Zitruspflanzen – pflegeleichte Zier

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Aussenraum Bepflanzung
Zitruspflanzen – pflegeleichte Zier
Die Früchte wiegen zwischen wenigen und tausend Gramm, sind grün, gelb oder
orange, bitter, süss oder sauer. Sie heissen Kumquat, Satsuma, Tangelo, Calamondin,
Kucle, Lipo, Chinotto, Bergamotte, Pomeranze oder Pampelmuse: Zitrusfrüchte
sind dekorative, köstliche Kulturpflanzen mit einer langen Geschichte, die weiter
wächst – auch in Ihrem Zuhause. Text und Fotos: Markus Brupbacher
«Kennst du das Land, wo die Citronen blüh’n, im
dunklen Laub die Goldorangen glüh’n?» – dichtete und fragte Johann Wolfgang von Goethe, der
in den Achtzigerjahren des 18. Jahrhunderts Italien bereiste. Im 16. Jahrhundert kam bei den
europäischen Fürsten und Königen das Sammeln kostbarer Zitrusbäumchen in Mode, gehegt
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und gepflegt in barocken Orangerien. Bereits auf
antiken römischen Mosaiken sind leuchtend gelbe Zitronen zu sehen. Heute können wir uns Italien, Spanien und den Mittelmeerraum nur
schwerlich ohne Zitruspflanzen vorstellen. Die
Botschafter des Südens haben längst unsere Terrassen, Gärten, Balkone, Wintergärten und
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Küchen erobert. Mitte Mai sind die Eisheiligen
vorbei, der ideale Zeitpunkt also, um die frostempfindlichen Zitruspflanzen rauszustellen.
Die Vorfreude auf die Sommerferien steht somit
auf Ihrer Terrasse, ein Hauch von Süden weht
um Ihr Haus. Immergrüne, wohl duftende Blätter, Blüten, Schalen und farbige, schmackhafte
Früchte. Pflanzen für alle Sinne. Aber Vorsicht:
Manche wehren sich mit garstigen Dornen. Zitruspflanzen haben eben Charakter.
Zitronatzitrone. Die Römer gaben dieser Pflanze
den lateinischen Namen Citria, die Namensgeberin aller Zitruspflanzen (Gattung Citrus). In
Italien beschrieb 77 n. Chr. Plinius die Zitronatzitrone als exotischen Import. Offenbar fruchteten die Bäume in Italien noch nicht. Etwa 300
n. Chr. tauchten Zitronen und Pomeranzen auf,
An die Gestade des Mittelmeers
Und, wissen Sie die Antwort auf Goethes Frage
nach dem Herkunftsland der Zitruspflanze? Italien? Mittelmeerraum? Nein, erstaunlicherweise
nicht, jedenfalls nicht ursprünglich. Der kernige
Ursprung der Zitrusfrüchte wird am Südosthang
des Himalayas vermutet, im heutigen nordöstlichen Indien, Myanmar (Burma) sowie der chinesischen Provinz Yunnan. Der nordchinesische
Dialekt Mandarin gibt ihr den Namen – der Mandarine. Die über 4000 Jahre alte Geschichte der
Züchtung und Verbreitung der Zitruspflanzen
liest sich wie ein Krimi. Mit den Feldzügen Alexander des Grossen um 330 v. Chr. gelangte die erste Zitruspflanze von Persien nach Europa – die
Fortunella alla Daniele:
Kumquats in Vin Santo & Bitterschokolade
Kumquats sind robuste Zitruspflanzen, die bis −5 °C überstehen. In der
Toskana tragen darum Kumquats während der Wintermonate in Gärten
und Parks reichlich Früchte (s. Bild). Die Schale der ovalen Kumquat (Fortunella margarita) hat einen fruchtigen, süss-herben Geschmack, der wegen den ätherischen Ölen sehr intensiv ist. Die Schale dieser Frucht muss
man also unbedingt mitessen. Zusammen mit dem erfrischend sauren
Fruchtfleisch bietet die Kumquat ein Geschmackserlebnis, das sich perfektionieren lässt:
1. Rollen Sie die Kumquats auf einem Küchenbrettchen, damit sich die
schmackhaften ätherischen Öle in der Schale entfalten.
2. Schneiden Sie die Schale der Kumquats längs ein, auf 12, 3, 6 und
9 Uhr.
3. Legen Sie die Kumquats während rund 24 Stunden in den bernsteinfarbenen, toskanischen Dessertwein Vin Santo ein.
4. Tupfen Sie die Kumquats ab und tauchen Sie sie mit einem Zahnstocher in flüssige Bitterschokolade, bis die Frucht schön ummantelt ist. Lassen Sie die Kumquats abkühlen, entfernen Sie den Zahnstocher und
streuen Sie etwas Kakaopulver darüber.
verewigt auf römischen Mosaiken. Die Ausbreitung des Islams sorgte um das Jahr 1500 für die
nächste grosse Verbreitung von Zitruspflanzen
bis nach Spanien. Zu jener Zeit war die Vielfalt
kultivierter Zitruspflanzen im Mittelmeerraum
etwa gleich gross wie im Ursprungsland China.
Die heute so bekannte und liebgewordene Mandarine wurde erst 1805 nach Europa eingeführt,
die Kumquat gar erst um 1845 durch Robert
Fortune – daher der Name Fortunella (s. Rezept
«Fortunella alla Daniele»).
Pflege: Viel Licht, Nahrung
und wenig Kälte
Obwohl es weltweit über 200 Zitrussorten gibt,
haben alle nahezu die gleichen Wünsche. Zitruspflanzen sind keine reinen Zimmerpflanzen,
sie mögen im Sommer einen vollsonnigen Platz
auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten.
Ob Winter oder Sommer: Als Pflanzen des Südens schätzen Zitruspflanzen Wärme und Licht.
Die Temperatur draussen sollte mindestens 3
bis 5 °C höher liegen als im Winterquartier. Dort
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wiederum sollte die Temperatur nicht unter 3 bis
5 °C sinken. Mit den Jahren können einzelne
Pflanzen ihre Abwehrkräfte schrittweise stärken
und so auch kurzzeitigen Frost ertragen. Aber
Vorsicht: Wagen Sie diesbezüglich keine Experimente. Über den Winter eignet sich ein heller,
kühler Standort, der die Pflanze in eine Wachstumspause versetzt. Als Winterquartiere eignen
sich daher ein wenig oder nicht beheizter Wintergarten, Garagen oder Dachböden mit grossen
Fenstern, Windfänge, Treppenaufgänge oder
Waschküchen. Egal wo und in welcher Jahreszeit, es gilt die Grundregel: Je wärmer der Standort, desto heller muss er sein. Folglich: Je kühler
der Winterplatz ist, desto lichtärmer darf er sein.
An heissen Sommertagen verbrauchen Zitruspflanzen viel Wasser. Doch die Pflanzen des Südens treiben auch nach harter Trockenheit, in
der sie Blätter verlieren, in der Regel wieder aus.
Der grösste Feind der Zitruspflanzen ist in unseren Breitengraden die Staunässe. Wurzeln,
die über längere Zeit im Wasser lie-
gen, sterben ab. Diese Gefahr besteht insbesondere in den Wintermonaten. Das Loch im Topfboden sowie eine luftige, mit Lavagestein, Bims
oder gebrochenem Blähton gemischte Erde sorgen für den nötigen Sauerstoff und Wasserdurchfluss. Nie sollte oberflächlich gegossen
werden, weil sonst die Wurzeln im unteren Topf-
Die toughe Aussenseiterin:
Dreiblättrige Orange (Poncirus trifoliata)
Ihre Robustheit fasziniert. Die sehr ursprüngliche Dreiblättrige Orange
steckt Temperaturen bis −25 °C weg und gedeiht daher als einzige Zitruspflanze auch bei uns in den Gärten. Die Poncirus trifoliata stammt aus
Zentral-/Nordchina und Japan. Mit ihren kräftigen, langen Dornen (s. Bild)
wehrt sie dort als Heckenpflanze Eindringlinge ab. Als einzige Vertreterin der Gattung Citrus verliert die Dreiblättrige Orange ihre dreigeteilten
Blätter (tri-foliata). Aufgrund der sehr hohen Resistenz gegen Kälte, Trockenheit, Nässe und Schädlinge dient die Dreiblättrige Orange als Veredelungsunterlage für zahlreiche Zitruspflanzen.
bereich absterben und so der temporäre Wasserspeicher ausfällt. Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass Zitruspflanzen weit mehr Kalk
vertragen als bisher angenommen. Schenken Sie
sich also die aufwändige Wasserentkalkung mit
Filtern. Benutzen Sie wenn möglich Regenwasser oder lassen Sie die Giesskanne mit dem
Leitungswasser einfach über Nacht stehen –
so setzt sich der Kalk im Wasser. Je grösser
die Pflanze, desto mühseliger wird der
Umzug vom Sommer- ins Winterquartier
und zurück. Da bieten sich die leichteren
Plastiktöpfe an, die solche aus Ton optisch imitieren. Doch das ist auch eine
Geschmacksfrage. Vielen gefallen die klassischen
Terrakotta-Töpfe
besser.
Schliesslich benötigen Zitruspflanzen überdurchschnittlich viel
Nahrung. Überdüngung kommt
daher viel seltener vor als Unterdüngung.
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