LV Psychopharmakologie/Antidepressiva

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Psychopharmaka
Zur Beseitigung bzw Abschwächung
psychopathologischer Symptome
Ohne antipsychotische Wirkung
Tranquilizer: Beruhigung, schnell
wirkende angstlösende Komponente
Hypnotika: Schlafmittel
Stimulantien: Narkolepsie, ADHD,
schwere Hemmungen, wahnhafte
Erstarrung (Stupor)
Mit antipsychotischer Wirkung
Antidepressiva:
Depressionen, Zwangszustände, Angsterkrankungen
Neuroleptika:
psychotische Gedanken, Wahn,
Halluzination, auch zur Sedation bei
schwerer Erregung
Wirkungsmechanismen
Ort der Wirkung= Synapse
Spalt zwischen dem Ende eines Axons (=
langer Zellfortsatz, leitet neurale Impulse von
der Zelle weg zur Zielzelle) und einer anderen
Nervenzelle oder einem Muskel
Verbindungsstelle zwischen Nervenzellen,
können so untereinander kommunizieren
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Signalvermittlung
Information wird in Form von elektrischen
Impulsen kodiert
Übertragung neuraler Impulse über den
synaptischen Spalt= chemischer Prozeß
neuraler Impuls verursacht am Ende des
Axons Freisetzung chemischer Substanzen
(neurotransmitter) in den synaptischen Spalt
Neurotransmitter gewährleisten auf der
Empfängerseite des Spaltes die Weiterleitung
des Impulses
Transmitter binden an Rezeptoren auf
postsynaptischer Membran (befinden
sich z. T. auch auf präsynapitscher
Membran), Schlüssel-Schloß-Prinzip
Weiterleitung des postsynaptischen
Impulses, je nach Rezeptor kann
Transmitterbindung elektrische
Hemmung oder Erregung verursachen
Informationsweitergabe oder Stopp
Die wichtigsten Neurotransmitter
Biogene Amine
Acetylcholin
Katecholamine:
Noradrenalin
Adrenalin
Dopamin
Serotonin
Dimethyltryptamin
Histamin
Aminosäuren
Glutamat
Glycin
=-Aminobuttersäure =
GABA
Die Neurotransmitter
= chemische Botenstoffe, werden in den
Vesikeln der präsynaptischen
Nervenendigung gespeichert
Störungen bei Bildung, Abbau oder
Austausch von Transmittern fehlerhafte
Kommunikation Krankheiten im ZNS
Psychopharmaka sind Medikamente,
die in der Lage sind, Störungen im
Transmitterhaushalt, wie sie bei
psychischen Erkrankungen auftreten,
soweit wie möglich zu normalisieren.
Sie können Informationsvorgänge in der
Zielzelle beeinflussen, indem sie
nachgeschaltete Stoffwechselvorgänge
verändern
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Antidepressiva
(Thymoleptika)
Alt
Trizyklische AD
Tetrazyklische AD
MAO-Inhibitoren 1.
Generation
Neu
SSRIs
SNRIs und SSNRIs
Tetrazyklischen AD=
NaSSA
SerotoninWiederaufnahmeverstärker= SRE
Serotonin-Antagonist
und WiederaufnahmeInhibitor= SARI
MAO-Inhibitoren 2.
Generation= RIMA
Therapeutische Wirkungen
Depressionslösung (Stimmungsaufhellung)
Psychomotorische Aktivierung
(Antriebssteigerung)
Psychomotorische Dämpfung (Sedierung)
Angstlösung (Anxiolyse)
Schmerzstillung
Schlafanstoßung
Tetrazyklische Antidepressiva= NaSSA=
Noradrenerges und spezifisch serotonerges
Antidepressivum
Mianserin (Tolvon®), Mirtazapin (Remeron®,
Mirtabene®)
besetzen alpha2-Rezeptoren (=noradrenerg)
an der präsynaptischen Membran
bewirkt vermehrte Freisetzung von
Noradrenalin
hemmen gleichzeitig auch Aufnahme von
Noradrenalin und Serotonin
Indikationen
Schwere depressive Episode
Suizidalität
Depressionen im Wochenbett
Behandlungsbedürftige Dysthymie
Anpassungsstörungen mit trauriger Verstimmung
Depressive Verstimmung im Verlauf einer anderen
psychiatrischen Erkrankung
Angsterkrankungen
Schlafstörungen im Rahmen einer MDD
Chronische Schmerzen (z. B Tumorschmerzen,
Trigeminusneuralgien)
Stoffe und ihre
Wirkungsmechanismen
Trizyklische Antidepressiva (=ältesten)
z.B Imipramin, Amitryptilin (Saroten®),
Clomipramin (Anafranil®)
hemmen neuronale Rückaufnahme von
Serotonin und/oder Noradrenalin
noradrenerge oder serotoninerge
synaptische Übertragung verstärkt
Monoaminoxidase-Inhibitoren (MAOInhibitoren) 1. Generation
Tranylcypromin (Jatrosom®)
hemmt Enzyme Monoaminoxidase A und B
(MAO-A baut Norandrenalin und Serotonin
ab, MAO-B Dopamin, Thyramin etc)
MAO-A kann Noradrenalin und Serotonin
nicht mehr abbauen, d.h. Noradrenalin und
Serotonin D= gut, MAO-B kann Dopamin,
Thyramin etc nicht mehr abbauen= schlecht,
weil viele NW!!
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MAO-Inhibitoren der 2. Generation= RIMA=
Reversibler Monoaminoxidase-A-Inhibitor
Moclobemid (Aurorix®)
hemmt nur MAO-A
Anstieg der Konzentration von Noradrenalin
und Serotonin
Monoaminmangel-Hypothese der Depression:
Depressionen beruhen auf einer Verminderung
der noradrenergen und/oder serotoninergen
Neurotransmission im ZNS
Selektiver Noradrenalin-WiederaufnahmeInhibitoren= SNRIs
Reboxetin (Edronax®)
hemmen nur die Wiederaufnahme von
Noradrenalin
Selektiver Serotonin-/NoradrenalinWiederaufnahme-Inhibitoren= SSNRIs
Venlafaxin (Efectin®)
hemmen Wiederaufnahme von
Noradrenalin und Serotonin
Einteilung der AD nach
Wirkkomponente
Psychomotorisch dämpfend, anxiolytisch
die meisten trizyklischen AD, NaSSA
Psychomotorisch aktivierend,
antriebssteigernd
alle SSRIs, SSNRIs, SNRIs, MAO-Inhibitoren
Selektive SerotoninWiederaufnahmehemmer= SSRIs
z.B. Fluoxetin (Fluctin®), Paroxetin (Seroxat®),
Citalopram (Seropram®), Escitalopram
(Cipralex®)
reine Inhibitoren der Wiederaufnahme von
Serotonin, Serotoninkonzentration im
synaptischen Spalt D
interagieren nicht mit anderen
Neurotransmitter-Rezeptoren (wie trizyklische
AD), daher SELEKTIV
Serotonin-Wiederaufnahmeverstärker= SRE
Tianeptin (Stablon®)
genauer Wirkungsmechanismus unbekannt
Serotoninkonzentration G, trotzdem
antidepressiver Effekt!
Serotonin-Antagonist und WiederaufnahmeInhibitor= SARI
Trazodon (Trittico®)
Merke:
Alle AD wirken stimmungsaufhellend
stimmungsaufhellende Wirkung immer zuletzt
antriebssteigernde Wirkung vor
stimmungsaufhellende Wirkung
akute Suizidgefahr
Wirklatenz (Affekt, Antrieb) von 10-14 d,
auch bei den neuen AD
Neue AD: Verträglichkeit besser, daher
Compliance besser
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Die Nebenwirkungen
NW der tricyklische AD
periphere vegetative NW:
Durch Blockade von anticholinergen
Muscarinrezeptoren in der Peripherie
z.B. Mundtrockenheit, Mydriasis mit Gefahr
eines Glaukomanfalles, Obstipation,
Miktionsbeschwerden, Tachykardie
NW der NW der SSRIs
Wesentlich geringere Affinität zu
Muscarinrezeptoren anticholinerge und
kardiovaskuläre Effekte treten praktisch
nicht auf
Kaum sedierend, keine Gewichtszunahme
Dafür gastrointestinale NW wegen verstärkter
Erregung von 5-HT3-Rezeptoren in Folge
höherer 5-HT-Konzentration
z.B. Übelkeit, Durchfall
Unruhe, Schlafstörungen
NW der tetrazyklischen AD
Sedation und Schläfrigkeit (wegen der H1Rezeptor-Blockade)
Selten Blutbildveränderungen
NW der MAO- Inhibitoren
Schwindel, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit
Tranylcypromin kann auch hypertone
Blutdruckkrisen auslösen (Vorsicht bei
thyraminreicher Nahrung wie z.B. Käse, Wein)
Zentrale NW:
Durch Blockade von H1-Rezeptoren
Sedation, Schläfrigkeit
Blockade von 5-HT2A-Rezeptoren
Appetitsteigerung und Gewichtszunahme
Bei prädisponierten Patienten können
epileptische Krämpfe auftreten,
da trizyklische AD die Krampfschwelle
senken!
NW der SSNRIs
Mit denen der SSRIs vergleichbar, gelegentlich
Blutdruckanstieg
NW der SNRIs
Vermehrtes Schwitzen und Schlaflosigkeit
Durch Hemmung der Acetylcholinfreisetzung
anticholinerge NW wie z.B. Mundtrockenheit,
Obstipation, Tachykardie
Interaktionen
fast alle AD (am wenigsten die SSRIs und
SNRIs) verstärken die Wirkung von Sedativa,
Hypnotika, Alkohol
alle AD sollen nicht mit MAO-Inhibitoren
gegeben werden gegenseitige
Wirkungsverstärkung kann Krampfanfälle,
schwere Erregung und ein „Serotoninsyndrom“
(Serotonin D Hyperthermie, Übelkeit,
Erbrechen, Unruhe, Tremor etc.) auslösen
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Besondere therapeutische Aspekte
Vor der Therapie: Erstellung eines
Gesamtbehandlungsplans, d.h. je nach
Erkrankungsart, Verlaufsform und
Schweregrad werden Psychotherapie,
antidepressive Medikation und weitere
somatische Behandlungsmaßnahmen
festgelegt
Nichtmedikamentöse Somatotherapie=
Schlafentzug, Elektrokrampf- und Lichttherapie
Therapie einer leichten Depression
Fluoxetin (Fluctine®) (z.B. 20mg 1x täglich) bei
Antriebminderung
Moclobemid (Aurorix®) (z.B. 150mg 2x täglich)
bei Leistungsbeeinträchtigung
Mianserin (Tolvon®) und Mirtazapin
(Mirtabene®) (z.B. 30mg 1x tgl abends) bei
Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen
Paroxetin (Seroxat®) (z.B. 20mg 1x tgl)
Mit Schlafstörungen
Mirtazapin (Mirtabene®) 30mg 1-2x
abends
Trazodon (Trittico®®) 100-200mg
abends
Bei Einschlafstörungen 1/2 Dosis AD vor
dem Schlafengehen + Benzo z.B Triazolam
(Halcion®) 0,25mg
Therapiedauer mit AD: ca. 6 Monate, bei
zu frühem Absetzen Rückfall möglich
Wenn Patient 4 Monate symptomfrei,
kann AD im Verlauf einiger Monate
abgesetzt werden
Therapie mit AD trotz ausreichender
Dosierung 4-5 Wochen erfolglos
anderes AD (aus anderer Gruppe) oder
Kombinationstherapie oder Diagnose
hinterfragen
Therapie einer mittelschweren
Depression
Ohne Schlafstörungen
Escitalopram (Cipralex®) 10-20mg 1-2x
täglich
Citalopram (Seropram®) 20-40mg 1x tgl
Reboxetin (Edronax®) 4mg 1x morgens
Venlafaxin (Efectin®) 50mg 2-3x abends
2. Wahl TZA
Therapie einer schweren Depression
Ohne suizidale Gefährdung
Tranqilizer + AD (SSRI, SNRI, NARI,
Mirtazapin)
Mit suizidale Gefährdung
Tranquilizer + AD (auch TZA, MAOInhibitoren)+ Neuroleptika
Tranqulizerbegleitmedikation wegen Soforteffekt
unbedingt nötig!
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Citalopram (Seropram®) 40-80mg morgens
p.o, i.v
Paroxetin (Seroxat®) 60mg 3x1
Fluoxetin (Fluctine®) 20-60mg p.o morgens
oder abends
Reboxetin (Edronax®) 8mg 2x1
Venlafaxin (Efectin®) bis zu 375mg 2x1
Beispiele für Benzodiazepinbegleitmedikation:
Alprazolam (Xanor®) 2-6mg (wenn zusätzlich
zu Angst auch Panik)
Diazepam (Valium®) 30-60mg (wenn vegetativ
übererregt) p.o oder i.v
Therapeutische Wirkungen
Psychomotorisch dämpfend (keine
Sedierung, keine Beeinträchtigung
normaler psychischer Funktionen)
Wirkungseintritt erst nach 1-2 Wochen
Durch Zugabe zur einer antidepressiven
Medikation antidepressive Wirkung
wird verstärkt
Pharmakokinetik
Wird nach oraler Zufuhr relativ schnell
und vollständig resorbiert
Erreicht nach ca. 2h maximale
Plasmaspiegel
Geringe therapeutische Breite (0,6-1,2
mmol/L) regelmäßige
Serumspiegelkontrollen!!
Lithium (Quilonorm®),
Behandlung affektiver Psychosen
Indikationen
Akutbehandlung manischer Phasen
Rezidivprophylaxe bei rezidivierenden
affektiven Psychosen (bipolare Formen,
unipolar-depressiv, unipolar-manisch)
Wirkungsmechanismen
Lithiumionen treten durch Natriumkanäle in
Zellen ein
Wird sehr langsam wieder heraus-befördert
Dadurch wird auch weniger Kalium in die
Zellen befördert, intrazellulärer K-Gehalt sinkt
Wirkt sich auf Speicherung, Freisetzung,
Biotransformation, und Wiederaufnahme von
Neurotransmittern aus
Genauer Mechanismus noch nicht geklärt
Nebenwirkungen
Magen-Darm-Trakt:
Übelkeit, Schmerzen, Durchfall, Erbrechen
Nervale NW:
Müdigkeit, feinschlägiger Tremor
Schilddrüse:
Euthyreote Struma (Vergrößerung der
Schilddrüse)
Niere: Wirkung von Adiuretin wird gehemmt
Polyurie, Polydipsie
Gewichtszunahme
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Lithium Vergiftung
Li hat geringe therapeutische Breite
bei Werten über 1,4-1,6 mmol/l treten
Intoxikationen auf
Bei gleichzeitigem Natrium- und
Kaliummangel Intoxikation kann tödlich
verlaufen
Symptome: Verstärkung der unerwünschten
Wirkungen + Krampfanfälle + Koma
Therapie: forcierte Diurese oder Hämodialyse
Besondere therapeutische Aspekte
Sorgfältige Anamnese vor der ersten Gabe
Während der Therapie regelmäßige Kontrollen
der Li-Serumspiegel
Kontraindikationen: schwere
Nierenfunktionsstörungen (Vorsicht bei älteren
Patienten), schwere Herz-KreislaufErkrankungen, Gravidität im ersten Trimenon
SSRIs können den Plasmaspiegel von Lithium
erhöhen!
Johanniskraut als
Antidepressivum
Extrakt aus Johanniskraut= Hypericum
perforatum
Indikationen: leichte, vorübergehende
depressive Störungen, Angst, nervöse Unruhe
Nicht rezeptpflichtig
Thymoleptische Wirkung ist wissenschaftlich
nicht bewiesen
Viele Interaktionen mit anderen Wirkstoffen
(z.B. Digoxin)
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