Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) Geschichte Die Bedeutung der Histomonose (S h (Schwarzkopfkrankheit) k fk kh it) bei Pute und Huhn Michael Hess 1895: Erstbeschreibung in den USA (Smith, 1895) 1920: Aufklärung der Ätiologie der Erkrankung 1949: erste Chemotherapeutika p p 1961: erster Einsatz von Imidazolpräparaten 1995: EEC 1798/1995 Verbot von Dimetridazol 2003: EEC 1756/2002 Verbot des letzten Prophylaktikums (Nifursol) Klinik für Geflügel, Ziervögel, Reptilien und Fische Histomonose – Schwarzkopfkrankheit – Blinddarm-/Leberentzündung Veterinärmedizinische Universität Wien Klinik: bei Puten hohe Mortalität Sektion: Pute Bilder: Dr. Sanglhuber-Sobe und Dr. Haupt 18.01.2012 1 Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) Histomonose: Mastelterntiere Histomonose: Legehühner Großelterntiere: 12 Wochen; Geschlecht: Mortalität: 20 von 5000 Hoher Hygienestandard mit Duschen, etc.. Histomonose: Legehühner Reproduktion bei Hühnern Blinddärme und Lebern von Hühnern infiziert mit in vitro vermehrten Histomonaden. (A) Blinddarm, Grad: 2. (B) Blinddarm, Grad 3. (C) Blinddarm, Grad 4. (D) Leber, Grad 1. (E) Leber, Grad 2. (F) Leber, Grad 3. 18.01.2012 2 Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) Untersuchung verschiedener Hühnerlinien Schwere der Läsio onen (%) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Erreger - Morphologie Histomonas meleagridis Einzeller; Vermehrung durch Zweiteilung Bewegliche Invasionsform (im Darmlumen) Blinddarm Leber Größe: 8-19µm 1-2 Geißeln (Länge ca. 6-11µm) Gewebeform ISA TETRA LB LSL unbegeißelt amöboide Form keine statistisch signifikanten Unterschiede Histomonas meleagridis Histomonas meleagridis N FV H 7,000x 10,000x H: Hydrogenosom FV: Vakuole G: Golgi Apparat N: Zellkern 30,000x Mielewczik et al. (2008): Parasit. Res., 103, 745-750 18.01.2012 3 Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) Histomonaden in versch. Organen Vorkommen von Histomonas meleagridis Weltweit → in Gebieten mit intensiver Geflügelproduktion USA, Canada, Mexiko und Europa Knochenmark Leber Puten – Hühner – weitere Geflügelarten F Fasan, Wachtel, W ht l Perlhuhn, P lh h Pfau, Pf Strauß St ß Bauchspeicheldrüse Gehirn weitere Vogelarten (Wildvögel) Rebhuhn, Nandu, Haubenadler Eintrag und Übertragung des Erregers H. meleagridis - Haltungssystem Kurze Überlebensdauer in der Aussenwelt Zwischenwirte: Bodenhaltung Blinddarmwurm (Graybill und Smith, 1920) Mehlwurm (Huber et al., 2007) Stapelwirte: (McDougald, 2005) Dauerstadien (Zysten) Freilandhaltung Prävale enz % Regenwurm Stubenfliege Heuschrecke Biohaltung Aufzucht 18.01.2012 Legebetrieb 4 Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) Geschichte der Bekämpfung Bekämpfung Arsenderivate Nitarsone, Carbason, Acetarsol, Roxarsone Nitrofurane Furazolidon und Nifursol Nitroimidazole Samuel Cushmann, 1893 Dimetridazol, Metronidazol, Ronidazol Antibiotika “Die beträchtlichen Infektionsmöglichkeiten des mit Puten oder Hühnern besetzten Auslaufes haben in Ländern, die systematisch Putenmast betreiben, Veranlassung gegeben, die Aufzucht der Putenküken nur noch auf Drahtfußboden durchzuführen“. (Fritzsche und Paromomycin (Aminoglykosid-Antibiotikum); wirkt nur prophylaktisch, nicht therapeutisch Gerriets, Geflügelkrankheiten (1959)) Phytotherapie Otte, Krankheiten des Geflügels, 1928 Zimtkassie, Knoblauch, Zitrone, Oregano Grzimek, Krankes Geflügel, 1943 Bekämpfung: Gesetzliche Grundlage EU-Verordnung: Nr. 1756/2002 vom 23.09.2002 Verbot von Nifursol als Futterzusatzstoff mit Wirkung vom 31.03.2003 World Poultry Vol.19 No.11 2003 Therapie- und Prophylaxenotstand Tierschutz §1 Ziel des Bundestierschutzgesetzes ist der Schutz des Lebens und des Wohlergehens der Tiere aus der besonderen Verantwortung des Menschen für das Tier. Badische Zeitung vom 31.12.03 18.01.2012 Frankfurter Allgemeine vom 30.11.03 5 Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) USA: Roxarsone USA: Nitarsone (Histostat 50, Pfizer) 4-Nitrophenylarsen Säure (4-Nitro) Max. 1% anorganisches Arsen (As2O3) Futterzusatzstoff: 0.01875% Testung von pflanzl. Extrakten Gruppe/ Anz. Substanz Tiere Tage nach der Infektion Durchf. 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 9 d.p.i. (2/0) - 2/0 8/4 9 d.p.i. (1/0) - 1/0 2/0 III Traubenkern 8/4 10 d.p.i. (3/0) IV Kürbiskern 8/4 I 8/4b Thymian II Sägepalme 8/4 Bekämpfung der Histomonose 0/1 - - 0/1 0/2 1/0 - - - 2/0 0/1 0/1 1/0 - 1/0 - - 1/0 1/0 4/0 - 3/0 1/3 1/0 - 2/1 - - 1/0 - - 28 - 35 Mortal.a 1/1 n.a.c - - - - - 0/1 100% 100% 1/0 0/2d n.a. 91,6% 11 d.p.i. - 1/0 - 9 d.p.i. (1/1) - 1/0 2/3 aTiere Calle 1/0 0/1 1/0 25 26 1/0 0/1 - 2/0 n.a. 100% (1/0) V Kontr. - 22 - 3/0 1/0 - 1/1 die gestorben sind oder euthanasiert werden mussten, Tiere tot; dVersuchsende n.a. binfizierte 100% Tiere / Kontakttiere; Isolierung und Vermehrung von Flagellaten Räuml. Trennung von Pute und Huhn Fernhalten von Zwischen- und Stapelwirten: z.B. Blinddarmwurm und Regenwürmen Dekontaminierung von Einstreu und Mist durch S lb t hit Selbsterhitzung und d Kompostierung K ti Desinfektion der Ställe und Stalleinrichtungen mit wurmeier-abtötenden Desinfektionsmitteln Einstreuhygiene viele Maßnahmen schwierig in der Alternativhaltung 18.01.2012 6 Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) Impfstoffentwicklung Impfung und Infektion über die Kloake 3 Jahre Nicht - geimpfte Tiere: 12 Tage nach der Infektion Geimpfte Tiere: 15 Tage nach der Infektion 18.01.2012 7 Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) Einfluss einer oralen Impfung von Eintagskücken auf die Gewichtsentwicklung Sektion Gruppe 1 geimpft Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4 12 10 kg 8 6 4 2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Lebenswoche geimpft + challenge (14 LT) nicht-geimpft geimpft + challenge (28 LT) Angabe des Durchschnittsgewichtes geimpft Kontrolle Zusammenfassung Die Histomonose ist eine alte Erkrankung, die insbesondere bei Puten zu hohen Verlusten führen kann. Bei Legehennen tritt die Erkrankung in den letzten Jahren gehäuft auf. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Die Alternativhaltung, insbesondere die Freilandhaltung, begünstigt das Auftreten A ftreten durch d rch die Besonderheiten bei der Erregerübertragung. Es gibt keine prophylaktischen und therapeutischen Möglichkeiten, die Erkrankung wirkungsvoll zu bekämpfen. Experimentell konnte gezeigt werden, dass Puten und Hühner mit einer Impfung effizient geschützt werden können. Klinik für Geflügel, Ziervögel, Reptilien und Fische Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin Ivana Bilic Petra Ganas Elvira Grabensteiner Beatrice Grafl Meike Leberl Dieter Liebhart Amarjit Singh Tarik Sulejmanovic Manfred Windisch Asif Zahoor Veterinärmedizinische Universität Wien 18.01.2012 8 Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) Joined action: Royal Veterinary College London and Vetmeduni Vienna 2nd International Symposium y p on: Protozoa Infections in Poultry 6 - 7th July 2012 18.01.2012 9