Martin Karrer Physik 08.05.2011 Zyklotron Definition: Das Zyklotron ist ein Teilchenbeschleuniger, und zwar wie das Synchrotron ein Kreisbeschleuniger. Im Gegensatz zu einem Linearbeschleuniger oder Linac (von engl. linear accelerator) werden die zu beschleunigenden Teilchen mit Hilfe eines Magnetfeldes in eine spiralähnliche Bahn gebracht, sodass eine oder mehrere Beschleunigungsstrecken mehrfach durchlaufen werden. Durch diese Mehrfachnutzung der Gaps sind Kreisbeschleuniger im Allgemeinen effizienter als Linearbeschleuniger. Für Energien, die im Vergleich zur Ruhemasse der Teilchen groß sind, sind Zyklotrone weniger geeignet, weshalb sie heute nicht mehr für Elektronen eingesetzt werden. Die Erfindung des Zyklotrons im Jahre 1929 wird Ernest Lawrence zugeschrieben. Aufbau und Funktion: Das klassische Zyklotron besteht aus einem großen Elektromagneten, zwischen dessen Polen sich eine flache, runde Vakuumkammer befindet. Im Inneren der Kammer sind zwei hohle, halbkreisförmige Metallkammern (Duanten) angeordnet. Das ursprünglich D-förmige Aussehen dieser Hochfrequenzkavitäten führte zum Ausdruck "Dee" (engl.) für diese Bauteile. Zwischen den Kammern befindet sich der Beschleunigungsspalt und im Zentrum der Anordnung die Ionenquelle. Am äußeren Rand der Kammer ist meist ein Ablenkkondensator angebracht, der zur Herausführung des Teilchenstrahls auf ein bestimmtes Ziel dient. Die Ionen werden mit geringer Energie in eine der Kammern injiziert. Die Bahn der Ionen befindet sich in einem Magnetfeld, geladene Teilchen im Magnetfeld werden durch die Lorentzkraft abgelenkt. Wenn die Ionen sich innerhalb eines Duanten befinden, werden sie nicht von dem elektrischen Feld zwischen den Duanten beeinflusst (Faradaykäfig), da nur die Lorentzkraft wirkt. Die Ionen beschreiben einen Halbkreis, bis sie den Duanten wieder verlassen. Im Spalt zwischen den Kammern werden die Ionen von elektrischen Feldern zwischen den Duanten beschleunigt. Diese elektrischen Felder werden durch Anlegen einer hochfrequenten Wechselspannung von einigen 10 kV bis zu mehr als 1000 kV an den Duanten erzeugt. Die Frequenz der Hochspannung muss beim Zyklotron der Bahnumlauffrequenz der beschleunigten Teilchen oder einem Vielfachen entsprechen, damit die Ionen beim Durchlaufen der Gaps immer die passende Phasenlage zur Hochfrequenz haben und beschleunigt werden. Somit hat sich für die Ionen stets zum richtigen Zeitpunkt die Polung der Spannung geändert, so dass die Ionen erneut im Spalt beschleunigt werden. Da die Ionen beim Durchlaufen der Gaps Energie gewinnen, vergrößert sich ihr Bahnradius schrittweise. Pro Umlauf können beim klassischen Zyklotron zwei Beschleunigungsstrecken wirksam werden, in modernen Zyklotronen werden zudem meist mehrere Duanten eingesetzt. Auch im Beschleunigungsspalt beschreiben die Teilchen einen Bogen, da die gesamte Vakuumkammer vom Magnetfeld durchsetzt wird, die Dees haben nur Einfluss auf die elektrischen Kräfte. Bei der Bahn in den Gaps handelt es sich um Teile einer Spiralbahn. Trotz eines bei jedem halben Umlauf größer werdenden Kreisradius bleibt die Umlaufzeit durch wachsende Geschwindigkeit der Ionen. Daher kann auch die Frequenz der Beschleunigungsspannung während des gesamten Vorgangs konstant bleiben, sie heißt Zyklotronfrequenz. Auf diese Weise können die Ionen auf sehr hohe Energien beschleunigt werden. Erst wenn die Geschwindigkeit der Teilchen etwa 10% der Lichtgeschwindigkeit beträgt, verändert sich die Umlaufzeit aufgrund der relativistischen Massenzunahme und die Frequenz muss angepasst werden. Martin Karrer Physik 08.05.2011 Berechnungen: Obwohl die Bahnen im Zyklotron nicht exakt kreisförmig sind, lassen sich doch einige Grundprinzipien der Bewegung durch eine Beschreibung als Kreisbewegung geladener Teilchen im Magnetfeld verdeutlichen. Die Zentripetalkraft, die das Ion innerhalb des Dees auf einer Kreisbogenbahn hält, ist die Lorentzkraft: , wobei m die Masse des Ions, q seine Ladung, v die Geschwindigkeit, r den Bahnradius und B die axiale Komponente der Magnetfeldstärke am Ort des Teilchens bezeichnen. Die Zeit T für einen Umlauf und die Winkelgeschwindigkeit ω sind umgekehrt proportional zueinander: . Die Bahngeschwindigkeit v ist gegeben durch , so dass man durch Einsetzen erhält: Bei konstantem (vom Radius unabhängigen) Magnetfeld ist daher auch die Umlauffrequenz konstant. Die Dauer T eines Umlaufs ist . Somit ist beim Zyklotron die Umlaufzeit der Teilchen konstant.