Wir spielen für Dich! 2. KONZERT IM KANZLERBUNGALOW Mittwoch, 11. März 2015, 20 Uhr (Un-)Freiheiten DELIAN::QUARTETT Adrian Pinzaru Violine Andreas Moscho Violine Aida-Carmen Soanea Viola David Pia Violoncello PROGRAMM Wir spielen für Dich! Musik macht glücklich! Besuchen Sie uns doch mal bei facebook! Foto: Thilo Beu Immer wissen, was gespielt wird: Kostenlos unseren Newsletter abonnieren! www.beethoven-orchester.de Programm (Un-)Freiheiten Jean Sibelius (1865-1957) Andante festivo (1922) Ludwig van Beethoven (1770-1827) Streichquartett Es-Dur op. 74 „Harfenquartett“ (1809) Poco adagio. Allegro Adagio ma non troppo Presto Allegretto con variazioni PAUSE Dmitrij Schostakowitsch (1906-1975) Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83 (1949) Allegretto Andantino Allegretto Allegretto DELIAN::QUARTETT Adrian Pinzaru Violine Andreas Moscho Violine Aida-Carmen Soanea Viola David Pia Violoncello In Kooperation mit auch Programmhefte rer se als Pdf auf un r. ba Homepage verfüg Grüße aus Finnland Unter den Zeichen nationaler Selbstfindung emanzipierten sich im 19. Jahrhundert zahlreiche europäische Länder von der Vorherrschaft des deutschen und österreichischen Kulturgebietes. In Finnland etablierte sich ein eigenständiger Nationalstil mit den bedeutenden Werken von Jean Sibelius. Eigentlich strebte dieser zunächst eine Karriere als Violinvirtuose an. Doch eine Ellbogenverletzung machte es ihm unmöglich, den Geigenbogen ruhig zu führen. Mit 15 Jahren hatte Sibelius aber bereits erste Werke komponiert und sich schon früh ein zweites Jean Sibelius (1913) Standbein für eine künstlerische Laufbahn geschaffen. Seine Maxime: „Schreibe nie eine unnötige Note. Jede Note muss leben.“ Sibelius konnte genial Naturstimmungen einfangen und traf damit auf ganz spezifische Weise das Idiom seines Heimatlandes, besonders mit seinen volkgeschichtlich inspirierten Sinfonischen Dichtungen. Mit dem Stück „Finlandia“ schuf er eine Art inoffizielle Nationalhymne. Solch ein Werk war damals hochwillkommen, schließlich war es noch die Zeit russischer Unterdrückung – seit dem 13. Jahrhundert war Finnland politischer Spielball zwischen Schweden und Russland gewesen und wurde erst 1917 unabhängig. Sibelius meinte einmal: „Politik an sich hat mich nie interessiert. Ich habe versucht, meinen Beitrag auf eine andere Weise zu leisten.“ 4 Auch das schwärmerische „Andante festivo“ wird in Finnland regelmäßig zu Feierlichkeiten gespielt. Die fünfminütige Komposition schrieb Sibelius 1922 zunächst für Streichquartett – und zwar im Auftrag für das 25. Jubiläum eines Sägewerkes. Einen erneuten Anlass zur Aufführung bot die Hochzeit seiner Nichte im Jahr 1929. Hier erklang das Werk durch zwei kombinierte Streichquartette. Sibelius arrangierte die ausdrucksvolle Musik dann 1939 für Streichorchester und Pauken: Ein befreundeter Kritiker der „New York Times“ hatte ihn gebeten, anlässlich der New Yorker Weltausstellung etwas in einer Radiosendung als Finnlands Grüße an die Welt beizusteuern. Das feierliche Werk ist geprägt von einer choralartigen Melodie. Aus einem ruhigen Strom gleichförmiger Motive entwickelt Sibelius eine glanzvolle Hymne auf seine Heimat. Wie die Klänge einer Harfe „Mozarts Geist aus Haydns Händen“ – diesen Wunsch gab Graf Waldstein dem jungen Beethoven mit auf dem Weg, als dieser 1792 nach Wien ging. Beethoven beschäftigte sich intensiv mit den Werken seiner Vorgänger. Seit Haydn galt das Streichquartett als Visitenkarte eines Komponisten. Doch Beethoven brauchte einige Zeit, bis er endlich im Alter von fast 30 Jahren seine ersten Streichquartette schrieb. Konsequent erweiterte er die Gattung, die Goethe als „Gespräch“ zwischen „vier vernünftigen Leuten“ bezeichnete – und setzte eigene und eigenwillige Akzente. Seine Zeitgenossen reagierten gelegentlich ratlos auf die avantgardistischen Werke, beurteilten sie sogar als „Flick5 werk eines Wahnsinnigen“. Aber dennoch fanden sie bald einen elitären Kreis an Bewunderern. 1809 entstand das Streichquartett op. 74 – in jenem Jahr, als Beethovens Existenz in Wien gesichert war: Von Erzherzog Rudolph sowie den Fürsten Lobkowitz und Kinsky erhielt er die Zusage, jährlich 4.000 Beethoven-Porträt von Joseph Willibrord Mähler (1805) Gulden als Rente zu bekommen. Aber es war auch die Zeit, als Wien noch von französischen Truppen bombardiert wurde. Die politische Situation bedrückte Beethoven. Er schrieb: „Welch zerstörendes, wüstes Leben um mich her, nichts als Trommeln, Kanonen, Menschenelend in aller Art.“ Durch diese Umstände konnte Beethoven erst im August seinen gewohnten Sommeraufenthalt in Baden bei Wien antreten, wo er das Quartett vollendete. Die Widmung des Werkes ging an einen seiner Gönner: den böhmischen Fürsten Lobkowitz, in dessen Haus er häufig zu Besuch war und den er gerne mit dem Spitznamen „Fitzliputzli“ ansprach. Ein Rezensent der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ schrieb über das Werk: „Das vorliegende neue Quartett des Verfassers […] ist nun mehr den letztern, als den frühern Arbeiten desselben ähnlich. Mehr ernst als heiter, mehr tief und kunstreich als gefällig und ansprechend, übt es, wie jedes geniale Werk, an dem Hörer eine gewisse Gewalt aus; doch nicht gerade, um ihn viel zu liebkosen.“ 6 Auch in diesem Es-Dur-Quartett beschritt Beethoven den 1802 angekündigten „neuen Weg“, allerdings nicht so radikal wie in den „Rasumowsky-Quartetten“ op. 59, die die Zuhörer verstört hatten. Trotz des freundlicheren Charakters und der konzentrierten thematischen Arbeit: Beethoven geht frei mit dem tradierten Sonatensatz-Modell um und konzentriert sich an zahlreichen Stellen nur auf das Klangkolorit. Der nicht von ihm stammende Name „Harfenquartett“ bezieht sich auf die ausgedehnten Pizzicato-Effekte, die im ersten Satz durch alle Stimmen wandern. Dieser phantasievolle Kopfsatz setzt mit einer spannungsvollen langsamen Einleitung ein, die die Motivik des Hauptthemas vorwegnimmt. Die Durchführung ist weitgehend auf Atmosphäre angelegt. Das traurige Adagio wird von einem ausdrucksvollen Gesangsthema beherrscht. Dieses fließt, variiert und von Gegenstimmen umrankt, in reflexiver Versenkung dahin. Das rhythmische Motiv des erregten Scherzos erinnert an die markante Thematik der kurz zuvor fertiggestellten fünften Sinfonie. Das zweimal eingeschobene Trio ist eine rasant fugierte Episode. Ungewöhnlich für die Gattung: Beethoven beschließt das Quartett mit einem eleganten Variationensatz, dessen schlichtes Thema klanglich immer wieder neu beleuchtet wird. Mit zwei augenzwinkernden Schlussakkorden endet das Werk. Schlusstakte des letzten Satzes 7 Nur scheinbar unkompliziert Alexander Glasunow sagte über seinen Schüler Dmitrij Schostakowitsch: „Die Zukunft gehört […] diesem Jungen!“ Der große Komponist der russischen Moderne war immer ein Künstler gewesen, der zwischen Widerstand und Anpassung schwankte. Ständig eckte Schostakowitsch – besonders unter Stalin – mit den Parteioberen an und wurde von den Doktrinen des „sozialistischen Realismus“ gebeutelt. Trotzdem ging er seinen eigenen Weg und brachte versteckt musikalische Neuerungen zum Ausdruck. Neben seinen bedeutenden Opern und Sinfonien schrieb er auch zahlreiche Kammermusikwerke. Relativ Dmitrij Schostakowitsch Anfang der 1940er Jahre spät hat er sich mit dem Streichquartett auseinandergesetzt – er meinte dazu: „Das Quartett gehört bekanntlich zu den schwierigsten musikalischen Gattungen.“ Doch Schostakowitsch gelang es, auch in seinen insgesamt 15 Streichquartetten unmittelbar sinnlich und höchst eigenwillig den Widerspruch zwischen der subjektiven Lebenserfahrung und der gesellschaftlichen Utopie auszutragen. Das vierte Streichquartett in D-Dur komponierte Schostakowitsch 1949 in unmittelbarer Nähe zu seinem Oratorium „Das Lied von den Wäldern“. Die Uraufführung fand allerdings erst 8 am 3. Dezember 1953 in Moskau durch das Beethoven-Quartett statt. Denn Schostakowitsch hatte das Werk, das nicht dem geforderten musikalischen Habitus entsprach, bis zu Stalins Tod zurückgehalten. Fyodor Druzhinin, Mitglied des damals renommierten Ensembles, meinte in Bezug auf Schostakowitschs Streichquartette: „Es ist alles in seiner Musik. Den besten Traditionen russischer Kunst folgend, spiegeln sich die dunklen und hässlichen Seiten des Lebens – Terror, Repression und Leiden – sowohl in der tragischen Apotheose […] als auch in der mysteriösen Verklärung des ewigen Lichts […] wider.“ Auf den ersten Blick erscheint das vierte Quartett unkompliziert. Es ist kürzer als die vorherigen und der Kopfsatz verläuft in vertrauter Rondoform. Über einem Orgelpunkt entfalten sich die melodieführenden Stimmen. Das Andantino wartet mit einer elegischen Violinromanze auf, die bis in die höchsten Lagen emporsteigt. Die Begleitung ist sehr transparent. Im dritten Satz bringt Schostakowitsch eine tiefere Ebene in das Werk ein: Auf groteske Weise klingen Fanfaren und Schnarrtrommeln an. Von grellen Klangfarben ist auch der Finalsatz durchdrungen, in dem Schostakowitsch stilistische Elemente der russisch-jüdischen Volksmusik durchscheinen lässt: Schlichter, burlesker Tanzrhythmus, Chromatik und phrygische Wendungen. Außerdem prägt das traditionelle Seufzermotiv der russischen Musik, die zweimal wiederholt fallende Sekunde, den Satzverlauf. Mit ersterbenden Tönen klingt das Quartett aus. Heidi Rogge 9 Foto: Mathias Bothor DELIAN::QUARTETT delian::quartett Der Namenspatron des delian::quartetts ist der griechische Gott Apollon, der als Gott der schönen Künste, der Musen, besonders der Musik, verehrt und nach seinem Geburtsort, der Insel Delos, auch Delian genannt wurde. Bereits im Jahr seiner Gründung 2007 öffneten sich dem delian::quartett die Türen der großen Häuser und bedeutenden Festspiele. 2008 würdigten unter anderem die KlassikMagazine crescendo und ensemble die aufsehenerregende Karriere des Quartetts mit großen Portraits. Das Debüt des delian::quartetts 2009 in der Berliner Philharmonie gemeinsam mit Menahem Pressler entfachte wahre Begeisterungsstürme. Seither verzeichnet das Ensemble von Publikum und Presse gleichermaßen gefeierte Auftritte in Deutschland, Italien, Spanien, der Schweiz, Portugal und – als Kulturbotschafter des Goethe-Instituts – in Afrika. Auch in 10 Frankreich, Rumänien und Dänemark war das Quartett umjubelter Gast, ebenso in Österreich, wo es unter anderem 2009 zum ersten Mal in den Wiener Musikverein geladen war. Das Image als Shooting Star hat das delian::quartett längst abgestreift. Die unkonventionelle Programmgestaltung des Ensembles macht viele der Delian-Projekte zu einem besonderen Erlebnis. Eine rege Zusammenarbeit verbindet das delian::quartett mit verschiedenen Rundfunkanstalten wie SWR, HR, WDR, Catalunya Música, Radio France, Danmarks Radio, BR, SR, ORF oder Deutschlandfunk. Die 2008 erschienene Debüt-CD des Quartetts mit Werken von Robert Schumann hielt sich in der Musikzeitung crescendo über ein Jahr lang in den Besten-Charts der Neuerscheinungen, der Rundfunksender Bayern 4 Klassik stellte sie als CD-Tipp vor. Der 2010 veröffentlichten zweiten Platte des Ensembles mit Werken Joseph Haydns wurden gleichfalls begeisterte Reaktionen zuteil und sie erhielt 2010 eine Nominierung für den ECHO Klassik-Preis. 2013 folgte, zusammen mit dem Bratschisten Gérard Caussé, eine weitere, der Kammermusik Ludwig van Beethovens gewidmete Einspielung. Zum Jahr 2015 ist in Kooperation mit dem Pianisten Anatol Ugorski eine Doppel-CD zum Werk Dmitrij Schostakowitschs in Arbeit. Ein großes Engagement des delian::quartetts gilt, neben der Pflege der bestehenden Streichquartett-Literatur vom Frühbarock bis zur Gegenwart, der Erweiterung des Repertoires. Es gestaltete u. a. die Uraufführung von Werken der Komponisten Alberto Colla, Per Arne Glorvigen, Christian Jost und Uljas Pulkkis; die meisten jener Kompositionen sind ihm zugeeignet. 11 Bereicherung und zusätzliche Inspiration erfährt die musikalische Arbeit des delian::quartetts durch das regelmäßige Zusammenwirken mit anderen Künstlern von internationalem Rang in erweiterter Besetzung. Zu den Gästen des Ensembles gehören u. a. Dimitri Ashkenazy, Matthias Brandt, Ya Dong, Stella Doufexis, Andreas Frölich, Bruno Ganz, Pavel Gililov, Bernd Glemser, Per Arne Glorvigen, Michel Lethiec, Peter Lohmeyer, Ralph Manno, Sergei Nakariakov, Adrian Oetiker, Menahem Pressler, Hartmut Rohde, Harald Schoneweg, Herbert Foto: Mathias Bothor Schuch, Anatol Ugorski und Sophie-Mayuko Vetter. delian::quartett 12 Wir spielen für Dich! DREIGESTIRN der KLASSIK So 22.03.2015 18 Uhr, Beethovenhalle Joseph Haydn Sinfonie Nr. 100 G-Dur „Militär-Sinfonie“ Wolfgang Amadeus Mozart Non più, tutto ascoltai – Non temer, amato bene Voi avete un cor fedele Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 3 Es-Dur „Eroica“ Hannah Morrison Sopran Beethoven Orchester Bonn Stefan Blunier Dirigent www.beethoven-orchester.de THEATER- UND KONZERTKASSE Tel. 0228 - 77 8008 Windeckstraße 1, 53111 Bonn Fax: 0228 - 77 5775, [email protected] Öffnungszeiten: Mo - Fr 10.00 - 18.00 Uhr, Sa 10.00 - 16.00 Uhr Tel. Vorbestellung: Mo - Fr 10.00 - 16.00 Uhr, Sa 10.30 - 13.00 Uhr Kasse in den Kammerspielen Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg Tel. 0228 - 77 8022 Öffnungszeiten: Mo - Fr 10.00 - 18.00 Uhr, Sa 10.00 - 13.00 Uhr print@home: Karten buchen & drucken von zu Hause aus BONNTICKET: 0228 - 50 20 10, www.bonnticket.de Fax: 0228 - 910 41 914, [email protected] Karten auch in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. IMPRESSUM Beethoven Orchester Bonn Generalmusikdirektor Stefan Blunier Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel. 0228 - 77 6611 Fax 0228 - 77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de Redaktion Markus Reifenberg Lisa Valdivia Texte Heidi Rogge Gestaltung res extensa, Norbert Thomauske Druck JF. Carthaus GmbH & Co. KG Bildnachweise: Für die Überlassung der Fotos danken wir den Künstlern und Agenturen. 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