ANALYSIS 1 1. Beweisprinzipien 1.1. Aussagenlogik. Negation, Konjunktion, Disjunktion, Implikation, Äquivalenz, Wahrheitstafeln 1.2. Axiome. 1.3. direkter Beweis. Beispiel: Das Quadrat einer geraden Zahl ist gerade. 1.4. indirekter Beweis durch Kontraposition. Beispiel: Ist das Quadrat einer natürlichen Zahl ungerade, so ist die Zahl ungerade. 1.5. indirekter Beweis durch Widerspruch. √ Beispiel: 2 6∈ Q 1.6. Prinzip der vollständigen Induktion. Pn 1.7. Notation: k=1 ak Pn (n+1)n 1.8. Satz: k=1 k = 2 1.9. Notation: Fakultät, Binomialkoeffizient n−1 1.10. Lemma: nk = n−1 + k−1 k 1.11. Satz: binomische Formel n X n k n−k (x + y) = x y k k=0 n 2. Sprache der Mathematik 2.1. ”Naive” Definition (Cantor): Menge Bezeichnungen: x ∈ M , x 6∈ M , N ⊂ M , N = M 2.2. Operationen mit Mengen. M ∪ N , M ∩ N , M \N Kommutativität, Assoziativität und Distributivität von ∩ and ∪ 1 2 ANALYSIS 1 2.3. Beispiele und Notationen für Mengen. ∅, N, N0 , Z, Q, R, C (0 ist für uns nicht in N!) 2.4. Quantoren. ∀x ∈ M : A(x); ∃x ∈ M : A(x) ∀x ∃y : A(x, y) 6⇔ ∃y ∀x : A(x, y) 2.5. Verneinung von Quantoren. Beispiel: Verneinung von f ist bei x stetig 2.6. Notation: Vereinigung und Durchschnitt von beliebig vielen Mengen T S i∈I Mi i∈I Mi , 2.7. Satz: Regeln von de Morgan [ \ Mi = (M0 \Mi ) M0 \ i∈I M0 \ \ i∈I i∈I Mi [ = (M0 \Mi ) i∈I 2.8. Definition. von Abbildungen oder Funktionen Definitionsbereich, Bildraum (Wertebereich) injektiv, surjektiv, bijektiv 2.9. Definition: Komposition von Funktionen f ◦g 2.10. Notation: Identitätsabbildung idX : X → X f ◦ idX = f = idX ◦ f für f : X → X beachte: im allgemeinen ist f ◦ g 6= g ◦ f 2.11. Definition: Umkehrabbildung Für bijektives f : X → Y existiert f −1 : Y → X f ◦ f −1 = idY , f −1 ◦ f = idX 2.12. Definition: gleichmächtig, abzählbar, überabzählbar Beispiel: abzählbar sind endliche Mengen, N, Z, Q 2.13. Satz (Cantor): R ist überabzählbar Beweis durch Diagonalverfahren 3. R als angeordneter Körper 3.1. Definition: Körper ANALYSIS 1 3.2. Beispiele: für Körper kein Körper: Z Körper: Q, R, C und Fp für p Primzahl 3.3. Einfache Folgerungen aus Körperaxiomen. 3.4. Definition: angeordneter Körper 3.5. Notationen. a > b, a < b, a ≥ b, a ≤ b, max(a, b), min(a, b) 3.6. Beispiele von angeordneten Körpern. Q, R sind angeordnete Körper C und Fp können nicht angeordnet werden (Beweis für F2 ) 3.7. Einfache Folgerungen aus Anordnungsaxiomen. 3.8. Bemerkung: Einbettung von N in angeordneten Körper 3.9. Satz: Bernoullische Ungleichung (1 + x)n ≥ 1 + nx für x > −1 3.10. Definition: Absolutbetrag 3.11. Eigenschaften von Absolutbetrag. Dreiecksungleichung 3.12. Definition: archimedischer Körper 3.13. Bemerkung: Folgerungen aus archimedisch ∀ε > 0 ∃N ∈ N ∀n ≥ N : n1 < ε 3.14. Axiom: R ist archimedisch angeordneter Körper 3.15. Bemerkung: Was ist Unterschied zwischen Q und R? R ist vollständig, Q nicht; zur Formalisierung davon werden wir Folgen benutzen 4. Folgen 4.1. Definition: Folge reeller Zahlen 4.2. Beispiele von Folgen. an = 2, an = n, an = n1 , an = (−1)n 4.3. Definition: konvergente Folge 4.4. Bemerkung: inverse Dreiecksungleichung 3 4 ANALYSIS 1 4.5. Beispiele: konvergenter Folgen an = 2 konvergiert gegen 2, an = n konvergiert nicht, an = n1 konvergiert gegen 0, an = (−1)n konvergiert nicht 4.6. Bemerkung: Grenzwert konvergenter Folgen ist eindeutig 4.7. Sprechweise: divergente Folgen 4.8. Bemerkung: Abänderung endlich vieler Folgenglieder Der Grenzwert konvergenter Folgen ändert sich dadurch nicht 4.9. Satz: Grenzwert der geometrischen Reihe Für x ∈ R mit |x| < 1 konvergiert sn = 1 + x + x2 + . . . + xn gegen 1 . 1−x 4.10. Beispiele. der Verwendung geometrischer Reihen Der periodische Dezimalbruch 0, 37 ist als 37 schreibbar. 99 4.11. Definition: beschränkte Folgen 4.12. Satz: Jede konvergente Folge ist beschränkt 4.13. Bemerkung: |x − a| < ε ⇐⇒ a − ε < x < a + ε 4.14. Satz: additive und multiplikative Verknüpfung von Limiten Sind (an )n∈N und (bn )n∈N konvergente Folgen, so gilt limn→∞ (an + bn ) = limn→∞ an + limn→∞ bn sowie limn→∞ (an · bn ) = limn→∞ an · limn→∞ bn 4.15. Korollar: skalare Multiplikation von Folgen und Subtraktion Sind (an )n∈N und (bn )n∈N konvergente Folgen und λ ∈ R, so ist limn→∞ (λan ) = λlimn→∞ an und limn→∞ (an −bn ) = limn→∞ an −limn→∞ bn 4.16. Beispiele. an = n+1 konvergiert gegen 1, bn = n n+1 2 n konvergiert gegen 1 4.17. Satz: Quotienten konvergenter Folgen Sind (an)n∈N und (bn )n∈N konvergente Folgen mit limn→∞ bn 6= 0, so ist n→∞ an limn→∞ abnn = lim limn→∞ bn 4.18. Beispiel. 5n2 +2n+1 → 35 3n2 +10n 4.19. Satz: Einschachtelung von Folgen Für konvergente Folgen an ≤ bn ist limn→∞ an ≤ limn→∞ bn . Für konvergente Folgen (bn )n∈N und (b0n )n∈N mit limn→∞ bn = limn→∞ b0n und b0n ≤ an ≤ bn folgt limn→∞ an = limn→∞ bn . 4.20. Bemerkung: Aus an < bn folgt nicht limn→∞ an < limn→∞ bn ANALYSIS 1 5 4.21. Beispiel: Berechnung des Limes von an = nxn 4.22. Definition: bestimmt divergente Folge Bezeichnung: limn→∞ an = ∞ oder an → ∞ 4.23. Beispiele. an = n: an → ∞ an = −n2 : an → ∞ ((−1)n )n∈N und ((−1)n n)n∈N divergent 4.24. Satz: lim an = ∞ ⇔ lim 1/an = 0 falls an > 0 für alle n ∈ N 4.25. P∞ unendliche Reihe P∞ Definition: k=n0 ak k=1 ak oder 4.26. Beispiele. für P Reihen 1 n geometrische Reihe: ∞ n=0 x = 1−x für |x| ≤ 1 P∞ 1 =1 k=1 P∞ k(k+1) 1 π2 Beweis) k=1 k2 = 6 (ohneP 1 harmonische Reihe ∞ k=1 k = ∞ P k1 alternierende harmonische Reihe: ∞ k=1 (−1) k = ln 2 (ohne Beweis) 5. Vollständigkeitsaxiom 5.1. Motivation: R ist vollständig, Q nicht In Q gibt es Folgen, die eigentlich konvergieren sollten, aber keinen Grenzwert in Q haben. Formalisierung von “sollten eigentlich konvergieren” durch Konzept der Cauchy-Folge 5.2. Definition: Cauchy-Folge 5.3. Satz: Jede konvergente Folge ist Cauchy-Folge 5.4. Vollständigkeitsaxiom für R. Jede Cauchy-Folge reeller Zahlen konvergiert gegen einen Grenzwert in R. 5.5. Bemerkungen. Unabhängigkeit des Vollständigkeitsaxioms von anderen Axiomen; Cauchy-Eigenschaft erlaubt Überprüfen der Konvergenz ohne Grenzwert zu kennen; |an − an+1 | < ε reicht nicht für Cauchy-Eigenschaft 5.6. Notation: Intervalle in R [a, b], (a, b], [a, b), (a, b), |I| := b − a 6 ANALYSIS 1 5.7. Intervallschachtelungs-Prinzip. 5.8. Satz: Äquivalenz von Vollständigkeitsaxiom und Intervallschachtelungs-Prinzip 5.9. Bemerkungen. man braucht abgeschlossene Intervalle in Intervallschachtelungs-Prinzip; Cauchyfolgen sind besser geeignet als Intervallschachtelungen, um Vollständigkeit in allgemeineren Situationen zu definieren 5.10. Definition: Teilfolge (ank )k∈N 5.11. Bemerkung: Teilfolge einer konvergenten Folge hat denselben Grenzwert 5.12. Satz von Bolzano-Weierstraß. Jede beschränkte Folge reeller Zahlen besitzt eine konvergente Teilfolge 5.13. Bemerkungen. unbeschränkte Folgen brauchen keine konvergenten Teilfolgen zu besitzen; B-W sagt im wesentlichen, dass Intervall [a, b] ”kompakt” ist, d.h. dass dort nicht unendlich viele Zahlen Platz haben, ohne sich irgendwo zu häufen 5.14. Definition: monotone Folgen monoton wachsend, streng monoton wachsend, monoton fallend, streng monoton fallend 5.15. Satz: Jede beschränkte monotone Folge ist konvergent 5.16. Satz: Konvergenz √ von Quadratwurzelalgorithmus 1 a xn+1 := 2 (xn + xn ) → a 5.17. Bemerkungen. Konvergenz quadratisch; analoger Algorithmus für k-te Wurzel √ a xn+1 := k1 ((k − 1)xn + xk−1 )→ ka n √ n n = 1. √ 5.19. Korollar: lim n a = 1 für a > 0 5.18. Satz: lim 5.20. Bemerkung: Jede reelle Zahl ist durch b-adische Brüche darstellbar. ANALYSIS 1 7 6. Konvergenzkriterien für Reihen 6.1. Satz: Cauchy-Kriterium P 6.2. Satz: Konvergenz von an impliziert an → 0 6.3. Bemerkung: Umkehrung gilt nicht; Beispiel: P 1 n =∞ 6.4. Satz: Reihe mit positiven Gliedern konvergiert genau dann, wenn Folge der Partialsummen beschränkt P 1 P1 konvergiert nicht; konvergiert 6.5. Beispiele: n n2 6.6. Satz: Majorantenkriterium 6.7. Bemerkung: inverse Dreiecksungleichung zeigt: an → a impliziert |an | → |a| 6.8. Definition: absolut konvergent 6.9. Bemerkung: absolut konvergent konvergent; P ⇒k+1 Umkehrung gilt nicht; Beispiel: (−1) k1 konvergiert, aber nicht absolut 6.10. Satz: Quotientenkriterium | 6.11. Bemerkung: Existiert α := lim |a|an+1 , dann: n| α < 1 impliziert absolute Konvergenz, α > 1 Divergenz; keine Aussage möglich für α = 1 6.12. Satz: Wurzelkriterium 6.13. Bemerkung: Existiert β := lim β < 1 impliziert absolute Konvergenz, β > 1 Divergenz; keine Aussage möglich für β = 1 p n |an |, dann: 6.14. Satz: alternierende Reihen 6.15. Beispiel: alternierende harmonische Reihe (aber nicht absolut) P (−1)n+1 n1 konvergiert 6.16. Definition: bedingt konvergent 7. Umordnung von Reihen 7.1. Motivation: Klammern setzen kann divergente Reihen in konvergente umwandeln, aber nicht umgekehrt, und Umordnung von Reihen ist noch problematischer 8 ANALYSIS 1 7.2. Beispiel: Umordnung der alternierenden harmonischen Reihe kann ihren Wert halbieren 7.3. Bemerkung: bei bedingt konvergenten Folgen kann durch Umordnung jeder beliebige Wert erreicht werden (Riemannsche Umordnungssatz); bei absolut konvergenten Reihen kann so was nicht passieren - dies wird durch den Begriff “summierbar” präzisiert 7.4. Bezeichnung: Familie reeller Zahlen (ai )i∈I 7.5. Satz und Definition: äquivalente Characterisierungen von “absolut summierbar” 7.6. Bemerkung: Summe und Vielfache von absolut summierbaren Familien sind absolut summierbar 7.7. Definition: Summierbarkeit von Familie (ai )i∈I 7.8. Bemerkung: Wert der Summe von summierbaren Familien eindeutig bestimmt; P Bezeichnung: i∈I ai 7.9. Satz: Jede absolut summierbare Familie ist summierbar 7.10. Satz: Jede summierbare Familie ist absolut summierbar 7.11. Bemerkung: summierbar = absolut summierbar = absolut konvergent in einer (und in allen) Anordnungen 7.12. Satz: Großer Umordnungssatz 7.13. Korollar: Doppelreihensatz (Satz von Fubini) 7.14. Korollar: Satz vom Cauchy Produkt P∞ xn 7.15. Bemerkung: Reihe n=0 n! ist absolut konvergent für jedes x∈R 7.16. Definition: Exponentialfunktion exp : R → R 7.17. Satz: exp(x + y) = exp(x) · exp(y) für alle x, y ∈ R 7.18. Notation: e := exp(1) 7.19. Bemerkungen: exp(n) = en für n ∈ N, exp(x) 6= 0 für alle x ∈ R und exp(x) > 0 für alle x ∈ R ANALYSIS 1 9 7.20. Satz: Für |x| ≤ (N + 2)/2 gilt | exp(x) − N X xn n=0 n! |≤2 |x|N +1 (N + 1)! 8. Teilmengen von R 8.1. Definition: beschränkt nach oben, beschränkt nach unten, beschränkt (für Teilmengen von R) 8.2. Definition: Supremum (oder kleinste obere Schranke), Infimum (oder größte untere Schranke) 8.3. Satz: Supremumseigenschaft von R 8.4. Bemerkung: Vollständigkeitsaxiom, Intervallschachtelungs-Prinzip und Supremumseigenschaft sind äquivalent 8.5. Bezeichnungen: sup D, inf D, Maximum, Minimum, sup D = ∞, inf D = −∞ 8.6. Bemerkungen: sup muss kein max sein, Existenz approximierender Folgen 8.7. Beispiele: für inf und sup 8.8. Definition: lim supn→∞ an , lim inf n → ∞an ; ±∞ als Werte zugelassen 8.9. Bemerkungen: Existenz der Grenzwerte der Folgen in obigen Definitionen; lim inf an ≤ lim sup an 8.10. Beispiele: für lim inf und lim sup 8.11. Definition: Häufungspunkt einer Folge 8.12. Satz: Für beschränkte Folge ist lim inf der kleinste und lim sup der größte Häufungspunkt 8.13. Satz: Eine beschränkte Folge konvergiert genau dann, wenn lim sup und lim inf übereinstimmen 8.14. Bemerkung: lim sup an = a ist äquivalent zu: für alle ε > 0 gilt: an < a + ε für alle bis auf endliche viele n und am > a − ε für unendlich viele m 9. Funktionen, Stetigkeit 9.1. Definition: Funktion, Definitionsbereich, Graph 10 ANALYSIS 1 9.2. Bemerkung: analoge Definitionen möglich für Funktionen, die nicht auf Teilmengen von R definiert sind 9.3. Beispiele: konstante und lineare Funktion, Betragsfunktion, Wurzelfunktion, Polynomfunktion, rationale Funktion, Indikatorfunktion der rationalen Zahlen 9.4. Definition: f + g, λf , f g, f /g 9.5. Definition: Komposition g ◦ f √ 9.6. Beispiel: | · | = · ◦ q, wobei q(x) = x2 9.7. Definition: limx→a f (x) = c (mit -δ-Kriterium) 9.8. Satz. Charakterisierung durch Folgen 9.9. Schreibweisen: lim f (x) = c, x→∞ lim = c, x→−∞ lim f (x) = c, x&a lim f (x) = c x%a 9.10. Beispiele dazu. 9.11. Definition: stetig in a, stetig auf D (für Funktion f : D → R) 9.12. Beispiele: Exponentialfunktion, konstante und lineare Funktion sind überall stetig; f (x) = [x] ist unstetig in ganzen Zahlen 9.13. Satz: Mit f, g sind auch f + g, f g und λf stetig; falls g(x) 6= 0 überall, dann ist auch f /g stetig 9.14. Korollar: Jede Polynomfunktion ist stetig. 9.15. Satz: Stetigkeit der Komposition von stetigen Funktionen 10. Sätze über stetige Funktionen 10.1. Zwischenwertsatz. 10.2. Korollar: Existenz einer n-ten Wurzel für positive reelle Zahlen 10.3. Korollar: Existenz mindestens einer Nullstelle für eine ungerade Polynomfunktion 10.4. Definition: beschränkt (für Funktion) 10.5. Satz: Jede stetige Funktion auf beschränktem, abgeschlossenem Interval ist beschränkt und nimmt Maximum und Minimum an. 10.6. Bemerkung: Satz gilt nicht für offenes Intervall 10.7. Definition: gleichmäßig stetig ANALYSIS 1 11 10.8. Beispiel: x 7→ 1/x ist auf (0, 1) stetig, aber nicht gleichmäßig stetig. 10.9. Satz: Jede stetige Funktion auf beschränktem, abgeschlossenem Intervall ist dort gleichmäßig stetig. 11. Logarithmus und allgemeine Potenz 11.1. Definition: monoton wachsend (für Funktion) 11.2. Satz: Existenz und Stetigkeit der Umkehrfunktion einer stetigen streng monoton wachsenden Funktion √ 11.3. Korollar: Existenz und Stetigkeit von k x auf [0, ∞) 11.4. Korollar: Existenz und Stetigkeit vom Logarithmus ln : (0, ∞) → R; Funktionalgleichung ln(xy) = ln x + ln y ∀ x, y ∈ (0, ∞) 11.5. Bemerkung: ln(e) = 1 und lim ln x = ∞, x→∞ lim ln x = −∞ x&0 11.6. Definition: Für a > 0 und x ∈ R: ax := exp(x · ln a) 11.7. Bemerkungen: Stetigkeit und einfache Relationen für ax 11.8. Satz: Es gilt für k ∈ N und α > 0: lim xk e−x = 0, x→∞ lim xα = 0, x&0 lim x−α ln x = 0 x→∞ 12. Komplexe Zahlen 12.1. Motivation: R ist nicht algebraisch abgeschlossen, da x2 = −1 keine Lösung in R besitzt; erweitere R mit der neuen Zahl i mit i2 = −1 12.2. Definition: komplexe Zahlen C sind definiert durch C = R × R = {(x, y) | x, y ∈ R} mit Addition und Multiplikation; setze i := (0, 1) ∈ C und identifiziere x ∈ R mit (x, 0) ∈ C; dann ist (x, y) = x + iy 12.3. Bemerkung: Veranschaulichung von C durch komplexe Zahlenebene; C ist Körper; C kann nicht angeordnet werden; C ist vollständig, C ist algebraisch abgeschlossen (Fundamentalsatz der Algebra) 12 ANALYSIS 1 12.4. Notationen: Realteil <(z), Imaginärteil =(z), Konjugierte z̄, Betrag |z| von komplexer Zahl z 12.5. Bemerkungen: einfache Relationen zwischen obigen Größen; Veranschaulichung der Größen in der Zahlenebene 12.6. Satz: Norm-Eigenschaften von Betrag, insbesondere Dreiecksungleichung 12.7. Definition: Konvergenz einer Folge komplexer Zahlen 12.8. Satz: Konvergenz komplexer Zahlen ⇔ Konvergenz von Realteil und von Imaginärteil 12.9. Satz: Verträglichkeit der Konvergenz komplexer Zahlen mit algebraischen Operationen und mit Konjugation 12.10. Definition: Cauchy-Folge komplexer Zahlen 12.11. Satz. Cauchy-Eigenschaft einer Folge komplexer Zahlen ⇔ CauchyEigenschaft von Realtteil und von Imaginärteil der Folge 12.12. Korollar: C ist vollständig 12.13. Definition: absolute Konvergenz einer Reihe komplexer Zahlen 12.14. Satz: Jede absolut konvergente Reihe ist konvergent 12.15. Korollar: absolute Konvergenz der Exponentialreihe im Komplexen und Definition von exp : C → C 12.16. Bemerkung: Betrachtungen über Summierbarkeit gelten auch für komplexe Folgen; insbesondere können absolut konvergierende komplexe Reihen umgeordnet werden 12.17. Satz: Funktionalgleichung der Exponentialfunktion gilt auch im Komplexen 12.18. Bemerkungen: exp(z) 6= 0 für alle z ∈ C; aber exp(z) muß nicht größer 0 sein; Schreibweise: exp(z) = ez 12.19. Definition: Stetigkeit einer komplexen Funktion 12.20. Beispiele: z 7→ z̄ ist stetig; Summe, Produkt und Komposition stetiger Funktionen (und Quotient, falls definiert) sind stetig; Realteil und Imaginärteil von stetigen Funktionen sind stetig 12.21. Satz: exp : C → C ist stetig ANALYSIS 1 13 13. Trigonometrische Funktionen 13.1. Motivation: Verhalten von eix (x ∈ R) auf dem Einheitskreis 13.2. Definition: Für x ∈ R definiere Cosinus und Sinus durch: cos x = <(eix ), sin x = =(eix ) somit: eix = cos x + i sin x und cos2 x + sin2 x = 1 13.3. Satz: cos und sin sind stetig. 13.4. Satz: Verhalten von sin und cos unter Vorzeichenwechsel und Additionstheoreme 13.5. Satz: Reihenentwicklungen von sin und cos 13.6. Satz: Abschätzung des Restgliedes in diesen Entwicklungen 13.7. Motivation: wollen π/2 als ”erste” Nullstelle von cos definieren 13.8. Lemma: cos(2) ≤ −1/3, sin x > 0 auf (0,2), cos ist in [0, 2] streng monoton fallend 13.9. Satz: cos hat im Intervall [0, 2] genau eine Nullstelle, diese wird als π/2 bezeichnet. 13.10. Bemerkungen: einige einfache Folgerungen über Verhalten von sin und cos unter Verschiebung um π/2, π und 2π; Beschreibung der Nullstellen von sin und von cos und Charakterisierung der Lösungen von eix = 1 für x ∈ R; arccos, arcsin 13.11. Satz: Polarzerlegung z = reiθ einer komplexen Zahl z 13.12. Bemerkung: Multiplikation von komplexen Zahlen ist gegeben durch Betragsmultiplikation und Winkeladdition 13.13. Korollar: Existenz der n-ten Einheitswurzeln 13.14. Beispiel. 5-ten Einheitswurzeln 14. Differentiation 14.1. Motivation und Geschichte: Ableitung f 0 (x) entspricht Steigung der Tangente an f im Punkt (x, f (x)); diese Tangente ist beste lineare Approximation von f in der Nähe vom Punkt x; um 1680 Begründung der Infinitesimalrechnung durch Leibniz (Tangentenproblem) und Newton (klassische Mechanik, Momentangeschwindigkeit); im 19. Jahrhundert rigorose Begründung durch Theorie der Grenzwerte, insbesondere durch Cauchy und Weierstraß 14 ANALYSIS 1 14.2. Definition: differenzierbar im Punkt x; differenzierbar in D; Differentialquotient oder Ableitung f 0 (x); andere Schreibweise df f 0 (x0 ) = dx x=x0 14.3. Beispiele: c0 = 0, x0 = 1, (x2 )0 = 2x 14.4. Satz: Äquivalente Charakterisierungen von Differenzierbarkeit in x, insbesondere durch f (y) − f (x) = η(y)(y − x), wobei η in x stetig 14.5. Satz: Mit f und g sind auch f + g, λf (λ ∈ R) und f g differenzierbar; Regeln für Ableitungen, insbesondere Produktregel 14.6. Korollar: Ableitungen von xn und Polynomfunktionen 14.7. Bemerkung. Differenzierbarkeit impliziert Stetigkeit 14.8. Satz: Kettenregel 14.9. Korollar: Quotientenregel 14.10. Beispiele: exp, sin, cos sind auf R differenzierbar und es gilt: exp0 (x) = exp(x), sin0 (x) = cos(x), cos0 (x) = − sin(x) Bemerkung: Formal sieht man exp0 = exp auch durch gliedweises Differenzieren der unendlichen Reihe für exp; allerdings können wir im Augenblick die Vertauschung der unendlichen Summation mit der Differentiation noch nicht rechtfertigen 14.11. Satz: Differenzierbarkeit der Umkehrfunktion und Regel zur Berechnung dieser Ableitung Bemerkung: Regel folgt aus Kettenregel, allerdings muss erst die Differenzierbarkeit der Umkehrfunktion gezeigt werden 14.12. Beispiel: Logarithmus is auf (0, ∞) differenzierbar und es gilt ln0 (x) = 1 x 14.13. Notation: höhere Ableitungen f (k) Beispiel: exp(n) (x) = exp(x) 14.14. Beispiel: Betragsfunktion ist in 0 stetig, aber nicht differenzierbar ANALYSIS 1 15 15. Lokale Extrema und Mittelwertsatz 15.1. Definition: lokales Maximum, lokales Minimum (nur für innere Punkte des Definitionsbereiches) 15.2. Satz: Verschwinden der Ableitung bei lokalem Extremum, falls Funktion dort differenzierbar Bemerkungen: Bedingung ist notwendig, aber nicht hinreichend für lokales Extremum; Beispiel: f (x) = x3 ; Satz gilt nicht für lokales Extremum am Rand des Definitionsbereiches 15.3. Satz von Rolle. 15.4. Mittelwertsatz. 15.5. Bemerkung: Kandidaten für Extremstellen von stetiger Funktion auf abgeschlossenem Interval 15.6. Satz: Monotoniekriterien (mit Hilfe des Vorzeichens der Ableitung) 15.7. Bemerkung: monoton wachsend impliziert Ableitung ≥ 0; aber streng monoton wachsend impliziert nicht Ableitung > 0; Gegenbeispiel: f (x) = x3 15.8. Beispiel: Monotonieverhalten von f (x) = x1/x 15.9. Satz: Beschreibung von lokalen Extrema durch zweite Ableitung 15.10. Satz: f 0 konstant gleich Null impliziert f ist konstant 15.11. Satz. Lösung der Differentialgleichung f 0 (x) = af (x) ist f (x) = C exp(ax) 15.12. Satz: Regeln von l’Hospital 15.13. Beispiele: sin x 1 lim = − , x→0 1 − e2x 2 ln x = 0 (α > 0) x→∞ xα lim 16. Integration 16.1. Motivation: Berechnung von Flächeninhalten: Approximiere komplizierte Flächen durch einfache (Rechtecke) und nimm Grenzwert; Spezialfälle seit Antike (z.B. Archimedes ∼ 250 v.Chr.), systematische Theorie aber erst mit Leibniz/Newton ∼ 1680) Betrachte Fläche unter Graph einer Funktion; Approximation der Fläche durch Rechtecke entspricht Approximation der Funktion durch ”Treppenfunktionen” 16 ANALYSIS 1 16.2. Definition: Treppenfunktion 16.3. Satz: Unabhängigkeit der Summe der Rechtecke unter Treppenfunktion von gewählter Unterteilung 16.4. Definition. Integral für Treppenfunktion ϕ : [a, b] → R Bezeichnung: Z Z b ϕ(x)dx oder auch ϕ a 16.5. Satz: einfache Eigenschaften des Integrals bzgl. Linearität, Betrag und Ordnung; insbesondere: Treppenfunktionen bilden reellen Vektorraum und Integral gibt lineare Abbildung darauf 16.6. Definition: Supremumsnorm kf k für Funktionen f : X → R 16.7. Bemerkungen: Supremumsnorm ist Norm, insbesondere gilt Dreiecksungleichung; {f : X → R | f beschränkt} mit Supremumsnorm wird normierter Vektorraum; kf − gk gibt sinnvollen Abstand zwischen f und g; explizite Beschreibung von kf − gk ≤ ε 16.8. Satz: Für Treppenfunktionen gilt Z b | ϕ(x)dx| ≤ kϕk(b − a) a 16.9. Satz: Approximation von stetigen Funktionen durch Treppenfunktionen in der Sup-Norm 16.10. Definition: Regelfunktion (auf abgeschlossenem Intervall [a, b]) 16.11. Bemerkungen: Stetige Funktionen sind Regelfunktionen; mit f und g sind auch αf , f +g und f g Regelfunktionen; stückweise stetige Funktionen sind Regelfunktionen; monotone Funktionen sind Regelfunktionen; Regelfunktion ist beschränkt 16.12. Satz: Konvergenz der Integrale von Treppenfunktionen, die gegen Regelfunktion konvergieren; Grenzwert hängt nicht von approximierender Folge ab Rb 16.13. Definition: Integral a f (x)dx für Regelfunktion f 16.14. Satz: einfache Eigenschaften des Integrals bezüglich Linearität, Ordnung und Betrag, sowie Linearität in Integrationsgrenzen 16.15. Bemerkung: Regelfunktionen bilden normierten Vektorraum, Integration ist lineare Abbildung darauf; Integration ist auch ”stetig” R R in dem Sinne dass kfn − f k → 0 ⇒ fn → f ; Regelfunktionen sind unter dieser Art von Konvergenz abgeschlossen ANALYSIS 1 17 16.16. Satz: Ableitung des Integrals nach oberer Grenze liefert die ursprüngliche Funktion, falls diese stetig 16.17. Definition: Stammfunktion 16.18. Satz: Zwei Stammfunktionen einer Funktion unterscheiden sich nur durch Konstante 16.19. Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung. 16.20.R Bezeichnung: F (x)|ba = F (b) − F (a); F = f (x)dx ”unbestimmtes Integral” 16.21. Beispiele: einfache Beispiele von bestimmten und unbestimmten Integralen, insbesondere Z 1 Z 1 1 √ √ dx = arcsin x, dx = π 2 1−x 1 − x2 −1 16.22. Satz: Substitutionsregel für Integrale 16.23. Beispiele: einfache Beispiele, insbesondere Z b cos t · esin t dt = esin b − esin a a 16.24. Satz: partielle Integration 16.25. Beispiel: Z ln xdx = x · ln x − x 16.26. Satz: Riemannsche Summen 16.27. Beispiel: Stammfunktionen von rationalen Funktionen 16.28. Definition: uneigentliches Integral 16.29. Beispiele: Uneigentliches Integral Z ∞ 1 dx xs 1 konvergiert für s > 1, aber nicht für 0 < s ≤ 1 16.30. Satz: Integralkriterium für Konvergenz von Reihen P 1 16.31. Beispiel: n∈N ns konvergiert genau dann wenn s > 1 17. Gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen 17.1. Definition: punktweise und gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen 18 ANALYSIS 1 17.2. Bemerkungen: Wiederholung einfacher Eigenschaften der Supremumsnorm; inverse Dreiecksungleichung impliziert kf − fn k → 0 =⇒ kfn k → kf k; punktweise Konvergenz erhält im Allgemeinen nicht die Stetigkeit; Beispiel: fn (x) = xn auf [0, 1] 17.3. Satz: Gleichmäßiger Grenzwert von stetigen Funktionen ist stetig P 17.4. Satz: Konvergenzkriterium von Weierstraß: n∈N kfn k < ∞ impliziert gleichmäßige und punktweise absolute Konvergenz 17.5. Definition: normale Konvergenz 17.6. Beispiele: Fourierreihe und Zeta-Funktion 17.7. Definition: Potenzreihe P n P zn P zn , 17.8. Beispiele: z , n n! 17.9. Satz: Konvergenz der Potenzreihe in einem Punkt auf Kreis impliziert normale Konvergenz auf jeder darin liegenden abgeschlossenen Kreisscheibe 17.10. Definition: Konvergenzradius 17.11. Bemerkungen: absolute Konvergenz der Potenzreihe innerhalb des Konvergenzradius, Divergenz ausserhalb und keine allgemeine Aussage möglich auf Konvergenzradius 17.12. Beispiele: exp, cos, sin, geometrische Reihe, 1/z als Potenzreihe um a = 1 17.13. Satz: Gleichmäßige Konvergenz von Regelfunktionen impliziert Konvergenz der Integrale 17.14. Satz: Punktweise Konvergenz von (fn ) gegen f und gleichmäßige Konvergenz von (fn0 ) gegen g impliziert g = f 0 17.15. Korollar. Potenzreihen können gliedweise differenziert und integriert werden 17.16. Beispiel: exp0 = exp 17.17. Bemerkung: Iteration der gliedweisen Differentiation von Potenzreihen gibt f (n) (a) cn = n! 17.18. Definition: Taylorreihe ANALYSIS 1 19 17.19. Bemerkungen: falls f Darstellung als Potenzreihe hat, so muss dies Taylorreihe sein; Taylorreihe kann aber konvergieren, ohne f darzustellen, Beispiel: ( 2 e−1/x , x 6= 0 f (x) = 0, x=0 17.20. Satz. : Taylorsche Formel 17.21. Bemerkungen: f durch seine Taylorreihe darstellbar genau dann wenn Restglied gegen Null geht; Lagrange-Form des Restgliedes 17.22. Beispiele: ex , ln(1 + x) und 1 1 1 ln 2 = 1 − + − ± · · · 2 3 4 ENDE (Fortsetzung folgt)