Geographie Andreas Waldow Verteilung von Phosphor zwischen Mineralen von Erdmantelgesteinen Diplomarbeit Verteilung von Phosphor zwischen Mineralen von Erdmantelgesteinen Diplomarbeit von Andreas Waldow Institut für Geowissenschaften Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg März 2010 INHALT KURZFASSUNG------------------------------------------------------------------------------------------------ 1 1 ZIELSETZUNG -------------------------------------------------------------------------------------------- 3 2 THEORETISCHE UND GEOLOGISCHE GRUNDLAGEN ----------------------------------- 5 2.1 Der Erdmantel ------------------------------------------------------------------------------------------5 2.1.1 Aufbau und Zusammensetzung des Erdmantels ------------------------------------------ 5 2.1.2 Primäre Erdmantel-Minerale --------------------------------------------------------------- 7 2.2 Verteilungskoeffizienten – Eigenschaften und Nutzen-------------------------------------------9 2.3 Grundlagen der Thermobarometrie---------------------------------------------------------------- 10 2.4 Phosphor in silikatischen Gesteinssystemen ----------------------------------------------------- 11 2.4.1 Verteilungskoeffizienten von Phosphor --------------------------------------------------- 11 2.4.2 Phosphor in Erdmantelgesteinen ---------------------------------------------------------- 11 2.5 Zur Geologie der Probenlokalitäten --------------------------------------------------------------- 13 2.5.1 Geologie der Harrats Uwayrid und Hutaymah, Saudi Arabien ---------------------- 13 2.5.2 Geologie der Alpe Arami, Schweiz -------------------------------------------------------- 15 2.6 Schlussfolgerungen für die Untersuchungen----------------------------------------------------- 17 3 METHODEN-----------------------------------------------------------------------------------------------19 3.1 Vorbereitende Maßnahmen und Untersuchungen----------------------------------------------- 19 3.2 Auswahl der Messbereiche ------------------------------------------------------------------------- 19 3.3 Rasterelektronenmikroskop (SEM) – Rückstreuelektronen-Bilder -------------------------- 20 3.4 Elektronenstrahlmikrosonde (EPMA) – Hauptelement-Konzentrationen------------------- 21 3.5 Sekundärionen-Massenspektrometer (SIMS) – Phosphor-Konzentrationen---------------- 22 3.6 Verwendete Geothermobarometer----------------------------------------------------------------- 23 3.7 Berechnung von Mittelwerten und Hinweise zur Darstellung -------------------------------- 25 4 BESCHREIBUNG DER UNTERSUCHTEN PROBEN: PETROGRAFIE, P-T-BEDINGUNGEN, PHOSPHORVERTEILUNG---------------------27 4.1 Proben aus Saudi-Arabien -------------------------------------------------------------------------- 27 4.2.1 Probe SA81-023a----------------------------------------------------------------------------- 29 4.2.2 Probe SA84-038 ------------------------------------------------------------------------------ 31 4.2.3 Probe SA84-048 ------------------------------------------------------------------------------ 33 4.2.4 Probe SA84-091 ------------------------------------------------------------------------------ 35 4.2.5 Probe SA84-136 ------------------------------------------------------------------------------ 38 4.2.6 Probe SA84-152 ------------------------------------------------------------------------------ 39 4.2 Probe AA-50 aus der Alpe Arami (Schweiz) ---------------------------------------------------- 41 4.3 Zusammenfassung ----------------------------------------------------------------------------------- 46 5 PHOSPHORVERTEILUNG DER PROBEN IM VERGLEICH-------------------------------49 5.1 Allgemeines zum Verhalten von Phosphor ------------------------------------------------------ 49 5.2 Vergleich der untersuchten Proben hinsichtlich der Phosphor-Verteilung------------------ 50 5.3 Vergleich der Phosphor-Verteilung mit Literaturdaten ---------------------------------------- 52 5.4 Zuordnung von Phosphor-Verteilungskoeffizienten zu P-T-Werten------------------------- 53 5.5 Systematische P-T-Abhängigkeiten von Phosphor-Verteilungskoeffizienten -------------- 57 5.6 Temperaturbestimmung anhand der Phosphor-Verteilung ------------------------------------ 59 6 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND AUSBLICK--------------------------------------------------63 7 LITERATURVERZEICHNIS --------------------------------------------------------------------------65 ANLAGEN Anlage 1 Übersichtspläne und Bilder Anlage 1.1 Schliffübersichtspläne Anlage 1.2 Lage der Messprofile Anlage 1.3 Fotodokumentation Anlage 2 Messwerte aus ausgewählten Profilen Anlage 2.1 P-T-X-Übersichts-Tabellen Anlage 2.2 Diagramme zu Anlage 2.1 Anlage 2.3 EPMA-Messdaten zu Anlage 2.1 Anlage 2.4 SIMS-Messdaten zu Anlage 2.1 Anlage 3 Beschreibung verwendeter Geothermobarometer Anlage 4 Makro-Quellcode Anlage 5 Weitere Daten Anlage 5.1 Listen mit allen EPMA-Messdaten Anlage 5.2 Listen mit allen SIMS-Messdaten KURZFASSUNG Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden sieben Proben von Erdmantelgesteinen untersucht: sechs Spinell-Peridotit-Xenolithe aus Saudi-Arabien und ein orogener Granat-Peridotit aus den Schweizer Alpen. Nach den thermobarometrischen Berechnungen äquilibrierten diese Gesteine zwischen ca. 800 und 1250 °C sowie zwischen 1.0 und 6.0 GPa. Die chemische Zusammensetzung (Si, Al, Ti, Cr, Fe, Mn, Mg, Ni, Ca, Na, K) der Mineralphasen aller Proben wurde ortsaufgelöst mit der Elektronenstrahl-Mikrosonde ermittelt. Danach erfolgte eine ebenfalls ortsaufgelöste Bestimmung der Phosphor-Konzentration entlang von ausgewählten Profilen mit einem Sekundärionen-Massenspektrometer. In äquilibrierten Proben dienten die Phosphor-Konzentrationsprofile dazu, Aussagen über die Fraktionierung von Phosphor zwischen koexistierenden Erdmantel-Mineralen zu machen. Andererseits gibt es offensichtlich Erdmantelgesteine, bei denen die Minerale eine Phosphor-Zonierung aufweisen, was eine fehlende Äquilibrierung bedeutet. Diese kann durch P-T-Änderungen und/oder durch eine Mantel-Metasomatose bedingt sein. Phosphor diffundiert in den verschiedenen Mineralen unterschiedlich schnell. Aus Mineralbereichen mit Phosphor-Äquilibrierung wurden Phosphor-Verteilungskoeffizienten ermittelt und mit Literaturdaten verglichen. Abhängigkeiten der Phosphor-Verteilungskoeffizienten von Druck und Temperatur wurden mit Hilfe von Ausgleichsrechnungen überprüft. Es zeigte sich, dass die Phosphor-Verteilung zwischen Olivin, Orthopyroxen und Clinopyroxen unabhängig von der Phosphor-Menge im System und damit als Geothermobarometer grundsätzlich geeignet ist. Phosphor-Verteilungskoeffizienten (DP) geben das Konzentrationsverhältnis von Phosphor zwischen jeweils zwei Mineralphasen an. Sie sind in erster Linie eine Funktion der Temperatur, was in folgenden Formeln zum Ausdruck gebracht wird ( T in [K] ): DPOl/Opx = 0.1534 * e 3918 / T DPOl/Cpx = 0.8262 * e 759 / T DPCpx/Opx = 0.0767 * e 4342 / T Umgeformt und nach T aufgelöst ergeben sich daraus Geothermometer-Gleichungen. Zur Unterscheidung dieser Geothermometer ist T jeweils mit einem Index versehen, an dem abgelesen werden kann, welches Element (in diesem Fall P für Phosphor) und welche Minerale zur Berechnung der Temperatur verwendet werden. Die Gleichungen zur Berechung der Temperatur in [K] lauten: TP_Ol/Opx = 3918 / ( 1.87 + ln DPOl/Opx ) TP_Ol/Cpx = 759 / ( 0.19 + ln DPOl/Cpx) TP_Cpx/Opx = 4342 / ( 2.57 + ln DPCpx/Opx ) –1– –2– 1 ZIELSETZUNG In der Petrologie metamorpher Gesteine spielte Phosphor bislang kaum eine Rolle. Dieses Element kommt in Silikatmineralen meist nur in geringer Konzentration vor, so dass es mit StandardUntersuchungsmethoden ohne größeren Zeitaufwand nicht mit hinreichender Genauigkeit analysiert werden kann. Da Phosphor in Silikatmineralen offensichtlich nur langsam diffundiert, besitzt dieses Element ein großes Potential, um Kenntnisse über die prograde Entwicklung eines metamorphen Gesteins zu gewinnen. Ziel dieser Diplomarbeit war es, die Prozesse der Verteilung von Phosphor zwischen den Mineralen des Erdmantels sowie innerhalb einzelner Mineralkörner zu beleuchten. Nach Möglichkeit sollten Verteilungskoeffizienten von Phosphor zwischen den Erdmantelmineralen Olivin, Clinopyroxen, Orthopyroxen und Granat bei verschiedenen Druck- und Temperatur-bedingungen ermittelt werden. An insgesamt sieben Proben verschiedener Erdmantelgesteine (6 Spinell-Peridotite, 1 GranatPeridotit) musste zunächst die chemische Zusammensetzung der Einzelphasen ortsaufgelöst mit der Elektronenstrahl-Mikrosonde (EPMA) bestimmt werden. Unter Berücksichtigung eventuell vorhandener chemischer Heterogenitäten in den Mineralkörnern sollten anschließend geothermobarometrische Berechnungen durchgeführt werden, um die Äquilibrierungsbedingungen (P, T) der Gesteine zu ermitteln. Anschließend sollten dann die Phosphor-Konzentrationen in den Mineralen ortsaufgelöst mittels Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS) bestimmt werden. Sofern die Phosphorverteilung in den Mineralen von zumindest einigen Gesteinen homogen wäre, könnte eventuell der Einfluss von Druck und Temperatur auf die PhosphorVerteilungskoeffizienten bestimmt werden. –3– –4– 2 THEORETISCHE UND GEOLOGISCHE GRUNDLAGEN 2.1 Der Erdmantel 2.1.1 Aufbau und Zusammensetzung des Erdmantels Die Lithosphärenplatten der Erde bestehen aus Erdkruste und dem obersten Erdmantel. Abgegrenzt nach oben wird der obere Erdmantel von der Erdkruste durch die Mohorovicic-Diskontinuität (kurz: „die Moho“). Diese seismische Diskontinuität geht auf die größere Dichte des Erdmantelmaterials im Vergleich zur Erdkruste zurück. Die Moho tritt typischerweise in einer Tiefe von 5 bis 10 km unter Ozeanen und ca. 30 bis 40 km unter Kontinenten auf (Okrusch & Matthes 2005). Aufgrund von weiteren seismischen Diskontinuitäten in ca. 410 und 660 km Tiefe lassen sich der obere Erdmantel, eine Übergangszone und der untere Mantel voneinander abgrenzen. Auf den unteren Mantel folgt in ca. 2900 km Tiefe der Erdkern. Der obere Erdmantel besteht aus dem zur Lithosphäre zählenden, festen obersten Erdmantel, der rheologisch deutlich weicheren Asthenosphäre (auch low-velocity Zone geannt) und der darunter liegenden Mesosphäre, einem weiteren relativ festen Erdmantel-Bereich, der bis in ca. 410 km Tiefe reicht. Der Druck nimmt mit der Tiefe um ca. 1 GPa/ 30 km zu. Mit dem Überschreiten der Druckstabilität von Olivin ( = alpha(Mg,Fe)2[SiO4] ) in ca. 410 km Tiefe beginnt die Übergangszone, die in ca. 660 km Tiefe vom unteren Mantel abgelöst wird, wo Ringwoodit ( = gamma-(Mg,Fe)2[SiO4] ) instabil wird. Diese Kenntnisse über den (aktuellen) Aufbau und die Eigenschaften des Erdinneren konnten aus geophysikalischen Messungen und HochdruckexperiAbb. 1 Schematischer Schnitt durch die obersten ca. menten abgeleitet werden. Der direkten Beobachtung 800 km der Erde (Okrusch 2005) erschließt sich, abgesehen von den Fällen einer Bohrung, lediglich die Erdoberfläche. Anhand von Gesteinen, Mineralen und Mineraleinschlüssen, die durch geologische Prozesse aus tiefen Bereichen an die Erdoberfläche transportiert wurden, können Aussagen über die Zusammensetzung und die Geschichte des Materials gemacht werden (Okrusch & Matthes 2005). Von aufsteigenden Magmen können Gesteinsfragmente aus ihrem ursprünglichen Gesteinsverband in der Tiefe gerissen und als Xenolithe oder Xenokristen aus dem Oberen Erdmantel bis an die Erdoberfläche befördert werden. Bei relativ schnellem Aufstieg bleibt die chemische und thermische Wechselwirkung mit der Schmelze meist gering, so dass anhand der Eigenschaften von Xenolithen (z.B. der Kationenverteilung zwischen Mineralphasen) im Vergleich mit experimentellen Daten Aussagen über die Bedingungen und Prozesse in der Tiefe getroffen werden können (z.B. Harrat Uwayrid, vgl. Kapitel 2.5.1). Als Besonderheit in Kratonen seien hier auch die Mineraleinschlüsse in Diamanten und/oder Granat genannt, die ebenfalls Aussagen über Erdmantelprozesse erlauben (Röhnert 2001). Durch tektonische Vorgänge können auch größere Gesteinsverbände an die Erdoberfläche transportiert werden (z.B. Alpe Arami, vgl. Kapitel 2.5.2). –5– Der Erdmantel hat im Durchschnitt eine peridotitische Zusammensetzung mit folgendem Chemismus: Tabelle 1. Zusammensetzung des Erdmantels (Bucher & Frey 2002) Oxid SiO2 TiO2 Al2O3 FeO MgO CaO Na2O K2O H2O CO2 Gew.-% 45.3 0.2 3.6 7.3 41.3 1.9 0.2 0.1 <0.1 <0.1 Der Obere Erdmantel besteht zum größten Teil aus Peridotit und somit hauptsächlich aus Olivin (50 – 60 Vol.-%) neben Orthopyroxen (ca. 20 Vol.-%) und Clinopyroxen (ca. 10 Vol.-%) (Bucher & Frey 2002). Die Al-haltige Phase ist stark vom Druck (P) aber auch von der Temperatur (T) abhängig. Bei niedrigen Drücken (< 0.7 – 1.0 GPa) ist An-reicher Plagioklas im Erdmantel vorhanden, der zu höheren Drücken durch eine gleitende Reaktion von Cr-Al-Spinell abgelöst wird. Diese Reaktion lautet: Plagioklas + Olivin = Orthopyroxen + Clinopyroxen + Spinell. Ab etwa 1.3 GPa, in deutlich verarmten Mantelbereichen auch erst bei sehr viel höheren Drücken (im Al-freien Peridotit sogar erst ab ca. 5 – 6 GPa), wird dann Cr-Al-Spinell über die Reaktion CrAl-Spinell + Orthopyroxen + Clinopyroxen = Granat + Olivin abgebaut. Der Übergangsbereich zwischen Spinell- und GranatPeridotit ist bei fertilem Mantel recht eng (0.1 – 0.2 GPa), bei verarmterem Mantel mit Cr/(Cr+Al) = 0.2 – 0.8 aber recht breit (2 – 3 GPa) (Klemme 2004). Aufgrund von Konvek- Abb. 2 Mögliche Mineral-Paragenesen im Erdmantel (Okrusch 2005) tionsbewegungen und tektonischer Aktivität ist der Erdmantel ständigen Rekristallisationsprozessen unterworfen, weshalb Mantelgesteine prinzipiell als metamorphe Gesteine angesehen werden müssen (Bucher & Frey 2002). Neben mehr oder weniger verarmtem peridotitischen Material kommen Pyroxenite und Eklogite vor. Dabei handelt es sich entweder um (teilweise) auskristallisierte Schmelzen aus tieferen Niveaus oder um dem Erdmantel über Subduktionsvorgänge (wieder) zugeführte basaltische ozeanische Erdkruste, die bei hohen Drücken rekristallisiert ist. Die hier untersuchten Peridotite gehören der Gruppe der Ultramafischen Gesteine an. Diese bestehen zu über 90 Vol.-% aus mafischen Mineralen. Bei der Klassifikation von Ultramafiten wird nicht zwischen metamorphen und plutonischen Gesteinen unterschieden; sie erfolgt gemäß einer Festlegung der IUGS (International Union of Geological Sciences) nach dem Modalbestand der Gesteine (Wimmenauer 1985; Okrusch & Matthes 2005). Nach einer Normierung der gemeinsamen Anteile von Olivin (Ol), Orthopyroxen (Opx) und Clinopyroxen (Cpx) am Gesamtvolumen des Gesteins auf 100 % kann der Gesteinsname gemäß Abb. 3 festgelegt werden. Zur genaueren Kennzeichnung kann dem Gesteinsnamen der Name eines vorhandenen Nebengemengteils vorangestellt werden. So wird z.B. ein spinellführender Lherzolith als Spinell-Lherzolith bezeichnet. Weitere mögliche Nebengemengteile sind u.a. Hornblende, Phlogopit und Magnetit (Mgt). –6– Abb. 3 IUGS-Klassifikation der ultramafischen Plutonite (Okrusch 2005) Zusätzlich können natürlich auch sekundäre Minerale, wie z.B. Serpentin-Modifikationen, auftreten (Okrusch & Matthes 2005). 2.1.2 Primäre Erdmantel-Minerale Die häufigsten im Oberen Erdmantel vorkommenden Minerale Olivin, Orthopyroxen, Clinopyroxen, Spinell und Granat bilden Mischkristallreihen. Demzufolge sind Mineraleigenschaften wie Dichte und Farbe, aber auch Umwandlungs- und Reaktionstemperaturen abhängig vom Chemismus. In der Folge werden diese Minerale kurz beschrieben. Olivin Das orthorhombische Inselsilikat Olivin ist mit ca. 60 Vol.-% das Hauptmineral der Peridotite des oberen Erdmantels. Olivin bildet eine lückenlose Mischkristallreihe der chemischen Endglieder Forsterit = Mg2[SiO4] und Fayalit = Fe2[SiO4]. Im Oberen Erdmantel liegt die durchschnittliche Zusammensetzung bei ca. Mg1.8Fe0.2[SiO4]. Bei einem normalen geothermischen Gradienten ist Olivin bis in eine Tiefe von ca. 410 km bei 1400 °C stabil (Okrusch & Matthes 2005). O2- bildet eine annähernd hexagonal dichteste Kugelpackung. Si4+ besetzt ein Achtel der Tetraederlücken, die zweiwertigen Kationen (v.a. Mg2+ und Fe2+) besetzen die Hälfte der Oktaederlücken. Neben Mg und Fe kann Ni vor allem in Mg-reichen und Mn vor allem in Fe-reichen Olivin eingebaut werden. Mit zunehmender Temperatur und abnehmendem Druck können bis zu ca. 0.3 Gew.-% CaO eingebaut werden; Ca bevorzugt den M2-Platz (Klein 2002). Abb. 4 Struktur von alpha-Olivin (Klein 2002) Im Dünnschliff ist Olivin farblos bis schwach gelblich gefärbt. Er zeigt keine Spaltbarkeit, jedoch unregelmäßige Risse und besitzt eine relativ hohe Doppelbrechung. Orthopyroxen Orthopyroxen ist ein orthorhombisches Kettensilikat. Als metamorphe Bildung kommt dieses Mineral in Ultrabasiten und anderen granulitfaziellen Gesteinen vor. Zwischen den Endgliedern Enstatit = Mg2[Si2O6] und Ferrosilit = Fe2[Si2O6] besteht eine lückenlose Mischkristallreihe. Im Oberen Erdmantel liegt die durchschnittliche Zusammensetzung bei ca. Mg1.8Fe0.2[Si2O6]. Parallel zur c-Achse zu Ketten verknüpfte SiO4-Tetraeder sind charakteristisch für die Orthopyroxen-Struktur. Zwischen den Tetraederketten befinden sich 6-fach koordinierte M1- und M2-Plätze, die von Mg und Fe besetzt werden, wobei das größere Fe den M2-Platz bevorzugt (Klein 2002). Ca2+ kann aufgrund seiner Größe nur begrenzt in die Kristallstruktur eingebaut werden. Der Ca2[Si2O6]-Gehalt liegt bei maximal 5 Mol.-% (Okrusch & Matthes 2005). Mit zunehmender Temperatur kann Ca besser eingebaut werden und die Mischungslücke, die Orthopyroxen und Clinopyroxen chemisch voneinander trennt, wird kleiner. Bei der Abkühlung von Ca-haltigem Orthopyroxen, der bei erhöhten Temperaturen gebildet wurde, können Entmischungslamellen oder -spindeln von Clinopyroxen im Orthopyroxen auftreten. Daneben kann es auch SpinellEntmischungslamellen geben. –7–