Zentrum für Strahlentherapie - Radioonkologie Rheine - Osnabrück Patientinnenratgeber Strahlenbehandlung der Brust oder Brustwand nach Brustkrebsoperation Zentrum für Strahlentherapie – Radioonkologie Rheine – Osnabrück Zentrum für Strahlentherapie - Radioonkologie Rheine - Osnabrück Liebe Patientin, bei Ihnen ist es notwendig, eine Strahlenbehandlung der Brust oder Brustwand nach einer Brustkrebsoperation durchzuführen. In besonderen Fällen werden auch die Lymphknoten der Achselhöhle und / oder der Region unterhalb und oberhalb des Schlüsselbeins mitbestrahlt. Da es für die meisten von Ihnen das erste Mal ist, dass eine solche Behandlung durchgeführt wird, gibt es sicherlich viele offene Fragen. Wir haben bereits ein ausführliches Gespräch mit Ihnen über die anstehende Strahlentherapie geführt. Erfahrungsgemäß tauchen dennoch häufig Fragen auf, die noch nicht oder nicht vollständig beantwortet worden sind. Der Beantwortung dieser Fragen dient der vorliegende Ratgeber. Er ist so gestaltet, dass anhand häufig gestellter Fragen ein möglichst umfassendes Bild der durchzuführenden Strahlenbehandlung vermitteln wird. Der Ratgeber ist kein Ersatz für das persönliche Gespräch. Wenn Sie Fragen oder Probleme haben, können und sollten Sie sich jederzeit an die Ärzte oder an die MTA´s oder Arzthelferinnen wenden. Für die Therapie wünschen wir Ihnen alles Gute! Das Praxisteam Abb.: Ihr Praxisteam in Rheine Abb.: Ihr Praxisteam in Osnabrück Zentrum für Strahlentherapie - Radioonkologie Rheine - Osnabrück Inhaltsverzeichnis 06 07 08 09 10 11 12 13 15 17 Warum muss bei mir eine Strahlenbehandlung der Brust durchgeführt werden? Warum muss trotz Chemo- und/oder Hormon- therapie eine Bestrahlung durchgeführt werden? Mit welchen „Strahlen“ wird die Bestrahlung durchgeführt? Was genau wird eigentlich bei der Bestrahlung der Brust oder der Brustwand bestrahlt? Wann werden die Lymphknoten mitbestrahlt? Wann wird eine Strahlentherapie der Brust- wand nach kompletter Entfernung der Brust durchgeführt? Welche Wirkung haben die Strahlen auf die Tumorzellen und welche Wirkung auf das nor- male Körpergewebe? Mit welcher Bestrahlungstechnik wird die Brust oder Brustwand bestrahlt? Wann beginnt die Bestrahlung? Wie wird die Bestrahlung dosiert? Wie viele Bestrahlungen müssen gemacht werden? 18 Welche Vorbereitungen werden bis zum Beginn der Bestrahlung durchgeführt? Welche Nebenwirkungen können bei der Bestrahlung auftreten? Was kann ich tun, um Nebenwirkun- gen zu vermeiden? Was muss ich nach Beendigung der Bestrahlung beachten? Werden Kontrolluntersuchungen nach der Bestrahlung durchgeführt? Kann ich zur Bestrahlung selbst mit dem Auto kommen? Soll ich während der Bestrahlung be- ruflich arbeiten? Soll ich während der Strahlenbehandlung ergänzende Therapieverfahren durchführen? Soll ich nach der Bestrahlung eine An- schlussheilbehandlung (Kur) machen? Wie beantrage ich eine Anschlussheil- behandlung? Schematischer Ablauf der Strahlen- therapie 19 20 21 22 03 Das Zentrum für Strahlentherapie und Radioonkologie Rheine - Osnabrück 1999 wurde die Praxis für Strahlentherapie und Radioonkologie am Mathiasspital in Rheine durch die Strahlentherapeuten Dr. med. Klaus Ostkamp und Dr. med. Günter Hampel gegründet. Zu dem Zeitpunkt war die Praxisgründung eine der ersten Praxisgründungen für Strahlentherapie in Deutschland. Die Praxis ist seit 2006 als Kernleistungserbringer des Brustzentrums Nordmünsterland durch das Land NRW zertifiziert ist. Eine erfolgreiche Rezertifizierung fand 2009 statt. Im Jahr 2007 wurde das Zentrum für Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum Osnabrück in Betrieb genommen. Von Beginn an wurden dort die aktuell modernsten strahlentherapeutischen Behandlungsverfahren angeboten. Im September 2008 wurde ein weiterer Linearbeschleuniger der neusten Generation in Rheine installiert. Parallel wurde eine umfassende technische Aufrüstung auf den aktuellen Stand der strahlentherapeutischen Technik durchgeführt. Die beiden Praxen verfügen nun über insgesamt 3 Linearbeschleuniger zur perkutanen Strahlentherapie sowie über eine Brachytherapieeinheit. Alle innovativen Behandlungsverfahren der Strahlentherapie (3-D-konformale Strahlentherapie, Intensitätsmodulierte Strahlentherapie = IMRT, bildgeführte Strahlentherapie = IGRT und stereotaktische Hochpräzisionsbestrahlungen im Gehirn und Körper) können durchgeführt werden. Die beiden Praxen verfügen über 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 6 Fachärzte für Strahlentherapie, 4 Medizinische Diplomphysikerinnen und Diplomphysiker, 16 medizinischtechnische Radiologieassistentinnen- und Assistenten und 7 Arzthelferinnen und Krankenschwestern. Pro Jahr behandeln wir insgesamt über 2000 Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen. 04 Dr. med. Dr. med. Dr. med. Dr. med. Dr. med. Günther Hampel Stefan Hesselmann Phu Nguyen Klaus Ostkamp Afshin Radmad Christian Schories Kontakt Adresse Adresse Gemeinschaftspraxis für Strahlentherapie-Radioonkologie am Mathias-Spital Rheine Sprickmannstrasse 36 48431 Rheine Zentrum für Strahlentherapie am Klinikum Osnabrück Am Finkenhügel 5 49076 Osnabrück Telefon 05971 160980 Telefon 0541 8004970 Fax 05971 1609890 Fax 0541 80049750 Mail [email protected] Mail [email protected] Internet www.strahlenbehandlung.de Internet www.strahlenbehandlung.de 05 Warum muss bei mir eine Strahlenbehandlung der Brust durchgeführt werden? (Der Tumor in der Brust wurde doch komplett entfernt!) Trotz kompletter Entfernung des Tumors aus der Brust und Entfernung der Achselhöhlenlymphknoten bzw. des Wächterlymphknoten besteht ein gewisses Risiko, dass einzelne Tumorzellen in der Brust verblieben sind. Dieses Risiko ist abhängig vom Tumorstadium. In ungünstigen Fällen kann das Risiko mehr als 50% betragen. Ob tatsächlich noch Tumorzellen in der Brust verblieben sind, wissen wir nicht. Es gibt kein Verfahren, mit dem einzelne Tumorzellen nachweisbar wären. So ist es durchaus möglich, dass eine Bestrahlung bei Ihnen gar nicht notwendig ist, weil tatsächlich gar keine Tumorzellen mehr in der Brust sind. Nähmen wir einmal an, dass das geschätzte Risiko für verbliebene Tumorzellen in der Brust 30% betrüge. Anders herum würde dies aber bedeuten, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 70% keine Tumorzellen mehr in der Brust wären. Man könnte sich nun auf den Standpunkt stellen, dass es ja viel wahrscheinlicher ist, dass eine Bestrahlung nicht notwendig ist und auf die Bestrahlung verzichten. Was würde passieren, wenn nun doch Tumorzellen in der Brust verblieben wären und keine Bestrahlung durchgeführt wird? Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden sich die Tumorzellen irgendwann irgendwo in der Brust vermehren und es würde ein tastbarer oder durch Mammografie oder Ultraschall sichtbarer Knoten entstehen. Man könnten natürlich sagen, dass ein solcher Knoten in der Brust erst mal nicht gefährlich wäre, da er, insbesondere wenn man ihn frühzeitig entdeckt, keine Beschwerden macht und auch gut operativ entfernt werden könnte. Bei der Betrachtung haben wir aber einen Punkt nicht berücksichtigt: Wenn noch Tumorzellen in der Brust verblieben sind, besteht nicht nur das Risiko eines Tumorrückfalls in der Brust. Die verbliebenen Tumorzellen können mit dem Lymph- oder Blutstrom in den Körper gelangen und dort Metastasen in Lunge, Leber und Knochen verursachen. Wenn das passiert, ist etwas sehr ungünstiges eingetreten. Zwar kann man in den meisten Fällen durch eine 06 Chemo- oder Hormontherapie eine Rückbildung der Metastasen erreichen, eine vollständige dauerhafte Heilung von der Tumorerkrankung ist aber nicht mehr möglich. Jetzt wird sicherlich klar, warum wir selbst bei einem nur geringen Risiko von verbliebenen Tumorzellen in der Brust eine Bestrahlung durchführen. Die Strahlentherapie senkt nicht nur das Rückfallrisiko in der Brust auf durchschnittlich 15%-20%, sondern sie verhindert auch eine Fernmetastasierung und verbessert damit insgesamt die Chance auf eine dauerhafte Heilung. Warum muss trotz Chemotherapie und / oder Hormontherapie eine Bestrahlung durchgeführt werden? Untersuchungen haben gezeigt, dass durch eine Chemo- und/oder Hormontherapie das Rückfallrisiko, das heißt das Auftreten von Metastasen, deutlich gesenkt werden kann. Auch das Rückfallrisiko im Bereich der Brust wird gesenkt. Diese Wirkung ist allerdings bei weitem nicht so ausgeprägt wie nach Durchführung einer Bestrahlung. Auf eine Bestrahlung kann daher nicht verzichtet werden. Die Chemotherapie und Hormontherapie werden zur Senkung des Rückfallrisikos eingesetzt. Eine Hormontherapie kann nur dann durchgeführt werden, wenn die Tumorzellen an ihrer Zelloberfläche Bindungsstellen für die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron besitzen. Ob eine Chemotherapie durchgeführt wird, hängt vom Rückfallrisiko und von der Hormonempfindlichkeit der Tumorzellen ab. Je größer das Rückfallrisiko ist, umso größer ist der Vorteil, den man durch eine zusätzliche Chemotherapie gewinnt, insbesondere dann, wenn der Tumor unempfindlich gegenüber einer Hormontherapie ist. Unabhängig von der Notwendigkeit einer Chemotherapie oder Hormontherapie muss nach brusterhaltender Operation immer eine Nachbestrahlung der Brust durchgeführt werden. Siehe auch Radiotherapie nach kompletter Entferung der Brust. 07 Mit welchen „Strahlen“ wird die Bestrahlung durchgeführt? Die Bestrahlung der Brust wird heute in der Regel mit ultraharten Röntgenstrahlen durchgeführt. Die ultraharten Röntgenstrahlen werden in einem Linearbeschleuniger erzeugt. Der Vorteil der „ultraharten Röntgenstrahlen“ ist ihre gute Durchdringungsfähigkeit im Körpergewebe. Bei einer „weichen“ Strahlung ist die Durchdringungsfähigkeit nur gering. Ein großer Teil der Strahlung bleibt bereits in der Haut stecken, wobei in der Tiefe dann nur wenig Strahlung ankommt. Bei der Bestrahlung der Brust will man eine möglichst gleichmäßige Strahlendosis in der gesamten Brust, also auch in der Tiefe haben. Dies lässt sich tatsächlich am Besten mit ultraharten Röntgenstrahlen erreichen, die zudem eine viel bessere Schonung der Haut ermöglichen. Abb.: Linearbeschleuniger (in Rotation) Zudem ist die Präzision, mit der man bei Verwendung eines Linearbeschleunigers bestrahlen kann viel besser als bei anderen Bestrahlungsgeräten. Letztendlich ermöglicht die Bestrahlung mit einem Linearbeschleuniger eine wesentlich präzisere Bestrahlung und eine Reduktion von Nebenwirkungen. im Behandlungsraum 08 Was genau wird eigentlich bei der Bestrahlung der Brust oder der Brustwand bestrahlt? Wie bereits oben erläutert, wollen wir eigentlich nur die möglicherweise verbliebenen Tumorzellen in der Brust oder Brustwand bestrahlen. Wo diese genau liegen wissen wir aber nicht. Das größte Risiko besteht allerdings dort, wo der Tumorknoten lokalisiert war. Es ist aber auch möglich, dass Tumorzellen an einer ganz anderen Stelle in der Brust oder Brustwand verblieben sind. Daher wird bei der Bestrahlung die gesamte Brust- und Brustwand bestrahlt. Unabhängig davon, wo die Tumorzellen in der Brust liegen, sie werden auf jeden Fall von der Strahlung getroffen und mit größter Wahrscheinlichkeit abgetötet. Was ist eine Boostbestrahlung? In der Regel werden nach der Bestrahlung der gesamten Brust oder Brustwand noch einige zusätzliche Bestrahlungen (zwischen 5 und 10 Bestrahlungen) gezielt an die Stelle gebracht, an der der Tumor ursprünglich gesessen hat oder wo ein höheres Rückfallrisiko besteht. Dies nennt man Boostbestrahlung. Hiermit lässt sich das Rückfallrisiko noch einmal um einige Prozent senken. Die Anzahl der zusätzlichen Bestrahlungen hängt vom Rückfallrisiko ab und wird individuell festgelegt. Bei sehr geringem Risiko kann auf die Boostbestrahlung verzichtet werden. Die Boostbestrahlung ist nicht gefährlicher (mit mehr Nebenwirkungen verbunden) als die vorherige Radiotherapie. 09 Wann werden die Lymphknoten mitbestrahlt? Neben der Bestrahlung der erkrankten Brust kann es notwendig sein, auch die Lymphknoten zu bestrahlen. Dies wird immer dann in Erwägung gezogen, wenn bei der Operation der Achselhöhlenlymphknoten tumorbefallene Lymphknoten nachgewiesen wurden. Die Notwendigkeit der Bestrahlung der Lymphknoten und der Lymphknotenregionen hängt ab von der Lage des Tumors in der Brust, von der Anzahl und vom Ausmaß des Befalls der Lymphknoten sowie vom Ausmaß der Operation. Wann wird eine Strahlentherapie der Brustwand nach kompletter Entfernung der Brust (Ablatio mammae, Mastektomie) durchgeführt? Nach Entfernung der gesamten Brust muss nicht in jedem Fall eine Bestrahlung durchgeführt werden. Diese ist aber angezeigt, wenn der Tumor sehr groß gewesen ist, wenn mehrere Tumoren in der Brust vorlagen, wenn die Muskulatur oder die Haut vom Tumor befallen waren, wenn der Tumor nur knapp oder nicht im Gesunden entfernt wurde, wenn ein ausgedehnter Befall der Achselhöhlenlymphknoten vorlag oder der Tumor in Lymphgefäße oder Blutgefäße eingebrochen war. 10 Welche Wirkung haben die Strahlen auf die Tumorzellen und welche Wirkung auf das normale Körpergewebe? Durch die Strahlen werden die Tumorzellen entweder unmittelbar abgetötet oder so geschädigt, dass sie sich nicht mehr vermehren können und später absterben. Die normalen Körperzellen werden durch die Bestrahlung auch geschädigt. Sie sind aber wesentlich widerstandsfähiger und erholen sich nach der Bestrahlung nahezu vollständig. Mit welcher Bestrahlungstechnik wird die Brustwand der Brust bestrahlt? Bei der Wahl der Bestrahlungstechnik kommt es einerseits darauf an, dass der Brustdrüsenkörper oder die Brustwand, das umgebende Fettgewebe und die Haut gleichmäßig (homogen) bestrahlt werden, andererseits Lunge und Herz möglichst gut geschont werden. Dies erreicht man am besten über zwei schräge Felder, deren hintere Grenze hinter der Brust liegt (sog. Tangentialfelder, siehe Abb.). Bei der Boostbestrahlung wird meist über ein direktes Feld von vorne mit Elektronen, die nur eine begrenzte Eindringtiefe haben, bestrahlt. Wenn die Lymphknoten bestrahlt werden müssen, erfolgt dies über zusätzliche Bestrahlungsfelder, die direkt an die Tangentialfelder anschließen. Abb.: Tangentialfelder Wann beginnt die Bestrahlung? Wird keine zusätzliche Chemotherapie durchgeführt, kann die Bestrahlung bei guter Wundheilung innerhalb von 4-6 Wochen nach der Operation begonnen werden. Wird eine Chemotherapie durchgeführt, beginnt die Bestrahlung entweder direkt nach Abschluss der Chemotherapie (ca. 3 Wochen) oder wird nach der Hälfte der Chemotherapie durchgeführt (sog. Sandwich-Verfahren). Wie wird die Bestrahlung dosiert? Wie viele Bestrahlungen müssen gemacht werden? Die Strahlenmenge (Dosis) wird in der Einheit Gray (Gy) gemessen. Da der Mensch die Strahlung mit den Sinnesorganen nicht wahrnehmen kann, ist diese Einheit im Gegensatz zu anderen Maßeinheiten, wie zum Beispiel Kilogramm oder Kilometer, nicht erfahrbar und deshalb nur schwer vorstellbar. Bei der Behandlung von bösartigen Tumoren werden in der Strahlentherapie Strahlenmengen von 20-80 Gray verabreicht. Da aber die komplette Gabe der gesamten Strahlenmenge in einer einzigen Sitzung vom Körper nicht vertragen wird, wird die Strahlenmenge auf viele kleine, gleich große Einzeldosen aufgeteilt. 12 Bei der Bestrahlung der Brust und Brustwand werden zwischen 50 und 54 Gray Gesamtdosis gegeben. Bei einer Einzeldosis zwischen 1.8 oder 2 Gy pro Tag ergeben sich hieraus 25-30 Bestrahlungen. Zusätzlich wird dann in den meisten Fällen eine Boostbestrahlung (siehe oben) nach Abschluss der Bestrahlung der Brust oder Brustwand durchgeführt. Hier werden üblicherweise zwischen 5 und 10 Bestrahlungen (9-20 Gy) gegeben. Die Bestrahlung wird täglich von Montags bis Freitags durchgeführt (5 Bestrahlungen pro WocheSamstags und Sonntags keine Bestrahlung). Die gesamte Strahlentherapie erstreckt sich somit über einen Zeitraum von minimal 5 bis zu maximal 8 Wochen. Müssen die Lymphknoten mitbestrahlt werden, geschieht dies gleichzeitig mit der Bestrahlung der Brust oder Brustwand. Beim Aufklärungsgespräch werden wir Ihnen bereits mitteilen, wie viele Bestrahlungen insgesamt gegeben werden. Welche Vorbereitungen werden bis zum Beginn der Bestrahlung durchgeführt? In der Regel sind 2 Vorbereitungstermine bis zum Beginn der Bestrahlung notwendig. Beim ersten Vorbereitungstermin (Vor- Simulation, Planungs- CT) wird als erstes die Bestrahlungslagerung festgelegt. Hierzu wird der Körper auf einem Bestrahlungstisch und Gerät (Simulator), der dem Bestrahlungsgerät nachgebildet ist, genau ausgerichtet. Der Arm der zu bestrahlenden Seite oder auch beide Arme werden nach oben gelagert, damit die Bestrahlungsfelder nicht den Arm treffen. Anschließend wird die Lagerung anhand von Laserlinien, die auf ihre Haut projeziert werden, angezeichnet. Anhand dieser Anzeichnungen können wir sie dann immer wieder exakt lagern und ausrichten. Direkt anschließend wird in der zuvor festgelegten Bestrahlungslagerung eine Computertomografie (s. Abb.) durchgeführt. 13 Abb.: Computertomograph Bei der Computertomografie werden röntgenologisch Querschnitte vom Körper erstellt. Anhand dieser Bilder wird dann das Zielgebiet festgelegt und ein Computerbestrahlungsplan erstellt. Diese Methode, auch 3-dimensionale Bestrahlungsplanung oder konformale Bestrahlungsplanung genannt, ermöglicht die bestmögliche Präzision und führt auch zur Reduktion von Nebenwirkungen. Beim zweiten Vorbereitungstermin (Simulation) werden am Simulator die aus der Computerbestrahlungsplanung errechneten Bestrahlungsfelder eingemessen und auf der Haut angezeichnet. Damit sind die Vorbereitungen beendet. Die Bestrahlung kann beginnen. 14 Welche Nebenwirkungen können bei der Bestrahlung auftreten? Die Strahlentherapie der Brust ist heute eine sichere und gut verträgliche Behandlung. Dennoch treten im Verlauf der Bestrahlung und auch danach einige Nebenwirkungen auf. Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen und tritt in der Regel kurz nach der Bestrahlung auf. Die häufigste allgemeine Beeinträchtigung durch die Bestrahlung ist Müdigkeit und eine eingeschränkte körperliche Belastbarkeit. Diese Nebenwirkungen treten bei mehr als 50% der Patientinnen auf. Zu unterscheiden sind akute Nebenwirkungen, die während der Bestrahlung oder kurz danach auftreten können und sich gewöhnlich komplett zurückbilden. Darüber hinaus kann es zu Spätnebenwirkungen kommen, die sich Wochen, Monate oder erst Jahre nach der Behandlung zeigen und überwiegend bleibenden Charakter haben. Bei den akuten Bestrahlungsreaktionen steht die Bestrahlungsreaktion der Haut und Brust ganz im Vordergrund. Erste Symptome treten in der Regel in der dritten bis vierten Bestrahlungswoche auf. Es kommt zu einer Hautrötung und einem Spannungsgefühl in der Brust. Die Brust kann leicht anschwellen. Diese Bestrahlungsreaktion nimmt dann kontinuierlich bis zum Ende der Bestrahlung zu. Am Ende der Bestrahlung kann es auch an einigen Stellen zu oberflächlichen Hautablösungen kommen und die Brust selbst kann schmerzhaft geschwollen sein. In der Regel bildet sich die Hautreaktion innerhalb von 2-3 Wochen weitgehend zurück. Eine Bestrahlungsreaktion der Die Bestrahlung wirkt und macht Nebenwirkungen im Wesentlichen dort, wo die Bestrahlung gesundes Körpergewebe trifft. Darüber hinaus können Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens auftreten. Bei den ersten Bestrahlungen kann es bei einigen Patientinnen zum Auftreten eines Strahlenkaters kommen. Dieser äußert sich durch leichte 15 Verschlechterung der Lungenfunktion führt. Eine Schädigung des Herzens oder der Blutgefäße des Herzens kann sehr selten zu einer Herzschwäche oder zu Herzinfarkten und Herzrhythmusstörungen führen. Eine chronische Entzündung des Brustmuskels oder Schädigung der Rippen kann zu Beschwerden und Schmerzen an der Brustwand und zu Rippenbrüchen führen. Brust mit Schwellung braucht in der Regel 4-6 Wochen bis zur Rückbildung. Selten, insbesondere bei sehr großer Brust, bei gleichzeitiger antihormoneller Therapie oder vorausgegangener oder nachfolgender Chemotherapie, kann es zu einer chronischen Brustentzündung kommen, die sich nur zögerlich zurückbildet und die zu bleibenden Veränderungen (Verfestigung, Verkleinerung oder Verformung der Brust) führen kann. Muss eine Bestrahlung der Lymphbahnen durchgeführt werden, ist das Risiko für die Entwicklung eines Lymphödems erhöht. Selten können durch Schädigung der Nerven Lähmungen des Armes auftreten. Bei bestimmten Erkrankungen wie Rheuma, Lupus erythematodes, Schuppenflechte oder Neurodermitis ist das Risiko für die Entwicklung von akuten oder späten Bestrahlungsnebenwirkungen erhöht. Bei den späten Bestrahlungsreaktionen sieht man häufig eine leichte Verfestigung und geringe Größenreduktion der Brust. Die Haut kann eine dauerhafte Braunfärbung oder Äderchenbildung entwickeln. Schwerwiegende bleibende Schäden durch die Bestrahlung sind heute sehr selten, aber dennoch nicht absolut auszuschließen. Selten kann es durch eine nach der Bestrahlung auftretende Lungenentzündung zu einer Vernarbung der Lunge kommen, die im Extremfall zu einer Ingesamt ist das Risiko belastende Nebenwirkungen unter der Bestrahlung und danach zu erleiden gering. Bei 95% der bestrahlten Patientinnen treten geringe bis mäßige Nebenwirkungen auf. 16 Was kann ich tun, um Nebenwirkungen zu vermeiden? Auch wenn sich viele Patientinnen während der Bestrahlung kaum beeinträchtigt fühlen, wird der Körper doch erheblich belastet. Sie sollten sich daher während und 3-4 Wochen nach der Bestrahlung keinen starken körperlichen Belastungen aussetzten (z.B. Leistungssport, schwere körperliche Arbeit). Eine mäßige körperliche Belastung (Radfahren, Walking, leichte körperliche Arbeit) ist aber erwünscht und sogar in der Lage, die möglicherweise bestehende Müdigkeit zu bessern. Direkt nach der Bestrahlung sollten Sie starke körperliche Anstrengungen meiden. Zur Vorbeugung der Bestrahlungsreaktion der Haut sollten Sie sich während der Bestrahlung im Bestrahlungsfeld nur mit Wasser waschen. Dabei sollten Sie darauf achten, dass die Anzeichnungen erhalten bleiben. Seife, Duschlotionen oder Deos sollten Sie im Bereich der Bestrahlungsfelder nicht benutzen, da diese die Haut zusätzlich reizen. Von uns bekommen Sie ein Hautpuder verordnet, das im Wesentlichen der Fixierung der Anzeichnungen dient. Tragen sie luftige, nicht scheuernde oder zu enge Kleidung. Bei sehr großer Brust ist es von Vorteil einen Spezial- BH zu tragen, der breitere Träger hat und aus hautverträglichem Material besteht. Dieser kann von uns verordnet werden. Je nach Krankenkasse muss allerdings ein Eigenanteil gezahlt werden (ca. 10-30 €). Während der Bestrahlung sollten Sie die Krankengymnastik für den Arm und die Schulter weiter fortführen. Eine übermäßige Belastung des Armes der erkrankten Seite (Fensterputzen etc.) sollten sie während der Bestrahlung vermeiden. 17 Was muss ich nach Beendigung der Bestrahlung beachten? Am Ende der Bestrahlung und einige Tage bis wenige Wochen danach, sind die bestrahlungsbedingten Nebenwirkungen am ausgeprägtesten. Bis zum Abklingen der Bestrahlungsreaktion der Haut sollten Sie die vorbeugenden Lokalmaßnahmen unverändert weiter fortführen. In der Regel wird die Hautpflege mit einem Hautöl, einer Creme oder einer Salbe weitergeführt. Wie die weitere Hautpflege durchgeführt werden soll, werden wir am letzten Bestrahlungstag in Abhängigkeit vom Befund mit Ihnen besprechen. Auch wann Sie wieder Duschen und Baden dürfen oder die Sauna besuchen können, ist abhängig von der Rückbildung der Nebenwirkungen nach Ende der Bestrahlung. Dies alles werden wir mit Ihnen ausführlich besprechen. Werden Kontrolluntersuchungen nach der Bestrahlung durchgeführt? Wenn nach der Bestrahlung keine weitere Chemotherapie durchgeführt wird, ist die Behandlung bis auf die ggf. tägliche Einnahme der Antihormontablette beendet. In der Folgezeit werden regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen (in den ersten 3 Jahren alle 3 Monate) durchgeführt. Diese Nachsorgeuntersuchungen dienen der frühzeitigen Entdeckung eines möglichen 18 Tumorrückfalls und der Kontrolle, des Nachweises oder der Therapie eventueller therapiebedingter Nebenwirkungen. Die Nachsorgeuntersuchungen werden in der Regel von Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt, ggf. auch vom Onkologen oder anderen Ärzten durchgeführt. Nach der Strahlentherapie führen wir in der Regel 4-6 Wochen nach Ende der Behandlung eine Kontrolluntersuchung durch. Wir kontrollieren, ob sich die akuten Bestrahlungsreaktionen zeitgerecht und gut zurückbilden. Bei Problemen leiten wir eine entsprechende Therapie ein. Wenn beim Kontrolltermin eine gute Rückbildung der akuten Bestrahlungsreaktion vorliegt, werden von uns nur noch Kontrolltermine in 6-12monatigen Abständen durchgeführt. Diese Untersuchungstermine dienen der Kontrolle und gegebenenfalls Therapie von bestrahlungsbedingten Spätnebenwirkungen. Nach der letzten Bestrahlung sollten Sie sich bei Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt vorstellen, um die weiteren Nachsorgeuntersuchungen zu besprechen. Kann ich zur Bestrahlung selbst mit dem Auto kommen? Grundsätzlich ist dies möglich. Wenn Sie sich körperlich gut fühlen, keine vermehrte Müdigkeit und körperliche Abgeschlagenheit vorliegt, können Sie selbst mit dem Auto fahren. Dies müssen Sie selbst anhand Ihrer Befindlichkeit entscheiden. 19 Kann ich während der Bestrahlung beruflich arbeiten? hergeht, empfehlen wir Ihnen, während der Bestrahlung, trotz Wohlbefindens, nicht zu arbeiten. Bei körperlicher Abgeschlagenheit oder Müdigkeit unter der Bestrahlung besteht Arbeitsunfähigkeit! Wenn Sie beabsichtigen, unter der Bestrahlung zu arbeiten, sollten Sie dies vorher mit uns besprechen. Hier gilt ähnliches wie beim Autofahren. Grundsätzlich ist dies möglich. Sie sollten allerdings bedenken dass, auch wenn Sie sich gut fühlen, die Bestrahlung eine körperliche Belastung verursacht. Wenn Sie einen Beruf ausüben, der mit erheblicher körperlicher Belastung oder Stress ein- Soll ich während der Strahlenbehandlung ergänzende Therapieverfahren durchführen? Sprechen Sie uns bitte an, sofern Sie ergänzende oder unterstützende Therapieverfahren (z.B. Maßnahmen aus der Homöopathie, der Naturheilkunde oder der Ernährungsmedizin) zur onkologischen Therapie bereits durchführen oder falls Sie ergänzende Maßnahmen während der Strahlentherapie einleiten möchten. Wir beraten Sie gerne. 20 Soll ich nachAnschlussheilbehandlung der Bestrahlung eine (Kur) machen? Wie beantrage ich eine Anschlussheilbehandlung? gebessert werden. Eine Anschlussheilbehandlung dauert in der Regel 3, manchmal 4 Wochen und muss innerhalb von 4 Wochen nach Abschluss der Strahlentherapie begonnen werden. Wenn Sie eine Anschlussheilbehandlung durchführen möchten, sollten Sie dies zur Hälfte der Bestrahlung mit einem der Ärzte besprechen. Die Einleitung der Anschlussheilbehandlung ist relativ einfach und wird in der Regel problemlos genehmigt. Die Durchführung einer Anschlussheilbehandlung (Kur) nach Abschluss der Therapie kann durchaus sinnvoll sein, muss aber nicht zwingend erfolgen. Insbesondere, wenn die Erkrankung und Therapie zu starker körperlicher oder seelischer Beeinträchtigung geführt haben, ist eine Anschlussheilbehandlung sinnvoll. Durch die verschiedensten Rehabilitationsmaßnahmen (Physiotherapie, körperliches Training, psychologische Beratung und Psychotherapie) können solche Beschwerden und Beeinträchtigungen in einer Anschlussheilbehandlung gut 21 Schematischer Ablauf der Strahlentherapie › Erstvorstellungstermin: Besprechung und Erörterung der Bestrahlung / Untersuchung Keine Chemotherapie: Beginn der Bestrahlung 3-6 Wochen nach OP Chemotherapie: Beginn der Bestrahlung ca. 3 Wochen nach Ende der Chemotherapie › 1. Simulationstermin: Festlegung der Bestrahlungslagerung Planungscomputertomografie › 2. Simulationstermin: Einmessen und Anzeichnen der Bestrahlungsfelder › Bestrahlungsbeginn: 28-30 Bestrahlungen (5x / Woche) ggf. Boostbestrahlung (5-10 Bestrahlungen) › Nachsorge Strahlentherapie: 1. Termin 4-6 Wochen / weitere Termine 6-12 Monate 22 Internetadressen für weitere Information www.krebsinformation.de www.krebshilfe.de www.krebsgesellschaft.de www.frauenselbsthilfe.de Bücher über Brustkrebs Diagnose Brustkrebs – was nun? Claudine Hengstenberg FastBook Publishing ISBN 6130100329 Über-Lebensbuch Brustkrebs Ursula Goldmann-Posch Rita Rosa Martin Schattauer Verlag ISBN 3-7945-2487-X Brustkrebs: 100 Fragen – 100 Antworten Oumar Camara Jalid Sehouli Akademos Wissenschaftsverlag ISBN 3-934410-79-0 Brustkrebs. Rat und Hilfe Hermann Dellbrück W. Kohlhammer Verlag ISBN 3-17-020469-6 23 Zentrum für Strahlentherapie - Radioonkologie © 6371-09 · Eilinghoff+Team · Telefon: 05971 9207- 0 Rheine - Osnabrück