Gandalf Lechner WS 2009/10 Übungsaufgaben zur Vorlesung “Mathematische Methoden der Physik II” Die jeweils aktuelle Version dieses Dokuments und weitere Informationen zu Vorlesung und Übungen finden sich unter https://elearning.mat.univie.ac.at/physikwiki/. 1) Potenzreihenentwicklung a) Auf welchem Gebiet in der komplexen Ebene ist die Funktion f (z) := z2 1−z holomorph? b) Gib die Potenzreihenentwicklung von f um z0 = 0 an und zeige, dass diese Reihe auf der Kreisscheibe {z ∈ C : |z| < 1} die Funktion f darstellt. 2) Trigonometrische Funktionen und Hyperbelfunktionen a) Zeige, dass für jede komplexe Zahl z gilt eiz = cos z + i sin z . b) Folgere aus a) die Formeln (wieder für beliebiges z ∈ C) sin z = 1 iz e − e−iz , 2i cos z = 1 iz e + e−iz . 2 c) Die Hyperbelfunktionen sind definiert durch sinh z := −i sin(iz) cosh z := cos(iz) sinh z tanh z := . cosh z Zeige, dass sinh und cosh ganz holomorphe Funktionen sind, und berechne ihre ersten (komplexen) Ableitungen. Wo ist tanh holomorph? Skizziere die Graphen von x 7→ sinh x und x 7→ cosh x in Abhängigkeit von einer reellen Variable x. 3) Reelle und komplexe Differenzierbarkeit a) Für beliebige komplexe Zahlen a, b ∈ C ist die Funktion g : IR2 → C , g(x, y) := x2 + ay 2 + bxy auf ganz IR2 nach x und y differenzierbar. Für welche Werte von a, b ist f : C → C, f (x + iy) := g(x, y) auf ganz C komplex differenzierbar? 1 b) Finde eine auf der rechten Halbebene {z ∈ C : Re z > 0} holomorphe Funktion f mit Imaginärteil y Im f (x + iy) = arctan , x > 0. x (Tipp: Cauchy-Riemannsche Differentialgleichungen) 4) Komplexe Wegintegrale a) Berechne für die drei Funktionen f1 (z) := z2 , z+i f2 (z) := z+1 , (z + i)2 f3 (z) := 1 , (z + i)2 H jeweils das Wegintegral γ fk (z) dz, k = 1, 2, 3, wobei γ ein positiv durchlaufener Kreis mit Radius R um z = −i ist. Verwende dabei keine evtl. bekannten Integralsätze, sondern führe die Integrale explizit aus. b) Berechne I η dc c+1+i wobei η ein positiv durchlaufener Kreis mit Radius 7 5 um den Ursprung ist. 5) Komplexer Logarithmus Betrachte die Funktion Z dζ , l(z) := γz ζ wobei γz der rechts skizzierte Weg ist (gerade Strecke von 1 bis |z|, dann positiv orientierter Kreisbogen von |z| bis z = |z|eiϕ , 0 ≤ ϕ < 2π). Beachte, dass der Weg hier von z abhängt! Berechne l explizit durch Ausführen des Wegintegrals. Wo ist diese Funktion holomorph? Zeige, dass l ein Logarithmus ist in dem Sinne, dass für z im Holomorphiegebiet el(z) = z gilt. Welcher Zusammenhang besteht zwischen l und dem in der Vorlesung besprochenen Hauptzweig des Logarithmus Ln? 6) Taylorreihen Betrachte die auf der reellen Achse definierte glatte Funktion 10 f (x) := 2 e−x +26 sinh(x +10) , (ex + 1)(x2 − 10x + 26) x ∈ IR . Diese Funktion soll in der Nähe von x0 = 1 bzw. in der Nähe von x0 = 3 durch ein Polynom genähert werden (Taylorentwicklung). In welchem Intervall wird eine solche Entwicklung eine gute Näherung für f darstellen? Finde dieses Intervall für die beiden Entwicklungspunkte x0 = 1 und x0 = 3. 2 7) Funktion auf Kreisscheibe Wir betrachten eine Funktion f , die auf einer offenen Umgebung der Einheitskreisscheibe K1 (0) holomorph ist, und auf dem Rand ∂K1 (0) = {z ∈ C : |z| = 1} konstant gleich 1 ist, d.h. f (z) = 1 für alle z mit |z| = 1. Welche Funktionswerte kann so eine Funktion bei z = 21 annehmen? 8) Beschränkte ganze Funktionen a) Zeige, dass jede ganz holomorphe Funktion f , die uniform beschränkt ist, d.h. |f (z)| ≤ M für alle z ∈ C mit einer festen Konstante M ≥ 0 erfüllt, konstant ist. (Tipp: Potenzreihenentwicklung, dann Koeffizienten der Reihe abschätzen) b) Betrachte nun speziell ein Polynom P (z) = a0 + a1 z + a2 z 2 + ... + aN z N mit komplexen Koeffizienten a0 , ..., aN ∈ C, N > 0, aN 6= 0, und die Funktion f (z) := 1/P (z). Benutze Teil a), um zu beweisen, dass P eine Nullstelle hat. 9) Residuen Berechne die Residuen der folgenden Funktionen f1 , ..., f6 an ihren jeweiligen Singularitätsstellen. Die auftretenden Parameter a, b, an , sind komplexe Konstanten. a) f1 (z) = z sin z z 2 +a2 b) f2 (z) = PN c) f3 (z) = n=−N sin z z z an z n d) f4 (z) = e (1 + sin z)−1 e) f5 (z) = cosh z z 3 +(6+2i)z 2 +(8+6i)z a f) f6 (z) = exp z−b 10) Anwendung des Residuensatzes I Berechne das Integral Z ∞ iωy e dy , 2 −∞ 1 + y ω ∈ IR\{0} , mit Hilfe des Residuensatzes unter Verwendung der beiden Halbkreiswege und des Limes R → ∞ (analog zu dem Beispiel aus der Vorlesung). Überlege, ob man den Weg in der oberen oder unteren Halbebene schließen muss, um den Residuensatz erfolgreich anwenden zu können. 3 11) Anwendung des Residuensatzes II Berechne das folgende Integral mit Hilfe des Residuensatzes: Z ∞ αx e dx , 0 < α < 1. x −∞ 1 + e Überlege zuerst, wo der Integrand (komplexe) Singularitäten hat, und bestimme den Typ dieser Singularitäten. Verwende dann den folgenden Integrationsweg, und bilde den Limes R → ∞. 12) Kosinusreihen Entwickle die auf dem Intervall [0, L], L > 0, gegebenen Funktionen u(x) := x2 P∞ a0 3 ). Bestimme dazu und v(x) := x , in Kosinusreihen der Form 2 + n=1 an cos( nπx L die Entwicklungskoeffizienten an und skizziere bzw. plotte die Funktionen und je eine approximierende Kosinussumme. Konvergieren diese Kosinusreihen gegen u bzw. v? 13) Wärmeleitender Draht Ein dünner, idealisiert als eindimensional angenommener Metalldraht der Länge L habe zur Zeit t = 0 die nebenstehend skizzierte Temperaturverteilung L 2 x3 6ϑ x − T0 (x) = 3 · L 2 3 mit ϑ = 200◦ C. Für die Temperatur T (t, x) des Drahtes zur Zeit t an der Stelle x gilt die Wärmeleitungsgleichung ∂T ∂ 2T , = κ2 · ∂t ∂x2 0 < x < L, t ∈ IR , wobei die Wärmeleitfähigkeit κ > 0 eine Konstante ist. Die Enden des Drahtes sind isoliert, so dass keine Wärme mit der Umgebung ausgetauscht wird (NeumannRandbedingungen): ∂T (t, 0) = 0 , ∂x ∂T (t, L) = 0 , ∂x t ∈ IR . Bestimme die Temperaturverteilung T (t, x) mittels Separationsansatz und Fourierreihenentwicklung der Anfangsbedingung. Wie sieht das Langzeitverhalten der Temperaturverteilung aus? Schritt für Schritt geht das so (analog zur Diskussion der Wellengleichung in der Vorlesung): 4 a) Finde zuerst alle Lösungen der Produktform T (t, x) = f (t)g(x), indem Du gewöhnliche Differentialgleichungen für f und g herleitest und löst. Zeige dabei, dass λ := −κ2 · g 00 (x)/g(x) konstant und aufgrund der Randbedingung positiv sein muss, und bestimme die möglichen Werte von λ. b) Nutze die Linearität der Wärmeleitungsgleichung, um allgemeinere Lösungen in der Form von Linearkombinationen der Produktlösungen aus a) zu erhalten. Passe die Koeffizienten dieser Linearkombinationen dann an die Anfangsbedingung an, indem Du T0 (x) in eine geeignete Fourierreihe entwickelst, d.h. die Fourierkoeffizienten berechnest. Dabei kann Aufgabe 12) verwendet werden. c) Gib explizit eine Näherungslösung T≈ (t, x) erster Ordnung an, indem Du nur die Terme mit n = 0 und n = 1 in der Fourierreihe berücksichtigst, und begründe, warum dies die wesentlichen Terme für das Langzeitverhalten sind. Zeige dann, dass sich für große Zeiten eine konstante Gleichgewichtstemperatur T einstellt. Wie hoch ist diese Temperatur, und wie lässt sich dieses Verhalten physikalisch interpretieren? 14) Fouriertransformation einer Gaußfunktion Bestimme die Fouriertransformierte der Gaußfunktion 1 x 2 −1/4 −1/2 Gσ (x) := π σ exp − 2 σ mit Standardabweichung σ > 0. Berechne dazu das Fourierintegral Z R 1 G̃σ (k) = √ dx e−ikx Gσ (x) lim R→∞ 2π −R mit Hilfe des Cauchyschen Integralsatzes, indem Du die Holomorphie- und Abfalleigenschaften von Gσ verwendest und den Integrationsweg in der komplexen Ebene verschiebst. Welcher verschobene Weg geeignet ist, sieht man, wenn man den Integranden des Fourierintegrals zu einer Gaußfunktion mit komplexen Argument umformt. Was ist die Fouriertransformierte von f (x) := x2 G1 (x)? (Hier empfiehlt es sich, die Eigenschaften der Fouriertransformation zu verwenden und nicht neu zu integrieren.) 15) Koordinatentransformation Eine invertierbare (d × d)-Matrix Λ und einen Vektor a = (a1 , ..., ad ) ∈ IRd können wir für die folgende affin lineare Koordinatentransformation des IRd benutzen, x = (x1 , ..., xd ) ∈ IRd . x 7−→ Λx + a , Auf Funktionen f ∈ S (IRd ) wirkt diese Koordinatentransformation gemäß fa,Λ (x) := f (Λ−1 (x − a)) . Wie wirkt sich diese Koordinatentransformation auf die Fouriertransformierte von ˜ f aus? Finde eine Formel, die fg a,Λ durch f ausdrückt. 5 , Fouriertransformierte einer Funktion mit kompaktem Träger Diese Aufgabe ist eine etwas schwierigere freiwillige Zusatzaufgabe. Wer eine Lösung findet, bitte bei Gelegenheit mit Gandalf besprechen. Sei f ∈ S (IR) eine von Null verschiedene, glatte Funktion mit kompaktem Träger, d.h. f (x) = 0 für alle x außerhalb eines endlichen Intervalls [a, b]. Zeige, dass die Fouriertransformierte f˜ von f über die ganze reelle Achse ausgebreitet ist, d.h. dass es kein noch so kleines Intervall [k0 , k0 + ε] (mit ε > 0) gibt, so dass f˜(k) = 0 für alle k ∈ [k0 , k0 + ε]. Tipp: Mit “imaginary numbers” meint Hobbes holomorphe Funktionen und insbesondere den Identitätssatz. 16) Faltungen Wir betrachten die Gaußfunktion Gσ,µ mit Mittelwert µ ∈ IR und Standardabweichung σ > 0, (x − µ)2 −1/4 −1/2 . Gσ,µ (x) := π σ exp − 2σ 2 Zeige mit Hilfe der Fouriertransformation und des Faltungssatzes, dass die Faltung Gσ1 ,µ1 ∗ Gσ2 ,µ2 zweier solcher Gaußfunktionen bis auf einen konstanten Faktor wieder eine Gaußfunktion Gσ3 ,µ3 ist, mit Mittelwert µ3 = µ1 + µ2 und Standardabp 2 weichung σ3 = σ1 + σ22 . Tipp: Aufgaben 14) und 15) verwenden. 17) Lineare Integrodifferentialgleichung In manchen mathematischen Modellen treten lineare Integrodifferentialgleichungen der Form Z ∞ ∂ 2 u(t, x) ∂u(t, x) =λ + dy u(t, x − y) v(y) ∂t ∂x2 −∞ auf, z.B. bei der Modellierung der zeitlichen Entwicklung einer Population oder bei Finanzmarktmodellen. Die von zwei Variablen t, x ∈ IR abhängige Funktion u ist gesucht, v ist eine modellabhängige, fest vorgegebene Funktion, und λ ≥ 0 ein fester Parameter. Löse die obige Integrodifferentialgleichung für den Fall v(y) = e−3|y| unter der 2 Anfangsbedingung u(0, x) := u0 (x) = e−x /2 soweit, dass Du u(t, x) als ein Integral über explizite Funktionen angeben kannst. Dieses Integral muss dann nicht mehr ausgeführt werden. Tipp: Verwende eine Fouriertransformation in x analog zu der Behandlung der Wellen- und Schrödingergleichung in der Vorlesung, und benutze die in Übungen bzw. Vorlesung berechneten Fouriertransformierten von u0 und v. 18) Deltafolgen Es sei ϕn , n ∈ IN, die folgendermaßen definierte Folge von Funktionen auf IR: +n2 ; − n1 ≤ x < 0 −n2 ; 0 ≤ x ≤ n1 ϕn (x) := . 0 ; |x| > n1 6 Skizziere ϕn und zeige, dass diese Folge im Sinne von Distributionen gegen die Ableitung der Delta-Distribution δ 0 konvergiert, d.h. dass für jede Testfunktion f ∈ S (IR) gilt Z lim dx ϕn (x)f (x) = δ 0 (f ) = −f 0 (0) . n→∞ Tipp: Finde zuerst geeigneteR Stammfunktionen Φn der ϕn , die von der Form Φn (x) = nΦ1 (nx) sind und dx Φ1 (x) = 1 erfüllen. Wie in der Vorlesung folgt dann, dass die Φn für n → ∞ die Delta-Distribution approximieren. 19) Fouriertransformation von Distributionen Zeige, dass die Fouriertransformierte Ten der√durch die Funktion x 7→ xn , n ∈ IN0 , gegebenen regulären Distribution Tn gleich 2π in δ (n) ist. Benutze im Gegensatz zur Vorlesung nicht eine formale Schreibweise, sondern argumentiere mit Testfunktionen f ∈ S (IR). 20) Deltadistributionen In dieser Aufgabe geht es darum, die formalen Ausdrücke δ(λ · x) und δ(x2 − a2 ) im Sinne von Distributionen zu definieren. Die Zahlen a, λ > 0 sind hier beliebige reelle Parameter. Gehe dazu so vor, dass Du eine Deltafolge ϕn betrachtest, die im Sinne von Distributionen gegen δ konvergiert, d.h. Z lim dx ϕn (x) f (x) = f (0) = δ(f ) , f ∈ S (IR) . n→∞ Um δ(λ · x) bzw. δ(x2 − a2 ) als Distributionen zu definieren, betrachte die Funktionen ψn,λ (x) := ϕn (λ · x) bzw. ξn,a (x) := ϕn (x2 − a2 ), setze für Testfunktionen f ∈ S (IR) Z T1,λ (f ) := lim dx ψn,λ (x) f (x) , n→∞ Z T2,λ (f ) := lim dx ξn,a (x) f (x) , n→∞ und bestimme T1,λ (f ) und T2,λ (f ) explizit. 21) Fundamentallösungen des Laplaceoperators in zwei Dimensionen Das Newton-Potenzial in zwei Dimensionen ist die Funktion q 1 log x21 + x22 , N2 (x1 , x2 ) := x = (x1 , x2 ) ∈ IR2 \{0} . 2π a) Zeige, dass im Sinne von Distributionen auf S (IR2 ) gilt ∆N2 (x) = δ(x) , hierbei ist ∆ der Laplaceoperator in zwei Dimensionen und δ(x) = δ(x1 )δ(x2 ). R Es ist also zu zeigen, dass IR2 d2 x (∆f )(x) · N2 (x) = f (0) für jede Testfunktion f ∈ S (IR2 ) gilt. Gehe dazu wie folgt vor: Überzeuge Dich zunächst, dass ∆N2 (x) = 0 für x 6= 0. Verwende in obigem Integral Polarkoordinaten, und teile das Integral 7 in ein Integral über die Kreisscheibe Bε mit Radius ε und Mittelpunkt x = 0 und ein Integral über die gelochte Ebene IR2 \Bε auf. Argumentiere, dass das Integral über Bε im Limes ε → 0 verschwindet. Zur Auswertung des Integrals über IR2 \Bε bietet es sich an, den Laplaceoperator in Polarkoordinaten (r, ϕ) in der Form ∂f (r, ϕ) 1 ∂ 2 f (r, ϕ) 1 ∂ r + 2 (∆f )(r, ϕ) = r ∂r ∂r r ∂ϕ2 zu schreiben. b) Es wird das elektrische Potenzial einer Punktladung vor einer geerdeten Metallplatte gesucht (in zwei Dimensionen, siehe Bild). Die Punktladung befinde sich bei y = (y1 , y2 ) ∈ IR2 mit y1 > 0, die Metallplatte in der Ebene x1 = 0. Das gesuchte Potenzial ist eine Greensche Funktion G+ des Laplaceoperators, d.h. 2 ∂2 ∂ G+ (x; y) = δ(x − y) für x1 > 0 , + ∂x21 ∂x22 R bzw. d2 x(∆f )(x)G+ (x) = f (y) für alle Testfunktionen f , die in der Halbebene x1 ≤ 0 verschwinden. Die Metallplatte wird durch die DirichletRandbedingung G+ (x; y) = 0 für x auf der Metallplatte modelliert. (Die Ladungen in der Metallplatte verschieben sich so lange, bis die auf sie wirkende Kraft senkrecht zur Platte zeigt.) Zeige, dass diese Bedingungen von G+ (x; y) := N2 (x − y) − N2 (x − y 0 ) erfüllt werden, wenn y 0 das Spiegelbild von y an der Metallplatte ist. c) Finde für eine beliebig vorgegebene Ladungsverteilung ρ mit ρ(x) = 0 für x1 ≤ 0 eine Lösung der Poissongleichung ∆Φ = ρ, die die Randbedingung aus PN b) erfüllt. Was ergibt sich speziell für den Fall, dass ρ(x) = n=1 Qn δ(x−y n ) eine Ansammlung von Punktladungen bei y 1 , ..., y N mit Ladungen Q1 , ..., QN beschreibt? 22) Orthogonale Polynome In der Physik kommen viele Familien von orthogonalen Polynomen vor, z.B. die Hermite-, Laguerre-, Legendre-, Jacobi- und Gegenbauer-Polynome u.v.m.. In dieser Aufgabe sollen die in der Quantenmechanik wichtigen Legendre-Polynome diskutiert werden. Im folgenden bezeichnet φn (x) := xn , n = 0, 1, 2, .... a) Betrachte den Hilbertraum L2 ([−1, 1]) mit dem Standard-Skalarprodukt. Finde durch Anwenden des Gram-Schmidtschen Orthogonalisierungsverfahrens auf {φn }n∈IN0 Polynome Pn , n = 0, 1, 2, ..., die hPn , Pm i = 8 2 δnm 2n + 1 erfüllen. Man beachte die obige Normierung, die Pn haben also nicht Norm 1. Berechne Pn für n = 0, 1, 2, 3 explizit und prüfe für diese Beispiele, dass sie die Legendresche Differentialgleichung (1 − x2 )f 00 (x) − 2xf 0 (x) + n(n + 1)f (x) = 0 lösen. b) Überlege, was sich für ∞ X 2n + 1 2 n=0 Pn (x)Pn (y) ergibt. c) Zeige: Falls g ∈ L2 ([−1, 1]) und hφn , gi = 0 ; n gerade , ; n ungerade 2 n+2 so gilt g(x) = x fast überall. 23) Orthonormalbasen Es seien H1 und H2 zwei separable Hilberträume mit Skalarprodukten h · , · i1 bzw. h · , · i2 , zugehörigen Normen k·k1 bzw. k·k2 und Orthonormalbasen {ψn1 }n∈IN bzw. {ψn2 }n∈IN . a) Wir definieren auf den Basisvektoren eine lineare Abbildung U : H1 → H2 , U ψn1 := ψn2 , P P P d.h. U n cn ψn1 := n cn ψn2 für alle komplexen Zahlen cn mit n |cn |2 < ∞. Zeige, dass diese Abbildung das Skalarprodukt und die Norm erhält (isometrische Abbildung), d.h. für alle ψ, φ ∈ H1 gilt hU ψ, U φi2 = hψ, φi1 und kU ψk2 = kψk1 , und surjektiv ist, d.h. jedes ξ ∈ H2 kann in der Form ξ = U ψ mit einem geeigneten ψ ∈ H1 geschrieben werden. b) Zeige andersherum: Ist U : H1 → H2 eine isometrische und surjektive lineare Abbildung und {bn }n∈IN eine Orthonormalbasis von H1 , so ist {U bn }n∈IN eine Orthonormalbasis von H2 . 24) Anfreunden mit Operatoren In dieser Aufgabe sollen einige in der Vorlesung eingeführte Begriffe an zwei Beispieloperatoren nachvollzogen werden. Wir betrachten den Hilbertraum H = L2 (IR), und darauf die Operatoren ψ(x) 1 + x2 (Bψ)(x) := ψ 0 (x) (Aψ)(x) := a) Sind A und B beschränkt? Wenn ja, bestimme ihre Operatornormen. 9 b) Kommutieren A und B? Berechne [A, B]. c) Ist A invertierbar? Wenn ja, bestimme den inversen Operator A−1 . d) Sind A und B selbstadjungiert? Bestimme die adjungierten Operatoren A∗ und B ∗ . 25) Integraloperatoren und Neumann-Reihen Wir betrachten zu gegebenem λ ∈ C und ϕ ∈ L2 (IR) die Integralgleichung Z 2 2 λ · ψ(x) − dy e−(x +y ) ψ(y) = ϕ(x) und suchen nach Lösungen ψ ∈ L2 (IR). Dazu führen wir den Integraloperator K ein, Z 2 2 (Kψ)(x) := dy e−(x +y ) ψ(y) . In Hilbertraumnotation ist die Integralgleichung also durch (λ · 1 − K)ψ = ϕ gegeben (Die 1 bezeichnet hier die Identität auf L2 (IR)), und die Lösung ist ψ = (λ · 1 − K)−1 ϕ, falls (λ · 1 − K)−1 existiert. a) Zeige, dass K ein beschränkter linearer Operator auf dem Hilbertraum L2 (IR) ist, und berechne seine Operatornorm kKk. b) Zeige, dass im Falle |λ| > kKk die Folge {ψN }N ∈IN , −1 ψN := λ ϕ+ N X λ−(1+n) K n ϕ , n=1 für N → ∞ in Norm gegen eine Lösung der Integralgleichung konvergiert. 26) Adjungierte Operatoren Zeige, dass die Adjungiertenbildung A 7→ A∗ von Operatoren die folgenden Eigenschaften hat (mit λ, µ ∈ C, A, B ∈ B(H)): • (λA + µB)∗ = λA∗ + µB ∗ , • (AB)∗ = B ∗ A∗ , • (A∗ )∗ = A. 27) Erwartungswerte und Schwankungsquadrate Es seien X und P der Orts- bzw. Impulsoperator auf L2 (IR), d.h. für ψ aus dem Definitionsbereich S (IR) ⊂ L2 (IR) gilt (Xψ)(x) = x · ψ(x) , (P ψ)(x) = −i~ ψ 0 (x) . Bestimme die Erwartungswerte und Schwankungsquadrate von X und P in dem Zustand ψσ,µ , wobei 1 ψσ,µ (x) := π −1/4 σ −1/2 e− 2 ( x−µ 2 σ ) mit σ > 0, µ ∈ IR ist. Prüfe, ob das Unschärfeprodukt ∆ψσ,µ X · ∆ψσ,µ P in Einklang mit der Unschärferelation ist. 10 28) Weiteres Übungsmaterial Hier folgen einige weitere Übungsaufgaben, deren Bearbeitung freiwillig ist und die auch nicht mehr in den Übungen besprochen werden. Diese Aufgaben können z.B. zum Nachvollziehen des letzten Vorlesungsteils oder zum allgemeinen Zeitvertreib benutzt werden. • Finde einen Operator U 6= ±1, der sowohl unitär als auch selbstadjungiert ist. • Zeige: Ist A ∈ B(H) und U unitär, so gilt Sp (U AU ∗ ) = Sp A . • Bestimme das Spektrum des Faltungsoperators C, definiert auf L2 (IR) als Z ∞ dy e−y f (x − y) . (Cf )(x) := 0 Tipp: Benutze die vorangehende Aufgabe und die Fouriertransformation. • Auf L2 (IR) betrachten wir den Operator (Hf )(x) = −f 00 (x) + x2 f (x) . Zeige, dass alle Eigenwerte von H positiv sind. Finde einen Eigenwert von H. • Bestimme im Kontext der vorhergehenden Aufgabe den Kommutator [H, P ] mit P definiert als (P f )(x) := −if 0 (x) . Was für eine Unschärferelation ergibt sich für die Schwankungsquadrate ∆H und ∆P ? • Und zum Schluss noch zwei zum Knobeln: a) Zeige, dass es keine (n × n)-Matrizen X, P gibt, die die Heisenbergschen Vertauschungsrelationen [X, P ] = i · 1 erfüllen. 1 bezeichnet hier die (n × n)-Einheitsmatrix. b) Bestimme das Spektrum der Fouriertransformation als Operator auf L2 (IR). Schöne Semesterferien! 11