Aus der Medizinischen Universitätsklinik Abteilung Innere Medizin II (Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie und Infektiologie) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau CD8-T-Zell-Differenzierung bei Patienten mit Common Variable Immunodeficiency INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt 2010 von Martin Kuntz, geboren in Essen Dekan: Prof. Dr. med. Drs. h.c. mult. H. E. Blum 1. Gutachter: Prof. Dr. med. R. Thimme 2. Gutachter: Prof. Dr. med. H. H. Peter Jahr der Promotion: 2011 –2– Inhalt Abkürzungen ........................................................................................................................5 Einleitung .............................................................................................................................6 Angeborenes vs. adaptives Immunsystem.......................................................................6 B-Zellen ........................................................................................................................7 CD8-T-Zellen ...............................................................................................................8 Oberflächenmarker..............................................................................................10 CD8-T-Zell-Differenzierung ...............................................................................12 Common Variable Immunodeficiency (CVID) ...........................................................13 Klassifikation.......................................................................................................15 Ätiologie..............................................................................................................16 T-Zell-Alterationen bei CVID.....................................................................................18 Virusspezifische CD8-T-Zellen bei CVID ...........................................................19 Funktion .............................................................................................................19 Ziele dieser Arbeit .......................................................................................................20 Material und Methoden ......................................................................................................22 Patienten .....................................................................................................................22 Durchflußzytometrie...................................................................................................22 Medien und Puffer ......................................................................................................23 Antikörper...................................................................................................................24 Peptide und Multimere ...............................................................................................25 Blutaufarbeitung .........................................................................................................26 Färbungen...................................................................................................................27 HLA-A2-Färbung................................................................................................27 Multimer-Färbung...............................................................................................27 Sonstige Färbungen .............................................................................................28 Interferon-gamma-Färbung .................................................................................28 Auswertung .................................................................................................................29 Durchflußzytometrie ...........................................................................................29 Statistik ...............................................................................................................31 Ergebnisse ...........................................................................................................................33 Patientenkollektiv........................................................................................................33 CD8-T-Zell-Differenzierung im Vergleich zwischen CVID- und Kontrollkohorte ......33 –3– CVID-Klasse und CD8-T-Zell-Differenzierung ..........................................................35 Klinik und CD8-T-Zell-Differenzierung .....................................................................36 Virusspezifische CD8-T-Zellen ...................................................................................41 CMV, CD8-T-Zell-Differenzierung und Klinik ..........................................................42 Phänotyp virusspezifischer CD8-T-Zellen ...................................................................44 Subgruppen-Differenzierung .......................................................................................46 Virusspezifische CD8-T-Zellen während akuter CMV-Reaktivierung..........................48 Interferon-gamma-Produktion virusspezifischer CD8-T-Zellen ...................................50 Diskussion ..........................................................................................................................52 Zusammenfassung ..............................................................................................................57 Literatur..............................................................................................................................58 Danksagung........................................................................................................................65 Lebenslauf...........................................................................................................................66 Publikationen......................................................................................................................67 –4– Abkürzungen CD Cluster of Differentiation CMV Cytomegalievirus CT Computertomographie CVID Common Variable Immunodeficiency DMSO Dimethylsulfoxid EBV Ebstein-Barr-Virus FACS Fluorescence Activated Cell Sorting FCS Fetal Calf Serum Flu Influenza-Virus gGT Gammaglutamyltransferase GOT Glutamatoxalacetattransaminase GPT Glutamatpyruvattransaminase Hb Hämoglobin HHV humanes Herpes-Virus HLA Humanes Leukozyten-Antigen IFN Interferon Ig Immunglobulin IL Interleukin LCMV Lymphocytic Choriomeningitis Virus MHC Major Histocompatibility Complex Mio Million(en) MRT Magnetresonanztomographie PBMC Peripheral Blood Mononuclear Cells PBS Phosphate Buffered Saline PFA Paraformaldehyd PMA Phorbol Myristate Acetate RNS Ribonukleinsäure RPMI Roswell-Park-Memorial-Institute-Medium SB Stain Buffer TNF Tumor-Nekrose-Faktor U/min Umdrehungen pro Minute VSV Vesicular Stomatitis Virus –5– Einleitung Angeborenes vs. adaptives Immunsystem Die Auseinandersetzung mit pathogenen und parasitären Erregern (Viren, Bakterien, einund mehrzellige Eukaryonten) hat im Laufe der Evolution bei allen bekannten Lebewesen zur Entwicklung eines sehr effizienten und differenzierten Immunsystems geführt, das dazu dient, diese Bedrohungen abzuwehren. So besitzen schon Bakterien basale Abwehrmechanismen gegen eine Infektion mit Phagen, bei den Säugetieren findet sich ein weitaus komplexeres System. Das Immunsystem der Säugetiere ist ein Netzwerk, das aus verschiedenen zellulären und löslichen Faktoren besteht; es läßt sich in das angeborene und das adaptive Immunsystem unterteilen. Das angeborene Immunsystem ist in der Lage, sehr schnell, d.h. innerhalb weniger Stunden, auf eine Infektion zu reagieren, indem es Muster erkennt, die einer großen Zahl von Erregern gemeinsam sind, wie zum Beispiel Oberflächenmoleküle auf bakteriellen Membranen oder doppesträngige RNS, die bei der viralen Replikation intrazellulär auftritt. Zum angeborenen Immunsystem werden zum Beispiel Granulozyten, Makrophagen, natürliche Killer-Zellen (NK-Zellen), das Komplement- und das Interferonsystem gerechnet. Das adaptive Immunsystem auf der anderen Seite ist in der Lage, hochspezifisch einen bestimmten Krankheitserreger zu erkennen und anzugreifen. Die Entwicklung einer solchen adaptiven Immunantwort braucht jedoch einige Zeit (mindestens in der Größenordnung von mehreren Tagen), sodaß es Situationen geben kann, in denen die Mechanismen des angeborenen Immunsystems das Überleben des Organismus sichern müssen. Das adaptive Immunsystem gliedert sich in einen zellulären und einen humoralen Teil. Den zellulären Teil bilden B-Zellen und T-Zellen. Es werden ferner CD4- und CD8-T-Zellen unterschieden, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben. Eine herausragende Funktion von B-Zellen ist die Produktion von Antikörpern. Diese löslichen Proteine bilden den humoralen Teil des adaptiven Immunsystems und können pathogene Organismen oder Moleküle (z.B. bestimmte Toxine) auf verschiedenen Wegen unschädlich machen. Zum einen kann die Bindung von Antikörpern direkt dazu führen, daß der Erreger oder das Toxin seine Pathogenität verliert (Neutralisation), beispielsweise indem –6– ein Virus durch Abschirmen eines Adhäsionsmoleküls daran gehindert wird, die Zellwand zu überwinden. Zum anderen fördert eine Bindung von Antikörpern die Phagozytose der Pathogene durch Makrophagen und Granulozyten (Opsonisierung). Ein weiterer Mechanismus ist die antikörperabhängige Aktivierung des Komplementsystems. Dies führt zu einer direkten Lyse der Pathogene oder wiederum zu einer beschleunigten Phagozytose durch die opsonisierende Wirkung gebundener Bestandteile der Komplementkaskade. Eine weitere wichtige Eigenschaft des adaptiven Immunsystems ist die Fähigkeit, Gedächtnis-Zellen (Memory cells) hervorzubringen. Es handelt sich hierbei um langlebige Bund T-Zellen, die im Falle einer erneuten Konfrontation mit demselben Antigen sehr schnell (binnen Stunden) für eine hochspezifische und effektive Immunantwort sorgen. In der vorliegenden Arbeit wurden CD8-T-Zellen von Patienten mit Common Variable Immunodeficiency (CVID) untersucht, ein Krankheitsbild, das durch einen B-Zell-Defekt verursacht wird. Deshalb soll hier die Entwicklung und Funktion beider Zelltypen kurz vorgestellt werden. B-Zellen Die Rolle der B-Zellen im Immunsystem besteht in der Produktion von Antikörpern, zudem erfüllen sie eine wichtige Aufgabe als antigenpräsentierende Zellen (APC). Antikörper (auch Immunglobuline genannt) sind Proteine, die spezifisch an Moleküle, i.d.R. kurze Peptitsequenzen von Proteinen oder Lipopolysaccharide von Krankheitserregern, binden können. Die Bindungsstelle auf dem Fremdmolekül wird in diesem Zusammenhang auch Epitop genannt, das gebundene Fremdmolekül allgemein auch Antigen. B-Zellen entstehen im Knochenmark aus pluripotenten hämotopoetischen Stammzellen und durchlaufen die ersten Schritte ihrer Differenzierung (oder Reifung) noch im Knochenmark. Ein wichtiger Vorgang im Rahmen dieser Reifung sind Umlagerungen (Rearrangement) innerhalb der Genabschnitte, die für die verschiedenen Anteile des B-Zell-Rezeptors (BCR) codieren. Durch die zufällige Kombination der Genabschnitte wird eine außerordentlich hohe Diversität des BCR erreicht, sodaß eine Vielzahl von potentiellen Krankheitserregern erkannt werden kann. Die Spezifität des BCR entspricht derjenigen der Antikörper, welche –7– die jeweilige B-Zelle produzieren kann. Im Knochenmark gehen B-Zellen, deren BCR körpereigene Strukturen erkennt, durch Apoptose zugrunde. Gegebenenfalls kann die BZelle der Apoptose entkommen, wenn durch weitere Veränderungen am BCR keine Autoreaktivität mehr vorliegt (receptor editing). So wird sichergestellt, daß keine autoreaktiven B-Zellen das Knochenmark verlassen. Nur ein kleiner Teil der B-Zellen besteht diese Selektion und verläßt das Knochenmark. Diese sog. naiven B-Zellen besiedeln anschließend die sekundären lymphatischen Organe wie Lymphknoten und Milz. Von dort rezirkulieren die Zellen gelegentlich für einige Stunden in das Blut. Wird eine B-Zellen mit ihrem Antigen konfrontiert, erfolgt durch Interaktion mit einer CD4-T-Zelle die Induktion der Differenzierung zur Plasmazelle. Im Rahmen dieser Differenzierung kommt es zu einer starken Proliferation und schließlich zur Produktion von löslichen Antikörpern durch die Plasmazelle. Im Zuge der Proliferation treten Mutationen auf, die die Bindungsaffinität des BCR bzw. der produzierten Antikörper verbessern (somatische Hypermutation). Plasmazellen mit besser passendem BCR bekommen Überlebenssignale, während bei solchen, deren Bindungsfähigkeit durch die Mutation verloren geht, Apoptose induziert wird. Außerdem wird ein Antikörperklassenwechsel induziert, d.h. die Plasmazelle produziert IgG, IgA oder IgE statt IgM. Die Spezifität bleibt auch nach dem Klassenwechsel erhalten. Parallel werden Gedächtniszellen generiert, die auf eine erneute Infektion mit dem gleichen Erreger sehr schnell antworten können. Neben den ruhenden Gedächtniszellen entstehen unter bestimmten Bedingungen auch langlebige Plasmazellen, die auch Jahre nach dem letzten Kontakt mit dem Antigen noch meßbare Antikörperserumspiegel aufrechterhalten können. CD8-T-Zellen CD8-T-Zellen erkennen mithilfe ihres T-Zell-Rezeptors (TCR) Peptide, die von allen kernhaltigen Zellen auf HLA-I-Molekülen präsentiert werden. In der Regel bestehen die Peptide aus Bruchstücken von zelleigenen Proteinen, gegen die CD8-T-Zellen eine Toleranz aufweisen, d.h. nicht reagieren. Im Falle einer Virusinfektion werden auf HLA-I-Molekülen auch Viruspeptide präsentiert, die als „fremd“ erkannt werden können. CD8-T-Zellen sind –8– in der Lage, bei infizierten Zellen Apoptose zu induzieren (deshalb auch zytotoxische TZellen genannt) oder die Virusreplikation über die Sekretion von Zytokinen zu hemmen. CD8-T-Zellen entstehen wie alle Lymphozyten aus hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark. Sie gelangen als Vorläuferzellen (Prä-T-Lymphozyten) in den Thymus, in dem die weitere Reifung stattfindet. Die Zellen treten in die Thymusrinde ein, von wo sie weiter in das Mark der Follikel wandern. Während dieser Wanderung finden die entscheidenden Etappen der CD8-T-Zell-Reifung statt. Dazu gehören das Rearrangement der für den T-ZellRezeptor codierenden Gene, eine starke Proliferation und eine Positiv- und NegativSelektion. Im Rahmen dieser Selektion werden die T-Zellen mit peptidbeladenen HLA-IKomplexen konfrontiert. Ist die Bindung des TCR zu schwach, d.h. die T-Zelle ist nicht in der Lage, mit dem körpereigenen HLA-I-Molekül zu interagieren, erhält sie keine Überlebenssignale und geht zugrunde. Ist die Bindung des TCR an den Komplex aus körpereigenem Peptid und HLA-I-Molekül so stark, daß die T-Zelle aktiviert werden könnte, wird bei der (potentiell autoreaktiven) T-Zelle Apoptose induziert. Damit auch solche Peptide abgedeckt werden, die Bruchstücke nicht universell exprimierter Proteine darstellen (z.B. Insulin), werden von Stromazellen im Thymus auch solche Proteine gebildet, die für ihre Funktion nicht unmittelbar erforderlich sind. Die überlebenden CD8-T-Zellen (schätzungsweise 3% der ursprünglich gebildeten (Egerton 1990)) verlassen den Thymus und besiedeln anschließend die sekundären lymphatischen Organe, patroullieren aber immer wieder in der Blutbahn. Erkennt eine CD8-T-Zelle ein passendes Antigen (z.B. im Rahmen einer Infektion), proliferiert sie stark und differenziert zu einer Effektorzelle, die die obengenannten antiviralen Funktionen ausführen kann. Außerdem werden Zytokine sezerniert, die eine Modulation der restlichen Immunantwort bewirken. Bei chronischen Infektionen können oft Effektorzellen gefunden werden, die in ihrer Funktionalität eingeschränkt sind. Die Hintergründe dieser sog. „Erschöpfung“ (exhaustion) sind nicht vollständig geklärt. Nach einer ausgeheilten Infektion können CD8-T-Gedächtniszellen gefunden werden, aus denen im Falle einer Reinfektion sehr schnell wirksame Mengen an Effektorzellen gebildet werden können. –9– In den vergangenen Jahren ist eine Fülle von Oberflächenmolekülen beschrieben worden, die einzeln oder in Kombination charakteristisch für ein bestimmtes postthymisches Differenzierungsstadium von CD8-T-Zellen sind. Die in dieser Studie verwendeten Marker werden im Folgenden kurz vorgestellt. Oberflächenmarker CCR7 C-C-Motiv-Chemokin-Rezeptor 7 spielt eine wichtige Rolle für das sogenannte Homing, also das „Nach-Hause-Finden“ in Lymphknoten. Es handelt sich um einen G-Proteingekoppelten Rezeptor mit sieben Transmembrandomänen. Seine Liganden, CCL19 und CCL21, werden in den Hochendothel-Venolen von Lymphknoten exprimiert und bewirken eine transmembranöse Migration der CD8-T-Zelle aus dem Blutgefäß in das Gewebe. Werden CD8-T-Zellen durch Antigenkontakt aktiviert, wird CCR7 herunterreguliert, sodaß das Molekül als Marker naiver und früh-differenzierter CD8-T-Zellen gilt (Förster 2008, Campbell 2001). CD127 IL-7 fördert die Proliferation von naiven CD8-T-Zellen und spielt über die Induktion des antiapoptotischen Moleküls BCL-2 eine entscheidende Rolle für die Homöostase von Gedächtniszellen. Die Alphakette des IL-7-Rezeptors wird auch als CD127 bezeichnet. In Kombination mit anderen Markern können durch die Expression von CD127 GedächtnisCD8-T-Zellen identifiziert werden (Welch 1989, Kaech 2003, Böttler 2006). CD57 CD57 ist eine Glucuronyltransferase, die auf terminal differenzierten CD8-T-Zellen exprimiert wird. Diese Zellen sind, gemessen an ihrer Telomerlänge, seneszent, und sind in ihrer Fähigkeit zur Proliferation eingeschränkt. Die antivirale Effektivität CD57-positiver CD8-T-Zellen ist vermindert (Brenchley 2003). CD38 Hierbei handelt es sich um ein Ektoenzym, das die Hydrolyse von zyklischer ADP-Ribose katalysiert. Es wird auf (z.B. durch Antigenkontakt) aktivierten CD8-T-Zellen verstärkt – 10 – exprimiert. Gleichzeitig funktioniert das Molekül als Rezeptor und verstärkt die Proliferation und Aktivierung und dient außerdem der Zelladhäsion. Die Kinetik der Expression an der Zelloberfläche ist rasch (<24h nach unspezifischer Aktivierung), sodaß CD38 als Marker für eine kürzliche Aktivierung dienen kann (Chadburn 1992, Deaglio 2001). KLRG1 KLRG1 (Killer cell lectin-like receptor subfamily G member 1) ist ein Transmembranprotein mit Rezeptoreigenschaften. Liganden sind unter anderem E-Cadherine, die praktisch ubiquitär im gesunden Gewebe exprimiert werden (Gründemann 2006). CD8-T-Zellen, die KLRG1 exprimieren, proliferieren schlecht, weisen aber gute Effektorfunktionen auf. Die Expression von KLRG1 deutet auf persistierenden oder repetitiven Antigenkontakt hin (Voehringer 2002, Thimme 2005). PD-1 PD-1 (programmed death-1) ist ein inhibitorischer Rezeptor aus der CD28/CTLA4-Familie. Im Rahmen der CD-Nomenklatur wird er als CD279 bezeichnet. Die Expression von PD-1 ist erhöht auf aktivierten T-Zellen und korreliert mit der Expression von CD38 (Sauce 2007). Sogenannte „erschöpfte“ CD8-T-Zellen mit stark eingeschränkter Funktion und Proliferation exprimieren PD-1 in hoher Dichte. Dieser Zustand kann durch Blockade der PD-1-Liganden teilweise aufgehoben werden (Barber 2006). CD45RA CD45RA ist eine Isoform der CD45-Familie, die Tyrosinphosphatasen darstellen und an der Aktivierung von T-Zellen beteiligt sind. CD45RA wird von naiven CD8-T-Zellen exprimiert und nach Antigenkontakt durch CD45RO ersetzt. Terminal differenzierte CD8-T-Zellen können CD45RA reexprimieren (Clement 1992, Appay 2008). CD27 CD27 gehört zur TNF-Rezeptor-Familie und wirkt nach Bindung seines Liganden CD70 kostimulatorisch auf CD8-T-Zellen. Naive und frühdifferenzierte CD8-T-Zellen exprimieren diesen Rezeptor und verlieren ihn in späteren Stadien, sodaß er, in Kombination mit weiteren Oberflächenmolekülen, als Differenzierungsmarker eingesetzt werden kann (Hintzen 1993, Appay 2008). – 11 – CD8-T-Zell-Differenzierung Naive CD8-T-Zellen differenzieren nach Antigenkontakt zu verschiedenen Effektor- und Gedächtniszellen aus. Es ist nicht ganz klar, ob der Weg von naiven zu terminal differenzierten CD8-T-Zellen linear oder verzweigt verläuft, und ob terminal differenzierte CD8-T-Zellen wieder zu früheren Stadien zurückkehren können. Es spricht allerdings vieles dafür, daß zumindest für den größten Teil der Population von einem linearen und nur in einer Richtung verlaufenden Differenzierungsweg auszugehen ist (Appay 2008). Mithilfe der obengenannten Marker lassen sich eine Reihe von CD8-T-Zell-Untergruppen definieren, die verschiedene postthymische Differenzierungsstadien repräsentieren. Zwar sind CD8-T-Zellen, die aus periphervenösem Blut isoliert werden können, im Phänotyp und in ihrer Funktionalität außerordentlich heterogen; jedoch gibt es starke Korrelationen zwischen Oberflächenmarkern einerseits und Funktionsparametern andererseits, sodaß man mithilfe einer Kombination von Oberfächenmarkern eine überschaubare Anzahl von Gruppen definieren kann, die den größten Teil der zirkulierenden CD8-T-Zellen abdecken. Im Folgenden wird ein Schema vorgestellt, das Sauce et al. vorgeschlagen haben (Sauce 2007; Abb. 1): Naive CD8-T-Zellen, die noch keinen Kontakt mit ihrem Antigen hatten, exprimieren CD45RA, CCR7 und CD27 (Subset 1). Nach Antigenkontakt verlieren die Zellen zunächst CD45RA, somit definiert die Expression von CCR7 und CD27 bei Fehlen von CD45RA den frühesten antigenerfahrenen Phänotyp (Subset 2). Im Verlauf der weiteren Differenzierung geht zuerst die Expression von CCR7 (Subset 3), dann von CD27 verloren (Subset 4). Terminal differenzierte CD8-T-Zellen reexprimieren CD45RA, während CCR7 und CD27 nicht auf ihrer Oberfläche zu finden sind (Subset 5). Interessanterweise weisen bestimmte virusspezifische CD8-T-Zellen nach einer akut eliminierten bzw. während einer latenten oder chronischen Infektion einen für die jeweilige Virusspezifität typischen Phänotyp auf (Abb. 1). – 12 – Subset 1 Subset 2 Subset 3 Subset 4 Subset 5 CCR7+ CD45RA+ CD27+ CCR7+ CD45RA– CD27+ CCR7– CD45RA– CD27+ CCR7– CD45RA– CD27– CCR7– CD45RA+ CD27– Telomerlänge relative Expression hoch CD127 CD38 PD-1 KLRG1 CD57 niedrig Flu EBV CMV Abb. 1: Gezeigt wird die relative Expression verschiedener Oberflächenmarker auf CD8-T-Zellen abhänging von ihrem Differenzierungsstadium. Außerdem ist zu sehen, welchen Phänotyp bestimmte virusspezifische CD8-T-Zellen typischerweise aufweisen. (adaptiert nach: Appay 2008) Common Variable Immunodeficiency (CVID) Die Common Variable Immunodeficiency (CVID) ist ein genetisch und klinisch heterogenes Antikörpermangelsyndrom. Der Begriff wurde von Cooper et al. 1973 erstmalig gebraucht, um diese Entität von anderen Antikörpermangelsyndromen abzugrenzen (Cooper 1973). CVID ist mit einer Inzidenz von 1:75'000 Lebendgeburten der häufigste primäre Immundefekt von klinischer Bedeutung. Die Prävalenz wird mit 1:50'000 bis 1:200'000 angegeben. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Die Mehrzahl der Fälle tritt sporadisch auf, eine familiäre Häufung wird in 10 bis 25% der Fälle gefunden, meist liegt ein autosomal-dominanter Erbgang mit unterschiedlicher Penetranz vor. Das Alter bei Beginn der symptomatischen Erkrankung zeigt eine zweigipflige Verteilung; der erste Gipfel findet – 13 – sich im mittleren Kindesalter, typisch ist jedoch der Beginn in der zweiten oder dritten Lebensdekade. Heute wird die Diagnose einer CVID nach den Empfehlungen der ESID basierend auf folgenden Befunden gestellt: IgG-Mangel plus IgA- und/oder IgM-Mangel (mindestens zwei Standardabweichungen unter dem altersadjustierten Normwert), Beginn der klinisch manifesten Immundefizienz nach Beendigung des zweiten Lebensjahres, schwaches oder fehlendes Ansprechen auf Impfungen, Abwesenheit von Isohämagglutininen, sowie der Ausschluß anderer Ursachen des Antikörpermangels (www.esid.org). Das typische klinische Bild einer CVID ist durch das gehäufte Auftreten bakterieller Infektionen der oberen und unteren Atemwege gekennzeichnet. Sinusitiden, Bronchitiden (und in der Folge Bronchiektasen) sowie Pneumonien sind außerordentlich häufig, als Erreger dominieren bekapselte (Hämophilus influenzae, Streptococcus pneumoniae) und atypische Erreger (Mycoplasma spp.). Virale Infektionen sind weniger prominent, obwohl CVID-Patienten insbesondere mit den Viren der Herpes-Gruppe überdurchschnittlich häufige und schwere Reaktivierungen zeigen. Als Zeichen einer gegenüber dem Gesunden eingeschränkten Kontrolle latenter Infektionen zeigen CVID-Patienten gelegentlich chronisch aktive oder reaktivierende CMV-Infektionen. Eine Untergruppe von Patienten leidet außerdem unter Autoimmunphänomenen, wie Zytopenien, Autoimmunthyreoiditen, granulomatösen Erkrankungen und unspezifischer Lymphoproliferation, die sich klinisch unter anderem als Splenomegalie und Lymphadenopathie manifestieren. Außerdem ist ein erhöhtes Risiko für maligne Erkrankungen beschrieben worden, insbesondere für Lymphome. Die wichtigste Komponente der Behandlung der CVID besteht in der lebenslangen Substitution von Immunglobulinen. Eine engmaschige Kontrolle der Serumspiegel ist erforderlich, da ein nicht geringer Anteil der Patienten Immunglobuline hyperkatabolisiert, sodaß die Infusionsmenge und -häufigkeit individuell angepaßt werden müssen. Die Verabreichung kann intravenös oder subkutan erfolgen, wobei aufgrund neuerer Untersuchungen die subkutane Gabe favorisiert wird. Im Bedarfsfall ist außerdem eine großzügige antibakterielle, antivirale oder antimykotische Therapie erforderlich. Einige Patienten benötigen eine kontinuierliche medikamentöse Infektionsprophylaxe. Die – 14 – Behandlung autoimmuner Prozesse stellt insofern ein Problem dar, weil die nötige immunsuppressive Therapie die Immundefizienz klinisch verschlechtern kann. Die Lebenserwartung von CVID-Patienten ist reduziert, auch wenn die Fortschritte in der Therapie, insbesondere die Substitution von Immunglobulinen zu einer erheblichen Reduktion der Morbidität und Mortalität geführt haben. (Park 2008, Warnatz 2008) Klassifikation Das außerordentlich heterogene klinische Bild der CVID führte schon früh zu Bestrebungen, die Erkrankung in klinisch und prognostisch homogenere Gruppen zu unterteilen. Die erste publizierte Klassifikation stammt von Dickler et al. aus dem Jahr 1974 und basierte auf der Bestimmung des Anteils von Immunglobulin-tragenden B-Zellen mittels ImmunfluoreszenzMikroskopie (Dickler 1974). Diese Einteilung konnte sich allerdings nicht durchsetzen. Bryant et al. schlugen 1990 eine funktionelle Klassifikation vor. Sie stimulierten B-Zellen von CVID-Patienten in vitro mit IL-2 oder mit IL-2 und anti-IgM und maßen die Produktion von IgM und IgG. Drei Gruppen konnten so unterschieden werden: Gruppe A umfaßt Patienten, deren B-Zellen weder IgG noch IgM produzieren. B-Zellen von Patienten aus Gruppe B produzieren ausschließlich IgM. Bei Gruppe C ist in Bezug auf die in-vitroAntikörper-Produktion kein Unterschied zu gesunden Kontrollen festzustellen, obwohl diese Patienten in vivo reduzierte Antikörperserumspiegel zeigen (Bryant 1990). Diese Klassifikation stellte sich als wissenschaftlich bedeutungsvoll heraus, allerdings erwies sie sich für den klinischen Routineeinsatz als technisch zu aufwendig. Das bessere Verständnis der B-Zell-Reifung und die breite Verfügbarkeit automatisierbarer BZell-Phänotypisierung mittels Durchflußzytometrie führten in den letzten Jahren zu einigen weiter beachteten Klassifikationen, von denen zwei, die in dieser Arbeit verwendet werden, hier kurz vorgestellt werden sollen: – 15 – Freiburg-Klassifikation Diese 2002 von Warnatz et al. vorgeschlagene Klassifikation basiert auf dem Anteil an klassengewechselten, reifen Gedächtnis-B-Zellen. Gruppe I hat weniger als 0,4% CD27(+)IgM(–)IgD(–) B-Zellen (Gesunde: >0,5%). Die anderen Patienten fallen in Gruppe II. Gruppe I wird weiter unterteilt in Gruppe Ia mit einem erhöhtem Anteil (>20%) und Gruppe Ib mit einem normalen Anteil (<20%) von unreifen CD19(+)CD21(–) B-Zellen (Warnatz 2002). EUROclass Diese von Wehr et al. 2008 vorgestellte Studie ist ein Versuch, vorbeschriebene Klassifikationen zu vereinen und mithilfe von klinischen Befunden, wie Granulomen, Autoimmunzytopenien und Splenomegalie, feinzujustieren. Die multivariate Korrelation von B-Zell-Markern und klinischen Phänomenen führte zu einer relativ komplizierten Einteilung, die in foldendem Schaubild dargestellt wird (Wehr 2008). A CVID ≤1% B-Zellen >1% B-Zellen B Gruppe B– >2% switched memory B-Zellen Gruppe B+ Gruppe B+ >2% switched memory B-Zellen ≤2% switched memory B-Zellen ≤2% switched memory B-Zellen Gruppe smB+ Gruppe smB+ Gruppe smB– ≥9% transitionale B-Zellen <9% transitionale B-Zellen Gruppe smB– Trhi Gruppe smB– Trnorm ≥10% CD21low B-Zellen Gruppe smB– <10% CD21low B-Zellen Gruppe smB+21lo Gruppe smB+21norm ≥10% CD21low B-Zellen Gruppe smB–21lo <10% CD21low B-Zellen Gruppe smB–21norm Abb. 2: Diese Abbildung zeigt die Einteilung von CVID-Patienten anhand des EUROclass-Schemas nach transitionalen B-Zellen (A), die Gruppen smB+/– werden parallel auch nach CD21low B-Zellen unterteilt (B). (adaptiert nach: Wehr 2008). Ätiologie Die Ätiologie der Erkrankung ist bislang nur sehr unvollständig verstanden und spielt bislang für die Diagnosestellung keine entscheidende Rolle. Fünf verschiedene genetische Defekte konnten bislang als zugrundeliegend identifiziert werden. Interessanterweise zeigte sich, daß bestimmte klinische Komplikationen und Veränderungen des B-Zell-Kompartiments mit – 16 – den jeweiligen Defekten assoziiert sind. Die beschriebenen genetischen Defekte sind im einzelnen: ICOS ICOS (inducible costimulator) ist ein Mitglied der CD28-Rezeptor-Familie und wird ausschließlich auf aktivierten T- und NK-Zellen gefunden. Das Fehlen dieses Rezeptors (bzw. seines Liganden) verhindert die Entstehung von lymphatischen Keimzentren und somit die Entstehung von Gedächtnis-B-Zellen. Beim Menschen scheint vor allem eine autosomalrezessiv erbliche Form mit einer genetischen Deletion der Exons 2 und 3 vorzukommen. Etwa 2% aller Patienten mit CVID zeigen diesen genetischen Defekt. Klinisch apparent sind eine starke Lymphoproliferation Autoimmunphänomene. Im (bis hin zu B-Zell-Kompartiment malignen Lymphomen) fällt komplettes ein und Fehlen klasssengewechselter Gedächtnis-B-Zellen auf. Dies war der erste genetische Defekt, der kausal mit dem Auftreten von CVID in Verbindung gebracht werden konnte (Grimbacher 2003, Salzer 2004). TACI TACI (transmembrane activator and CAML interactor) gehört zur TNF-Rezeptor-Familie. Der Rezeptor wird vor allem von peripheren B-Zellen exprimiert und scheint eine wichtige Rolle bei der Reifung und Homöostase der Zellen zu spielen. 2005 beschrieben Salzer et al. und Castigli et al. unabhängig voneinander Mutationen im für TACI codierenden Gen (TNFRSF13), von denen mindestens einige auch bei heterozygotem Genotyp eine CVID hervorrufen können. Mutationen wurden bei mehreren Familien nachgewiesen. Ein eindeutiger klinischer Phänotyp scheint nicht zu bestehen (Castigli 2005, Salzer 2005). BAFF-R Der BAFF-Rezeptor gehört ebenfalls zur TNF-Rezeptor-Familie und ist ein Transmembranprotein, welches BAFF (B-cell activating factor) bindet und von allen Igpositiven B-Zellen, aber nicht Plasmazellen exprimiert wird. Eine Mutation im codierenden Gen konnte in zwei miteinander verwandten Individuen nachgewiesen werden, allerdings zeigte nur einer der beiden Geschwister den klinischen Phänotyp einer CVID, trotz ähnlicher immunologischer Veränderungen (Warnatz 2009). – 17 – CD19 Homozygote Mutationen im Gen für den B-Zell-Corezeptor CD19 konnten von van Zelm et al. erstmals bei vier Patienten aus zwei Familien nachgewiesen und für das Vorliegen einer CVID verantwortlich gemacht werden. Offenbar reifen die B-Zellen regulär aus, reagieren aber schlecht auf Antigen-Stimulation (van Zelm 2006). CD20 CD20 war einer der ersten beschriebenen B-Zell-spezifischen Differenzierungsmarker. Inzwischen sind gegen CD20 gerichtete Antikörper für den klinischen Gebrauch verfügbar und werden erfolgreich z.B. bei B-Zell-Neoplasien eingesetzt. Kürzlich konnte bei einer CVID-Patientin mit drastischem funktionellen IgG-Mangel und ausgeprägter klinischer Symptomatik eine homozygote CD20-Mutation nachgewiesen werden (Kuijpers 2010). Insgesamt muß festgestellt werden, daß alle bislang bekannten Mutationen nur einen kleinen Bruchteil der diagnostizierten Fälle von CVID erklären können. Die bisherigen Ergebnisse deuten auf ein genetisch ausgesprochen heterogenes Krankheitsbild hin. Vor diesem Hintergrund bleibt abzuwarten, ob sich eine genetische Einteilung der CVID etablieren lassen wird. T-Zell-Alterationen bei CVID Auch wenn es sich bei CVID primär um einen B-Zell-Defekt handelt, konnten verschiedene CD8-T-Zell-Alterationen bei Patienten mit CVID beschrieben werden. So wurden mehrfach Hinweise gefunden, daß sich CD8-T-Zellen von CVID-Patienten vermehrt in einem aktivierten Effektorstatus befinden und der Anteil von naiven CD8-T-Zellen vermindert ist. Im einzelnen wurde beschrieben, daß der Anteil von CD28-positiven CD8-T-Zellen vermindert ist (North 1998), daß außerdem der Anteil von naiven CD8-T-Zellen (basierend auf der Expression von CD45RA und CD62L, bzw. CD45RA und CCR7) verringert (Giovanetti 2007, Lanio 2009) und der Nachschub naiver T-Zellen aus dem Thymus vermindert ist (Giovanetti 2007). Holm et al. beschrieben eine verringerte Expression des CCR7-Gens, während das Expressionsmuster anderer Gene auf einen aktivierten Effektorstatus hinwiesen (Holm 2004). Ein erhöhter Anteil aktivierter CD8-T-Zellen ist auch von anderen Arbeitsgruppen beschrieben worden, gemessen anhand einer im Vergleich – 18 – zu Gesunden erhöhten Expression von CD38 (Carbone 2006) und HLA-DR (Giovanetti 2007). Interessanterweise konnten einige dieser Beobachtungen mit dem Auftreten bestimmter klinischer Parameter in Zusammenhang gebracht werden. Splenomegalie scheint mit einer erhöhten Expression von CD57, CD38 und HLA-DR auf CD8-T-Zellen einherzugehen (Wright 1990, Lanio 2009). Bei Patienten mit granulomatösen Erkrankungen konnten CD57-positive CD8-T-Zellen in erhöhter Frequenz nachgewiesen werden (Mullighan 1997). Insgesamt scheint ein klinisch schwerwiegender Verlauf der Erkrankung mit besonders ausgeprägten Veränderungen des CD8-T-Zell-Kompartiments assoziiert zu sein. Virusspezifische CD8-T-Zellen bei CVID Über den Phänotyp und die Funktion virusspezifischer CD-8-T-Zellen bei CVID ist bislang nur wenig bekannt. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist nur eine Arbeit publiziert worden, die dieser Frage mithilfe von HLA-I-Multimeren nachgeht. So beschreiben Raeiszadeh et al., daß ca. die Hälfte der 29 untersuchten CVID-Patienten Antworten gegen CMV- oder EBVEpitope zeigten. Dabei war der Anteil CMV-spezifischer CD8-T-Zellen bei Patienten mit CVID gegenüber Gesunden erhöht. Außerdem beschrieben sie, daß CMV-spezifische CD8T-Zellen bei CVID-Patienten, basierend auf der Expression von CD27 und CD28, einen weiter differenzierten Phänotyp aufwiesen als in der Kontrollkohorte, während dies bei EBVspezifischen T-Zellen nicht beobachtet wurde. Ferner wurde ein hoher Anteil CD57-positiver CMV-spezifischer CD8-T-Zellen in der CVID-Kohorte nachgewiesen, allerdings lagen keine Daten für die Kontrollkohorte vor (Raeiszadeh 2006). Funktion Insgesamt scheint die Funktion von CD8-T-Zellen bei CVID-Patienten nicht wesentlich eingeschränkt zu sein. Nach unspezifischer Stimulation wurde sogar eine erhöhte Interferongamma-Produktion beschrieben (North 2008), CMV- und EBV-spezifische CD8-T-Zellen scheinen bei CVID ebenfalls keinen schweren Defekt aufzuweisen (Raeiszadeh 2006). Eine – 19 – weitere Arbeit konnte kürzlich nachweisen, daß Proliferation und Zytokinproduktion von CD8-T-Zellen gegen CMV, HHV-6B und Herpes-simplex-Virus intakt sind (Haveman 2010). Allerdings stellte eine Arbeit eine gestörte in-vitro-Antwort auf ein Neoantigen (HIV env) bei CD8-T-Zellen von CVID-Patienten gegenüber gesunden Kontrollpersonen fest (Stagg 1994). Studien in B-Zell-defizienten Mäuse zeigten nach einer akuten Infektion mit LCMV ein normales Priming und eine regelrechte Expansion von CD8-T-Zellen mit entsprechender Spezifität. In der chronischen Phase der Infektion wurden LCMV-spezifische CD8-T-Zellen je nach Wirtsgenotyp jedoch deletiert oder dysfunktional (Christensen 2003, Thimme 2005). In CD40-defizienten Mäusen gehen funktionale CD8-T-Zell-Antworten gegen LCMV in der chronischen Phase der Infektion ebenfalls verloren, allerdings läßt sich dies durch Injektion von LCMV-spezifischen Antikörpern verhindern (Bachmann 2004). Dies könnte der Situation in mit Immunoglobulinen behandelten CVID-Patienten ähneln. Da CVID jedoch ein heterogenes Krankheitsbild ist, gibt es kein einzelnes, verläßliches Mausmodell, sodaß die in Mäusen gewonnenen Erkenntnisse nur sehr bedingt auf die immunologische Situation in Patienten übertragbar sind. Ziele dieser Arbeit Viele der vorhergehenden Studien erfolgten nur an kleinen Kohorten und lieferten zum Teil widersprüchliche Ergebnisse. Deshalb war es Ziel dieser Arbeit, in einer großen Kohorte zu untersuchen, inwieweit sich der Phänotyp von CD8-T-Zellen zwischen CVID-Patienten und immunokompetenten Kontrollpersonen unterscheidet. Besonderes Augenmerk gilt dabei virusspezifischen Antworten gegen CMV, EBV und Influenza. Außerdem sollen eventuelle Alterationen mit klinischen Parametern korreliert werden. Folgende zentrale Fragen wurden untersucht: 1. Unterscheiden sich die CD8-T-Zell-Populationen von CVID-Patienten und Immunokompetenten hinsichtlich ihrer Differenzierung? – 20 – 2. Korrelieren bestimmte Alterationen im CD8-T-Zell-Differenzierungsstatus innerhalb der CVID-Kohorte mit der B-Zell-Differenzierung, klinischen Parametern oder dem Infektionsstatus mit CMV und EBV? 3. Unterscheiden sich Anzahl oder Phänotyp virusspezifischer CD8-T-Zellen zwischen den Studienkohorten? 4. Sind virusspezifische CD8-T-Zellen von CVID-Patienten funktionell? – 21 – Material und Methoden Patienten Patienten mit der gesicherten Diagnose einer CVID, die sich zwischen Februar 2007 und April 2008 zu Routinekontrollen in der immunologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Freiburg vorstellten, wurden nach vorhergehender Aufklärung und Einwilligung für die Studie rekrutiert. Ein positives Votum der Freiburger Ethikkommission lag vor (Ziffern 239/99 und 299/2001). Die Patienten wurden für HLA-A2-HaplotypExpression nach den unten beschriebenen Methoden getestet. HLA-A2-positive Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Zum Zeitpunkt der Blutentnahme zeigte kein Patient Anzeichen einer akuten Infektion. Ein Patient mit akuter CMV-Reaktivierung wird gesondert behandelt. Laborchemische und hämatologische Parameter wurden nach etablierten Standardmethoden im Zentrallabor des Universitätsklinikums bestimmt. Die klinischen Angaben zur Diarrhö stützen sich auf systematische Anamnese; Lymphadenopathie, Splenomegalie und granulomatöse Erkrankung wurden durch klinische Untersuchung und/oder bildgebende Verfahren wie Ultraschall, konventionelles Röntgen, CT oder MRT festgestellt. Durchflußzytometrie Ein wesentliches Verfahren dieser Arbeit ist die Durchflußzytometrie. Dabei werden Oberflächenmoleküle oder (nach Permeabilisierung) intrazelluläre Strukturen der Zellen mit spezifischen, Fluorochrom-gekoppelten Antikörpern angefärbt. Im Durchflußzytometer wird die Einzelzellsuspension durch eine Meßkammer geleitet, in der Laser verschiedener Wellenlänge auf die Zelle treffen. Mittels mehrerer Detektoren werden die Ablenkung der Strahlen und das von den Fluoreszenzfarbstoffen emittierte Licht gemessen. Auf diese Weise lassen sich Informationen über die Größe und Form der Zellen ableiten, Lymphozyten können von Detritus und anderen Zellen unterschieden werden. Über das Fluoreszenzverhalten der Zellen können die gefärbten Marker indentifiziert und ihre jeweiligen Expressionsdichten gemessen werden. Bei einer Messung werden mehrere – 22 – zehntausend bis wenige Millionen Zellen registriert und computergestützt ausgewertet. Außerdem ist es mit diesem Verfahren möglich, antigenspezifische CD8-T-Zellen zu detektieren. Man verwendet dazu Komplexe aus aneinander gekoppelten HLA-I-Molekülen, die mit einem bestimmten Peptid beladen sind. Zusätzlich befindet sich in diesem Komplex ein Fluoreszenzfarbstoff. Die Peptide werden so gewählt, daß ein immunodominantes Epitop des gewünschten Virus abgedeckt wird. Die Multimere binden an T-Zell-Rezeptoren von CD8-T-Zellen, die dieses Epitop spezifisch erkennen. Damit die Bindung stark genug für die technische Auswertung ist, eignen sich Komplexe aus fünf beladenen MHC-I-Molekülen, sog. Pentamere, besonders gut. Das gekoppelte Fluorochrom ermöglicht nun die Detektierung epitopspezifischer CD8-T-Zellen in der Durchflußzytometrie. Werden gleichzeitig, wie oben beschrieben, Oberflächenmoleküle markiert, erhält man ein außerordentlich leistungsfähiges Verfahren, um den Phänotyp virusspezifischer CD8-TZellen zu analysieren. Für diese Arbeit wurde ein FACS Canto II der Firma BD Bioscience (San Jose, CA, USA) verwendet, die Erfassung und Speicherung der Daten erfolgte mit der dazugehörigen Software (FACS Diva). Medien und Puffer Für die weiter unten beschriebenen Experimente wurden verschiedene Medien verwendet, die teilweise fertig bezogen oder individuell gemischt wurden. Folgende Chemikalien und Medien wurden verwendet: – 23 – Name Hersteller Dimethylsulfoxid (DMSO) Sigma-Aldrich Chemie (Steinheim, D) Trypan-Blau Sigma-Aldrich Chemie (Steinheim, D) Dulbeccos Phosphatgepufferte Saline (D-PBS) Invitrogen Life Technologies (Karlsruhe, D) fetales Kälberserum (FCS) Biochrom (Berlin, D) Hepes-Puffer (1M) Biochrom (Berlin, D) Pancoll Separationsmedium PAN Biotech GmbH (Aidenbach, D) RPMI-1640 Invitrogen Life Technologies (Karlsruhe, D) Cytofix/Cytoperm-Puffer BD Pharmingen, San Diego, CA, USA Perm/Wash-Puffer BD Pharmingen, San Diego, CA, USA GolgiPlug BD Pharmingen, San Diego, CA, USA Tab. 1: In dieser Arbeit verwendete Fertigchemikalien mit den jeweiligen Herstellern. Aus diesen Ausgangschemikalien und Mischungen wurden eine Reihe von Puffern hergestellt. Name Zusammensetzung Einfriermedium 80% FCS 10% DMSO 10% RPMI-1640 RPMI-Vollmedium (RPMI+++) RPMI-1640 + 2 mM L-Glutamin 10% FCS 100 U/ml Penicillin 100 µg/ml Streptomycin 1,5% Hepes-Puffer (1 M) Färbe-Puffer (Stain Buffer = SB) D-PBS 1% FCS Fixierpuffer D-PBS 2% Paraformalinaldehyd (PFA) Tab. 2: Zusammensetzung der in dieser Arbeit gebrauchten Pufferlösungen. Antikörper Für die Färbungen wurden eine Reihe von Antikörpern verwendet. Wenn Antikörper mit verschiedenen Fluorochromen für die gleiche Spezifität verwendet wurden, wurden nach – 24 – Möglichkeit Antikörper der gleichen Klone ausgewählt. Sonst wurde durch Vergleichsmessungen sichergestellt, daß die Klone äquivalente Ergebnisse zeigen. Spezifität Klon Fluorochrom Hersteller CD8 SK1 AmCyan BD Pharmingen, San Diego, CA, USA CD8 SK1 PerCP eBioscience, San Diego, CA, USA CD27 O323 APC-Alexa 750 eBioscience, San Diego, CA, USA CD38 HIT2 FITC BD Pharmingen, San Diego, CA, USA CD38 HIT2 PE BD Pharmingen, San Diego, CA, USA CD38 HIT2 PE-Cy7 BD Pharmingen, San Diego, CA, USA CD45RA HI100 PerCP-Cy5.5 eBioscience, San Diego, CA, USA CD45RA HI100 FITC eBioscience, San Diego, CA, USA CD57 HCD57 PE BioLegend, San Diego, CA, USA CD57 NC1 FITC BeckmanCoulter, Brea, CA, USA CD127 R34.34 PE BeckmanCoulter, Brea, CA, USA CD127 eBioRDR5 APC-Alexa 750 eBioscience, San Diego, CA, USA CD127 eBioRDR5 PacificBlue eBioscience, San Diego, CA, USA CCR7 150503 FITC R&D Systems, Minneapolis, MN, USA CCR7 3D12 PE-Cy5.5 BD Pharmingen, San Diego, CA, USA PD-1 MIH4 PE eBioscience, San Diego, CA, USA PD-1 MIH4 FITC eBioscience, San Diego, CA, USA KLRG1 13A2 PE KLRG1 13A2 Alexa488 bereitgestellt durch: H. Pircher, Freiburg (Referenz: Voehringer 2002) Tab. 3: Diese Tabelle zeigt die benutzten Antikörper mit ihren jeweiligen Spezifitäten, Klonen und Herstellern. Peptide und Multimere Es wurden vorbeschriebene, für HLA-A2 immunodominante Epitope von Influenza, CMV und EBV ausgewählt. Entsprechende Peptide wurden mit freien NH2- und COOH-Termini kommerziell bezogen. Die Peptide wurden zunächst in 100% DMSO gelöst und anschließend mit RPMI+++ auf eine Konzentration von 1 mg/ml verdünnt. Entsprechende HLA-A2-Multimere wurden ebenfalls kommerziell bezogen. Eine Aufstellung der Epitope findet sich in folgender Tabelle. – 25 – Virus Epitop (Aminosäuresequenz) Protein Position CMV NLVPMVATV pp65 495 EBV GLCTLVAML BMLF-1 259 Influenzavirus GILGFVFTL Matrix 58 Tab. 5: Eine Aufstellung der benutzten Epitope in Einbuchstaben-Schreibweise für die jeweiligen Viren. Außerdem ist das das Epitop enthaltende Protein mit der Epitopposition angeben. Blutaufarbeitung Um Artefakte durch Zell- und Plasmabestandteile zu vermeiden, wurden aus dem Blut mononukleäre Zellen (PBMC) angereichert. Das EDTA-antikoagulierte, am gleichen Tag entnommene Blut wurde gepoolt, im Verhältnis 1:1 mit PBS verdünnt, portionsweise über ein Lymphozyten-Separationsmedium geschichtet und anschließend für 20 min bei 2000 U/ min zentrifugiert (Ausschwingen ohne Bremse). Erythrozyten, Thrombozyten und Zelldetritus sammeln sich am Boden des Gefäßes, Leukozyten werden von dem Medium zurückgehalten und reichern sich auf der Grenzfläche zwischen Separationsmedium und Plasma an. Von hier wurden diese vorsichtig mithilfe einer Pipette abgenommen und zweimal gewaschen (Resuspendieren in PBS und Zentrifugieren für 10 min bei 1600 U/ min). Die Zellen wurden sofort verarbeitet oder kryokonserviert. Kleine Portionen des Plasmas wurden für zukünftige Untersuchungen bei –20°C eingefroren. Um die Zellkonzentration in der Suspension zu bestimmen, wurden 20 µl im Verhältnis von 1:4 mit einer Trypan-Blau-Lösung gefärbt und in einer Neubauer-Zählkammer gegeben. Die Zahl der typisch vital geformten Zellen in einem Quadranten des Zählfeldes multipliziert mit 0,5 * 106 ergab die Zahl der Zellen pro 1 ml der Suspension. Aus 50 ml Blut konnten auf diese Weise typischerweise 80 bis 150 Mio PBMC isoliert werden. – 26 – Färbungen HLA-A2-Färbung Da HLA-I-Multimere jeweils nur für einen bestimmten HLA-Typ passen und die Zahl der verfügbaren Multimere begrenzt ist, wurden für diese Arbeit nur Patienten mit HLA-A2, einem in Europa sehr häufigen HLA-Typ, ausgewählt. Aus der PBMC-Suspension wurde ein Volumen entsprechend 2 Mio PBMC entnommen und für 10 min bei 1600 U/min zentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen, das Zellpellet in 200 µl SB resuspendiert und in zwei Kammern einer 96-Loch-Platte aufgeteilt. Anschließend wurde dem einen Ansatz ein PE-konjugierter Isotyp-Antikörper zugegeben, dem anderen ein PE-konjugierter Antikörper gegen HLA-A2. Die Ansätze wurden für 10 min bei 4°C inkubiert, anschließend bei 1600 U/min für 4 min abzentrifugiert, zweimal mit SB gewaschen, um nicht gebundenen Antikörper zu entfernen, und anschließend in jeweils 150 µl 2% PFA fixiert. Für die Messung im Durchflußzytometer wurden die Ansätze jeweils 1:1 mit D-PBS verdünnt. Multimer-Färbung Das entsprechende Volumen für 4 Mio PBMC wurde aus der PBMC-Suspension entnommen und für 10 min bei 1600 U/min zentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen und das Zell-Pellet in 400 µl SB resuspendiert. Anschließend wurden je 100 µl der Suspension (entsprechend 1 Mio PBMC) in eine Kammer einer 96-Loch-Platte pipettiert, so daß man vier Ansätze erhielt. Ab hier erfolgten alle Arbeitsschritte bei nur schwacher Beleuchtung, um ein Ausbleichen der Fluorochrome zu verhindern. Die für die jeweilige Charge austitrierte Menge Multimer-Lösung (in der Regel zwischen 0,5 und 1,5 µl) wurde auf 50 µl verdünnt, und zwar je einmal für CMV-, EBV- und Flu-Multimere, plus eine Negativ-Kontrolle ohne Multimer. In jeden Ansatz wurden nun 50 µl Multimer-Lösung gegeben und die Platte für 15 min bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Es erfolgten zwei Waschschritte: Zentrifugieren für 4 min bei 1600 U/min, Abkippen der Überstände und Resuspendieren in 150 µl SB je Ansatz. Nach dem zweiten Schritt wurden die Zell-Pellets in jeweils 95 µl SB resuspendiert und 5 µl einer Maus-IgG1-Lösung zugegeben und die Ansätze – 27 – für 10 min bei 4°C inkubiert, um unspezifische Bindungen abzusättigen. Anschließend wurde die Platte wieder bei 1600 U/min für 4 min zentrifugiert, die Überstände abgekippt und die Zell-Pellets in je 99 µl SB resuspendiert. Danach wurde in jeden Ansatz 1 µl einer PE-konjugierten anti-CD8-Lösung gegeben und die Platte für 15 min bei Raumtemperatur inkubiert. Dann erfolgten wiederum zwei Waschschritte: Abzentrifugieren bei 1600 U/min für 4 min, Abkippen der Überstände und Resuspendieren in 150 µl SB. Nach dem zweiten Schritt wurden die Ansätze statt in SB in 150 µl 2% PFA resuspendiert, um diese zu fixieren. Vor der Messung im Durchflußzytometer wurden die Ansätze in die zum Gerät passenden Reagenzgläser gefüllt und im Verhältnis 1:1 mit PBS verdünnt. Sonstige Färbungen Zunächst wurde so verfahren wie im vorigen Abschnitt beschrieben. Die Mengen wurden der jeweiligen Zahl der Ansätze angepaßt. Nach dem Waschschritt, der sich an die Inkubation mit Maus-IgG1 anschließt, wurde allerdings kein CD8-PE-Antikörper zugefügt, sondern ein CD8-PerCP- oder CD8-AmCyan-Antikörper, sowie eine Kombination weiterer Antikörper gegen ausgewählte Oberflächenmoleküle. Die Ansätze wurden jeweils mit SB auf 100 µl verdünnt. Dann erfolgten eine 15-minütige Inkubation bei Raumtemperatur und zwei Waschschritte wie oben beschrieben. Wurde ein CD8-PerCP-Antikörper verwendet, wurden die Ansätze wie oben in 150 µl 2%-PFA-Lösung fixiert; wurde ein CD8-AmCyanAntikörper verwendet, wurde stattdessen reines PBS verwendet, weil bei den mit diesem Antikörper verwendeten Fluorochrom-Kombinationen durch unerwünschte chemische Reaktionen andernfalls Verfälschungen der Fluoreszenz auftreten können. Die Ansätze wurden vor der Messung in passende Reagenzgläser überführt und mit PBS auf 450 µl aufgefüllt. Interferon-gamma-Färbung Pro getestetem Peptid wurden 0,5 Mio PBMC verwendet, zusätzlich je 0,5 Mio PBMC für eine Negativ- und eine Positivkontrolle. Das entsprechende Volumen wurde für 10 min bei 1600 U/min zentrifugiert und das entstandene Zellpellet in 200 µl streng sterilem RPMI pro Ansatz gelöst. Die Ansätze wurden auf einer 96-Loch-Platte verteilt. Anschließend wurden in – 28 – jeden Ansatz 10 Einheiten Interleukin-2, 0,2 µl Brefeldin-A/GolgiPlug und in die TestAnsätze 3 µg des untersuchten Peptids gegeben. In die Positivkontrolle wurden 5 µl PMAund 5 µl Ionomycin-Lösung pipettiert. Die Platte wurde nun für 5 h bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Dann wurde die Platte für 4 min bei 1600 U/min zentrifugiert und die Überstände wurden verworfen. Die Zellen wurden in 45 µl SB resuspendiert und in jeden Ansatz 5 µl Maus-IgG1-Lösung gegeben. Nach einer 10-minütigen Inkubation bei Raumtemperatur wurde jeder Ansatz mit 90 µl SB verdünnt, die Platte wieder für 4 min bei 1600 U/min zentrifugiert und die Überstände wurden verworfen. Nun wurden die Zellpellets in je 49 µl SB resuspendiert und jeweils 1 µl der Anti-CD8-PE-Lösung zugegeben. Die Platte wurde für 15 min bei Raumtemperatur im Dunkeln inkubiert. Jetzt erfolgten zwei Waschschritte: Jeweils Verdünnen der Ansätze auf 150 µl mit SB und Zentrifugieren für 4 min bei 1600 U/min. Nach dem zweiten Waschschritt wurden die Ansätze in 100 µl Cytofix/ Cytoperm resuspendiert und für 15 min zwischen 0°C und 4°C inkubiert. Dann erfolgten zwei Waschschritte, allerdings wurde hier statt SB jeweils 150 µl Permwash-Lösung verwendet. Anschließend wurden die Zellen in 48 µl Permwash-Lösung resuspendiert, in jeden Ansatz 2 µl Anti-Interferon-gamma pipettiert und die Platte für 20 min bei 4°C inkubiert. Es erfolgten nun wiederum zwei Waschschritte mit Permwash-Lösung. Zuletzt wurden die Zellpellets in je 100 µl Fixierpuffer resuspendiert und vor der Messung im Durchflußzytometer in passende Reagenzgläser überführt und mit 150 µl PBS verdünnt. Auswertung Durchflußzytometrie Die Auswertung der durchflußzytometrischen Daten erfolgte mit der Software FlowJo (Version 8.7.3) der Firma Treestar Inc. (San Carlos, CA, USA). Lymphozyten wurden im FSC/SSC-Gitter identifiziert, anschließend wurde ein Gate auf CD-8-hoch-positive Zellen gesetzt, sodaß z.B. NK-Zellen ausgeschlossen wurden; an den so ermittelten CD8-T-Zellen wurden die weiteren Analysen vorgenommen. Bei den verwendeten Oberflächenmarkern grenzen sich positive und negative Populationen gut voneinander ab, sodaß die Gates visuell ermittelt werden konnten, ohne Zuhilfenahme von Positiv- und Negativkontrollen (Abb. 4). Es wurde jeweils der relative Anteil der CD8-T-Zellen ermittelt, die einen bestimmten Marker exprimieren. Die Subpopulationen in der 8-Farben-Durchflußzytometrie wurden – 29 – durch sogenanntes Boolean Gating definiert, d.h. durch logische Verknüpfung der definierten Parameter. 200K <APC-A>: pent 10 SSC-A 150K 38.5 50K 10 4 20.8 10 100K 5 CMV CMV 10 3 5 10 4 10 3 <APC-A>: pent 250K 0 3.64 0 0 0 50K 100K 150K 200K 0 250K 10 FSC-A 2 3 4 10 10 <AmCyan-A>: CD8 10 5 0 10 2 3 4 10 10 <AmCyan-A>: CD8 10 5 Abb. 3: Im Vorwärts-/Seitwärts-Gitter wird die Lymphozytenpopulation definiert. Anschließend wird ein Gate auf die CD8-T-Zellen gelegt und zusätzlich die virusspezifische CD8-T-Zell-Population bestimmt. 10 3 10 4 10 3 0 CD45RA 3 4 10 4 10 3 3 4 0 10 10 <Pacific Blue-A>: CD127 10 46.2 44.6 10 4 10 3 2 3 4 0 10 10 10 10 <PerCP-Cy5-5-A>: CD45RA 5 3 4 3 4 0 10 10 10 <APC-Alex 750-A>: CD27 1500 1500 1000 1000 53.8 # Cells 400 55.6 44.4 500 500 100 200 26.5 0 0 3 4 0 45 3 0 5x10 10 5x1010 <PE-Cy7-A>: CCR7 10 3 2 0 5 10 4 10 3 3 10 10 <PE-A>: CD38 4 10 4 5 0 10 10 10 <APC-Alex 750-A>: CD27 KLRG1 0 0 3 0 10 10 10 10 <PerCP-Cy5-5-A>: CD45RA 10 5 10 4 10 3 0 5 0 3 10 10 <PE-A>: PD-1 4 10 5 0 3 4 10 10 <Alexa 488-A>: KLRG1 10 10 4 10 3 5 0 3 10 10 <PE-A>: CD57 4 10 5 600 900 400 90.5 89.7 10.3 0 3 10 10 <PE-A>: CD38 4 10 5 600 9.52 200 300 200 46 54 0 0 0 400 # Cells 400 600 # Cells # Cells # Cells 5 800 600 200 10 0 1200 800 5 CD57 <APC-A>: tet CMV 4 10 73.5 0 5 <APC-A>: tet CMV 10 10 PD-1 <APC-A>: tet CMV <APC-A>: tet CMV 5 4 0 10 10 <Pacific Blue-A>: CD127 CD38 10 5 600 # Cells 200 5 0 5 800 55.4 CD27 10 0 45 400 # Cells 5 0 0 5x10 10 5x1010 <PE-Cy7-A>: CCR7 300 10 <APC-A>: tet CMV 4 5 # Cells 10 CD127 10 <APC-A>: tet CMV 5 <APC-A>: tet CMV <APC-A>: tet CMV CCR7 10 0 3 10 10 <PE-A>: PD-1 4 10 5 61.9 38.1 0 0 3 4 10 10 <Alexa 488-A>: KLRG1 10 5 0 3 10 10 <PE-A>: CD57 4 10 5 Abb. 4: Diese Abbildung zeigt exemplarische Gatings für alle in dieser Studie verwendeten Oberflächenmarker. – 30 – Statistik Statistische Analysen wurden mit dem Programm Prism (Version 5.0.3) von GraphPad Software Inc. (San Diego, CA, USA) durchgeführt. Je nach Fragestellung wurden verschiedene Tests durchgeführt, diese sind jeweils angegeben. Signifikanz wurde bei einem p<0,05 angenommen. – 31 – Leukozyten (Tsd/µl) Thromboz. (Tsd/µl) Hb (g/dl) GOT (U/l) gamma-GT (U/l) GPT (U/l) Diarrhoe Splenomegaie Lymphadenopathie Granulome CMV-pos. EBV-pos. Flu--pos. nor nor nor lo n.v. + – nor lo + + nor nor + – nor nor + – nor nor + + nor nor + + nor nor + – hi lo + – nor nor + – hi lo + + nor nor + + nor nor + + nor nor + – nor nor + + nor lo + – hi lo + – nor nor + – nor nor + + nor lo + – hi lo – n.v. n.v. n.v. + + nor lo – n.v. n.v. n.v. + + nor lo + – nor lo n.v. n.v. n.v. n.v. Jahre seit Diagnose + + Alter bei Diagnose + – 21 FreiburgKlasse Ib Ia Ib Ia Ib Ib Ib II II Ib Ib Ia Ib Ib Ib Ib Ia Ia Ib Ib II/Ib Ib Ib Ia Ib Ia Ib Ia Trans Geschlecht m w w w m m w w w w m m m m m m m w m w w w m m m m w m SmB Alter (Jahre) 38 37 47 48 38 45 40 58 30 26 20 48 54 31 20 35 51 48 38 39 55 32 35 42 46 40 47 53 B Pat.-Ziffer Tab. 6: Charakteristika der in die Studie eingeschlossenen Patienten. („n/v“: Diese Daten waren nicht verfügbar.) – 32 – 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 EuroClass 28 26 28 42 16 15 28 53 28 24 n.v. 35 50 n.v. 19 25 41 48 n.v. 20 49 20 12 41 32 39 26 31 10 11 18 6 22 30 11 5 2 2 n.v. 13 3 n.v. 1 10 10 0 n.v. 19 5 12 23 1 13 0 21 22 6,3 4,7 11,8 3,2 11,2 3,1 3,3 4,5 5,2 5,6 11,5 2,4 4,9 8,5 7,7 5,7 3,5 4,3 6,1 5,9 7,2 5,4 6,5 5,3 5,5 6,8 6,1 4,7 244 151 390 77 274 134 105 193 241 291 398 45 153 171 28 146 66 190 187 286 241 183 141 218 103 336 223 118 12,9 13,1 12,0 11,8 15,7 15,5 10,8 13,5 12,9 13,2 15,0 10,3 14,9 14,9 16,8 16,4 15,2 14,0 15,3 14,5 13,7 14,4 15,0 14,8 15,7 15,5 13,6 14,7 23 44 n.v. 34 29 32 41 30 20 23 39 38 22 30 n.v. 61 219 29 31 21 37 39 34 26 n.v. 21 n.v. n.v. 40 15 n.v. 29 14 9 105 50 10 25 10 51 42 20 27 40 62 15 22 17 n.v. 21 12 13 13 26 21 n.v. n.v. 26 n.v. n.v. n.v. n.v. 37 n.v. n.v. 12 n.v. n.v. n.v. n.v. 26 n.v. 202 n.v. n.v. n.v. 33 n.v. n.v. n.v. 9 21 14 n.v. n.v. + + – – n.v. – – – – – – – – – + n.v. – – – n.v. n.v. n.v. + – + – + – + – + – + + n.v. – – – + + n.v. – + + + + + – + – – + n.v. + + – + – + – – + – – + – + + – – + – + – – + + – – + – – – – + – + – – + – – – – + + – – + – – – – + + – – – – – – – + + + + – + + – + – + + + – – – – – – – – – + + – – + + – – – + + + + + – + – – – – – – – – + + + – – – – + + – – + – + + + – – – – – – + + + + + + + + + + + + + + – Ergebnisse Patientenkollektiv Es konnten 34 HLA-A2-positive CVID-Patienten rekrutiert werden. 28 dieser Patienten zeigten signifikante Multimer-Antworten und wurden in die Detail-Analyse einbezogen. Von diesen Patienten waren 12 weiblich und 16 männlich, das Alter reichte von 20 bis 58 Jahren mit einem Mittelwert von 40,75 Jahren. Die Charakteristika der Patienten sind in Tab. 6 zusammengefaßt. Zusätzlich wurde ein CVID-Patient mit akuter CMV-Reaktivierung in die Analyse eingeschlossen. Als Ergänzung zu diesem Patientenkollektiv wurden 25 alters- und geschlechtsangepaßte Kontrollpersonen mit nachweisbaren Multimer-Antworten untersucht (12 weiblich, 13 männlich; 19 bis 56 Jahre alt, im Mittel 39,00 Jahre). Diese Kohorte setzte sich aus fünf Gesunden, drei Personen, die sich zur elektiven Tonsillektomie vorstellten, und einer Gruppe von 17 Patienten mit einer chronischen Hepatitis C oder einer unklaren Hepatopathie zusammen. Keine der Kontrollpersonen zeigte zum Zeitpunkt der Blutentnahme klinische Zeichen einer akuten Infektion. In Bezug auf die erhobenen CD8-T-Zell-Parameter konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Untergruppen der Kontrollkohorte gefunden werden, sodaß die Kontrollkohorte für alle weiteren Analysen zu einer Gruppe zusammengefaßt wurde. Außerdem untersuchten wir 59 gesunde, HLA-A2-positive Kontrollpersonen auf das Vorhandensein von Multimer-Antworten, um die jeweiligen Häufigkeiten mit denen in der CVID-Kohorte zu vergleichen. CD8-T-Zell-Differenzierung im Vergleich zwischen CVID- und Kontrollkohorte In einem ersten Schritt wurde anhand der Expression von Oberflächenmarkern die Differenzierung des gesamten CD8-T-Zell-Kompartiments untersucht. Die untersuchten Marker waren: CCR7, CD127, CD38, PD-1, KLRG1 und CD57. Ein Vergleich zwischen dem CVID- und dem Kontrollkollektiv zeigte einige interessante Unterschiede (Abb. 5). So konnte in der CVID-Kohorte eine Verringerung von naiven CD8-T-Zellen beobachtet werden, gemessen an der Expression von CCR7 (Median 23% vs. 38%, p=0,0112, Mann- – 33 – Whitney-Test), und von Gedächtnis-Zellen, gemessen an der Expression von CD127 (56% vs. 70%, p=0,0495). Passend zu diesem Befund wurde in der CVID-Kohorte ein erhöhter Anteil CD38-positiver, also aktivierter CD8-T-Zellen beobachtet (25% vs. 12%, p=0,0443). Außerdem war der Anteil terminal differenzierter CD8-T-Zellen in der CVID-Kohorte deutlich erhöht, mit einem deutlich größeren Anteil KLRG1-pos. (65% vs. 44%, p=0,0267) bzw. CD57-pos. (46% vs. 24%, p=0,0007) Zellen. Die Expressionsdichte von PD-1, d.h. der Anteil erschöpfter, dysfunktionaler CD8-T-Zellen unterschied sich zwischen den Studienkohorten nur leicht (18% vs. 24%, n.s.). Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, daß in der CVID-Kohorte eine Verlagerung der Differenzierung von CD8-T-Zellen hin zu einem Antigen-erfahreneren Status vorliegt, jedoch ohne daß vermehrt dysfunktionale (erschöpfte) Zellen nachweisbar waren. – 34 – Abb. 5: Vergleich der Anteile von CD8-T-Zellen, die bestimmte Oberflächenmarker exprimieren, zwischen CVID- und Kontrollkohorte. Bei signifikanten Unterschieden ist der p-Wert fettgedruckt. (Mann-WhitneyTest) CVID-Klasse und CD8-T-Zell-Differenzierung Freiburg-Klasse In einem nächsten Schritt wurde die CD8-T-Zell-Differenzierung innerhalb des CVIDKollektivs zwischen den verschiedenen Freiburg-Klassen verglichen. Hierbei konnten keine signifikanten Unterschiede in der Expression der untersuchten Oberflächenmarker zwischen den einzelnen CVID-Klassen feststellt werden. Auch wenn nur zwischen Klasse Ia und nonIa unterschieden wurde, konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden (Tab. 7). – 35 – CCR7 CD127 CD38 PD-1 KLRG1 CD57 32,69 % 48,86 % 22,68 % 20,95 % 56,66 % 46,79 % Ib 29,46 % 59,39 % 22,94 % 18,68 % 61,57 % 41,55 % II 17,50 % 66,67 % 24,67 % 36,00 % 59,00 % 41,00 % p1 0,7171 0,4159 0,8965 0,2261 0,9671 0,8228 p2 0,9558 0,3670 0,8735 0,6314 0,6934 0,5798 Ia Tab. 7: Anteil der CD8-T-Zellen, die einen bestimmten Oberflächenmarker exprimieren, in Abhängigkeit von der Zugehörigkeit der Patienten zu den Freiburg-Klassen. Angegeben sind jeweils die geometrischen Mittel der prozentualen Anteile aller jeweiligen Patienten. „p1“ bezeichnet den p-Wert (Kruskal-WallisTest), wenn alle Klassen voneinander unterschieden werden; „p2“ bezeichnet den p-Wert (Mann-WhitneyTest), wenn Klasse Ia mit non-Ia verglichen wurde. EUROclass Anschließend wurde das Differenzierungsmarkermuster der CD8-T-Zellen von CVIDPatienten mit ihrer Einteilung anhand der Parameter des EUROclass-Schemas korreliert; auch bei dieser Klassifikation konnte kein signifikanter Zusammenhang gezeigt werden (Tab. 8). CCR7 CD127 CD38 PD-1 KLRG1 CD57 B 0,4508 0,0647 0,5529 0,6715 0,6865 0,1675 smB 0,6216 0,1654 0,0164 0,8245 0,2448 0,9509 trans 0,1433 0,1628 0,1781 0,1800 0,3497 0,8710 21 0,3390 0,2124 0,6979 0,5947 0,9485 0,6662 Tab. 8: Angegeben sind die p-Werte (Mann-Whitney-Test) beim Vergleich der OberflächenmarkerExpression jeweils zwischen den dichotomen Untergruppen der EUROclass-Parameter. Ein isolierter, rechnerisch signifikanter p-Wert ist im Rahmen der p-Inflation bedeutungslos. Vielmehr konnte in allen Subgruppen der gleiche Trend hin zu einem, im Vergleich zu Kontrollen, Antigen-erfahreneren CD8-T-Zell-Phänotyp beobachtet werden. Klinik und CD8-T-Zell-Differenzierung Insbesondere für CD4-T-Zellen ist mehrfach gezeigt worden, daß bestimmte klinisch schwere Manifestationen der Erkrankung mit größeren Abweichungen im CD4-T-ZellKompartiment einhergehen, insbesondere hinsichtlich der Frequenzen, der Funktion und der Differenzierung der Zellen (Giovanetti 2007). – 36 – Für CD8-T-Zellen liegen weitaus weniger Daten vor. In unserer CVID-Kohorte wurden daher routinemäßig zum Zeitpunkt der Blutentnahme folgende klinische Parameter erhoben: Alter bei Erstdiagnose, die seit der Diagnose verstrichene Zeit, das Vorliegen von Hepatopathie (Aminotransferasen im Serum), Zytopenie (Hämoglobin, Leukozytenzahl und Thrombozytenzahl im periphervenösen Blut), Splenomegalie, Diarrhö, Lymphadenopathie und Granulomen. Diese Parameter wurden mit den jeweiligen Expressionslevels der schon oben beschriebenen Oberflächenmarker korreliert (Tab. 9 und 10). CCR7 CD127 CD38 PD-1 KLRG1 CD57 Diarrhö 24 % 58 % 25 % 16 % 56 % 55,5 % keine D. 23,5 % 54 % 26 % 18 % 68 % 46 % p 0,8732 0,8807 0,9548 0,9375 1 0,3943 Splenomegalie 23,5 % 51,5 % 26 % 18 % 69 % 50,5 % keine S. 23 % 56 % 26,5 % 16 % 54 % 45,5 % p 0,7588 0,9098 0,9455 0,6087 0,5728 0,4434 Lymphadenopathie 14 % 43 % 25,5 % 26 % 70 % 53 % keine L. 35,5 % 68 % 25 % 16 % 46,1 % 34,65 % p 0,0008 0,0011 0,8896 0,009 0,1471 0,0118 Granulome 12,5 % 43,5 % 25 % 26 % 68 % 55 % keine G. 29,3 % 60,15 % 25,5 % 16 % 51,7 % 36 % p 0,0041 0,0065 0,6065 0,0109 0,554 0,0134 Tab. 9: Anteil der CD8-T-Zellen, die den jeweiligen Oberflächenmarker exprimieren, je nach Vorhandensein klinischer Symptome. Signifikante p-Werte sind durch Fettdruck gekennzeichnet (MannWhitney-Test). Für folgende Parameter konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang gefunden werden: Alter bei Erstdiagnose, Zeit seit Erstdiagnose, Thrombozytenzahl im periphervenösen Blut, Splenomegalie und Diarrhö. Für einige andere Blutbildwerte konnte allerdings eine Korrelation mit bestimmten Oberflächenmarkern nachgewiesen werden; so korrelierten Hämoglobinwerte positiv mit der Expression von CCR7 und CD127, während die Leukozytenzahlen positiv mit der Expression von CCR7 und negativ mit der Expression von CD57 korrelierten. Die GPTAktivität im Serum korrelierte positiv mit dem Expressionslevel von PD-1 auf CD8-T-Zellen (als isolierte schwache Korrelation bei multiplen Tests jedoch wahrscheinlich ohne Bedeutung). – 37 – CCR7 CD127 CD38 PD-1 KLRG1 CD57 0,134 -0,006557 0,09861 -0,4002 -0,1217 0,0759 Zeit seit Diagnose Spearman r 95%-KI p -0,2965…0,5192 -0,4111…0,4001 -0,3488…0,5095 -0,7228…0,06552 -0,5795…0,3945 -0,3491…0,4750 0,5325 0,9752 0,6624 0,0804 0,6417 0,7245 -0,2007 -0,1152 -0,1659 0,1334 0,278 0,2813 Alter bei Diagnose Spearman r 95%-KI -0,5676…0,2326 -0,4975…0,3046 -0,5584…0,2873 -0,3411…0,5537 -0,2486…0,6777 -0,1502…0,6228 0,3469 0,5835 0,4606 0,5751 0,28 0,183 Spearman r 0,1824 -0,1768 0,1646 0,7857 -0,6 -0,09756 95%-KI n/a n/a n/a n/a n/a n/a p 0,6073 0,6321 0,6567 0,048 0,35 0,785 -0,09265 -0,2758 0,271 0,3687 0,1103 0,1481 p GPT GOT Spearman r 95%-KI p -0,4962…0,3438 -0,6191…0,1560 -0,1953…0,6373 -0,1712…0,7383 -0,4835…0,6346 -0,2932…0,5374 0,6742 0,192 0,2347 0,1599 0,7197 0,5 -0,0529 -0,09005 -0,3947 0,4241 0,147 -0,03141 gamma-GT Spearman r 95%-KI p -0,4489…0,3604 -0,4709…0,3190 -0,7007…0,03396 -0,06834…0,7504 -0,4092…0,6235 -0,4315…0,3790 0,8017 0,6618 0,0623 0,0794 0,6012 0,8815 0,4949 0,4127 -0,03487 0,003402 -0,1639 -0,144 Hämoglobin Spearman r 95%-KI p 0,1299…0,7419 0,03518…0,6872 -0,4343…0,3760 -0,4298…0,4353 -0,5958…0,3415 -0,5058…0,2608 0,0087 0,0291 0,8686 0,988 0,5158 0,4736 0,4392 0,2353 0,1067 -0,2642 -0,594 -0,4023 Leukozytenzahl Spearman r 95%-KI 0,05922…0,7081 -0,1624…0,5673 -0,3124…0,4911 -0,6253…0,1901 -0,8352…-0,1613 -0,6849…-0,01434 p 0,0219 0,2281 0,6116 0,2348 0,0093 0,0375 0,05477 0,1004 0,2338 -0,06062 -0,414 -0,2139 Thrombozytenzahl Spearman r 95%-KI p -0,3427…0,4356 -0,2940…0,4656 -0,1898…0,5840 -0,4806…0,3820 -0,7450…0,08050 -0,5576…0,1923 0,7861 0,6113 0,2606 0,7887 0,0876 0,2839 Tab. 10: Korrelation zwischen Zeitspannen und Laborwerten mit der Expression von Oberflächenmarkern auf CD8-T-Zellen. Angegeben ist neben dem r-Wert das 95%-Konfidentintervall und der p-Wert (Spearman-Korrelation). („n/a“: diese Werte sind aufgrund von Limitationen der verwendeten Algorithmen nicht zu berechnen.) Besonders augenfällig waren die Unterschiede in der CD8-T-Zell-Differenzierung im Vergleich zwischen Patienten mit und ohne Lymphadenopathie und Granulomen. Tatsächlich fand sich in beiden Fällen, also bei Vorliegen einer Lymphadenopathie und – 38 – ebenso beim Vorliegen von Granulomen, eine signifikant verminderte Expression von CCR7 und CD127 bei einer erhöhten Expression von CD57 und PD-1. Insgesamt deuten diese Befunde auf einen seneszenteren CD8-T-Zell-Phänotyp hin. Für CD38 und KLRG1 konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede gezeigt werden. Lymphadenopathie und Granulome traten als klinische Manifestationen sehr häufig gemeinsam auf (p<0.0001, Fishers exakter Test): So hatten alle acht Patienten mit Granulomen auch eine Lymphadenopathie, und nur drei von elf Patienten mit Lymphadenopathie zeigten keine Granulome. Aus diesem Grund wurden für eine weitere Analyse alle Patienten mit Granulomen und/oder Lymphadenopathie zu einer Gruppe zusammengefaßt. Vergleicht man nun die Expression der Oberflächenmarker zwischen Kontrollen und CVID-Patienten mit und ohne Lymphadenopathie/Granulomen, so stellt man fest, daß CVID-Patienten mit Lymphadenopathie/Granulomen einen stärker veränderten CD8-T-Zell-Phänotyp aufweisen als Patienten ohne diese Komplikationen, die im Vergleich zu den Kontrollen aber immernoch einen etwas später differenzierten CD8-TZell-Phänotyp zeigen (Abb. 6). – 39 – Abb. 6: Vergleich der Oberflächenmarker-Expression auf CD8-T-Zellen von Kontrollpersonen, sowie CVIDPatienten ohne und mit Granulomen und/oder Lymphadenopathie. (Kruskal-Wallis-Test mit DunnNachtest). Insgesamt zeigt sich also bei Vorliegen von Komplikationen wie Lymphadenopathie und granulomatöser Erkrankung eine verminderte Expression von Markern, die typisch für naive und Gedächtsniszellen sind, während Marker für Seneszenz und Erschöpfung stärker exprimiert werden, insgesamt hinweisend auf einen weiter differenzierten CD8-T-ZellPhänotyp bei diesen Patienten. Diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, daß diese klinischen Komplikationen und eine beschleunigte CD8-T-Zell-Differenzierung eine gemeinsame Ursache haben. – 40 – Virusspezifische CD8-T-Zellen Bislang ist nicht definitiv geklärt, ob CVID-Patienten antigenspezifische CD8-T-Zellen ebenso effizient ausbilden wie Gesunde. Deshalb wurden in der hier untersuchten CVIDKohorte CD8-T-Zellen, die spezifisch CMV-, EBV- oder Influenza-Virus-Epitope (Sequenzen siehe oben) erkennen, einer detaillierten Analyse unterzogen. Zunächst wurde die Häufigkeit und relative Stärke der entsprechenden Multimer-Antworten erfasst und mit einer Serie von gesunden Kontrollen verglichen. Von den 34 untersuchten Patienten mit CVID zeigten 13 (38%) CMV-spezifische, 11 (32%) EBV-spezifische und 17 (50%) InfluenzaVirus-spezifische CD8-T-Zellen. Es konnte kein signifikanter Unterschied in der Frequenz dieser T-Zellen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen nachgewiesen werden (CMV: 16/59=27%, EBV: 32/59=54%, Flu: 17/59=29%) (Abb. 8). Die relativen Anteile virusspezifischer CD8-T-Zellen am gesamten CD8-Kompartiment unterschieden sich nicht signifikant zwischen den beiden Kohorten, auch wenn der Anteil CMV-spezifischer CD8-T-Zellen bei CVID-Patienten deutlich höher lag als bei Kontrollen (Mediane in der CVID- gegenüber der Kontrollkohorte und p-Werte aus dem MannWhitney-Test: CMV: 1,31% vs. 0,78%, p=0,2853; EBV: 0,26% vs. 0,20%, p=0,9378; Influenza: 0,09% vs. 0,10%, p=0,9733) (Abb. 8). – 41 – Abb. 8: Links oben wird der Anteil der Individuen, die eine CD8-Multimer-Antwort gegen bestimmte Epitope besitzen, zwischen den beiden Studienkohorten verglichen. Die Balken geben die 95%Konfidenzintervalle an. Der Rest der Abbildung zeigt die Anteile der jeweiligen virusspezifischen CD8-TZellen am gesamten CD8-T-Zell-Kompartiment in den beiden Studienkohorten. Angegeben sind die Mediane. Die Unterschiede erreichten keine statistische Signifikanz im Mann-Whitney-Test. CMV, CD8-T-Zell-Differenzierung und Klinik Einige Patienten mit CVID leiden unter wiederkehrenden CMV-, seltener auch unter EBVReaktivierungen; ferner scheint eine latente CMV-Infektion auch bei Immunokompetenten und klinisch Gesunden mit einer vorzeitigen Immunoseneszenz assoziiert zu sein (Koch 2007). Deshalb wurde in der vorliegenden Arbeit untersucht, ob die Anwesenheit von CMVoder EBV-spezifischen CD8-T-Zellen (als Indikator für eine Infektion) mit dem Vorliegen von klinischen Symptomen und/oder dem CD8-T-Zell-Phänotyp zusammenhängt. Tatsächlich stellte sich heraus, daß CVID-Patienten mit CMV-Multimer-Antwort signifikant weniger CCR7-positive CD8-T-Zellen besitzen als CVID-Patienten ohne CMV-Antwort (Median 18% vs. 31%, p=0,0069, Mann-Whitney-Test). Die Zahl CD57-positiver CD8-TZellen war in dieser Gruppe deutlich erhöht (58% vs. 37%, p=0,0087), während – 42 – interessanterweise der Anteil CD38-positiver CD8-T-Zellen vermindert war (17% vs. 28%, p=0,0085), ebenso wie der Anteil PD-1-positiver CD8-T-Zellen (16% vs. 21%, p=0,0436). Die Expressionshöhe der anderen untersuchten Oberflächenmarker unterschied sich zwischen CMV-positiven und -negativen Patienten nicht signifikant (Abb. 7). . Abb. 7: Vergleich der Oberflächenmarker-Expression auf CD8-T-Zellen von CMV-negativen und -positiven Individuen, jeweils für die CVID- und die Kontroll-Kohorte. Signifikante p-Werte sind angegeben (MannWhitney-Test). In der Kontrollkohorte waren die Unterschiede weniger ausgeprägt. Zwar hatten Kontrollpersonen mit CMV-Antwort weniger CCR7-positive (28% vs. 44%) und mehr CD57-positive CD8-T-Zellen (32% vs. 12%) als Personen ohne CMV-Antwort, aber diese – 43 – Differenzen waren statistisch nicht signifikant (p=0,1618 bzw. p=0,0813). Das Vorliegen einer CMV-Infektion bedingt also eine Tendenz zu einem seneszenteren CD8-T-ZellPhänotyp, die bei CVID-Patienten stärker ausgeprägt zu sein scheint als bei immunokompetenten Kontrollen. Ein Vergleich zwischen Individuen mit und ohne EBV-Antwort zeigte in beiden Kohorten keine Unterschiede im CD8-T-Zell-Phänotyp. Da die für CMV-positive Patienten beobachteten CD8-T-Zell-Veränderungen denen in der Patientengruppe mit klinischen Komplikationen ähnelten, wurden die verfügbaren klinischen Parameter mit dem Vorliegen oder Fehlen einer Multimer-Antwort gegen CMV korreliert. Es konnte hierbei kein signifikanter Zusammenhang gefunden werden. Lediglich das mittlere Alter war in der Patientengruppe mit CMV-Antworten etwas höher (44 vs. 38 Jahre), aber auch dieser Faktor erreichte keine statistische Signifikanz (p=0,2310, Student-tTest). Zusammenfassend ist festzuhalten, daß in der CVID-Kohorte CMV-induzierte Veränderungen des CD8-T-Zell-Phänotyps beobachtet werden konnten, während diese Effekte in der Kontrollkohorte wesentlich geringer ausgeprägt waren. Ferner konnte in der CVID-Kohorte kein Zusammenhang zwischen klinischen Komplikationen und einer Infektion mit CMV nachgewiesen werden. Phänotyp virusspezifischer CD8-T-Zellen Anschließend wurde der Differenzierungsstatus der virusspezifischen CD8-T-Zellen paarweise für jeden Marker und jedes Epitop zwischen CVID-Patienten und Kontrollpersonen verglichen (Abb. 9). Interessanterweise waren die dabei beobachteten Unterschiede zwischen den virusspezifischen CD8-T-Zellen von CVID-Patienten und Kontrollen wesentlich geringer als die Unterschiede auf Gesamt-CD8-Niveau (siehe oben). In der CVID-Kohorte wurde eine Tendenz zu einer vermehrten Expression von CD38 auf CMV- und EBV-spezifischen CD8-T-Zellen beobachtet. Für alle virusspezifischen Zellen wurde in der CVID-Kohorte ferner eine geringere Expression von PD-1 gefunden, während – 44 – die Expressionsdichten von KLRG1 und CD57 leicht erhöht waren. Allerdings erreichte keine dieser Beobachtungen statistische Signifikanz. Während die Vergleiche zwischen den beiden Kohorten auf Epitop-Ebene nur geringe Unterschiede zeigen konnten, ließen sich innerhalb der beiden Kohorten zwischen den einzelnen virusspezifischen Populationen deutliche Unterschiede erkennen. So war der Anteil CCR7-pos. und CD127-pos. CD8-T-Zellen bei CMV-spezifischen CD8-T-Zellen am niedrigsten und auf Influenza-Virus-spezifischen Zellen am höchsten, während der Phänotyp EBV-spezifischer Zellen dazwischen lag. Die PD-1-Expression war auf EBV-spezifischen CD8-T-Zellen am höchsten, etwas schwächer auf CMV-spezifischen und am geringsten auf Influenza-Virus-spezifischen Zellen. Der Anteil CD57-positiver CD8-T-Zellen war am höchsten bei CMV-spezifischen, niedriger auf EBV-spezifischen und am geringsten auf Influenza-Virus-spezifischen CD8-T-Zellen. Bei den anderen Oberflächenmarkern konnten keine definitiven Unterschiede festgestellt werden. Zusammengenommen entsprechen diese Beobachtungen dem von gesunden Kontrollpersonen bekannten und vorbeschriebenen Differenzierungsmuster, dem virusspezifische CD8-T-Zellen folgen (Appay 2008). Diese Muster konnten gleichermaßen in der Kontrollkohorte wie auch in der CVID-Kohorte beobachtet werden. – 45 – Abb. 9: Oberflächenmarker-Expression auf virusspezifischen CD8-T-Zellen, jeweils im Vergleich zwischen Kontrollpersonen und CVID-Patienten. Subgruppen-Differenzierung In den vorhergehenden Untersuchungen wurden die Oberflächenmarker nur einzeln betrachtet, sodaß Veränderungen in den vielfältigen vorbeschriebenen Interkorrelationen zwischen den einzelnen Markern möglicherweise nicht detektiert werden konnten. Um diese Frage anzugehen, wurden zwei Patienten (Pat. 3 u. Pat. 28) für eine umfassendere Analyse mittels 8-Farben-Durchflußzytometrie ausgewählt. Das CD8-T-Zell-Kompartiment wurde nach dem weiter oben genauer beschriebenen Schema in fünf Subgruppen unterteilt. Kurzgefaßt sind die Gruppen wie folgt definiert: Subset 1 [CCR7+, CD45RA+, CD27+], – 46 – Subset 2 [CCR7+, CD45RA–, CD27+], Subset 3 [CCR7–, CD45RA–, CD27+], Subset 4 [CCR7–, CD45RA–, CD27–], Subset 5 [CCR7–, CD45RA+, CD27–]. Die relativen Anteile der Subgruppen und die jeweiligen Expressionsniveaus von CD127, PD-1, KLRG1 und CD57 wurden sowohl für die CD8-T-Zell-Subpopulationen als auch für virusspezifische CD8-T-Zellen untersucht. Dabei zeigte sich, daß der größte Teil der im periphervenösen Blut der untersuchten CVID-Patienten zirkulierenden CD8-T-Zellen in die Subsets 1 und 3, sowie teilweise Subset 4 fielen. Die relativen Anteile der Subsets 2 und 5 waren entsprechend geringer (Abb. 10). CMV-spezifische CD8-T-Zellen fanden sich vornehmlich in Subset 4, während EBVspezifische CD8-T-Zellen sich zum größten Teil in Subset 3 befanden und Influenza-Virusspezifische CD8-T-Zellen in Subset 1 und 2 (Abb. 10). 100 % 80 % nicht definiert 60 % Subset 5 Subset 4 Subset 3 40 % Subset 2 Subset 1 20 % 0% Gesamt-CD8 (Pat. 3) Gesamt-CD8 (Pat. 28) CMV (Pat. 3) CMV (Pat. 28) EBV (Pat. 28) Flu (Pat. 3) Abb. 10: Relative Anteile der Subsets an der Gesamt-CD8-Population und an virusspezifischen CD8-TZellen. Auf Gesamt-CD8-Niveau war die Expression von PD-1 am höchsten in den Subsets 3 und 4. Die Expression von KLRG1 und CD57 wurde in den später differenzierten Subsets höher gemessen, während für die Expression von CD127 ein umgekehrter Zusammenhang beobachtet wurde (Abb. 11). – 47 – 100 100 80 80 CD127 60 CD127 60 CD38 PD-1 40 KLRG1 PD-1 40 KLRG1 CD57 20 CD57 20 0 0 Subset 1 Subset 2 Subset 3 Subset 4 Subset 5 Subset 1 Subset 2 Subset 3 Subset 4 Subset 5 Abb. 11: Anteil der CD8-T-Zellen der verschiedenen Subsets, die die jeweiligen Oberflächenmarker exprimieren (Angaben in Prozent). Links Pat. 3, rechts Pat. 28. Insgesamt passen diese Befunden sehr gut in das Bild, das bei Gesunden beschrieben wurde (Romero 2007, Appay 2007; vergl. auch Abb. 1), sodaß sich kein Hinweis auf eine intrinsische Störung der CD8-T-Zell-Differenzierung bei Patienten mit CVID ergibt. Virusspezifische CD8-T-Zellen während akuter CMV-Reaktivierung Die bisher erhobenen Daten wurden während latenter bzw. ausgeheilter Infektion erhoben, sodaß nur die statische Differenzierung der CD8-T-Zellen erfaßt wurde. Der Frage, ob CD8T-Zellen von CVID-Patienten dynamisch auf einen Antigen-Stimulus reagieren können, konnte in einer CVID-Patientin nachgegangen werden, die unter immunsuppresiver Therapie eine klinisch relevante CMV-Reaktivierung entwickelte. Mittels 8-FarbenDurchflußzytometrie konnte gezeigt werden, daß die Expression von CD38 während der Reaktivierung deutlich erhöht war (Tab. 11), und zwar sowohl auf Gesamt-CD8-Niveau (3,5-fach), als auch auf CMV-spezifischen CD8-T-Zellen (9,6-fach). Die anderen Differenzierungsmarker zeigten keine auffälligen Unterschiede. – 48 – Gesamt-CD8 Viruslast CMV (Kopien/µl) 3840 CMV-spez. 62 3840 62 CCR7 11,20% 5,92% 3,18% 0,90% CD127 10,50% 8,10% 2,92% 2,06% CD45RA 14,80% 20,10% 1,87% 1,22% CD27 8,40% 5,90% 3,13% 1,43% CD28 10,30% 9,74% 1,16% 1,14% CD38 12,40% 3,50% 22,20% 2,32% PD-1 37,40% 31,40% 90,60% 85,90% KLRG1 54,10% 51,60% 74,50% 75,40% CD57 78,60% 81,50% 84,70% 87,90% Tab. 11: Expression der Oberflächenmarker auf Gesamt-CD8-Niveau und auf CMV-spezifischen CD8-TZellen während CMV-Reaktivierung sowie nach Therapie und klinischer Gesundung sechs Wochen später. Zu beiden Zeitpunkten herrschte bei CMV-spezifischen CD8-T-Zellen ein endständiger Differenzierungstyp vor (Tab. 12). CD8-T-Zellen dieser CVID-Patientin zeigten also eine Reaktion im Sinne einer Aktivierung auf eine Konfrontation mit ihrem Antigen. Gesamt-CD8 Viruslast CMV (Kopien/µl) 3840 CMV-spez. 62 Anteil/CD8 3840 62 1,24 % 0,88 % Subset 1 1,78 % 2,17 % 0,35 % 0,22 % Subset 2 1,68 % 0,72 % 0,59 % 0,19 % Subset 3 4,05 % 2,22 % 1,81 % 0,91 % Subset 4 74,50 % 75,90 % 93,80 % 97,20 % Subset 5 9,39 % 15,20 % 0,88 % 0,83 % nicht definiert 8,60 % 3,79 % 2,57 % 0,65 % Tab. 12: Relative Anteile der CD8-Subsets. Bemerkenswert ist jedoch, daß das CD8-T-Zell-Kompartiment der Patientin insgesamt eine ungewöhnliche Verteilung aufweist. So finden sich nur sehr wenige Zellen in Subset 1, der Anteil naiver CD8-T-Zellen ist also gering. Außerdem waren zu beiden Zeitpunkten mehr KLRG1-pos. als CD57-pos. CD8-T-Zellen nachweisbar, während in der Regel alle CD57pos. CD8-T-Zellen auch KLRG1 exprimieren (Ibegbu 2005). – 49 – Interferon-gamma-Produktion virusspezifischer CD8-T-Zellen Um neben dem Differenzierungsmuster auch die Funktion von CD8-T-Zellen bei Patienten mit CVID zu beurteilen, wurde die Interferon-gamma-Produktion von virusspezifischen CD8-T-Zellen nach Stimulation mit dem jeweiligen Peptid-Antigen gemessen. Bei fünf von acht Patienten mit einer CMV-Antwort auf Pentamer-Ebene konnte auch eine Interferongamma-Antwort nach Stimulation mit CMV-Peptid gemesssen werden (63%, 95%Konfidenzintervall: 24% bis 92%). Für EBV waren es acht von zehn (80%, 95%Konfidenzintervall: 44% bis 98%) und für Influenza-Virus, 15 von 16 (94%, 95%Konfidenzintervall: 69% bis >99%) Patienten. Interessanterweise ließ sich nachweisen, daß diejenigen CVID-Patienten ohne meßbare Interferon-gamma-Antwort relativ schwache Multimer-Antworten aufwiesen (Abb. 12). Es kann also gefolgert werden, daß es sich bei diesen Patienten eher um einen Schwelleneffekt des Nachweisverfahrens handelt als um einen funktionellen Defekt. Engstrand et al. beobachteten bei gesunden Versuchspersonen einen ähnlichen Unterschied in der Sensitivität der beiden Verfahren, CMV-spezifische CD8-T-Zellen nachzuweisen (Engstrand 2003). CD8-T-Zellen von Patienten mit CVID sind also in der Tat funktionell, gemessen an ihrer Fähigkeit, nach Antigenstimulation Interferon-gamma zu produzieren. – 50 – 10 4 10 3 10 2 0.025 0.33 10 5 10 4 10 10 0 3.69e-3 0.1 <FITC-A>: IFNy 5 <FITC-A>: IFNy IFN-g <FITC-A>: IFNy 10 3 2 0 39.4 0 60.2 10 2 3 4 10 10 <PerCP-Cy5-5-A>: CD8 10 5 10 5 10 4 10 3 10 2 8.25e-3 0.048 0 67.8 0 32.1 10 2 3 4 10 10 <PerCP-Cy5-5-A>: CD8 10 5 74.8 0 25.2 10 2 3 4 10 10 <PerCP-Cy5-5-A>: CD8 10 5 CD8+ Abb. 12: Oben aufgetragen sind die jeweiligen Anteile virusspezifischer CD8-T-Zellen jeweils für Patienten mit und ohne entsprechende Inferon-gamma-Antwort. Unten represäntative FACS-Plots von Interferongamma-Färbungen. – 51 – Diskussion In dieser Arbeit wurden der Phänotyp und die Funktion von virus-spezifischen und -unspezifischen CD8-T-Zellen bei CVID-Patienten untersucht. Diese Ergebnisse wurden mit dem Vorliegen klinischer CVID-Manifestationen korreliert und mit Daten von immunokompetenten Kontrollpersonen verglichen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, daß CVID-Patienten einen geringeren Anteil CCR7positiver, also naiver, und CD127-pos., also Gedächtnis-CD8-T-Zellen besitzen. Gleichzeitig war der Anteil aktivierter, d.h. CD38-pos., und terminal differenzierter, d.h. KLRG1-pos. bzw. CD57-pos. CD8-T-Zellen erhöht. Der Anteil dysfunktionaler, „erschöpfter“ CD8-TZellen in der CVID-Kohorte war nicht erhöht, gemessen am relativen Anteil PD-1exprimierender Zellen. Insgesamt weisen diese CD8-T-Zell-Veränderungen auf eine Verschiebung des vorherrschenden CD8-T-Zell-Phänotyps in Richtung eines seneszenten, aber funktionalen Status bei CVID-Patienten hin. Diese Ergebnisse werden durch die Befunde früherer, kleinerer Studien unterstützt und erweitern diese. So wurde bei CVIDPatienten eine geringere Frequenz CCR7-positiver (Lanio 2009, Holm 2004) und eine höhere Frequenz CD38-pos. und CD57-pos. (Vlkova 2006) CD8-T-Zellen gefunden. Die Frage nach den Mechanismen, die eine terminale CD8-T-Zell-Differenzierung bei CVID-Patienten bedingen, ist bislang unbeantwortet. Man kann spekulieren, daß durch das Fehlen einer funktionellen humoralen Immunantwort das Antigen länger persistiert und/ oder in größerer Menge vorliegt und CD8-T-Zellen auf diese Weise überstimuliert; es konnte nämlich gezeigt werden, daß eine chronische Stimulation mit einem Antigen ausreicht, um einen seneszenten CD8-T-Zell-Phänotyp zu induzieren (Bucks 2009). Inwiefern dieses Szenario auf die in-vivo-Situation bei akuten oder chronisch latenten Infektionen übertragbar ist, ist jedoch unklar. Ein weiterer Erklärungsansatz liegt in einem chronisch dysregulierten, proinflammatorisch geprägten Zytokinmilieu. Proinflammatorische Zytokine wie TNF-alpha und IL-12 sind in der Lage, die Differenzierung von CD8-T-Zellen zu forcieren (Joshi 2008, Wiesel 2009). Bemerkenswerterweise wurden im Vergleich zu Gesunden erhöhte Serumkonzentrationen dieser Zytokine bei CVID-Patienten nachgewiesen (Aukrust 1996, Martinez-Pomar 2006), sodaß auch für diesen Erklärungsansatz experimentelle Hinweise vorliegen. Da sich diese Konzepte keineswegs ausschließen und eine chronisch erhöhte – 52 – Antigenlast das Zytokinmilieu im Sinne einer inflammatorischen Prägung verschieben könnte, liegt es nahe, daß in vivo beide Effekte zusammenwirken. In Anbetracht des klinisch heterogenen Erscheinungsbildes der CVID wurden Patienten mit einigem Erfolg nach dem Phänotyp der zirkulierenden B-Zellen in verschiedene Gruppen unterteilt (Warnatz 2002, Piqueras 2003, Wehr 2008). In dieser Arbeit wurde untersucht, ob der CD8-T-Zell-Phänotyp mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten CVID-Klasse korreliert. Im Gegensatz zu den vorbeschriebenen Zusammenhängen zwischen massiv verändertem B-Zell-Phänotyp und CD4-T-Zell-Dysregulation (Vlkova 2006, Giovanetti 2007) konnte hier keine Assoziation zwischen dem B-Zell- und CD8-T-Zell-Phänotyp etabliert werden. Dieser Befund suggeriert, daß den B-Zell- und CD4-T-Zell-Alterationen gemeinsame Ursachen zugrundeliegen, während die CD8-T-Zell-Alterationen bei CVIDPatienten auf andere, eventuell sekundäre Mechanismen zurückzuführen sind. Zwischen klinischen Parametern und CD8-T-Zell-Differenzierung konnten einige interessante Assoziationen gefunden werden. Insbesondere war eine starke Korrelation zwischen dem Vorliegen einer Lymphadenopathie und/oder Granulomen und einer terminalen CD8-T-Zell-Differenzierung in der untersuchten CVID-Kohorte zu beobachten. Während schon Patienten ohne diese Komplikationen einen im Vergleich zur Kontrollkohorte weiter fortgeschrittenen Differenzierungsphänotyp ihrer CD8-T-Zellen zeigten, war dieser Effekt bei Patienten mit diesen Symptomen noch ausgeprägter. Tendenziell unterstützen frühere Arbeiten die Idee, daß ein klinisch komplizierter Phänotyp der Erkrankung mit einem stärker veränderten CD8-T-Zell-Kompartiment assoziiert ist. Beispielsweise fanden zwei Studien einen Zusammenhang zwischen Splenomegalie und einem erhöhten Anteil aktivierter (Lanio 2009) bzw. seneszenter (Wright 1990) CD8-TZellen. In der Zusammenschau läßt sich ableiten, daß für die B-Zell- und CD4-T-ZellVeränderungen auf der einen Seite und für die CD8-T-Zell-Veränderungen auf der anderen Seite unterschiedliche pathogenetische Mechanismen verantwortlich sind, und daß ein klinisch schwerer Verlauf der CVID tatsächlich mit einer Verschiebung des CD8-T-ZellPhänotyps hin zu einem seneszenteren Status korreliert. – 53 – Eine Erklärung für diese Beobachtungen auf CD8-T-Zell- und auf klinischer Ebene könnte ein infektiöses Agens als gemeinsam zugrundeliegende Ursache sein. In der vorliegenden Arbeit konnte jedoch kein statistischer Zusammenhang zwischen einer Infektion mit CMV oder EBV und einer Veränderung klinischer Parameter hergestellt werden. Eine Studie nennt HHV-8 als möglichen Kandidaten für die beobachtete Immunpathologie (Wheat 2005), dies scheint jedoch in europäischen CVID-Populationen nicht zuzutreffen (Daten noch nicht veröffentlicht; persönliche Kommunikation mit Prof. Dr. med. K. Warnatz, Freiburg). Ein anderer Erklärungsansatz könnte ein besonderer genetischer Hintergrund sein, der bei einer Untergruppe der Patienten zu einer besonders ausgeprägten Immundysregulation führt, mit Auswirkungen auf das CD8-T-Zell-Kompartiment und den klinischen Phänotyp. Ein wichtiges Ergebnis dieser Arbeit ist die Beobachtung, daß eine Infektion mit CMV die Gesamt-CD8-T-Zell-Differenzierung bei CVID-Patienten noch weiter in Richtung eines seneszenten Phänotyps treibt als bei Kontrollpersonen. In den letzten Jahren wurde gezeigt, daß eine Infektion mit CMV die Effekte des Alterns auf das Immunsystem beschleunigt. Diese Effekte beinhalten bei CD8-T-Zellen unter anderem eine oligoklonale Expansion, einen niedrigeren Anteil naiver und einen höheren Anteil terminal differenzierter CD8-TZellen (Koch 2007). Nicht alle CVID-Patienten zeigten jedoch diesen besonders starken Zusammenhang zwischen CMV-Infektion und CD8-T-Zell-Alterationen. Mögliche Erklärungen für diesen Befund liegen in der genetischen Heterogenität des Krankheitsbildes oder in einer möglicherweise subklinisch insuffizienten Therapie einer Subgruppe der Patienten. Zur Frage, ob CVID-Patienten in gleichem Maße antigenspezifische CD8-T-Zellen generieren können wie Gesunde, gibt es widersprüchliche Ergebnisse (Stagg 1994, Raeiszadeh 2006). In diesem Zusammenhang ist es wichtig, anzumerken, daß die Individuen in beiden Kohorten der vorliegenden Studie in vergleichbarer Häufigkeit CD8-T-Zellen gegen CMV, EBV und das Influenza-Virus aufwiesen. Interessanterweise war der durchschnittliche Anteil der CMV-spezifischen CD8-T-Zell-Population bei CVID-Patienten etwa doppelt so groß wie in der Kontrollkohorte. Für EBV- und Influenza-Virus-spezifische Zellen konnte jedoch kein Unterschied detektiert werden. Die einzige weitere Studie, die virusspezifische CD8-T-Zellen bei CVID-Patienten untersucht hat, kommt in bezug auf CMV- und EBV-spezifische CD8-T-Zellen zu ähnlichen Ergebnissen (Raeiszadeh 2006). – 54 – Insgesamt weisen die Ergebnisse dieser Arbeit darauf hin, daß die Bildung virusspezifischer CD8-T-Zellen bei Patienten mit CVID nicht gestört ist. Bezüglich des Phänotyps virusspezifischer CD8-T-Zellen von CVID-Patienten konnte in dieser Arbeit nur eine leichte Tendenz in Richtung eines seneszenteren Phänotyps nachgewiesen werden, vor allem für CMV-spezifische Zellen, charakterisiert durch eine vermehrte Expression von KLRG1 und CD57. EBV- und Influenza-Virus-spezifische CD8T-Zellen zeigten hingegen in beiden Kohorten nahezu denselben Phänotyp. Diese Ergebnisse werden von einer früheren Studie unterstützt, die für CVID-Patienten ebenfalls einen im Vergleich zu Gesunden etwas weiter differenzierten Phänotyp CMV-spezifischer CD8-TZellen beobachten konnte, während EBV-spezifische CD8-T-Zellen in beiden Kohorten den gleichen Phänotyp zeigten. Eine wichtige Beobachtung der vorliegenden Arbeit ist, daß die typischen Differenzierungsmuster der verschiedenen virusspezifischen Effektor-CD8-TZellen auch bei CVID-Patienten erhalten sind. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß CMV-spezifische CD8-T-Zellen von CVID-Patienten im Vergleich zu Immunokompetenten eine leichte Tendenz hin zu einem Antigenerfahreneren Phänotyp aufweisen, während für EBV- und Influenza-Virus-spezifische Zellen keine Unterschiede zu bestehen scheinen. Viel wichtiger ist jedoch die Beobachtung, daß die typischen generellen Differenzierungsmuster der CD8-T-Zellen bei Patienten mit CVID nicht gestört sind. Auch die Funktion der virusspezifischen CD8-T-Zellen, hier gemessen an ihrer Fähigkeit, nach Stimulation mit dem entsprechenden Antigen Interferon-gamma zu produzieren, scheint bei CVID nicht gestört zu sein. Die Tatsache, daß CMV-spezifische CD8-T-Zellen in vivo dynamisch auf eine Konfrontation mit ihrem Antigen reagieren, zeigt zusätzlich, daß die Funktion virusspezifischer CD8-T-Zellen bei CVID-Patienten nicht prinzipiell eingeschränkt ist. Diese Ergebnisse legen nahe, daß Impfungen, die auch eine zelluläre Immunantwort auslösen, auch bei Patienten mit CVID als sinnvoll angesehen werden können. Die Tatsache, daß virusspezifische CD8-T-Zellen bei CVID-Patienten so geringe Veränderungen aufweisen, mag überraschen, in Anbetracht der auf Gesamt-CD8-Niveau beobachteten Unterschiede, und in Anbetracht der Abwesenheit humoraler Immunantworten; eine Erklärung könnten Mausmodelle der B-Zell-Defizienz bieten: Die – 55 – „Erschöpfung“, also das Verschwinden, primär funktioneller CD8-T-Zell-Antworten gegen LCMV und VSV konnte in B-Zell-defizienten Mäuse durch Injektion spezifischer Immunglobuline verhindert werden (Thimme 2005, Christensen 2003, Bachmann 2004). Da in der untersuchten CVID-Kohorte alle Patienten regelmäßige Gaben von Immunglobulinen erhielten, könnte dies eine Erklärung für das Vorhandensein funktioneller und regelrecht differenzierter virusspezifischer CD8-T-Zellen sein. Jedoch ist diese Schlußfolgerung nur spekulativ zu sehen, denn es ist nicht geklärt, inwieweit solche Mausmodelle auf die Situation im Menschen übertragbar sind. Außerdem versteht es sich, daß die für die Klärung dieser Hypothese notwendige Studie, nämlich die Analyse virusspezifischer CD8-T-Zellen bei CVID-Patienten ohne Immunglobulintherapie aus ethischen Gründen nicht möglich ist. Zusammenfassend konnte in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden, daß CVID-Patienten im Vergleich zu Kontrollpersonen einen erhöhten Anteil terminal differenzierter CD8-TZellen aufweisen. Dieser Immunphänotyp ist mit einem schwereren klinischen Verlauf assoziiert, insbesondere mit dem Vorliegen einer granulomatösen Erkrankung und chronischer Lymphadenopathie, sowie mit dem Vorliegen einer CMV-Infektion, zumindest in einer Untergruppe der Patienten. Die Infektion mit CMV konnte jedoch als primäre Ursache dieser Veränderungen ausgeschlossen werden. Virusspezifische CD8-T-Zellen gegen CMV, EBV und das Influenza-Virus sind regelrecht differenziert und reagieren dynamisch auf Antigenkontakt trotz des Fehlens einer funktionalen B-Zell-Antwort. Ausgehend von der vorliegenden Arbeit ergeben sich eine Fülle weiterer Fragen. So sind weitere Schritte notwendig, um den Zusammenhang zwischen klinischen Komplikationen und seneszentem CD8-T-Zell-Phänotyp aufzuklären und ebenso die Mechanismen zu evaluieren, die dazu führen, daß einige Patienten trotz der Präsenz funktioneller, gegen CMV gerichteter CD8-T-Zellen CMV-Reaktivierungen erleiden. – 56 – Zusammenfassung Common variable immunodeficiency (CVID) ist ein ätiologisch und klinisch heterogenes Antikörpermangel-Syndrom. Das Fehlen einer funktionellen B-Zell-Antwort führt zu rezidivierenden akuten und Reaktivierungen latenter Infektionen. Klinisch sind insbesondere bakterielle Atemwegsinfektionen relevant. Jedoch zeigen einige Patienten auch Zeichen von Autoimmunität und unspezifischer Lymphoproliferation. Auf molekularer Ebene konnten Auffälligkeiten fast aller lymphatischen Zellreihen beschrieben werden. So sind auch Alterationen von CD8-T-Zell-Regulation und -Funktion beschrieben worden. Für diese Arbeit wurden CD8-T-Zellen von 34 HLA-A2-positiven CVID-Patienten und einer immunokompetenten Kontrollkohorte durchflußzytometrisch untersucht und die Daten mit klinischen Parametern korreliert. Dabei wurden mithilfe von MHC-I-PentamerTechnologie auch virusspezifische CD8-T-Zellen für CMV, EBV und Influenza analysiert. Es konnten folgende Ergebnisse gewonnen werden: In der CVID-Kohorte war eine Verschiebung hin zu einem aktivierten und Antigen-erfahrenen CD8-T-Zell-Phänotyp nachweisbar. Diese Tendenz war besonders ausgeprägt bei Patienten mit chronischer Lymphadenopathie und granulomatöser Erkrankung. CMV-assoziierte Immunoseneszenz war, bezogen auf den CD8-T-Zell-Phänotyp, in der CVID-Kohorte deutlich stärker ausgeprägt als in der Kontrollkohorte. Dieser Effekt ist jedoch unabhängig von dem Vorliegen von Lymphadenopathie und granulomatöser Erkrankung. Virusspezifische CD8-TZellen (für CMV, EBV und Influenza) von CVID-Patienten zeigten ein Differenzierungsmuster, das dem von Zellen immunkompetenter Kontrollen sehr ähnlich war. Funktionell, gemessen an ihrer Fähigkeit zu dynamischer Differenzierung und Interferon-gamma-Produktion, zeigten virusspezifische CD8-T-Zellen von CVID-Patienten keine Defekte. Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse darauf hin, daß ein gemeinsamer Pathomechanismus für CD8-T-Zell-Alterationen und Lymphadenopathie/granulomatöse Erkrankungen bei CVID-Patienten verantwortlich sein könnte. Eine Infektion mit CMV scheint bei CVID-Patienten stärkere Auswirkungen auf das Immunsystem zu haben als bei Gesunden. Virusspezifische CD8-T-Zell-Antworten gegen CMV, EBV und Influenza sind jedoch auch bei diesen Patienten intakt. – 57 – Literatur Appay V, van Lier RAW, Sallusto F, Roederer M (2008). 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Für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens danke ich Herrn Prof. Dr. med. Hans Hartmut Peter. Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. med Robert Thimme für die exzellente Betreuung und Förderung. Prof. Dr. med. Klaus Warnatz und Frau Dr. med. Sigune Goldacker danke ich für die angenehme und fruchtbare Kooperation. Vielen Dank an Herrn Prof. Dr. rer. nat. Hanspeter Pircher für die kritischen Diskussionen und wertvollen Anregungen. Bertram Bengsch gebührt besonderer Dank für die wissenschaftliche Unterstützung und die kritische Durchsicht des Manuskripts. Der ganzen Arbeitsgruppe mit Dr. rer. nat. Ulrike Aichele, Tayibe Altay, Dr. rer. nat Eva Billerbeck, Dr. med. Tobias Böttler, Dr. rer. nat. Ekaterina Breous, Stefanie Grafmüller, Dr. med. Daniel Grimm, Maximilian Heeg, Sandra Hild, Dr. rer. nat. Juandy Jo, Dr. med. Michaela Neagu, Dr. med. Christoph Neumann-Haefelin, Katja Nitschke, Julia Schmidt, Dr. med. Dr. rer. nat. Nasser Semmo, Prof. Dr. med. Hans Christian Spangenberg, Mario Witkowski danke ich für die freundschaftliche Aufnahme und Hilfe in allen technischen und wissenschaftlichen Fragen, ganz besonders hervorgehoben seien hier Nadine Kersting, Bianca Seigel und Natalie Wischniowski, ohne deren Hilfe diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Meiner Familie und meinen Freunden danke ich für ihre Geduld und Unterstützung. – 65 – Lebenslauf Diese Seite enthält persönliche Daten und ist deshalb nicht Teil der elektronischen Publikation. – 66 – Publikationen Bengsch B, Seigel B, Ruhl M, Timm J, Kuntz M, Blum HE, Pircher H, Thimme R (2010). Coexpression of PD-1, 2B4, CD160 and KLRG1 on exhausted HCV-specific CD8+ T cells is linked to antigen recognition and T cell differentiation., PLoS Pathog, 6(6), e1000947 Kuntz M, Goldacker S, Blum HE, Pircher H, Peter HH, Thimme R, Warnatz K (2011). Analysis of bulk and virus-specific CD8+ T cells reveals advanced differentiation of CD8+ T cells in Patients with Common Variable Immunodeficiency., Clin Immunol, 141(2), 177-86 – 67 –