Wale und Delfine

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Wale und Delfine
Vortragsdossier des WWF Schweiz
Grosse Tümmler in Honduras © Chris Martin Bahr / WWF-Canon
Steckbrief
Wale und Delfine sind Säugetiere, obwohl sie von der Form her den Fischen ähneln. Sie atmen mit
Lungen, sie bringen ihre Jungen lebend zur Welt und säugen diese mit Milch. Zudem sind sie
Warmblüter. Ihre Körpertemperatur liegt immer zwischen 31 und 36 Grad Celsius.
Die Wale werden in zwei Hauptgruppen aufgeteilt: in die Zahnwale und die Bartenwale. Delfine sind
Kleinwale und gehören zu den Zahnwalen. Insgesamt gibt es mehr als 80 Walarten.
Unter den Walen findet man die grössten Tiere der Erde. Nur weil sie im Wasser leben, können sie
überhaupt so gross werden. An Land würden sie vom eigenen Gewicht erdrückt.
Wenn die Wale im kalten Wasser der Arktis oder Antarktis schwimmen, ist es für sie praktisch, dass
sie so gross sind. Im Verhältnis zu ihrem Gewicht haben sie eine sehr geringe Oberfläche und
verlieren so weniger Wärme.
Wale haben ein sehr gutes Gehör, sie können sich über sehr grosse Distanzen verständigen. Die
geheimnisvollen Gesänge der Buckelwale faszinieren den Menschen.
Bei der Jagd wenden einige Walarten ein Sonar-System an: Sie finden ihre Beute wie Fledermäuse
mit Hilfe der zurückgeworfenen Schallwellen. Wir Menschen können diese sehr hohen Töne fast nicht
hören.
Entstehungsgeschichte
Die Vorfahren der Wale lebten vor 80 Millionen Jahren auf dem Land, zu der Zeit, als die Dinosaurier
noch lebten. Sie waren nicht grösser als ein Wolf, hatten ein zottiges Fell und vier Beine! Danach, vor
etwa 65 Millionen Jahren, zogen sie sich ins Meer zurück. Am Walskelett sind noch heute
verkümmerte Hinterbeinknochen zu erkennen – ein Überbleibsel der Landvorfahren.
Die ältesten Überreste, die man von Walen
gefunden hat, sind etwa 40 Millionen Jahre alt.
Die Wale haben sich im Laufe der Erdgeschichte an ein Leben im Wasser immer besser angepasst:
Die Nasenlöcher wanderten von vorne am Kopf nach oben – dies sind heute die Blaslöcher. Wenn
Wale Luft ausblasen, entsteht manchmal ein richtiger Springbrunnen. Die Vorderbeine haben sich
allmählich zu Brustflossen entwickelt.
Wale haben eine grosse Schwanzflosse, mit der sie sich im Wasser vorwärts bewegen. Sie heisst
Fluke. Im Gegensatz zur hinteren Flosse von
Fischen steht die Fluke waagrecht zum Körper.
Bedrohung
Seit Jahrhunderten jagen die Menschen Wale. Zuerst wurden die langsamen Grönlandwale und
Nordkaper gejagt. Anschliessend wurde der Pottwal zum Ziel der Harpunen. Harpunen sind Speere
mit einem Haken an der Spitze – der
Haken verhindert, dass die Harpune aus dem angeschossenen Tier rutschen kann.
Im Jahr 1868 wurde die Harpunenkanone erfunden: Vom Bug des Schiffs wird die Harpune mit einer
Kanone abgefeuert. An der Spitze der
Harpune sitzt ein Sprengkopf, der im Innern des Wals explodiert. Spätestens ab diesem Zeitpunkt
hatte der Wal keine Chance mehr, wenn er von Menschen angegriffen wurde.
Im Rekordjahr 1931 erlegten die Walfänger 30'000 Blauwale – mehr als heute noch leben! Man
schätzt, dass weltweit mehrere Millionen Wale von Menschen getötet wurden.
Vor rund 40 Jahren begannen sich Umweltorganisationen gegen den Walfang zu wehren.
1982 beschloss die Internationale Walfangkommission (IWC) einen Fangstopp für Grosswale. Daran
halten sich allerdings nicht alle Länder: Unter dem Vorwand der «wissenschaftlichen Forschung» töten
vor allem Walfänger aus Japan und Island jedes Jahr Hunderte von Walen. Auch in Norwegen isst
man weiterhin Walfleisch.
Walfang ist aber nicht der einzige Grund, warum viele Walarten ums Überleben kämpfen: Gifte aus
Fabriken und Landwirtschaft gelangen ins Meer und vergiften dort die Beutetiere der Wale.
Unter Wasser nimmt der Lärm zu, zum Beispiel von Bohrungen nach Erdöl. Weil Wale ihre Umgebung
mit dem Gehör wahrnehmen, kann der Lärm sie verwirren oder sogar ihr Gehirn verletzen. Nordkaper,
von denen es nur noch 1000 Tiere gibt, stossen häufig mit Schiffen zusammen.
Für die Bartenwale wird der Klimawandel zum Problem: Wenn es auf der Erde wärmer wird, steigt
auch im Meer die Temperatur. Als Folge davon gibt es weniger Krill (Schwärme von kleinen Krebsen),
und die Bartenwale haben weniger zu fressen.
Eines der grössten Probleme ist heute der
«Beifang»: Jedes Jahr ertrinken bis zu 300‘000 Wale und Delfine, weil sie sich in Fischernetzen
verfangen und zum Atmen nicht mehr an die Wasseroberfläche
Porträts
© naturepl.com/David Fleetham / WWF
Blauwal
Der Blauwal ist das grösste und schwerste
Tier auf unserem Planeten. Er wird bis zu
33 Meter lang und wiegt bis zu 150
Tonnen – also mehr als 25 Elefanten.
Sein Herz ist so gross wie ein kleines
Auto, und in seinem Maul hat ein ganzer
Elefant Platz.
Ein junger Blauwal wiegt bei der Geburt
bereits etwa 2 Tonnen. Während seines
Wachstums nimmt er pro Tag rund 100
Kilogramm zu.
Blauwale sind Bartenwale. Am Oberkiefer
wachsen ihnen Barten statt Zähne. Das
sind Platten aus Horn, die an den Enden
wie kleine Kämme ganz fein gespalten
sind. Die Blauwale sieben das Wasser, und die Nahrung bleibt an den Barten hängen. Die Hauptnahrung der Blauwale ist der Krill, ein kleiner Krebs, der vor allem in der Antarktis lebt. Ein ausgewachsener Blauwal verschlingt pro Tag etwa 4 Tonnen Krill und Algenplankton.
Orca
© William W. Rossiter / WWF-Canon
Der Orca ist ein Zahnwal. Weil seine
Rückenflosse, die Finne, wie ein Schwert
aus dem Wasser ragt, heisst er auch
Schwertwal.
Orcas werden 6 bis 9 Meter lang und bis
zu 8 Tonnen schwer. Auffallend ist ihre
schwarz-weisse Körperzeichnung.
Früher nannten die Menschen den Orca
auch «Killerwal». Sie hielten ihn für eine
Bestie, was er aber nicht ist. Wahrscheinlich kam er zu seinem schlechten
Ruf, weil er neben Fischen auch Robben,
Pinguine, Delfine und junge Bartenwale
jagt. Mit seinen scharfen Zähnen schnappt
er sich vor allem kranke und schwache Tiere. Deshalb sind Orcas eine Art Gesundheitspolizei der
Meere.
Orcas sind sehr verspielt und leben in Familien von 3 bis 50 Tieren. Das älteste Weibchen führt die
Familie an, alle anderen Tiere sind mit ihr verwandt.
Orca-Weibchen gebären etwa alle 5 Jahre ein Junges. Von der Paarung bis zur Geburt verstreichen
etwa eineinhalb Jahre. Orcas werden bis zu 70 Jahre alt.
Der Hauptdarsteller des Kinofilms «Free Willy» ist ein Orca.
Pottwal
© Hal Whitehead / WWF-Canon
Der Pottwal ist der grösste Zahnwal. Die
Männchen werden rund 20 Meter lang und
bis zu 60 Tonnen schwer. Die Weibchen
erreichen 13 Meter Länge.
Neugeborene Pottwale bleiben die ersten
zwei Jahre bei ihrer Mutter. Weibliche
Pottwale und ihre Jungen leben das ganze
Jahr über in den warmen Gewäs-sern der
Tropen. Die Männchen kommen nur zur
Paarung in die Tropen. Den Rest des
Jahres ver-bringen sie in den kalten
Gewässern rund um den Nord- und Südpol.
Pottwale sind Fleischfresser. Sie lieben
Fische und Tintenfische. In ihren Mägen
wurden schon Riesenkraken gefunden, die 18 Meter lang waren. Ein Pottwal frisst pro Tag etwa 400
Kilogramm Fisch und Tintenfisch.
So tief wie der Pottwal taucht kein anderes Säugetier. Regelmässig jagt er in 1000 Metern Tiefe. Mit
Hilfe von Echolot und Unterwasserkameras wurde nachgewiesen, dass Pottwale bis in 3000 Meter
Tiefe hinabtauchen können. Pottwale können bis zu zwei Stunden unter Wasser bleiben. Wenn sie
nach oben kommen, blasen sie die verbrauchte Luft fast explosionsartig aus den Lungen. Nach einer
Erholungszeit von 15 Minuten können sie wieder für eine Stunde in die ewige Nacht der Tiefsee
abtauchen.
Delfin
Delfine gehören zur Gruppe der Zahnwale. Sie werden 1 bis
9 Meter lang. Der bekannteste unter ihnen ist der Tümmler. Er
wird 3,5 Meter lang und wiegt rund 200 Kilogramm.
Delfine sind sehr gesellige Tiere; sie leben in «Schulen»
zusammen. So nennt man Delfingruppen in der Fachsprache.
© William W. Rossiter / WWF-Canon
Delfine besitzen ein sehr leistungsfähiges Gehirn. Forscher
konnten nachweisen, dass Delfine neue Spiele erfinden und
sogar Humor haben. Beide Eigenschaften sind ein Zeichen für
ihre hohe
Intelligenz.
Delfine spielen sehr gerne, sie schwimmen zum Beispiel neben
Booten mit den Bugwellen um die Wette. Delfine sind
ausgezeichnete Schwimmer. Mit ihrem schlanken Körper
erreichen sie
Geschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometer
pro Stunde.
Delfine fressen vor allem Fisch. Weil sie schnell und wendig
sind, können sie ausgezeichnet
jagen. Sie orten ihre Beute mit einem empfindlichen SonarSystem.
Wale und WWF
Bereits seit 1965 setzt sich der WWF für den Schutz der Wale ein.
Der WWF kämpft dafür, dass sich alle Länder an das Fangverbot für Grosswale halten; auch Japan,
Norwegen und Island. Walfang soll nur unter der strengen Kontrolle der IWC (Internationale
Walfangkommission) erlaubt sein: Nur Urvölker – wie etwa die Inuit in Grönland und Kanada – dürfen
pro Jahr einige wenige Wale jagen, um ihren Nahrungsbedarf zu decken.
Der WWF hat für die Wale grosse Schutzgebiete geschaffen, zum Beispiel rund um die Antarktis und
im Indischen Ozean.
Zusammen mit Forschern entwickelt der WWF neue Fischernetze, die für Wale und Delfine weniger
gefährlich sind.
Der WWF hat auch MSC gegründet. Am MSC-Zeichen erkennt man im Laden Fische, die aus
schonender Fischerei stammen. Dabei fängt man nur so viele Fische, wie im Meer wieder
nachwachsen können, und verwendet Fischernetze, die für Wale und Delfine ungefährlich sind.
Der WWF schützt die Lebensräume der Wale: die Meere auf der ganzen Welt.
Weitere Informationen
www.wwf.ch/wal
Seite des WWF Schweiz
über Wale.
www.wwf.ch/flussdelfin
WWF-Seite über
Flussdelfine, die durch
den Anbau von
Baumwolle in Gefahr
sind.
wwf-arten.de/wale
Spannende WWF-Infos
über Blauwal, Pottwal,
Buckelwal, Schweinswal
und sechs weitere
Walarten.
www.wwf.ch/fisch
Der Fisch-Ratgeber gibt
Tipps, welche Fischarten
man im Laden kaufen
sollte und welche nicht.
Bücher
Nadler, M. (2005): Frag
mich was: Wale und
Delfine. Bindlach: Loewe
Verlag GmbH.
Lemke E. (2002): Wale –
Giganten der Meere (inkl.
CD
mit Walgesängen).
Stuttgart: Kosmos
Verlag.
Stonehouse, B. (2000):
Meyers Buch der Wale
und
Delfine. Entdecken –
Beobachten – Verstehen.
Mannheim:
Bibliografisches Institut.
WWF Schweiz
Hohlstrasse 110
8010 Zürich
Telefon 044 297 21 21
Fax 044 297 21 00
E-Mail: [email protected]
www.wwf.ch
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