Bypass-Dioden erweitert, Teil II

Werbung
VERFAHREN ZUR DETEKTION VON UNTERBRECHUNGEN
IN SOLARGENERATOREN UND ZUR ÜBERPRÜFUNG VON
BYPASS-DIODEN – EINE IDEENSAMMLUNG , VERSION 2
(Erweiterte Version des Vortrages auf PV-Brandschutz-Workshop, Freiburg 2013,
mit ergänzenden Erläuterungen)
Heribert Schmidt
Fraunhofer-Institut für Solare
Energiesysteme ISE
12. Workshop „PV-Modultechnik“
TÜV Rhld., 13.11.2015
www.ise.fraunhofer.de
© Fraunhofer ISE
AGENDA
 Aufgabenstellung
 Anforderungen an die Systeme
 Einige Grundlagen (sorry …)
 Suche nach offenen (nicht leitenden) Bypass-Dioden
 Suche von Unterbrechungen im Modul
 Suche nach kurzgeschlossenen Bypass-Dioden im Modul
 Zusammenfassung und Ausblick
2
© Fraunhofer ISE
Ausgangssituation und Fragestellungen
 z. Zt. weltweit ca. 200 GWp PV installiert
 das sind ca.
1 Mrd. Module
 das sind ca. 60 Mrd. Solarzellen
 das sind ca. 300 Mrd. Lötstellen
 das sind ca.
3 Mrd. Bypass-Dioden
 es gibt schlechte Lötstellen
 es gibt gebrochene Zellen / Bändchen
 es gibt offene Bypass-Dioden
 es gibt kurzgeschlossene Bypass-Dioden
 es gibt (systematische !!!!) Mehrfachfehler
 wie können diese Fehler im Feld gefunden werden?
3
© Fraunhofer ISE
Quelle: Lutz Erbe, VGH
Randbedingungen / Anforderungen an die Messsysteme
 Messung möglichst im laufenden Betrieb
 Messung möglichst nur an den Klemmen des Strings
 Messung möglichst durch nur eine einzelne Person
 Messung möglichst durch wenig qualifizierte Person
 Messung möglichst bei jeder Einstrahlung
 Messung im Dunkeln möglichst vermeiden
 Messung ohne Referenzsystem / Referenzmessung
 Messung möglichst schnell durchführbar
 Fehlerort möglichst genau lokalisierbar
 Messequipment preiswert
4
© Fraunhofer ISE
Grundlagen: Modulstring / Zellstring / Solarzelle
(Ergänzung zum Vortrag)
Zum Verständnis der weiter hinten angeführten Messverfahren zur Detektion defekter BypassDioden oder auch zur Suche von Unterbrechungen im Modul ist die Kenntnis des einfachsten
Ersatzschaltbildes einer Solarzelle sowie dessen Strom-/Spannungskennlinie erforderlich. Daher
werden diese in den Folien 7 und 8 erläutert.
In der Folie 7 wird links beispielhaft ein Modulstring bestehend aus zwei Modulen und einem
Lastkreis dargestellt. Jedes der beiden Module ist aus je zwei Strings von Solarzellen aufgebaut,
wobei zu jedem String eine Bypass-Diode parallel geschaltet ist.
Im mittleren Bild ist ein einzelner Zellstring bestehend aus „n“ seriell verschalteten Zellen
dargestellt nebst der zugeordneten Bypass-Diode. „n“ liegt typischer Weise bei 18, 20 oder 24.
Im rechten Bild ist eine einzelne Solarzelle mit ihrem einfachsten Ersatzschaltbild gezeigt, nämlich
einer Konstantstromquelle und einer dazu parallel geschalteten Diode. Der Strom der Konstantstromquelle entspricht dem Kurzschlussstrom der Solarzelle und ist proportional zur Einstrahlung.
Auf der Folie 8 wird die zugehörige Strom-/Spannungskennlinie gezeigt.
Generell entspricht diese einer umgeklappten und um den Kurzschlusstrom ISC verschobenen
Diodenkennlinie. In den Datenblättern findet sich typischer Weise aber nur der grün dargestellte
Bereich (1. Quadrant).
Die Kennlinie setzt sich aber wie gezeigt auch im 2. (rot) und 4. Quadranten (blau) fort.
5
© Fraunhofer ISE
Grundlagen: Modulstring / Zellstring / Solarzelle
(Ergänzung zum Vortrag)
Beim Anlegen einer externen Spannung an die Solarzelle, welche höher ist als deren
Leerlaufspannung (Pluspol an Pluspol der Solarzelle), ist die Diode im Ersatzschaltbild in
Durchlassrichtung gepolt und es fließt - neben dem Strom der internen Stromquelle - ein
zusätzlicher externer Strom durch die Diode . Dies ist anhand der blauen Kennlinie dargestellt.
Der Strom nimmt aufgrund der steilen Kennlinie bereits bei geringen Spannungen oberhalb der
Leerlaufspannung deutlich zu. Da die Diode jedoch in Durchlassrichtung betrieben wird, kann der
zusätzliche externe Strom ein Mehrfaches (3… 5-faches) des Nennstroms betragen, ohne die
Zellen oder das Modul zu schädigen.
Legt man eine negative Spannung an die Solarzelle (Minuspol an Pluspol der Solarzelle), so ist die
Diode in Sperrrichtung gepolt. Ohne Einstrahlung (Dunkelkennlinie) würde man bei kleinen
Spannungen nur einen geringen Sperrstrom messen, der ab einer Spannung von etwa 10 … 20 V
stark ansteigt. Bei Einstrahlung ist diesem noch der von der internen Stromquelle generierte
Kurzschlussstrom ISC überlagert. Dies ist in der Folie 8 anhand der roten Kennlinie dargestellt.
Der Verlauf des roten Kennlinienteils ist stark von der Zelltechnologie abhängig, kann aber auch
deutlich von Zelle zu Zelle aus gleicher Produktion variieren. Die Kennlinie kann wie gezeigt
langsam ansteigen, im schlimmsten Fall kann es aber auch zu einem schlagartigen Durchbruch
der Sperrschicht kommen mit einer irreversiblen Schädigung der Zelle (Hot Spot).
Hauptfunktion einer Bypass-Diode ist es daher, unzulässig hohe Sperrspannungen zu verhindern.
Hierzu werden Gruppen von „n“ seriellen Zellen gebildet und jeweils mit einer Bypass-Diode
beschaltet, wodurch die Sperrspannung gemäß der Folie 10 auf etwa 10…15 V begrenzt ist.
6
© Fraunhofer ISE
Grundlagen: Modulstring / Zellstring / Solarzelle
Modulstring
7
© Fraunhofer ISE
Zellstring mit Bypass-Diode
Solarzelle
Grundlagen: Kennlinie einer Solarzelle
 umgeklappte und um ISC verschobene Diodenkennlinie
 Kennlinie setzt sich im 2. (rot) und 4. (blau) Quadranten fort
 Kennlinienverlauf, Sperrspannung und Sperrverhalten von Zelltyp zu
Zelltyp und auch von Zelle zu Zelle sehr unterschiedlich!
8
© Fraunhofer ISE
Idealer Betrieb ohne Abschattung /Unterbrechung
 Teilstring von n gleichen Zellen („n“ z. B. 18,
20 oder 24) wird mit Bypass-Diode geschützt
 alle n Zellen haben gleichen Strom IZelle
 Zellstrom entspricht Strangstrom
 IZelle = IStrang
 Gesamtspannung = n * UZelle
 Sperrspannung UBypass = n * UZelle
 Sperrstrom IBypass ~ 0
9
© Fraunhofer ISE
Betrieb mit Abschattung und intakter Bypass-Diode
 eine von n Zellen sei total abgeschattet
 Kurzschlussstrom Isc = 0
 Zellstrom IZelle ~ 0
 Strangstrom fließt über Bypass-Diode
 IBypass = IStrang
 UBypass ~ 0,5 V
 Sperrspannung über abgeschatteter Zelle:
 U‘Zelle = (n - 1) * UZelle + UBypass ~ n * UOC_Zelle
 U‘Zelle ~ 10 … 15 V
 Zelle ist gegen Hot-Spots geschützt!
10
© Fraunhofer ISE
Betrieb mit Unterbrechung und intakter Bypass-Diode
 alle Verbinder einer Zelle seien unterbrochen
 Zellstrom IZelle = 0
 Strangstrom fließt über Bypass-Diode
 IBypass = IStrang
 UBypass ~ 0,5 V
 Sperrspannung über Bruchstelle:
 UBruch = n * UZelle + UBypass ~ (n + 1) * UOC_Zelle
 UBruch ~ 11 … 16 V
 zu wenig für stabilen Lichtbogen
 „bruzelnder Wackelkontakt“ gut
möglich
11
© Fraunhofer ISE
Betrieb mit Unterbrechung und offener Bypass-Diode
 alle Verbinder einer Zelle seien unterbrochen
 Zellstrom IZelle = 0
 Bypass-Diode sei unterbrochen
(z. B. wegen aus Unterbrechung resultierender systematischer thermischer Überlastung!)
 IBypass = Istrang = 0
 Spannung über Bruchstelle (worst case):
UBruch = UOC_Strang !!!!
 Lichtbogen hoher Leistung im Modul oder
über Bypass-Diode sehr wahrscheinlich!!!!
12
© Fraunhofer ISE
Betrieb mit Unterbrechung und offener Bypass-Diode
Beispiel für „offene“ Bypass-Dioden.
(Diese Anschlussdose gehört nicht zu dem
rechts gezeigten Modul)
13
© Fraunhofer ISE
Quellen: VGH
Neue Messanordnung für offene Bypass-Dioden
(Ergänzung zum Vortrag)
Bei fehlender Beleuchtung (z. B. nachts) kann einfach festgestellt werden, ob bei der auf der
Folie 16 gezeigten Kette von in Serie geschalteten Bypass-Dioden alle Dioden leitend werden.
Handelsübliche Multimeter mit Dioden-Messfunktion sind hierzu allerdings nicht geeignet, da die
Messspannung zu gering ist, um z. B. in einem String von 15 Modulen mit je 3 in Reihe
geschalteten Bypass-Dioden (also 45 seriellen Dioden) einen Messstrom fließen zu lassen. Hierzu
sind je nach Dioden-Technologie wenigstens etwa 10 … 25 V erforderlich. Diese Spannung kann
aber mit speziellen Messgeräten oder externen Netzgeräten bereit gestellt werden.
Soll die Messung auch bei beleuchteten Zellen durchgeführt werden, so können die
Spannungen/Ströme des Solargenerators das Messgerät resp. das angeschlossene Netzgerät
zerstören. Abhilfe bringt der Einsatz der auf der Folie 16 gezeigten Schutzschaltungsanordnung
für das Netzgerät.
Parallel zum Ausgang befindet sich eine Schutzdiode, welche bei ausgeschaltetem Netzgerät den
Solargenerator nahe am Kurzschluss betreibt - die Diode muss diesen Strom dauerhaft leiten
können. Über der Schutzdiode fällt dabei typischer Weise eine Spannung von etwa 0,5…1 V ab, die
durch eine weitere serielle Schutzdiode vom Ausgang des Netzteils entkoppelt wird.
14
© Fraunhofer ISE
Neue Messanordnung für offene Bypass-Dioden
(Ergänzung zum Vortrag)
Überschreitet die einstellbare Stromstärke des Netzgerätes den momentanen Kurzschlussstrom
des Strings, so sperrt die parallele Schutzdiode, und durch den String fließt ein Strom, der größer
ist als der Kurzschlussstrom der Zellen. Dadurch werden die Bypass-Dioden leitend, und bei „n“
intakten Bypass-Dioden kann das n-fache der Durchlassspannung einer einzelnen Diode gemessen
werden. Abhängig von der Diodentechnologie und der Anzahl der Dioden liegt diese Spannung
bei wenigen Volt bis zu etwa 25 V, siehe oben.
Liegt eine Unterbrechung von einer oder mehreren Bypass-Diode vor, so tritt eine deutlich höhere
Spannung auf, was auf eine offen Bypass-Diode schließen lässt! Der Fehlerort lässt sich allerdings
mit dieser einfachen Messmethode nicht orten.
Diese Messmethode versetzt in nachteiliger Weise den String mit der defekten Bypass-Diode in
einen ungünstigsten Betriebspunkt für Zellschädigungen (Kurzschluss-Betrieb resp. negative
Stringspannung, Hot Spot-Gefahr). Die Spannung des Netzgerätes sollte daher auf einen Wert von
z. B. 20 V über dem erwarteten Wert begrenzt sein, um eine (weitere) Schädigung der wegen der
fehlenden Bypass-Diode ungeschützten Zellen zu vermeiden!
15
© Fraunhofer ISE
Neue Messanordnung für offene Bypass-Dioden
 Durchgangs-Messung der Bypass-Dioden
in der Nacht problemlos
 Messung am Tage erfordert i. A. Schutzschaltung („Bypass“) für Netzgerät
 wenn INetzgerät < IZelle , dann:
 USG = UDiode ~ 0.5…1 V
 wenn INetzgerät > Izelle , dann:
 USG = - n * UBypass~ - n * 0.5 V
 wenn wenigstens eine Bypass-Diode
offen, dann:
 USG >> - n * UBypass
16
© Fraunhofer ISE
Neue Messanordnung für offene Bypass-Dioden
 Anforderungen an Netzgerät:
 Strom- und Spannungsregelung
 Imax = 2 * ISC_STC ~16 A
(Nicht unbedingt erforderlich!
Achtung: Leitungen haben dann bis zu 2 ISC _STC)
 Umax = (n * UBypass + 20 V) ~ 50 V
 Pmax = (2 * ISC_STC * n * UBypass) ~ 500 W
17
© Fraunhofer ISE
Neue Messanordnung für unterbrochene
Zellen/Bändchen bei intakter Bypass-Diode
(Ergänzung zum Vortrag)
Bei dieser Messanordnung wird durch ein externes Netzteil eine Spannung derart angelegt, dass
die Solarzellen im 4. Quadranten betrieben werden, siehe hierzu auch die Folien 5…8.
Damit eine Messung sowohl im ersten als auch im vierten Quadranten ohne eine aufwändige
Stromquelle/-senke (2- oder 4-Quadranten-Netzteil) möglich ist, wird der Modulstring mit einer
geringen Grundlast belastet, z. B. dem in der Folie 19 gezeigten Lastwiderstand.
Bei intakten Zellen und intakten Bypass-Dioden stellt sich der grün gezeichnete Arbeitspunkt ein.
Wird die Spannung des Netzgerätes erhöht, so wird ab einer Spannung oberhalb der Leerlaufspannung ein Strom in den Solargenerator hinein fließen, siehe hierzu das Ersatzschaltbild der
Solarzellen auf Folie 8. Nimmt man die Kurve z. B. mit einem modifizierten Kennlinienschreiber
oder einem Oszilloskop auf, so ergibt sich ein „glatter“ Nulldurchgang des Stromes.
Bei unterbrochenen Zellen oder Bändchen und intakten Bypass-Dioden kann kein Strom rückwärts
in das Modul fließen. Die rot gezeichnete Kennlinie hat also einen Knick, der auch mit einfachen
Mitteln (Multimeter) leicht zu erfassen ist: steigt die Spannung am Solargenerator ohne
wesentliche Zunahme des Stromes deutlich über die Leerlausspannung hinaus an, so liegt eine
vollständige Unterbrechung von wenigstens einer Zelle oder einer Zellverbindung vor.
Als Netzgerät kann z. B. das weiter vorne beschriebene Gerät mit Schutzbeschaltung und
zusätzlichem Lastwiderstand eingesetzt werden.
18
© Fraunhofer ISE
Neue Messanordnung für unterbrochene
Zellen/Bändchen bei intakter Bypass-Diode
19
© Fraunhofer ISE
Neue Messanordnung für unterbrochene
Zellen/Bändchen bei intakter Bypass-Diode
 Anforderungen an Netzgerät:
 Strom- und Spannungsregelung
 Imax << 1 A
 Umax = UOC + 20 V
(bis 1000 oder 1500 V)
 Pmax = Umax * Imax ~ 1…1,5 kW
20
© Fraunhofer ISE
Weitere Verfahren unter ausschließlicher Nutzung der
Generatorklemmen
(Ergänzung zum Vortrag)
Auf der folgenden Seite werden weitere Messverfahren vorgestellt, mit denen versucht wird,
unter ausschließlicher Nutzung der Generatorklemmen eine Information über den Zustand
des Solargenerators resp. der angeschlossenen Strings zu gewinnen. Manipulationen am
Solargenerator wie z. B. partielle Abschattungen sind dabei nicht vorgesehen.
Als Verfahren wird hier zum einen die Impedanzmessung genutzt, also eine Messung im
Frequenzbereich, zum anderen die Time Domain Reflectometry (TDR), bei welcher die Reaktion
eines Strings auf Anregungsimpulse im Zeitbereich ausgewertet wird.
Nach Einschätzung des Autors kann mit den beschriebenen Messverfahren eine pauschale Aussage
über den „Gesundheitszustand“ des vermessenen Strings gemacht werden, aber keine detaillierten
Aussagen über z. B. einzelne kurzgeschlossene Bypass-Dioden. Hierzu ist immer eine Referenzmessung erforderlich!
Die Fa. EMAZys hat ein im Jahre 2012 vorgestelltes Impedanzmessgerät mit einigen anderen
Messmethoden kombiniert (Isolationswiderstands-Messung, Fehleranalyse durch partielle
Abschattung des Solargenerators (siehe hierzu die Folien 34 ff)) und ein darauf basierendes
Messgerät im November 2015 auf dem 12. Modul-Workshop, des TÜV Rhld. vorgestellt.
Durch die Kombination mehrere Messmethoden in einer kompakten Einheit erscheint dieses Gerät
jetzt gut geeignet für den praktischen Einsatz.
21
© Fraunhofer ISE
Weitere Verfahren unter ausschließlicher Nutzung der
Generatorklemmen
 Fa. EmaZys ( http://www.emazys.com/fileadmin/emazys/Press_EmaZys_English.pdf )
 Dänisches Patent DK 177 168 B1 auf Impedanz-Messverfahren erteilt
 Prototyp im Jahre 2012 auf 27. EUPVSEC vorgestellt
 praxistaugliches Gerät mit kombinierten Messmethoden
im Jahre 2015 vorgestellt
(siehe hierzu Anmerkungen auf Folien 21 und 36 ff!)
 Schott / SMA: DE 10 2009 044 057 A1 (Impedanz)
 SMA: 10 2006 052 295 A1 (Impedanz)
 ISET Kassel: 10 2008 062 659 A1 (Impedanz)
 Einige Veröffentlichungen zu Time Domain Reflectometry (TDR)
 Nachteil:
alle Verfahren benötigen eine Referenz oder eine frühere Messung!
22
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
IR Thermografie & Elektroluminiszenz EL
(Ergänzung zum Vortrag)
Die Untersuchung von Solargeneratoren mittels Infrarot- (IR-) Kameras ist heute Stand der
Technik. Entsprechende Geräte sind in guter Qualität zu erschwinglichen Preisen erhältlich.
Die klassische „Tag-IR-Thermografie“ erfolgt bei ausreichender Einstrahlung und erlaubt - mit
entsprechender Erfahrung - die Erkennung aktiver und nicht aktiver Teile des Solargenerators.
Damit können auch Fehler der Bypass-Dioden oder der Zellverbinder erkannt werden. Die
Messungen können vorteilhafter Weise im laufenden Betrieb der Anlage erfolgen.
Eine weitere Möglichkeit zum Einsatz der IR-Kameras besteht in der „Nacht-Thermografie“.
Hierbei wird mittels eines externen Netzgerätes ein Strom in den Generator eingespeist und die
Erwärmung der einzelnen Module miteinander verglichen. Da hier das „störende“ Sonnenlicht
fehlt, sind die erzielten Messergebnisse zumeist eindeutig. Von Nachteil ist, dass die Messung bei
Nacht erfolgen und der Generator extern gespeist werden muss.
Eine sehr gute Messmöglichkeit stellt die Elektroluminiszenz-Messung (EL) dar. Hierbei wird
ebenfalls ein Strom in den String eingespeist und die in den Zellen entstehende Lichtstrahlung im
langwelligen Bereich mit speziellen Kameras aufgenommen. EL-Messungen sind inzwischen
Standard bei Zell- und Moduluntersuchungen in Labor und Fertigung. Zunehmend werden sie
auch bei Outdoor-Messungen eingesetzt und sind dort ein vielseitiges und mächtiges Werkzeug
zur Identifikation verschiedener Modulfehler.
Es ist davon auszugehen, dass Outdoor-EL-Messungen zukünftig zum Standard bei der
Fehlersuche in Solargeneratoren werden!
23
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
IR Thermografie & Elektroluminiszenz EL
 „Tag-IR-Thermografie“ im laufenden Betrieb
 zeigt prinzipiell kurzgeschlossene und leerlaufende Modulbereiche
 Messung nur bei gutem Wetter, braucht Erfahrung
 „Nacht-IR-Thermografie“
 Einspeisen eines Stromes zum Aufheizen der Module
 wie oben, aber bei jedem Wetter oder auch Nachts möglich
 Ergebnisse deutlicher als bei normaler IR-Thermografie
 Unterbrechung des Betriebs und Einspeisung via Netzteil erforderlich
 EL-Messung im Feld
 wie oben, sehr aussagekräftig, inzwischen auch preisgünstig
 zeigt eindeutig kurzgeschlossene Bypass-Dioden
Quelle: MERTENS, K. „Photovoltaik“ ISBN 978-3-446-44232-0
24
© Fraunhofer ISE
LowCost-Outdoor-EL:
Kostengünstige umfassende Vorort-Qualitätsanalyse
von Solarmodulen
Konrad Mertens, David Pascual
Fachhochschule Münster, Photovoltaik-Prüflabor, Steinfurt
Matthias Diehl
photovoltaikbuero, Ternus und Diehl GbR, Rüsselsheim
Im Folgenden werden Auszüge aus dem Vortrag von K. Mertens et al. auf
dem 30. Symposium Photovoltaische Solarenergie, Bad Staffelstein 2015,
Seite 258 ff, gezeigt.
Diese wurden dankenswerter Weise von Herrn Mertens zur Verfügung
25
gestellt!
© Fraunhofer ISE
Wie werden die Messungen durchgeführt?
Typischer Messaufbau
IR
Laptop
Kamera
USB
26
© Fraunhofer ISE
HochvoltNetzteil
USB
•
Stringbestromung über Netzteil (z.B. halber Kurzschlusstrom)
•
Scharfstellung im Videomodus
•
Belichtungszeiten zwischen 0,5 und 5 sek
•
Ggf. Differenzbildaufnahme (bestromt, unbestromt)
Wie werden die Messungen durchgeführt?
Verwendetes Netzteil
„pvServe“:
• U = 0 - 1000 V, I = 0 - 5 A, PMax = 3,3 kW
• Betreibbar an 230 V - Steckdose
• Fernsteuerbar über USB-Bus
27
© Fraunhofer ISE
Konkrete EL-Messbeispiele
Wie sind die Strings verkabelt?
String 1:
28
© Fraunhofer ISE
String 2:
Konkrete EL-Messbeispiele
Fehlerbild: Bypassdioden im Kurzschluss
aktiver
Zellstring
29
© Fraunhofer ISE
überbrückte
Zellstrings
intaktes
Modul
Was kann man damit sonst noch anfangen?
Erkennung von nicht kontaktierten oder fehlenden Bypassdioden
 Anlegen einer negativen
Spannung an den String:
 Betroffenes Modul heizt sich auf
30
© Fraunhofer ISE
Was kann man damit sonst noch anfangen?
Erkennung von nicht kontaktierten oder fehlenden Bypassdioden
 Mit Thermographie ist betroffenes Modul leicht zu finden
Betroffener
Zellstring
31
© Fraunhofer ISE
Was kann man damit sonst noch anfangen?
Rückstromthermographie („Nacht-Thermographie“)
 Hotspots (durch Kontaktfehler) deutlich besser detektierbar als
bei Tag-Thermographie (keine Aufheizung der Zellen durch
Sonnenlicht, keine Reflexionen des Sonnenlichts)
32
© Fraunhofer ISE
Weiteres Beispiel zu „Nacht-Thermografie“
 hier ist nur eine Reihe von Solarzellen aufgrund einer kurzgeschlossenen
Bypass-Diode nicht bestromt (dunkel)
 dies ist begründet in der eher ungewöhnlichen unsymmetrischen
Aufteilung von in diesem Falle fünf Solarzellen-Reihen auf drei BypassDioden
Quelle: Photovoltaikbüro Ternus & Diehl GbR
33
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast
(Ergänzung zum Vortrag)
Im Folgenden werden Messmethoden vorgestellt, bei denen Manipulationen am Solargenerator
vorgenommen und die Reaktionen darauf ausgewertet werden.
Mögliche Manipulationen sind das gezielte Abschatten einzelner Module oder auch Modulbereiche (Zellstrings) sowie das zusätzliche Bestrahlen der Module . Mehrere Messverfahren wurden in
den 1990er-Jahren vom Autor am Fraunhofer ISE zur schnellen Fehlerdetektion in Modulen der Fa.
AEG/DASA entwickelt und z. B. auf dem 12. PV-Symposium 1997 in Bad Staffelstein vorgestellt.
Bei den genannten Modulen trat nach einigen Betriebsjahren ein systematischer Bruch der
Zellverbinder auf, der dann zum Ausfall des zugehörigen Zellstrings führte. Diese Haarrisse waren
im Feld mit optischen Methoden nicht zu erkennen, und nur in seltenen Fällen führte der sich
ergebende „Wackelkontakt“ zu sichtbaren Schäden wie Brennflecken, Aufblähen und Bruch der
Glas-Glas-Module (siehe hierzu auch die Folien 11 und 37).
Der Stringstrom floss in diesen Fällen vollständig über die Bypass-Dioden, die damit bei den
seinerzeit moderaten Strömen von etwa 3 A jedoch keine Probleme hatten.
Es ist weiterhin anzumerken, dass trotz der sehr großen Anzahl solcher Fehler kein Brandschaden
durch sie verursacht wurde. Dies ist neben dem Aufbau in Glas-Glas-Technologie auch der soliden
Funktion der Bypass-Dioden zuzuschreiben – systematische Doppelfehler wie auf der Folie 12 ff
beschrieben wurden nicht beobachtet.
34
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast
(Ergänzung zum Vortrag)
Eine sehr einfache aber außerordentlich effektive Messmethode besteht in der auf den Folien 39
bis 41 beschriebenen partiellen Abschattung der Module bei gleichzeitiger Belastung durch eine
Grundlast.
Auf der Folie 39 ist zunächst die Kennlinie 1 eines intakten Modulstrings dargestellt .
Werden - wie in dem Schaltbild daneben angedeutet - eine oder auch mehre Zellen eines
Zellstrings zumindest teilweise abgeschattet, so ergibt sich für den Gesamtstring die Kennlinie 2. Bei hohen Stringströmen ist die zugehörige Bypass-Diode leitend, und die Stringspannung
ist um die Spannung der zugehörigen 18 … 24 Zellen, also etwa ΔU ≈ 10…15 V, vermindert.
Bei einer nicht vollständigen Abschattung - eine vollständige Abschattung ist im Feld kaum zu
erreichen - übernehmen die abgeschatteten Zellen ab dem Knickpunkt 3 wieder den Stringstrom,
was letztlich zu einer Leerlaufspannung führt, die trotz hoher Abschattung nahe bei der Spannung
ohne Abschattung liegt. Ein Erkennen und Auswerten der Veränderungen als Folge der Abschattung ist anhand der Leerlaufspannung also nicht möglich.
Belastet man hingegen den String mit einem passenden Widerstand, so ergibt sich ohne
Abschattung der Arbeitspunkt 4, der bei Herbeiführung einer auch nur unvollständigen
Abschattung schlagartig in den Arbeitspunkt 5 wechselt. Der bei einem intakten String auftretende Spannungshub von ΔU ≈ 10…15 V kann einfach und eindeutig mit einem Multimeter erfasst
werden.
Die Grundlast kann auch nur kurzzeitig während der Messphase aktiviert sein, auch kann sie z. B.
eine schaltbare und an den Modulstrom angepasste Konstantstrom-Senke sein.
35
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast
(Ergänzung zum Vortrag)
Liegt ein Modulfehler vor, so sind abhängig von der Art des Fehlers unterschiedliche
Spannungsänderungen möglich:
Bei einem offenen Zellstring (vollständige Unterbrechung) und auch bei einer kurzgeschlossenen Bypass-Diode befindet man sich auch ohne Abschattung immer auf der Kennlinie 2. Diese
weist dann auch nicht mehr den Knick 3 auf, sondern verläuft auf der gestrichelten Linie weiter bis
zu der verminderten Leerlaufspannung. Der Arbeitspunkt der angeschlossenen Grundlast verbleibt
daher mit und ohne Abschattung im Punkt 5, d. h., die Spannung ändert sich beim Herstellen oder
Entfernen der Abschattung nicht. Dies erlaubt eine sehr schnelle und eindeutige Zuordnung eines
Fehlers zu einem bestimmten Modul oder sogar zu einem Zellstring innerhalb eines Moduls.
Bei einer offenen Bypass-Diode fällt bei einer Abschattung der zugehörigen Zellen ein großer
Teil der Stringspannung über diesen abgeschatteten Zellen ab - die an den äußeren Klemmen
gemessene Spannung sinkt also überproportional ab, was ebenfalls eindeutig zu erkennen ist.
Das beschrieben Verfahren wurde sehr erfolgreich bei der Suche nach den defekten AEG/DASAModulen eingesetzt. In der Folie 40 ist die „Abschattungspappe“ in der Größe eines Tischtennisschlägers zu erkennen, welche mittels einer dünnen Stange leicht über den Solargenerator geführt
werden kann. Eine zweite Person beobachtet dabei die Änderung der Spannung am Modulstring keine Änderung: Modul defekt!
Die Messung beansprucht nur wenige Sekunden pro Modul und hat eine Treffsicherheit
von 100 %!
36
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast
(Ergänzung zum Vortrag)
Die Fa. EMAZys hat - nach unbestätigter Einschätzung des Verfassers - dieses einfache
Grundprinzip in ihrem neuen „Universal-Modul-Tester“ in eine praxistaugliche Form gebracht,
siehe hierzu die Folie 21.
Auch hier werden die Module eines Strings (oder auch Teilmodule) nacheinander abgeschattet und
zunächst die jeweiligen Stringspannungen in einem Datenlogger abgespeichert. Liegen alle
Spannungswerte vor, so ist es nach der oben beschriebenen Methode einfach möglich, die
defekten Module zu identifizieren und anzuzeigen.
Parallel zu der Spannungsmessung kann auch bei jeder Abschattungssituation die Impedanz des
Modulstrings gemessen werden. Dies erlaubt eine zusätzliche Aussage, insbesondere bei einer
offenen Bypass-Diode, da in diesem Falle bei einer Abschattung die Impedanz deutlich ansteigt .
Infos: http://www.zenitsolar.com/
37
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast
(H. Schmidt, 12. PV-Symposium, Staffelstein 1997)
Quellen: Fraunhofer ISE
 Gebrochene Alu-Bändchen bei AEG/DASA-Modulen (Serienfehler)
38
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast
(H. Schmidt, 12. PV-Symposium, Staffelstein 1997)
39
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast
(H. Schmidt, 12. PV-Symposium, Staffelstein 1997)
40
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast
(H. Schmidt, 12. PV-Symposium, Staffelstein 1997)
 Erkennung von Unterbrechungen von Zelle oder Bändchen
 Erkennung von kurzgeschlossenen Bypass-Dioden
 Erkennung offener Bypass-Dioden
 100 % Treffsicherheit!
 sehr schnell und sehr einfach – nur wenige Sekunden pro Modul
 Solargenerator muss zugänglich sein
 Einstrahlung „einigermaßen“ hoch (> 200 W/m²)
 zweite Person zum Ablesen des Messgerätes sinnvoll
 Ablesen und Auswerten kann „automatisiert“ werden durch
entsprechenden Datenlogger (Gerät der Fa. EMAZys ?!)
41
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gechopptes Licht
(Ergänzung zum Vortrag)
Aufbauend auf dem auf den vorherigen Folien beschriebenen Grundprinzip einer gezielten
Abschattung sind auch andere Manipulation am Solargenerator möglich.
Ein Ansatz ist es, die beiden mit der beschriebenen Abschattung nur statisch herbeizuführenden
Beleuchtungszustände periodisch mittels mechanischer oder Flüssigkristall- (LCD-) Chopper zu
erzeugen. Diese periodischen Veränderungen der Bestrahlung und damit der Solargeneratorkennlinie erlaubt wegen der bekannten Frequenz und Phasenlage hochempfindliche , aber dennoch
einfach zu realisierende Verfahren zur deren Detektion. Diese reichen von einer frequenzselektiven Auswertung bis hin zu einem Korrelationsempfang (lock-in).
Auf der folgenden Folien werden einige Ideen / Beispiele dazu aufgeführt.
Das Verfahren mit einer zusätzlichen Bestrahlung über ein Array von spektral optimal an SiliziumSolarzellen angepassten IR-Leuchtdioden, welche mit einer Frequenz von ca. 1 kHz getaktet einund ausgeschaltet werden, wurde erfolgreich erprobt. Die durch das modulierte Licht herbeigeführten Stromänderungen können mit einer geringfügig modifizierten, preiswerten AC-Stromzange im laufenden Betrieb der Anlage kontaktlos von dem Stringkabel abgenommen werden. Da
die Taktfrequenz des Lichtes (1 kHz) bekannt ist, kann das Messsignal mittel Bandpass-Filterung
einfach von Störsignalen befreit und verstärkt werden.
Das auf der Folie 45 gezeigte zusätzliche Bestrahlen einzelnen Zellen mittels gechopptem Licht
wurde bislang noch nicht erprobt.
42
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast, neue Ideen
 Gechopptes Licht ermöglicht „kontinuierliche“ Messung
 Korrelationsempfang des gechoppten Signals möglich („Lock-In“-Prinzip)
Pappe
43
© Fraunhofer ISE
mechan. Chopper
LC-Chopper
LED-Chopper
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Gezielte Teilabschattung und Grundlast, neue Ideen
 Prototyp des „LED-Choppers“ mit IR-LEDs (960 nm, Taktfrequenz = 1 kHz)
 Erfolgreiche Erprobung des Prototyps
44
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
gezieltes zusätzliches Bestrahlen von Modul-Substrings
 gechopptes Licht
 erzeugt kleines E
 erzeugt kleine Änderung von Strom und Spannung
 kann mit Korrelationsempfang detektiert werden????
45
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Verfolgung von eingespeisten Signalen
(Ergänzung zum Vortrag)
Im Rahmen der Untersuchungen an Generatoren mit defekten AEG/DASA-Modulen (siehe Folien
34 ff) wurden vom Autor am Fraunhofer ISE verschiedene Methoden zur Detektion von Unterbrechungen und defekter Bypass-Dioden mittels einer Verfolgung eingespeister oder auch
kontaktlos zugeführter Signale entwickelt. Diese Methoden wurden veröffentlicht, teilweise auch
patentiert.
Zwei dieser Verfahren sind auf der Folie 48 dargestellt.
Bei dem links gezeigten Verfahren wird ein z. B. rechteckförmiges, sehr einfach zu erzeugendes
Testsignal mit z. B. 1 kHz Frequenz über einen nicht dargestellten Koppelkondensator an den
äußeren Klemmen des Strings eingespeist. Als Empfänger dient die im kleinen Bild dargestellte
kapazitive Sonde, sprich eine handteller große Dose, deren isolierte leitende Unterseite mit den
Solarzellen im Modul einen Plattenkondensator bildet. Das über die kapazitive Kopplung
aufgenommene Signal wird einem Verstärker zugeführt, der das Signal über einen Lautsprecher
oder Kopfhörer wiedergibt. Das Bezugspotenzial des Verstärkers kann zwischen dem oberen und
dem unteren Anschluss des Solargenerators umgeschaltet werden. Liegt wie in diesem Beispiel
eine Unterbrechung in der Mitte des Strings vor, so ist bei der gezeigten Schalterstellung in der
oberen Hälfte des Generators ein Signal hörbar, in der unteren nicht. Nach Umschalten ist zur
Kontrolle in der unteren Hälfte ein Signal hörbar. Dieses kapazitive Verfahren funktioniert auch
oder gerade bei einer vollständigen Unterbrechung im Modul!
Das gezeigte Verfahren konnte für wenige Euro realisiert und in der Praxis erfolgreich erprobt
werden.
46
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Verfolgung von eingespeisten Signalen
(Ergänzung zum Vortrag)
Das beschrieben Grundprinzip kann auch mittels einer induktiven Kopplung realisiert werden.
Das entsprechende Blockschaltbild sowie eine mögliche Ausführungsform des induktiven Sensors
sind in dem rechten Teil der Folie 48 dargestellt.
Ein Testsignal wird an den Klemmen des Strings eingespeist und erzeugt einen Strom durch das
Modul. Dazu muss allerdings - im Gegensatz zu dem kapazitiven Verfahren - ein durchgängiger
Strompfad vorliegen. Der Strom erzeugt ein magnetisches Wechselfeld, welches mit sehr
einfachen Mittel detektiert werden kann. Dies ermöglicht eine berührungslose und hochaufgelöste Messung der Ströme im Modul, was nicht nur die Erkennung defekter Bypass-Dioden oder
vollständig unterbrochener Zellverbinder ermöglicht, sondern auch das Erkennen schlechter
Lötungen durch einen Vergleich der Ströme in den einzelnen Zellverbindern.
Diese Verfahren eignet sich daher auch zur laufenden Qualitätskontrolle in der Modulfertigung!
http://www.pv-brandsicherheit.de/fileadmin/WS_03-0414/BOGDANSKI_Neuartige_Methoden_zur_Qualit%C3%A4tssicherung_und_Fehlersuche_K%C3%B6ln_2014-04-03.pdf
Das beschrieben Verfahren wurde von Herrn Kazuhiko Kato neu entdeckt und vielfach publiziert,
siehe Folien 49 ff.
Weiterhin arbeiten die auf der Folie 52 gezeigten von der Fa. SOLARTEKTOR eingesetzten
mobilen Messsonden sehr wahrscheinlich nach diesem Prinzip - allerdings im Vergleich zu KATO
ohne „menschliche Belastung“ des Solargenerators….
47
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Signalverfolgung
(H. Schmidt, 12. PV-Symposium, Staffelstein 1997)
Quelle: Patentschrift H. Schmidt DE 197 01 152 C2 (1997)
48
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Signalverfolgung (indukt. Verfahren, KATO, IEA Task 13)
49
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Signalverfolgung (indukt. Verfahren, KATO, IEA Task 13)
50
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Signalverfolgung (indukt. Verfahren, KATO, IEA Task 13)
51
© Fraunhofer ISE
Verfahren unter Einbeziehung des Solargenerators:
Signalverfolgung
 --- und das gleiche ohne große
mechanische Belastung der
Module 
 Quelle:
Quelle:
http://www.solartektor.de/
52
© Fraunhofer ISE
Messgerät „INTERRUPT“
(Ergänzung zum Vortrag)
Zur exakten Lokalisierung der Unterbrechungen innerhalb der vorne genannten AEG/DASAModule wurde vom Autor am Fraunhofer ISE verschiedene Messverfahren entwickelt. Zwei dieser
Verfahren wurden in dem Handgerät „INTERRUPT“ zusammengefasst.
Das erste Verfahren beruht auf der Dämpfung eines Schwingkreises durch induzierte Ströme in
einem elektrisch leitenden Material oder einer Leiterschleife. Das Grundprinzip ist das gleiche wie
bei einem handelsüblichen Metallsuchgerät, nur ist die Anzeige „invertiert“: das Metallsuchgerät
pfeift, wenn der Schwingkreis bedämpft wird, also eine leitende Umgebung gefunden wurde.
Beim INTERRUPT gibt es einen Alarm, wenn keine leitende Verbindung und damit keine
Bedämpfung des Schwingkreises gefunden wurde.
Die leitende Verbindung wird bei intakten Zellverbindern gemäß der Folie 55 durch die Zellverbinder, die Rückseitenmetallisierung sowie das durchgehende Frontgrid gebildet. Wird die
Spule des Schwingkreises oberhalb dieser Leiterschleife positioniert, so wird bei geschlossener
Schleife ein Strom induziert, der den Schwingkreis bedämpft. Ist wenigstes einer oder sind beide
Zellverbinder unterbrochen, so ist die Dämpfung wesentlich geringer, was zur Anzeige gebracht
wird. Das Verfahren reagiert auch auf erhöhte Übergangswiderstände aufgrund schlechter
Kontaktierungen und kann daher auch zur Qualitätskontrolle in der Modulfertigung eingesetzt
werden.
Das zweite Verfahren beruht auf einer kapazitiven Einkopplung eines AC-Messstroms in zwei
benachbarte Zellen mittels zweier außen auf das Modul aufgelegten Elektroden. Falls keiner der
Zellverbinder leitend ist, entsteht kein Stromfluss, was zur Anzeige gebracht wird. Damit ist eine
Unterscheidung zwischen vollständigen und unvollständigen Unterbrechungen möglich.
53
© Fraunhofer ISE
Messgerät „INTERRUPT“
 Gerät zur kontaktlosen Detektion von
vollständigen und unvollständigen
Unterbrechungen sowie schlechten
Kontaktierungen in Zellstrings
 Gerät enthält zwei Messverfahren:
 mittels eines induktiven Verfahrens
Detektion aller Unterbrechungen
 mittels eines kapazitiven Verfahrens
Unterscheidung zwischen vollständigen
und unvollständigen Unterbrechungen
 Gerät wurde vom Fraunhofer ISE in
Kleinserie gebaut und sehr erfolgreich
in Labor, Fertigung und Feld eingesetzt
 Gerät wird nicht mehr hergestellt
Quelle: Patentschrift H. Schmidt DE 197 01 152 C2 (1997)
54
© Fraunhofer ISE
Messgerät „INTERRUPT“
 Zellverbinder, Rückseitenmetallisierung
und Frontgrid bilden eine Leiterschleife
 induktiv eingekoppelte Ströme bedämpfen einen Schwingkreis, wenn
diese Schleife geschlossen ist
 gleiches Grundprinzip wie Metallsuchgeräte, nur Anzeige „invertiert“
 kapazitives Verfahren koppelt über
flächige Elektroden Wechselstrom in
zwei benachbarte Zellen
 Strom nur möglich, wenn wenigstens
einer der Zellverbinder intakt
 dadurch Unterscheidung der Fehlerarten möglich
55
© Fraunhofer ISE
Zusammenfassung und Ausblick
 es besteht Bedarf an Messmethoden für Bypass-Dioden und Modulstrings
 zahlreiche einfache Messmethoden, die ausschließlich an den
Anschlussklemmen eines Modulstrings durchgeführt werden, sind
aussagekräftig, ergeben aber keine Aussage über den Fehlerort
 durch zusätzliche Manipulationen am Solargenerator (gezielte
Abschattungen oder Beleuchtung) kann auch der Fehlerort identifiziert
werden
 „Tag-IR-Thermografie“ erlaubt Messung im laufenden Betrieb
 „Nacht-IR-Thermografie“ mit Bestromung ergibt eindeutige Resultate
 Outdoor-EL-Messungen sind sehr aussagekräftig und werden sich zu
einer Standard-Messmethode etablieren
 Signalverfolgung im Generator oder auch im Modul erlaubt präzise
Fehlerortung und ist darüber hinaus auch zur laufenden Qualitätskontrolle in der Fertigung geeignet
 Handmessgerät „INTERRUPT“ ermöglicht zuverlässige Detektion von
Unterbrechungen in Labor, Fertigung und im Feld
56
© Fraunhofer ISE
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE
Heribert Schmidt
www.ise.fraunhofer.de
[email protected]
57
© Fraunhofer ISE
Herunterladen