Handout Teilchenbeschleuniger 1. Wozu brauchen wir Teilchenbeschleuniger? Eines der grundlegendsten Anliegen der Physik ist die Erforschung des Aufbaus der Materie und ihrer Grundbausteine sowie den zwischen ihnen wirkenden Wechselwirkungen. Da die zu untersuchenden Strukturen im Bereich von weit unter 10^(-15)m liegen, ist sichtbares Licht mit einer Wellenlänge von λ ~ 500 nm nicht zur Untersuchung geeignet. Man benötigt also hochenergetische Photonen bzw. Teilchenstrahlen. 2. Gleichspannungsbeschleuniger Bei Gleichspannungsbeschleunigern werden geladene Teichen über ein starkes elektrisches Feld beschleunigt. Die dafür benötigte Hochspannung wird mit Hilfe eines Cockcroft- Walton- Generators oder eines Van- de- Graaff- Generators erzeugt. Der so genannte Tandembeschleuniger ermöglicht es die angelegte Hochspannung zweimal zu verwenden, indem die anfangs negativ geladenen Ionen beim passieren eines Strippers umgeladen werden. 3. Der Linearbeschleuniger Da bei Gleichspannungsbeschleunigern die maximal erreichbare Spannung (egal wie die Spannung erzeugt wird), immer durch die Koronabildung und der dadurch resultierenden Überschläge begrenzt ist, schlug der Schwede Ising 1925 vor, statt der Gleichspannung schnell wechselnde Hochfrequenzfelder zu benutzen. Drei Jahre später gelang Wideröe der erste erfolgreiche Test mit einem Linearbeschleuniger, der auf diesem Prinzip basierte. Die Länge der Driftröhren musste exakt an die Energie der Teilchen angepasst werden: 4. Das Zyklotron Beim Zyklotron werden die geladenen Teilchen im Zentrum initiiert. Dort werden sie im mittleren Beschleunigungsspalt in eines der beiden Dee’s beschleunigt, wo der Strahl durch ein Magnetfeld auf eine Kreisbahn gezwungen wird. Die Teilchen erreichen den mittleren Spalt nun genau nach einer halben Periode der Wechselspannung, wodurch sie in die andere Richtung beschleunigt werden. Nimmt man näherungsweise eine Kreisbahn an, so bewegt sich der Strahl mit der so genannten Zyklotronfrequenz: 5. Das Betatron Hier werden Elektronen durch ein „ringförmiges“ elektrisches Feld beschleunigt, welches nach dem Induktionsgesetz durch eine magnetische Flußänderung erzeugt wird. Die Fokussierung in radialer Richtung basiert hier auf einem Gleichgewicht zwischen Lorentzkraft und Zentrifugalkraft. Für eine stabile Bahn muss das B-Feld (von welchem die Lorentzkraft abhängt) langsamer als 1/r abfallen. Die Elektronen werden hier immer nur an der ansteigenden Flanke des Magnetfelds beschleunigt. Verwendet man also praktischerweise eine Frequenz von 50 Hz, so werden die Elektronen nur 1/200 s lang beschleunigt. Daher sind z.B. Protonen aufgrund ihrer deutlich größeren Masse nicht für das Betatron geeignet (keine nennenswerte Beschleunigung). 6. Das Synchrotron Da bei konstantem Magnetfeld der Radius des Zirkularbeschleunigers mit der Energie wächst, führte dies zu immer größeren Magnetdimensionen. Als Lösung wurde das Synchrotron entwickelt, wo die Teilchen sich auf einer ortsfesten Bahn bewegen, und die Magnetfeldstärke synchron zu Teilchenenergie wächst. 7. Anwendungsgebiete - Chemie: Massenspektrometer - Physik: Kernphysik, Teilchenphysik, Kosmologie, Synchrotronstrahlung - Medizin: Strahlentherapie, lokale Erzeugung von Radionukliden - Materialuntersuchung: Durchstrahlungsprüfung