radio-onkologie und strahlentherapie

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RADIO-ONKOLOGIE
UND STRAHLENTHERAPIE
INFORMATIONEN FÜR NIEDERGELASSENE ÄRZTE
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Über den Ablauf und die Wirkungsweise der Strahlentherapie herrscht sowohl bei Patienten als auch
bei Ärzten nach wie vor großer Informationsbedarf.
Interessanterweise kursieren trotz der langjährigen
Etablierung des Fachbereichs Radio-Onkologie immer
noch skurrile Mythen und Fehlinformationen – in der
Fachwelt ebenso wie unter den Patienten. Wir haben
diese aufgegriffen und in der vorliegenden Broschüre
richtiggestellt. Außerdem haben wir die häufigsten
Fragen, die meinem Team und mir immer wieder
gestellt werden, aufgelistet und beantwortet. Weitere
Informationen und Videos finden Sie auch auf unserer
Website www.bhs-linz.at.
Ich hoffe, dass wir Ihnen damit unser spannendes
Aufgabengebiet etwas näherbringen können. Sie werden sehen, die Radio-Onkologie ist trotz modernster
Technik und ausgefeilter Berechnungsmethoden sehr
nah am Menschen.
Wir bitten im Sinne einer verbesserten Lesbarkeit um Verständnis, dass auf die
geschlechterspezifische Formulierung teilweise verzichtet wird. Selbstverständlich
sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.
Sollten Sie Fragen oder Interesse an einer Besichtigung/Hospitation haben, zögern Sie nicht, mich oder
meine Mitarbeiter zu kontaktieren. Wir stehen Ihnen
jederzeit sehr gerne zur Verfügung.
Mit kollegialen Grüßen,
Ihr
Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Geinitz
Leiter der Abteilung für Radio-Onkologie
und Strahlentherapie, Krankenhaus der
Barmherzigen Schwestern Linz
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Was ist die Strahlentherapie und wie wirkt sie?
Relativ bald nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen wurden diese zur Behandlung von gut- und bösartigen Tumoren eingesetzt. Heutzutage geht man
davon aus, dass ein Großteil des Effektes bei der
Abtötung von Tumorzellen durch irreparable Schäden an der DNA hervorgerufen wird (insbesondere
Doppelstrangbrüche). Damit verliert der Tumor sein
Wachstumspotential. Die Tumorzellen gehen in die
Apoptose und werden von körpereigenen Zellen beseitigt. Dies geschieht bei den meisten Tumoren zeitverzögert, das heißt erst einige Wochen nach Ende
der eigentlichen Behandlung.
Durch welche Vorgänge
wirkt die Strahlentherapie?
An der radio-onkologischen Abteilung des
Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern
Linz werden jährlich ca. 2.300 Patienten
bestrahlt.
Die Strahlentherapie wirkt, weil geringe Mengen der
eingestrahlten Energie Veränderungen an Biomolekülen hervorrufen. Nach heutigem Kenntnisstand sind
insbesondere DNA-Schäden für die Strahlenwirkung
relevant. Beim Auftreffen von ionisierenden Strahlen
auf die DNA kann es entweder zu Basenschäden, zu
Einzelstrangbrüchen oder zu Doppelstrangbrüchen
kommen. Zusätzlich spielen indirekte Strahleneffekte
eine Rolle, die dazu führen, dass aus Wassermolekülen Radikale gebildet werden, die sich an die DNA
anlagern können. Werden die DNA-Schäden nicht
oder falsch repariert, kommt es entweder zum Zelltod oder zu Zelltransformationen, Mutationen oder
teratogenen Effekten (so genannte stochastische
Strahlenschäden).
Wie kann umliegendes,
gesundes Gewebe geschont werden?
Die Selektivität der Strahlentherapie wird im Wesentlichen durch zwei Effekte hervorgerufen: Zum
einen wird die physikalisch applizierte Dosis durch
aufwendige Techniken (siehe „Bestrahlungstechnik“)
im Bereich des Tumors bzw. des tumortragenden
Gewebes konzentriert. Sensible, nicht befallene Gewebe bzw. Organe werden aus dem Hochdosisbereich herausgehalten. Zum anderen verfügt das nicht
tumorinfiltrierte Normalgewebe über eine bessere
Regenerationsfähigkeit als die rein auf Wachstum
ausgerichteten Tumorzellen und kann dadurch etwaige durch die Strahlentherapie hervorgerufene
Schäden besser kompensieren. Radiotherapie wirkt
am stärksten auf Zellen, die sich in der Teilungsphase
befinden, das heißt insbesondere auf die teilungsaktiven Tumorzellen.
Wie sicher ist die Strahlentherapie?
Heutzutage werden Strahlentherapiegeräte ausnahmslos elektronisch angesteuert, das heißt, die
Bestrahlungsdaten werden vor den einzelnen Bestrahlungssitzungen („Fraktionen“) für jeden einzelnen Patienten von einer Datenbank abgerufen. Die
Freigabe der Bestrahlung erfolgt im Anschluss durch
den Radiologietechnologen am Strahlengerät.
Die Daten für die Strahlentherapie werden auf elek­
tronischem Wege direkt vom Bestrahlungsplanungsprogramm in die Datenbank des Bestrahlungsgerätes
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überführt. Bevor dies geschieht, werden die Bestrahlungspläne sowohl von einem Medizinphysiker als
auch vom Strahlentherapeuten freigegeben. Auf diese
Weise ist sichergestellt, dass für jede Bestrahlungsfraktion die korrekte Bestrahlungsdosis appliziert
wird. Bei Aufruf und Zutritt des Patienten zum Bestrahlungsraum wird zudem durch Portraitfotos in der
Patientenakte, durch Patientenidentifikationskarten
und durch ein Vieraugenprinzip des Bestrahlungspersonals sichergestellt, dass der richtige Patient dem
entsprechenden Bestrahlungsplan zugeordnet wird.
Zahlreiche Qualitätssicherungsmaßnahmen, Kon­
stanzmessungen und viermal jährlich durchgeführte
Gerätewartungen dienen der engmaschigen technischen Überwachung der Gerätesicherheit. Zudem
ist jedes moderne Bestrahlungsgerät mit zahlreichen
internen Sicherheitskreisläufen ausgestattet, die bei
etwaig auftretenden Fehlfunktionen sofort die Strahlung unterbrechen.
Welche Tumoren werden wie oft bestrahlt?
Untenstehende Grafik zeigt anschaulich die Verteilung
der bestrahlten Entitäten im Krankenhaus der Barmherzigen
Schwestern Linz:
Diagnosen aus dem Jahr 2014
andere – 9 %
3 % – ZNS
4 % – Gutartige Krankheiten
Zahlen der radio-onkologischen Abteilung
am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz
Mamma – 32 %
4 % – Rektum
5 % – L
ymphome, Leukämien
Jahr
2012
2013
2014
Behandelte Patienten
2.105
2.262
2.303
davon Spezialtechniken (IMRT/VMAT)
35 %
Stereotaktische Bestrahlungen einzeitig
68
89
82
Fraktioniert stereotaktische Bestrahlungen zerebral
27
18
22
5
30
32
78
56
49
186
143
135
3
38
7
16
Fraktioniert stereotaktische Bestrahlungen extrazerebral
Brachytherapie (Iridium HDR) Patienten
Applikationen
Intraoperative Bestrahlungen
Ganzkörperbestrahlungen
06
5
5 % – Gyn-Tumore
7 % – HNO-Tumore
8 % – Lunge, Mediastinum
Prostata – 12 %
Metastasen – 11 %
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Welche Therapiemöglichkeiten
werden bei welchen Tumoren angewendet?
Die Strahlentherapie kommt bei der Behandlung fast
aller malignen Tumore zum Einsatz.
Kurativ intendierte Strahlentherapie:
•Analkarzinome
•Basaliome
•Blasenkarzinome
•Bronchialkarzinome
•Cervix- u. Endometriumkarzinome
•Hodenkarzinome
•Kindliche Tumore
•Kopf-Hals-Tumore inkl. Speicheldrüsentumoren
und Nasennebenhöhlentumoren
•Lymphome
•Mammakarzinome
•Hirntumore
•Ösophagustumore
•Plattenepithelkarzinome der Haut
•Prostatakarzinome
•Rektumkarzinome
•Weichteiltumore
Etwa zwei Drittel aller Tumorpatienten
erhalten eine Strahlentherapie.
Es werden aber auch diverse nicht-maligne Tumore
behandelt. Niedrig dosiert kann die Strahlentherapie
überdies zur Therapie einer Reihe gutartiger Erkrankungen angewendet werden, insbesondere bei akutoder chronisch-entzündlichen, degenerativen oder
hyperproliferativen Krankheitsbildern.
Palliative Strahlentherapie:
Am häufigsten wird die palliative Strahlentherapie bei
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schmerzhaften ossären Metastasen eingesetzt. Sie
ist hier das Mittel der Wahl und führt in einem hohen
Prozentsatz zur Schmerzlinderung oder Schmerzfreiheit bei minimalen Nebenwirkungen. Es kommen
verkürzte Bestrahlungsschemata zum Einsatz, die lediglich ein bis zwei Wochen dauern. Weitere häufige
Indikationen zur palliativen Strahlentherapie sind die
Behandlung von Hirnmetastasen, Oligometastasen
in der Lunge oder Leber sowie die Behandlung weit
fortgeschrittener Tumore zur Linderung von Symptomen (Schmerzen, lokale Blutung, Obstruktion,
Einflussstauung, drohender Querschnitt, Stenose,
neurologische Ausfälle, lokale Exulzerationen oder
lokale Instabilität).
Kann die Strahlentherapie heilen?
Die Strahlentherapie hat ein hohes kuratives Potential
bei lokalen Tumoren. Die Heilungsrate solider Tumoren
liegt bei der alleinigen Strahlentherapie höher als bei
der alleinigen Verabreichung von Chemotherapeutika.
Für zahlreiche Tumoren kann allerdings der Heilungserfolg durch die Kombination einer Strahlentherapie mit zusätzlicher Chemotherapie erhöht werden
(„Radio-Chemotherapie“). Die absolute Steigerung
der Heilungsrate durch die systemische Therapie liegt
allerdings nur im Bereich von ca. 5 bis 10 Prozent. Das
heißt, die Hauptkomponente der kombinierten Therapie bleibt die Strahlentherapie. Für Prostatakarzinome
mit mittlerem und hohem Risiko kann die Heilungsrate
durch die zusätzliche Gabe einer Hormontherapie
(„Radio-Hormontherapie“) erhöht werden.
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Bei wie vielen Patienten wird die
Strahlentherapie kurativ angewendet?
Welche radio-onkologischen
Therapien gibt es?
Areal im Patienten genau zu reproduzieren – wir
sprechen hier von einer so genannten „Reichweiten­
unsicherheit“. Studien müssen klären, inwieweit und
bei welchen Tumorentitäten eine Strahlentherapie
mit Protonen oder Kohlenstoff-Ionen klinisch relevante Vorteile gegenüber der Photonenbehandlung
besitzen.
Behandlung wird häufig als adjuvante Therapie bei
Patientinnen mit operiertem Endometriumkarzinom
angewendet („Vaginales Afterloading“). Sie kommt
weiters bei Patientinnen mit definitiver oder adjuvanter Strahlentherapie/Strahlen-Chemotherapie beim
Cervixkarzinom sowie in palliativer Indikation beim
Ösophagus- oder Bronchialkarzinom zum Einsatz.
Perkutane Strahlentherapie
Brachytherapie
Jod-Seeds
Die Implantation von radioaktiven Jod-Seeds wird
am häufigsten beim lokalisierten Prostatakarzinom
mit niedrigem Lokalrezidiv- und Fernmetastasenrisiko
eingesetzt.
In unserem Krankenhaus werden etwa 50 bis 60
Prozent der Patienten in kurativer Intention bestrahlt.
Weltweit wird die externe Strahlentherapie („perkutane Strahlentherapie“) mit hochenergetischen Röntgenstrahlen (Photonen) am häufigsten eingesetzt.
Diese hochenergetischen Strahlen werden in einem
Linearbeschleuniger erzeugt. Über hochfrequenten,
elektromagnetischen Wellen werden Elektronen auf
nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und anschließend über ein Target abgebremst. Die hierbei
entstehende Röntgenbremsstrahlung wird zur Therapie genutzt. Die Anpassung des Therapiestrahls
an den Tumor bzw. das tumortragende Gewebe erfolgt durch zahlreiche exakt positionierbare Lamellen
(„Leaves“) im Kopf des Linearbeschleunigers.
Elektronen – Protonen – Kohlenstoff
Seltener wird perkutan mit Elektronen, Protonen oder
Kohlenstoff-Ionen bestrahlt. Protonen und Kohlenstoff-Ionen haben den physikalischen Vorteil, dass
sie fast ihre gesamte Energie in der Tiefe abgeben
(„Bragg-Peak“). Allerdings ist es auf Grund von Atemverschieblichkeiten, Lagerungsungenauigkeiten, Variationen im Muskeltonus etc. teilweise schwer, dieses
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Bei der Brachytherapie werden Tumoren „von innen
heraus“ bestrahlt, wodurch bei manchen Tumorentitäten die lokale Applikation sehr hoher Dosen möglich
ist. Die Bestrahlung selbst erfolgt über kleine, hochaktive, radioaktive Quellen, die entweder ferngesteuert
im Nachladeverfahren („Afterloading“) für eine definierte Zeit in den Tumor eingebracht werden, oder als
permanente Strahler mit relativ kurzer Halbwertszeit
im Körper verbleiben („Seed Bestrahlung“).
Intraoperative Strahlentherapie (IORT)
Bei der intraoperativen Strahlentherapie wird der Tumor oder das Tumorbett nach operativer Freilegung
bzw. Resektion mit hohen Einzeldosen unter Sicht
bestrahlt. Chirurgen, Strahlentherapeuten, Medizin-
physiker und Radiologietechnologen arbeiten hierbei
eng zusammen. Risikoorgane, wie zum Beispiel der
Dünndarm, können aus dem Strahlengang verlagert
und dadurch geschont werden. Weltweit wird die
intraoperative Strahlentherapie derzeit beim Mamma­
karzinom als vorgezogener Boost am häufigsten
angewendet bzw. bei hoch selektionierten Kollektiven
als alleinige adjuvante Strahlentherapie eingesetzt.
Kann die Strahlentherapie eine
Alternative zu anderen onkologischen
Primärtherapien darstellen?
Bei manchen Tumorerkrankungen kann die Strahlentherapie eine organerhaltende Alternative zur Chirurgie sein. Dies ist insbesondere bei Larynx- oder
Hypopharynxkarzinomen, Ösophaguskarzinomen,
Harnblasentumoren, Prostata- und Analkarzinomen
der Fall.
Afterloading
Beim Afterloading-Verfahren werden so genannte
Applikatoren direkt in den Tumor oder in benachbarte
Körperhohlräume (z. B. Vagina, Uterus, Ösophagus
oder Bronchialsystem) eingebracht. Der Applikator
wird mit dem Afterloading-Gerät verbunden und die
radioaktive Quelle ferngesteuert über den Applikator
in die Tumorregion geschoben und anschließend
schrittweise wieder zurückgezogen. Bei der Bestrahlungsplanung wird bereits im Vorfeld festgelegt, wie
lange die jeweiligen Haltepunkte sind, um eine optimale Dosisverteilung zu erhalten. Die Afterloading-
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Dauer, Techniken und Anzahl der Patienten
Welche Bestrahlungstechniken gibt es?
3-D-konformale Strahlentherapie
Bei der perkutanen Strahlentherapie ist die 3-Dkonformale Strahlentherapie heutzutage Standard.
Hierbei wird auf Basis einer CT-Untersuchung in
Bestrahlungsposition („Planungs-CT“) im virtuellen
3-D-Datensatz das zu bestrahlende Volumen vom
Strahlentherapeuten in jeder CT-Schicht konturiert.
Zusätzlich werden die zu schonenden Organe und Gewebe („Risikoorgane“) eingezeichnet. Medizin­physiker
und Dosimetristen erstellen den individuell an die
Anatomie des Patienten angepassten Bestrahlungsplan, der – gegebenenfalls nach Optimierung – vom
Strahlentherapeuten freigegen wird. Die Umsetzung
des Bestrahlungsplans am Linearbeschleuniger erfolgt
– nach präziser, laserunterstützter Patientenlagerung
– durch die Positionierung der im Beschleuniger integrierten Lamellen („Leaves“) sowie durch die Rotation
des Linearbeschleunigertragarms („Gantry“) in die
vorher festgelegten Stellungen („Gantrywinkel“).
Hochpräzisionsstrahlentherapie
Brust-, Prostata- und Lungenkrebs machen
mehr als 50 % aller bestrahlten Tumore aus.
An unserer Abteilung wenden wir zunehmend die so
genannten „Hochpräzisionsstrahlentherapie-Methoden“ an. Hierzu zählen die stereotaktische Strahlentherapie, die intensitätsmodulierte Strahlentherapie
und die bildgeführte Strahlentherapie.
Stereotaktische Strahlentherapie
Bei der stereotaktischen Strahlentherapie wird der
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Tumor in einem externen Koordinatensystem oder
mit Hilfe geräteeigener Echtzeitbildgebung vor jeder
Bestrahlungsfraktion lokalisiert und anschließend
mit einer hohen Einzeldosis behandelt. Im Extremfall
wird nur über eine einzige Fraktion bestrahlt und eine
Dosis von etwa 20 Gy in einer Sitzung verabreicht
(Radio-Chirurgie). Dieses Verfahren kommt häufig
bei Oligometastasen im Gehirn zum Einsatz.
Im Körperstammbereich (Leber, Lunge) werden stereotaktisch drei bis fünf Fraktionen mit einer Einzel­
dosis zwischen acht Gy und 15 Gy appliziert. Für nicht
kleinzellige Bronchialkarzinome im Stadium I können
auf diese Weise mit der chirurgischen Resektion vergleichbare Heilungsraten erreicht werden.
Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT)
Bei der intensitätsmodulierten Strahlentherapie
wird die Dosis über hunderte bis tausende kleiner
Teilstrahlen eingestrahlt und der Bestrahlungsplan
anhand von Dosisvorgaben des Arztes vom Medizinphysiker optimiert. Auf diese Weise kann der
Hochdosisbereich noch besser an das zu bestrahlende Volumen („Planungszielvolumen“) angepasst
werden. Zudem können Risikoorgane, welche ganz
oder teilweise vom Tumor umgeben sind, geschont
werden. Diese Art der Behandlung erfordert einen
erhöhten Planungsaufwand und unter Umständen
sehr lange Rechenzeiten. Bei Applikation der IMRT
über fixe Tragarmwinkel („Gantrywinkel“) verlängert
sich auch die Bestrahlungszeit.
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Volumetrische intensitätsmodulierte
Strahlentherapie (VMAT)
Eine Weiterentwicklung der IMRT ist die so genannte
„volumetrische intensitätsmodulierte Strahlentherapie
(VMAT)“. Dabei rotiert der Linearbeschleuniger um
den Patienten bei gleichzeitiger Applikation der Strahlung. Die Intensität der Strahlung bzw. die Formung
der Teilstrahlen wird durch die Leaves hervorgerufen,
die sich kontinuierlich bewegen und im Bereich des
Strahlauslasses des Gerätes montiert sind (MultiLeaf-Kollimator). Auf diese Weise lassen sich in sehr
kurzer Zeit Tausende kleiner Teilstrahlen mit hoher
Präzision applizieren.
Bildgeführte Strahlentherapie
Bei der bildgeführten Strahlentherapie oder Image
Guided Radiotherapy (IGRT) wird der Tumor bzw.
die tumortragende Region vor jeder Bestrahlungsfraktion visualisiert und die Patientenposition nach
der aktuellen Tumorlokalisation korrigiert. Zur Darstellung des Tumors oder der Tumorregion dient
eine Zusatzausrüstung wie das Cone-beam-CT, das
Kilovolt Imaging, das stereotaktische Röntgen, die
Detektion implantierter Marker oder der stereotaktische Ultraschall. Die bildgeführte Strahlentherapie
verlängert die Aufenthaltszeit des Patienten im Bestrahlungsraum, was bedeutet, dass bei Anwendung
der IGRT weniger Patienten pro Zeiteinheit behandelt
werden können.
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Wie lange dauert eine Bestrahlungseinheit?
Eine Bestrahlungssitzung bzw. Bestrahlungsfraktion
dauert inklusive Patientenpositionierung und Rotation
des Tragarms („Gantry“) etwa fünf bis 15 Minuten.
Die reine Bestrahlungszeit, das heißt, jene Zeit, in
der der Strahl eingeschaltet ist, liegt oft nur bei ein bis
zwei Minuten. Werden aufwendige Techniken eingesetzt und/oder viele Tumorlokalisationen bestrahlt bzw.
hohe Einzeldosen verabreicht, ist die Behandlungszeit
länger. Die Dauer der Bestrahlungsfraktion ist somit
nicht von der Tumorart abhängig, sondern in erster
Linie von der Bestrahlungstechnik und der Dosis pro
Bestrahlungsfraktion. Die Kontrollen hinsichtlich der
exakten Positionierung des Patienten und eventuelle
Tischpositionskorrekturen nehmen oft die meiste Zeit
in Anspruch.
Wie viele Sitzungen sind nötig?
Die Anzahl der Bestrahlungsfraktionen pro Patient
schwankt an unserer Abteilung für gewöhnlich zwischen
eins und 37 und ist abhängig von der Tumorart. Bei den
meisten Patienten werden mehrere Bestrahlungsfraktionen appliziert, wobei der Großteil zwischen 15 und 37
bekommt. Patienten mit palliativer Strahlentherapie bei
Knochenmetastasen erhalten überwiegend zehn bis
zwölf Bestrahlungsfraktionen. Bei speziellen Techniken
wie der Brachytherapie oder der Stereotaxie können
kleinvolumig hohe Dosen appliziert werden, dadurch
sind weniger Fraktionen nötig. Je höher die Einzeldosis, desto stärker ist die antineoplastische Wirkung bei
gleichbleibender Gesamtdosis.
Wie sieht der Bestrahlungsablauf für
den Patienten aus?
Vor der Bestrahlung
Nach Befundsichtung wird der Patient zur Erstkonsultation beim Radio-Onkologen geladen. Hierbei geht es
neben einer lokalen Untersuchung unter anderem um
die Indikationsstellung zur Strahlentherapie sowie um
die Aufklärung des Patienten über Ablauf, Wirkung und
potentielle Nebenwirkungen. Unter Umständen werden
weitere diagnostische Maßnahmen veranlasst. Im
weiteren Verlauf werden Details der Behandlung festgelegt, wie etwa das Ausmaß und die Lokalisation des
Bestrahlungsareals, Einzel- und Gesamtdosis („Fraktionierung“) sowie gegebenenfalls die parallele Applikation
systemischer Therapien (Radio-Chemotherapie oder
Radio-Immuntherapie). Unter Umständen sind einige
dieser Informationen schon im vorher durchgeführten
onkologischen Tumorboard besprochen worden.
Liegen alle notwendigen Informationen vor, erfolgt die
Einleitung der Bestrahlungsplanung.
Der Patient wird in der richtigen Bestrahlungsposition
gelagert. Zur Reproduzierbarkeit der Lagerung werden kleine Hautmarkierungen appliziert, die mit einem
fest stationierten Lasersystem in Übereinstimmung
gebracht werden. Anschließend erfolgt in dieser Position eine computertomografische Untersuchung der
Bestrahlungsregion („Planungs-CT“). Die akquirierten
CT-Daten werden in ein spezielles Bestrahlungsplanungsprogramm überführt und dort werden in jeder
CT-Schicht die zu bestrahlenden Regionen („Planungszielvolumina“) und die zu schonenden Organe bzw.
Regionen („Risikoorgane“) vom Arzt definiert („Konturierung“). Anschließend wird der Bestrahlungsplan
von der medizinischen Physik am kombinierten dreidimensionalen CT-Structure-Datensatz erstellt und
vom Radio-Onkologen begutachtet. Falls notwendig,
erfolgen weitere Optimierungen des Bestrahlungsplanes bis dieser vom Radio-Onkologen freigegeben wird.
Alle für die Bestrahlung relevanten Daten werden vom
Planungsprogramm auf elektronischem Wege an das
Bestrahlungsgerät gesendet.
Während der Bestrahlung
Im Allgemeinen erstreckt sich die Bestrahlungsbehandlung über mehrere Tage bis Wochen, in Einzelfällen wird aber auch nur eine einzige Fraktion bestrahlt.
Die Anzahl der Bestrahlungen hängt unter anderem
von der Tumorentität, dem Tumorstadium und der
Tumorgröße ab.
Am Bestrahlungsgerät wird der Patient durch die Radiologietechnologen anhand der Hautmarkierungen auf
dem Bestrahlungstisch gelagert. Gegebenenfalls erfolgt
zur weiteren Positionierung eine aktuelle Bildgebung
mit Hilfe geräteeigener oder im Raum basierter Positionierungsbildgebung (z. B. Cone-beam-CT, stereotaktisches Röntgen etc.). Ist der Patient richtig positioniert,
verlassen alle Mitarbeiter den Raum. Dieser wird durch
eine Strahlenschutztür verschlossen. Über ein Videound Audiosystem besteht Kontakt zum Patienten.
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Das Bestrahlungsgerät wird von außen angesteuert.
Die Dauer der Bestrahlung beträgt meist nur einige
wenige Minuten und ist für den Patienten nur durch
ein vom Gerät abgegebenes akustisches Signal wahrnehmbar. Nach der Bestrahlung betritt das Personal
wieder den Bestrahlungsraum und fährt den Tisch
nach unten, sodass der Patient wieder zur Umkleidekabine gehen kann. Dieses Prozedere wiederholt
sich bei der nächsten Bestrahlungssitzung.
Im Verlauf einer Bestrahlungsserie hat der Patient
mehrere Gespräche mit der Radio-Onkologin bzw.
dem -Onkologen. Diese dienen auch der Erfassung
der Verträglichkeit bzw. der Behandlung etwaiger
Nebenwirkungen. Bei vielen Tumorentitäten kann ein
Großteil der Bestrahlungsbehandlung ambulant erfolgen. Falls notwendig, kann der Patient kurzfristig auf
die abteilungseigenen Stationen aufgenommen werden, z. B. zur Flüssigkeits- und Kaloriensubstitution.
Nach der Bestrahlung
Am Ende der Strahlentherapieserie erfolgt ein Abschlussgespräch durch den bahandelnden RadioOnkologen. Hierbei werden die weiteren Verhaltensmaßnahmen sowie das folgende therapeutische
und diagnostische Vorgehen besprochen. Ist die
onkologische Behandlung mit der Strahlentherapie
abgeschlossen, wird der Patient in die onkologische
Nachsorge entlassen. Diese wird oft vom primär
behandelnden, einweisenden Arzt übernommen, in
einigen Fällen auch von unserer Abteilung. Sollten
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sich im Zusammenhang mit unserer Therapie Fragen
oder Komplikationen ergeben, so werden der Patient
und/oder der zuweisende Arzt gebeten, sich wieder
bei uns zu melden.
Was ist beim Transport von bestrahlten
Patienten zu beachten?
Strahlentherapie-Patienten können wie alle anderen
transportiert werden. Das heißt, die Art des Transportes (liegend, sitzend, überwacht) hängt vom Allgemeinzustand des Patienten und von seinen Begleiterkrankungen ab. Nach externer Strahlentherapie
oder nach einer Afterloading-Therapie strahlen die
Patienten nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen wird.
empfehlen wir, die bestrahlten Regionen möglichst
wenig der Sonne auszusetzen und Nebenwirkungen
unmittelbar dem Bestrahlungspersonal mitzuteilen.
Nebenwirkungen können auch mittel- und langfristig
nach Beendigung der Strahlentherapie auftreten. Diese sind im Allgemeinen gering bis mäßig ausgeprägt.
Deutliche bis schwerwiegende Spätnebenwirkungen
sollten vom Patienten oder vom behandelnden Hausarzt umgehend dem Strahlentherapeuten gemeldet
werden.
Worauf müssen Patienten
nach einer Bestrahlung achten?
Im Allgemeinen können Patienten während des ambulanten Behandlungsteils ihren gewohnten Tagesablauf
weitgehend beibehalten. Bewegung ist sicherlich
förderlich. Auch Sport ist zu begrüßen, solange er
dem Patienten gut tut. Allerdings sollten während der
Bestrahlungsserie Chlorwasser und Wärmeapplikationen (Sauna, Infrarot, Whirlpool, Thermalwasser)
gemieden werden. Bei Beckenbestrahlungen ist es
ratsam, exzessives Radfahren oder Spinning zu
vermeiden, bei der Bauch- und Beckenbestrahlung
sollten zudem die Ernährungsempfehlungen des
Strahlentherapiepersonals – insbesondere bei Auftreten von Beschwerden – eingehalten werden. Weiters
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Mythen und Fehlinformationen
rund um die Strahlentherapie
Trotz der langjährigen Etablierung des Fachbereiches
Radio-Onkologie kursieren immer noch viele Fragen
und Fehlinformationen über die Strahlentherapie. Zu
den häufigsten gehören:
„Patienten geben nach der
Strahlentherapie selbst Strahlung ab.“
Diese Aussage trifft für die perkutane externe Strahlentherapie sowie für die Afterloading-Therapie nicht
zu. Lediglich die wenigen Patienten mit Prostata-JodSeed-Behandlung geben eine ganz geringe Strahlung
ab, was für die Umgebung jedoch nicht schädlich ist.
„Durch die Strahlentherapie
bekomme ich Verbrennungen.“
In manchen Fällen, insbesondere bei Kopf-HalsTumor-Behandlungen, treten Hautrötungen mit Epitheliolysen auf. Da bei der Strahlentherapie so gut wie
keine thermische Energie übertragen wird, handelt
es sich hier nicht um Verbrennungen. Epitheliolysen
kommen vor, weil die sich schnell teilenden Stammzellen der Haut durch die Strahlentherapie teilweise
eliminiert werden und nach einer gewissen Zeit als
Funktionszelle an der Hautoberfläche fehlen.
Die Strahlentherapie ist nach der Chirurgie das
wichtigste Verfahren zur Heilung solider Tumore.
„Die Strahlentherapie ist eine
rein palliative Behandlung.“
Das kurative Potential der Strahlentherapie ist höher
als das der Chemotherapie. In unserer Abteilung werden mehr als 50 % der Patienten in heilender Intention
behandelt.
„Die Strahlentherapie verursacht schwerste
Nebenwirkungen und ist sehr belastend
für die Patienten.“
Die Strahlentherapie kann sowohl akute als auch
chronische Nebenwirkungen hervorrufen. In den allermeisten Fällen sind diese Nebenwirkungen jedoch
gering ausgeprägt und beziehen sich auf das lokale
Bestrahlungsareal. Systemische Nebenwirkungen
sind selten. Am häufigsten tritt hier eine mäßige Fatigue auf, die sich in den Tagen und Wochen nach der
Strahlentherapie jedoch wieder legt. Patientinnen mit
einem Mammakarzinom, die sowohl eine Chemotherapie als auch eine Strahlentherapie erhalten haben,
berichteten im Allgemeinen, dass sie die Strahlentherapie deutlich besser vertragen haben. Bei manchen
Tumoren kann die Strahlentherapie allerdings lokal
mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein –
insbesondere bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren.
„Die Strahlentherapie ist alten
Menschen nicht zumutbar.“
Die alleinige Strahlentherapie wird von alten Menschen genauso gut vertragen wie von jungen. Dies
scheint allerdings nicht generell für die kombinierte
Radio-Chemotherapie zu gelten. Wann und in welchem Ausmaß die kombinierte Radio-Chemotherapie
bei alten Menschen (über 70 Jahren) sinnvoll ist, ist
derzeit Gegenstand von klinischen Studien.
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Nebenwirkungen der Strahlentherapie
Kurzzeitnebenwirkungen
Kurzzeitnebenwirkungen oder so genannte „akute
Nebenwirkungen“ können während bis einige Wochen
nach der Strahlentherapieserie auftreten. Meistens
handelt es sich um lokale Nebenwirkungen, die davon
abhängen, in welcher Region bestrahlt wurde.
Allgemeine, systemische Nebenwirkungen sind selten, lediglich eine mäßiggradige Fatigue kann häufiger auftreten. Diese bildet sich aber einige Tage
bis Wochen nach der Strahlentherapie meist wieder
vollständig zurück. Übelkeit oder Erbrechen während
der alleinigen Strahlentherapie sind eher selten und
können z. B. bei großflächiger Abdominalbestrahlung
oder bei der Bestrahlung im Kopf- und Halsbereich
auftreten. Bei konkomitanter, paralleler Radio-Chemotherapie mit Platinderivaten können Übelkeit und unter
Umständen auch Erbrechen häufiger vorkommen.
Haarausfall tritt bei der Bestrahlung lediglich dann auf,
wenn direkt im Bereich der Schädelkalotte bestrahlt
wird oder eine entsprechende Chemotherapie parallel
verabreicht wird.
Lokale Nebenwirkungen
70 % aller neu erkrankten Tumorpatienten
werden radio-onkologisch therapiert.
•Generell:
Rötung, Trockenheit und Jucken der Haut im Bestrahlungsgebiet; Epitheliolysen kommen, wenn
außerhalb des Kopf- und Halsbereiches bestrahlt
wird, heutzutage selten vor.
•Bestrahlungen im Bereich des ZNS:
Ödembildung mit möglichen Hirndruckzeichen wie
Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit.
•Bestrahlungen im Kopf- und Halsbereich:
Schluckbeschwerden, Mucositis, Mundtrockenheit,
Änderung des Geschmacksinns, Heiserkeit.
•Bestrahlung im Bereich der Mamma:
Rötung, Überwärmung und Schwellung der bestrahlten Brust, Pneumonitis (selten, in den Wochen
nach Ende der RT).
•Bestrahlung im Thoraxbereich:
Ösophagitis mit Schluckbeschwerden, selten
Pneumonitis.
•Bestrahlung im Abdomen- und Beckenbereich:
Verdauungsstörungen wie Durchfälle oder Verstopfung, Neigung zu Blähungen, Bauchkrämpfe etc.,
dysurische Beschwerden, Stuhl- oder Harnurge.
•Bestrahlungen im Bereich der
Axilla oder der Leisten:
Schwellung der Extremitäten durch ein Lymphödem.
Langzeitnebenwirkungen
Langzeitnebenwirkungen oder Spätnebenwirkungen
sind in der Radio-Onkologie definitionsgemäß Nebenwirkungen, die mehr als 90 Tage nach Beginn der
Strahlentherapie auftreten.
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Spätnebenwirkungen
•Generell:
Hyperpigmentierung der Haut im Bestrahlungsareal,
unterschiedliche Grade einer subkutanen Fibrose,
leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Zweitkarzinoms nach zehn bis 15 Jahren.
•Bestrahlungen im Bereich des ZNS:
Umschriebene Alopezie, Hirnnekrose bei hochdosierter Strahlentherapie (selten).
•Bestrahlungen im Kopf- und Halsbereich:
Mundtrockenheit, vermehrtes Auftreten von Karies
und Parodontose, Kau- und Schluckbeschwerden.
•Bestrahlung im Bereich der Mamma:
Form- und Konsistenzveränderungen der bestrahlten Brust, Rippennekrose (selten).
•Bestrahlung im Thoraxbereich:
Ösophagusstenose, umschriebene Lungenfibrose
im Hochdosisstrahlentherapieareal, kardiale Schädigung (geringes Risiko).
•Bestrahlung im Abdomen- und Beckenbereich:
Länger anhaltende Verdauungsbeschwerden wie
z. B. Neigung zu Durchfällen, Blähungen oder
Darmkrämpfen, intermittierende Blutauflagerungen
beim Stuhlgang, Ulcera im Magen-Darmbereich
(selten), Harnröhrenstenose (selten), Änderung
des Miktionsverhaltens (z. B. Nykturie, Pollakisurie
22
etc.), vaginale Trockenheit, vaginale Stenose bei
hochdosierter Strahlentherapie.
•Gonaden:
Infertilität wenn die Toleranzdosis für die Ovarien
bzw. die Testis überschritten wurde.
Welche Nebenwirkungen
sind gefährlich?
Es ist äußerst selten, dass im Rahmen einer alleinigen
Strahlentherapie vital bedrohliche Nebenwirkungen
auftreten! Diese könnten unter anderem sein: Eine
zerebrale Einklemmung bei entsprechend ungünstiger
Tumorlage und starker Ödemzunahme sowie eine Tumorarrosionsblutung, die allerdings auch unabhängig
von der Strahlentherapie auftreten kann. Bei einer
Radio-Chemotherapie kann es in seltenen Fällen zu
neutropenem Fieber oder zu einer Blutungsneigung
bei Thrombopenie kommen.
rückgegangen. Es gibt allerdings nach wie vor Bestrahlungsindikationen, die mit nicht unerheblichen Akutbzw. Spätnebenwirkungen verbunden sind. Ein Ziel
der Strahlentherapie ist es, die Inzidenzrate stärkerer
Spätnebenwirkungen (>/= Grad III) unter 5 % zu halten.
Wer muss bei Nebenwirkungen
informiert werden?
Bei schweren, akut aufgetretenen Nebenwirkungen
bitten wir Sie, die Leitstelle unter der Telefonnummer
0732/7677-7320 zu kontaktieren, ebenso bei stärkeren, chronischen bzw. nicht akut verlaufenden Nebenwirkungen. In letzteren Fällen ist auch eine E-MailNachricht an [email protected] ausreichend.
Worauf sollen niedergelassene Ärzte
ihre Patienten aufmerksam machen?
Unsere Mitarbeiter geben den Bestrahlungspatienten
detaillierte Empfehlungen für das Verhalten während
der Strahlentherapie mit. Generell sollte eine stärkere
Sonnenexposition im Bestrahlungsareal vermieden
werden, ebenso wie mechanische Reizung im entsprechenden Gebiet, z. B. durch das Tragen enger,
scheuernder Kleidung. Bewegung und Sport während
der Bestrahlungsserie sind sicherlich zu befürworten,
solange sie dem Patienten guttun.
Bei stärkeren Nebenwirkungen, die mit der Strahlentherapie in Zusammenhang stehen könnten, bitten
wir die niedergelassenen Ärzte, mit uns Kontakt
aufzunehmen.
Wie oft treten Nebenwirkungen auf?
Die Inzidenz und die Schwere akuter bzw. chronischer Nebenwirkungen nach Strahlentherapie sind in
den letzten Jahren durch die Anwendung moderner
Strahlentherapieverfahren sowie durch den Einsatz
der Hochpräzisionsstrahlentherapie kontinuierlich zu-
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Zahlen und Fakten zur radio-onkologischen
Abteilung am KH der Barmherzigen Schwestern Linz
An unserer Abteilung werden jährlich ca. 2.300 Patienten bestrahlt. Das tägliche Aufkommen an den
Bestrahlungsgeräten variiert zwischen 180 bis 220
Patienten.
Unsere Strahlentherapie ist eine der
größten im deutschsprachigen Raum.
Die wichtigsten Kennzahlen:
•Sechs Linearbeschleuniger (davon einer für die
dedizierte intraoperative Strahlentherapie)
•Zwei Planungs-Computertomografen
•Eine Brachytherapieeinheit
•2.300 Patienten jährlich
•Mehr als 100 Mitarbeiter
Bei welchen Tumorboards ist die radioonkologische Abteilung vertreten?
Die Strahlentherapie ist in allen onkologischen Tumorboards unseres Krankenhauses vertreten und deckt
somit folgende Bereiche ab:
Bei manchen Tumoren kann die Strahlen­
therapie eine organerhaltende Alternative
zu chirurgischen Verfahren darstellen.
•Gynäkologisches Tumorboard
•Hämato-onkologisches Tumorboard
•Mamma-Tumorboard
•Pädiatrisches Tumorboard
•Schilddrüsen-Tumorboard
•Tumorboard für Hals-, NasenOhrentumore/Plastische Chirurgie
•Urologisches Tumorboard
•Viszerales Tumorboard
Weiters ist unsere radio-onkologische Abteilung Teil
des Mamma-/gynäkologischen Tumorboards und des
Viszeral-/Thorax-Tumorboards im AKH Linz sowie des
Viszeral- und Thorax-Tumorboards und des MammaTumorboards im Krankenhaus der Elisabethinen Linz.
Die Tumorboards im Klinikum Wels-Grieskirchen, im
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
sowie im Landesklinikum Amstetten werden ebenfalls
von unserer Abteilung mitbetreut.
Ihr Kontakt zur Abteilung
Leitstelle der Abteilung für Radio-Onkologie
Tel.: 0732/7677-7320
(Montag bis Freitag, 7.00–15.30 Uhr)
E-Mail: [email protected]
Sollten Sie als behandelnder Arzt eine spezifische
Frage zu einem Ihrer Patienten haben, werden Sie über
die DW 7320 mit einem Radio-Onkologen verbunden.
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Strahlentherapie als eigene Fachdisziplin
Die Strahlentherapie ist ein klinisch-therapeutisches
Fach, das sich insbesondere mit der Behandlung von
Tumoren beschäftigt. Die Ausbildung zum Facharzt
für Radio-Onkologie dauert sechs Jahre. Der Strahlentherapeut muss über gute diagnostische Kenntnisse verfügen, ist aber selbst kein Diagnostiker. Die
Technik, sprich die Linearbeschleuniger, oder die
Brachytherapie, werden vom Strahlentherapeuten als
„Werkzeug“ zur Behandlung von Tumorerkrankungen
verwendet, ähnlich wie das Skalpell des Chirurgen.
Der Strahlentherapeut muss über Basiskenntnisse
in Strahlenphysik sowie über die Funktionsweise
eines Linearbeschleunigers verfügen, ist aber selbst
kein „Techniker“. Er benötigt eine breite onkologische
Ausbildung und arbeitet sehr interdisziplinär mit allen
onkologisch tätigen Fachrichtungen zusammen.
Interessant ist zudem die interprofessionelle
Zusammen­arbeit in der Radio-Onkologie. Strahlen­
therapeuten, Medizinphysiker, Radiologietechnologen, Pflegefachkräfte, Feinmechaniker sowie
Angehörige weiterer Berufsgruppen sind für einen
reibungslosen Ablauf im Sinne der Patienten verantwortlich.
Das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz
bietet Ausbildungsstellen zum Facharzt für RadioOnkologie an. Nähere Informationen gibt es zudem
auf der Website der Österreichischen Ärztekammer:
www.aerztekammer.at
Mit moderner Strahlentherapie können sowohl
irregular geformte, als auch tiefliegende oder
inoperable Tumore behandelt werden.
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