7 Akustisches System – Hören Sie auswendig zu lernen, lohnt sich wirklich: Merke! –– absolute Hörschwelle = 4 Phon (bei 1000 Hz = 4 dB) –– Schmerzschwelle = 130 Phon (bei 1 kHz = 130 dB) –– Intensitätsunterschiedsschwelle im Bereich der Hörschwellenkurve = 1 dB –– Tonhöhenunterschiedsschwelle bei 1000 Hz = 0,3 % –– Laufzeitdifferenz = 10−5 s 7.2 7 Rezeption und Transduktion In diesem Kapitel geht es darum, wie es unser Ohr schafft, so viele verschiedene Frequenzen wahrzunehmen, und warum wir so geringe Änderungen des Drucks, wie sie der Schall auslöst, überhaupt registrieren können. Dieses grundlegende Verständnis der Schallwahrnehmung ist zugleich die Basis für das Verständnis von Hörstörungen. Einiges, was du hier lernst, wird dir daher in der HNO wieder begegnen. 7.2.1 Schallweiterleitung und ­Frequenzanalyse Der Schall gelangt über den äußeren Gehörgang zur Membrana tympani (Trommelfell). Diese wird durch den Schall in Schwingung versetzt, wie eine Trommel, die angeschlagen wird. Hinter dem Trommelfell befindet sich das Mittelohr mit den Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel. Die vom Schall ausgelöste Schwingung des Trommelfells wird auf den Hammer übertragen, von diesem auf den Amboss weitergeleitet und gelangt dann auf den Steigbügel, der mit seiner Platte im ovalen Fenster liegt. Über das ovale Fenster wird der Schall schließlich auf das Innenohr übertragen. Im Laufe dieser Weiterleitung wird die Schall­ amplitude im Mittelohr um den Faktor 22 verstärkt. Dafür gibt es zwei Gründe: 70 1. Das Trommelfell ist 17-mal größer als das ovale Fenster. So wird die gleiche Kraft auf eine kleinere Fläche übertragen. Da Druck = Kraft pro Fläche ist, erhöht sich der Schalldruck, wenn bei gleicher Kraft die Fläche verkleinert wird. 2. Die Knöchelchen üben eine Hebelwirkung aus und helfen bei der Impedanzanpassung (Impedanz = Widerstand, der der Ausbreitung von Schwingungen in einem Medium entgegenwirkt) von Luft auf Perilymphe. Ist der Impedanzunterschied zu groß, wird ein großer Teil der Wellen reflektiert. Dies wäre bei den unterschiedlichen Medien Luft und Perilymphe der Fall und ist z. B. der Grund dafür, warum man unter Wasser aus der Luft kommende Töne leiser hört. Mit den Gehörknöchelchen ist zwischen Luft und Perilymphe ein weiteres Medium zwischengeschaltet, wodurch der Impedanzsprung ‒ und damit auch der Anteil reflektierter Wellen ‒ verkleinert wird. Da die Anatomie des Innenohrs für das Verständnis des Hörvorgangs sehr wichtig ist, zeigt Abb. 32, S. 71 die wesentlichen Strukturen. Das Innenohr ist wie ein Schneckengehäuse aufgebaut. Daher auch der Name Cochlea (Schnecke). Dieses Haus hat drei Gänge: –– die Scala vestibuli, –– die Scala tympani, –– die Scala media (Ductus cochlearis). Ans ovale Fenster grenzt die Scala vestibuli, die sich in der Schnecke bis hinauf zum Helicotrema (Spitze des Schneckenhauses) empor windet. Am Helicotrema kommuniziert die Scala vestibuli mit der Scala tympani, die ihrerseits am runden Fenster endet. Diese beiden Gänge sind mit Perilymphe gefüllt, einer Flüssigkeit, die in ihrer Zusammensetzung dem Extrazellulärraum ähnelt. Zwischen Scala vestibuli und Scala tympani liegt die Scala media. Sie enthält das Corti-Organ, das Schallwellen in elektrische, neuronale Informationen umwandelt. Wichtigste Bestandteile des Corti-Organs sind die inneren und äußeren Haarzellen sowie die Tektorialmembran (s. 7.2.2, S. 72). Die Scala media