Masterstudiengang Nachhaltige Dienstleistungs- und Ernährungswirtschaft Materialienband Arbeitsergebnisse aus dem Modul Nachhaltigkeitsbewertung in Wertschöpfungsketten Wintersemester 2013/ 2014 Hot Spot Analysen zur Bewertung der Produktgruppe „Nüsse“ Herausgeber: Prof. Dr. Petra Teitscheid und Dipl.-Ing. Holger Rohn Münster Mai 2014 Inhaltsverzeichnis 1. Vorbemerkung zum Materialienband 2. Die Methodik der Hot Spot Analyse 3. Hot Spot Analysen am Beispiel der Rohstoffe • Cashewkerne • Erdnüsse • Mandeln • Pistazien • Walnüsse Die beteiligten Master-Studierenden: • Fanny Aderjan • Evelyn Aich • Pia Bonke • Lisa Gelzhäuser • Celia Meienburg • Linda Niepagenkemper • Anne Rehme-Schlüter • Verena Kathrin Steffens • Karsten Sobottka • Tina Weidlich • Kim Werner • Christin Wessels 1 Die Vorbemerkung Studierenden des Ernährungswirtschaft Masterstudiengangs an der "Nachhaltigkeitsbewertung in Fachhochschule Nachhaltige Münster Wertschöpfungsketten" Dienstleistungssetzen mit der sich im und Modul Bewertung von Lebensmittelwertschöpfungsketten aus ökologischer und sozialer Perspektive auseinander. Das Modul wird von Petra Teitscheid, Professorin für Nachhaltigkeitsmanagement an der FH Münster und Dipl. Ing Holger Rohn vom Wuppertal Institut und Faktor 10 Institut gemeinsam angeboten. Im Wintersemester 2013/14 stand die Produktgruppe der Nüsse im Vordergrund. Die Studierenden hatten die Aufgabe, nach einer Einführung in die vom Wuppertal Institut maßgeblich mitentwickelte Methode der Hot Spot Analyse, in sechs Kleingruppen Hot Spot Analysen für Cashewkerne, Erdnüsse, Haselnüsse, Pistazien, Mandeln und Walnüsse zu erstellen. Die Ergebnisse wurden im Februar 2014 einer Expertenrunde aus Unternehmen, Vertreterinnen der Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen vorgestellt. Allen Beteiligten einen herzlichen Dank für Ihr Kommen, die Studierenden haben diesen Workshop durchweg sehr positiv bewertet. Wir freuen uns, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Expertenworkshops im Februar mit diesem Materialienband nun fünf der sechs bearbeiteten Hot Spot Analysen übergeben zu können. Die Analyse der Haselnüsse wird erst zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar sein. Eine interessante Lektüre wünschen Petra Teitscheid, Holger Rohn und die Studierenden 2 Die Methodik der Hot-Spot-Analyse Im Rahmen der vorliegenden Kurzstudien werden die ökologischen und sozialen Auswirkungen entlang des Lebenszyklus von unterschiedlichen Nüssen beleuchtet. Die wissenschaftliche Betrachtung basiert dabei auf der Methode der Hot Spot Analyse nach Bienge et al. 2010. Die Zielsetzung dieser Analyseform beläuft sich auf die Abschätzung von ökologischen und sozialen Auswirkungen, die im Lebenszyklus spezifischer Produkte oder Dienstleistungen entstehen. Die Untersuchung erstreckt sich auf alle Phasen der Wertschöpfungskette von Nüssen, ein Produkt, das in großen Mengen in der Süßwarenindustrie verarbeitet wird. Dabei werden die bedeutendsten Phasen von der landwirtschaftlichen Erzeugung über die Weiterverarbeitung und die Nutzung bis hin zur Entsorgung intensiv analysiert und auf kritische umweltbezogene und soziale Aspekte hin untersucht. Die Produktionsbedingungen in den jeweiligen hauptsächlichen Anbauländern sowie der Konsum und die Nutzung in Deutschland stehen hierbei im Vordergrund. Die Identifizierung der relevanten Hot Spots ermöglicht die Priorisierung von Verbesserungsmaßnahmen im Kontext der Wertschöpfungskette. Grundlage der Hot Spot Analyse ist die Auswertung von öffentlich verfügbaren Daten und die Auswertung firmeneigener Daten der Wertschöpfungskettenakteure entlang des Lebenszyklus. In den folgenden Kapiteln werden Hintergrundinformationen zu den einzelnen Betrachtungsebenen der Wertschöpfungskette von Cashewnüssen, Erdnüssen, Mandeln, Pistazien, Walnüssen vermittelt. Das Vorgehen bei der Hot Spot-Analyse gliedert sich in fünf Teilschritte (s. Abbildung 1). 1. Lebenszyklusphasen und Kategorien definieren 2. Bewertung der Kategorien innerhalb der Lebenszyklusphasen 3. Gewichtung der Lebenszyklusphasen 4. Identifikation der Hot Spots 5. Bewertung durch Stakeholder und Ermittlung der Gesamtrelevanz Abbildung 1: Die fünf Teilschritte der Hot Spot-Analyse im Überblick Quelle: Rohn/Bienge 2011 Folgend werden die Kategorien der Hot Spot Analyse, die zur Bewertung herangezogen werden, beschrieben. Die Kategorien der ökologischen Hot Spot Analyse Bei der Ermittlung der ökologischen Hot-Spots werden folgende Kriterien näher betrachtet: - Abiotische Materialien: Alle in der Phase verwendeten abiotischen Materialien (sowohl direkte als auch indirekte Materialinputs wie z. B. Agrochemikalien, Prozesschemikalien, Energieträger etc.) - Biotische Materialien: Alle in der Phase verwendeten biotischen Materialien (sowohl direkte als auch indirekte Materialinputs wie z. B. organische Düngemittel, Energieträger etc.). - Energieverbrauch: Der Energieverbrauch in der Phase z.B. Elektrizität und Treibstoffe. - Wasserverbrauch: Der Wasserverbrauch in der Phase, z.B. für Landwirtschaft, Produktionsprozesse, Kühlwasser, Reinigungsprozesse etc. - Landnutzung und Biodiversität: Der Flächenverbrauch in der Phase. Auswirkungen auf die Biodiversität und Bodenerosion und -degradation werden ebenfalls berücksichtigt. - Abfall: Alle festen Abfälle, die in den Lebenszyklusphasen anfallen. - Luftemissionen: Treibhausgase und weitere Stoffe/Chemikalien, die in die Luft emittiert werden, inkl. Emissionen aus der Elektrizitätsgewinnung, dem Transport oder der Viehhaltung. - Wasseremissionen: Alle Emissionen von Chemikalien, Nährstoffen etc. ins Wasser, die aus den Aktivitäten und Prozessen in den verschiedenen Lebenszyklusphasen resultieren. Die Kategorien der sozialen Hot-Spot-Analyse Bei der sozialen Hot-Spot-Analyse werden die oben beschriebenen Phasen der Wertschöpfungskette anhand folgender Kategorien untersucht: - Allgemeine Arbeitsbedingungen: Diese beinhalten Arbeitszeiten, legale Verträge, illegale Arbeitskräfte und weitere allgemeine Arbeitsbedingungen. - Soziale Sicherheit: Dies bezieht sich auf Verträge und rechtliche Bestimmungen der sozialen Absicherung. Zusätzlich werden hier gesellschaftliche Aspekte betrachtet, wie z. B. die Beeinträchtigung der Erwerbsgrundlage oder die Störung des Sozialgefüges lokaler Gemeinschaften durch Aktivitäten im Zusammenhang mit der Wertschöpfungskette des betrachteten Produkts. - Training & Bildung: Bezieht sich auf die Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiter (inklusive Kenntnis der Arbeitnehmerrechte) ebenso wie Training zur Arbeitssicherheit, z. B. Umgang mit gefährlichen Substanzen. - Arbeitsgesundheit und -schutz: Sichere und hygienische Arbeitsbedingungen: z. B. gesundheitliche Auswirkungen der Arbeit, Arbeitsunfälle etc. - Menschenrechte: Diese Kategorie beinhaltet Kinder- und Jugendarbeit, Diskriminierung (gleiche Löhne/Zuschüsse/Möglichkeiten für saisonale/befristete und permanente Arbeiter; für Wanderarbeiter/Ausländer und einheimische Arbeiter; für Männer und Frauen), Zwangsarbeit, sexuelle Belästigung und Einschränkungen der Vereinigungsfreiheit, Minderheiten/indigene Bevölkerung, Vertreibung, sowie gewalttätige Konflikte. - Einkommen: Das Einkommen bezogen auf den gesetzlichen Mindestlohn oder das Existenzminimum. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind gesetzliche Mindestlöhne nicht existenzsichernd, so dass stattdessen der Lohn in Relation zum Existenzminimum betrachtet werden muss. - Konsumentengesundheit: Die Gesundheitsstandards des Produktes, Produktsicherheit, Information und Transparenz bezüglich der gesundheitlichen Auswirkungen (Allergene), Warnungen und Anleitungen falls die Nutzung ein Gefahrenpotenzial birgt. - Produktqualität: Die Langlebigkeit und Nutzerfreundlichkeit des Produkts (angebotene Mengen, sichere Verpackung), Transparenz und Information (zuverlässige Information, die angemessen für die Hauptkonsumentengruppe ist, freiwillige Kennzeichnung, Angabe sämtlicher Inhaltsstoffe) wird mit einbezogen. Zunächst erfolgt die Bewertung der Relevanz der Kategorien innerhalb der einzelnen Phasen der Wertschöpfungskette anhand einer fakten-basierten Recherche. Anschließend wird die Relevanz der Recherche gewichtet und somit die einzelnen Hot-Spots ermittelt. Die Bewertung der Relevanz in einer Phase: Die Relevanz wird wie folgt bewertet: 0 = keine Relevanz 1 = niedrige Relevanz 2 = mittlere Relevanz 3 = hohe Relevant n.d. = keine wissenschaftlichen Quellen verfügbar n.a. = Kategorie lässt sich nicht anwenden Multipliziert mit der Gewichtung in einer Phase, die sich aus dem Vergleich der Lebenszyklusphasen untereinander ergibt, lässt sich ein Hot Spot identifizieren. Bei einem Wert von 6 handelt es sich um einen relevanten Hot Spot, ab 9 um einen besonders kritischen Hot Spot. In einem darauf folgenden Stakeholderdiskurs werden die ermittelten Daten evaluiert und anschließend ggf. angepasst. Folgend wird die Methode der Hot Spot Analyse bei Cashewnüssen, Erdnüssen, Mandeln, Pistazien und Walnüssen angewendet. Literatur: Bienge, K., von Geibler, J., Lettenmeier, M. (2010): Sustainability Hot Spot Analysis: A streamlined life cycle assessment towards sustainable food chains. Wuppertal Institut für Klima, Energie und Umwelt. 9. European IFSA Symposium, 4-­‐7 Juli 2010, Wien. Rohn, H.; Bienge, K. (2011): Workshop „Diskussion zu Methodik Hot Spot Analyse und weiterer Nachhaltigkeitsbewertungsmethoden“, Wuppertal Institut Hot Spot Analyse am Beispiel des Rohstoffs Cashewkerne Evelyn Aich Pia Bonke Christin Wessels Inhaltsverzeichnis: 1 Zusammenfassung 2 Hintergrund - Betrachtung der Wertschöpfungskette und des Rohstoffsystems 3 Ergebnisse der ökologischen Hot Spot Analyse 4 Ergebnisse der sozialen Hot Spot Analyse 5 Zusammenfassung der Ergebnisse 6 Fazit 7 Quellenverzeichnis 1 Zusammenfassung zur Hot Spot Analyse von Cashewkernen Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde die Methodik der Hot Spot Analyse angewandt, um die sozialen und umweltrelevanten Problemlagen in der Wertschöpfungskette von Cashewkernen zu identifizieren. Die Analyse bezog sich dabei auf die Hauptanbaugebiete in Afrika und auf Indien sowie auf die Hauptverarbeitungsländer Indien und Vietnam. Insgesamt konnten mit der Methodik 14 soziale und ökologische Hot Spots ausgemacht werden. Mit 12 identifizierten Hot Spots in den sozialen Kategorien der Lebenszyklusphasen der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung liegt der Schwerpunkt deutlich auf den sozialen Problemen in der Wertschöpfungskette. Die Gründe für diese Konzentration sind insbesondere auf die sozialen Missstände in den Hauptanbauländern Afrika, Indien und Vietnam zurückzuführen. Neben Menschenrechtsverletzungen, insbesondere in Form von Zwangsarbeit und Diskriminierung, bestehen die schwerwiegenden Probleme in geringen und ungesicherten Einkommen sowie in fehlenden Arbeits- und Sozialstandards im Sinne der Regelung von Arbeitnehmerrechten, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit. Rund 98 Prozent aller erzeugten Cashewkerne stammen aus kleinbäuerlichen Strukturen, wodurch die Branche von hoher Intransparenz hinsichtlich der Handlungsbeziehungen in den Anbauländern geprägt ist. Die Landwirte und Verarbeitungsbetriebe in den analysierten Ländern sind einem starken Preisdruck, infolge ungesicherter Handelsbeziehungen und volatiler Weltmarktpreise, ausgesetzt. Zukünftig bedarf es innerhalb dieser beiden Lebenszyklusphasen Maßnahmen, um die Missstände und die daraus folgenden Hot Spots zu bekämpfen. Es müssen Lösungswege aufgezeigt werden, welche eine nachhaltige Beschaffung des Rohstoffs ermöglichen. Einen Ansatz stellen beispielsweise direkte und langfristige Lieferantenbeziehungen von Handelsunternehmen oder weiterverarbeitenden Betrieben dar. Infolge von Abnahmegarantien für Rohstoffe und die Einführung von Sozial- und Produktstandards können die Handelsunternehmen Einfluss auf die Produktionsbedingungen in den jeweiligen Anbau- und Verarbeitungsgebieten nehmen. Gleichzeitig würde dies zu verbesserten Bedingungen für die betroffenen Akteure in den Anbau- und Verarbeitungsländern hinsichtlich gesicherter Preise für ihre Erzeugnisse sowie ihrer Lebens- und die Produktionsbedingungen führen. 2 Hintergrund – Betrachtung der Wertschöpfungskette und des Rohstoffsystems von Cashewnüssen Der Cashewbaum (Anarcadium occidentale) Herkunft des Cashewbaums Der Cashewbaum (Anacardium occidentale) wurde im Jahr 1558 von dem französischen Naturwissenschaftler Thevet entdeckt. Im 16. Jahrhundert gelangte er durch die Portugiesen nach Indien, wo er insbesondere als Erosionsschutz an Küsten genutzt wurde (Panda 2013, S. 197). Die landesweite Verbreitung des Baumes erfolgte durch Elefanten, welche die Früchte aufnahmen und den unverdauten Samen landesweit verbreiteten. Ab dem 19. Jahrhundert wurde der ökonomische Nutzen von Cashewbäume erkannt und die Bäume großflächig in Plantagen angebaut. Zudem erfolgte die Verbreitung in andere Länder wie Afrika, Asien sowie Südamerika (Panda 2013, S. 1). Heutzutage ist der Cashewbaum an den Küstengebieten von Südafrika, Tansania, Kenia, Mozambique, Nigeria, Gold Coast, Angola, Uganda, Madagaskar, Florida, Peru, Hawaii, Mauritius, Seychellen, Tahiti, Sri Lanka und weiten Teilen Asiens verbreitet (Panda 2013, S. 1). Taxonomie und Nomenklatur Der Begriff Cashew bezeichnet einen Fruchtbaum, dessen botanische Bezeichnung Anacardium occidentale ist. Der Cashewbaum gehört zur Familie der Anacardiaceae (Sumagewächse). Zu den bekanntesten Vertretern dieser Familie werden neben den Cashews, Pistazien sowie Mangos gezählt. Die Sumagewächse bilden eine Familie in der Ordnung der Seifenbaumartigen, welche mit etwa 80 Gattungen und 600-700 Arten vor allem in den Tropen und Subtropen heimisch sind (Panda 2013, S. 2). Pflanzenwachstum Der Cashewbaum ist ein polygamer, mehrjähriger, immergrüner Baum mit einem dunkelgrünenledrigen Blattwerk. Das durchschnittliche Wachstum des Baumes beträgt ca. fünf bis sechs Meter, wobei die Blattkrone einen Radius von bis zu 8 m erreicht. Der Stamm bildet eine raue Rinde, ist mittel hart und scheidet eine gelbe, gummiartige Flüssigkeit aus, welche sich an der Oberfläche schwarz verfärbt. Bereits am unteren Stamm des Cashewbaumes bilden sich die ersten Zweige aus, wobei die niedrigen Äste nahe zum Boden wachsen. Infolge dieses buschartigen Zweigwachstums verfügt der Cashewbaum über einen stabilen Bodenschutz gegen küstennahe Winde und Erosionen (Panda 2013, S. 4). Die Blattoberfläche ist ledrig und besitzt eine längliche, eiförmige Form. Die jungen Blätter sind zunächst rötlich braun und wandeln nach 20 Tagen ihre Farbe in ein reifes Dunkelgrün um (Panda 2013, S. 5). Bereits als junge Pflanze bildet der Cashewbaum ein starkes Wurzelsystem in alle Richtungen sowie tief in die Erde aus. In einem Alter von ca. 1,5 Jahren besitzt das Wurzelsystem des Cashewbaums die doppelte Größe des Baumkronendachs. Die Hauptwurzel eines voll ausgewachsenen Baums dringt mit einer hohen Intensität in den Boden ein und erweitert ihre Seitenteile ausgiebig durch Sekundärwurzeln, was der Pflanze auch während anhaltender Dürreperioden eine gute Nährstoff- und Wasserversorgung garantiert. Bei zu dichter Bepflanzung konkurrieren die Bäume zunehmend um Wasser und Nährstoffe, woraus ein Rückgang der Erntemenge resultiert (Panda 2013, S. 5). Einige visuelle Darstellungen des Cashewbaums und der Früchte sind den Abbildungen 1 bis 4 zu entnehmen. Wachstumsbedingungen von Cashewbäumen Cashewbäume wachsen am Äquator zwischen 25 °C nördlicher und 25 °C südlicher Breite auf einer Höhe von bis zu 1000m über dem Meeresspiegel. Dabei tolerieren die Bäume eine Temperatur von bis zu 40° Grad Celsius. Die untere Temperaturgrenze ist bei 7 °C anzulegen, wobei die Bäume kurzfristig Temperaturen bis zu 0 °C überstehen. Die benötigte Niederschlagsmenge für Cashewbäume liegt bei jährlich 1000 bis 2000 mm. Infolge ihres starken und tiefgreifenden Wurzelsystems wachsen die Bäume auf trockenen, entwässerten sowie sandigen Böden. Zudem weisen Cashewbäume eine hohe Toleranz bezüglich des pH-Werts auf, sodass die Pflanzen auch auf versalzenen Böden gedeihen. Resultierend aus diesen sehr geringen Wachstumsansprüchen, stellt der Cashewbaum vor allem für Kleinbauern eine ideale Nutzpflanze dar. Auch ohne intensive Bewirtschaftung geht aus den Bäumen ein gewisser Ernteertrag hervor, welcher den Bauern eine Einnahme sichert. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Ernteertrag ohne richtige Bewirtschaftung der Plantagen wesentlich geringer ausfällt (Davis 1999, S. 2). Der durchschnittliche Ernteertrag beträgt zwischen 7-11 Kilogramm pro Baum. Obwohl die Bäume bis zu 60 Jahre alt werden, ist nach ca. 15 Jahren ein radikaler Rückgang im Früchtewachstum zu vermerken (Davis 1999, S. 3). Visuelle Darstellungen des Cashewbaums und der Früchte Abbildung 2: Cashewäpfel nach der Ernte Quelle: KEW – Royal Botanic Garden 2014 Abbildung 1: Cashewäpfel am Baum Quelle: Wikipedia 2014 Abbildung 3: Cashew-Frucht nach der Blüte Quelle: JigZone 2014 Abbildung 4: Cashewapfel und Kern, schematisch Quelle: Bethge 2011 Ernte von Cashewnüssen Tabelle 1 stellt die Ernteerträge sowie Erntezeiten der jeweiligen Anbauländer dar. Es wird ersichtlich, dass West-Afrika die geringste Ertragsmenge erwirtschaftet. Tabelle 1: Ernteerträge und Erntezeiten in den Anbauländern Anbauland Ertragsmenge Ernteverfahren Erntemonat Indien 800-1200 kg Pflücken Februar – Juli Vietnam 1000 kg Aufsammeln Februar – Juni Brasilien 500 kg Aufsammeln März – Juni West-Afrika 175-250 kg Pflücken August – Februar Quelle: IFC 2010 S. 5 Die Ernte der Cashewäpfel erfolgt entweder durch das Abpflücken der Äpfel direkt vom Baum oder das Aufsammeln vom Boden. Welche Methode angewandt wird, hängt von der weiteren Verwertung des Cashewapfels als Nahrungsmittel oder zur Kompostierung ab. Die Erntemonate der jeweiligen Anbauländer variieren je nach ihrer Entfernung zum Äquator (IFC 2010, S. 5). Komponenten des Cashewbaums Im Folgenden wird eine Übersicht hinsichtlich der verschiedenen Komponenten des Cashewbaums sowie deren Verwendung gegeben. Cashewapfel: Lediglich 6-10 Prozent der geernteten Cashewäpfel werden zur Produktion von Säften oder Marmelade genutzt. Vor allem in Brasilien werden die Äpfel gepresst und als Gesundheitssaft konsumiert. Der Großteil der Äpfel wird dagegen kompostiert (IFC 2010, S. 7). Cashew-Nussschalenöl: In der harten Schale, welche den Cashewkern umgibt, befindet sich das für den Menschen toxische Nussschalenöl. Da die Nüsse erhitzt werden, wird das Öl extrahiert, welches wiederum zum Rösten der Kerne genutzt werden kann. Ein häufig auftretendes Problem beim Knacken der Schalen stellt die Kontamination der Arbeiter mit diesem Öl dar, woraus oftmals Hautirritationen resultieren. Das Nussschalenöl findet eine große Verwendung in der Farb- und Kunststoffindustrie (IFC 2010, S. 7). Nussschalen: Die durch das Knacken der Nüsse anfallenden Nussschalen können zur Befeuerung der Röstprozesse wiederverwertet werden, wodurch Energie eingespart werden kann. Zudem werden die Nussschalen industriell weiterverkauft und für verschiedene Befeuerungsprozesse genutzt. Infolge der restlichen Spuren des Nussschalenöls brennen die Nüsse über einen langen Zeitraum bei besonders hohen Temperaturen (IFC 2010, S. 7). Testa: Testa bezeichnet die dünne Schale welche den Cashewkern nach dem Knacken der Schale umgibt. Diese wird vorwiegend als Futtermittel genutzt oder zur Herstellung von Leder genutzt (IFC 2010, S. 7). Krankheitsbefall und Pestizideinsatz bei Cashewbäumen Tabelle 2 stellt die in Verbindung mit Cashewbäumen am häufigsten auftretenden Erkrankungen dar. Um den Befall mit Pilzen oder Insekten zu vermeiden, werden die Bäume mit Pestiziden besprüht. Hinsichtlich der richtigen Menge herrscht häufig ein Mangel an Wissen, woraus oftmals ein erhöhter Pestizideinsatz resultiert. Die Behandlung mit Pestiziden erfolgt dreimal pro Saison (Davis 1999, S. 3). Tabelle 2: Krankheitsbefall bei Cashewbäumen Krankheit Verursacher Folgen Vorkommen Pudriger Mehltau Oidium spp Abtöten der Fruchtblüten Südafrika Anthraknose Colletotrichum acutatum Totaler Ernteausfall Indien Insektenbefall Insekt Helopeltis (Kakao-Wanze) Abtöten der Fruchtblüten Asien, Indien, SüdAfrika Sonstige Schädlinge Mehllaus Raupen Frasenflügler Baumschäden Rüsselkäfer Quelle: Davis 1999, S. 3 Asien, Indien, Afrika Internationale und nationale Entwicklungen des Marktes Abbildung 2 stellt die weltweit wichtigsten Anbauländer, Verarbeiter und Märkte von Cashewnüssen sowie -kerne dar. Abbildung 5: Warenströme von Cashewkernen Quelle: CBI 2012a, S. 9 Aus Abbildung 5 geht hervor, dass die Länder Indien, Vietnam, Brasilien sowie Süd- und Westafrika die für den Cashewanbau bedeutendsten Akteure darstellen. In Afrika werden die meisten Cashewnüsse von der Elfenbeinküste, Guinea-Bissau sowie Benin produziert (Red River Foods 2011, S. 8). Bedingt durch unterschiedliche Verarbeitungsverfahren werden die rohen Cashewnüsse vorwiegend nach Indien sowie Vietnam exportiert. Die Hauptabnehmer für den Konsum von Cashewkernen stellen Indien, die USA (33 %) sowie Europa dar. In Europa werden die meisten Nüsse von den Niederlanden (13 %), Deutschland (8 %) sowie Großbritannien (4 %) konsumiert (CBI 2012a, S. 3). Weltproduktionsmenge von Cashewnüssen Die Weltproduktion für rohe Cashewnüsse betrug im Jahr 2011 etwa 2,276 Millionen Kilogramm. Gegenüber dem Jahr 2010 ist ein Wachstum von lediglich zwei Prozent zu verzeichnen. Mit Ausnahme des Jahres 2009 zeigt die weltweite Produktionsmenge von rohen Cashewkernen eine große Stabilität auf. In den letzten fünf Jahren schwankte die Menge zwischen 2,220 und 2,280 Millionen Kilogramm pro Jahr (Red River Foods 2011, S. 7). Die folgende Tabelle stellt die jeweiligen Anteile der Hauptproduktionsländer an der Gesamtmenge der weltweiten Cashewnuss-Produktion dar. Tabelle 3: Hauptproduktionsländer von Cashewkernen Produktionsland Produktionsmenge in Mio. kg Vietnam 330 Indien 640 Westafrika 767 Südafrika 212 Brasilien 155 Quelle: Red River Foods 2011, S. 7 Weltweite Import- und Exportzahlen von rohen Cashewkernen Die Hauptakteure bezüglich der Verarbeitung von rohen Cashewnüssen, stellen die Länder Indien, Brasilien sowie Vietnam dar. Die hohen Importmengen von Vietnam resultieren aus dem aufwändigen Verarbeitungsverfahren, bei welchem die Nüsse per Hand geknackt werden und somit eine besonders hohe Produktqualität erzielen. Während Indien die rohen Nüsse insbesondere aus Süd- sowie Westafrika bezieht, stellen für Vietnam Indonesien und Westafrika die Hauptlieferanten für rohe Cashewnüsse dar (CBI 2012a, S. 6). Die folgende Tabelle zeigt die Exportmengen der verarbeiteten Cashewkerne für das Jahr 2012 auf. Tabelle 4: Hauptexporteure roher Cashewkerne Exportländer Produktionsjahr 2010 Indien 95,2 Mio. kg Vietnam 190,5 Mio. kg Brasilien 42 Mio. kg Quelle: CBI 2012a, S. 6 Importzahlen von Cashewkernen für den deutschen Markt Abbildung 6 stellt die in den vergangen Jahren importierte Menge an Cashewkernen für den deutschen Markt dar. Als Hauptbezugsländer können Vietnam und Indien identifiziert werden, die auch weltweit als größte Exporteure gelten. Seit dem Jahr 2008 lässt sich ein Anstieg der Importmenge beobachten. Die Menge an reexportierten Ware infolge von Qualitätsmängeln oder Kontaminationen kann dabei als relativ konstant betrachtet werden (Warenverein der Hamburger Börse 2013, S. 126). Abbildung 6: Importmengen von Cashewkernen nach Deutschland Quelle: Warenverein der Hamburger Börse 2013, S. Allgemeine Handelsstrukturen Die folgende Abbildung stellt eine Übersicht hinsichtlich der Handelskanäle von Cashewnüssen dar. Die genaue Struktur einzelner Handelsströme kann dabei von Land zu Land variieren (CBI 2012c, S. 3). Abbildung 7: Handelskanäle von Cashewnüssen Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an CBI 2012c, S. 3 Anbauland: Der Cashewanbau zeichnet sich sowohl in Afrika als auch in Indien vorwiegend durch kleinbäuerliche Strukturen aus. Die Plantagen werden durch Familienarbeit sowie die saisonale Einstellung von Hilfsarbeiter für die Ernte bewirtschaften. Besonders in Afrika sind die Kleinbauern dabei nur schlecht in Verbänden/Zusammenschlüssen organisiert, woraus ihre schlechte Marktposition resultiert. Importeure: Importeure kaufen eigenständig Ware auf und verkaufen diese an nationale sowie internationale Verarbeitungsstätten weiter. Die Importeure sind dabei nicht nur in den Kauf von rohen Cashewkernen integriert, sondern auch an der Verarbeitung der Nüsse sowie deren weiteren Export beteiligt. In den vergangen Jahren zeichnete sich der Cashewmarkt durch eine Vielzahl von großen Importeuren aus. Heutzutage gibt es nur noch wenig internationale Importeure, welche gemeinsam den Handelsweg der Cashewnüsse nach Europa regulieren. Handelsagenten/Makler: Handelsagenten und Makler stellen die Vermittler zwischen Exporteuren und Importeuren dar. Zudem können Handelsagenten direkt von Lebensmittelunternehmen oder Verarbeitern beauftragt werden, eine bestimmte Warenmenge zu einzukaufen. Hierfür erhält der Makler eine zwischen ihm und dem Interessenten vereinbarte Kommission. Cashewnuss-Verarbeiter: Indien und Vietnam stellen die größten Verarbeitungsländer von rohen Cashewnüssen dar. In den Verarbeitungsstätten werden die Nüsse dabei geröstet, geknackt und geschält, wobei durch das Knacken der Schale per Hand die größte Produktqualität erreicht wird. Anschließend werden die Kerne zur Weiterverarbeitung für Lebensmittelunternehmen, den Einzelhandel oder Cateringunternehmen verpackt. Große Verarbeitungsstätten importieren die benötigten Mengen direkt von den jeweiligen Exporteuren und nicht mit Hilfe von Agenten. Kleinere Verarbeiter hingegen nehmen oftmals Handelsagenten oder Importeure in Anspruch um möglich auftretende Risiken (Lieferungsverzögerungen, Vertragsbrüche) zu vermeiden. Zwischenverkäufer: Zwischenverkäufer kaufen die Ware von Handelsagenten, Importeuren oder Verarbeitungsstätten auf und verkaufen diese in kleinen Einheiten an Endabnehmer in Europa oder den USA. Infolge des wachsenden Wettbewerbs zwischen Handelsagenten und Importeuren, werden Weiterverkäufer zunehmend aus dem Markt verdrängt. Lebensmittelunternehmen: In Lebensmittelunternehmen werden die importierten Cashewnüssen zu Snacks, Backwaren oder Süßwaren verarbeitet. Der Warenbezug kann dabei sowohl über Handelsagenten als auch direkt von Verarbeitungsstätten bezogen werden. Einzelhandel: Der Einzelhandel kauft verarbeitete Ware von Verarbeitern, Handelsagenten oder Lebensmittelunternehmen auf. 70% der im Einzelhandel angebotenen Nüsse werden an den Endverbraucher unter einem privaten Label verkauft. Food Service: Der Bereich Food Service umfasst Restaurants, Hotels sowie Cateringunternehmen. Diese werden zumeist in kleineren Einheiten von Weiterverkäufern beliefert. Markt für biologisch angebaute Cashewkerne Angaben des niederländischen Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten zufolge (CBI 2012b, S. 4), ist auf dem Markt von Bio-Cashewkernen ein starkes Wachstum zu verzeichnen. Insbesondere im Norden von Europa steigt die Nachfrage nach zertifizierten Cashewkernen aus biologischem Anbau stark an. Der Anteil an Bio-Cashewnüssen betrug im Jahr 2010 2 bis 2,5 Tsd. t, was einem Gesamtanteil von etwa 3 bis 3,5 % entspricht. Der größte Konsumanteil ist in Deutschland und in Großbritannien zu verzeichnen (CBI 2012b, S. 4). Markt für fair gehandelte Cashewkerne Im Gegensatz zum Markt von Cashewkernen aus biologischem Anbau, steigt der Markt für fair gehandelte Cashewnüsse nur langsam an. Als Grund hierfür sind die bis zum Jahr 2010 fehlenden Mindestpreise für die unterschiedlichen Qualitätsstufen der fair gehandelten Cashewkerne anzuführen, woraus fehlende monetäre Anreize hinsichtlich der Erzeugung resultierten. Seit Beginn des Jahres 2010 hat die internationale Fairtrade Labelling Organisation 14 Preisstufen für die jeweiligen Qualitätskategorien verabschiedet. Im Jahr 2010 betrug der Anteil fair gehandelter Cashewkerne 350 bis 400 t, was einer Gesamtmenge von rund 0,5 Prozent der weltweiten Produktionsmenge entspricht. Die Hauptmärkte für fair gehandelte Cashewkerne stellen Großbritannien, die Schweiz sowie die Niederlande dar (CBI 2012c, S. 4). Der internationale Marktpreis wird durch folgende Kriterien bestimmt (CBI 2012d, S. 1): Nuss-Qualität: Der Preis für rohe Cashewnüsse wird bestimmt anhand der Nuss-Qualität einschließlich der ökonomischen Rahmenbedingungen (Einführzölle, Transportkosten, etc.). Die Qualität der Cashewnüsse wird durch den Ernteertrag, die Größe der Nüsse sowie deren potentiellen Schadensgrad durch Insekten oder Pilze bestimmt. Kern-Qualität: Die Qualität der Cashewkerne wird durch die Art des Cashewbaums, Anbaumethoden, Erntebedingungen sowie der Verarbeitungsschritte bedingt. Zudem spielen Geschmack- und Mundgefühl eine wichtige Rolle für die Qualität der Kerne. Qualitätsgrad: Um Aussagen über die Qualität der Cashewkerne zu treffen, werden diese in unterschiedliche Grade eingeteilt. Das System der „Association of Food Industries“ stellt das international meist anerkannte Einstufungssystem dar. Der Einstufungsgrad wird durch die Größe der Kerne, die Farbe (von weiß bis versengt) sowie durch optische Schäden bedingt. Marktverfügbarkeit von bestimmten Qualitätsgraden sowie Alternativgraden: Die Preise sowie Abbildungen der verschiedenen Qualitätsgrade sind dem Abbildung 8 zu entnehmen. Abbildung 8: Qualitätsklassen von Cashewnüssen Quelle: CBI 2012d, S. 6 ff. Preisentwicklung Abbildung 9 stellt die Preisentwicklung von Cashewnüssen für die Jahre 2001-2012 dar. Abbildung 9: Preisentwicklungen für Cashewnüsse Quelle: CBI 2012d, S. 2 Der internationale Marktpreis für Cashewkerne zeichnet sich durch eine hohe Volatilität aus. Infolge geringer Ernteerträge aus Vietnam und Brasilien sowie Verzögerungen in der Warenverschiffung, ist in den Jahren 2007-2008 ein starker Preisanstieg zu verzeichnen. Die Verfügbarkeit von Cashewnüssen wird besonders in Afrika durch politische und logistische Risiken bedingt. So führte im Jahr 2011 eine politische Krise an der Elfenbeinküste zu großen Lieferungsschwierigkeiten, woraus ein hoher Preisanstieg für Cashewkerne resultierte. Seither bewegt sich der Marktpreis auf einem wettbewerbsfähigen sowie stabilen Niveau, welches vor allem auf die kurzfristigen Käufe der Hauptmarktakteure sowie einen steigenden Druck auf die Produzenten, die bestellte Ware zu liefern, zurückzuführen ist. Dennoch lässt sich eine zunehmende Aktivität von Börsenspekulanten beobachten, womit eine erhöhte Volatilität des Rohstoffpreises einhergeht (CBI 2012d, S. 2). Preisspanne Die folgende Tabelle stellt die Preisanteile der verschiedenen Marktakteure von Cashewkernen dar (CBI 2012d, S. 4). Tabelle 5: Anteile verschiedener Marktakteure am Preis von Cashewkernen Marktakteur Anteil in % Produktion 3–5% Lokaler Handel ( Transport zu Verarbeiter oder Exporteur) 1 – 10 % Verarbeitung 5 – 14 % Handel 1 – 10 % Weiterverarbeitung & Verpackung 8 – 25 % (Herstellermarke) 2 – 5 % (Eigenmarke) Einzelhandel 30 – 35 % Quelle: CBI 2012d, S. 4 Wichtige Herkunftsländer und Produktionsbedingungen Anbauland Afrika Afrika stellt einen der bedeutendsten Akteure im Anbau von Cashewnüssen dar. Im Jahr 2012 gingen etwa 48 % der gesamten Produktionsmenge aus Afrika hervor, wobei die bedeutendsten Länder die Elfenbeinküste, Guinea-Bissau sowie Benin sind. Der Anbau der Cashewkerne erfolgt von etwa 2,5 Millionen Cashewbauern und bietet über 10 Millionen Menschen Arbeit. Im Gegensatz zu anderen Anbauländern, ist die Ertragsmenge pro Anbaufläche gering, was auf mangelnde Kenntnisse hinsichtlich der richtigen Anbauweise und Nachbereitung der Ernte zurückzuführen ist. Hieraus geht zudem eine mangelhafte Produktqualität und damit ein geringer Marktpreis hervor (African Cashew Alliance 2012, S. 9). Weiterhin findet zwischen den Kleinbauern nur selten ein Zusammenschluss statt, woraus eine schlechte Verhandlungsbasis gegenüber Abnehmern hervor geht. Resultierend aus den aufgeführten Aspekten sind die afrikanischen Cashewbauern sehr schlecht an den internationalen Markt angeschlossen. Zudem hängt die Menge der zu exportierenden Ware stark von der politischen Situation in dem jeweiligen Anbauland ab (ACi 2011, S. 1). Das durchschnittliche Einkommen eines afrikanischen Cashewbauern beträgt 338 US$ pro Jahr. Die gesamte Produktionsmenge von Afrika ist der Tabelle 3 zu entnehmen. Die größte Menge der in Afrika produzierten Nüsse wird zur Weiterverarbeitung nach Indien exportiert. Anbauland Indien Seit 1920 findet der Anbau von Cashewnüssen in Indien statt. Heute stellt Indien nach Afrika das zweitgrößte Anbauland von Cashewnüssen dar. Die Hauptanbaugebiete sind dabei in den Küstenstaaten Kerala, Orissa und Tamil Nadu anzufinden. Cashewnüsse wurden bereits im 16. Jahrhundert nach Goa eingeführt, von wo aus sie sich über den ganzen Kontinent verbreiteten. Auch von Seiten der indischen Regierung wurde die Bedeutung der Cashewnüsse als wichtiger Beitrag zur Landwirtschaft erkannt. Der Staat Kerala stellt seit über 50 Jahren das bedeutendste Anbaugebiet für Cashewnüsse in Indien dar. Infolge steigender Arbeitskosten sowie zunehmender Flächenkonkurrenz ist jedoch eine Verlagerung in andere Anbaustaaten zu beobachten. Der Anbau sowie die Verarbeitung von Cashewnüssen beschäftigt in Indien mehr als 300 000 Menschen, wobei über 95 % der Arbeiter Frauen sind. Der Cashewanbau in Indien zeichnet sich insbesondere durch kleinbäuerliche Strukturen aus, wobei die Plantagengröße durchschnittlich 0,7 ha beträgt. Der durchschnittliche Ernteertrag beträgt 800-1,200 kg pro Hektar (IFC 2010, S. 5). Verarbeitungsland Indien Für viele Jahre galt Indien als wichtigstes Produktionsland von Cashewkernen. Hierbei zeichnete sich das Land vor allem durch die hohe Effizienz der Verarbeitungsprozesse sowie gut ausgebildete Facharbeiter aus. In den vergangen Jahren lässt sich in Indien jedoch ein starker Rückgang hinsichtlich dieser Effizienz beobachten, woraus eine schlechte Qualität der Kerne resultiert (African Cashew Alliance 2011, S. 8). In Indien existieren drei verschiedene Verarbeitungsprozesse zur Gewinnung von Cashewkernen. Hierbei wird zwischen der strikt manuellen Verarbeitung, der teilweise automatischen sowie vollautomatischen Verarbeitung unterschieden. Infolge steigender Lohnkosten nimmt der Trend zu teilweise technisierten Prozessen mehr und mehr zu. Das häufigste Verfahren zur Röstung der Kerne stellt das Ölbad dar (IFC 2010, S. 9). Derzeit existieren in Indien etwa 770 Verarbeitungsstätten, in welchen mehr als 300.000 Arbeiter beschäftigt werden. Die Verarbeitungsstätten befinden sich dabei vorwiegend in Familienbesitz (Jaeger 1999, S. 6). Verarbeitungsland Vietnam In den vergangenen 15 Jahren ist in Vietnam ein starker Zuwachs hinsichtlich des Anbaus sowie der Verarbeitung von Cashewnüssen zu verzeichnen. Heute zählt Vietnam neben Indien als wichtigstes Produktionsland von Cashewkernen. Infolge der hochwertigen Verarbeitungsverfahren wird dabei eine besonders hohe Qualität der Cashewkerne und damit ein hoher Marktpreis erzielt (African Cashew Alliance 2011, S. 6). Die schwierige Suche nach qualifizierten Arbeitskräften führte in den vergangenen Jahren zu einer höheren Technisierung und Modernisierung der Verarbeitungsstätten. Auch in Vietnam wird vorwiegend die Ölbad-Methode zum Rösten der Kerne genutzt. Derzeit zählt das Land ca. 200 kleine Verarbeitungsstätten, wobei die Regierung eine Umstrukturierung auf größere Produktionsstätten sowie eine weitere Mechanisierung der Prozessschritte anstrebt (IFC 2010, S. 9). Darstellung des Produktionsverlaufs zur Erzeugung von Cashewkernen Im Folgenden werden die einzelnen Verarbeitungsstufen zur Produktion von Cashewkernen dargestellt (Intermediate Technology Development Group 2002, S. 3 ff.). Die Darstellung des Produktionsverlaufs ist dem Abbildung 10 zu entnehmen. Abbildung 10: Qualitätsklassen von Cashewnüssen Quelle: Intermediate Technology Development Group 2002, S. 2 ff. a) Säubern der Nüsse Säubern der rohen Cashewkerne mit Wasser um Ernterückständen wie Sand, Steine sowie den Cashewapfel zu entfernen. Das Sieben der Nüsse erfolgt per Hand. b) Einweichen der Nüsse Das Einweichen dient dazu das Glühen der Nüsse während des Röstprozesses zu verhindern. Hierfür müssen die Cashewnüsse vollständig mit Wasser bedeckt werden und für einen Zeitraum von mindestens vier Stunden stehen gelassen werden. Der Feuchtigkeitsgehalt der Nüsse soll mindestens 9 % betragen. c) Röstvorgang Das Rösten der Nüsse zielt darauf ab, das giftige Nussschalenöl zu extrahieren sowie die Schale brüchig zu machen, um so das Knacken der Nüsse zu vereinfachen. Beim Rösten werden folgende drei Prozesse unterschieden: Rösten in der offene Pfanne: Bei diesem Verfahren erfolgt das Rösten der Nüsse in großen Stahlpfannen, die auf einer offenen Feuerstelle stehen. Nach der Erhitzung werden ca. 1 Kilogramm Cashewkerne in die Pfanne gegeben und kontinuierlich gedreht. Hiermit geht die Extraktion des Nussschalenöls einher, wobei ein dichter schwarzer Rauch entsteht. Nach zwei Minuten ist der Feuchtigkeitsgehalt der Cashewnüsse vollständig verdampft und die Nüsse werden zum Schälen weitergereicht. Trommelrösten: Auf Basis der Methode der offenen Pfanne wurde das Trommelrösten entwickelt. Die Neigung der Trommel sichert dabei die fortlaufende Bewegung der Nüsse, wodurch das Ansengen der Nüsse verhindert wird. Infolge der Durchlöcherung der Trommel wird eine ausreichende Wärmezuführung zum Rösten der Nüsse sichergestellt. Rösten im heißen Öl: Bei diesem Röstverfahren wird das durch die Erhitzung der Kerne gewonnene Nussschalenöl zum Rösten der Nüsse genutzt. Hierfür wird ein Eimer mit Cashewnüssen in einen mit Nussschalenöl befeuerten Tank, gehängt. Die Dauer bis zur Extraktion des Nussschalenöls variiert dabei temperaturabhängig zwischen einer und vier Minuten. Das gewonnene Öl kann wiederum für folgende Röstprozesse genutzt werden. d) Knacken der Nüsse Das Knacken der Nüsse kann sowohl mechanisch als auch manuell per Hand erfolgen. Ziel ist es dabei ganze Nüsse ohne Brüche zu gewinnen. Besonders in Indien erfolgt das Schälen der Nuss traditionell per Hand. Andere Länder weisen infolge höherer Arbeitslöhne sowie fehlender Fachkräfte eine höhere Mechanisierung der Schälprozesse auf. Beim Knacken der Nüsse per Hand wird die Nuss auf einer flachen Steinplatte platziert und mit Hilfe eines Holz-Fäustel geknackt. Im Durchschnitt gelingt es einem Arbeiter zehn Nüsse in der Minute zu knacken, was einer Tagesmenge von ca. fünf Kilogramm Cashewkernen entspricht. Hierbei werden zu 90 % ganze Nüsse produziert. Demgegenüber werden beim mechanischen Verarbeitungsprozess nur 75 % ganze Nüsse erzeugt. e) Vorsortieren der Kerne Das Vorsortieren der Nüsse kann sowohl vor, als auch nach dem Trocknen erfolgen. Die Kerne werden nach ihrer Größe und Vollständigkeit sortiert. Das Sortieren kann sowohl per Hand als auch mechanisch erfolgen. f) Trocknen der Kerne Auch nach dem Knacken der Nüsse, sind die Cashewkerne noch von einer dünnen Samenschale (Testa) umgeben, welche nach der Trocknung brüchig wird und entfernt werden kann. Das Trocknen der Kerne schützt diese zudem vor einem möglichen Pilzbefall. Durch den Trocknungsprozess wird der Feuchtigkeitsgehalt der Kerne von 6% auf 3% reduziert. Da zunehmend größere Mengen getrocknet werden, findet ein Wandel vom Sonnentrocknen, hin zu einer mechanischen Trocknungsweise in großen Öfen statt. Hierbei müssen die Nüsse bei einer Temperatur von mehr als 70 °C über sechs Stunden getrocknet werden. Nach dem Trocknungsprozess befinden sich die Kerne in einem besonders empfindlichen Zustand. Um Brüche sowie den Befall mit Insekten zu vermeiden, müssen die Kerne schnellstmöglich zum Schälen weitergereicht werden. g) Schälen der Kerne In diesem Verarbeitungsschritt wird die verbleibende Samenschale vollständig entfernt. Durch Reiben an den Kernen wird die Schale gelöst, wobei Schalenreste mit einem Bambusmesser entfernt werden. Im Durchschnitt gelingt es einem Arbeiter 10 bis 12 kg Cashewkerne am Tag zu schälen. Beim mechanischen Verfahren zum Schälen der Nüsse besteht hingegen eine Bruchgefahr von ca. 30 % und damit ist dieses wenig effektiv. h) Qualitätseinstufung der Kerne Die Einstufung der Kerne in die verschiedenen Qualitätsgrade stellt die Basis für den späteren Marktpreis dar. Die Qualitätskontrolle erfolgt dabei per Hand. Insbesondere für den Export der Kerne in andere Länder muss dabei eine Einstufung nach den international anerkannten Qualitätsgraden erfolgen. i) Steigerung des Feuchtigkeitsgehalt Bevor die Cashewkerne für den Transport verpackt werden wird sichergestellt, dass ihr Feuchtigkeitsgehalt von 3 auf 5 % steigt. Hierdurch wird eine größere Stabilität der Kerne erzeugt, was Transportschäden vorbeugt. In humidem Klima reicht die normale Luftfeuchtigkeit aus, sodass die Nüsse nicht gesondert befeuchtet werden müssen. j) Verpacken der Kerne Das Verpacken der Cashewkerne erfolgt in luftdichte Dosen oder Kisten, mit einem durchschnittlichen Gewicht von 11,5 kg. Um den Verderb der Kerne zu vermeiden, wird der Sauerstoff aus den Dosen entzogen. Zudem werden die Kerne mit CO 2 begast, um die Bildung schädlicher Bakterien sowie Pilze zu vermeiden. Weiterverarbeitung und Nutzung von Cashewkernen in Deutschland Lebensmittelunternehmen Nach Deutschland importierte Cashewkerne gelangen entweder direkt in den Lebensmitteleinzelhandel oder werden durch Lebensmittelunternehmen weiter verarbeitet. In Lebensmittelunternehmen werden die Kerne vorwiegend geröstet oder gesalzen und anschließend als Herstellermarke oder Eigenmarke im Einzelhandel verkauft. Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht der größten Cashewkerne verarbeitenden Unternehmen in Deutschland. Tabelle 6: Weiterverarbeitende Unternehmen von Cashewkernen in Deutschland Unternehmensname Umsatz Intersnack Group 1.472 Millionen (2011) Lorenz Bahlsen Snackworld GmbH 450 Millionen Herbert Kluth GmbH & Co.KG Keine Angaben Seeberger GmbH 130 Millionen Quelle: Statista 2014a Einzelhandel Neben den Lebensmittelunternehmen stellt der Lebensmitteleinzelhandel einen bedeutenden Akteur im Lebenszyklus von Cashewkernen dar. Dabei nimmt der Handel vor allem beim Produktpreis eine bedeutende Rolle ein (s. Kap. 4.2.6, Tab. 5). Tabelle 7 zeigt die führenden Einzelhandelsunternehmen in Deutschland. Tabelle 7: Führende Einzelhandelsunternehmen in Deutschland Einzelhandelsunternehmen Umsatz Anzahl der Beschäftigten Schwarz (Lidl und Kaufland) 87.238 Millionen US$ 320.000 Metro 85.832 Millionen US$ 280.000 Aldi 73.035 Millionen US$ 50.000 Edeka 55.944 Millionen US$ 317.000 Rewe Group 48.984 Millionen US$ 200.000 Quelle: Statista 2014a Einzelhandelsunternehmen wie Rewe oder Edeka bieten ihren Kunden Cashewkerne unter ihren Eigenmarken an. Die Ware wird dabei direkt von Exporteuren oder aber von Lebensmittelunternehmen bezogen. Nutzungsformen durch Endverbraucher Cashewkerne werden in Deutschland vorwiegend einzeln oder gemischt mit anderen Nussarten sowie Trockenfrüchten in Snackform verzehrt. In geröstetem Zustand werden die Ker- ne vereinzelt zur Zubereitung von Speisen genutzt sowie als Health Food, in Süßigkeiten oder zum Frühstück verzehrt. Einer Umfrage zufolge stellen Nüsse die 4. beliebteste Snackart der deutschen Konsumenten dar (Statista 2014b). Risiken und Gefahren beim Konsum von Cashewkernen In Hinsicht auf mögliche Verbraucherrisiken ist bei Cashewkernen vor allem auf eine mögliche Kontamination mit Aflatoxinen hinzuweisen. Cashewkerne bestehen zu einem großen Anteil aus Kohlenhydraten und Fetten (70 %), was sie sowohl während des Anbaus, der Ernte sowie bei der Lagerung besonders anfällig für eine potentielle Kontamination mit den natürlich vorkommenden Pilzgiften macht. Unhygienische Bedingungen fördern dabei die Schimmelbildung. Aflatoxine sind säure- und hitzestabil (Al Othman et al. 2013, S. 1) Aflatoxine gehören zu den Mykotoxinen, die als Sekundärmetabolite von bestimmten Aspergillusarten in der Erde aufzufinden sind. Auf den Menschen bezogen, üben Aflatoxine eine giftige Wirkung aus. Es werden bis zu 20 verschiedene Aflatoxine unterschieden, wobei der Typ B1 für den Menschen als karzinogen gilt. In der Regel wird Aflatoxin nur in einzelnen Nüssen vorgefunden. Sind größere Partien von diesem Gift betroffen, darf die Ware für den menschlichen Verzehr nicht mehr zugelassen werden. Aus diesem Grunde gilt eine EUweite Höchstgehaltsregelung, die in der Verordnung (EG) 1881/2006 verankert ist. Der Höchstgehalt für Cashewkerne liegt bei 2,0 µg/kg für Aflatoxin B1 (Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 2014). Um die Einfuhr von kontaminierten Chargen zu verhindern, werden bei der Anlieferung der Ware mikrobiologische Lebensmittelkontrollen durchgeführt. Im Jahr 2012 wurden 4.094 t Cashewkerne aufgrund mangelnder Qualität sowie mikrobiologischer Verunreinigungen reexportiert. Mit den starken Einfuhrkontrollen gehen häufig Lieferverzögerungen einher (Warenverein der Hamburger Börse 2013, S. 126). Salzgehalt Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt sowohl für Frauen als auch für Männer eine tägliche Salzmenge von 6 g (DGE 2007, S. 3). 100 g gesalzene Cashewkerne weisen einen durchschnittlichen Salzgehalt von 2 g auf. Hieraus wird ersichtlich, dass die Salzmenge unter der empfohlenen Tagesmenge liegt. Trotzdem muss beachtet werden, dass der Verzehr von Cashewkernen häufig zusätzlich zu den normalen Mahlzeiten erfolgt, wodurch sich die Tageszufuhr an Salz weiter erhöht. Nährstoffe und Inhaltsstoffe Cashewnüsse zeichnen sich wie fast alle Nüsse durch ihren hohen Energiegehalt von etwa 2500kJ/100 (600 kcal/100 g) aus. Cashewkerne enthalten neben einem hohen Fettanteil, einen Proteingehalt von 18 %, wobei das Verhältnis der Aminosäuren etwa demjenigen von tierischen Produkten entspricht. Der Geschmack von Cashewkernen ist süßlich, wobei sie nur 1 % löslichen Zucker enthalten. Die Restlichen 30 % der Kohlenhydrate liefen in Form von langsam abgebauten Polysacchariden vor. Das enthaltene Fett der Cashewkerne ist zu 82% aus einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, vor allem aus Linolsäure und Linolensäure, aufgebaut. Zu den gesundheitlichen Vorteilen der Cashewnüsse ist insbesondere ihr hoher Gehalt an den Vitaminen A, D und E, dem B-Komplex sowie 3 % Ballaststoffe zu zählen. Weiterhin weisen Cashews 3 % Mineralien, in Form von Kalium, Magnesium, Phosphor und Calcium auf (Trueb 1999). Schutzgas Aufgrund des hohen Fettgehalts muss der Verpackung jeglicher Sauerstoff entzogen werden, um das „Ranzigwerden“ der Nüsse zu vermeiden. Der Rest-Sauerstoffgehalt in Cashewkern-Verpackungen beträgt in der Regel 0,5 %. Zudem ist bei dem Verpacken der Kerne auf einen sorgfältigen Verschluss der Produktverpackung zu achten, um das Fett der Cashewkerne vor Autooxidation zu schützen (Linde Gas o.J., S. 45). Entsorgung & Recycling Bei Cashewkernen handelt es sich um ein Produkt, das eine hohe Haltbarkeit von ca. 6 Monaten aufweist. Daher ist das Abfallaufkommen bei diesem Produkt relativ gering. Bei Verfall des Mindesthaltbarkeitsdatums werden Cashewkerne als organischer Abfall zur Kompostierung oder Gärung genutzt (Linde Gas o.J., S. 45). Die folgende Tabelle stellt eine Übersicht der verschiedenen Entsorgungsmaterialien je nach ihrem Entstehungsort dar. Tabelle 8: Entsorgungsmaterialien und Entstehungsorte Entstehungsort Produktion Lebensmitteleinzelhandel Endverbraucher/Konsument Abfallmaterial Rohstoffverpackungsmaterial Rohstoffabfälle Abgelaufene Ware Transportmaterialen Abgelaufene Ware Produktverpackungen Quelle: Linde Gas o.J., S. 45 Produktion: Rohstoffverpackungen, Papier, Karton, Plastik, Rohstoffabfälle Verschiedenen Experteninterviews zufolge, erfolgt in der Produktion eine Trennung der jeweils anfallenden Rohstoffverpackungen. Die Verwertung der einzelnen Verpackungsmaterialen wird über Entsorgungsunternehmen abgewickelt, welche die jeweiligen Materialien zur Wiederverwertung aufbereiten (Grundke, 2014/Telefoninterview Fa. Kluth). Einzelhandel: Abgelaufene Ware, Transportmaterialien Abgelaufene Ware wird je nach Absprache mit dem Produzenten in Form von Retourware zurückgenommen oder durch den Einzelhandel entsorgt. Im Einzelhandel fallen vorwiegend Transportverpackungen, wie Umverpackungen aus Papier, Karton, Folie sowie Styropor an. Der Hersteller bzw. Lieferant ist dazu verpflichtet die Transportabfälle zurückzunehmen und außerhalb der öffentlichen Entsorgung fachgerecht zu entsorgen (Arbeitsgemeinschaft Abfallberatung 2000, S.7). Zudem besteht die Möglichkeit, dass der Handel die Entsorgung der anfallenden Verpackungen übernimmt, wobei der Lieferant die Rechnung trägt (Arbeitsgemeinschaft Abfallberatung 2000, S.7). Endverbraucher: Abgelaufene Ware, Produktverpackungen Die anfallende Produktverpackung wird über den Endverbraucher entsorgt. Bei der Produktverpackung von Cashewkernen handelt es sich vor allem um Schlauchbeutel, Vakuumbeutel sowie Weißblechdosen. Werden die Verpackungsmaterialien fachgerecht entsorgt, können die enthaltenen Rohstoffe in Recyclingunternehmen aufbereitet und wiederverwertet werden. Insbesondere die Wiederverwertung von Weißblechdosen stellt einen bedeutenden Faktor dar, da die Recyclingquote knapp 90 % betrifft. (BSR 2008, S.13). Daten zum Abfallaufkommen von Cashewkernen Für das Abfallaufkommen von Cashewkernen konnten keine spezifischen Daten ausfindig gemacht werden. Infolge der langen Haltbarkeit ist jedoch davon auszugehen, dass das Abfallaufkommen des reinen Produkts als sehr gering einzuschätzen ist. 3 Ergebnisse der ökologischen Hot Spot Analyse Zur Identifizierung von Hot Spots wurden die verschiedenen Lebenszyklusphasen von Cashewkernen in insgesamt acht unterschiedlichen Kategorien analysiert, die im Bereich der Ökologie eine Wertschöpfungsstufe Wasseremissionen bedeutende zwei in Hot der Rolle Spots Phase einnehmen. identifiziert der Dabei wurden auf einer (s. Tabelle 9). Die Luft- und Verarbeitung wurden auf Grundlage der Recherchedaten als kritisch eingestuft. In den übrigen Phasen der Wertschöpfungskette wurden hinsichtlich der ökologischen Kategorien keine Hot Spots ermittelt. Tabelle 9: Übersicht der ökologischen Hot Spots Lebenszyklusphase Kategorie Rohstoffgewinnung Verarbeitung Nutzung inkl. Einzelhandel Entsorgung Ökologische Kriterien Abiotische Materialien 3 3 0 1 Biotische Materialen 3 0 0 1 Energieverbrauch 3 3 2 3 Wasserverbrauch 3 3 1 1 Biodiversität & Landnutzung 3 0 0 0 Abfall 3 3 2 1 Luftemissionen 3 6 2 1 Wasseremissionen 3 6 0 1 Quelle: Eigene Darstellung Phase der Rohstoffgewinnung Bei der Analyse der Wertschöpfungsstufe der Rohstoffgewinnung von Cashewnüssen wurden in den insgesamt acht ökologischen Kategorien keine Hot Spots identifiziert. Die einzelnen Kategorien wurden auf Basis der Resultate der faktenbasierten Recherche durchgehend mit einer niedrigen Relevanz (1) bewertet (s. Tabelle 10). Die Gewichtung der Phase der Rohstoffgewinnung mit dem Wert 3 (hohe Relevanz) begründet sich sowohl in der hohen Relevanz der sozialen Kategorien, insbesondere aber auch in der immanenten Bedeutung der Umwelt für diese Phase. Die Bewertung wurde vorgenommen unter der Annahme, dass ohne eine funktionsfähige Natur, keine Gewinnung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen stattfinden kann. Hohe Material- und Ressourcenverbräuche wirken sich während der Rohstoffgewinnung unmittelbar auf die Natur aus. Zudem kommt dem Umweltverbrauch in der Erzeugungsphase (bei dieser Hot Spot Analyse eines weitgehend unverarbeiteten Produkts) eine größere Bedeutung zu, da er sich stärker in der Gesamtumweltbilanz niederschlägt, als beispielsweise der durch den Einzelhandel erzeugte Material- und Ressourcenverbrauch, welcher auf viele verschiede Produkte umgelegt wird. Tabelle 10: Ökologische Kriterien - Rohstoffgewinn Ökologische Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Abiotische Materialien 1 3 Biotische Materialen 1 3 Energieverbrauch 1 3 Wasserverbrauch 1 3 3 Biodiversität und Landnutzung 1 Abfall 1 3 Luftemissionen 1 3 Wasseremissionen 1 3 3 Quelle: Eigene Darstellung In den ersten beiden Kategorien wurden der Eintrag und die Nutzung abiotischer und biotischer Faktoren bei der Gewinnung von rohen Cashewnüssen betrachtet. Der aktuellen Informations- und Datenlage zufolge werden beim Cashew-Anbau sowohl in Indien als auch in den westafrikanischen Anbauländern wenige Materialeingaben benötigt. Das wichtigste erforderliche Material bildet laut der African Cashew Initiative (ACi 2010, S. 24) anfänglich das Saatgut. Nähere Angaben zur Nutzung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln wurden im Zusammenhang mit dem Cashewanbau in Indien gemacht, beispielsweise vom Kerala Department of Agriculture. Durch den Einsatz von Düngemitteln wie mineralsäurelösliche Phosphate und Magnesia-Kainit können nach Angaben des Instituts höhere Ernteerträge erzieltwerden (Kerala Department of Agriculture 2004). Nach einer Studie der Autoren Adejobi et al. (2011) werden die Mengen an Düngemittel jedoch möglichst genau an die Größe und das Alter der Bäume sowie gemäß der Witterung und Jahreszeit angepasst, um einer Schädigung durch Überdüngung vorzubeugen. In Indien werden laut des DCCD (2014) Pestizid-/ Fungizid-Mischungen („Quinalphos“) in definierten Mengen zum Schutz vor Echtem Mehltau auf die Bäume gesprüht. Verglichen mit den Dosierungen, welche bei anderen Feldfrüchten angewandt werden, werden handelt es sich hierbei um relativ hohe Verdünnungsstufen (Cheminova 2012). Da der Anbau und die Ernte von Cashewnüssen überwiegend manuell erfolgt, fällt der Energieverbrauch während dieser Phase sehr gering aus. In dem Bericht von Hall et al. (2007) wird zusammenfassend deutlich, dass keine nennenswerten Energiemengen z.B. durch Erntemaschinen oder dergleichen in den Anbauländern anfallen. Der Cashewbaum zeichnet sich durch eine hohe Trockenheitsresistenz aus, weshalb Cashewplantagen selten bewässert werden und der Wasserverbrauch in der Regel gering ist (Oliveira et al. 2006, S. 403). Dennoch führt einer wissenschaftlichen Studie von E.D.E. CONSULTING FOR COFFEE (2005, S. 17) zufolge eine regelmäßige Bewässerung, ähnlich wie beim Einsatz von Düngemitteln, zu höheren Ernteerträgen. Entsprechend den Ergebnissen werden Wassergaben von 1800 l pro ausgewachsenem Baum in einem 2-Wochen Rhythmus empfohlen und zunehmende Wasserverbräuche mit der Intensivierung des Cashewanbaus prognostiziert. In Tansania hingegen ist eine künstliche Bewässerung der Cashewbäume kaum ökonomisch realisierbar, weshalb Bewässerungen nicht vorgenommen werden (Masawe et al. 2011, S. 32). Darüber hinaus werden geringe Mengen Wasser in der Nacherntephase zur Erweichung der Nussschale in einem Wasserbad und zur anschließenden Bedampfung verwendet (Azam-Ali 2004, Kap. 2.11). Aufgrund ihrer Größe und infolge ausladenden Wachstums können Cashewbäume und Plantagen viel Land in Anspruch nehmen, jedoch geht damit kaum ein Verlust an Biodiversität einher. Die zwischen den Bäumen entstehenden Räume werden oftmals zum Anbau von Mischkulturen wie Baumwolle, Sisalhanf, Kaffee oder Teepflanzen genutzt (Masawe et al. 2011, S. 32). Beim Landbau und unmittelbar nach der Ernte anfallende Abfälle sind fast ausschließlich organischer Natur und werden häufig als alternative Brennstoffe anstelle von anderweitigem Holz und Zweigen genutzt (ACi 2011, S. 43). Jedoch können sich größere Mengen organischer Abfälle aus dem Cashew-Landbau schädlich auf die Umwelt auswirken, da die Schalen- und Holzreste nur sehr langsam verrotten und austretendes Cashew Nut Shell Liquid den Boden nachhaltig kontaminieren kann (Masawe et al. 2011, S. 32). Hinsichtlich der Luftemissionen fallen insbesondere die Transporte von rohen Cashewnüssen in die weiterverarbeitenden Länder ins Gewicht. Rund 80 % des transportierten Volumens entfallen auf die Schalenanteile. Die Emissionen betreffen insbesondere die in Afrika erzeugten Cashewnüsse, da diese nur zu einem geringen Teil innerhalb des Landes weiterverarbeitet werden (The Sustainable Trade Initiative 2014). Zu der Kategorie Wasseremissionen konnten im Bereich des Cashewanbaus keine Informationen und Daten ermittelt werden. Die Behandlungsmethoden in der Nacherntephase (einweichen + bedampfen ungeschälter Nüsse, s. Kategorie Wasserverbrauch) lassen Rückschlüsse darauf zu, dass geringe Mengen Wasser gebraucht und emittiert werden. Phase der Verarbeitung In der Phase der Verarbeitung von Cashewnüssen liegen insgesamt zwei Hot Spots vor und die Phase wurde mit einer Relevanz von 3 gewichtet. Diese Gewichtung resultiert aus der hohen Relevanz der Phase, sowohl aus ökologischer als auch sozialer Sicht. Neben den sozialen Gegebenheiten, welche in Indien und Vietnam vorherrschen, ist die hohe Gewichtung durch die Kategorien Luft- und Wasseremissionen begründet. Diese beiden Kategorien stellen gleichzeitig die Hot Spots der vorliegenden Phase dar (s. Tab. 11). Tabelle 11: Ökologische Kriterien – Rohstoffgewinnung Ökologische Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Abiotische Materialien 1 3 Biotische Materialen 0 0 Energieverbrauch 1 3 Wasserverbrauch 1 3 3 Biodiversität und Landnutzung 0 Abfall 1 3 Luftemissionen 2 6 Wasseremissionen 2 6 0 Quelle: Eigene Darstellung So werden während des Verarbeitungsprozesses Gase wie Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonooxid und Stickoxide freigesetzt, welche ungefiltert in die Umwelt gelangen. Speziell in dem Verarbeitungsland Indien werden die Gase in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern freigesetzt, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. In den Gebieten, in denen besonders viele Verarbeitungsstätten liegen, ist dementsprechend eine sehr starke Luftverschmutzung zu beobachten (Mauskan 2007, S. 12). Die Kategorie Wasseremissionen stellt ebenfalls ein Hot Spot in der Phase dar. Während des Schälprozesses entsteht verschmutztes Wasser, welches Cashew-Schalenöl beinhaltet (Mauskan 2007, S. 12). Das verschmutzte Wasser wird nicht getrennt entsorgt, sondern gelangt über den Boden in das Grundwasser, woraus dessen Verschmutzung und damit eine Gefahr für die Menschen und die Umwelt resultiert (Prabha et al. 2011, S. 327). Die weiteren Kategorien der Phase Verarbeitung stellen keine Hot Spots dar. So werden abiotische Materialien nur geringfügig gebraucht. Es werden Chemikalien eingesetzt, um die rohen Cashewkerne haltbar zu machen. Kommt es bei der Anwendung zu Fehlern, können auf den Kernen Rückstände zurückbleiben, welche in den Konsumländern gesundheitliche Probleme zur Folge haben (UNIDO 2011, S. 32). Für die Kategorie biotische Materialien konnten keine Daten gefunden werden. Die Kategorie Energieverbrauch ist ebenfalls nur gering relevant in der Phase. Die energiereichsten Phasen sind das Trocknen und Dämpfen der Cashewnuss sowie das Trocknen des Cashewkerns (Mohod et al. 2011, S. 7). Der Wasserverbrauch stellt keinen kritischen Faktor dar, wobei in Hinsicht auf den Mengenbedarf Optimierungsansätze bestehen (Mohod et al. 2011, S. 7). Für die Kategorie Landnutzung & Biodiversität konnten keine Daten gefunden werden. Im Rahmen der Phase „Verarbeitung“ fallen keine relevanten Abfälle an. Alle Reste, welche während der Verarbeitung der Nuss entstehen, werden industriell genutzt und weiterverarbeitet. Aus 80kg Cashewnüssen gehen ca. 47 bis 50 kg geröstete Schalen oder entölter Kuchen hervor. Die Schalen werden in Gerbereien als Gerbstoff verwendet, das CashewSchalenöl und der entölte Kuchen werden an die Harz- und Lackindustrie weiterverkauft, Die Asche, welche bei der Röstung entsteht, wird über die gerösteten Kerne verteilt, um ein Zusammenkleben der Nüsse zu verhindern (Mauskan 2007, S. 18 ff.). Phase der Nutzung einschließlich Einzelhandel In der Phase der Nutzung, einschließlich Einzelhandel, konnten keine ökologischen Hot Spots ausgemacht werden. Die Phase wurde insgesamt mit einer 1 und damit mit einer niedrigen Relevanz bewertet. Dies geschieht aufgrund der Tatsache, dass im Vergleich zu anderen Wertschöpfungsstufen diese Phase einen niedrigen Stellenwert hinsichtlich der entsprechenden ökologischen sowie sozialen Kriterien einnimmt. Zu den Kategorien abiotische und biotische Materialien konnten keine Daten gefunden werden, welche eine Relevanz in dieser Kategorie haben. Tabelle 12: Ökologische Kriterien – Nutzung/Einzelhandel Ökologische Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Abiotische Materialien 0 0 Biotische Materialen 0 0 Energieverbrauch 2 2 Wasserverbrauch 1 1 1 Biodiversität und Landnutzung 0 Abfall 2 2 Luftemissionen 2 2 Wasseremissionen 0 0 0 Quelle: Eigene Darstellung Der Energieverbrauch im Einzelhandel ist mit einer niedrigen Relevanz bewertet worden. Die Energie wird hauptsächlich für die Kühlung der Produkte benötigt. So entfallen 65 % auf die Kühlgeräte in den jeweiligen Filialen. 80 % der Energiekosten, welche im Einzelhandel anfallen, entstehen durch die Nutzung von Strom. Wasser und Abwasser machen 5 % der Energiekosten aus (EHI Retail Institute 2013, S. 53). Die Kategorie Abfall ist mit einer mittleren Relevanz in der Phase bewertet. Im Jahr 2011 wurde in einer Studie erfasst, dass 1,1 % der Lebensmittel, welche vom Handel bezogen wurden, weggeworfen wurden. Dies entspricht einer Menge von rund 310.000 Tonnen pro Jahr (Kranert et al. 2012, S. 11f). Die Phase Luftemissionen ist ebenfalls mit einer Relevanz von 2 bewertet. Denn hier spielen die Lebensmitteltransporte eine wesentliche Rolle. 13 % der in Deutschland genutzten Lebensmittel kommen aus dem europäischen Ausland oder von Übersee. Diese Transporte belasten die Umwelt durch erhöhte Luftemissionen, doppelt bis dreifach so stark wie Transporte von heimischen Lebensmitteln. Zu der Kategorie Wasseremissionen konnten keine Daten gefunden werden. Phase der Entsorgung In der letzten Phase der Wertschöpfungskette von Cashewkernen konnten aus ökologischer Sicht keine kritischen Themen in den aufgeführten Kategorien ermittelt werden. Lediglich der Verbrauch von Energie, welche für die Entsorgung von Verpackungsmaterialien von Cashewkernen aufgewendet werden muss, gilt als besonders relevant in dieser Phase. Von mittlerer Relevanz ist zudem das Abfallaufkommen bei der Entsorgung einzustufen. Die Kategorie der Biodiversität & Landnutzung ist bei der Phase der Entsorgung von Cashewkernen nicht anwendbar und wurde daher mit einer Null bewertet. Die Phase der Entsorgung wurde auch unter Berücksichtigung der sozialen Kategorien mit insgesamt 1 und folglich mit einer geringen Relevanz bewertet. Verglichen mit den vorausgehenden drei Phasen und auf Grundlage der Analyseergebnisse, stellt die Entsorgung unter ökologischen Gesichtspunkten einen wenig relevanten Schritt in der Wertschöpfungskette von Cashewkernen dar. Tabelle 13: Ökologische Kriterien – Entsorgung Ökologische Kriterien Lebenszyklus Entsorgung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Abiotische Materialien 1 1 Biotische Materialen 1 1 Energieverbrauch 3 3 Wasserverbrauch 1 1 Biodiversität und Landnutzung 0 Abfall 2 2 Luftemissionen 1 1 Wasseremissionen 1 1 1 0 Quelle: Eigene Darstellung Bei der Entsorgung von Cashewkernen werden nach Auskunft des Unternehmens Ültje keine abiotischen Materialien verwendet (Grundke 2014). Laut dieser Informationsquelle und nach Definition des Statistischen Bundesamts (2011) kommen somit keine Materialien wie Prozesschemikalien, Energieträger, Erze oder sonstige mineralische Rohstoffe zum Einsatz. Zu den verwendeten bzw. anfallenden biotischen Materialien zählen hier die Cashew- bzw. (organischen) Nussabfälle selbst, da diese als erneuerbare Rohstoffe pflanzlicher Herkunft gelten. Nicht verwertete biotische Rohstoffe werden nach Auskunft von Ültje als organische Abfälle gesammelt und in der Futtermittelindustrie verarbeitet (Grundke 2014). Der Energieverbrauch wird hier nicht unmittelbar den Cashewnüssen, sondern dem Entsorgungsprozess anorganischer Verpackungsmaterialien zugeschrieben. Aufgrund ihrer Impermeabilität werden häufig Aluminium/Weißblech-Verpackungen und Kunststoffe (Verbundfolien) verwendet (Panda 2013). Bei der Entsorgung bzw. Wiederaufbereitung der Weißblechdose wird ein hoher Energieaufwand betrieben, was insgesamt zu einer negativen Ökobilanz des Materials beiträgt (BSR 2008, S. 13). Die Herstellung von ebenfalls häufig verwendetem Polyethylen ist zwar mit einem niedrigeren Energieaufwand verbunden, dennoch gilt die Entsorgung des Kunststoffs aufgrund seiner hohen Beständigkeit als kritisch (Umweltlexikon 2014). Der Wasserverbrauch spielt bei der Entsorgung von Cashewkernen eine eher untergeordnete Rolle. Nach Auskunft in einem Telefoninterview wird Wasser zur Reinigung von Prozessanlagen und zur Beseitigung von anhaftenden Resten von Nüssen benötigt, wobei etwa 270 l Wasser pro Tonne Fertigware verbraucht werden (Grundke, 2014). Weitere Angaben und Informationen konnten hinsichtlich des Wasserverbrauchs in dieser Lebenszyklusphase von Cashewkernen nicht ermittelt werden. Beim Entsorgungsprozess fallen entsprechend der vorwiegend genutzten Verpackungsmaterialien für Cashewkerne, Abfälle in Form von Aluminium/Weißblechdosen und Kunststoffen an (Panda, 2013). Darüber hinaus entstehen weitere anorganische und organische Reste. Bei Ültje beispielsweise werden rund 2,4 % von einer Tonne Fertigware als organische Abfälle entsorgt. Bei der Cashewröstung/-veredelung fallen in diesem Betrieb weniger als 1 % organische Abfälle pro Tonne Fertigware an. Mit 21 kg pro Tonne erzeugter Fertigware bilden anorganische Abfälle den größten Posten in diesem Beispiel, vor anorganischen Folien-Abfällen mit 1,7 kg/t Fertigware und Holzabfällen mit 2,1 kg/t Fertigware (Grundke 2014). Insgesamt gesehen ist das Abfallaufkommen bei der Entsorgung von Cashewkernen und Begleitmaterialien von mittlerer Relevanz in Bezug auf die ökologische Dimension, da davon ausgegangen werden kann, dass die teilweise ökologisch nachteiligen anorganischen Abfälle den größten Anteil am Gesamtabfallaufkommen bilden. Die bei der Entsorgung entstehenden Luftemissionen wurden ebenfalls auf die gängigen Verpackungsmaterialien von Cashewkernen bezogen, da bei der Entsorgung von Cashewkernen selbst mit keinen nennenswerten Luftemissionen zu rechnen ist. Verpackungsmaterialien wie Polyethylen und Polypropylen werden häufig in modernen Müllverbrennungsanlagen entsorgt, womit jedoch in der Regel keine signifikante Luftbelastung einhergeht (Ecobine 2014) Dieser Kategorie wird daher eine niedrige Relevanz beigemessen. Die in dieser Phase entstehenden Wasseremissionen sind aufgrund von kaum verfügbaren Rechercheergebnissen gleichzusetzen mit den Angaben zum Wasserverbrauch des befragten Unternehmens Ültje. Hier werden zur Reinigung von Prozessanlagen und zur Beseitigung von Cashew- und sonstiger Reste von Nüssen etwa 270 l Brauchwasser pro Tonne Fertigware emittiert (Grundke 2014). 4 Ergebnisse der sozialen Hot Spot Analyse Bei der Analyse der Wertschöpfungskette von Cashewkernen im Hinblick auf die soziale Dimension wurden auf den ersten beiden Stufen der Wertschöpfungskette insgesamt zwölf Hot Spots identifiziert. Die sozial-kritischen Stellen beziehen sich in den Phasen der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung jeweils auf die gleichen Kategorien (s. Tabelle 14). Den Ergebnissen der qualitativen Analyse zur Folge, liegen in den Allgemeinen Arbeitsbedingungen, in den Bereichen der sozialen Sicherheit, der Menschenrechte und Einkommen auf den beiden ersten Wertschöpfungsstufen sowie in der Kategorie Arbeitsgesundheit und -schutz in der Phase der Verarbeitung, die besonders relevanten gesellschaftspolitischen Problemlagen in der Wertschöpfungskette der Cashewkerne. Ebenfalls relevant und damit im Definitionsbereich von Hot Spots liegend, sind in diesen Phasen die Probleme auf den Gebieten Training und Bildung, sowie in der Phase der Rohstoffgewinnung der Bereich Arbeitsgesundheit und -schutz. In den folgenden beiden Phasen der Nutzung und Entsorgung wurden keine Hot Spots erkannt. Tabelle 14: Übersicht der sozialen Hot Spots Lebenszyklusphase Kategorie Rohstoffgewinnung Verarbeitung Nutzung inkl. Einzelhandel Entsorgung Soziale Kriterien Allg. Arbeitsbedingungen 9 9 2 1 Soziale Sicherheit 9 9 2 1 Training und Bildung 6 6 2 1 Arbeitsgesundheit & -schutz 6 9 1 1 Menschenrechte 9 9 0 1 Einkommen 9 9 2 0 Konsumentengesundheit 3 0 1 0 Produktqualität 3 3 1 0 Phase der Rohstoffgewinnung In der Phase der Rohstoffgewinnung wurden die sozialen Themen in den Kategorien Allg. Arbeitsbedingungen, Soziale Sicherheit und Menschenrechte sowie beim Einkommen als besonders relevant beurteilt. Auch in den Bereichen Training und Bildung sowie Arbeitsgesundheit und -schutz wurden im Zuge der Recherche relevante soziale Probleme erkennbar. Die beiden letzten Kategorien der Konsumentengesundheit und Produktqualität spielen in dieser Phase der Wertschöpfungskette eine untergeordnete Rolle. Der Phase wurde insgesamt, auch aufgrund der Bedeutung der ökologischen Faktoren für die gesamte Wertschöpfungskette, eine hohe Relevanz beigemessen. Die Ausführungen der identifizierten Hot Spots und Bedeutungen der Kategorien werden im Folgenden nach den beiden Anbaugebieten Indien und Afrika differenziert. Je nach Anbaugebiet unterscheiden sich die Begründungen für die Bewertung einer einzelnen Kategorie mit einer hohen Relevanz. Die Hot Spots können so differenzierter betrachtet und die länderspezifischen Bedingungen der Anbaugebiete miteinander verglichen werden. Tabelle 15: Soziale Kriterien – Rohstoffgewinnung Soziale Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Allgemeine Arbeitsbedingungen 3 9 Soziale Sicherheit 3 9 Training und Bildung 2 6 Arbeitsgesundheit und schutz 2 Menschenrechte 3 9 Einkommen 3 9 Konsumentengesundheit 1 3 Produktqualität 1 3 3 6 Quelle: Eigene Darstellung Indien Die Allgemeinen Arbeitsbedingungen im Cashewanbau sind in Indien wesentlich durch die kleinbäuerlichen Strukturen, in welchen etwa 70 % der Cashewnüsse produziert werden geprägt. In den zentralen Anbaugebieten, wie beispielsweise in der Provinz Kerala sind die Farmer vergleichsweise gut an die Händler und weiterverarbeitenden Betriebe angeschlossen (Azam-Ali et al. 2004, Kap. 4.3.1). Dennoch ergeben sich generell große soziale Probleme aus der geringen Bezahlung der Produzenten, welche nicht in Erzeugerverbänden o.ä. organisiert sind, sowie infolge ihrer geringen Anerkennung in der Gesellschaft. Frauen werden in Indien auch im landwirtschaftlichen Sektor häufig diskriminiert und sozial benachteiligt (Sivasankaran & Sivanesan 2013, S. 7/10). Darüber hinaus wird in einer Studie von Sawant (2011, S. 1) erwähnt, dass sich in Indien zunehmend Probleme aus der ungerechten Verteilung von nutzbarem Anbauland zwischen kleinbäuerlichen Betrieben und den großen kommerziellen Farmen ergeben, da wenige Großunternehmer verstärkt größere Landflächen erwerben und bewirtschaften. Die soziale Sicherheit von Cashewfarmern hängt entschieden davon ab, ob Cashewbäume extensiv in kleinen Strukturen oder intensiv auf großen Plantagen angebaut werden. Insgesamt jedoch wird der gewerbliche Cashew-Anbau auf privater und öffentlicher Ebene gefördert. Beispielsweise wird auch Kleinbauern oftmals der Zugang zu günstigen Krediten ermöglicht, um ihre finanzielle Sicherheit und soziale Stabilität zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang setzen jedoch häufig auch nachteilige Abhängigkeitsverhältnisse ein. Darüber hinaus wird eine stabile Erwerbsgrundlage der Farmer teilweise durch unfaire Landbesitzrechte und hohe Preisfluktuationen für die Cashewnüsse beeinträchtigt (Hall et al. 2007, S. 13-16). Im Bereich Training und Bildung ist insbesondere das geringe Bildungsniveau der Beschäftigten im landwirtschaftlichen Sektor kritisch. Angestellte, darunter häufig Frauen werden daher immer wieder Opfer von körperlicher Ausbeutung (Sawant 2011, S. 1). Der Studie von Hall et al. (2007, S. 15) zufolge, werden Cashewbauern jedoch zunehmend von der Regierung, von UN-geführten Organisationen oder NGO’s darin unterstützt, technische Hindernisse zu überwinden, einen Zugang zu finanziellen Mitteln zu erhalten, die Qualität ihrer Erzeugnisse zu verbessern sowie sich in Organisationen und Verbänden zu integrieren. Grundsätzlich gelten für den Cashewanbau keine gesonderten Regeln im Bereich des Arbeitsschutzes und der Arbeitsgesundheit, weshalb die indischen Kleinbauern häufig auf sich allein gestellt sind (Lamble/Chambers/Perry 2013). In der Vergangenheit traten bei Angestellten im Cashewanbau gesundheitliche Probleme auf, welche etwa mit der Anwendung des giftigen Pflanzenschutzmittels Endosulfan in Verbindung gebracht wurden. Die Arbeiter haben keine ausreichenden Schutzmaßnahmen getroffen, bzw. sie wurden nicht ausreichend über solche unterrichtet (Embrandiri et al. 2012). In Indien finden auch im Zusammenhang mit dem Cashewanbau Verletzungen der Menschenrechte statt. Am häufigsten treten Menschenrechtsverletzungen in Form der Diskriminierung von Arbeitnehmern, ethnischen Minderheiten und Frauen auf (Kanji 2004, S. 2/7; SASY 2014). Zudem findet auf Cashewfarmen verbreitet Kinderarbeit statt, beispielsweise beim Sortieren und Separieren von Cashewäpfeln und Nüssen (United States Department of Labor 2013). Die Einkommen von Cashewbauern liegen mehrheitlich unterhalb der Grenze des Durchschnittseinkommens in Indien (Auswärtiges Amt 2013). Die Kleinbauern verdienen den geringsten Anteil am Endproduktpreis. Ihre Einkommen sind nicht gesichert aufgrund fehlender Lohnsysteme, hoher Preisschwankungen und ungerechter Machtverhältnisse zwischen Erzeugern und Händlern. Oftmals kann der Cashewanbau allein nicht die Existenz einer Familie sichern (Traidcraft 2014). Die Konsumentengesundheit ist in dieser Phase der Wertschöpfungskette von geringerer Relevanz, da einzig die Aflatoxinbildung bei Cashewkernen einen kritischen Faktor darstellt (GDV 2013). Die Produktqualität indischer Cashewkerne ist in der Vergangenheit aufgrund unzureichend eingehaltener Qualitätsstandards vermehrt thematisiert worden. Teilweise wurde diese auch auf falsch praktizierte Erntetechniken zurückgeführt (Azam-Ali 2004). Westafrika Auch in den westafrikanischen Anbauländern dominieren kleinbäuerliche Strukturen. Das zentrale Problem für die Allgemeinen Arbeitsbedingungen besteht hier jedoch in der kaum vorhandenen Vernetzung und Gruppierung der Farmer in Verbänden oder Organisationen (GIZ 2011, S. 1). Daraus resultieren Probleme wie ein Mangel an Markttransparenz und Rückverfolgbarkeit und es fehlen insbesondere allgemeine landwirtschaftliche Herstellungsund Zertifizierungsstandards, welche die Kriterien, wie eine gerechte Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen für die Cashewbauern unmittelbar beeinflussen und kontrollierbar machen. Die Bedingungen im Cashewanbau sind allgemein geprägt von physisch anspruchsvoller Arbeit und mangelnder Kenntnis in Bezug auf Gesundheits- und Sicherheitsaspekte. Die Kleinbauern sind oftmals nicht in der Lage den Cashewanbau produktiv zu nutzen und die Mindeststandards hinsichtlich der erforderlichen Produktqualität zu erreichen (The Sustainable Trade Initiative 2014). Die unzureichende Organisation in Verbänden wirkt sich insbesondere auf die soziale Sicherheit der Kleinbauern aus. Sie können häufig nicht wettbewerbsfähig wirtschaften und haben gegenüber den Einkäufern eine schlechte Verhandlungsposition, was die soziale Absicherung durch die Einnahmen vom Cashewanbau stark beeinträchtigt (BMZ 2010-2013). Die Kategorie Training und Bildung ist hier von besonderer Relevanz, da den afrikanischen Kleinbauern häufig neben Kenntnissen auch die Materialien zur Erzeugung qualitativ hochwertiger Cashewkerne fehlen (ACi 2010, S. 56 f.). Das größte Problem der afrikanischen Kleinbauern besteht jedoch in ihrem mangelnden Wissen über die Herstellung qualitativ hochwertiger und wettbewerbsfähiger Produkte, welche für den internationalen Markt geeignet sind. Auch erhalten die Angestellten im Cashew-Sektor zu wenige Kenntnisse über ihre Arbeitnehmerrechte (ACi 2013). Im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sind die Kleinbauern ähnlich wie in Indien auf sich allein gestellt. Für Arbeitnehmer, welche von Plantagenbesitzern eingestellt werden, gelten häufig unsichere Arbeitsbedingungen (Hirsch 2013). Im Cashewanbau sind verbindliche Richtlinien und Standards für Arbeitnehmer und Plantagenbesitzer dringend erforderlich (The Sustainable Trade Initiative 2014). Hinsichtlich des Umgangs mit gesundheitlich bedenklichen Chemikalien bestehen oftmals große Unsicherheiten, sowohl was die korrekte Dosierung als auch die sichere Handhabung betrifft (ACi 2010). In Bezug auf die Menschenrechte ist in Afrika insbesondere die weit verbreitete Kinderarbeit ein Problem (SOS-Kinderdorf 2013). Daneben sind Verletzungen der Rechte von Frauen von Bedeutung. In Afrika besitzen Frauen häufig keine Vertragsrechte und werden nicht als gültige Handelspartner angesehen (Kanji 2004). Die Einkommenssituation der afrikanischen Cashewbauern ist vergleichbar mit den indischen Verhältnissen. Auch in Afrika sind Farmer nicht in der Lage ihre Existenz allein mit dem Einkommen aus dem Cashewanbau zu sichern. Das durchschnittliche Einkommen der Kleinbauern liegt weit unterhalb des Durchschnittseinkommens in den afrikanischen Ländern (GIZ 2011). Die Kategorien der Konsumentengesundheit und Produktqualität sind verglichen mit den Bedeutungen anderer sozialer Kriterien auch in Bezug auf die afrikanischen Anbaugebiete von geringer Relevanz in dieser Phase. Negative Auswirkungen können infolge von Aflatoxinbildung sowie durch unsachgemäße Transportverpackung und damit einhergehender Verderbnis befürchtet werden (GDV 2013; Azam-Ali 2004, Kap. 2.10/11). Phase der Verarbeitung In der Phase der Verarbeitung wurden in sechs Kategorien soziale Hot Spots festgestellt. Lediglich die Kategorien Konsumentengesundheit und Produktqualität stellen keinen HotSpot dar. Dies verdeutlicht die hohe Relevanz der Phase innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. Tabelle 16 stellt die Relevanz innerhalb der Phase dar. Die Hot Spots werden nachfolgend nach den beiden Verarbeitungsländern gegliedert erläutert. Tabelle 16: Soziale Kriterien – Verarbeitung Sozialee Kriterien Lebenszyklus Verarbeitung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Allgemeine Arbeitsbedingungen 3 9 Soziale Sicherheit 3 9 Training und Bildung 2 6 Arbeitsgesundheit und schutz 2 Menschenrechte 3 9 Einkommen 3 9 Konsumentengesundheit 1 3 Produktqualität 1 3 6 3 Quelle: Eigene Darstellung Indien Auf Basis der gesichteten Literatur werden die Allgemeinen Arbeitsbedingungen als unzureichend eingestuft. Kinderarbeit wird offiziell nicht betrieben, wobei keine Garantie besteht, dass nicht doch Kinder in den Fabriken arbeiten. Generell ist es schwierig, einen Einblick in die Arbeitsbedingungen vor Ort zu bekommen (Ruben et al. 2007, S. 226). 90 % der Arbeiter, welche in den Fabriken arbeiten, sind Frauen, die aus den unteren sozialen Schichten der Gesellschaft stammen. Sie arbeiten täglich acht Stunden an sechs bis sieben Tagen die Woche (Kanji 2004, S. 3ff.). Die Verarbeitung von Cashewnüssen findet immer mehr in den Privathaushalten statt, was offiziell verboten ist (Harilal et al. 2006). Eine soziale Sicherheit für die Arbeiter ist in Indien nicht gegeben. Die Arbeiter sind sehr arm und besitzen wenig Land und leben in schlechten Wohnbedingungen. Sie haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, Elektrizität und Sanitäranlagen (Theresia 2007, S. 11). Die meisten Arbeiter sind nur saisonal beschäftigt. Nur wenige Arbeiter haben die Möglichkeit über längere Zeit in den Fabriken zu arbeiten (E.D.E Consulting for Coffee 2006, S. 27). Die Kategorie Training & Bildung wird anhand der schulischen Bildung festgemacht. Die Arbeiterinnen können häufig nicht lesen und schreiben (Theresia 2007, S. 11). In den Fabriken werden die Arbeiterinnen abhängig davon eingestellt, wie effizient sie arbeiten. Eine spätere Förderung zur Verbesserung der Effizienz findet nicht durch die Fabrik statt (Harilal et al. 2006). Die Kategorie Arbeitsgesundheit und -schutz ist in der Phase Verarbeitung sehr relevant. Die Frauen erleiden durch die Arbeit Schäden an den Händen und am Rücken. Häufig treten dermatologische Probleme und allergische Reaktionen auf (Kanji 2004, S. 4). Des Weiteren sind die Frauen überarbeitet, haben keinen ausreichenden Zugang zu Lebensmitteln sowie keine gesicherten Einkommensverhältnisse. Häufig sind die Frauen gewaltsamen Handlungen sowie der Diskriminierung ausgesetzt. Die physikalischen Bedingungen, unter denen die Frauen arbeiten werden als unzureichend eingestuft. Sie arbeiten in unhygienischen Räumen und einer dreckigen Umgebung. Unfälle passieren aufgrund herunterfallender Dächer. Oftmals zeichnen sich die Fabriken durch kleine sowie dunkle Räume mit einem schlechten Zugang zu sauberem Trinkwasser aus (Theresia 2007, S. 10 ff.). Hautschädigungen, Juckreiz, gereizte Augen sowie Asthma und Bronchitis treten häufig auf (BPSOS 2008). Gewerkschaften haben in Indien eine schlechte Position, denn die Arbeiter sind auf das Geld und den Arbeitsplatz angewiesen (Kanji 2004, S. 7). In vielen Fabriken erhalten die Frauen keine Mindestlöhne (Theresia 2007, S. 11). Vietnam In Vietnam sind die Allgemeinen Arbeitsbedingungen häufig geprägt durch Zwangsarbeit von Gefangenen. Sie arbeiten acht Stunden pro Tag und werden für ihre Arbeit nicht bezahlt (Laborrights 2013). Die normalen Arbeiter in den Fabriken arbeiten ebenfalls acht Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche. Die Bezahlung findet nach der Menge der verarbeiteten Nüsse statt (E.D.E Consulting for Coffee 2006, S. 27). Wissenschaftlichen Angaben zufolge stellt Kinderarbeit in den Fabriken kein relevantes Thema dar, allerdings sind die Arbeiter in den Fabriken teils sehr jung, da sie die Schule verlassen haben, um in den Fabriken Geld zu verdienen. Werden Regeln verletzt, die Arbeit verweigert oder die tägliche Quote an verarbeiteten Nüssen nicht erreicht, drohen Strafen wie Elektroschocks, Prügel oder Einzelhaft (ILRF o.J.). In Vietnam ist keine soziale Sicherheit gegeben. Die Arbeiter werden häufig nur saisonal beschäftigt. Die Lebensbedingungen der Arbeiter sind schwierig und sie arbeiten unter schlechten Bedingungen. Die Alphabetisierungsrate ist bei Frauen über 25 Jahren um 15 % geringer als die von Männern (ILO 2014). Die Arbeitsgesundheit und der Arbeitsschutz sind in Vietnam unterschiedlich von Fabrik zu Fabrik. Während manche Fabriken Atemschutzmasken für die Arbeiter zur Verfügung stellen, wird dies in anderen Fabriken nicht gemacht (E.D.E Consulting for Coffee 2006, S. 27 f.). Faire Arbeitsbedingungen sind in Vietnam nicht respektiert. So können keine Gewerkschaften gebildet und keine Tarife vereinbart werden (Human Rights Watch 2011). Phase der Nutzung einschließlich Einzelhandel Die Phase der Nutzung einschließlich Einzelhandel, enthält keine sozialen Hot Spots. Insgesamt wurde die Phase mit einer niedrigen Relevanz eingestuft, da sie innerhalb der Wertschöpfungskette weniger kritisch bezüglich sozialer Kategorien einzustufen ist. Tabelle 17: Soziale Kriterien- Nutzung/Einzelhandel Soziale Kriterien Lebenszyklus Nutzung/Einzelhandel Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Allgemeine Arbeitsbedingungen 2 2 Soziale Sicherheit 2 2 Training und Bildung 2 2 Arbeitsgesundheit und schutz 1 Menschenrechte 0 0 Einkommen 2 2 Konsumentengesundheit 1 1 Produktqualität 1 1 1 1 Quelle: Eigene Darstellung Im Rahmen der sozialen Sicherheit stellen Werksverträge das Hauptproblem dar. So werden Arbeitnehmer über einen Werkvertrag beschäftigt, um Löhne zu drücken und Mindestlöhne zu umgehen (Frankfurter Rundschau 2012). Die Kategorie Training und Bildung hält fest, dass 25 % der Auszubildenden im Einzelhandel ihre Ausbildung nicht beenden. Als häufigster Grund werden die stark variierenden Arbeitszeiten angegeben (Kutscha et al. 2007). Der Arbeitsschutz im Einzelhandel wird hinsichtlich der Arbeitszeiten verletzt. So müssen die Angestellten im Einzelhandel häufig Überstunden leisten (TAZ 2009). Das Einkommen im Einzelhandel wurde in den letzten Jahren stetig gedrückt (Frankfurter Rundschau 2012). Die Konsumentengesundheit ist während der Phase nicht gefährdet. Zwar können Cashewkerne Aflatoxine enthalten, jedoch werden diese sowohl im Importland als auch bei derEinfuhr nach Deutschland überprüft (GDV 2013). Cashewkerne sind ernährungsphysiologisch wertvoll. So enthalten sie viel Tryptophan, Vitamine und Mineralstoffe (GEPA 2010; Rapunzel Naturkost 2013; Sieg 2009, S. 279). Phase der Entsorgung Auch unter sozialen Gesichtspunkten konnten in der letzten Phase der Wertschöpfungskette bei der Entsorgung keine kritischen Stellen identifiziert werden. Den Kriterien wurde in Anlehnung an die zugeschrieben, Ergebnisse mit der Analyse Ausnahme der durchgehend Kategorien eine geringe Relevanz Menschenrechte sowie Konsumentengesundheit und Produktqualität, welche in dieser Phase nicht anwendbar sind. Aus den vorhandenen Quellen zu den einzelnen Kategorien lässt sich jeweils ableiten, dass in diesen Bereichen keine Hot Spots zu erwarten sind. Im Ganzen wurde die Lebenszyklusphase aufgrund der generell schwachen Bedeutung ihrer Kategorien mit einer geringen Relevanz bewertet. Tabelle 18: Soziale Kriterien - Entsorgung Soziale Kriterien Lebenszyklus Entsorgung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Allgemeine Arbeitsbedingungen 1 1 Soziale Sicherheit 1 1 Training und Bildung 1 1 Arbeitsgesundheit und schutz 1 Menschenrechte 0 0 Einkommen 1 1 Konsumentengesundheit 0 0 Produktqualität 0 0 1 1 Quelle: Eigene Darstellung Aus dem Tarifregister des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (2013) lässt sich entnehmen, dass wöchentliche Arbeitszeiten, Urlaubsansprüche sowie weitere Regelungen zur Vergütung im Rahmen der Allgemeinen Arbeitsbedingungen sowie der Sozialen Sicherheit für Arbeitnehmer in der Entsorgungswirtschaft vertraglich geregelt sind. Arbeitsverträge werden in dieser Branche weitgehend langfristig abgeschlossen. Zu den Bedingungen speziell in der Lebensmittelindustrie, wurde aus einem persönlichen Interview (Grundke 2014) bekannt, dass im Unternehmen Umwelt- bzw. Abfallbeauftragte zur Aufsicht von Entsorgungsprozessen ernannt werden. Aus dem persönlichen Gespräch mit dem Werkleiter eines Lebensmittelunternehmens (Grundke 2014) geht zu dem Thema Training und Bildung hervor, dass die Mitarbeiter jährlich zum Ablauf von Reinigungsvorgängen und zum Umgang mit Reinigungsmitteln nach Entsorgungsprozessen geschult werden. Demnach werden alle Entsorgungsprozesse (z.B. Abgaben von aussortierter Ware an Futtermittelhersteller) sorgfältig dokumentiert. Die Mitarbeiter erhalten dazu genaue Anweisungen und Datenblätter. Im Bereich Arbeitsgesundheit und -schutz gilt für die Entsorgungswirtschaft, wie für Unternehmen grundsätzlich, dass die Verantwortung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter beim Arbeitgeber liegt (Felten 2011). In dem Artikel „Abfallmanagement“ (Felten 2011) wird darüber informiert, dass der Arbeitgeber nach dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und nach der berufsgenossenschaftlichen Unfallverhütungsvorschrift "Grundsätze der Prävention" (BGVA 1) dazu verpflichtet ist, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, welche die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Darüber hinaus legte das Telefoninterview (Grundke 2014) offen, dass in diesem Unternehmen ein Sicherheitsdatenblatt zur Abfallentsorgung und zu Reinigungsprozessen vorliegt und die Mitarbeiter für Entsorgungs- und Reinigungsprozesse geeignete Schutzkleidungen tragen müssen, z.B. Overalls, Schutzbrillen und Handschuhe. Zum Lärmschutz wurden darüber hinaus Lärmkataster angelegt. Was die Kategorie Einkommen betrifft, so sind die Löhne in der Entsorgungswirtschaft generell, je nach Entgeldgruppe in einem Tarifvertrag bzw. im Tarifregister festgelegt (Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen 2013). Die Höhe der Löhne kann als ausreichend für die Existenzsicherung der Arbeitnehmer in Deutschland angesehen werden. 5 Zusammenfassung der Ergebnisse Die ökologische und soziale Hot Spot Analyse der Lebenszyklusphasen von Cashewkernen zeigt, dass kritische Stellen im Wertschöpfungsprozess besonders auf die sozialen Bedingungen in den Anbauländern (Indien und westafrikanische Länder) sowie auf die Arbeitssituation in den verarbeitenden Ländern (Indien und Vietnam) zurückzuführen sind. Im Umweltbereich konnten lediglich zwei Hot Spots identifiziert werden, welche aus den hohen ökologischen Belastungen durch Luft- und Wasseremissionen während des Verarbeitungsprozesses in Indien und Vietnam resultieren. Eine Übersicht über die ermittelten Hot Spots in den jeweiligen Kategorien der Phase sowie deren Gewichtungen im Vergleich, zeigt die nachstehende Tabelle. Tabelle 19: Übersicht der ermittelten Hot Spots Ökologische Hot Spot Analyse Phase Hot Spot in der Kategorie Gewichtung Rohstoffgewinnung Verarbeitung Nutzung/EH Entsorgung 1 1 - - Luftemissionen Wasseremissionen 3 3 Soziale Hot Spot-Analyse Hot Spot in der Kategorie Allgemeine Arbeitsbedingungen Soziale Sicherheit Training & Bildung Arbeitsgesundheit und -schutz Menschenrechte Einkommen Allgemeine Arbeitsbedingungen Soziale Sicherheit Training & Bildung Arbeitsgesundheit und -schutz Menschenrechte Einkommen Quelle: Eigene Darstellung Für die betrachteten Länder, Indien und Vietnam, konnten deutliche Hinweise auf Belastungen durch hohe umweltschädigende Luft- und Wasseremissionen in Bezug auf den Verarbeitungsprozess von Cashewnüssen ermittelt werden. Insbesondere stark ist die Luftbelastung durch Emissionen wie Kohlendioxid, Kohlenmonooxid und Stickoxiden in Ballungsgebieten von Verarbeitungsstätten für Cashewnüsse, welche zudem häufig umgeben sind von Wohngebieten. Der Hot Spot in der Kategorie Wasseremissionen begründet sich in der Handhabung von ölkontaminiertem Wasser, welches nicht sachgemäß aufgefangen, entsorgt oder gereinigt wird und so zunehmend Grundwasser und Betriebsflächen kontaminiert. Eine weitaus höhere Anzahl von Hot Spots wurde in den sozialen Kategorien der Phasen Rohstoffgewinnung und Verarbeitung identifiziert. Bei der Gewinnung von Cashewnüssen in Indien werden die Bedingungen zum Teil durch eine schlechte Organisation der gewerblichen Erzeuger in Verbänden oder KleinbauernGemeinschaften erschwert. Die Folgen für die unorganisierten Kleinbauern sind geringe Einkommen, fehlende rechtliche Unterstützung sowie Diskriminierung durch gesellschaftlich höher gestellte oder besser verdienende Arbeiter. Auch werden Kleinbauern immer häufiger durch eine ungerechte Verteilung von Anbauland und unfaire Landbesitzrechte an der Schaffung und Stabilisierung einer Erwerbsgrundlage durch den Cashewanbau beschränkt. Das in Indien etablierte Kreditsystem, welches auch gering begüterten Menschen finanzielle Hilfe ermöglicht, drängt mittellose Kleinbauern häufig in Abhängigkeitsverhältnisse. In den westafrikanischen Anbauländern zeigen sich soziale Missstände im Cashewanbau insbesondere infolge der geringen Vernetzung und Organisation der Kleinbauern auf. Die Konsequenzen hieraus sind ähnlich wie in Indien im Hinblick auf die Löhne und Rechte der Arbeitnehmer ausgeprägt. Jedoch bestehen hier zusätzlich Probleme aufgrund der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der afrikanischen Cashewnüsse. Die Kleinbauern haben oftmals zu geringe Kenntnisse sowie unzureichende technische Hilfsmittel um den Cashewanbau produktiv genug zu gestalten, sodass sie die für den Markt erforderlichen Qualitäten erzeugen können. Sowohl in Indien als auch in den afrikanischen Ländern fehlen verbindliche Standards in Bezug auf Arbeitsschutz und -gesundheit sowie hinsichtlich guter landwirtschaftlicher Praktiken. Zudem gelten in beiden Anbaugebieten Menschenrechtsverletzungen in Form von Diskriminierung (insbesondere von Frauen) und Kinderarbeit als große soziale Problemfelder. In Hinsicht auf die sozialen Bedingungen des Verarbeitungsprozesses von Cashewnüssen in Indien und Vietnam, stellen sich die Problemfelder im Ländervergleich ähnlich dar. Die Allgemeinen Arbeitsbedingungen in der Verarbeitungsindustrie sind in Indien geprägt von saisonaler und Kurzzeitbeschäftigung sowie unsicheren Löhnen und Arbeitsschutzbedingungen. Unter der Arbeitnehmerschaft ist die Rate der Analphabeten sehr hoch. Insbesondere kritisch gestaltet sich die Situation in Bezug auf die gesundheitlichen Auswirkungen der Arbeit in den Verarbeitungsbetrieben. Von dem Umgang mit den rohen Cashewnüssen gehen gesundheitliche Gefahren aus, wie u.a. austretendes Cashew Nut Shell Liquid, welches Juckreiz, Hautausschläge und Atemwegsprobleme hervorrufen kann. Zudem gelten in der Mehrheit der Betriebe keine Standards zur Sicherheit am Arbeitsplatz oder hinsichtlich des Gesundheitsschutzes. Unter den mangelhaften Bedingungen leiden in erster Linie die mehrheitlich in den Betrieben angestellten Frauen. Im Hinblick auf soziale Missstände bei der Cashewnuss-Verarbeitung in Vietnam stehen insbesondere die Menschenrechtsverletzungen durch Zwangsarbeit, Diskriminierung und Folter im Vordergrund. Bezüglich der Allgemeinen Arbeitsbedingungen in den Betrieben herrscht eine große Intransparenz, sodass von fehlenden Standards in Bezug auf Löhne und Verträge, auf Arbeitssicherheit, sowie bezüglich des Gesundheitsschutzes ausgegangen werden kann. 6 Fazit zur Hot Spot Analyse von Cashewnüssen Zusammenfassend geht aus der Hot Spot Analyse hervor, dass die Wertschöpfungskette von Cashewkernen innerhalb der analysierten Länder eine Vielzahl von Hot Spots birgt. Die meisten Hot Spots liegen in den sozialen Kategorien der Lebenszyklusphasen der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung in den Ländern Afrika, Indien und Vietnam vor. In diesen Phasen konnten insgesamt zwölf sozial-kritische Hot Spots ausgemacht werden. Die zwei ökologisch-kritischen Hot Spots beziehen sich auf die Phase der Verarbeitung von Cashewkernen. Die geringe Anzahl der Hot Spots im Bereich der Ökologie ist neben weiteren Faktoren auch auf die hohe Resistenz des Cashewbaums gegenüber allgemein ungünstigen Wachstumsbedingungen zurückzuführen. Aufgrund der geringen Ansprüche des Baumes, besteht in einer intensiven Bewirtschaftung der Plantagen oftmals keine Notwendigkeit, woraus kaum negative Konsequenzen für die Umwelt resultieren. Daher stellen Cashewbäume auch für Kleinbauern mit geringen landwirtschaftlichen Kenntnissen eine gewinnbringende Einkommensquelle dar. Als Grund für die hohe Anzahl der Hot Spots in den sozialen Bereichen sind insbesondere die schwachen gesellschaftspolitischen Strukturen innerhalb der Anbau- und Verarbeitungsländer anzuführen. Infolge fehlender sozialer Rechte für Arbeitnehmer und staatlicher Kontrollen herrscht ein Mangel an Transparenz hinsichtlich der verschiedenen Aktivitäten der beteiligten Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette von Cashewkernen. Zudem erfahren die Kleinbauern oftmals zu geringe staatliche Unterstützungen, beispielsweise in Form von Umweltbildung oder dem Zugang zu Krediten, was dazu führt, dass sie ihre Positionen gegenüber Abnehmern nicht verbessern können. Die wichtigsten vorherrschenden Akteure, welche Bedingungen Lebensmittelhersteller dar. neben vornehmen Mittels dem Staat können, langfristiger Verbesserungen stellen Abnahmeverträge die der derzeit produzierenden sowie garantierter Mindestpreise könnten Kleinbauern ihre derzeitige Wirtschaftsweise sowohl quantitativ als auch qualitativ verbessern. Damit ginge eine Stärkung ihrer Position innerhalb der Wertschöpfungskette einher, womit der Aufbau einer Verhandlungsmacht und höhere Einkommen erzielt werden können. Auch die Schulung der Kleinbauern im Bereich der landwirtschaftlichen Erzeugung stellt über die Verbesserung der Qualität der Cashewnüsse eine Möglichkeit dar, deren Einkommenslage zu verbessern. Mit der Implementierung eines Verhaltenskodexes (Code of Conduct) in die Lieferkette, können Unternehmen die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards von ihren Lieferanten einfordern. Hierdurch werden Erzeuger vorherrschenden sowie Verarbeiter Bedingungen langfristig veranlasst, um zu einer Änderung wettbewerbsfähig und der derzeit unter sozial- vertretbaren Bedingungen wirtschaften zu können. Die Methodik der Hot Spot Analyse stellt darüber hinaus ein praktikables Instrument dar, um Risikofaktoren innerhalb der Wertschöpfungskette von Cashewkernen zu identifizieren und eine Übersicht hinsichtlich ökologischer und sozialer Auswirkungen in der Beschaffungskette zu erlangen. Dabei wurde die Bewertung relevanter, aus ökologischer und sozialer Sicht kritischer Aspekte auch in der vorliegenden Analyse auf die Ergebnisse und Datenlage einer allgemeinen faktenbasierten Recherche und letztlich auf subjektive Einschätzungen von deren Bedeutsamkeiten gestützt. Für die praktische Aussagekraft der Hot Spots führt dieses Vorgehen unter Umständen zu einer Verallgemeinerung von einzelnen aufgefundenen Fakten. Beispielsweise wurden im Fall der vorliegenden Analyse verstärkt kritische Stellen hin- sichtlich der sozialen Kategorien in den Anbauländern Indien und Westafrika sowie in den Verarbeitungsländern Vietnam und Indien identifiziert. Daraus kann der Eindruck entstehen, dass der Beschaffungsprozess von Cashewnüssen, welche in den genannten Ländern erzeugt bzw. verarbeitet wurden allgemein mit den hier identifizierten Problemen behaftet ist. Der Stakeholderdialog in der letzten Phase der Hot Spot Analyse hat jedoch gezeigt, dass die Relevanz kritischer Themen und Risikofaktoren in der Wertschöpfungskette stark von der individuellen Beschaffungspolitik sowie diverser Einflussfaktoren der Unternehmen abhängig ist. Grundsätzlich aber bleibt die Funktion der Hot Spots als Indikatoren für den Handlungsbedarf an kritischen Stellen der Lieferkette bestehen, worauf aufbauend Maßnahmen zur Optimierung und Entwicklung der nachhaltigen Beschaffung getroffen werden können. 7 Quellenverzeichnis zur Hot Spot Analyse von Cashewnüssen ACi-African Cashew Initiative (2013): How to estimate the quality of cashew nuts (RCN).Technical Manual. Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Eschborn.Online unter: http://teca.fao.org/technology/how-estimate-qualitycashew-nutsrcn (Zugriff am 18.12.2013) ACi-African Cashew Initiative (2011): Promoting Competitiveness of African Cashew Farmers. Online unter: http://www.africancashewinitiative.org/files/files/downloads/fsaci_ promocomp_e150.pdf (Zugriff am 04.01.2014) ACi-African Cashew Initiative (2010): Analysis of the Cashew Sector Value Chain in Côte d’Ivoire. Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Eschborn. 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Argentinien stellt bezüglich der Menge und der Verarbeitungsstufe mit Abstand den größten Hauptexporteur von Erdnüssen für Deutschland dar, im Jahr 2012 wurden geschätzt 104.979 Tonnen aus Argentinien nach Deutschland importiert. So ist die Studie für viele deutsche Verarbeiter des Rohstoffs Erdnuss interessant und gewinnt daher Bedeutung für die deutsche Lebensmittelwirtschaft. Die Hot Spotanalyse hat mehrere kritische Punkte in den verschiedenen Wertschöpfungsstufen aufgedeckt, dieses war das Ziel der Arbeit. In erster Linie konnten in den Phasen Rohstoffgewinnung und Verarbeitung Hot Spots identifiziert werden, wobei die sozialen Hot Spots die ökologischen überwiegen. 2 Hintergrund - Betrachtung der Wertschöpfungskette und des Rohstoffsystems von Erdnüssen Die Hintergrundbetrachtung konzentriert sich auf generelle Gesichtspunkte, die für das Verständnis der Studienarbeit grundlegend sind. Hier werden Aspekte wie Geschichte, Verbreitung, Botanik, Anbau, Verarbeitung, ernährungsphysiologisch relevante Punkte bzw. die Entwicklung des Weltmarktes dargestellt. Geschichte, Verbreitung und Botanik Erdnüsse werden allgemein als Nüsse bezeichnet, sind aber Hülsenfrüchte und gehören zur gleichen botanischen Familie wie Erbsen, Bohnen und Linsen (American Peanut Council o.J., S. 6; Krist 2013, S. 216). Die kultivierte Erdnuss (Arachis hypogaea L.) gehört der Pflanzenfamilie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae) an. Verschiedene Autoren geben unterschiedliche Herkunftsländer wie Peru (Trueb 1999, S. 211), Argentinien, Bolivien (Krist 2013, S. 216) oder Brasilien an, „wo noch heute wildwachsende Arachis-Arten vorkommen“ (Schuster 1998). Schon vor ungefähr 3000 Jahren ist, wahrscheinlich durch die Kultivierung von Indianern, das heutige Taxon Arachis hypogaea entstanden. Die Erdnuss fand nach der Entdeckung Amerikas, im 15. Jahrhundert, „eine schnelle Verbreitung in den Tropengebieten der übrigen Welt“; so nach Indien, China, den Philippinen und auf den afrikanischen Kontinent. Denn die Temperaturansprüche der Erdnuss sind hoch, 30 bis 34 Grad Celsius benötigt sie für die Keimung; optimal für die weitere Entwicklung sind Temperaturen von 25 bis 30 Grad Celsius. Sie verträgt keinerlei Frost. Ihre Ansprüche an den Boden und die Wasserversorgung sind hingegen gering, 300 bis 500 mm Niederschlag sind für sie ausreichend (Krist 2013, S. 16; Schuster 1998). A. hypogaea wird in zwei Unterarten, nach ihrer Wuchsform unterteilt, in die liegenden und halbaufrecht wachsenden (ssp. africana) sowie die aufrecht wachsenden (ssp. asiatica) Formen. Sie ist krautig mit ca. 20 bis 50 cm langen Stängeln. Die sich fast ausschließlich selbst befruchtenden Blüten sind gelbleuchtend. Die Blütezeit einer Pflanze, mit 600 bis 1000 Blüten, zieht sich über ein bis zwei Monate. Jedoch nur 20 Prozent der Blüten bilden Früchte. Nach der Selbstbefruchtung bildet der Fruchtknoten einen nach unten 0,5 bis 6,0 cm, und auch tiefer, in den Boden wachsenden Fruchtstiel, Karpophor genannt. Hieran entwickelt sich die Frucht jedoch erst wenn sie eine Tiefe von 5 bis 10 cm erreicht. Neben den oberirdischen bildet die Erdnuss auch unterirdische Blüten, welche am Hauptspross oder an den Seitentrieben sitzen. Oberirdisch entwickeln sich keine Früchte. Durch die lange Blütezeit von ca. zwei Monaten reifen die Früchte ungleichmäßig aus. (Krist 2013, S. 216 f; Schuster 1998). Die Frucht besteht aus einer rauen genetzten in der Mitte eingeschnürten Hülse in der sich, je nach Art, 1 bis 4 Samen ausgebildet haben. Umgeben sind die Samen, je nach Sorte, von einer „rot, braun oder violett gefärbten dünne Samenschale, die leicht abzulösen ist“. Die Erträge schwanken, je nach Anbaubedingungen, zwischen 15 und 45 dt/ha (Uni Giessen 2000). Das Verhältnis von Schale zu Samen beträgt 3 zu 7, d, h. auf 100 kg Erdnüsse beträgt der reine Schalenanteil 30 kg, der Samenanteil 70 kg (Krist 2013, S. 217). Gewinnung, Qualität und Verarbeitung Je nach Technisierungsgrad erfolgen der Anbau und die Gewinnung der Erdnuss in den verschiedenen Regionen der Erde mit Einsatz von unterschiedlichen Maschinen und Geräten bzw. durch Handarbeit. Beim mechanisierten Anbau sehen die Abläufe wie folgt aus: Die Aussaat erfolgt auf der Nordhalbkugel im April, auf der Südhalbkugel im November/Dezember bei Bodentemperaturen von mindestens 15 Grad Celsius. Innerhalb eines Monats wird sie, bei idealen Wachstumsbedingungen und je nach Sorte, 20 bis 50cm hoch. Nach der Bestäubung und dem Senken des Karpophors in den Boden benötigt sie eine Reifezeit von 60 bis 70 Tagen bis zur Ernte. Wichtig ist, dass die Früchte völlig lichtabgeschieden sind. Da die Pflanze in allen Stadien der Entwicklung Blüten und Früchte trägt, reifen die Früchte unterschiedlich schnell aus. Deshalb ist die Bestimmung des optimalen Erntezeitpunktes sehr kritisch, um eine optimale Qualität bei maximalem Ertrag zu erreichen. Insbesondere in den letzten zwei Wochen des Reifeprozesses legen die Erdnüsse besonders viel Gewicht zu. Je nach Ausreifung kann die Erntezeit auf der Südhalbkugel ab April/ Mai, beginnen. Auf der Nordhalbkugel kann sie von Ende August bis zum November verlaufen, Wird mit der Ernte zu lange gewartet, fallen die Früchte bei der Lese vom Stängel ab und sind damit verloren. Zum optimalen Erntezeitpunkt wird die Erdnuss, wen vorhanden mittels einer entsprechenden Erntemaschine, dem Digger, aus dem Boden geholt und an die Oberfläche transportiert, so dass die Früchte obenauf liegen und getrocknet werden können. Je nach Witterung werden dann 2 bis 3 Tage später die ganzen Pflanzen von einer weiteren Erntemaschine aufgenommen und die Erdnüsse schonend abgedroschen. Die übrigen Pflanzenteile finden Verwendung als sehr eiweißreiches Viehfutter oder dienen als Mulch für den Boden (Trueb 1999, S.212 f; Schuchert o.J., o.S.; Schuster 1998). Die frischen Erdnüsse in der Schale müssen nach der Ernte von 15 bis 20 Prozent Feuchtigkeit auf einen Wassergehalt von 10,5 Prozent getrocknet werden, damit sind sie bei Raumtemperatur ca. ein Jahr lagerfähig. Die Trocknung geschieht durch Einblasen von auf 35 Grad Celsius erwärmter Luft. Relevanz hat dieses zum einen hinsichtlich der Vermeidung von Schimmelbildung und damit gesundheitsschädlichen Aflatoxinen, zum anderen erfolgt die Bezahlung der Landwirte gemäß des normalisierten Gewichts der getrockneten Erdnüsse. preisbestimmend ist jedoch vor allem die Qualität. Preisabstriche erfolgen durch aufgebrochene Schalen sowie dem Fremdkörperanteil (Steine, Erde, Blätter etc.) (Trueb 1999, S.212 f.; Schuster 1998). Mittels vibrierender Siebe und Windsichtung erfolgt die Reinigung der Erdnüsse; nach Größe werden sie durch Gitterroste mit verschieden großen Zwischenräumen in drei Größenklassen sortiert (Kalibrierung). Die Schale wird mittels einer speziellen Maschine, die mit einem Zylindersystem arbeitete, aufgebrochen und durch einen Luftstrom entfernt. Die Kerne bleiben größtenteils unbeschädigt und wiederum durch einen Luftstrom werden verbliebene Schalenreste entfernt (Windsichtung). Ein System von Photozellen, Lichtschranken und Luftströmen bewirkt die Sortierung der Erdnüsse nach Größe (Jumbo, Medium, No.1 und Splits) in verschiedene Behälter. Je nach Produktbedarf werden die einzelnen Qualitäten später weiter verarbeitet. Durch Blanchieren, auf Temperaturen von knapp unter 100 Grad Celsius, werden die Häutchen, welche den Erdnusssamen umgeben, gelockert und spröde gemacht. Durch zwei verschieden Verfahren, entweder dem „Buffblanching“ oder dem „Spin-blanching“ kann dann das Häutchen entfernt werden. Die Bereiche in denen die Erdnuss und ihre Pflanzenteile eingesetzt werden sind Nahrungsmittel (z. B. Samen ohne Schale, ganz oder halbiert in roher, gerösteter oder gekochter Form; Speiseöl, Margarine, Mus, Mehl,), Futtermittel (z.B., Presskuchen, Samen, Grünmasse, Stroh), Industrierohstoffe (z.B. Seifen, Waschmittel, Kosmetik, Papier, Anstrichmittel, Biodiesel) und zum Teil zur Energiegewinnung. Für die Exportqualität sind die Kriterien Aflatoxingehalt, Fremdkörper, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, Geschmack und Reifegrad von Bedeutung (Trueb 1999, S. 213 f.; Schuchert o.J.; American Peanut Council o.J, Ginser o.J., OVID o.J., Schuster 1998). Ernährungsphysiologische Aspekte Die hohen Nährstoffgehalte bewirken, dass die Erdnuss für die menschliche Ernährung sehr wertvoll ist. Nach Trueb beträgt der Energiegehalt des Samens pro 100 g 2430 kJ (580 kcal). Sie enthält 26 Prozent Eiweiß und 48,7 Prozent Fett in welchem die beiden Fettsäuren Ölsäure und Linolensäure überwiegen; ihr Verhältnis beträgt 2:1 und sie haben die Eigenschaft cholesterinsenkend zu wirken. Des Weiteren enthält der Erdnusssamen auf 100 g 6 Prozent Wasser, 10 Prozent Kohlenhydrate (vor allem Stärke), 7 Prozent Ballaststoffe und 2 Prozent Mineralstoffe, Bei den Mineralstoffen sind insbesondere Kalium, Phosphor, Magnesium und Calcium zu nennen. Bezüglich der Spurenelemente sind Kupfer, Mangan, Zink und Fluor nennenswert vorhanden. Der natürliche Natriumgehalt ist sehr gering. Mehr als in anderen Nüssen sind die Vitamine der Gruppe B, A und E vertreten (Trueb 1999, S. 215). „[…] bei vegetarischer Ernährung kann die Erdnuss einen sehr wertvollen Beitrag leisten. Allerdings enthalten Erdnüsse auch relativ viel Phytat, welches die Aufnahme der enthaltenen Mineralstoffe stark behindert. Auch ist das allergene Potenzial im Vergleich zu anderen Lebensmittelallergenen relativ hoch (Ginser o.J.). Erdnüsse und daraus gewonnene Erzeugnisse sind auf der Liste der „Stoffe oder Erzeugnisse die Allergiene oder Unverträglichkeiten auslösen“ der EU-Verordnung Nr. 1169/2011 (Laves o.J.). Erdnüsse können mit Aflatoxinen, einem hochgiftigen Stoffwechselprodukt des Pilzes Aspergillus flavus, der im Jahre 1961 im Erdnussmehl entdeckt wurde, kontaminiert sein. „[…] der maximal zulässige Aflatoxingehalt von Erdnüssen in der EU unterliegt den Regelungen der VO (EG) Nr. 466/2001“ (Laves o.J.). Produktionsmengen und Herkunftsländer Die weltweiten Produktionsmengen der Erdnuss stiegen über den fünfjährigen Betrachtungszeitraum der Jahre 2007 bis 2011 von 31,4 Millionen Tonnen auf 35,7 Millionen Tonnen. Für 2012 wurde eine weitere Steigerung der Produktionsmenge um 727.000 Tonnen auf 36.523.000 Tonnen geschätzt (siehe Abb. 2.1). Abbildung 1: Weltweite Erdnussproduktion in Tonnen Quelle: INC 2012, S.6 Laut INC war China im Jahr 2012 mit 16 Millionen Tonnen der Hauptproduzent von Erdnüssen, dieses entspricht 44 Prozent der Weltproduktion, gefolgt von Indien mit knapp 5 Millionen. Tonnen (14 %); den USA mit ca. 3 Millionen Tonnen (8 %), Nigeria mit 1,6 Millionen Tonnen (4 %) und Indonesien mit 1,3 Millionen Tonnen (3 %). Die geschätzte Produktion in 2012 für Argentinien liegt bei 941.000 Tonnen (3 %). Insgesamt präsentieren diese Länder damit rund 76 Prozent der geschätzten Weltproduktion von Erdnüssen (o.J.). 1,620 Millionen Tonnen Erdnüsse wurden im Jahr 2011 insgesamt weltweit exportiert. Bei der Analyse der erdnussexportierenden Länder liegt Indien im Jahr 2011 mit knapp 747.000 Tonnen exportierten Erdnüssen und damit einem Anteil von 46 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Argentinien mit 243 000 Tonnen (15 % Anteil). Die USA exportieren 2011 eine Menge von 136.000 Tonnen und haben damit einen Anteil von 8 % an der Weltexportmenge (Abbildung 3). Abbildung 2: Hochgerechnete Erdnussproduktion nach Ländern für 2012 Quelle: INC 2012, S. 46 Abbildung 3: Export von Erdnüssen in 2011 nach Ländern in Tonnen Quelle: INC 2012, S. 47 Für 2011 ergibt sich das Indonesien mit ca. 280.000 Tonnen das Land mit der höchsten Importmenge an Erdnüssen weltweit darstellt. Die Niederlande folgen Indonesien mit 156.000 Tonnen, wobei zu beachten ist, dass die Niederlande als ein Transitland zu kennzeichnen sind. Deutschland liegt, laut INC, 2011 mit einer Menge von gut 65.000 Tonnen an achter Stelle bei den importierenden Ländern. Import Deutschland und Vertriebswege Der Warenverein der Hamburger Börse veröffentlichte in seinem Jahresbericht für 2012 Statistiken für den Import von Erdnusskernen und Erdnüssen für den Zeitraum der Jahre 2008 bis 2012: Die Gesamtmenge an importierten Erdnüssen von 104.979 Tonne setzte sich in 2012 zu 85,6% aus Nüssen ohne Schale und zu 14,4% aus Nüssen in der Schale zusammen. Ebenfalls ersichtlich wird aus den obigen Statistiken, dass mit einer Gesamtmenge von ca. 68.000 Tonnen Argentinien der Hauptlieferant der Erdnüsse für den deutschen Markt ist, d.h. 65 % der Ware kommen aus Argentinien. Die USA haben mit ca. 109.000 Tonnen 10 % Marktanteil; 25 % der Erdnusskerne und der Erdnüsse in der Schale wurden aus anderen Ländern geliefert. Vor diesem Hintergrund fiel die Entscheidung die Hot Spot Analyse für Argentinien als Hauptlieferland durchzuführen (Warenverein Hamburger Börse 2013). Abbildung 4: Import von Erdnüssen in der Schale und Erdnusskernen Quelle : Eigene Darstellung nach Warenverein der Hamburger Börse 2012 Länderstudie Argentinien zur Erdnuss „Für die Saison 2012/13 wird eine Ernte von 1.2 Millionen Tonnen auf 325.000 Hektar erwartet, was einen leichten Anstieg in den letzten beiden Jahren bedeuten würde (Tabelle 1). Durch die geringeren Maisernten aufgrund der Trockenheit 2011 vermuten die Analysten des Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika (USDA) eine Verschiebung der Anbaufläche hin zur Erdnussproduktion. Allerdings betragen die Produktionskosten ungefähr dreimal so viel wie im Sojaanbau, was diese Vermutung wiederum schmälern könnte“ (BMELV 2012, S. 51). Tabelle 1: Erdnussproduktion in Argentinien (BMVEL 2012, S.51) Quelle: (BMVEL 2012, S.51) „Rund 95 % der Erdnussproduktion Argentiniens konzentriert sich auf die Provinz Cordoba, die restlichen Flächen befinden sich in der Provinz Salta und angrenzenden Gebieten. Tabelle 2: Snack Food produzierende Unternehmen in Argentinien und ihre Standorte Quelle: (BMELV 2012, S.127) „Die größten Märkte für Argentinische Erdnüsse und Erdnussprodukte sind die Niederlande, Russland, Algerien, die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Kanada und Mexiko, wobei hier die qualitativ hochwertigen Erdnüsse für den Direktverzehr den größten Anteil inne haben (Tabelle 3)“ (BMELV 2012, S.51). Tabelle 3: Export von Erdnüssen und Erdnussprodukten Quelle: (BMVEL 2012, S.51) „Argentinien ist der drittgrößte Erdnussexporteur der Welt. Auf einer Anbaufläche von 222.000 Hektar wurden im Jahr 2010 611.000 Tonnen Erdnüsse geerntet. Die v. a. bei der Verarbeitung zu Öl anfallenden Schalen werden nur zu einem geringen Teil energetisch genutzt“ (BMELV 2012, S. 96). 3 Ergebnisse der ökologischen Hot Spot Analyse Die Hot Spot Analyse für den ökologischen Bereich hat insgesamt 2 Hot Spots aufgedeckt. Nachfolgende Tabelle veranschaulicht diese. Grundsätzlich ist für den ökologischen Bereich der Hot Spot Analyse anzumerken, dass die Datenlage für die Analyse nicht zufriedenstellend ist, da in den mit 0 bezeichneten Hot Spots keine Quellen für eine Bewertung recherchiert werden konnten. Nachfolgende Tabelle veranschaulicht die entsprechenden Hot Spots. Tabelle 4: Übersicht der ökologischen Hot Spots Lebenszyklusphase Kategorie Rohstoffgewinnung Verarbeitung Nutzung inkl. Einzelhandel Entsorgung Ökologische Kriterien Abiotische Materialien 9 0 0 0 Biotische Materialen 0 0 0 0 Energieverbrauch 0 0 0 0 Wasserverbrauch 3 0 0 0 Biodiversität & Landnutzung 6 0 0 0 Abfall 3 0 0 0 Luftemissionen 0 0 0 0 Wasseremissionen 0 0 0 0 Quelle: Eigene Darstellung nach Rohn 2013 Innerhalb der einzelnen Lebenszyklusphasen wurde die Gewichtung bei der Rohstoffgewinnung mit 3 und bei der Verarbeitung mit 2 vorgenommen, da hier die meisten Hot Spots vermutetet werden. Nutzung und Entsorgung sind mit 1 bewertet worden, da hier die Systemabgrenzung vorgenommen wurde. Gleiches gilt für die soziale HSA im nachfolgenden Kapitel 4. Tabelle 5: Gewichtung der LZP von argentinischen Erdnüssen Lebenszyklusphase Gewichtung Rohstoffgewinnung 3 Verarbeitung 2 Nutzung inkl. Einzelhandel 1 Entsorgung 1 Quelle: Eigene Darstellung nach Rohn 2013 Relevanz: 1=niedrige Relevanz; 2=mittlere Relevanz; 3=hohe Relevanz; 0=keine Daten / neg. Auswirkung Phase Rohstoffgewinnung Für den Bereich der abiotischen Materialen, dem auch Düngemittel und Pestizide zuzuordnen sind, wurde festgestellt, dass der Verbrauch in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Dieses deutet auf eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion mit allen für Mensch; Tier und Pflanzen negativen Folgen hin, wie sie auch hier aus der industrialisierten Landwirtschaft in Europa bekannt ist. Wie viel insgesamt dafür im Bereich des Erdnussanbaus eingesetzt wurde, konnte nicht festgestellt werden. Die Relevanz der Phase wurde daher mit der Punktzahl drei gewichtet. Für die biotischen Materialien konnten keine Daten eruiert werden. Insgesamt ist aber festzuhalten, dass die Erdnuss selbst zu den Leguminosen, d. h. zu den Stickstoffsammlern gehört und falls das Erdnussheu wieder dem Boden zugeführt wird als Kompost dem Boden dient. Dasselbe gilt für die Erdnussschalen, Da keine Daten vorhanden, wird hier mit 0 bewertet. Welche Energieverbräuche für den Anbau durch den Einsatz von Maschinen, bzw. für die synthetische Düngerproduktion durch das Haber-Bosch-Verfahren und die Pflanzenschutzmittelproduktion im Erdnussbereich anfallen, konnte nicht ermittelt werden. Da keine Daten für die Bewertung als Grundlage vorhanden sind erhält sie die Punktzahl 0. Hinsichtlich des Wasserverbrauches ist anzumerken, dass die Erdnuss nur sehr geringe Ansprüche an die Wasserversorgung hat. Hier wären Daten bezüglich der Anbaubetriebe mit den durchschnittlichen Niederschlägen und Informationen welche Betriebe gegebenenfalls bewässern, da sie in zu trockenen Lagen den Anbau der Erdnuss betreiben, von großem Interesse, um eine entsprechende Bewertung vorzunehmen. Die Relevanz innerhalb der Phase beträgt daher 1. Der Aspekt der Biodiversität und Landnutzung hat eine große Relevanz. Einer Studie zufolge (BMVEL 2012, S.119 ff) ist die Gründung von Aktions- und Förderprogrammen für eine nachhaltige und ressourcenschonende Wirtschaftsweise eine große Herausforderung für die argentinische Regierung. Inwieweit insbesondere der Erdnussanbau nach Kriterien des ökologischen Landbaus in Argentinien erfolgt, konnte nicht in Zahlen festgestellt werden, ebenso nicht inwieweit der Anbau von Erdnüssen im Zusammenhang mit Aktionsplänen im Bereich Biodiversität verknüpft wird. Der Bereich der Biodiversität und Landnutzung wurde mit der Punktzahl 2 belegt. Hinsichtlich des Abfalls im Rahmen des Anbaus ist anzumerken, das sowohl das Erdnussheu als Viehfutter und auch die Schalen als Kompost bzw. Biomasse für die Energiegewinnung der Weiterverwertung zugeführt werden können (Trueb 1999, S. 212 f.; Schuchert, o.J.; Schuster 1998; BMVEL 2012, S. 104), Punktzahl 1. Daten zu Luft- und Wasseremissionen konnten im Rahmen der Recherche zum Anbau der argentinischen Erdnuss nicht eruiert werden. Diese wären relevante Bereiche, die mit der Punktzahl 2 zu werten wären, da keine Daten vorliegen wird mit 0 gewertet. Die gesamte Phase wurde mit der maximalen Punktzahl 3 gewichtet. Phase Verarbeitung Die Phase der Verarbeitung sollte im Rahmen der Hot Spot Analyse entsprechend der Kriterien abiotische Materialien, Biotische Materialien, Energieverbrauch, Wasserverbrauch, Biodiversität & Landnutzung, Abfall, Luftemissionen und Wasseremissionen analysiert werden. Trotz intensiver Recherche konnten für diese Bereiche keine aussagekräftigen Daten für Argentinien bezogen auf die Erdnuss ermittelt werden. Nach der Ernte wird die Erdnuss in der Schale auf einen Wassergehalt von 10,5 % getrocknet, damit sie lagerfähig wird. Dieses geschieht durch Einblasen von 35 Grad Celsius erwärmter Luft (Trueb 1999, S. 212 f.; Schuster 1998). Hier wäre ein Kontakt mit den Firmen, welche die Trocknung vornehmen sinnvoll. Aus den jährlichen Daten der Firmen hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Energieart lässt sich dann entsprechendes Ableiten. Grundsätzlich steht dann auch die Frage im Raum welche Art von Energie eingesetzt wurde. Handel es sich um regenerative Energie oder wie wird die Abwärme weiter genutzt. Dieser Aspekt steht auch im Zusammenhang mit den Luftemissionen, die je nach genutzter Energieart entstehen können. Des Weiteren muss auf die Energieverbräuche beim Schälen und Rösten geschaut werden. Auch hier konnten keine Daten für den argentinischen Markt erhoben werden. Abiotische und biotische Materialen stehen u.a. im Zusammenhang mit der Verpackung des Produktes. Je nachdem ob große Mengen in Containern oder Big Bags verladen werden oder bereits die Verpackung für Verbrauchermengen in Form von Verpackungseinheiten für den Einzelhandel vom Verarbeiter durchgeführt wird, kommen hier unterschiedlichste Materialien von Papier, Kunststoff oder Metall zum Einsatz. Um Daten zu erhalten wäre ein direkter Kontakt zu Unternehmen hilfreich. Da die Erdnuss selbst getrocknet wird, ist kein direkter Wasserverbrauch mit ihr bei der Verarbeitung in Verbindung zu bringen. Indirekt sind natürlich immer die Reinigung der Verarbeitungsräume und gegebenenfalls der hierfür benötigte Wassereinsatz zu betrachten. Auch hier liegen keine Daten vor. Hinsichtlich des Abfallaufkommens ist anzumerken, dass die Schale der Erdnuss nach dem Schälprozess zur Energiegewinnung eingesetzt werden könnte, die v. a. bei der Verarbeitung zu Öl anfallenden Schalen werden nur zu einem geringen Teil energetisch genutzt“ (BMELV 2012 S. 96). Eine Schwierigkeit bildete bei dieser Recherche die Sprachbarriere. Die Gewichtung der gesamten Phase erfolgt mit 2. Phase Nutzung Die Phase der Nutzung wurde innerhalb der Hot Spot Analyse nicht weiter bearbeitet, das System wurde hier abgegrenzt. Hintergrund ist der begrenzt zeitliche Rahmen der zur Verfügung stand. Da keine Recherche und damit keine weitere Bewertung vorgenommen wurden, sind hier keine Hot Spots gekennzeichnet. Grundsätzlich ist jedoch anzumerken, dass die Phase der Nutzun das Produkt an den Einzelhandel abgibt. Grundsätzlich ist dann z. B. zu überlegen, an welcher Stelle z. B. das Verpackungsmaterial, welches die Einzelpackungen umgibt kritisch betrachtet wird, welchem Bereich sind sie dann zuzuordnen? Einsatzort ist der Verarbeitungssektor. Das Müllaufkommen durch z. B. Kartonagen oder Folien ist aber im Einzelhandel zu finden. Weitere Fragestellungen wie Energieaufwand für die Herstellung fließen dann ebenso mit ein wie die benötigte Energie für den Transport. Hier stellt sich wiederum die Frage an welcher Stelle das System sinnvollerweise abgegrenzt wird. Die Gewichtung der gesamten Phase erfolgt mit 1g, von dem Zeitpunkt an betrachtet werden sollte, sobald der Verarbeiter das Produkt an den Einzelhandel abgibt. Grundsätzlich ist dann z.B. zu überlegen, an welcher Stelle z. B. das Verpackungsmaterial, welches die Einzelpackungen umgibt kritisch betrachtet wird, welchem Bereich sind sie dann zuzuordnen? Einsatzort ist der Verarbeitungssektor. Das Müllaufkommen durch z. B. Kartonagen oder Folien ist aber im Einzelhandel zu finden. Weitere Fragestellungen wie Energieaufwand für die Herstellung fließen dann ebenso mit ein wie die benötigte Energie für den Transport. Hier stellt sich wiederum die Frage an welcher Stelle das System sinnvollerweise abgegrenzt wird. Die Gewichtung der gesamten Phase erfolgt mit 1. Phase Entsorgung Die Phase der Entsorgung wurde im Rahmen der Studie ebenfalls nicht weiter analysiert, hier erfolgt aus zeitlichen Gründen die Systemabgrenzung. Daher liegen hier keine Hot Spots vor. Festzuhalten ist jedoch, dass je nach Produkt, ob Erdnüsse in der Schale bzw. Erdnusskerne und dessen entsprechenden Verpackungsmaterialien beim Verbraucher Schalenreste bleiben bzw. Verpackungsmüll entsteht. Hinsichtlich der Erdnuss in der Schale fallen beim Endverbraucher die Schalenreste an. Da das Verhältnis von Schale zu Samen 3 zu 7 beträgt (Krist 2013, S. 217), stehen beim Konsum von 1 kg Erdnüssen in der Schale für den Verbraucher, nach dem öffnen der Nuss, 700 g verzehrsfähige Ware zur Verfügung. Der Schalenanteil beträgt 300g. Diese sind für den Verbraucher ohne weitere Probleme auf verschiedenen Wegen zu entsorgen. Ist ein eigener Kompost im Haushalt des Verbrauchers können die Schalen diesem zugefügt werden. Die weitere Möglichkeit ist die Entsorgung über die Komposttonne, welche durch die kommunale Müllabfuhr entsorgt wird. Sowohl die Erdnuss in der Schale als auch der reine Erdnusssamen sind von den verschiedenen Herstellern mit unterschiedlichen Umverpackungen versehen und kommen in den Handel. Hier liegt eine große Bandbreite unterschiedlicher Materialien vor, deren Voraussetzung ist, dass sie von lebensmittelrechtlicher Seite her zugelassen sein müssen. Bei loser Ware wie Erdnüssen in der Schale sind dieses z.B. Papier oder Plastiktüten. Bei geschälter Ware die z.B. geröstet und gesalzen in den Handel kommt, reichten die Materialien von verschiedene Kunststoffen in unbedruckter Form und mit Aufklebern versehenen, über bedruckte bis hin zu Metalldosen. Hier gilt es wiederum anzusetzen und eine entsprechende Hot Spot Analyse für die einzelnen Materialien durchzuführen um das Gesamtbild zu vervollständigen. Die Gewichtung der gesamten Phase erfolgt mit 1. 4 Ergebnisse der sozialen Hot Spot-Analyse Die Analyse der Wertschöpfungskette geschälter Erdnüsse aus Argentinien hat insgesamt 11 Hot Spots im sozialen Bereich aufgedeckt. Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht die identifizierten sozialen Lebenszyklusphase. Die Hot Bewertung Spots der entsprechend einzelnen der sozialen Kategorie und Kategorien nach Lebensphasen basiert auf derselben Gewichtung der Lebensphasen wie in der vorangegangen ökologischen HSA (s. Tabelle 4). Tabelle 6: Übersicht der sozialen Hot Spots Lebenszyklusphase Kategorie Rohstoffgewinnung Verarbeitung Nutzung inkl. Entsorgung Einzelhandel Soziale Kriterien Allg. Arbeitsbedingungen 6 6 2 1 Soziale Sicherheit 6 6 2 1 Training und Bildung 3 3 2 1 Arbeitsgesundheit & -schutz 9 6 2 1 Menschenrechte 9 0 0 0 Einkommen 3 3 2 1 Konsumentengesundheit 0 0 6 0 Produktqualität 6 6 4 0 Quelle: Eigene Darstellung nach Rohn 2013 Anmerkung: Hot Spots = 6 - 9 Punkte Die Übersichtstabelle zeigt, dass sich die sozialen Hot Spots insgesamt auf die ersten drei Phasen der Wertschöpfungskette argentinischer Erdnüsse begrenzen, wobei sich diese vornehmlich auf die ersten beiden LZPn konzentrieren. Im Folgenden werden die in der Tabelle 6 farblich hinterlegten Hot Spots erläutert. Von einer inhaltlichen Darstellung der übrigen Kategorien wird hier jedoch abgesehen. Da in den Phasen Rohstoffgewinnung und Verarbeitung viele Hot Spots in den identischen Kategorien wiederzufinden und gleichen Ursprungs sind, werden die Ergebnisse an sinnvoller Stelle verkürzt erläutert, um Dopplungen zu vermeiden. Phase Rohstoffgewinnung Sowohl die allgemeinen Arbeitsbedingungen als auch die soziale Sicherheit zeichnen sich in Argentinien insgesamt als instabil und heterogen ab. Entgegengesetzt der offiziellen staatlichen Studie des Nationalen Institutes für Statistik und Zensus (INDEC), haben verschiedene privatwirtschaftliche Studien ergeben, dass rund ein Viertel der argentinischen Haushalte auf Sozialleistungen des Staates angewiesen sind. Vorhersagen zufolge, soll künftig weniger als die Hälfte der Bevölkerung sozialversichert sein. (Lorenz 2014) Hierbei handelt es sich zwar um allgemeine und nicht branchenspezifische Aussagen, dennoch wird in der vorliegenden Studie davon ausgegangen, dass ähnliche Verhältnisse im Landwirtschaftssektor wiederzufinden sind. Eine weitere Problematik stellt die allgemeine Verdrängung von Kleinbauern dar, welche sich seit 1988 mit dem zunehmenden Sojaanbau in ganz Argentinien abzeichnet (Álvarez Kalverkamp 2014). Die Zahl der Agrarbetriebe sei innerhalb von 20 Jahren von 421.000 auf 270.00 Betriebe geschrumpft (Álvarez Kalverkamp 2014). Während lediglich 2 Prozent der Betriebe (meist Agrarriesen) über die Hälfte der Ackerflächen bewirtschaften, verfügten fast zwei Drittel der Unternehmen über gerade einmal drei Prozent der Gesamtnutzfläche (Álvarez Kalverkamp 2014). Dies ist ein Problem, von welchem auch die Erdnuss-Bauern betroffen sind. Auf dieser Grundlage werden die Arbeitsbedingungen und die soziale Sicherheit für argentinische Arbeitnehmer, die in der Produktion Erdnüssen tätig sind, als relevante Hot Spots gewertet. Untermauert werden die vorangegangenen Hot Spots ebenfalls durch die Ergebnisse der Hot Spot-Analyse in den Kategorien Arbeitsgesundheit & Arbeitsschutz sowie Menschenrechte. Verschiedene Quellen geben Hinweise darauf, dass es in den letzten Jahren zu verschiedenen Menschenrechtsverletzungen im Landwirtschaftssektor gekommen ist. So berichtet die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ) auf ihrer Homepage, dass Kinderarbeit unter anderem auch auf argentinischen Plantagen vorzufinden ist (Rivero, o.J.). In den Jahren 2010 und 2011 gab es Skandale um Sklavenarbeit bei verschiedenen transnationalen Agrarriesen. Den Konzernen wurde vorgeworfen, dass die Landarbeiter in menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht wurden und für Niedrigstlöhne unter rechtswidrigen Arbeitsbedingungen arbeiten mussten. (Lehnert 2011). Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen und Gesundheitsgefährdung von Landarbeitern in Argentinien liefern zudem Quellen über den Einsatz von Pestiziden. Speziell im Sojaanbau, welcher in den letzten Jahren in Argentinien boomt, werden Pestizide eingesetzt, welche in Zusammenhang mit gestiegenen Fällen von Asthmaerkrankungen, Tod durch Atemstillstand, Krebserkrankungen, Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und pränatalen Missbildungen gebracht werden. (Vogt 2010; Álvarez Kalverkamp 2014). Für den Pestizideinsatzes beim Erdnussanbau konnte explizit keine Daten ausfindig gemacht werden. Jedoch wird davon ausgegangen, dass der Einsatz und Umgang mit Pestiziden in Argentinien kein pflanzenspezifisches Problem darstellt. Möglicherweise liegt eine allgemeine Problematik vor, was die Wertschätzung der Arbeitnehmergesundheit seitens der Agrarunternehmen angeht. An dieser Stelle wird ausdrücklich von den Verfasserinnen darauf hingewiesen, dass diese Aussage selbstverständlich keine Allgemeingültigkeit hat. Insofern diese These jedoch nicht widerlegt werden kann, sollte sie mit der notwendigen Ernsthaftigkeit behandelt werden. Das bedeutet, bei der Produzentenwahl genau hinzuschauen, welche Arbeitsbedingungen im Einzelfall vor Ort herrschen. Die Kategorien Arbeitsgesundheit & Arbeitsschutz und Menschenrechte werden aufgrund der vorangehenden Rechercheergebnisse als hoch relevant eingestuft und ergeben schließlich Hot Spots in der argentinischen Erdnussproduktion. Die Kategorie Produktqualität stellt einen weiteren Hot Spot in der Phase der Rohstoffgewinnung dar. Ausschlaggebend für die Einstufung der Kategorie als hoch relevant ist, dass in Ölsaaten bzw. Hülsenfrüchten durch falsche Lagerbedingungen gesundheitsgefährdende Aflatoxine entstehen können. Gemäß der EU Verordnung Nr. 165/2010 der Europäischen Kommission, gehören u. a. argentinische Erdnüsse zu denjenigen Lebensmitteln, welche verstärkt amtlichen Kontrollen bei der Einfuhr unterliegen müssen (EU Kommission 2010). Auf der internationalen Homepage des europäischen Schnellwarnsystems für Lebens- und Futtermittel (RASFF) sind keine aktuellen Meldungen über kontaminierte argentinische Erdnüsse hinterlegt. Da jedoch grundsätzlich eine potenzielle Gesundheitsgefährdung durch Aflatoxine bestehen kann und der Grundstein für die Bildung bereits nach der unmittelbaren Ernte gelegt wird, wird dieser Kategorie trotz mangelnder Aktualität eine hohe Relevanz zugesprochen. Beabsichtigt wird hiermit, dass bei der Produzentenauswahl Wert darauf gelegt wird, dass ausreichende Verhütungs- und Kontrollmaßnahmen im Produktionsbetrieb durchgeführt werden. Die übrigen Kategorien Training und Bildung, Einkommen und Konsumentengesundheit stellen bei der Rohstoffgewinnung keine Hot Spots dar. Ursächlich hierfür ist die gering eingestufte bzw. fehlende Relevanz der Datengrundlage für diese Phase. Phase Verarbeitung Ebenso wie in der LZP Rohstoffgewinnung, stellen die Kategorien Allgemeine Arbeitsbedingungen, Soziale Sicherheit und Produktqualität in der Verarbeitungsphase von Erdnüssen einen sozialen Hot Spot dar. Die Grundlage für die Einstufung der Relevanz dieser Hot Spots, bilden dieselben Fakten wie in der vorangegangenen Phase (vgl. Phase Rohstoffgewinnung). Arbeitsgesundheit und Arbeitsschutz stellen in der Erdnussverarbeitung ebenfalls einen sozialen Hot Spot dar, wird hier jedoch als geringer relevant befunden im Vergleich zur Phase des Verarbeitung Erdnussanbaus. zu Da kontaminierte Erdnüsse mit Aflatoxinen in der einer Gesundheitsgefährdung der Arbeitnehmer durch mangelnde Arbeitsschutzmaßnahmen (bspw. fehlender Mundschutz) führen kann, wird diese Kategorie als möglicher kritischer Punkt gewertet. Die maximale Einstufung der Relevanz wurde hier nicht vergeben, da durch Rücksprache mit einem Vertreter eines bekannten international agierenden Unternehmens der Snackindustrie und Großabnehmer geschälter argentinischer Erdnüsse, Auskunft darüber gegeben hat, dass viele argentinische Erdnussverarbeiter über sehr moderne Schälanlagen verfügen. Da diesbezüglich keine Informationen über alle argentinischen verarbeitenden Unternehmen vorliegen, wird hier vom Worst Case ausgegangen. Das heißt, dass die Verfasserinnen davon ausgehen, dass in Argentinien Erdnüsse mindestens teilweise noch von Hand geschält werden und theoretisch eine Gefahr der Gesundheitsgefährdung bestehen kann. In den Kategorien Training und Bildung, Menschenrechte und Konsumentengesundheit liegen keine Hot Spots vor, aufgrund mangelnder Relevanz in dieser Phase bzw. nicht vorhandener Datengrundlage. Phase Nutzung inklusive Einzelhandel In der Nutzungsphase, d.h. angefangen von dem verzehrsfertigen und verpackten Produkt im deutschen Einzelhandel bis hin zur Konsumierung durch den Kunden, kann lediglich ein Hot Spots identifiziert werden, welcher sich in der Kategorie Konsumentengesundheit befindet. Erdnüsse gelten als hoch allergene Lebensmittel. Gemäß der EU Verordnung Nr. 1169/2011 der Europäischen Kommission, gilt daher im Sinne der Konsumentengesundheit seit dem 14. Dezember 2011, dass Erdnüsse, alle daraus gewonnen Erzeugnisse und Lebensmittel mit Spurenelementen entsprechend auf der Produktverpackung gekennzeichnet werden müssen (EU Kommission 2011). Da die Politik sehr spät die Kennzeichnungsverordnung über Allergene erlassen hat, obwohl die allergene Wirkung von Erdnüssen weitaus früher wissenschaftlich bewiesen wurde. Die Politik hat im Verhältnis zum Zeitpunkt der wissenschaftlichen Belegung von der allergenen Wirkung verschiedener Nahrungsmittel, sehr spät mit dem Erlass der entsprechenden Kennzeichnungs-Verordnung reagiert. Schlimmstenfalls führt eine allergische Reaktion zum Tode. Aufgrund dieser Fakten wird der Konsumentengesundheit in der Nutzungsphase von Erdnüssen eine sehr hohe Relevanz zugesprochen und stellt somit einen Hot Spot dar. Nicht zuletzt soll dadurch die Verantwortung der Lebensmittelindustrie gegenüber den Konsumenten unterstrichen werden. Da in der vorliegenden Studie von dem Endprodukt geröstete und gesalzene argentinische Erdnüsse ausgegangen wird, sollte aus ernährungsphysiologischer Sicht die Produktverpackung mit einem sinngemäßen Hinweis „Da das Produkt Natrium enthält, kann der Verzehr zu einem erhöhten Blutdruck beitragen“ versehen werden. Wenngleich der alleinige Verzehr einer Portion gesalzener Erdnüsse bei einem gesunden Menschen nicht zu einer patogenen Erhöhung des Blutdrucks führt (UK Heidelberg 2007), sollte aus Sicht der Verfasserinnen auch hier die Lebensmittelindustrie Verantwortung für die Konsumenten übernehmen. Durch einen entsprechenden Hinweis erhalten Konsumenten mit einer ihnen bekannten Disposition für Herz-Kreislauf-Erkrankung die Möglichkeit, ihre aktuelle Tageszufuhr zu reflektieren. In den verbleibenden sozialen Kategorien konnten keine kritischen sozialen Punkte festgestellt werden, aufgrund niedriger oder mangelnder Relevanz für die Nutzungsphase. Phase Entsorgung Da der Schwerpunkt der vorliegenden Studie auf dem Rohstoff Erdnuss selbst liegt und in diesem Sinne keine zu entsorgenden Reste anfallen, die eine relevante soziale Auswirkung bzw. Relevanz haben, können liegen hier keine Hot Spots vor. 5 Zusammenfassung der Ergebnisse Die Analyse der Wertschöpfungskette argentinischer Erdnüsse hat ergeben, dass sowohl im ökologischen als auch im sozialen Bereich Hot Spots in drei von vier Lebenszyklusphasen zu finden sind. Da die Erdnuss selbst im Fokus dieser Studie stand, konzentrieren sich die Hot Spots in erster Linie auf die Phasen Rohstoffgewinnung und Verarbeitung. Insgesamt konnten mehrheitlich soziale Hot Spots identifiziert werden, was auf die Bedingungen im Erzeugerland Argentinien zurückzuführen ist. Im Folgenden werden schließlich die essentiellen Ergebnisse der ökologischen und der sozialen HSA zusammengefasst. Identifizierte ökologische Hot Spots Die beiden identifizierten Hot Spots befinden sich in der ersten Lebenszyklusphase der Wertschöpfungskette. Die Bereiche Abiotische Materialien sowie Biodiversität und Landnutzung haben hier die höchst Relevanz. Anzumerken ist, dass für diese Bereiche Daten erfasst werden konnten und somit auch eine Bewertung stattfand. Da für die gesamten weiteren Bereich, die mit Datenmaterial recherchiert werden einer konnte, 0 bewertet wurden kein adäquates ist davon auszugehen das bei einer Erweiterung der Datenlage weiter Hot Spots hinzukommen. Identifizierte soziale Hot Spots Die sozialen Hot Spots sind überwiegend in den ersten beiden Lebenszyklusphasen der Wertschöpfungskette argentinischer Erdnüsse. In den Phasen Rohstoffgewinnung und Verarbeitung befinden sich die Hot Spots mit der höchsten Relevanz in den Kategorien Arbeitsgesundheit & Gesundheitsschutz und Menschenrechte. Weitere kritische Punkte im sozialen Bereich mit hoher Relevanz betreffen die Kategorien Allgemeine Arbeitsbedingungen, soziale Sicherheit und Produktqualität. Ausschlaggebend für die Bewertung und somit für das Zustande kommen der Hot Spots waren in erster Linie mehrere Berichte verschiedener Quellen über Fälle von schlechten bis hin zu menschenunwürdigen Arbeitsverhältnissen in der argentinischen Landwirtschaft. Die Ursache für die vielen Hot Spots in den ersten beiden Phasen der Wertschöpfungskette ist so einerseits durch die herrschenden Bedingungen im Produktionsland Argentinien zu suchen, andererseits aber auch in den allgemeinen Anbaubedingungen (bspw. der Pestizideinsatz) konventionell erzeugter Lebensmittel. Ein weiterer sozialer Hot Spot wurde in der Kategorie Konsumentengesundheit der Verarbeitungsphase identifiziert. Das Thema Allergen-Kennzeichnung wird hier als besonders relevant erachtet und kann auch für andere Lebensmittelerzeugnisse mit allergenen Stoffen allgemein als wichtiger Hot Spot betrachtet werden. Die Verfasserinnen kommen durch die Analyseergebnisse zu dem Schluss, dass deutsche erdnussverarbeitende Unternehmen, bei der Wahl argentinischer Erdnussproduzenten die hier ermittelten Ergebnisse berücksichtigen. So empfiehlt es sich, die genauen Anbau- bzw. Arbeitsbedingungen bestenfalls vor Ort zu ermitteln und soziale Aspekte in Anbau- und Lieferverträgen zu verankern, welche sich an internationalen Kodices orientieren. Nur so ergibt sich die Möglichkeit, einen positiven Einfluss auf die argentinische Erdnussindustrie zu nehmen und eine nachhaltige Entwicklung, insbesondere im sozialen Bereich, zu fördern. 6 Fazit Das Ziel der Studie stellte die Ermittlung ökologischer und sozialer Hot Spots entlang aller Lebenszyklusphasen geschälter Erdnüsse des Produktionslandes Argentinien dar. Mit Hilfe der Methodik der systematischen Recherche nach Primärstudien und einschlägiger Literatur zu der Thematik, konnten mehrere ökologische als auch soziale Hot Spots identifiziert werden. Bei der ökologischen Hot Spot Analyse argentinischer Erdnüsse befinden sich die kritischen Punkte im Bereich der abiotischen Materialien sowie bei der Biodiversität & Landnutzung im Bereich der Rohstoffgewinnung. Die soziale Hot Spot Analyse hat insgesamt 11 Hot Spots ergeben. Diese konzentrieren sich vornehmlich auf die Phasen Rohstoffgewinnung und Verarbeitung, welche im Erzeugerland Argentinien stattfinden. Kritische Bereiche, auf die Unternehmen bei ihrer Wahl von Erdnuss-Produzenten und / oder Lieferanten besonders achten sollten, befinden sich überwiegend in den Kategorien Soziale Sicherheit, Allgemeine Arbeitsbedingungen und Menschenrechte. Dass insgesamt weniger ökologische als soziale Hot Spots identifiziert wurden, resultiert einerseits auf der unterschiedlichen Datenverfügbarkeit und den Zugriffsrechten. Andererseits ist die spezifische Nationalgeschichte Argentiniens ausschlaggebend dafür, dass die soziale Hot Spot Analyse mehrere kritische Punkte zutage gebracht hat. Das Ziel der Arbeit, soziale und ökologische Hot Spots zu identifizieren, ist somit insgesamt als erreicht zu werten. Die Datengrundlage, auf welcher die Studienergebnisse basieren, ist jedoch nicht als homogen qualitativ hochwertig zu betrachten. Hinzu kommt, dass aufgrund eines fehlenden Forschungsbudgets, lediglich ein Zugriff auf kostenfreie Studien und Literatur möglich war und so nicht der gesamte Literaturpool für die Arbeit zur Verfügung stand. Es ist davon auszugehen, dass mit der Recherche weiterer Primärstudien andere Hot Spots aufgedeckt werden, gegebenenfalls aber auch Punkte die als Hot Spot identifiziert wurden widerlegt werden. Dennoch möchten die Autorinnen an dieser Stelle betonen, dass bei der Wahl der Quellen höchste Sorgfalt auf die Qualität und Aussagekraft gelegt wurde. Somit kann diese Arbeit grundsätzlich als Ausgangspunkt für zukünftige Hot Spot Analysen von Erdnüssen aus Argentinien dienen. Hot Spot Analysen beurteilen bestenfalls den Status Quo von Wertschöpfungsketten eines Rohstoffs, Produktes oder einer Dienstleistung. Anzumerken ist, dass in der Regel eine geraume Zeit vergeht, bis wissenschaftliche Studien publiziert werden und der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Insofern sind ebenfalls die Daten von Primärstudien zeitversetzt. Generell ist darauf zu achten, dass die Studie bestimmte betrachtete Aspekte verallgemeinert, die Ursache hierfür ist ebenso in der Datenbasis zu finden. Es hat sich im Stakeholderdiskurs gezeigt, dass unternehmensspezifische Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind. Unternehmensspezifische Informationen sind relativ schwer erhältlich, da jeder Betrieb im Wettbewerb seine Vorrangstellung weiter bewahren und ausbauen will. So obliegt es der Verantwortung jedes Unternehmens, selbst aktiv die Hot Spots lieferantenspezifisch zu analysieren, gemeinschaftlich Ziele zu formulieren und Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist sowohl betriebsintern als auch zwischenbetrieblich die Basis. Letztendlich trägt jedes wirtschaftlich agierende Unternehmen eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. 7 Quellenverzeichnis Álvarez Kalverkamp, M. (2014): Argentinien, das Soja-Reich. In: Fleischatlas: Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel, 1. Auflage, Januar 2014, S. 30-31 American Peanut Council (o.J.): Erdnüsse aus den USA – Innovation durch Qualität: Produkte mit Mehrwert. Online unter: http://uk.peanutsusa.com/Information-For/Buyers2/Deutsch-German.pdf. 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Die im Rahmen des Moduls „Nachhaltigkeitsbewertung in Wertschöpfungsketten“ im Wintersemester 13/14“ des Masterstudiengangs „Nachhaltige Dienstleistungs- und Ernährungswirtschaft“ durchgeführte Analyse geschieht auf Basis einer umfassenden Literaturrecherche. In Form einer Kurzstudie werden Hintergrundinformationen zu dem Rohstoffmandel zusammengetragen. Anschließend wird eine systematische Analyse entlang der Lebenszyklusphasen (Rohstoffgewinnung, Verarbeitung, Nutzung) des Rohstoffes durchgeführt. Die Analyse bezieht sich dabei auf das Anbaugebiet Kalifornien, da von dort 80 Prozent der Welternte stammen. Als Endprodukt wird die verzehrfertige, geschälte Rohmandel betrachtet. Insgesamt werden neun Hot Spots (drei ökologische und sechs soziale) identifiziert, die überwiegend in der Phase der Rohstoffgewinnung lokalisiert sind. Ökologische Problembereiche sind hier vor allem die negativen Folgen des Dünge- sowie Pflanzenschutzmitteleintrages auf den Boden und das Wasser sowie auf die Gesundheit der zur Bestäubung in die Plantagen gebrachten Bienen. Hinzu kommt der Konflikt zwischen dem hohem Wasserverbrauch für den Mandelanbau und der klimabedingten Wasserverfügbarkeit in Kalifornien. Die identifizierten sozialen Probleme liegen sowohl in der Rohstoffgewinnung als auch in der Verarbeitung in den Bereichen der allgemeinen Arbeitsbedingungen sowie der sozialen Sicherheit und des Einkommens. Diese hängen mit der unzureichenden Bezahlung von Saisonarbeitern aus Mexiko sowie anderen Benachteiligung zum Beispiel im Vereinigungsrecht zusammen. 2 Hintergrund - Betrachtung der Wertschöpfungskette und des Rohstoffsystems Botanik Botanisch gesehen gehören die Mandeln zum Steinobst und sind die Früchte des Mandelbaumes (Dienstleistungszentren Ländlicher Raum Rheinland Pfalz o.J.). Der Mandelbaum ist, wie auch der Pfirsich- oder die Kirsche ein Rosengewächs und wird bis zu sechs Meter hoch (August Töpfer & Co. KG o.J.). Beim Mandelbaum sind drei Unterarten zu unterscheiden: Die Süßmandel (Prunus dulcis var. dulcis), die Bittermandel (Prunus dulcis var. amara) und die Krachmandel (Prunus dulcis var. sativa). Die Süßmandel ist mild-aromatisch und süßlich im Geschmack, während die Bittermandel aufgrund des hohen Gehalts von Amygdalin nicht für den Verzehr geeignet ist. Sie wird lediglich für die Herstellung von Bittermandelöl für die Backindustrie angebaut. Krachmandeln haben eine dünne Steinschale und sind in Aussehen und Geschmack mit der Süßmandel vergleichbar (Kötter 2007a) Nach zwei bis drei Jahren beginnen Mandelbäume Blüten/Früchte zu tragen und nach sechs oder sieben Jahren fallen erste Ernten an. Bis zu 50 Jahren können Mandeln an einem Baum geerntet werden. Meist werden die Kulturen allerdings nach 25 bis 30 Jahren neu gepflanzt. (Klohn/Windhorst, 2011, S. 237). Abbildung 1: Eine Mandelplantage in Blüte im Norden Kaliforniens Quelle: Lopus et al. 2010 Abbildung 3: Mandeln am Baum Quelle: Eisenbarth 2013 Abbildung 2: Mandelblüten und Mandeln am Baum Quelle: BR 2011 Abbildung 4: Mandeln Quelle: Eisenbarth 2013 Sorten Auf der ganzen Welt gibt es über hundert verschiedene Mandelsorten (August Töpfer und Co. KG o.J.). Sie lassen sich vor allem durch ihre Schalendicke unterscheiden (Kötter 2007a). In den USA, dem wichtigsten Anbauland für Mandeln, sind vor allem die folgenden Sorten bekannt. Nonpareil ist die in den USA und damit auch weltweit am meisten angebaute Mandelsorte. Diese Sorte ist schneller reif als andere Sorten und lässt sich gut hacken und blanchieren. Eine Gruppenbezeichnung für viele Sorten ist California. Diese Mandelsorte hat eine dunkle Haut und ist intensiver im Geschmack als Nonpareil. Qualitativ gilt diese Mandelsorte schlechter als die weit verbreitete Nonpareil. Auch Mission ist, wie die California, eine Zusammenfassung unterschiedlicher Mandelsorten. Diese Sorte weist eine dunkle Haut und einen starken Geschmack auf. Diese Mandel lässt sich schlecht blanchieren und kann daher eher in der Süßwaren- und Eisindustrie eingesetzt werden. (August Töpfer & Co. KG o.J.) Anbaubedingungen Generell sind für den Mandelanbau Regionen mit langen, trockenen Sommern am besten geeignet (Klohn/Windhorst, 2011, S. 237). Der ideale Standort zum Mandelanbau ist windgeschützt auf mäßig lehmigem Boden. Unter diesen Bodenbedingungen reichen die Wurzeln bis zu drei Metern in die Tiefe (Klohn/Windhorst, 2011, S. 237).Für den Ertrag müssen mindestens zwei verschiedene Mandelsorten gepflanzt werden. Geerntet werden die Mandeln von Mitte August bis Oktober durch Baumschütteln. Dies führt dazu, dass die Mandeln in der Hülse vom Baum runter fallen (Almond board of California, o. J.d). Je Mandelbaum liegt der Ertrag bei circa 10 Kilogramm Früchte, inklusive Frucht- und Steinschale) (Kötter 2005a) bis zu drei Metern in die Tiefe (Klohn/Windhorst, 2011, S. 237).Für den Ertrag müssen mindestens zwei verschiedene Mandelsorten gepflanzt werden. Geerntet werden die Mandeln von Mitte August bis Oktober durch Baumschütteln. Dies führt dazu, dass die Mandeln in der Hülse vom Baum runter fallen (Almond board of California, o. J.d). Je Mandelbaum liegt der Ertrag bei circa 10 Kilogramm Früchte, inklusive Frucht- und Steinschale) (Kötter 2005a). Erzeugermethoden In Kalifornien, dem Hauptanbauland, werden Mandeln auf großer Fläche angebaut. Hier werden circa 6.000 Mandelbäume auf einer Fläche von über 283.000 Hektar bewirtschaftet (Almond Board California o. J.a, S. 1). Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass sich der Mandelanbau auch in Kalifornien auf einige Landkreise konzentriert. Der Mandelanbau erfolgt vorrangig im Landesinneren. Deutlich wird zudem, dass einzelne, teilweise kleine, Landkreise über 100 Millionen Pfund Mandeln erzeugen. Abbildung 1: Mandelanbau in Kalifornien Quelle: Klohn/Windhorst 1990, S. 94 Der Mandelanbau erfolgt demnach meist in Großbetrieben. Blue Diamond Growners ist die Genossenschaftliche Organisation, innerhalb derer mindestens 50 zeitweise aber auch bis zu 75 Prozent der Mandelernte produziert und verarbeitet werden. Die 5.100 Mitgliederbetriebe haben eine durchschnittliche Größe von circa 18 Hektar (Klohn/Windhorst 1990, S.94). Zur Unterhaltung und Ernte der großen Felder und Plantagen werden in der kalifornischen Landwirtschaft generell häufig Fremdarbeiter eingesetzt. Im Durchschnitt arbeiten auf 37 Prozent der Farmen Fremdarbeiter. Farmen, die beispielsweise Früchte, Nüsse oder Gemüse anbauen gelten als besonders arbeitsintensiv. Im Jahr 2007 waren daher 57 Prozent der Fremdarbeiter auf Frucht- und Baumnussfarmen beschäftigt. (Klohn/Windhorst 2011, S. 209). Produktion Nachdem die Mandeln durch Baumschütteln geerntet wurden beginnt die eigentliche Produktion. In den Produktionsstätten erfolgen die Sortierung und die Befreiung von Fremdkörpern. Mandeln, die bei dieser Verarbeitung beschädigt werden, werden fein gemahlen und mit Zu- ckersirup, Wasser und Aromastoffen zu einer Paste für die Back- und Süßwarenindustrie verarbeitet. Zum Schälen werden die Mandeln in kochendem Wasser erhitzt, so dass sich die Haut mit Hilfe von Gummiwalzen ablösen lässt. In diesem heißen Zustand können sich die Mandeln gut tranchieren und hacken. (August Töpfer & Co. KG). Die anfallenden Schalenabfälle werden vorrangig in Biogasanlagen weitergenutzt. Die genossenschaftliche Organisation Blue Diamont Growners betreibt dadurch seine eigenen Produktionsanlagen und speist zusätzlich ins öffentliche Netz ein. Hierdurch können zusätzliche 10.000 Häuser mit Strom versorgt werden. (Klohn/Windhors1990, S. 97). Produktionsregionen / Mengen pro Region Die weltweite Mandelproduktion lag im Jahr 2012/13 bei gut circa 1,2 Millionen Tonnen. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt produziert Kalifornien hiervon 80 Prozent. Je sechs Prozent werden in Australien und der Europäischen Union angebaut. Andere Länder wie die Türkei oder der Iran bauten eine geringe Menge von circa 15 Millionen Tonnen an. Die stärkste Konkurrenz Kaliforniens liegt mit Spanien und Italien innerhalb der Europäischen Union. Abbildung 2: Prognose der weltweiten Mandelproduktion 2012/13 Quelle: Almond board California o. J.c In Deutschland beschränkt sich der Mandelanbau auf die Selbstvermarktungsebene. Lediglich in einigen Weinbaugebieten in Rheinhessen, der Pfalz und des Oberrheins werden Mandeln hierfür angebaut. Statistische Zahlen über Mengen und Erträge liegen auf Grund der geringen Bedeutung nicht vor. (Kötter 2007b). Preise Die nachfolgende Abbildung zeigt die Entwicklung der Erzeugerpreise von Mandeln in den USA. Der Erzeugerpreise für Mandeln (mit Schale) hat sich, bezogen auf die USA, in den letzten 20 Jahren fast verdreifacht. 2011 waren für eine Tonne Mandeln mit Schale 4.233 US-Dollar zu zahlen, damit ist der Preis seit 2008 stetig angestiegen. Trotz des hohen Preisanstiegs 2005 kann, bezogen auf die Jahre 1991 bis 2011, von einer steigenden Preistendenz gesprochen werden. Warenströme Wie bereits dargestellt produziert Kalifornien einen Großteil des weltweiten Mandelbedarfs, gefolgt von der Europäischen Union und Australien. Die untenstehende Grafik zeigt, dass in den USA weit weniger Mandeln konsumiert als angebaut werden. Dem entgegen steht zum Beispiel Europa, hier werden circa 28 Prozent der weltweitproduzierten Mandeln konsumiert. Abbildung 3: Mandelproduktion und - Konsum im Vergleich Quelle: Almond Board of California o. J.c Die europäische Union produziert allerdings nur einen Anteil von 8 Prozent. Auch Asien und Afrika haben einen hohen Bedarf und konsumieren lediglich Importierte Mandeln. Der Vergleich der beiden Grafiken zeigt also deutlich, dass Mandeln, vor allem für die USA, ein wichtiges Exportgut sind. Dies wird auch in der folgenden Abbildung deutlich – diese zeigt die Exportzahlen von Mandeln aus den USA der letzten Jahre im Vergleich. Abbildung 4: Steigende Exportmärkte der USA Quelle: USDA 2010 Insgesamt ist der Export von Mandeln in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Während die Mengen, die in die Europäische Union exportiert werden konstant sind, wachsen vor allem Exporte nach China, in die vereinigten Arabischen Emirate und in andere Länder. Für die Jahre 2010/2011 wird insgesamt ein Export über 450 Megatonnen erwartet. Dies bedeutetet einen Anstieg von circa 150 Megatonnen innerhalb von fünf Jahren. Qualitätsanforderungen / Standards Zur Beurteilung der Qualität von Mandeln können zum einen die Normen der UNECE angewandt werden. Diese regelt vor allem Klassen- und Größenvorschriften (aid Infodienst 2009). Zum anderen existiert eine Marktordnung für Mandeln, die „Regulation Marketing Order No 981, Handling of Almonds Grown in California“, diese enthält unter anderem Qualitätskontroll- bestimmungen, die zum Beispiel regeln, dass beschädigte Ware zur Weiterverarbeitung verwendet werden darf (Klohn/Windhorst 1990, S. 93f). Auch die United States Departement of Agriculture (USDA) hat festgelegt, wann eine Mandel eine bestimmte Bezeichnung tragen darf. Hier werden Kriterien, wie zum Beispiel der Fremdkörperanteil oder der Anteilschadenhafter Mandeln herangezogen (AugustTöpfer& Co. KG o. J.). 3 Ergebnisse der ökologischen Hot Spot Analyse Im Folgenden werden die Ergebnisse der Hot Spot Analyse dargestellt. Das Rohstoffsystem wurde bei der Erarbeitung der Analyse auf Kalifornien begrenzt, da 80 Prozent der Welternte von dort stammen (Almond board of California 2012a, S. 12). Als Endprodukt wurde die verzehrfertige Rohmandel betrachtet. Sowohl in der ökologischen als auch in der sozialen Hot Spot Analyse wurden jeweils drei Phasen der Wertschöpfungskette betrachtet: Die Rohstoffgewinnung, die Verarbeitung und die Nutzung. Die Phase der Entsorgung wird in der vorliegenden Arbeit nicht dargestellt, da sie bei dem betrachteten Endprodukt nicht relevant ist. Abbildung 5: Betrachtete Wertschöpfungskette Quelle: Eigene Darstellung Aufgrund der Datenlage wurde die Phase der Rohstoffgewinnung, die alle Tätigkeiten in Zusammenhang mit der Produktion von Mandeln umfasst, mit einer Punktzahl von drei gewichtet. Nach der Ernte der Mandeln, in der Phase der Verarbeitung erfolgt eine Blanchierung und Schälung der Mandeln, sodass das Endprodukt einer verzehrfertigen Rohmandel entsteht. Diese Phase wurde mit zwei Punkten gewichtet. Die dritte Phase, die die Nutzung der Mandel durch den Konsumenten umfasst, wurde mit einem Punkt gewichtet. In jeder Phase der Wertschöpfungskette wurden die gleichen ökologischen und sozialen Kriterien betrachtet und bewertet. In der ökologischen Hot Spot Analyse wurden insgesamt drei Hot Spots identifiziert, die alle in der Phase der Rohstoffgewinnung zu finden sind. Rohstoffgewinnung Tabelle 1: Übersichtstabelle - ökologische Kriterien bei der Rohstoffgewinnung Ökologische Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Abiotische Materialien 3 9 Biotische Materialen 1 3 Energieverbrauch 1 3 Wasserverbrauch 3 9 Biodiversität und Landnutzung 3 Abfall 1 3 Luftemissionen 1 3 Wasseremissionen 1 3 3 9 Quelle: Eigene Darstellung Der erste Hot Spot in der Phase der Rohstoffgewinnung liegt in der Kategorie der abiotischen Materialien. Diese wurde mit drei Punkten bewertet, weil große Mengen an Düngemitteln und Pestiziden, die negative Auswirkungen auf die Luft sowie das Oberflächen- und Grundwasser haben, auf die Mandelplantagen aufgetragen werden (Lopus et al. 2010). Aufgrund der Anfälligkeit des Mandelbaumes für Pilzerkrankungen, werden vor allem Fungizide, aber auch Insektizide wie Imidacloprid und Clothinadin auf die Pflanzen aufgetragen, die die zur Bestäubung der Blüten auf die Plantagen eingebrachten Bienen schädigen können (Kötter 2005b; Imhoof/Lieckfeld 2013, S. 27). Aufgrund der Größe der Plantagen und der damit verbundenen Gefahr des Verlaufens wird tagsüber in die offene Blüte gespritzt, zur der Zeit wenn auch die Bienen unterwegs sind. Diese tragen die Wirkstoffe mit dem Nektar ein und werden entweder selbst geschädigt oder spätestens ihre Brut. Das Problem besteht darin, dass es im Mandelgeschäft bislang ökonomischer ist, die Verluste der Imker einzupreisen als auf bienenschädliche Spritzmitteleinsätze zu verzichten (Imhoof/Lieckfeld 2013, S. 20 f.). Ein weiterer Hot Spot findet sich in der Kategorie Wasser, die ebenfalls mit drei Punkten bewertet wurde. Die Wasserentnahmen für die Landwirtschaft stehen in Konflikt zu der klimabedingten schlechten Wasserverfügbarkeit in Kalifornien: Das trockene Steppen- bzw. Wüstenklima in Kalifornien bedingt eine starke Sommertrockenheit mit einer geringen Wasserverfügbarkeit, die genau zu der Zeit auftritt, zu der die Wassernachfrage für die Landwirtschaft besonders groß ist. Zwischen August und November erreicht die Wasserführung der Flüsse ihr Minimum (Klohn/Windhorst 2011, S. 214). Damit ist Wasser eine der großen Her- ausforderungen des Mandelanbaus und der limitierende Faktor für eine noch weitere Ausweitung der Mandelproduktion in Kalifornien (Pierson 2014). Der dritte Hot Spot ist in der Kategorie Landnutzung und Biodiversität zu finden. Die Erntefläche von Mandeln in den USA wurde in den Jahren 1961 bis 2011 stark ausgeweitet und hat sich in der Zeit fast verneunfacht (FAO STAT 2013). Zudem handelt es sich bei den Mandelplantagen um Monokulturen, die bekanntermaßen negative Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität etc. haben (Imhoof/Lieckfeld 2013, S. 18). Zur Bestäubung während der Blüte werden ein bis drei Bienenvölker je 0,4 Hektar Mandelkultur auf die Felder eingebracht (Klohn/Windhorst 1990, S. 91), die durch das Spritzen der Bäume stark geschädigt und damit verringert werden (Imhoof/Lieckfeld 2013, S. 20f). Bienen, die die Mandelbestäubung überstehen, werden durch Antibiotika wieder fit gemacht und durch ein gewaltsames „Splitting“ zur Völkervermehrung einem Höchstmaß an Stress ausgesetzt (ebd. S. 22). In Nordamerika wurde in den vergangenen Jahrzehnten bereits ein signifikanter und anhaltender Rückgang der Anzahl an heimischen Honigbienenvölkern festgestellt. Seit 2004 hat Nordamerika durch die Verluste von Bienenvölkern weniger Bestäuber als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in den letzten 50 Jahren (UNEP 2010). Weitere Kategorien wie Energieeinsatz, der bei konventionellen Nüssen 3,8 Megajoule pro Kilogramm beträgt und Abfall, bei dem es sich in der Landwirtschaft um nach der Ernte verbliebenes Fruchtfleisch handelt, das später als Viehfutter dient, sind weniger relevant und wurden aus diesem Grund mit nur einem Punkt bewertet. Ebenso die Kategorien Luft- und Wasseremissionen: Die Belastungen durch die Landwirtschaft spielen hier eine eher untergeordnete Rolle (Almond board of California o.J.b) und wurden daher ebenfalls mit nur einem Punkt bewertet. Tabelle 2: Übersichtstabelle - ökologische Kriterien bei der Verarbeitung Ökologische Kriterien Lebenszyklus Verarbeitung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Abiotische Materialien 1 2 Biotische Materialen 0 0 Energieverbrauch 1 2 Wasserverbrauch 1 2 2 Biodiversität und Landnutzung 0 Abfall 1 2 Luftemissionen 1 2 Wasseremissionen 0 0 Quelle: Eigene Darstellung 0 In der Phase der Verarbeitung wurden keine ökologischen Hot Spots identifiziert. Zu den Kategorien Biotische Materialien, Biodiversität und Landnutzung sowie Wasseremissionen waren keine Daten verfügbar, was innerhalb der Phase als null Punkte bewertet wurde. Alle anderen Kategorien wurden mit einer niedrigen Relevanz von einem Punkt bewertet: Abiotische Materialien werden im Verarbeitungsprozess in Form von Kartons oder Fiberglasbehältern zur Verpackung durchaus verwendet, stellen aber keine relevanten ökologischen Probleme dar (Almond board of California 2012d). Auch der Energieverbrauch wurde als nicht überdurchschnittlich hoch bewertet: Die Mandeln werden mechanisch geschält und anschließend in siedendem Wasser erhitzt und blanchiert (August Töpfer & Co KG o.J.; Almond board of California 2012d; Klohn/Windhorst 1990, S. 97). Dabei anfallende Abfälle werden in Biogasanlagen zur Stromerzeugung genutzt (Klohn/Windhorst 1990, S. 97). Des Weiteren wird Energie für die Lagerung der Mandeln in großen Kühlhäusern aufgebracht, da diese trocken und kühl gelagert werden müssen, da sonst Qualität und Haltbarkeit beeinflusst werden (Almond board of California 2012d). Auch die Luftemissionen wurden als wenig relevant für ökologische Probleme eingestuft. Der Transport der Mandeln geschieht per Schiff, was im Vergleich zum Auto und erst recht zum Flugzeug bezogen auf die CO 2Emissionen pro Kilometer und Frachtgewicht immer noch das umweltschonendste Transportmittel ist: Pro Kilogramm Lebensmittel werden 35 Gramm CO 2 auf 1.000 Kilometern ausgestoßen (Herminghaus o.J.; Greenpeace o.J.). Nutzung Tabelle 3: Übersichtstabelle - ökologische Kriterien bei der Nutzung Ökologische Kriterien Lebenszyklus Nutzung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Abiotische Materialien 0 0 Biotische Materialen 0 0 Energieverbrauch 0 0 Wasserverbrauch 0 0 1 Biodiversität und Landnutzung 0 Abfall 0 0 Luftemissionen 0 0 Wasseremissionen 0 0 Quelle: Eigene Darstellung 0 Auch in der Wertschöpfungsstufe der Nutzung konnten keine ökologischen Hot-Spots identifiziert werden. Der Großteil der Kriterien (Biotische Materialien, Energie, Wasser, Landnutzung und Wasser, Luft- und Wasseremissionen) ist in dieser Phase nicht relevant, da sie sich rein auf die Nutzung der Mandel durch den Verbraucher bezieht. Zu den Kategorien abiotische Materialien sowie Abfall sind keine Daten verfügbar, weshalb diese innerhalb der Phase ebenso mit null Punkten bewertet wurden. 4 Ergebnisse der sozialen Hot Spot Analyse In der sozialen Hot Spot Analyse wurden insgesamt sechs Hot-Spots identifiziert, jeweils drei in der Phase der Rohstoffgewinnung und drei in der Phase der Verarbeitung. Rohstoffgewinnung Tabelle 4: Übersichtstabelle - soziale Kriterien bei der Rohstoffgewinnung Soziale Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Allgemeine Arbeitsbedingungen 2 6 Soziale Sicherheit 2 6 Training und Bildung 1 3 Arbeitsgesundheit und schutz 1 Menschenrechte 1 3 Einkommen 2 6 Konsumentengesundheit 1 3 Produktqualität 1 3 3 3 Quelle: Eigene Darstellung In der Phase der Rohstoffgewinnung wurden insgesamt drei soziale Hot Spots identifiziert, die in der Problematik zusammenhängen. Sie beziehen sich teilweise nicht direkt auf die Mandelproduktion, sondern die gesamte Landwirtschaft in Kalifornien. Die Hot Spots sind in den Bereichen Allgemeine Arbeitsbedingungen, Soziale Sicherheit und Einkommen zu finden. Die Kategorie Allgemeine Arbeitsbedingungen wurde mit 2 Punkten bewertet, da über 50 Prozent der Farmarbeiter in Kalifornien illegal im Land sind (NC Farmworker Institute 2007). Es handelt sich um mexikanische Wanderarbeiter, die oft mittellos und unter existenziellen Risiken die Grenze überqueren und deren Löhne teilweise noch sehr ungerecht sind, da sie deutlich niedriger als die einheimischer, weißer Arbeiter sind (Kube 2013, S. 52). Der geltende Mindestlohn in Kalifornien liegt zwar im Gegensatz zu den in den USA seit 2009 geltenden Mindestlohn von 7,25 Dollar pro Stunde, bei höheren 8 Dollar pro Stunde, (Farmworkers Justice 2014, U.S. Department of Labor 2012), greift bei den meisten Arbeitern aufgrund des illegalen Einwanderns jedoch nicht. Aufgeführt werden sollten zudem auch noch die anstrengenden Arbeitsbedingungen der Trucker, die die Bienen über weite Strecken zu den Mandelplantagen bringen, dabei wenig trinken und selten Pausen machen, um die Fahrzeit möglichst gering zu halten sowie die von chemischen Spritzmitteln ausgehende Gesundheitsgefahr (Imhoof/Lieckfeld 2013, S. 20). Die anderen beiden Hot Spots in den Kategorien Soziale Sicherheit und Einkommen hängen stark mit dem ersten Hot Spot zusammen und wurde aus dem Grund ebenfalls mit zwei Punkten bewertet: Die transnationalen Arbeiter aus Mexiko sind größtenteils illegal im Land und verdienen weniger als einheimische Arbeiter (NC Farmworkers Institute 2007; Kube2013, S. 52). Ein Lohnvorteil könnte durch eine Gewerkschaftsmitgliedschaft gewonnen werden. Die kurze Aufenthaltsdauer im Gastland lässt eine Gewerkschaftszugehörigkeit zu einer US-Gewerkschaft jedoch unwahrscheinlicher werden. Außerdem hat der Eintritt in eine Gewerkschaft in der Regel nicht die oberste Priorität von Arbeitern, die oftmals mittellos unter existentiellen Risiken die Grenze überqueren (Kube 2013, S. 52). Weitere Kategorien wie Training und Bildung (Arbeiter werden unter anderem im Auftragen von Pestiziden geschult und es gibt umfangreiche Empfehlungen zu Mitarbeiterschulungen) (Villareja et al. 2010; Blue Diamond o.J.) sind weniger relevant und wurden aus diesem Grund mit nur einem Punkt bewertet. Auch die Kategorie Arbeitsschutz und Gesundheit wurde mit einem Punkt bewertet. Von den Spritzungen mit chemischen Präparaten und Maschinen in der Landwirtschaft können durchaus (Gesundheits-) Gefahren ausgehen (McCurdy et al. 2003; Imhoof/Lieckfeld 2013, S. 20), an den Rändern der Plantagen sind jedoch Warnhinweise angebracht, die wegen der mexikanischen Wanderarbeiter auch in Spanisch erfolgen müssen (Klohn/Windhorst 1990, S. 74; Imhoof/Lieckfeld, S. 20). Zudem gibt es wie bereits erwähnt Empfehlungen zu Mitarbeiterschulungen und durch die modernen Maschinen in der Landwirtschaft ist diese bei Weitem nicht mehr so gefährlich wie es früher einmal der Fall war (Blue Diamond o.J.; Pierson 2014). Die Kategorie Menschenrechte wurde ebenfalls mit einem Punkt bewertet, da zwar Diskriminierungen durch den niedrigeren Lohn von transnationalen Arbeitern vorhanden sind (Kube 2013, S. 52), es sich aber nicht um menschenrechtsverletzende Praktiken wie zum Beispiel Kinderarbeit handelt. Auch die beiden Punkte Konsumentengesundheit und Produktqualität sind im Falle der Rohstoffgewinnung von Mandeln nicht von so hoher Relevanz, da sie nicht entscheidend beeinträchtigt werden: Proben zeigen so gut wie keine nachweisbaren Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (Lebensmittel und Veterinäramt Oldenburg 2009). Dennoch soll das Aroma von Mandeln aus Kalifornien nach dem European Shared Treasure (o.J.) zu Mandeln aus dem Mittelmeerraum vergleichsweise schwach ausgeprägt sein. Verarbeitung Tabelle 5: Übersichtstabelle - soziale Kriterien bei der Verarbeitung Soziale Kriterien Lebenszyklus Verarbeitung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Allgemeine Arbeitsbedingungen 3 6 Soziale Sicherheit 3 6 Training und Bildung 0 0 Arbeitsgesundheit und schutz 1 Menschenrechte 2 4 Einkommen 3 6 Konsumentengesundheit 1 2 Produktqualität 1 2 2 32 Quelle: Eigene Darstellung Auch in der Phase der Verarbeitung wurden insgesamt drei soziale Hot Spots identifiziert, die ebenfalls in der Problematik zusammenhängen: Aufgrund wiederholter Beschwerden bei der Gewerkschaft über Blue Diamond Growers, das größte mandelverarbeitende Unternehmen der Welt, die von unzulänglicher Bezahlung, dem fehlenden Anspruch auf Urlaub der Saisonarbeiter bis hin zu schlechter Behandlung der Arbeiter durch einige Aufseher reichten (Kube 2013, S. 64f), wurde die Kategorie Allgemeine Arbeitsbedingungen mit drei Punkten bewertet und so zu einem Hot Spot. Ebenso die beiden Kategorien Soziale Sicherheit und Einkommen, die ebenfalls mit drei Punkten bewertet wurden. Die Löhne der Angestellten stiegen seit 1990 nur um 2 Dollar auf 10,25 Dollar im Jahr 2005, während Einschnitte bei der Beitragszahlungen für die Krankenversicherung seitens des Unternehmensseite hingenommen werden mussten (Kube 2013, S. 64 f.). Die Kategorie Menschenrechte wurde aufgrund einer aggressiven Gewerkschaftsvermeidungskampagne von Blue Diamond Growers im Jahr 2005 und damit dem Verstoß gegen das Vereinigungsgesetz mit zwei Punkten bewertet, aufgrund der Gewichtung der Phase aber nicht als ein Hot Spot identifiziert. Zum Thema Training und Bildung in der Verarbeitung von Mandeln waren keine Daten verfügbar. Die Bereiche Arbeitsgesundheit und -schutz, Konsumentengesundheit sowie Produktqualität wurden mit einem Punkt bewertet. Es sind nur zwei Fälle bekannt, in denen Rohmandeln aufgrund der gefährdeten Sicherheit zurückgerufen wurden (Almond board of California 2012b) und die kalifornische Mandelindustrie hat im Jahr 2007 zusammen mit der USDA ein Lebensmittelsicherheitsprogramm entwickelt, das potenzielle Kontaminationen mit krankheitserregenden Bakterien auf ein Minimum reduzieren und die Konsumentengesundheit sicherstellen soll. Dabei minimiert die Pasteurisierung der Mandeln erwiesenermaßen die Existenz von schädlichen Bakterien ohne den Geschmack der Mandeln zu vermindern (Almond board of California 2012c). Des Weiteren enthalten kalifornische Mandeln natürliche Antioxidatien, die bei sachgemäßem Umgang eine lange Lagerung ermöglichen (Almond board of California 2012d). Nutzung Tabelle 6: Übersichtstabelle - soziale Kriterien bei der Nutzung Soziale Kriterien Lebenszyklus Nutzung Relevanz innerhalb der Phase Gewichtung der Phase Identifizierung der Hot Spots Allgemeine Arbeitsbedingungen 0 0 Soziale Sicherheit 0 0 Training und Bildung 0 0 Arbeitsgesundheit und schutz 0 Menschenrechte 0 0 Einkommen 0 0 Konsumentengesundheit 2 2 Produktqualität 2 2 1 0 Quelle: Eigene Darstellung In der Phase der Nutzung wurden keine sozialen Hot Spots identifiziert. Die Bereiche Allgemeine Arbeitsbedingungen, Soziale Sicherheit, Training und Bildung, Ar- beitsgesundheit und -schutz, Menschenrechte und Einkommen sind in der Phase nicht relevant und werden demnach mit null Punkten bewertet. Lediglich die Kategorien Konsumentengesundheit und Produktqualität wurden mit jeweils einem Punkt bewertet. Die Konsumentengesundheit kann beim Verzehr durch Mandeln beeinträchtigt werden, da Mandeln Allergien auslösen können und zu Halskratzen, Juckreiz am Körper bis hin zur Atemnot führen können (Rösch 2005a). Außerdem kann die Konsumentengesundheit wie auch die Produktqualität durch die Bildung von Aflatoxinen, die mit der heutigen Technik nicht vollständig vermieden werden können, verändert werden (Rösch 2005b). Bei sachgemäßem Umgang ist eine lange Lagerung durch die natürlich in den Mandeln enthaltenen Aflatoxine aber durchaus möglich (Almond board of California 2012d). 5 Zusammenfassung der Ergebnisse Insgesamt wurden für das Rohprodukt Mandel neun Hot Spots identifiziert, davon sind drei ökologische und sechs soziale Hot Spots. Die Hot Spots befinden sich überwiegend in der Phase der Rohstoffbeschaffung, das heißt der Landwirtschaft. Es gibt jedoch auch drei Hot Spots in der Verarbeitungsphase. Abbildung 6: Lokalisierung der identifizierten Hots Spots in der Wertschöpfungskette Quelle: Eigene Darstellung Bei den ökologischen Hot Spots in der Rohstoffgewinnungsphase handelt es sich um abiotische Materialien, die in Form von Düngern und Pflanzenschutzmitteln in großem Ausmaß auf die Mandelplantagen eingetragen werden und negative Auswirkungen sowohl auf den Boden und das Wasser als auch auf die Gesundheit der zur Bestäubung auf die Felder gebrachten Bienen haben. Der nächste identifizierte Hot-Spot in der Rohstoffgewinnung hängt ebenfalls mit den starken Belastungen und Schädigungen der Bienen zusammen: Der anhaltende Rückgang der Bienenvölker, die im Ökosystem eine wichtige Rolle spielen, ist verbunden mit gravierenden negativen Folgen, nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die gesam- te Umwelt. Der dritte Hot Spot ist der Wasserverbrauch für den Mandelanbau, der in Konflikt zu der klimabedingten Wasserverfügbarkeit in Kalifornien steht. Die sozialen Hot Spots in der Phase der Rohstoffgewinnung sind eng verknüpft mit denen in der Verarbeitungsphase: Die transnationalen Saisonarbeiter aus Mexiko verdienen unzureichend und sind auch in anderen Bereichen wie dem Vereinigungsrecht (Beispiel Gewerkschaftsvermeidungskampagne durch Blue Diamond Growers) benachteiligt. Sowohl in der Rohstoffgewinnung als auch in der Verarbeitungsphase liegen daher Hot Spots in den Bereichen Allgemeine Arbeitsbedingungen, Soziale Sicherheit sowie Einkommen vor. 6 Fazit Entsprechend des eingangs formulierten Zieles wurde in den vorangegangenen Kapiteln die Wertschöpfungskette des Rohstoffs Mandel mit Hilfe der Hot Spot Analyse betrachtet. Hierbei konnten in den Lebenszyklusphasen Rohstoffgewinnung und Verarbeitung sowohl soziale als auch ökologische Hot Spots herausgearbeitet werden. Die Folgen von Düngung, Pestizideintrag und hohem Wasserverbrauch sowie die Problematik der mexikanischen Wanderarbeiter stellen die primären Probleme bei der Produktion von Mandeln dar. Die identifizierten Hot Spots eignen sich als Ansatzpunkte für Unternehmen, ihre Beschaffungsstrategien hinsichtlich sozialer und ökologischer Verantwortung zu verbessern und entsprechende Maßnahmen zu priorisieren. Bei der Ergebnisbetrachtung bleibt zu bedenken, dass sich die Ergebnisse ausschließlich auf das Hauptanbauland Kalifornien beziehen. Die identifizierten Probleme sind nicht pauschal auf andere Anbauregionen übertragbar. Die vorliegende Hot Spot Analyse spiegelt den aktuellen Stand der Literatur wieder und stellt damit nur eine Momentaufnahme dar. Da spezielle Informationen nur begrenzt verfügbar waren, wurde häufig auf allgemeinere Quellen, zum Beispiel zur amerikanischen oder kalifornischen Landwirtschaft zurückgegriffen. Um die „Recherche-Lücken“ zu füllen, wurden auch einige mandelverarbeitende Unternehmen und weltweite NGOs angesprochen. Diese Anfragen blieben allerdings unbeantwortet oder brachten keine relevante Literatur hervor. Neben den Erkenntnissen zum Rohstoff Mandel wurde auch die Methode der HotSpot- Analyse erarbeitet. Diese stellt ein geeignetes Instrument dar, um komplexe Wertschöpfungsketten punktuell zu analysierten. Durch die Betrachtung jeder Lebenszyklusphase des Rohstoffs können Probleme entlang der Wertschöpfungskette herausgearbeitet werden. Bei der umfassenden Recherche werden Probleme aus Politik, Wirtschaft und der öffentlichen Diskussion gleichermaßen berücksichtigt. Auf Grund der punktuellen Recherche sind Hot Spot Analysen regelmäßig zu aktualisieren. Aus Sicht eines Unternehmens liefert die Hot Spot Analyse wichtige Erkenntnisse, um die Nachhaltigkeit von Produkten langfristig zu verbessern. Für die Entwicklung von nachhaltigen Beschaffungsstrategien sind allerdings weitere Prozessschritte und Maßnahmen nötig. Abschließend bleibt festzuhalten, dass mit Hilfe der Hot Spot Analyse ein umfassender Blick auf die ökologischen und sozialen Probleme der Wertschöpfungskette des Rohstoffs Mandel gelungen ist. Besonders kritische Elemente wurden für das Hauptanbaugebiet Kalifornien herausgearbeitet. Die Ergebnisse dienen Mandelverarbeitenden Unternehmen als wichtige Basis zur Gestaltung nachhaltigerer Beschaffungskonzept. 7 Quellenverzeichnis aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. (Hrsg.) (2009): Qualitäten sind unterschiedlich. Online unter: http://www.was-wir- essen.de/abisz/nuesse_einkauf_kennzeichnung_keine_handelsklassen.php (Zugriff am 15.11.2013) Almond Board of California (o. J.a): Kalifornische Mandeln. 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(2010): The Health of California's Immigrant Hired Farmworkers in American Journal of Industrial Medicine Volume 53: S. 387-397 Hot Spot Analyse am Beispiel des Rohstoffs Pistazien Fanny Aderjan Karsten Sobottka Inhaltsverzeichnis: 1 Zusammenfassung 2 Hintergrund - Betrachtung der Wertschöpfungskette und des Rohstoffsystems 3 Ergebnisse der ökologischen Hot Spot Analyse 4 Ergebnisse der sozialen Hot Spot Analyse 5 Zusammenfassung der Ergebnisse 6 Fazit 7 Quellenverzeichnis 1 1 Zusammenfassung Die folgende Hot Spot Analyse, durchgeführt nach der Methode des Faktor 10 Instituts (Faktor 10 Institut 2014), beschäftigt sich mit der Wertschöpfungskette von Pistazien. Aufgrund der deutschen Importausrichtung und der in den letzten Jahren steigenden Anbauflächen in Kalifornien wurde der Schwerpunkt in der vorliegenden Analyse auf diese Anbauregion gelegt. Daneben wurden vergleichende Daten zum Anbau im Iran – dem bisher stärksten Produzenten von Pistazien – erhoben und den USA gegenübergestellt. Neben dem Anbau wurden die Phasen Verarbeitung zu Snackpistazien oder Zutaten/Transport, Handel/Nutzung sowie die Entsorgung in Deutschland untersucht. Die analysierten Daten identifizieren soziale als auch ökologische Hot Spots in beiden Anbauregionen (USA und Iran). Die nachfolgenden Schritte in der Wertschöpfungskette bergen nach Ansicht der Autoren keine weiteren Brennpunkte. Ein maßgeblicher Grund hierfür liegt darin, dass in der gewählten Wertschöpfungskette alle Stationen nach dem Anbau und der Nachernteverarbeitung in Deutschland erfolgen. National geltendes Recht, soziale sowie technologische Standards unterscheiden sich dabei teilweise deutlich von denen der Anbauländer und lassen keine Hot Spots aufkommen. Die Ergebnisse beruhen zu großen Teilen auf der Auswertung von publizierten Daten von NGOs, Produzenten, Verarbeitern, Handelskammern und Regierungen sowie aus schriftlichen Antworten auf gezielte Anfragen der Autoren an oben genannte Stakeholder. Aufgrund der schwierigen Datenlage können die Ergebnisse zum Anbau im Iran jedoch nicht als umfassend betrachtet werden. Oft sind hier keine Daten zugänglich, was eventuelle Hot Spots verschleiert. Die gefundenen Ergebnisse der Analyse müssen insgesamt als Momentaufnahme verstanden und regelmäßig auf ihre Aktualität hin geprüft werden. 2 2 Hintergrund - Betrachtung der Wertschöpfungskette und des Rohstoffsystems Ursprung und Botanik Die Pistazie („Echte Pistazie“, lateinisch Pistacia vera L.) wird den Sapindales zugeordnet und stammt aus der Familie der Anacardiaceae. Botanisch zählt sie somit nicht zu den Nüssen sondern zu den Steinfrüchten und ist mit der Mango und der Cashewnuss verwandt. Ursprünglich stammen die Pistazienbäume aus West- und Zentralasien. Bereits vor rund 4000 Jahren wurde sie durch die Syrier kultiviert. Durch die Römer gelangte sie schließlich in den Mittelmeerraum (Lieberei/Reisdorff 2007, S. 255 f.; van Wyk 2005, S. 299). Abbildung 1: Pistazienfrüchte vor der Ernte Quelle: Punmiris 2006-2013 Abbildung 2: Pistazienfrüchte nach der Ernte Quelle: Obstkiste.com 2009 Pistazienbäume werden zwischen 3 und 10 m hoch und können ein Alter von bis zu 300 Jahren erreichen. Nach ca. fünf Jahren bilden sich nach der Windbestäubung aus den Blüten die Pistazienfrüchte in traubenähnlichen Gruppen (Abbildung 2). Während des Reifungsprozesses färbt sich äußere fleischige Schicht der Frucht blau-violett und die innere hellbraune Schale trocknet ein. Kurz vor der Ernte öffnet sich diese und zeigt die rötlich-violette Samenschale, welche auf dem eigentlichen Pistaziensamen bzw. Pistazienkern aufliegt. Die Farbe des Kerns variiert je nach Sorte von grau über gelblich bis smaragd-grün (Lieberei/Reisdorff 2007; American Pistachio Growers 2014). Die Pistazienbäume sind durch eine zweijährige Fruchtfolge gekennzeichnet, das heißt es werden abwechselnd hohe und niedrige Erträge erzielt. Obwohl nach 5 bis 6 Jahren die erste Ernte erfolgt erreicht der Pistazienbaum erst nach rund 15 Jahren seine volle Tragfähigkeit. Spitzenerträge von bis zu 40 kg Früchten beziehungsweise 1,8 - 3,4 t/ha werden oftmals erst nach 20 Jahren erreicht (American Pistachio Growers 2014; Lieberei/Reisdorff 2007, S. 255 f.; van Wyk 2005, S. 299). Ernährungsphysiologie Pistazienkerne haben mit 594 kcal beziehungsweise 2485 kJ pro 100 g einen recht hohen Energiewert. Sie enthalten viel Eiweiß (20,8 %) und Fett (51,6 %), wobei sich hier ein sehr hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren findet. Daneben zeichnen sich Pistazien durch eine hohe Nährstoffdichte aus. Sie sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen, insbesondere Kalium, Eisen und Phosphor und enthalten viele sekundären Pflanzenstoffen und sind frei von Cholesterin (Elmadf et al. 2009; Fischer/Clei 2013, S. 205). In verschiedenen Studien wird der regelmäßige Verzehr von Nüssen in Zusammenhang mit gesundheitsfördernden Effekten gesehen (Fischer/ Clei 2013, S. 205 ff.). Diese sind unter anderem die Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen, Hinweise auf einen positiven Einfluss bei Krebserkrankungen und eine positiven Auswirkung auf das Gewichtsmanagement (Fischer/ Clei 2013; Bao et al. 2013; Vadivel et al. 2012). Speziell der Verzehr von Pistazien hat beispielsweise laut einer 2013 veröffentlichten Studie einen positiven Einfluss auf das Lipidproteinprofil im Blut (London et al. 2013). Anbau und Ernte Klima und Standortansprüche Pistazienbäume bevorzugen als subtropische Art kühle Winter und eine lange, heiße und trockene Sommerzeit. Sie kommen selbst mit einem Niederschlag im Bereich von 250 bis 380 mm noch aus. In Bezug auf die Bodenqualität haben Pistazien recht wenige Ansprüche und sind im Vergleich relativ salztolerant (Lieberei/Reisdorff 2007, S. 255). Anbau und Ernte in den USA In den USA werden Pistazien hauptsächlich in Kalifornien angebaut. Das San Joaquin Valley (Merced, Madera, Fresno, Kings, Tulare und Kern) stellt mit 97 % der Produktion das Zentrum dar, daneben gibt es noch das Sacramento Valley (California Pistachio Research Board, 2009). Der Anbau der vorwiegend weiblichen Pistazienbäume der Sorte Kerman erfolgt auf großen Plantagen in Monokultur (Abbildung 3). Aufgrund des wüstenähnlichen Klimas und des damit fehlenden Niederschlags werden die Plantagen, vorwiegend über Tröpfchenbewässerung oder Mikro-Sprinkler-Anlagen, bewässert. Die Erntezeit beginnt im September und dauert sechs bis acht Wochen. Kalifornische Pistazien werden maschinell geerntet. Die Bäume werden geschüttelt und die herabfallenden Pistazien unmittelbar in Behältern gesammelt (Abbildung 4). Ernteverluste, also Pistazien die mit dem Boden in Kontakt gekommen sind, verbleiben als Dünger auf den Plantagen (American Pistachio Growers 2014; California Pistachio Research Board 2009). Abbildung 3: Pistazienplantage Quelle: Pistachio Health (o.J.) Abbildung 4: Pistazienernte in Kalifornien Quelle: Agriculture 2.0 (o.J.) Innerhalb von 24 Stunden werden die Nüsse in der Nachernteaufbereitung von der Fruchthülle befreit, gewaschen und sortiert. Nachdem Schälmaschinen die Fruchthülle entfernt haben, sinken die reifen Kerne in mit Wasser gefüllten „floating tanks“ auf den Boden und die leeren Schalen steigen nach oben. Anschließend werden die Kerne getrocknet und in klimatisierten Silos gelagert (American Pistachio Growers 2014; Lieberei/Reisdorff 2007; Setton International Foods 2003). Je nachdem in welcher Form die Pistazien verkauft oder exportiert werden erfolgt im zweiten Schritt die Sortierung nach Größen, geschlossenen und offenen Pistazien sowie nach der Farbe. Gegebenenfalls werden geschlossenen Kerne geknackt (Setton International Foods 2003). Anbau und Ernte im Iran Laut dem Vorsitzenden der Iranian Pistachio Assicociation arbeiten 150.000 Haushalte, was gleichzusetzen ist mit einer Millionen Menschen, im Pistazienanbau (Iranian Nut 2011). Mehr als 70 % der Produktion im Iran kommt von Kleinbauern mit unter zwei Hektar Anbaufläche. Das Hauptanbaugebiet des Irans liegt in der Provinz Kerman, speziell um die Stadt Rafsanjan wo rund 77 % der iranischen Pistazien angebaut werden. Daneben gibt es unter anderem die Gebiete Yazd, Khorasan und Fars (Iran Traders , 2014). Die meisten Plantagen werden noch traditionell durch Überflutung mit Wasser aus Tiefbrunnen bewässert (Sedaghat 2008). Die Ernte erfolgt, wie in Abbildung 5 zu sehen, überwiegend von Hand indem die Pistazien gepflückt und auf dem Boden ausliegenden Matten gesammelt werden (Iran Pistachio Association 2013). Abbildung 5: Pistazienernte in Kerman Quelle: Fotocommunity (o.J.) Die Nachernteaufbereitung befindet sich zurzeit im Wandel von der traditionellen Sonnentrocknung kleiner Mengen per Hand hin zu industriellen Einrichtungen mit hohen Kapazitäten. Die Prozessschritte in den moderneren Einrichtungen sind vergleichbar mit denen der oben beschriebenen Nachernteverarbeitung in den USA (Iran Pistachio Association 2013). Produktionsmengen und Warenströme Weltweit wurden laut der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) im Jahr 2011 942.970 Tonnen Pistazien produziert. In Tabelle 1 sind in absteigender Reihenfolge die fünf Produktionsländer mit den größten Produktionsmengen von 2009 bis 2011 aufgeführt. Die weltweit bedeutendsten Akteure im Pistazienanbau sind demnach der Iran mit fast 60 % Weltmarktanteil und die USA mit rund 17 % Anteil. Dies spiegelt sich auch in der Anbaufläche wieder (Tabelle 2). Die USA exportierte im Jahr 2011 105.890 Tonnen Pistazien (FAO 2014). Paramount Farms scheint hier der größte Produzent zu sein: „Im Kalifornischen San Joaquin Valley besitzen die Resnicks mit ihrer Tochter Paramount Farms mehr als 28 000 Hektar Land. Niemand sonst in den USA produziert so viele Pistazien, Mandeln und Granatäpfel. Roll Global kontrolliert 30 Prozent des globalen Pistazienmarkts im Wert von insgesamt zwei Milliarden Dollar“ (Handelsblatt 2012). Tabelle 1: Top 5 Produktionsländer nach der Gesamtproduktionsmenge 2009 bis 2012 Land Produktion (t) 2009 2010 2011 Iran 446.647 446.647 472.097 USA 161.025 236.775 201.395 Türkei 81.795 128.000 112.000 Syrien 61.484 57.471 55.610 China 45.000 58.000 74.000 Quelle: FAO 2014 Tabelle 2: Anbauflächen in den Top 5 Produktionsländern von Pistazien Land Anbaufläche (ha) 2009 2010 2011 Iran 251.467 251.467 257.925 USA 50.990 55.442 61.917 Türkei 43.063 42.310 44.097 Syrien 38.000 37.650 42.718 China 20.000 24.000 25.000 Quelle: FAO 2014 2011 gab es im Iran einen Export von rund 130.000 Tonnen (FAO 2014). Die Hauptabsatzmärkte finden sich dabei im asiatische Raum, der EU, den GUS Staaten und in Indien (Iran Pistachio Association 2013). In Bezug auf die Handels- und Exportstrukturen gibt es unterschiedliche Angaben. Laut der IPA gibt es 10 Exporthäuser die ca. 95 % des Iranischen Pistazien Exports verwalten. Die Rafsanjan Pistachio Producers Cooperative (R.P.P.C.) beschreibt sich selbst als führende Genossenschaft der zurzeit ca. 55.000 Pistazien-Farmer angehören und sie somit im Jahr über ca. 60 % der iranischen Pistazienernte verfügt (Pistacho 2014) Import Deutschland – Anforderungen, Mengen und Preise Der Gesamtimport Deutschlands betrug 2012 ca. 28.000 Tonnen. Mit über 50 % stellt die USA dabei das Hauptimportland dar, gefolgt vom Iran mit knapp 40 %. Ungefähr die Hälfte der importierten Pistazien werden nicht in Deutschland verkauft sondern wieder reexportiert (Warenverein Hamburger Börse e.V. 2012, S. 127). Abbildung 5: Hauptimportländer Deutschlands für Pistazien 2012 Quelle: eigene Darstellung nach Warenverein Hamburger Börse e.V. 2012 Für iranische und türkische Pistazien gibt es in der Europäischen Union eine Vorführpflicht. Laut der Verordnung EG Nr. 1152/2009 müssen bei allen Importen Proben genommen und diese auf ihre Unbedenklichkeit in Hinblick auf den Aflatoxingehalt untersucht werden. Die Handelspreise für Pistazien unterliegen oft starken Schwankungen (Warenverein Hamburger Börse e.V. 2012). Pistazien in der Schale aus den USA wurden 2012 mit 9.000 10.000 USD pro Tonne gehandelt, Pistazien mit Haut 10.000 - 11.000 Euro pro Tonne und Grüne enthäutete Pistazien mit zwischen 30.000 und 25.000 - 23.000 Euro pro Tonne. Die Preisbildung hängt im Iran für grüne Kerne beispielsweise von der Menge ab, die im zwischen Ende August und Anfang September geerntet wird, bevor die normale Ernte beginnt (Moll Marzipan 2013). Transport und Verarbeitung Pistazien werden per Container mit dem Schiff nach Europa transportiert und von den Häfen aus mit dem LKW weiter verteilt (Galileo, 2013). Pistazien sind dabei unter anderem in Holzkisten (v.a. Pistazienkerne), Big Bags (Polysäcken) oder in Jutesäcken verpackt. Eine luftdichte Verpackung ist optimal um zu verhindern, dass die Pistazien Feuchtigkeit aufnehmen und lasch werden oder durch den Sauerstoff ranzig werden (TransportInformations-Service 2014). In Deutschland werden die Pistazien mit und ohne Schale als Snackprodukt vorwiegend geröstet und gesalzen. Nach der Röstung in Trommelröstern wird Salz wird mit Hilfe von Wasser auf die Pistazien gesprüht. Die Pistazien werden anschließend in verschiedene Verpackungseinheiten verpackt. Als Zutat werden Pistazien vorwiegend gehackt und/oder krokantiert und kommen dann zum Beispiel in der Eiswarenproduktion zum Einsatz (Max Kiene in Galileo, 2013; Moll Marzipan 2013). Nutzung und Handel in Deutschland Der Pro-Kopf-Verbrauch für Nüsse und Schalenfrüchte liegt in Deutschland im Durchschnitt bei 3,5 Kilogramm pro Person und Jahr (BMELV, 2011). Laut dem Robert Koch Institut verzehrt allerdings nur etwa die Hälfte der Bevölkerung überhaupt Nüsse, etwa 54 Prozent der Frauen und 46 Prozent der Männer. Nur ein kleiner Teil dieser Personen isst wiederum durchschnittlich mehrere Gramm Nüsse pro Tag (RKI 2002). Zum Pistazienverzehr finden sich unterschiedliche Angaben: Laut dem AID isst jeder Bundesbürger im Durchschnitt je 500 g Pistazien pro Jahr. Das INC gibt für 2011 einen durchschnittlichen Verzehr von Pistazien in der Schale von 162 g bzw. basierend auf dem Prozentsatz der Bevölkerung die Pistazien überhaupt konsumieren 324 g Pistazien pro Person an (International Nut and Dried Fruit 2012). Pistazien werden als Snackprodukt (geröstet und gesalzen sowie geschält oder ungeschält) verkauft und finden sich in industriellen Produkten als Zutat (Süßwaren, Speiseeis oder in der Wurst- und Käseerzeugung). Die Platzierung erfolgt in der Obstabteilung zusammen mit anderen Nüssen. Pistazien werden vorwiegend verpackt, bei entsprechender Kundenfrequenz aber auch als lose Ware angeboten (Lebensmittelpraxis 2000). Die Verbraucherpreise liegen laut aktuellen Internetrecherchen zwischen 0,75 und 1,99 Euro pro 100 g im Discounter bis hin zu 2,60 Euro für Bio-Qualität pro 100 g Pistazien im Fachgeschäft. 3 Ergebnisse der ökologischen Hot Spot Annalyse Bei der Auswertung des gesammelten Materials konnten Hot Spots lediglich im Bereich der Rohstoffgewinnung aufgedeckt werden. Diese Lebenszyklusphase wurde mit einer hohen Relevanz (Gewichtung 3) bewertet da hier im ökologischen Bereich Verbesserungspotenziale bestehen. Das Aufkommen der Hot Spots lediglich in dieser Phase der Wertschöpfung hängt vor allem damit zusammen, dass Pistazien im Ursprungsland nicht weiterverarbeitet Verarbeitung, dem Handel sowie werden. Die Rahmenbedingungen in der der Entsorgung unterliegen den in Deutschland strengeren Richtlinien und Gesetzen im Vergleich zu denen der Ursprungsländer USA und Iran. Die Phasen technologischen Verarbeitung und Standards mit Entsorgung einer 1 wurden (niedrige aufgrund Relevanz) von gewichtet. hohen Im hier vorgestellten Ergebnisteil liegt der Fokus auf den aufgetretenen Hot Spots. Tabelle 3: Übersichtstabelle ökologische Hot Spots Lebenszyklusphase Kategorie Rohstoffgewinnung USA Rohstoffgewinnung Iran Verarbeitung Nutzung inkl. Einzelhandel 1 0 1 1 0 0 0 2 0 2 1 1 0 0 0 1 2 0 2 4 0 0 0 0 Entsorgung Ökologische Kriterien Abiotische Materialien Biotische Materialen Energieverbrauch Wasserverbrauch Biodiversität & Landnutzung Abfall Luftemissionen Wasseremissionen 6 3 6 6 9 9 0 6 9 3 6 6 0 0 0 3 Quelle: eigene Darstellung Rohstoffgewinnung USA Der Pistazienanbau im U.S. amerikanischen Raum erfolgt vor allem im Bundesstaat Kalifornien. An dieser Stelle der Wertschöpfungskette finden sich Hot Spots sowohl in der ökologischen als auch in der sozialen Betrachtung. Düngemittel sowie Pestizide werden in großen Mengen ausgebracht. Im Jahr 2010 wurden 2.862.812 Lbs AI (= Pfund Active Ingredients) auf 2.165.162 Acres (1 Acre = 4046,8m2) aufgetragen. Dabei stieg der Einsatz von Pestiziden allein von 2009 auf 2010 um 23 Prozent (California Department of Pesticide Regulation 2010; California Pistachio Research Board 2009). Der Energieverbrauch des Anbaus in den USA konnte im Rahmen der Ausarbeitung nicht genauer quantifiziert werden. Dazu gestellte Anfragen an die Anbauverbände blieben unbeantwortet. Es ist jedoch anzunehmen, dass aufgrund der stark mechanisierten Produktionsweise ein hoher Energieverbrauch besteht. Anbauverbände, wie die APG, geben an ihren Strom zum Teil aus Solarkraft zu beziehen, in welchem Umfang dies geschieht und welche Potentiale hier bestehen konnte jedoch nicht überprüft werden. Der Wasserverbrauch von Pistazien ist in etwa doppelt so hoch wie der von Tomaten und stellt daher einen signifikanten Kostenfaktor in der Produktion dar. Nur ausreichend bewässerte Bäume liefern den quantitativ und qualitativ gewünschten Ertrag. Durch das trockene Klima in Kalifornien ist es daher notwendig große Wassermassen künstlich zuzuführen. Die Bewässerung erfolgt dabei meist durch eine Tröpfchenbewässerung oder Mikrosprinkleranlagen. Düngemittel werden diesem Wasser beigemischt und gelangen so zielgerichtet zur Pflanze. Plantagen nutzen meist mehrere Wasserquellen wie Oberflächenwasser aus Flüssen, Kanälen Reservoirs oder auch Schmelzwasser aus umliegenden Gebirgen. Auch das Nutzwasser aus der Verarbeitung (Ausschwemmung der Fruchthüllen) wird zur Bewässerung herangezogen (California Pistachio Research Board 2009; Galileo 2013; American Pistachio Growers 2014). Auch wenn die Bewässerung in den USA sehr effizient erfolgt muss hinterfragt werden, ob der massive Wassereintrag in die sonst sehr trockene Region Nachhaltigkeitsansprüchen genügt. Der Anbau in Kalifornien beschränkt sich überwiegend auf spezielle Züchtungen die den dortigen klimatischen Verhältnissen angepasst als auch schädlingsresistent sind. Die Plantagen Monokulturen. erstrecken Die sich ursprüngliche auf hunderte Fauna Quadratkilometer Kaliforniens wird mit dabei Pistaziengroßflächig zurückgedrängt. Die California Academy of Sciences berichtet dass bereits 75 Prozent des ursprünglichen Lebensraums einheimischer Arten verloren gegangen sind (California Academy of Sciences 2005). Durch das Ausbringen von Düngemitteln und Pestiziden sowie den Einsatz der Erntemaschinen und Transportmittel werden Emissionen in Luft und Wasser abgegeben. Insbesondere Nitratdüngemittel besitzen ein starkes Treibhauspotenzial, welches das von CO2 um das dreihundertfache übersteigt. Pestizide enthalten oft flüchtige organische Verbindungen (VOCs) die auf den Menschen und Tiere gesundheitsschädlich wirken können. Diese Emissionen führten dazu, dass der Staat Kalifornien plant den Einsatz von Düngemitteln aufgrund der Wasserverschmutzung zu begrenzen (California Pistachio Research Board 2009; California Department of Pesticide Regulation 2011). Tabelle 4: Ökologische Hot Spots in der Rohstoffgewinnung - USA Ökologische Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Gewichtung der Identifizierung der HotPhase Phase Spots Abiotische Materialien Biotische Materialen Energieverbrauch Wasserverbrauch Biodiversität & Landnutzung Abfall Luftemissionen Wasseremissionen 2 1 2 2 3 1 2 2 6 3 6 6 9 3 6 6 3 Relevanz: 1 = niedrige Relevanz 2 = mittlere Relevanz 3 = hohe Relevanz 0 = keine Daten/ neg. Auswirkung Quelle: eigene Darstellung Aufgrund dieser Daten wurden die Punkte Abiotische Materialien, Energie, Wasser, Landnutzung und Biodiversität sowie Luft- und Wasseremissionen als Hot Spots identifiziert. Tabelle 7 stellt die Bewertung der einzelnen Punkte und deren Gewichtung dar. Iran Die Ausbringung anorganischer Dünge- und Pflanzenschutzmittel gestaltet sich im Iran sehr undurchsichtig. Düngemittel werden zwar über staatliche Organe beschafft und bezuschusst, sind oft jedoch nur unregelmäßig zu beziehen und immer noch zu teuer für die Farmer. Durch diese Problematik entwickelte sich ein florierender Schwarzmarkt für Dünge- und Pflanzenschutzmittel im Iran (Sedaghat 2010, S. 28). Jährlich werden rund 26000 t Pestizide, darunter 140 verschiedene Wirkstoffe, durch offizielle Quellen bezogen. Hinzu kommen die auf dem Schwarzmarkt vertriebenen Produkte. Durch die meist unklaren Inhaltsstoffe dieser Mittel, zu denen auch langlebige organische Schadstoffe (POPs) zählen, entstehen unüberschaubare Risiken für Mensch und Umwelt (Heidari et al. 2007). Die Energieeffizienz technologischen in der Standards iranischen als kritisch Produktion zu ist bewerten aufgrund und bietet des geringen Potenzial für Verbesserungen (Afshar et al. 2013, S. 661). Im Vergleich zu den USA herrscht im Iran allerdings ein weitaus geringerer Mechanisierungsgrad. Ernteprozesse finden in der Regel noch in Handarbeit statt und senken somit den Energieverbrauch. Tabelle 5: Ökologische Hot Spots in der Rohstoffgewinnung - Iran Ökologische Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Gewichtung der Identifizierung der HotPhase Phase Spots Abiotische Materialien Biotische Materialen 3 0 Energieverbrauch Wasserverbrauch Biodiversität & Landnutzung Abfall Luftemissionen Wasseremissionen 2 3 1 0 0 0 9 0 6 9 3 0 0 0 3 Relevanz: 1 = niedrige Relevanz 2 = mittlere Relevanz 3 = hohe Relevanz 0 = keine Daten/ neg. Auswirkung Quelle: eigene Darstellung Der hohe Wasseranspruch von Pistazienbäumen führt auch im Iran zu Problemen, 70 Prozent der Erzeuger leiden unter limitierten Wasservorräten. Die Effizienz des Wassereinsatzes leidet zudem unter dem niedrigen technologischen Standard. Um den Pistazienanbau dennoch Grundwasserreserven Grundwasserspiegels profitabel zurückgegriffen, und damit zu zu dies gestalten führt zu Wasserknappheit in wird vermehrt auf einer Absenkung des umliegenden Gebieten (Sedaghat 2008). Abiotische Materialien, Energie und Wasser wurde somit als Hot Spots identifiziert (Tabelle 5). Verarbeitung/ Transport Im Bereich der Verarbeitung und des Transports konnten keine Hot Spots identifiziert werden. Dies liegt vor allem daran, dass Pistazien als Rohprodukt nach Deutschland geliefert werden und die Verarbeitung erst hier beginnt. Der hohe Technologie- und Umweltschutzstandard geben keinen Anlass für eine Bewertung als Hot Spot. Der Transport nach Deutschland erfolgt per Frachtschiff in ventilierten Containern. Im Vergleich zu einem Lufttransport fällt die CO2 Bilanz hier deutlich positiver aus (CO2 Ausstoß in g pro kg Lebensmittel auf 1000 km: Flugzeug 1000/ Frachtschiff 35) (Hemminghaus 2010). Handel Den größten Anteil des Energieeinsatzes fordert die im Einzelhandel eigesetzte Kühltechnik. Rund 65 Prozent des Stromverbrauchs deutscher Supermärkte fallen allein hierfür an. Durch eine Modernisierung der Anlagen könnten hier weitere Einsparungen erzielt werden (EnergieAgentur NRW 2014). Insgesamt erzeugen Supermärkte etwa 1 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes (FIZ 2013). Einige Supermärkte und Discounter wie Alnatura, REWE und Kaiser’s Tengelmann beziehen dabei schon jetzt zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien (Konietzko, 2013). Energieeffizienz und Umweltschutzmaßnahmen unterliegen auch hier den hohen deutschen Standards und geben keinen Anlass für die Vergabe eines Hot Spots. Entsorgung Die Entsorgung anorganischer Kreislaufwirtschaftsgesetz Stoffe ist in Deutschland durch das (KrWG) „Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen“ geregelt. Ziel dessen ist es, Abfälle als wertvolle Rohstoffe zu betrachten und bestmöglich zu recyceln um natürliche Ressourcen zu schonen (BMUB 2010). Die Entsorgung biotischer Abfälle fällt unter die Regelung der Bioabfallverordnung "Verordnung über die Verwertung von Bioabfällen auf landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Böden" (BMUB 2013). Durch diese gesetzlichen Regelungen und den hohen technologischen Standard in der nationalen Abfallwirtschaft ist auch hier kein Hot Spot zu identifizieren. 4 Ergebnisse der sozialen Hot Spot Analyse Wie bei der ökologischen Hot Spot Analyse konnten bei der sozialen Hot Spot Analyse lediglich im Bereich der Rohstoffgewinnung aufgedeckt werden. Diese Lebenszyklusphase wurde ebenfalls mit einer Gewichtung von 3. Das Aufkommen der Hot Spots lediglich in dieser Phase der Wertschöpfung hängt vor allem damit zusammen, dass Pistazien im Ursprungsland nicht weiterverarbeitet werden. Die Rahmenbedingungen in der Verarbeitung, dem Handel sowie der Entsorgung unterliegen den in Deutschland strengeren Richtlinien und Gesetzen im Vergleich zu denen der Ursprungsländer USA und Iran. Das geltende Arbeitsschutzgesetz, Tarifverträge, Umweltschutzauflagen sowie die Wahrung der Menschenrechte sorgen dafür, dass ab dem Schritt der Weiterverarbeitung von Pistazien keine Hot Spots mehr bestehen. Die Phasen Verarbeitung und Entsorgung wurden aufgrund der starken Tarifverträgen mit einer 1 (niedrige Relevanz) gewichtet. Im hier vorgestellten Ergebnisteil liegt der Fokus auf den aufgetretenen Hot Spots. Tabelle 6: Übersichtstabelle soziale Hot Spots Lebenszyklusphase Kategorie Rohstoffgewinnung USA Allg. Arbeitsbedingungen Soziale Sicherheit Training und Bildung Arbeitsgesundheit & schutz Menschenrechte Einkommen Konsumentengesundheit Produktqualität Rohstoffgewinnung Iran 6 6 6 6 0 9 3 0 3 6 3 3 9 9 3 3 Verarbeitung Nutzung inkl. Einzelhandel Soziale Kriterien 1 1 2 1 0 2 1 1 Entsorgung 4 4 2 2 1 0 1 1 0 4 2 2 0 1 0 0 Relevanz: 1 = niedrige Relevanz 2 = mittlere Relevanz 3 = hohe Relevanz 0 = keine Daten/ neg. Auswirkung Quelle: eigene Darstellung Rohstoffgewinnung USA In Kalifornien sind vor allem Wander- und Saisonarbeiter im Pistazienanbau bzw. der Ernte beschäftigt. Die Anzahl dieser Arbeiter wird auf ca. 3 Millionen geschätzt, von denen 68 % aus Mexiko stammen. Der Großteil der Farmarbeiter ist männlich (78%) und besitzt nur einen geringen Bildungsstand. Das durchschnittliche Schulabgangsalter liegt bei 14-15 Jahren und nur 30% sprechen ein gutes Englisch, 35 % jedoch überhaupt kein Englisch. Des Weiteren besitzen nur rund 50 % der Arbeiter eine in den USA gültige Arbeitserlaubnis (National Weiterbildungsmöglichkeiten Center und for Farmworker Förderung der Health 2012). Arbeitnehmer Arbeitgeber wurden im Rahmen dieser Arbeit nicht Hinweise durch Staat auf oder gefunden. Auch eine soziale Absicherung ist nur selten gegeben, da Arbeitsverträge entweder nicht existieren oder nur befristet sind. Auch geben nur 23 Prozent der Arbeitnehmer an über eine Krankenversicherung zu verfügen (U.S. Department of Labor 2005). Im Jahr 2012 lag die durchschnittliche Entlohnung mit einer Wochenarbeitszeit von 42 h und 7,25 US Dollar pro Arbeitsstunde bei 714 $ monatlich. Mit diesem Einkommen liegen 23 Prozent der Farmarbeiterfamilien unterhalb der nationalen Armutsgrenze (National Center for Farmworker Health 2012). Der Staat Kalifornien verabschiedete im September 2013 ein Gesetz welches den Mindestlohn bis 2016 stufenweise auf 10 $ pro Stunde anheben soll. Aufgrund dessen, dass jedoch rund die Hälfte der Farmarbeiter illegal beschäftigt werden muss beobachtet werden, ob eine Verbesserung der sozialen Situation durch die Gesetzgebung tatsächlich eintritt (Germany Trade and Invest 2013). Tabelle 7: Soziale Hot Spots in der Rohstoffgewinnung - USA Soziale Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Phase Allg. Arbeitsbedingungen Soziale Sicherheit Training & Bildung Arbeitsgesundheit und -schutz 2 2 2 1 Menschenrechte Einkommen Konsumentengesundheit 1 2 1 Produktqualität 1 Gewichtung Identifizierung der Hotder Phase Spots 6 6 6 3 3 6 3 3 3 Relevanz: 1 = niedrige Relevanz 2 = mittlere Relevanz 3 = hohe Relevanz 0 = keine Daten/ neg. Auswirkung Quelle: eigene Darstellung Aufgrund dieser Daten wurden die Punkte Allgemeine Arbeitsbedingungen, Soziale Sicherheit, Training und Bildung sowie Einkommen als Hot Spots identifiziert. Tabelle 9 stellt die Bewertung der einzelnen Punkte und deren Gewichtung dar. Iran Im Gegensatz zum Pistazienanbau in den USA verläuft der Anbau im Iran noch weitgehend in Handarbeit. Nur etwa 14 Prozent der Betriebe nutzen Erntemaschinen. Auch die Strukturen der Anbaubetriebe weisen deutliche Unterschiede auf. Während in den USA eine sehr industrielle Produktion stattfindet, sind Anbaubetriebe im Iran vorwiegend kleinbäuerlich strukturiert (Barbe et al. 2011). Offiziellen Angaben zufolge liegt die Arbeitslosigkeit im Iran bei 12 Prozent, diese Zahl wird von Kritikern jedoch als wesentlich höher geschätzt (Deutsch Iranische Industrie- und Handelskammer, 2013). Durch die kleinbäuerlichen Strukturen gestaltet es sich für die Erzeuger schwer, mit der stark mechanisierten, in Anbaugesellschaften organisierten und durch Forschungseinrichtungen unterstützten US amerikanischen Industrie zu konkurrieren. Viele der Iranischen Erzeuger beklagen eine zu geringe oder ineffiziente Unterstützung durch Staat und Forschung (Barbe et al. 2011). Tabelle 8: Soziale Hot Spots in der Rohstoffgewinnung - Iran Soziale Kriterien Lebenszyklus Rohstoffgewinnung Relevanz innerhalb der Gewichtung Phase der Phase Allg. Arbeitsbedingungen Soziale Sicherheit Training & Bildung Arbeitsgesundheit und -schutz Menschenrechte Einkommen Konsumentengesundheit 2 0 3 0 3 3 1 Produktqualität 1 Identifizierung der HotSpots 6 0 9 0 9 9 3 3 3 Relevanz: 1 = niedrige Relevanz 2 = mittlere Relevanz 3 = hohe Relevanz 0 = keine Daten/ neg. Auswirkung Quelle: eigene Darstellung Menschenrechte stellen im Iran ein zentrales Problem dar. Öffentliche Hinrichtungen, etwa durch Steinigung, sind noch immer weit verbreitet. Frauen besitzen nur sehr eingeschränkte Rechte und Probleme wie eine starke Korruption, politische Inaktivität, Drogenhandel und Repression der Pressefreiheit führen dazu, dass die Situation auch weiterhin keine Entspannung erfährt (Amnesty International 2012; Human Rights Watch 2014). Der Mindestlohn liegt im Iran bei 4.871.250 Rial pro Monat, dies entspricht lediglich 140 € und trägt damit zur prekären Situation der Arbeitnehmer bei. Auch die Produktionskosten steigen stetig und stellen die Farmer in den letzten Jahren vor immer größere Probleme (Sedaghat 2010). Aufgrund dieser Daten wurden die Punkte Allgemeine Arbeitsbedingungen, Training und Bildung, Menschenrechte sowie Einkommen als Hot Spots identifiziert. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. Tabelle 8stellt die Bewertung der einzelnen Punkte und deren Gewichtung dar. Die Punkte soziale Sicherheit sowie Arbeitsgesundheit und –schutz konnten aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht bewertet werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch an diesen Stellen Potenziale zu Verbesserungen bestehen. Verarbeitung Das deutsche Arbeitsschutzgesetz, Tarifverträge zwischen NGG und BDSI, die Beachtung der Menschenrechte sowie ein vergleichsweise hoher Sozialstandard geben an dieser Stelle keine Veranlassung zur Vergabe von Hot Spots. Im Regelfall arbeitet ein Angestellter in der Süßwarenindustrie 38 h pro Woche an 5 Arbeitstagen und besitzt einen Urlaubsanspruch von 30 Tagen pro Jahr (NGG 2007). Gelernte Kräfte erzielen dabei ein monatliches Einkommen von etwa 2500 € (NGG 2013). Gesonderte Ausbildungsformen bestehen in Fachkraft für Süßwarentechnik Deutschland zum sowie in einen im einem Ausbildungsberuf zur Studium B.Sc. Back- und Süßwarentechnologie (Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft e.V. 2014; Hochschule Ostwestfalen Lippe 2014). Handel Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel beschäftigt rund 960.000 Arbeitnehmer (BVLH 2010). Die im Handel existierenden Tarifverträge gestalten sich im Vergleich zu denen der Verarbeitungsbetriebe etwas schwächer. Nach Tarif entlohnte Arbeitnehmer erhalten monatlich ca. 2050 € brutto, nicht tarifgebundene dagegen nur etwa 1800 - 1900 €. Insgesamt geben 38% der Verkäufer/innen an das in ihrem Betrieb nach Tarif gezahlt wird (WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung 2014). Kritisch zu bewerten ist die in den letzten Jahren zunehmende Anzahl an geringfügig Beschäftigten und der Einsatz von Werkvertragnehmern im Einzelhandel (Deutscher Bundestag 2013). Aufgrund der insgesamt jedoch noch stabilen Situation in Deutschland besteht kein Anlass zur Vergabe von Hot Spots. Entsorgung Rahmenbedingungen werden hier durch Tarifverträge zwischen dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft .e.V. und der ver.di geschaffen. In beispielsweise Nordrhein-Westfalen eine bedeutet 38-Stunden-Woche und dies 30 momentan Tage (Stand 01.2014) Urlaubsanspruch bei Unternehmenseintritt vor 2009 (gestaffelter Urlaubsanspruche bei Neueintritt). Eine gelernte Kraft erhält dabei ein monatliches Einkommen von etwa 2300 € (Verdi 2012a). In Deutschland wird eine dreijährige Berufsausbildung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft angeboten. Diese kann in den Schwerpunkten Abfallbeseitigung und -behandlung, Abfallverwertung und -behandlung sowie Logistik, Sammlung und Vertrieb gewählt werden (Bundesagentur für Arbeit 2014). Ein Anlass zur Vergabe von Hot Spots existiert in dieser Lebenszyklusphase nicht. 5 Zusammenfassung der Ergebnisse Betrachtet man die Wertschöpfungskette von Pistazien findet man Hot Spots lediglich in den Anbauländern. In den beiden näher betrachteten Staaten (USA und Iran) bestehen sowohl in sozialen als auch in ökologischen Bereichen kritische Ist-Zustände. Aufgrund der Häufung dieser Ist-Zustände wurde die Phase der Rohstoffgewinnung in der Auswertung der Ergebnisse mit einer hohen Relevanz (Faktor 3) gewichtet. In den USA werden diese Zustände vor allem durch die Arbeitsbedingungen der Farmarbeiter und den Folgen des stark mechanisierten, großflächigen Monokulturanbaus hervorgerufen. Im Iran fallen vorrangig die Miss- achtung der Menschenrechte und die undurchsichtige Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ins Gewicht. Im Vergleich dazu sind die sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen in den weiteren Lebenszyklusphasen Verarbeitung, Handel Verordnungen und und als unproblematisch Entsorgung Gesetzen (wie unterliegen oben zu bewerten. den genannt in Die Phasen Deutschland gültigen z.B. Arbeitsschutzgesetz, Kreislaufwirtschaftsgesetz und Bioabfallverordnung), welche ein hohes Maß an Arbeitsund Umweltschutz sichern. Auch der in Deutschland bestehende hohe technologische Standard trägt dazu bei effizient und umweltfreundlich zu handeln. Darüber hinaus werden Arbeitsbedingungen und Entlohnung durch Tarifverträge zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden geregelt. 6 Diskussion der Ergebnisse und Fazit Die anfängliche Erwartungshaltung, im hochindustrialisierten Kalifornien weiniger Hot Spots zu finden als in den Anbaugebieten des Irans konnte nicht bestätigt werden. Die prekäre Situation der dortigen Wander- und Saisonarbeiter mit geringer Entlohnung und unzureichender sozialen Absicherung bietet weiten Raum für Verbesserungen. Momentan leben rund 23 Prozent dieser Arbeiter unterhalb der Armutsgrenze. Die Bemühungen Kaliforniens den Mindestlohn gesetzlich zu erhöhen und Sozialstandards einzuführen kommt dabei nur einem Teil der Arbeiter zugute. Etwa die Hälfte der Beschäftigten besitzt keine gültige Arbeitserlaubnis für die USA. Die gesetzlichen Regelungen greifen hier also nicht. Im Gesamten gestaltet sich der Anbau in Kalifornien jedoch relativ strukturiert. Erzeuger arbeiten mit forschenden Hochschulen zusammen um effizienter zu werden, Pflanzenschutzmitten der und Gesetzgeber installierte regelt den Einsatz Überwachungsorgane von Dünge- kontrollieren und deren Ausbringung. Im Iran geschieht an dieser Stelle vieles im Verborgenen. Neben den vom Staat vertriebenen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln existiert ein unüberschaubarer Schwarzmarkt. Eine Bestimmung der eingesetzten Mittel und deren Quantifizierung wird dadurch annähernd unmöglich. Ein weiteres Problem stellen die großflächigen Monokulturen in Kalifornien dar. Es wird geschätzt, dass bereits 70-75 Prozent der ursprünglichen Fauna Kaliforniens durch die moder- ne Landwirtschaft verdrängt wurde. Im Falle von Pistazienbäumen ist bedingt durch die lange Lebenszeit (bis zu 300 Jahre) jedoch kein Anbau in Fruchtfolge möglich. Zudem beschränkt sich der Anbau in den USA im Wesentlichen auf spezielle Züchtungen, die den dortigen Umweltbedingungen angepasst sind. Eine Sortenvielfalt, wie sie etwa im Iran zu finden ist, besteht im amerikanischen Anbau nicht. Diese Anbaukultur ist in Bezug auf die Bodenqualität und der Artenvielfalt - vor allem der ursprünglichen Tierund Pflanzenwelt – als kritisch zu bewerten. Hier empfiehlt es sich Alternativen zu entwickeln, den Anbau etwa zu dezentralisieren. Unter Umständen könnte den erheblichen lokalen Eingriffen in die Umwelt durch das Verteilen der Anbauflächen auf mehrere US Staaten bzw. eine internationale Verteilung entgegengewirkt werden. Allgemein kann gesagt werden, dass der Anbau im Iran noch sehr auf Handarbeit beruht. Während in den USA der gesamte Anbauprozess stark mechanisiert und durch große Anbaugenossenschaften organisiert ist, findet die Produktion im Iran noch zum größten Teil in kleinbäuerlichen Strukturen und ohne eine maschinelle Verarbeitung statt. In Bezug auf die Produktqualität bedeutet dies einen Vorteil für die USA. Hier wird durch die punktgenau Bewässerung, wissenschaftlich gestützte Anbaumethoden und den hohen technologischen Standard zum einen eine gleichbleibende Qualität gesichert und zum anderen Risiken wie ein Aflatoxinaufkommen minimiert. Fraglich ist, ob durch das - auch von den USA vorangetriebene - Handelsembargo gegen den Iran eine Monopolstellung geschaffen wird, die dem Iran jegliche Chance nimmt auf Augenhöhe mit den USA zu produzieren. Während der Recherchen entstand der Eindruck eines gewissen Grades an Greenwashing von Seiten verschiedener Organisationen. Repräsentanten der USA als auch des Irans beschrieben bestimmte Situationen im Vergleich zu anderen Quellen aus einem positiveren Blickwinkel. Beispielhaft kann hier die APG genannt werden, die den Pistazienanbau aufgrund einzelner positiver Beispiele als „verantwortungsbewusst“ kommuniziert. In dieser Arbeit wurden die tendenziell kritischeren Quellen herangezogen. Bei der Aktualisierung der Analyse sollten Quellen daher auch in Bezug auf ein Greenwashing hinterfragt werden. Der im Iran noch immer andauernden Missachtung der Menschenrechte kommt aus Sicht der Autoren eine Bedeutung zu die im Vergleich zu anderen Hot Spots ein Problem auf Metaebene entstehen lässt. Unternehmen, die ihre Waren aus dem Iran beziehen sollten sich bewusst machen, welche Menschenrechtsverletzungen hier stattfinden. Instrumente wie ein Vertragsanbau könnten hier zumindest in den Erzeugerbetrieben zu sozial vertretbaren Bedingungen beitragen. Darüber hinaus konnten, aufgrund der unzureichenden Datenlage soziale aber auch ökologische Kriterien in der Analyse nicht bewertet werden, es ist jedoch davon auszugehen, dass auch hier Hot Spots zu finden sind. Die Anmerkungen zum iranischen Anbau dürfen daher nur als kurzer Einblick, nicht aber als umfassende Analyse gewertet werden. Im Vergleich zu den produzierenden Ländern existieren ab dem Schritt der Verarbeitung keine Hot Spots mehr. Die Verarbeitung, der Handel und die Entsorgung in Deutschland unterliegen hohen Umwelt- und Sozialstandards die denen der Anbauländer voraus sind. Derzeit gilt es also, durch strategisches und operatives Handeln die Anbauländer zu Veränderungen zu bewegen. Auch ein biologischer Anbau von Pistazien wurde in den beiden betrachteten Ländern nicht kommuniziert. Die in Deutschland erhältliche Bio-Ware stammt vornehmlich aus der Türkei. Gründe hierfür wurden innerhalb dieser Ausarbeitung nicht gefunden. Eine Betrachtung biologisch angebauter Pistazien könnte dabei Thema einer folgenden Hot Spot Analyse sein. Im Gesamten stellen die Ergebnisse dieser Analyse eine Momentaufnahme dar. Um auch zukünftig auf authentische Bewertungen zurückgreifen zu können muss die Analyse gepflegt und in regelmäßigen Abständen auf ihre Aktualität hin überprüft werden. Veränderungen der politischen Verhältnisse in den Anbauländern beispielsweise könnten innerhalb kurzer Zeit zu einer Verlagerung von Hot Spots führen (Bsp. Mindestlohn USA). Ebenso müssen die Rahmenbedingungen in Deutschland verfolgt werden um hier eventuell aufkommende Ho Spots zu identifizieren (Bsp. Werkverträge). 7 Literaturverzeichnis Afshar, R. K., Alipour, A., Hashemi, M., Jovini, M. A.; Pimentel, D. (2013): Energy inputs- yield relationship and sensitivity analysis of pistachio (Pistacia vera L.) production in Markazi Region of Iran. Spanish Journal of Agricultural Research, 11(3), 661-669. Agriculture 2.0 (o.J.): Shake it till you make it. Online unter: http://ag2point0.com/2013/09/26/hake-it-till-you-make-it/ (Zugriff am 02.02.2014) American Pistachio Growers (2014): The Power of Pistachios. Online unter: http://americanpistachios.de/anbau-und-ernte (Zugriff am 02. 02 2014) Amnesty International (2012): Jahresbericht 2012 Iran. 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Dabei ist es das Ziel Hot Spots - Aspekte der Wertschöpfung, welche einen besonders großen negativen Einfluss auf Umwelt bzw. den Menschen haben - in diesen Kategorien zu identifizieren. Der Fokus der vorliegenden Untersuchung liegt auf der Produktion von Walnüssen in China, da dieses Land zu den Hauptproduzenten weltweit gehört. Die Volksrepublik exportiert jedoch nur wenige der Nüsse nach Deutschland und nimmt für den lokalen Walnussmarkt nur einen geringen Stellenwert ein. Untersucht werden Walnüssen in der Schale und ohne Schale, aber nicht die Weiterverarbeitung zu anderen Produkten. China wurde als Ursprungsland des Rohstoffes gewählt, obwohl es für den deutschen Markt kaum relevant ist. Es wird davon ausgegangen, dass dort besonders viele Hot Spots identifiziert werden können. Das Land steht häufig wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen und seiner freiheitseinschränkenden Politik im Fokus der Medien. Das schnelle Wirtschaftswachstum und die weltweit führende Exportposition Chinas baut auf extrem niedrigen Arbeitskosten Arbeitsrechtsverletzungen gebracht auf, welche werden. Ziel häufig der in Arbeit Verbindung ist es, mit diesen Anschuldigungen nachzugehen und in Bezug auf die Ernährungswirtschaft hin zu untersuchen. 2 Im Hintergründe der Wertschöpfungskette Rahmen der Untersuchung wird die gesamte Wertschöpfungskette der Walnussgewinnung betrachtet, also der Anbau der Walnussbäume, die Nussernte, die Verarbeitung - das Waschen, Trocknen und Schälen -, der Transport, der Handel, die Nutzung und die Entsorgung von Nebenprodukten. Beschreibung des Rohstoffes Die Walnuss ist botanisch gesehen keine Nuss, sondern gehört zu den Steinfrüchten. Sie wächst am echten Nußbaum (Juglans regia). Der deutsche Name leitet sich vom althochdeutschen „Walah“ (italienisch) und führt auf die ersten Anbaugebiete Europas im Mittelmeerraum hin. Seinen Ursprung hat die Walnuss in Persien oder dem westlichen Randgebiet des Himalaya-Gebirges. Während der Endphasen des römischen Reiches breitete sich die Walnuss im restlichen Europa aus und gelangte später nach Nordamerika, in die Andenländer, Südafrika, Australien und Japan. Erntereife Walnüsse bestehen aus einer grünen, faserigen äußeren Schale von ungefähr vier bis fünf Zentimeter Durchmesser, einer harten hellbraunen inneren Schale und dem essbaren Kern. Das Gewicht in Schale beträgt ca. 10 bis 13 Gramm pro Walnuss (Trueb, 1999, S. 267 f.). Am besten eignen sich für den Walnussanbau Lagen mit kalten, aber nicht extrem kalten Wintern - Temperaturen bis minus 10 Grad Celsius -, heißen Sommern und 800 bis 900 ml Niederschlag pro Jahr. Walnussbäume gedeihen in nahezu allen Böden, bevorzugen aber tiefe, lehmige, humusreiche und fast pH-neutrale Böden mit guter Entwässerung des Unterbodens. Walnussbäume erreichen eine Höhe von 15 bis 20 Metern und tragen bis ca. zum 80. Lebensjahr Früchte. Heutzutage werden sie aber meist nach 40 bis 50 Jahren gefällt. Die langen, unpaarig gefiederten Blätter entspringen einem zentralen Stil, der fünf oder mehr seitliche Blättchenpaare und ein Endblatt trägt. Walnussbäume tragen männliche und weibliche Blüten. Die Bestäubung erfolgt über den Wind, in Europa ungefähr zwischen der ersten und der dritten Maiwoche innerhalb eines kurzen Zeitraums von wenigen Tagen, in denen Pollenabgabe und weibliche Rezeptivität zusammenfallen. Die bestäubte weibliche Blüte entwickelt sich zur Frucht, parallel dazu verholzt die Schale. Geerntet wird hierzulande im Oktober (Trueb, 1999, S.267 ff.). Abbildung 1: Reife Walnuss am Baum Quelle: Badische Zeitung 2009 Hauptaspekte der Wertschöpfungskette Anbau und Verarbeitung Bei der Ernte wurden früher die Früchte mit langen Stangen von den Bäumen geschlagen. Heute werden sie maschinell geschüttelt, manuell oder mithilfe von Kehrmaschinen eingesammelt. Um die Früchte von der grünen Schale zu entfernen, raspelt eine Maschine die Schale in einem vertikal rotierenden Zylinder ab, wobei ständig mit Wasser gesprüht wird. Anschließend werden die Walnüsse gewaschen und getrocknet. Dafür wird Warmluft von 25 bis 35 Grad Celsius durch die in einer Art Silo eingebrachten Nüsse geblasen. Der Trocknungsprozess dauert drei bis fünf Tage. Auch heute werden noch ein Großteil der Nüsse manuell, mithilfe von kleinen Hammern, geöffnet, da Maschinen oft einen Großteil gebrochener Nüsse hervorbringen. Im weiteren Schritt werden die Nüsse vermessen und nach Farbe sortiert. Die Nussschalen können durch Tannin, das besonders die Außenschale schwarz färbt, unansehnlich werden. Aus diesem Grunde werden die Walnüsse geschwefelt, oder nur noch mit Natriumhypochlorit gebleicht. Das Natriumhypochlorit wird eingesetzt um die schwarzen Rillen der Schale zu beseitigen (TIS o.J.). Um die Pflanzen resistenter gegen Krankheiten, sowie Pilze zu machen und die Ernteerträge zu steigern, werden ständig neue Walnussbaumsorten gezüchtet. Von traditionellen Sorten werden zwischen 80 und 150 Bäume pro Hektar gepflanzt, neue Sorten weisen bereits eine Pflanzungsdichte von 300 bis 400 Bäumen pro Hektar auf (Trueb, 1999, S.268 ff.). Abbldung 2: Maschine zum Rütteln der Bäume bei der Ernte Quelle: California Walnut Commission o.J. Abbildung 3: Walnussbaumplantage Quelle: aid 2007 Nutzung des Rohstoffes Die Deutschen essen nach der Datengrundlage von 2011 jährlich 0,174 kg Nüsse pro Person (International Nut&DriedFruit, 2013, S. 45). Die getrockneten Walnüsse werden größtenteils roh verzehrt. Sie werden pur zum Knabbern oder als Beigabe zu süßen und salzigen Gerichten verzehrt. Sie werden im Müsli oder zum Verfeinern von Salaten genommen, besonders für Obstsalat, Waldorf- oder Heringssalat. Auch Käsesorten werden mit Walnussstückchen verfeinert. In Italien werden Walnüsse für "Pesto" verwendet. Walnüsse können zum Füllen von Hähnchen und anderen Fleischgerichten genutzt werden. Sie werden zu Speiseeis, Krokant, Pralinen, Schokolade oder Gebäcke hinzugefügt. Im Naturkostladen werden Brotaufstriche angeboten, die Walnüsse enthalten (Fritz Terfloth Stiftung o.J.). Die Walnuss wird oftmals als Snack verzehrt, in Deutschland liegen Nüsse an vierter Stelle der beliebtesten Snacks (Statista 2013). Im Jahr 2013 gaben 0,34 Prozent der Befragten an Nüsse täglich zu essen, 2,67 Prozent mehrmals pro Woche, neun Prozent mehrmals pro Monat, jedoch die Mehrzahl an Befragten 27,08 Prozent gaben an Nüsse selten zu verzehren. (Statista 2013). Aus Walnüssen wird durch kaltes Pressen der zerriebenen Kerne Walnussöl gewonnen. Das Walnussbaumholz dient zum Möbelbau (Trueb, 1999, S. 272). Werden die Walnüsse vom Anbauer geerntet und geknackt, wird die Schale weiterverkauft, an Produzenten von Keimlingen. Die Schalen werden schon bei den Produzenten erst sonnengetrocknet und dann in Wasser eingeweicht. Anschließend werden sie im Frühling in die Erde gesetzt, sodass sie Keimlinge bilden (Agriterra 2012, S. 11). Die Walnussschalen werden von externen Produzenten weiterverarbeitet, in verschiedene Größen zerkleinert und weiterverwendet. Das entstehende Walnussmehl wird exportiert und in unterschiedlichen Branchen genutzt. Dazu gehören zum Beispiel die Schiffsreinigung, Petrochemie, Wasser-Reinigung, Abwasserbehandlung, Nichteisen-Metallpolier und Kosmetikindustrie (Flowspec o.J.). Die grüne Hülle der Nüsse enthält Farb- und Gerbstoffe und kann als Haar- und Textilfärbemittel eingesetzt werden (TIS o.J.). Die Walnuss ist die Nuss mit dem höchsten Gehalt an Aflatoxine im Vergleich zu Mandeln, Erdnüssen, Pistazien, Haselnüssen, Paranüssen, Cashewkernen, Macadamianüssen und Pecanüssen. Schon sieben Walnüsse täglich sollten bereits ausreichen, um eine positive Wirkung auf die Gesundheit zu haben. Der regelmäßige Verzehr von Walnüssen verringert das Auftreten von verschiedenen Krankheiten, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einige Krebsformen, Gallensteine oder auch Diabetes vom Typ 2. Walnüssen sollten am besten roh verzehrt werden, da durch das Rösten wichtige Bestandteile verloren gehen könnten (Wissenschaft aktuell 2011). Entsorgung und Recycling Die Walnussschalen werden von externen Produzenten weiterverarbeitet, in verschiedene Größen zerkleinert und weiterverwendet. Das Walnussmehl wird exportiert und in verschieden Branchen, genutzt (Flowspec o.J.). In den USA wurde von einem Walnussbauer eine neuartige Maschine entwickelt. In dieser Maschine können die Schalen der Walnüsse verbrannt werden. Dabei werden sie auf 2000 Grad erhitzt und in Gas umgewandelt. Mit diesem Gas kann über einen Generator Strom erzeugt werden und in den Stromkreisauf der Farmer eingespeist werden (Sacramanto 2012). Im Handel werden die Walnusskerne meist in wiederverschließbare Plastikbeutel verpackt, welche als Plastikverpackungsmüll in den Stoffkreislauf zurück geführt werden. Walnüsse mit Schale werden meist lose oder in Plastikbeuteln verkauft. Die Entwicklung des Marktes für das Produkt Walnüsse China ist der größte Walnussproduzent der Welt, gefolgt von den USA. Zusammen produzieren die beiden Länder 75 Prozent aller Walnüsse des Weltmarktes. Ein Großteil der chinesischen Walnüsse wird im Land selbst konsumiert, einige werden auch exportiert. (AMRC, 2013). Mit geschätzt 193.395 und 192.000 Tonnen im Jahr 2012 haben die USA und China jeweils einen Weltmarktanteil von 26 Prozent. Weitere wichtige Produzenten sind die Türkei (28.700 Tonnen, 6 Prozent), die Ukraine (20.500 Tonnen, 4 Prozent), Chile (16.400 Tonnen, 3 Prozent) und Moldawien (14.350 Tonnen, 3 Prozent). Die Weltweite Produktion von Walnüssen mit Schale betrug im Jahr 2011 3.095.423 Tonnen und von Wallnusskernen 2012 508.135 Tonnen (InternationalNut&DriedFruit 2013, S. 42). Der größte Walnussexporteur sind die USA. 2012 exportierte sie Walnüsse im Wert von 1,1 Mrd. USD. 645,7 Mio. USD davon machen den Wert von Nüssen ohne Schale aus. Die Hauptabnehmer für dieses Produkt sind - nach Abnahmemenge gestaffelt - Südkorea, Deutschland, Japan und Kanada. 466,4 Mio. machen den Export von Walnüssen in der Schale aus, die zu größten Teilen von China und der Türkei importiert werden. (AMRC, 2013). Ein Großteil dieser Nüsse wird in den Ländern geknackt und dann weiterverkauft. (Global Trading Agency, 2013) In China sind das hauptsächlich die Nachbarländer, Europa und die USA (USDA 2012, S. 3). Abbildung 4: Walnusskern Produktion 2012 Quelle: INC: Global Statistical Review 2007-2012, S.42 f. Abbildung 5: Walnusskern Exporte 2011 Quelle: INC: Global Statistical Review 20072012, S. 42 f. Die meisten Walnusskerne importierte 2011 Deutschland mit insgesamt 18.260 Tonnen, gefolgt von den USA (13.338 Tonnen) und Japan (13.006 Tonnen). China importierte im Jahr 2011 fast 4.000 Tonnen Walnusskerne (International Nut&DriedFruit 2013, S. 44). Seit 1999 sind die Walnusspreise angestiegen. 2011 betrug der durchschnittliche Preis beim Erzeuger für eine Tonne Walnüsse aus Kalifornien 2.900 USD, deutlich mehr als 2010 mit 2.040 USD pro Tonne. Es herrscht eine starke Nachfrage, sowohl von den USA, als auch von anderen Ländern (AMRC 2013). Preise für importierte Walnüsse lagen 2012 durchschnittlich bei 1,88 USD pro Pfund, was ca. 4,13 Euro pro Kilo entspricht, von Ware aus den USA, 3,35 Euro pro Kilo aus Frankreich und 3,55 Euro pro Kilo aus Chile. Deutschland importierte 2012 mit 9.660 Tonnen fast zwei Drittel seiner Walnusskerne aus den USA. Weitere wichtige Lieferländer sind mit 1.651 Tonnen Chile, 1.224 Tonnen Moldawien und 1.004 Tonnen Frankreich. Mehr als die Hälfte der aus Frankreich kommenden Mengen stammen nicht aus dem Lieferland selbst, sondern sind Importkerne aus Osteuropa, die dort neu sortiert und gepackt werden. Aus China stammen nur 48 Tonnen der importierten Walnusskerne, deutlich weniger als in den vorangehenden Jahren. 2008 waren es noch 946 Tonnen und damit mehr als aus Chile (837 Tonnen) und Moldawien (790 Tonnen). Seine damalige Position als drittgrößter Walnusskernimporteur Deutschlands hat China somit gegen den 14. Platz eingetauscht. Insgesamt wurden 2012 16.025 Tonnen nach Deutschland importiert (Warenverein der Hamburger Börse 2013, S. 122 f.). Abbildung 6 zeigt die Importmengen von Walnusskernen nach Deutschland von 2008 bis 2012. Abbildung 6: Importländer von Walnüssen in der Schale in Deutschland Quelle: Warenverein der Hamburger Börse e.V 2013 Abbildung 7: Importländer von Walnusskernen in Deutschland Quelle: Warenverein der Hamburger Börse e.V. 2013, S. 122 Walnüsse in der Schale wurden 2012 mit 9.536 Tonnen insgesamt weniger nach Deutschland importiert als Kerne. Die Gesamtmenge hat in den letzten Jahren immer weiter abgenommen. Hauptlieferland für dieses Produkt ist Frankreich mit 4.928 Tonnen, gefolgt von den USA mit 3.094 Tonnen (Warenverein der Hamburger Börse 2013, S. 123). In Abbildung 7 sind die Importmengen von 2008 bis 2012 aufgeführt. Der Walnussanbau ist ein wichtiger Wirtschaftszweig der chinesischen Landwirtschaft und wird in manchen Regionen - in den Provinzen Yunnan, Shaanxi und Xinjiang - vom Staat unter anderem durch Zuschüsse besonders gefördert (USDA 2012, S.4). Nach Chinas Weltmarktöffnung Ende der siebziger Jahre ist die Walnussproduktion rapide angestiegen (Baojun/Yonghong o.J., S. 4). Abbildung 8 verdeutlicht die Entwicklung von 1978 bis 2003: Abbildung 8: Anstieg der Walnussproduktion in China 1978 bis 2003 Quelle: Baojun/Yonghong o.J., S.4 Die größte Walnussproduktionsstätte befindet sich in Fenyang, in der Provinz Shaanxi, wo auf 36.000 Hektar 12.000 Bäume jährlich rund 10.000 Tonnen Ertrag bringen. Hier werden auch die meisten Walnussbäume innerhalb Chinas gezüchtet (7thinternational Walnut Symposium, 2013). Walnüsse werden im ganzen Land angebaut, Hauptanbaugebiete sind Yunnan mit 84.433 Tonnen im Jahr 2004, Shaanxi mit 62.453 Tonnen, Sichuan 56.731 Tonnen und Shaanxi mit 48.558 Tonnen (Baojun/Yonghong o.J., S. 4). Abbildung 9: Walnussanbaugebiete in China und deren Erträge in Tonnen 2004 Quelle: Baojun/Yonghong o.J., S. 4 3 Ergebnisse der ökologischen Hot Spot Analyse Im Folgenden Kapitel sind die Ergebnisse der durchgeführten ökologischen Hot Spot Analyse aufgeführt. Sie werden jeweils im Rahmen der Lebenszyklusphasen dargestellt. Es werden nur auf identifizierte Hot Spots der Kategorien „9“ und „6“ eingegangen. Tabelle 1: Ergebnisse der ökologischen Hot Spot Analyse von Walnüssen Lebenszyklusphase Gewichtung Rohstoffgewinnung 3 Verarbeitung 3 Nutzung inkl. Einzelhandel 2 Entsorgung 2 Quelle: Eigene Darstellung Relevanz: 1=niedrige Relevanz; 2=mittlere Relevanz; 3=hohe Relevanz; 0=keine Daten / neg. Auswirkung Rohstoffgewinnung Der Lebenszyklus Rohstoffgewinnung wurde mit der Relevanzstufe „3“ bewertet. Da dieser Teil der Wertschöpfungskette bei der Walnuss das wichtigste Glied ist. Hierbei wurde ein Hotspot der Kategorie „9“ bei dem Wasserverbrauch, der Biodiversität und Landnutzung identifiziert. Da die Walnussbäume durch eine Oberflächenbewässerung zusätzlich mit Wasser versorgt werden, ist der Wasserverbrauch sehr hoch (Baojun/Yonghong o.J., S. 5). Neue Sorten der Walnussbäume weisen eine Pflanzungsdichte von 300 bis 400 Bäumen pro Hektar auf. Die Monokulturen bilden durch die geringe Variation und Kreuzungen von Baumarten eine Bedrohung für die Natur und Umwelt. Schädlinge werden angezogen und die Natur belastet (USDA 2012, S. 10). Die Hot Spots der Kategorie „6“ fanden sich bei den abiotischen Materialien, dem Energieverbrauch und den Luftemissionen. Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft verlangt nach einer großen Menge abiotischen Materialien zum Pflanzenschutz (PAN Germany 2012, S. 3 f.). Die Walnussbäume werden zu Ernte von einer Maschine gerüttelt, damit die reifen Walnüsse vom Baum fallen. Anschließend werden sie mittels einer Maschine durch einen Luftsog vom Boden aufgesaugt. Die Maschinen haben einen Treibstoffverbrauch und geben durch ihre Abgase CO 2 in die Luft ab, was kritisch zu betrachten ist (Trueb 1999, S. 268 ff.). Verarbeitung Der Lebenszyklus Verarbeitung wurde ebenfalls mit einer hohen Relevanz bewertet, mit einer „3“. Hierbei wurden zwei Hot Spots mit der Gewichtung „9“ identifiziert, in den Kategorien Energie- und Wasserverbrauch. Die Walnüsse werden nach der Ernte gewaschen und getrocknet. Dafür wird Warmluft von 25 bis 35 Grad Celsius durch die in einer Art Silo lagernden Nsse geblasen. Der Trocknungsprozess dauert drei bis fünf Tage. (Trueb 1999, S.268 ff.). Durch das Waschen wird viel Wasser verbraucht und das Trocknen über mehrere Tage verursacht einen hohen Energieaufwand. Es gibt Trocknungsmaschinen die über Brennholz und Holzkohle laufen, welche einen hohen CO2 Ausstoß verursachen. Andere laufen über Strom, sind effizienter und leichter zu bedienen (Agriterra 2012, S. 12). Zudem wurde ein Hot Spots der Kategorie „6“ herausgestellt. Es handelt sich um die Kategorie der abiotischen Materialien. Die Walnüsse werden mit Natriumhypochlorit gebleicht (TIS o.J.). Das Natriumhypochlorit wird eingesetzt, um die schwarzen Rillen der Schale zu beseitigen. Können die damit zugesetzten Nüsse nicht lange genug ausgasen, ist es möglich, dass Chlorrückstände in dem fetthaltigen Kernen zurückbleiben. Diese sind gesundheitsschädlich (Katalyse Institut 2010). Nutzung Der Lebenszyklus Nutzung inklusive Einzelhandel wurde mit der Relevanz „2“, also mittlere Relevanz gewichtet. Hierbei ergaben sich zwei Hot Spots der Kategorie „6“, bei dem Energieverbrauch und den Luftemissionen. Bei den aufgeführten Hot Spots handelt es sich um den Transport der Walnüsse, die in diesem Lebenszyklus mit eingefügt wurden. Die Walnüsse werden meist in ventilierte Container verschifft, um so eine ideale Reisetemperatur von -3 bis 0°C einzuhalten. Grund dafür ist die Gefahr der Selbsterhitzung. Walnüsse gehören auch während der Lagerung noch zu den lebenden Organismen, daher ist die Ladungspflege während der Reise wichtig, um den Zersetzungsprozess möglichst gering zu halten und die Qualitätseinbußen durch die Abgabe von CO 2, Wärme und Wasserdampf in Grenzen zu halten. Die Lagerung während des Transportes benötigt hohe Energiemassen und gibt durch den damit verbunden Treibstoffverbrauch CO 2 an die Umgebung ab (TIS o.J.). Entsorgung Die letzte Lebenszyklusphase ist die der Entsorgung, welche mit einer „2“, mit mittlerer Relevanz gewichtet wurde. Die Walnussproduktion generiert kaum Abfälle, Schalen werden weiterverwendet (McKinley Resources 2014) und lediglich die Produktverpackungen müssen entsorgt werden. Aus ökologischer Betrachtungsweise ergibt sich hierbei nur ein Hot Spot der Kategorie „6“ bei dem Gebrauch der abiotischen Materialien. Diese spiegeln sich in den Verpackungsmaterialien wieder. Im Einzelhandel werden die Walnüsse meist in Plastiktüten verkauft. 4 Ergebnisse der sozialen Hot Spot Analyse Im Folgenden Kapitel sind die Ergebnisse der durchgeführten sozialen Hot Spot Analyse aufgeführt. Sie werden jeweils im Rahmen der Lebenszyklusphasen dargestellt. Es werden nur auf identifizierte Hot Spots der Kategorien „9“ und „6“ eingegangen. Tabelle 2: Ergebnisse der sozialen Hot Spot Analyse von Walnüssen Lebenszyklusphase Gewichtung Rohstoffgewinnung 3 Verarbeitung 3 Nutzung inkl. Einzelhandel 2 Entsorgung 1 Quelle: Eigene Darstellung Relevanz: 1=niedrige Relevanz; 2=mittlere Relevanz; 3=hohe Relevanz; 0=keine Daten / neg. Auswirkung Rohstoffgewinnung Der Lebenszyklusphase Rohstoffgewinnung wird eine hohe Relevanz beigemessen und wird mit einer „3“ bewertet. Da Walnüsse mit und ohne Schale kaum weiterverarbeitet werden bevor sie auf den Markt kommen, spielt diese Phase eine große Rolle. Sie nimmt im Prozess der Wertschöpfung die meiste Zeit in Anspruch und steht in einer großen Wechselwirkung mit seiner Umwelt, insbesondere mit äußeren Faktoren wie Menschen, Ressourcen und Ökosystemen. Aus der Bewertung ergeben sich drei Hot Spots der Kategorie „6“ - Allgemeine Arbeitsbedingungen, Training und Bildung, sowie Arbeitsgesundheit und -schutz - und drei Hot Spots der Kategorie „9“ - Soziale Sicherheit, Menschenrechte und Einkommen. Die Hot Spots stehen alle in einem Zusammenhang miteinander und sind auf die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen in Chinas ländlichen Regionen zurückzuführen. Obwohl die Regierung in den letzten Jahren verstärkt ländliche Regionen mit Geldmitteln und Entwicklungsprogrammen fördert, fließt lediglich ein Viertel des Budgets für Grundbildung und öffentliche Gesundheitseinrichtungen in ländliche Regionen, wo jedoch mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt. Die Kluft zwischen Stadt und Land nimmt in der Volksrepublik immer weiter zu, denn ländliche Regionen profitieren nur selten von Chinas Modernisierung und industriellen Aufschwung. Folge davon sind schlechte Lebensbedingungen auf dem Land und wachsende Schwierigkeiten von der Landwirtschaft zu leben. Durch die Vertreibung bäuerlicher Familien von ihrem Land, Landenteignungen, Korruption in dem Sektor und der unzureichenden Versorgung mit notwendigen Gütern wie Trinkwasser, kommt es häufig zu Menschenrechtsverletzungen. Das Einkommen der Bauern reicht oft nicht zum Leben, sodass viele Menschen auf die finanzielle Hilfe von Angehörigen aus der Stadt angewiesen sind. Im Jahr 2005 lebten in China noch mehr als 208 Millionen Menschen von umgerechnet weniger als 1,25 Dollar pro Tag (EU-China Civil Society Forum 2010, S. 2 ff.). Walnussbauern in der Provinz Yunnan leben unter besseren Bedingungen und verdienen mit 11 bis 13 Dollar pro Tag verhältnismäßig viel (USDA 2012, S.2). China ist der größte Nutzer von Pestiziden in der Landwirtschaft, was eine erhebliche Gesundheitsgefahr für Menschen, die in diesem Sektor tätig sind, aber auch für alle weiteren Bewohner ländlicher Gebiete darstellt (PAN Germany 2012, S.3 f.). Verarbeitung Die Lebenszyklusphase der Verarbeitung wird ebenfalls mit einer „3“ bewertet und deren Relevanz als sehr hoch eingeschätzt. Gerade soziale Aspekte spielen in dieser Phase eine große Rolle, da für das Reinigen und eventuelle Knacken viel Personal gebraucht wird. Aus der vorgenommenen Wertung ergeben sich drei Hot Spots der Kategorie „6“ Allgemeine Arbeitsbedingungen, Training und Bildung, sowie Arbeitsgesundheit und -schutz. Hot Spots der Kategorie „9“ sind während der Verarbeitung der Walnüsse in den Bereichen soziale Sicherheit und Menschenrechte identifiziert worden. Auch diesen Hot Spots liegen - ebenso wie denen der vorangehenden Lebenszyklusphase die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen in ländlichen Regionen, sowie die Kluft zwischen Land und Stadt zugrunde. Gerade die Arbeitsbedingungen in Fabriken werden immer wieder an den Pranger gestellt. Für angemessene Einarbeitung und Fortbildungen fehlen Zeit und Geld. Obwohl es gerade für Bewohner ländlicher Regionen von Nöten wäre sich weiter zu qualifizieren, um später eigenständig - beispielsweise mit einem eigenen Unternehmen - einen Beitrag zur Entwicklung der ländlichen Regionen zu leisten (Shen 2007, S. 34; Cooke 2005, S.109). Oft haben Arbeiter kein Mitspracherecht und Menschenrechtsaktivisten müssen sogar mit Festnahmen, Gefängnisstrafen oder Folter rechnen (Süddeutsche Zeitung, 2013; Human Rights Watch 2013). Noch ist das Einkommen in der Branche so gering, dass es sich für China lohnt, kalifornische Walnüsse mit Schale zu importieren, sie im eigenen Land zu schälen und evtl. weiterzuverarbeiten, um sie anschließend nach Europa oder in Nachbarländer zu exportieren. Nach Prognosen des USDA werden die Personalkosten in diesem Sektor aber langfristig ansteigen (USDA 2012, S. 3). Nutzung Die Lebenszyklusphase Nutzung inkl. Einzelhandel wurde mit einer „2“, was einer mittleren Relevanz entspricht, bewertet. Es handelt sich um ein gesundes, gut verträgliches Produkt, was weltweit hohen Standards unterliegt und deshalb keine bedenklichen Effekte für den Konsumenten aufweist. Geht man von der Vermarktung der Walnüsse im deutschen Lebensmitteleinzelhandel aus, hat dieser - im Vergleich zu den vorangehenden Phasen keinen großen Einfluss auf die Wertschöpfung des Produktes. Auch wenn bei den Recherchen einige Kritik an den Arbeitsbedingungen im weitesten Sinne gefunden wurde, gelten Arbeitsplätze im LEH als sicher und fair entlohnt (Wötzel 2010, S. 58 ff.; Deutscher Bundestag 2013). Aufgrund dieser Wertung ergeben sich keine Hot Spots in dieser Phase. Entsorgung Der Lebenszyklusphase Entsorgung wird mit einer „1“ eine niedrige Relevanz zugeordnet. Die Walnussproduktion generiert kaum Abfälle, Schalen werden weiterverwendet (McKinley Resources 2014) und lediglich die Produktverpackungen müssen entsorgt werden. Auf die sozialen Aspekte hat das keine Effekte, Dementsprechend liegen diesbezüglich keine Daten vor und es wurden in dieser Phase keine Hot Spots identifiziert. 5 Zusammenfassung der Ergebnisse Die Hot Spot Analyse der Walnussproduktion in China hat aufgezeigt, dass hauptsächlich im sozialen Bereich in den Lebenszyklusphasen der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung Hot Spots existieren. Während der Rohstoffgewinnung wurden drei Hot Spot der Kategorie „9“ identifiziert: Soziale Sicherheit, Menschenrechte und Einkommen. In dieser Lebenszyklusphase wurden die allgemeine Arbeitsbedingungen, Training und Bildung, Arbeitsgesundheit und -schutz als Hot Spot der Kategorie „6“ bewertet. Die Lebenszyklusphase Verarbeitung weist zwei Hot Spots der Kategorie „9“ auf: Soziale Sicherheit und Menschenrechte. Zu der Kategorie „6“ gehören die allgemeine Arbeitsbedingungen, Training und Bildung, Arbeitsgesundheit und -schutz, sowie das Einkommen. Als Hauptursache aller sozialen Hot Spots werden die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen in ländlichen Regionen Chinas verantwortlich gemacht. Auch im Rahmen der ökologischen Aspekte wurden durch die Analyse Hot Spots identifiziert. Bei den Hot Spots der Kategorie „9“ handelt es sich in der Phase der Rohstoffgewinnung um den Wasserverbrauch, sowie die Biodiversität und Landnutzung. Während der Verarbeitung wurden die Hot Spots dieser Kategorie Energie- und Wasserverbrauch herausgestellt. Der Energieverbrauch und die Luftemissionen entsprechen Hot Spots der Kategorie „6“ in der Rohstoffgewinnung, in der Verarbeitungsphase handelt es sich um den Einsatz von abiotischen Materialien. Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, weist die Walnuss relativ wenige ökologische Hot Spots auf. Zu den Hauptgründen für die ökologischen und auch sozialen Hot Spots zählt die Struktur der industriellen Landwirtschaft, wie sie weltweit verbreitet ist. Aufgrund des globalen Wettbewerbsdruck wird ohne Rücksicht auf Umwelt- und Sozialaspekte versucht, Produktionsmengen zu steigern und Preise niedrig zu halten. Der Einsatz von Maschinen und abiotischen Materialien kann als Folge betrachtet werden. 6 Fazit und Diskussion der Ergebnisse Im Rahmen der durchgeführten Analyse wurden viele Hot Spots, vor allem im sozialen Bereich, identifiziert. Diese Ergebnisse müssen jedoch kritisch betrachtet werden, da sie sich – insbesondere in Bezug auf die sozialen Aspekte - hauptsächlich auf Daten und Informationen der allgemeinen Landwirtschaft in China stützen und nicht spezifisch auf den Walnussanbau. Grund dafür ist die geringe vorliegende Datenmenge zu dieser Thematik. Aufgrund politischer Rahmenbedingungen und der bestehende Sprachbarriere stellte sich die Recherchearbeit als problematisch dar. Pressefreiheit und Informationsweitergabe werden in China stark unterbunden. Zudem ist es ein sehr großes Land mit regionalen Unterschieden, was es schwierig macht eine allgemeine Aussage über Anbau-, Produktions- und Arbeitsbedingungen zu treffen. Die Analysemethode der Hot Spot Analyse führt zur Verallgemeinerung von Gegebenheiten und kann somit zur Ergebnisverzerrung führen. Die Methode der Hot Spot Analyse spiegelt lediglich eine Momentaufnahme der Situation dar. Ständig können Veränderungen auftreten, was bei der Betrachtung der Ergebnisse berücksichtig werden muss. Eine regelmäßige Überprüfung des Sachverhalts wird empfohlen. Nach der allgemeinen Untersuchung des Rohstoffes Walnüsse aus dem Anbauland China wird einem Unternehmen, welches dieses Produkt beziehen möchte, zu einer spezifischen Analyse geraten. Durch einen Besuch der Anbau- und Produktionsstätten, kann sich ein Eindruck von den tatsächlichen Bedingungen der relevanten Region verschafft werden. Alle ökologischen und sozialen Kategorien der Hot Spot Analyse können auf das spezifische Produkt hin überprüft werden. Die vorliegende Untersuchung kann dabei zur Orientierung nützlich sein. Die Ergebnisse der Hot Spot Analyse wurden Stakeholdern vorgestellt. Da der chinesische Walnussmarkt für deutsche Importeure nur einen geringen Stellenwert ausmacht, konnten bei der Diskussion keine neuen Erkenntnisse für die Analyse gewonnen werden. 7 Quellenverzeichnis Agriterra (2012): Advice in marketing and logistics to walnut cooperatives in Yunnan. Online unter: http://www.agroinfo.net/download/document/53364/90/04/4a2dc11ff5c114c158944ac2364fc429/53364Advicein marketingandlogisticstowalnutcooperativesinYunnan-China.pdf (Zugriff am: 22.05.2014) Badische Zeitung (2009): Die echte Walnuss: harte Schale, gesunder Kern. Online unter: http://blogs.badische-zeitung.de/achtungpflanze/2009/10/die-echte-walnuss-harte-schalegesunder-kern/ (Zugriff am: 22.05.2014) Baojun, Z. / Yonghong, G. (o.J.): Overview of Walnut Culture in China. Economic Forestry Institute of Liaoning. Online unter: <http://walnutresearch.ucdavis.edu/2006/2006_33.pdf> (Zugriff am: 22.05.2014) California Walnut Commission (o.J.): Walnuss-Anbau und Ernte in Kalifornien. 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