M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT Parvovirus-B19-Infektionen Michael Schleuning Sind es nur harmlose Ringelröteln? as humane Parvovirus B19 gehört zu der Gruppe der Parvoviridae (Grafik 1). Neben den Parvoviren gehören zu dieser Gruppe die Densoviren und die Adeno-assoziierten Viren (AAV). Beim Menschen sind bisher Parvovirus B19 und AAV nachgewiesen worden, wobei letzteres wahrscheinlich apathogen ist. Parvovirus B19 ist das kleinste bekannte humanpathogene DNA-Virus. Es besteht aus einsträngiger DNA (5 176 Nukleotide) sowie zwei Strukturproteinen (VP1 und VP2), die das Capsidprotein bilden. Zusätzlich kodiert die Virus-DNA für zwei regulatorische Proteine, die bei der Virusreplikation wichtige Aufgaben erfüllen. Wie alle Parvoviren ist auch Parvovirus B19 unbehüllt (3). D Pathogenese Infektionsmechanismus Parvovirus B19 hat einen ausgeprägten Tropismus für erythropoetische Vorläuferzellen, die es lytisch infiziert. Hierzu zählen BFU-E (burst forming unit erythroid), CFU-E (colony forming unit erythroid), Pronormoblasten und Normoblasten (9). Neuere Untersuchungen haben gezeigt, daß offenbar das Blutgruppen- P-Antigen als Rezeptor für Parvoviren fungiert (4). Menschen, denen das P-Antigen fehlt (Phänotypen P1k und p), scheinen resistent gegen Parvovirusinfektionen zu sein. Jedoch können auch megakaryozytäre oder myeloische Zellen von Parvovirus B19 befallen werden, was sich dann in einer Thrombozytopenie und/oder Neutropenie manifestiert. Pathophysiologie Infektionen mit humanem Parvovirus B19 werden in der Regel durch Tröpfcheninfektion erworben. Sie können aber auch durch Blut oder Blutprodukte übertragen werden. Parvoviren werden nämlich weder durch Detergenzverfahren (14, 19) noch Parvovirus-B19-Infektionen sind häufige Erkrankungen. 40 bis 60 Prozent der Bevölkerung weisen positive Immunglobulintiter auf. Die bekannteste durch Parvovirus B19 ausgelöste Erkrankung ist das meist harmlos verlaufende Erythema infectiosum, auch Ringelröteln genannt. Aufgrund eines ausgeprägten Tropismus für erythropoetische Vorläuferzellen kann dieses Virus bei Patienten mit verkürzter Erythrozytenüberlebenszeit und beim Föten lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen. In jüngster Zeit mehren sich darüber hinaus Hinweise, daß dieses Virus bei immunsupprimierten Patienten persistieren kann und auch für nicht-hämatologische Krankheitsbilder, wie Hepatitis oder Myokarditis, verantwortlich ist. durch Hitzesterilisation (15, 23, 29) ausreichend inaktiviert. Inwiefern neuere Virusinaktivierungsverfahren, wie die Anwendung von Nanofiltern, einen sicheren Schutz darstellen, kann derzeit trotz optimistischer In-vitroDaten (5) noch nicht endgültig beurteilt werden. Schließlich kann die Infektion auch transplazentar von der Mutter auf den Föten erfolgen. Parvoviren führen binnen einer Woche zu einer ausgeprägten Virämie mit Infektion der erythropoetischen Vorläuferzellen. Diese werden praktisch gänzlich lysiert, so daß in der zweiten Woche post infectionem im peripheren Blut keine Retikulozyten mehr nachweisbar sind. Diese Retikulozytopenie hält meist etwa zehn Tage an und führt Medizinische Klinik III (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. W. Wilmanns), Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Anämie (1). Die verschiedenen klinischen Bilder der Erkrankung sind zum einen auf die Aplasie der Erythropoese und zum anderen auf den immunologischen Status des Patienten zurückzuführen. Beim immunkompetenten Patienten bilden sich etwa zehn Tage nach Infektionsbeginn spezifische, neutralisierende, gegen VP1 und VP2 gerichtete IgM-Antikörper. Eine Woche später bilden sich IgG-Antikörper. Dadurch kann das Virus in aller Regel eliminiert werden, und 25 bis 30 Tage nach Virusinokulation erreichen die Hämoglobinspiegel wieder ihre Ausgangswerte (Grafik 2). Man nimmt derzeit an, daß sowohl das etwa zwei Wochen nach Infektionsbeginn auftretende typische Erythem als auch die häufig zu beobachtenden Arthralgien immunologisch ausgelöst werden. Klinische Bilder Das klinische Bild einer Infektion mit humanem Parvovirus B19 variiert je nach hämatopoetischer und immunologischer Ausgangslage des infizierten Patienten (Grafik 3). Normalpersonen Asymptomatische Erkrankung Beim gesunden Erwachsenen verläuft die Parvovirusinfektion häufig asymptomatisch. Durch Studien an IgM-positiven Schwangeren konnte gezeigt werden, daß weniger als die Hälfte der infizierten Frauen symptomatisch wurden und ein Erythem oder Arthralgien entwickelten (6). In einigen Fällen wurden grippeähnliche Symptome beobachtet. Da die normale Überlebenszeit der Erythrozyten 120 Tage beträgt und die Infektion bereits nach drei Wochen durch die Bildung von Antikörpern eliminiert wird, verläuft die sich entwickelnde Anämie meist mild und wird von den Patienten nicht wahrgenommen. Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 43, 25. Oktober 1996 (61) A-2781 M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT Erythema infectiosum läuferzellen mit Parvovirus B19 und das damit verbundene Sistieren der Das Erythema infectiosum ist eiErythropoese zu einer lebensbedrohne auch als Ringelröteln bekannte lichen aplastischen Krise (11). AplaKinderkrankheit und befällt typischerstische Krisen wurden auch bei Eisenweise Kinder im Vorschulalter. Nach mangelanämien beobachtet. Bei dierelativ milden und häufig nicht beachsen Krisen kommt es regelmäßig zu teten Prodromalsymptomen kommt es einem Abfall des Hämoglobins, und nach ein bis zwei Wochen zur klinisch stehen die SymptoGrafik 1 Ausbildung eines typischen, me der Anämie im Vordermeist juckenden Exanthems, grund. Manchmal jedoch das zunächst an den Wanentwickelt sich auch eine Adenoassoziiertes gen beginnt und die NaThrombozytopenie und/ Parvovirus sen-Mund-Region ausspart oder Neutropenie. Norma(AAV) (slapped cheek appearance). lerweise sind derartige aplaDas makulopapulöse Exanstische Krisen durch die BilParvovirus them breitet sich über den dung von spezifischen AntiParvoviridae Parvovirus B19 ganzen Körper aus und bekörpern selbstlimitiert und fällt insbesondere die Strecknach ein bis zwei Wochen seiten der Extremitäten sobeendet. Im Knochenmark wie die Glutealregion und kommt es zu einem nahezu Densovirus zeigt eine Tendenz zur zenvollständigen Verlust der tralen Abblassung, so daß eierythropoetischen Vorläune retikuläre Zeichnung entferzellen. Bei den wenigen steht (Abbildung). Gelegent- Familie der Parvoviridae. Parvovirus B19 und Adeno-assoziiertes Parvovirus kom- verbliebenen Vorstufen finlich können auch die Hand- men beim Menschen vor. Pathogen ist nur Parvovirus B19. den sich häufig Riesenproinnenflächen und die Fußerythroblasten. Bei Patiensohlen befallen sein. Das Exanthem erythematosus wurden mit Parvovi- ten mit hämolytischen Anämien wird blaßt nach einer Woche ab, kann aber rus-B19-Infektionen in Zusammen- die Inzidenz von Parvovirus-B19-asnach physikalischer Hautreizung sehr hang gebracht. Die ätiologische Rolle soziierten aplastischen Krisen auf rasch erneut auftreten. Meist besteht von Parvo B19 ist bei diesen Erkran- zwei bis fünf Prozent pro Jahr gekeine generalisierte Lymphadenitis. kungen aber nicht gesichert. schätzt. Allgemeinsymptome wie Husten, Seltene Krankheitsbilder Hydrops fetalis Kopfweh, Fieber, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Diarrhö und Arthralgien In einer kürzlich publizierten StuParvovirusinfektionen können können auftreten, sind dann aber nicht die konnte gezeigt werden, daß bei IgM-postiven, IgG-negativen sehr ausgeprägt. bei Kindern ein Teil der Fälle von non- Schwangeren transplazentar auf den Rheumatoide Verlaufsform A-, non-B-, non-C-Hepatitiden mit Föten übergehen. Aufgrund der kurParvovirus B19 assoziiert war (31). zen fetalen ErythrozytenüberlebensWährend Kinder nur in zehn Pro- Beim Erwachsenen gibt es ledig- zeit während der ersten 20 Schwanzent der Fälle unter Arthralgien oder lich kasuistische Mitteilungen über gerschaftswochen kann die Infektion arthritischen Beschwerden leiden, Parvo-B19-assoziierte hepatische Dys- zu einer schweren Anämie und Hypokommt dies bei Erwachsenen in bis zu funktionen (27). Außerdem wurde ge- xie des Föten führen. Man nimmt an, 60 Prozent der Fälle vor. Dabei sind legentlich über Fälle von Parvo-B19- daß es dadurch sekundär zu einer Frauen doppelt so häufig betroffen assoziierter Myokarditis berichtet (16, schweren Herzinsuffizienz kommt, wie Männer. Die Arthropathie ist 22). Auch bei einigen Fällen von idio- die wiederum zu Flüssigkeitsretentimeist eine akute, symmetrische, pathischer thrombozytopenischer Pur- on führt. Das Vollbild eines Hydrops periphere Polyarthritis und befällt pura wird das Virus als auslösendes fetalis ist dann gekennzeichnet durch die Metacarpophalangealgelenke (75 Agens angesehen (26). Aszites, Pleuraergüsse und HydramProzent), die proximalen Interphanion und führt nicht selten zu Sponlangealgelenke (75 Prozent), die Knie tanaborten. (65 Prozent), die Handgelenke (55 Parvoviren können zusätzlich in Erhöhter Prozent) und die Fußknöchel (40 Profast allen fetalen Organen, einschließErythrozytenumsatz zent). Die Symptomatik besteht in lich des Herzens, akut entzündliche Aplastische Krise Schmerzen und Schwellung und Veränderungen hervorrufen (17, 18). klingt in der Regel nach wenigen WoMißbildungen wurden jedoch nach Bei Patienten mit hämolytischen Parvo-B19-Infektionen nicht gehäuft chen ab. Bei einigen Patienten können die Symptome zum Teil jahrelang Anämien, egal welcher Genese, führt beobachtet. Infektionen jenseits des intermittierend fortbestehen (30). Ein der Befall der erythropoetischen Vor- zweiten Trimesters verlaufen aufTeil dieser Patienten mit chronischer Arthropathie erfüllt die Kriterien einer rheumatoiden Arthritis. Auch andere Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis wie Polyarteritis nodosa, Purpura Schönlein-Henoch, Kawasaki-Erkrankung, Stillistische Erkrankung und systemischer Lupus A-2782 (62) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 43, 25. Oktober 1996 M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT grund der längeren Erythrozytenzytom, Wilms-Tumor, HIV-Infektion, Immunsupprimierte überlebenszeit meist asymptomatisch. systemischer Lupus erythematodes, Patienten Die Inzidenz von akuten Parvo-B19Zytostatikatherapie, OrgantransplanChronische Anämie Infektionen während der Frühtationen (11). Meist handelt es sich schwangerschaft liegt bei etwa vier bis bei diesen chronischen Anämien um Bei immunsupprimierten Patien- relativ milde Verlaufsformen, und fünf Prozent, muß jedoch bei Schwangeren, die häufig Kontakt zu Kindern ten kann Parvovirus B19 persistieren auch die Parvovirus-B19-Konzentraim Vorschulalter haben (zum Beispiel und zu einer chronischen Anämie tion im Blut ist deutlich geringer als Kindergärtnerinnen), höher angesetzt führen (12, 20, 28). Verläufe von bis zu zum Beispiel bei der aplastischen Kriwerden, insbesondere bei endemi- zehn Jahren sind beschrieben (13). se. Der typische Ausschlag und Geschen Ausbrüchen der Erkrankung. Als prädisponierende Faktoren wur- lenkbeschwerden fehlen meist. Da Bei bis zu zehn Prozent der bei dieser Patientengruppe Grafik 2 infizierten Schwangeren ein Immundefekt vorliegt, kommt es zur transplazenist es nicht verwunderlich, Infektiosität Exanthem taren Infektion mit Ausbildaß in der Regel keine spedung eines Hydrops fetazifischen IgM-Antikörper lis, der unbehandelt häufig nachgewiesen werden könzum Spontanabort führt. nen. Dies wiederum erklärt Schwangere, die Kontakt zu auch, daß das Virus persiKindern mit Ringelröteln stieren kann. Die Diagnose haben, sollten deshalb unmuß sich in diesen Fällen abhängig von Krankheitsauf den Virusnachweis im zeichen serologisch (25) unBlut mittels PCR stützen Virämie IgM IgG tersucht werden, und bei (24). In Einzelfällen wurde Nachweis von spezifischen auch bei Patienten ohne of0 6 12 18 24 30 IgM-Antikörpern muß die fensichtlichen ImmundeTage fetale Entwicklung engmafekt eine chronische Parvoschig durch UltraschallunB19-assoziierte Anämie betersuchungen kontrolliert Zeitlicher Verlauf der Antikörperbildung gegen Parvovirus B19 beim immunologisch obachtet (7). Die Therapie werden, um bei Ausbildung Gesunden. Anti-B19-IgM bleibt 3 bis 5 Monate nach Infektion im Serum nachweisbar. besteht in Bluttransfusioeines deutlichen Hydrops Anti-B19-IgG persistiert dauerhaft. (Modifiziert nach T. F. Schwarz). nen und in der Verabreifetalis eine intrauterine chung von ImmunglobuliBluttransfusion durchführen zu kön- den folgende Erkrankungen und The- nen (11). Dabei ist aber sicherzustelnen. Dies ist zur Zeit die einzige gesi- rapiemaßnahmen beschrieben: Thy- len, daß die verwendeten Blutpräpacherte, wenn auch risikoreiche, Thera- musaplasie (Nezelof-Syndrom), Im- rate einerseits nicht selbst kontamipiemaßnahme und bietet zudem den mundefizienz (zum Beispiel SCID), niert sind und andererseits einen Vorteil, daß auch fetales Blut zur Dia- akute Leukämien, chronisch myelo- möglichst hohen, spezifisch gegen gnostik, für die Parvo- B19-PCR, ge- ische Leukämie, maligne Lymphome, Parvovirus gerichteten IgG-Antikörmyelodysplastisches Syndrom, Astro- pertiter haben. wonnen werden kann. Grafik 3 Normalpersonen Organmanifestationen Asymptomatische Erkrankung Erythema infectiosum Rheumatoide Verlaufsform Seltene Krankheitsbilder Menschen mit erhöhtem Erythrozytenumsatz Aplastische Krise Hydrops fetalis Immunsupprimierte Patienten Chronische Anämie Organmanifestation Durch den Parvovirus B19 verursachte unterschiedliche Krankheitsbilder Bisher wurde bei immunsupprimierten Patienten das Hauptaugenmerk auf die durch Parvo B19 verursachte chronische Anämie gerichtet (2, 8). Eigene Erfahrungen im Rahmen der autologen und allogenen Knochenmarktransplantation legen jedoch den Verdacht nahe, daß das Virus bei dieser Patientengruppe häufiger als bei immunologisch Gesunden innere Organe befallen kann. So konnten wir bei mehreren Patienten mit Hautexanthem (Abbildung) das Virus mittels PCR teils im Blut und teils in der Haut, bei einem Patienten mit Kardiomyopathie im Herzmuskel, bei einem Patienten mit Hepatitis in der Leber und bei einem Patienten mit hä- Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 43, 25. Oktober 1996 (63) A-2783 M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT molytisch-urämischem Syndrom in Schlußfolgerungen der Niere nachweisen. Die während Da das klinische Spektrum von eines Jahres beobachtete Inzidenz von Parvo-B19-Infektionen lag bei Parvo-B19-Infektionen, insbesondere diesem Patientenkollektiv bei 17 Pro- bei Risikopersonen, nicht auf das Erythema infectiozent und die mit sum beschränkt ist, Parvo-B19-assozimuß diese Infektiierte Mortalitätson sehr ernst gerate bei sieben nommen werden. Prozent (eigene Zu den besondeBeobachtung, zur ren Risikogruppen Publikation eingezählen virusexporeicht). Deshalb nierte Frauen in sollte bei immunder Schwangersupprimierten Paschaft, Patientienten mit ungeklärtem Organ- Abbildung: Typisches Hautexanthem bei Parvovirus- ten mit hämolytiAnämien versagen immer B19-Infektion. Bei dem abgebildeten Patienten han- schen auch eine Parvo- delt es sich um einen Erwachsenen nach allogener und immunsupprimierte Patienten. virus-B19-Infekti- Knochenmarktransplantation. Während bei den on ausgeschlossen werden, am besten durch PCR ersten beiden Risikogruppen die aus Biopsiematerial. Die Behandlung Diagnose meist serologisch gestellt ist symptomatisch, jedoch kann ein werden kann, ist dies bei immunoTherapieversuch mit hochdosier- logisch kompromittierten Patienten ten polyvalenten Immunglobulinen, nicht ausreichend. Daher sollten zuwie bereits bei der chronischen sätzlich Blut und relevante Organe Anämie beschrieben, unternommen auf Parvo-B19-DNA mittels PCR untersucht werden. Eine spezifische antiwerden. Generalisierte Motilitätsstörung bei Refluxkrankheit der Speiseröhre Bei der Refluxkrankheit der Speiseröhre, die bei vielen Patienten zu einer Refluxösophagitis führt, findet sich eine Reihe von Motilitätsstörungen in der Speiseröhre, wie Insuffizienz des unteren Ösophagussphinkters und gestörte peristaltische Aktivität (Clearance). Die Autoren untersuchten bei 105 Patienten mit chronischer Refluxkrankheit vor und nach einer Antireflux-Operation mittels Szintigraphie und Manometrie die Motorik von Speiseröhre und Magen. Dabei fand sich neben einer verzögerten Transitzeit eines radioaktiv markierten Bolus in der Speiseröhre auch eine Motilitätsstörung des Magens mit deutlich verzögerter Entleerung. Nach der Antireflux-Operation bestand keine Korrelation mehr zwischen ösophagealer und gastraler Motilitätsstörung. Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß die gastroösophageale Refluxkrankheit meist mit einer Mo- tilitätsstörung des gesamten oberen Verdauungstraktes vergesellschaftet ist. w Lundell L, Myers JC, Jamieson GG: Is motility impaired in the entire upper gastrointestinal tract in patients with gastrooesophageal reflux disease? Scand J Gastroenteral 1996; 31: 131–135 Department of Surgery. Sahlgren´s Hospital, 41345 Gothenburg, Schweden Risikoprofil der Antirheumatika Unter der Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika ist mit gastrointestinalen Nebenwirkungen, insbesondere Blutungen und Ulkusbildung zu rechnen. Die Autoren werteten 12 klinische Studien über gastrointestinale Komplikationen aus; dabei erwies sich Ibuprofen als die Substanz mit A-2784 (64) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 43, 25. Oktober 1996 virale Therapie besteht derzeit nicht. Bei Anämie und Hydrops fetalis steht die Transfusionstherapie im Vordergrund. Außerdem kann, besonders bei Organbefall, ein Therapieversuch mit hochdosierten polyvalenten Immunglobulinen unternommen werden. Stets sollte aber bedacht werden, daß das Virus die üblichen Inaktivierungsverfahren übersteht und daß damit beide Therapiemodalitäten auch potentielle Parvo-B19-Infektionsquellen beinhalten. Zitierweise dieses Beitrags: Dt Ärztebl 1996; 93: A-2781–2784 [Heft 43] Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über den Verfasser. Anschrift des Verfassers: Priv.-Doz. Dr. med. Michael Schleuning Medizinische Klinik III Klinikum Großhadern Ludwig-Maximilians-Universität Marchioninistraße 15 81377 München dem geringsten Ulkusrisiko, gefolgt von Diclofenac, während Azapropazon, Tolmetin, Ketoprofen und Piroxicam das höchste Komplikationsrisiko aufwiesen. Indomethazin, Naproxen, Sulindac und Aspirin nahmen eine intermediäre Position ein. Allerdings gilt das niedrige Risiko für gastrointestinale Komplikationen von Ibuprofen nur für Dosen bis 1 200 Milligramm; bei höheren Dosen nähert sich das Risiko dem der anderen nichtsteroidalen Antirheumatika. Die Autoren empfehlen, beim Einsatz nichtsteroidaler Antirheumatika eine möglichst niedere Dosis zu wählen, um das Risiko gastrointestinaler Komplikationen zu minimieren. w Henry D, Lim LL-Y, Rodriguez LAG et al.: Variability in risk of gastrointestinal complications with individual non-steroidal anti-inflammatory drugs: results of a collaborative meta-analysis. BMJ 1996; 312: 1563–6 Centre for Clinical Epidemiology and Biostatistics, Faculty of Medicine and Health Sciences, University of Newcastle, New South Wales, Australien