1. Die altorientalischen Reiche Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. beschleunigte sich die Entwicklung, als die Mesopotamier das fruchtbare Schwemmland am Unterlauf von Euphrat und Tigris in Besitz nahmen und urbar machten. Zwischen 3200 und 2800 v. Chr. bildete sich hier – nahezu parallel zur ägyptischen – die sumerische Hochkultur heraus. In den blühenden, miteinander in enger, teilweise auch kriegerischer Beziehung stehenden sumerischen Stadtstaaten wie Ur, Uruk, Lagasch oder Umma entstand mit der Keilschrift eine der frühesten Schriften der Menschheit und mit den Zikkurats eine Bauform, die den Vergleich mit den ägyptischen Pyramiden nicht scheuen muss. Zwischen 2340 und 2284 v. Chr. gelang es Sargon, dem Herrscher von Akkad, Mesopotamien erstmals in einem Reich zu vereinen. Durch Erschöpfung und Versalzung der Böden verfielen die südmesopotamischen Städte um 2000 v. Chr., gleichzeitig entstand aber weiter nördlich mit Babylon der Mittelpunkt eines weiteren Großreiches. Zu den berühmtesten Herrschern des altbabylonischen Reiches (ca. 2000– 1500 v. Chr.) gehört Hammurapi, in dessen Regierungszeit zwischen 1792 und 1750 v. Chr. eine der ersten Rechtssammlungen der Menschheit zusammengestellt wurde. Bevor Nebopolassar 626 v. Chr. das neubabylonische Reich begründete, war Assyrien für mehrere Jahrhunderte die vorherrschende Macht in Mesopotamien. Das neubabylonische Reich zerfiel schließlich 539 v. Chr. unter dem Ansturm der persischen Achämeniden, die mit Ktesiphon eine neue Hauptstadt im Zweistromland errichteten. Alexander der Große begründete mit der Eroberung Babyloniens 331 v. Chr. die hellenistische Ära Mesopotamiens, die vor allem durch die Diadochenlinie der Seleukiden geprägt wurde. Ab 141 v. Chr. beherrschten die Parther das Land, die schließlich 220 durch die Sassaniden abgelöst wurden, die letzte Dynastie, die Mesopotamien vor der arabischen Eroberung von Ktesiphon aus regierte. 2. Die arabisch-islamische Blütezeit Zwischen 633 und 640 brach das Sassanidenreich unter dem Ansturm der aus der Arabischen Halbinsel herandrängenden islamisierten Araber zusammen. Der 637 bei Qadisiyya errungene Sieg in der Entscheidungsschlacht diente Saddam Hussein noch im Ersten Golfkrieg, der Auseinandersetzung mit Iran, als Propagandavehikel für die Begründung der «ewigen» Überlegenheit der Araber über die Perser. Obwohl das Zentrum der ersten islamischen Dynastie, der Umayyaden, in Damaskus lag, entstanden im Irak aus Militärlagern Städte wie Basra und Kufa, von denen aus die Islamisierung des Landes rasch voranschritt. Kalif Ali wählte Kufa zu seiner Residenzstadt. Die Auseinandersetzung seiner Söhne Hassan und Hussein mit den Umayyaden fand ebenfalls auf irakischem Boden statt und begründete die zentrale Bedeutung des Landes für den schiitischen Islam. Bereits in der umayyadischen Spätzeit war im Irak ein Wirtschaftsaufschwung zu beobachten. Das Zentrum der arabisch-islamischen Kultur wurde das Land aber erst unter den Abbasiden, die 750 die Umayyaden ablösten und 762 unter Kalif al-Mansur Bagdad gründeten. Unter Harun al-Raschid (Kalif 786–809) und al-Maʾmun (Kalif 813–833) blühten Kunst und Kultur («Tausendundeine Nacht»), aber auch Handwerk und Handel (Verbindungen bis Südostasien