Aus der Klinik für Anaesthesiologie und Intensivmedizin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Thionamide hemmen die Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT in T-Lymphozyten INAUGURAL - DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Vorgelegt 2009 von Hannah Dohrmann geboren in Marburg Dekan Prof. Dr. C. Peters 1. Gutachter PD Dr. R. Schmidt 2. Gutachter Prof. Dr. I. Merfort Jahr der Promotion 2009 Teile dieser Arbeit wurden in folgenden Publikationen veröffentlicht: Humar M, Dohrmann H, Stein P, Andriopoulos N, Goebel U, Heimrich B,Roesslein M, Schmidt R, Schwer CI, Hoetzel A, Loop T, Geiger KK, Pahl HL, Pannen BH. Repression of T-cell function by thionamides is mediated by inhibition of the activator protein-1/ nuclear factor of activated T-cells pathway and is associated with a common structure. Mol Pharmacol. 2007 Dec;72(6):1647-56. Humar M, Dohrmann H, Stein P, Andriopoulos N, Goebel U, Roesslein M, Schmidt R, Schwer CI, Loop T, Geiger KK, Pahl HL, Pannen BH. Thionamides inhibit the transcription factor nuclear factor-kappaB by suppression of Rac1 and inhibitor of kappaB kinase alpha. J Pharmacol Exp Ther. 2008 Mar;324(3):1037-44. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 1 Das Immunsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1.1 Die Bestandteile des Immunsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1.2 Prinzipien der Immunantwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.1.3 Die intrazelluläre Signalkaskade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.1.4 Aktivierte T-Lymphozyten exprimieren den Oberflächenmarker CD69 . . . . . 3 1.1.5 Die Interleukin-2 Produktion wird durch die Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP1 und NFAT reguliert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Essentielle Transkriptionsfaktoren der Immunantwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2.1 NF-κB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2.2 AP-1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.2.3 NFAT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.3 Immunsuppression durch heterozyklische Substanzen mit Schwefelgruppe . . . . . . . 10 1.4 Struktur, Pharmakologie und immunsuppressive Wirkung der Thionamide . . . . . . . 11 1.4.1 Struktur der Thionamide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.4.2 Pharmakologie der Thionamide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.4.3 Immunsuppressive Wirkung der Thionamide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.2 1.5 2 Material und Methodik 15 2.1 Isolation und Kultur primärer, humaner CD3-positiver Zellen . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2 Behandlung mit Thionamiden und Aktivierung CD3-positiver Zellen . . . . . . . . . . 16 2.3 Durchflusszytometrie (FACS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.4 Enzyme linked Immunosorbent Assay (ELISA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.5 Luciferase Reportergen Assay . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.6 Herstellung nukleärer Proteinextrakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.7 Elektrophoretic Mobility Shift Assay(EMSA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.8 TransAM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.9 Immundetektion durch Western Blotting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.10 JNK Kinase Aktivitätsimmunoassay . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2.11 Detektion der Zytotoxizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.12 Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3 Ergebnisse 3.1 27 Heterozyklische Thionamide hemmen humane T-Lymphozyten . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Carbimazol und Propylthiouracil inhibieren die Expression des T-ZellAktivierungsmarkers CD69 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.1.2 Die IL-2 Synthese wird durch einige Thionamide gehemmt . . . . . . . . . . . . 27 3.1.3 Carbimazol und Propylthiouracil hemmen die NF-κB-, AP-1- und NFAT- abhängige Luciferase-Genexpression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 28 Thionamide mit reaktiver Schwefelgruppe inhibieren die Aktivität des Transkriptionsfaktors NF-κB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 3.2.2 31 Die Phosphorylierung und Degradation des NF-κB-Regulatorproteins IκBα wird durch Thionamide beeinflusst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3 31 Carbimazol und Propylthiouracil hemmen die DNA-Bindung von NF-κB in CD3-positiven Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 27 31 Durch heterozyklische Thionamide kommt es zu einer verminderten Synthese der proinflammatorischen Zytokine INFγ und TNFα . . . . . . . . . . . . . . . 35 Thionamide inhibieren den Transkriptionsfaktor AP-1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.3.1 Carbimazol und Propylthiouracil supprimieren die DNA-Bindungsaktivität von AP-1 in humanen Lymphozyten 3.3.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Carbimazol und Propylthiouracil inhibieren die Phosphorylierung der MAPKinasen ERK1/2 und p38 sowie die Aktivität der c-Jun-NH2 -terminalen Kinase (JNK) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 39 Der Transkriptionsfaktor NFAT wird in humanen T-Lymphozyten durch Thionamide gehemmt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1 39 Carbimazol und Propylthiouracil hemmen die DNA-Bindungsaktivität von NFAT in humanen T-Lymphozyten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.4.2 Die Dephosphorylierung von NFAT in humanen T-Lymphozyten wird durch Carbimazol inhibiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.3 Carbimazol hemmt die Autophosphorylierung der Calmodulinkinase II in CD3positiven Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 4 Diskussion 44 46 Die biologische Funktionalität von T-Zellen wird durch Thionamide mit reaktiver Schwefelgruppe herabgesetzt 4.2 44 Die Inhibition von NF-κB, AP-1 und NFAT ist nicht auf toxische Effekte der Thionamide zurück zu führen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 41 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Der thionamidinduzierten NF-κB-Suppression liegt wahrscheinlich eine reduzierte IKKAktivität zu Grunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.3 Therapeutische Ansätze durch NF-κB-Blockade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.4 Der Suppression von AP-1 liegt eine Hemmung der Map-Kinasen zu Grunde . . . . . . 49 4.5 Carbimazol führt wahrscheinlich über eine Interaktion mit Calmodulin zu einer Inhibition von NFAT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6 Durch die Interaktion der NF-κB-, AP-1- und NFAT-Signalkaskaden können inhibitorische Effekte verstärkt werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.7 4.8 50 51 Heterozyklische, schwefelhaltige Substanzen führen strukturvermittelt zu einer Immunsuppression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 5 Zusammenfassung 54 6 Literaturverzeichnis 55 7 Abkürzungsverzeichnis 63 8 Danksagung 66 9 Lebenslauf 67 1 Einleitung 1.1 Das Immunsystem 1.1.1 Die Bestandteile des Immunsystem Das Immunsystem hat die Aufgabe, die Integrität des Organismus zu bewahren, indem es infektiöse Erreger und entartete Zellen bekämpft. Für eine reibungslose Funktion dieses komplexen Systems ist eine fein regulierte Abstimmung der einzelnen Komponenten unabdingbar. Das Immunsystem wird in die angeborene und adaptive Immunität unterteilt, wobei letztere spezifisch Antigene erkennt und Gedächniszellen generiert, die bei erneutem Kontakt mit diesem Antigen eine effiziente und schnelle Immunantwort herbeiführen können. Hingegen leistet die angeborene Immunität mit ihren Komponenten eine erste Verteidigung des Organismus, indem sie allgemein vorkommende Merkmale von Krankheitserregern erkennt (Janeway, Travers, Walport, Shlomchik, 2001). Zu den Komponenten der angeborenen Immunität gehören neben physikalischen und chemischen Barrieren der Haut und Schleimhäute auch lösliche Faktoren wie Komplementfaktoren, Lysozyme und Zytokine sowie zelluläre Bestandteile. Die Zellen des angeborenen Immunsystems sind Makrophagen, Monozyten, Granulozyten und natürliche Killerzellen (NK-Zellen); Dendritische Zellen werden sowohl der angeborenen als auch der adaptiven Immunität zugeordnet. Besonders für die adaptive Immunität nehmen Dendritische Zellen als antigenpräsentierende Zellen (APC) für die Stimulation von T-Zellen eine Schlüsselrolle ein. Grundlage der adaptiven Immunität sind die antigenspezifischen Lymphozyten, die anhand ihrer Antigenrezeptoren und ihrem Reifungsort in B- und T-Zellen unterteilt werden. B-Lymphozyten produzieren nach suffizienter Aktivierung des B-Zellrezeptors (BCR) Antikörper, die die humorale Komponente der adaptiven Immunantwort darstellen. T- Lymphozyten exprimieren den T-Zell-Rezeptor (TCR), einen membrangebundenen Komplex, bestehend aus einer α und einer β Kette mit jeweils einer konstanten und einer variablen Region, die über Disulfidbrücken verbunden sind. Mit dem TCR sind Cofaktoren wie CD3 [cluster of differentiation] und ζ Ketten assoziert, welche für die intrazelluläre Signalübertragung über ITAMs [immunoreceptor tyrosine-based activation motifs] sorgen. Das CD3 2 Oberflächenprotein wird in einem sehr frühen Differenzierungsstadium exprimiert, weshalb man bei peripheren T-Lymphozyten von CD3-positiven Zellen spricht. Der TCR kann im Gegensatz zum BCR keine löslichen Antigene erkennen, sondern ist auf die Präsentation von Antigenpeptiden über einen MHC-Komplex [major histocompatibility complex; beim Menschen gleichbedeutend mit HLA, human leucocyte antigen] angewiesen. MHC-I exprimieren fast alle kernhaltigen Zellen des menschlichen Körpers, wohingegen MHC-II nur auf APC vorkommt. Weitergehend unterteilt man die Population der T-Lymphozyten in CD4-positive T-Helfer-Zellen und CD8-positive zytotoxische T-Zellen. 1.1.2 Prinzipien der Immunantwort Aktivierung von Lymphozyten kann verschiedene Konsequenzen haben: sie können proliferieren, differenzieren, apoptotisch oder anerg werden. Alle Reaktionsformen sind für eine adäquate Immunreaktion unabdingdar, wobei das Schicksal des Lymphozyten durch die eingehenden Signale an den Zellrezeptoren entschieden wird (Berridge, 1997). Zum Beispiel bewirkt die Bindung zwischen TCR, CD8 und antigenpräsentierendem MHC-I die Differenzierung einer nativen T-Zelle zu einer zytotoxischen T-Effektorzelle. Die gleiche Funktion erfüllt CD4 bei der Bindung zwischen TCR und MHC-II, doch können sich CD4-positive Zellen abhängig von Interleukin (IL)-12 Einfluss in inflammatorische TH 1-Zellen oder Helfer-TH 2-Zellen differenzieren. TH 1-Zellen stimulieren mit ihren Leitzytokinen Interferon-γ (IFN-γ) und Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) vor allem Makrophagen und sind somit essentiell für die Bekämpfung intrazellulärer Pathogene. Für die Aktivierung von B-Zellen sind TH 2Zellen wichtig, die als Leitzytokine IL-4, -5 und -10 produzieren. Für eine suffiziente Aktivierung von T-Zellen über den TCR ist neben der Aktivierung des CD3Rezeptors eine Kostimulation über CD28 notwendig (Kleinig, Sitte, 2003). CD28 unterstützt die vom TCR ausgehende Aktivierung der PI3K [Phosphatidylinositol 3-Kinase]-Signalkaskade und verhindert zugleich die Desensitivierung des TCR. Eine einseitige Stimulation des TCR führt zur klonalen Anergie (Berridge, 1997). 1.1.3 Die intrazelluläre Signalkaskade Die antigen-induzierte intrazelluläre Signalkaskade von T-Lymphozyten ist in Abb 1.1. dargestellt. Die Interaktion des CD4- oder CD8-Rezeptors mit dem TCR/CD3/MHC-Komplex führt zur Aktivierung einer assoziierten Tyrosinkinase (Lck). Lck phosporyliert die ITAMs und ZAP-70 [ ζ-associated protein of 70 kD]. Die Kinase ZAP-70 ist in der Lage mit einer Vielzahl von Adaptorproteinen wie zum Beispiel Phospholipase Cγ (PLCγ), Proteinkinase Cθ (PKCθ) und Phosphatidylinositol 3-Kinase (PI 3-K) in 3 Abbildung 1.1: T-Zellaktivierung über TCR, CD3 und CD4. Aktivierung des TZellrezeptorkomplex’ führt über die assoziierte Tyrosinkinase Lck zur Phosporylierung der ITAMs und ZAP-70, welche über eine Vielzahl von Adaptorproteinen Calcineurin und die Map-Kinasen ERK und JNK, sowie die PKC aktivieren. Diese aktivieren die Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT. (aus Vollmar, Dingermann, 2005) Wechselwirkung zu treten, wodurch Signale von der Zelloberfläche weitergeleitet und verstärkt werden (Berridge, 1997; Vollmar, Dingermann, 2005). Die PLCγ generiert durch hydrolytische Spaltung aus Phosphatidylinositol-(4,5)-bisphosphat (PIP2 ) Diacylglycerol (DAG) und Inositol-1,4,5-triphosphat (IP3 ). DAG aktiviert die PKC sowie die Ras-Signalkaskade und folglich die Transkriptionsfaktoren AP-1 [Aktivator-Protein-1] und NF-κB [Nuclear Factor κB]. Der zweite von der PLCγ gebildete second messenger, IP3 , bindet an das Endoplasmatische Retikulum mit konsekutiver Ca2+ -Freisetzung. Die Erhöhung der zytosolischen Ca2+ -Konzentration bedingt die Aktivierung der Proteinphosphatase Calcineurin, die den Transkriptionsfaktor NFAT [Nuclear Factor of Activated T Cells] dephosphoryliert und damit aktiviert. 1.1.4 Aktivierte T-Lymphozyten exprimieren den Oberflächenmarker CD69 Der Membranrezeptor CD69 gilt als ein früher Aktivierungsmarker von T-Lymphozyten und wird bereits vier Stunden nach T-Zellaktivierung exprimiert. (Hara et al., 1988). Die höchste Expressionsdichte wird nach 18 bis 48 Stunden erreicht (Simms, Ellis, 1996). 4 CD69 kann auf allen aktivierten Leukozyten, Monozyten und Thrombozyten nachgewiesen werden (Testi et al., 2003). Es ist ein homodimeres, phosphoryliertes Typ-II-integrales Membranglykoprotein, bestehend aus zwei Untereinheiten (27 kD bzw. 33 kD), die über Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Die Transkription des CD69-Gens wird unter anderem von den Transkriptionsfaktoren NF-κB, NFAT und AP-1 reguliert (Testi et al., 2003). Die T-Zellaktivierung über den TCR und CD28 sowie PKC- und p21ras-Stimulantien gelten somit als potente Aktivatoren der CD69-Expression (De Maria et al., 1999). 1.1.5 Die Interleukin-2 Produktion wird durch die Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT reguliert Eine Interaktion der Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT ist für die Transkription des IL-2Gens von essentieller Bedeutung (Berridge, 1997). IL-2 ist ein autokriner Wachtumsfaktor für T-Zellen und setzt als “immediate early” Protein der Immunantwort in T-Lymphozyten Proliferiationsprozesse in Gang. Der IL-2 Rezeptor setzt sich bei nativen T-Zellen aus einer β und γ Untereinheit zusammen. Kommt es zu einer T-Zellaktivierung über den TCR und CD28, wird zusätzlich eine α-Kette des IL-2 Rezeptors exprimiert. Dadurch wechselt der IL-2 Rezeptor in einen hochaffinen Zustand und gewährleistet so die von IL-2 getriggerte klonale Expansion. Die Induktion der α-Kette ist NF-κB, AP-1 und NFAT abhängig (Vollmar, Dingermann, 2005). Die Bedeutung der Interaktion aller drei Transkriptionsfaktoren wird durch eine Arbeit von Peng et al. in 2001 gestützt, in der gezeigt wird, dass T-Zellen, die kein NFAT exprimieren, nach suffizienter Stimulation kein IL-2 produzieren und folglich anerg werden (Peng et al., 2001). Selbiges gilt auch für ein NFAT-Genkonstrukt, welches keine Interaktion mit AP-1 eingehen konnte (Macian et al., 2001). Die beschriebenen Interaktionen werden durch Abb.1.2 verdeutlicht. 1.2 Essentielle Transkriptionsfaktoren der Immunantwort 1.2.1 NF-κB NF-κB wurde als ein nukleärer Faktor identifiziert, der in B-Zellen an die Enhancerregion des Gens für die κ-Kette des Immunglobulins bindet (Baltimore, Sen, 1986). Mittlerweile weiß man, dass er als Homo- oder Heterodimer eine Vielzahl unterschiedlicher Gene reguliert (Pahl, 1999), indem er an bestimmte DNA-Regulationsstellen (κB sites) bindet (Epinat, Gilmore 1999). Mitglieder der NF-κBFamilie sind die Untereinheiten p50, p52, p65 (RelA), RelB und c-Rel, charakterisiert durch die “Rel homology Domäne”, in der sich Sequenzen für den nukleären Transport, für die Dimerisierung und 5 Abbildung 1.2: Induktion des IL-2 Promoters. Nach Aktivierung des T-Lymphozyten binden die Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT kooperativ an den IL-2 Promoter. (aus Berridge, 1997) für die Aktivitätsregulation befinden. Transaktivierungsdomänen besitzen nur p65, RelB und c-Rel, so dass p50 und p52 nur als Dimer mit erstgenannten als Transkriptionsaktivatoren dienen können (Gilmore, 1999). Das Dimer p50/p65 wird am häufigsten in der NF-κB-Signalkaskade gefunden. Die NF-κB vermittelte Signaltransduktionskaskade ist in Abb. 1.3 dargestellt. NF-κB liegt als Komplex mit einem inhibitorischen Protein (IκBα) im Zytoplasma vor. Die Aktivierung von NF-κB erfolgt durch die IKK [IκB-Kinase] abhängige Phosphorylierung, Ubiquitinierung und dem proteasomalen Abbau von IκBα (Karin, 2000). Dabei wird NF-κB freigesetzt und gelangt über die nun exponierte nukleäre Lokalisationssequenz in den Zellkern. In diesem sogenannten klassischen Signalweg setzt sich die IKK als Dimer aus den Untereinheiten IKKα und IKKβ, sowie der regulatorischen Untereinheit IKKγ/NEMO zusammen (Kwak, 2000). Die Aktivierung erfolgt z.B. über Stimulation des TCR/CD28 Rezeptors, des TNF-Rezeptors oder des IL-1/TOLL-Rezeptors. Die IKK gilt somit als Konvergenzpunkt der NF-κB-Aktivierung nach unterschiedlicher Stimulation (Verma, 2004). Im alternativen Signalweg wird IκBα durch nur zwei IKKα Untereinheiten phosphoryliert, bevor es im Proteasom zu p52 prozessiert wird. Dies erfolgt z.B. nach CD40-Rezeptor-Stimulation (Hayden, Gosh, 2004). Interessanterweise wird die NF-κB-Expression sowohl durch eine positive, als auch durch eine negative Feedback-Schleife autoregulatorisch gesteuert. Zum einen aktivieren viele von NF-κB stimulierte 6 Abbildung 1.3: Die NF-κB-Aktivierung NF-κB liegt als Komplex mit dem inhibitorischen Protein IκBα im Zytoplasma vor. Die Aktivierung von NF-κB erfolgt durch die IKK abhängige Phosphorylierung, Ubiquitinierung und dem proteasomalen Abbau von IκBα. Dabei wird NF-κB freigesetzt und gelangt über die nun exponierte nukleäre Lokalisationssequenz in den Zellkern und induziert die Transkription von Zielgenen. Zytokine wie IL-1β und TNFα wiederum NF-κB, so dass eine Verstärkung der biologischen Antwort erreicht wird. Andererseits ist das IκBα-Gen ein Zielgen von NF-κB, mit der Folge, dass neusynthetisiertes IκBα im Zellkern NF-κB bindet, und damit die Transkriptionsaktivierung beendet. Zu den klassischen Induktoren für die NF-κB-Rekrutierung zählen inflammatorische Zytokine (z.B. IL-1, IL-17, TNFα, IFNγ), PKC Aktivatoren, Viren (z.B. EBV, CMV, HBV, Influenzavirus), Bakterien (z.B. Salmonellen, Helicobacter pylori, Staphylococcus aureus), Oxidantien, UV-Strahlung und physiologischer Stress (z.B. Ischämie, Hämorrhagie) (Pahl, 1999; Barnies, Karin, 1997). Ebenso vielseitig sind die Zielgene, die NF-κB kontrolliert, u.a. MHC I und MHC II (Pahl, 1999). Damit beeinflusst NF-κB Immun- und Entzündungsantworten, Differenzierungs- und Zelladhäsionsprozesse, Apoptose und Redoxmechanismen der Zelle (Pahl, 1999; Epinat, Gilmore, 1999; Hayden, Gosh, 2004). 7 1.2.2 AP-1 Der Transkriptionsfaktor AP-1 ist an zentralen Prozessen wie der Immunantwort, der Regulation des Zellzyklus, der Proliferation und Differenzierung sowie der Apoptose und Onkogenese beteiligt (Karin, 1995; Shaulin, Karin, 2001). Wegen der großen Variabilität bei der Regulation intrazellulärer Prozesse ist es nicht verwunderlich, dass viele Stimuli, unter anderem proinflammatorische Zytokine, Wachstumsfaktoren, UV-Strahlung, Ischämie oder osmotischer Stress zu einer Aktivierung von AP-1 führen können. Die Fähigkeit vielfältige, zum Teil gegensätzliche, Vorgänge in der Zelle zu steuern, hängt partiell mit der Größe der AP-1 Familie zusammen. Die aktive Form von AP-1 liegt immer als Homo- oder Heterodimer vor, bestehend aus den Subfamilien Jun (c-Jun, JunB, JunD), Fos (c-Fos, FosB, Fra-1 [Fos related antigen], Fra-2), JDP-1 und JDP-2 [Jun dimerization partner], ATF [activating transcription factors](ATF2, ATF3, B-ATF)/CREB [cAMP response element-binding protein] oder Maf (v-Maf, c-Maf, Nrl) (Foletta et al.,1997; Mechta-Grigoriou et al.,2001; Shaulin und Karin, 2001). Die Mitglieder der AP-1 Familie unterscheiden sich in der Fähigkeit, als Transaktivatoren oder Repressoren der Transkription zu wirken, wodurch verschiedenartige Effekte auf die Zellproliferation, -funktion und -differenzierung erzielt werden. Allerdings können Fos Mitglieder im Gegensatz zu der Jun Familie keine Homodimere bilden, sondern sind auf einen Jun-Partner angewiesen mit dem sie, verbunden über einen Leucin-Zipper, AP-1 Komplexe bilden können (Landschulz et al.,1988). Der c-fos/c-jun Komplex besitzt in der AP-1 Familie das stärkste Transaktivierungspotential. Oft komplexiert AP-1 mit anderen Transkriptionfaktoren, zum Beispiel mit NFAT, NF-κB (p65) (Macian et al.,2001) oder dem Glukokortikoidrezeptor, wodurch sich weitere Regulationsmöglichkeiten ergeben (Foletta et al.,1997). AP-1 Familienmitglieder werden über Signalkaskaden der MAP Kinasen [Mitogen aktivierte Protein Kinasen] aktiviert, welche als Bindeglieder in der Weitergabe der Information vom aktivierten TCR an den Nukleus fungieren (Dong et al., 2002). Die AP-1 Untereinheiten werden durch die MAP Kinasen ERK1/2 [extracellular-signal-regulated kinase], p38 Kinase oder JNK [c-jun NH2 -terminal kinase] phosphoryliert und somit aktiviert. Diese werden wiederum durch eine doppelte Phosphorylierung von MAP Kinase-Kinasen (MAPKK) aktiviert. Häufig dient zur Signalübertragung extrazellulärer Stimuli der Ras/Raf Signaltransduktionsweg, welcher eine Aktivierung von ERK1/2, JNK und p38 initiiert. Darüberhinaus können JNK und p38 noch von GTPasen der Rho-Familie, Rac-1, RhoA und Cdc42 aktiviert werden (Lopez-Ilasaca,1998). Die kleinen GTPasen Ras und die Rho-Familie funktionieren nach Art eines molekularen Schalters: In GTP-gebundener Form sind sie aktiv, rekrutieren ihre Interaktionspartner und werden anschließend, durch die Hydrolyse zu GDP, inaktiviert (Janeway, Travers, 8 Abbildung 1.4: Signaltransduktion der MAP Kinasen AP-1 wird durch die MAP Kinasen ERK1/2, p38 Kinase oder JNK phosphoryliert und somit aktiviert. Die MAP Kinasen werden wiederum durch eine doppelte Phosphorylierung von MAP Kinase-Kinasen (MKK/MEK) aktiviert. Häufig dient zur Signalübertragung extrazellulärer Stimuli der Signaltransduktionsweg über die kleinen GProteine Ras und Rac (aus Produktkatalog Cell Signaling). Walport, Shlomchik, 2001). Abb.1.4 gibt einen Überblick über zelluläre Mechanismen, die zur Aktivierung des Transkriptionsfaktors AP-1 führen. 1.2.3 NFAT Die Familie des Transkriptionsfaktors NFAT besteht aus fünf Mitgliedern: NFAT1 (auch bekannt als NFATp oder NFATc2), NFAT2 (NFATc oder NFATc1), NFAT3 (NFATc4), NFAT4 (NFATx oder NFATc3) und NFAT5 (Macian et al., 2001). Die Expression von NFAT1, 2 und 4 wurde vor allem in Zellen des Immunsystems nachgewiesen (Rao et al.). In stimulierten Lymphozyten aktivieren sie die Transkription früher Genprodukte der Immunantwort; unterstützt wird diese Beobachtung durch die Identifizierung von NFAT-Bindungsstellen in den Promoterregionen vieler Zytokine (Martinez-Martinez et al., 1997). So reguliert NFAT die Transkription von IL-2 (Shaw et al.,1988), IL-4, IL-8, IL-13, IFNγ, TNFα, GM-CSF, den Membranrezeptoren FasL, CD40L (Kiani et al., 2000), CD5, CD25, CD69, Igκ (Macian et al., 2001) und dem regulatorischem Enzym COX-2 (Rao et al., 1997; Munoz et al., 2004). Auch in anderen Gewe- 9 Abbildung 1.5: Die NFAT -Aktivierung Durch Aktivierung des TCR kommt es über IP3 zu einem Anstieg der intrazellulären Calciumkonzentration. Es bildet sich ein Calcium/Calmodulin-Komplex, der die Phosphatase Calcineurin aktiviert. Calcineurin dephosphoryliert das im Zytoplasma vorliegende hyperphosphorylierte NFAT. Dadurch wird die Translokation von NFAT in den Zellkern ermöglicht. ben wurden Mitglieder der NFAT-Familie gefunden, NFAT3 zum Beispiel im Muskel, Hoden, Herz und Hippocampus. Zudem ist die Beteiligung von NFAT an der Differenzierung von Chondrozyten, Myozyten und Adipozyten bekannt (Kiani et al., 2004). NFAT5 nimmt eine Sonderstellung unter den NFAT-Familienmitgliedern ein, da es die Genexpression bei osmotischem Stress reguliert (Macian et al., 2001). Die Aktivierung des Transkriptionsfaktors NFAT ist in T-Lymphoyzyten gut untersucht (Loh et al., 1996): Nach Stimulation von TCR und CD28 wird das zuvor im Zytoplasma vorliegende hyperphosphorylierte NFAT von der Phosphatase Calcineurin dephosphoryliert, wodurch die Translokation von NFAT in den Zellkern ermöglicht wird. Calcineurin (auch Protein Phosphatase 2B,(PP2B)) ist eine Calcium- und Calmodulin abhängige Phosphatase. Folglich dient für die NFAT-Rekrutierung überwiegend Calcium als second messenger. Neben der Translokation von NFAT in den Zellkern stabilisiert Calcineurin auch dessen nukleären Verbleib (Loh et al., 1996). Ein negativer Feedbackmechanismus findet über die inhibitorischen Proteine MCIP [modulatory calcineurin-interacting proteins] statt 10 (Abbasi et al., 2006). Sie inhibieren Calcineurin, so dass eine weitere NFAT Aktivierung unterbunden wird. Calcineurin wiederum reguliert die Transkription der MCIP‘s (Yang et al., 2000). Abb.1.5 gibt einen Überblick über die Aktivierung des Transkriptionsfaktors NFAT. Die Calmodulinkinase II (CamKII) ist ein wichtiger Regulator des intrazellulären Calciumspiegels. Sie wird durch einen Anstieg der intrazellulären Calciumkonzentration aktiviert, indem Calcium und Calmodulin an die regulatorische Untereinheit binden. Es kommt zur Konformationsänderung einer autoinhibitorischen Domäne und damit zur Autophosphorylierung. Im aktivierten Zustand steuert die CamKII in einem Feedbackmechanismus den weiteren Calcium-Einstrom über spannungsabhängige Ca2+ -Kanäle (Yao et al., 2006). Ein Anstieg der intrazellulären Calciumkonzentration ist für die Induktion von NFAT und damit auch für die IL-2 Produktion kritisch. Diese Erkenntnisse werden in der Transplantationsmedizin und zur Behandlung von schweren Autoimmunerkrankungen therapeutisch genutzt. Cyclosporin (CsA) und Tacrolimus (FK 506) werden als Calcineurin-Inhibitoren eingesetzt und verhindern die Transkription von Schlüsselgenen der Immunantwort. CsA bindet dabei an Prolin-Isomerasen, die Cyclophilline; Tacrolimus an das FK-Bindeprotein (FKBP), Mitglied der Immunophilin-Familie. In diesen Komplexen binden die Substanzen an Calcineurin und inhibieren dessen Phosphatase-Aktivität (Vollmar, Dingermann, 2005). 1.3 Immunsuppression durch heterozyklische Substanzen mit Schwefelgruppe Viele in der Medizin verwendete Arzneimittel weisen eine heterozyklische, schwefelhaltige Struktur auf. Dazu gehören unter anderem Thiobarbiturate (Thiopental, Thiamylal) und Thionamide (Methimazol, Carbimazol und Propylthiouracil), eine Teilgruppe der Thyreostatika. Thiopental steht seit langem im Verdacht, immunsupprimierende Eigenschaften zu haben. Es wurde beobachtet, dass die Inzidenz nosokomialer Infektionen bei Patienten mit Schädelhirntrauma mit langandauernder, hochdosierter Thiopentaltherapie deutlich anstieg (Eberhardt et al.,1992). Die molekularbiologischen Mechanismen der thiopentalinduzierten Immunsuppression sind heute bekannt (Loop et al., 2002; Humar et al., 2004): Thiopental supprimiert die immunrelevanten Transkriptionsfaktoren NF-κB, NFAT und AP1. Im Gegensatz dazu weisen analoge Oxoderivate keine entsprechenden Effekte auf. Dies legt die Vermutung nahe, dass die resultierende Immunsuppression in der heterozyklischen, schwefelhaltigen Ringstruktur des Thiopentals begründet liegt. Eine vergleichbare Reaktivität der Thiobarbiturate und der Thionamide ist wahrscheinlich. 11 1.4 Struktur, Pharmakologie und immunsuppressive Wirkung der Thionamide 1.4.1 Struktur der Thionamide Thionamide besitzen wie die Thiobarbiturate eine heterozyklische, schwefelhaltige, mononukleäre Ringstruktur. Klinisch werden heute die Thionamide Propylthiouracil, Methimazol und Carbimazol verwendet. Ihr Charakteristikum ist die Verbindung von heterozyklischem Grundgerüst und Thioharnstoffrest (Mutschler, 2001). Dabei dienen Barbitursäure, Thiazol, Uracil oder Schwefelderivate des Imidazols als heterozyklisches Grundgerüst. Diese Grundgerüste unterscheiden sich noch weitergehend. Methimazol und Carbimazol sind Derivate des Mercaptoimidazols. Methimazol besteht aus einem fünfgliedrigen, aromatischen Gerüst mit substituierter Schwefelgruppe. Aufgrund der aromatischen Struktur ist die biologische Aktivität der Schwefelgruppe von Methimazol als gering einzustufen. Carbimazol besteht auch aus einem fünfgliedrigen, heterozyklischen Gerüst mit Schwefelgruppe, weist aber im Gegensatz zu Methimazol keine aromatische Struktur auf, sondern als Substituent eine Estergruppe. Durch die Veresterung ist die Reaktivität der Schwefelgruppe als hoch anzusehen. Im Gegensatz dazu besteht Propylthiouracil aus einer stabileren hexameren Ringstruktur, die sich vom Thiouracil ableitet und eine große Ähnlichkeit mit den Thiobarbituraten aufweist. Die Reaktivität der Schwefelgruppe ist im Vergleich zu Carbimazol schwächer ausgeprägt. Zwischen den Thiobarbituraten und den Thionamiden besteht eine Strukturanalogie. Um diese zu zeigen, sind die Strukturformeln in Abb.1.6 abgebildet. Die Strukturanalogie wird durch Beobachtungen im Tierversuch verdeutlicht, in dem für Thiopental eine thyreostatische Wirkung gezeigt werden konnte (Goodman, Gilman, 1998). 1.4.2 Pharmakologie der Thionamide Thionamide werden zur Behandlung verschiedener Formen der Hyperthyreose eingesetzt. Zwei Wirkmechanismen sind bekannt: Sie hemmen über einen kompetitiven Mechanismus die Synthese der Schilddrüsenhormone T3 und T4 , indem der Inkorporationsprozess des Jodids in die Tyrosylreste des Thyreoglobulins unterbunden wird (Goodman, Gilman, 1998). Dabei dient das Thionamid der jodierten Peroxidase als alternatives Substrat, so dass die Schwefelgruppe des Thionamid anstelle der Tyrosinreste des Thyreoglobulins jodiert wird. Folglich wird der Thyroxinsynthese das Jodid entzogen 12 Abbildung 1.6: Strukturformeln der Thionamide und der Thiobarbiturate (Cooper, 2005). Desweiteren hemmen Thionamide auch die Kopplungsreaktion der Jodtyrosine zu T3 und T4 (Taurog, 1991). Die resultierende Senkung der T3 - und T4 -Spiegel zeigt besonders bei der Behandlung der Autoimmunkrankheit Morbus Basedow günstige Wirkungen und führt bei 40-50% der Patienten zu einer Remission (Cooper, 2005; Wiersinga, 1996). Zur Behandlung des Morbus Basedow werden als Anfangsdosen 60 mg/d Carbimazol (entspricht 12 µg/ml), 40 mg/d Methimazol (entspricht 8 µg/ml) oder 400mg/d Propylthiouracil (entspricht 80 µg/ml) verwendet. Die in dieser Arbeit verwendeten Konzentrationen überschreiten, bei einmaliger Gabe, die erreichte Blutkonzentration der Standarddosierung um das 5 bis 10 fache (Karow, LangRoth, 2006). Allerdings ist zu beachten, dass es bei längerer Therapiedauer zu einer Akkumulation der Wirkstoffe in der Schilddrüse kommt (Goodman, Gilman 1998). Für die Behandlung der autoimmunen Hyperthyreose ist eine Behandlungsdauer von 12 bis 16 Monaten indiziert, um das Rezidivrisiko wirksam zu senken (Cooper, 2005). Die Halbwertszeiten betragen von Propylthiouracil 1,5-2 Stunden, von Carbimazol und Methimazol 6-13 Stunden. Durch die Anreicherung der Substanzen in der Schilddrüse wird eine Wirkdauer von 36-72 Stunden erreicht. Die Ausscheidung aller drei Substanzen erfolgt nach S-Oxidation und Glucuronidierung biliär und renal. 13 1.4.3 Immunsuppressive Wirkung der Thionamide Mehrere Hinweise deuten auf eine immunsuppressive Wirkung von Thionamiden. Die Thionamidbehandlung von Patienten mit Morbus Basedow führt neben der Senkung des T3 - und T4 -Spiegels auch zu einer Abnahme der Konzentration der, für die Erkrankung verantwortlich gemachten, zirkulierenden Antikörper gegen den TSH-Rezeptor (TRAK) (Goodman, Gilman, 1998). Zusätzlich werden zentrale immunologische Oberflächenmoleküle wie z.B. ICAM 1 (intracellular adhesion molecule 1), CD69, der IL-2- und IL-6-Rezeptor sowie MHC II bei Thionamid behandelten Patienten vermindert exprimiert (Kim et al., 2001, Corrales et al., 1997, Cooper, 2005). Dies kann zu einer Einschränkung der Adhäsionsfähigkeit und der Proliferation, sowie einer ungenügenden Antigenpräsentation der Immunzellen führen. Zudem ist bei diesen Patienten die Anzahl zirkulierender T-Helfer-Zellen und Natürlicher Killerzellen erniedrigt (Cooper, 2005). Diese immunologischen Phänomene spiegeln sich in einer sehr gefürchteten unerwünschten Arzneimittelwirkung der Thionamide wider: Unter Thionamidtherapie kann es in 0,37% der Fälle zu einer Agranulozytose oder einer aplastischer Anämie kommen (Bircher, Sommer, 1999; Bandyopadhyay et al., 2002). Besonders kontrovers wird der Wirkmechanismus der Thionamide bei Behandlung der Autoimmunhyperthyreose diskutiert. Schon früh wurden immunsuppressive Eigenschaften bei Thionamidapplikation, wie eine Senkung der zirkulierenden TSH-Rezeptor-Autoantikörper und eine Reduktion der Lymphozyteninfiltration der Schilddrüse (Corrales et al., 1997), beschrieben. Von Volpe et al. wurde die Immunsuppression als indirekt, über eine Reduktion der Hyperthyreose vermittelt, begründet (Volpe, 1994). Doch viele Autoren vermuten eine direkte immunmodulatorische Wirkung, wurden doch weniger lösliche IL-2-Rezeptoren, verminderte IgM und IgG-Titer sowie ein reduzierter Anteil von CD4+ - und CD8+ - Zellen an der Gesamtlymphozytenpopulation gefunden (Wilson et al., 1988; Weetman, 2004; Cooper, 2005). Von Weetman wird sogar vermutet, dass eine Heilung oder Besserung der Autoimmunkrankheit Morbus Basedow durch immunsuppressive Wirkung der Thionamide und nicht durch eine Reduktion der Thyroxinsynthese erreicht wird (Weetman, 1994). Mit den Ergebnissen dieser Arbeit, in der molekulare Angriffspunkte der Thionamid vermittelten Immunsuppression untersucht werden sollen, könnte die Hypothese von Weetman unterstützt werden. 1.5 Fragestellung Hervorgehend aus den Voruntersuchungen zu molekularen Mechanismen einer Thiopental induzierten Immunsuppression von Humar et al. und Loop et al., soll in dieser Arbeit geklärt werden, ob sich bei der Verwendung der strukturanalogen Thionamide ebenfalls direkte immunsuppressive Effekte zeigen, die sich in Form einer biologischen Funktionalitätsminderung von T-Zellen, z.B. in einer reduzierten Zytokinsynthese, widerspiegeln. Bisher sind in der Literatur immunsuppressive Wirkungen der Thionamide zwar beschrieben, aber der Inhibitionsmechanismus wurde überwiegend als indirekt, über thyreoidale Zellen vermittelt, gedeutet. Im ersten Teil der Arbeit soll mittels Reportergenexperimenten und DNA-Bindungsassays untersucht werden, ob Thionamide die Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT hemmen. Eine Inhibition dieser drei für das Immunsystem absolut essentiellen Faktoren würde eine direkte Immunsuppression durch Thionamide nahelegen. Im zweiten Teil der Arbeit soll der molekulare Wirkmechanismus der Immunsuppression innerhalb der T-Zell-Signaltransduktionskaskade identifiziert werden. Vergleiche mit Hemmmechanismen der strukturanalogen Thiobarbiturate sollen mit einbezogen werden. Bei vergleichbaren Angriffspunkten der Thionamide und der Thiobarbiturate in der T-ZellSignalkaskade ist ein allgemeingültiges Prinzip der Wirkung heterozyklischer Thioverbindungen auf das Immunssystem wahrscheinlich. Mit dem Wissen über die molekularen Angriffspunkte einer durch Thionamide vermittelten Immunsuppression könnten Konsequenzen für die Herstellung und Verwendung heterozyklischer, schwefelhaltiger Substanzen als Therapeutika für eine gewünschte und gesteuerte Immunsuppression, z.B. im Rahmen der Transplantationsmedizin gezogen werden. Andererseits könnten schon bei der Therapeutikaentwicklung von heterozyklischen Schwefelderivaten unerwünschte Arzneimittelwirkungen umgangen werden, indem die Reaktivität der Schwefelgruppe gezielt modifiziert wird. 2 Material und Methodik 2.1 Isolation und Kultur primärer, humaner CD3-positiver Zellen Die Isolation humaner CD3-positiver Zellen erfolgte aus einem mit Leuko- und Lymphozyten angereichertem Vollblut-Präparat (Buffy Coat), welches von der Klinik für Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Freiburg, Abteilung Fraktionierung, bereitgestellt wurde. Jeweils 12 ml Vollblut R wurden über 15 ml Ficoll-Hypaque geschichtet, und anschließend für 45 Minuten bei 1800 U/min ohne Bremse zentrifugiert. Nach der Dichtezentrifugation wurden die peripheren mononukleären Blutzellen (PMBZ) aus der Interphase mit einer sterilen Pipette abgesaugt. Die Anzahl mononukleärer Zellen konnte anhand einer Neubauer Zählkammer bestimmt werden. Die mononukleären Zellen wurden R mit CliniMACS , dem 0,5% humanes Serumalbumin zugesetzt war, gewaschen und mit Antikörpern gegen das CD3 Oberflächenantigen (CD3 Microbeads) für 30 Minuten inkubiert. Diese Antikörper sind an Eisen-”Beads” gekoppelt, so dass die markierten CD3-positiven Zellen durch ein magnetisches Feld von den restlichen mononukleären Zellen abgetrennt und isoliert werden können. Pro 107 Zellen wurden 20µl Microbeads verwendet. Nicht gebundene Antikörper wurden durch einen Waschschritt entfernt. Die CD3-positiven Zellen wurden mit CS+ Säulen (Miltenyi, AutoMACS Cell Sorter) laut Herstellerangaben isoliert. Die Vitalität und Anzahl der Zellen wurde mittels Trypanblaufärbung bestimmt. Isolierte CD3-positive Zellen wurden in Dulbeccos Modified Eagle Medium (DMEM), dem 50µM βMercaptoethanol und 2 mM Glutamin zugesetzt worden war, bei 37◦ C und 5 % CO2 im Brutschrank kultiviert. Material: R NH4 -Heparin S-Monovette R Ficoll-Hypaque R Sarstedt , Nümbrecht Heraeus Megafuge 1.0 R CliniMACS Heraeus-Instruments, Hanau Amersham-Pharmacia, Freiburg Miltenyi Biotech, Bergisch Gladbach 16 Humanes Serumalbumin Baxter, Unterschleiheim Neubauer Zählkammer Brand, Deutschland CD3 Microbeads Miltenyi Biotech, Bergisch Gladbach AutoMACS Miltenyi Biotech, Bergisch Gladbach Trypanblaufärbung 0,4% Trypanblau Falcon Blue Cap Becton Dickinson, Heidelberg Dulbeccos Mod Eagle Medium R AIM-V Medium GibcoT M , Karlsruhe GibcoT M , Karlsruhe 2.2 Behandlung mit Thionamiden und Aktivierung CD3-positiver Zellen Nachdem die CD3-positiven Zellen für 16 Stunden ohne Serum kultiviert worden waren, erfolgte die Zugabe der Thionamide Propylthiouracil, Methimazol und Carbimazol. Methimazol wurde in ddH2 O, alle anderen Thyreostatika in DMSO gelöst und anschließend dem Medium der CD3-positiven Zellen so beigegeben, dass Endkonzentrationen von 0,1 bis 5 mM resultierten. Eine Stunde vor Aktivierung wurde für die Immundetektion von Phospho-IκBα der Proteasom Inhibitor MG132 (10 µM), für die Detektion von IκBα 5µg/ml Actinomycin D zugegeben. Nach einer vierstündigen Inkubationsdauer mit Thionamiden wurden die CD3-positiven Zellen entweR der mit CD3/CD28 Dynabeads oder Phorbol 12-Myristat 13-Acetat (PMA, 15 ng/ml) und Ionomycin (1,5 µg/ml) aktiviert. Material: Propylthiouracil Sigma, Steinheim Methimazol Sigma, Steinheim Carbimazol LKT Laboratories, Inc., USA MG-132 Calbiochem, La Jolla, CA Actinomycin D Sigma, Steinheim R CD3/CD28 Dynabeads Dynal, Hamburg Ionomycin Sigma, Steinheim PMA Phorbol 12-Myristat 13-Acetat, Sigma, DMSO (Dimethylsulfoxid) Deisenhofen Roth, Karlsruhe 17 2.3 Durchflusszytometrie (FACS) Die Analyse der CD69-Expression wurde mittels Durchflusszytometrie durchgeführt. Reaktionsansätze zu jeweils 50 µl Vollblut wurden für eine Stunde mit Thionamiden vorinkubiert, und anschließend R mit 106 CD3/CD28 Dynabeads aktiviert. Nach 24 Stunden wurde der Ansatz mit 8 µl des Fast ImmuneT M CD4/CD69/CD3 Antikörpers für 45 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Die Erythrozytenlyse erfolgte in 450 µl FACS Lysierungs Lösung, gefolgt von einem fünfminütigen Zentrifugationsschritt bei 2800 U/min. Anschließend wurden die CD3-positiven Zellen in 300 µl Fixierungslösung für die FACS (Fluorescent Activated Cell Sorting) Analyse fixiert. Die CD3-positive Population wurde durch FSC (Forward Scatter) und einer CD3-PerCP-Färbung eingegrenzt und weiter auf CD4 durch PE (Phycoerythrin) und CD69 durch FITC (Fluorescein) analysiert. Material: Fast Immune Cytokine System Fast ImmuneT M CD4/CD69/CD3 An- BD Biosciences, Heidelberg Becton Dickinson, San Jose, Ca tikörper FACST M Lysing Solution Becton Dickinson, San Jose, Ca CellFIXT M Becton Dickinson, San Jose, Ca 2.4 Enzyme linked Immunosorbent Assay (ELISA) Nach einer vierstündigen Vorinkubation von 1,5x106 CD3-positiven Zellen mit Thionamiden, wurden R diese für 16 Stunden mit 106 CD3/CD28 Dynabeads aktiviert. Anschließend wurden die Zellen geerntet und bei 2900 U/min für fünf Minuten zentrifugiert. Der Überstand wurde zur quantitatiR ven IL-2, IFN-γ oder TNFα Analyse abgenommen und mittels dem Quantikine ELISA gemäß des Herstellerprotokolls analysiert. Material: R Quantikine IL-2 ELISA R and D Systems, Wiesbaden- D Systems, Wiesbaden- D Systems, Wiesbaden- Nordenstadt R Quantikine IFN-γ ELISA R and Nordenstadt R Quantikine TNFα ELISA R and Nordenstadt 18 2.5 Luciferase Reportergen Assay Der Luciferase Reportergen Assay wurde mit der T-Zell Leukämie Zell-Linie, Jurkat, durchgeführt. 1,5x106 Jurkat-Zellen wurden in 1,5 ml RPMI 1640 Medium, dem 10% fetales Rinderserum und 2 mM Glutamin zugesetzt worden war, bei 37◦ C und einer fünfprozentigen CO2 -Konzentration kultiviert. Die Zellen wurden dann mit pAP-1 (PMA)-TA-Luc oder p NF-κB-TA-Luc Reportergenkonstrukt transient transfiziert. Für die Messung der NFAT abhängigen Luciferase Expression wurden stabil transfizierte Jurkat-Zellen (C4-NFAT) verwendet. Für die Transfektionslösung wurden pro Transfektionsansatz 150 µl Medium mit 9 µl Lipofectamin, in einem zweiten 150 µl Medium mit 3 µg Reportergenplasmid, welches das Reportergen enthielt, versetzt. Nach zwanzigminütiger Inkubation wurde die Transfektionslösung tropfenweise auf die Zellen gegeben und für 4 Stunden inkubiert. Die Zellen mehrerer Transfektionsansätze wurden gepoolt und anschließend in einer Zelldichte von 106 Zellen pro well neu ausplatiert. Diese Zellen wurden für 2 Stunden mit Thionamiden vorinkubiert, bevor die Reportergenexpression mit PMA (15 ng/ml) und Ionomycin (1,5 µg/ml) für weitere 13 Stunden induziert wurde (Geamtversuchsdauer 15 h). Die Zelllyse erfolgte mit 100 µl Lysierungspuffer. Die Expression des Luciferase Reportergens wurde anhand des enzymatischen Luminolumsatz im Luminometer quantifiziert. Die Extinktionsraten wurden anhand des Proteingehalts normalisiert. Material: p NF-κB-Luc BD Bioscience, Heidelberg C4-NFAT zur Verfügung gestellt von Prof. Baldari, Italien pAP-1-TA-Luc Lipofectamin 2000 BD Bioscience, Heidelberg Invitrogen, UK Lysierungspuffer Promega, Madison, WI Luciferase Assay Substrat Promega, Madison, WI Microluminat Plus LB96P Berthold Tchnologies, Bad Wilbach Protein Assay Bio-Rad Laboratories, München 2.6 Herstellung nukleärer Proteinextrakte Nukleäre Proteinextrakte wurden nach der Extraktionsmethode, beschrieben von Schreiber (Schreiber et al., 1989), gewonnen. Das Zellpellet wurde in 400 µl Puffer A resuspendiert und für 15 Minuten 19 auf Eis inkubiert. Der Zugabe von 25 µl NP40 folgte eine Homogenisierung durch Vortexen für 30 Sekunden und anschließend ein Zentrifugationsschritt von fünf Minuten bei 13.000 U/min. Nachdem der Überstand abgegossen worden war, wurde das Pellet für 15 Minuten bei Raumtemperatur getrocknet. Zur Lyse der Kernmembran wurde das Pellet mit 50µl Puffer C versetzt und für 15 Minuten bei 4◦ C und 1800 U/min (Vortexrotationsaufsatz) geschüttelt, anschließend 10 Minuten bei 13.000 U/min zentrifugiert. Die quantitative Proteinbestimmung aus dem Überstand (nukleärer Extrakt) erfolgte nach Bradford. Material: Puffer A 10 mM Hepes, pH 7,9 10 mM KCl; 0,1 mM EDTA 0,1 mM EGTA Puffer C 20 mM Hepes, pH 7,9 0,4 mM NaCl; 1 mM EDTA 1 mM EGTA Aprotinin Sigma, Steinheim Leupeptin Sigma, Steinheim (50mg/ml in ddH2 O) Natriumfluorid Sigma, Steinheim (1 M in ddH2 O) Phenylmethylsulfonylfluorid Sigma, Steinheim (100 mM in Isopropanol) Natrium Pyrophosphat Sigma, Steinheim (100 mM in ddH2 O) Decahydrat 1,4-Dithithreitol Roth, Karlsruhe Phosphatase Inhibitor I Sigma, Steinheim Phosphatase Inhibitor II Calbiochem, La Jolla, Ca Nonidet P 40 Protein Assay Roche, Mannheim Bio-Rad Laboratories, München 2.7 Elektrophoretic Mobility Shift Assay(EMSA) Für EMSA-Analysen wurden jeweils 1,5x106 CD3-positive Zellen verwendet. Die CD3-positiven Zellen wurden für 4 Stunden mit Thionamiden inkubiert und anschließend für 2 Stunden mit 107 20 R CD3/CD28 Dynabeads pro Ansatz aktiviert. Für das Labeling der Sonden wurden 50 µl Ansätze pipettiert, bestehend aus 25 ng (1µl) unmarkiertem Oligonukleotid, 37µl ddH2 O, 5µl T4-PNK Puffer, 5µl [γ-32 P]-dATP und 2µl T4-Polynukleotid Kinase. Das Reaktionsgemisch wurde 60 Minuten bei 37◦ C inkubiert. Zur Abtrennung von nicht inkorporierten Nukleotiden wurde der Reaktionsansatz auf eine Amersham G-25 Säule aufgetragen und bei 3000U/Min 3 Minuten zentrifugiert. Das Eluat enthielt die markierten Oligonukleotide, welche bei 4 ◦C gelagert wurden. Das Reaktionsvolumen für den EMSA betrug 20µl und beinhaltete 4-20µg Kern- extrakt, 2µl 10xBindepuffer, 2µl Poly-dIdC, 1µl markierte DNA Sonde und 11µl ddH2 O. Die Ansätze wurden für 30 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert, und anschließend mit 0,5xTBE Laufpuffer versetzt. Die Auftrennung der Proteine erfolgte in einem 4,5% Polyacrylamid-Gel. Die Elektrophorese wurde für zwei Stunden bei 200 V und 21 mA durchgeführt. Danach wurde das Gel auf ein 18cmx24cm großes GB002 Papier abgelöst, die Gelseite mit Saran Folie bedeckt und im Vakuum-Geltrockner bei 80◦ C für ca. 30 Minuten getrocknet. Die Belichtung in einer Fuji-Film Kassette mit Kodak BioMax Film dauerte 4-16 Stunden bei -80 ◦ C. Die Entwicklung und Fixierung des Films erfolgte im Agfa Curix60. Material: [γ−32 ]-dATP Amersham Biosciences, Schweden 3000 Ci/mmol NF-κB Oligonukleotid 5’AGT TGA GGG GAC TTT CCC AGG C; (Promega Mannheim) NFAT Oligonukleotid 5’-TTT CTC ATG GAA AGA TGA CAT A AP-1 Oligonukleotid 5’-CGC TTG ATG AGT CAG CCG GAA (Promega Mannheim) T4 Kinase Puffer NE Biolabs Inc., Beverly, USA T4 Polynukleotid Kinase NE Biolabs Inc., Beverly, USA G-25 Microspin column Amersham Biosciences, England Heraeus Biofuge Heraeus-Instruments, Hanau 4,5% Polaacrylamid-Gel 11,25 ml 30% Rotiphorese; 7 ml 5xTBE-Puffer; 55,25 ml ddH2 O; 400µl 10% APS; 40 µl TEMED Rotiphorese Roth, Karlsruhe 21 TBE-Puffer Laufpuffer 54g TRIS; 27,5g Borsäure; 20 ml 0,5M EDTA; 1l ddH2 O Ammoniumperoxidsulfat (APS) Merck, Darmstadt N,N,N,N-Tetramethyl- Roth, Karlsruhe ethylendiamin (TEMED) Bindepuffer 20 mM Tris/HCl; 10 mM MgCl2 ; 50 mM Poly-dIdC NaCl; 1 mM DTT Roche Diagnostics, Penzberg Marker 0,4% Bromphenolblau (Roth, Karlsruhe) 50% Glycerol (Sigma, Steinheim) Vakuum Trockner BioRad, München Kodak BioMax Film Kodak-Industrie, Frankreich 2.8 TransAM Für die ELISA basierende DNA-Bindungsanalyse von AP-1 und NF-κB wurden nukleäre Extrakte von 2x107 CD3-positiven Zellen verwendet, die für 4 Stunden mit Thionamiden inkubiert und anR schließend für 30 Minuten mit 107 CD3/CD28 Dynabeads pro Ansatz aktiviert wurden. Mit der TransAM Methode wurde die Bindung von Transkriptionsfaktoren im 96-well Format quantifiziert. Die Durchführung des Experiments erfolgte laut Herstellerangaben. Oligonukleotide mit einer Konsensussequenz für AP-1 oder NF-κB sind auf eine 96-well Flachbodenplatten gecoated. 2 µg nukleäres Extrakt wurde pro Reaktionsansatz verwendet. Oligonukleotid-Transkriptionsfaktor-Komplexe wurden mittels Antikörper, die gegen die entsprechenden Untereinheiten der Transkriptionsfaktoren AP-1 oder NF-κB gerichtet waren, anhand eines peroxidasemarkierten Zweitantikörpers erkannt und im Photospectrometer quantifiziert. Material: TransAM NF-κB Family Kit Active Motif TransAM AP-1 Family Kit Active Motif 22 2.9 Immundetektion durch Western Blotting Zur Western Blot Analyse wurden jeweils 1,5x106 CD3-positive Zellen verwendet und für 4 Stunden mit Thionamiden inkubiert. Je nach zu detektierendem Protein wurden die Ansätze anschließend wie folgt aktiviert: Phospho-IκBα IκBα p38 R 20 Minuten mit CD3/CD28 Dynabeads R 10 Minuten mit CD3/CD28 Dynabeads R 10 Minuten mit CD3/CD28 Dynabeads JNK Kinase Aktivität R 10 Minuten mit CD3/CD28 Dynabeads R 10 Minuten mit CD3/CD28 Dynabeads Phospho-CaMKII 10 Minuten mit 1µg/ml Ionomycin CaMKII 10 Minuten mit 1µg/ml Ionomycin Calmodulin 10 Minuten mit 1µg/ml Ionomycin NFATc2 10 Minuten mit 1µg/ml Ionomycin TATA-BP 10 Minuten mit 1µg/ml Ionomycin α/β Calcineurin 10 Minuten mit 1µg/ml Ionomycin p42/44 Durch Zugabe von 35µl 5xSDS Probenpuffer und einer wiederholten Ultraschallbehandlung (5 Impulse, 15%) wurden die Proben aufgeschlossen, für fünf Minuten auf 95◦ C erwärmt und mittels einer Pro-Rad Protean III Elektrophoresekammer in einem SDS-Polyacrylamidgel elektrophoretisch aufgetrennt. Das Molekulargewicht der aufgetrennten Proteine ließ sich anhand eines parallel aufgetragenen SDS-PAGE Protein-Markers abschätzen. Zur Vorbereitung des Western Blots wurde die Membran für zehn Minuten in Methanol, danach für 15 Minuten in ddH2 O äquilibriert. Zugleich wurden sechs Whatmanpaper in AnodenpufferI, drei Whatmanpaper in AnodenpufferII und neun Whatmanpaper in Kathodenpuffer getränkt. Der Elektrotransfer erfolgt bei 125 mA. Nach dem Transfer wurde die Membran zum Abblocken unspezifischer Bindungsstellen in einer 5% milchpulverhaltigen (Detektion auf Phospho-IκBα, IκBα) bzw. 0,1% caseinhaltigen Lösung (I-BlockT M ) (Detektion auf PhosphoCamKII, Calmodulin, Calcineurin NFAT und MAP-Kinasen) für eine Stunde bei Raumtemperatur auf der Rotationsschaukel inkubiert und anschließend dreimal mit TBST gewaschen. Die Inkubation mit dem Erstantikörper erfolgte über Nacht bei 4◦ C. Die Antikörper wurden gemäß den Angaben des Herstellers eingesetzt. Nicht gebundener Erstantikörper wurde durch dreimaliges Waschen mit TBST entfernt, bevor der peroxidase-markierte Zweitantikörper (1:2000 in Blockierlösung) für eine Stunde bei Raumtemperatur auf die Membran gegeben wurde. Nach weiterem extensiven Waschen 23 R mit TBST wurden die Immunkomplexe mittels einer Peroxidasereaktion (LumiGLO ) detektiert. Die Filme wurden je nach Signalstärke zwischen einer und zehn Minuten belichtet. Um eine gleichmässige Gesamt-Proteinbeladung nachzuweisen, folgte dem Western Blot eine Normalisierung gegen das jeweilige Grundprotein bzw. gegen β-Aktin oder das TATA Bindungsprotein. Die Membran wurde hierfür 30 Minuten bei 50◦ C mit einer Stripping-Lösung inkubiert, anschließend intensiv mit TBST gewaschen, um dann erneut blockiert und mit Erst- und Zweitantikörper behandelt zu werden. Material: 5xSDS Probenpuffer (Laemmli) 1 M TRIS (pH 6,8); 1% SDS; 1,5% DTT; 0,1% Bromphenolblau; 50% Glycerol Phosphatase Inhibitor I Sigma, Steinheim Phosphatase Inhibitor II Calbiochem, La Jolla, USA Ultraschallgerät Sonorex RK 52 Bandelin Ultraschallgerät Sonopuls Hp 2070 Bandelin Sammelgel 0,65ml 30% Acrylamid/0,8% Bisa- crylamid (Rotiphorese); 1,25 ml 4x TRISCl/SDS (pH6,8); 3,05 ml ddH2 O; 25 µl 10% Ammoniumpersulfat; 5 µl TEMED 10% SDS Trenngel 5ml 30% Acrylamid/0,8% Bisacrylamid (Rotiphorese); 3,75 ml 4xTRISCl/SDS (pH8,8); 7,5 ml ddH2 O; 0,05 ml 10% APS; 0,01 ml TEMED Rotiphorese Roth, Karlsruhe Sodium Dodecyl Sulfat Roth, Karlsruhe = Natriumlaurylsulfat (SDS) Ammoniumperoxidsulfat (APS) Merck, Darmstadt N,N,N,N-Tetramethyl- Roth, Karlsruhe ethylendiamin (TEMED) Prestained SDS-PAGE Standards (low range) Bio-Rad, München 24 Elektrophoresekammer, III Bio-Rad, München 5x SDS Laufpuffer 125 mM TRIS; 1 M Glycin; 0,5% SDS Methanol Merck, Darmstadt Membran ImmobilonT M Kathodenpuffer (pH 9,4) Millipore Corporation, Bedford, MA, USA 25 mM TRIS; 40 mM 6- Aminocapronsäure; Anodenpuffer I (pH 10,4) 10% Methanol 300 mM TRIS; 10% Methanol Anodenpuffer II (pH 10,4) 25 mM TRIS; 10% Methanol Blotting Aparatur LTF-Labortechnik,Waerburg I-BlockT M Tropix, Bedford, MA, USA Magermilchpulver Fluka Chemie, Buchs, CH TBST 20 mM TRIS; 150 mM NaCl; 0,1% Tween 20 TBS 20 mM TRIS; 150 mM NaCl Anti-humaner Cell Signaling, Beverly, MA, USA Phospho-IκBα (Ser32) Antikörper Anti-humaner Cell Signaling, Beverly, MA, USA IκBα Antikörper Anti-humaner-NF-AT-c2 Becton Dickinson, San Jose, Ca Antikörper Clone 4G6-G5 Anti-humaner-Calcineurin Becton Dickinson, San Jose, Ca Antikörper Anti-humaner-Calmodulin Upstate, USA Antikörper Anti-humaner Phospho-CaMKII New England Biolabs, USA (Thr286) Antikörper Anti-humaner CaMKII New England Biolabs, USA Antikörper Anti-humaner p38(Thr180/Tyr182) Antikörper Cell Signaling, Beverly, MA, USA Anti-humaner Phospho p44/42 Cell Signaling, Beverly, MA, USA (Thr202/Tyr204) Antikörper TATA binding protein TBP18 Abcam, Cambridge, UK 25 Peroxidase markierter Cell Signaling, Beverly, MA, USA Anti-Rabbit-IgG Antikörper Peroxidase markierter Amersham Pharmacia, Freiburg Anti- Mouse IgG Antikörper Anti-humaner Santa Cruz Biotechnology Actin(I-19) Antikörper Peroxidase markierter Anti- Goat IgG Antikörper R LumiGLO Santa Cruz Biotechnology Cell Signaling, Beverly, MA, USA ECL Plus Amersham Biosciences, UK HyperfilmT M ECL Stripping Lösung Amersham Biosciences, UK 100 mM 2-Mercaptoethanol; 2% SDS; 62,5 mM TRIS (pH 6,7) 2.10 JNK Kinase Aktivitätsimmunoassay Die Aktivität der JNK-Kinase wurde mittels eines JNK Activity Immunoassay Kit bestimmt. Nach R Inkubation mit Thionamiden und zehnminütiger Aktivierung mit CD3/CD28 Dynabeads wurden 107 CD3-positive Zellen in 200 µl Extraktionspuffer lysiert. Nach einer fünfminütigen Zentrifugation bei 2700 U/min wurde der Überstand mit 2 µl eines polyklonalen JNK-Antiköpers für 5 h bei 4◦ C inkubiert bevor 50 µl Proteinsepharose A zugegeben wurde. Nach einer Stunde wurden die Reaktionsansätze zweimal mit 0,5 ml Extraktionspuffer und einmal mit 0,5 ml Kinase Assay Puffer gewaschen. Die Kinase-Reaktion erfolgte bei 30◦ C und enthielt immunpräzipitierte JNK-Antikörper-Beads, 50 µl Kinase Assay Puffer, 2 µg c-jun Protein und 1 nM ATP. Nach 25 Minuten wurde die Kinase-Reaktion mit 30µl SDS-Probenpuffer gestoppt. Die Analyse der JNK-Kinase Aktivität erfolgte anhand des Nachweises der c-Jun Phosphorylierung im Western Blot Experiment. Material: JNK Activity Immunoassay Kit Calbiochem, Schwalbach, Germany Extraktionspuffer 20mM Tris, pH 7,5; 135mM NaCl; 25mM C3 H7 O6 P2 Na; 2mM EDTA; 2mM NaPO3 O7 2mM 1,4-ditiotreitol; 1mM Na3 VO4 ; 10% Glycerol; 1% Triton X-100; 1,5µg/ml Aprotinin Kinase Assay Puffer 25mM Tris, pH 7,5; 5mM C3 H7 O6 P2 Na 12mM MgCl 2; 2mM 1,4-dithiotreitol 100µM Na 3VO 4 2.11 Detektion der Zytotoxizität Zur Bestimmung der zytotoxischen Wirkung der Thionamide wurde die Laktatdehydrogenase Aktivität im Zellüberstand quantifiziert. 2x106 CD3-positive Zellen wurden mit 0,1-5 mM der Thionamide für 4 Stunden im Inkubator bei 37◦ C inkubiert. Im Anschluss wurde die LDH-Aktivität im Überstand mit Hilfe des Cytotoxicity Detection Kits (Roche) gemessen. Die Analyse erfolgte laut des Herstellerprotokolls. Als Positivkontrolle diente ein Ansatz mit totaler Membranolyse durch die Zugabe von 20% Tween. Material: Cytotoxicity Detection Kit Roche Diagnostik GmbH, Mannheim SPECTRAmax PLUS384 Molecular Devices, München Photometer 2.12 Statistik Die statistische Analyse wurde in einer “One Way Analysis of Variance”, gefolgt von einem multiplen Vergleich mit Hilfe der “Student-Newman-Keuls” Methode, durchgeführt. Die Ergebnisse wurden als signifikant angenommen, wenn p<0,001 war. Alle statistischen Berechnungen wurden mit dem Software Paket “SigmaStat” (Jandel Scientific, San Rafael, CA, USA) durchgeführt. 3 Ergebnisse 3.1 Heterozyklische Thionamide hemmen humane T-Lymphozyten Um die Auswirkung von heterozyklischen, schwefelhaltigen Substanzen auf die funktionelle Immunantwort zu untersuchen, wurden primäre humane T-Zellen mit den klinisch häufig verwendeten Thionamide Propylthiouracil, Carbimazol und Methimazol inkubiert. 3.1.1 Carbimazol und Propylthiouracil inhibieren die Expression des T-Zell-Aktivierungsmarkers CD69 Die CD69-Expression auf T-Zellen wurde in Vollblut mittels Durchflusszytometrie analysiert. Nach einstündiger Inkubation mit Thionamiden wurden die T-Zellen durch Crosslinking der CD3 und der R CD28 Oberflächenrezeptoren mittels anti-CD3 und anti-CD28 Antikörper behafteten Dynabeads aktiviert. Propylthiouracil unterdrückte bei einer Konzentration von 5mM die CD69-Expression fast vollständig (Abb. 3.1). Von den in äquimolaren Konzentrationen eingesetzten Mercaptoimidazolderivaten Carbimazol und Methimazol führte Carbimazol zu einer ähnlich starken Hemmung wie Propylthiouracil. Eine Vorbehandlung mit Methimazol zeigte hingegen keinen hemmenden Effekt. Eine verminderte CD69-Expression war schon nach 0,1mM Carbimazol- und Propylthiouracilgabe ersichtlich, betraf jedoch hauptsächlich Zellen mit hoher CD69-Expressionsdichte (Daten nicht dargestellt). 3.1.2 Die IL-2 Synthese wird durch einige Thionamide gehemmt Wir untersuchten den Effekt der Thionamide auf die Sekretion des autokrinen Wachstumsfaktor IL-2. Es wurden primäre T-Lymphozyten mit Propylthiouracil , Carbimazol oder Methimazol vorbehandelt. Die IL-2 Synthese wurde anschließend mittels CD3/CD28 Dynabeads induziert. Der Effekt der Thionamide auf die IL-2 Sekretion wurde mittels eines ELISA quantifiziert (Abb. 3.2). Die Aktivierung der T-Zellen mit CD3/CD28 Dynabeads führte zu einer IL-2 Konzentration von 2800 pg/ml. Eine signifikante Hemmung der IL-2 Sekretion wurde bereits bei 1mM Carbimazol und Propylthiouracil festgestellt, während Methimazol die im Überstand gemessenen IL-2-Konzentration nicht wesentlich 28 Abbildung 3.1: Die Expression des T-Zell-Aktivierungsmarkers CD69 wird durch Propylthiouracil und Carbimazol unterdrückt. Die Effekte der Thionamide auf die CD69 Expression wurden mittels FACS-Analysen aus Vollblut ermittelt. Nach einstündiger Inkubation mit 5mM R Thionamid wurden die Blutproben mit 106 CD3/CD28 Dynabeads für 15 h aktiviert. Die FACSAnalyse erfolgte mit anti-CD3-CD69-CD4 Antikörpern. Die CD3-positive Population wurde durch den FSC (Forward Scatter) und einer CD3-PerCP-Färbung eingegrenzt und weiter durch anti-CD4 Phycoerythrin-konjugierte und anti-CD69 Fluorescein konjugierte Antikörper analysiert. veränderte. 3.1.3 Carbimazol und Propylthiouracil hemmen die NF-κB-, AP-1- und NFAT-abhängige Luciferase-Genexpression Die CD69-Expression und IL-2 Synthese von T-Zellen können als funktionaler Endpunkt der Aktivierung der immunrelevanten Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT betrachtet werden (Macian et al., 2001). Um zu untersuchen, ob Thionamide die Aktivierung von NF-κB, AP-1 oder NFAT supprimieren, wurden Jurkatzellen mit NF-κB, AP-1 oder NFAT-abhängigen Reportergenkonstrukten transfiziert und anschließend mit Thionamiden koinkubiert. Die Ergebnisse der Transfektionsexperimente sind in Abb. 3.3 dargestellt. Da Jurkatzellen keinen CD28 Rezeptor besitzen, R war die physiologische Stimulation über CD3/CD28 Dynabeads nicht möglich. Stattdessen wurde der Phorbolester PMA und das Calciumionophor Ionomycin zur Aktivierung der T-Zellen verwendet, 29 Abbildung 3.2: Carbimazol und Propylthiouracil hemmen die IL-2 Synthese in CD3positiven Zellen. CD3-positive Zellen, die aus Blut gesunder Spender isoliert worden waren, wurden nach einer zweistündigen Vorinkubation mit Thionamiden in 1 bis 5 mM Konzentration für 16 StunR den mit 106 CD3/CD28 Dynabeads aktiviert. Die IL-2 Konzentration wurde aus dem Überstand mittels eines ELISA bestimmt.*p<0,001 versus Positivkontrolle. Die Werte sind als Median von sechs unabhängigen Experimenten ±SEM dargestellt. um die CD3/CD28 induzierte Kaskade intrazellulär auszulösen. PMA und Ionomycin bewirkten eine Induktion der NF-κB, AP-1 und NFAT abhängigen Reportergenexpression (Abb. 3.3A-C). Mit Propylthiouracil und Carbimazol behandelte Jurkatzellen zeigten für alle drei Transkriptionsfaktoren eine dosisabhängige Suppression der Reportergenexpression. Bei dem NF-κB regulierten Reportergenkonstrukt lag die zur halbmaximalen Hemmung benötigte Konzentration (IC50) von Propylthiouracil bei 1mM, eine komplette Hemmung wurde bei einer 3mM Konzentration erzielt (Abb. 3.3A). Für AP-1 lagen diese Werte bei 2mM und 4mM (Abb. 3.3B). Bei dem NFAT abhängigen Reportergenkonstrukt wurde eine komplette Hemmung bei 4mM erzielt (Abb.3.3C). Carbimazol zeigte wie in den bereits unter 3.1.1 und 3.1.2. beschriebenen Experimenten die potenteste Hemmung und supprimierte in allen Experimenten die Reportergenexpression bereits bei Konzentrationen von 0.5mM 30 Abbildung 3.3: Hemmung der NF-κB-, AP-1- und NFAT-abhängigen Reportergenexpression durch Thionamide. Für die NF-κB bzw. AP-1-abhängige Reportergenexpression wurden Jurkat Zellen mit 3 µg des Plasmids p NF-κB-Luc respektive pAP-1-TA-Luc transfiziert (A-B). Um die NFAT-abhängige Reportergenexpression zu analysieren, wurden stabil transfizierte C4-NFAT Jurkat Zellen verwendet (C). Jurkat-Zellen wurden mit den angegebenen Konzentrationen des Thionamids für 2 h vorinkubiert, bevor sie mit 15 ng/ml PMA und 1 µg/ml Ionomycin für 13 h induziert wurden. Die Luciferasereportergenaktivität wurde in Zelllysaten bestimmt; Messergebnisse sind auf die vorhandene Proteinmenge hin normalisiert. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt als Prozentsatz der “relative light units” (RLU) ausgehend von der Aktivität in stimulierten Zellen ohne Thionamidbehandlung (100%). Werte sind als Mittelwerte von vier unabhängigen Experimenten ±SEM dargestellt. (Abb.3.3A-C). Das analoge Imidazolderivat Methimazol führte nur zu einer geringfügigen Hemmung der NF-κB-abhängigen Reportergenexpression (Abb. 3.3A). Hingegen führte Methimazol bei den AP-1- und NFAT-abhängigen Reportergenkonstrukten zu keiner Hemmung der Luciferase Expression (Abb. 3.3B und 3.3C). 31 3.2 Thionamide mit reaktiver Schwefelgruppe inhibieren die Aktivität des Transkriptionsfaktors NF-κB In den vorrausgegangenen Experimenten wurde eine Carbimazol und Propylthiouracil abhängige Inhibition der NF-κB abhängigen Reportergenexpression nachgewiesen. Nun sollten mit DNA- Bindungsstudien und Western-Blot Analysen die Angriffsstellen der Thionamide in der NF-κB- Signalkaskade identifiziert werden. 3.2.1 Carbimazol und Propylthiouracil hemmen die DNA-Bindung von NF-κB in CD3-positiven Zellen Es wurde untersucht, ob Thionamide die Bindung von NF-κB an die entsprechende DNA-KonsensusSequenz unterbinden. Primäre T-Zellen wurden mit Thionamiden vorinkubiert und anschließend wurde R induziert. EMSA-Analysen zeigten, der Transkriptionsfaktor NF-κB durch CD3/CD28 Dynabeads dass Propylthiouracil und Carbimazol die DNA-Bindung von NF-κB konzentrationsabhängig unterdrückten (Abb. 3.4, Spuren 8-11). Methimazol hingegen führte auch in der 5mM Konzentration zu keiner Abnahme der DNA-Bindungsaktivität (Abb. 3.4, Spur 5). Die Quantifizierung der DNA-Bindung von NF-κB erfolgte mittels eines ELISA-basierenden DNABindungsassay (Trans Am Assay, Active Motif). Die DNA-Bindungsaktivität der NF-κB- Dimere p50 und p65 an konsensuelle DNA-Sequenzen (5‘-GGGACTTTCG-3) konnte durch Stimulation der CD3/CD28 Rezeptoren an der T-Zelloberfläche um ein 2 bis 4faches induziert werden (Abb. 3.5). Die Behandlung mit Carbimazol und Propylthiouracil führte zu einer dosisabhängigen Reduktion der DNA-Bindungsaktivität von p50 und p65. 3.2.2 Die Phosphorylierung und Degradation des NF-κB-Regulatorproteins IκBα wird durch Thionamide beeinflusst Es wurde mittels Western Blot Analysen überprüft, ob die verminderte NF-κB DNA- Bindungsaktivität durch Thionamide über Inhibition des NF-κB-Regulatorproteins IκBα vermittelt wird. Im inaktiven Zustand ist NF-κB im Zytoplasma an das inhibitorische Regulatorprotein IκBα gebunden. Aktivierung der T-Zelle führt über die Phosphorylierung von IκBα zur Freisetzung und nukleären Translokation NF-κBs und damit zur Transkriptionsinitiation. Phosphoryliertes IκBα wird ubiquitiniert und im Proteasom zur Degradation freigegeben (Karin, 2000). Da die phosphorylierte Form von IκBα nur kurzzeitig stabil vorliegt und somit kaum nachweisbar ist, wurde allen Ansätzen der Proteasominhibitor MG132 zugefügt. Damit wurde der proteasomale Abbau 32 Abbildung 3.4: Die DNA-Bindung von NF-κB wird duch Carbimazol und Propylthiouracil gehemmt. T-Zellen wurden mit Thionamiden in den angegebenen Konzentrationen für 4h R behandelt und anschließend mit 107 CD3/CD28 Dynabeads pro Ansatz 30 min. stimuliert. Zur Bestimmung der DNA-Bindung wurden nukleäre Extrakte hergestellt und 2 µg pro Reaktionsansatz eingesetzt. Abgebildet ist eine repräsentative EMSA-Analyse, welche die DNA-Bindungs-Aktivität der NF-κB-Untereinheiten p50 und p65 untersucht. NF-κB-Dimere p50/p65 und p50/p50, unspezifische Bindungsaktivität der Probe (*), ungebundene Oligonukleotide (<). 33 Abbildung 3.5: Die DNA-Bindung von NF-κB wird duch Carbimazol und Propylthiouracil gehemmt. T-Zellen wurden mit Thionamiden in Konzentrationen von 1 und 5 mM für 4h R behandelt und anschließend mit 107 CD3/CD28 Dynabeads pro Ansatz für 30 min. stimuliert. Zur Bestimmung der DNA-Bindung wurden 2 µg nukleäres Extrakt eingesetzt. Abgebildet ist ein ELISA-basierender NF-κB-DNA-Bindeassay. Die NF-κB-Untereinheiten p50 und p65 wurden mit Hilfe eines anti-p50 oder anti-p65 Antikörpers detektiert. Die kolorimetrische Quantifizierung erfolgte über einen sekundären HRP-konjugierten Antikörper. Ergebnisse sind als Prozentsatz der Induktion in stimulierten Zellen ohne Thionamidbehandlung (100%) dargestellt. Gezeigt ist der Median von sechs unabhängigen Experimenten ±SEM. von IκBα unterbunden. Die Stimulation der CD3/CD28 Rezeptoren führte zu einer Phosphorylierung von IκBα (Abb. 3.6A-C, Spuren 1,2). Methimazol zeigte keinen Effekt auf den Phosphorylisationsstatus von IκBα (Abb. 3.6A, Spuren 3-9). Propylthiouracil blockierte diese Phosphorylierung ab Konzentrationen von 2mM (Abb. 3.6B, Spuren 6-9). Ebenso konnte Carbimazol die Phosphorylierung ab einer Konzentration von 1mM verhindern (Abb. 3.6C, Spuren 5-9). Eine gleichmäßige Proteinbeladung wurde durch die Detektion des Gesamtproteins auf der selben Membran nachgewiesen (Abb. 3.6 A-C). In Abwesenheit des Proteasominhibitors MG132 resultiert die Phosphorylierung von IκBα in dessen Degradation. Dadurch konnte IκBα nach T-Zell-Stimulation wie in Abb.3.7, Spur 2 gezeigt, nicht mehr nachgewiesen werden. Methimazol vermochte die Degradation von IκBα nicht zu verhindern (Abb. 3.7, Spuren 3,4). Die Behandlung mit Carbimazol und Propylthiouracil hingegen führte zu keiner Degradation von IκBα (Abb. 3.7, Spuren 5-10), so dass IκBα NF-κB weiterhin im inaktiven Zustand 34 Abbildung 3.6: Die Phosphorylierung von IκBα wird duch Carbimazol und Propylthiouracil gehemmt. 2x106 CD3-positive T-Zellen wurden aus Vollblut gereinigt und mit Thionamiden in Konzentrationen von 0,1 bis 5 mM für 4h behandelt. Eine Stunde vor Aktivierung erfolgte die Zugabe von 10µM des Proteasominhibitors MG 132. Die Aktivierung der Ansätze erfolgte mit jeweils 106 R CD3/CD28 Dynabeads für 20 min. Die Analyse auf phosphoryliertes IκBα erfolgte mittels Western Blot aus Gesamtzellproteinextrakten (oberer Blot). Eine gleichmäßige IκBα-Proteinbeladung wurde durch die Detektion des Gesamtproteins nachgewiesen (unterer Blot). Gezeigt ist ein Repräsentatives von drei unabhängigen Experimenten. Abbildung 3.7: Die Degradation von IκBα wird duch Carbimazol und Propylthiouracil gehemmt. 2x106 CD3-positive T-Zellen wurden aus Vollblut gereinigt und mit Thionamiden in Konzentrationen von 0,1 bis 5 mM und 5µg/ml des Proteinsynthese-Inhibitors Actinomycin D für 4h R behandelt. Die Aktivierung der Ansätze erfolgte mit jeweils 106 CD3/CD28 Dynabeads für 10 min. IκBα wurde mittels Western Blot in Gesamtzellextrakten nachgewiesen (oberer Blot). Der Nachweis von β-Aktin auf der selben Membran zeigte eine gleichmäßige Proteinbeladung (unterer Blot). Gezeigt ist ein Repräsentatives von drei unabhängigen Experimenten. 35 hält und dadurch eine Transkriptionsinitiation im Zellkern verhindert. Die gleichmäßige Proteinbeladung im Gel wurde über einen β-Aktin-Antikörper auf der selben Membran nachgewiesen. 3.2.3 Durch heterozyklische Thionamide kommt es zu einer verminderten Synthese der proinflammatorischen Zytokine INFγ und TNFα NF-κB ist ein Transkriptionsfaktor, welcher nach Aktivierung pro-inflammatorische Prozesse initiieren kann (Hayden, Gosh, 2004). Mittels eines ELISA wurde überprüft, ob Thionamide durch Suppression von NF-κB der Inflammation entgegen wirken, indem sie die Synthese der pro-inflammatorischen Zytokine TNFα- und IFNγ unterbinden. Die bekannten NF-κB-Inhibitoren MG132 und Lactacystin (Epinat, Gilmore, 1999) supprimierten die TNFα- und IFNγ-Synthese vollständig (Abb. 3.8A). Dies beweißt, dass INFγ- und TNFα maßgeblich durch den Transkriptionsfaktor NF-κB reguliert werden. Auch in der Literatur ist beschrieben, dass die INFγ- und TNFα-Synthese NF-κB-abhängig ist (Pahl, 1999). Propylthiouracil und Carbimazol hemmten die TNFα- und IFNγ-Synthese dosisabhängig. Die IC50 von Propylthiouracil lag für INFγ und TNFα bei 2mM. Die IC50 von Carbimazol lag unter 0,1mM. Dagegen hatte Methimazol keine Auswirkung auf die Zytokin-Produktion (Abb. 3.8B und 3.8C). 3.3 Thionamide inhibieren den Transkriptionsfaktor AP-1 In den vorausgehenden Experimenten wurde eine Suppression der AP-1-abhängigen Reportergenexpression und folglich eine Hemmung der Synthese AP-1 regulierter Markerproteine wie IL-2 und CD69 gezeigt. Um herauszufinden, wie Thionamide mit AP-1 interagieren, wurden zunächst DNABindungsanalysen durchgeführt. 3.3.1 Carbimazol und Propylthiouracil supprimieren die DNA-Bindungsaktivität von AP-1 in humanen Lymphozyten Mittels EMSA wurde überprüft, ob Thionamide die DNA-Bindung von AP-1 beeinträchtigen. Dabei zeigte sich, dass Carbimazol bereits bei 1mM die AP-1 DNA-Bindung hemmte (Abb. 3.9, Spuren 9-11). Propylthiouracil reduzierte die DNA-Bindungsaktivität bei 5mM (Abb. 3.9, Spur 5). Für Methimazol konnte in keiner der eingesetzten Konzentrationen eine Hemmung von AP-1 beobachtet werden (Abb. 3.9, Spuren 6-8). Ähnliche Ergebnisse wurden in Experimenten zur Quantifizierung der Bindung der AP-1 Untereinheiten c-Jun und c-Fos an die konsensuelle DNA-Sequenz (5‘-TGACGTCA-3‘) mittels eines eines ELISA-basierenden DNA-Bindungsassay (Trans Am Assay, Active Motif) beobachtet. 36 Abbildung 3.8: Thionamide inhibieren die TNFα- und IFNγ-Sekretion in CD3-positiven Zellen. Für den Zytokin ELISA wurden Überstände von Zellkulturen CD3-positiver Zellen verwendet, die entweder mit ansteigenden Dosen Thionamiden oder mit MG132 bzw. Lactacystein als NFκB-Inhibitoren für 15 h vorinkubiert wurden. Als Positivkontrolle dienten unbehandelte Zellen. In R den letzten 13h in Kultur wurde die Zytokin-Synthese mit 106 CD3/CD28 Dynabeads (0,5 Beads pro Zelle) induziert. *p<0,001 versus Positivkontrolle. Die Werte sind als Median ±SEM von sechs unabhängigen Experimenten dargestellt. R Durch Stimulation der Zellen mit CD3/CD28 Dynabeads ergaben sich 4 bis 5-fache Induktionswerte von c-Jun und c-Fos bezogen auf die Negativkontrolle (Abb. 3.10). Propylthiouracil und Carbimazol bewirkten eine dosisabhängige Abnahme der c-Jun und c-Fos DNA-Bindung. Die durch eine 5 mM Carbimazol- und Propylthiouracilkonzentration bewirkte Inhibition beider Untereinheiten lag auf dem Niveau der Negativkontrolle. Die Koinkubation der Zelle mit Methimazol resultierte hingegen in keiner Abnahme der AP-1- Bindungsaktivität. 37 Abbildung 3.9: Die DNA-Bindung von AP-1 wird duch Carbimazol und Propylthiouracil gehemmt. T-Zellen wurden mit Thionamiden in Konzentrationen von 1 bis 5 mM für 4h behanR delt und anschließend mit 107 CD3/CD28 Dynabeads pro Ansatz für 30 min. inkubiert. Nukleäre Extrakte wurden hergestellt. Die DNA-Bindung von AP-1 wurde anhand von EMSA-Experimenten analysiert. AP-1-Komplexe, unspezifische Bindungsaktivität der Probe (*), ungebundene Oligonukleotide (<) sind abgebildet. Gezeigt ist ein Repräsentatives von vier unabhängigen Experimenten. 38 Abbildung 3.10: Die DNA-Bindung von AP-1 wird duch Carbimazol und Propylthiouracil gehemmt. T-Zellen wurden mit Thionamiden in Konzentrationen von 1 bis 5 mM für 4h R behandelt und anschließend mit 107 CD3/CD28 Dynabeads pro Ansatz für 30 min. inkubiert. Nukleäre Extrakte wurden hergestellt, um daraus die DNA-Bindung von c-Jun und c-Fos anhand eines Oligonukleotids, das die “ AP-1 binding site“ 5‘-TGAGTCA-3‘ beeinhaltete, zu analysieren. Die gebundenen AP-1-Untereinheiten wurden mittels eines anti-c-Jun (oberes Diagramm) oder anti-c-Fos (unteres Diagramm) Antikörpers detektiert. Die kolorimetrische Quantifizierung erfolgte über einen sekundären HRP-konjugierten Antikörper. Ergebnisse sind als Prozentsatz der Induktion in stimulierten Zellen ohne Thionamidbehandlung (100%) dargestellt. Gezeigt ist der Median von sechs unabhängigen Experimenten ±SEM. 39 3.3.2 Carbimazol und Propylthiouracil inhibieren die Phosphorylierung der MAP-Kinasen ERK1/2 und p38 sowie die Aktivität der c-Jun-NH2-terminalen Kinase (JNK) Die transkriptionelle und posttranslationale Aktivierung von AP-1 erfolgt durch Aktivierung der MAP-Kinase-Kaskade (Dong et al., 2002). Deshalb wurden die aktivierenden Modifikationen der ERK1/2, p38 und der JNK-Kinasen untersucht. Die CD3/CD28 spezifische Stimulation primärer T-Zellen führte zur Phosphorylierung der MAP-Kinasen ERK1/2 und p38 (Abb. 3.11A, Spuren 1,2) und damit zur Aktivierung der MAP-Kinase-Kaskade. Im Gegensatz dazu konnte die MAP-Kinase JNK nicht in den Zelllysaten nachgewiesen werden, vermutlich da diese in nativen T-Zellen nur in geringem Grade exprimiert wird (Weiss et al., 2000). Aufgrund der höheren Sensitivität wurde die JNK-Aktivität durch einen in vitro-JNK-Kinaseaktivitäts-Assay bestimmt. R Wurden primäre T-Zellen vor Aktivierung mit CD3/CD28 Dynabeads mit Propylthiouracil und Carbimazol behandelt, zeigte sich, dass die aktivierende Phosphorylierung der ERK1/2 und p38 unterbunden wurde (Abb. 3.11A). Ebenfalls wurde die JNK-Kinase-Aktivität durch Propylthiouracil und Carbimazol bei 2 mM bzw. 0,1 mM deutlich reduziert. Methimazol konnte keine der MAP-Kinasen nach CD3/CD28 spezifischer Stimulation hemmen (Abb. 3.11A). Eine Stimulation primärer T-Zellen mit dem PKC-Aktivator PMA und dem Calciumionophor Ionomycin führte ebenfalls zur Phosphorylierung der MAP-Kinasen ERK1/2 und p38 und zur Aktivierung der JNK-Kinase (Abb. 3.11B, Spuren 1,2). Carbimazol konnte diesen Prozess unterbinden. (Abb. 3.11B). Im Gegensatz dazu ergaben sich für Propylthiouracil wesentliche Unterschiede im Vergleich zu CD3/CD28 stimulierten T-Zellen (Abb. 3.11B). In diesem Experiment konnte keine Hemmung der MAP-Kinasen durch Propylthiouracil beobachtet werden, obwohl AP-1 nach PMA/Ionomycin Stimulation und Propylthiouracil-Koinkubation im Reportergen- und EMSA-Experiment gehemmt worden war (Abb.3.3 und 3.9). Offensichtlich kann die Propylthiouracil-vermittelte Hemmung von AP-1 unabhängig von den MAP-Kinasen erfolgen. 3.4 Der Transkriptionsfaktor NFAT wird in humanen T-Lymphozyten durch Thionamide gehemmt Zuvor durchgeführte NFAT-abhängige Reportergen-Experimente zeigten eine Inhibition des Transkriptionsfaktors NFAT durch Carbimazol und Propylthiouracil (3.1.3). 40 Abbildung 3.11: Carbimazol und Propylthiouracil hemmen die Phoshorylierung der MAPKinasen ERK1/2 und p38 sowie die Aktivität der JNK Kinasen. CD3-positive Zellen wurden entweder unbehandelt belassen (Spur 1) oder mit Thionamiden in Konzentrationen von 0,1 bis 5 mM für 4 h behandelt (Spur3-9). Um die Phosphorylierung bzw. Aktivierung der MAP-Kinasen zu induR zieren, wurden die Ansätze mit (A) 106 CD3/CD28 Dynabeads oder (B) 15 ng/ml PMA und 1 µg/ml Ionomycin für 10 min. inkubiert (Spuren 2-9). Die Aktivität der JNK Kinase wurde über einen in vitro Kinase Assay mit c-Jun als Substrat für immunpräzipitierte JNK bestimmt. Die Position der phosphorylierten ERK1/2 oder der p38 MAP-Kinase, sowie das von der JNK-Kinase phosphorylierten Substrats c-Jun sind angezeigt. Abgebildet ist ein Repräsentatives von drei unabhängigen Experimenten. 41 3.4.1 Carbimazol und Propylthiouracil hemmen die DNA-Bindungsaktivität von NFAT in humanen T-Lymphozyten Mit EMSA-Studien sollten diese Effekte reproduziert werden. Da die Stimulation der CD3-positiven R Zellen mit CD3/CD28 Dynabeads nur zu einer partiellen Dephosphorylierung und somit eingeschränkter Aktivierung von NFAT (Daten nicht dargestellt) führte, wurden die CD3-positiven Zellen für alle weiteren Folge-Experimente mit Ionomycin stimuliert. Abb. 3.12 zeigt die Ergebnisse der EMSA-Experimente. Ionomycin induzierte die NFAT DNABindungsaktivität (Abb. 3.12, Spur 2), welche durch Vorinkubation mit Methimazol nicht abgeschwächt wurde (Abb. 3.12, Spuren 3-5). Propylthiouracil hemmte die Bindung von NFAT bei einer Konzentration von 5mM (Abb. 3.12, Spur 8). Carbimazol inhibierte die DNA-Bindung von NFAT bereits bei Konzentrationen von 1mM (Abb. 3.12, Spuren 9-11). Eine Quantifizierung der DNA-Bindungsaktivität von NFAT an seine konsensuelle DNA-Sequenz mittels eines ELISA basierten Assays wurde analog zu NF-κB und AP-1 auch für NFAT durchgeführt. Allerdings konnte eine Beeinflussung der NFAT DNA-Bindung auf Grund schwacher Induktionswerte und einer hohen Hintergrundaktivität nicht hinreichend untersucht werden (Daten nicht als Abbildung dargestellt). 3.4.2 Die Dephosphorylierung von NFAT in humanen T-Lymphozyten wird durch Carbimazol inhibiert NFAT-abhängige Reportergen-Experimente und EMSA-Studien zeigten eine Carbimazol und Propylthiouracil-vermittelte Hemmung von NFAT. Mit den folgenden Experimenten sollte der zugrundeliegende Mechanismus der NFAT-Inhibition aufgeklärt werden. Inaktives, hyperphosphoryliertes NFAT wird durch die Phosphatase Calcineurin (PP2B) dephosphoryliert und kann in diesem Zustand in das nukleäre Kompartiment wandern und transaktivierend tätig werden (Loh et al.,1996). Dabei wird die Aktivität der Phosphatase Calcineurin (PP2B) streng durch Calcium und das regulatorische Protein Calmodulin kontrolliert. Der Calciuminduktor Ionomycin induziert die aktivierende Dephosphorylierung von NFAT; dies stellt sich nun als vollständiger Shift der spezifischen NFAT-Bande im Western Blot dar (Abb. 3.13, 5.Blot, Spur 2 vs. Spur 1). Der Shift ist Folge der Reduktion des Molekulargewichts durch die Dephosphorylierung von NFAT. Propylthiouracil und Methimazol hatten keinen Einfluss auf die Dephosphorylierung, erkennbar an der prominenten unteren Bande (Abb. 3.13, 1.Blot, Spuren 3-7), die sich von der Positivkontrolle nicht unterscheidet (Abb. 3.13, 1.Blot, Spur 2). Im Gegensatz dazu kam es durch die Zugabe 42 Abbildung 3.12: Die DNA-Bindung von NFAT wird durch Carbimazol und Propylthiouracil gehemmt. Die DNA-Bindung von NFAT wurde durch EMSA-Analysen untersucht. Nukleäre Extrakte von CD3-positiven Zellen wurden untersucht. Spur 1: unbehandelte Zellen, Spuren 3-9: 2h mit Thionamiden in Konzentrationen von 1 bis 5 mM behandelte Zellen. Die Aktivierung von NFAT erfolgte in der letzten Stunde des Experimentes mit 1 µg/ml Ionomycin (Spuren 2-9). NFAT DNAKomplex, unspezifische Bindungsaktivität der Probe (*), ungebundene Oligonukleotide (<) sind angezeigt. Abgebildet ist ein Repräsentatives von vier unabhängigen Experimenten. von Carbimazol zu einer deutlichen Hemmung der NFAT-Dephosphorylierung (Abb. 3.13, 1.Blot, Spuren 8-10). Um auszuschliessen, dass die beobachtete Hemmung der NFAT-Dephosphorylierung auf eine reduzierte Proteinkonzentration von Calcineurin und Calmodulin zurückzuführen ist, wurden Western Blot-Analysen von Calcineurin und Calmodulin durchgeführt. Beide Proteine, welche die NFAT- 43 Abbildung 3.13: Carbimazol hemmt die NFAT-Dephosphorylierung. CD3-positive Zellen wurden entweder unbehandelt belassen (Spur 1) oder für 2h mit Thionamiden in Konzentrationen von 1 bis 5 mM behandelt (Spuren 3-10). Die Aktivierung erfolgte die letzten 10 min. des Experimentes mit 1 µg/ml Ionomycin (Spuren 2-10). Die Analyse der NFAT-Dephosphorylierung, von Calmodulin und von α/βCalcineurin erfolgte aus Gesamtzellproteinextrakten. Abgebildet ist ein Repräsentatives von drei unabhängigen Experimenten. Abbildung 3.14: Carbimazol hemmt die nukleäre Translokation von NFAT. CD3-positive Zellen wurden entweder unbehandelt belassen (Spur 1) oder für 2h mit Thionamiden in Konzentrationen von 1 bis 5 mM behandelt (Spuren 3-10). Die Aktivierung erfolgte die letzten 10 min. des Experimentes mit 1 µg/ml Ionomycin (Spuren 2-10). Die Detektion des nukleären NFAT erfolgte aus nukleären Extrakten primärer T-Zellen anhand von Western Blot Experimenten. Zum Nachweis einer gleichmäßigen Proteinbeladung wurde das TATA Bindungsprotein 18 (TATA-BP18) detektiert. Dephosphorylierung regulieren, waren in ihrer Proteinkonzentration auch in Anwesenheit der Thionamide unverändert (Abb. 3.13, 2.+3.Blot). Somit ist für die Abnahme der NFAT-Dephosphorylierung eine reduzierte Enzymaktivität von Calcineurin ursächlich, nicht aber die Expression. Im Anschluss wurde die nukleäre Translokation von NFAT überprüft (Abb. 3.14). Nukleäre Extrakte wurden aus primären T-Zellen gewonnen, um nukleäres NFAT zu detektieren. In Ionomycin behandelten T-Zellen ließ sich nukleäres NFAT nachweisen (Abb. 3.14). Carbimazol verhinderte den nukleären Transport von NFAT (Abb. 3.14, Spuren 8-10), während Propylthiouracil und Methimazol die Translokation von NFAT in den Zellkern nicht beeinflussten (Abb. 3.14, Spuren 3-7). Als Ladungskontrolle wurde das TATA Bindungsprotein 18 (TATA-BP18) nachgewiesen. 44 Abbildung 3.15: Carbimazol hemmt die Autophosphorylierung der CamKII. CD3-positive Zellen wurden entweder unbehandelt belassen (Spur 1) oder für 2h mit Thionamiden in Konzentrationen von 1 bis 5 mM behandelt (Spuren 3-10). Die Aktivierung erfolgte die letzten 10 min. des Experimentes mit 1 µg/ml Ionomycin (Spuren 2-10). Gesamtzellextrakte wurden im Western Blot-Experiment aufgetragen. Die Autophosphorylierung der CamKII wurde anhand der Position von Threonin 286 bestimmt. Zum Nachweis einer gleichmäßigen Proteinbeladung wurden das Gesamtprotein der CamKII detektiert. Abgebildet ist ein Repräsentatives von drei unabhängigen Experimenten. 3.4.3 Carbimazol hemmt die Autophosphorylierung der Calmodulinkinase II in CD3-positiven Zellen Die Calmodulinkinase II (CamKII) und Calcineurin werden beide von Calmodulin-CalciumKomplexen reguliert. Eine Thionamid bedingte Hemmung von Calmodulin sollte sich somit sowohl auf die CamKII als auch auf Calcineurin auswirken. Die Hemmung der CamKII-Aktiviät wurde anhand des Autophosphorylierungsmusters der CamKII nachgewiesen. Ionomycin induziert die Autophosphorylierung der CamKII (Abb. 3.15, 1.Blot, Spur 2 vs. Spur 1). Der Einsatz der Thionamide resultierte in einem zu NFAT vergleichbaren Inhibitionsmuster. Carbimazol hemmte die Autophosphorylierung der CamKII bereits ab der geringsten, eingesetzten Konzentration (Abb. 3.15, 1.Blot, Spuren 8-10). Im Gegensatz dazu wurde die Autophosphorylierung der CamKII weder durch Methimazol noch durch Propylthiouracil gehemmt (Abb. 3.15, 1.Blot, Spuren 3-7). Während der Experimente blieb die Proteinkonzentration des Gesamtproteins der CamKII unverändert (Abb. 3.15, 2.Blot). Dies beweist, dass eine reduzierte Kinase-Aktivität der CamKII ursächlich für die Carbimazol induzierte Hemmung ist, nicht aber eine verringerte Menge des Gesamtproteins. 3.5 Die Inhibition von NF-κB, AP-1 und NFAT ist nicht auf toxische Effekte der Thionamide zurück zu führen Die Freisetzung des intrazellulären Enzyms Laktatdehydrogenase (LDH) in das Zellkulturmedium stellt einen unspezifischen Marker einer gestörten Membranintegrität infolge direkter Membranschädigung, Apoptose oder Nekrose dar. Um auszuschliessen, dass die zuvor beobachteten Ergebnisse auf eine erhöhte Toxizität der Thionamide zurückzuführen sind, wurde die LDH-Freisetzung von Abbildung 3.16: Der Einfluß von Thionamiden auf die LDH-Freisetzung. 2x106 CD3-positive Zellen wurden mit Thyreostatika in Konzentrationen von 0,1-5 mM für 4 Stunden inkubiert. Aus dem Überstand wurde die LDH-Aktivität gemessen. Ergebnisse sind als Prozentsatz einer 100% LDHFreisetzung dargestellt, wobei die totale Membranolyse durch die Zugabe von 20% Tween erreicht wurde (Positivkontrolle). T-Zellen nach vierstündiger Thionamid-Inkubation bestimmt. Eine 100 % LDH-Freisetzung entsprach in diesem experimentellen Aufbau einer totalen Membranolyse der CD3-positiven Zellen mit 20% Tween. Die Inkubation mit Propylthiouracil, Carbimazol oder Methimazol verursachte keine erhöhte LDH-Freisetzung der CD3-positiven Zellen verglichen mit der spontanen Freisetzung unbehandelter Zellen, die der Schnittstelle der Ordinate entspricht (Abb. 3.16). Somit sind zuvor beschriebenen Ergebnisse einem molekularen, biochemischen Mechanismus zuzuordnen. 4 Diskussion In experimentellen Studien wurde ein Einfluss von Thiobarbituraten auf Teile des Immunsystems, insbesondere auf die zentralen Regulatoren des spezifischen Immunsystems, die T-Lymphozyten, gezeigt (Loop et al., 2002; Humar et al., 2004). Ähnliche Beobachtungen wurden in klinischen Studien auch für eine Teilgruppe der Thyreostatika, die Thionamide, gemacht (Weetman, 1994; Cooper, 2005). Thionamide bestehen ebenso wie Thiobarbiturate aus einem heterozyklischen, schwefelhaltigen Ringgerüst. Eine molekulare Einflussnahme auf intrazelluläre Immunregulatoren wurde bisher jedoch nur für Thiobarbiturate gezeigt: Die thiopentalinduzierte Immunsuppression wird durch eine Hemmung der immunrelevanten Transkriptionsfaktoren NF-κB, NFAT und AP-1 vermittelt (Loop et al.,2002; Humar et al., 2004). Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit der Thiobarbiturate und der Thionamide bezog sich die Untersuchung der molekularen Angriffspunkte der thionamidinduzierten Immunsuppression in dieser Arbeit auf eine Inhibition der Transkriptionsfaktoren NF-κB, NFAT und AP-1. Der Vergleich dieser beiden Arzneigruppen sollte zeigen, dass heterozyklische Substanzen mit reaktiver Schwefelgruppe generell eine immunsuppressive Wirkung besitzen können. 4.1 Die biologische Funktionalität von T-Zellen wird durch Thionamide mit reaktiver Schwefelgruppe herabgesetzt In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Thionamide Carbimazol und Propylthiouracil wichtige Effektorfunktionen des Immunsystems beeinträchtigen. So war in CD3-positiven Zellen die Expression des Aktivierungsmarkers CD69 und die IL-2 Sekretion nach Propylthiouracil- und Carbimazolbehandlung signifikant reduziert. Methimazol hingegen war nicht in der Lage, die CD69Expression und die IL-2 Sekretion zu supprimieren. Somit wird die biologische Funktionalität von T-Zellen nur durch Thionamide mit reaktiver Schwefelgruppe herabgesetzt. Ursache für die Hemmung der CD69-Expression und IL-2 Sekretion ist möglicherweise die Suppression der Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT. 47 4.2 Der thionamidinduzierten NF-κB-Suppression liegt wahrscheinlich eine reduzierte IKK-Aktivität zu Grunde NF-κB ist ein wichtiger Regulator von Entzündungs-, Apoptose- und Differenzierungsprozessen, da er die Transkription proinflammatorischer Zytokine, Adhäsionsmoleküle, Chemokine, Enzyme, Zellzyklusregulatorproteine und immunologischer Rezeptoren induziert (Gosh, 1998; Pahl, 1999). Im inaktiven Zustand ist NF-κB im Zytoplasma an das inhibitorische Regulatorprotein IκBα gebunden. Aktivierung der T-Zellen führt über die Phosphorylierung von IκBα durch die IKK zur Freisetzung und nukleären Translokation NF-κBs und damit zur Transkriptionsinitiation. Phosphoryliertes IκBα wird ubiquitiniert und im Proteasom degradatiert (Karin, 2000). In den Analysen zum Wirkmechanismus von Thionamiden auf die NF-κB-Signaltransduktion konnten hemmende Effekte von Carbimazol und Propylthiouracil auf ein NF-κB-abhängiges Reportergenkonstrukt gezeigt werden. Eine reduzierte DNA-Bindung durch Carbimazol und Propylthiouracil wurde sowohl im EMSA-Experiment als auch in einem ELISA-basierenden DNA-Bindungsassay (Trans Am Assay, Active Motif) reproduziert. Dies könnte die signifikante Reduktion der NF-κB-abhängigen TNFα- und IFNγ-Synthese durch Thionamidbehandlung in ELISA-Experimenten erklären. Eine plausible Erklärung für den beobachteten Hemmeffekt auf NF-κB liefert die in dieser Arbeit gezeigte dosisabhängige Hemmung der Phosphorylierung von IκBα durch Carbimazol und Propylthiouracil. Die Hemmung der Phosphorylierung und Degradation von IκBα durch Thionamide beruht dabei nicht auf einem Verlust an IκBα-Gesamtprotein. Das beweisen die Normalisierungen der Immunoblots sowie die Zugabe des Proteasominhibitors MG132. Auch in Abwesenheit von MG132, bei funktionellem proteolytischen Abbau von phosphoryliertem IκBα verhindern die Thionamide Carbimazol und Propylthiouracil, dass IκBα abgebaut wird. Zytotoxische Effekte der Thionamide, die eine Inhibition NF-κBs vortäuschen könnten, wurden durch einen LDH-Assay ausgeschlossen. Ursächlich für die Hemmung der IκBα-Phosphorylierung durch Carbimazol und Propylthiouracil könnte eine supprimierte IKK-Aktivität sein. Bestärkt wird diese Hypothese durch Vorarbeiten, die eine Suppression der IKK als Grund für die NF-κB-Hemmung durch die strukturanalogen, hexazyklischen Thiobarbiturate auswiesen (Loop et al., 2003). Zusätzlich ist die Aktivität und Regulation der IKK in der Literatur ein vieldiskutierter Ansatzpunkt für eine gezielte Suppression der NF-κB-Signalkaskade zur Behandlung entzündlicher Krankheiten (Verma, 2004; Kwak,2000; Yamamoto, Gaynor, 2001; Kumar et al.,2004). Denn auch etablierte Therapeutika wie ASS, Leflunomid und Sulindac wirken neben einer COX-Inhibition zusätzlich über eine Hemmung der 48 IKK-Aktivität anti-inflammatorisch (Kwak et al., 2000; Kumar et al. 2004). In dem Aktiven Zentrum der Untereinheiten IKKα und IKKβ spielen Cysteinketten eine wichtige Rolle (Rossi et al., 2000), so dass Thionamide über ihre Schwefelgruppe die Aktivität der IKK beeinflussen könnten, indem sie mit diesen Cysteinketten interagieren. Diese Möglichkeit wird durch Experimente mit Substanzen mit reaktiver Thiolgruppe bestärkt, die die in vitro Aktivität beider Untereinheiten hemmen (Jeon et al., 2000). Zum Beispiel hemmt Arsensulfid die IKK über Bindung des Cys-179 im Aktiven Zentrum der IKKβ, was durch Zugabe des Antidots Dimercaptopropansulfonat oder eine Überexpression der IKKβ reversibel ist (Kapahi, Karin, 2000). 4.3 Therapeutische Ansätze durch NF-κB-Blockade Es gibt viele therapeutische Ansätze zur Behandlung inflammatorischer Erkrankungen wie Asthma, Sepsis, Arthritis oder Multiple Sklerose, mit dem Ziel, die konstitutive NF-κB-Aktivierung zu durchbrechen (Verma, 2004). Zudem verspricht eine Blockade der NF-κB Signalkaskade neue Therapieoptionen in der Onkologie. Strategien zur selektiven NF-κB-Inhibition umfassen: 1.) eine Hemmung der IKK Aktivität, 2.) eine Stabilisierung der inhibitorischen IκB-Proteine durch Proteasomblockade, 3.) eine Blockade der nukleären Translokation der NF-κB-Dimere oder 4.) eine direkte Hemmung der DNA-Bindungsaktivität über decoy Oligonukleotide oder small molecules (Verma, 2004; Kumar et al., 2004). Die in dieser Arbeit erzielten Ergebnisse zur NF-κB Inhibiton durch heterozyklische, schwefelhaltige Substanzen wären der ersten Strategie, Hemmung der IKK, hinzu zu rechnen. Therapeutisch wird heute bereits der Proteasominhibitor Bortezomib bei der Behandlung des Multiplen Myeloms eingesetzt, der den antiapoptotischen Effekten von NF-κB entgegenwirkt (Richardson et al., 2003). Obwohl die gezielte NF-κB-Blockade zu einem großen Fortschritt bei der Behandlung der genannten Erkrankungen beitragen könnte, sind die schweren Nebenwirkungen einer langfristigen Therapie, die auf Grund der zentralen Rolle NF-κBs bei entzündlichen und apoptotischen Prozessen sowie bei Differenzierungsvorgängen zu erwarten sind, zu bedenken. In Tiermodellen wurden schwere teratogene Wirkungen und eine Anfälligkeit gegenüber opportunistischen Infektionen gezeigt (Lavon et al., 2000). 49 4.4 Der Suppression von AP-1 liegt eine Hemmung der Map-Kinasen zu Grunde Der Transkriptionsfaktor AP-1 spielt durch seine Beteiligung bei der Differenzierung von Lymphozyten und der Einleitung der Immunantwort, sowie der Apoptose eine wichtige Rolle im Immunsystem (Dong et al., 2002). In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Thionamide die Aktivierung dieses Transkriptionsfaktors unterbinden können. So waren Propylthiouracil und Carbimazol in der Lage die DNA-Bindung im EMSA-Experiment und in quantifizierbaren DNA-Bindungsstudien zu unterdrücken. Auch Reportergenexperimente zeigten den EMSA-Ergebnissen entsprechend, eine reduzierte Transkriptionsaktivität von AP-1 nach Propylthiouracil- und Carbimazol-Behandlung. Mögliche Ursachen wären zum einen eine direkte Interaktion zwischen den Thionamiden und dem AP-1 Dimer oder zum anderen eine Hemmung der Aktivierung und posttranskriptionellen Modifikation, die zur funktionellen Induktion des c-jun/c-fos Komplexes nötig ist (Foletta et al., 1998). Tatsächlich konnte gezeigt werden, dass die proximal gelegenen Map-Kinasen p38, ERK und JNK, welche über Phosphorylierungsvorgänge zur transkriptionellen und posttranslationalen Induktion von AP-1 führen (Karin, 1995) durch Propylthiouracil und Carbimazol gehemmt werden. Dies betraf sowohl die Aktivierung der p38 und ERK als auch die Kinaseaktivität der JNK. Für die Suppression der Map-Kinasen könnte neben einer direkten Inhibition der Kinaseaktiviät auch eine Hemmung weiter proximal gelegener Glieder der T-Zell-Signalkaskade verantwortlich sein. Das ähnliche Hemmmuster Propylthiouracils und Carbimazols auf die AP-1-DNA-Bindung und auf die NF-κB-DNA-Bindung gibt einen Hinweis auf einen ähnlichen Inhibitionsmechanismus: Womöglich ist ein sehr weit proximal gelegenes Glied der T-Zell-Signalkaskade betroffen, das Informationen sowohl über die IKK als auch über die Map-Kinasen vermittelt. Ein möglicher Angriffspunkt könnten die kleinen G-Proteine sein. In weiterführenden Arbeiten dieser Studie zeigten Experimente mit den kleinen G-Proteinen ras und raf, die Signale von Zellmembranrezeptoren an intrazelluläre Signalmoleküle wie die Map-Kinasen weiterleiten, eine Hemmung ihrer Aktivität durch Thionamidbehandlung (Humar et al., 2007). Im Gegensatz dazu ist eine direkte Interaktion zwischen den Thionamiden und dem AP-1 Dimer, welche die DNA-Interaktion unterbindet eher unwahrscheinlich. Denn EMSA-Experimente mit strukturanalogen Thiobarbituraten zeigten, dass eine Koinkubation von Thiopental mit bereits aktivierten nukleären Extrakten zu keiner reduzierten AP-1-Bindung im EMSA-Experiment (Humar et al., 2004) führte. Auf Grund der Analogie in Struktur und Wirkung zwischen Thionamiden und Thiobarbituraten gilt diese Annahme vermutlich auch für Propylthiouracil und Carbimazol. Methimazol führte in EMSA-Analysen und quantifizierbaren DNA-Bindungsstudien zu keiner AP-1 Hemmung, was die Integrität der biologischen 50 Effektorfunktionen, wie z.B. die CD69-Expression und IL-2-Synthese (3.1.1 und 3.1.2) erklärt. 4.5 Carbimazol führt wahrscheinlich über eine Interaktion mit Calmodulin zu einer Inhibition von NFAT Die NFAT-Aktivierung und Translokation in den Nukleus wird durch die Phosphatase Calcineurin reguliert, indem sie durch Dephosphorylierung das nukleäre Translokationssignal von NFAT demaskiert. Die Phosphatase-Aktivität von Calcineurin ist in der Regel von einem TCR-abhängigen Ca2+ Einstrom und einer Komplexierung mit Calmodulin abhängig (Kiani et al., 2004). Desweiteren kommt es nach TCR-Stimulation zu einer Aktivierung der CamKII, die spannungsabhängige Ca2+ -Kanäle reguliert und somit den Ca2+ -Einstrom verstärkt (Yao et al., 2006). Unsere Untersuchungen zeigen, dass Carbimazol diese Prozesse unterbinden kann. Initial konnte beobachtet werden, dass Carbimazol die DNA-Bindung von NFAT im EMSA-Experiment bereits bei geringen Konzentrationen hemmt. Dies könnte durch eine direkte Interaktion mit NFAT oder der DNABindungsdomäne vermittelt sein, indem die dreidimensionale Struktur von NFAT durch die starke oxidative Wirkung der Schwefelgruppe verändert wird (Kim et al., 2001). Dieser Wirkmechanismus wurde für die strukturanalogen Thiobarbiturate überprüft und als unwahrscheinlich eingestuft (Humar et al., 2004). Da Carbimazol und die Thiobarbiturate strukturell stark verwandt sind und sich ihre Wirkspektren überschneiden, erscheint dieser Wirkmechanismus auch für Carbimazol unwahrscheinlich. Vielmehr konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass sich die Hemmung der NFAT-DNA-Bindung auf eine Hemmung der Calcineurin abhängigen Dephosphorylierung von NFAT zurückführen lässt. Durch die fehlende Dephosphorylierung wird das nukleäre Translokationssignal von NFAT nicht demaskiert und folglich kann NFAT nicht in den Nukleus translozieren. Tatsächlich ließ sich NFAT in Anwesenheit von Carbimazol in nukleären Extrakten aktivierter T-Lymphozyten nicht nachweisen. Parallel dazu wurde ebenfalls eine Inhibition der Autophosphorylierung der CamKII nachgewiesen. Diese Beobachtung lässt den Schluss zu, dass Carbimazol die Funktion von Calmodulin reprimiert, da sowohl die Calcineurinaktivität als auch die CamKII-Autophosphorylierung von diesem Enzym abhängen. Für einige heterozyklische Substanzen, z.B. Phenothiazine und Trifluoperazin, ist eine Inhibition der Calmodulin-Funktion bereits nachgewiesen worden (Stavrovskaya et al, 2004). Eine Interaktion Carbimazols mit Cysteinseitenketten des Calmodulins über Ausbildung von Disulfidbrücken ist denkbar (King, 1986; Tan, 1996). Strukturanalysen von Calmodulin zeigen, dass Cysteine an der Bildung eines EF-hand Motivs beteiligt sind und somit die durch Ca2+ induzierte Konformationsänderung des Calmodulin beeinflussen. Inaktivierung dieser Cysteine durch Redoxreaktionen mit Schwefelgruppen 51 führt zu einer reduzierten Ca2+ -Bindung und damit zu einem verminderten Aktivierungspotential der Calmodulin abhängigen Zielenzyme wie z.B. Calcineurin oder Phosphodiesterasen (Sokal et al., 2001). Hingegen waren Propylthiouracil und Methimazol nicht in der Lage die Calcineurin vermitteltelte NFAT-Dephosphorylierung, die Autophosphorylierung der CamKII und die nukleäre Translokation von NFAT zu unterbinden. Dies steht im Widerspruch zu der Beobachtung, dass Propylthiouracil die DNA-Bindung im EMSA-Experiment hemmen konnte, sowie die NFAT abhängige Reportergenexpression dosisabhängig reduzierte. Im Gegensatz zu AP-1 gibt es für NFAT keine Erkenntnisse über eine Transkriptionsaktivierung durch posttranslationale Modifikation des Transkriptionsfaktors, die nach der DNA-Bindung stattfindet (Wu et al., 2003). Dennoch scheinen Vorgänge im Zellkern durch Propylthiouracil modifiziert zu werden, die die NFAT-Bindung regulieren, da NFAT in Anwesenheit von Propylthiouracil in den Zellkern wandert. Der Mechanismus der Propylthiouracil vermittelten Hemmung von NFAT ist nicht endgültig aufgeklärt. Offensichtlich inhibieren Carbimazol und Propylthiouracil über unterschiedliche Mechanismen die NFAT-abhängige Reportergenexpression. 4.6 Durch die Interaktion der NF-κB-, AP-1- und NFAT-Signalkaskaden können inhibitorische Effekte verstärkt werden In Anbetracht der fein abgestimmten und komplex regulierten Prozesse der Immunantwort müssen, nach der Analyse der einzelnen Transkriptionsfaktoren, die Interaktionsmöglichkeiten der Signaltransduktionskaskaden diskutiert werden. Durch die Interaktion der NF-κB-, AP-1- und NFAT-Signalkaskaden können inhibitorische Effekte verstärkt werden, denn erst die Interaktionen der einzelnen Signaltransduktionskaskaden resultieren in der biologischen Auswirkung auf die Immunzelle. Wie bereits im Zusammenhang mit dem IL-2 Promoter erwähnt, ist die kooperative Bindung der Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT eine wichtige Voraussetzung für eine geregelte Transkriptionskontrolle. Vorallem AP-1 und NFAT binden an vielen Promotoren gemeinsam (Macian et al., 2001). Zudem kann die p38 Map-Kinase NFAT direkt beeinflussen. Dies erfolgt über eine p38 abhängige Aktivierung des NFAT-Promoters, Stabilisierung der NFAT-mRNA, Steigerung der NFAT-Translation und einer Bindungsvermittlung mit Transkriptions-Koaktivatoren wie dem CREBbinding protein (CBP) (Avots et al., 1999; Wu et al., 2003). Eine Hemmung der p38 Map-Kinase durch Thionamide könnte auch eine Aktivitätsminderung des Transkriptionsfaktors NFAT bewirken. Die Signaltransduktion der Map-Kinasen-Kaskade ist auch für die NF-κB-Aktivierung relevant, so wird beispielsweise die IKK durch MEKK1 (MapERK Kinase Kinase) (Kwak 2000), MEKK3 (Hayden, Gosh, 2004)und NIK ( NF-κB inducing kinase)(Karin 2000) aktiviert. 52 Die Immunsuppressiva CsA und FK-506 führen neben einer Hemmung von NFAT zu einer reduzierten NF-κB-DNA-Bindung. Dies weist darauf hin, dass die Calcineurin vermittelte Signaltransduktionskaskade sowohl NFAT als auch NF-κB beeinflussen kann (Yamamoto, Gaynor, 2001). CsA blockiert die IκB-Degradation, wohingegen FK-506 die nukleäre Translokation von c-Rel, einem Mitglied der NF-κB-Familie, verhindert. Somit wird die immunsuppressive Wirkung von CsA und FK-506 ebenfalls durch eine kooperative NFAT- und NF-κB-Inhibition erzielt. 4.7 Heterozyklische, schwefelhaltige Substanzen führen strukturvermittelt zu einer Immunsuppression Wir konnten in dieser Arbeit zeigen, dass die durch Thionamide induzierte Immunsuppression auf molekularen Mechanismen beruht. Zentrale Proteine der Immunantwort wie die IKK, die Map-Kinasen und der Ca2+ -Sensor Calmodulin werden durch Thionamide gehemmt. Damit zeigen Thionamide ein ähnliches Wirkspektrum wie die strukturanalogen Thiobarbiturate. Die Thionamide Carbimazol und Propylthiouracil sind heterozyklische Substanzen mit einer assoziierten, biologisch reaktiven Schwefelgruppe. Die biologische Bedeutung dieser Schwefelgruppe wird durch Untersuchungen von Loop et al. und Humar et al. verdeutlicht, die zeigten, dass im Gegensatz zu den Thiobarbituraten die strukturanalogen Oxybarbiturate keinen nennenswerten Einfluss auf die immunrelevanten Transkriptionsfaktoren NF-κB und NFAT hatten (Loop et al., 2003; Humar et al., 2004). Zudem zeigt diese Arbeit, dass das aromatische, wenig reaktive Thionamid Methimazol im Gegensatz zu Carbimazol die Aktivität der Lymphozyten in vitro kaum beeinflusst. Carbimazol hat aufgrund einer weniger stabilen, nicht aromatischen Struktur eine biologisch wesentlich reaktivere Schwefelgruppe. Dennoch beobachtet man bei Patienten, die mit Methimazol behandelt werden, immunsuppressive Effekte (Mizutani et al., 1999). Dies liegt vermutlich daran, dass Methimazol in vivo in der Leber durch Oxidation der Schwefelgruppe aktiviert wird. Hier wandeln CYP-Monooxygenasen oder Flavinabhängige-Monooxygenasen Methimazol zu den reaktiven Zwischenprodukten Methyl-2-thiohydantoin und N-methylthiourea um (Lee et al., 1978). Diese verursachten in GSH-depletierten Mäusen schwere, toxische Leberschäden (Mizutani et al., 1999). Diese metabolische Aktivierung Methimazols konnte in dem in dieser Arbeit verwendeten in vitro Versuchsaufbau in T-Zell Kulturen nicht vollzogen werden. Eine immunmodulierende Wirkung der einzelnen Bestandteile des heterozyklischen Ringgerüsts (Imidazol, Thioharnstoff, Barbitursäure) oder der Seitenkette (Ethylcarbamat) der Thionamide wurde in Transfektionsstudien mit Transkriptionsfaktor abhängigen Reportergenkonstrukten ausgeschlossen (Ergebnisse nicht als Abbildung dargestellt). 4.8 Ausblick Die sich ähnelnden Inhibitionsmuster der NF-κB-, AP-1- und NFAT-Signalkaskaden legen die Möglichkeit der Hemmung eines weit proximal gelegenen Gliedes der T-Zell-Signalkaskade nahe. Die kleinen G-Proteine ras und raf, die Signale von Zellmembranrezeptoren an intrazelluläre Signalmoleküle wie die Map-Kinasen und die IKK weiterleiten, und darüber hinaus mit der Calcium/Calcineurin-abhängigen NFAT-Aktivierung interagieren, könnten einen potentiellen Angriffspunkt der heterozyklischen Schwefelharnstoffderivate darstellen. Für die strukturanalogen Thiobarbiturate ist eine Hemmung der G-Proteine bereits gezeigt worden (Humar et al., 2004). Weitere Untersuchungen an G-Proteinen könnten die vergleichbaren Effekte der Thionamide auf die drei Transkriptionsfaktoren erklären. Die gewonnenen Erkenntnisse über den Inhibitionsmechanismus heterozyklischer Thioderivate auf die Immunantwort in T-Zellen würden auch für die Entwicklung neuer Pharmaka bzw. für die Ausweitung der Indikationsbereiche bereits zugelassener Therapeutika von Bedeutung sein. Eine Ausweitung der Indikation für Thionamide wird bereits gefordert, da die immunsupprimierenden Effekte neue Therapiemöglichkeiten versprechen. So wurde die Anwendung von Thionamiden auch für die Behandlung anderer Autoimmunerkrankungen wie z.B. dem Systemischen Lupus erythematodes (SLE) erwogen (Singer et al., 1994). In Tiermodellen konnte gezeigt werden, dass Thionamide SLE-Symptome wie Proteinurie in Folge von Immunkomplexablagerungen in der Niere mildern (Mozes et al., 1998) und die Entstehung von Autoimmunkrankheiten durch Suppression von antigen-präsentierenden Zellen verhindern (Wang et al., 2003; Mozes et al., 1998). Diese Beobachtungen veranlassten Goetz et al. im Frühjahr 2004 dazu, ein Patent auf die Verwendung von Methimazol und zyklischen Thionen bei inflammatorischen Erkrankungen zu beantragen. Grundlage bildete die Erkenntnis, dass die Suppression von NF-κB durch Thionamide zu einer reduzierten VCAM-1 Expression führt (Dagia et al., 2004). Desweiteren ergaben Analysen zur inhibitorischen Potenz artifiziell synthetisierter Hemmstoffe der Glutaminyl Cyclase, dass Moleküle, bestehend aus einem Thionamid und Thioharnstoff besonders effektiv sind (Buchholz et al., 2006). Abschließend lässt sich auf Grundlage dieser Arbeit postulieren, dass heterozyklische, schwefelhaltige Substanzen eine potentielle Hemmwirkung auf zentrale Schlüsselenzyme besitzen, welche essentielle Zellfunktionen regulieren. Diese Erkenntnisse könnten für die Herstellung neuer Medikamente zur gezielten Inhibition von Enzymen, die bei der Immuntantwort oder entzündlichen Prozessen wichtige Funktionen vermitteln, nützlich sein und neue Behandlungsmöglichkeiten erschliessen. 5 Zusammenfassung Die Behandlung einer Hyperthyreose mit Thionamiden, einer Teilgruppe der Thyreostatika, ist mit immunsupprimierenden und anti-inflammatorischen Effekten assoziiert. Voruntersuchungen zeigten, dass strukturanaloge heterozyklische Thioderivate, die Thiobarbiturate, ebenfalls eine direkte immunsuppressive und anti-inflammatorische Wirkung vermitteln. Die Hypothese, dass heterozyklische Thioverbindungen strukturbedingt potentiell eine immunsupprimierende Substanzklasse darstellen können, wird mit der vorliegenden Arbeit gestützt: Sie erklärt die direkte immunsuppressive und antiinflammatorische Wirkung der Thionamide durch Inhibition der intrazellulären Induktion der Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT. Untersuchungen an primären, humanen T-Lymphozyten zeigen hemmende Effekte der heterozyklischen Thionamide auf NF-κB, AP-1 und NFAT-abhängige transkriptionelle Vorgänge, wie die CD69-Expression, die IL-2, TNFα und IFNγ-Synthese. Dementsprechend wird eine Inhibition von NF-κB, AP-1 und NFAT-abhängigen Reportergenen und die NF-κB, AP-1 und NFAT DNA-Bindung gezeigt. Die verminderte NF-κB DNA-Bindung und Gentransaktivierung konnte auf eine herabgesetzte Phosphorylierung und proteolytische Degradation von IκBα zurück geführt werden. IκBα ist die inhibitorische Untereinheit des zytoplasmatischen NF-κBKomplexes. Ursächlich für die Inhibition des Transkriptionsfaktors AP-1 durch Thionamide ist eine Hemmung der Aktivität der MAP-Kinasen ERK1/2, p38 und JNK. Die MAP-Kinasen ERK1/2, p38 und JNK aktivieren direkt AP-1 über Phosphorylierungsvorgänge. Die Aktivierung von NFAT wird durch Carbimazol gehemmt, da es die Calcineurin/Calmodulin abhängige NFAT-Dephosphorylierung und nukleäre Translokation von NFAT inhibiert. Das Inhibitionspotenzial der untersuchten Thionamide Carbimazol, Propylthiouracil und Methimazol korreliert mit der chemischen Reaktivität der Schwefelgruppe der genannten Thionamide. Die Arbeit beschreibt und diskutiert anhand molekularer Angriffspunkte der Thionamide in der T-Zellsignalkaskade die direkte immunsuppressive Wirkung heterozyklischer Schwefelharnstoffverbindungen. Sie bietet damit eine Erklärung für immunsupprimierende Effekte dieser Substanzen, z.B. die Remissionsinduktion der autoimmunen Hyperthyreose, und eröffnet neue Ansatzpunkte für die Entwicklung anti-inflammatorischer Therapeutika und Immunsuppressiva. 6 Literaturverzeichnis Baldwin, A. S. (2001). ”Control of oncogenesis and cancer therapy resistance by the transcription factor NF-kappaB.”J Clin Invest 107(3): 241-6. Barnes, P. J. and M. Karin (1997). ”Nuclear factor-kappaB: a pivotal transcription factor in chronic inflammatory diseases.”N Engl J Med 336(15): 1066-71. Bergstrom, U., A. Giovanetti, et al. (2003). ”Methimazole-induced damage in the olfactory mucosa: effects on ultrastructure and glutathione levels.”Toxicol Pathol 31(4): 379-87. Berridge, M. J. (1997). ”Lymphocyte activation in health and disease.”Crit Rev Immunol 17(2): 155-78. Buchholz, M., U. Heiser, et al. (2006). ”The first potent inhibitors for human glutaminyl cyclase: synthesis and structure-activity relationship.”J Med Chem 49(2): 664-77. Cooper, D. S. (2005). Antithyroid drugs.”N Engl J Med 352(9): 905-17. D’Ambrosio, D., D. A. Cantrell, et al. (1994). Involvement of p21ras activation in T cell CD69 expression.” Eur J Immunol 24(3): 616-20. De Luca, L. (2006). ”Naturally occurring and synthetic imidazoles: their chemistry and their biological activities.”Curr Med Chem 13(1): 1-23. De Maria, R., M. G. Cifone, et al. (1994). ”Triggering of human monocyte activation through CD69, a member of the natural killer cell gene complex family of signal transducing receptors.”J Exp Med 180(5): 1999-2004. 56 Dong, C., R. J. Davis, et al. (2002). ”MAP kinases in the immune response.” Annu Rev Immunol 20: 55-72. Eberhardt, K. E., B. M. Thimm, et al. (1992). ”Dose-dependent rate of nosocomial pulmonary infection in mechanically ventilated patients with brain oedema receiving barbiturates: a prospective case study.” Infection 20(1): 12-8. Epinat, J. C. and T. D. Gilmore (1999). ”Diverse agents act at multiple levels to inhibit the Rel/NF-kappaB signal transduction pathway.” Oncogene 18(49): 6896-909. Foletta, V. C., D. H. Segal, et al. (1998). ”Transcriptional regulation in the immune system: all roads lead to AP-1.”J Leukoc Biol 63(2): 139-52. Gilmore, T. D. (1999). ”The Rel/NF-kappaB signal transduction pathway: introduction.” Oncogene 18(49): 6842-4. Goodman Gilman A., Hardman J.G., Limbird L. E., Dominiak P., Harder S., Paul M. (1999)“Pharmakologische Grundlagen der Arzneimitteltherapie.” McGraw-Hill Professional; 9.Auflage Hara, T., L. K. Jung, et al. (1988). Expression of a 33-kDa antigen Tm 1 on lymphocyte surface after modulation of cell surface antigens by IgM monoclonal antibody.”J Immunol 140(4): 1028-33. Hayden, M. S. and S. Ghosh (2004). Signaling to NF-kappaB.”Genes Dev 18(18): 2195-224. Humar, M., N. Andriopoulos, et al. (2004). Inhibition of activator protein 1 by barbiturates is mediated by differential effects on mitogen-activated protein kinases and the small G proteins ras and rac-1.”J Pharmacol Exp Ther 311(3): 1232-40. Humar, M., S. E. Pischke, et al. (2004). ”Barbiturates directly inhibit the calmodulin/calcineurin complex: a novel mechanism of inhibition of nuclear factor of activated T cells.”Mol Pharmacol 65(2): 350-61. 57 Janeway, C., Travers P., Walport M., Shlomchick M. (2002). “’Immunologie’ Spektrum Akademischer Verlag Jeon, K. I., M. S. Byun, et al. (2003). ”Gold compound auranofin inhibits IkappaB kinase (IKK) by modifying Cys-179 of IKKβ subunit.” Exp Mol Med 35(2): 61-6. Jeon, K. I., J. Y. Jeong, et al. (2000). ”Thiol-reactive metal compounds inhibit NF-kappa B activation by blocking I kappa B kinase.”J Immunol 164(11): 5981-9. Kapahi, P., T. Takahashi, et al. (2000). Inhibition of NF-kappa B activation by arsenite through reaction with a critical cysteine in the activation loop of Ikappa B kinase.”J Biol Chem 275(46): 36062-6. Karin, M. (1995). ”The regulation of AP-1 activity by mitogen-activated protein kinases.”J Biol Chem 270(28): 16483-6. Karin, M. and Y. Ben-Neriah (2000). ”Phosphorylation meets ubiquitination: the control of NF-[kappa]B activity.” Annu Rev Immunol 18: 621-63. Karow T., Lang R. (2006):”Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie.” Kiani, A., I. Habermann, et al. (2004). Expression and regulation of NFAT (nuclear factors of activated T cells) in human CD34+ cells: down-regulation upon myeloid differentiation.”J Leukoc Biol 76(5): 1057-65. Kim, H., T. H. Lee, et al. (2001). ”Methimazole as an antioxidant and immunomodulator in thyroid cells: mechanisms involving interferon-gamma signaling and H2 O2 scavenging.”Mol Pharmacol 60(5): 972-80. King, M. M. (1986). ”Modification of the calmodulin-stimulated phosphatase, calcineurin, by sulfhydryl reagents.”J Biol Chem 261(9): 4081-4. Kumar, A., Y. Takada, et al. (2004). ”Nuclear factor-kappaB: its role in health and disease.”J Mol Med 82(7): 434-48. 58 Kwak, Y. T., J. Guo, et al. (2000). Analysis of domains in the IKKalpha and IKKbeta proteins that regulate their kinase activity.”J Biol Chem 275(19): 14752-9. Landschulz, W. H., P. F. Johnson, et al. (1988). ”The leucine zipper: a hypothetical structure common to a new class of DNA binding proteins.SScience 240(4860): 1759-64. Lavon, I., I. Goldberg, et al. (2000). ”High susceptibility to bacterial infection, but no liver dysfunction, in mice compromised for hepatocyte NF-kappaB activation.”Nat Med 6(5): 573-7. Lee, P. W. and R. A. Neal (1978). ”Metabolism of methimazole by rat liver cytochrome P450-containing monoxygenases.”Drug Metab Dispos 6(5): 591-600. Loh, C., K. T. Shaw, et al. (1996). ”Calcineurin binds the transcription factor NFAT1 and reversibly regulates its activity.”J Biol Chem 271(18): 10884-91. Loop, T., M. Humar, et al. (2003). ”Thiopental inhibits tumor necrosis factor alpha-induced activation of nuclear factor kappaB through suppression of kappaB kinase activity.” Anesthesiology 99(2): 360-7. Loop, T., Z. Liu, et al. (2002). ”Thiopental inhibits the activation of nuclear factor kappaB.” Anesthesiology 96(5): 1202-13. Lopez-Ilasaca, M. (1998). SSignaling from G-protein-coupled receptors to mitogen-activated protein (MAP)-kinase cascades.”Biochem Pharmacol 56(3): 269-77. Macian, F., C. Lopez-Rodriguez, et al. (2001). ”Partners in transcription: NFAT and AP-1. Oncogene 20(19): 2476-89. Marquez, N., R. Sancho, et al. (2004). ”Caffeic acid phenethyl ester inhibits T-cell activation by targeting both nuclear factor of activated T-cells and NF-kappaB transcription factors.”J Pharmacol Exp Ther 308(3): 993-1001. 59 Martinez-Martinez, S., P. Gomez del Arco, et al. (1997). ”Blockade of T-cell activation by dithiocarbamates involves novel mechanisms of inhibition of nuclear factor of activated T cells.”Mol Cell Biol 17(11): 6437-47. Martinez-Martinez, S. and J. M. Redondo (2004). Inhibitors of the calcineurin/NFAT pathway.”Curr Med Chem 11(8): 997-1007. Mechta-Grigoriou, F., D. Gerald, et al. (2001). ”The mammalian Jun proteins: redundancy and specificity.” Oncogene 20(19): 2378-89. Mizutani, T., M. Murakami, et al. (1999). ”Metabolism-dependent hepatotoxicity of methimazole in mice depleted of glutathione.”J Appl Toxicol 19(3): 193-8. Mozes, E., H. Zinger, et al. (1998). SSpontaneous autoimmune disease in (NZB x NZW)F1 mice is ameliorated by treatment with methimazole.”J Clin Immunol 18(2): 106-13. Mutschler, Geisslinger, Kroemer, Schäfer-Korting; Arzneimittelwirkungen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2001 Pahl, H. L. (1999). Activators and target genes of Rel/NF-kappaB transcription factors.” Oncogene 18(49): 6853-66. Rao, A., C. Luo, et al. (1997). ”Transcription factors of the NFAT family: regulation and function.” Annu Rev Immunol 15: 707-47. Richardson, P. G., B. Barlogie, et al. (2003). A phase 2 study of bortezomib in relapsed, refractory myeloma.”N Engl J Med 348(26): 2609-17. Rossi, A., P. Kapahi, et al. (2000). Anti-inflammatory cyclopentenone prostaglandins are direct inhibitors of IkappaB kinase. Nature 403(6765): 103-8. Schreiber, E., P. Matthias, et al. (1989). ”Rapid detection of octamer binding proteins with ’mini-extracts’, prepared from a small number of cells.”Nucleic Acids Res 17(15): 6419. 60 Sen, R. and D. Baltimore (1986). Inducibility of kappa immunoglobulin enhancer-binding protein Nf-kappa B by a posttranslational mechanism.”Cell 47(6): 921-8. Shaulian, E. and M. Karin (2001). AP-1 in cell proliferation and survival.” Oncogene 20(19): 2390-400. Shaw, J., K. Meerovitch, et al. (1988). ”Mechanisms regulating the level of IL-2 mRNA in T lymphocytes.”J Immunol 140(7): 2243-8. Simms, P. E. and T. M. Ellis (1996). Utility of flow cytometric detection of CD69 expression as a rapid method for determining poly- and oligoclonal lymphocyte activation.”Clin Diagn Lab Immunol 3(3): 301-4. Sokal, I., Li N. et al. (2001). “Calcium-sensitive regions of GCAP1 as observed by chemical modifications, fluorescence, and EPR spectroscopies.” J Biol Chem 276(46); 43361-73. Stavrovskaya, I. G., M. V. Narayanan, et al. (2004). ”Clinically approved heterocyclics act on a mitochondrial target and reduce stroke-induced pathology.”J Exp Med 200(2): 211-22. Tan, R. Y., Y. Mabuchi, et al. (1996). ”Blocking the Ca2+ -induced conformational transitions in calmodulin with disulfide bonds.”J Biol Chem 271(13): 7479-83. Taurog, A. and M. L. Dorris (1991). ”Peroxidase-catalyzed bromination of tyrosine, thyroglobulin, and bovine serum albumin: comparison of thyroid peroxidase and lactoperoxidase.” Arch Biochem Biophys 287(2): 288-96. Testi, R., D. D’Ambrosio, et al. (1994). ”The CD69 receptor: a multipurpose cell-surface trigger for hematopoietic cells.” Immunol Today 15(10): 479-83. Testi, R., J. H. Phillips, et al. (1989). ”T cell activation via Leu-23 (CD69).”J Immunol 143(4): 1123-8. Verma, I. M. (2004). ”Nuclear factor (NF)-kappaB proteins: therapeutic targets.” Ann Rheum Dis 63 Suppl 2: ii57-ii61. 61 Vollmar A., Dingermann T. (2005). ‘’Immunologie’. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 1. Auflage Volpe, R. (1994). Evidence that the immunosuppressive effects of antithyroid drugs are mediated through actions on the thyroid cell, modulating thyrocyte-immunocyte signaling: a review.”Thyroid 4(2): 217-23. Wang, P., S. H. Sun, et al. (2003). ”Methimazole protects from experimental autoimmune uveitis (EAU) by inhibiting antigen presenting cell function and reducing antigen priming.”J Leukoc Biol 73(1): 57-64. Weetman, A. P. (1994). ”The immunomodulatory effects of antithyroid drugs.”Thyroid 4(2): 145-6. Weetman, A. P. (2000). ”Graves’ disease.”N Engl J Med 343(17): 1236-48. Weetman, A. P. (2004). ”Cellular immune responses in autoimmune thyroid disease.”Clin Endocrinol (Oxf) 61(4): 405-13. Weiss, L., A. J. Whitmarsh, et al. (2000). ”Regulation of c-Jun NH(2)-terminal kinase (Jnk) gene expression during T cell activation.”J Exp Med 191(1): 139-46. Wiersinga, W. M. (1996). Immunosuppression of Graves’ hyperthyroidism–still an elusive goal.”N Engl J Med 334(4): 265-6. Wilkins, B. J. and J. D. Molkentin (2004). ”Calcium-calcineurin signaling in the regulation of cardiac hypertrophy.”Biochem Biophys Res Commun 322(4): 1178-91. Wilson, R., J. H. McKillop, et al. (1988). ”Differential immunosuppressive action of carbimazole and propylthiouracil.”Clin Exp Immunol 73(2): 312-5. Wilson, R., J. H. McKillop, et al. (1990). ”The effects of antithyroid drugs on intercellular mediators.” Acta Endocrinol (Copenh) 122(5): 605-9. Wu, C. C., S. C. Hsu, et al. (2003). ”Nuclear factor of activated T cells c is a target of p38 mitogen-activated protein kinase in T cells.”Mol Cell Biol 23(18): 6442-54. Yamamoto, Y. and R. B. Gaynor (2001). ”Therapeutic potential of inhibition of the NF-kappaB pathway in the treatment of inflammation and cancer.”J Clin Invest 107(2): 135-42. 7 Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung AP-1 Aktivatorprotein 1 ATP Adenosintriphophat APS Ammoniumpersulfat BSA Bovines Serum Albumin bzw. beziehungsweise ◦C Grad Celsius ca. circa Ca2+ Kalzium CaM Calmodulin CaMKII Calmodulinkinase cAMP zyklisches Adenosinmonophosphat CD Cluster of differentiation CD3+ -Zellen CD3-positive-Zellen Ci Curie CO2 Kohlendioxid COX Cyclooxigenase CREB cAMP Responsive Element Binding Protein CsA Cyclosporin A DAG Diazylglyzerin ddH2 O doppelt destiliertes Wasser DNA Desoxyribonucleic acid EDTA Ethylen-diamin-tetra-acetat EGTA Ethylenglykol-bisaminoethylether-N,N’Tetraessigsäure ELISA enzyme-linked immuno sorbent assay 64 EMSA electrophoretic mobility shift assay FACS fluorescence-activated cell sorter FCS fetales Kälberserum FK506 Makrolid Antibiotikum FK506 g Gramm GSH Glutathion GTP h Guanedintriphophat Stunde Hepes N-2-Hydroxyethylpiperazin-N-2ethansulfat HLA Haupt-Histokompatibilitätskomplex HSA humanes Serumalbumin IC50 halbmaximal inhibitorische Konzentration IFN Interferon Ig Immunglobulin IKK IκB Kinase IL Interleukin IP3 1,4,5-Inositoltriphosphat k Kilo l Liter LDH Laktatdehydrogenase m milli M Molar MAPK mitogen aktivierende Proteinkinasen µ mikro Min. Minute mRNA messenger Ribonukleinsäure n nano NFAT nukleärer Faktor aktivierter Lymphozyten NF-κB PBS nukleärer Faktor-kappa B phosphate buffered saline PIP2 Phosphoinositolbiphosphat PMA Phorbol 12-Myristat 13-Acetat PMBZ periphere mononukleäre Blutzellen T- PP2B Proteinphosphatase 2B RT Raumtemperatur s. siehe Sek. Sekunde TEMED N,N,N,N-Tetramethylethylendiamin TH1-Zellen T1-Helfer Zellen TH2-Zellen TNF T2-Helfer Zellen Tumornekrosefaktor TRIS Trimethylsilylsilan T-Zellen T-Lymphozyten U Units U/Min. Umdrehungen pro Minute vergl. vergleiche z.B. zum Beispiel 8 Danksagung Meinem Doktorvater, Herrn PD Dr. med. René Schmidt, danke ich sehr für die Überlassung meines Promotionsthemas und die Möglichkeit, bei ihm promovieren zu können. Frau Professor Dr. Merfort danke ich für die freundliche Übernahme der Zweitkorrektur. Frau Professor Dr. Heike Pahl danke ich als Leiterin der Abteilung für experimentelle Anästhesie. Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Dr. Matjaz Humar für die hervorragende Betreuung dieser Arbeit. Mit seiner fachlichen Expertise, weitreichenden Erfahrung und seiner unendlichen Geduld, Sachverhalte zu erklären und zu diskutieren, hat er diese Arbeit maßgeblich unterstützt. Herrn PD Dr. Torsten Loop und Philipp Stein danke ich für die technische Hilfe bei den EMSAs. Ich danke den Mitarbeitern der Abteilung für ihre Hilfe und die vielen schönen gemeinsam verbrachten Stunden. Meinen Freunden und meiner Familie, im Besonderen meiner Mutter danke ich herzlich für die vorbehaltslose Unterstützung und Ermunterung während dem Verfassen dieser Arbeit sowie für die Durchsicht des Manuskripts. Meinem Sohn Luis danke ich für die schöne Zeit, die er mich nicht an dieser Arbeit hat schreiben lassen. Besonderer Dank geht an meinen Mann Stefan, der mich immer bedingungslos unterstützt. Außerdem sei ihm für den “technischen support” gedankt. 9 Lebenslauf persönliche Daten Geburtsdatum 14.07.1982 Geburtsort Marburg Familienstand verheiratet, ein Kind (2 Jahre) Staatsangehörigkeit deutsch Schulbildung 09/1988 - 06/1992 Geschwister-Scholl-Grundschule, Marburg 09/1992 - 05/2001 Gymnasium Philippinum, Marburg, Abschluss Abitur 08/1998 - 02/1999 Schulauslandsaufenthalt, Nashua, New Hampshire, USA 05/2001 Preisträgerin des Carl-Joachim-Friedrich-Preis für besondere Leistung in sozialwissenschaftlichen Fächern und soziales Engagement in der Schule 68 Studium 09/2001 - 05/2009 Studium der Humanmedizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 05/2002 - 05/2009 Stipendiatin der Stiftung der Deutschen Wirtschaft 09/2003 Ärztliche Vorprüfung, Gesamtnote “gut” 08/2007-06/2008 Praktisches Jahr: St. Josefskrankenhaus, Freiburg im Breisgau/ Neurologische Universitätsklinik Freiburg im Breisgau 05/2009 Ärztliche Prüfung, Gesamtnote “gut” Dissertation 07/2004-07/2009 Anfertigung dieser Arbeit in der Sektion Experimentelle Anästhesiologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Thema: Thionamide hemmen die Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und NFAT in T-Lymphozyten. Doktorvater: PD Dr. med. R. Schmidt Publikationen Humar M, Dohrmann H, Stein P, Andriopoulos N, Goebel U, Heimrich B,Roesslein M, Schmidt R, Schwer CI, Hoetzel A, Loop T, Geiger KK, Pahl HL, Pannen BH. Repression of T-cell function by thionamides is mediated by inhibition of the activator protein-1/nuclear factor of activated T-cells pathway and is associated with a common structure. Mol Pharmacol. 2007 Dec;72(6):1647-56. Humar M, Dohrmann H, Stein P, Andriopoulos N, Goebel U, Roesslein M, Schmidt R, Schwer CI, Loop T, Geiger KK, Pahl HL, Pannen BH. Thionamides inhibit the transcription factor nuclear factor-kappaB by suppression of Rac1 and inhibitor of kappaB kinase alpha. J Pharmacol Exp Ther. 2008 Mar;324(3):1037-44. persönliche Kompetenzen Weiterbildung EKG-Kurs bei Prof. Zähringer, St. Josefskrankenhaus, Freiburg (05-07/2007) Fremdsprachen Englisch (fließend), Latein (Latinum), Spanisch und Französisch (Grundkenntnisse) EDV Microsoft office, LATEX, Linux Soziales Engagement stellvertretende Schulsprecherin (2000/2001) Mitarbeit und Leitung im Deutschen Famulanten Austausch (2002-2007) Interessen Skifahren, Basketball, Literatur, Reisen