Prom. Nr. 3122 A Diss E T H Über die submikroskopische Struktur hyperplastischer Gewebe von Datum stramonium L. VON DER EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE IN ZÜRICH ZUR ERLANGUNG DER WÜRDE EINES DOKTORS DER NATURWISSENSCHAFTEN GENEHMIGTE PROMOTIONSARBEIT VORGELEGT VON HANS-RUDOLF HOHL DIPL. NATURWISSENSCHAFTER ETH VON WOLFHALDEN AR Referent: Herr Prof. Dr. E. Gäumann Korreferent: Herr Prof. Dr. K. Muhlpthaler 19 6 Druck von A. W. 1 Hayn's Erben, Berlin West Hohl 348 Wir müssen deshalb die weitere hen, daß das tumorinduzierende körper-Plastiden wirkt, sondern Prinzip in Betracht zie¬ Möglichkeit nicht direkt auf die Einschlu߬ irgendwelche permanenten Einschlußkörper-Plastiden würden in die¬ sem Falle selber nicht verwandelt, sondern dienten als spezifischer Wirkungsort („Spezifisches Substrat", Goldschmidt 1955) der im Kern verankerten Autonomie; d. h. die im Kern erfolgte Änderung brauchte, um manifest zu werden, die Einschlußkörper-Plastiden als „Er¬ folgsorgan" oder „Instrument". Sollte diese Möglichkeit verwirklicht sein, würde durch die Eliminierung der Einschlußkörper-Plastiden die Zelle so nicht wirklich geheilt, sondern lediglich die im Kern sitzende Auto¬ nomie ihres Wirkungsortes beraubt. Mit anderen Worten, die Fähigkeit zur Tumorbildung wäre noch immer latent vorhanden, und bei erneuter Ver¬ wundung müßte sich ohne Zutun des Bakteriums ein neuer Tu¬ Änderungen mor am Kern hervorruft. Die bilden. Tatsächlich ist eine solche „latente Krebsbereitschaft" bei den genetischen Tumoren verwirklicht (Kehr and Smith 1954, Braun and Stonier 1958): Die Verwundung allein führt hier zur Aus¬ lösung eines Tumors. Auch beim Crown-Gall sind einige Fälle bekannt, wo scheinbar normale, aus dem Tumor treibende Wurzeln (de Ropp 1947 c, Demetriades 1953, Nickell 1955) spontan wieder Tumoren ausbildeten (vgl. Gautheret 1959). Doch liegen über diese Phänomene noch keine syste¬ matischen Untersuchungen vor. Abschließend möchten wir nochmals betonen, daß Einschlußkörper-Plastiden „Träger „spezifischer Wirkungsort des Kerns" sind, weit die der die Frage, wie¬ Autonomie" oder noch offen ge¬ lassen werden muß. Zusammenfassung 1. Agrobacterium tumefaciens (Smith and Townsend) Conn. sowie die folgenden Hyperplasien von Datum stramonium L. wurden elektronenmi¬ kroskopisch untersucht: Primärtumor, Sekundärtumor, Wundkallus und Ge¬ webekultur. Die Überprüfung einzelner Ergebnisse erfolgte an: Bryophyllum daigremontiana Hort., Helianthus annuus L., Kalanchoe Blossfeldiana von Poellnitz, Nicotiana tabacum L., Solanum Lycopersicum L., Vinca L., Allium ursinum L., Arum italicum Mill. und Paris quadrifolia L. 2. Das Bakterium ein körniges fi'brillären besitzt eine Zell- und eine Plasmamembran, Plasma umschließen. Das Zentrum der Zelle wird Nukleoiden eingenommen. Phagen- rosea oder von die einem virusartige Par¬ tikeln ließen sich nicht nachweisen. Die Hyperplasien sind im wesentlichen alle gleich gebaut, das Tumorgewebe besitzt keine spezifischen Feinstrukturen. Mit wenig Ausnahmen Chloroplasten fehlen im Tumor 3. — — Über die submikroskopische Struktur hyperplastischer Gewebe 349 enthalten die Hyperplasien alle Zellorganellen der Normalgewebe in un¬ veränderter Form. Neben den normalen Plastiden typen treten weitere auf: hyperplastische Proplastiden, Invaginations- und Einschlußkörper-Plastiden degenerative sowie 4. Formen. Einschlußkörper-Plastiden werden als gebildet. Sie liegen in der gleichen Antwort auf den Wundreiz normalen Entwicklung P 1 a s t i d normaler e n. Zelle neben Da sie sich normal teilen und alle Stadien der Plastiden durchlaufen, scheinen sie eine eigene verkörpern. Die ersten EinschlußkörperPlastiden finden sich etwa 24 Stunden nach der Verwundung; anschließend nimmt ihre Zahl in den ersten Tagen stark zu. Im T u m o r können sie nach mehreren Monaten noch nachgewiesen werden. In den Gewebekultu¬ treten sie ebenfalls, wenn auch in geringerer Zahl, auf. Sie werden bei ren Neben Datura enthalten Ta¬ Zimmertemperatur u n d bei 35 °C gebildet. bak, Tomate und Sonnenblume in Wunde und Tumor EinschlußkörperEntwick lungsreihe zu — Plastiden. 5. Ein atypisches Phloem bildet der Gewebekultur. Die Siebzellen besitzen tur wie die normalen, ihre äußere isodiametrisch. Ähnliches 6. gilt sich im Primärtumor und in zwar die gleiche innere Feinstruk¬ Form ist aber mehr oder weniger für die Geleitzellen. Aggregate virusähnlicher Partikeln ließen sich in den Pla¬ stiden drei Monate alter Tumoren von Kalanchoe feststellen. Nach den bisherigen Ergebnissen fehlen sie im NormalHerkunft und Bedeutung sind noch ungeklärt. und Wund gewebe. Ihre Die Besprechung der Ergebnisse erfolgt in zwei Teilen, im morphologische Differenzierung und Dedifferenzierung, im zweiten das Problem der Tumortransformation und die BRAUNSche Zytoplasmapartikel-Theorie diskutiert. 7. ersten werden die Summary 1. With the aid of the electron microscope,we have investigated the cells of Agrobacterium tumefaciens (Smith and Townsend) Conn. and various types of hyperplasias on Datura stramonium L. (primary tumor, secondary tumor, wound callus and tissue culture). For comparison, in one experiment the following host plants have been included: Bryophyllum daigremontiana Hort., Helianthus annuus L., Kalanchoe Blossfeldiana von Poellnitz, Nicodana tabacum L., Solanum Lycopersicum L., Vinca rosea L., Allium ursinum L., Arum italicum Mill. and Paris quadrifolia L. bacterium 2. In the cell wall and center. Phage- 3. All the a s a m e a granulär cytoplasm cytoplasmic viruslike particles membrane. A f i b or could hyperplasias including not r 4 o u s is surrounded by a nucleoid lies in the be discovered. tumor ultrastructure. With few exceptions Phytopath. Z., Bd. 40, Heft i 11 tissues have — essentially chloroplasts are lacking 23 Hohl 350 in tumors the — cell s a m e organells in normal and occur hyperplastic tissues. However, in additionto normal plastid forms, hyperplastic tissues contain some new types: hypertrophic proplastids, plastids with in- vaginations, plastids with inclusion-bodies and 4. Plastids the reaction with degenerated inclusion-bodies following are forms. formed d u r i n g the wounding. They appear after about 24 hours; their number increases during the first few days. In t u m o r tissues they can even be demonstrated after several months. They appear also intissue cultures, though less numerous than in tumor tissues. They are formed even at a temperature of 35 °C. Plastids with inclusionbodies occur in the same cells together with normal pla¬ stids. As they divide normally and show all developmental stages of nor¬ mal plastids, they seem to represent an independent line of plastid Tobacco, tomato and sunflower form plastids with inclusiondevelopment. — bodies in wound and tumor tissues similar atypical phloemis 5. An cultures. The sieve cells and the structure, but their s h significance 7. The e tumors of these is formed in primary tumors and tissue companion cells show the normal ultra- more or less isodiametric. results are but neither of normal particles are nor wound tissues. pla¬ Origin in unknown. discussed with reference dedifferentiation, tion and theory p those of Datura. Aggregates ofviruslike particles could be observed 6. stids of old Kalanchoe and a to and in relation to to morphological differentia- tumor-transformation and the of A. C. Braun. Resume L'etude aumicroscope electroniquede tumeurs induites par Agrobacterium tumefaciens (Smith and Townsend) Conn. sur diverses plantes nous a 1. La de donne les resultats suivants: Cytologie originaux. caracteres (paroi, membrane, 2. Par contre de la bacterie dans la plante ne presente pas Elle ressemble ä celle d'autres especes bacteriennes nucleoi'de fibrillaire). on trouve dans les tissus de la plante-hote de certains p 1 a s t e s. Ils contiennent des i n c 1 u s i o n s de nature encore inconnue. Ces plastes sont presents aussi bien dans les tissus traumatisesdela plante s a i n e que dans ceux de la plante un i aspect 1 n o c u plastes e e. Ils persistent dans les tumeurs ägees en et ceci au sein d'une meme cellule. - meme temps que les normaux droit de supposer qu'ils sont u n des aspects du »conditionnetel qu'il a ete" d£jä defini par A. C. Braun. On ment« particulier est en