Chemische Kanzerogenese

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Institut für
Rechtsmedizin
Chemische Kanzerogenese
Dr. rer. nat. Cornelius Courts
28.05.2014
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Definitionen und Begriffe
Krebs von griech. karkinos / lat. cancer
„… und an der Brust sahen wir häufig Tumoren, die der
Gestalt eines Krebses sehr ähnlich waren. So wie die
Beine des Tieres an beiden Seiten des Körpers liegen,
so verlassen die Venen den Tumor, der seiner Form
nach dem Krebskörper gleicht.“
– Galenos von Pergamon
Tumor: Krebsgeschwulst
Bezeichnung maligner Tumoren mit Endung „-om“:
- Karzinom (Deckepithel)
- Sarkom (Stützgewebe)
- Lymphom (Blut/Knochenmark)
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Lungenkarzinom
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Definitionen und Begriffe
Chemische Kanzerogenese:
Initiation eines Prozesses von unkontrollierter Neubildung
(Neoplasie) von Geweben infolge der Einwirkung
krebserzeugender Stoffe.
Karzinogene/Kanzerogene:
Substanzen, die eine Umwandlung von normalen Zellen in
Tumorzellen durch Veränderung der DNA und damit
Initiation eines Tumors bewirken.
⇒ Krebs ist eine genetische Erkrankung
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Die sechs Kennzeichen von Krebs*
1.) Unabhängigkeit von Wachstums- u. Überlebensfaktoren
2.) Unempfindlichkeit gegen Hemmfaktoren
3.) Immunität gegen Apoptose
4.) Unkontrolliertes Zellwachstum und Zellteilung
5.) fortgesetzte Angiogenese
6.) Gewebeinfiltration und Metastasierung
7.) Deregulierung des Energiestoffwechsels
8.) Umgehen der Immunantwort
Kennzeichen „auf Probe“
a) Genomische Instabilität
b) tumorfördernde Entzündungsreaktion
aktivierende
Charakteristika
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* Cell. 2011 Mar 4;144(5):646-74.
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Krebs – Epidemiologie
häufigste Todesursachengruppen (2007, Deutschland)
02.06.2014
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Krebs – Epidemiologie
Prozentanteil ausgewählter Tumorlokalisationen an allen
Krebsneuerkrankungen (Deutschland)
02.06.2014
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Krebs – Epidemiologie
Die 20 häufigsten Krebstodesursachen 2007
Altersstandardisiert, pro 100.000
Männer
02.06.2014
Frauen
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Übersicht
• Zellzyklus und DNA
• Der Ablauf der Kanzerogenese
- Drei-Stufen-Modell (veraltet)
- Onkogene und Tumorsuppressorgene
- Mehrstufen-Modell
•
•
•
•
Die Auslöser (Kanzerogene)
DNA-Modifikationen: Schäden und Mutationen
Physikalische und biologische Kanzerogenese
Chemotherapie
→ demnächst hier: http://www.rechtsmedizin.uni-bonn.de/studium/
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Der Zellzyklus
Der Zellzyklus ist in mehrere
Phasen unterteilt:
¾ G0-Phase: Phase zwischen den
Zellzyklen
¾ G1/G2-Phasen:
Ausdehnungsphasen mit
Nährstoffaufnahme
¾ S-Phase: DNA-Replikation
(Chromatiden werden verdoppelt)
¾ M-Phase: Eigentliche Teilungsphase
(M: Mitose)
Die Steuerung des Zellzyklus‘ und damit der Zellteilung
unterliegt einer strengen Kontrolle!
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Grundstruktur und Nomenklatur
der DNA-Bausteine
Pyrimidine
Purine
T=A
Deoxyadenosin-5-phosphat (dAMP)
Deoxythymidin-5-phosphat (dTMP)
Bindungspartner
Grundbauplan
von
Nukleotiden
C≡G
Deoxycytidin-5-phosphat (dCMP)
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Deoxyguanosin-5-phosphat (dGMP)
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Ausschnitt aus einem
DNA-Einzelstrang
5‘-Ende
» Orientierung von 5´-Phosphatende in Richtung 3´OH-Ende
(5‘→ 3‘)
-O
» Verbindung der Nukleotide durch
Phosphodiesterbindungen: R-O- P- O-R
=O
» Es gibt versch. Kurzschreibweisen für DNA-Ketten:
3‘-Ende
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DNA-Struktur: Doppelhelix
»
Grundlagen für die Aufklärung der DNA-Struktur:
– Chargaff´sche Regel der Basenverhältnisse:
(T + C) = (A + G)
– Hinweis auf Komplementarität der Basenpaare A-T und G-C
– Röntgenstrukturanalysen (durchgeführt v.a. durch Maurice
Wilkins u. Rosalind Franklin)
»
Die beiden Stränge sind komplementär zueinander und
antiparallel (5´-3´- bzw. 3´-5´- Strang)
»
Implikationen aus der DNA-Struktur:
Sequenz der Nukleotide für genet. Information verantwortlich
Replikationsmodell wurde vorgeschlagen
»
Nobelpreis 1962 für J. Watson u. F. Crick
» 2013: DNA wird 60!
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(34 Angström = 3,4 nm)
DNS-Doppelhelix nach James
Watson & Francis Crick, Nature,
1953
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Was hält die Doppelhelix
zusammen?
Δ = 1,24
Elektronegativität
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Wasserstoffbrückenbindungen
5‘- Ende
3‘- Ende
Angström
2x
3‘- Ende
5‘- Ende
3x
» Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den
komplementären Basenpaaren
02.06.2014
Institut für Rechtsmedizin
Seite 14
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Struktur der DNA-Doppelhelix
Zucker-PhosphatRückgrat
3D
2D
02.06.2014
Seite 15
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Entstehung von Krebs
„Drei-Stufen-Modell“ (veraltet)
Normale Zelle
DNA-Schäden durch
Chemikalien, Strahlung, Viren etc.
(Mutationen sammeln sich an)
Initiation
Initiierte Zelle
(Selektive klonale Expansion)
Promotion
Progression
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Präneoplastische Läsion
(genetische Veränderungen)
Bösartiger Tumor
(Metastasierung)
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Chemische Kanzerogenese
Schematisch
I
n
i
t
i
a
t
i
o
n
Nahrung
enthält
DNA
mutiert
Reparatur
Kanzerogen
mutierte DNA
leitet ein
P
r
o
KANZEROGENESE
m
o Co-Kanzerogen
führt zu
hemmt
beschleunigt
t
(Promotor)
i
o
KREBS
n
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Zelltod
Antipromoter
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Beispiele für Promotoren
Ethanol !
Saccharin
Männer: max. 24 g/d!
Frauen: max 12 g/d!
Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT)
Phenobarbital
2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin
Butylhydroxytoluol (BHT)
E321
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Zusammenwirken von
Initiation und Promotion
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Proto-onkogene und Onkogene
»Proto-Onkogene sind in jeder teilungsfähigen Zelle vorhanden
»Proto-Onkogene steuern das ‚Teilungsverhalten‘ der Zellen; es
gibt mehrere Klassen (kodierte Proteine sind an Regulation der
Proliferation und Differenzierung beteiligt)
»Proto-Onkogene mutieren zu Onkogenen Î krebsfördernde
Gene (erhöhte Expression oder Expression zur falschen Zeit
sowie qualitative Veränderungen der Onkogenprodukte können
krebsauslösend sein)
»Abweichung vom physiolog. Genexpressionsmuster trägt zur
Umwandlung in Krebszelle mit ungehemmtem, destruierenden
Wachstum bei
Î maligne Transformation
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Tumorsuppressorgene (TSG)
»TSG sind in jeder teilungsfähigen Zelle vorhanden
»TSG begrenzen das Zellwachstum, stoppen den Zellzyklus bei
DNA-Schäden oder leiten den programmierten Zelltod ein
»Das TSG tp53 ist in ~50% aller menschlichen Tumore durch
Mutationen deaktiviert!
»Die Deaktivierung von TSGs trägt zur Umwandlung Krebszelle
mit ungehemmtem, destruierenden Wachstum und Immunität
gegen den programmierten Zelltod bei
Î maligne Transformation
02.06.2014
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Entstehung von Krebs
„Mehrstufen-Modell“
Unabhängigkeit von
Wachstums- u.
Überlebensfaktoren
Unempfindlich
keit gegen
Hemmfaktoren
Deregulierung des
Energiestoffwechsels
Immunität gegen
Apoptose
Immunantwort
umgehen
KREBS
tumorfördernde
Entzündungsreaktion
Genomische
Instabilität
fortgesetzte
Angiogenese
02.06.2014
Unkontrolliertes
Zellwachstum und
Zellteilung
Gewebeinfiltration und
Metastasierung
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Die „Auto-Analogie“
„Mehrstufen-Modell“
Eigener
Tanklaster
fortgesetzte
Angiogenese
Gaspedal
festgeklemmt
Unabhängigkeit von
Wachstums- u.
Überlebensfaktoren
Motorabriegelung
deaktiviert
Immunität gegen
Apoptose
Verlassen der
Strasse
Gewebeinfiltration und
Metastasierung
Bremsen
kaputt
Unempfindlich
keit gegen
Hemmfaktoren
02.06.2014
Lenkung außer
Kontrolle
Unkontrolliertes
Zellwachstum und
Zellteilung
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Allgemeines
Die Ursachen von Krebs
- Alter (Mutationen sammeln sich an)
- Vererbung (Prädispositionen)
- Umwelteinflüsse auf DNA
(Karzinogene, Strahlen, Viren)
» Wirkungskumulation: Gesamtzeit des Kontaktes mit
karzinogener Substanz bestimmt die Wahrscheinlichkeit
der Krebsentstehung; Latenzperiode von 10-20 Jahren
02.06.2014
Seite 24
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Allgemeines
» im Gegensatz zu Einzellern besitzen vielzellige Organismen
komplexe Steuerungsmechanismen der Zellteilung
(Regelkreise für koordiniertes Wachstum)
» Aufgaben der Ausgangszelle werden nicht (mehr) erfüllt
(Hormonproduktion, Abwehr etc.): Zellen verlieren Identität
(Entdifferenzierung)
» Stadium der Zunahme der Bösartigkeit (Malignität) durch
Hinzukommen neuer mutativer Ereignisse = Progression
02.06.2014
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Allgemeines
» ca. 1016 Zellteilungen im Laufe eines Menschenlebens; spontane
Fehlerrate bei 1:106 bis 1:108; jedes Gen hat 108 - 1010 mal die
Chance spontan zu mutieren
(+ fremdstoffinduzierte Mutationen)
(Hinweis: der Zug einer Zigarette erzeugt bis zu 10.000
Punktmutationen!)
» pro Zelle müssen Ø 2-7 mutagene Ereignisse eintreffen, damit sie
maligne entarten kann (Abhängigkeit vom Alter)
Die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, steigt mit der
Lebenserwartung an: Krebs ist eine Erkrankung des Alters!
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Seite 26
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Wie häufig ist chemische
Kanzerogenese?
> 65 % aller Krebstodesfälle!
02.06.2014
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Krebsrisikofaktoren gem. WHO
⇒ Stoffe oder Prozesse, die im Tierversuch einen der
folgenden Vorgänge induzieren:
• Inzidenz von spontanen Tumoren (ohne Zufuhr von
kanzerogenen Substanzen) wird erhöht
• Tumore werden erzeugt, die nicht spontan
beobachtet werden
• die Latenzzeit bis zum Auftreten eines Tumors wird
verkürzt
• die Zahl der Tumore pro Einzeltier wird erhöht
02.06.2014
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Typische Eigenschaften von
Krebsrisikofaktoren
Komplette Kanzerogene Bedingt krebsauslösende Faktoren
- Reagieren mit DNA;
mutagen
- Reagieren nicht mit DNA;
nicht mutagen
- lösen DNA-Reparatur aus
- wirken
proliferationssteigernd
- initiieren
- promovieren
- Wirkung ist irreversibel und
additiv
- Wirkung ist reversibel und
kann additiv sein
- Keine Wirkungsschwelle
- Wirkungsschwelle möglich
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Seite 29
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Einteilung der chemischen
Kanzerogene
Einteilung der Chemischen Kanzerogene in drei Gefahrenkategorien
(§ 1.4.2.1 GefStoffV Anhang 1 und Richtlinie 67/548/EWG)
• Kategorie 1 (T und R45 oder R49, je „canc cat. 1“)
- krebserzeugende Wirkung beim Menschen ist bekannt
- Kausalzusammenhang zw. Exposition und Krebsentstehung ist belegt
• Kategorie 2 (T und R45 oder R49, je „canc cat. 2“)
- begründeter Verdacht, daß Exposition zu Krebsentstehung führt (z.B. durch
Langzeitversuche etc.)
• Kategorie 3 (R40)
- möglicherweise krebserzeugend beim Menschen
- noch nicht genügend Information/Belege für Kat. 2
02.06.2014
Seite 30
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Beispiele für chemische
Karzinogene
Kategorie 1
Kategorie 2
Kategorie 3
Asbest
Acrylamid
Ozon
Benzol
Benzpyren
Oxazepam
Dieselabgase
Ottokraftstoff
Heizöl
(Mg,Fe,Ni)3Si2O5(OH)4
Acrylamid
Chrysotilasbest
Oxazepam
Benzol
02.06.2014
3,4-Benzpyren
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Nitrosamine, Nitrosamide
•
N-Nitrosamine entstehen endogen im sauren Milieu des Magens aus
sek. Aminen (diese entstehen aus Proteinen beim Kochen o. Braten)
durch Umsetzung mit Nitrit (enthalten in Pökelsalz oder bakterielle
Entstehung im Speichel aus Nitrat (Dünger); freigesetzte Amine
werden nitrosiert (hemmbar durch Vit. C)
•
Nitrosamide reagieren spontan, Nitrosamine erst nach enzym.
Oxidation; gleiche Reaktion auch bei Hydrazin- und AzoxyVerbindungen
•
heute Aufnahme < 0,5 μg Nitrosamine/d; vor Jahren Bier mit 6,8 μg/L
(Veränderung der Malzgewinnung und Verzicht auf Gerstentrocknung
mit heißer Luft); Pökelfleisch mit 12 μg/kg (jetzt Ascorbinsäure)
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Kanzerogene Naturstoffe
Mycotoxine (z.B. Aflatoxin)
» Vorkommen in Schimmelpilzen
» hochgradig karzinogen,
lösen Leberkrebs aus
» Aufnahme durch verschimmelte
Nahrungsmittel (v.a. Brot,
Nüsse, Getreide)
» Regional differentielle Aufnahme
zw. 4-222 µg/kg KG, was gut mit
Inzidenz von Lebertumoren korreliert
(1-13 / 100.00 Einwohner / Jahr)
02.06.2014
Seite 33
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Weitere chemische
Karzinogene
• polyzyklische Aromaten; PAK (Benzol, 3,4Benzpyren…)
• aromatische Amine (Oxazepam…)
• freie Radikale
• aliphatische Epoxide (Klebstoffe….)
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Seite 34
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DNA-Modifikationen
Schäden und Mutationen
02.06.2014
Seite 35
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Maßstäbe von Mutationen
Die DNA kann auf verschiedenen Organisationsebenen mutiert werden:
+
Genommutation
Maßstab
Veränderung des Chromosomensatzes durch Verlust/Zugewinn ganze
Chromosomen (z.B. bei Fehlern in der Mitose)
-
Chromosomenmutation
- Chromosomenbrüche und Verlust von Teilen
- Chromosomentranslokation: Austausch von Chromosomenstücken
Genmutation
- Einzelnukleotidaustausche, Insertion, Deletion, Inversion,
Verdoppelungen
02.06.2014
Seite 36
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DNA-Schäden und Mutationen
- DNA-Schäden
und DNA-Mutationen sind nicht identisch
- DNA-Schäden erzeugen nicht immer Mutationen
- Schäden können erkannt und repariert werden
- bei schwersten Schäden zerstört sich die Zelle selbst
- Mutationen werden nicht immer durch DNA-Schäden erzeugt
- Mutationen können spontan entstehen
- DNA-Schäden selbst lösen keinen Krebs aus; Mutationen
können Krebs auslösen:
DNA-Schaden (→) DNA-Mutation (→) Krebs
02.06.2014
Seite 37
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DNA-Veränderungen im Überblick
Bezeichnung
Typ
Beispiel
Basenmodifikation
S
8-Oxo-7,8-Dihydroguanin , Thymindimere
Strangbruch
S
Einzelstrangbruch, Doppelstrangbruch
AP-Läsion
S
Verlust einer Base, z.B. Guanin
Quervernetzung
S
Vernetzung zwischen Basen desselben Stranges
oder zwischen den Strängen
Interkalation
S
Einlagerung von Molekülen, die die Struktur der DNA
verzerren
Substitution
M
AGCTAGCTA → AGCTGGCTA
Insertion
M
AGCTAGCTA → AGCATGTAGCTA
Deletion
M
AGCTAGCTA → AGCCTA
Inversion
M
AGCTAGCTA → AGGATCCTA
S: Schädigung M: Mutation
02.06.2014
Seite 38
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DNA-Modifikation
Basenmodifikation
-
DNA-Addukte durch Reaktion elektrophiler Fremdstoffe oder
Fremdstoffmetabolite mit Basen
-
Reaktion mit Sauerstoffradikalen
-
Bestrahlung mit UV-Licht einer Wellenlänge, die von DNA
absorbiert wird (Absmax: 260 nm)
-
Spontane Basenmodifikation: z.B. Desaminierung von
Cytosin zu Uracil (100x/Zelle/d); U ist komplementär zu A
statt zu G: falsche Basenpaarung in Tochtergeneration
02.06.2014
Seite 39
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DNA-Modifikation
Basenmodifikaton: Mutation durch Fehlpaarung
-CH3
Die normale
Basenpaarung
(A:T und C:G)
Thymin = Adenin
Methylierung von Guanin
zu O6-Methylguanin
führt zur Paarung mit
Thymin (statt Cytosin).
Cytosin ≡ Guanin
Ein neu gebildeter
Tochterstrang
trägt also ein T statt
ein C: Mutation!
Thymin ≡ O6-Methylguanin
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DNA-Modifikation
Strangbrüche
Strangbruch = Hydrolyse einer Zucker-Phosphat-Bindung eines Nucleotids
• Reaktion mit Sauerstoffradikalen
(Bldg. u.a. durch Röntgen-, Gamma- und UVStrahlung)
• Beeinflussung der Enzymaktivität von
DNAsen, Topoisomerasen, und
Endonucleasen durch Fremdstoffe
• Fremdstoffe, die die intrazelluläre CaKonzentration erhöhen und damit die Caabhängigien Endonucleasen aktivieren
02.06.2014
Seite 41
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DNA-Modifikation
AP-Läsionen
AP-Läsion = Hydrolyse glykosidischer Bindung und Verlust einer Base
• Alkylierende Fremdstoffe erleichtern die
Hydrolyse von Guanin-Zucker-Bindungen
durch N7-Substitution der Purine
• Bei radikalischem Angriff können oxidierte
AP-Läsionen entstehen
⇒ Pro Tag gehen etwa 5000 Purinbasen aus
dem Genom einer menschlichen Zelle durch
therm. Hydrolyse der glykosidischen Bindung
zur Desoxyribose verloren
02.06.2014
Seite 42
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DNA-Modifikation
Quervernetzung
Vernetzung
- der beiden Stränge (interstrandcrosslink)
- zweier Basen des gleichen DNAStranges (intrastrand-crosslink)
- zwischen Kernprotein (z.B. Histon)
und DNA ( DNA-Proteincrosslink)
⇒ Ausgelöst durch bifunktionelle Elektrophile (LostDerivate, cis-Platin-Abkömmlinge)
02.06.2014
Seite 43
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DNA-Modifikation
Interkalation
Interkalation = Einlagerung von Fremdstoffen zwischen Basenpaare und
Veränderung der räumlichen Anordnung
⇒ Flache, positiv geladenen Moleküle
können mit den Phosphat-Resten der
DNA wechselwirken und sich zwischen
die Basenpaare einschieben
Interkalatoren: Ethidiumbromid
(Fluoreszenzfarbstoff), Proflavin
02.06.2014
Seite 44
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Genmutation
Mögliche Folgen
Basenmodifikation oder AP-Läsion kann von DNA-Polymerase
fehlinterpretiert werden. Folge: Einbau einer falschen Basen
• Falsche Base führt nicht zu einer Änderung der codierten
Aminosäure → stumme Mutation, keine schädlichen Folgen
• Falsche Base führt zu einer Änderung einer für die
Proteinfunktion nicht-essentiellen Aminosäure → neutrale
Mutation, keine schädlichen Folgen
• Falsche Base führt zu einer Änderung einer für die
Proteinfunktion essentiellen Aminosäure → schädliche
Mutation, möglicherweise gefährlich
02.06.2014
Seite 45
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Genmutation
Mögliche Folgen
Basenmodifikation oder AP-Läsion kann von DNA-Polymerase
fehlinterpretiert werden. Folge: Einbau einer falschen Basen
• Es wird eine Base übersprungen → Deletion (frame-shift);
Protein ist stark verändert, sehr wahrscheinlich schädlich
• Es wird eine Base zuviel eingebaut → Insertion (frameshift); Protein ist stark verändert, sehr wahrscheinlich
schädlich
• Es wird eine Base betroffen, die an Rekombination beteiligt
ist → irreguläre Rekombinationsprosse, Duplikation von
DNA-Abschnitten, sehr wahrscheinlich schädlich
02.06.2014
Seite 46
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Chromosommutation
Mögliche Folgen
DNA-Strangbrüche gehen voraus
• Chromosomenbruch → Teile gehen verloren
• Translokation → Teile werden auf anderes Chromosom
übertragen
02.06.2014
Seite 47
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Krebs durch Translokation
Ein Beispiel
Blutkrebs: myeloische Leukämie
Translokation von Chromosom 22
und Chromosom 9
» Auf Chromosom 9 liegt ein ProtoOnkogen, das vor allem im
Rückenmark die Ausbildung
weißer Blutzellen steuert
» Dieses wird durch die
Translokation an einen Platz
versetzt, der oft abgelesen wird
» Dadurch entsteht eine „Überdosis“
des Proto-Onkogens und die
Steuerung der Zellteilung wird
dysreguliert ⇒ Blutkrebs
02.06.2014
Seite 48
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Genommutation
Mögliche Folgen
• Verlust oder Erwerb eines ganzen Chromosoms → Kern
wird aneuploid; immer schädlich
02.06.2014
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Reparatur von DNA-Schäden?
Ja, aber nicht so!
02.06.2014
Seite 50
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DNA-Reparatur
→ DNA-Reparatur: Bezeichnung für eine Vielzahl an Prozessen,
durch die eine Zelle Schäden an der DNA detektieren und
reparieren kann (man kennt mind. 34 vererbliche Mutationen in
DNA-Reparatur-Genen, die das Krebsrisiko erhöhen)
→ Verschiedene Reparaturmechanismen für verschiedene
Arten von Schäden
• Direkte Reparatur (Schaden wird „rückgängig“ gemacht; z.B.
Thymin-Dimere durch Photolyase)
• Einzelstrangreparatur (BER, NER, MMR)
• Doppelstrangreparatur (NHEJ, MMEJ, HR)
• Transläsionale Reparatur („Drüberschreiben“)
02.06.2014
Seite 51
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Reparatur von DNA-Schäden
Beispiel: Einzelstrangreparatur, NER
02.06.2014
Seite 52
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Wie schädigen Kanzerogene die
DNA?
am Beispiel von
• Aliphatischen Epoxiden
• PCKWs
• kanzerogene Naturstoffen
• Aflatoxin B1
• Freie Radikalen
02.06.2014
Seite 53
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Aliphatische Epoxide
(Vinylchlorid)
•
•
Mischfunktionelle Oxygenase + spontane Umlagerung
das Chloracetaldehyd o. auch schon das Epoxid reagiert mit
nucleophilen Stellen an DNA-Basen (z.B. Adenin)
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Polycyclische aromatische
Kohlenwasserstoffe (PAK)
» Entstehen beim Braten und Räuchern v.a. über offenem Feuer.
» Sind auch in Farben und Lösungsmitteln enthalten
⇒ Wirken kanzerogen aufgrund ihrer strukturellen
Ähnlichkeit mit den DNA-Basen
PAK
Adenin
Guanin
02.06.2014
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Kanzerogene Naturstoffe
können metabolisch zu
direkt gentoxischen
Elektrophilen aktiviert
werden
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Kanzerogene Naturstoffe
Aflatoxin B1
Epoxidierung
Überwiegend
Reaktion mit
Guanin
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Freie Radikale
O2 + NADPH
NADPHoxidase
.O - + Fe +++
.O - + 2 H +
-
O2 + Fe
2
H2O2
H2O2 + Fe
+
O2 + NADP + H
2
++
+
++
.OH + OH - + Fe+++
.OH ist elektrophil und greift DNA-Basen an
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Direkte (ultimate) und indirekte
(proximale) Kanzerogene
» Direkte Kanzerogene sind aktiv ohne metabolische Aktivierung,
reagieren direkt mit DNA
» Indirekte Kanzerogene werden erst nach metabolischer
Aktivierung aktiv (Kapazität der metabol. Aktivierung sowohl
spezies- als auch individual- und organspezifisch, daher
Spezies- und Organspezifität (z.B. Anilin - Harnblase;
Vinylchlorid - Angiosarkom in Leber)
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Ursachen für Organotropie
» bevorzugte Aufnahme in bestimmte Zellen
» ultimates Kanzerogen (K.) wird extrazellulär nur unter best.
Bedingungen gebildet (z.B. pH)
» proximales K. wird nur in best. Zellen zu ultimatem K.
metabolisiert
» nur in best. Zellen mißlingt rechtzeitige Deaktivierung
ultimater K. (z.B. mit Glutathion)
» betroffenes Gen wird nur in best. Zellen exprimiert,
ansonsten ist Repression zu stark
» K. ist unvollständig, für Promotor fehlt Rezeptor
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Wie entsteht Krebs durch
DNA-Mutationen?
Zusammenfassung bisher:
- Krebs = bösartiger Tumor: besteht aus entarteten
Zellen, die die Kontrolle über Teilung, Wachstum
und Funktion verloren haben
- Bestimmte Chemikalien können die DNA schädigen
- DNA-Schäden können Mutationen bedingen
→ Mutationen können Krebs auslösen
⇒ Mutationen in verschiedenen Genen können unterschiedliche
Auswirkungen auf die Zelle haben und alle Merkmale einer
Krebszelle bedingen
z.B. Aktivierung von Proto-Onkogenen
Deaktivierung von Tumorsuppressorgenen
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Andere Wege der Kanzerogenese
» Drei Klassen von Kanzerogenen - wobei zur kanzerogenen
Wirkung noch eine mögliche familiäre Disposition hinzukommt:
¾Chemische Kanzerogene
¾Physikalische Kanzerogene
¾Biologisch-virale Kanzerogene
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Physikalische Kanzerogene
Physikalische Kanzerogene sind zumeist Strahlen oder
strahlende Stoffe:
• Ionisierende Strahlung, die Atombindungen zerstört (kürzerwellig
als Licht, Röntgen-, Gammastrahlung)
• UV-Strahlung, die falsche Paarungen in der DNA auslöst, die die
DNA-Raumstruktur verzerren
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Physikalische Kanzerogene
Physikalische Kanzerogene sind zumeist Strahlen oder
strahlende Stoffe:
• Radioaktive Strahlung (α- und β-Strahlung)
• Radionuklide, also Kontrastmittel für Röntgen-Untersuchungen,
führten früher zur Ausbildung bösartiger Lebertumoren
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Physikalische Karzinogene
Was Strahlung in der DNA anrichtet
hν
Chromosomen a
und b
normaler Zustand
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Chromosomenbrüche
Reparierte Chromosomen
Reparaturmechanismus
Translokation!
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Physikalische Karzinogene
Was Strahlung in der DNA anrichtet
Photocycloaddition
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Physikalische Karzinogene
Was Strahlung in der DNA anrichtet
Quervernetzung!
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Biologische Kanzerogenese
vor allem Viren und Bakterien!
¾ Helicobacter pylori (Bakterium) verursacht chronische Gastritis
und ist an der Entstehung der meisten Magenkarzinome beteiligt!
Ca. 40-50% der Bevölkerung sind infiziert.
¾ Viren werden mit 15% aller Krebsleiden in Verbindung gebracht.
¾ Bei 90% aller an Gebärmutterhalskrebs erkrankter Frauen wurde im
Tumorgewebe Erbsubstanz des Papillmovirus‘ (HPV) gefunden.
¾ Das Epstein-Barr-Virus kann u.a. Burkitt-Lymphome auslösen.
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Biologische Kanzerogenese
Virale Kanzerogenese
» Viren binden spezifische
Zelloberflächenantigene (z.B. CD4),
fusionieren mit oder perforieren die
Zellmembran und importieren ihre
Erbsubstanz in die Wirtszelle
Wirtszelle
» Bei einigen Viren wird die DNA in die
Wirtszell-DNA integriert, was
kanzerogene Wirkung haben kann.
Viren (viel kleiner)
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Zusammenfassung
» Es gibt viele Arten von DNA-Mutationen
» Kanzerogene (darunter bestimmte Chemikalien) können DNAMutationen auslösen
» Krebs entsteht, wenn DNA-Mutationen die Entartung einer Zelle
bewirken (z.B. durch Transformation von Proto-Onkogenen zu
Onkogenen oder die Deaktivierung von Tumorsuppressor-genen)
» Die Regulation der Zellteilung wird aufgehoben, die Zellen
entdifferenzieren, wachsen und teilen sich unkontrolliert und bilden
schließlich Tumore
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Chemotherapie
Medikamentöse Therapie von Tumoren
Ziel der Tumortherapie ist vollständige Elimination aller
Tumorzellen.
Problem
bei jedem Behandlungsschritt wird nur ein bestimmter
Anteil getroffen (Elimination nach Kinetik 1. Ordnung)
Bsp.: Tumor von 100 g enthält ca. 1011Zellen; wenn in mehreren
Schritten 99% eliminiert sind, bleiben 109 Zellen übrig (1 g)
→ Folge: zwar komplette Remission (keine klinischen Symptome), aber
keine Heilung!!
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Chemotherapeutika
Phasen-spezifisch wirksame Stoffe: Mitosehemmstoffe und
Antimetabolite (Hemmung der Bereitstellung von Vorstufen
für die DNA-Synthese)
Zyklus-spezifisch wirksame Stoffe: Alkylantien und
Antibiotika wirken phasen-unspezifisch, evtl. abhängig von
Proliferation
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Chemotherapie
Typische Verläufe
1: Behandlung muß nach 4
erfolgreichen Applikationen
unterbrochen werden, die
verbleibenden Zellen wachsen
weiter.
2: Wirksamkeit der
Behandlung wird durch
Resistenzentwicklung
vermindert
3: Erfolgreich Behandlung in
wenigen gleichbleibend
wirksamen Schritten
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Chemotherapie
Nebenwirkungen
» außer Hormonen fungieren alle Chemotherapeutika als
Zytostatika UND bewirken Zytolyse auch in normalen Zellen (vor
allem betroffen sind Wechselgewebe wie Knochenmark, MagenDarm-Epithel, Haut)
» bei intermittierender Chemotherapie werden Pausen eingelegt,
wodurch gleichzeitig Synchronisationsprozesse gefördert werden
(Rekrutierung aus G0-Phase)
» bei Stoßtherapie hohe Dosen in größeren Abständen (wenig
resistente Zellen!)
» niedrig dosierte Dauertherapie ist der Erhaltungstherapie
vorbehalten
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Chemotherapie
Antimetabolite
haben Affinität zu Enzymen der Biosynthese von Nukleinsäurebasen;
wirken vor allem in S-Phase, da dort besonderer Bedarf an Nukleotiden
besteht
» Folsäure-Analoge
Methotrexat blockiert Umwandlung von Dihydrofolsäure zur
Tetrahydrofolsäure (wichtig für Thymidin- und Purin-Synthese)
» Pyrimidin-Analoge
5-Fluoruracil blockiert Thymidilatsynthethase
» Purin-Analoge
Mercaptopuren hemmt ersten Schritt der Purinbiosynthese
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Chemotherapie
Antimetabolite
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Chemotherapie
Antibiotika
→ mit zytotoxischen Eigenschaften bes. in S-Phase (trifft sich
schnell teilende Zellen)
» Dactinomycin interkaliert in DNA, wodurch RNA-Polymerase und
Zellwachstum gehemmt werden
» Daunorubicin und Doxorubicin interkalieren, produzieren aber
auch Sauerstoffradikalanionen für Einzel- u. Doppelstrangbrüche
und Schwesterchromatidaustausch
» Bleomycin bildet Chelat mit Metallionen und erzeugt als
Oxygenase Sauerstoffradikalanionen
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