BICHAT-LEITLINIEN* FÜR DIE KLINISCHE BEHANDLUNG VON MALLEUS UND MELIOIDOSE EINSCHLIESSLICH DER MIT BIOTERRORISMUS ZUSAMMENHÄNGENDEN KRANKHEITSFORMEN P. Bossi, A. Tegnell, A. Baka, F. Van Loock, J. Hendriks, A. Werner, H. Maidhof, G. Gouvras „Task Force on Biological and Chemical Agent Threats“, Direktion Öffentliche Gesundheit, Europäische Kommission, Luxemburg Korrespondenzautor: P. Bossi, Hôpital de la Pitié-Salpêtrière, Paris, Frankreich, E-Mail: [email protected] Malleus und Melioidose sind zwei Infektionskrankheiten, die durch Burkholderia mallei bzw. Burkholderia pseudomallei hervorgerufen werden. Eine Infektion ist möglich durch direkten Hautkontakt mit kontaminiertem Boden oder Wasser. Ein anderer Übertragungsweg ist die orale Aufnahme von kontaminiertem Wasser oder Staub. Malleus und Melioidose wurden in mehreren Ländern auf Waffentauglichkeit untersucht. Sie erzeugen ähnliche klinische Syndrome. Die Symptome sind je nach Infektionsweg unterschiedlich, allerdings kann eine Krankheitsform in eine andere übergehen, oder die Krankheit kann einen chronisch rezidivierenden Verlauf nehmen. Im Allgemeinen werden vier klinische Formen beschrieben: lokalisierte Infektion, Lungeninfektion, Septikämie. chronische eitrige Infektionen der Haut. Alle therapeutischen Empfehlungen sollten entsprechend den Resistenzberichten von Isolaten angepasst werden. Im Falle eines bioterroristischen Angriffs wird eine postexpositionelle Prophylaxe mit TrimethoprimSulfamethoxazol empfohlen. Ein Impfstoff für den Menschen ist nicht verfügbar. Euro Surveill 2004; 9 (12) http://www.eurosurveillance.org/em/v09n12/0912-238.asp Einleitung Malleus und Melioidose sind zwei Infektionskrankheiten, die durch Burkholderia mallei bzw. Burkholderia pseudomallei hervorgerufen werden und ähnliche Symptome verursachen [1-7]. Malleus ist primär eine Krankheit des Pferdes, betrifft aber auch Esel und Maultiere und kann außerdem auf Ziegen, Hunde und Katzen übergehen. Die Krankheit tritt im Allgemeinen selten auf, gilt aber in Afrika, Asien, im Nahen Osten, in Mittel- und Südamerika als endemisch. Der Grund für die niedrige Übertragungsrate vom Tier zum Menschen ist nicht bekannt. Beim Menschen tritt die Krankheit selten auf; berichtet wurde über infizierte Labormitarbeiter und über Patienten, die unmittelbaren, länger andauernden Kontakt mit infizierten Tieren hatten (Tierärzte, Pferdepfleger, Beschäftigte in Schlachthäusern). Über Epidemien beim Menschen ist bisher nichts bekannt. Melioidose ist in Südostasien und Nordostaustralien endemisch; berichtet wurde über Fälle in Afrika, im südpazifischen Raum, in Indien, im Nahen Osten sowie in Mittel- und Südamerika, wo der Erreger in Boden und Wasser sehr verbreitet ist [3]. Eine Infektion ist möglich durch direkten Hautkontakt mit kontaminiertem Boden oder Wasser (bei oberflächlichen Verletzungen der Haut). Ein anderer Übertragungsweg ist die orale Aufnahme von kontaminiertem Wasser oder Staub. Die Bakterien dringen in den Körper durch die Haut und durch die Schleimhäute von Augen und Nase ein. Malleus, Melioidose und Bioterrorismus Malleus und Melioidose wurden in mehreren Ländern auf Waffentauglichkeit untersucht. Malleus soll sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg eingesetzt worden sein [1-5]. Während des Ersten Weltkriegs wurden an der Ostfront russische Pferde und Maultiere in großer Zahl infiziert und so Truppenbewegungen behindert. Während des Zweiten Weltkriegs infizierten die Japaner gezielt Tiere und Menschen im Pinfang-Institut in China. B. pseudomallei wurde zwar untersucht, aber nie als biologische Waffe eingesetzt. Es wurde über mehrere durch Aerosolisierung in Labors verursachte Infektionsfälle beim Menschen berichtet. Die Anfallsraten betrugen bei Laboraerosolen nicht weniger als 46 %, mit beim Menschen oft schwerem Verlauf. Es genügen sehr wenige Organismen, um die Krankheit durch Aerosolisierung zu verursachen, den möglicherweise wichtigsten Infektionsweg für Menschen nach einer absichtlichen Freisetzung von Burkholderia-Arten. Es sind sehr wenige Fälle von Mensch-zu-Mensch-Übertragung von Malleus dokumentiert (2 Verdachtsfälle sexueller Übertragungen und mehrere Fälle bei Familienmitgliedern, die Malleus-Patienten pflegten), weshalb es unwahrscheinlich ist, dass eine einmalige absichtliche Freisetzung eine länger andauernde Epidemie verursachen würde [6,7]. Auch wenn es sich um in der westlichen Welt extrem seltene Krankheiten handelt, sollten beide Erreger doch beschrieben werden, da sie wegen der möglichen wirksamen Verbreitung durch Aerosolisierung ein Potenzial und auch eine Vorgeschichte als biologische Waffen haben. Mikrobiologische Eigenschaften B. mallei und B. pseudomallei (auch Whitmore-Bazillus genannt) sind kleine, gramnegative, strikt aerobe Stäbchenbakterien, die sich durch Methylenblau oder WrightFärbung bipolar anfärben lassen (Sicherheitsnadelform). B. pseudomallei ist beweglich, weil polar begeißelt, B. mallei unbeweglich. Diese Bakterien sind gerade oder leicht gebogen, katalase- und normalerweise oxydasepositiv. Sie wachsen bei Temperaturen zwischen 4 und 43 °C. Kulturen haben einen durchdringenden verräterischen Erd- bzw. Traubengeruch, der wahrzunehmen ist, wenn der Brutschrank geöffnet wird. Kolonien zeigen ein Nebeneinander runzliger und glatter Formen. Burkholderia ist oxidierend, nicht fermentierend, wie die rosa Kolonien auf MacConkey-Platten zeigen. Eurosurveillance – 2004 Vol 9 issue 12 – http://www.eurosurveillance.org 1 Klinische Symptome Malleus und Melioidose erzeugen ähnliche klinische Syndrome (TABELLE I). Die Symptome sind je nach Infektionsweg unterschiedlich, allerdings kann eine Krankheitsform in eine andere übergehen, oder die Krankheit kann einen chronisch rezidivierenden Verlauf nehmen. Im Allgemeinen werden vier klinische Formen beschrieben: lokalisierte Infektion, Lungeninfektion, Septikämie. chronische eitrige Infektionen der Haut [1-7]. Die Inkubationszeit schwankt je nach klinischer Form der Krankheit zwischen einem und 14 Tagen. Pulmonale Form Diese Form entwickelt sich normalerweise nach Einatmen des Erregers oder durch dessen hämatogene Ausbreitung. Die Inkubationszeit beträgt 10-14 Tage. Dies könnte die wichtigste Krankheitsform im Falle eines bioterroristischen Angriffs sein. Aerosolisierte Bakterien dringen in den Atemtrakt ein, wodurch sich eine Lungeninfektion entwickeln kann, die sich durch Lungenentzündung, Lungenabszesse und Pleuraergüsse äußert. Normalerweise setzen die Symptome abrupt ein. Die Patienten haben unspezifische Symptome wie Husten und Pleuritisschmerz, Fieber, Rigor, Schweißausbrüche. Möglich sind ulzerierende Läsionen und Knötchen in der Nasenhöhle, in einigen Fällen mit Perforation des Septums. Thoraxröntgenbilder können eine zweiseitige Bronchopneumonie zeigen, miliare Knötchen (0,5-1 cm), kleine multiple Lungenabszesse im oberen Lungenbereich, segmentale oder lobäre Infiltrate und Kavernen, die oft als Tuberkulose missdeutet werden. In Fällen inhalatorischer Melioidose können auch Hautabszesse entstehen, die erst nach Monaten sichtbar werden. Ohne spezifische Behandlung schreitet die Krankheit fort zu Bakteriämie and Septikämie. Patienten mit zystischer Fibrose neigen dazu, die pulmonale Form der Krankheit zu entwickeln. Septikämie Zu einer generellen Infektion kann es nach Exposition gegenüber dem Bakterium über jeglichen Infektionsweg kommen (Einatmen, Haut, orale Aufnahme usw.). Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 5 Tagen treten generalisierte Symptome einschließlich Fieber, Myalgie, Kopfschmerzen und Durchfall auf. Zu beobachten sind auch Flushing, Cyanose und verbreitete Lymphangitis zusammen mit Photophobie, Lakrimation, zervikaler Adenopathie, leichter Lebervergrößerung und/oder Milzschwellung, Tachykardie, generalisierter Erythrodermie, Gelbsucht und generalisierten papel- oder pusteförmigen Läsionen. Im weiteren Verlauf kann es zu einem Multiorganversagen kommen. Septikämie führt binnen 7 bis 10 Tagen zum Tode (24-48 Stunden nach dem Ausbruch der generalisierten Symptome). Trotz Antibiotikabehandlung ist die Letalität immer noch nahe 50 % (>90 % ohne Antibiotika, 24-48 Stunden nach Ausbruch). Immungeschwächte Patienten (Diabetiker, chronisch Nierenkranke und Steroidpatienten) sind besonders anfällig für Melioidose. Lokalisierte Infektionen Die Bakterien dringen normalerweise durch einen Schnitt oder eine Abschürfung in die Haut ein. Dann entwickelt sich an der Stelle, an der die Bakterien in den Körper eingedrungen sind, binnen 1 bis 5 Tagen eine lokalisierte Infektion mit ulzerierenden Knötchen. Die Knötchen sind grau oder weiß und fest, von einem hämorrhagischen Bereich umgeben und können verkäsen oder verkalken. Infektionen, die auch die Schleimhäute von Augen, Nase und Atemtrakt betreffen, verursachen eine erhöhte Schleimbildung an den 2 betroffenen Stellen. Bei Kindern mit Melioidose kommt es häufig zu Parotisabszessen. Neben Hautabszessen gehören zu den anderen guten dokumentierten Formen Osteomyelitis, septische Arthritis, Hirn- oder Viszeralabszesse. Es wurde auch über Fälle schwerer Urtikaria bei primärer Melioidose berichtet. Chronische Infektionen Die chronische Form der Krankheit ist gekennzeichnet durch multiple Abszesse in Haut, Arm- und Beinmuskulatur oder Milz und Leber. Neben dieser chronischen Form kann die Melioidose viele Jahre nach einer Primärinfektion reaktiv werden. Diagnose Falldefinitionen für Malleus und Melioidose finden sich in den Tabellen 2 und 3. Zur Diagnose wird im Labor B. mallei aus Sputum, Blut, Urin, Eiter oder Abstrichen von Hautverletzungen isoliert (gramnegative Stäbchen, bipolar anfärbbar mit Methylenblau oder Wright-Färbung, sowie Kultur). Blutkulturen bleiben normalerweise negativ. Ferner gibt es Agglutinationstests und ergänzende Fixierungstests. Therapie Alle therapeutischen Empfehlungen sollten entsprechend den Resistenzberichten von Isolaten angepasst werden. Da die Malleus-Fälle beim Menschen selten sind, gibt es nur begrenzte Informationen über die Antibiotikabehandlung des Erregers beim Menschen [8-11]. Sulfadiazin hat sich im Tierversuch und beim Menschen als wirksam erwiesen. B. mallei ist normalerweise empfindlich gegenüber Tetracyclin, Ciprofloxacin, Streptomycin, Gentamicin, Imipenem, Ceftazidim und Sulfonamiden [2]. Angeblich ist es gegen Chloramphenicol resistent. Bei den lokalisierten Formen ist die orale Verabreichung von Amoxicillin + Clavulanat, Tetracyclin oder Trimethoprim-Sulfamethoxazol über 60 bis 150 Tage möglich. Schwere Fälle von Melioidose sollten zunächst mit ivAntibiotika (Ceftazidim, Imipenem oder Meropenem) behandelt werden, ergänzt durch orale Verabreichung von Antibiotika wie Doxycylin + Cotrimoxazol oder Amoxicillin + Clavulanat oder Ciprofloxacin während 20 Wochen. Im Falle der pulmonalen Form der Krankheit sollte die Behandlung (Imipenem oder Meropenem oder Ceftazidim + Doxycyclin) über 6-12 Monate fortgesetzt werden (TABELLE 4). Für die septikämische Form dauert die Behandlung 2 Wochen i.v. mit anschließender oraler Erhaltungstherapie über 6 Monate [2,12]. Im Falle eines bioterroristischen Angriffs wird eine postexpositionelle Prophylaxe mit TrimethoprimSulfamethoxazol (Cotrimoxazol) empfohlen, allerdings nur aufgrund von Versuchsdaten: über den Nutzen der postexpositionellen Prophylaxe beim Menschen wird noch diskutiert. Ein Impfstoff für den Menschen ist nicht verfügbar (weder für Malleus noch für Melioidose). In Ländern, in denen Malleus bei Tieren endemisch ist, umfasst die Prävention der Infektion von Menschen die Ermittlung und Ausmerzung der Infektion in der Tierpopulation. Im Rahmen der Gesundheitsdienste kann die Übertragung durch die üblichen Vorsorgemaßnahmen beim Umgang mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten verhindert werden; bekanntermaßen immungeschwächte Angehörige der Gesundheitsberufe sollten keinen direkten Kontakt mit Malleus- oder Melioidosefällen haben. Eurosurveillance – 2004 Vol 9 Issue 12 – http://www.eurosurveillance.org Fazit Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Malleus während des Ersten und Zweiten Weltkriegs, offenbar erfolgreich, gegen Tiere eingesetzt wurde. Aus diesem Grund und wegen der Eigenschaften des Erregers sollten B. mallei und B. pseudomallei als mögliche biologische Waffen angesehen werden, auch wenn eventuelle Infektionen von Menschen auf die primär infizierten Personen beschränkt bleiben dürften. Literatur 1. Franz D, Jahrling P, Friedlander A et al. Clinical recognition and management of patients exposed to biological warfare agents. JAMA 1997; 278: 399-411 2. Glanders and Melioidosis. Interim guidelines for action in the event of a deliberate release. HPA-Collindale, Ver2.2, issue date: 14 August 2003. http://www.hpa.org.uk/infections/topics_az/deliberate_relea se/menu.htm 3. Kasten FH. Biological weapons, war crimes, and WWI. Science 2002;296: 1235-7. 4. Anuntagool N, Sirisinha S. Antigenic relatedness between Burkholderia pseudomallei and Burkholderia mallei. Microbiol Immunol 2002; 46: 143-50 5. Rosenbloom M, Leikin JB, Vogel SN, Chaudry ZA. Biological and chemical agents: a brief synopsis. Am J Ther 2002; 9: 5-14 6. Srinivasan A, Kraus CN, DeShazer D, Becker PM, Dick JD, Spacek L, Bartlett JG, Byrne WR, Thomas DL. Glanders in a military research microbiologist. N Engl J Med 2001; 345: 256-8 7. Yang S. Melioidosis research in China. Acta Trop 2000; 77: 157-65 8. Laboratory-acquired human glanders--Maryland, May 2000, MMWR 2000; 49: 532-5 9. Heine HS, England MJ, Waag DM, Byrne WR. In vitro antibiotic susceptibilities of Burkholderia mallei (causative agent of glanders) determined by broth microdilution and Etest. Antimicrob Agents Chemother 2001; 45: 2119-21 10. Russell P, Eley SM, Ellis J et al. Comparison of efficacy of ciprofloxacin and doxycycline against experimental melioidosis and glanders. J Antimicrob Chemother 2000; 45: 813-8 11. Kenny D, Russell P, Rogers D, Eley S, Titball R. In vitro susceptibilities of Burkholderia mallei in comparison to those of other pathogenic Burkholderia spp. Antimicrob Agents Chemother 1999; 43: 2773-5 12. The European Agency for the Evaluation of Medicinal Products/CPMP guidance document on use of medicinal products for treatment and prophylaxis of biological agents that might be used as weapons of bioterrorism. July 2002; www.emea.eu.int 13. Entscheidung der Kommission vom 19. März 2002 zur Festlegung von Falldefinitionen für die Meldung übertragbarer Krankheiten an das Gemeinschaftsnetz gemäß der Entscheidung Nr. 2119/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates. Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 86, 3.4.2002; 44 14. Änderung der Entscheidung Nr. 2119/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates und der Entscheidung 2000/96/EG hinsichtlich der in diesen Entscheidungen aufgeführten übertragbaren Krankheiten und zur Änderung der Entscheidung 2002/253/EG hinsichtlich der Festlegung von Falldefinitionen für übertragbare Krankheiten. Amtsblatt der Europäischen Union. L 184, 23.7.2003;35-9 * BICHAT, die Taskforce der Europäischen Kommission zur Bedrohung durch biologische und chemische Stoffe, hat diese Leitlinien erstellt, die den nationalen Behörden als Grundlage für die Ausarbeitung eigener Anleitungen dienen, aber auch von Klinikern, Allgemeinmedizinern und Fachärzten direkt genutzt werden können, wenn sie mit Infektionen durch Erreger konfrontiert sind, die aus der absichtlichen Freisetzung biologischer Stoffe stammen könnten. Siehe hierzu Bossi P., Van Loock F., Tegnell A., Gouvras G. Bichat clinical guidelines for bioterrorist agents. Euro Surveill. 2004; 9(12) http://www.eurosurveillance.org/em/v09n12/0912-230.asp Anmerkung der Redaktion: Diese klinischen Leitlinien wurden von der Taskforce und je zwei von den Mitgliedstaaten der Europäischen Union ernannten Experten überprüft. Diese Überprüfung wurde Ende Februar 2003 abgeschlossen. Die überprüften Leitlinien wurden dem Ausschuss für Gesundheitssicherheit vorgelegt, der sie im April 2003 annahm und ihrer Veröffentlichung in einer Zeitschrift mit hoher Auflage zustimmte, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Bei der redaktionellen Bearbeitung durch Eurosurveillance wurde der Inhalt dieser Leitlinien weiter verbessert. Eurosurveillance – 2004 Vol 9 issue 12 – http://www.eurosurveillance.org 3 TABELLE 1 Malleus und Melioidose: Zusammenfassung Klinische Symptome Malleus und Melioidose erzeugen ähnliche klinische Syndrome. Pulmonale Form: Lungenentzündung, Lungenabszessesse, Pleuraergüsse Thoraxröntgenbild: Bronchopneumonie, miliare Knötchen, Infiltrate, Kavernen Septikämie: Kopfschmerzen, Photophobie, Myalgien, Flushing, Cyanose, Gelbsucht, (Erythrodermie, Pusteln, Exanthem), Lymphadenopathie, Milzschwellung, Lebervergrößerung Hautläsionen Lokalisierte Infektion: Haut-, Hirn- oder Viszeralabszesse, Lymphadenitis, Osteomyelitis, septische Arthritis, bei Kindern Parotisabszesse Chronische Infektion: multiple Abszesse (Haut, Weichteile, Viscera) Diagnose Isolierung des Bakteriums (B. mallei, B. pseudomallei) aus: o Sputum, Urin, Blut, Eiter, Wundkulturen o serologische Tests Therapie o Imipenem oder Meropenem oder Ceftazidim, anfangs i.v., bis Besserung eintritt o Doxycyclin + Cotrimoxazol, per os, über insgesamt 20 Wochen oder o Amoxicillin + Clavulanat, per os, über insgesamt 20 Wochen Prophylaxe Kein Impfstoff für Menschen verfügbar. Postexpositionelle Prophylaxe: Trimethoprim-Sulfamethoxazol (Empfehlung beruht nur auf Tierversuchen) TABELLE 2 Falldefinitionen für Malleus und Melioidose Möglicher Fall o Entfällt o o o o o Schwere ungeklärte fiebrige Erkrankung oder Tod einer zuvor gesunden Person durch fiebrige Erkrankung Schwere ungeklärte Erkrankung der Atemwege bei einer ansonsten gesunden Person Schwere ungeklärte Sepsis oder Atemversagen ohne vorherige prädisponierende Krankheit Schwere Sepsis mit unbekannten gramnegativen Bakterien Klinisch kompatibler Fall mit epidemiologischer Verbindung zu einem bestätigten Fall oder mit mindestens einem positiven bestätigenden Testergebnis für Laboridentifizierung o Fall, der den Kriterien für Verdacht auf Malleus oder Melioidose klinisch entspricht, und zusätzlich definitive positive Testergebnisse aus einer oder mehreren pathologischen Proben Vermuteter Fall Bestätigter Fall Quelle: [13,14] 4 Eurosurveillance – 2004 Vol 9 Issue 12 – http://www.eurosurveillance.org TABELLE 3 Falldefinitionen von Malleus oder Melioidose durch absichtliche Freisetzung Verdacht auf absichtliche Freisetzung o Zwei oder mehr Malleus/Melioidose-Verdachtsfälle, die zeitlich und räumlich zusammenhängen, insbesondere geografisch zusammenhängende Krankheitsgruppen unter Berücksichtigung der Windrichtung Absichtliche Freisetzung - Bestätigter Einzelfall von Malleus/Melioidose indigenen Ursprungs o ohne Reiseanamnese für endemisches Gebiet o ohne berufliche Exposition - Zwei oder mehr bestätigte Malleus/Melioidose-Fälle, die zeitlich und räumlich zusammenhängen, insbesondere geografisch zusammenhängende Krankheitsgruppen unter Berücksichtigung der Windrichtung Eurosurveillance – 2004 Vol 9 issue 12 – http://www.eurosurveillance.org 5 TABELLE 4 Empfehlungen für die Behandlung und postexpositionelle Prophylaxevon Malleus und Melioidose Behandlung klinischer Verdachtsfälle oder bestätigter Fälle (2-3 Wochen) Erwachsene Schwangere Behandlung, Linie erste Es wird empfohlen, das Stillen möglichst einzustellen Behandlung, Linie zweite Kombinationsbehandlung mit Imipenem oder Meropenem oder Ceftazidim in schweren Fällen Kinder Behandlung, Linie erste Behandlung, Linie zweite Kombinationsbehandlung mit Imipenem oder Meropenem oder Ceftazidim in schweren Fällen - Imipenem: 50 mg/kg/Tag, bis zu 1 g i.v. 4x tägl. oder - Meropenem: 500 mg bis 1 g i.v. 3x tägl. - Ceftazidim: 2 g i.v., 3x tägl. - Doxycyclin: 100 mg i.v. 2x tägl. oder - Trimethoprim-Sulfamethoxazol: TMP (6-8 mg/kg/Tag) + SMX (40 mg/kg/Tag) i.v. in einer oder zwei aufgeteilten Dosen, gefolgt von TMP (6-8 mg/kg/Tag) + SMX (40 mg/kg/Tag) per os in einer oder zwei aufgeteilten Dosen. - Imipenem: > 40 kg (idem Erwachsene) 50 mg/kg/Tag, bis zu 1 g i.v. 4x tägl. > 3 Jahre: 15 mg/kg 4x tägl. i.v. 3 Monate-3 Jahre: 15-25 mg/kg 4x tägl. i.v.. oder - Meropenem: > 3 Monate: 10-20 mg/kg i.v. 3x tägl. > 40 kg: idem Erwachsene. - Ceftazidim: .> 2 Monate: 100mg/kg/Tag i.v. in 3 aufgeteilten Dosen. .< 2 Monate: 60 mg/kg/Tag i.v. in 2 aufgeteilten Dosen. - Doxycyclin: . > 8 Jahre und > 45 kg: Erwachsenendosis . > 8 Jahre und < 45 kg oder < 8 Jahre: 2,2 mg/kg i.v. 2x tägl. . < 8 Jahre: 2.2 mg/kg i.v. 2x tägl. (max. 200 mg/d) oder, für Kinder < 8 Jahre -Trimethoprim-Sulfamethoxazol: TMP (6-8 mg/kg/Tag) + SMX (30-40 mg/kg/Tag) i.v. in aufgeteilten Dosen, gefolgt von TMP (6-8 mg/kg/Tag) + SMX (30-40 mg/kg/Tag) per os in einer oder zwei aufgeteilten Dosen. Quelle: [12] 6 Eurosurveillance – 2004 Vol 9 Issue 12 – http://www.eurosurveillance.org Postexpositionelle Prophylaxe bei Expositionsverdacht oder nach bestätigter Exposition Empfehlung derzeit nicht möglich Empfehlung derzeit nicht möglich