KAPAZITÄT und ENERGIE - Fakult at f ur Physik

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Kapitel 4
KAPAZITÄT und
ENERGIE
4.1
Kondensator
Ein Kondensator besteht typischerweise aus zwei Leiterplatten, die sich in einem
kleinen Abstand voneinander befinden. Meist liegt zwischen den Elektroden eine
dielektrische Isolierschicht, die auch zur Erhöhung der Kapazität führt.
Im folgenden Schaltkreis beobachtet man eigenartige Phänomene:
#$ %
Beim Einschalten leuchtet die Glühbirne für
einige Zeit auf, wird immer schwächer und verlischt, wenn der Kondensator aufgeladen ist.
Ersetzt man darauf hin die Stromquelle durch
einen Kurzschluss beobachtet man dasselbe
Phänomen: Die Glühbirne leuchtet für einige
Zeit auf, wird immer schwächer und verlischt,
wenn der Kondensator entladen ist.
#& %
!
"
"
!
# $ % & '
!
!
!
!
!
! " ##$ % &$
' ((((((((()
! " ##$ % &$
' ((((((((()
Zu Beginn besteht keine Potentialdifferenz zwischen den Kondensatorplatten.
Deshalb erscheint beim Anlegen der Batterie die Potentialdifferenz Ub an der
Glühlampe und sie leuchtet. Der Stromfluß durch die Lampe führt zur Aufladung
des Kondensators, bis die Kondensatorspannung den Wert Uc ≈ Ub . erreicht.
33
34
KAPITEL 4. KAPAZITÄT UND ENERGIE
Im geladenen Zustand beschreibt man den Kondensator durch zwei Elektroden,
die jeweils die Ladungen +Q und −Q tragen. Die beiden Elektroden befinden
sich auf dem Potential φ1 und φ2 . Die Potentialdifferenz beträgt U = φ1 − φ2 .
Die Flächenladungsdichte auf den Elektroden ist σ = Q/#0 .
Das Feld im Kondensator ist proportional zur Ladung Q, die auf den Leiterflächen sitzt und umso kleiner, je größer die Elektrodenoberfläche A ist (siehe
dazu Seite 17)
E=
σ
Q
=
#0 A
#0
(4.1)
Die Kapazität dieses Systems definiert man als
C=
Q
U
(4.2)
Die Dimension der Kapazität ist
"
!
Coulomb
= 1 [F arad]
1
V olt
(4.3)
Gebräuchlich sind Kondensatoren im Pico-, Nano- und Mikrofarad-Bereich.
Feld in einem Plattenkondensator Zwei Platten, bei x = 0 und bei x = d,
tragen die Ladungen +Q und −Q. Im Raum dazwischen befinden sich keine
freien Ladungen (auch keine Materie). Zur Berechnung der Potentialverteilung
verwenden wir die Laplace-Gleichung (siehe Seite 20) in einer Dimension
d2
φ=0
dx2
⇒
φ(x) = ax + b
(4.4)
mit den Randbedingungen φx=0 = φ1 = b und φx=d = φ2 = ad + φ1 . Mit
a = (φ2 −φ1 )/d = U/d ergibt sich der Potentialverlauf zwischen den Platten als
φ(x) =
U
x + φ1
d
(4.5)
und das Feld als
$ = −∇φ
$ = − U x̂ .
E
d
(4.6)
Q
U
σ
=
=
#0
#0 A
d
! "!
!
Bei einer Plattenfläche A gilt für den Betrag
( ∞ ausgedehnter Platten)
E=
# $% $&
# $% $"
! ""
(4.7)
und den Proportionalitätsfaktor in der Beziehung Q = C · U , die Kapazität
C = #0
A
.
d
(4.8)
Diese Gleichung gilt für einen mit Luft (=Vakuum) gefüllten Kondensator.
Beispiel: für A = 1 cm2 und d = 1 mm ist C = 0.9 pF .
"
35
4.1. KONDENSATOR
Kapazität eines Kugelkondensators Zwei konzentrische Hohlkugeln mit
den Radien ri und ra tragen die Ladungen +Q und −Q. Im Innenraum r < ri
herrscht kein Feld. Das Potential in diesem Bereich ist gleich dem der inneren
Kugel
%
Q
φi = fc
(4.9)
ri
Das Feld zwischen beiden Kugelflächen
ist gleich dem, das durch eine im
Kugelmittelpunkt sitzende Ladung +Q
erzeugt würde:
$ > ri ) = fc Q êr
E(r
r2
$
&
$
'
$
(4.10)
Das Potential für (ri < r < ra ) ist
φ(r) = fc
Q
r
#"
! "
(4.11)
Im Aussenraum (r > ra ) addiert sich das Feld der innernen Kugel (Gl.4.10) und
das der äußeren Kugel zum Gesamtfeld Null (die eingeschlossene Gesamtladung
ist gleich Null)1 .
Die Feldstärke macht an der Innen- bzw. Aussenwand je einen Sprung um σ/#0 ,
wobei in unserem Beispiel σi = +Q/(4ri2 π) und σa = −Q/(4ra2 π) ist. Die Potentialdifferenz zwischen den Kugelflächen ist
$
#
1
1
−
U = φi − φa = fc Q
(4.12)
ri
ra
Damit ist die Kapazität des Kugelkondensators
C=
1 ri · ra
Q
Q
=
=
U
φi − φa
fc ra − ri
(4.13)
1 R2
4π#0 R2
A
=
= #0
fc d
d
d
(4.14)
Wenn der Abstand zwischen den Kugelflächen klein ist (ri ≈ R ≈ ra ), führen wir
für den Abstand d = ra −ri ein und setzen R2 ≈ ri · ra
C=
wobei A = 4R2 π die Oberfläche der Kugel ist.
1 Inwieweit im Außenraum dennoch eine von Null verschiedene Feldstärke vorliegt, hägt
von der Potentialdifferenz zwischen der äußeren Kugel und seiner Umgebung ab! Im Bild hier
haben wir die äussere Hohlkugel geerdet.
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KAPITEL 4. KAPAZITÄT UND ENERGIE
Kapazität einer Kugel Wenn wir den Radius der äußeren Kugel gegen ∞
anwachsen lassen, ergibt sich aus (4.12) die Kapazität einer einzelnen Kugel mit
Radius R = ri gegenüber einer Gegenelektrode im Unendlichen (φ∞ = 0) als
C = 4π#0 R
(4.15)
Schaltung von Kondensatoren
• parallel: gleiche Spannung liegt an der Summe
der Flächen, damit steigt nach Gl.(4.8) die Kapazität
Cgesamt =
%
Ci .
(4.16)
i
• in Serie: Die gleiche Ladungsdifferenz (jeweils
+Q und −Q ) verteilt sich über die Summe
der Abstände zwischen den Kondensatorplatten. Für
& die gesamte angliegende Spannung gilt
U0 = i Ui . Damit sinkt nach Gl.(4.8) die Kapazität
1
Cgesamt
=
% 1
.
Ci
i
(4.17)
Spannungsüberhöhung bei Verringerung der Kapazität
Wir laden einen Kondensator auf, an dem ein Elektrometer angeschlossen ist.
Die Ladung verteilt sich auf den Kondensator und das Elektrometer gemäß
Qges = QC + QE = CE · UE + CC · UC
$
Die Ladung sei zeitlich konstant. Die
Potentialdifferenz UE = UC = U und
damit
Qges = (CE + CC ) · U
Wenn wir jetzt den Plattenabstand d
erhöhen und damit die Kapazität CC
erniedrigen, dann steigt die Spannung
U an!
!
!
"
#
37
4.2
Energie des elektrischen Feldes
Ein Ladungslöffel überträgt die Ladungsmenge dQ auf eine isolierte Kugel im Vakuum und
leistet dabei die Arbeit
! "
!
dW = dQ (φR − φ∞ ) = dQ φR
#
wobei wir φ∞ = 0 gesetzt haben.
Für das Potential der Kugel schreiben wir φR = fc Q
R . Die Arbeit ist also gleich
'
1
Q2
1 Q2
1
Q dQ =
·
=
W = fc
(4.18)
R
4π#0 R 2
2 C
Eine geladene Kugel ist damit ein Energiespeicher
Wel =
1
1 Q2
= CU 2
2 C
2
(4.19)
Diese Gleichung verwenden wir jetzt für
einen Plattenkondensator. Für einen
ebenen Plattenkondensator gelten die
Beziehungen:
"
C = #0 A/d
!
und
U =E·d
Mit dem Ausdruck für das im Volumen
des Kondensators A · d = V ist die im
elektrischen Feld des Plattenkondensators gespeicherte Energie
Wel =
1
1
1
C U 2 = #0 E 2 · Ad = #0 E 2 V
2
2
2
(4.20)
Diese Beziehung gilt für beliebige elektrische Feldanordnungen im Vakuum.
Über sie lässt sich die Energiedichte des elektrischen Feldes definieren:
wel = Wel /V =
1
#0 E 2
2
(4.21)
Die Dimension der Energiedichte des elektrischen Feldes ergibt sich aus dieser
Gleichung als
!
"
A·s V2
V ·A·s
W ·s
J
1
2
[wel ] =
#0 E =
=
=
= 3
(4.22)
2
3
3
2
V ·mm
m
m
m
38
Kraft zwischen Platten eines Kondensators
Das elektrische Feld zwischen den Platten eines Kondensators beträgt
E=
Q
σ
=
#0
#0 A
(4.23)
wobei A die Plattenfläche angibt. Die elektrische Feldstärke ist unabhängig vom
Abstand der Platten (siehe Seite 17). Da die Platten entgegengesetzt geladen
sind (+Q und −Q) ziehen sie sich mit einer Kraft F an.
Vergrößern wir den Plattenabstand d um einen Betrag ∆d, dann leisten wir
die Arbeit F · ∆d. Dieser Arbeit entspricht eine Zunahme der elektrostatischen
Feldenergie um 12 #0 E 2 · A · ∆d. Damit ergibt sich für die Kraft zwischen beiden
Platten
F =
1
1
#0 E 2 · A = Q · E
2
2
(4.24)
wobei wir E = Q/(#0 A) verwendet haben. Der Faktor 1/2 gegenüber dem Ausdruck (2.9) ist folgendermaßen einzusehen: Ausserhalb der Kondensatorplatten
ist das elektrische Feld gleich Null. Die Feldstärke fällt also über die endliche
Dicke der Ladungsschicht auf der Kondensatorplatte auf Null ab, sodass auf die
Ladungen im Mittel nur das Feld E/2 wirkt.
Sicherheitsaspekte
Die Gefährlichkeit eines Stromschlages ist durch die Größe des Stromes bestimmt. Kleine Ströme (< 5 mA) spürt man als unangenehm, sie führen aber
zu keinem dauerhaften Schaden. Ströme > 50 mA führen zu Schäden, da sie
Nervensignale übertreffen und Muskeln (Herz) einfrieren lassen. Trifft dies für
mehrere Sekunden zu, kann dies zum Tod führen. Der typische Innenwiderstand
des menschlichen Körpers liegt im Bereich von einigen 100 Ω. Damit ist die
Spannungsgrenze für gefährliche Stromschläge im Bereich von U = I · R =
0.05 × 100 = 5 V olt! Das bedeutet, dass im Prinzip eine Autobatterie für einen
tödlichen Stromschlag ausreicht. Auf Grund des hohen Widerstandes trockener
Haut (≈ 20kΩ) liegt aber die gefährliche Grenze erheblich höher. Aus diesem
Grund überlebt man typisch den Stromschlag aus dem Netz (es sei denn, man
sitzt in der Badewanne).
Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Leistung der Stromquelle. Eine 1 kV
Überlandleitung kann problemlos über längere Zeit große Ströme abführen und
ist damit tödlich. Ein Van-de-Graff Generator schafft mehrere 100 kV , kann
aber nur Strom für sehr kurze Zeit liefern. Dasselbe gilt für eine Tesla-Spule
die mehrere 106 V liefert, aber im Normalfall keine großen Ströme. Beim Gehen
auf einem isolierten Teppich kann sich der Körper auf mehrere Tausend Volt
aufladen - und mit einem entsprechenden Blitz (z.B. bei Berührung mit einem
geerdeten Stiegengeländer) entladen, ohne dass großer Schaden entsteht.
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