Thinking tools? Sklaverei im Römischen Reich (ab 9. Klasse)

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Leben im alten Rom 5
Sklaverei
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Thinking tools? Sklaverei im Römischen Reich (ab 9. Klasse)
Dr. Sven Günther, M. A., Yokohama
© akg-images/Erich Lessing
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Wie kam es, dass Sklaven in der Antike mal als
Menschen, mal als Sachen angesehen wurden?
Waren Sklaven eine homogene Gruppe? Und
warum spielte eine bestimmte Kopfbedeckung
eine so große Rolle im Leben eines Sklaven?
In dieser Unterrichtseinheit erarbeiten die Schülerinnen und Schüler zunächst die rechtlichen
Grundlagen der Sklaverei. Sie prüfen, ob das
Bild vom „Freiheitskämpfer“ Spartacus haltbar
ist, und erkennen schließlich, dass in der Antike
kaum jemand die Institution der Sklaverei grundsätzlich infrage stellte.
Klassenstufe: ab 9. Klasse
Dauer:
10 Stunden
Bereich:
Leben in Staat und Gesellschaft:
rechtlicher Status der Sklaven;
Lebens- und Arbeitsbedingungen;
Spartacus; Haltung von Stoa und
Christentum zur Sklavenfrage
27 RAAbits Latein November 2012
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Leben im alten Rom 5
Sklaverei
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Materialübersicht
1./2. Stunde:
Mensch oder Sache? – Die rechtliche Stellung von Sklaven im alten Rom
M 1 (Bi/Tx)
Wenn Bilder lügen – ein Grabstein voller Widersprüche
M 2 (Tx)
Sklaven sind auch Menschen! Aber keine freien! (Gai. Inst. 1, 8–11)
M 3 (Ab)
Nomen est omen – was Namen über den Personenstatus verraten
M 4 (Tx)
Sklaverei als extreme Form der Unfreiheit
M 5 (Bi/Tx)
Der Sklave als Sache – das Schadensersatzrecht der lex Aquilia
3. Stunde:
Sklave ist nicht gleich Sklave – Lebens- und Arbeitsbedingungen
M 6 (Gd)
Ungleichheit mit System – die römische Gesellschaft
M 7 (Tx)
Sklave ist nicht gleich Sklave
M 8 (Ab)
Mehr Herr oder Sklave? – Sklaven als Sklavenbesitzer
4./5. Stunde:
Freiheit?! – Freigelassene in der römischen Gesellschaft
M 9 (Bi/Tx)
Freiheit durch den Stab – der Rechtsakt der manumissio vindicta
M 10 (Ab)
Freilassungsregeln und -beschränkungen in der römischen Kaiserzeit
M 11 (Bi/Tx)
Ein bedeutungsvoller Hut
6.–8. Stunde:
Spartacus – Revolutionär und Freiheitsheld?
M 12 (Bi)
Spartacus als Freiheitskämpfer – modernes Bild oder antike Realität?
M 13 (Tx)
Der historische Spartacus – Konstruktion eines aufständischen Sklaven in
antiken Quellen
M 14 (Ab)
Spartacus als Kommunist
M 15 (Fo)
Ein politisches Plakat
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M 16 (Tx/Bi)
Spartacus im Film – ein Bild der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts
9./10. Stunde:
Die Haltung der stoischen Philosophie und des Christentums zur Sklaverei
M 17 (Fo)
Für die Entrechteten eintreten? – Christliche Gerechtigkeitsvorstellungen
M 18 (Tx)
Christliche Herren und christliche Sklaven
M 19 (Tx)
Menschlicher Umgang mit Sklaven – keine Erindung des Christentums
Lernerfolgskontrolle: Kein willkürlicher Umgang mit Sklaven
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RAAbits Latein „Vokabelhilfen EL 27“).
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Wenn Bilder lügen – ein Grabstein voller Widersprüche
Quelle: Michael Eckert: Capuanische Grabsteine. Oxford 1988: Archaeopress. S. 212.
Zwischen Text und Bild dieses Grabsteins besteht ein Widerspruch. Findest du heraus, warum?
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Grabstein aus Capua in Italien (CIL X 3875)
Barnaeus1 soc(iorum)2 | vices(imae) liber(tatis3 servus) sibi et | fratrib(us) suis v(ivus) fec(it) || Salama4
socior(um) | vicens(imae) libertatis | ser(vus) vix(it) ann(os) XXV || Sabbioni5 soc(iorum) || vicens(imae)
liberta(tis) | servo
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1 Barnaeus, ī m.: Eigenname – 2 sociī, ōrum m. Pl.: hier: Gesellschaft der Steuerpächter (in Rom wurde
die Aufgabe des Steuereintreibens an Privatpersonen verpachtet); die in der Inschrift verwendeten Abkürzungen sind in runden Klammern aufgelöst – 3 vīcēsima lībertātis, vīcēsimae lībertātis f.: Freilassungssteuer (in Höhe von 5 %, die bei der Freilassung von Sklaven fällig wurde und von privaten Steuerpächtern
eingezogen wurde) – 4 Salama, ae m.: Eigenname – 5 Sabbiō, ōnis m.: Eigenname
Aufgaben
1. Beschreibe die abgebildeten Personen.
2. Überlege auf Grundlage der Inschrift, welchen
Rechtsstatus die abgebildeten Personen
gehabt haben.
3. Erläutere, was am Äußeren der abgebildeten
Personen im Hinblick auf ihren Rechtsstatus
problematisch ist. Lies dazu auch den Informationstext in dem grauen Kasten.
4. Formuliere eine Problemfrage bezüglich des
Rechtsstatus der abgebildeten Personen.
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Infokasten: Die Toga
Die Toga war ursprünglich das Gewand, das
nur erwachsene Männer tragen durften, die
auch das römische Bürgerrecht besaßen.
Lange Zeit hatten nur die Bewohner Roms
und Italiens das Bürgerrecht, nicht aber die
Einwohner der Provinzen. Erst im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde es allen freien Bewohnern
des Römischen Reiches verliehen.
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Freilassungsregeln und -beschränkungen in der römischen Kaiserzeit
Rechtliche Regelung der Freilassung
Um als Freigelassener den Status eines römischen Bürgers zu erlangen,
waren bestimmte Formalien zu erfüllen. So musste man dem Eigentum eines
römischen Bürgers entstammen und auf eine von drei oiziellen, d. h. von
Staats wegen nachprüfbare Arten freigelassen worden sein: entweder durch
eine Freilassung vor dem Prätor mit dem Stab (manumissio vindicta), durch
Eintragung als römischer Bürger in die Zensusliste (manumissio censu) oder
durch testamentarische Freilassung (manumissio ex testamento).
Die Expansion Roms im 3.–1. Jahrhundert v. Chr. bedingte auch einen großen Zustrom an Sklaven und
damit auch eine zunehmend höhere Zahl an Freigelassenen. Dies wurde von antiken Autoren als Überfremdung der römisch-italischen Gesellschaft wahrgenommen. Kaiser Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.)
reagierte nach der Stabilisierung der inneren Verhältnisse darauf mit zwei Gesetzesinitiativen: Während
die lex Fuia Caninia im Jahre 2 v. Chr. eine Quotenregelung bei testamentarischen Freilassungen anordnete, legte die 4 n. Chr. verfügte lex Aelia Sentia Mindestalter für Freilasser (20 Jahre) wie Freigelassene
fest. Der römische Jurist Gaius (2. Jahrhundert n. Chr.), den du bereits kennengelernt hast, schildert die
Freilassungsregeln nach der lex Aelia Sentia genauer (Gai. Inst. 1, 18 f.):
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18. Quod autem de aetate servi requiritur , lege Aelia Sentia introductum est . Nam ea lex minores
XXX annorum servos non aliter voluit manumissos3 cives Romanos ieri, quam si vindicta4 apud
consilium5 iusta causa manumissionis adprobata6 liberati fuerint. 19. Iusta autem causa manumissionis est, veluti7 si quis ilium iliamve aut fratrem sororemve naturalem aut alumnum8 aut paedagogum9 aut servum procuratoris habendi gratia10 aut ancillam matrimonii11 causa apud consilium
manumittat.
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1 requīrere, ō, quīsīvī, quīsītum: verlangen, (er)fordern – 2 intrōdūcere, ō, dūxī, ductum: einführen,
erklären – 3 manūmittere, ō, mīsī, missum: freilassen (von Sklaven) – 4 vindicta, ae f.: Freiheitsstab
(mit dem der Prätor den freizulassenden Sklaven berührte) – 5 cōnsilium, ī n.: hier: Beratungsgremium
– 6 adprobāre: billigen, genehmigen – 7 velutī (Adv.): zum Beispiel – 8 alumnus, a, um: zur Plege
angenommen – 9 paedagōgus, ī m.: Erzieher, Lehrer – 10 prōcūratōris habendī gratiā: um jmd. als
Geschäftsführer zu haben – 11 mātrimōnium, ī n.: Ehe
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Inschrift aus Venafrum in Kampanien (CIL X 4917)
Narcissus vil(icus)1 | T(iti) Tituci Floriani | et Teiae L(uci) f(iliae) Gallae | vixit an(nos) XXV | debita
libertas iuveni mihi lege | negata | morte immatura2 reddita perpetua est.
1 vīlicus, ī m.: Verwalter – 2 immātūrus, a, um: vorzeitig, zu früh
Aufgaben
1. Erschließt in Partnerarbeit den juristischen Text vor, indem ihr die genannten Personen(gruppen)
zusammenstellt.
2. Übersetzt dann den Text und anschließend die Inschrift.
3. Erklärt, warum der Sklave Narcissus seine Freiheit, die er durch den Tod gewonnen hat,
hervorhebt. Zieht dazu auch die Regelungen der lex Aelia Sentia heran.
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Ein bedeutungsvoller Hut
D(is) M(anibus) | Ael(ius) Verecundinus | (centurio) leg(ionis) IIII | Scy(thicae)
[…] vixit ann(os) XXXVI Ael(ius) Ruinus lib(ertus) ex bon|is eius fecit.
© Museo Archeologico Venezia
Den Totengöttern. Aelius Verecundinus, Zenturio der vierten skythischen
Legion [es folgen seine weiteren Funktionsstellen innerhalb der römischen
Armee], | lebte 36 Jahre. Aelius Ruinus, sein Freigelassener, hat [dieses
Grabmal] aus dessen Vermögen errichtet.
Aufgaben
1. Beschreibe das Grabmonument.
2. Erkläre auch mithilfe der Inschrift, welche Symbolkraft
der spitze Hut ( pilleus ) besitzen könnte. Ziehe dazu vor
allem auch die Bedeutung der letzten beiden Zeilen der
Inschrift heran, die ebenfalls mit diesem pilleus markiert
sind.
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Abb. 1: Grabstein aus Apamea in Syrien
Infokasten: Die Freigelassenenkappe (pilleus libertatis) als politisches Symbol
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© www.cointkalec.ch
Bereits zum Ende der römischen Republik erhielt der pilleus libertatis eine politische Konnotation,
indem er Freiheitsbestrebungen symbolisch untermauerte. Auch in der Kaiserzeit nutzten Kaiser
bzw. Usurpatoren diese Symbolik, um ihre politische Ausrichtung zu vermarkten.
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Denar (Silber) des M. Iunius Brutus aus dem Jahre 42 v. Chr.
Avers-Legende: L. PLAET(ius) CEST(ius) /BRVT(us)
IMP(erator)
Kopf des Brutus
Revers-Legende: EID(ibus) MAR(tiis)
pilleus libertatis zwischen zwei Dolchen
Quelle: http://davy.potdevin.free.fr/Site/galba.html
Abb. 2: Iden des März 44 v. Chr.
Abb. 3: Ende der julisch-claudischen
Dynastie 68 n. Chr.
Denar (Silber) des Ser. Sulpicius Galba aus dem Jahre 68 n.
Chr. (Spanien)
Avers-Legende: IMP(erator) GALBA
Kopf des Galba mit Lorbeer nach rechts; Globus am untersten Teil des Halses
Revers-Legende: LIBERTAS PVBLICA
Personiizierte Libertas nach links stehend mit Szepter
in der linken und pilleus libertatis in der ausgestreckten
rechten Hand
Aufgaben
3. Recherchiert in Gruppen zu den Hintergründen der jeweiligen Münzprägung.
a) Geht dabei zunächst von der Münzbeschreibung, den genannten Personen sowie der Datierung aus und stellt Vermutungen über das historische Ereignis an.
b) Recherchiert dann zu den einzelnen Ereignissen.
c) Präsentiert euer Ergebnis aussagekräftig auf einer Folie.
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Ein politisches Plakat
Aufgaben
1. Beschreibt das Plakat.
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Plakat des Spartakusbundes, um 1919
© INTERFOTO/Sammlung Rauch
2. Erklärt, wie sich in diesem Plakat die kommunistische Ideologie widerspiegelt.
Erläuterung
Junker: seit Mitte des 19. Jahrhunderts Kampfbegriff für Großgrundbesitzer
Für die Entrechteten eintreten? – Christliche Gerechtigkeitsvorstellungen
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Aufgaben
1. Beschreibt die Abbildung.
2. Erläutert mit eurem Vorwissen, auf welchen Stand der Personen die Kreuzigung hinweist.
3. Stellt Vermutungen darüber an, welche Haltung das frühe Christentum zur Sklaverei hatte.
4. Vergleicht eure Hypothesen mit folgendem Lehrsatz des Apostels Paulus:
1. Korinther 7, 20: „Ein jeder bleibe in seinem Stand, in den er berufen ist!“
© The National Gallery London/akg-images
5. Formuliert eine Problemfrage, die das soeben entwickelte Spannungsverhältnis zum Ausdruck
bringt.
„Die Kreuzigung“ (ca. 1471), Francesco Botticini zugeschrieben
27 RAAbits Latein November 2012
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