- ENRESO 2020

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Akademieprojekt
„Griechische Mythen in unserer Sprache“
http://s295.beta.photobucket.com/user/museion/media/HP/Navigation/griechen.gif.html
Magdalena Barth
Klasse 8c
Theresia-Gerhardinger-Gymnasium am Anger
1 1 Inhalt
1. Begegnung mit der griechischen Mythologie im Alltag ................................................. 3 2. Griechische Mythen in der deutschen Sprache ............................................................. 6 2.1. Der Zankapfel ................................................................................................................. 6 2.2. Der Trojaner .................................................................................................................... 8 2.3. Die Achillesferse ........................................................................................................... 10 2.4. Der Mentor .................................................................................................................... 12 2.5. Jemanden bezirzen ...................................................................................................... 14 2.6. Die Sisyphosarbeit/-aufgabe ...................................................................................... 16 2.7. Die Tantalusqualen ...................................................................................................... 18 3. Redewendungen aus der griechischen Mythologie in anderen Ländern ................. 20 4. Quellenangaben ............................................................................................................... 22 5. Mail-Auskünfte .................................................................................................................. 22 2 1. Begegnung mit der griechischen Mythologie
im Alltag
Wenn ich in München unterwegs bin, brauche ich mich nur genau umsehen, um
altgriechische Kultur zu entdecken. Der Königsplatz mit der Glyptothek und den
Propyläen erinnert an die Akropolis in Athen. Aber die alten Griechen haben sich nicht
nur in Gebäuden und Denkmälern, Statuen und Tempeln, Vasen und Gemälden
verewigt.
In
der
Süddeutschen
Zeitung
vom
19.10.2012 konnte ich zum Beispiel
lesen, dass die Firma RWE den Preis
„Prom des Jahres“ verleiht. Wie mir die
RWE Energiedienstleistungen GmbH auf
Nachfrage mitgeteilt hat, steht dafür
Prometheus Pate. Dieser hat laut der
griechischen
erschaffen,
Sage
den
die
Göttern
Menschen
das
Feuer
gestohlen und es zu den Menschen
gebracht.
Mit
dieser
Namensgebung
möchte laut dem dortigen Projektleiter,
Dr. Kurt E. Becker, RWE „zum einen
einen Hinweis geben auf die großen
Zusammenhänge
[…] Zum
unserer
Zivilisation.
anderen möchten wir [RWE]
aber auch darauf verweisen, dass mit
diesem Geschenk die Verpflichtung zum
„Maßhalten“ in energetischen Fragen
Abbildung 1A
verbunden ist“1 (Energieeffizienz). Diese
Energie müssen wir auch heute schützen
und bewahren. Daher wird der „Prom des Jahres“ als Preis für Nachhaltigkeit bei
Immobilien verliehen.
1
A
Prom des Jahres, Mail-Auskunft http://www.zub-kassel.de/files/images/projekte/prom2008/pokal.jpg
3 Sogar beim Einkaufen stoße ich bei Firmennamen auf die griechische Mythologie: u.a.
Demeter und Nike.
„Demeter ist der Verband für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise und organisiert
Demeter-Bauern, -Verarbeiter und –Handel“2. Dabei nennt sich, wie mir von der
Pressestelle von Demeter e.V. mitgeteilt wurde, der Verband nach der griechischen
Göttin Demeter. Diese altgriechische Fruchtbarkeitsgöttin war einst für das Wachsen
und Gedeihen auf den Feldern verantwortlich. Der Demeter-Verband achtet durch den
Verzicht von synthetischen Dünger und chemischen Pflanzenschutzmittel auf eine
gezielte Förderung der Lebensprozesse in Boden und in der Nahrung und drückt dies
mit seiner Namensgebung auch nach außen aus.3
Die Firma Nike stellt Sportschuhe
und
Sportkleidung
her.
Der
Firmenname geht auf 'Nike', die
griechische Göttin des Sieges, der
die
römische
Göttin
Victoria
entspricht, zurück. Wie ich von der
Firma Nike erfahren habe, gab es
das Firmenlogo schon, bevor ein
passender
wurde.
Johnson
Firmenname
Dem
fiel
ergebnislosen
gesucht
Vertriebsleiter
nach
Jeff
langen
Überlegungen
schließlich über Nacht die geflügelte
Siegesgöttin Nike ein, über die er in
einem griechischen Mythologiekurs
gehört hatte. Da das Markenzeichen,
der Haken, auch wie ein Flügel
Abbildung 2 B
aussah, einigten sie sich auf den Namen „Nike“.4
So stellt sich die Frage, ob die alten Griechen nicht auch heute noch in unserer
Sprache präsent sind. Könnte es sein, dass wir oft nicht wissen, dass dieses Wort oder
2
Demeter e.V., Mail-Auskunft
Vgl. Demeter e.V., Mail-Auskunft
4
Vgl. Nike, Mail-Auskunft
B
http://www.newmagicrunning.com/c/99-category/nike.jpg
3
4 jene Redewendung aus der griechischen Mythologie stammt, geschweige denn
kennen wir überhaupt die dazugehörenden Sagen?
Ich habe einige Redewendungen aus dem täglichen Sprachgebrauch ausgewählt und
werde versuchen, den Zusammenhang mit der griechischen Mythologie herzustellen.
5 2. Griechische Mythen in der deutschen
Sprache
2.1.
Der Zankapfel
Diese Überschriften in Verbindung mit Zankapfel kann ich oft zu Themen in der Politik
und in der Wirtschaft lesen:
•
„HGAA bleibt noch lange Zankapfel zwischen Bayern und Österreich“ 5
•
„Ein Zaun als Zankapfel“6
•
„Betreuungsgeld bleibt Zankapfel“7 Abbildung 3 C
5
http://www.finanzen.ch/nachrichten/aktien/HGAA-bleibt-noch-lange-Zankapfel-zwischenBayern-und-Oesterreich-268596
6
http://www.fr-online.de/darmstadt/nachbarschaftsstreit-darmstadt-ein-zaun-alszankapfel,1472858,21108044.html
7
http://www.tagesschau.de/inland/koalitionsgipfel138.html
C
http://4.bp.blogspot.com/oHGj9PdrbHE/TaIjy0ZrRTI/AAAAAAAAArk/c9PG4DboQCA/s1600/Za
nkapfel.jpg
6 Heute kommt der Begriff „Zankapfel“ sehr oft vor und bedeutet einen Streitpunkt, der
meist nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten gelöst werden kann. Der Zankapfel ist
hier der Anlass zum Streit oder der Gegenstand einer Auseinandersetzung.
Diese Redewendung ist seit dem 16. Jahrhundert in der deutschen Sprache bekannt.8
Woher kommt das Wort aber?
Thetis, eine Meernymphe und Göttin heiratete den Menschen Peleus. Aus dieser
Verbindung ging der bekannte Krieger Achill hervor. Bei der Hochzeit seiner Eltern
waren alle Götter und Göttinnen eingeladen. Nur Eris, die Göttin der Zwietracht und
des Streites, war aus Angst, sie könnte die gute Stimmung verderben, nicht eingeladen
worden. Als Göttin fand Eris natürlich trotzdem heraus, dass sie als einzige der
Unsterblichen nicht zur Feier gebeten wurde. Sie nahm einen Apfel, auf dem stand:
„Für die Schönste“. Diesen Apfel warf die Zornige als Rache unter die Feiernden.
Tatsächlich gerieten dann auch Hera (Gattin des Zeus und Göttin der Ehe und Geburt),
Athene (Göttin der Weisheit, des Handwerks, der Künste und Wissenschaften und des
Krieges) und Aphrodite (Göttin der Liebe und Schönheit) in Streit darüber, wem von
ihnen der Apfel als der Schönsten zustehe. So kam es, dass Zeus befahl, ein
Sterblicher, nämlich Paris, solle diesen Zank beenden.
8
Vgl. Duden, S.939 7 2.2.
Der Trojaner
In der Zeitung und im Internet konnte ich in letzter Zeit wiederholt lesen:
•
„Trojaner sperrt PC und fordert Lösegeld: BSI9 warnt vor neuer Welle“10
•
„Trojaner befällt tausende Rechner“ 11
•
„Trojaner verbreitet sich in gefälschter Facebook-Mail“ 12
Abbildung 4 D
In der IT gibt es Schadsoftware, die man Trojaner nennt. „Trojaner“ in der IT sind
Programme, die vorgeben etwas anderes, unbedenkliches zu sein wie z.B. Fotos,
9
BSI: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
http://www.teletarif.de/warnung-neuer-trojaner
11
http://www.taz.de/!85432/
12
http://computer.t-online.de/trojaner-warnung-vorsicht-vor-gefaelschter
D
http://projekt-6g.homepage24.de/bilder/troja.jpg
10
8 Rezepte oder ähnliches. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber Schadsoftware mit
verschiedenen Auswirkungen auf den eigenen Rechner oder das eigene Netzwerk.
Woher kommt aber der Name?
Im Trojanischen Krieg um die Stadt Troja wurde dieselbe zehn Jahre lang von den
Griechen belagert. Die Griechen wollten Helena, die schönste Frau der Welt und
Ehefrau vom König Menelaos, von den Trojanern zurückerobern. Die Göttin Aphrodite
hatte Helena an den Prinzen Paris als Gegenleistung für den Gefallen, dass er ihr den
Zankapfel zuerkannt hatte, verschenkt. Die Einwohner der Stadt Troja hatten ihrem
jungen Prinzen Paris und Helena Unterschlupf gewährt. Damit zogen sie sich den Zorn
von Helenas Gatten Menelaos zu, den zukünftigen König von Sparta. Obwohl die
Griechen deutlich in der Überzahl waren, wurde es nichts mit dem schnellen Sieg über
Troja. Stattdessen belagerten die Griechen die Stadt über neun Jahre erfolglos. Sehr
viele tapfere Männer starben. Entschieden wurde der Krieg erst durch die List des
klügsten Mannes der Welt, dem König von Ithaka, Odysseus. Er erfand das hölzerne
Pferd, das die Griechen dann als Versöhnungsgeschenk an die Göttin Athene
ausgaben. Dann täuschten sie die Abreise vor. Sie ließen nur das hölzerne
„Geschenk“, in dem sich einige der tapfersten Krieger, unter ihnen auch Odysseus,
versteckt hatten, zurück. Außerdem blieb auch ein Mann, der sich als Opfer
auszugeben und sich unter das Volk der Trojaner zu mischen hatte, zurück. Der Plan
ging auf: Der Grieche außerhalb des Pferdes erzählte den versammelten Trojanern
eine erfundene Geschichte, in der er das trojanische Volk veranlasste, das Pferd in die
Stadt zu ziehen. In der Nacht darauf segelten die versteckten Schiffe zurück, die
Krieger stiegen aus dem hohlen Ross und öffneten ihren inzwischen zurückgekehrten
Kameraden das Stadttor. Noch bevor die Trojaner wussten, was gespielt wurde, war
die griechische Armee in die Stadt eingedrungen, hatte die Bewohner überwältigt und
die Stadt zerstört.
Obwohl das Trojanische Pferd eine hinterlistige Kriegswaffe war, muss man zugeben,
dass sich Odysseus eine hervorragende List ausgedacht hatte.
In unserer Sprache ist das Trojanische Pferd heute als Symbol für ein gelungenes
Täuschungsmanöver eingegangen.13
13
Vgl. Schmeh, Klaus, S. 31 9 2.3.
Die Achillesferse
Mit der Achillesferse ist zum einen in der Medizin ein Körperteil und zum anderen eine
Redewendung in unserer Sprache gemeint. So ist oft zu lesen:
•
„Das deutsche Finanzsystem: Achillesferse der Wirtschaft?“ von Siegfried
Jaschinski, erschienen im Verlag Schäffer-Poeschel
•
„High-Tech ist die Achillesferse unserer Kultur“14
•
„Logistik ist die Achillesferse der Online-Händler“ 15
Abbildung 5 E
14
http://www.energieleben.at/high-tech-ist-die-achillesferse-unserer-kultur/
http://www.salesbusiness.de/Nachrichten/172/5544/Logistik-ist-die-Achillesferse-der- OnlineHaendler.html
E
http://www.hellenica.de/Griechenland/Mythos/Bild/Achilleion.jpg
15
10 Als Redewendung bezeichnet die Achillesferse eine oder die einzig verwundbare oder
schwache Stelle eines Systems, eines Menschen oder einer Taktik. „Achillesferse“ ist
ein rhetorisches Mittel, eine Metapher, und seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts in
der deutschen Sprache nachgewiesen.16
Was hat aber die Achillesferse mit Achill zu tun und woher stammt diese
Redewendung?
Achill ist der Sohn der Meeresgöttin Thetis und des sterblichen Mannes Peleus. Seine
Mutter wollte ihn unverwundbar machen und tauchte ihn in den Styx, den Fluss zur
Unterwelt. Dabei hielt sie ihren Sohn Achill an der Ferse fest, welche damit als einziger
Körperteil nicht vom Styx benetzt wurde und damit als einziger Körperteil verletzlich
blieb.
Achill war im Trojanischen Krieg auf der Seite der Griechen mit dabei. Einmal
beleidigte Agamemnon, der Anführer der Griechen, den jungen Krieger so, dass Achill
erst wieder mitkämpfte, als sein bester Freund Patroklos getötet wurde. Achill tötete
Hektor, den Mörder seines Freundes, und wollte Troja sofort einnehmen. Aus Furcht
um Troja schoss der Gott Apoll daraufhin Achill einen Pfeil in die rechte Ferse. Sie war
die einzige Stelle, an welcher der Sagenheld Achill verwundbar war. An dieser
Verletzung starb der Königssohn.
Es gibt aber unterschiedliche Überlieferungen, wer den Pfeil abschoss. In Schwabs
Sagen schießt Apoll den Pfeil. Andere Quellen behaupten, Paris schießt einen Pfeil ab,
der von Apoll gelenkt wird.
Allein an einer Wunde an der Ferse zu sterben, ist aber laut einer Ärztin eher
unwahrscheinlich. So wäre hier als Todesursache nur eine Blutvergiftung denkbar. So
ein Tod von Achill ist also nur in der Mythologie möglich.
16
Vgl. Duden, S. 19
11 2.4.
Der Mentor
•
„Lena Meyer-Landrut siegte nicht zuletzt mit Hilfe ihres Mentors Stefan Raab
beim Eurovision Song Contest 2010.“17
•
„Mentorin oder Mentor können Studierende höherer Fachsemester (mindestens
im 3. Fachsemester) werden.“18
Abbildung 6 F
Ein Mentor ist eine Person, die jemanden unterstützt und hilft und es gut mit ihm meint.
Er gibt wertvolle Tipps oder hilft bei der Lösung eines Problems. „Mentoren“ spielen in
der Wirtschaft aber auch in der Politik eine große Rolle. Dabei gibt eine erfahrene
Person
(Mentor)
ihr
fachliches
Wissen
oder
ihr
Erfahrungswissen
an
eine
diesbezüglich noch unerfahrene Person (Mentee oder Protegé) weiter. Diesen
Wissenstransfer nennt man Mentoring.19 Mentoring-Programme gibt es z.B. an der TU
17
http://www.welt.de/wirtschaft/karriere/junge-profis/article13797670/Ein-Mentor-ist-wie-Dopingfuer-die-Karriere.html
18
http://www.fu-berlin.de/sites/qualitaetspakt/mentoring/mentor/index.html
F
http://www.hellenica.de/Griechenland/Mythos/Bild/TelemachusMentor.jpg
19
Vgl. Wikipedia, Mentoring
12 München. Sie sollen den Studierenden helfen, ihre Kompetenzen zu erweitern und ihre
Persönlichkeit zu entwickeln.
Das Fremdwort ist in deutschen Texten bereits seit dem 18. Jahrhundert
nachgewiesen.20
Wer war Mentor aber in der griechischen Mythologie wirklich?
Als Fürst Odysseus von Ithaka nach Troja zog, übernahm Mentor, ein alter Freund des
Fürsten, die Erziehung von Telemachos. Dieser ist der Sohn von Odysseus und
Penelope, der Schwester von Helena. Mentor wurde damit zum Ziehvater des
Fürstensohns während der langen Abwesenheit von Odysseus durch den Trojanischen
Krieg und die berühmten „Irrfahrten“. Er kümmerte sich liebevoll und gewissenhaft um
ihn. Er erzog ihn gut und Telemachos wurde ein guter und ernsthafter junger Mann.
Auch die Göttin Athene, die Schutzherrin des Odysseus, kam zu Telemachos. Sie war
immer auf der Seite des Odysseus und wusste, dass sein Sohn ihm sehr wichtig war.
Sie half ihm in der Gestalt von Mentor, dem Telemachos bedingungslos vertraute.
Athene riet Telemachos zu einer Reise, um etwas über das Schicksal seines Vaters
herauszufinden. Sie begleitete ihn die ganze Zeit und passte auf ihn auf. So bekam
Mentor auch die Spuren einer Ziehmutter.21
In diesem Zusammenhang bin ich auch auf den Mentor
Verlag gestoßen. Auf meine Nachfrage hat mir der Verlag
mitgeteilt, dass sie diesen Namen gewählt haben, denn er
„passt wunderbar zu einem Verlag, der Lernhilfen für
Schüler erstellt, also wirklich im Sinne eines „Mentors“
Schüler beim selbstständigen Lernen unterstützt. [..] Der
Mentor Verlag wurde schon 1905 als eigener Verlag
innerhalb der Langenscheidt Verlagsgruppe von Carl
Langenscheidt gegründet […und] publizierte schon damals
Bücher zu den unterschiedlichsten Schulfächern, um
Schüler zu unterstützen.“22
Abbildung 7 G 20
Vgl. Duden, S. 521 Vgl. Schmeh, Klaus, S. 40
22
Mentor-Verlag, Mail-Auskunft
G
Mentor-Verlag
21
13 2.5.
Jemanden bezirzen
Im Internet habe ich in letzter Zeit folgende Nachrichten entdeckt:
•
„Doch Ackermann wäre nicht Ackermann, wenn er es nicht schaffen würde zu
bezirzen.“23
•
„Die
Abgründe
der
See
bezirzen
alle
Sinne“24
Abbildung 6 H
Heute bedeutet „jemanden bezirzen“ nichts anderes als jemanden zu verzaubern und
ihn um den Finger zu wickeln. Dieser umgangssprachliche Ausdruck ist seit der Mitte
23
http://www.wallstreetjournal.de/article/SB10001424052702303552104577438270139006482.h
tml
24
http://webmoritz.de/2012/11/29/die-abgrunde-der-see-bezirzen-alle-sinne/
H
http://p4.focus.de/img/gen/m/q/HBmqXhzx_Pxgen_r_Ax541.jpg
14 des 20. Jahrhunderts in der deutschen Sprache bekannt.25 „Bezirzen“ hat seinen
Ursprung in der griechischen Mythologie von der Zauberin Circe.
Nach dem Trojanischen Krieg geriet Athene wegen dem Griechen Ajax in Zorn. Dieser
hatte die Priesterin der Göttin, die Königstochter und Seherin Kassandra, im Heiligtum
der Athene in der Stadt vom Altar weggezerrt, sie verletzt und misshandelt. Aus Zorn
darüber schickte sie einen großen Sturm, bei dem Poseidon sie unterstützte. Viele
Schiffe versanken im Meer. Nur wenige kamen aus dem Sturm heraus, wie zum
Beispiel die Schiffe von Agamemnon, Helena und Menelaos und die Schiffe des
Odysseus. Noch weniger kamen überhaupt zu Hause an. Und wenn, dann erst nach
langen Irrfahrten. Bei den Irrfahrten des Odysseus kam er auch zu der Zauberin Circe.
Sie verwandelte alle seine Freunde in Schweine, und Odysseus, der durch ein Kraut
des Hermes geschützt war, musste seine Gefährten befreien. Circe hatte sich in den
klugen Odysseus verliebt, der auf sämtlichen Bildern immer sehr elegant dargestellt
wird, und wollte ihn heiraten. Deshalb versuchte sie, ihn um den Finger zu wickeln und
zu verzaubern. Sie wollte, dass er seine Heimat, seine Frau Penelope und seinen
Sohn Telemachos vergisst. Doch Odysseus blieb seiner Frau treu und widerstand
Circe. Schließlich erbarmten sich die Götter und Zeus schickte Hermes mit dem Befehl
an Circe, Odysseus gehen zu lassen.
25
Vgl. Duden, S. 93 15 2.6.
Die Sisyphosarbeit/-aufgabe
Sisyphos
kommt
in
unserer
heutigen
Sprache
in
verschiedenen
Wortzusammensetzungen vor:
•
„Sisyphusland“(SZ-Artikel vom 05.11.2012) über das leidgeplagte Haiti
•
„Japans gefährliche Sisyphosarbeit“ 26
•
„Marine-Einsatz vor Somalia: mehr als eine Sisyphusarbeit?“ 27
Abbildung 7 J
26
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Japans-gefaehrlicheSisyphusarbeit--/story/10452176
27
http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.368562.de
J
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e0/Franz_Von_Stuck_-_Sisyphus.jpg
16 Heute verwenden wir die Redewendung Sisyphosarbeit für eine, trotz großer Mühe,
unlösbare Aufgabe. Es ist direkt aus der griechischen Mythologie übernommen!
Sisyphos hatte die Götter verärgert, indem er ihre Geheimnisse anderen Göttern
verraten hatte. Außerdem hat er den Tod gefangengenommen, als der ihn holen wollte.
Nur durch Ares, den Kriegsgott, wurde der Tod wieder befreit und Sisyphos starb.
Nichtsdestotrotz überlistete Sisyphos Ares und kehrte in die Welt der Lebenden zurück.
Als er dann zum zweiten Mal gestorben war, musste er zur Strafe im Tartarus einen
sehr schweren Stein auf einen sehr steilen Berg rollen. Doch die Götter wollten es ihm
nicht einfach machen. Sie ließen den großen Stein immer, wenn er fast oben
angekommen war, wieder nach unten rollen. Zuerst war Sisyphos noch nicht erschöpft
und machte einfach weiter. Doch es wollte und wollte einfach nicht gelingen, den Stein
nach oben zu wälzen und so versuchte er es immer und immer wieder. Er musste die
Aufgabe ja schließlich lösen. Doch auch nach vielen Versuchen klappte es nicht.
In dem Zeitungsartikel „Sisyphusland“ wird über das Land Haiti berichtet, das von einer
Katastrophe in die nächste gerät: Zuerst das Erdbeben, dann die Cholera und nun
auch noch der Hurrikan „Sandy“, der zu Überschwemmungen führte und Ernten
vernichtete. „Es ist eine Sisyphusarbeit. Kaum erholt sich Haiti ein wenig von seinen
Schicksalsschlägen, schon kommt die nächste biblische Plage daher.“28. Meiner
Meinung nach passt dieser Vergleich sehr gut, da es Haiti wie Sisyphos ergeht. Kaum
hat Haiti mit den Aufräumarbeiten begonnen und eine Besserung wäre in Sicht, trifft sie
schon die nächste Zerstörungswelle und das Land muss wie Sisyphos von neuem
beginnen.
28
SZ vom 05.11.2012, S.10, „Sisyphusland“ von Peter Burghardt
17 2.7.
Die Tantalusqualen
Bei meiner Internetrecherche habe ich folgende Headlines entdeckt:
•
„Tantalusqualen beim Kauf eines Mobiltelefons?“ 29
•
„Die Tantalusqualen der Malerei“ 30
Abbildung 8 K
Heute bedeuten Tantalusqualen, genauso wie damals, unendliche Wünsche oder
Sehnsüchte, die man nicht befriedigen kann, obwohl die Erfüllung schon vor Augen
ist.31
29
http://www.heise.de/tp/artikel/7/7318/1.html
http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/friedrichshafen/DieTantalusqualen-der-Malerei;art372474,4227755
31
Vgl. Maier, Friedrich, S. 75
K
http://lisaleaks.files.wordpress.com/2012/11/tantalus.jpg
30
18 Woher kommt das aber?
Tantalos war ein Sohn des Zeus und ein mächtiger und reicher König. Bei den Göttern
war er so beliebt, dass ihm eine ganz besondere Ehre zuteil wurde: er durfte mit den
Göttern am Tisch sitzen, essen und ihre Gespräche hören. Doch er stahl Essen,
verteilte es an die Menschen und plauderte die Geheimnisse aus. Doch damit nicht
genug. Er lud die Götter zu einem Essen ein und ärgerte sie, indem er seinen Sohn
geschlachtet, zerstückelt und ihn den Göttern gebraten vorgesetzt hatte, um ihre
Allwissenheit zu prüfen. Nur Demeter, die um ihre Tochter Persephone trauerte, aß
gedankenlos etwas. Persephone war ein uneheliches Kind des Zeus, der es ohne das
Wissen der Mutter seinem Bruder Hades versprochen hatte. Als der sie nun entführte,
versank Demeter in tiefe Trauer, sodass sie das Schulterblatt des Sohnes von Tantalos
aß. Die Götter setzten mitleidig das Kind wieder zusammen und ersetzten das fehlende
Schulterblatt durch eines aus Elfenbein. Dann zogen sie sich zurück und schworen
Tantalos Rache. Nachdem er gestorben war, kam er in den Tartaros, einen Teil im
Hades und „Ort der Strafe für die Schwerstverbrecher“32. Er stand angekettet an einen
Baum bis zum Hals in Wasser und über ihm ächzte ein Baum unter der Last seiner
vielen Früchte. Tantalos litt aber unter schrecklichem Hunger und Durst. Denn immer,
wenn er sich bückte, um zu trinken, floss das Wasser ab und wenn er sich streckte, um
zu essen, dann kam ein Windstoß und blies die tief hängenden Äste aus seiner
Reichweite. Er erlitt schlimmste Qualen, obwohl die Erlösung so nahe gewesen wäre.
Mit „Tantalusqualen“ meint Katja Seefeld in ihrem Artikel “Tantalusqualen beim Kauf
eines Mobiltelfons?“ die moralischen Qualen, die entstehen (sollten), wenn man ein
Handy kauft. In Handys wird nämlich das Metall „Tantal“ verarbeitet, durch dessen
Verkaufserlöse angeblich die Bürgerkriege im Kongo finanziert werden. Ich finde, dass
hier keine Tantalusqualen im eigentlichen Sinne gemeint sind, denn dazu müsste eine
Lösung schon sichtbar, aber doch unerreichbar sein.
Generell fällt auf, dass die Redewendung „Tantalusqualen“ oft im übersteigerten Sinn
verwendet wird. 32
Maier, Friedrich, S. 72
19 3. Redewendungen aus der griechischen
Mythologie in anderen Ländern
Sind diese Redewendungen aus der griechischen Mythologie aber nur in der
deutschen Sprache vertreten?
Meine Nachforschungen im Internet und bei Muttersprachlern haben ergeben, dass es
sie nicht nur im Deutschen, sondern im gesamten europäischen Raum, wie zum
Beispiel
im
Englischen,
Französischen,
Italienischen,
Spanischen
und
im
Portugiesischen gibt.
Interessant ist aber, dass einzelne Redensarten auch im außereuropäischen Raum
vorkommen, wie zum Beispiel im Russischen, Chinesischen und im Japanischen.
So heißt zum Beispiel „Zankapfel“ im Englischen „apple of discord“. Im Französischen
sagt man zu einem Zankapfel „pomme de discorde“, im Italienischen "pomo della
discordia“, im Spanischen „manzana de la discordia“. Im Gegensatz zum Deutschen
wird hier überall der römische Name der Göttin „Discordia“ verwendet. Auch im
Russischen ist mit „яблоко раздора“ die Redewendung Zankapfel vertreten. In
Deutschland ist der Zankapfel gebräuchlicher als Erisapfel, der auf die griechische
Göttin „Eris“ Bezug nimmt.
Der Trojaner wird „Trojan“ (Englisch), „troiano“ oder „virus troiano“ (Italienisch) oder
„troyen“ (Französisch) genannt. Auch gibt es den „Trojaner“ auf Russisch und auf
Spanisch. Sogar im Libanon verbindet man mit dem Begriff „Trojaner“ Tricksereien.
Die Achillesferse ist im gesamten europäischen Sprachgebrauch vertreten. Sogar im
Japanischen und Russischen ist diese Redewendung bekannt.
Der Mentor heißt auf Französisch „avoir un mentor“, auf Schwedisch „mentor“. Er ist
auch im Italienischen und sogar im Chinesischen (指導者) vertreten.
Jemanden bezirzen heißt auf Englisch „bewitch“, auf Italienisch „ammaliare“ oder
„abbindolare“ und auf Schwedisch „charma“ oder „tjusa“. Er ist auch im Französischen
und im Ungarischen bekannt. Aber leider fehlt hier überall der sprachliche Bezug auf
die Zauberin Circe, wie es im Deutschen so auffällig ist.
20 Auch Sisyphosaufgabe und Tantalusqualen sind im europäischen Sprachgebrauch
vertreten.
Ob allerdings diese Redewendungen in den anderen Ländern auch so tief im
Sprachgebrauch verwurzelt sind wie im Deutschen, konnte ich nicht herausfinden.
21 4. Quellenangaben
1. Schwab, Gustav: Sagen des klassischen Altertums, Insel Verlag Frankfurt am
Main und Leipzig 2001, ISBN 978-3-458-34492-6
2. Schmeh, Klaus: Das trojanische Pferd – Klassische Mythen erklärt, Rudolf
Haufe Verlag GmbH & Co. KG 2007, ISBN 978-3-448-08055-1
3. Maier, Friedrich: Geflügelte Worte aus der Antike, C.C. Buchners Verlag,
Bamberg 2010, ISBN 978-3-7661-5988-5
4. Duden: Das Herkunftswörterbuch, 4. Auflage, 2007, ISBN 978-3-411-04074-2
5. Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Mentoring
6. Wiktionary
http://de.wiktionary.org/wiki/Achillesferse
http://de.wiktionary.org/wiki/Zankapfel
http://de.wiktionary.org/wiki/Trojaner
http://de.wiktionary.org/wiki/Mentor
http://de.wiktionary.org/wiki/bezirzen
5.
Mail-Auskünfte
1. Mail vom 05.11.2012 Prom des Jahres
2. Mail vom 26.11.2012 Demeter
3. Mail vom 18.12.2012 Nike
4. Mail vom 02.01.2013 Mentor Verlag
22 
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