3. Gleichrichterschaltungen

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Gleichrichterschaltungen
3-1
3. Gleichrichterschaltungen
3.1 Einführung
Zur Speisung von Antrieben stehen heute meist Wechsel- oder Drehstromnetze zur Verfügung,
Gleichstromnetze sind quasi "ausgestorben". Nur in ortsveränderlichen Anlagen , z. B. in Kraftfahrzeugen oder bei Notstromaggregaten gibt es für Gleichstromantriebe noch eine direkte
Gleichstromversorgung aus einer Batterie oder einer Brennstoffzelle. Drehzahlveränderliche
Antriebe - unabhängig davon, ob es sich um einen Gleichstrom- oder Drehstromantrieb handelt –
werden heute allgemein über Stromrichter aus dem 50Hz-Wechsel- oder Drehstromnetz gespeist.
Letztlich wird auch eine chemische Batterie über Stromrichter geladen; entweder aus dem Netz
oder, wie beim Kraftfahrzeug, über den der Drehstromlichtmaschine nachgeschalteten
Gleichrichter.
Das folgende Bild zeigt eine Auswahl der Möglichkeiten, Stromrichter zur Drehzahlveränderung
einzusetzen.
Die Antriebstechnik wird deshalb weitgehend durch die Leistungselektronik bestimmt. Aufgabe der
Leistungselektronik ist das kontaktlose Schalten, Steuern, Regeln und Umformen elektrischer
Energie.
Als elektronische Schalter (Ventile) werden folgende Halbleiterbauelemente in den Leistungsteilen
der Stromrichter eingesetzt:
¾ Dioden:
¾ Transistoren: bipolare (LTR), unipolare (MOSFET) und heute hauptsächlich der Mischtyp
IGBT (Insulated Gate Bipolar Transistor)
¾ Thyristoren: normale Netz-Thyristoren, schnelle Frequenz-Thyristoren, abschaltbare GTOThyristoren (Gate Turn Off) oder IGC-Thyristoren (Insulated Gate
Controlled) und rückwärtsleitende Thyristoren
¾ Triacs (antiparallele Thyristoren):
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-2
Über die Leistungen, Betriebsfrequenzen und Einsatzgebiete verschafft das folgende Bild einen
Überblick.
In der Stromrichtertechnik unterscheidet man Gleichrichter, Gleichstromumrichter, Wechselrichter
und Wechselstromumrichter.
¾ Gleichrichter formen eine Wechselspannung in eine beliebige Gleichspannung um.
¾ Gleichstromumrichter formen eine Gleichspannung in eine andere beliebige Gleichspannung
um.
¾ Wechselrichter formen eine Gleichspannung in eine beliebige Wechselspannung um.
¾ Wechselstromumrichter formen eine Wechselspannung in eine andere beliebige
Wechselspannung um.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-3
Die Richtung des Energieflusses für die einzelnen Umformarten ist im folgenden Bild dargestellt:
In diesem Kapitel werden die Gleichrichterschaltungen behandelt.
Gleichrichterschaltungen unterteilt man in ungesteuerte (uncontrolled) und gesteuerte (controlled)
Gleichrichter. Die zur Gleichrichtung verwendeten Halbleiterbauelemente nennt man allgemein
Ventile. Bei ungesteuerten Gleichrichtern sind das Dioden. Die Ausgangsspannung ist deshalb nicht
frei einstellbar, sondern wird durch die Amplitude der Eingangsspannung und die Art der Schaltung
bestimmt.
Bei gesteuerten Gleichrichtern werden Bauelemente verwendet, bei denen man den Zeitpunkt des
Übergangs vom Sperrzustand in den Durchlasszustand verändern kann (z.B. bei Thyristoren).
Dadurch ist die Höhe der Ausgangsspannung einstellbar.
Merke: Werden die Dioden von Gleichrichterschaltungen durch Thyristoren ersetzt, kann
die Ausgangsspannung durch Wahl des Zündzeitpunktes verändert werden.
Beim Zündwinkel α = 0° ist die Ausgangsspannung genauso groß wie bei einer
ungesteuerten Schaltung.
3.2
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-4
Einpuls-Einwegschaltung E1
Wird in die E1-Schaltung eine Diode eingesetzt, so ist die Schaltung ungesteuert, man spricht dann
von einer E1U (Uncontrolled).
Durch den Einsatz eines steuerbaren Ventils (z.B. Thyristor) kommt man zu der gesteuerten
Schaltung E1C (Controlled).
a) E1U mit ohmscher Last
UN = Netzspannung
US = Strangspannung
UV = Ventilspannung
(vernachlässigt)
Ud = Gleichspannung
Id = Gleichstrom
X2EE, TECEN
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-5
BEGRIFFE:
Arithmetischer Mittelwert Ud (UAV)
90°
180°
270°
360°
450°
540°
Merke: Der arithmetische Mittelwert wird so bestimmt, dass die waagerecht schraffierte
Fläche unter der Kurve ud für eine Periodendauer in ein flächengleiches Rechteck
(senkrecht schraffiert) der Höhe Ud umgewandelt wird.
ûS
Ud =
E1U mit ohmscher Last:
U d = 0, 45 ⋅U S
π
=
2 ⋅U S
Bei der E1U gilt:
π
Arithmetischer Mittelwert Id (IAV)
Den arithmetischen Mittelwert des Stromes kann man mit Hilfe des ohmschen Gesetzes bestimmen.
Id =
Ud
RL
Messung des arithmetischen Mittelwertes
Arithmetische Mittelwerte können mit folgenden Messgeräten bestimmt werden:
ƒ Drehspulmessgerät:
Betrieb im DC-Bereich, wie bei einer Gleichspannungs- bzw.
Gleichstrommessung
ƒ Elektronisches Messgerät: Betriebsartschalter auf "Mean" bzw. "AV" (Average)
ƒ Oszilloskop:
X2EE, TECEN
beim Wechsel von AC auf DC springt die Kurve um den
arithmetischen Mittelwert
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-6
Effektivwert Udeff
Der Effektivwert ist der quadratische Mittelwert einer zeitlich veränderlichen Spannung bzw.
Stromes.
90°
180°
270°
360°
450°
540°
Merke: Der Effektivwert wird so bestimmt, dass die waagerecht schraffierte Fläche unter
der Kurve ud2 für eine Periodendauer in ein flächengleiches Rechteck (senkrecht
schraffiert) der Höhe Udeff2 umgewandelt wird.
( 2 ⋅U ) = 2 ⋅U
2
2
deff
ûS2
=
=
4
S
Bei der E1U gilt:
U
E1U mit ohmscher Last:
U deff = 0, 707 ⋅U S
4
4
bzw.
2
S
U S2
=
2
I deff =
U deff
RL
Bemerkung: Der Effektivwert setzt als Mittelwert in einem Widerstand während einer
Periode die gleiche elektrische Leistung um wie ein Gleichstrom derselben
Größe.
Formfaktor F
Der Formfaktor ist das Verhältnis aus Effektivwert und arithmetischem Mittelwert.
Bei der E1U gilt:
X2EE, TECEN
F=
U deff
Ud
=
0, 707 ⋅U S
= 1, 57
0, 45 ⋅U S
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-7
Messung des Effektivwertes
Effektivwerte können mit folgenden Messgeräten bestimmt werden:
ƒ Drehspulmessgerät:
auf AC-Bereich
Drehspulmessgeräte sind so ausgelegt, dass sie die Effektivwerte
von sinusförmigen Größen richtig anzeigen. Bei anderen Formen,
z.B. bei der Ausgangsspannung einer E1U wird der Effektivwert
nicht korrekt angezeigt.
ƒ Elektronisches Messgerät: Betriebsartschalter auf Stellung "RMS"
RMS steht für Root Mean Square und weist auf die quadratische
Mittelwertbildung hin
ƒ Dreheisenmessgerät:
ƒ Heizdrahtmessgerät
ƒ Drehspulmesswerk mit Thermoumformer
Beispiel:
Eine Wechselspannung U = 230V / 50Hz wird über eine E1U gleichgerichtet. Berechne den
arithmetischen Mittelwert sowie den Effektivwert der gleichgerichteten Spannung.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-8
b) E1C mit ohmscher Last
Die Diode wird durch einen Thyristor mit Zündschaltung ersetzt. Der Steuerwinkel kann von α = 0°
bis α = 180° kontinuierlich eingestellt werden. Durch den Zündimpuls (z. B. bei α = 60°) wird der
Thyristor leitend.
Bei ωt = 180° wird der Haltestrom des Thyristors unterschritten und das Ventil sperrt wieder bis es
in der nächsten Periode wieder gezündet wird.
X2EE, TECEN
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-9
Wird der Thyristor nicht zu Beginn der Halbwelle (α = 0°, d.h. Vollaussteuerung) sondern bei
einem bestimmten Steuerwinkel α gezündet, verringert sich der arithmetische Mittelwert Udα der
Ausgangsspannung nach der folgenden Formel.
E1C mit ohmscher Last:
U dα = U d 0 ⋅
1 + cos α
2
mit
U d 0 = 0, 45 ⋅U S
Ud0 = arithmetischer Mittelwert bei Vollaussteuerung (α = 0°,
wie bei der E1U)
Beispiel:
Ein ohmscher Widerstand von 150Ω wird über eine E1C an eine Wechselspannung von 400V
gelegt. Bestimme die arithmetischen Mittelwerte Udα und Idα bei einem Steuerwinkel von 60°.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-10
Übung:
Ein ohmscher Widerstand RL = 150Ω wird über eine E1C an eine Wechselspannung US = 212V
gelegt.
Der Steuerwinkel beträgt α = ___________ . Zeichne über zwei Perioden die zeitlichen
Verläufe von uS, udα und idα.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-11
c) E1C mit ohmsch-induktiver Belastung
Die gemischt ohmsch-induktive Belastung ist die in der Praxis am häufigsten auftretende
Belastungsart. Wird der Thyristor zu einem bestimmten Zeitpunkt gezündet (z. B. bei α = 90°), so
springt die Ausgangsspannung auf den Momentanwert der Eingangsspannung. Die Induktivität
verhindert, dass der Strom sprunghaft ansteigen kann. Der Strom steigt deshalb allmählich bis zu
seinem Höchstwert an. Erreicht die Spannung bei 180° ihren Nulldurchgang, so versucht die
Induktivität den Stromfluss in gleicher Richtung aufrecht zu erhalten. Der Thyristor bleibt während
der negativen Halbwelle der Eingangsspannung eingeschaltet, bis der Haltestrom unterschritten
wird. An den Ausgangsklemmen kommt es zu sogenannten negativen Spannungs-Zeit-Flächen.
Während der negativen Spannungs-Zeit-Flächen wird die in der Induktivität gespeicherte Energie
wieder an das Netz zurückgeliefert.
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
90°
180°
270°
360°
uS, idα
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-12
Steuerkennlinie
Die Steuerkennlinie stellt die Abhängigkeit der Gleichspannung Udα der gesteuerten Schaltung vom
Steuerwinkel α für die verschiedenen Belastungsfälle dar. Die Gleichspannung Udα wird dabei auf
den Wert Ud0 bezogen. Ud0 ist dabei die Spannung einer ungesteuerten Schaltung bzw. die
Spannung einer gesteuerten beim Steuerwinkel α = 0°.
Im folgenden Bild ist die Steuerkennlinie einer E1C für ohmsche Belastung dargestellt.
Beispiel:
Ein ohmscher Widerstand wird über eine M1C-Schaltung gespeist. Die Strangspannung beträgt
230V. Welche Gleichspannung stellt sich bei einem Steuerwinkel von 90° ein?
3.3
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-13
Zweipuls-Brückenschaltung B2
Die Zweipuls-Brückenschaltung nutzt beide Wechselstromhalbwellen aus. Die Brückenschaltung
besteht in der ungesteuerten Ausführung aus vier zu einer Brücke geschalteten Dioden. Sie ist die
am häufigsten verwendete Gleichrichterschaltung und kann für Verbraucherleistungen bis in den
kW-Bereich eingesetzt werden.
a) B2U mit ohmscher Last
uS, ud
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
ωt
id
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-14
Damit ein Strom durch den Widerstand fließen kann, müssen in jeder Halbwelle zwei Dioden
leitend sein. In der positiven Halbwelle der Strangspannung uS sind das die Dioden V2, V3,
während in der negativen Halbwelle V1 und V4 im leitenden Zustand sind. Der Gleichstrom fließt
nichtlückend während einer Periode in zwei Stromblöcken (Zweipuls) von je 180°. Die einzelnen
Ventile werden deswegen jeweils mit nur der Hälfte des Gleichstroms belastet.
KENNWERTE DER B2U
Stromflusswinkel
Der Winkelbereich, während dem ein Ventil leitend ist, wird als Stromflusswinkel Θ bezeichnet.
Θ = 180°
Arithmetischer Mittelwert
Die arithmetischen Mittelwerte von Ausgangsspannung und Ausgangsstrom sind doppelt so groß
wie bei der E1U-Schaltung.
U d = 0, 9 ⋅U S
Id =
Ud
RL
Bei einer Strangspannung US = 230V berechnet sich der arithmetische Mittelwert somit zu
Ud = 207V.
Effektivwert
Der Effektivwert der Ausgangsspannung ist so groß wie die Strangspannung US (Ventilspannungen vernachlässigt).
U deff = U S
I deff =
U deff
RL
Formfaktor
F=
X2EE, TECEN
U deff
Ud
= 1,11
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-15
b) B2C mit ohmscher Last
Beispiel: α = 60°
uS
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
Udα, idα
ωt
iG
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-16
Damit ein Gleichstrom fließen kann, müssen immer zwei Ventile gezündet werden. Das Steuergerät
muss zwei um 180° verschobene Impulspaare erzeugen. Mit wachsendem Steuerwinkel werden
Mittelwert und Effektivwert der Gleichspannung kleiner. Man erkennt, dass bei α = 180° der
arithmetische Mittelwert der Gleichspannung Null wird.
Der maximale Steuerwinkel beträgt deshalb: αmax = 180°.
Für α > 0° werden die Stromflusswinkel kleiner und es entstehen Stromlücken entsprechend dem
Steuerwinkel α.
Der arithmetische Mittelwert der Ausgangsspannung kann mit folgender Formel berechnet werden:
U dα = U d 0 ⋅
1 + cos α
2
mit
U d 0 = 0, 9 ⋅U S
Übung:
Ein ohmscher Widerstand wird über eine B2C an eine Wechselspannung US = 400V gelegt.
Der Steuerwinkel beträgt α = ___________ .
Zeichne in ein Diagramm die qualitativen Verläufe über von udα und idα. Berechne außerdem den
arithmetischen Mittelwert der Ausgangsspannung.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-17
c) B2C mit induktiver Belastung
Bei rein induktiver Last kann bis zu einem Steuerwinkel α = 90° kann ein ideal geglätteter Strom
mit gleichbleibender Größe angenommen werden.
Beispiel: α = 30°
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-18
Für α > 0° entstehen negative Spannungs-Zeit-Flächen, die bei α = 90° genau so groß sind wie die
positiven. Der Mittelwert der Gleichspannung ist dann Null.
In den Ventilen fließen für Steuerwinkel α = 0° bis α = 90° idealisiert rechteckförmige Ströme mit
dem Stromflusswinkel Θ = 180°.
Die Ausgangsspannung kann für Steuerwinkel α ≤ 90° mit folgender Formel berechnet werden:
U dα = U d 0 ⋅ cos α
Bei größeren Steuerwinkeln beginnt der Strom zu lücken. Die positiven und negativen SpannungsZeit-Flächen sind jeweils gleich groß, der arithmetische Mittelwert der Ausgangsspannung bleibt
Null.
Merke: B2C mit induktiver Last: Für α > 90° ⇒ Udα = 0
Übung
Zeichne für eine B2C mit rein induktiver Last den Verlauf von udα und idα bei einem Steuerwinkel α = 120°.
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-19
d) B2C mit gemischt ohmsch-induktiver Last
Bei gemischt ohmsch-induktiver Last hält die Induktivität den Stromfluss nach dem Nulldurchgang
der Spannung nur solange, bis sie ihre gespeicherte Energie wieder an das speisende Netz
abgegeben hat. Die negative Spannungs-Zeitfläche wird verkürzt und es treten Stromlücken auf.
Beispiel: α = 90°
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
Merke: Ist der Induktivitätswert L groß gegenüber dem ohmschen Widerstandswert R,
dann verschwinden die Stromlücken und der Laststrom nähert sich dem ideal
geglätteten Stromverlauf bei induktiver Last.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-20
Steuerkennlinie
Das folgende Bild zeigt die Steuerkennlinie einer B2C für ohmsche und induktive Last.
Übung
Bestimme mit Hilfe der Steuerkennlinie die Ausgangsspannung einer B2C für folgende Fälle:
a) ohmsche Belastung bei α = 105°
b) induktive Belastung bei α = 75°
3.4
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-21
Dreipuls-Mittelpunktschaltung M3
Für höhere Leistungen, z. B. Drehzahlsteuerung von Motoren, werden gesteuerte Drehstromgleichrichter eingesetzt. Dabei werden je nach Anforderung an Amplitude und Welligkeit des
Gleichstromes sowohl die gesteuerte Dreipuls-Mittelpunktschaltung M3C als auch die
vollgesteuerte Sechspuls-Brückenschaltung B6C eingesetzt.
Hier soll zuerst die M3-Schaltung behandelt werden.
a) M3U mit ohmscher Last
Es leitet jeweils die Diode mit dem höchsten positiven Anodenpotential.
Die leitende Diode schaltet dieses Potential auf die Kathoden der beiden anderen Ventile, sodass
diese sperren.
Die Kommutierung (Stromübergabe) auf das folgende Ventil erfolgt im natürlichen Phasenanschnittpunkt, in dem die Strangspannung des nächsten Strangs größer zu werden beginnt als die
vorherige. Dieser natürliche Zündzeitpunkt liegt bei der M3-Schaltung immer 30° nach dem
positiven Nulldurchgang der drei Strangspannungen.
Der Gleichstrom fließt nichtlückend während einer Periode in drei Stromblöcken (Dreipuls) von je
120°. Die einzelnen Ventile werden deswegen jeweils mit nur 1/3 des Gleichstroms belastet.
Merke: Der Winkelbereich, während dem ein Ventil leitet wird als Stromflusswinkel Θ
bezeichnet.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-22
uS
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
ud
ωt
id
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-23
KENNWERTE DER M3U
Stromflusswinkel
Der Winkelbereich, während dem ein Ventil leitend ist, wird als Stromflusswinkel Θ bezeichnet.
Θ = 120°
Arithmetischer Mittelwert
Die arithmetischen Mittelwerte von Ausgangsspannung und Ausgangsstrom können mit
folgenden Formeln berechnet werden.
U d = 1,17 ⋅U S
Id =
Ud
RL
Bei einer Strangspannung US = 230V berechnet sich der arithmetische Mittelwert somit zu
Ud = 269V.
Effektivwert
U deff = 1,189 ⋅U S
I deff =
U deff
RL
Formfaktor
F=
U deff
Ud
= 1, 016
b) M3C mit ohmscher Last
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-24
Beispiel: α = 30°
Die Zündung der einzelnen Ventile erfolgt 30° nach dem natürlichen Kommutierungspunkt.
Merke: Bei Dreiphasen-Gleichrichterschaltungen wird der Steuerwinkel α vom natürlichen Zündzeitpunkt (Kommutierungspunkt) aus gezählt.
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
iG
ωt
Mit wachsendem Steuerwinkel werden Mittelwert und Effektivwert der Gleichspannung kleiner.
Man erkennt, dass bei α = 150° der arithmetische Mittelwert der Gleichspannung Null wird.
Der maximale Steuerwinkel bei ohmscher Last beträgt deshalb: αmax = 150°
Bis α = 30° ist der Gleichstrom nichtlückend. Für Steuerwinkel α > 30° werden die Stromflusswinkel der Ventile geringer und es entstehen Stromlücken des Laststromes. Diese werden mit
zunehmendem Steuerwinkel immer größer.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
X2EE, TECEN
3-25
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-26
Übung
Zeichne für eine M3C bei rein ohmscher Last das Liniendiagramm von udα und idα bei einem
Steuerwinkel α = ___________ .
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
iG
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-27
c) M3C mit induktiver Last
Bei rein induktiver Last kann wie bei der B2-Schaltung für Steuerwinkel bis α = 90° ein ideal
geglätteter Laststrom mit gleich bleibender Größe angenommen werden.
Beispiel: α = 30°
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
iG
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-28
Beispiel: α = 90°
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
iG
ωt
Mit wachsendem Steuerwinkel wird der Mittelwert der Gleichspannung kleiner. Für α > 30°
entstehen negative Spannungs-Zeit-Flächen, die bei α = 90° so groß sind wie die positiven. Der
Mittelwert der Gleichspannung ist dann Null.
In den Ventilen fließen für Steuerwinkel α = 0° bis α = 90° idealisiert rechteckförmige Ströme mit
dem Stromflusswinkel Θ = 120°.
Die Ausgangsspannung kann für Steuerwinkel α ≤ 90° mit folgender Formel berechnet werden:
U dα = U d 0 ⋅ cos α
M3C mit induktiver Last: Für α > 90° ⇒ Udα = 0
X2EE, TECEN
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Gleichrichterschaltungen
3-29
Übung
Zeichne für eine M3C bei rein induktiver Last das Liniendiagramm von udα und idα bei einem
Steuerwinkel α = ___________ .
Wie groß ist der Mittelwert der Ausgangsspannung?
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
iG
ωt
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-30
d) M3C mit gemischt ohmsch-induktiver Last
Bei gemischt ohmsch-induktiver Last hält die Induktivität den Stromfluss nach dem Nulldurchgang
der Spannung nur solange aufrecht, bis sie ihre gespeicherte Energie wieder an das speisende Netz
abgegeben hat. Die negative Spannungs-Zeitfläche wird verkürzt und es treten Stromlücken auf.
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
idα
ωt
Merke: Ist der Induktivitätswert L groß gegenüber dem ohmschen Widerstandswert R,
dann verschwinden die Stromlücken und der Laststrom nähert sich dem ideal
geglätteten Stromverlauf bei induktiver Last.
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-31
Steuerkennlinie
Übung
Ein ohmscher Widerstand R = 150Ω liegt über eine M3C an einer Dreiphasenwechselspannung
mit US = 400V. Bestimme mit Hilfe der Steuerkennlinie die Ausgangsspannung Udα und den
Strom Idα für einen Steuerwinkel von 60°.
3.5
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-32
Sechspuls-Brückenschaltung B6
Sie ist die am weitesten verbreitete Stromrichterschaltung für das Dreiphasenwechselstromsystem.
Für zu versorgende Leistungen ab etwa 10kW wird sie als Standardschaltung eingesetzt. Der
wesntliche Vorteil der B6-Schaltung als Gleichrichter liegt in der qualitativ guten Gleichspannung.
a) B6U mit Ohmscher Last
Bei der ungesteuerten Sechspuls-Brückenschaltung B6U werden für jede Außenleiterspannung zwei
Dioden eingesetzt. Um einen Stromfluss zu ermöglichen, muss je eine Diode aus der oberen und
eine Diode aus der unteren Brückenhälfte gleichzeitig leitend sein. Die Ausgangsspannung ergibt
sich aus dem Spannungsunterschied zwischen den jeweils über zwei Dioden zur Last
durchgeschalteten Außenleiter. Dabei leiten jeweils die Dioden mit dem höchsten Anodenpotential
beziehungsweise mit dem tiefsten Kathodenpotential.
Zeigerdiagramm der Strang- und Leiterspannungen
X2EE, TECEN
X2EE_GR_Schaltungen_stud.doc
Gleichrichterschaltungen
3-33
uS
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
höchstes Potential
tiefstes Potential
leitende Dioden
ud
ωt
Der Gleichstrom fließt nichtlückend während einer Periode in sechs Stromblöcken (Sechspuls) von
je 60°. Da die einzelnen Ventile jeweils zwei Stromblöcke durchlassen, beträgt der Stromflusswinkel 120°.
Die Ventile werden deswegen jeweils mit nur 1/3 des Gleichstroms belastet.
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Gleichrichterschaltungen
3-34
KENNWERTE DER B6U
Stromflusswinkel
Der Winkelbereich, während dem ein Ventil leitend ist, wird als Stromflusswinkel Θ bezeichnet.
Θ = 120°
Arithmetischer Mittelwert
Die arithmetischen Mittelwerte von Ausgangsspannung und Ausgangsstrom können mit
folgenden Formeln berechnet werden.
U d = 2, 34 ⋅U S
Id =
bzw.
U d = 1, 35 ⋅U L
Ud
RL
Bei einer Strangspannung US = 230V berechnet sich der arithmetische Mittelwert somit zu
Ud = 538V.
Effektivwert
U deff = 2, 34 ⋅U S
I deff =
U deff
RL
Formfaktor
F=
U deff
Ud
=1
b) B6C mit ohmscher Last
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Gleichrichterschaltungen
3-35
Beispiel: α = 60°
Die Zündung der einzelnen Ventile erfolgt 60° nach dem natürlichen Kommutierungspunkt.
uS
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
90°
180°
270°
360°
450°
540°
udα
ωt
iG
ωt
iG
ωt
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Gleichrichterschaltungen
3-36
Mit wachsendem Steuerwinkel werden Mittelwert und Effektivwert der Gleichspannung kleiner.
Man erkennt, dass bei α = 120° der arithmetische Mittelwert der Gleichspannung Null wird.
Der maximale Steuerwinkel bei ohmscher Last beträgt deshalb: αmax = 120°
Für α > 60° werden die Stromflusswinkel kleiner und es entstehen Stromlücken entsprechend dem
Steuerwinkel α.
Soll zum Beispiel bei einem Steuerwinkel α = 60° eingeschaltet werden, sind gleichzeitig zwei
Zündimpulse erforderlich (V1 und V6'). Das Steuergerät muss deshalb für jedes Ventil Doppelimpulse mit dem Abstand 60° erzeugen.
Beispiel: α = 90°
Die Zündung der einzelnen Ventile erfolgt 90° nach dem natürlichen Kommutierungspunkt.
udα
ωt
90°
180°
270°
360°
450°
540°
c) B6C mit induktiver Last
Bei rein induktiver Last kann für Steuerwinkel bis α = 90° ein ideal geglätteter Laststrom mit gleich
bleibender Größe angenommen werden.
Mit wachsendem Steuerwinkel wird der Mittelwert der Gleichspannung kleiner. Für α > 30°
entstehen negative Spannungs-Zeit-Flächen, die bei α = 90° so groß sind wie die positiven. Der
Mittelwert der Gleichspannung ist dann Null.
In den Ventilen fließen für Steuerwinkel α = 0° bis α = 90° idealisiert rechteckförmige Ströme mit
dem Stromflusswinkel Θ = 120°.
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Gleichrichterschaltungen
3-37
Die Ausgangsspannung kann für Steuerwinkel α ≤ 90° mit folgender Formel berechnet werden:
U dα = U d 0 ⋅ cos α
B6C mit induktiver Last: Für α > 90°
⇒ Udα = 0
Steuerkennlinie
Übung
Der Anker eines 400V-Gleichstrommotors (als induktive Belastung zu betrachten) wird über
eine B6C an das Drehstromnetz 400V/230V angeschlossen. Bestimme den einzustellenden
Steuerwinkel, damit der Motor mit seiner Bemessungsspannung betrieben wird.
3.6
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Gleichrichterschaltungen
3-38
Energierückspeisung bei Gleichrichterschaltungen
Die bisher behandelte Arbeitsweise von Stromrichtern wird als Gleichrichterbetrieb bezeichnet.
Wechsel- oder Drehstrom wird in Gleichstrom umgeformt. Das Wechselstromnetz liefert Leistung
in das Gleichstromnetz. Der Gleichrichter kann dabei gesteuert oder ungesteuert sein.
Ein gesteuerter Gleichrichter kann Energie aus einem vorhandenen Gleichstromnetz in das
Wechselstromnetz zurückspeisen. Diese Arbeitsweise wird als Wechselrichterbetrieb bezeichnet.
Das vorhandene Gleichstromnetz kann zum Beispiel ein angetriebener Gleichstrommotor
(= Gleichstromgenerator) sein.
Gleichrichter
Wechselrichter
Der Zündwinkel muss sich im Wechselrichterbetrieb in einem definierten Winkelbereich
befinden.
Die Energiequelle befindet sich auf der Gleichstromseite. Da die elektrische Leistung gleich U•I ist,
der Strom aber wegen der elektrischen Ventile des Stromrichters seine Richtung nicht umkehren
kann, muss bei dieser Betriebsart die Gleichspannung ihre Polarität gegenüber jener im
Gleichrichterbetrieb ändern. Damit wird die Leistung negativ, was eine Umkehr der
Energierichtung bedeutet.
Man unterscheidet:
a) Netzgeführte Wechselrichter
Die Wechselrichter arbeiten auf ein bereits vorhandenes Wechselstromnetz.
b) Selbstgeführte Wechselrichter
Die Wechselrichter erzeugen ein eigenes Wechselstromnetz.
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Gleichrichterschaltungen
3-39
Beispiel: Gleichstrommaschine an einer B2C-Schaltung
1) Gleichrichterbetrieb: Gleichstrommaschine im Motorbetrieb
Hinweis:
Wird der Motor über eine genügend große Glättungsinduktivität an die B2C
angeschlossen, dann verhält sich der Motor wegen des geglätteten, nichtlückenden
Stroms wie eine ideale Induktivität. Die Steuerkennlinie entspricht dann der
Kennlinie für induktive Last. Die Ausgangsspannung kann in diesem Fall mit der
folgenden Formel berechnet werden:
U dα = U d 0 ⋅ cos α
Gleichrichterbetrieb: Gleichstrommotor mit vollgesteuerter Zweipuls-Brückenschaltung
a) Schaltplan
b) Systemgrößen für α = 60°
c) Leistungsfluss
Mit steigendem Steuerwinkel α nimmt der arithmetische Mittelwert der Gleichspannung bis auf
Null ab, weil die negativen Zeitflächen immer größer werden. Bei α = 90° ergeben sich gleiche
positive und negative Zeitflächen. Udα ist dann Null und der Motor bleibt stehen.
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Gleichrichterschaltungen
3-40
2) Wechselrichterbetrieb: Gleichstrommaschine im Generatorbetrieb
Lässt man die Gleichstrommaschine im Senkbetrieb arbeiten, dann wird sie angetrieben und sie
arbeitet als Generator. Die Ankerspannung Udα wird jetzt vom Generator geliefert. Da die
Drehrichtung sich gegenüber dem Motorbetrieb umdreht, muss auch die Polarität von Udα ändern.
Wechselrichterbetrieb: Gleichstromgenerator mit vollgesteuerter Zweipuls-Brückenschaltung
a) Schaltplan
b) Systemgrößen für α = 120°
c) Leistungsfluss
Damit die Gleichstrommaschine im Wechselrichterbetrieb arbeiten kann, müssen Steuerwinkel
α > 90° eingestellt werden. Man erkennt, dass die negativen Zeitflächen dann größer als die
positiven Zeitflächen werden und Udα negativ wird (umgedrehte Polarität wie im
Gleichrichterbetrieb).
Aus der Steuerkennlinie erkennt man, dass im Wechselrichterbetrieb (= Generatorbetrieb = aktive
Last) Winkel bis 180° eingestellt werden können. Der Generator liefert dann die maximale
Gleichspannung.
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Gleichrichterschaltungen
3-41
3.7 Betriebsarten der Gleichstrommaschine
Die unterschiedliche Klassifizierung der Betriebsarten beruht u.a. darauf, dass der Gleichstrommotor die als Last wirkende Arbeitsmaschine nicht nur antreibt, sondern zeitweise von ihr auch
mechanische Energie aufnehmen kann. Falls die im Motor induzierte Spannung größer als die
angelegte Klemmenspannung wird, liegt Generatorbetrieb und damit Energieflussumkehr vor.
Da zusätzlich noch Rechts- und Linkslauf für beide Betriebsarten möglich sind, hat man allgemein
für die Gleichstrommaschine mit konstanter Erregung folgende Betriebszustände definiert:
I
Motorbetrieb
Rechtslauf
Elektr. Leistungsaufnahme
+P = U·I
II
Generatorbetrieb
Rechtslauf
Elektr. Leistungsabgabe
-P = U·(-I)
III Motorbetrieb
Linkslauf
Elektr. Leistungsaufnahme
+P = (-U)·(-I)
IV Generatorbetrieb
Linkslauf
Elektr. Leistungsabgabe
-P = (-U)·I
Die einzelnen Betriebszustände werden in einem Vierquadrantenfeld dargestellt.
UKL
II
Generatorbetrieb
Rechtslauf
G
Motorbetrieb
Rechtslauf
I
M
IA
M
III
Motorbetrieb
Linkslauf
G
Generatorbetrieb
Linkslauf
IV
UKL: Klemmenspannung
IA : Ankerstrom
Bei positiver Spannung liegt Rechtslauf und bei negativer Spannung Linkslauf vor. Ebenso
entspricht die Leistungsaufnahme (positive Leistung) dem Motor- und die Leistungsabgabe
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Gleichrichterschaltungen
3-42
(negative Leistung) dem Generatorbetrieb. Für den Gleichstrommotor mit konstanter Erregung
gelten die Beziehungen:
M ~ IA
und
n ~ U0
Daher kann das I−U−Diagramm auch als M−n−Diagramm abgebildet werden. In der praktischen
Antriebstechnik hat sich die n = f(M)-Darstellung als Vierquadrantendiagramm mit folgenden
Festlegungen durchgesetzt.
I.
Quadrant
treiben
Rechtslauf
mech. Leistungsabgabe
+P = M·ω
II. Quadrant
bremsen
Rechtslauf
mech. Leistungsaufnahme
-P = (-M)·ω
ΙΙΙ. Quadrant
treiben
Linkslauf
mech. Leistungsabgabe
+P = (-M)·(-ω)
IV. Quadrant
bremsen
Linkslauf
mech. Leistungsaufnahme
-P = M·(-ω)
n
II
I
BREMSEN
TREIBEN
Generator- bzw.
Wechselrichterbetrieb
Motor- bzw.
Gleichrichterbetrieb
M
TREIBEN
BREMSEN
Motor- bzw.
Gleichrichterbetrieb
Generator- bzw.
Wechselrichterbetrieb
III
IV
Setzt man netzgeführte Stromrichter voraus, die gleichstromseitig mit dem Anker der
Gleichstrommaschine verbunden sind, kann man dem Vierquadrantendiagramm auch die jeweiligen
Betriebsarten der entsprechenden Stromrichterschaltungen zuordnen.
Es wurde gezeigt, dass eine vollgesteuerte B2C-Schaltung trotz gleichbleibender Stromrichtung
eine Gleichspannung abgeben kann, deren arithmetischer Mittelwert sowohl positive als auch
negative Werte annehmen kann.
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Gleichrichterschaltungen
3-43
Diese Zweiquadrantenschaltungen werden in ihrer Gleichrichter-Betriebsform den Motor- bzw.
Antriebsquadranten zugeordnet, während die Wechselrichterbetriebsart den Generator- bzw.
Bremsquadranten entspricht.
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