Impfmanagement im Schweinestall Impfung gegen das PRRSV sind doch sinnlos – oder? Gute Gründe für die Impfung Dr. Kerstin Fiebig Schweine Team Geschäftsbereich Livestock Intervet Deutschland GmbH Geseker Schweineabend 17.01.2011 1 Gliederung • Gründe für Impfmaßnahmen in Schweinebeständen • Möglichkeiten der Impfung & Immunprophylaxe beim Schwein • Impfungen gegen das PRRSV sind doch sinnlos – oder? – Gute Gründe für die PRRS-Impfung! • Ausbleibender Impferfolg? Mögliche Gründe! Geseker Schweineabend 17.01.2011 2 Gründe für Impfmaßnahmen in Schweinebeständen • Schutz vor Krankheit • Bekämpfung von (Tier)seuchen – hohe wirtschaftliche Verluste durch Infektionskrankheiten – zum Teil hoher Erregerdruck durch „Crowding“ – Prophylaxe ist billiger als Behandlung Eradikation Reduzierung Erregerausscheidung/ -übertragung ACHTUNG: Impfung schützt vor Erkrankung aber nicht vor Infektion!!! Klinischer Schutz Geseker Schweineabend 17.01.2011 3 Möglichkeiten der Impfung aktive Impfung passive Impfung Simultanimpfung Geseker Schweineabend 17.01.2011 4 Immunprophylaxe beim Schwein 1. Aktive Immunisierung des Tieres durch Grundimmunisierung und Wiederholungsimpfung 2. Passive Immunisierung des Ferkels durch aktive Immunisierung der tragenden Sau - Voraussetzung: Aufnahme durch Kolostrum - Geseker Schweineabend 17.01.2011 5 Aktive Immunisierung 1. Impfung 2. Impfung Booster Geseker Schweineabend 17.01.2011 6 Passive Immunisierung Geseker Schweineabend 17.01.2011 7 Einteilung von Impfstoffen Impfstoffe Lebendimpfstoffe Impfstoffe aus nicht vermehrungsfähigen Erregern „Totimpfstoffe“ Geseker Schweineabend 17.01.2011 8 Vergleich Lebendimpfstoffe und Vakzinen aus inaktivierten Erregern Lebendimpfstoff Schnell eintretender Schutz Lang anhaltender Schutz Lokale Applikation möglich Zellvermittelte Immunität Herstellungskosten geringer • • • • Risiko der Rekombination Impferkrankung Vermehrung im Impfling Reversionsgefahr zur Virulenz Impfstoff aus inaktivierten Erregern • keine Vermehrung im Impfling • Sicherheit • problemlos bei trächtigen Tieren einsetzbar • gute Antikörperbildung (nach Booster) • keine zelluläre Immunität • Ausschließlich zur parenteralen Verabreichung • verstärkende Adjuvantien erforderlich • Wirkungseintritt langsamer • Boosterung erforderlich Geseker Schweineabend 17.01.2011 9 Warum sind eigentlich Adjuvantien erforderlich? Steigerung der Immunantwort bei Totimpfstoffen durch: • langsame Freisetzung des Antigens (Depoteffekt) • Aktivierung von Makrophagen, Lymphozyten Einteilung nach Herkunft und Zusammensetzung • mineralisch (AlOH) • Wasser-in-Öl- /Öl-in-Wasser-Emulsionen • bakteriell (Muramyl-Dipeptid) • pflanzlich (Saponine) • ISCOMS (immune stimulating complexes; Saponine + Cholesterin + Phospholipiden + Antigen Geseker Schweineabend 17.01.2011 10 PRRSV – ein unangenehmer Gast im Schweinestall Geseker Schweineabend 17.01.2011 11 PRRSV - weltweites Auftreten Geseker Schweineabend 17.01.2011 12 Der ungebetene Gast im Schweinestall PRRSV: Wer oder was ist das doch gleich? „Porcine reproductive and respiratory syndrome virus“ – Genus: Arterivirus • klein (45-60nm Ø); behüllt • positiv, einzelsträngige, lineare RNA • 2 Genotypen bekannt (Genotyp 1 und 2) Verursacht beim Schwein u.a.: Spätaborte um den 110. TT Umrauscher Geburten lebensschwacher oder toter Ferkel Atemwegserkrankungen Konjunktivitis Geseker Schweineabend 17.01.2011 13 Klinische Symptomatik Symptomatik ist abhängig von: • Virusstamm / Isolat • (hoch virulent- schwach virulent) • Immunstatus der Herde • Alter der Tiere • Management Quelle: Intervet intern Geseker Schweineabend 17.01.2011 14 Aus GAO et al.2007:Emergence of Fatal PRRSV Variants: Unparalleled Outbreaks of Atypical PRRS in China and Molecular Dissection of the Unique Hallmark Geseker Schweineabend 17.01.2011 15 PRRSV - eine häufig gehörte Meinung ……. “Die PRRSV Impfung ist doch sinnlos - oder?” Geseker Schweineabend 17.01.2011 16 Ja sie sind sinnvoll, denn…. Geseker Schweineabend 17.01.2011 17 Keine Infektionsimmunität! • Keine vollständige Durchseuchung auf Bestandsebene! • Keine vollständige intrauterine Durchseuchung! Geseker Schweineabend 17.01.2011 18 Virusvermehrung in der Gebärmutter /CSF V AD V PCV2 SV R R P / V PPV/PE * • Geseker Schweineabend Nauwynk, Gent 17.01.2011 19 Flatdeck: ständiges Virusreservoir! Impftermin festlegen! So früh wie nötig und so spät wie möglich! Geseker Schweineabend 17.01.2011 20 Ständige Gefahr einer Neu- bzw. Reinfektion! Hohe Populationsdichte bei gleichzeitig intensivsten Tier- und Personalverkehr Geseker Schweineabend 17.01.2011 21 Schwachstelle Jungsaueneingliederung - ein hoher Risikofaktor! • Immunologische Vorbereitung der Jungsauen – es treffen verschiedene Erregerwelten und Tiere mit unterschiedlichem Immunstatus aufeinander – JS bringen neue, für die aufnehmende Herde unbekannte Erreger in den Bestand – klinisch nicht erkennbare Erkrankungen sind häufig Auslöser für Nichtrauschen oder Umrauschen • Eingliederung in den Bestand und Vorbereitung auf die erste Zuchtbenutzung: – Immunologisch naive Tiere – 2 malige Impfung der Jungsauen im Abstand von 4-6 Wochen im Rahmen der Eingliederung • Empfängliche Tiere reagieren wie „Verstärker“! Geseker Schweineabend 17.01.2011 22 Kein Ersatz durch andere Impfungen! • Synergie zwischen PRRSV, SIV und PCV2! • Jedoch: Keine Kreuzprotektivität! Geseker Schweineabend 17.01.2011 23 Erfolgskonzept: Herdenstabilität! • Durchbruch von Infektionsketten • „Alle Tiere des Bestandes lernen das Virus kennen zum Tag X“ • Verdrängung von Feldvirus aus der Herde • Aufbau einer stabilen Bestandsimmunität Geseker Schweineabend 17.01.2011 24 Gegen virale Erreger kann man nur impfen! • einzig sinnvolle Maßnahme bei viralen Infektionen = Prophylaxe! – Vorbeuge ist besser als Heilung! • momentan noch keine antivirale Therapie in der Schweinepraxis zugelassen Virus & Rezeptoren Zelle Spezifische Antikö Antikörper Quelle: www.biotechnologie.de Geseker Schweineabend 17.01.2011 25 Quelle: T. Opriessnig Sichtbare Erfolge durch kommerzielle MLV Impfstoffe Makroskopische Lungenläsionen Geimpftes, mit PRRSV 1-8-4 infiziertes Schwein Nicht geimpftes, mit PRRSV 1-8-4 infiziertes Schwein Geseker Schweineabend 17.01.2011 26 Kosten eines PRRS-Ausbruchs • Große Spannbreiten möglich – je nach Ausprägung von Sekundärerkrankungen, die behandelt werden müssen • erhöhte Kosten für: – – – – – Verluste in Ferkelerzeugung, Aufzucht und Mast erhöhte Tierarztkosten Umrauscher schlechte Futterverwertung und verlängerte Mast erhöhte Energiekosten IPVS, Vancouver, 2010: Z. Poljak (CA): Ertragseinbußen durch verringerte Absetzzahlen (28 € / Ferkel) + Behandlungskosten • 66 € / Sau / Ausbruch (keine Behandlung) Geseker Schweineabend 17.01.2011 27 Warum ist mit einer Impfung allein kein gesunder Schweinebestand gewährleistet? Futter & Wasser Mensch Besamungs- Mykotoxine management Umwelt Genetik Aufstallung Haltung Alter Infektionserreger Nur ein kleiner Baustein im Bauwerk Geseker Schweineabend 17.01.2011 28 PRRSV Biosicherheit ist relativ☺ Quelle: T. Opriessnig Geseker Schweineabend 17.01.2011 29 Generelle Erwartungshaltung ist hoch – Wirtschaftlichkeit wichtiger, denn je! Gründe für einen ausbleibenden Impferfolg & Impfdurchbrüche • Überbelegung & Vermischen von Altersgruppen/Herkunft & Stress durch Überbelegung & Platzmangel • Luft- und Hygienemanagement • Wasserqualität! • Koninfektionen • Fehlende / unzureichende Grundimmunisierung • Impfintervalle? • Tiere ausgelassen? Umrauscher? • schlechte / keine Kolostrumaufnahme • Maternale Antikörper- zu frühe Impfung? • Richtige Diagnose? Geseker Schweineabend 17.01.2011 30 Impfungen gegen PRRS Eine bessere Alternative zur Bekämpfung gegen PRRSV gibt es bisher nicht ! Unverzichtbar in der Bekämpfung von PRRSV die Verbesserung der Rahmenbedingungen: Hygiene, Lüftung, Wasser!, Futter • Einziger PRRS-Lebendimpfstoff mit EU-Stamm in Deutschland (DV) – Quelle: Land & Forst Dez. 2010 Vermittlung einer zellulären und humoralen Immunität • Sicher und Verträglich • Individuell kombinierbar Geseker Schweineabend 17.01.2011 31 PRRSV Zukunftsperspektive? Quelle: T Opriessnig, Iowa State Geseker Schweineabend 17.01.2011 32