Die Melodie der Reformation Eine Nachtigall beherrscht bis zu 260 Strophentypen. Neben seinem Gesangstalent ist der Singvogel also auch für sein umfangreiches Repertoire berühmt. Diese beiden Attribute erklären, warum Martin Luther schon zu Lebzeiten als „Nachtigall von Wittenberg“ bezeichnet wurde. Denn der Reformator nutzte seine Musikalität, um zahlreiche Kirchenlieder zu verfassen und schuf einen Fundus für die Ewigkeit. Seinen Dichtungen und Melodien ist es zu verdanken, dass der Gesang bis heute einen hohen Stellenwert in der evangelischen Kirchenkultur einnimmt. Luther betrachtete die Musik seit jeher als einen wichtigen Bestandteil des Glaubens. Leidenschaftlich erklärte er sie deshalb zur „Gabe und Geschenk Gottes, die den Teufel vertreibt und den Menschen fröhlich macht.“ Da Kirchenlieder entscheidend zur Verbreitung geistlicher Anliegen beitrugen, diente die Musik in der Reformationszeit weitaus wichtigeren Zwecken als dem bloßen Vergnügen. Diese Symbiose kann in Sachsen nicht nur an historischen Stätten nachvollzogen werden. Hier ist das klangvolle Erbe noch heute fester Bestandteil der lebhaften Kulturlandschaft. Martin Luther – Inspirationsquelle für begnadete Musiker Kein Geringerer als Johann Sebastian Bach verhalf der protestantischen Kirchenmusik zu ihrer Blüte. Der Großmeister des Barock bezeichnete sich als überzeugter Lutheraner und widmete sich mit entsprechender Hingabe den Dichtungen des Reformators. Indem er sie in mehrstimmige Chorwerke, Choräle und Orgelwerke umwandelte, gab Bach der Reformation eine vielgestalte Melodie. In Leipzig, dessen Musiklandschaft er als Thomaskantor 27 Jahre lang prägte, wurden Leben und Wirken des Künstlers anschaulich für die Nachwelt aufbereitet. Bei einem Rundgang entlang der „Notenspur“ können beispielsweise das Bach-Museum und die Thomaskirche erkundet werden. Zu empfehlen ist auch ein Besuch im GrassiMuseum für Musikinstrumente, in dem zahlreiche Exponate aus dem Barock ausgestellt werden. Zwar wurde Bach schon zu Lebzeiten geschätzt, im 19. Jahrhundert erfuhr sein Schaffen jedoch eine neue Dimension der Anerkennung. Daran war Felix Mendelssohn Bartholdy maßgeblich beteiligt, der ebenfalls in Leipzig wirkte und sich von den Werken des BarockMeisters inspirieren ließ. Schon im Kindesalter konvertierte der Musiker zum Protestantismus und drückte seine tiefe Religiosität in zahlreichen Kompositionen aus. Das Sterbehaus Bartholdys, in dem der bedeutende Romantiker auch das Oratorium „Elias“ fertigstellte, ist heute eines der kulturellen Zentren Leipzigs und macht in einer Ausstellung Leben und Werk des Ausnahmekünstlers erlebbar. Stimmgewaltige Erben der Reformation Gleich zwei sächsische Knabenchöre verdienen bereits seit Jahrhunderten das Prädikat „besonders hörenswert“: der Thomanerchor in Leipzig und der Dresdener Kreuzchor. Beide verbindet neben dem ausgezeichneten Klang vor allem ihr Auftrag, das protestantische Liedgut zu pflegen. Aus diesem Grund sind die Werke Johann Sebastian Bachs bei Motetten und Konzerten des Thomanerchors regelmäßig zu erleben. Interessanterweise waren die Sänger auch Luther ein ständiger Begleiter. So traten die Thomaner auf, als die Leipziger Disputation 1519 mit einer Messe in der Thomaskirche eröffnet wurde. 20 Jahre später wurde Luther ebenfalls von ihren hellen Stimmen begleitet, als er seine Festrede zur Einführung des protestantischen Glaubens als Staatsreligion im Herzogtum Sachsen hielt. In der Landeshauptstadt pflegt der Kreuzchor neben den Werken Bachs vor allem das Liedgut von Heinrich Schütz. Der „Vater der deutschen Musik“, der zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges in Dresden wirkte, schuf eine neue Qualität protestantischer Kirchenmusik. In jedem Herbst leben seine Werke beim Heinrich Schütz Musikfest auf. Dann erweckt auch der Kreuzchor, der 2016 mit verschiedenen Veranstaltungen sein 800-jähriges Bestehen feiert, die Kompositionen des ersten weltweit geschätzten, deutschen Komponisten zu neuem Leben. Grundstein für einen klingenden Wirtschaftszweig Ohne die Reformation wäre Sachsen heute vielleicht auch nicht als Zentrum des Instrumentenbaus bekannt: Als infolge des Augsburger Religionsfriedens Andersgläubige aus ihrer Heimat vertrieben wurden, ließen sich böhmische Glaubensflüchtlinge im Vogtland nieder. Ein Glücksfall für die Region. Denn unter den Flüchtigen befanden sich Geigenmacher, die sich in Markneukirchen, Klingenthal und Schöneck ansiedelten. Mit der Gründung der ersten Instrumentenbauinnung Deutschlands 1677 begann die melodische Erfolgsgeschichte des Vogtlandes, das heute europaweit mit über 1.000 Beschäftigten der bedeutendste Standort für Musikinstrumentenbau ist. In Markneukirchen können Besucher bei spannenden Schauvorführungen in den Manufakturen erleben, wie die Klangkörper mit großer Präzision und viel Liebe zum Detail gefertigt werden. Besonders lohnenswert ist auch ein Besuch im Musikinstrumentenmuseum. Hier zeigen rund 3.000 Exponate die verschiedenen Facetten des kunstvollen Handwerks. Musikalische Höhepunkte rund um das Jubiläum 500 Jahre Reformation 2016–18 • 09. – 11.12.2016: Weihnachtsoratorium mit dem Kreuzchor, Kreuzkirche Dresden • 16.12.2016: Stadionkonzert mit dem Kreuzchor, DDV-Stadion Dresden • 01.07. – 31.08.2017: Montagskonzerte am Bachdenkmal – Musiksommer Leipzig International, Thomaskirchhof Leipzig • 08.09.2017 – 28.01.2018: Ausstellung „Bach und Luther“, Bach-Museum Leipzig • 28.04.2017 Uraufführung des Musicals „In Gottes eigenem Land“ - Internationales Theaterprojekt der Landesbühnen Sachsen Radebeul zum Reformationsjubiläum 2017 • 25. – 28.05.2017: „Kirchentag auf dem Weg“ unter dem Motto „Leipziger Stadtklang: Musik. Disput. Leben.“ mit Posaunentreffen, Leipzig • 09. – 18.06.2017: Bachfest Leipzig „Ein schoen new Lied – Musik und Reformation“, Leipzig • 06. – 15.10.2017: Heinrich-Schütz-Musikfest, Dresden • Regelmäßige Motetten in der Thomaskirche: freitags 18 Uhr und samstags 15 Uhr (außer in den sächsischen Schulferien) • Regelmäßige Vespern in der Kreuzkirche Dresden: sonnabends 17 Uhr (außer in den sächsischen Schulferien) Kontakt: Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH, Pressestelle: Ines Nebelung, Bautzner Straße 45/47, 01099 Dresden, Tel.: 0351-4917025, Fax: 0351-4969306, [email protected], www.sachsen-tour.de, www.facebook.com/SachsenTourismus