London Philharmonic Orchestra Moderato · Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-Moll op. 18 Sergej Rachmaninow · Claude Debussy · AM 22.11. 2008 · La Cour des Lys · Hélène Grimaud · Peter Iljitsch Tschaikowsky · Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 · Allegro con grazia · So klingt nur Dortmund. 2,50 E KONZERTHAUS DORTMUND · Samstag, 22.11. 2008 · 20.00 Dauer: ca. 2 Stunden 20 Minuten inklusive Pause London Philharmonic Orchestra Vladimir Jurowski Dirigent Hélène Grimaud Klavier Abo: Orchesterzyklus I – Meisterkonzerte Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind. 4I5 Claude Debussy (1862 – 1918) Symphonische Fragmente aus »Le Martyre de Saint Sébastien« La Cour des Lys Danse Extatique et Finale du premier Acte La Passion Le Bon Pasteur Sergej Rachmaninow (1873 – 1943) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-moll op. 18 Moderato Adagio sostenuto Allegro scherzando – Pause – Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840 – 1893) Sinfonie Nr. 6 h-moll op. 74 »Pathétique« Adagio – Allegro non troppo Allegro con grazia Allegro molto vivace Finale. Adagio lamentoso Peter I. Tschaikowsky (Gemälde von Nicolai D. Kuznecov,1893) 6I7 Programm 8I9 Würdige Fragmente Claude Debussy Symphonische Fragmente aus »Le Martyre de Saint Sébastien« Die Legende vom heiligen Sebastian, der im antiken Rom als junger Tribun auf Befehl des Kaisers Diokletian von Bogenschützen grausam hingerichtet wurde, weil er verfolgte Christen unterstützt hatte, war stets ein beliebtes Motiv der bildenden Künstler. Aber auch der italienische Dichter Gabriel D’Annunzio fühlte sich von dem Stoff inspiriert, als er im Jahr 1911 gedachte, mit den Mitteln moderner Kunst das alte Mysterienspiel wieder zu beleben. In seinem Drama »Le Martyre de Saint Sébastien« durfte es natürlich auch an Musik nicht fehlen. D’Annunzio beauftragte Claude Debussy mit der Komposition der Bühnenmusik. Das vollständige Manuskript der fünfaktigen Tragödie erhielt der Komponist allerdings erst im März 1911, zwei Monate vor der geplanten Uraufführung. Es war schnell klar, dass Debussy in der kurzen Zeit nur zu einem Teil der Szenen Musik liefern konnte: »Monate der Sammlung hätte ich gebraucht, um eine Musik zu komponieren, die dem geheimnisvollen und raffinierten Drama D’Annunzios ebenbürtig gewesen wäre. Und ich fühle mich verpflichtet, an Musik nur das zu geben, was ich seiner würdig befinden kann; einige Chöre und eine Szenenmusik, denke ich«, offenbarte er. Die Partitur entstand unter enormem Zeitdruck: Émile Vuillermoz, der als Korrepetitor an den Vorbereitungen der Uraufführung beteiligt war, berichtet: »Im Theater traf Bogen für Bogen die Musik ein, hastig abgeschrieben und mit Bleistift korrigiert. Debussy blieb unsichtbar, er saß daheim, schrieb und verbesserte bis zur letzten Minute an diesem Werk, von dessen Bedeutung nur ein paar intime Freunde eine Ahnung hatten.« Dennoch gelang dem Komponisten eine Musik, die viele Exegenten zu den Schlüsselwerken des »späten« Debussys, der 1918 an den Folgen einer 1909 diagnostizierten Krebserkrankung starb, zählen. Zusammen mit Kompositionen wie seinem Ballett »Jeux« oder den späteren Kammermusikwerken machte sie ihn zum Wegbereiter der Musik des 20. Jahrhunderts: wegen ihrer kühnen Harmonik, die Quartschichtungen in den Vordergrund stellt, wegen ihres oft statisch kreisenden Gestus und wegen ihrer impressionistischen Klangfarbengestaltung. Die Premiere fand am 22. Mai 1911 am Théâtre du Châtelet in Paris statt. Die gut fünfstündige Vorstellung machte die Kritiker ratlos und die katholische Kirche wütend. Das Stück geriet zum kompletten Misserfolg und wurde nach wenigen Aufführungen abgesetzt. Seitdem wurde die Musik in unterschiedlichsten Fassungen für den Konzertsaal aufbereitet, von denen sich vor allem eine dauerhaft durchgesetzt hat: Die vier »Symphonischen Fragmente«, in denen Debussy instrumentale Teile der Bühnenmusik in einer Orchestersuite zusammengefasst hat. 10 I 11 Werke Da klingt Recht gut. Dr. Eberhard Jaeger, Notar a.D. I Dr. Hans Dieter Meißner, Notar Jochen Spieker, Notar I Dirk Holtermann, Notar I Lutz Duvernell, Notar1 Hans Dieckhöfer, Notar 6 I Dr. Christian Tilse, Notar 2 I Dr. Jochen Berninghaus, WP,StB1 I Hans-Jürgen Palm, Notar 2 I Dr. Detlef Götz, Notar I Anja Berninghaus, Notarin4 I Markus Sträter, Notar 3/7 Dr. Achim Herbertz I Manfred Ehlers1/2 I Dr. Carsten Jaeger, Notar 8 Guido Schwartz I Frank Stiewe1/9 I Dr. Tido Park1/5 I Dr. Thorsten Mätzig1 I Dr. Erhard Schrameyer I Rainer Beckschewe 4 I Dr. Steffen P. Lorscheider I Dr. Robert Jung I Regine Holtermann 1 auch Fachanwalt für Steuerrecht, 2 auch Fachanwalt für Arbeitsrecht, 3 auch Fachanwalt für Verwaltungsrecht, 4 auch Fachanwalt für Familienrecht, 5 auch Fachanwalt für Strafrecht, 6 auch Fachanwalt für Erbrecht, 7 auch Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, 8 auch Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, 9 auch Fachanwalt für Versicherungsrecht 1 Gestaltung: staadenvonboxberg.de SPIEKER& JAEGER IRechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft I Notare Kronenburgallee 5 I 44139 Dortmund I Telefon +49.231.9 58 58-0 E-Mail [email protected] I www.spieker-jaeger.de Üppige Klänge Sergej Rachmaninow Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-Moll op. 18 Der 15. März 1897 war ein schwarzer Tag für Sergej Rachmaninow: Die Uraufführung seiner 1. Symphonie geriet zum Fiasko, auch weil sie vom musikalischen Leiter des Abends, Alexander Glasunow, ungenügend vorbereitet worden war. Rachmaninows Frau warf Glasunow später sogar vor, die Premiere betrunken geleitet zu haben. Es folgten vernichtende Kritiken. Der sensible Komponist nahm sich das derart zu Herzen, dass er fast drei Jahre lang nichts mehr schrieb. Ein Zustand, der sich erst nach einer psychotherapeutischen Behandlung änderte, bei der auch Hypnose zum Einsatz gekommen sein soll. Sein erstes Werk, das er nach dieser Krise komponierte, war sein zweites Klavierkonzert c-moll. Im Sommer 1900 während eines Italienaufenthaltes begonnen, im April 1901 beendet, brachte Rachmaninow es im Oktober desselben Jahres in Moskau zu seiner ersten vollständigen Aufführung – und wurde von Publikum und Kritik gefeiert. »Dieses Werk ist sehr poetisch, voll Schönheit, Wärme, reicher Orchestration, mit vitaler und gespannter schöpferischer Macht«, schrieb die »Russische Musikzeitung« begeistert. Natürlich spielte Rachmaninow als einer der größten Pianisten aller Zeiten den Klavierpart selbst. Sein Kollege Arthur Rubinstein sagte einmal über ihn: »Er besaß das Geheimnis des goldenen lebendigen Tones, der aus dem Herzen kommt und unnachahmlich ist.« Von Sergej Rachmaninows vielseitigem Œuvre mit den unterschiedlichen Gattungen Oper, Chorwerk, Sinfonie und Kammermusik sind heute vor allem die Werke mit und für Klavier bekannt und beliebt, darunter auch die vier Klavierkonzerte. Vielleicht, weil sie die spezifischen Begabungen des Russen am unmittelbarsten zum Ausdruck bringen: seine mitreißende Emotionalität und seinen verführerischen Lyrismus, seine weit ausholende Melodik und die kraftvoll herausgearbeiteten Höhepunkte, die reiche Harmonik und die glänzende farbige Instrumentation. Die vier Klavierkonzerte sind geprägt von spätromantischer üppiger Klanglichkeit und einer Thematik, die in der russischen Volksmusik wurzelt. Rachmaninows Vorliebe für Molltonarten verleihen ihnen eine melancholische Grundhaltung. Wie alle Klavierkonzerte Rachmaninows ist auch das zweite traditionell dreisätzig, mit zwei schnellen Ecksätzen und einem langsamen in der Mitte. Dem Kopfsatz liegt erwartungsgemäß die Sonatenform zugrunde, dem mittleren eine lyrische Liedform, dem Finale eine Mischung aus Rondo- und Sonatenform. Doch ist hier weniger eine konsequente motivisch-thematische Arbeit vorherrschend, Werke was sich schon im sehr ungewöhnlich gestalteten Anfang ankündigt: In einem Klavierkonzert des 19. Jahrhunderts führt sich der Solist üblicherweise mit einer virtuosen Geste oder mit der Vorstellung eines Themas ein. Hier aber beginnt er mit dunklen »unthematischen« Akkorden im Wechsel mit tiefen Basstönen, die Stimmung ist denkbar düster und schwerblütig. Die ersten Takte sind zudem einer der wenigen Abschnitte des ersten Satzes, in denen das Klavier ohne Begleitung des Orchesters erklingt. Im Weiteren spielt der Solist größtenteils ornamentale Figurationen des thematischen Materials, das vom Orchester artikuliert wird. Eine typische Stileigenart der russischen Kunstmusik tritt hier zutage: das verzierende Variieren der musikalischen Gedanken, das oft die motiv-thematische Arbeit ersetzt. Typisch für Rachmaninow ist dagegen, dass der Klavier- und Orchesterpart dabei meist dialogartig verzahnt ist. Man spielt miteinander, nicht gegeneinander, d. h. es findet kein »Kampf zweier ebenbürtiger Kräfte« statt, wie es Tschaikowsky einmal für seine eigenen Solokonzerte formuliert hat. Das gilt auch für die folgenden Sätze. Die Utopie von einer Harmonie zwischen Individuum und Kollektiv, welche in der Konzertform schlummert, scheint sich bei Rachmaninow zu erfüllen: Das eine ist im anderen aufgehoben. Bekenntnisse einer Seele Peter Iljitsch Tschaikowsky Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 »Pathétique« wollen, in der motivischen Zyklusbildung und größtenteils auch in der Bewahrung der Grundcharaktere der einzelnen Sätze (I. dramatisch, II. elegisch, III. Tanz- oder Scherzo-Satz, IV. apotheotisch). Dabei ging Tschaikowsky, im Gegensatz etwa zu Johannes Brahms oder Anton Bruckner, vergleichsweise unbekümmert ans Werk: »Tschaikowsky war die Frage nach der Erfüllung von Gattungsnormen und der innovativen Individuation der symphonischen Idee keine schwerwiegende Last. Er konnte nebeneinander ›absolute‹ und programmatische Symphonien, symphonische Dichtungen und Programmouvertüren schreiben.« (Wolfram Steinbeck) Darüber hinaus fand der Komponist in seinen Sinfonien zu einer Musiksprache, die es ihm ermöglichte, die Widrigkeiten seines Lebens, die ihm durch seine psychische Labilität, durch regelmäßig auftretende Depressionen und Nervenkrisen entstanden, musikalisch zu reflektieren: »Wie soll man in Worten jene unbestimmten Empfindungen wiedergeben, die einen bei der Niederschrift eines Instrumentalwerkes durchfluten, das an sich keinen bestimmten Vorwurf hat? Es ist ein rein lyrischer Vorgang. Eine musikalische Seelenbeichte, das Bekenntnis einer Seele, die, zum Bersten gefüllt vom Niederschlag des Lebens, infolge ihrer besonderen Wesenheit sich in Töne ergießt – ganz so, wie der lyrische Dichter sich in Versen verströmt. Der Unterschied ist nur der, dass die Musik unvergleichlich gewaltigere Ausdrucksmittel und eine viel feinere Sprache besitzt, um tausend verschiedene Gemütsbewegungen auszudrücken«, hatte er einmal an seine Freundin Nadeshda von Meck geschrieben. Peter Iljitsch Tschaikowsky starb am 25. Oktober 1893 im Alter von 53 Jahren in St. Petersburg unter mysteriösen, bis heute nicht eindeutig geklärten Umständen. Eine Woche zuvor hatte er die Uraufführung seiner sechsten Sinfonie dirigiert. Dass dieses Werk die Aura eines Requiems auf das eigene Ende umgibt, dafür haben auch Äußerungen des Komponisten in einem Brief vom 21.9.1893 gesorgt: »Mich verwirrt der Umstand, dass meine letzte Sinfonie [...] von einer Stimmung durchdrungen ist, die der eines Requiems sehr nahe verwandt ist.« Tschaikowsky schrieb insgesamt sieben Sinfonien (die so genannte »Siebte« besteht aus Fragmenten, die für das Klavierkonzert Nr. 3 verwendet wurden). Innerhalb seines Œuvres gehören sie zu den bedeutendsten Werken. In seinen Sinfonien bleibt die klassisch-romantische Tradition dieser Gattung stets Vorbild. Das zeigt sich in ihrem Hang zum Monumentalen, im Gestus der Erhabenheit des Ausdrucks, im epischen Drang, etwas erzählen zu 14 I 15 Werke „Bachs Musik erreicht direkt das Zentrum der menschlichen Seele.“ Hélène Grimaud Mit ihrer ersten Bach-CD hat Hélène Grimaud einen ungewöhnlichen Weg beschritten, indem sie Originalwerken von Bach die Arrangements romantischer Komponisten wie Busoni, Liszt u. a. gegenüberstellt. inklusive Bachs d-Moll Konzert sowie Preludien und Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier © Mat Hennek / DG Hélène Grimaud Peter I. Tschaikowskys späten Sinfonien Nr. 4 bis 6 liegen dementsprechend »innere Programme« zugrunde, »Seelenbeichten«, in denen er versucht, die »Macht des Schicksals« in Töne zu fassen. Zu Beginn dieser Sinfonien stehen jeweils melodische und rhythmische Keimzellen, die deutlichen Signalcharakter besitzen und durch ihr Auftauchen in den folgenden Sätzen einerseits zyklische Einheit stiften, andererseits wegen ihres insistierenden »Schicksalscharakters« programmatisch für die Unabwendbarkeit des Vorherbestimmten stehen. Auch seine »Sechste« nannte Tschaikowsky eine Programmsinfonie, allerdings eine, »deren Programm für alle ein Rätsel bleiben wird – mögen sie sich die Köpfe zerbrechen [...]. Dieses Programm ist durch und durch subjektiv, und ich habe nicht selten während meiner Wanderungen, sie in Gedanken komponierend, bitterlich geweint. [...] Der Form nach wird diese Sinfonie viel Neues bieten, unter anderem wird das Finale kein lärmendes Allegro sondern – im Gegenteil – ein sehr lang gedehntes Adagio.« Formal hat die »Pathétique« – dieser Beiname stammte im Übrigen vom Komponisten selbst – in der Tat einiges Neues zu bieten. Die formale Tradition muss sich eben den »Bekenntnissen einer Seele« unterwerfen. Das beginnt im Kopfsatz: Zwar ist er nach dem Prinzip der Sonatenform und ihrem rhetorischen Dreischritt von Exposition, Durchführung und Reprise gebaut, aber diese ist nur noch eine lockere Bezugsgröße. So exponiert die langsame Einleitung ein düsteres Thema, das in den Allegro-Teil zunächst übernommen wird, aber es wird schon nach wenigen Takten von einem neuen Gedanken, dem eigentlichen Hauptthema, verdrängt. Das spätere zweite Thema stellt dann nicht nur durch seinen lyrischen Charakter einen Kontrast her, sondern auch durch sein Andante-Tempo. An zweiter Stelle der Sinfonie steht nicht ein langsamer Satz, wie es üblich wäre, sondern ein melancholisch eingefärbter Walzer in kuriosem 5/4-Takt, während der dritte Satz ein Zwitter zwischen geisterhaft flirrendem Scherzo und auftrumpfendem Finale ist: Eine ganz neuartige Formidee, in der durch die Vermischung des Scherzo-Tanzcharakters mit der »lärmenden« Zuspitzung, die typisch ist für Sinfonie-Finalsätze, allmählich ein Marsch entsteht, der bis zum triumphalen tosenden Höhepunkt gesteigert wird. Erstmals in der Gattungsgeschichte der Sinfonie erklingt dann als eigentliches Finale ein langsamer Satz, ein dreiteiliges Adagio. Alles in ihm ist auf Schmerz, Qual, Verlöschen ausgerichtet: ein Lamento, ein schmerzvoller Abschied von der Welt. Es ist unverkennbar die Rede vom Tod. Hélène GriMaud – BacH Klavierkonzert und Solostücke für Klavier Hélène Grimaud, Klavier Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen DG CD 477 7978 · DG CD 477 6248 (Ltd. Edition, Digipack) ab sofort im Handel! Weitere Informationen, Videos und Hörproben finden Sie auf www.helene-grimaud.de Werke 18 I19 London Philharmonic Orchestra Vladimir Jurowski 76 Jahre sind seit der Gründung des Orchesters durch Sir Thomas Beecham im Oktober 1932 vergangen; heute gilt das London Philharmonic Orchestra als eines der weltweit führenden Ensembles. Nach Beecham konnten viele bedeutende Musiker als Chefdirigenten gewonnen werden, unter anderem Eduard van Beinum, Sir Adrian Boult, Sir John Pritchard, Sir Georg Solti, Bernard Haitink, Klaus Tennstedt und Kurt Masur. Das London Philharmonic Orchestra ist das einzige britische Sinfonieorchester, das eine eigene Konzertsaison mit regelmäßigen Auftritten im Opernhaus verbindet. Seit 1992 ist es in der Royal Festival Hall beheimatet, spielt aber schon seit 1964 jeden Sommer im Orchestergraben der Glyndebourne Festival Opera. Während der Londoner Konzertsaison tritt das Orchester nicht nur mit weltberühmten Musikern und Sängern auf, es stellt dem Publikum in seinen Konzerten auch eine breite Palette an musikalischen Gattungen und Stilen zur Auswahl. Regelmäßige Familien- und Schulkonzerte sind genauso selbstverständlich wie live begleitete Stummfilmaufführungen. Auftragsarbeiten und Uraufführungen spiegeln das Engagement für zeitgenössische Musik wider, wobei sich das Orchester momentan auf Werke des Composer-in-Residence Mark-Anthony Turnage konzentriert. 1965 trat das London Philharmonic Orchestra als erstes britisches Orchester in der Sowjetunion auf, 1973 besuchte es als erstes westliches Ensemble die Volksrepublik China. Regelmäßige Tourneen nach Nordamerika, durch Europa und in den Fernen Osten sowie Auftritte bei großen Festivals oder bei der Einweihung von Konzertsälen sind wichtige Bestandteile der Orchesterarbeit. Die internationalen Beziehungen sind dabei keine Einbahnstraße: Dank zunehmender Reisefreiheit arbeitet das Orchester mittlerweile mit herausragenden Talenten aus Ländern von Brasilien bis Ungarn zusammen. Seit 2005 erscheinen beim eigenen Label CDs mit Live-, Studio- und Archivaufnahmen, die weltweit erhältlich sind. Auch auf der Leinwand ist das London Philharmonic Orchestra präsent: Im Rahmen der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit Hollywood und der britischen Filmindustrie entstanden Soundtracks zu Welterfolgen wie »Der Herr der Ringe« (mit einem Oscar ausgezeichnet). Unermüdlich setzt sich das Ensemble für die Menschen in »seinen« Londoner Stadtteilen Lambeth, Southwark und Lewisham ein. Mit einem umfangreichen Bildungsprogramm in Gemeinden und Schulen, aus dem unter anderem die gefeierten Ensembles Renga und Open Ear Orchestra hervorgingen, erreicht das Orchester tausende Londoner. Das London Philharmonic Orchestra startete 2005 das Programm »Foyle Future Firsts«, bei dem junge Instrumentalkünstler durch Mentoren gefördert werden und Gelegenheit haben, vor Publikum aufzutreten. Vladimir Jurowski wurde als Sohn des Dirigenten Mikhail Jurowski in Moskau geboren und studierte zunächst am örtlichen Konservatorium. 1990 zog er mit seiner Familie nach Deutschland und setzte seine Ausbildung an den Musikhochschulen in Dresden und Berlin fort, wo er Dirigieren bei Rolf Reuter und Solokorrepetition bei Semjon Skigin studierte. 1995 gab er sein internationales Debüt beim »Wexford Festival« mit Rimsky-Korsakows »Mainacht«. Im selben Jahr feierte er mit »Nabucco« sein umjubeltes Debüt am Royal Opera House Covent Garden. Mit der Spielzeit 1996/97 trat Vladimir Jurowski ein Engagement an der Komischen Oper Berlin an. Schon ein Jahr später wurde er Erster Kapellmeister des Hauses, dem er bis 2001 angehörte. Seit 1997 war Vladimir Jurowski zusätzlich Gastdirigent an mehreren führenden Opernhäusern, unter anderem am Royal Opera House Covent Garden, am Teatro La Fenice in Venedig, an der Opéra Bastille de Paris, am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, an der Dresdner Semperoper und am Teatro Comunale in Bologna (wo er von 2000 bis 2003 Erster Gastdirigent war) sowie am Maggio Musicale in Florenz, beim »Rossini Opera Festival« in Pesaro und beim »Edinburgh Festival«. 1999 debütierte er mit »Rigoletto« an der Metropolitan Opera New York, wo er seither häufig aufgetreten ist. In den vergangenen Jahren gab Vladimir Jurowski höchst erfolgreiche Debüts beim Los Angeles Philharmonic, bei den Berliner Philharmonikern, beim Oslo Philharmonic Orchestra und beim Russian National Orchestra sowie beim Pittsburgh Symphony Orchestra und beim Philadelphia Orchestra. Zu den Orchestern, mit denen Vladimir Jurowski bereits erfolgreich zusammengearbeitet hat oder mit denen er in naher Zukunft auftreten wird, gehören die Sächsische Staatskapelle Dresden, das Royal Concertgebouworkest, das Orchestra of the Age of Enlightenment und das Chamber Orchestra of Europe. Vladimir Jurowskis Diskografie umfasst die allererste Einspielung von Giya Kanchelis Kantate »Exile«, Meyerbeers »L’Étoile du nord«, Massenets »Werther« und die kürzlich erschienenen Live-Aufnahmen mit Werken von Rachmaninow, Mark-Anthony Turnage und Tschaikowsky beim hauseigenen Label des London Philharmonic Orchestra. 2006 erschien die preisgekrönte Einspielung von Schostakowitschs 1. und 6. Sinfonie. Im Januar 2001 übernahm Vladimir Jurowski den Posten des Musikdirektors der Glyndebourne Festival Opera. 2003 wurde er darüber hinaus Mitglied des Dirigentenkollegiums des Russian National Orchestra, wo er seit 2005 als Erster Gastdirigent wirkt. Im vergangenen Jahr wurde er in den Kreis der »Principal Artists« des Orchestra of the Age of Enlightenment aufgenommen. Seit September 2007 ist Vladimir Jurowski Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra. 20 I 21 BIOGRAFIEn Hélène Grimaud Hélène Grimaud studierte Klavier in ihrer Heimatstadt Aix-en-Provence, in Marseille bei Pierre Barbizet und, ab dem Alter von 12 Jahren, am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris bei Jacques Rouvier, Gyorgy Sandor und Leon Fleischer. Das Jahr 1987 war ein entscheidender Wendepunkt in ihrer Karriere: Sie gewann den »MIDEMCannes Classical Award«. Ihre Darbietung dort bewegte Daniel Barenboim dazu, sie dem Orchestre de Paris zu empfehlen. Daraus resultierte eine Reihe hochklassiger Engagements wie ihr erster Auftritt beim »Festival International de Piano de La Roque d’Anthéron« und ihr Debüt-Recital in Tokio. Seitdem tritt Hélène Grimaud mit den führenden Orchestern auf, u. a. mit dem Concertgebouworkest, dem St. Petersburg Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchester sowie dem Chamber Orchestra of Europe. In den USA ist sie weiterhin regelmäßig Gast beim Los Angeles und New York Philharmonic, dem Philadelphia Orchestra und dem Chicago, San Francisco und Boston Symphony Orchestra. Hélène Grimaud arbeitet mit den bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit wie z. B. Claudio Abbado, Vladimir Ashkenazy, Valery Gergiev, Daniel Harding, Neeme Järvi, Kurt Masur und Yuri Temirkanov. Als engagierte Kammermusikerin tritt sie sowohl solistisch als auch mit KammermusikProgrammen auf. Dabei arbeitet sie mit Künstlern zusammen, die auch im KONZERTHAUS DORTMUND gerne zu Gast sind, wie Thomas Quasthoff, Janine Jansen, Truls Mørk oder Renaud Capuçon. Seit ihrem 15. Lebensjahr nimmt Grimaud CDs auf – ihre Aufnahmen umfassen u. a. Werke von Beethoven, Brahms, Chopin, Liszt, Ravel, Bartók, Rachmaninow, Strauss und Gershwin. Als Preisträgerin zahlreicher weltweiter Musikpreise wurden ihre Verdienste auch in ihrem Heimatland Frankreich gewürdigt. Dort wurde sie vom französischen Kultusministerium im Jahr 2002 zum »Officier dans l’ordre des Arts et des Lettres« ernannt. 2005 wurde sie mit dem »ECHO Klassik« in der Kategorie »Instrumentalistin des Jahres« ausgezeichnet. Hélène Grimaud ist Autorin zweier Bücher, »Variations Sauvages« (auf Deutsch erschienen unter dem Titel »Wolfssonate«) und »Leçons Particulières«, die in Frankreich in den BestsellerListen weit oben rangierten. 1999 gründete sie das »Wolf Conservation Center«, für das sie sich nach wie vor stark macht. In jüngerer Zeit verbindet man den Namen Hélène Grimaud auch mit Wohltätigkeitsorganisationen wie Amnesty International, Internationales Kindercamp Villa Sans Souci und der World Wildlife Foundation. 22 I 23 BIOGRAFIEn Kommen Sie doch näher ran! Wenn Sie der muSiK und den KünStlern noch näher Kommen Pathos und Perfektion möchten, treten Sie dem FörderKreiS deS handWerKS e.V. bei! und noch etWaS näher! Jetzt erhalten Sie 10% Kartenrabatt bei den eigenVeranStaltungen, Werden zum JahreSempFang, zu hauSFührungen und probenbeSuchen eingeladen. alle inFoS unter t 0231-22 696 261 oder WWW. KonzerthauS-dortmund.de Skandinavischer Klangrausch Das Oslo Philharmonic Orchestra unter dem finnischen Dirigenten Jukka-Pekka Saraste präsentiert mit dem norwegischen Geiger Henning Kraggerud einen Abend mit Werken von Nikolai RimskyKorsakow, Jean Sibelius und Johannes Brahms. Do 04.12. 08 · 20.00 Gipfeltreffen der Romantik ˇ bringen die Mit Brahms’ erstem Klavierkonzert und der sechsten Sinfonie von Antonín Dvorák Tschechische Philharmonie unter Manfred Honeck und der Pianist Lars Vogt ein hochromantisches Programm ins Konzerthaus. Sa 31. 01. 09 · 20.00 Skandinavien II Nach seinem letzten Konzert als »Junger Wilder« bleibt Antti Siirala dem Konzerthaus verbunden und kommt mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra und Sakari Oramo nach Dortmund. An diesem Abend sind Werke von Schubert und Bruckner zu hören. Förderkreis des Handwerks e.V. zugunsten KONZERTHAUS DORTMUND äher Fr 27. 03. 09 · 20.00 Weiterhören Texte Verena Großkreutz Fotonachweise Titel © Mat Hennek S. 4|5 © Mat Hennek S. 8|9 © Mat Hennek S. 10 © Sheila Rock S. 18 © Richard Cannon S. 22 © Mat Hennek Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa Redaktion Dr. Jan Boecker · Marion Schröder Konzeption Kristina Erdmann Anzeigen Anne-Katrin Röhm · T 0231-22 696 161 Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten! Impressum Konzerthaus dortmund philharmonie für westfalen brückstrasse 21 I 44135 Dortmund t 0231- 22 696 200 I f 0231- 22 696 222 [email protected] www.konzerthaus-dortmund.de