TITELTHEMA: IMMUNSYSTEM Möglichkeiten der Diagnostik bei verschiedenen lmmundefekten Die Bedeutung eines intakten lrnrnunsysterns fÜr die lrnr-nuntole ra?z und eine kontrol ierle Entzündungsreaktion I Volker von Baehr Die lmmunregulation ist eine der wesentlichen Herausforderungen an die Medizin im 21. Jahrhundert. Chronisch entzÜndungsbedingte Krankheiten nehmen einen immer höheren Stellenwert ein. Millionen Menschen in Deutschland leiden an Allergien, Diabeies, Rheuma, entzündlichen Magen-, Darm- oder Schilddrüsenerkrankungen, Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen und anderen chronischen lnfektionen: Entzündungserkrankungen sind die,,Epidemie" der Moderne. Die Fodschritte der Hochleistungsmedizin haben die Komplikationen der Erkrankungen gemindert, die Zahl betroffener Patienten aber wächst an, vor allem bei jüngeren Patienten. Warum werden chronisch entzündliche Erkrankungen häufiger? Symptomel Kränkheit - das heißt die Aktivierung unseres lmmunsystems - stellt den Schlüssel nahezu aller systemischen Erkrankungen dar. Genetische Veränderungen können innerhalb nur weniger Generationen nicht ursächlich für einen derart rasanten Anstieg entzündlicher Erkrankungen sein. Man weiß heute, dass eine Vielzahl individueller Trigger- und Kofaktoren als Auslöser bedeutsam sind. ln unserer modernen Gesellschaft müssen wir uns immer häufiger mit immer komplexeren Fremdstoffen auseinandersetzen, die in der Summe den Entzündungsauslöser darstellen und somit auf dem Boden genetischer Prädispositionen und biochemischer VerändeDie Entzündung Die ,,Karriereleiter" des chronisch kranken Patienten rungen Erkrankungen bedingen. Auch die moderne Medizin trägt ihren Teil bei: Eingriffe in die biologische lntegrität der Menschen sind zur beinahe täglichen Routine geworden. Gemeint sind Fremdmaterialien im Bereich der Zahnmedizin, Orlhopädie oder Chirurgie, medikamentöse und hormonelle Therapien, immunstimulierende oder immunsuppressive Behandlungen. Häufig vergisst man, dass jedes Eingreifen in den Organismus Auswirkungen auf den gesamten Körper hat. Die Spezialisierung in der Medizin bedingt leider, dass Nebenwirkungen und Folgeerkrankungen oft nicht erkannt werden, wenn diese nicht in unmittelbarem Zusammenhang zum spezifischen Organsystem der eigenen Disziplin stehen. ln Deutschland haben der Deutsche Berufsverband der Umweltmediziner (dbu) und die Deutsche Gesellschaft für Umwelt-Zahnmedizin (DGUZ) hinsichtlich interdisziplinär ausgerichteter Fortbildung und dem Aufbau kooperativ arbeitender Netzwerke Pionierarbeit geleistet. Langsam beginnt ein Umdenken. Biochsmische und immunologischs Verändetungen Allergehe, Toxine, Erreger, Ströhlen Otidetiv$ und nihosativ€r Sta6s .... Geo€tische Prädlgposlllonen 2.8. Enlgiftungskapazitdt, Allergien ..... Toxische S6hädigungon 1: Die Entwicklung einer chronischen Entzündungserkrankung ist ein multikausater Prozess. Auf dem Boden von genetischen Prädispositionen bedingen in der Regel mehrere und unterschiedliche Entzündungstrigger dauerhafte Veränderungen im lmmunsystem, aus denen chronische Entzün' d u ngsp roze sse resu lti ere n. Abb. Ghronisehe lmmunaktivierung als wichtiger Triggerfaktor von chronischen lmmundysbalance-Erkrankungen Triggertaktoren Enzymschäden durch toxische Umweltbelastungen Das lmmunsystem Als lmmunsystem wird das biologische Abwehrsystem höherer Lebewesen bezeichnet, das Gewebeschädigungen durch Krankheitserreger und Fremdeinflüsse verhinderl. Es entfernt in den Körper eingedrungene Mikroorganismen und fremde Agenzien und ist außerdem in der Lage, entadete oder gealterte körpereigene Zellen zu zerstören. Das lmmunsystem ist ein komplexes Netzwerk aus verschiedenen (lmmun-)organen, Zelltypen und im Blut gelösten Molekülen, welches im unmittelbaren Zusammenspiel mit anderen Organsystemen agierl. Abb. 2: Die Abbildung zeigt die immunologischen Triggerfaktoren, die eine Störung der Immunbalance bedingen. Folge sind einerseits ineffektive lmmunantworten mit der Konsequenz, dass Fremdantigene wie Bakterien und Viren nicht mehr effektiv eliminiert werden. Andererseits wird aber auch die wichtige,,Bremsfu nktion" des I mmunsystems durch regulatorische T-Zellen reduziert, was die Entwicklung chronischer Entzündungen, Allergien und Auto im mu n reaktio ne n bed i ngt. Die *+tx+heilkunde 5/2009 11 re*r= TITELTH [fr'lA: i M ll U NISYSTü M Die Aufgaben des Immunsystems sind: '1 . auf jeden ,.Eindringling" in unseren Organismus kraftvoll mit einer lmmunantwort zu reagieren, 2. ein immunologisches Gedächtnis aufzubauen, dass es erlaubt, bei einem Zweitkontakt effektiv und schnell mit einer lmmunabwehr zu reagieren, 3. sehr empfindlich die Tumorüberwachung zu gewährleisten, indem entartete, überalterte und veränderte körpereigene Zellen vollständig eliminierl werden, Fehlfunktionen des lmmunsystems können dabei in zwei unterschiedliche Richtungen führen: 1. eine zu geringe lmmunantwort mit der Folge einer vermindeften lnfektresistenz. Man spricht auch vom lmmundefekt. 2. eine überschießende lmmunantwort oder eine lmmunantwort gegen Strukturen, die normalerweise toleriert werden. Diese Fehlfunktionen des lmmunsystems haben Allergien. Autoimmunerkrankungen. aber auch chronische Entzündungen zur Folge. dabei aber: 4. eine lmmuntoleranz gegenüber körpereigenen Antigenen zu realisieren, so dass Autoimmunität verhinder.t wird, Was srnd lmmundefekte? 5. der jeweiligen Situation angepasst zu reagieren, d.h. keine überschießende Entzündung zuzulassen und die lmmunantwort zeitlich so zu limitieren, wie es biologisch sinnvoll ist. lm Folgenden ist mit dem Begriff ,,lmmundefekt" allein die ineffi- 6. nur selektiv, d.h. nur auf tatsächlich für den Organismus gefährliche Agenzien zu reagieren um allergische Reaktionen nicht zuzulassen. Januskcpf einei' l:nmunreakitot Bei Betrachtung der Aufgaben des lmmunsystems wird das entscheidende Problem deutlich, das die Grundlage für viele Erkrankungen und unerwünschte Effekte der lmmunantwort darstellt. Für die Aufgaben 1 bis 3 kann das lmmunsystem gar nicht stark genug sein, und es darf keine ,,Lücke" zulassen. Für die Punkte 4 bis 6 dagegen wird vom gleichen lmmunsystem eine eher gezügelte lmmunreaktion verlangt. Es soll zudem unterscheiden zwischen gefährlich und harmlos, nicht überschießend reagieren und körpereigene Strukturen unbedingt schonen. Wenn man bedenkt, dass dieselben Zellen und lmmunmechanismen sowohl für die positiven (gewollten) lmmunantworten (2.8. lnfektabwehr) wie auch für die krankmachenden Abwehrreakiionen (Allergie, Autoimmunität, chronische Entzündung) verantwortlich sind, wird deutlich, dass Regulation und Kontrolle die letztendiich wichtigsten Aufgaben eines gesunden lmmunsystems darstellen. Nieu ro- Fn dcki"i no - I m m u n system ln diesem Regulationsprozess darf man sich das lmmunsystem nicht isolied vorstellen. Es arbeitet im Zusammenspiel mit dem endokrinen System und dem zentralen Nervensystem. lmmunzellen tragen Rezeptoren für Hormone und Neurotransmitter genau wie z.B. nahezu jede Körperzelle Erkennungsstrukturen für Zytokine trägt. Damit erklärt sich das bisher nur zu Bruchteilen verstandene komplexe Zusammenspiel dieser drei ,,Organsysteme" und es wird verständlich, warum jedes Eingreifen in das Regulationssystem Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben kann. 12 Die ::';:,::heilkunde 5/2009 Die Nomenklatur wird in der Literatur nicht einheitlich angewendet. ziente (vermindede) Antwort auf Reize wie Bakterien, Viren, Pilze und Hefen, aber auch Tumorzellen und anderweitig ,,entarlete" körpereigene Zellen gemeint. Allergien und Autoimmunerkrankungen werden dagegen in dieser Arbeit nur andeutungsweise behandelt, obwohl es sich natürlich oft auch bei diesen verstärkten lmmunreaktionen um Defizienzen, in diesem Fall aber von regulierenden (bremsenden) lmmunzellen handelt. lmmundefekte können angeboren (primär) oder erworben (sekundär im Rahmen anderer Erkrankungen) sein. Die Übergänge sind allerdings oft fließend. Nicht selten treten genetisch determinierte (und somit angeborene) Antikörpermangelsyndrome oder auch ein MBL-Mangel erst nach dem 30. Lebensjahr klinisch in Erscheinung. lmmundefekte können sowohl Ursache (2.8. lnfektanfälligkeit), aber auch Folge von Erkrankungen sein (2.B. Tumorimmunde'fizienz). Die Ursachen sind ausgesprochen vielfältig. Nachfolgend soll eine Gliederung an Hand klinischer Gesichtspunkte erfolgen. Die empfohlene Diagnostik wird genannt, wobei für ausführlichere lnformationen zu den Tests auf entsprechende Fachliteratur und die Diagnostikinformationen der immunologischen Speziallabore verwiesen wird. Eine immunologische Speziallabordiagnostik sollte gezielt nach der erhobenen Anamnese und der daraus sich ergebenden klinischen Verdachtsdiagnose durchgefühd werden. Die lmmunabwehr gegen Viren, Bakterien, Pilze oder Tumorzellen wird durch unterschiedliche Zellen und Serummoleküle aufrecht erhalten, weshalb sich je nach Anamnese unterschiedliche diagnostische Wege ergeben. Gehäufte infektiorren mit intrazellulären Frregern (Viren, intrazellulär persistierende Bakterien) Hinweise auf lmmundefizite sind v.a. lange Rekonvaleszenzzeilen bei lnfekten der oberen Atemwege (>10 Tage andauernde lnfektsymptomatik) und chronische Infektionsverläufe. Dagegen sind bis zu 3 oder 4 kurz andauernde (banale) virale lnfekte pro Jahr nicht unbedingt als pathologisch anzusehen. Auffällig sind dagegen mehrmalige Reaktivierungen von Herpesvirusinfektionen der Haut insbesondere Herpes genitalis (HSV2) und Herpes zoster (VZV) bzw. jeder Herpesinfekt der andere Organe (Augen, Darm) betrifft. Dagegen ist der Lippenherpes (HSV-1) bis auf Ausnahmen und schwere Verläufe (Augenbeteiligung) nicht mit einem systemischen lmmundefekt assoziierl. lm Gegenteil, er kommt sogar häufiger bei jungen lmmungesunden als bei älteren Patienten vor. Für die lmmunabwehr gegenüber Viren sind insbesondere die T-Lymphozyten verantworllich. Eine untergeordnete Rolle spielen die Antikörper. Das mannosebindende Lektin (MBL) ist allerdings für die Abwehr von HSV-ll Viren durchaus bedeutsam. Die lmmunabwehr gegen intrazelluläre Bakterien ist der gegen Viren sehr ähnlich. Gemeint sind Bakterien, die in Körperzellen persistieren (2.8. Chlamydien, Borrelien, Mykoplasmen u.a.) Empfohlene Diagnostik: Blutbild und quantitativer lmmunstatus zum Ausschluss quantitativer Defekte (CD4Lymphozytopenie, verminderte CD31-Thymusreserve). ln einem auf diese Fragestellung angepassten quantitativen lmmunstatus sollte auch die akute und chronische T-Zellaktivierung und das Verhältnis zytotoxischer/regulativer CD8-Lymphozyten bestimmt werden. Die Bestimmung lediglich der T-, B- und NK-Zellen erbringt selten verwertbare Befunde. 1. Großes 2. LTT-lmmunfunktion zur Beurteilung der funktionellen Eigenschaften der T-Lymphozyten. Bei diesem Test werden die Lymphozyten des Patienten mit viralen, bakteriellen und Pilzantigenen stimuliert, auf die eine deutliche T-Zellantwort zu erwarten ist (2.8. Tetanus, Cytomegalievirus, Candida usw.). Eine zu schwache Antworl auf diese Antigene ist lndiz für einen funktionellen lmmundefekt. Etwa B0 o/o der lmmundefekte im Erwachsenenalter sind funktionell bedingt und deshalb nur in funktionellen Tests erkennbar. '1 3. Mannosebindendes Lektin (MBL). Ein Mangel an diesem Serumprotein betrifft ungefähr bis 2 %o der Bevölkerung. Die Klinik entspricht oft der eines humoralen lmmundfefektes (siehe nachfolgender Abschnitt), d.h. Bakterien und Pilze sind vorrangig betroffen. Allerdings zeigen Patienten mit MBL-Mangel auch eine erhöhte lnfektionsrate mit HSV-Il und möglicherweise auch HPV. üurchflus*zytom*trische Bestim;rung der Lymphczyten*ubpopulationen au* EDTA'Blirt l{offiw€fts llorrnve6rtG - l.eukolyten 5755 Lymphozyten 1957 lVt 1100 - 4000 34 Vt MonorTt€n s76 /pl 32?3 tvt 14e - 800 10% 2-14 Granulorlten ?-Zellen cD4sItA+ naive T-Zellen qD4snA- memory T-Zallen CD4-Helfer lpl t329 lvt 747 lttl 1079 /pl 69r /pt 4000 10000 56 0Ä 42"75 920 " 2s80 68 o/o 61-84 300 - r?00 18,6 ola 30-63 300 - 1300 81,2 Yo 37 -70 550 - 1460 CD31+ CD8+/CD28+ (zytohx.) CD8+/CD28- (rcgulativ) CD4/c08-Rado cD4+/CD8+T-Zelled 20-44 24& - 7400 CD4sRA* nrivc CDß-Lymph. 35% 32-e0 2A Va 29"6? 88 9o >58 33 0Ä 23-40 638 ltrl ?80 - 930 lvl 13S - 450 olo 57 ^94 Ittt 20 - 300 o/o 6"43 1-3 1,08 0,7 t/o <5 4 /!t < 100 8-Iellen 30e ld 120 - 630 16 o/o 7 ilK-zell€n 376 lttl 241 hll ?t0 - 740 Lg 8/a 10-3ü 12 8/o <11 cD3/HrÄDR (2) <230 "21 Normale Zahlen an T-, B- und NK-Zellen, keins quantitstive lmmundsfieienz erkennbar. 12yo aktivierte T-Zetl€n (CD3r/HLAOR+) und dio erhöhten memory T-Zellen (81,270i cind Hlnweis€ äut eine chronische lmmunaktivierung. Der LTT aur EiilsclräUung der lmmunkompetenr folgt. F Gratis"Coupon i=-l ja, - brtte schicl .n 5re mir ernF kostenloseAnii ten(hel Kümmeltee-Probe ; ij::. 1u. :::,| /,rr 11:.:i- rl(ji: : )iit;i-i u: ffil .:' -{rl-.,i*# Abb.3: Der Befund zeigt den quantitativen lmmunstatus ,,Profil Chronische lnfektionen". Es werden sowohl die einzelnen Populationen der Abwehrzellen untersucht, wie auch Aktivierungsmarker, die anzeigen, ob und wie das lmmunsystem auf die Viren oder intrazellulären Bakterien reagieft bzw- reagieren kann. +iffiB,.$Duopharm 6inhH - ein Ufllernehmer dei salüs-cruppe, 0tt0.vfl n-5teinbeis-51i. i6, 81052 Brutkmühl 0der anl0rdein unter [email protected] NH( 09-05 : i re,i TITELTH EMA: IMM unMuslnr Zollulir r MErsiar U NSYSTEM i Lymphozytentransformationst€3t tmmungtimülätion { Hwnnbrd Rr.tliviüt ga{.rübar lnDur*tiB{hl3H wohl seltene angeborene Defekte wie auch sekundäre funktio} nelle Abwehrschwächen aufgedeckt werden, die z.B. bei Diabetes, Tumorleiden oder chronischen lnfektionen vorkommen. Innrntunltion st tiffi"-I f;ffir-I |;fiffii;il-I lffi;F-r |ffi@-n lF6-I hil@: ; l=-ln** f,ff'-liffin F:s Fffia,-r ri;- Fffi--r F:;l-a- ftr |ä;--f l* rT- 5. Der Komplement CH 50- Test wird in der Fachliteratur häufig empfohlen, ein auffälliger Befund stellt allerdings eine Rarität dar. * t Uqtelauchug t-?,- Isc i,s. (hrb.) IqM fi&rorrun$r.trdexr m M b kdddc.,&ec!6 trns.,r!dtrd (ffi td dM al'fuNd tur 4 h@ gf IgA rü15 {10 ErqEbüts ll,nh.it 1201 154 211 ms/d1 ng/dl ng/d1 3{.1 83 t pos. mean tuf€lelbereicb ?00 40 ?0 - 1600 23A A00 4r dMsJ. d{ h.** dh !rn!.F+ d vdh6tl!@ tu hft stuHh F@ id >15 i.S. (Turb.) i.S. {Turb.) Md&dü h6&hd Phagozytosetsest Olanuf ozylen LeM lNqcM(ffil I gr s{ {Norußd.4om E.co1i-Phagozyiose Phagozytose-Aktivität @F, (lmMr2wmi ffi: *igs sich lG*re pGitivs R€k$ffi alt lnteklidsntig# Es b€seht er ei@ d€diiche Lyfiphqylopsrie, don@h id diqsr B€tund nicha gdslbd- Seh. Mh.slh€idich @ die Blljlproäe gwhädigt. Untor$hung bt nicl{ atJMrtbd. Wk bitt6n M elne ne* Eingdvng. {ünoGe-bindöndes tektin (mL} i.S. <50 Nachueis elnes Wt-assoziier!en hundefektes. Es Otr voriio$ftde Abb. 4: Die LTT-lmmunfunktion untersucht die Reaktionsbereitschaft der Lymphozyten. Im vorliegenden Fall ist eine T-Zellreaktivität auf alle 6 Testantigene messbar, die Stärke der Immunantworten (normalerweise höher als 10) ist aber zu gering. Da es sich um den gleichen Patienten wie in Abb. 3 handelt, wird deutlich, dass ene lmmundefizienz auch mit nahezu normalen quantitativen Verhältnissen einhergehen kann. Die in diesem Fall durchgefühfte zusätzliche Testung von lmmunpräparaten zeigt, dass lscador M das bei dieser Patientin am stärksten wirksamste Präparat ist. Einzige Alternative wäre lscador P. > > 84 > 450 5S0 In!emretati.on D€utlich veminderre Phagozyloseaktivität der cranuiozytes ns/nl Abb. 5: Bei vermehften bakteriellen lnfektion werden im ersten Schritt die lmmunglobuline, das MBL und die Phagozytoseleistung der Granulozyten untersucht. lm vorliegenden Fall liegt ein MBL-Mangel vor, der mit einem deutlichen Phagozytosedefizit der Granulozyten kombiniert ist. Die 34-jährige Patientin litt seit mehr als 6 Jahren an wiederkehrenden Bronchitiden, Nasennebenhöhlenentzündu ngen und gastrointestinalen I nfektionen (zuletzt Lambliasis). Rezidivierende Candidainfektionen Ursachen und Diagnostik von gehäuften oder auffällig schwer verlaufenden bakteriellen und mykotischen lnfekten Rezidivierende bakterielle lnfektionen der Lunge und oberen Atemwege einschließlich der Nasennebenhöhlen (sinubronchiales Syndrom) und des Mittelohrs können auf einen humoralen lmmundefekt hinweisen. Auslösend sind meist bekapselte Bakterien wie Pneumokokken und Hämophilus sowie Staphylokokken und Strepiokokken. lnsbesondere ungewöhnlich therapieresistente und schwere lnfektionen (Pneumonie, septische Komplikationen nach Operationen, lange Wundheilungsverzögerungen) sind richtungsweisend und bedürfen einer Abklärung. Für die antibakterielle und antimykotische lmmunabwehr sind Antikörper (lgM, lgG, lgG-Subklassen, lgA), MBL, Komplement sowie Granulozyten und Makrophagen entscheidend. Defekte der T-Lymphozyten oder Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) sind keine Ursache gehäufter bakterieller lnfektionen. Da Eiter aus abgestorbenen Granulozyten besteht, ist bei verminderten Granulozytenzahlen im Blut (Granulozytopenie) die lnfektion in der Regel nicht eitrig, sondern nekrotisierend. Das darf nicht zu falschen Schlüssen führen. Die chronische mukokutane Candidiasis ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, denen gemeinsam ist, dass die Patienten an häufig wiederkehrenden oder persistierenden Candida-lnfektionen der Haut und Schleimhäute leiden. Ursache ist eine selektive Unfähigkeit des lmmunsystems dieser Patienten, Candida effektiv zu konirollieren. Verschiedene lmmundefekte können für eine gestörte Candida-lmmunabwehr verantwortlich sein: Quantitative Defekte: '1 . Granulozytopenien (verminderte Granulozytenzahl, < 1000/Ul) 2. lmmunglobulinmangel (v.a. lgA-, aber auch lgG-Antikörper) 3. Mangel an Mannose-bindendem Lektin (MBL) im Serum Qualitative Defekte: 4. Mangel an Candida-spezifischen T-Zellen (LTT Candida albicans) 5. TH1 7-Defizienz (nach Candida-spezifischer Aktivierung) Empfohlene Diagnostik: 6. Verminderte Phagozytose- oder Respiratory Burstaktivität 1. Großes Blutbild zum Ausschluss einer Granulozytopenie 2. lgG, lgA, lgM, lgG-Subklassen. Die Candida-spezifische TH17-Defizienz ist ein lmmundefekt, der 3. Mannosebindendes Lektin. Bei bakteriellen und mykotischen lnfektionen ist der MBL-Mangel der häufigste und gleichzeitig der am häufigsten übersehene lmmundefekt. llie erst 2007 beschrieben wurde. Er stellt aber wahrscheinlich die Respiratory häufigste Ursache der chronischen Candida-lnfektion bzw. der chronisch latenten Candida-induzierten Schleimhautentzündung dar. Die TH17-Zellen scheinen vor allem für die Kontrolle latenter lnfektionen, d.h. auch von Keimen mit denen wir uns permanent Bursttest. Mit diesen beiden einfachen Labortests können so- auseinandersetzen müssen, besonders wichtig zu sein. Die Gruppe 4. Phagozytenfunktionsteste 14 der Granulozyten {€atrysheilkunde 5/2009 wie Phagozytose- und V*rges*en \ IE um Eyerich von der Ludwig-Maximilians-Universität München hat diesen Defekt für die Candidalnfektion erstmals beschrieben (J. lnvest Dermatol. 2008;128:2640-5). Für persistierende Viren wie CMV oder EBV werden entsprechende Studien aktuell durchgeführt. Sinkgo;[s5 fI*{ hr5 Daraus ergibt sich die empfohlene Diagnostik bei persistierenden Candida-lnfektionen: 1. Großes Blutbild zum Ausschluss einer Granulozytopenie 2. lgG- und lgA-Bestimmung im Serum, ggf. lgG-Subklassen 3. Mannose-bindendes Lektin-Bestimmung im Serum 4. Candida-spezifische TH 1 7-Sekretion 5. LTT-Candida albicans (pathologische Reaktion der T- Zellen auf candida-Antigen) 6. Phagozytenfunktionsteste wie Phagozytose- und Respiratory Bursttest t' Was ist allgemein bei der lmmundefektdiagnostik zu beachten? Die Ursachendiagnostik bei vermehrter lnfektanfälligkeit sollte, wenn möglich, im infektfreien Zeitraum durchgeführt werden. Die leider häufig geübte Praxis, während der aktiven lnfektionserkrankung eine Blutabnahme durchzuführen, erbringt oft kein brauchbares Ergebnis. ln diesem Fall sind im Laborbefund primäre Defekte nicht von sekundären Veränderungen abzugrenzen, die lediglich durch die aktuelle lmmunaktivierung bedingt sind. Hüten sollte man sich auch davor, einzelne pathologische Laborergebnisse als isolierte Ursache anzusehen. Häufig bedingen Kombinationen einen lmmundefekt. Gleichfalls gibt es auffällige Laborergebnisse auch bei gesunden Patienten, was bedeutet, dass unser lmmunsystem bei fast allen Zellen und Serummolekülen ,,Reservewege" einschlagen kann und somit eine klinische Manifestation oft spät oder gar nicht eintritt. ]ii ,ii IiLXHT#,i"Jflf##: Ginkgo 405 Allergien und Autoimmunerkrankungen Duopharm Zur Diagnostik von Allergien und Autoimmunerkrankungen verweise ich auf die einschlägige Fachliteratur. Diese hier in wenigen Zeilen zu erläutern, wäre unbefriedigend für den Leser. Relativ neu nffi , rd€lffihds i ,& 6 *g e cjnkFbl&-6b&m ist lediglich die Möglichkeit, über spezifische Zytokinanalysen die verschiedenen funktionellen Subpopulationen der T-Helferzellen zu untersuchen. Die stark vereinfachende Unterscheidung in TH1- und T12-Zellen ist heute kaum noch als wissenschaftlich anzusehen. Mit dem TH17-System (lL1 7 als Markerzytokin) und den regulatorischen T-Zellen [reg) sind zwei Populationen von den bisherigen fH2-Zellen abzugrenzen, die eine erhebliche Bedeutung für Allergien, Autoimmunerkrankungen und chronisch persistierende lnfektionen haben. lhre Bedeutung bei der Tumorimmundefizienz (l-reg) und bei der Candida-lmmundefizienz (l-H17) wurden im Artikel erläuter1. Eines muss man sich vergegenwärtigen: Eine Allergie ist eine Uberempfindlichkeitsreaktion des menschlichen lmmunsystems auf meist harmlose Stoffe der Umwelt. Der Körper bildet dabei vermehrl Abwehrstoffe gegen die vermeintlichen ,,Angreifer". Dieses können lgE-Antikörper Cfyp lAllergie) oder spezifische T-Zellen (lyp lV-Allergie) sein. ln Deutschland leiden inzwischen etwa 20 Millionen Menschen an Allergien. Die Tendenz ist steigend. Autoimmunerkrankungen sind wie Allergien oder einige chronische lnfektionen die Kehrseite dessen, dass wir als hochentwickelte Säugetiere ein hochpotentes spezifisches lmmunsystem entwickelt haben. Die Fähigkeit zur Bildung von Gedächtniszellen hat neben der besseren lnfektabwehr auch zur Folge, dass wir auf Allergene oder Autoantigene lmmunmechanismen im Sinne von Sensibilisierungen entwickeln können. Ob das geschieht und wenn ja, ob es dann auch zur Gewebedestruktion (Autoimmunerkrankung, Allergie) kommt, ist von der toleranzerhaltenden Kontrollfunktion eines intakten lmmunsystems abhängig. lmmundefizienzen sind somit auch die Wegbereiter von Allergien und Autoimmunerkrankungen. Die neuen Erkenntnisse über regulatorische T-Zellen und Toleranzinduktion geben uns Hoffnung, bei den vielen betroffenen Patienten in der Zukunft auch kausal therapieren zu können. cratis-(oupon fl 1a, bine srhirken sie nir kestenlose lee-prcben mil Ginkga ffi, ffi T Autor: Dr. Volker von Baehr, lnstitut für Medizinische D agnostik Berlin Nicolaistrasse 22, 12247 Bedtn Te.: (O3O) 77AA1-220, Fax (030)-77001 236 E-l\,4a l: vbaehr@imd ber in.de zu € Du0Llharffi GmbH €ir ilnt€rnehmer der Sälus''üluppe, 0ttü'vcr-Stelnb€ s-5tr. 16, 31052 Brutkmunl cder arfoldern ilnlet lrfo@iiuopltatm de NH( ii9-t5