Scheinwiderstand

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4.5 Wechselstromkreise
Wechselstrom in vielen Punkten praktischer:
• Transformatoren
• Elektromotoren
• Frequenz als Referenz
• ...
Prinzip der Erzeugung einer sinusförmigen Wechselspannung:
V: Wechselstromgenerator
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
229
Φ mag = B ⋅ A⊥ = B ⋅ A ⋅ cosθ
(A ist die Fläche der Leiterschleife)
θ = ω ⋅t +δ
(d Startwinkel)
Φ mag = B ⋅ A ⋅ cos(ω ⋅ t + δ )
➥ Induktionsspannung: Uind = −
dΦ mag
2π
ω = 2πf =
T
Kreisfrequenz
dt
= + B ⋅ A ⋅ ω ⋅ sin(ω ⋅ t + δ )
= U0 ⋅ sin(ω ⋅ t + δ )
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
230
Wechselspannung, Wechselstrom
Technische Wechselspannung in Deutschland:
U0 @ 325 V ; f = 50 Hz
U0
Beachte: U 0 ist nicht der Effektivwert Ueff =
≅ 230 V
2
(siehe kommenden Abschnitt)
U
⇒ I (t ) = I0 ⋅ sin(ω ⋅ t + ϕ )
I=
R
Beachte: Strom und Spannung können relativ
zueinander in der Phase verschoben sein !
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
231
Zeitliche Mittelungsmöglicheiten (1)
1) Einfacher zeitlicher Mittelwert
T
⟨U⟩
U =
∫ U (t )dt
0
T
=0
∫ dt
0
Die gleichgroßen positiven und negativen
Beiträge heben sich auf.
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
232
Zeitliche Mittelungsmöglicheiten (2)
2) Gleichrichtwert
U
T /2
U=
∫
U (t ) dt
0
T /2
∫
dt
0
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
T
2
Alle negativen Anteile
werden zuerst positiv
gerichtet und erst
dann wird gemittelt.
T
2
2
2U0  − cos(ω t)
2
= U0
= ∫ U0 sin(ω t)dt =


T  ω
T0
0 π
= 0.637 U0
233
Zeitliche Mittelungsmöglicheiten (3)
3) Effektivwert
Der Effektivwert eines Wechselstroms erzeugt in einem
Ohmschen Widerstand die gleiche mittlere Wärmeleistung
wie ein Gleichstrom mit I = Ieff
T 2
2
U (t )dt
∫
U
2
2
0
2
mit U = Ueff =
P =U⋅I = I ⋅R=
T
R
∫0 dt
T
Ueff
=
U0 2 ⋅ ∫ sin 2 (ω t )dt
0
T
U0 2 ⋅ T / 2
=
T
U0 2
=
2
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234
Zeitliche Mittelungsmöglicheiten (4)
3) Effektivwert (Fortsetzung)
Ergebnis: Ueff
U0
=
≅ 0.707 U0
2
Haushaltsstrom: U0 @ 325 V
325 V
→ Ueff =
≅ 230 V
2
Analog: I
2
eff
I0 2
=
2
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
Ieff
I0
=
≅ 0.707 I0
2
235
Widerst ände im Wechselstromkreis (1)
Im Wechselstromkreis schwingen U und I i.allg. nicht gleichphasig.
Je nach Bedeutung der relativen Phasen zwischen Strom und
Spannung unterscheiden wir drei Kategorien von Widerständen:
(1) Wirkwiderstand:
Im Wirkwiderstand wird die elektrische Energie vollständig in
nichtelektrische Energie (Wärme) umgewandelt.
Da Stromrichtung hierbei keine Rolle spielt, gelten für den
Wirkwiderstand im Wechselstromkreis die Gesetze des
Gleichstromkreises:
U (t ) U0 ⋅ sin ωt U0 Ueff
RΩ =
=
=
=
I (t ) I0 ⋅ sin ωt
I0
Ieff
Strom und Spannung sind in Phase.
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236
Widerst ände im Wechselstromkreis (2)
(2) Induktiver Blindwiderstand:
Betrache Spule mit Induktivität L und
vernachlässigbarem Ohmschen Widerstand R Ω
U(t)
Beim Anlegen einer Gleichspannung würde es
also zum Kurzschluss kommen.
Beim Anlegen einer Wechselspannung entsteht durch die
Selbstinduktionsspannung ein induktiver Widerstand:
dI
d ( I0 ⋅ sin ωt )
= L ⋅ I0 ⋅ ω ⋅ cos ωt
UL = L ⋅
= L⋅
dt
dt
π

= L ⋅ I0 ⋅ ω ⋅ sin ωt +

2
Folgerungen: Spannung eilt dem Strom um 90° voraus.
U L,max = ω ⋅ L ⋅ I0
Ueff
= RL = ω ⋅ L
Ueff = ω ⋅ L ⋅ Ieff
Ieff
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237
Widerst ände im Wechselstromkreis (3)
(2) Induktiver Blindwiderstand (Fortsetzung):
Wie groß ist die Wirkleistung des induktiven Widerstands?
M.a.W.: Wieviel Energie wird in Wärme umgewandelt ?
U0 ⋅ I0 T
1 T
PL = ⋅ ∫ U (t ) ⋅ I (t ) ⋅ dt =
⋅ ∫ sin ωt ⋅ cos ωt ⋅ dt = 0
T
T 0
0
Induktive Wirkleistung ist Null !
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238
Widerst ände im Wechselstromkreis (4)
(3) Kapazitiver Blindwiderstand
Betrache Kondensator mit Kapazität C
U(t)
Anlegen einer Gleichspannung ➔ Ladestrom, bis I = 0;
D.h.: Zu Beginn zeigt der Kondensator einen endlichen
Widerstand, der langsam auf ∞ ansteigt.
Wechselspannung ➔ ständige Umladung, d.h. ständiger Strom
Es scheint, als habe der Kondensator einen endlichen Widerstand
dQ(t ) d (C ⋅ U (t ))
dU (t )
d sin ωt
I (t ) =
=
= C⋅
= C ⋅ U0 ⋅
dt
dt
dt
dt
= ω ⋅ C ⋅ U0 ⋅ cos ωt
π

= ω ⋅ C ⋅ U0 ⋅ sin ωt +

2
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239
Widerst ände im Wechselstromkreis (5)
(3) Kapazitiver Blindwiderstand (Fortsetzung)
U (t ) = U0 ⋅ sin ωt
U(t)
π

I (t ) = ω ⋅ C ⋅ U0 ⋅ sin ωt +

2
Folgerungen: Strom eilt der Spannung um 90° voraus.
Ueff
Ieff
1
U0
= RC
=
=
ω ⋅ C ⋅ U0 ω ⋅ C
1
RC =
ω ⋅C
Kapazitive Wirkleistung ist Null, da
auch hier keine elektrische Energie in Wärme
umgewandelt wird.
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
240
Frequenzverhalten von Spulen und Kondensatoren
RL = ω ⋅ L → ∞ für w → ∞
d.h. hohe Frequenzen werden blockiert
→ 0 für w → 0
d.h. lässt Gleichstrom ungehindert hindurch
1
RC =
ω ⋅C
→ 0 für w → ∞
d.h. lässt Höchstfrequenzen ungehindert hindurch
→ ∞ für w → 0
d.h. blockiert Gleichstrom
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241
Widerst ände im Wechselstromkreis (6)
(4) Scheinwiderstand (Impedanz):
Sei nun der Ohmsche Widerstand der Spule nicht vernachlässigt
(in der Realität ist das immer so):
U
U
Ω
L
RL
I(t)
RΩ
RL
I(t)
Ersatzschaltbild
Spannungsabfall an R Ω ist phasengleich mit dem Strom I(t)
Spannungsabfall an R L eilt dem gemeinsamen Strom I(t) um
90° voraus, damit auch dem Spannungsabfall an R Ω .
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
242
Widerst ände im Wechselstromkreis (7)
(4) Scheinwiderstand (Fortsetzung):
Veranschaulichung von Strom und
Spannung im Zeigerdiagramm:
U Ges
UL
UΩ
RL
RΩ
I(t)
UL=I·w·L
UGes
j
I(t)
UΩ =I·R Ω
Beide Spannungen addieren sich in jedem Augenblick
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243
Widerst ände im Wechselstromkreis (8)
U Ges
(4) Scheinwiderstand (Fortsetzung):
UL=I·w·L
UGes
j
I(t)
UL
UΩ
RL
RΩ
I(t)
UΩ =I·R Ω
Beide Spannungen addieren sich in jedem Augenblick
2
2
U0 = UΩ,
+
U
L, 0 =
0
( I0 ⋅ RΩ ) + ( I0 ⋅ ωL)
2
= I0 ⋅ RΩ 2 + ω 2 L2
U0 Ueff
=
= RΩ 2 + ω 2 L2 = Z
I0
Ieff
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2
Quotient Z ist konstant
und gleich dem
Scheinwiderstand (Impedanz)
der Spule mit dem
Ohmschen Widerstand R Ω
244
Widerst ände im Wechselstromkreis (9)
(4) Scheinwiderstand (Fortsetzung):
UL=I·w·L
UGes
j
I(t)
U Ges
UL
UΩ
RL
RΩ
I(t)
UΩ =I·R Ω
Phasenverschiebung j zwischen Strom und Spannung:
U L , 0 I0 ⋅ ω ⋅ L ω ⋅ L
tan ϕ =
=
=
UΩ, 0
RΩ
I0 ⋅ RΩ
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245
Widerst ände im Wechselstromkreis (10)
(4) Scheinwiderstand - allg. Serienschaltung:
UL=I·w·L
UC=I/w·C
UΩ =I·R Ω
I(t)
j
UGes
Scheinwiderstand
(Impedanz):
UL
U Ges
UΩ
RL
RΩ
UC
I(t)
2
1

Z = RΩ2 +  ωL −

ωC 
Wirkwiderstand
Blindwiderstand
1
ωL −
ωC
Phasenverschiebung zwischen UGes und I: tan ϕ =
RΩ
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
246
Widerst ände im Wechselstromkreis (11)
(4) Scheinwiderstand - allg. Parallelschaltung:
IL hinkt U
nach
IΩ gleichphasig
U(t)
j
IGes
2
IGes
= IΩ2 + ( IC − I L )
2
Jetzt ist die
Spannung an
allen Bauelementen
gleich !
IΩ
IC eilt U voraus
IL
IC
IGes = IΩ2 + ( IC − I L )
2
2
2
 1
1
= U ⋅   +  ωC − 

ωL 
 RΩ 
Y = Scheinleitwert = 1/Z
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
247
Widerst ände im Wechselstromkreis (12)
(4) Scheinwiderstand - allg. Parallelschaltung:
IC eilt U voraus
IL hinkt U
nach
IΩ gleichphasig
U(t)
j
IGes
Jetzt ist die
Spannung an
allen Bauelementen
gleich !
Phasenschiebung zwischen der Gesamtstromstärke I und U :
1
ωC −
1
IC − I L

ω
L
= RΩ ⋅ ωC −
=
tan ϕ =

1
ωL 
IΩ
RΩ
V: Phasenschiebung
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
248
Zusammenfassung
& Resonanz
Reihenschaltung von R, L, C:
Phasenverschiebung:
Scheinwiderstand:
1
2
ωL −
1 
2

ωC
Z = RΩ + ωL −
tan
ϕ
=


ωC
RΩ
Parallelschaltung von R, L, C:
Scheinleitwert:
2
2
 1
1
1
Y = =   +  ωC − 

Z
ωL 
 RΩ 
Scheinwiderstand (Impedanz) und
Scheinleitwert jeweils minimal für
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
Phasenverschiebung:
1

tan ϕ = RΩ ⋅ ωC −

ωL 
1
ωr L =
ω rC
⇔ ωr =
1
LC
249
Resonanz
Reihenresonanz
Parallelresonanz
Z: Scheinwiderstand wird minimal,
I =U/Z ➔ I wird maximal bei
Resonanz, und hängt dann nur noch
von RΩ ab
Y: Scheinleitwert minimal
I =U·Y ➔ I wird minimal
bei Resonanz, und hängt
dann nur noch von RΩ ab
Hohe Teilspannungen an L,C
Hohe Teilsströme an L,C
(heben sich nach außen gegenseitig auf)
➥ Gefahr für Bauelemente,
Maximale Leistung wird umgesetzt
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250
Resonanzversuch
w klein ➜ L1 & L3 leuchten
w groß ➜ L2 & L3 leuchten
V: Resonanz/Sperrkreis
w=wr ➜ L3 aus,
L1 und L2 leuchten
gleich hell
(Sperrkreis)
Schaltung wirkt als Filter, d.h.:
Der Durchgang von Störfrequenzen wird gesperrt
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
251
Resonanz - Ein Beispiel
L=2H
C = 1 µF
R = 50 Ω
U0 = 100 V
Res.-Frequenz:
ωr =
Res.-Stromstärke:
1
1
-1
-1
=
s
=
707
s
LC
2 ⋅ 10 −6
= 2π ⋅ f ⇒ f = 112 s −1
U0 U0 100 V
=
=
Ir =
= 2 A (maximal)
R
50 Ω
Zr
Einzelspannungen im Resonanzfall:
2A
Ir
UC, r =
=
= 2828 V !
−6
ωC 707 ⋅ 10 Ω
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
U L, r = Ir ⋅ ωL = 2 ⋅ 707 ⋅ 2 V
= 2828 V
!
UΩ, r = Ir ⋅ R = 2 ⋅ 50 = 100 V
252
Leistung im Wechselstromkreis
- Blindleistung, Scheinleistung, Leistungsfaktor Gleichstromkreis: P=U·I
Nur in einem Ohmschen Widerstand wird elektrische Energie
in Wärme umgesetzt → Wirkwiderstand
Momentanleistung im Wechselstromkreis:
a) Ohmscher Widerstand:
P( t ) = U ( t ) ⋅ I ( t )
1T
→ P = ∫ U0 sin ωt ⋅ I0 sin ωt ⋅ dt
T0
U0 I0 T 2
=
sin ωt ⋅ dt
∫
T 0
U I
= 0 0 = Ueff ⋅ Ieff
2
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
Strom und Spannung gleichphasig
253
Leistung im Wechselstromkreis (2)
Momentanleistung im Wechselstromkreis:
b) Kapazitiver Widerstand:
P( t ) = U ( t ) ⋅ I ( t )
∫P(t)dt = 0 , d.h.:
keine Wirkleistung
Strom eilt der Spannung 90° voraus
c) Induktiver Widerstand:
∫P(t)dt = 0 , d.h.:
keine Wirkleistung
Ideale Spule und Kondensator
verbrauchen keine Wirkleistung
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
Strom hinkt der Spannung 90° nach 254
Leistung im Wechselstromkreis (3)
Ideale Spulen und Kondensatoren verbrauchen also keine
elektrische Leistung,
trotzdem können wir im Wechselstromkreis einen endlichen
Strom messen...
Definiere daher:
Blindleistung eines reinen
kapazitiven oder induktiven Widerstands:
Q = U·I
Blindleistung tritt nach außen nicht in Erscheinung,
„Energie pendelt zwischen Kondensator, bzw. Spule und
der Spannungsquelle hin und her“
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
255
Leistung im Wechselstromkreis (4)
Betrachte nun Kombination aus
d) Wirk- und Blindwiderstand:
IWirk=I · cosj
IBlind=I · sinj
I
IBlind
j
IWirk
Wirk- und
Blindstromstärke
U
PWirk (t ) = U (t ) ⋅ IWirk (t ) = U (t ) ⋅ I (t ) ⋅ cos ϕ
Integration wie auf S. 251 (Leistung eines Wirkwiderstands)
liefert analog:
PWirk = Ueff ⋅ Ieff ⋅ cos ϕ
Wirkleistung für beliebige Wechselstromkreise
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
256
Leistung im Wechselstromkreis (5)
P = Ueff ⋅ Ieff ⋅ cos ϕ
P
λ = cos ϕ =
Ueff ⋅ Ieff
heißt Leistungsfaktor
=1 : rein Ohmscher Widerstand
=0 : rein kapazitiver oder induktiver
Widerstand
Am Haushaltsstromzähler bezahlen wir:
Welek = Ueff ⋅ Ieff ⋅ cos ϕ ⋅ t
d.h. nur die wirklich erbrachte Leistung.
Dennoch ist auch die Ermittlung der Blindleistung Q=Ueff·Ieff·sinj
wichtig. Blindleistung sollte möglichst klein sein, um das Stromnetz
nicht unnötig zu belasten.
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
257
Leistung im Wechselstromkreis (6)
Bsp: Ein Elektromotor mit großen Magnetfeldwicklungen
führt leicht zu einem Leistungsfaktor cosj = 0.6.
Die Leistungsaufnahme betrage 2208 Watt.
PWirk = Ueff ⋅ Ieff ⋅ cos ϕ
Ieff
2208 W
PWirk
=
=
= 16 A
Ueff ⋅ cos ϕ 230 V ⋅ 0.6
Ein besserer Motor mit gleicher Leistungsaufnahme
habe einen Leistungsfaktor cosj = 0.8.
Wie groß ist der Strom jetzt ?
2208 W
PWirk
Ieff ' =
=
= 12 A
Ueff ⋅ cos ϕ 230 V ⋅ 0.8
Dieser Motor belastet das Netz also um 25% weniger !
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258
Leistung im Wechselstromkreis (6)
Wie kann man die Beschaltung des Elektromotors modifizieren,
um die Blindleistung zu reduzieren, d.h. den Leistungsfaktor
zu erhöhen ?
Bei dem Elektromotor handelt es sich (elektrotechnisch
gesehen) im wesentlichen um eine Spule mit einer Induktivität L
und einem (seriellen) Ohmschen Widerstand R Ω
Motor: L + R
Phasenschiebung zwischen
I und U um so größer,
je größer L
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
Motor: L + R
Parallelschaltung von Kapazität C
reduziert die Phasenschiebung
und verbessert den Leistungsfaktor
259
Transformator
Windungszahl der Primärspule: N1
Windungszahl der Sekundärspule: N2
U 1~
V: Transformator
U1~ + Uind U1~ − N1 ⋅ φ̇
Primärspule: I =
=
RΩ
RΩ
⇔ I ⋅ RΩ = U1~ − N1 ⋅ φ̇
Sei R Ω ≈ 0: → U1~ = N1 ⋅ φ̇
Der gleiche magnetische Fluss durchsetzt die Sekundärspule:
→ U2 ~ = − N2 ⋅ φ̇
U1~
U2 ~
⇒
=−
N1
N2
bzw.:
(„-“ wenn gleichsinnig gewickelt)
U1~
N1
I2
=−
≈−
U2 ~
N2
I1
Damit ist die Primärseitig aufgenommene Wirkleistung
≈ der sekundärseitig abgegebenen. (P /P ≈ 0.96-0.98 für gute Transf.)
sek prim
260
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
Dreiphasenwechselstrom
Zweckmäßig zur Übertragung großer elektrischer Leistungen
und für größere Motoren (P > 2.5 kW)
Prinzip der
Erzeugung:
3 Spulenpaare
je um 120° versetzt
R
T
S
Umax gleich für alle drei Phasen ➜
3
∑ Ui (t ) = 0
Wenn Belastung für alle
drei Phasen gleich ➜
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
i =1
3
120° 240°
∑ Ii (t ) = 0
i =1
261
Durch geschickte Verkettung müssen für den Stromtransport
nicht 3 Leitungspaare mit 6 Drähten verwirklicht werden:
Dreieckschaltung
Knotenregel an jedem Punkt:
IR = I1 - I2 ; IS = I2 - I 3 ; IT = I3 - I1
Ströme jeweils um 120°
phasenverschoben:
Leitungsstromstärke:
IR = IS = IT = √ 3·IStrang
I2
120°
60°
Leiterspannung:
URS = U ST = URT = UStrang
–I2
I1
IR = √ 3·I1
Also nur drei Leitungen nötig !
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
262
Sternschaltung
Leitungsstromstärke: IR = IS = IT = IStrang
Wie groß ist z.B. die Spannung zwischen
T& S?
US
120°
60°
–US
Mittelpunktsleiter MP
(„Nullleiter“) führt bei
gleicher Belastung der drei
Phasen R,S,T keinen Strom.
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
UT
UST = √3·US
Leiterspannung:
URS = U ST = URT = √3·UStrang
263
Ö ffentliches Stromnetz
Öffentliches Stromnetz = Sternschaltung (4-Leiter System)
Strangspannungen:
UT=UR=US = 230 V (effektiv)
Jeweils: ein Strang gegen Nulleiter
(Steckdosen-Schaltung)
Werden höhere Spannungen benötig,
z.B. für einen starken E-Motor
➯ verwende Leiterspannungen
URS , oder UST , oder URT ,
jeweils 230 V ·√3 ≈ 400 V
Stern-Dreieck-Schaltung für „Drehstrommotoren“:
Anlaufen des
Motors:
jeweils MP gegen
Strang an die 3 Spulen
des Motors; je 230 V
K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001
Betrieb des
Motors:
jeweils Leiterspannungen...
je 400 V
264
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