgezeichnet. 2.9 SSCP-Analyse Zur Suche nach Mutationen wurde die SSCP-Analyse (single-strand-conformationalpolymorphism) durchgeführt. Bei dieser Methode werden die PCR Fragmente durch Hitze denaturiert, und anschließend werden die einzelsträngigen DNA-Fragmente unter nicht denaturierenden Bedingungen elektrophoretisch aufgetrennt (Abb.2). Es werden schon Unterschiede in der DNA von nur einer Base erkannt. Bei einer Mutation ändert sich die Laufgeschwindigkeit des Amplifikates im Gel (Orita et al. 1989). Ihr entscheidender Vorteil liegt in der schnellen, einfachen und kostengünstigen Durchführung. Abb. 1 zeigt beispielhaft eine SSCP-Analyse der DNA von 6 Patienten ohne Vorkommen einer Variante. Abb. 1: SSCP-Analyse der DNA von 6 Patienten ohne Vorkommen einer Variante. 27 4 µl des PCR-Amplifikates wurden mit 6 µl eines formamidhaltigen Gelladepuffers (6 Teile Formamid; 1 Teil Agaroseladepuffer) gemischt und dann vor dem Auftragen des PCR-Amplifikates bei 95°C für 5 min denaturiert und anschließend auf Eis gelagert. Bei den benutzten Gelen handelt es sich um 10%ige Polyacrylamid- (PAA-) Gele (Acrylamid : Bisacrylamid 49:1) in 0,5 x TBE Elektrophoresepuffer (0,05M Tris Base; 0,05M Borsäure; 0,001M Tritriplex III; pH 8). Die Polymerisation der Gele geschah mit Zugabe von 0,1% TEMED (N,N,N,N-Tetramethylethylendiamin) und 0,1% APS (Amoniumpersulfat). Die hier verwendeten Gele wurden in einem Glasplattensystem (Größe 110x120x1mm) der Firma Biometra aufbereitet. Zur Durchführung der Elektrophorese wurde die Kammer des Typs Multigel-Long der Firma Biometra, Göttingen benutzt. Die Laufzeit der Gele betrug 16-18 Stunden bei zwei unterschiedlichen Analysebedingungen, nämlich bei Raumtemperatur und 60V Spannung oder bei 4°C und 70V Spannung. Abb. 2: Schematische Darstellung des Prinzips der SSCP-Analyse (Grompe et al. 1993) Nach Beendigung der Elektrophorese wurden die Gele gefärbt. Die Silberfärbung nach einem Protokoll von Budowle et al. (1991), ein einfaches, kostengünstiges, sensitives 28 und schnelles Verfahren zur Sichtbarmachung von DNA-Fragmenten, wurde wie folgt durchgeführt: • Fixierung der im Gel befindlichen DNA in 10%igem ETOH für mindestens 5 min • Einstellung des pH-Wertes in 1%iger HNO3 für mindestens 2 min • Färbung der Gele in 200ml 2%iger AgNO3 unter Zugabe von 200µl Formaldehyd für 20-30 min (Anlagerung der Silberionen an die DNA) • Entfernen der unspezifisch gebundenen Silberionen durch dreimaliges Waschen in Aqua dest. • Entwicklung der Gele in insgesamt 600 ml 30%iger NaCO3 unter Zugabe von 300 µl Formaldehyd durch dreimaliges Wechseln der Lösung • Fixierung der Gele in 10%iger Essigsäure für mindestens 10 min Zur Dokumentation wurden die Gele auf einem Whatman Filter aufgezogen und auf einem Vakuumtrockner bei 80°C 1,5 h getrocknet. Anschließend an die SSCP-Analyse unserer Patienten führten wir unsere SSCP-Analyse mit PCR-Produkten häufig vorkommender Genmutationen durch, die uns von Prof. Vosberg (MP/Bad Neuheim) als Positivkontrollen zur Verfügung gestellt wurden. Alle Varianten wurden in der SSCP-Analyse detektiert und durch die Sequenzierung bestätigt (Tab. 4). Tab. 4: Referenzmutationen bereitgestellt von Prof. Dr. Vosberg, Bad Nauheim P ro b e n b 0 0 0 1 1 2 2 3 3 0 1 e 1 8 9 3 4 3 6 2 4 7 4 z e ic h n u n g /9 3 /9 4 /9 5 /9 5 /9 5 /9 5 /9 5 /9 5 /9 5 /9 6 /9 6 M A V A A A G A A A A A u ta tio n r g 1 4 3 G ln a l6 0 6 M e t r g 4 0 3 G ln la 2 5 9 G lu r g 2 4 9 G ln ly 2 1 4 A s p rg 7 1 9 T rp rg 4 0 3 T rp rg 4 0 3 T rp r g 7 1 9 G ln r g 4 0 3 G ln (E x5 ) (E x 1 6 b ) (E x 1 3 ) (E x9 ) (E x9 ) (E x 8 ) (E x1 9 ) (E x1 3 ) (E x 1 3 ) (E x1 9 ) (E x 1 3 ) N S S S S S S S S S S S a S S S S S S S S S S S c h w C P C P C P C P C P C P C P C P C P C P C P e is R T 4 °C 4 °C R T R T R T R T R T R T R T 4 °C + 4 °C + 4 °C + 4 °C + 4 °C + 4 °C 29 2.10 Klonierung und Sequenzierung 2.10.1 Klonierung des PCR-Produktes Vor der Sequenzierung wird das PCR-Produkt in ein Plasmid eingebaut (kloniert), um die DNA zu vermehren. Plasmide werden mit Restriktionsenzymen aufgespalten und das PCR-Produkt wird inseriert. Zur Klonierung wurde das Sure Clone™ Ligations Kit von der Firma Pharmacia verwandt. In einem ersten Reaktionsschritt werden durch die Exonukleaseaktivität des KlenowFragments überstehende Adenosinreste am 3`-Ende des PCR-Produktes entfernt, die durch die terminale Transferaseaktivität der Taq-Polymerase während der PCR angehängt wurden. Es entstehen an den DNA-Fragmenten stumpfe Enden (blunt-ends). Das PCR-Produkt wird mittels Polynukleotid-Kinase an dem 5`-Ende des PCRProduktes phosphoryliert und mittels Phenolextraktion und Sephacryl S-200Gelfiltration aufgereinigt. Das gereinigte PCR-Produkt der Wildtypen und der für die Variante heterozygoten Typen wird mittels T4-Ligase in den Vektor (pUC18) eingebaut (Abb. 3). Der Vektor ist vorher mit der Restriktionsendonuklease SmaI geschnitten und mit einer alkalischen Phosphatase dephosphoryliert worden (Strachnan et al. 1994). Die Reaktion verlief nach Angaben des Herstellers. Abb. 3: Schematische Darstellung des Plasmidvektors pUC18. Ampicillin: Ampicillinresistenzgen; ori: Replikationsursprung; lac I: Lactose-Repressor; lac Z: ß-galactosidase-Sequenz mit MCS (multiple cloning site); SmaI: Restriktionsschnittstelle für das Enzym 30 2.10.2 Hitze-Schock-Transformation kompetenter Zellen Die um das PCR-Fragment erweiterten Plasmide werden nach der Transformation (Aufnahme der genetischen Information in die Zelle) in speziell vorbereiteten Bakterien (kompetente Zellen) unabhängig vom eigenem Genom repliziert und auf die entstehenden Tochterzellen verteilt. Als Wirtsorganismen dienen Epicurian Coli XL1-Blue Competent Cells von Stratagene. Pro Ansatz werden 100 µl aufgetauter Zellen mit 2 µl Ligationsansatz 30 min lang auf Eis inkubiert. Anschließend erfolgt die Aufnahme in die Zellen durch ein Hitze-SchockVerfahren bei 42°C über 2 min und anschließender Kühlung von 2 min auf Eis. Danach werden 800 µl SOC-Medium zu den transformierten Bakterien gegeben und dann eine Stunde bei 37°C inkubiert. Die Suspension wird zentrifugiert und der Überstand verworfen. Das Zellpellet wird unter Zugabe von 40 ml X-Gal (5-Bromo-4Chloro-3-Indolyl β-D-Galactopyranosid; 20 mg/ml DMF(N,N-Dimethylformamid)) auf einer ampicillinhaltigen LB-Agarplatte (100 mg/ml LB-Agar) ausgestrichen. Die Platten wurden ca. 12 Stunden bei 37°C im Brutschrank inkubiert. 2.10.3 Minipräparation von Plasmid DNA Durch das Einfügen des PCR-Fragmentes in das Plasmid geht der Kolonie das lacZ-Gen (Strukturgen für die β-Galactosidase) verloren. Im Gegensatz zu normalen Kolonien färben sie sich in Anwesenheit des Plasmids nicht blau, sondern bleiben weiß. Die weißen Kolonien werden mit einer Impföse gepickt und in 10 µl Aqua injectabile resuspendiert. Die Lysate werden 5 Minuten denaturiert und als Template für eine fragmentspezifische PCR eingesetzt und amplifiziert. Um festzustellen, welches Allel in einer Kolonie vorliegt, werden PCR-Produkte analog zur SSCP-Analyse auf ein Polyacrylamid-Gel aufgetragen. Durch die Minipräparation der Plasmid DNA bleiben eine ausreichende Menge und Reinheit der Plasmide erhalten. 31 Die Kolonie wird unter sterilen Bedingungen in ein Röhrchen mit 5 ml LB- Medium gegeben. Diese wird mit 5 µl Ampicillin (100 mg/ml) überimpft und 12-16 h bei 37°C in einem Schüttelinkubator mit 120 U/min belassen. Die Plasmidpräparation erfolgte mittels Quiagen Plasmid Mini Kit R nach Anweisung des Herstellers (Quiagen GmbH). Bakterienbestandteile, deren Genome und die rekombinanten Plasmide werden voneinander getrennt. Nach Zentrifugation der Kultur 2 min bei 13000xg wird der Überstand verworfen. Zu dem Zellpellet wird ein Puffer gegeben, der RNase, NaOH und SDS (Natriumdodecylsulfat) enthält. Nach Aufschluß der Bakterienzellen durch SDS wird die chromosomale DNA durch NaOH denaturiert und RNA durch RNase verdaut. Die Neutralisation geschieht durch Kaliumacetat. Es kommt zur Ausfällung von Proteinen, Zelldentritus, chromosomaler DNA und SDS. Durch nochmalige Zentrifugation über 15 min bei 10000xg und Aufreinigung mit Quiagen-tip20 R und schließlich durch Bindung an einen spezifischen Anionentauscher erhält man die Plasmid DNA. Für die Sequenzierung sollte die Konzentration der Plasmid DNA zwischen 200-250 mg/µl liegen (Strachnan et al. 1994). 2.10.4 Sequenzierung der DNA Die Sequenzierung ist die sicherste Methode, Mutationen zu entdecken. Sie wird eingesetzt um aberrante PCR Fragmente auf eventuell vorhandene Mutationen zu überprüfen. Sie funktioniert nach der Kettenabbruch- oder Didesoxy-Methode von Sanger et al. (1977) (Abb. 4). Sie hat den Nachteil, daß sie zeitaufwendig und kostenintensiv ist und somit kein schnelles Durchmustern vieler Proben erlaubt. 32 Abb. 4: Schematische Darstellung der zyklischen DNA-Sequenzierung nach Sanger. Der Sequenzierprimer wird bei der Sequenzierungs-PCR nach Anlagerung an den komplementären DNA-Strang verlängert, bis es durch den Einbau eines ddNTPs zum Kettenabbruch kommt. Für die Untersuchung wurde die Methode der Cycler Sequenzierung in dem automatischen DNA Sequenzierer von Perkin Elmer ABI PRISM™ 377 angewandt. Als Sequenzier-Primer werden dabei Oligonukleotide verwendet, die komplementär zu einem Bereich der Plasmid-DNA-Matrize sind. Um einem Kettenabbruch zu erreichen werden dem PCR-Ansatz Desoxynukleosidtriphosphaten neben (dNTPs) den üblicherweise in adäquater verwendeten Menge Didesoxynukleosidtriphosphate (ddNTPs) zugegeben. Die ddNTPs besitzen in der Position 3 anstelle einer OH- Gruppe ein H-Atom und führen zu einem Abbruch der Elongation, da keine Kettenverlängerung von Position 3 zum nächsten Nukleosid mehr möglich ist. Zusätzlich sind die ddNTPs an Fluoreszenzfarbstoffe gebunden, die unterschiedliche Emissions- und Absorptionsspektren besitzen. Die durch die Minipräparation erhaltene Plasmid-DNA wird jetzt als Template für die PCR eingesetzt. Die Sequenzierungsreaktion erfolgte mittels PRISM™ DNA Sequencing Kit Dye Terminator Cycle Sequencing Ready Reaktion™ nach Angaben des Herstellers. Amplifiziert wurde im Perkin Elmer Gene Amp 9600. 33 Für die Sequenzierungs-PCR wurden folgende Reagentien eingesetzt (Wilson et al. 1990): 4 µl terminator Premix (ddNTPs, dNTPs, AmpliTaq DNA-Polymerase) 2,5 µl DNA-Template (0,4 µg) 3 µl pUC18 Vektor spezifische Primer (3,0 pmol) (Tab. 5) 10,0 µl Aqua dest. Tab.5: pUC18-Vektor spezifische Sequenzierungsprimer Oligonukleotid Oligonukleotid-Sequenz Nukleotidposition Annealing-Temp. VW-Primer 5´-GTTTCCCAGTCACGAC-3´ 359 - 377 50°C RW-Primer 3´-CACAGGAAACAGCTATGAC-5´ 483 - 465 50°C Die Sequenzierungs-PCR verlief nach folgendem Standardprotokoll: I Aufheizen des Thermozyklers auf 96°C II 10 sec 96°C 5 sec 50°C 4 min 60°C III 25 Zyklen Abkühlen auf 4°C Vor dem Auftragen des Produktes auf ein Sequenzierungsgel sind die Proben (10 µl Amplifikat und 10 µl Aqua dest.) nochmals mit einer Säulenreinigung Sephadex G 50 aufgereinigt und in einer Vakuumzentrifuge getrocknet worden, um überschüssige Primer abzutrennen. 34 Das Sequenzierungsgel bestand aus 4,5%igem Polyacrylamid-Gel (29:1 Acrylamid zu Bisacrylamid) und Harnstoff (6 M): 18 g Harnstoff 7,5 ml 30%ige Acrylamidlösung 6 ml 10x TBE- Puffer 22,0 ml Aqua bidest. Die PCR wurde zusammen mit 2 ml Stop-Lösung (5 Teile deionisiertes Formamid / 25mM EDTA / 1 Teil Dextran Blau) bei 90°C für 2 min denaturiert und anschließend auf Eis gelagert. Die Sequenzierplatte wurde in dem Sequenzer befestigt und die Pufferkammer mit 1xTBE-Puffer gefüllt. Die Slots wurden mit 1,5 µl der Proben aufgefüllt und die Elektophorese wurde unter 2700V und 50W 4 Stunden gefahren (Strachnan et al. 1994, Kap. 6) 2.11 Restriktionsfragment-Längen-Polymorphismus-Analyse Die Restriktionsfragment-Längen-Polymorphismus-Analyse (RFLP-Analyse) kann zur Genotypisierung einer durch die SSCP-Analyse und anschließender DNA- Sequenzierung gefundenen Variante verwendet werden (Cooper et al. 1984). Die DNAProben unserer Patienten, in denen mittels der SSCP-Analyse eine Mutation gefunden worden war, wurden mit der RFLP-Analyse untersucht. Die Erkennungssequenz von vier bis sechs enzymspezifischen Nukleotiden einer Restriktionsendonuklease muß dafür im Bereich der identifizierten Variante liegen. Zu jeweils 7 µl PCR-Amplifikat wurden 5 Units des entsprechenden Restriktionsenzym gegeben. Zum Enzymverdau wurde dieses Produkt für 2,5 Stunden in ein Wasserbad mit einer enzymspezifischen Temperatur gegeben. Die Restriktionsendonuklease hydrolisiert das PCR-Produkt durch die Spaltung einer Phosphordiesterbindung zwischen zwei Nukleotiden der Erkennungssequenz. Je nach Vorhandensein der Variante ist es möglich, daß Schnittstellen der Restriktionsenzyme zerstört werden oder neue entstehen. Es entstehen Restriktionsfragmente unterschiedlicher Länge, die durch 35 die Gelelektrophorese mit einem Polyacrylamid-Gel (10%ig 49:1 Acrylamid : BisAcryamid; 0,5x TBE; Laufzeit ca. 2h) und anschließender Silberfärbung (S. 21) sichtbar gemacht wurden. Die Auswertung der Größe der sich darstellenden Banden ermöglicht die genaue Bestimmung des Genotyps der untersuchten Personen (Strachnan et al. 1994). 36 3 Resultate 3.1 Auswertung der klinischen Befunde des Patientenkollektivs mit HCM 3.1.1 Patientenkollektiv Das Patientenkollektiv besteht aus 45 Patienten des Deutschen Herzzentrums Berlin im Alter von 15-74 Jahren (Mittelwert: 53,73 Jhr ± 13,01). Davon sind 31 männlichen (53,32 Jhr ± 13,61) und 14 weiblichen (54,64 Jhr ± 12,0) Geschlechts. Bei allen ist die Krankheit echokardiographisch untersucht und diagnostiziert worden. Zusätzlich wurde die Diagnose bei 31 Patienten (67,4%) mittels Herzkatheter bestätigt (Tab. 6a: HK, Tab. 6b). 5 Patienten (Lab-Nr.: 6,8,10,40,52) (11%) haben sich im Laufe der Zeit einer Muskelteilresektion (Myektomie) (Tab. 6a: MR) unterworfen. Sechs Patienten (LabNr.: 37,40,44,52,65,100) (13%) wurde ein antitachykarder Herzschrittmacher implantiert (Tab. 6a: ICD). Ein Patient verstarb an einem Apoplex. 3.1.2 Familienanamnese Bei 6 Patienten (Lab-Nr.: 8,11,12,27,43,90) (13%) ist eine familiäre HCM gesichert, d.h. mindestens ein Verwandter ersten Grades litt auch an der Krankheit (Tab. 6a: pos. FA). Zwei weitere Patienten (Lab-Nr.: 39 und 104) (4%) erklärten, daß in ihren Familien Verwandte ersten Grades in jungen Jahren (ca. 40 Jahre) an einem plötzlichen Herztod verstorben waren. Doch eine genaue Überprüfung der Todesursache mit dem Nachweis einer hypertrophen Kardiomyopathie wurde nicht erbracht (Tab. 6a: SD). 17 weitere Patienten (37%) hatten Verwandte ersten Grades, die an koronarer Herzkrankheit litten oder an „Herzversagen“ verstorben waren (Tab. 6a: KHE). 20 Patienten (44%) zeigten keine Anhaltspunkte für eine Herzerkrankung in Ihrer Familienanamnese (Tab. 6a: Familienanamnese). 37 3.1.3 Symptome Nach einer Befragung der Patienten zu ihren Krankheitssymptomen erklärten 9 Patienten (20%), unter Schwindelanfällen zu leiden, die als präsynkopale Anfälle bewertet wurden. 7 Patienten (15%) hatten Synkopen erlitten. 25 (55%) berichteten von Dyspnoe, 24 (53%) von Angina Pectoris. 5 Patienten (11%) gaben an, völlig beschwerdefrei zu sein (Tab. 6a: Klinik). Tab. 6a: Klinik des Patientenkollektivs Lab. Alter Geschlecht Familienanamnese Nr Pos FA SD AD Klinik KHE HK MR ICD H D PS/S AP PS AP 2 22 M V 22 H 3 51 M M 50 H 4 46 M 6 64 M 7 56 W 8 35 W 9 65 M 10 68 M 11 59 W 12 43 W 13 59 M 14 42 M 15 74 W 18 49 W 22 50 M 25 65 M 27 43 28 62 M 62 H D AP 29 48 M 48 D AP 33 65 M 34 54 35 51 M 47 37 63 M 43 38 60 M 60 39 45 M X 39 M 34 V 47 V,B,So PS D H 26 AP X AP X S D PS,S X AP 58 V H D M,Gv,T 59 D B,Ne 43 PS X PS AP X D AP X V 72 D AP X 49 D 44 D AP X AP X H 38 V,B MR 14 M,O,Gm,B W AP V,M 63 M 48 M 45 37 MR None 58 W X None X 15 V MR AP X AP PS,S None X PS X H D AP X ICD 38 Lab. Alter Geschlecht Familienanamnese Nr Pos FA SD AD Klinik KHE H D HK MR ICD PS/S AP 40 58 M V,B 56 H D 42 63 M V 58 D 43 15 M 44 72 M 45 59 M 57 D 46 58 M 47 D 52 47 M 46 D 53 26 M 26 D 64 62 M 47 H D S X 65 53 40 D S X 70 47 S X 71 70 W 81 57 W 85 59 90 40 100 43 104 60 115 69 139 72 150 49 M,O,Gv V W M None X H X PS AP X AP X AP X 69 H D 57 D X 57 H D X 38 B,B M AP S V MR ICD ICD X X 35 D AP 60 H D AP 57 W ICD X V To,S,Ni,Gv MR ICD AP 29 M M 72 X V M W PS 11 V W AP ICD X None X 67 D 33 D AP X M – männlich, W – weiblich, Pos FA - positve Familienanamnese: V-Vater, B-Bruder, So-Sohn, MMutter, To-Tochter, O-Onkel, T-Tante, Gv-Großvater, Gm-Großmutter, S-Schwester, Ne-Neffe, NiNichte, SD-Sudden Death, KHE-koronare Herzkrankheit, AD-Alter bei Diagnose Klinik: H-Hypertonie, D-Dyspnoe, PS-Präsynkopen, S-Synkopen, AP-Angina-Pectoris-Symptomatik, HK-Herzkatheter, MRMuskelteilresektion, ICD- implantierbarer Cardioverter/Defibrilator, 39 Tab. 6b: Herzkatheterdaten des Patientenkollektivs Lab-Nr 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 18 22 25 27 28 29 33 34 35 37 38 39 40 42 43 44 45 46 52 53 64 65 70 71 81 85 90 100 104 115 139 150 LVEDVI(vol/m²) LVEF(%) EDP(mmHg) PAP(mmHg) AoPS(mmHg) 120 96 62 55 10 16 28/9/15 38/16/25 120 145 72 114 51 38 76 12 28 20 32/14/22 45 36/20/25 120 90 82 8 24/12/16 120 139 76 106 76 64 85 12 36/12/20 150 16 24/10/15 140 149 116 66 67 14 8 28/8/15 20/6/12 140 150 137 93 107 104 11 98 75 57 78 48 66 83 6 34 9 8 8 10 20/6/11 40/15/24 26/9/15 22/8/13 24/12/17 30/17/24 160 140 140 160 115 110 82 125 68 65 10 20/8/16 120 84 100 76 135 46 100 70 95 110 104 124 101 67 65 58 62 80 65 56 53 69 80 67 62 14 32/13/19 170 15 15 16 8 26 45/16/26 30/15/20 24/12/16 26/8/14 47/19/36 180 120 115 120 110 10 26/10/15 170 20 13 32/17/22 24/13/18 120 120 56 92 71 73 18 16 50/25/33 26/12/18 160 160 98 79 18 36/20/25 140 120 LVEDV – linksventrikuläres enddiastolisches Volumen, LVEF – linksventrikuläre Ejektionsfraktion, EDE – enddiastolischer Druck, PAP – pulmonalarterieller Druck, AoPS – aortaler Druck in der Systole 40 3.1.4 Echokardiographie Die Abbildungen Nr. 5 und 6 zeigen die Verteilung der Septumdicke und der Hinterwanddicke in unserem Patientenkollektiv. Die Septumdicke bei unseren untersuchten Patienten lag im Mittel bei 18,89±6,88 mm, die Hinterwanddicke bei 12,76±3,38 mm und der Mittelwert für die IVS/HW-Ratio bei 1,54±0,36. Bei den acht Patienten (17%) mit den Lab-Nr. 6, 28, 33, 37, 38, 46, 71 und 100 wurde in der Echokardiographie ein SAM (systolic anterior movement) beschrieben (Tab. 6c: SAM). Hierbei handelt es sich um eine systolisch anteriore Bewegung des vorderen Mitralsegels. Zugleich ist häufig eine mesosystolische Retraktion der Aortenklappenöffnung nachweisbar, die auf eine Ausflußbahnobstruktion hinweist. Der linksventrikuläre enddiastolische Druck lag im Mittel bei 47,02±7,2, der linksventrikuläre endsystolische Druck bei 27,5±6,8 und die Verkürzungsfraktion (FS) bei 41,03±9,3. 7 6 Patienten 5 4 3 2 1 0 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 Septumdicke (mm) Abb. 5: Verteilung der Septumdicke bei den Patienten Mit sechs Ausnahmen erfüllten alle Patienten die erwähnten diagnostischen Kriterien für HCM. Bei den Ausnahmen handelt es sich um den Patienten Lab-Nr.10, der myektomiert wurde, und um den Patienten Lab-Nr.90, bei dem die Diagnose nur durch eine Herzkatheteruntersuchung gesichert wurde. Bei vier weiteren Patienten (Lab-Nr. 6, 41 64, 115, 150) ergab die Echokardiographie keine vollständigen Ergebnisse, so daß die Diagnose nur durch den Herzkatheter geklärt werden konnte (Tab. 6c). 8 7 6 Patienten 5 4 3 2 1 0 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 H in te rw a n d d ic k e (m m ) Abb. 6: Verteilung der Hinterwanddicke bei den Patienten 3.1.5 Elektrokardiographie In die Datenbank wurden die Daten des Ruhe-EKGs aller 45 Patienten und die Daten des Langzeit-EKGs von 33 Patienten aufgenommen. 14 Patienten (31%) wiesen ein unaufälliges Ruhe-EKG auf, wobei sich bei 6 dieser Patienten (13%) pathologische Veränderungen im Langzeit-EKG zeigten. 37 Patienten (82%) wiesen einen Sinusrhythmus und 8 Patienten (18%) Vorhofflimmern auf. 3 Patienten (6%) zeigten Linksschenkelblöcke, 3 Patienten (6%) Rechtsschenkelblöcke, 3 Patienten (6%) linksanteriore Hemiblöcke und 5 Patienten (11%) atrioventrikuläre Blöcke. Bei 23 Patienten (51%) konnte im EKG eine linksventrikuläre Hypertrophie festgestellt werden, die mittels Solokow-Lyon-Index (Sv1+Rv5oder 6> 3,5 mV) bestimmt wurde. Bei 7 Patienten (15%) traten überdurchschnittlich häufig ventrikuläre Extrasystolen (VES) auf, d.h. im Langzeit-EKG befanden sich mehr VES als 30/h. 16 Patienten (35%) wiesen vermehrt Couplets, 7 Patienten (15%) vermehrt Triplets und 5 Patienten (11%) ventrikuläre Tachykardien auf. Patienten mit Triplets, Salven oder ventrikulären Tachykardien werden nach der Lown-Klassifikation in Lown 4b eingeteilt. In diese Klasse wurden 12 Patienten eingestuft. Weiterhin besaßen 4 Patienten (8%) Bigeminis und 9 Patienten (20%) hatten vermehrt supraventrikuläre VES (Tab. 6d: EKG und LEKG). 42 Tab. 6c: Echokardiographiedaten der Patienten Lab-Nr 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 18 22 25 27 28 29 33 34 35 37 38 39 40 42 43 44 45 46 52 53 64 65 70 71 81 85 90 100 104 115 139 150 IVS(mm) 13 19 18 HW(mm) 9 11 11 IVS/HW 1,44 1,73 1,64 12 26 18 14 20 21 22 17 15 16 18 22 26 18 28 20 18 19 23 18 15 12 22 19 16 16 15 32 17 14 16 29 22 21 23 12 24 15 14 17 12 10 10 12 10 1 2,6 1,8 1,17 2 11 13 11 10 12 13 12 17 29 13 16 11 12 15 14 12 13 11 12 12 12 16 11 2 1,31 1,36 1,6 1,5 1,69 2,17 1,06 0,97 1,54 1,13 1,73 1,92 1,2 1,07 1 1,69 1,73 1,33 1,33 1,25 2 1,55 10 15 15 15 18 8 11 14 1,6 1,93 1,47 1,4 1,28 1,5 2,18 1,07 SAM LVEDD(mm) 38 46 42 34 42 59 42 LVESD(mm) 18 28 27 16 27 44 20 FS(%) 52 39 35 52 35 25 52 49 43 65 33 35 31 34 17 28 27 47 48 + 46 41 59 45 45 25 21 37 31 32 45 48 37 31 28 + 38 22 42 47 40 43 51 43 49 45 26 26 25 26 28 35 26 44 35 41 49 43 28 42 53 57 22 26 42 54 50 46 59 48 51 51 40 46 47 57 50 28 22 47 26 26 19 24 28 25 36 32 44 52 20 45 49 62 40 39 46 36 36 + + + + + + IVS - Interventrikularseptum, HW – Hinterwand des linken Ventrikels, SAM – systolic anterior movement, LVEDD – linksventrikulärer enddiastolischer Diameter, LVESD – linksventrikulärer endsystolischer Diameter, FS - Verkürzungsfraktion 43 Tab. 6d: Elektrokardiogrammdaten der Patienten Lab-Nr 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 18 22 25 27 28 29 33 34 35 37 38 39 40 42 43 44 45 46 52 53 64 65 70 71 81 85 90 100 104 115 139 150 EKG Rhythmus SR SR AF SR SR SR SR SR SR SR SR SR AF SR SR SR SR SR SR SR SR SR AF SR SR AF AF SR SR SR SR AF SR SR AF AF SR SR SR SR SR SR SR SR SR LVH SB,AVB LVH LVH LSB LVH LVH LVH LVH AVB,LSB RSB,LAHB LVH AVB LVH LVH LVH LVH AVB LVH LVH LVH LVH LAHB LSB RSB,AVB LVH LVH LVH LVH LVH LVH LVH LVH LAHB AVB RSB L-EKG VES / / / X / / X X X X / / X / / X / / / Couplets NSVT/Lown4b SVES/BI VT/Salven Coup SVES Coup Lown4b Lown4b BI Lown4b Lown4b SVES Salve Salven Salven BI Coup SVES Coup Coup Coup Lown4b Lown4b BI Coup Coup Lown4b Coup Lown4b Coup Coup Coup Lown4b SVES SVES Coup Lown4b BI Coup Lown4b SVES Salven Salven Lown4b SVES SVES SVES Coup Coup AF - atriales Flimmern, SR – Sinusrhythmus, LVH - linksventrikuläre Hypertrophie, SB – Schenkelblock, LSB/RSB - Links/Rechtsschenkelblock, AVB - AV-Block, LAHB - linksanteriorer Hemiblock, VES ventrikuläre Extrasystolen: x=VES>30/h, - VES/h nicht erhöht, / kein Langzeit-EKG erstellt, CoupCouplet, NSVT – nichtsupraventrikuläre Tachykardie, L4b - Lown Klassifikation 4b, SVES supraventrikuläre Extrasystolen, BI – Bigemini, VT - ventrikuläre Tachykardien 44 Tab. 6e: Daten der medikamentösen Therapie der Patienten Lab-Nr. 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 18 22 25 27 28 29 33 34 35 37 38 39 40 42 43 44 45 46 52 53 64 65 70 71 81 85 90 100 104 115 139 150 AdP Therapie Calcium-Bl ß-Blocker X X X X AAR ACE-Hem X Diuretika ASS/Marcumar X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 28 7 3 10 8 13 Calzium-Bl- Calziumkanalblocker, AAR- Antiarrhythmika, AdP- Anzahl der Patienten 45 3.1.6 Medikamentöse Therapie Den Patienten mit HCM werden Kalziumantagonisten oder β-Blocker zur Verbesserung der Hämodynamik empfohlen. Im Falle von Vorhofflimmern wird eine Antikoagulantientherapie empfohlen. Eine Monotherapie mit Calziumkanalblockern oder β-Blockern erhielten 21 Patienten (46%). 7 Patienten (15%) erhielten keine medikamentöse Therapie. Insgesamt bekamen 28 Patienten (62%) Calziumkanalblocker, 7 Patienten (15%) β-Blocker, 3 Patienten (7%) Antiarrhythmika, 10 Patienten (22%) ACE-Hemmer, 8 Patienten (22%) Diuretika und 13 Patienten (13%) Antikoagulantien (Tab. 6e). 3.2 Mutationen im β-MHC-Gen Das β-MHC-Gen besteht aus 40 Exons und 39 Introns. Die molekulare Masse des Proteins der schweren Kette des Myosins beträgt ca. 220 kDa. Fast alle Gendefekte wurden bisher im Kopfbereich des Myosins gefundenen. Aus diesem Grund untersuchten wir die Exons 1-23. Die DNA-Primer wurden nach der Nucleotidsequenz des β-MHC-Gen ausgesucht Sie amplifizierten das jeweilige Exon beginnend im vorhergehenden Intron ca. 10-40 bp vor der Exon-Intron Grenze. So war eine vollständige Amplifizierung des Exons gewährleistet. Auf Grund der Größe des Exon 16 wurde dieses in zwei überlappenden Fragmenten von weniger als 300 bp analysiert. Die kleinen Exons 8 und 9 wurden dagegen in einem Fragment einschließlich des Introns 8 amplifziert. Somit wurden 23 Fragmente mit PCR amplifiziert (Tab. 3). In 13 Fragmenten (29%) wurde ein aberrantes Laufverhalten bei der SSCP-Analyse festgestellt. In 5 Exons ließen sich Polymorphismen nachweisen. Es handelt sich dabei um die Exons 2,3,8,9 und 12. Diese Polymorphismen führten jedoch nicht zu einem Aminosäureaustausch. Zwei weitere Punktmutationen im Exon 11 und 16 veränderten ebenfalls nicht die Aminosäuresequenz krankheitsverursachend zu sein. und schienen somit nicht 46 Bei den 6 verbleibenden Mutationen ergab die anschließende Sequenzierung einen Aminosäureaustausch (Abb. 7, Tab. 7). Zwei Mutationen waren bereits bekannt (Pos. 403, 719 im Protein des β-MHC), eine Mutation (Pos. 736 im Protein des β-MHC) war schon beschrieben worden, allerdings mit einem anderen Aminosäureaustausch. Drei Mutationen (Pos. 411, 796, 905 im Protein des β-MHC) sind neue Mutationen, aber sie wurden in direkter Nachbarschaft zu schon beschriebenen Mutationen gefunden. Abb. 7: Die im Patientenkollektivs gefundenen Mutationen im β-MHC-Gen Insgesamt fanden wir in 13% der 45 Patienten, die von uns untersucht wurden, Mutationen im β-Myosin-Gen. Tab. 7: Mutationen im β-MHC-Gen betroffenes Exon Position der Mutation Position des Typ der Mutation Lab. - Nr. Codons im Gen im Protein 13 C10163T Arg403Trp 1 Transition 27 13 G10187A Val411Ile 1 Transition 11 19 C13462T Arg719Trp 1 Transition 90 20 T13659C Ile736Thr 2 Transition 53 21 C14114T Leu796Phe 1 Transition 10 23 G15317T Cys905Phe 2 Transversion 4 47 Klinische Parameter bei Patienten mit Mutationen im β-MHC-Gen 3.3 3.3.1 Exon 13 - Arg403Trp bei Lab-Nr. 27 Bei der Patientin fanden wir eine Transition im Nukleotid an der Position C10163T, die zu einer Variante im Exon 13 mit einem Aminosäureaustausch von Arginin zu Tryptophan an der Position 403 führt (Abb. 7, Tab. 7). Die Bestätigung erfolgte durch wiederholte Sequenzierung aus unabhängigen PCRs. Die zur Zeit der Untersuchung 43 Jahre alte Patientin litt an Angina-PectorisBeschwerden (Tab. 6a). Ihr Bruder sowie ihr Onkel leiden an HCM. Ein weiterer Bruder und ihr Sohn sind gesund. Ihre Mutter und Großmutter, beide an HCM erkrankt, erlagen einen plötzlichen Herztod im Alter von 60 bzw. 62 Jahren (Abb. 8), so daß eine FCHM angenommen werden muß. Der Echokardiographiebefund war eindeutig. Die IVS-Dicke betrug 26 mm und die HW-Dicke 12 mm. Das ergibt eine IVS/HW-Ratio von 2,2 (Tab. 6c). Das Ruheelektrokardiogramm zeigt eindeutige Zeichen einer linksventrikulären Hypertrophie, das Langzeit-Elektrokardiogramm weist Couplets auf (Tab. 6d). Bei der Patientin ist bis zum Zeitpunkt der Untersuchung Herzkatheteruntersuchung nicht durchgeführt worden (Tab. 6b). mit 62 Jahren SD mit 60 Jahren SD HCM HCM gesund * 1952 Patientin Abb. 8: Familienanamnese von Lab-Nr. 27: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereckmännl. eine 48 3.3.2 Exon 13 - Val411Ile bei Lab-Nr. 11 Ein Nucleotidsäurenaustausch mit einer Transition von Guanin zu Arginin an der Position G101878A im Gen führte bei der Patientin zum Aminosäureaustausch von Valin zu Isoleucin des Proteins im Exon 13 an der Position 411 (Abb. 7, Tab. 7). Die Bestätigung erfolgte durch wiederholte Sequenzierung aus unabhängigen PCRs. Bei der Patientin handelt es sich um eine zum Zeitpunkt der Untersuchung 59 jährige Frau, deren Mutter, deren Großvater und eine Tante mütterlicherseits ebenfalls an HCM litten (Abb. 9), d.h. auch bei dieser Patientin liegt eine FCM vor. Großvater und Tante starben plötzlich mit 44 Jahren. Die Patientin berichtete von einer Belastungsdyspnoe, einer Leistungsminderung und einer Tachykardie (Tab. 6a). Die Echokardiographie ergab eine Septumdicke von 20 mm und eine Hinterwanddicke von 10 mm. Das ergibt eine IVS/HW- Ratio von 2 (Tab. 6c). Auf dem Ruhe-EKG war das Bild eines Rechtsschenkelblockes und eines linksanterioren Hemiblockes zu sehen. Beim Langzeit-EKG waren keine weiteren Abnormitäten zu erkennen (Tab. 6d). Bei der Patientin wurde eine Herzkatheter-untersuchung durchgeführt. Das LVEDV betrug 90 vol/m², LVEF - 82%, EDP - 8mmHg, PAP - 24/12/16 mmHg, AoPS – 120 mmHg (Tab. 6b). mit 44 Jahren plötzlich verstorben keine Angaben mit 44 Jahren plötzlicher Herztod mit 83 Jahren mit 50 Jahren im Krieg mit 71 Jahren Lungenemphysem mit 75 Jahren plötzliches Herzversagen * 1936 Patientin, keine Nachkommen Abb. 9: Familienanamnese von Lab-Nr. 11: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereckmännl. 49 3.3.3 Exon 19 - Arg719Trp bei Lab-Nr. 90 Bei dieser Patientin wurde eine Transition im Nukleotid an der Position C13462T mit einer Variante im Exon 19 gefunden Es fand ein Aminosäurenaustausch von Arginin zu Tryptophan an der Position 719 statt (Abb. 7, Tab. 78). Die Bestätigung erfolgte mit wiederholter Sequenzierung mit unabhängiger PCR. Eine weitere Variante wurde bei einer zum Zeitpunkt der Untersuchung 40 Jahre alten Patientin gefunden. Der Vater, die Schwester und die Tochter der Schwester waren an HCM erkrankt und verstarben im Alter von 42, 49 und 14 Jahren an einem plötzlichen Herztod. Die Tochter der Patientin ist ebenfalls an HCM erkrankt. Der Bruder der Patientin ist gesund (Abb. 10). Man muß von einer FCM ausgehen. Die Patientin berichtete von Synkopen (Tab. 6a). Echokardiographisch wurde eine IVS-Dicke von 12 mm und eine HW-Dicke von 8 mm gemessen. Der IVS/HW-Ratio beträgt 1,5 (Tab. 6c). Die Diagnose wurde durch eine Herzkatheteruntersuchung bestätigt. Der LVEDV betrug 101 vol/m², LVEF – 62%, EDP – 13mmHg, PAP – 24/13/18 mmHg, AoPS – 120 mmHg (Tab. 6b). Das Elektrokardiogramm zeigt eine linksventrikuläre Hypertrophie (Tab. 6d). mit 42 Jahren an HCM keine Angaben mit 49 Jahren an HCM *1955 Patientin mit 14 Jahren an HCM *1946 gesund HCM Abb. 10: Familienanamnese von Lab-Nr. 90: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereckmännl. 50 3.3.4 Exon 20 - Ile736Thr bei Lab-Nr. 53 Bei diesem Patienten war eine Transition im Nukleotid T13659C mit einer Variante im Exon 20 (Abb. 12 und 13) mit einem Aminosäurenaustausch Isoleucin zu Threonin an der Position 736 nachweisbar (Abb. 7, Tab. 7) (Abb. 14, 15). Dies wurde bestätigt durch wiederholte Sequenzierung aus unabhängigen PCRs und dem Restriktionsverdau mit TspRI, wie Abb. 14 beispielhaft zeigt. Hier handelt es sich um einen zum Zeitpunkt der Untersuchung 29jährigen Patienten mit Belastungsdyspnoe und einer allgemeinen Leistungsminderung (Tab. 6a). Die Familienanamnese ergab keine Hinweise auf eine positive Familienanamnese (Abb. 11). Sowohl die Eltern als auch die Geschwister sind gesund. Das Interventrikularseptum wurde mit einer Stärke von 17 mm und die Hinterwand mit einer Stärke von 11 mm gemessen. Die IVS/HW-Ratio betrug 1,5 (Tab. 6c). Weiterhin bestand eine geringgradige Mitralinsuffizienz. Das Elektrokardiogramm ergab eine linksventrikuläre Hypertrophie und einen linksanterioren Hemiblock. Das Langzeit-Elektrokardiogramm wies Couplets auf (Tab. 6d). Bei dem Patienten wurde eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Der LVEDV betrug 46 vol/m², LVEF – 80%, EDP – 16 mmHg, PAP – 24/12/16 mmHg, AoPS – 115 mmHg (Tab. 6b). gesund *1958 gesund gesund *1960 gesund *1966 Patient Abb. 11: Familienanamnese von Lab-Nr. 53: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereckmännl. 51 Abb. 12: SSCP-Analyse von Exon 20 des β-MHC-Gens bei Raumtemperatur. Spur 1: Patient Lab.-Nr. 53,. Die zusätzliche Bande ist durch einen Pfeil gekennzeichnet. Spuren 2-7: PCR-Fragmente von Patienten mit Wild-Typ-Sequenz Abb. 13: Ausschnitt aus der DNA-Sequenz des mutierten Allels bei Patient Lab.-Nr. 53. Der Pfeil kennzeichnet die Position des T→C Austausches im Kodon 736. 52 M 1 2 3 4 5 200 bp 100 bp 5 0 bp Abb. 14: Restriktionsverdau mit TspRI zum Nachweis der Mutation Ile736Thr im β-MHC-Gen. M: 100 bp-Leiter, Spuren 1,2,4 und 5: Restriktionsfragmente von Patienten mit Wild-TypSequenz, Spur 3: Nachweis der Mutation Ile736Thr bei Patient Lab.-Nr. 53. Kodon 736 Wild-Typ-Sequenz mutierte Sequenz GAG E GAG E GGA G GGA G CAG Q CAG Q TTC F TTC F ATT GAT AGC AGG AAG GGG I D S R K G ACT GAT AGC AGG AAG GGG T D S R K G Abb. 15: Vergleich der Wild-Typ-Sequenz mit der mutierten Sequenz im Exon 20 des β-MHC-Gens. Der T→C Austausch im Kodon 736 führt zum Austausch der Aminosäure Isoleucin durch Threonin. 53 3.3.5 Exon 21 - Leu 796-Phe bei Lab-Nr. 10 Bei der Auswertung der DNA des Patienten mit SSCP trat eine Transition im Nukleotid an der Position C14114T mit einer Variante im Exon 21 auf. Der Aminosäureaustausch von Leucin zu Phenylalanin an der Position 796 auf (s. Abb. 7, Tab. 7). Die Bestätigung erfolgte durch wiederholte Sequenzierung aus unabhängigen PCRs. Im Exon 21 fanden wir eine Mutation bei einem zum Zeitpunkt der Untersuchung 68jährigen Patienten. Die Krankheit wurde bei ihm mit circa 15 Jahren diagnostiziert. Der Mann litt unter Präsynkopen, Belastungsdyspnoe, Palpitationen, Rhythmusstörungen und einem Hypertonus (Tab. 6a). Es ließ sich keine positive Familienanamnese für HCM feststellen. Lediglich der Vater des Patienten litt an koronarer Herzkrankheit. Anschließend an diese Studie wurde die Tochter des Patienten im Alter von 27 Jahren auf eine Mutation im Exon 21 untersucht. Die gleiche Mutation wie beim Vater wurde auch bei ihr festgestellt. Die Tochter ist nicht an HCM erkrankt (Abb. 16). 1982 unterzog sich der Patient einer therapeutischen Myektomie. Die derzeitige Septumdicke liegt bei 14 mm und die Hinterwanddicke bei 12 mm (Tab. 6c). Das Ruhe-Elektokardiogramm zeigte einen AV-Block Grad I, einen Linksschenkelblock und einen überdrehten Linkstyp. Im Langzeit-Elektrokardiogramm fanden sich vermehrte ventrikuläre Extrasystolen, Couplets, Bigeminis und ventrikuläre Tachykardien (Tab. 6d). Bei dem Patienten wurde vor seiner Operation eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Die damaligen Daten konnten nicht mehr herangezogen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine HK-Untersuchung kontraindiziert. mit 68 Jahren verstorben KHE *1927 Patient mit 90 Jahren verstorben *1929 gesund * 1934 KHE * 1969 gesund, aber Mutation nachgewiesen, keine Kinder Abb. 16: Familienanamnese von Lab-Nr. 10: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, grau-Mutation ohne Krankheitsbild, Kreis-weibl., Viereck-männl. 54 3.3.6 Exon 23 - Cys905Phe bei Lab-Nr. 4 Sequenziert wurde eine Transversion im Nukleotid an der Position G15317T, die zu einer Mutation im Exon 23 mit einem Austausch von Cystein zu Phenylalanin an der Position 905 führte (Abb. 7, Tab. 7). Die Bestätigung erfolgte durch wiederholte Sequenzierung aus unabhängigen PCRs. Ein weiterer Patient, bei dem sich eine Variante im SSCP-Gel erkennen ließ, war zum Zeitpunkt der Untersuchung 46 Jahre alt. Bei der Familienanamnese lag kein Hinweis auf eine positive Familienanamnese vor (Abb. 17). Sowohl die Eltern und Geschwister als auch die Kinder waren gesund. Bisher konnten die Söhne nicht auf eine Mutation hin untersucht werden. Der Patient hatte Vorhofflimmern, das mittelbar zu einem Apoplex führte. Weiterhin litt er unter Belastungsdyspnoe, Präsynkopen, und AnginaPectorissymptomatik (Tab. 6a). Außerdem wurde bei dem Patienten neben der Diagnose HCM eine koronare Herzerkrankung und eine leichtgradige Mitralinsuffizienz festgestellt. Die gemessene IVS-Dicke betrug 18 mm und die gemessene HW-Dicke 11 mm, woraus sich ein IVS/HW- Ratio von 1,6 ergab (Tab. 6c). Bei dem Patienten wurde eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Der LVEDV betrug 96 vol/m², LVEF – 55%, EDP – 16 mmHg, PAP – 38/16/25 mmHg, AoPS – 120 mmHg (Tab. 6b). Im Jahr 1996 erlag der Patient einem zweiten Apoplex. Carcinom Apoplex *1949 Patient 1996 Apoplex *1973 gesund *1938 gesund *1970 gesund Abb. 17: Familienanamnese von Lab-Nr. 4: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereckmännl. 55 3.3.7 Zusammenfassender Vergleich der 6 Patienten mit und der 39 Patienten ohne Mutation im β-MHC-Gen 3 Männer und 3 Frauen im Durchschnittsalter von 47,5±12,7 Jahren zeigten Mutationen im β-MHC-Gen. Das sind 13% aller 45 Patienten. 3 Familien (50%) hatten Verwandte ersten Grades, die an HCM litten, ein Verwandter einer weiteren Familie (16%) hatte eine koronare Herzerkrankung. In den restlichen 2 Familien (30%) war keine positive Familienanamnese bekannt. Das Kollektiv der Patienten ohne Mutation im β-MHC-Gen mit einem Durchschnittsalter von 54,77±12,56 Jahren bestand aus 28 Männern und 11 Frauen. 3 Familien (8%) hatten Verwandte ersten Grades, die an HCM litten, in zwei Familien (5%) ist ein Familienmitglied ersten Grades an einem plötzlichen Herztod verstorben, ohne daß die genaue Ursache ermittelt werden konnte. In 16 (41%) Familien hatte ein Verwandter ersten Grades eine koronare Herzerkrankung. In den restlichen 18 Familien (46%) war keine positive Familienanamnese bekannt. Insgesamt schien eine positive Familienanamnese für HCM häufiger bei den Patienten mit nachgewiesener Mutation aufzutreten; aufgrund der geringen Datenzahlen muß dieser Befund jedoch durch neue Untersuchungen erhärtet werden. Patienten mit und ohne Mutation im β-MHC-Gen unterscheiden sich nicht in Bezug auf die Häufigkeit von Dyspnoe (4/6 Patienten (66%) bzw. 21/39 Patienten (53%)), APSymptomatik (3/6 Patienten (50%) bzw. 21/39 Patienten (53%), Präsynkopen (1/6 Patient (16%) bzw. 9/39 Personen (23%)) und Synkopen (1/6 Patient (16%) bzw. 5/39 Personen (12%)) (Tab. 8). In der Echokardiographie konnten bei den Gruppen mit und ohne Mutation im β-MHCGen keine Unterschiede in Bezug auf die Septumdicke (18,6±4,5 mm bzw. 19,34±4,68), die Hinterwanddicke (10,4±1,36 mm bzw. 13,18±3,6) und den Quotienten IVS/HW (1,75±0,27 bzw. 1,51±0,38) festgestellt werden. Eine Person wurde myektomiert (Tab. 8). Im Elektrokardiogramm zeigten sich bei den Gruppen mit und ohne Mutationen im β-MHC-Gen folgende Unterschiede in Bezug auf eine nachweisbare linksventrikuläre Hypertrophie (6/6 Patienten (100%) bzw. 17/39 Personen (43%)), Vorhofflimmern (1/6 Patient (16%) bzw. 7/39 Personen (17%)) Rhythmusstörungen wie ventrikuläre Tachykardien (2/6 Patienten (30%) bzw. 3/39 Patienten (8%)) (Tab. 8). 56 Tab. 8: Vergleich der Patienten mit Mutationen im β-MHC-Gen mit den Patienten ohne Mutation Labor-Nr Mutation 11 Ex13 27 Ex13 Patienten 90 Ex19 53 Ex20 10 Ex21 4 Ex23 Mittelwerte Mutationen 6 Personen Gesamt 39 Person Alter/ Geschlecht Pos. FA SD KHE Alter bei Diagnose Klinik Hypertonie Rhythmusst. 59/W 43/W 40/W 29/M 68/M 46/M 47,5±12,7 54,77±12,56 39 50% -16% 36,33±14,38 8% 5% 41% 47,9±14,74 16% 53% 16% 60% 50% 12% 53% 53% -16% 50% 15% 10% 72% KHE Mitralvit. Präsynkopen Synkopen Dyspnoe Thoraxschmerz unsp.SYMP: ICD MR HK ECHO IVS (mm) HW (mm) IVS/HW SAM EKG Rhythmus Blocks LVH negT LZ-EKG VES Couplets, VT SVES Therapie Calzium-Bl ß-Blocker Antiarrhythmiker ACE-Hem Diuretiker ASS/ Markumar HCM: M,G,T M,O,Gm,B HCM: T,S 59 38 38 29 KHE: V ca.15 H VT,AVBL,LSB VT AF KHE MI GradI MI GradI PS S D D P L --- --- Schmerzen --- HK 1995 L --- D P D P --MR --- HK 1995 HK 1988 20 10 2 ---- 26 12 2,16 ---- 12 8 1,5 ---- 17 11 1,5 ---- 14 12 1,2 ---- 18 11 1,6 ---- 18,6±4,5 10,4±1,36 1,75±0,27 19,34±4,68 13,18±3,60 1,51±0,38 SR RSB,LAHB LVH SR SR SR AF LVH V1-V6 SR LAHB LVH LVH II,III,aVF,V5, V6 1994 1995 -----Couplets LVH LVH aVL,I,V3V6 16% AF 30% 100% 17%AF 26% 43% 16% 30% VT 15% 8%VT 2 2 -- 26 5 3 -1 10 7 Colfarit250 1 12 1995 ---VT 1990 ---Couplets SVES Isoptin120 Beloc mite 1995 + --Couplets,VT Bigemini Isoptin120 Soltalex Allopurinol, Furo-semid M – männlich, W – weiblich, Pos. FA – positive Familienanamnese, M=Mutter, G=Großvater, Gm=Großmutter, S-Schwester, V-Vater, T=Tante, SD – Sudden Death, KHE – koronare Herzerkrankung, L-Leistungsminderung, D-Dyspnoe, P-Palpitationen, S-Synkopen, VT - ventrikuläre Tachykardie, LSB, RSB - Links-, Rechtsschenkelblock, AF - atriales Flimmern, MR-Myektomie, HK – Herzkatheter, LVH= linksventrikuläre Hypertrophie, H-Hypertonie, PS-Präsynkopen 57 3.4 Untersuchungen im α-Tropomyosin-Gen Das α-Tropomyosin besteht aus 9 Exons, das Molekulargewicht beträgt 39 kDa und besitzt 288 Aminosäuren. Bislang wurden nur Mutationen im Exon 2 und 5 beschrieben (Vosberg et al. 1998). Abb. 18: Die SSCP-Analyse des α-Tropomyosin-Gens. Die Spuren 2-13 zeigen keine Varianten Wir untersuchten das α-Tropomyosin-Gen unseres Patientenkollektivs mit der SSCP Analyse. 9 Fragmente wurden PCR-amplifiziert. Es wurde keine Mutation festgestellt, wie Abb. 18 beispielhaft zeigt. 58 3.5 Zusammenhang von ACE-D/I-Polymorphismus Kardiomyopathie und und hypertropher ACE-D/I-Polymorphismus und Rhythmusstörungen bei Patienten mit HCM 3.5.1 ACE-D/I-Polymorphismus und Allelfrequenz bei HCM-Patienten Um zu überprüfen, ob eine Assoziation zwischen der Verteilung des ACE-D/IPolymorphismus im Intron 16 und HCM existiert, genotypisierten wir 45 Patienten und ermittelten die Allel- und Genotypfrequenzen in diesem Kollektiv (Tab. 9). Die beobachtete Genotypverteilung sieht folgendermaßen aus (Tab. 9): D/D 14 Patienten (n=45) D/I 23 I/I 8 Aus dieser Genotypverteilung ergibt sich folgende Allelverteilung: D -A lle le 51 C h ro m o so m e n (n = 9 0 ) I-A lle le 39 Daraus lassen sich folgende Allelfrequenzen berechnen: D -A lle l 57% C h ro m o s o m e n (n = 9 0 ) I-A lle l 43% Die Erwartungshäufigkeit beläuft sich auf: H ä u f ig k e it p² 0 .3 2 5 2pq 0 .4 9 q² 0 .1 8 Die errechneten erwarteten Häufigkeiten lauten: Patienten (n=45) D/D 15 D/I 22 I/I 8 Mit Hilfe des χ²-Tests wird überprüft, ob sich die beobachtete und erwartete Genotypverteilung im Hardy-Weinberg-Gleichgewicht befinden (Statistik S. 14). Der Testwert ermittelt aus Beobachtungswert und Erwartungswert liegt bei 0,56704. Der 59 Testwert in Verbindung mit dem Freiheitsgrad ( = 2) ergibt einen Wert für die Irrtumswahrscheinlichkeit > 0,05 (α > 0.95) abgelesen in χ² Test Tabellen (Statistik S. 14). Der Wert beweist, daß sich das Patientengut in Bezug auf den ACE-D/IPolymorphismus im Hardy-Weinberg-Gleichgewicht befindet, d.h. daß sich keine zufälligen Verzerrungen gebildet haben. Dies ist Voraussetzung für den Vergleich der Allelfrequenzen der HCM-Patienten mit den Allelfrequenzen eines Normalkollektivs. Folgende Ergebnisse des χ² Tests ergeben sich für den Vergleich der Allelfrequenzen der HCM-Patienten mit den Allelfrequenzen eines Normalkollektivs: n = 250 f=1 Testwert = 0.173908 α > 0,5 Hieraus ergibt sich, daß die Irrtumswahrscheinlichkeit > 0,05 (α > 0,5) ist. Die Werte der Versuchsgruppen sind nicht signifikant unterschiedlich (Statistik S. 14). 60 Tab. 9: ACE-D/I-Polymorphismus im Patientenkollektiv LabNr 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 18 22 25 27 28 29 33 34 35 37 38 39 40 42 43 44 45 46 52 53 64 65 70 71 81 85 90 100 104 115 139 150 EKG Rhythmus LVH SB,AVB LEKG VES SR SR AF SR SR SR SR SR SR SR SR SR AF SR SR SR SR SR SR SR SR SR AF SR SR AF AF SR SR SR SR AF SR SR AF AF SR SR SR SR SR SR SR SR SR * * * x * * x x x x * * x * * x * * * LVH LVH LSB LVH LVH LVH AVB,LSB LVH RSB,LAHB LVH AVB LVH LVH LVH LVH AVB LVH LVH LVH LVH LAHB LSB RSB,AVB LVH LVH LVH LAHB LVH LVH AVB RSB LVH LVH LVH Genotyp Couplets NSVT/Lown4 b SVES/B VT/Salven I II ID DD x x x Coup x SVES x x x Coup Lown4b Lown4b BI Lown4b Lown4b SVES Salven Salven x x x x x x x x x x Salven BI Coup SVES Coup Coup Coup x Lown4b Lown4b x x BI x x Coup x x Coup Coup Lown4b x x x x x Lown4b x Coup Coup Coup x Lown4b SVES SVES x x x x Coup Lown4b BI x x Coup Lown4b SVES Salven Coup Lown4b Salven Coup Lown4b SVES SVES SVES x x x x x x x 8 x 23 AF- atriales Flimmern, SR- Sinusrhythmus, LVH- linksventrikuläre Hypertrophie, SB – Schenkelblock, AVB- atrioventrikulärer Block, LSB/RSB- Links- / Rechtsschenkelblock, LAHB – linksanteriorer Hemiblock, VES- ventrikuläre Extrasystolen: x=VES>30/h, - VES/h nicht erhöht, * kein Langzeit-EKG erstellt, NSVT – nichtsupraventrikuläre ventrikuläre Tachykardie, SVES – supraventrikuläre Extrasystolen, Coup-Couplets, BI-Bigemini, VT- ventrikuläre Tachykardie, 14 61 3.5.2 ACE-D/I-Polymorphismus und Arrhythmien der Klasse Lown 4b bei HCMPatienten Die Kriterien für die Einteilung in eine Gruppe mit bösartigen Arrhythmien der Klasse Lown 4b erfüllen 13 Personen (Tab. 10). Um zu überprüfen, ob eine Assoziation zwischen der Verteilung des ACE-D/IPolymorphismus im Intron 16 und HCM-Patienten mit Arrhythmien besteht, genotypisierten wir 11 Patienten und ermittelten die Allel- und Genotypfrequenzen in diesem Kollektiv. Die beobachtete Genotypverteilung sieht folgendermaßen aus (Tab. 10): Patienten (n=13) D/D 5 D/I 5 I/I 3 Aus dieser Genotypverteilung ergibt sich folgende Allelverteilung: D -A lle l 15 C h ro m o so m e n (n = 2 6 ) I-A lle l 11 Daraus lassen sich folgende Allelfrequenzen berechnen: D -A lle l 58% C h ro m o s o m e n (n = 2 6 ) I-A lle l 42% Die Erwartungshäufigkeit beläuft sich auf: H ä u f ig k e it p² 0 .3 4 2pq 0 .4 9 q² 0 .1 8 Die errechneten erwarteten Häufigkeiten lauten: Patienten (n=12) D/D 4 D/I 6 I/I 2 62 Wie bei der Untersuchung des ACE-D/I-Polymorphismus bei unseren HCM-Patienten bereits dargestellt, wird hier ebenfalls mit dem χ²-Tests überprüft, ob sich die beobachtete und erwartete Genotypverteilung im Hardy-Weinberg-Gleichgewicht befinden (Statistik S. 14). Der Testwert ermittelt aus Beobachtungswert und Erwartungswert liegt bei 0,9111. Der Testwert in Verbindung mit dem Freiheitsgrad ( = 2) ergibt einen Wert für die Irrtumswahrscheinlichkeit > 0,05 (α > 0,5) abgelesen in χ² Test Tabellen (Statistik S. 14). Der Wert beweist, daß sich das Patientengut in Bezug auf den ACE-D/IPolymorphismus im Hardy-Weinberg-Gleichgewicht befindet. Folgende Ergebnisse des χ² Tests ergeben sich für den Vergleich der Allelfrequenzen der HCM-Patienten mit den Allelfrequenzen eines Normalkollektivs: n = 182 f=1 Testwert = 0.00064 α > 0,5 Hieraus ergibt sich, daß die Irrtumswahrscheinlichkeit > 0,05 (α > 0,5) ist. Die Werte der Versuchsgruppen sind nicht signifikant unterschiedlich (Statistik S.14) 63 Tab. 10: ACE-D/I-Polymorphismus und Arrhythmien der Klasse Lown 4b der HCM-Patienten Lab-Nr EKG L-EKG Rhyth LVH SB/AVB Genotyp VES Couplets Lown4b SVES/BI VT Coup BI ID SR LVH + 11 SR LVH RSB,LAHB - 18 SR - Lown4b 22 SR LVH + Lown4b 29 SR - Coup Lown4b x 33 SR - Coup Lown4b x 39 SR - Coup Lown4b 44 SR + Coup Lown4b 52 AF - Coup Lown4b SVES x 70 AF LVH + Coup Lown4b BI x 85 SR LVH - Coup Lown4b SVES Salven x 100 SR - Coup Lown4 SVES Salven x 115 SR Coup Lown4b SVES LAHB AVB LVH Lown4b Salven DD 10 LVH Lown4b II x Salven x SVES x Salven x x x x HCM-Patienten mit ventrikulärer Arrhythmie 3 5 5 HCM-Patienten ohne ventrikuläre Arrhythmie (Tab. 10) 5 18 9 AF- atriales Flimmern, SR- Sinusrhythmus, LVH- linksventrikuläre Hypertrophie, SB – Schenkelblock, AVB- atrioventrikulärer Block, LAHB – linksanteriorer Hemiblock, LSB/RSB- Links- / Rechtsschenkelblock, VES- ventrikuläre Extrasystolen: + = VES>30/h, - VES/h nicht erhöht, Coup – Couplets, SVES – supraventrikuläre Extrasystole, Bi-Bigemini, VT- ventrikuläre Tachykardie 3.5.3 ACE-D/I-Polymorphismus und alle Formen von Rhythmusstörungen bei HCM-Patienten Um zu überprüfen, ob eine Assoziation zwischen der Verteilung des ACE-D/IPolymorphismus im Intron 16 und HCM-Patienten mit Rythmusstörungen existiert, genotypisierten wir 24 Patienten und ermittelten die Allel- und Genotypfrequenzen in diesem Kollektiv. Im Elektrokardiogramm und im Langzeit-Elektrokardiogramm fanden sich bei unseren HCM Patienten folgende Rhythmusstörungen: ventrikuläre Tachykardien, vermehrte ventrikuläre Extrasystolen, Couplets, Bigeminis und supraventrikuläre Tachykardien. Außerdem traten in dieser Gruppe Patienten Rechts- / Linksschenkel- und atrioventrikuläre Blockierungen auf (Tab. 11). 64 Die beobachtete Genotypverteilung sieht folgendermaßen aus (Tab. 11): D/D 10 Patienten (n=24) D/I 10 I/I 4 Aus dieser Genotypverteilung ergibt sich folgende Allelverteilung: D -A lle l 30 C h ro m o so m e n (n = 4 8 ) I-A lle l 18 Daraus lassen sich folgende Allelfrequenzen berechnen: D -A lle l 63% C h ro m o so m e n (n = 4 8 ) I-A lle l 38% Die Erwartungshäufigkeit beläuft sich auf: H ä u f ig k e it p² 0 .3 9 2pq 0 .4 7 q² 0 .1 4 Die errechneten erwarteten Häufigkeiten lauten: Patienten (n=24) D/D 9,5 D/I 11 I/I 3,5 Wie bei der Untersuchung des ACE-D/I-Polymorphismus bei unseren HCM-Patienten bereits dargestellt, wird hier ebenfalls mit dem χ²-Tests festgestellt, ob sich die beobachtete und erwartete Genotypverteilung im Hardy-Weinberg-Gleichgewicht befinden (Statistik S. 14). Der Testwert ermittelt aus Beobachtungswert und Erwartungswert liegt bei 0,2437728. Der Testwert in Verbindung mit dem Freiheitsgrad ( = 2) ergibt einen Wert für die Irrtumswahrscheinlichkeit > 0,05 (α > 0,8) abgelesen in χ² Test Tabellen (Statistik S. 14). Der Wert beweist, daß sich das Patientengut in Bezug auf den ACE-D/IPolymorphismus im Hardy-Weinberg-Gleichgewicht befindet. 65 Folgende Ergebnisse des χ² Tests ergeben sich für den Vergleich der Allelfrequenzen der HCM-Patienten mit den Allelfrequenzen eines Normalkollektivs: n = 208 f=1 Testwert = 0.15036 α > 0,9 Hieraus ergibt sich, daß die Irrtumswahrscheinlichkeit > 0,05 (α > 0,9) ist. Die Werte der Versuchsgruppen sind nicht signifikant unterschiedlich (Statistik S. 14) 66 Tab. 11: ACE-D/I- Polymorphismus und Rhythmusstörungen der HCM-Patienten Lab-Nr EKG L-EKG Genotyp Rhyth LVH SB/AVB VES Couplets NSVT/Lown4b SVES/BI 6 SR LVH LSB - Coup 10 SR LVH + Coup 11 SR LVH - 18 SR 22 SR 25 VT II ID DD x Lown4b BI - Lown4b SVES LVH + Lown4b SR LVH + 27 SR LVH - Coup 29 SR - Coup Lown4b x 33 SR - Coup Lown4b x 34 SR + Coup 35 SR LVH + 37 AF LVH - Coup 39 SR LVH LAHB - Coup 40 AF LSB - 42 AF RSB 44 SR 46 SR 52 AF 53 SR LVH LAHB - Coup 70 AF LVH AVB + Coup 71 SR RSB - 85 SR 100 SR 115 SR LVH LVH Salven x Salven x x Salven x x x BI x x x Lown4b x x - x + Coup - Coup - Coup Lown4b x x Lown4b Lown4b SVES x SVES x BI x x LVH - Coup - Coup LVH - Coup Lown4b Lown4b SVES Salven SVES Salven x x SVES x HCM-Patienten mit Rhythmusstörungen 4 10 10 HCM-Patienten ohne Rhythmusstörungen (Tab.10) 4 13 9 AF- atriales Flimmern, SR- Sinusrhythmus, LVH- linksventrikuläre Hypertrophie, SB – Schenkelblock, AVB- atrioventrikulärer Block, LAHB – linksanteriorer Hemiblock, LSB/RSB- Links- / Rechtsschenkelblock, VES- ventrikuläre Extrasystolen: + = VES>30/h, - VES/h nicht erhöht, Coup – Couplets, NSVT – nichtsupraventrikuläre Tachykardie, SVES – supraventrikuläre Extrasystole, BiBigemini, VT- ventrikuläre Tachykardie 67 4 Diskussion Wir konnten bei 45 nicht miteinander verwandten Patienten mit HCM in 6 Fällen Mutationen im β-MHC Gen finden. Zwei Mutationen waren bereits beschrieben worden (Positionen 403 und 719). Vier Mutationen sind neu (Positionen 411, 736, 796, 905). Das klinische Bild unterschied sich bei den Patienten mit β-MHC-Varianten nicht von dem der Gesamtgruppe mit HCM. Allerdings schien eine positive Familienanamnese für HCM häufiger bei Patienten mit nachgewiesener Mutation aufzutreten. ICDs und Myektomien wurden nicht überdurchschnittlich häufig eingesetzt. Im α-Tropomyosin ließen sich in der DNA der gleichen 45 Patienten keine Varianten nachweisen. Wir konnten keinen Zusammenhang zwischen HCM und ACE-D/I-Polymorphismus oder zwischen Rythmusstörungen bei HCM-Patienten und dem ACE-D/I-Polymorphismus feststellen. 4.1 Sensitivität der SSCP-Analyse für den Nachweis von Mutationen Zum Zeitpunkt der Untersuchung war die Sequenzierung der DNA die sensitivste Methode zum Nachweis von Mutationen. Sie ist jedoch zu arbeitsaufwendig für das Durchmustern der Gene vieler Personen oder vieler verschiedener Gene. Um Mutationen genau festlegen zu können, ist sie aber unerläßlich (Strachnan et al. 1996). Fehler sind jedoch auch bei dieser Methode möglich. Der Vorteil der von uns benutzten SSCP-Analyse besteht darin, daß ein Gen auch bei nicht bekannter Struktur schnell durchgemustert werden kann. Die Genauigkeit der SSCP-Analyse ist abhängig von der Länge des Fragments, von der Temperatur und der ionischen Kraft. Bei einer Länge von 100-200bp zeigt sie in der Elektrophorese ein verändertes Laufverhalten in bis zu 96% der Fälle an, bei einer Länge über 200bp reagiert die Analyse weniger sensitiv (Hayashi et al. 1993). Das veränderte Laufverhalten und die damit vermutete Mutation müssen durch weitere Analysen bestätigt werden. Da diese Methode nur eine Sensitivität von ca. 90% besitzt, ist es möglich, daß Mutationen übersehen werden. Allerdings konnten Untersuchungen zum 68 Durchmustern von Genen mit der kürzlich etablierten DHPLC (denaturation-highperformance-liquide-chromatography) Methodik mit einer belegten Sensitivität von nahezu 100% bestätigen, daß unsere SSCP-Methodik eine im Vergleich zu anderen Methoden hohe Sensitivität besitzt (Choy et al. 1999, Wagner et al. 1999, Arnold et al. 1999). Es ist daher nahezu ausgeschlossen, daß Mutationen bei unseren Patienten übersehen worden sind. Die RFLP-Analyse wurde nur zur Bestätigung der gefundenen Mutation als zweite unabhängige Methode benutzt. 4.2 Auswirkungen der Mutationen im β-MHC-Gen und α-Tropomyosin-Gen durch molekularbiologische Krankheitsmechanismen Da sowohl das β-MHC-Gen wie auch das α-Tropomyosin-Gen kontraktile Elemente darstellen, beeinträchtigen eventuelle Mutationen die Muskelkontraktion sowohl von Skelett- als auch Herzmuskulatur (Rayment et al. 1995). Bei der HCM als einer Erkrankung des Sarkomers (Thierfelder et al. 1996) ist die Hypertrophie die Adaption des Herzens an ein defektes und zur Kontraktion nicht fähiges Protein. Es gibt zwei Theorien über die Wirkungsweisen von Mutationen in einem Gen: 1. die dominant-negative Wirkung 2. die Haploinsuffizienz Das β-MHC-Gen wie auch das α-Tropomyosin-Gen äußern sich nach der dominantnegativen Wirkung, die besagt, daß das trotz Mutation dennoch funktionstüchtige Protein die Struktur des Sarkomers verändert oder die Funktion der kontraktilen Proteine stört, die das Sarkomer bilden (Watkins et al. 1996). Das veränderte Protein wirkt sich somit behindernd auf die Arbeitsweise der kontraktilen Elementen aus. Dagegen führen Deletions-, Insertionsmutationen und Mutationen in der Nähe einer Spleiß-Donor- bzw. Spleiß-Akzeptor-Stelle, so wie sie im MyBP-C Gen vorkommen, 69 nicht zu veränderten Proteinen. Vielmehr werden die Proteine gar nicht gebildet oder nicht gut im Sarkomer eingefügt, so daß sie schneller abgebaut werden und ein Mangel dieses Proteins vorliegt. Diesen Vorgang nennt man Haploinsuffizienz (Redwood et al. 1999). Mutationen in der DNA bewirken einem Aminosäureaustausch im zugehörigen Protein. Es wird vermutet, daß dabei entstehende Ladungswechsel im Protein für die Ausprägung der Krankheit von Bedeutung sein könnten (Anan et al. 1994). Durch den Ladungswechsel aber auch durch einen Aminosäureaustausch mit daraus resultierendem Wechsel der Aminosäurenseitengruppen verändert sich die Konformation des Proteins. Damit ist gemeint, daß ein Protein sich nicht in der normal vorliegenden Form strukturieren und formieren kann. Wechselwirkungen zwischen Aminosäuren, die von einander entfernt sind, sind nicht mehr gewährleistet. Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Krankheitsausprägung konnte dem Ladungswechsel bisher nicht im festgestellt Protein werden. und Bei der unseren Untersuchungen traten in zwei Fällen Ladungswechsel im Protein auf, bei den übrigen vier Mutationen waren keine Ladungswechsel zu beobachten. 4.2.1 Mutationen im β-MHC-Gen Wir haben 45 Patienten des Deutschen Herzzentrums mit der SSCP-Analyse auf Mutationen im β-MHC-Gen und im α-Tropomyosin-Gen untersucht, da diese beiden Gene von den vier im Jahr 1996 bekannten Genen zum Zeitpunkt unserer Untersuchung in mehreren Familienuntersuchungen als Krankheitsverursacher bestätigt worden waren. Wir wollten feststellen, wie weit diese beiden Gene auch in einem nicht verwandten Patientenkollektiv zu der Krankheit führen. Etwa bei einem Drittel aller Fälle von HCM (35%) soll eine Mutation im β-MHC-Gen krankheitsverursachend sein. Nach dem heutigen Wissensstand werden über 50 verschiedene Mutationen im β-MHC-Gen beschrieben, das sind 50% aller bekannten Mutationen (Watkins et al. 1995, Vosberg et al. 1998). Von unseren 45 Patienten 70 weisen dagegen nur 6 Patienten (13%) eine Variante mit einem Aminosäureaustausch im β-Myosin-Gen auf. Im Verhältnis zu den in der Literatur beschriebenen Angaben erscheint dieser Anteil sehr gering zu sein. Allerdings beziehen sich die Aussagen der Literatur auf Häufigkeiten aus Erhebungen an Familien. Die Verteilung der Mutationen in unserem Patientenkollektiv reflektiert dagegen die Häufigkeit von Mutationen in einem Kollektiv symptomatisch erkrankter nicht miteinander verwandter Patienten. Wie schon erwähnt (S.42), ist es unwahrscheinlich, daß wir Mutationen auf Grund fehlender Sensitivität unserer Untersuchungsmethode übersehen haben könnten. Da wir in dieser Studie nur zwei Gene untersucht haben, ist es denkbar, daß sich in unserem Patientenkollektiv überdurchschnittlich viele Patienten mit einer Mutation in einem anderen Gen befinden. In den letzten Jahren hat unser Labor unser Patientenkollektiv auf Mutationen in weiteren Genen untersucht. Es fanden sich unerwartet viele Varianten im MyBP-C-Gen (Erdmann et al. 1998). 4.2.2 Mutationen im α-Tropomyosin-Gen Eine Mutation im α-Tropomyosin-Gen ist sehr selten, es wird in der Literatur ein Auftreten von höchstens 3-5% diskutiert (Watkins et al. 1995, Vosberg et al. 1998). Bei unseren Patienten konnte keine Variante im α-Tropomyosin-Gen festgestellt werden. Dieses Ergebnis scheint uns nicht im Widerspruch zu Watkins zu stehen, da unser Patientenkollektiv nur aus 45 Patienten besteht, etwa der Hälfte des Patientenkollektivs von Watkins et al. (1995). Wie bei den in der Literatur beschriebenen Familienuntersuchungen, zeigte sich auch bei unserem nicht verwandten Patientenkollektiv, daß Mutationen eher im β-MHC-Gen als im α-Tropomyosin-Gen zu finden sind. 4.3 Problematik der Prognose des Krankheitsverlaufes 71 Der Phänotyp der HCM ist sehr heterogen. Obwohl die Echokardiographie die wichtigste Methode für die Diagnostik der HCM ist, versagt sie jedoch, wenn man eine Prognose der Krankheit stellen oder das Risiko eines plötzlichen Herztodes bei einem Patienten vorhersagen will, da weder die Septumdicke (IVS) noch die Ausflußbahnobstruktion mit der Schwere der Krankheit korrelieren (Hauser et al. 1997). Deshalb gelten seit 1997 folgende Parameter als Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod: eine positive Familienanamnese, ein Auftreten der Krankheit schon in der Kindheit, Synkopen, ventrikuläre Tachykardien, eine Septumdicke größer als 35 mm und ein starker Blutdruckabfall bei Anstrengungen (Burn et al. 1997, Spirito et al. 1997, Hauser et al. 1997). Der positive Vorhersagewert, ob eine Person mit Risikofaktoren tatsächlich einen plötzlichen Herztod erleiden wird, bleibt dennoch gering. Der negative Vorhersagewert dagegen ist relativ hoch (Spirito et al. 1997). Auch EKG-Parameter liefern Hinweise auf die Prognose. Ventrikuläre Tachykardien sind zu 64% sensitiv und zu 80% spezifisch für das Risiko eines plötzlichen Herztodes, aber sie haben nur zu 22% einen positiven Vorhersagewert (McKenna et al. 1989). Weitere Risikofaktoren, die im EKG gesehen werden, sind eine eindeutige LVH (diagnostiziert z.B. durch den Solokow Index), Repolarisierungswechsel und TWelleninversion in I, aVL (McKenna et al. 1997). Bereits im Frühstadium der Krankheit ist das EKG in der Lage, Veränderungen aufzuzeigen (Al-Mahdavi et al. 1994, Fananapazir et al. 1999). In der Studie von Fananapazir et al. 1999 hatten zwei Drittel der Patienten mit HCM Sinusknotenabnormalitäten, 20% zeigten verspätete oder schnelle AV-Überleitungen und 30% Hisbündelleitungsstörungen, obgleich das Septum nicht pathologisch vergrößert war. Während der Untersuchung konnten Arrhythmien gesehen werden, vor allem „Reentry Tachykardien“ und Vorhofflimmern. Wenn anhaltende ventrikuläre Tachykardien auftraten, waren diese Bilder zu 75% polymorph und nur zu 25% monomorph. Nichtanhaltende ventrikuläre Tachykadien waren dagegen nicht mit einem höheren Risiko verbunden (Spirito et al. 1994). 72 Aus diesen Gründen haben wir uns bei der Beschreibung des Phänotyps, der sich auch bei unserem Patientenkollektiv als sehr heterogen darstellte, darauf beschränkt, aufzuzeigen, ob diese Patienten Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod besaßen und somit ihre Krankheit mit einem hohen oder eher niedrigen Risiko für einen plötzlichen Herztod einhergeht. Bei 22 Personen unseres Patientenkollektivs haben wir Risikofaktoren feststellen können, wir konnten aber nur bei 5 von ihnen Mutationen detektieren. Dies unterstreicht unsere Annahme, daß wahrscheinlich die Mutationen der Patienten mit Risikofaktoren, bei denen wir keine Mutation finden konnten, auf anderen als auf den von uns untersuchten Genen zu finden sind. 4.4 Zusammenhänge zwischen klinischen Parametern von Patienten und Mutationen im β-MHC-Gen Abb. 19 gibt eine Übersicht über die Mutationen in Exons 13, 19, 20, 21, 23 im βMyosin-Gen, die vor unserer Untersuchung bereits beschrieben worden waren. Abb. 19: Darstellung des β-MHC-Gens mit den bisher beschriebene Mutationen in den Exons 13,19,20,21 und 23 Nach Marian et al. (1995) scheint es, daß die Mutationen im β-MHC-Gen in den Kodons 403 (im Exon 13), 453 (im Exon 14) und 719 (im Exon 19) zu einer schweren 73 Ausprägung der Krankheit mit verminderter Lebenserwartung der Patienten führen. Patienten mit einer Mutation in den Kodons 256 (im Exon 9) und 908 (im Exon 23) hingegen weisen eine durchschnittliche Lebenserwartung auf. Drei unserer Patienten haben Mutationen an oder in der Nähe der Positionen im Protein, die nachgewiesenermaßen zu einer schweren Ausprägung der Krankheit führen, nämlich an den Positionen 403 und 719 und in der nahegelegenen Position 411. Die Mutation eines Patienten befindet sich in der Nähe der benignen Position 908, nämlich an Position 905. Zwei Patienten weisen Mutationen in den Kodons 736 und 796 auf, für die keine Informationen vorliegen, in wie weit diese Mutationen zu einem malignen oder benignen Krankheitsverlauf führen. Im folgenden sollen die 6 Mutationen im einzelnen diskutiert werden. Das Exon 13 spielt eine entscheidende Rolle im Wechselspiel von Myosin und Aktin (Rayment et al. 1995). Diese Region steht prominent aus dem Protein heraus. Sie bildet die Basis einer Schleife, die sich von den Positionen 403 zu 413 erstreckt. Das Aktin bindet sich an diese Schleife mit seinen Positionen Prolin 332 und Glutamin 334 (Roopnarine et al. 1998). Diese Region ist eine von drei Bindungsstellen zwischen Myosin und Aktin bei der sich sowohl hydrophobische wie auch ionische Bindungen ausbilden können (Milligan et al. 1997). Die Moleküle an dieser Stelle sind in ihrer Ladung ausgeglichen und stabil. Die Konformation dieser Position ändert sich mit der Bindung an Aktin. Das Arginin im Kodon 403 ist besonders in den Vorgang der Bindung des Aktins eingebunden. Es geht mit anderen Molekülen in der Umgebung keine Bindung ein, obwohl es stark basisch geladen ist. Es wird aber vermutet, daß es bei der Anlagerung von Aktin zu einer direkten Bindung von Arginin mit Aktin kommt. Untersuchungen zeigten, daß die Beweglichkeit des Aktin-Myosin-Komplexes bei einer Mutation an dieser Position abnimmt. Bei einer Mutation zu Glutamin wird die Ladung weniger positiv. Zusätzlich ist die Aktivität von aktinaktivierter Magnesium-ATPase verringert (Rayment et al. 1995). Die erste beschriebene Mutation im β-MHC-Gen überhaupt befand sich im Kodon 403 (Arginin zu Glutamin) (im Exon 13) und wurde von Geisterfer-Lowrance et al. (1990) 74 identifiziert. Die Position 403 wird in der Literatur auch als „Hot Spot“ beschrieben, denn eine große Anzahl der Mutationen wurde hier nachgewiesen. Man nimmt an, daß die schweren Krankheitsverläufe der Patienten mit einer Mutation an dieser Position dadurch zu erklären sind, daß diese Position für die Interaktion mit Aktin von Bedeutung ist (Rayment et al. 1995). Die Mutation Arg403Gln (Geisterfer-Lowrance et al. 1990, Watkins et al. 1992, Perryman et al. 1992, Vybral et al. 1992, Fanapazir et al. 1993, Fananapazir et al. 1994, Epstein et al. 1992 und Marian et al. 1994) führte in allen Familien zu einer starken Ausprägung der Krankheit, schlechter Prognose und 100%iger Penetranz bei einer Septumdicke zwischen 13-30 mm. Dausse et al. (1993) und Al-Mahdavi et al. (1994) beschrieben je eine Familie mit der Mutationen Arg403Leu. Die Familien mit dieser Mutation wiesen eine inkomplette Penetranz auf, denn in beiden Familien zeigten nicht alle Personen Symptome trotz Mutationen. In einer Familie bestand eine hohe Inzidenz für einen plötzlichen Herztod. Drei Familienmitglieder waren im Alter von 15, 16 und 24 Jahren an dieser Krankheit verstorben. Außerdem traten bei dieser Familie gehäuft Herzanfälle auf, so daß drei Personen vor Erreichen des 60sten Lebensjahres herzinsuffizient wurden und zwei sich im Alter von 49 und 59 Jahren einer Herztransplantation unterziehen mußten. In der anderen Familie wurde eine junge Patientin mit einer ausgeprägten Symptomatik beschrieben. Die Septumdicke aller Patienten lag zwischen 14 und 33 mm. Drei Autoren Dausse et al. (1993), Al-Mahdawi et al. (1994), Posen et al. (1995) haben eine Mutation an der Stelle Arg403Trp beschrieben, deren Penetranz geringer als bei den Mutationen Arg403Gln und Arg403Leu eingestuft wurde. Die von Dausse et al. (1993) und Posen et al. (1995) beschriebenen Familien zeigten wenig Symptomatik und besaßen eine Septumdicke zwischen 13-17 mm. Kein Familienmitglied war an plötzlichem Herztod verstorben. Al-Mahdawi et al. (1994) berichtete von zwei Familien in denen die Krankheit bereits zwischen dem 9-15 Lebensjahr auftrat. Die betroffenen Personen zeigten eine ausgeprägte Symptomatik mit Risikofaktoren (Arrhythmien, 75 Synkopen), die Septumdicke betrug zwischen 27-40 mm. Nur eine Person verstarb an einem plötzlichen Herztod. Zwei unserer Patienten haben eine Mutation im Exon 13 auf oder in der Nähe dieses „Hot Spots“. Eine Patientin hatte die Mutation Arg403Trp und die andere Patientin die Mutation Val411Ile. Die zum Zeitpunkt der Untersuchung 43jährige Patientin (Lab-Nr. 27) mit der Mutation Arg403Trp zeigte außer einer Angina-Pectoris-Symptomatik wenig klinische Auffälligkeiten. Zwei weitere Personen in der Familie leiden ebenfalls an HCM. Zwei weitere Personen erlagen einem plötzlichen Herztod im Alter von 60 bzw. 62 Jahren. Drei Personen der Familie sind klinisch gesund. Die recht große Septumdicke von 26 mm paßt zu den vorher beschriebenen Familien. Trotz positiver Familienanamnese scheint sich die Mutation Arg403Trp klinisch ähnlich milde auszuwirken wie die in der Literatur beschriebenen Mutationen der Familien. Die 59jährige Patientin (Lab-Nr. 11) weist die Mutation Vla411Ile auf, die etwas von dem „Hot Spot“ entfernt gelegen ist. Es handelt sich um eine vorher noch nicht beschriebene Mutation. Dennoch passen die Symptome zu den beschriebenen klinischen Bildern der Familien mit den Mutationen Arg403Gln und Arg403Leu, die zu starker Ausprägung mit schlechter Prognose führen. Die Patientin litt unter Belastungsdyspnoe und Leistungsminderung, außerdem bestanden Tachykardien und Rhythmusstörungen. Die Septumdicke war mit 20 mm deutlich erhöht, wenn auch nicht ganz so stark wie bei der Patientin Lab-Nr. 27. Drei weitere Familienmitglieder waren an der Krankheit gestorben. Die etwas entfernt von der Position Arg403Gln oder Arg403Leu gelegene Mutation führte zu ähnlich ausgeprägter Symptomatik – Dyspnoe und Leistungsminderung - Tachykardie und einer positiven Familienanamnese, die eindeutige Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod darstellen. Trotz der beschriebenen Risikofaktoren der Patientinnen Lab-Nr. 11 und Lab-Nr. 27 scheint die Krankheit der betroffenen Patientinnen selbst gutartiger zu verlaufen als in 76 der Literatur angegeben. Beide Frauen erreichten ein Lebensalter (59 und 43 Jahren) über der in der Literatur angegebenen durchschnittlichen Lebenserwartung von 35±15 Jahren, die für Patienten mit einer Mutation Arg403Gln (Watkins et al. 1992, Marian et al. 1994) angenommen wird. Bei der Mutation Arg403Trp kommt es zu einem Ladungswechsel beim Aminosäureaustausch, während dieser bei der Mutation Val411Ile fehlt. Untersuchungen hierzu zeigten, daß sich die Ladung sowohl bei einem Wechsel von Arginin zu Glutamin als auch von Arginin zu Leucin bzw. Arginin zu Tryptophan ändert (Watkins et al. 1992). Unterschiedliche Seitengruppen der Aminosäuren führen zu unterschiedlicher Konformation: Arginin ist eine basische Aminosäure mit einer stark polaren Guanidiniumgruppe, Leucin ist eine aliphatische Aminosäure, Tryptophan hat zwei aromatische Ringe und Stickstoffatome und Glutamin hat sowohl Sauerstoffals auch Stickstoffatome. Die Mutation Val411Ile hat weder zu einem Ladungswechsel geführt noch unterscheiden sich ihre Aminosäuren wesentlich. Valin und Isoleucin sind zwei aliphatische Aminosäuren, wovon Valin lediglich ein Kohlenstoffatom mehr besitzt. Welche weiteren Faktoren für eine Konformationsänderung von Bedeutung sind bleibt unklar. Vermutungen von Watkins et al. (1992), daß durch Mutationen im Gen auch verschiedene Aufgaben des daraus entstehenden Proteins gestört werden, konnten von Rayment et al. (1995) bestätigt werden. Danach spielen das Exon 19 mit den Positionen 716 und 719 eine wichtige Rolle bei der Interaktion mit der leichten Kette, ELC. Die leichten Ketten haben die Aufgaben, die Konformation der α-Helix Struktur von Myosin zu stabilisieren. Außerdem überführen und vergrößern sie die Konformationsänderungen, die sich aus der Bindung von Nukleotiden mit dem Kopf des Myosins ergeben (Rayment et al. 1995). Diese Region befindet sich im Protein hinter einer Gruppe von mehreren hochaktiven Cysteinaminosäuren, die auf Grund ihrer Schwefelsäuregruppen Brückenbindungen eingehen können. Das Exon 19 liegt angrenzend an die kleine α-Helix, die mit ELC in Interaktion tritt (Rayment et al. 1995). Ist diese Interaktion gestört, so kommt es zu Konformationsstörungen im β-MHC-Gen; 77 die Bindung von Aktin zu Myosin und somit die Kontraktion des Herzmuskels ist vermindert. In dem Exon 19 sind an zwei Positionen Mutationen beschrieben worden: Gly716Arg (Anan et al. 1994); Arg719Gln (Consevage et al. 1994) und Arg719Trp (Anan et al. 1994, Geve et al. 1994, Tesson et al.1998). Die Mutation Arg719Gln wurde von Consevage et al. (1994) beschrieben. Vier Personen der Familie litten an HCM. Die Krankheit trat bei allen Mitgliedern dieser Familie schon früh auf, allerdings ohne die klinischen Symptome wie Synkopen oder Präsynkopen. Die Septumdicke war eindeutig pathologisch mit Größen zwischen 20 und 27 mm. Anan et al. (1994) beschrieben eine Mutation an der gleichen Position mit einem Aminosäurenaustausch von Arginin zu Tryptophan. Diese Mutation wies eine schlechtere Prognose auf als Arg719Gln. In dieser Familie bestand eine hohe Inzidenz für einen plötzlichen Herztod mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 38 Jahren. Vier Personen in dieser kleinen Familie hatten eine Mutation in der DNA, davon waren zwei an einem plötzlichen Herztod verstorben. Eine Person wurde nach einem Herzstillstand im Alter von 19 Jahren erfolgreich reanimiert. Die Penetranz der Erkrankung betrug 100%. In der von Greve et al. (1994) untersuchten Familie zeigte sich eine sporadische Mutation Arg719Trp (De Novo). Der Patient, bei dem die Mutation das erste Mal aufgetreten ist, verstarb im Alter von 60 Jahren an einem plötzlichen Herztod. 3 seiner Kinder und 3 Enkelkinder hatten HCM. 2 Enkelkinder waren im Alter von 15 und 18 Jahren an plötzlichem Herztod gestorben. Auch die von Tesson et al. (1998) beschriebene Familie zeigte eine maligne Ausprägung der HCM. 6 Personen zwischen 29-70 Jahren wurden untersucht. 4 Personen zeigten Symptome wie Palpitationen und Dyspnoe, bei 2 Personen wurde das Herz transplantiert. Nur 5 Personen dieser Familie erfüllten die echokardiographischen Kriterien. Die Septumdicke war im Mittel 15,3±7 mm und betrug zwischen 10 und 24 mm. Alle 78 Personen wiesen im EKG abnormale T- oder Q-Wellen auf. 2 Personen dieser Familie waren bereits an plötzlichem Herztod verstorben. Zum Zeitpunkt des Herztodes wie auch der Herztransplantation waren die Patienten im Mittel 36±23 Jahre alt. Auch unsere zum Zeitpunkt der Untersuchung 40jährige Patientin mit der Lab-Nr. 90 hat die Mutation Arg719Trp. Die Patientin hat mehrere Synkopen erlitten. Ihre Septumdicke ist nicht über die Norm vergrößert, nur das EKG weist Zeichen einer Hypertrophie auf. Drei Verwandte der Patientin litten ebenfalls an der Krankheit und sind an ihr verstorben, die Tochter der Patienten ist ebenfalls an HCM erkrankt. Da die Anzeichen für eine HCM nur im EKG und nicht in der Echokardiographie zu sehen waren, befand sich die Patientin wahrscheinlich in einem frühen Stadium der Krankheit, in dem die Echokardiographie noch keine Hypertrophie nachweisen kann. Trotzdem weisen die Synkopen und die positive Familienanamnese auf ein erhöhtes Risiko hin, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. Demnach ist das klinische Bild unserer Patientin den Fällen ähnlich die in der Literatur beschrieben wurden. Bei dieser Mutation kommt es beim Austausch der Aminosäuren zu einem Ladungswechsel. Arginin ist eine basische Aminosäure mit einer stark polaren Guanidiniumgruppe, während Tryptophan nicht geladen ist aber zwei aromatische Ringe und Stickstoffatom besitzt. Ähnlich dem Exon 19 spielt auch das Exon 20 an den Positionen 723, 736, 741 eine wichtige Rolle bei der Interaktion mit der leichten Kette ELC. Das Exon 20 ist eng verbunden mit einem noch nicht näher beschriebenen strukturellen Element, das mit ELC eine Verbindung eingeht (Rayment et al. 1995). Es bilden sich zum großen Teil van-der-Waals-Kräfte aus, aber es kommen auch hydrophobische Bindungen vor (Milligan et al. 1997). Im Exon 20 sind Mutationen an folgenden Positionen gefunden und beschrieben worden: Arg723Cys (Watkins et al. 1992); Pro731Leu (Toyo-Oka et al. 1994, Kimura 79 et al. 1994); Ile736Met ( Kimura et al. 1994); Gly741Trp (Arai et al. 1995, Kimura et al. 1994) und Gly741Arg (Fananapazir et al. 1993, Kimura et al. 1994). An der Position Gly741Trp haben Arai et al. (1995) eine Mutation beschrieben. Von den untersuchten 5 Personen einer Familie zeigten 4 Personen eine Mutation. Zwei Familienmitglieder waren bereits an einem plötzlichen Herztod im Alter von 16 und 65 Jahren verstorben. Die Septumdicke lag bei den Mitgliedern dieser Familie zwischen 14 und 22 mm. Bei 2 Personen ließ sich ein SAM feststellen. 3 Personen hatten EKGVeränderungen wie LVH, ST-Veränderungen und Q-Zackenveränderungen. Fananapazir et al. (1993) beschrieben zwei weitere Familien in diesem Kodon mit dem Aminosäurenaustausch von Glycin zu Tryptophan. In der einen Familie besaßen 2 von 5, in der anderen Familie 3 von 4 Personen diese Mutation. Das Alter in beiden Familien betrug zwischen 20-45 Jahren, alle Personen mit Mutationen hatten ein verändertes EKG und die Septumdicke betrug zwischen 14-19 mm, im Mittel 17±2,5 mm. In dem Kodon 736 wurde eine Mutation mit einem Austausch von Isoleucin (einer aliphatischen Aminosäure) zu Methionin (einer Aminosäure mit einer Schwefelgruppe) nachgewiesen (Kimura et al. 1994). Über den Phänotyp wurden keine näheren Angaben gemacht. Unser Patient hat eine Mutation im Kodon 736 mit einem Aminosäureaustausch von Isoleucin zu Threonin. Die Krankheit wurde bei diesem Patienten mit der Lab-Nr. 53 im Alter von 29 Jahren diagnostiziert. Die Familienanamnese war unauffällig. Der Patient hatte auskultatorisch eine geringgradige Mitralinsuffizienz und litt unter den krankheitstypischen aber dennoch unspezifischen Symptomen wie Dyspnoe und Leistungsminderung. Die Septumdicke maß 17 mm und die Hinterwand 11 mm. Das EKG zeigte eine linksventrikuläre Hypertrophie, einen linksventrikulären Hemiblock, Extrasystolen und Couplets. Auch wenn die klinischen Symptome des Patienten auf den ersten Blick nicht auf ein erhöhtes Risiko für einen Herztod hinweisen (keine Synkopen, IVS<35mm), so muß doch das Auftreten der Krankheit im Alter von 29 Jahren als Risikofaktor für einen plötzlichen Herztod betrachtet werden. Außerdem weist das EKG 80 ventrikuläre Extrasystolen und Couplets nach, die als Vorstufen zu den Risikofaktoren der ventrikulären Tachykardien in Betracht gezogen werden müssen. Um zu klären, ob es sich bei diesem Patienten um eine in der Familie neu aufgetretene Mutation handelt, müßte die komplette Familie untersucht werden. Dies war zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht durchführbar. Bei dieser Mutation kommt es zu keinem Ladungswechsel. Allerdings sind die Aminosäuren in ihren Seitengruppen sehr unterschiedlich. Isoleucin ist eine aliphatische Aminosäure während Threonin zu den neutralen Aminosäuren mit einem zusätzlichen Sauerstoffatom in der Seitengruppe gehört. Obwohl die Mutation als schwerwiegend eingestuft worden ist, kann kein Ladungswechsel im Protein nachgewiesen werden. Die Seitengruppen der Aminosäuren könnten also hier relevant für die Konformationsänderung im Gen sein. Das Exon 21 und dort speziell die Kodons 778 und 782 befinden sich in der langen α-Helix, die die Leichtkettenbindungsregion bildet. Vermutet wird, daß es durch die Anlagerung der Leichtketten zur Umformung der chemischen Energie, die bei der ATPHydrolyse entstanden ist, in mechanische Bewegung kommt. Bisher ist diese Hypothese noch nicht bestätigt worden (Rayment et al. 1995), doch da die Exons 19, 20 und 21 für die Bindung von Aktin an Myosin wichtig sind, führen Mutationen in diesem Bereich, wie erwähnt, zu Konformationsänderungen des Proteins und somit zu einer nicht ausgeprägten Kontraktion. Bisher wurden nur zwei Mutationen im Exon 21 beobachtet, nämlich an der Position 778 mit einen Austausch von Asparagin zu Glycin (Harada et al. 1993, Kimura et al. 1994) und an der Position 797 mit einem Austausch von Alanin zu Thyrosin (Moolman et al.1995/93). Harada untersuchte 3 Familien, welche die Mutation Asp778Gly besaßen. In einer Familie hatten 3, in einer anderen 6 und in der dritten Familie 5 Personen diese Mutation. In der zuletzt genannten Familie traten bei einer Person weder klinische 81 Symptome auf, noch war echokardiographisch ein verdickter Herzmuskel nachzuweisen, lediglich das EKG zeigte Abnormalitäten. Damit betrug die Penetranz für die Erkrankung ca. 90%. Plötzliche Herztode waren nicht beschrieben. Moolmann et al. (1995) beschrieben zwei Familien mit einer Mutation im Exon 21 an der Position Ala797Thr. In einer Familie (25 Personen) wurde diese Mutation bei 5 Personen zwischen 24 und 62 Jahren festgestellt. 2 Personen wiesen keine Symptomatik auf. Die drei anderen zeigten typische Symptome wie Belastungsdyspnoe und APSymptomatik. Die Septumdicke betrug 8-14,5 mm. Eine Person wies ein SAM auf. Bei allen Personen zeigten sich im EKG ST- oder Q-Zackenveränderungen. 3 Personen dieser Familie waren jung an Herzerkrankungen verstorben. Bei der anderen Familie (11 Personen) wurde ebenfalls bei 5 Personen die gleiche Mutation gefunden. Eine Person wurde im Alter von 65 Jahren herzinsuffizient und verstarb. Die anderen vier Personen waren zwischen 31 und 38 Jahre alt. Eine Person litt an Dyspnoe, die anderen Personen waren beschwerdefrei. Alle Personen hatten Veränderungen im EKG. Die Septumdicke betrug zwischen 17-22 mm. Zwei Personen wiesen ein SAM auf. Unser Patient Lab-Nr. 10, zum Zeitpunkt der Untersuchung 68 Jahre alt, hat eine Mutation an der benachbarten Position Leu796Phe. Der Patient litt bereits seit seiner Kindheit an HCM und hatte eine stark ausgeprägte klinische Symptomatik: Präsynkopen, Belastungsdyspnoe, AP-Symptomatik, Hypertonie und Rhythmusstörungen. 1982 mußte er sich einer Myektomie unterziehen, so daß die Septumdicke jetzt nur 14 mm beträgt. Die Familienanamnese des Patienten war eher unauffällig. Lediglich der Vater des Patienten hatte eine koronare Herzkrankheit. Anschließend an diese Studie wurde in der DNA der Tochter des Patienten im Alter von 27 Jahren die gleiche Mutation Leu796Phe gefunden, jedoch hatte sie bis zu dem Zeitpunkt der Untersuchung keine Anzeichen für eine Erkrankung. Es bleibt abzuwarten, ob die Krankheit auch bei ihr auftreten wird. Wie oben erwähnt, weist der Patient mehrere Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod auf: die ausgeprägte Symptomatik zeigt Dyspnoe, AP-Symptomatik und Synkopen. Die Septumdicke war so erheblich, daß eine Myektomie durchgeführt werden mußte. Es ist gesichert, daß sich die Mutation weitervererbt hat. Spekulativ bleibt, ob schon der Vater diese Mutation 82 aufwies. Diese Mutation hat ähnlich schwerwiegende Auswirkungen wie die Mutationen der in der Literatur beschriebenen Familien. Auch bei dieser Mutation kam es zu keinem Ladungswechsel im Protein. Allerdings veränderte sich die Aminosäure von der aliphatischen Aminosäure Leucin zu Phenylalanin, welche einen aromatischen Ring in der Seitengruppe besitzt. Wiederum wird die Hypothese nicht bestätigt, daß Ladungswechsel in den Aminosäuren allein für eine Konformationsänderung im Gen und somit für die Ausprägung der Krankheit von Bedeutung sind. Daher könnten auch hier die Aminosäureseitenketten relevant für eine Konformationsänderung im Gen sein. Das Exon 23 liegt im Übergang vom Myosinkopf zum Schwanzbereich. Mutationen in diesem Bereich führen zu keiner Konformationsänderung im Kopfbereich, sondern man vermutet, daß die fehlende Kraftübertragung von Kopf- zu Schwanzbereich zur Ausprägung der HCM führt. In diesem Bereich beugt sich der Myosinkopf zum Aktinfilament. Bei erhöhter Steifheit oder fehlender Kraft des Filamentes ist die Kontraktion vermindert (Rayment et al. 1995). Die Schwanzregion des Myosins verbindet sich im Schwanzbereich mit anderen Myosinmolekülen zu einem dicken Filament, welches das Rückrat und die Achse für den Aktin-Myosin-Komplex während der Kontraktion bildet. Mit Hilfe dieses Models wird versucht, die weniger dramatischen Verläufe der Krankheit bei Familien mit einer Mutation im Exon 23 zu erklären. Im Exon 23 sind mehrere Mutationen an verschiedenen Positionen gefunden worden: Glu949Lys (Watkins et al. 1992); Glu935Lys (Kimura et al. 1994, Nishi et al. 1995); Glu930Lys (Marian et al. 1994); Glu924Lys (Watkins et al. 1992) und Leu908Val (Epstein et al. 1992, Fanapazir et al. 1993; Al-Mahdavi et al. 1993). Von den drei Autoren, die eine Mutation im Kodon 908 von Leucin nach Valin beschrieben haben, wird diese Mutation als gutartig eingestuft. Die Penetranz der Erkrankung wurde auf 61% festgelegt. Die Patienten hatten eine durchschnittliche 83 Lebenserwartung. In der von Epstein et al. (1992) und Fananapazir et al. (1993) untersuchten Familie hatten 12 von 31 Personen mit einer Mutation keine linksventrikuläre Hypertrophie. Nur 5 Personen hatten ein pathologisches EKG. Kein Kind dieser Familie hatte HCM, jedoch sind 2 Personen der Familie unter 55 Jahren an plötzlichem Herztod verstorben. Die Septumdicke der 19 Patienten betrug zwischen 1527 mm. In der Familie, die Al-Mahdavi et al. 1993 beschrieben, waren 4 Personen an HCM erkrankt. Die Mutter des Patienten litt unter Herzbeschwerden und Palpitationen. Die Septumdicke betrug 26 mm und die Hinterwanddicke 11 mm. Mit 61 Jahren verstarb sie an Herzinsuffizienz. Der Onkel und die Großmutter des Patienten verstarben im Alter von 18 bzw. 71 Jahren an plötzlichem Herztod. Der untersuchte Patient war 40 Jahre alt und symptomfrei. Er hatte ein pathologisches EKG, sein Echokardiographiebefund zeigte jedoch keine Hypertrophie. Bei einer seiner Töchter wurde eine Mutation nachgewiesen. Zum Zeitpunkt der Untersuchung hatte sie aber noch keine Symptome der HCM entwickelt. Unser Patient Lab-Nr. 4, zum Zeitpunkt der Untersuchung 46 Jahre alt, hat eine Mutation Cys905Phe in direkter Nachbarschaft der zuvor beschriebenen Mutationen. Der Patient litt an Dyspnoe und AP-Symptomatik. Außerdem hatte der Patient eine koronare Herzkrankheit und eine geringgradige Mitralinsuffizienz. Die Septumdicke betrug 18 mm und die Hinterwanddicke 11 mm. Das EKG wies Vorhofflimmern und eine linksventrikuläre Hypertrophie auf. 1988 führte eine Thrombembolie der Arteria Meningea media zu einem Apoplex. 1996 verstarb der Patient an einem zweiten Apoplex. In seiner Familie waren keine Herzerkrankungen bekannt, allerdings war der Vater des Patienten ebenfalls an einem Apoplex verstorben. Spekulativ ist, ob bei ihm zuvor ebenfalls Vorhofflimmern vorlag. Beide Apoplexe des Patienten wurden durch Embolien hervorgerufen, die ihre Ursache in einem Vorhofflimmern hatten, einer häufigen Komplikation der HCM. Ohne die Komplikation des Vorhofflimmerns wäre die Krankheit bei diesem Patienten vermutlich ähnlich benigne verlaufen, wie sie in der Literatur beschrieben ist. Veränderungen im EKG scheinen bei Mutationen in diesem Exon eine Rolle zu spielen. Bei zwei der oben beschriebenen Familien und bei unserem Patienten waren pathologische Veränderungen früher mit Hilfe des EKGs als mit Hilfe der Echokardiographie zu erkennen. 84 Eine weitere Vermutung, warum die Krankheit bei unserem Patienten so schwerwiegend verlaufen ist, wäre die Annahme, daß eine Mutation auf einem anderen Gen die Krankheit unseres Patienten wesentlich beeinflußt hat. Für diese Hypothese müssen weitere Untersuchungen folgen. Auch bei dieser Mutation gab es keinem Ladungswechsel beim Aminosäurenaustausch. Allerdings handelt es sich bei Cystein um eine Aminosäure mit einem Schwefelatom in der Seitengruppe, während Phenylalanin einen aromatischen Ring besitzt. Zusammenfassend fanden sich im Bezug auf den Phänotyp keine Unterschiede zwischen den Patienten mit β-MHC-Mutationen und den Patienten mit fehlendem Mutationsnachweis. Bei letzteren müssen Mutationen in anderen Genen angenommen werden. Der fehlende Unterschied mag zum Teil auf die relativ kleine Zahl untersuchter Patienten zurückzuführen sein und zum Teil darauf beruhen, daß unterschiedliche Myosinmutationen unterschiedliche molekulare Pathomechanismen induzieren und zum Teil darauf, daß Genotyp-Phänotyp Beziehungen bei HCM nicht eindeutig und eng sind. 6 Patienten unseres Patientenkollektivs wiesen Mutationen auf. Wie schon auf Seite 52 erwähnt, waren zwei Mutationen (Positionen Arg403Trp, Arg719Trp) schon vorher in der Literatur beschrieben worden. Eine dritte Mutation (Position Ile736Thr) war ebenfalls beschrieben worden, jedoch mit einem unterschiedlichen Aminosäureaustausch. Drei Mutationen waren neu (Positionen Val411Ile, Asp796Phe und Cys905Phe). 5 unserer Patienten wiesen die von Burn et al. (1997), Spirito et al. (1997) und Hauser et al. (1997) beschriebenen Kriterien auf, die ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod darstellen. Damit konnten wir bestätigen, daß Mutationen im Exon 13 Arg403Trp, Exon 13 Val411Ile, Exon 19 Arg719Trp, Exon 20 Ile736Thr und Exon 21 Asp796Phe auch bei unseren Patienten mit einem hohen Risiko für einen plötzlichen Herztod einhergehen. 85 Die Mutation im Exon 13 (Arg403Trp) ist in der Literatur allerdings im Vergleich zu der Mutation Arg403Gln als relativ benigne beschrieben worden. Trotz der Risikofaktoren scheint die Ausprägung der Krankheit unserer Patientin mit dieser Mutation ebenfalls unauffällig zu sein. Unser Patient mit der Mutation im Exon 23 Cys905Phe zeigte wie die in der Literatur beschriebenen Patienten keine Anzeichen für eine erhöhte Gefahr, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. Lediglich Vorhofflimmern konnte festgestellt werden, eine Komplikation der HCM. Diese wiederum verursachte eine Thrombose mit nachfolgendem Apoplex, woran der Patient schließlich verstarb. Die Ausprägung der Mutation bei diesem Patienten können wir nur mit Einschränkungen als benigne einstufen. Die Vermutung, daß eine weitere Mutation bei diesem Patienten in einem anderen Gen vorlag, läßt sich nicht ausschließen. Der Ort der Mutation im β-Myosin-Gen scheint für die Ausprägung der Krankheit verantwortlich zu sein. So beeinträchtigen Mutationen im Exon 13 die Anlagerung von Aktin an Myosin und die Mutationen in den Exons 19, 20 und 21 beeinflussen die Anlagerung von ELC. Das Exon 23 dagegen ist wichtig für die Kraftübertragung vom Kopf- auf den Schwanzbereich im Protein. Daraus lassen sich einige Unterschiede für die Ausprägung der HCM auch bei unseren Patienten erklären, jedoch können nicht alle Unterschiede hierauf zurückgeführt werden. Wie die Mutation Arg403Trp bei unserer Patientin gezeigt hat, müssen noch weitere Aspekte in die Bewertung für die Ausprägung der Krankheit mit einbezogen werden. Bei zwei Mutationen (Arg403Trp, Arg719Trp) traten z.B. Ladungswechsel beim Aminosäureaustausch auf, die laut Literatur zu einer Konformationsänderung im Protein führen und damit die Ausprägung der Krankheit mitbestimmen. Diese Theorie konnte nur bei der Mutation Arg719Trp bestätigt werden. Eventuell sind die Wechsel der Seitengruppen beim jeweiligen Austausch der Aminosäuren von Bedeutung für die Konformation des Proteins. 86 4.5 Zusammenhang der klinischen Parameter von HCM-Patienten und Mutationen im α-Tropomyosin-Gen Es wird heute davon ausgegangen, daß Patienten mit einer Mutation in dem αTropomyosin-Gen eine durchschnittliche Lebenserwartung haben und seltener einen plötzlichen Herztod erleiden. Jedoch ist der Phänotyp variabel (Maron et al. 1998). Bisher sind drei verschiedene Mutationen in diesem Gen beschrieben worden und zwar im Exon 2 und 5 (Abb. 20). Abb. 20: Darstellung des α-Tropomyosin-Gens und der bisher beschriebenen Mutationen 1993 berichteten Thierfelder et al. von zwei Familien, bei denen die Erkrankung mit HCM auf Mutationen dieses Gens zurückgeführt wurde. Beide Mutationen fanden sich im Exon 5 und zwar an den Stellen Glu180Gly und Asp175Asn. Die Familie mit der Mutation Glu180Gly besaß eine durchschnittliche Septumdicke von 12,5±4,7 mm. Die Familienanamnese ergab eine geringe Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Herztod. Bei der anderen Familie mit der Mutation Asp175Asn betrug die durchschnittliche Septumdicke 23,7±7,7 mm und die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Herztod eines Familienmitgliedes war höher, wie Thierfelder et al. 1996 berichteten. 1995 wurde von einer weiteren Mutation in diesem Gen im Exon 2 Ala63Val berichtet (Ankajima-Taniguchi et al.). In der Familie des Patienten waren bereits 3 Personen an 87 HCM verstorben. Die untersuchte Patientin war 32 Jahre alt. Das EKG war pathologisch und die HCM ging in eine dilatative Herzinsuffizienz über. Da sich unser unverwandtes Patientenkollektiv nicht von den in der Literatur beschriebenen Patienten unterscheidet, hofften wir, Mutationen im α-Tropomyosin-Gen zu finden. Wir konnten jedoch keine Mutationen in diesem Gen nachweisen und daher auch nicht den Zusammenhang zwischen dem Phänotyp unserer Patienten und eventuellen Mutationen untersuchen. 4.6 Bedeutung der Genotypisierung für die Diagnostik der HCM Unsere Untersuchungen haben gezeigt, daß mit dem „Screening“ des β-MHC-Gens und des α-Tropomyosin-Gens allein nur bei einem Teil der Patienten krankheitsbestimmende Mutationen gefunden werden konnten. Die Erklärung könnte darin bestehen, daß Mutationen, die die HCM hervorrufen, auch in anderen als den hier untersuchten Genen auftreten, da die Krankheit sehr heterogen ist (Solomon et al. 1990, Schwarz et al. 1995, Malik et al. 1997). Zur Zeit werden in der Fachliteratur neben den beiden oben genannten Genen acht weitere Gene für die hypertrophe Kardiomyopathie verantwortlich gemacht: Kardiales Troponin T (Watkins et al.1993), Myosin-BindungsProtein C (Watkins et al. 1995, Bonne et al.1995), Kardiales Troponin I (Kimura et al. 1997), leichte Myosinketten vom Typ ELC (Poetter et al. 1996), leichte Myosinketten vom Typ RLC (Poetter et al. 1996), kardiales α-Aktin (Morgensen et al. 1999), Titin (Sateh et al. 1999) und das nicht näher bestimmte Gen auf Chromosom 7 (MacRae et al. 1995). Daher müßten bei entsprechendem Krankheitsverdacht sämtliche 10 in Frage kommenden Gene mit Hilfe molekulargenetischer Methoden im Krankenhaus untersucht werden. Darüber hinaus ist zu erwarten, daß in kurzer Zeit weitere Krankheitsgene wie die erst 1999 von Morgensen et al. (1999) und Satoh et al. (1999) beschrieben Gene entdeckt werden. Nur bei einigen wenigen Mutationen lassen sich Prognosen für den Verlauf der Krankheit ableiten: Als gesichert gilt, daß Mutationen im β-MHC-Gen an den 88 Positionen 403 (Exon 13), 453 (Exon 14) und 719 (Exon 19) zu einer starken Ausprägung der Krankheit mit verminderter Lebenserwartung der Patienten führen. Patienten mit einer Mutation in dem Kodon 256 (Exon 9) und 908 (Exon 23) haben hingegen eine fast normale Lebenserwartung (Marian et al. 1995). Daraus ergibt sich die Problematik, wie gefundene Mutationen zur Zeit gewertet werden sollen. Auch bei nachgewiesener Mutation läßt sich noch keine für den Patienten gewinnbringende Therapie ableiten. Lediglich auf eine Änderung der Lebensführung kann hingewiesen werden. Somit sollten Genotypisierungen von Patienten mit großer Vorsicht und nicht obligat durchgeführt werden (Al-Mahdavi et al. 1994, Komajda et al. 1996, Maron et al. 1998). Ein Screening gesunder Verwandter von HCM-Patienten oder gesunder Personen allgemein zur Feststellung einer Mutation ist ebenfalls sehr problematisch. Die Ausprägung einer Mutation kann auch innerhalb einer Familie unterschiedlich sein (Schwarz et al. 1995). Es können keine verbindlichen Aussagen über die Art des Phänotypes oder den Zeitpunkt des Auftretens der Krankheit getroffen werden. Die psychischen Probleme sind nicht abzuschätzen, die sich bei einer Person entwickeln können, die genotypisch als positiv getestet wird, phänotypisch aber negativ ist. Es gilt weiterhin, daß eine genotyp-positive Person mit phänotyp-negativer Ausprägung nicht therapiert wird und keine Einschränkungen in ihrem Lebensstil beachten muß (Maron et al. 1998). Nach wie vor hofft man jedoch, mit der Screening-Methode Personen, die an HCM erkrankt sind, genauer untersuchen und Grenzfälle besser erkennen zu können. Durch Langzeitstudien erstrebt man, eine bessere Therapie entwickeln und besonders bei Kindern, die eine positive Mutation besitzen (Fananapazir et al. 1995, Maron et al. 1998), präventive Maßnahmen durchführen zu können. Es mangelt noch an Erfahrungen, gefundene Mutationen auszuwerten (Fananapazir et al. 1995), um zu besseren Strategien zu kommen, Risikofaktoren bestimmen und ausschließen zu können (Komajda et al. 1996). 89 4.7 Zusammenhang von ACE-D/I-Polymorphismus und HCM und ACE-D/IPolymorphismus und Rhythmusstörungen Da ein Zusammenhang zwischen Mutationen in den oben beschriebenen Genen und der Ausprägung des Phänotyps noch nicht eindeutig nachvollziehbar ist, hofft man, mit der Untersuchung von „modifying factors“ genauere Kenntnisse zu erwerben. Zu diesen Faktoren zählen neben Umwelteinflüssen und Verhaltensweisen des Individuums wie z.B. Rauchen auch genetische Auffälligkeiten wie das Auftreten des D-Allels im ACEPolymorphismus. Die erhöhte Serumkonzentration von ACE wird mit mehreren kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung gebracht. Das Angiotensin-Converting-Enzym katalysiert die Bildung von Angiotensin II aus Angiotensin I. Angiotensin II wirkt als Vasokonstriktor im Serum und führt zur Zellproliferation. Weiterhin inaktiviert ACE das Bradykinin und blockt die Kallikrein-Synthese. Rigat et al. fanden (1990) mit dem D-Allel des I/D-Polymorphismus einen Marker für den erhöhten Serumspiegel von ACE im Blut. In der Bevölkerung gibt es zwei homozygote Genotypen für das ACEGen und einen heterozygoten Genotyp: Personen mit dem kurzen Deletions-Allel (DAllel) fehlt eine 287bp DNA Sequenz, dagegen besitzen Personen mit dem langen Insertions-Allel (I-Allel) diese 287bp DNA Sequenz; heterozygote Personen haben sowohl ein Allel mit als auch eins ohne die 287bp. Das Gen ist verantwortlich für 47% des ACE-Spiegels im Serum. Der Genotyp D/D im ACE-Gen führt zu einem höheren Spiegel von ACE im Blut (Cambien et al. 1992). Die Verteilung von D-Allel zu I-Allel Frequenz wird mit 60% zu 40% bei gesunden Personen angegeben (Rigat et al. 1990). Rigat et al. (1992) identifizierten das Intron 16 des ACE-Gens als eine entscheidende Position für einen I/D-Polymorphismus. Dieses Gen liegt auf dem Chromosom 17q23 und umfaßt 21 kb mit 26 Exons. Das entsprechende Enzym, das codiert wird, heißt Dipeptidyl-Carboxypeptidase 1 (DCP1). Inzwischen sind weitere Sequenzvarianten (ca. 78) in diesem Gen festgestellt worden (Rieder et al. 1999). 90 1993 berichteten Marian et al., daß 69% ihrer HCM-Patienten das D-Allel besaßen. Vor allem Patienten mit einer ausgeprägten Symptomatik wiesen diesen Genotyp auf. Yoneyga et al. (1995) und Pfeufer et al. (1997) konnten dies von HCM-Patienten mit sporadischen Mutationen bestätigen. Je nachdem in welchem Gen oder in welcher Position im Gen die Mutation stattfand, wurde eine unterschiedliche D-Allelfrequenz gefunden. Sie ist vermehrt bei Patienten mit einer Mutation im β-MHC-Gen an der Position 403 im Protein beschrieben worden (Tesson et al. 1997). Lechin et al. (1995) zeigten einen Zusammenhang zwischen Septumhypertrophie bei HCM-Patienten und dem D/D-Genotyp des ACE-Polymorphismus auf. Pfeufer et al. (1997) konnten dies bei ihrer Untersuchung nicht nachvollziehen. Yamada et al. (1997) versuchten mit dem ACE-D/I-Polymorphismus anhand von Daten der Echokardiographie die Schwere der Krankheit zu bestimmen. Sie konnten jedoch keinen Zusammenhang feststellen. Eine Korrelation zwischen ventrikulärer Tachykardie, HCM und D/D-Genotyp sahen Osterziel et al. (1996) als signifikant und damit als existent an. Nach wie vor ist nicht geklärt, wie sich der ACE-Polymorphismus auf den Phänotyp der Krankheit auswirkt. Trotz kontroverser Diskussion nahmen Andersen-Sylven et al. (1996) an, daß der D/DGenotyp einen verschlechternden Einfluß auf die Krankheit besitzt. In aktuellen Arbeiten konnte gezeigt werden, daß die Mortalitätsrate bei Patienten mit Herzinsuffizienz und D/D-Genotyp erhöht ist (McDonagh et al. 1999, Cuozo et al. 1999). Alvarez et al. (1998) vermuteten, daß mehrere genetische „modifying factors“ wie z.B. ACE und Angiotensin-1-Rezeptor (AT-1-R) synergistisch wirken und sich das Risiko für einen Herztod erhöht, wenn der C/C-Genotyp des AT-1-R und der D/DGenotype des ACE-D/I-Polymorphismus gemeinsam vorliegen. Außer ACE und AT-1-R werden Endothelin-1 und Angiotensinogen als „modifying factors“ angesehen (Bruganda et al. 1997). Diese Untersuchungen veranlaßten uns, den ACE-D/I-Polymorphismus an unserem Patientenkollektiv nachzuprüfen, um zu sehen, ob das D-Allel, wie in der Literatur beschrieben, auch bei unseren Patienten eine Rolle als „modifying factor“ spielt und somit den Phänotyp der Patienten mit HCM mitbestimmen könnte. Wir haben deshalb den ACE-D/I-Polymorphismus sowohl in unserem Patientenkollektiv mit HCM als auch 91 speziell bei den Patienten mit HCM und Rhythmusstörungen untersucht. Es ließ sich weder bei unseren HCM-Patienten noch bei den HCM-Patienten mit Rhythmusstörungen und hier auch speziell bei den Patienten mit Arrhythmien der Lown-Klassifikation 4b kein signifikanter Unterschied zur Normalbevölkerung nachweisen. Damit können wir von keinem Zusammenhang zwischen dem D/DGenotyp und HCM bzw. dem D/D-Genotyp und Rhythmusstörungen bei Patienten mit HCM berichten. 92 5 Zusammenfassung Wir untersuchten 45 Patienten des Deutschen Herzzentrums Berlin auf Mutationen im β-MHC-Gen und im α-Tropomysin-Gen. Bei 6 Patienten (13%) fanden wir eine Mutation im β-Myosin-Gen. Kein Patient hatte eine Mutation im α-Tropomyosin-Gen. In der Literatur wird eine Mutation im β-MHC-Gen in bis zu 35% und im αTropomyosin-Gen in bis zu 3% der Fälle angenommen. Offensichtlich besitzen unsere Patienten überdurchschnittlich häufiger Mutationen in anderen Genen, die in dieser Studie nicht untersucht wurden. Unsere Patienten hatten die Mutationen: Exon 13 Arg403Trp und Val411Ile, Exon 19 Arg719Trp, Exon 20 Ile736Thr, Exon 21 Leu796Phe und Exon 23 Cys905Phe. Die Mutationen Arg403Trp und Arg719Trp waren vorher bereits bekannt. An der Position 736 im Protein war ebenfalls bereits eine Mutation jedoch mit einem anderen Aminosäureaustausch beschrieben worden. Die Mutationen, Val411Ile, Leu796Phe und Cys905Phe wurden von uns erstmals ermittelt. Der Phänotyp der Krankheit der HCM war auch bei unserem Patientenkollektiv sehr heterogen, und es ließen sich keine signifikanten Unterscheidungen feststellen. So haben wir uns darauf beschränkt, bei den 6 Patienten mit Mutationen nur nach den von Burn et al. (1997), Hauser et al. (1997) und Spirito et al. (1997) aufgestellten Risikofaktoren zu suchen, die einen plötzlichen Herztod herbeiführen können, und haben sie danach in Patienten mit einem höheren oder niedrigeren Risiko eingestuft. Kriterien für ein erhöhtes Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden, wurden von Patienten mit den Mutationen: Exon 13 Arg403Trp, Exon 13 Val411Ile, Exon 19 Arg719Trp, Exon 20 Ile736Thr und Exon 21 Leu796Phe erfüllt. Mutationen an diesen Positionen sind auch in der Literatur mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod assoziiert worden. Wir konnten dies mit unseren Ergebnissen bestätigen. Der Patient mit der Mutation im Exon 23 Cys905Phe wies wenige Risikofaktoren auf und unterscheidet sich somit nicht von den in der Literatur beschriebenen Patienten. Allerdings verstarb er an einem Apoplex, der sich als Folge einer Embolie entwickelt hatte. Diese Embolie hatte ihren Ursprung in Vorhofflimmern, einer Komplikation der HCM. Unsere Ergebnisse weisen, wie in der Literatur beschrieben, darauf hin, daß die Schwere der Krankheit unter anderem von dem Ort der Mutationen im Gen abhängig sein kann. Das Exon 13 ist ein wichtiger Ort der Bindung von Aktin an Myosin. Exon 19, 20 und 21 stellen die Verbindung zu ELC her. Das Exon 23 überträgt die Energie vom Kopf des Proteins zur Schwanzregion. Unser Patient mit der Mutation im Exon 13 Arg403Trp zeigte allerdings, daß nicht allein der Ort der Mutation für die Ausprägung der Krankheit verantwortlich zu sein scheint. Die Patientin wies lediglich eine positive Familienanamnese als Risikofaktor 93 für einen plötzlichen Herztod auf. Sonst war die Klinik der Patientin unauffällig. Damit bestätigten wir die in der Literatur für diese Position Arg403Trp im Exon 13 erwähnten Fälle, die als relativ benigne und milde eingestuft wurden. Es liegt die Vermutung nahe, daß für die Ausprägung der Krankheit auch entscheidend ist, in welche Aminosäure die Mutation mündet. Diskutiert wird außerdem, in wie weit andere Faktoren – sogenannte „modifying factors“ - zur Ausprägung der Krankheit führen. Einer dieser Faktoren ist der D/DGenotyp des ACE-Polymorphismus. Wir untersuchten den ACE-Polymorphismus an unserem Patientenkollektiv und nochmals speziell bei Patienten mit HCM und Rhythmusstörungen. Wir konnten kein erhöhtes Vorkommen des D/D-Genotyps abweichend von der Normalbevölkerung feststellen und somit keinen Zusammenhang bestätigen. 94 Literaturliste: Al-Mahdawi, S., Chamberlain, S., Cleland, J.: Identification of a mutation in the βcardiac myosin heavy chain gene in a family with hypertrophic cardiomyopathy. Br Heart J 1993 , 69 (2), 136-141 Al-Mahdawi, S., Chamberlain, S., Chojnoska, L.: The electrocardiogramme is a more sensitive indicator than echocardiography of HCM in families with a mutation in the MH7 gene. 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Ampicillin: Ampicillinresistenzgen; ori: Replikationsursprung; lac I: LactoseRepressor; lac Z: ß-galactosidase-Sequenz mit MCS (multiple cloning site); SmaI: Restriktionsschnittstelle für das Enzym...................................... 29 Abb. 4: Schematische Darstellung der zyklischen DNA-Sequenzierung nach Sanger. Der Sequenzierprimer wird bei der Sequenzierungs-PCR nach Anlagerung an den komplementären DNA-Strang verlängert, bis es durch den Einbau eines ddNTPs zum Kettenabbruch kommt........................ 32 Abb. 5: Verteilung der Septumdicke bei den Patienten .............................................. 40 Abb. 6: Verteilung der Hinterwanddicke bei den Patienten........................................ 41 Abb. 7: Die im Patientenkollektivs gefundenen Mutationen im β-MHC-Gen .......... 46 Abb. 8: Familienanamnese von Lab-Nr. 27: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereck-männl. ......................................................................... 47 Abb. 9: Familienanamnese von Lab-Nr. 11: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereck-männl. ......................................................................... 48 Abb. 10: Familienanamnese von Lab-Nr. 90: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereck-männl. ......................................................................... 49 Abb. 11: Familienanamnese von Lab-Nr. 53: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereck- männl. ........................................................................ 50 Abb. 12: SSCP-Analyse von Exon 20 des β-MHC-Gens bei Raumtemperatur. Spur 1: Patient Lab.-Nr. 53,. Die zusätzliche Bande ist durch einen Pfeil gekennzeichnet. Spuren 2-7: PCR-Fragmente von Patienten mit WildTyp-Sequenz................................................................................................... 51 106 Abb. 13: Ausschnitt aus der DNA-Sequenz des mutierten Allels bei Patient Lab.- Nr. 53. Der Pfeil kennzeichnet die Position des T→C Austausches im Kodon 736. ..................................................................................................... 51 Abb. 14: Restriktionsverdau mit TspRI zum Nachweis der Mutation Ile736Thr im β-MHC-Gen. M: 100 bp-Leiter, Spuren 1,2,4 und 5: Restriktionsfragmente von Patienten mit Wild-Typ-Sequenz, Spur 3: Nachweis der Mutation Ile736Thr bei Patient Lab.-Nr. 53............................ 52 Abb. 15: Vergleich der Wild-Typ-Sequenz mit der mutierten Sequenz im Exon 20 des β-MHC-Gens. Der T→C Austausch im Kodon 736 führt zum Austausch der Aminosäure Isoleucin durch Threonin. .................................. 52 Abb. 16: Familienanamnese von Lab-Nr. 10: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, grau-Mutation ohne Krankheitsbild, Kreis-weibl., Viereck-männl. .............. 53 Abb. 17: Familienanamnese von Lab-Nr. 4: schwarz-erkrankt, weiß-gesund, Kreis-weibl., Viereck-männl. ......................................................................... 54 Abb. 18: Die SSCP-Analyse des α-Tropomyosin-Gens. Die Spuren 2-13 zeigen keine Varianten .............................................................................................. 57 Abb. 19: Darstellung des β-MHC-Gens mit den bisher beschriebene Mutationen in den Exons 13,19,20,21 und 23 .................................................................. 72 Abb. 20: Darstellung des α-Tropomyosin-Gens und der bisher beschriebenen Mutationen ..................................................................................................... 86 107 Abkürzungen β-MHC β-Myosin-Heavy-Chain α-TM α-Tropomyosin ACE angiotensin converting enzyme APS Amoniumpersulfat Aqua inject. Aqua injectabile Aqua dest. Aqua destillata Arg Arginin ATP (A), CTP C, GTP (G), TTP (T) Adenosin-, Cytosin-, Guanin-, Tymidin- Triphosphat Bp Basenpaare Cys Cystein DNA Dinucleotidacid dNTPs Dinukleotidtriphosphat EDTA Ethylenediaminetetraaceticacid ELC essential light chain f Freiheitsgrad FHCM familial hypertrophic cardiomyopathy HCM hypertrophic cardiomyopathy HW Hinterwand des linken Ventrikels Ile Isoleucin IVS Interventrikularseptum Kb kilobasen MyBP-C Myosinbindungsprotein-C PAA-Gele Polyacrylamid-Gele PCR polymerase chain reaction Phe Phenylalanin RFLP Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus RLC regional light chain RNA Ribonucleinacid SAM systolic anterior movement SDS Natriumdodecylsulfat SSCP single-strand conformational polymorphism Taq-Polymerase Terminus aquaticus polymerase TBE Tris Base Borsäure Tritriplex III TEMED N,N,N,N Tetramethylethyldiamin Trp Tryptophan Val Valin 108 Danksagung Frau Prof. Dr. med. Regitz-Zagrosek danke ich für die Überlassung der Themas und die freundliche Beratung bei der Abfassung der Arbeit. Ebenso bin ich Frau Dr. Erdmann sowie den Mitarbeitern des Labor des DHZB für die Betreuung bei der Durchführung der Untersuchungen zu großem Dank verpflichtet. Ich möchte Prof. Voßberg, Bad Neuheim für die zur Verfügung gestellten Proben danken. Ebenfalls danke ich den Patienten des DHZB, die sich für diese Studie zur Verfügung gestellt haben.