4.2 Gleichstromkreise Werden Ladungen transportiert, so fließt ein elektrischer Strom I Bei 1 A fließen etwa C dQ 6·1018 Elektronen [I] = = A I (t ) = s pro Sekunde ! dt Einfachster Fall: Gleichstrom; Strom fließt in gleicher Richtung mit konstanter Stärke. Q I (t ) = const = t Stromleiter setzen dem Ladungstransport einen Widerstand entgegen. Das Ohmsche Gesetz verknüpft diesen elektrischen Widerstand mit dem Strom und der Spannung. Charakteristische Größen zur Beschreibung von Stromkreisen: • Stromstärke I • Spannung U • Ohmscher Widerstand R • Kapazität C • Induktivität L K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 167 Definition der Stromrichtung Technische Definition der Stromrichtung: Stromrichtung ist definiert als Bewegungsrichtung des Flusses der positiven Ladungen. Strom fließt von „+“ nach „-“ Beachte: In Metalldrähten bewegen sich nur die Elektronen; d.h. die gewöhnliche Stromrichtung ist entgegengesetzt zur Bewegungsrichtung der Ladungen, in diesem Fall die Elektronen. (Physikalische Definition der Stromrichtung ist daher umgekehrt!) U K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 + - R Gleichstromkreis mit Stromrichtung und Widerstand; Widerstand der Zuleitung wird vernachlässigt. 168 Das Ohmsche Gesetz U + - U I= R R I Man findet experimentell folgenden Zusammenhang zwischen der Stromstärke I und dem Spannungsabfall U am Widerstand R Einheit des el. Widerstands: [R] = W (Ohm) = V/A Eselsbrücke: U=RI (Schweizer Kanton) K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 169 Spezifischer Widerstand & Leitf ähigkeit Der elektrische Widerstand eines Körpers ist abhängig vom Material und seiner Geometrie. A l R= ρ⋅ A l r : spezifischer elektrischen Widerstand (Resistivität) s=1/r: spezifische elektrischen Leitfähigkeit (Konduktivität) m2 [ρ] = Ω ⋅ m = Ω ⋅ m Bsp: Kupfer: Eisen: dest. Wasser: Bernstein: K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 mm 2 allg. in Tabellen: [ ρ ] = Ω ⋅ m r = 0.017 Ω·mm2/m r = 0.1 Ω·mm2/m r = 5·105 Ω·mm 2/m r = 1016 Ω·mm2/m 170 In Analogie zum spezifischen Widerstand definiert man die elektrische Stromdichte: A I Strom j= = A Querschnittsfläche m 2 Temperaturabhängigkeit des elektr . Widerstands Elektrische Widerstände sind i. allg. Temperaturabhängig. Als Bezugspunkt wählt man die Raumtemperatur T 0 = 20 ° C → R(T ) = R0 ⋅ (1 + α ⋅ (T − T0 )) mit R0 = R(T0 ) α = Temperaturkoeffizient Bei den meisten Metallen steigt der Widerstand unterhalb ~ 200 °C linear mit der Temperatur an. Für noch höhere Temperaturen findet man: R(T ) = R0 ⋅ (1 + α ⋅ ∆T + β ⋅ ∆T 2 ) K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 a b Ag, Cu 0.004 0.7·10-6 Fe 0.007 6·10-6 171 T-Abh ängigkeit des elektr . Widerstands (2) Bsp: Wird Kupfer von 20°C nach 60°C erwärmt, so steigt der Widerstand um 16 % an. Beachte: Das Ohmsche Gesetz gilt streng nur für Metalle und Elektrolyte bei konstanter Temperatur! Übersicht: Temperaturkoeffizient a für verschiedene Materialien r r r Halbleiter Supraleiter Metalle T T T → R(T ) = R0 ⋅ (1 + α ⋅ (T − T0 )) K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 172 Strom- Spannungs Kennlinie Nach dem Ohmschen Gesetz U = R·I finden wir: NTC Metalle (I=U/R) I PTC Gasentladung Das Ohmsche Gesetz ist also nur ein einfacher Spezialfall ! U dU Differentieller Widerstand: r = dI V: T-Abh. von Widerständen NTC: Widerstand nimmt mit zunehmender Temperatur ab PTC: Widerstand nimmt mit zunehmender Temperatur zu Gasentladung: Spannungsabfall nimmt mit zunehmender Stromstärke ab K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 173 Parallel und Serienschaltung von Widerständen (Kirchhoffsche Gesetze) Grundidee der Kirchhoffschen Gesetze folgt aus der (a) Ladungserhaltung und (b) Energieerhaltung (a) Ladungserhaltung ➜ Knotenregel: Die einem Stromknoten zugeführten Ladungen sind gleich den abgeführten Ladungen. n ∑ Ii = 0 i =1 K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 zufließender Strom: I > 0 abfließender Strom: I < 0 174 Kirchhoffsche Gesetze (2) (b) Energieerhaltung ➜ Maschenregel: In einem geschlossenen Stromkreis ist die Summe aller treibenden Spannungen Ui gleich der Summe aller Spannungsabfälle URi n ∑U i =1 Qi m = ∑ URj j =1 D.h.: In einem geschlossenen Stromkreis ist die Summe aller Spannungen Null Vorzeichen der Spannungsquellen ist hierbei zu beachten ! Zeichnung oben: UQ1 − UQ2 + U R1 + U R2 = 0 UQ1 − UQ 2 + I ⋅ R1 + I ⋅ R2 = 0 K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 I= UQ1 − UQ2 R1 + R2 175 Parallel- und Serienschaltung von Widerständen Aus den Kirchhoffschen Gesetzen kann man die Gesetze für Parallel- und Serienschaltungen von Widerständen und Spannungsquellen ableiten: K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 176 Parallelschaltung I = I1 + I2 (Knotenregel) U = R1 ⋅ I1 → I1 = U / R1 = R2 ⋅ I2 → I2 = U / R2 = R⋅ I → I = U / R = R ⋅ ( I1 + I2 ) = R ⋅ (U / R1 + U / R2 ) 1 1 1 ⇒ = + R R1 R2 K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 Serienschaltung I =U / R U1 = R1 ⋅ I U2 = R2 ⋅ I U = U1 + U2 (Maschenregel) U U1 + U2 R1 ⋅ I + R2 ⋅ I ⇒ I= = = R R R ⇔ R = R1 + R2 177 Parallelschaltung I = I1 + I2 (Knotenregel) U = R1 ⋅ I1 → I1 = U / R1 = R2 ⋅ I2 → I2 = U / R2 = R⋅ I → I = U / R I1 ⋅ R1 = I2 ⋅ R2 ⇔ I1 R2 = I2 R1 Ströme verhalten sich umgekehrt zu den Widerständen K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 Serienschaltung I =U / R U1 = R1 ⋅ I U2 = R2 ⋅ I U1 / R1 = U2 / R2 U1 R1 ⇔ = U2 R2 Spannungsabfälle verhalten sich wie die Widerstände 178 Parallel- und Serienschaltung von Spannungsquellen Obige Überlegungen gelten auch für Spannungsquellen (z.B. Batterien) Serienschaltung von Batterien bewirkt Spannungserhöhung: U Parallelschaltung von Batterien bewirkt Stromerhöhung: U U U 2·U R 2·I U U U U 2U R K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 2·I Spannungs- und Stromverdoppelung 179 Bsp . einer komplexen Schaltungen A: Reihenschaltung von 7, 8 RA = R7 + R8 B: Parallelschaltung von 9, A 1 1 1 = + ⇔ RB RA R9 RB = RA ⋅ R9 RA + R9 C: Parallelschaltung von 1,2,3,4 1 1 1 1 1 = + + + RC R1 R2 R3 R4 Einfachster Fall: Alle Widerstände sind gleich RA = 2 R 2 RB = R 3 1 RC = R 4 Rges 2 = 2+ + 3 K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 D: Reihenschaltung von B, 6, 5, C RD = Rges = RB + R6 + R5 + RC 11 1 ⋅R =2 ⋅R 12 4 180 Reale Spannungsquellen und Innenwiderstand Bei Belastung mit einem äußeren Widerstand R a wird die Spannungsquelle vom gleichen Strom I durchflossen wie der äußere Stromkreis. ➥der Innenwiderstand R i der Spannungsquelle muss bei der Berechnung des Stroms berücksichtigt werden I Ra UK Rges = Ri + Ra UQ Ri Reale Spannungsquelle: UQ: Quellenspannung (Spannung ohne Stromfluss) R i : Innenwiderstand UK : Klemmenspannung (verfügbare Spannung am Verbraucherwiderstand R a) Innenwiderstand R i von Batterien kann also bestimmt UK = UQ − I ⋅ Ri werden, wenn R a, UQ, UK, oder UQ, UK, I bekannt. UQ UK = I= UQ − UK UQ Ri + Ra Ra Ri = Ri = Ra − 1 I UK 181 K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 Bsp: Innenwiderstand einer Batterie Aus einer 9 V Batterie werden bei Belastung mit einem Arbeitswiderstand 20 mA Strom entnommen. Die Spannung an der Batterie sinkt dabei auf 8.8 Volt. Innenwiderstand: UQ − UK Ri = I 9 V − 8.8 V = 20 ⋅ 10 −3 A = 10 Ω K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 182 Strom- und Spannungsmessger äte Auch hier spielen Innenwiderstände eine sehr wichtige Rolle. Strommessung Innenwiderstand Ri des Strommessgerätes I sollte möglichst klein sein, damit die volle Spannung über R abfallen kann. R I R iA ` R Spannungsmessung I R U K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 Innenwiderstand Ri des Spannungsmessgerätes sollte möglichst groß sein, damit möglichst wenig Strom durch das Voltmeter, und damit der ganze Strom über R fließt. R iU p R 183 Bei sehr genauen Messungen von Widerständen: Wheatsonsche Br ücke V: Wheatst. Brücke R x: zu bestimmender Widerstand R N: bekannter Normwiderstand K: Kontakt auf einem homogenen Messwiderstand Verschiebung von K ändert R 1, R2 mit R1 + R2 = const. Verhältnis der Widerstände ist durch die rechts- und linksseitigen Drahtlängen gegeben. Vorgehensweise: Verschiebe K solange, bis A: empfindliches Strommessgerät kein Strom mehr über (Eichung nicht erforderlich!) A fließt. R R R D.h. gleicher Spannungsabfall Das heißt: X = 2 RX = RN ⋅ 2 RN R1 R1 zwischen RX und R N wie l Draht mit homogenem RX = RN ⋅ 2 zwischen R2 und R1. spezifischen Widerstand: K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 l1 184 Bei sehr genauen Messungen von Widerständen: Wheatstonsche Br ücke V: Wheatst. Brücke R x: zu bestimmender Widerstand R N: bekannter Normwiderstand K: Kontakt auf einem homogenen Messwiderstand Verschiebung von K ändert R 1, R2 mit R1 + R2 = const. Verhältnis der Widerstände ist durch die rechts- und linksseitigen Drahtlängen gegeben. Vorgehensweise: Verschiebe K solange, bis A: empfindliches Strommessgerät kein Strom mehr über (Eichung nicht erforderlich!) A fließt. R R R D.h. gleicher Spannungsabfall Das heißt: X = 2 RX = RN ⋅ 2 RN R1 R1 zwischen RX und R N wie l Draht mit homogenem RX = RN ⋅ 2 zwischen R2 und R1. spezifischen Widerstand: K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 l1 185 Potentiometer Obiger Draht kann auch als Potentiometer benutzt werden: UX R1 X R2 R2 U X = U0 ⋅ R1 + R2 U0 V: Potentiometer K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 186 Quasistationärer Stromkreis: Entladung eines Kondensators Kondensator sei zu Beginn aufgeladen mit der Ladung: Q0=CU 0 Unmittelbar nachdem der Schalter geschlossen wird, fließt ein Strom: I0 = Q U0 = 0 R C⋅R Ladung auf dem Kondensator nimmt nun ab. Messbarer Strom I entspricht der Ladung, die über den Widerstand R von der einen Platte zur anderen Platte des Kondensators fließt. I (t ) = − dQ dt Maschenregel: Summe aller Spannungen ist zu jedem Zeitpunkt Null ➜ Q(t ) Q(t ) dQ dQ 1 − I (t ) ⋅ R = 0 → + ⋅R=0 ⇔ =− Q(t ) C C dt dt R⋅C Differentialgleichung 1. Ordnung K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 187 Entladung eines Kondensators (2) dQ 1 =− Q(t ) dt R⋅C Lösung: Q(t ) = Q0 exp − t RC τ = RC ; Zeitkonstante t Q(t ) = C ⋅ U (t ) → U (t ) = U0 exp − RC I (t ) = −Q˙ (t ) → t I (t ) = I0 exp − RC V: Kondensatorentladung K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 188 Elektrische Leistung Erinnere: Verschiebung von Ladungen im elektrischen Feld erfordert Arbeit: W = U·Q ñ U=W/Q Zwischen zwei Punkten eines metallischen Leiters liegt eine Spannung von 1 Volt, wenn beim Transport der Ladung 1 Coulomb eine Energie von 1 Joule umgesetzt wurde. Für die Leistung P erhält man daher: W U ⋅Q =U⋅I P= = t t = R ⋅ I2 U2 = R K-H. Kampert ; Physik für Bauingenieure ; SS2001 U = R⋅ I U I= R Kap. 4.3 189